Shelter from the Storm von _Delacroix_ ================================================================================ Kapitel 1: Set Fire to the Rain ------------------------------- Was für ein Arschloch“, knurrte Rei, während Bunny ihr Gesicht an ihrer Schulter vergrub. Am liebsten hätte sie geweint, aber sie fühlte sich ausgetrocknet und leer. Der Stoff von Reis Pullover kratzte an ihrer Wange, aber sie bemerkte es kaum. „Männer“, grollte Minako auf ihrer anderen Seite. Reis Hand fuhr Bunny beruhigend durchs Haar. „Er hat dich nicht verdient.“ „Stimmt!“, ereiferte sich Minako. „Was fällt dem eigentlich ein? Es ist doch nicht so, dass eure Zukunft in Stein gemeißelt ist, nur weil Chibiusa aus der Zukunft zu uns gekommen ist.“ Reis Hand hielt abrupt inne. „Hmm“, machte sie. „Hmm?“, wiederholte Minako. „Du willst mir doch nicht sagen, dass du auf seiner Seite bist?!“ Scharfe Fingernägel bohrten sich in Bunnys Kopfhaut und wie auf Kommando schossen ihr frische Tränen in die Augen. „Ich bin nicht auf seiner Seite!“, fauchte Rei. Bunny zappelte ein wenig, aber Reis Finger drückten sie weiter gegen ihre Schulter. „Ich denke nur, dass die Sache mit der Zukunft nicht so einfach ist.“ „Scheiß auf die Zukunft!“, rief Minako, „Der Kerl hat ja mal sowas von verschissen! Für kein Geld der Welt kann Bunny jetzt zu ihm zurück! Mit den Gefühlen einer Frau spielt man nicht!“ Bunny rang inzwischen nach Luft. „Vielleicht hat er es nicht so gemeint“, warf Rei für sie ein. „Das ändert nichts an dem, was er getan hat!“, stellte Minako klar. Rei zögerte, während Bunny sich fester an ihre Schulter drückte. „Du hast recht“, gab sie schließlich nach. „Vielleicht hat er es nicht so gemeint, aber er hat sich wie ein Arsch benommen und es war auf jeden Fall richtig, ihn dafür in seine Schranken zu weisen. Nein heißt nein, egal wie viele Kinder ihr mal habt.“ „Ja!“, rief Minako. „Ja?“, fragte Bunny. Vorsichtig löste sie sich von Rei. „Du glaubst also nicht, dass ich unsere Zukunft zerstört habe?“ „Natürlich nicht!“, beeilte sich Minako zu beteuern, während Rei ein letztes Mal durch ihr Haar fuhr. „Ich weiß es nicht“, antwortete sie schließlich ebenfalls. „Aber da wir uns alle an Chibiusa erinnern, muss sie hier gewesen sein, und das kann sie nur, wenn sie irgendwann in der Zukunft geboren wird. Stimmt's?" Bunny nickte. „Aber das würde bedeuten, dass Bunny sich irgendwann mit dem Arsch versöhnen muss“, platzte Minako dazwischen. Rei presste die Lippen zu einem Strich zusammen. „Richtig“, knurrte sie. Bunny warf ihr einen vorsichtigen Blick zu. „Ich ... Ich weiß nicht, ob ich das kann“, flüsterte sie. Rei knallte die flache Hand auf den Tisch. „Ob du das kannst?!“, fauchte sie. „Natürlich kannst du das nicht! Er hat versucht dich zum Sex zu drängen. Du kannst nicht einfach hingehen und ihm verzeihen!“ Minako legte eine Hand auf ihren Arm. „Rei hat recht“, beeilte sie sich zu erklären, „Du kannst deine Gefühle nicht zurückstellen um eine Zukunft zu retten, die vielleicht, oder vielleicht auch nicht eintritt. Du musst dich auf das konzentrieren, was wichtig ist.“ Bunny sah vorsichtig auf. „Was wichtig ist?“, wiederholte sie. „Natürlich“, antwortete Minako und legte eine Hand auf ihr Herz. „Egal, wie die Zukunft aussieht, eine Zukunft, in der du nicht glücklich bist, ist keine gute Zukunft. Für keinen von uns. Und das bedeutet, dass du auf dein Herz hören musst, nicht auf deinen Kopf. Auch wenn das im Moment vielleicht schwierig ist.“ „Du klingst wie ein Glückskeks“, murmelte Rei, aber auch sie legte sich die Hand aufs Herz. Minako schenkte ihr ein schmales Lächeln. „Es gibt Tage, da sehe ich auch wie einer aus“, scherzte sie. Rei verdrehte die Augen, aber sie brachte keine gemeine Antwort heraus.   „Minako?“, maunzte es an der Tür und ein schneeweißer Kater flitzte um die Ecke. Einen Moment lang musterte Artemis sie alle, dann sprang er ohne Vorwarnung auf den Tisch. „Gut, dass ihr alle da seid“, maunzte er, nur um sich im nächsten Moment unter einem Kissen hindurch zu ducken. „Du störst, Artemis!“, fauchte Minako ihn an. Mit großen Augen starrte der Kater sie an. „Aber“, versuchte er sich Gehör zu verschaffen, doch seine Besitzerin war gnadenlos. „Heute hassen wir Männer und alles, was mit ihnen zu tun hat!“, verkündete sie leidenschaftlich und griff nach dem nächsten Kissen. „Aber Minako!“, versuchte es Artemis noch einmal, bevor er sich mit einem Hechtsprung auf Reis Schoß rettete. Das Kissen flog in seine Richtung, doch Rei blockte es gnadenlos mit dem Unterarm ab. „Ami schickt mich! Sie sagt, sie und Luna hätten verdächtige Aktivitäten bemerkt“, beeilte er sich zu berichten, bevor seine Besitzerin noch einmal versuchen konnte, ihn zum Schweigen zu bringen. „In Sasebo.“ „Sasebo?“, fragte Rei. „Seid ihr euch sicher?“ „So sicher, wie man sich bei solchen Dingen nur sein kann“, antwortete der Kater.   Bunny sah ihn besorgt an. Das waren schlechte Nachrichten. Schrecklich schlechte Nachrichten. Gerade erst hatten sie Wiseman besiegt, und ausgerechnet jetzt tauchte ein neuer Feind auf. Fast so, als ob ... Besorgt blickte sie zu Rei, doch die hielt ihren Blick stur auf den Kater gerichtet. „Du musst nicht mitkommen“, murmelte sie schließlich. „Minako und ich können auch alleine nachsehen.“ Bunny schluckte. Ihre Freundin hatte recht. Sie sollte sich auf die Sache mit Mamoru konzentrieren. Auf ihre Zukunft, auf Chibiusa und darauf, ob sie jemals eine gute Königin werden würde. Und doch ...   Vorsichtig legte sie ihre Hand auf Reis Unterarm. Ihre Finger waren kalt und sie fühlte sich schwach. Trotzdem drückte sie zu. „Ich komme mit“, entschied sie spontan. „Ich weiß nicht, ob ihr mich in Sasebo brauchen könnt, aber ich will hier nicht untätig herumsitzen.“ Reis Mundwinkel zuckten, aber das erwartete Donnerwetter blieb aus. Stattdessen senkte sie den Blick. „Bist du dir sicher, Bunny?“ Sie schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter.Wenn sie ehrlich war, wollte sie nicht kämpfen. Das hatte sie noch nie gewollt.Trotzdem nickte sie knapp. „Ganz sicher“, antwortete sie.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)