Love Letter - still you von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 15: 15 -------------- Part 4 - doesn't change Mai X6 Fünf Jahre und acht Monate nach dem Brief “Und damit dürfen Sie die Braut küssen.” Der Bräutigam zieht auf diese Ansage seine Braut an sich und unter dem Jubel der anwesenden Gäste, bestehend aus Familie, Freunden und teilweise auch Arbeitskollegen, küsst er sie. Der Blick des Trauzeugen hingegen liegt auf der Frau, die hinter der Braut steht. Ein Lächeln ziert ihre Gesichtszüge, lässt ihre braunen Augen strahlen. Es ist über drei Jahre her, dass er sie das letzte Mal gesehen hat. Er ist ihr bewusst aus dem Weg gegangen, wollte, konnte sie nicht sehen. Wollte sie vergessen. Und nun steht sie dort und sein Herz schlägt ihretwegen doch schneller. Sie ist so wunderschön, das hat sich nicht geändert. Er erinnert sich zu gut an das letzte Mal, an dem sie sich wirklich gesehen haben. Daran, wie sich ihre Lippen auf seinen angefühlt haben. Wie sie geschmeckt hat. Wie sie gerochen hat. Doch er erinnert sich auch daran, wie drei Tage danach seine Welt zusammengebrochen ist. Und das ist es, was ihn nicht verstehen lässt, warum ihr Anblick all die Gefühle für sie, die er loswerden wollte, wieder hervorbringt. Ob er das jemals kann? In diesem Augenblick dreht Elsa ihren Kopf und ihre Augen treffen auf seine. Mario muss schlucken, während er ihrem Blick standhält. “Seht ihr? Das ist jetzt offiziell! So richtig offiziell!”, reißt Gregor seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Sein bester Freund deutet zwischen Conny und sich hin und her, während die Gäste der beiden laut lachen müssen. So kennen sie ihn doch. Und nur, weil er heute, im Alter von gerade einmal 21 Jahren, seine große Liebe heiratet, wird sich daran sicherlich nichts ändern. Auch auf Marios Zügen erscheint ein Lächeln. Selbst wenn er sich vor fast drei Jahren dafür entschieden hat, dass Liebe nichts ist, zumindest nicht für ihn, freut er sich, dass Conny und Gregor diese ineinander gefunden haben. Doch er selbst hat der Liebe abgeschworen. Es gibt eine einzige Person, für die er jemals so tiefe Gefühle hegte. Gefühle, die selbst andere Beziehungen nicht abgeschwächt haben. Aber warum, obwohl er diese Entscheidung getroffen hat, macht allein ihr Anblick das alles wieder zunichte? Erneut sieht er Elsa an. Warum kann er sie nicht vergessen? Warum, bringt sie alles wieder zurück? ~✒️~ “Elsa.” Überrascht dreht sich die Angesprochene herum. “Mario?” Ihr Herz macht einen Satz. Sie hat ihn so lange Zeit nicht mehr gesehen. Doch auch, wenn sie es nicht hat, hat sie viel an ihn gedacht. Vielleicht sogar zu oft. Heute haben sie sich ständig gesehen. Natürlich. Sie ist Connys Trauzeugin, er Gregors Trauzeuge. Heute Morgen waren sie gemeinsam beim Standesamt, damit das Eheregistrierungsformular abgegeben werden konnte. Anschließend die große Zeremonie, bei der alle dabei waren. Dann das Fest. Aber miteinander gesprochen haben sie bisher noch nicht. Das ist nun, wenn man von einem “Hallo” absieht, das erste Wort, das sie miteinander wechseln. Er reibt sich mit einer Hand durch die Haare am Hinterkopf und Elsa sieht ihm an, dass er unsicher wirkt. Es bringt Erinnerungen an eine Situation zurück, wo er schon einmal so vor ihr stand. Sie presst ihre Lippen aufeinander und verbietet sich, weiter darüber nachzudenken. Sie hat damals eine Entscheidung getroffen, sie kann daran nichts mehr rückgängig machen. Und daher soll ihr dummes Herz aufhören, so schnell zu schlagen! “Die Braut- und Bräutigamsmütter, also auch deine, haben gesagt, ich soll dich zum Tanzen auffordern. Anscheinend