Zum Inhalt der Seite

Das Jahr unter einem Dach

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo und herzlich Willkommen zu meinem Jahres-Projekt!

Wie ich damals schon im Adventskalender angekündigt habe, wird es jetzt diese kleine One Shot-Sammlung geben, wo wir die Charaktere das Jahr über begleiten. Dabei werden immer wieder verschiedene Pairs im Fokus stehen, da ich gerne allen gerecht werden will.

Ich möchte an dieser Stelle auch sagen, dass man den Adventskalender nicht zwingend gelesen haben muss, aber ein wenig Vorwissen wäre natürlich gut. Kleinigkeiten werden ich aber auch innerhalb des One Shots dann aufgreifen.


Und jetzt wünsche ich auch viel Spaß beim dem ersten One Shot <3

Mimi Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Auf den Hund gekommen


 

Auf den Hund gekommen
 

Koushi war über den Jahreswechsel zu seinen Eltern nach Miyagi gefahren. Tetsurou hingegen besuchte seine eigene Familie in Tokyo. Da sie noch nicht so lange zusammen waren, war noch keine Routine dabei, welche Familie sie jetzt besuchten, aber für das nächste Jahr hatten sie sich vorgenommen, dass sie den Jahreswechsel zusammen verbringen wollten. Immerhin waren sie ja inzwischen auch so etwas wie eine Familie.

Der Lehramtsstudent genoss es aber auch, dass er wieder in seine Heimat war. Er traf ein paar alte Freunde und tauschte sich mit ihnen aus, wie es ihnen so ergangen war. Ein wenig fühlte er sich dadurch in seine Schulzeit zurückversetzt. Es war eine schöne Zeit für ihn. Gleichzeitig verbrachte er auch viel Zeit mit seiner Familie und so nahm seine Mutter ihn mit zu einer Freundin, deren Hündin vor Kurzem Welpen bekommen hatte. Eine der kleinen Shiba Inu-Hündinnen hatte es Koushi dabei besonders angetan. Sie war die einzige mit schwarzen Fell aus dem Wurf.
 

„Die Kleine hat wirklich einen Narren an dir gefressen“, meinte Mei, die Freundin seiner Mutter zu ihm, als Koushi sie und die Hunde noch einmal besuchte, bevor er zurück nach Tokyo fahren würde. Besagte Hündin hatte es sich auf seinem Schoß bequem gemacht, während ihre Geschwister unter den wachsamen Augen ihrer Mutter miteinander spielten. Mit einem wehmütigen Lächeln sah er Mei an.

„Ganz ehrlich, ich würde sie liebend gerne mitnehmen“, gab er zu, auch wenn die Kleine dafür noch etwas jung war. Ein paar Wochen würden die Welpen noch bei ihrer Mutter bleiben müssen, bevor sich Mei nach zukünftigen Besitzer für sie umsehen würde.

„Sobald sie alt genug ist, würde ich sie dir gerne geben, Koushi. Ich wüsste ja, dass sie bei dir ein gutes Zuhause bekommt.“ Mei sah ihn abwartend an. Er unterdrückte einen Seufzer, da er zu gerne sofort ja gesagt hätte. Aber er konnte die Entscheidung nicht allein treffen.

„Ich würde dir liebend gerne sofort zusagen, Mei-san, aber ich muss erst einmal mit meinem Partner darüber sprechen. Immerhin wohnen wir zusammen, da muss er natürlich auch damit einverstanden sein.“ Wenn er wirklich einen Hund wollte, dann musste er vorerst mit Tetsurou darüber sprechen. Er konnte seinen Freund nicht vor vollendete Tatsache setzen. Auch wohnten sie nur in einer Wohnung – da mussten sie es sich doppelt gut überlegen, damit die Kleine auch genug Auslauf bekam.

„Dann rede mit ihm und gib mir dann Bescheid. Wie gesagt, ich würde mich sehr darüber freuen, wenn sie zu dir kommt. Sie fühlte sich ja jetzt schon so wohl bei dir.“ Mei lächelte ihn aufmunternd an. Koushi nickte und sah dann hinunter zu der kleinen Hündin auf seinem Schoß, die leise vor sich hin schnarchte. Er strich ihr sanft über den Kopf. Ja, wenn er wieder in Tokyo war, würde er ernsthaft mit Tetsurou über das Thema Hund sprechen.
 

~ ♡ ~
 

„Du, Tetsu?“ Der Angesprochene sah Koushi fragend an. Tetsurou hatte seinen Freund vom Bahnhof abgeholt und danach hatten sie etwas gegessen, ehe sie es sich im Wohnzimmer bequem gemacht hatten. Der Größere hatte einen Arm um ihn gelegt, sodass er bis eben seinen Kopf gegen seine Schulter gelehnt hatte. Jetzt hatte er ihn gehoben, um dem Jüngeren ins Gesicht zu sehen.

„Ja?“ Tetsurou schenkte ihm ein sanftes Lächeln. Er war sehr glücklich darüber, dass er nun wieder hier war. Er hatte ihn die Zeit über sehr vermisst.

