Love Letter - still you von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 22: 22 -------------- Part 6 - Love in Paris Dezember X8 Acht Jahre und drei Monate nach dem Brief “Oh man, ich muss dich wirklich besuchen kommen. Paris ist doch die Stadt von jedermanns Träume.” Ein lautes Seufzen dringt durch den Hörer, den Elsa an ihr Ohr gedrückt hält. Dieser entkommt ein leises Lachen. “Oh, das ist sie wirklich. Es ist schön hier. Und jetzt, wo Dezember ist, wird es richtig weihnachtlich. Ganz anders als bei uns in Japan. Es werden gerade sogar Weihnachtsmärkte eröffnet. Und die sind viel größer als bei uns.” “Am liebsten würde ich sofort kommen und es mir ansehen. Paris, die Stadt der Liebe und das im Zeichen von Weihnachten. Aber es geht leider nicht. Ich habe aktuell zu viel Arbeit und zu viele Aufträge. Aber wäre das nicht, würde ich sofort einen Flug für mich buchen und wäre schon morgen bei dir.” “Ich hätte einen Platz in meinem Bett für dich, Nami.” Elsa lacht leise. “Meine Lust wird größer. Und du wärst die perfekte Begleitung in der Stadt der Liebe, Cousinchen.” Auf diese Aussage festigt sich Elsas Griff um den Hörer. Ein seltsames Geräusch verlässt ihre Lippen. Eigentlich sollte es erneut ein Lachen sein, doch es ist mehr ein Krächzen. “Meinst du nicht, dass du dann eher mit … mit Mario hierherkommen solltest? Ich meine, es ist die Stadt der Liebe. Was wäre da richtiger, als mit seinem … seinem Freund hier zu sein?” Auch nach der langen Zeit möchte sie eigentlich nicht darüber nachdenken. Nicht nur darüber, dass Mario eine Freundin hat, sondern auch, dass ihre eigene Cousine seine Freundin ist. Generell will sie nicht an ihn denken, denn es wirbelt ihre Gefühle jedes Mal mehr als durcheinander. Jeden Tag aufs Neue. Und seit sie hier ist, in Paris und ohne in einer Beziehung zu sein, schweifen ihre Gedanken immer häufiger zu ihm. Vermutlich, weil Paris als Stadt der Liebe bezeichnet wird. Und ihr Kopf verbindet Liebe eben mit ihm. “Elsa.” Ihr Name klingt in einem verwunderten Tonfall durch den Hörer. “Mario und ich sind kein Paar mehr. Und das seit bald eineinhalb Jahren.” Das rauschende Blut in ihren Ohren und ihr hämmerndes Herz sind das Einzige, was Elsa in diesem Moment vernimmt. Diese Nachricht trifft sie. Zu wissen, dass er mit Nami zusammen ist, hat ihn für sie unerreichbar gemacht. Und das war gut so. Dadurch konnte sie ihr Herz für Viktor öffnen. Und hatte sie nicht eine wundervolle Zeit mit diesem? War sie nicht glücklich? Musste sie in der Zeit nicht so oft lachen, wie noch nie zuvor in einer Beziehung? Beziehungsweise in der einzigen Beziehung, die sie vor Viktor hatte. Und es war für sie auch einfacher zu akzeptieren, dass sie niemals mit Mario zusammen sein kann, eben weil er in einer Beziehung mit Nami ist. Doch nun … Nun ist alles anders. Es ist wie ein Blitz, der durch sie zuckt. Sie beide sind Single. Zur gleichen Zeit. Doch das tut nichts zur Sache. Sie können niemals zusammenkommen. Zitternd stößt sie die Luft aus. “Elsa? Ist alles in Ordnung?” Namis Stimme klingt besorgt. “Ja. Ja, alles okay”, murmelt sie. Doch ihre Cousine bemerkt, dass diese Antwort nicht wahr ist. “Elsa. Warum trifft es dich so, dass ich nicht mehr mit Mario zusammen bin? Meinetwegen? Oder seinetwegen? Mach dir keinen Kopf, wir haben uns gemeinsam für die Trennung entschieden. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen, aber es war immer nur sehr oberflächlich. Nicht von meiner Seite aus, aber ich habe bemerkt, dass da jemand anderes ist. Eine andere Frau, der sein Herz gehört. Er konnte mich nicht lieben. Nicht so, wie es in einer Beziehung sein sollte. Doch ich wünsche ihm, dass er es dieser Frau irgendwann sagen kann. Und dass die beiden miteinander glücklich werden.” Namis Worte treffen. Mario liebt eine andere Frau. Sie ist diese andere Frau. Ein lautes Schluchzen bricht aus Elsa heraus. “Elsa?” “Es … es tut mir … so leid.” Die Worte bringt sie nur unter dem Schluchzen hervor, die unaufhaltsam aus ihr herausbrechen, so wie die Tränen, die über ihre Wangen laufen. “Was tut dir leid?” “Mario … er … ich …” Und allein diese Worte reichen anscheinend aus, um Nami alles zu sagen. “Du bist die Frau! Du bist die Frau, für die Mario das empfindet, was er für mich nie empfinden konnte! Er liebt dich!” “Es … es tut mir … wirklich so … leid. Ich wollte nicht … ich …” “Elsa! Es muss dir nicht leidtun! Vielmehr sollte es ihm leidtun! Es war mir eigentlich von Beginn der Beziehung an bewusst, dass da jemand anderes sein muss. Doch ich habe trotzdem weitergemacht. Gehofft, dass ich ihn dazu bringen kann, dass er sich in mich verliebt. Aber