The Shortest Distance von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 20: ★ 20 ★ ------------------ ★ Sakusa wollte weniger. “Bitte sag es nicht” Akinori hielt inne. Seine Stimme versagte. Nur ein stockender, überforderter Laut stolperte über seine Lippen. Sein Brustkorb fühlte sich an, als würde ihm jemand Shibari-Seile eng um den Rumpf schnüren und damit gegen seine Anatomie arbeiten. “Wir sollten uns nicht mehr sehen”, sagte Sakusa. “Wie bitte?”, die Stimme kehrte rasch zurück. Sakusa wiederholte. “Ich hab dich schon verstanden”, wurde Akinori plötzlich harscher. Seine Stimme bebte. Sein Herz überschlug sich und das Blut in seinen Ohren wurde laut. Die absolute Enttäuschung schwappte über. “Ich hab echt gedacht, du hättest mich eingeladen, weil du einen Schritt weitergehen willst." Das Wasser im Teekocher begann zu sieden und genauso brodelte es in ihm. Sakusa presste die Lippen zusammen. Etwas, das Akinori eigentlich immer sehr reizend an ihm fand, genauso wie die zarten Grübchen, die sich beim Lächeln bildeten, wenn sie alleine waren oder das Glänzen in Sakusas Augen. Gerade regten ihn die zusammengepressten Lippen aber nur auf. Sein Körper machte die verrücktesten Dinge. Ihm wurde gleichzeitig kalt und heiß. Er zitterte und seine Hände schwitzten. Die Gedanken gingen mit ihm durch. Eigentlich war er mit schönen Erwartungen in den Zug gestiegen, wieder ausgestiegen und war mit heißen Vorstellungen die paar Blöcke zur zentrumsnahen Wohnung gegangen und jetzt? Es fühlte sich an, als hätte er einen von Ushiwakas Angriffsschlägen direkt in den Magen bekommen. Ohne Ball und nicht mit der flachen Hand, sondern mit der Faust. “Kiyoomi”, presste er hervor. Er hob den Kopf und sah in die dunklen unergründlichen Augen. “Wolltest du, dass ich zu dir komme, um mit mir Schluss zu machen? Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist!” Aber es entsprach der Wahrheit. Sakusa hing sich zwar an dem Ausdruck des Schlussmachens auf - “Ob du es willst oder nicht, Kiyoomi, wir haben eine Beziehung. Nicht so eine, wie man sie im Fernsehen sieht oder in einem Buch lesen kann, aber Kiyoomi, wir… wir-”, er stockte erneut. Es tat ihm so unheimlich weh, dass Sakusa es anders sah. Sie waren zusammen! Ein Paar. Ein Spezielles, das so gut wie nur unter sich war, aber eines mit Gefühlen und Höhen und Tiefen und dann war da plötzlich nur noch der Abgrund, in den Akinori gerade gestoßen wurde. Er ließ sich nicht mehr erklären, dass Sakusa es so nicht geplant hatte. Und er wollte nichts davon wissen, dass er zu viel Chaos für sein Leben war und dass er die Lautstärke kontinuierlich höher drehte. Die angeführten Konsequenzen waren ihm egal. Sakusas Gefühle, die zwar ebenso stark waren, aber von der Vernunft gesteuert wurden, interessierten ihn für den Moment nicht mehr, weil Sakusa sie im Griff hatte und ablehnte und Akinori nicht. Und er hielt es für Heuchelei, dass Sakusa der Meinung war, er, Akinori, hätte etwas Besseres verdient. Das Leben wurde umgehend lauter. So unendlich laut, dass es kaum auszuhalten war. Sakusa sprach von der Situation, so wie es für ihn war. Akinori konnte nicht mehr zuhören. Er starrte ihn irgendwann nur noch an und wünschte sich, dass Sakusa endlich aufhörte zu erklären und stattdessen anfing zu verstehen. Dass er ihn darum bat, er würde auf ihn warten. Er würde! Sakusa musste nur darum fragen, aber er tat es nicht. Wollte er denn wirklich, dass es ein Ende hatte? Nein, wollte er nicht. Das machten die Worte, die Akinori aufnehmen konnte, schon deutlich. Aber Sakusa wollte nicht dasselbe wie er. Er wollte genau so weitermachen wie bisher, aber das war zu wenig und deswegen wollte schließlich Akinori, dass es ein Ende hatte. Und dann war es vorbei. Sie sahen einander nicht mehr privat. Nachrichten wurden nicht mehr ausgetauscht - angefangen wohl, aber nie abgeschickt und stattdessen wieder gelöscht. Nur das Herz wurde wild, wenn Sakusa die Apotheke betrat. Akinori hat ihn immer mit einem festen Blick angesehen und behielt die Beherrschung. Solange, bis er abends zuhause ankam und seine Emotionen überschwappen lassen konnte. Irgendwann tat es nicht mehr weh, ihn zu sehen und dann schmerzte es auch nicht, als er ihn eines Tages mit Atsumu Miya sah. Wie schlichte Bekannte, die zufällig dasselbe Ziel hatten, aber Akinori erkannte das Leuchten in Sakusas Augen. Dasselbe Leuchten, das einmal ihm gehört hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)