„Ich möchte einen Hund.“ Der Managementstudent blinzelte schnell. Hatte er sich da gerade verhört? Das kam so aus dem Nichts.

„Ein Hund? Wie kommst du denn darauf?“

„Na ja, das ist eigentlich ganz einfach“, begann Koushi und richtete sich auf, womit Tetsurou nicht ganz einfach verstanden war, da er den Körperkontakt nicht verlieren wollte. Aber die Antwort machte ihn genauso neugierig.

„Als ich in Miyagi war, war ich öfters bei einer Freundin meiner Mutter, Mei-san. Ihre Hündin hat vor Kurzem Welpen bekommen und die waren schon ziemlich süß und-“

„Und du hast dich in einen von ihnen verliebt, richtig?“ Tetsurou konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Es war schon niedlich, wie verlegen sein Freund wurde, während er weitererzählte, so als wäre es bei etwas ertappt wurden, was er nicht hätte tun sollen.

„Ja, aber total. Schau sie dir bitte einmal ein.“ Koushi holte sein Handy hervor und reichte es ihm mit der geöffneten Fotogalerie. Es waren sicher zehn bis fünfzehn Fotos von der schwarzen, kleinen Hündin. Einige von ihnen waren eindeutig auf dem Schoß seines Freundes entstanden. Tetsurou verstand schon, warum er sich in sie verliebt hatte, aber er hatte gleichzeitig auch noch andere Dinge im Hinterkopf, die sie beachten mussten. Immerhin hatte sein Vater früher auch Hunde gehabt, daher wusste er ein wenig über die Erziehung.

„Sie ist wirklich sehr süß. Aber dir ist schon klar, was es bedeutet, wenn wir sie zu uns holen, oder? Wir müssen regelmäßig mit ihr spaziergehen, uns um die Erziehung kümmern und einfach so wegfahren ist dann auch nicht mehr“, zählte er auf, was sie im Hinterkopf behalten mussten. Koushi nickte.

„Natürlich, das ist mir bewusst. Und ich habe auch nicht erwartet, dass du sofort Luftsprünge machst, wenn ich mit dieser Idee um die Ecke komme. Aber ich würde mich freuen, wenn du darüber nachdenkst.“ Tetsurou nahm seine Hand und drückte sie sanft.

„Ja, ich werde darüber nachdenken. Lass mich ein bisschen Zeit, okay? An sich finde ich die Idee auch wirklich schön, nur möchte ich nichts überstürzen“, gab er noch einmal seine Meinung dazu preis.

„Danke, Tetsu.“ Koushi lehnte sich nach vorne und küsste ihn. Sie würden schon eine Lösung dafür finden, dessen waren sie sich beide sicher.
 

~ ♡ ~
 

Aber Tetsurou blieb nicht die Zeit über die Sache mit dem Hund nachzudenken, die er sich gewünscht hätte. Ein anderes Problem trat auf, welches zuerst seine Aufmerksamkeit erforderte. Dabei würde er es nicht unbedingt als Problem bezeichnen, sondern mehr als Bokutos Vorstellung von Romantik, die mit der von Kenma kollidierte.
 

„Kubro, ich weiß einfach nicht, was ich noch machen soll! KenKen weist jeden meiner Vorschläge ab!“ Tetsurou seufzte. Er musste sich noch an den Spitznamen gewöhnen, den sein Bro seinem besten Freund gegeben hatte. Er war sich nach wie vor nicht sicher, was er von ihrer Beziehung halten sollte, aber er sah auch, wie glücklich Kenma war. Und das freute ihn sehr. Bokuto und er saßen im Zimmer der Eule, da Koushi in ihrer Wohnung in Ruhe für eine Klausur lernen wollte.

„Ich verstehe immer noch nicht so ganz, was dein Problem ist, Bro. Ich meine, Kenma und du verbringt doch sehr viel Zeit miteinander. Schläfst du nicht sogar fast jede Nacht bei ihm? Warum willst du dann um jeden Preis auf ein Date mit ihm gehen?“ Okay, irgendwo verstand er es schon, da so ein Date nun einmal mit Romantik verbunden war, aber wenn er ehrlich war, konnte er sich Kenma nicht auf einem Date vorstellen. Gleichzeitig biss sich Bokuto gerade an dieser Tatsache gerade die Zähne aus.

„Er schmettert jeden meiner Vorschläge ab, die ich ihm mache. Letztens wollte ich mit ihm essen gehen, aber er hat gemeint, dass wir doch lieber in Ruhe etwas bestellen können.“

„Das passt zu Kenma. Er ist früher auch nie gerne essengegangen. Ich glaube kaum, dass er etwas daran ändern würde, da ihr jetzt zusammenseid“, nahm Tetsurou ihm dort den Wind aus den Segeln. Bokuto wirkte nicht glücklich darüber.

