Love Letter - still you von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 29: 29 -------------- “Mama?” “Ja, Elsa?” Akane Daichi dreht sich herum und mustert ihre Tochter, die hinter ihr im Ess-Wohnzimmer auftaucht, wo sie selbst gerade Wäsche bügelt. “Du”, etwas unsicher verlagert Elsa ihr Gleichgewicht von einem Bein auf das andere, “du hast doch, als ich damals mit Viktor zusammengekommen bin, aus Spaß die Klatschzeitschriften gekauft, wenn ich da drinnen vorgekommen bin.” Ein Prusten entkommt Akane. “Oh ja, das habe. Es war immer wieder interessant zu lesen, wie oft du schon schwanger warst.” Die Augen ihrer Tochter verdüstern sich. Sie hat das noch nie lustig gefunden. Doch darüber will sie eindeutig nicht reden. “Hast du denn auch die gekauft, die in den vergangenen Monaten erschienen sind?” “Natürlich. Dafür, dass es jetzt ein paar Monate ruhig war, ist euer großes Comeback in aller Munde.” Akane klingt amüsiert, Elsa erwidert kein Wort. Sie folgt nur ihrer Mutter, die zu einem Schrank an der Seite tritt. Mit nur wenigen Handgriffen drückt diese ihrer Tochter einen Stapel Zeitschriften in die Hände. Einen großen Stapel. Ungläubig sieht Elsa diesen an. “Wirklich? So viele?” Akane nickt und folgt ihr zum Esstisch, auf den Elsa die Zeitschriften legt und sich gleich darauf setzt. “Ja. Seit Mai seid ihr wieder regelmäßig ein Thema hier in Japan.” Mit wenigen Handgriffen hat Elsas Mutter eine Zeitschrift hervorgezogen und legt diese oben auf den Stapel. “Das hier war der erste Artikel, der kam. Und jetzt viel Spaß.” Elsa sieht ihrer Mutter hinterher, die sich wieder ihrer Wäsche widmet und diese bügelt, ehe sie sich der Zeitschrift widmet. Bereits auf der Titelseite sind Viktor und sie zu erkennen. Sie erinnert sich an diesen Tag. Die japanische Nationalmannschaft hatte ein Spiel gegen die französische bestritten. Und in diesem Rahmen hatte Viktor sie besucht, wenn sie beide ja schon im selben Land waren – so seine Worte. Und sie hatte sich sehr darüber gefreut. Sie beide sind im Guten auseinandergegangen. Sie werden sich in ihrem Leben noch regelmäßig sehen, immerhin sind ihre Geschwister miteinander verheiratet. Das hat es Elsa wichtig gemacht, dass sie sich weiterhin verstehen werden. Der Tag war wundervoll gewesen. Viktor und sie haben das geschafft, was sich viele Paare, die sich trennen, sicher wünschen würden. Sie sind Freunde geblieben. Gute Freunde. Ihr Blick wandert über das Bild auf dem Cover. Dazu die reißerische Überschrift >Comeback des Jahres<. Mit einem Augenverdrehen öffnet sie die Zeitschrift und blättert bis zu der Doppelseite, an der wieder ein ziemlicher Schwachsinn geschrieben steht. >Das Comeback des Jahres. Unser National-Torwart Uesugi Viktor wurde gemeinsam mit seiner eigentlichen Ex-Freundin Daichi Elsa in Paris gesehen. Die Trennung der beiden wurde erst Anfang diesen Jahres offiziell bekannt, als Uesugi bei der Fußball-Gala auf das Fehlen seiner Freundin angesprochen wurde. Doch die Trennung schein hinfällig zu sein, so wie die beiden in Paris miteinander umgegangen sind. Sie wirkten herzlich miteinander, lachten und hielten Händchen. Auch Küsse waren zu beobachten. Zudem blitzte an Daichis rechter Hand ein verdächtiger Ring auf. Dieser weißt viel mehr darauf hin, dass das Uesugi und Daichi nicht nur wieder ein Paar sind, sondern auch, dass ihre Beziehung eine weitere Stufe eingegangen sind. Wir freuen uns sehr über diese Neuigkeiten und werden Sie, liebe Leser, natürlich weiterhin auf dem Weg mitnehmen und sind schon sehr gespannt, wann die Fotos der Traumhochzeit veröffentlicht werden.