gehört es sich, dass auch die Trauzeugen miteinander tanzen.” “Oh, ach so?” Überrascht dreht Elsa ihren Kopf, sucht nach ihrer Mutter. “Ich kann jedoch verstehen, wenn du nicht mit mir tanzen willst. Das ist in Ordnung”, unterbricht seine dunkle Stimme ihre Suche. Schnell richtet sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Mario. “Nein. Also, doch. Ähm”, verunsichert streicht sich Elsa eine Strähne hinter ihr Ohr, “ich will damit sagen, dass es für mich okay ist, wenn wir miteinander tanzen. Wenn es auch für dich okay ist.” “Ich hätte nicht gefragt, wenn nicht. Daher, darf ich bitten?” Mario hebt Elsa seine Hand entgegen. Sie ergreift diese und kaum dass sie sich berühren, durchzuckt es beide. Es ist wie ein Blitz, der direkt in sie hineinfährt. Elsas Augen weiten sich etwas, Mario hingegen dreht schnell seinen Kopf zur Seite, um jedem Blickkontakt auszuweichen. Sie darf ihm auf keinen Fall ansehen, dass sich seine Gefühle für sie nicht geändert haben. Denn das muss er sich eingestehen. Wäre es so, dann würde er nicht so reagieren. Er führt sie zur Tanzfläche, die das Brautpaar vorher eröffnet hat. Gregor und Conny wirbeln auch noch herum. Sie scheinen viel Spaß zu haben. Mario zieht Elsa zu sich und legt eine Hand auf ihre Hüfte, während er die andere, in der ihre Finger noch liegen, leicht anhebt. Zögernd legt sich Elsas zweite Hand auf seine Schulter. Kurz streift sich ihr Blick, wird jedoch von beiden schnell unterbrochen. Jeder sieht in eine andere Richtung, als sie ihren Tanz beginnen. Und genauso, wie sie miteinander umgehen, ist auch dieser. Hölzern, alles andere als fließend. Man merkt ihnen beiden an, dass sie sich unwohl fühlen. Elsas Finger um Marios Schultern spannen sich plötzlich an. “Ich muss mich bei dir entschuldigen”, gibt sie plötzlich von sich. Die ersten Worte, die einer von beiden von sich gibt, seit sie tanzen. “Was meinst du?” Überrascht sieht Mario sie doch direkt an. “Damals. Das war nicht in Ordnung von mir.” Ihre Worte sind zwar nur leise, doch trotzdem hallen sie in seinen Ohren. Seine Finger um ihre Hand stärken ihren Griff. Er hat eine starke Vermutung, was sie meint. Und er weiß nicht, ob er darüber reden möchte. Das hat er nicht. Mit niemandem. Gregor war damals der Einzige, zu dem er etwas gesagt hat. Danach hat er nie wieder ein Wort darüber verloren. “Ich habe dich einfach sitzen lassen, anstatt zu kommen und es dir selbst zu sagen.” “Warum nicht?” “Ich …” Elsas Finger bewegen sich unruhig in Marios. “Ich war feige. Ich habe mich nicht getraut. Und das tut mir leid.” “Was genau tut dir leid? Dass du es mir nicht persönlich gesagt hast? Oder dass du dich nicht für mich entschieden hast. Oder vielleicht sogar, dass du dich damals für deinen Freund entschieden hast?” Kaum dass er diese Frage, nein, all diese Fragen ausgesprochen hat, würde Mario sich gerne selbst in den Hintern treten. Von wegen, der Liebe abschwören und Elsa vergessen. All diese Fragen zeigen doch eindeutig auf, wie er empfindet – immer noch. Ihr Tanz hat sich geändert. Er ist fließender geworden. Sie beide harmonieren miteinander, tanzen, als hätten sie nie etwas anderes gemeinsam getan. Elsa sieht ungläubig zu ihm auf, während ihr Herz schneller schlägt. Alles, schreit es in ihr. Würde sie am liebsten laut sagen. Denn sie bereut tatsächlich alles davon. Seit diesem Zeitpunkt damals, als sie nicht zu ihm gegangen ist. Als sie ihn an der Bank hat warten lassen. Dass sie sich für Mamoru entschieden hat. Doch was ihr am schwersten auf dem Herzen liegt: Dass sie sich gegen Mario entschieden hat – obwohl sie bereits seit so vielen Jahren in ihn