„Okay, okay! Aber ins Kino wollte er auch nicht mit mir gehen! Er hat gesagt, dass wir uns doch lieber den Film zuhause ansehen können! Das wäre so viel bequemer!“ Er trieb sich damit richtig hoch und der Managementstudent musste ein Lachen unterdrücken. Das meinte er noch nicht einmal böse. Er sah es gerne, wie sehr sich der Sportstudent um Kenma bemühte. Vielleicht sollte er auch mal ein ernstes Wort mit seinem besten Freund wechseln, dass er auch mal aus Bokutos Bedürfnisse in diesem Punkt eingehen sollte.
 

„Vielleicht solltest du Kenma nach seinen Ideen für ein Date fragen“, mischte sich da eine weitere Stimme in ihr Gespräch ein. Tetsurou und Bokuto, die bis eben einander angesehen hatten, wandten sich zur offenstehenden Zimmertür, in der Konoha lehnte.

„Konoha! Erschrick uns doch nicht so!“, beschwerte sich Bokuto lautstark, der wohl doch sehr in seinen Gedanken gefangen gewesen war. Als Antwort streckte ihm sein Mitbewohner nur die Zunge raus.

„Jetzt beruhig dich mal, Bro“, sagte Tetsurou beschwichtigend zu ihm, ehe er zu Konoha sah, „Ich finde, dass er einen Punkt hat. Hast du schonmal mit Kenma nach seinen Ideen für ein Date gefragt?“ Anhand der Reaktion des Älteren bemerkte er, dass ins Schwarze getroffen hatte. Bokutos Haare sackten ein wenig in sich zusammen und er verschränkte trotzig die Arme vor seiner Brust.

„Konoha soll selbst erst einmal ein Date mit Akaashi haben! Dann darf er auch mitreden!“

„Vielleicht habe ich das ja gleich und will mich nur kurz von euch verabschieden.“ Tetsurou sah Konoha daraufhin erstaunt an. Er hatte zwar mitbekommen, dass sich seit der Weihnachtsfeier etwas zwischen ihm und Akaashi etwas verändert hatte, aber er hatte sich damit gerechnet, dass sie schon auf Dates gingen. Konoha war wohl doch ein ziemlich schlauer Fuchs, wenn er den hübschen Literaturstudenten so um den kleinen Finger gewickelt hatte.

„Was?!“, entfuhr es Bokuto, der wohl nicht minder erstaunt über diese Tatsache war.

„Bis später dann.“ Konoha winkte ihnen kurz noch, bevor er sie wieder allein ließ. Erstaunt und fassungslos sahen sie ihm nach. Kurze Zeit später hörten sie, wie die Wohnungstür geöffnet und dann wieder geschlossen wurde.

„Ich glaub es nicht…“ Der Sportstudent schüttelte den Kopf. Tetsurou zuckte nur mit den Schultern.
 

„Konoha macht wohl Nägeln mit Köpfen“, meinte er und wandte sich wieder seinem Kumpel zu, „Aber zurück zu dir: an deiner Stelle würde ich Kenma einfach mal darauf ansprechen, was er sich für ein Date vorstellen könnte.“

„Meinst du wirklich?“ Unsicher sah er ihn. Tetsurou nickte.

„Ja, meine ich wirklich. In einer Beziehung ist Kommunikation am wichtigsten. Und ich glaube, dass müssen Kenma und du noch ein bisschen lernen. Aber dass du dir schon einmal Gedanken machst, ist da der richtige Schritt.“ Er konnte Bokuto ja nicht nur die ganze Zeit kritisieren, zumal er seine Gedankengänge schon sehr lobenswert fand. Durch das Lob erhellte sich auch wieder der Blick seines Gegenübers.

„Ich werde dafür sorgen, dass KenKen und ich das beste Date haben, was die Welt jemals gesehen hat!“
 

~ ♡ ~
 

Kenma bemerkte sehr deutlich, dass seinen Freund etwas umtrieb. Das hatte er schon gemerkt, als er seine Wohnung betreten hatte. Wie immer war Bokuto zu ihm gekommen, um ihm beim Zocken zuzusehen. Vielleicht würden sie später auch noch zusammen etwas spielen, aber gerade gab sich Bokuto damit zufrieden, dass er seinen Kopf auf Kenmas Schoß legen durfte. Ihm war schnell bewusst geworden, dass sein Freund jemand war, der viel Körperkontakt einforderte. Daran musste er sich erst einmal gewöhnen.
 

„KenKen?“, durchbrach der Ältere irgendwann die Stille zwischen ihnen. Kenma hatte gerade einen Zwischenboss besiegt, daher konnte er das Spiel jetzt ohne Probleme pausieren. Ihm war jetzt schon öfters aufgefallen, dass Bokuto immer auf solche Momente wartete, wenn er ihn ansprach. Das wusste er sehr zu schätzen.

„Hm?“, machte er und sah zu seinem Freund hinunter, der sich aber jetzt aufsetzte. Ein klein wenig vermisste Kenma die Nähe jetzt schon.

„Gehen wir auf ein Date?“ Mit großen Augen sah Bokuto ihn an. Dieses Gespräch hatten sie in letzter Zeit schon öfters geführt. Er verstand nicht, warum er so heiß darauf war, auf ein Date zu gehen. Er verstand den Sinn dahinter nicht, wenn sie doch sowieso viel Zeit miteinander verbrachten.

