Love Letter - still you von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 24: 24 -------------- Elsas Herz schlägt hart in ihrer Brust. Dort steht er. Und er sieht sogar besser aus als früher, da ist sie sich sicher. Seine schwarzen Haare sind unter einer Wollmütze versteckt und er trägt eine etwas dickere Jacke, schließlich ist es hier Winter. Hinter ihm liegt auf der Treppe, die zu ihrer Haustüre hinauf führt, eine Reisetasche, die ihm gehören zu scheint. “M-Mario”, kommt ihr Name stotternd über ihre Lippen. Seine Mundwinkel heben sich zu einem schiefen Grinsen, dem die Unsicherheit zu entnehmen ist. “Ich habe deinen Brief bekommen.” Ihren Brief. Er hat ihn bekommen. Und gelesen. Nun ist er hier. Ihretwegen. Und da kommt Bewegung in Elsa, als diese Erkenntnis endlich endgültig zu ihr vordringt. Sie rennt los, schlittert das letzte Stück regelrecht, bis sie vor ihm stehenbleibt. Ihr Schlüssel landet mit ihrer Tasche auf dem Boden, während sie ihre behandschuhten Hände hebt und diese an seine Wangen legt. Für einen Augenblick sehen sie sich nur an. Der Blick aus hellbraunen Augen trifft auf den aus dunklen Augen. Und da stellt sich Elsa auf die Zehenspitzen und legt ihre Lippen auf seine. Es ist, als würde die Zeit stehen bleiben. Es gibt nur noch sie beide. So hat sie schon einmal empfunden. Bei dem ersten – und auch einzigen –, Kuss, den sie beide bis dahin geteilt haben. Und so ist es auch jetzt. Seine Nähe, sein Geschmack, sein Geruch. Er nimmt sie ein, alles an ihr. Und es ist genau richtig so. Mamoru war es, mit dem sie all ihre ersten Male geteilt haben. Mit dem sie nicht nur einmal geschlafen hat, sondern in ihrer immerhin jahrelangen Beziehung häufig. Und dann war da Viktor. Für ihn waren schon sehr viel mehr Gefühle da. Es hat sich gut angefühlt, mit ihm zusammen zu sein, intim zu werden. Doch das jetzt, dieser Kuss, nicht mehr als das, löst so viel in ihr aus. Er nimmt sie mit sich und weckt in ihr den Wunsch, nie mehr an einem anderen Ort als in Marios Armen zu sein. Keiner der anderen Männer und alles, was sie mit ihnen erlebt hat, kommt auf dieselbe Stufe, wie dieser eine schon fast schlichte Kuss. Doch schließlich müssen sie sich wieder voneinander lösen. Nicht nur Elsas, auch Marios Wangen haben einen sanften, roten Schimmer angenommen. Seine Augen leuchten ebenso wie ihre, während sie sich ansehen, noch nicht ganz realisiert haben, was gerade geschehen ist. Erst jetzt dringen auch die Geräusche ihrer Umgebung wieder bis zu ihnen durch. Marios Adamsapfel bewegt sich, als er schluckt. Ein Fahrradklingeln lässt ihn einen Schritt zurück machen und Elsa mit sich ziehen. Das Fahrrad ist jedoch nicht so nahe, wie er angenommen hat, sondern fährt einen Meter vor ihnen auf der Straße an ihnen vorbei. Kurz sieht Mario diesem hinterher. Bei diesem Wetter Fahrradfahren? Wobei, es kann ihm egal sein. Seine Aufmerksamkeit richtet sich wieder auf Elsa. Diese löst sich aus seinen Griffen und hebt gleich darauf ihre Handtasche und ihren Schlüsselbund auf. Als sie sich zu ihm dreht, bemerkt er, dass sie mit der Situation etwas überfordert ist. “Komm, gehen wir lieber rein”, richtet sie an ihn und geht die Stufen hinauf. Mario greift nach seiner Reisetasche und folgt ihr mit schnellen Schritten. Ein paar Minuten später stehen sie in Elsas kleinem Flur und hängen ihre Jacken dort an die Garderobenhaken an der Wand. “Es ist nicht sonderlich groß”, entschuldigt sich Elsa, während sie