verliebt ist und diese Gefühle bis heute anhalten. Sie hat ihn nicht vergessen können. Ihn heute wiederzusehen, war Seelen-aufreibend. Ist es immer noch. Auch wenn sie sich die letzten Jahre immer wieder eingeredet hat, dass die Entscheidung damals sicher richtig war, bringt sein Anblick sie ins Schwanken. Wenn es richtig gewesen wäre, dann hätte sie ihn doch vergessen, oder? Gerade, als sie ihren Mund öffnet, um etwas zu antworten, schließt sich eine Hand fest und unangenehm um ihren Oberarm. Und im selben Moment wird sie unsanft aus Marios Griff gerissen. “Was soll das?” Das Knurren kommt tief aus der Kehle desjenigen, dessen Handgriff um ihren Oberarm sich wie ein Schraubstock anfühlt. “Mamoru”, bringt sie hervor und versucht, seine Hand von sich zu lösen. “Bitte, lass mich los.” “Was soll das, habe ich gefragt? Warum tanzt du mit ihm?” Mamoru ist wütend. Er spuckt Elsa diese Worte regelrecht entgegen, während seine Finger stärker zudrücken. “Meine Mutter meinte, dass die Trauzeugen miteinander tanzen sollen. Und würdest du mich jetzt bitte loslassen? Die Leute schauen schon ganz komisch.” Elsas Blick huscht hin und her. Es stimmt, alle Leute sehen in ihre Richtung. Viele haben ihren Tanz unterbrochen, um zu beobachten, was hier vor sich geht. “Und dann tust du es? Du hättest es ablehnen sollen.” “Mamoru, es ist ein Tanz. Nichts anderes.” “Ja. Aber ein Tanz mit diesem Typen. Er hat schon einmal versucht, uns auseinanderzubringen!” Okay, Mamoru erinnert sich eindeutig an ihn. Und anscheinend weiß er von dem Kuss. Anders kann sich Mario nicht erklären, warum dieser ihn so hasserfüllt anstarrt. Warum ist sie mit diesem Typen immer noch zusammen? Mamoru ist ein Arsch. “Mamoru. Ich bin mit dir hier, nicht mit ihm. Sollte das nicht genug aussagen?”, versucht Elsa diesen zu beschwichtigen. Wenigstens hat er ihren Arm losgelassen. “Du hast ihn geküsst, Elsa! Obwohl du mit mir in einer Beziehung warst! Warum also sollte ich dir vertrauen? Und wie kommst du darauf, dass ich ihm vertrauen würde? Vielleicht will er immer noch etwas von dir und probiert sein Glück gleich wieder!” Ein leises Lachen entkommt Mario auf diese Worte und sofort ist er sich der Aufmerksamkeit des Paares sicher. “Vielleicht hast du recht, Mamoru. Was ich dir sagen kann, ist, dass Elsa meine große Liebe ist. Das war sie von fast 12 Jahren. Ist sie heute immer noch. Und das wird sich vermutlich niemals ändern. Ich habe es versucht, alles dafür getan, dass es nicht so ist. Tja. Heute stehe ich hier und muss feststellen, dass ich nicht anders für sie empfinde, als bereits das letzte Jahrzehnt. Was ich wirklich nicht verstehe, ist, dass sie mit so einem Armleuchter wie dir zusammen ist. Du hast sie eindeutig nicht verdient. Und es tut wirklich weh, dass sie sich für dich entschieden hat. Sie könnte es viel besser haben.” Mario hebt seinen Kopf und sieht Elsas Freund von oben herab an. “Lass dir eines gesagt sein – wenn ich jemals noch einmal mitbekomme, dass du sie so anfasst und so mit ihr redest, dann werde ich dir das nicht mehr durchgehen lassen! Jetzt lasse ich dich nur in Ruhe, weil ich die Hochzeit meines besten Freundes nicht wegen so einem Vollidioten wie dir vermiesen will.” “Willst du mir etwa drohen?” Mamoru knirscht vor Wut mit den Zähnen und ballt die Hände zu Fäusten, als sich Mario bereits herumdreht und davongehen will. Dieser bleibt nochmals stehen und dreht seinen Kopf nach hinten. “Ich will es nicht nur, ich tue es auch.” Und das ist der Augenblick, in dem Mamoru explodiert. Mit einem lauten Aufschrei stürzt er sich auf Mario. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)