„Du weißt, dass ich nicht so gerne in Restaurants gehe, und Kinos finde ich auch nicht so toll…außerdem verbringen wir doch hier viel Zeit zusammen. Das ist doch in Ordnung“, gab er seine Meinung preis. Bokutos Haar verlor etwas von seiner Standkraft – es war immer wieder erstaunlich für Kenma, wie er seine Gefühle nur anhand seiner Haare lesen konnte.

„Aber das machen wir immer! Ich will mit dir ausgehen und irgendwo Zeit verbringen. Ich schaue dir gerne beim Zocken zu und liebe es, wie wir hier zusammensitzen, aber ich möchte auch mal etwas anderes machen…Kubro hat zu mir gesagt, dass Kommunikation in einer Beziehung wichtig ist. Und daher kommuniziere ich jetzt mit dir.“ Der Gamer verzog das Gesicht. Er musste dringend ein ernstes Wort mit seinem besten Freund wechseln. Er wollte nicht, dass dieser sich in seine Beziehung einmischte. Leider musste er auch zugeben, dass er recht hatte. Er wusste ja, dass man mit den Menschen kommunizieren musste. Und da Bokuto ihm besonders am Herzen lag, wollte er das nicht in den Sand setzen.
 

„…Ist es dir denn so wichtig, dass wir auf ein Date gehen?“

„Sehr wichtig! Ich will dich einfach verwöhnen, KenKen. Ich will, dass wir einen tollen Tag verbringen, wo es nur uns beide gibt. Und ich will, dass wir beide ganz viel Spaß dabei haben.“ Die Eindringlichkeit in Bokutos Augen ließ Kenmas Herz einen kurzen Satz machen. Schnell wandte er den Blick ab, griff aber nach der großen Hand seines Freundes.

„…Wenn es dir wirklich so wichtig ist, dann gehe mit mir in die Arcade-Halle in der Stadt. Das würde mir sehr viel Spaß machen. Besonders mit dir zusammen.“ Er drückte die Hand seines Freundes, um ihn zu signalisieren, dass er verstanden hatte, warum es ihm so wichtig war.

„KenKen! Das macht mich so glücklich!“ Bokuto konnte sich nicht mehr zurückhalten und schlang die Arme um ihn. Kenma ließ es gerne geschehen und kuschelte sich an ihn. Ja, ein Date in der Arcade-Halle klang gar nicht schlecht.
 

~ ♡ ~
 

„Er hat es ja wirklich geschafft“, sagte Tetsurou zu sich selbst, als er durch sein Handy scrollte. Gerade hatte er Bokutos Post über sein Date mit Kenma gesehen. Die beiden waren heute in einer Arcade-Halle und er sah, dass die beiden eindeutig ihren Spaß hatten.

„Wer hat was geschafft?“, fragte Koushi, der gerade mit zwei Tassen Tee zurück ins Wohnzimmer kam. Er stellte die Tassen auf dem Wohnzimmertisch ab und ließ sich neben seinem Freund nieder. Automatisch legte der Größere einen Arm um ihn. Er zeigte ihm den Post.

„Bokuto. Er hat endlich sein Date mit Kenma, welches er unbedingt haben wollte. Ich freu mich für die beiden“, antwortete er ihm. Koushi betrachtete den Post und lächelte.

„Süß. Du hast den beiden ein bisschen geholfen, oder?“ Tetsurou schmunzelte.

„Du kennst mich zu gut, aber im Endeffekt habe ich eigentlich nur zur Bokuto gesagt, dass Kommunikation in einer Beziehung am wichtigsten ist. Er scheint meinen Rat beherzigt zu haben.“

„Hhm, das ist wohl war.“ Koushi bettete seinen Kopf an Tetsurous Schulter. Dieser strich ihm sanft über die Seite. Sie ließen den Abend entspannt ausklingen. Der Managementstudent genoss gerade auch ein wenig die Ruhe zwischen ihnen, aber es gab noch etwas, was ihn in den letzten Tagen umgetrieben hatte.

„Kou?“, durchbrach er die Stille.

„Ja?“ Er hob den Kopf ein wenig und sah zu ihm auf.

„Fahren wir nächstes Wochenende nach Miyagi. Ich möchte mir den Hund ansehen.“ Koushi rückte von ihm ab und sah ihm mit großen Augen an.

„Ist das dein Ernst, Tetsu?“

„Ansonsten würde ich es nicht sagen. Ich würde mich freuen, wenn unsere Familie wächst.“ Er lehnte sich nach vorne und küsste Koushi. Der Gedanke an Wachstum in ihrer kleiner Familie gefiel ihm sehr.
 

Zwei Wochen später zog die kleine Emi bei ihnen ein.

------------------------------------------------------------------

Kleiner Fun-Fact: Emi existiert schon seit 2021 und hatte dort ihren ersten Auftritt in meinem damaligen Adventskalender und sollte eigentlich noch in einer Story auftauchen, die ich nie geschrieben habe.

