The Shortest Distance von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 18: ★ 18 ★ ------------------ Der größte Nachteil daran, dass niemand Sakusa sehen konnte, war eben genau das. Niemand konnte ihn sehen. Auch Akinori nicht und der vermisste den Anblick des attraktiven Mannes. Aber sie mussten sich eben auf ihre anderen Sinne verlassen und am naheliegendsten war dafür nunmal der Tastsinn. Den Versuch, am Weg zum Tisch bereits seine Hand zu halten, hat Sakusa deutlich abgelehnt. Gerade, dass Akinoris Finger nicht weggeschlagen wurden. Aber nichts, was dem Pharmazeuten den Mut genommen hätte. “Niemand sieht uns”, flüsterte er, als man sie nach ihrem Getränkewunsch für den Moment alleine ließ. Sie sollten sich adjustieren. Und für Akinori war es schon schwer, mit diesem neuen Umstand, rein gar nichts zu sehen, zurechtzukommen. Er schätzte seine Begleitung so ein, dass für ihn so eine einschneidende Veränderung noch viel schlimmer war. Sakusa musste gerade die Kontrolle abgeben und das, konnte Akinori sich gut vorstellen, war mit das Schlimmste für ihn, dass er gerade auch diese Idee ein bisschen bereute. Er hatte es eigentlich nur gut gemeint. “Es tut mir leid. Das war eine dumme Idee”, sagte er weiterhin leise, weil Sakusa nichts erwidert hat. Nur ein stilles Wasser hat er zuvor bestellt, danach schwieg er. Akinori konnte dennoch hören, wie er angestrengt atmete und mit den Zähnen knirschte. Gerade wollte er vorschlagen, dass sie einfach wieder gehen konnten, da spürte er Sakusas Finger auf seiner Hand. “Schon okay. Ich mag es, ehrlich. Das ist sehr rücksichtsvoll”, hörte er ihn fast gar nicht, weil ihm das Blut vor Aufregung laut durch die Ohren rauschte. Er wusste, bei Licht, hätte man ihn darauf aufmerksam gemacht, dass er so breit und groß grinste, wie ein Kind, dem man gerade eine Geburtstagstorte mit Kerzen hinstellte. Kurz vor dem Auspusten. Und Akinori würde sich genau das hier wünschen: Mit Sakusa in einem Restaurant zu sitzen, wo dieser sich wohlfühlte und dabei seine Hand halten zu dürfen. Er war ihm auch nicht böse, dass er aus Reflex weg zuckte, als ihre Getränke gebracht wurden. Prickelndes und stilles Wasser. Nicht böse, weil es nur ein Zucken war und die Hand weiterhin in seinem Griff blieb. Sie wurden durch das Menü geführt. Akinori entschied sich für die vegetarische Variante, während Sakusa auf ausreichend Proteine achtete und Huhn wählte. Als Vorspeise wurde eine Tomatenkaltschale serviert und zum Dessert stand eine warme Schokoladenkreation vor ihnen. Gesprochen wurde bis dahin nicht viel. Sie tauschten sich minimal aus. Für Akinori mündete eine anstrengende Woche in ein wohlverdientes langes Wochenende. Sakusa hat ihm versichert, dass alles beim Alten war. Miya nervte, Bokuto war anstrengend, nur Hinata schaffte es irgendwie, Sakusas Groll zu besänftigen. Versuchen, zu verstehen, was genau so schrecklich nervig an Atsumu Miya war, hat Akinori bereits aufgegeben, dennoch kam er nicht drum herum, eifersüchtig zu werden. Dass Bokuto anstrengend war, wusste er selbst gut genug und, dass man Hinata nichts Böses wollte, ja das war wie ein Naturgesetz. Zum Dessert sprachen sie darüber, dass Sakusa ein paar Tage in Osaka sein würde. Als Akinori nachfragte, wie lange genau, traf es ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Die paar Tage waren zwei ganze Wochen und danach flog er mit dem Nationalteam nach China für ein Benefizspiel. Darauffolgend würde das härtere Training beginnen und dann würden die Profis bald nach Europa fliegen. Paris. Für die Olympischen Spiele. Akinori wusste um diese Umstände Bescheid, aber er hat nicht gewusst, dass das quasi von einer Hand in die nächste ging und dass sie sich deswegen eine Weile nicht sehen würden oder äußerst selten. Akinori ließ sogleich von Sakusas Hand ab. Stille. Nur der Löffel, der abgelegt wurde, machte ein Geräusch. Stille. Minuten lang. Eine gefühlte Ewigkeit, in der Akinori stumm versuchte, seine Welt vor dem Einsturz zu bewahren. Es stimmte ihn traurig. Noch trauriger, dass Sakusa das alles wohl bewusst war und er es sich nicht anmerken ließ, denn verdammt, Akinori würde darauf bestehen, dass dem Volleyballer ihre Beziehung auch etwas bedeutete. Ihre… Beziehung… Denn für Akinori war es genau das. Sie sahen sich regelmäßig. Er dachte viel an Sakusa und vermisste ihn, wenn er ihn lange nicht sah und sie schrieben einander. Auch längere Texte. Und er spürte, dass Sakusa sich freute, wenn sie sich sahen, und er gab ihm das Gefühl, vermisst worden zu sein. Es war schon lange nicht mehr nur Sex. “Darf ich dich in Osaka besuchen?”, wagte er den nächsten Schritt und brach damit die Stille, weil ihm sein Herz sonst bei der Brust herausgesprungen wäre. “Das halte ich für keine gute Idee, dort ist es kleiner und-” - “Ich versteh schon. Paris kann ich mir nicht leisten. Das geht zu schnell. Urlaub und Flugtickets zum großen Event, die springen in die Luft”, sagte Akinori leise. Auch Sakusa seufzte. “Glaub mir, ich hätte lieber dich dort bei mir als Miya und Bokuto und die anderen vom Team, aber wir hätten keinen Moment alleine”, sah Sakusa die Situation realistisch. Viel zu realistisch und er machte auch deutlich, dass er diesen Schritt nicht gehen wollte. “Ich warte auf dich”, versprach Akinori leise. Er griff wieder nach Sakusas Hand und es wurde gewährt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)