in das Zimmer eintritt, das gleichzeitig Wohn-, Ess- und Schlafzimmer sowie Küche darstellt. “Es wirkt trotzdem sehr gemütlich”, antwortet Mario, während er sich neugierig umsieht. Doch schnell wird sein Blick wieder von Elsa angezogen. Er muss sie einfach ansehen, sie mustern. Sich immer wieder klarmachen, dass er wirklich hier ist, bei ihr. So scheint es auch ihr zu gehen, denn wieder treffen sich ihre Blicke. “Du bist wirklich hier …”, flüstert sie, wiederholt unbewusst seine Gedanken, spricht sie laut aus. “Ja. Ich … ich hoffe, das ist in Ordnung. Als ich gestern deinen Brief bekommen habe, nein, vorgestern …” “Was? Du bist direkt gekommen?” Ungläubig wird Elsas Stimme eine Oktave höher. “Ja. Ich habe deinen Brief gelesen, danach mit meinem Chef telefoniert, Urlaub genommen und bin an den Flughafen gefahren. Dort habe ich mir ein Ticket für den nächsten Flug nach Paris gekauft. Und nun bin ich hier.” Seine Anspannung nimmt zu. “Ich hoffe, das ist für dich in Ordnung.” Müsste es, oder? Immerhin hat sie ihn geküsst, als sie ihn da draußen gesehen hat. Unbewusst wandert seine Aufmerksamkeit auf ihre Lippen, die etwas offen stehen. Sie waren so weich. Der Wunsch, sie erneut zu küssen, kommt in ihm auf. “Wie … lange wirst du bleiben?” Gerade, als Mario einen Schritt auf sie zumachen wollte, stellt sie diese Frage. Er hält in jeder Bewegung inne. “Ich habe Urlaub für eine Woche einreichen können.” “Und … wo wirst du wohnen?” Diese Frage kommt zögerlich. “Ich”, erneut kratzt er sich peinlich berührt am Hinterkopf, “habe noch nicht nach einer Unterkunft geschaut. Aber ich werde vermutlich nach einem billigen Hotel oder eine Jugendherberge schauen, wo ich für diese Woche …” “Bleib hier. Bleib diese Woche bei mir.” Mit geweiteten Augen lässt Mario seine Hand sinken, sieht die junge Frau sich gegenüber ungläubig an. “Bei dir?” “Ja.” Sie tritt auf ihn zu, hebt ihre Hand und lässt ihre Finger erneut über seine Wange wandern. Ohne die Handschuhe fühlen sich ihre Berührungen wie kleine Blitze an, die sie durch seinen ganzen Körper schicken. “Bleib bei mir. Lass uns diese Woche einfach nur uns beide sein. Du und ich. Niemand sonst. Nur wir beide. Für diese eine Woche.” Nur sie beide. Eine Woche lang. Noch ehe Mario es aussprechen kann, nickt er bereits. Seine Hände finden ihre Seiten und ziehen sie gleich daran an sich. “Ich will nichts anderes, als dass es nur uns beide gibt”, haucht er gegen ihre Lippen, ehe er diese mit seinen eigenen verschließt. ~✒️~ Es ist der nächste Morgen, als Mario bemerkt, dass sich die Matratze bewegt, ehe sich der warme Körper, den er gerade noch in seinen Armen gehalten hat, aus diesen befreit. Verwundert stützt er sich auf dem Unterarm auf und sieht mit noch vom Schlaf verhangenen Augen zu der Frau auf, die sich gerade erhebt. Sein Blick gleitet über ihren nackten Körper und er spürt, wie alles an ihm auf sie reagiert. Er streckt eine Hand nach ihr aus, will sie wieder an sich ziehen, als sie ihm ausweicht. Sein Herz stockt, als sie sich zu ihm hinunterbeugt. Ihre Lippen streichen sanft über seine und sein Herz nimmt seine Arbeit wieder auf. Als sie sich erneut von ihm löst, erkennt er ihre leuchtenden Augen, die auf ihn gerichtet sind, nimmt das sanfte Lächeln ihres Mundes wahr. “Ich muss kurz bei meinem Arbeitgeber anrufen und mich für heute abmelden.” Abrupt setzt sich Mario auf, wobei die Decke von seinem Oberkörper rutscht und auf seinem Schoß landet. Elsas Augen