So darf sie nun hier mitmischen ;)

Schokoherzen und Marzipanliebe


 

Schokoherzen und Marzipanliebe
 

Akinori konnte sich wirklich selbst auf die Schulter klopfen, wie das zwischen Akaashi und ihm lief. Der Jüngere hatte ihn darum gebeten, dass er auf ihn warten würde, und daran hielt er sich auch. Er drängte ihn zu nichts und dafür war er inzwischen auch belohnt wurden: Akaashi und er gingen regelmäßig miteinander aus.

Es hatte alles damit begonnen, dass der Literaturstudent ihn Mitte Januar gefragt hatte, ob sie abends etwas miteinander essen gehen wollten. Akinori hatte schneller ja gesagt, als Akaashi wohl damit gerechnet hatte. Es war ihm im Nachhinein auch etwas peinlich gewesen, dass er so schnell gewesen war, aber der Jüngere hatte darüber lachen können. Seitdem gingen sie mindestens einmal in der Woche miteinander aus. Mal war es ein Besuch im Kino, mal gingen sie essen, mal gingen sie einfach spazieren und sprachen über Gott und die Welt.

Es war wirklich schön und Akinori war an sich auch sehr zufrieden mit seiner Situation, dennoch…
 

Er wünschte sich mehr. So viel mehr.
 

Aber Akaashi blockte jedes Mal ab, wenn Akinori Anstalten machte bei ihren Spaziergängen nach seiner Hand zu greifen oder im Kino den Arm um ihn legen wollte. Immer wenn er einen dieser Versuche startete und abgewiesen wurde, unterließ er es, danach weitere zu starten. Er wollte, dass das mit Akaashi funktioniert und ihn zu nichts zwingen. Trotzdem konnte er nicht den Gedanken niederkämpfen, dass er mehr wollte. Dabei fand er schon, dass er fürs Erste glücklich damit werden könnte, einfach Zeit mit Akaashi zu verbringen. Aber sein Egoismus stellte ihm immer wieder ein Bein.
 

Darum wollte Akinori diese Energie für etwas Positives nutzen, um Akaashi deutlich zu machen, wie wichtig er ihm inzwischen geworden war. Und da bald Valentinstag vor der Tür stand, wollte er Pralinen für ihn machen. Da er dies aber zuvor noch nie gemacht hatte, gab es nur eine Person, die er um Hilfe bitten konnte.
 

„Tendou?“ Als er seinen Nachbar im Flur sah, ergriff Akinori die Chance gleich am Schopf. Der Angesprochene blieb stehen und legte den Kopf zur Seite, während ein Grinsen auf seinen Lippen erschien.

„Akinori~ Was kann ich für dich tun?“ Neugierig blickte er ihn an und ging die letzten Stufen der Treppe hinauf, um direkt vor ihm stehen zu bleiben.

„Kannst du mir zeigen, wie man Pralinen macht?“, fragte Akinori sofort, da er nicht lange um den heißen Brei herumreden wollte. Er wusste, das Tendou davon ebenfalls kein Fan war. Die Neugierde auf dem Gesicht des Älteren wurde größer.

„Oho? Du willst für Pralinen machen? Für Valentinstag, richtig? Aber für wen?“ Und schon prasselten die Fragen auf ihn nieder. Akinori musste ein Seufzen unterdrücken, aber da er sich gut überlegt hatte, Tendou um Hilfe zu bitten, hatte er mehr oder minder damit gerechnet. Vor allem konnte er sich auch vorstellen, dass sein Nachbar aus seinem Mund hören wollte, dass die Pralinen für Akaashi waren. Immerhin war es ein offenes Geheimnis im Haus, dass sie öfters miteinander ausgingen.

„Ja, für Valentinstag. Und sie sind für Akaashi. Ich will an Valentinstag etwas Besonderes für ihn machen. Ich will ihm zeigen, wie wichtig er mir inzwischen ist.“ Es fühlte sich gut an, diese Worte so direkt auszusprechen. Das war sein Ziel, Akaashi zu zeigen, dass er ihm wichtig war. Natürlich hatte er dabei auch immer im Hinterkopf, dass der Jüngere nach wie vor an seiner Trennung zu knabbern hatte, weshalb es ihm umso wichtiger war. Er wollte Akaashi auch dabei helfen, zu heilen. Tendou lachte verzückt.

„Du bist schon sehr süß, Akinori. Also gut, ich werde dir helfen. Wir treffen uns am dreizehnten bei mir oben in der Wohnung und dann zeige ich dir alle wichtigen Sachen. Außerdem können die Pralinen so einen Tag gut durchziehen und sind dann noch leckerer.“ Als er die Zustimmung bekam, erschien auch ein zufriedenes Lächeln auf Akinoris Lippen.

„Danke, Tendou. Wirklich!“ Sein Nachbar winkte ab und grinste bloß.

