Love Letter - still you von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 23: 23 -------------- Elsa sitzt an ihrem kleinen, runden Schreibtisch, auf einem der beiden Stühle in ihrem Ein-Zimmer-Apartment in Paris. Es ist wirklich nicht groß. An einer Seite steht ihr breites Bett. Gegenüber des Fußendes steht ein hoher Schrank mit Schiebetüren und einem Spiegel. Ein langes und hohes Regal rechts vom Bett dient zumindest ein wenig als Sichtschutz auf den Schlafbereich. Auf der anderen Seite davon steht der Tisch, an dem sie nun sitzt. Und dann ist da noch die kleine Küchenzeile neben dem Esstisch. Und das kleine Bad, in dem sie sich gerade so herumdrehen kann. Doch es reicht gut aus und es ist gemütlich. Sie fühlt sich hier wohl. Und zudem kann man von ihrem Fenster aus ein Stück des Eiffelturms erkennen. Doch gerade … Elsas Blick ist auf das Stück Papier gerichtet, das vor ihr auf der braunen Tischoberfläche liegt. Sie will einen Brief schreiben. Ein weiteres Mal. Den Dritten, wenn sie es richtig gezählt hat. Und sie will erneut ehrlich sein. Das musste sie Nami versprechen. Sie sollte Mario sagen, dass sie immer noch etwas für ihn empfindet. Wobei sagen nicht ganz das ist, was sie nun tun wird. Sie wird ihm schreiben. Und dann wird sie weitersehen, wenn sie wieder in Japan ist. Es sind noch acht Monate und danach können sie schauen, ob sie beide doch eine Chance haben. Eine Chance, zusammen zu sein. Endlich zu ihren Gefühlen zu stehen. Elsa hatte bis vor Kurzem nicht gedacht, dass es wirklich noch eine Chance geben würde. Eine Chance für sie beide. Doch es gibt diese Möglichkeit – sie hat sie nun. Sie muss sie nur noch ergreifen. Und das würde sie machen. Ihre Finger schließen sich fester um den Stift in ihrer Hand uns sie setzt die Spitze auf dem Papier auf. ~✒️~ Elsas Augen fliegen regelrecht über das Papier. Kann sie diesen Brief so abschicken? Lieber Mario, ich weiß, dass das hier nicht der erste Brief ist, den du von mir bekommst. Die anderen sind sicherlich Erinnerungen an schlechte Zeiten. Und ich könnte verstehen, dass du deshalb diesen Brief vielleicht gar nicht lesen willst. Doch ich würde mich freuen, wenn du mir eine Chance gibst, dir zu sagen, was in mir vorgeht. Diesen Brief schreibe ich dir aus Paris. Sicherlich hast du von Gregor mitbekommen, dass ich hier aktuell eine Weiterbildung mache, um anschließend eine Stelle als Senior Managerin zu erhalten. Es ist wundervoll hier. Aber so vieles ist anders als bei uns in Japan. Im Juli komme ich zurück, bis dahin werde ich jeden Augenblick hier genießen. Paris – du weißt sicher, dass man diese Stadt auch Stadt der Liebe nennt. Ich kann dem zustimmen. Es ist wirklich romantisch hier. Ich wünschte, du könntest das alles sehen. Sicherlich würde es dir gefallen. Ich denke es zumindest. Nami hat mir erzählt, dass ihr beide nicht mehr zusammen seid. Bereits seit einiger Zeit. Ich würde dich am liebsten fragen, warum du es mir nicht gesagt hast. Doch es ist deine Sache und daher ist das so in Ordnung. Vielleicht weiß ich es auch, zumindest glaube ich, einen Grund zu kennen. Das mit uns beiden, nein, das zwischen uns beiden, das ist eine Sache, die nie enden wird – oder? Meine Gefühle für dich, die waren noch nie weg. Sie sind immer da, tief in mir. Du hast mir einmal gesagt, dass ich immer deine große Liebe sein werde. Und ich bin mir sicher, dass du immer meine große Liebe sein wirst. Nun gerade, in diesem Augenblick, sind wir beide Single. Und genau dann, wenn das so ist, bin ich in einem anderen Land. Auf einem anderen Kontinent. Manchmal habe ich das Gefühl, dass das zwischen uns vielleicht nicht sein soll … Doch ich wollte es dir sagen – muss es dir sagen. Dass sich an meinen Gefühlen für dich nie etwas geändert hat. Nami meinte, ich solle uns beiden nicht im Weg stehen, glücklich zu sein. Vermutlich habe ich das getan. Teilweise auch unbewusst. Und nun tue ich es wieder, weil ich nicht in Japan bin. Mario, ich denke viel an dich. Andauernd. In der Stadt der Liebe nur noch mehr. Deine Elsa Langsam lässt Elsa ihren Brief sinken. Ihr Blick liegt auf den Worten, die gerade einfach aus ihr herausgeströmt sind. Kann sie ihn wirklich so abschicken? Und obwohl sie sich nicht sicher ist, faltet sie das Blatt Papier zusammen und steckt es in einen Umschlag. Sie hat Marios Adresse von Nami bekommen. Dieser wohnt immer noch in der Wohnung, die er nach dem Studium bezogen hat. Ehe sie sich anders entscheiden kann und der Unsicherheit nachgibt, schließt sie den Umschlag und springt auf. ~✒️~ Eine halbe Stunde später tritt sie mit schnell schlagendem Herzen aus dem Gebäude, in dem die Postfiliale untergebracht ist. Der Brief an Mario ist unterwegs. Laut dem freundlichen Mitarbeiter dauert es ungefähr zwei Wochen, dann dürfte er beim Empfänger ankommen. Wenn sie Mario nun zwei Wochen Zeit für eine Antwort und weitere zwei Wochen für den Postweg von Japan nach Frankreich gibt, kann sie vermutlich im Januar mit einer Antwort warten. Bis dahin muss sie versuchen, ihr Herz zu beruhigen. Denn wenn es die nächsten Tage so weiterhin so schnell schlägt, wird sie das nicht aushalten. ~✒️~ Es sind gerade einmal zwei Wochen vergangen, seit sie den Brief versandt hat. In wenigen Tagen ist Weihnachten. Das erste Weihnachten, das sie allein verbringen wird. Doch Elsa ist sich sicher, dass Weihnachten allein in Paris keine Strafe ist. Sie wühlt in ihrer Tasche nach ihrem Hausschlüssel, während ihre Stiefel durch den bereits vermatschten Schnee laufen. Als sie den Schlüsselbund in den Fingern hält, zieht sie ihn hervor und hebt ihren Kopf. Dort vorn ist das Haus, in dem sich ihre Wohnung befindet. Eine Person steht davor. Abwartend. Als Elsa ihn erkennt, bleibt sie wie angewurzelt stehen. Ihr Kopf weigert sich, es wahrzunehmen. Doch ihr Herz springt ihr fast aus dem Brustkorb, denn ihm ist längst klar, was das bedeutet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)