das habe ich nicht. Und nun, wo ich es weiß, dass du es bist, finde ich das nicht einmal mehr so schade. Also, ich finde es schon schade. Aber du – wem, wenn nicht dir, würde ich es mehr gönnen, mit ihm glücklich zu werden? Nur weil er und ich nicht mehr zusammen sind und es zwischen uns nie eine wirkliche Chance gab, will ich ja nicht, dass er unglücklich ist. Ich mag ihn trotzdem sehr gerne. Und du bist meine Cousine. Ich will, dass auch du glücklich bist.” Kurz herrscht Stille, ehe ein leises Lachen durch den Hörer klingt. Es klingt traurig. “Ach Elsa. Ich hätte es mir denken können, oder? Als er damals auf der Hochzeit von Gregor deinen Freund verprügelt hat. Warum sonst, wenn nicht deinetwegen?” “Nami … das zwischen Mario und mir, das … sollte bisher nicht sein. Und es ist auch nicht mehr möglich.” “Warum sollte es nicht mehr möglich sein? Du bist Single. Wenn ich es richtig weiß, ist er auch immer noch Single. Wir haben noch Kontakt, falls du dich fragst, woher ich das weiß. Also, warum ist es deiner Meinung nach nicht möglich, dass ihr beide zusammenfindet?” Ein unterdrückter Ton erklingt. “Deinetwegen.” “Meinetwegen? Ich würde keinem von euch je im Weg stehen, Elsa.” “Aber er ist dein Ex-Freund. Der Ex-Freund meiner Cousine. Und damit ist er tabu. Ich würde nie etwas mit ihm anfangen, nachdem ihr zwei …” “Papperlapapp!”, fällt Nami Elsa ins Wort. “Das macht mir nichts aus! Ich will, dass ihr glücklich werdet. Und wenn ihr nicht zusammen seid, seid ihr unglücklich. Daher ist es doch logisch, dass ihr ein Paar werdet.” “Wäre es für dich nicht seltsam, wenn du uns zusammen siehst?” “Nicht so seltsam, wie zu wissen, dass ich zwischen euch und eurem Glück stehe. Also, was hält dich ab?” Erneut schließen sich Elsas Finger fester um den Hörer. Was hält sie davon ab? Eigentlich nichts, oder? Sie ist Single. Als ihr die Weiterbildung und der damit zusammenhängende Weiterbildung angeboten wurde, wurde ihr gleich klar, dass sie das machen will. Sagt das nicht auch schon aus, dass die Beziehung zu Viktor nicht diesen Stellenwert für sie hatte? Sie beide hatten lange miteinander gesprochen. Überlegt, wie es für sie beide weitergehen sollte, wenn sie ein Jahr lang in Frankreich wäre. Nicht nur in einem anderen Land, sondern auch auf einem anderen Kontinent. Und auch wenn Viktor meinte, dass sie sicher eine Lösung finden und ihre Beziehung auch eine Fernbeziehung überstehen würde, war sie selbst anderer Meinung. Dieser Meinung ist sie auch heute noch. Eine Fernbeziehung ist nichts, was sie will. Viktor ist als Torwart auch so genug unterwegs. Wie soll er in seinen vollen Terminkalender auch noch Treffen mit seiner Freundin einbinden, die von einem anderen Land, sogar einem anderen Kontinent kommen muss? Oder dass er nach Frankreich kommt? Dann ist da auch noch der Preis. Es kostet Geld. Ein Flug von Paris nach Tokyo ist nicht günstig. Natürlich hatte Viktor sofort gesagt, dass er das alles zahlen würde, doch das wollte sie nicht. Sie will nicht von jemand anderen abhängig sein. Und nur, weil er genug Geld verdient, heißt das nicht, dass er sie aushalten sollte. Und so hatte sie sich für eine Trennung ausgesprochen. Viktor hatte das schließlich zähneknirschend akzeptiert – aber nur unter der Prämisse, dass sie beide nach ihrer Rückkehr schauen würden, ob sie beide noch eine Chance hätten. Das hatte sie ihm versprochen. Bisher hatte sie es auch als möglich empfunden. Hatte … Doch nun … Nun ist es anders. Mario bringt einmal wieder alles durcheinander. Vor allem ihre Gefühlswelt. Wobei sich ihre Gefühle für ihn noch nie verändert haben. Da kommt ihr eines. Ihre ganzen Argumente dafür, dass sie und Viktor kein Paar sein können, während sie in Paris ist, gelten an sich auch für Mario. Eine Fernbeziehung. Das ist nicht, was sie will. Stattdessen will sie diese Weiterbildung und den Job. Zudem verdienen weder Mario noch sie genug, um sich öfter zu sehen. Davon geht sie zumindest aus. Ihre Schultern sinken herab. “Wir befinden uns auf zwei unterschiedlichen Kontinenten”, flüstert sie. “Und das ist deshalb ein Hinderungsgrund, weil …?” “Ich habe mich von Viktor getrennt, weil ich keine Fernbeziehung wollte.” “Oder vielleicht auch, weil es dir wie Mario ging? Weil dein Herz eigentlich ihm und niemals Viktor gehört hat?” Namis Worte treffen erneut. Und wieder erstarrt Elsa. Sie muss nichts erwidern. “Sag es ihm wenigstens, Elsa. Von mir aus schreib ihm einen Brief. Aber sage ihm, dass du ihn liebst, wenn es wirklich so ist. Stell dich eurem Glück nicht in den Weg. Das hat keiner von euch verdient.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)