„Kein Problem. Junger Liebe helfe ich doch immer gerne~“
 

~ ♡ ~
 

Satori kicherte zufrieden vor sich hin, während er die Treppe hinauf zu seiner Wohnung ging. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er von Konoha gefragt werden würde, ob er ihm beim Pralinen machen helfen würde. Da Satori seine Leidenschaft gerne teilte, hatte er gerne zugestimmt. Außerdem war er gespannt darauf, was er Konoha noch über seine Beziehung zu Akaashi entlocken konnte. Er war wirklich investiert, was die beiden anging. Schon seit er ihrer Begegnung bei Akaashis Einzug beigewohnt hatte, hatte für ihn eins festgestanden: die beiden gehörten zusammen.

„Eita, ich bin wieder da!“, rief Satori, als er die Wohnung betrat. Er wusste, dass ein Mitbewohner längst zuhause sein musste.

„Ich bin in der Küche!“, kam die Antwort prompt und nachdem er seine Schuhe und Jacke ausgezogen hatte, ging er in die Wohnküche, wo Eita am Herd stand. In der Küche roch es sehr lecker.

„Oh, was machst du denn Schönes?“, fragte Satori und lehnte sich gegen die Küchenzeile. Eita blickte kurz von der Pfanne auf und lächelte ihn an.

„Eine Reispfanne mit dem restlichen Gemüse, was noch im Kühlschrank war. Willst du auch etwas?“

„Wenn du schon so fragst, sage ich natürlich nicht nein. Ich hatte übrigens gerade eine sehr interessante Begegnung auf dem Flur.“ Satori hielt natürlich nicht hinter dem Berg, was er gerade von Konoha gefragt worden war. Außerdem hatte ihm diese Begegnung auf eine Idee gebracht.

„Was für eine Begegnung denn?“, fragte Eita mit einer gewissen Neugierde in der Stimme.

„Konoha, der mich gefragt hat, ob ich ihm dabei helfe, Pralinen für Valentinstag zu machen“, erzählte er ihm und stützte sich mit dem Arme auf der Arbeitsplatte ab, während er seinen Ex-Freund fixierte, „Da habe ich mich gefragt, was sind eigentlich deine Pläne für den Tag der Liebenden? Oder hast du Shirabu noch gar nicht gefragt?“ Satori wackelte mit den Augenbrauen, während er auf die Antwort wartete. Eita sah ihn kurz skeptisch an, bevor er sich wieder der Pfanne zuwandte und sich räusperte.

„Natürlich habe ich ihn schon gefragt. Wir gehen auf ein Konzert“, begann er und stellte die Hitze am Herd runter, „Und danach…gehen wir zu ihm. Also brauchst du nicht mit mir zu rechnen.“ Satori lachte daraufhin und drückte sich von der Arbeitsfläche hoch.

„Oho~ Ihr habt also auch die Nacht zusammen geplant. Du bist mir vielleicht einer, Eita“, zog er ihn auf, wofür er einen finsteren wie peinlich berührten Blick erntete.

„Wir führen immerhin eine Beziehung miteinander, also ist das wohl normal…Was hast du eigentlich für Valentinstag geplant?“ Auch wenn Satori das Thema gerne noch vertieft hätte, ließ er den Themenwechsel doch gerne zu.

„Oh~ Wakatoshi und ich gehen essen, auch wenn er etwas erstaunt darüber ist, dass man diesen Tag so groß feiert. Zumindest als Paar. Von daher freue ich mich schon darauf, ihm den Zauber des Valentinstags näherzubringen.“ Und wie sehr sich Satori freute. Dies war auch ein weiterer Grund, warum er Konohas Bitte angenommen hatte, da er selbst Pralinen für seinen Liebsten machen wollte. Warum also nicht gemeinsam diesen Spaß genießen?
 

~ ♡ ~
 

Wie vereinbart, stand Akinori am dreizehnten Februar vor Tendous und Semis Wohnungstür und klopfte bei ihnen. Nicht eine Minute später wurde die Tür geöffnet und sein Nachbar strahlte ihn regelrecht an.

„Akinori~ Wie schön, dass du hier bist! Komm rein, komm rein“, lud er ihn ein und trat zur Seite, damit er in die Wohnung kommen konnte. Der Angesprochen musste schmunzeln. Er freute sich schon darauf, die Pralinen mit Tendou zu machen. Es würde sicher witzig werden und er konnte dabei noch etwas lernen.

„Danke nochmal, dass es geklappt hat, Tendou. Ich freue mich schon sehr auf heute.“ Er zog sich die Schuhe aus und folgte ihm in die Küche, wo er schon alles vorbereitet hatte. Interessierte beäugte Akinori die Zutaten, Schüssel und Utensilien, die Tendou hingestellt hatte. Er hatte ihm noch gefragt, was für Pralinen er machen wollte. Da es sein erstes Mal war, hatte Akinori damit geantwortet, dass er gerne etwas einfaches probieren wollte. Für ihn zählte mehr die Geste als der Aufwand.