folgen der Bewegung, bleiben an seinem Bauch und den Muskeln dort hängen. Ihre Augen blitzen auf, was Mario ein spitzbübisches Grinsen entlockt. “Dann beeil dich, dass du schnell wieder bei mir unter der Bettdecke bist. Hier ist es wärmer.” Ein Lachen folgt auf diese Aussage. “Das stimmt wohl. Einen Augenblick.” Marios Blick folgt ihr weiter. Durch das Bücherregal hindurch kann er durch ein paar freie Stellen betrachten, wie sie zu ihrem Telefon tritt, das auf der anderen Seite steht. Kurz darauf dringen Worte an sein Ohr. Worte, die er nicht versteht, da sie in einer fremden Sprache gesprochen werden. Er versteht diese Sprache nicht – außer: “Oui.” – Ja. Ein paar Minuten später kommt Elsa um das Bücherregal herum. Ihre Augen leuchten. “Ich habe kurzfristigen Urlaub bekommen. Allerdings muss ich in sechs Tagen wieder arbeiten gehen.” “Wenn ich es richtig weiß, geht da auch mein Flug zurück.” “Lass uns nicht darüber reden. Ich will das Hier und Jetzt genießen.” “Dann tun wir das.” Mario beugt sich nach vorn, umfasst Elsas Handgelenk und zieht sie mit einem Ruck zu sich. Ein überraschter Aufschrei entkommt ihr, ehe sie lacht. Sie schmiegt sich an Mario, der sie fest in seine Arme nimmt. “Du klingst unglaublich sexy, wenn du Französisch sprichst”, haucht er in ihr Ohr. “Oh. Soll ich dir etwa mehr auf Französisch sagen?” “Ich bitte darum.” Mit einem verschmitzten Grinsen dreht sich Mario mit Elsa, sodass sie nun unter ihm im Bett liegt. Er stützt seine Arme rechts und links von ihr ab. Ihre Augen blitzen auf. “Ich bin jedoch nicht so gut darin und mein Akzent ist grauenhaft.” “Das fand ich überhaupt nicht”, haucht Mario, während er seinen Kopf senkt und sanft an der zarten Haut an ihrem Hals saugt, ihr so ein Aufkeuchen entlockt. “Je suis tellement reconnaissant que sois là.” (Ich bin so dankbar, dass du hier bist.) “Mehr.” Marios Lippen wandern tiefer. “Tu es tout pour moi.” (Du bist alles für mich.) Die Worte kommen mit einem Aufschrei aus Elsas Mund, als Mario noch tiefer wandert. “Mehr.” Die nächsten Worte schießen Elsa durch den Kopf, während ihre Finger sich in Marios Haaren verfangen, sich dort festkrallen. Sie muss es ihm sagen. Er muss es wissen. “Tu es mon grand amour, Mario. Et tu le seras toujours.” (Du bist meine große Liebe, Mario. Und du wirst es immer bleiben.) Und diese Worte stößt sie hervor, als Mario ihren Körper in Feuer setzt und Empfindungen durch diesen hindurchströmen lässt, die noch nie ein anderer auf diese Art in ihr ausgelöst hat. Sie fühlt sich angekommen. ~✒️~ “Hmm.” Elsa schmiegt sich an den neben ihr Liegenden. Die Zufriedenheit strahlt ihr aus jeder Pore, wird durch das Lächeln auf ihrem Gesicht nur hervorgehoben. Doch nicht nur bei ihr. Mit demselben Gesichtsausdruck streicht Mario ihr sanft über die nackte Schulter. Er kann kein Französisch. Doch er kennt noch ein weiteres Wort außer `Ja´. `Amour´. Er ist sich sehr sicher, dass Elsa vorher das Wort Liebe benutzt hat, als sie etwas auf Französisch zu ihm gesagt hat. Liebe. Das ist es, was sie beide verbindet. Was sie immer miteinander verbinden wird. Es ist das, was zwischen ihnen ist. Reine Liebe, nichts anderes. Und das wird sie immer sein. Und was vor 24 Stunden erst ein einziges Mal passiert war, ist für ihn inzwischen unzählbar. Er dreht seinen Kopf und greift nach ihrem Kinn, um es zu sich zu heben und sie zu küssen. Davon wird er nie genug bekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)