Love Letter - still you von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 32: 32 -------------- “Du warst großartig, Conny!” “Ja, du warst die Beste.” “Deine Musik war wundervoll.” Die Wangen der Angesprochen leuchten rot – vor Freude über all das Lob, aber auch vor Aufregung über das, was geschehen ist. Dass sie gespielt hat. Hier, in dieser Halle. Vor all diesen Menschen. Dass sie ein Teil von so etwas Großem sein durfte. Elsa mustert ihre Freundin lächelnd. Viktor und auch Gregor hatten recht. Sie sieht wirklich wundervoll aus. Ein wundervolles Kleid, die schwarzen Locken aufgesteckt, ein paar sanfte Haarsträhnen kunstvoll ums Gesicht herum drapiert. “Wir wollen diesen Abend noch mit euch feiern!” Connys Stimme ist das Adrenalin zu entnehmen, das gerade vermutlich durch ihren Körper peitschen muss. “Daher laden wir euch jetzt alle zu uns nach Hause ein.” “Genau. Wir haben etwas zu essen bestellt und freuen uns, wenn ihr dabei seid. Unsere Eltern und ein paar Freunde kommen auch dazu.” Gregor, der neben seiner Ehefrau steht und dieser einen Arm um die Mitte gelegt hat, grinst breit. Auch er ist aufgeregt und voller Adrenalin. Es ist immer wieder schön mitzuerleben, was für ein tolles Paar die beiden sind. Elsa öffnet gerade den Mund, um zu erwidern, dass sie gerne kommen, als Viktor sie überrascht. Auch sein Arm legt sich um sie und zieht sie an seine Seite. “Danke für eure Einladung. Elsa und ich haben allerdings noch etwas vor. Aber ich denke, wir kommen später nach. In ein paar Stunden.” Erstaunt hebt Elsa ihren Kopf. “Was hast du geplant?”, fragt sie neugierig. “Lass dich überraschen. Und Süße, ich will auch gar nicht drängen, aber wir müsen direkt los.” Ein eigenartiges Gefühl beschleicht Elsa für einen kurzen Augenblick, das sie jedoch sogleich wieder nach hinten drängt. Es fühlt sich nicht gut an, dass sie nun vor Marios Augen mit Viktor verschwindet. Wobei ihr das egal sein sollte. Sie ist mit Viktor zusammen. Weil Mario es so wollte. Ihr Blick huscht, ohne dass sie es eigentlich möchte, zu demjenigen, der sie immer noch so durcheinander bringt. Auch Mario sieht sie an, seine Lippen wieder aufeinandergepresst. Ihm scheint es auch nicht zu gefallen. Aber es ist egal, denn es ist, wie es ist. Er selbst sagt, dass sie an Viktors Seite gehört. “Können wir?”, fragt der in dem Moment. Schnell wendet sich Elsa wieder ihrem Freund zu und nickt. “Ja.” ~✒️~ Es ist ein teures Restaurant, in das Viktor sie ausgeführt hat. Die Art von teuer, dass es nur kleine Portionen gibt, davon jedoch mehrere Gänge hintereinander. Stäbchen, sowie verschiedene Gabeln und Messer neben den Tellern. Unterschiedliche Gläser für Weiß- und Rotwein. Wobei Viktor sich an Wasser hält. Immerhin ist er der Fahrer. Elsa fühlt sich unwohl. Sie hat Angst, eine falsche Bewegung zu machen, sodass alle Blicke plötzlich auf ihr liegen. Okay, das tut es jetzt schon. Wenn Viktor Uesugi einen Raum betritt, dann liegen alle Blicke automatisch auf ihm – und damit auch auf ihr als seiner Begleitung, als die Frau an seiner Seite. Er weiß, dass das hier nicht ihres ist, weshalb er sie im Normalfall auch davon fernhält. Warum also ist er heute mit ihr in so ein feines Restaurant gegangen und … oh. Ihre Augen weiten sich für einen Augenblick und sie senkt ihren Kopf. Er wird doch nicht etwa … Nein, das kann sie sich nicht vorstellen. Sie beide haben nie darüber gesprochen. Über heiraten, Familienplanung … Das ist ein Thema, das sie bisher gut umschifft oder immer nur sehr oberflächlich darüber geredet hat. Sie weiß auch, warum. Weil ihr Herz immer noch