„Gerne, gerne. Ich freue mich immer darüber, wenn ich das mit jemanden zusammenmachen kann. Eita wollte ja leider keine Pralinen für Shirabu machen. Ansonsten hätten wir es zu dritt gemacht.“ Tendou ging zur Spüle, um sich die Hände zu wachsen. Akinori tat es ihm nach.

„Es läuft ziemlich gut zwischen ihnen, oder?“ Er bekam zwar mit, dass die beiden immer wieder miteinander stritten, aber inzwischen da lag immer dieser flirtende Unterton darin.

„Sehr gut, würde ich sogar sagen. Ich freue mich darüber, dass Eita so glücklich mit ihm ist.“ Diese Aussage erstaunte den Jüngere dann doch, aber es sprach nur dafür, dass die beiden auch nach ihrer Trennung immer noch sehr gute Freunde waren.
 

„Und was genau machen wir jetzt?“, lenkte Akinori das Gespräch schließlich auf den Grund, warum er hier war. Als hätte er nur auf diese Frage gewartet, bereitete Tendou die Arme einladend aus.

„Für dich habe ich mir überlegt, dass wir Vollmilch- und Nougatpralinen machen. Die sind für den Anfang am einfachsten. Ich werde dich anleiten, während ich selbst ein paar Marzipanpralinen für meinen Valentinstag mache.“ Akinori wurde hellhörig, während Tendou damit begann, ihm zu zeigen, wie er die Schokolade am besten kleinschnitt und dann temperierte.

„Für deinen Valentinstag? Also machst du morgen etwas mit Ushijima?“ Im Gegensatz zu Tendou war er nicht so sehr in das Liebesleben anderer involviert, da er sich vollkommen auf Akaashi konzentrierte. Sein Nachbar nickte zufrieden, währen er das Marzipan mit seinen Hände bearbeitete.

„Ja, und ich freue mich schon sehr darauf. Aber sag mal, Akinori, wie gut läuft das jetzt zwischen Akaashi und dir? Ich bin da schon sehr interessiert“, machte Tendou keinen Hehl daraus, was er genau von ihm wissen wollte. Der Angesprochene sah auf die Schokolade, die er kleinschnitt.

„Ich würde sagen, dass es echt gut läuft. Besser, als ich am Anfang gedacht habe. Weißt du, er hat mich an Weihnachten gebeten, dass ich auf ihn warten soll. Und ich muss sagen, dass ich damals schon ein wenig Angst davor hatte, dass dies ewig dauern würde“, begann er zu erzählen.

„Ewig? Warum das denn?“

„Na ja, es klang so, als würde er noch einige Zeit brauchen, um sich wieder auf jemand einzulassen. Und ich glaube, dass er das immer noch braucht. Trotzdem war ich überglücklich, als er mich gefragt hat, ob wir nicht mal etwas essen gehen wollen. Weißt du, ich will einfach für ihn da sein und ihm zeigen, dass Liebe nicht wehtut.“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, war es ihm gleich schon etwas peinlich. Er hatte bisher noch mit niemanden über diese Gedanken gesprochen. Tendou neben ihm kicherte und Akinori sah ihn an.

„Du bist wirklich sehr süß, Akinori. Akaashi kann sich sehr glücklich schätzen, dass er dich in seinem Leben hat. Ich wünsche euch beiden nur das Beste.“ Er klang aufrichtig, dass es dem Jüngeren das Herz erwärmte. Auch wenn er nicht so viel mit Tendou zu tun hatte, beschloss er in diesem Augenblick, dass er diese mögliche Freundschaft vertiefen wollte.

„Danke, Tendou. Ich wünsche dir und Ushijima auch nur das Beste.“ Er konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie glücklich die beiden auf ihrer Weihnachtsfeier gewirkt hatten. Sie wirkten wie ein Paar, welches Zukunft hatte. Tendou kicherte wieder.

„Auch dir danke, Akinori. Und jetzt lass uns die besten Pralinen machen, die unsere beiden Männern jemals probiert hatten.“ Akinori lachte.

„Aber natürlich!“
 

~ ♡ ~
 

Am Abend von Valentinstag stand Akinori vor Akaashis Wohnungstür und klopfte. In der anderen Hand hielt er die Schachtel mit den Pralinen in den Händen. Er war aufgeregt, wie der Jüngere darauf reagieren würde. Die Tür wurde geöffnet und der Bewohner sah ihn erstaunt an.

„Konoha-san? Was machst du denn hier? Waren wir verabredet?“ Er wirkte unsicher, ob er etwas vergessen hatte. Aber Akinori schüttelte den Kopf.

„Nein, waren wir nicht. Ich habe mir bloß gedacht, dass ich spontan vorbeikomme. Ich habe da etwas für dich. Darf ich reinkommen?“ Fragend sah er ihn an. Akaashi nickte und trat zur Seite. Nachdem er sich die Schuhe ausgezogen hatte, folgte der Ältere ihm ins Wohnzimmer.

„Alles Gute zum Valentinstag“, sagte Akinori da und überreichte Akaashi die Schachtel. Er besah sie mit großen Augen und schien nicht so recht zu wissen, was er sagen sollte.