< Ein lautes und verächtliches Schnauben entkommt Elsa. Verlobt? Traumhochzeit? Wie kann man auf so etwas kommen? Okay, wenn sie ehrlich ist, sehen sie und Viktor auf den Bildern schon so aus, als würden sie sich sehr nahestehen. Tun sie auch, das kann sie nicht verschweigen. Wobei sie das freundschaftlich tun. Sie haben sich umarmt, ja. Viktor hat einmal ihre Hand genommen, um sie mit sich zu ziehen. Sie hatte sich bei ihm eingehakt, in Ordnung. Das kann man sicher missinterpretieren. Aber Küsse? Wann sollten diese stattgefunden haben, dass man sie hätte beobachten können? Viktor und sie haben sich nicht geküsst! Und ihr Ring … Genau das, was sie erst gestern vermutet hat. Vermutlich sollte sie den Ring hier in Japan wieder an der linken Hand tragen. So würde hoffentlich keiner denken, dass es ein Verlobungsring ist. Wobei, das Schnauben, das sie nun ausstößt, klingt noch lauter als zuvor, dann würde man denken, es ist nun der Ehering und sie ist verheiratet. Nein, Viktor und sie wären verheiratet. “Was ist los, Elsa? Schreiben sie einen solchen Schwachsinn?” Akane hat den Kopf zu ihrer Tochter gedreht, das Bügeleisen vorsorglich zur Seite gestellt. “Oh ja. Verlobt? Traumhochzeit? Glaub mir, Mama, davon stimmt nichts.” “Das dachte ich mir.” “Ja? Hast du nicht einmal gedacht, dass es der Wahrheit entstammen könnte, was hier steht?” “Nein, nicht eine Minute. Du bist meine Tochter, Elsa. Du hast uns noch nie angelogen und immer offen über alles mit uns gesprochen. Wenn du wirklich verlobt wärst, hättest du uns das schon längst erzählst. Ganz zu schweigen davon, wenn du wieder mit Viktor zusammen wärst. Und daher habe ich kein Wort davon für bare Münze genommen.” Ein Lächeln huscht über Elsas Züge. “Und doch hast du all diese Zeitschriften gekauft.” “Natürlich. Immerhin ist meine Tochter eine Berühmtheit. Das musste einfach sein.” Nun muss Elsa lachen. Das ist eindeutig ihre Mutter. “Keine Sorge, wenn es jemals dazukommen wird, dass ich mich verlobe, dann wirst du es erfahren.” “Das hoffe ich doch sehr, junge Dame. Aber ein wenig schade ist es schon. Du und Viktor, ihr habt wirklich gut zusammengepasst. Er hat dir gutgetan.” Bei Akanes letztem Satz ist Elsa erstarrt. Sie und Viktor. Hat nicht auch Mario vor zwei Tagen erst zu ihr gesagt, dass in seinen Augen Viktor der Richtige für sie ist? Der sie glücklich macht und sie lächeln lässt? Im Gegensatz zu ihm, der sie zum Weinen bringt? Ihr Herz zieht sich zusammen. Leider hatte er damit recht. Sie hat für nichts und niemand anderen so viele Tränen verdrückt, wie wegen Mario. So auch die letzten Tage. Hat er vielleicht recht? Wäre Viktor der Richtige an ihrer Seite? Sie war wegen ihm niemals unglücklich und sie hatte Gefühle für ihn. Sie war aufrichtig in ihn verliebt. Auch wenn sie die ganze Zeit über einen anderen geliebt hat. Ihre Gedanken wandern zu dem Tag zurück, an dem sie sich mit Viktor in Paris getroffen hat. Ihr Blick landet auf dem Cover der Zeitschrift, dessen Bild an diesem Tag entstanden ist. Und ihre Gedanken landen an dem Abend. Daran, dass Viktor sie groß zum Essen ausgeführt hat. Und auch an seinen Blick. Die fast schwarzen Augen, die sie zugleich sowohl ernsthaft als auch liebevoll angesehen hatten. Und dazu seine Worte. “Ich vermisse dich, Elsa. Jeden Tag. Und nicht nur das. Meine Gefühle für dich haben sich nicht geändert. Ich will wieder mit dir zusammen sein. Lieber heute als dann, wenn du wieder nach Japan zurückkommst. Doch es sind ja nur noch knapp drei Monate, dann bist du wieder da. Meinst du nicht, dass wir in dieser kurzen Zeit eine Fernbeziehung schaffen?” Viktor liebt sie noch. Und sie – sie liebt einen anderen. Der wiederum hat nun eine Freundin. Und hat Mario sie nicht zu Viktor geschickt? Hat er ihr nicht klar gesagt, dass Viktor besser zu ihr passen würde? Dass er wollte, dass sie mit ihm zusammen ist? Unbewusst umklammern ihre Finger das Papier der Zeitschrift vor sich. Das Papier zerknittert und reißt an einer Stelle sogar ein. Und dann schiebt sie ruckartig den Stuhl nach hinten, während sie aufsteht. “Ich muss noch wohin, Mama. Ich weiß nicht, wann ich wiederkomme.” Akane sieht sie überrascht an, ehe ein Lächeln auf ihren Zügen erscheint. “In Ordnung.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)