jemand anderem gehört. Und das ist der Grund, weshalb sie hofft, dass das hier einfach nur etwas Besonderes ist und keinen bestimmten Grund hat. Trotzdem wird sie bei jedem Gang angespannter. “Elsa, Süße, ist alles in Ordnung? Warum bist du denn so angespannt?” Natürlich fällt es Viktor sofort auf. Er bemerkt immer sehr viel. Warum also ihre Gefühle für Mario nicht? Elsa setzt ein Lächeln auf, das vermutlich genauso falsch ausfällt, wie es sich anfühlt. “Ach, ich bin einfach nur …” Oh Gott, was ist die richtige Antwort? Sein leises Lachen reißt sie aus ihren Gedanken, die sie gerade nur noch fertiger machen. “Du vermutest sicher schon etwas.” Ja, das tut sie. Aber bitte nicht … Doch da zieht Viktor bereits ein kleines samtüberzogenes Kästchen aus seiner Hosentasche und stellt es auf den Tisch. Wie immer liegt ein breites Grinsen auf seinen Zügen. “Eigentlich wollte ich damit bis zum letzten Gang warten. Aber ich nehme dir deine Anspannung lieber. Nicht, dass du mir noch umfällst.” Die Anspannung nehmen? Das Gegenteil passiert. Sie nimmt eher noch zu. Schnell zieht Elsa ihre Hände unter dem Tisch auf ihre Knie und ballt sie dort so stark zu Fäusten, dass die Fingernägel in die Handballen schneiden. Viktor steht auf und nimmt das Kästchen in die Hand, um um den Tisch herumzulaufen und sich neben Elsa auf ein Knie niederzulassen. In ihr wallt Übelkeit auf. Da öffnet er bereits das Kästchen. Ein silberner Ring mit einem großen Diamanten blitzt auf. “Daichi Elsa. Ich liebe dich. Und ich bin so dankbar dafür, dass du uns beiden letztes Jahr noch einmal eine Chance gegeben hast. Ich will mein restliches Leben mit dir verbringen und daher: Willst du mich heiraten, Elsa?” Die Übelkeit in ihr nimmt zu. Sie kann das nicht! Das wird ihr in dem Augenblick klar. Das hier, das ist so falsch. Sie kann Viktor nicht heiraten, doch nicht nur das. Er kniet vor ihr, strahlt sie mit einem herzlichen Lächeln abwartend an. Ihr Blick huscht weiter, über die anderen Menschen hier im Raum, die alle ebenso abwartend und neugierig zu ihnen beiden blicken. Die Kellner, die schon im Hintergrund warten. Tief in ihr ist Elsa die Antwort auf Viktors Frage mehr als klar. Doch sie kann sie nicht aussprechen. Nicht hier, wo jeder es mitbekommt. Es bleibt ihr also nur eines übrig. “Ja”, bringt sie mit kratziger Stimme hervor. Kann er diesem einen Wort entnehmen, wie viel Kraft es sie gekostet hat, es auszusprechen? Nein, anscheinend nicht. “Oh Elsa.” Sein Lächeln nimmt zu, soweit das überhaupt noch möglich ist. Er zieht den Ring aus der Schatulle und stellt diese auf den Tisch, ehe er ihre rechte Hand anhebt und dort den Ring an den leeren Ringfinger steckt. Ihren Paris-Ring trägt sie schon lange nicht mehr. Er hat sie doch viel zu häufig an Mario erinnert. Dazu die aufgekommenen Gerüchte. Das sind die Gründe, dass er nun in ihrem Schmuckkästchen liegt. Viktor legt seine Hände an ihre Wangen und zieht sie zu sich herunter, um sie zu küssen. Sie schließt ihre Augen, versucht den Kuss zu genießen, doch er fühlt sich nicht mehr so an, wie die davor. Alles in ihr scheint ihn abzustoßen. Nicht den Kuss, nein, alles an dem Mann, ihr gegenüber. Als er sich wieder von ihr löst, tauchen die Kellner mit Champagner hinter ihnen auf und laute Glückwünsche erfüllen das Restaurant. Elsa zwingt sich wieder zu einem Lächeln. Sie muss das hier nur hinter sich bringen. Und während sie das restliche Essen regelrecht herunterwürgt, nichts davon schmeckt, fühlt sich der Ring an ihrer Hand schwer an. Schwer und falsch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)