„…Ich habe gar nicht daran gedacht, dass das heute ist…Ich habe nichts für dich, Konoha-san…“ Er wog die Schachtel ein paarmal in seinen Händen hin und her, wobei er ihn nicht ansehen wollte. Akinori lächelte. Er ging ein paar Schritte auf ihn zu und umfasste Akaashis Kinn, damit er ihn ansah.

„Du musst mir nichts besorgen, Akaashi. Ich wollte dir eine Freude machen, da ich dich gerne lächeln sehe.“ Verlegen wich der Jüngere seinem Blick aus, was Akinori zum Schmunzeln brachte. Er fand es süß, dass er ihn in Verlegenheit bringen konnte.

„Danke, Konoha-san. Sind sie selbstgemacht?“ Akaashi hob seinen Kopf wieder und ein kleines Lächeln erschien auf einen Lippen, welches das des Älteren nur größer werden ließ. Das fand er noch schöner.

„Ja, Tendou hat mir dabei geholfen. Ich fand es schöner, anstatt welche zu kaufen. Ich hoffe sehr, dass sie dir schmecken.“ Er ging wieder ein paar Schritte zurück, um ihm etwas Abstand zu gewähren.

„Das werden sie sicher. Ich weiß das sehr zu schätzen.“ Er legte die Schachtel auf dem Küchentresen ab und ging auf Akinori zu, der kurz irritiert war.

„Willst du sie nicht probieren?“ Er wollte sehen, wie gut sie Akaashi am Ende schmeckten. Er hatte beim Herstellen zwar probiert und sie hatten ihm geschmeckt, aber dies hatte ja nichts zu bedeuten. Für ihn war wichtig, dass sie seinem Date schmeckten.

„Gleich, erst einmal will ich mich richtig bei dir bedanken.“ Damit überbrückte Akaashi die letzten Zentimeter zwischen ihnen und küsste Akinori. Dieser hatte das Gefühl, dass sein Herz so schnell schlug, dass es ihm gleich aus der Brust springen musste. Er konnte nicht glauben, dass Akaashi ihn von sich aus küsste! Er hätte in diesem Augenblick nicht glücklicher sein können. Er legte die Arme um den Jüngeren und erwiderte den Kuss. Er hoffte, dass dieser Kuss niemals enden würde.
 

~ ♡ ~
 

Satori hatte den Abend mit Wakatoshi sehr genossen. Das Abendessen war in einen schönen kleinen Restaurant gewesen und sie hatten wieder einmal über Gott und die Welt gesprochen. Wobei Satori gesprochen hatte und Wakatoshi hatte zugehört, wobei er auch immer seine Meinung gesagt hatte, wenn er ihn danach gefragt hatte. Satori genoss seine Direktheit sehr und wusste, dass er immer ehrlich mit ihm sein würde.

Nach dem Essen hatten sie noch einen Spaziergang gemacht und waren jetzt in die Wohnung des Jüngeren gegangen. Dort hatte Satori Wakatoshi die Pralinen überreicht, die dieser sofort probiert hatte. Sie hatten ihm sehr gut geschmeckt, was den Hersteller sehr gefreut hatte.

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass du zuvor die Bedeutung von Valentinstag gekannt hast. Auch wenn du noch nie ein Beziehung gehabt hast, finde ich es doch sehr erstaunlich“, sagte Satori ehrlich zu ihm, als er sich auf dem Sofa an ihn gekuschelt hatte. Neugierig sah er ihn an. Wakatoshi zuckte mit den Schultern.

„Ich hatte einfach kein Interesse daran. Aber mit dir diesen Tag zu verbringen, war wirklich sehr schön, Satori.“ Er küsste ihn kurz. Satori kicherte in den Kuss und kuschelte sich noch mehr an ihn.

„Ich fand ihn auch sehr schön, Wakatoshi. Lass uns öfters solche Date Nights machen, ja? Auch unabhängig vom Valentinstag“, schlug er vor. Sein Partner nickte zustimmend.

„Das ist eine gute Idee. Aber da gibt es noch eine andere Sache, die ich dich gerne fragen würde, Satori.“ Er strich ihm durch die Haare und sah ihn abwartend an. Satori legte den Kopf leicht schief und lehnte ihn gegen die große Hand seines Freundes.

„Frag mich ruhig~ Ich beantworte dir sie gerne~“

„Willst du zu mir ziehen?“ Satori blinzelte schnell, als hätte er sich verhört. Kurz dachte er auch, dass Wakatoshi ihn aufziehen wollte. Aber es war nun einmal Wakatoshi. Der tat so etwas nicht.

„…Wakatoshi…“

Umzugspläne


 

Umzugspläne
 

„Wakatoshi hat mich gefragt, ob ich zu ihm ziehen will“, berichtete Satori Eita einige Tage nach Valentinstag. Sie saßen gerade gemeinsam in der Wohnküche auf dem Sofa und wollten sich einen Film ansehen. Erstaunt sah der Musiker seinen Ex-Freund an.

„Wie bitte? Wann das denn?“ So wie er Satoris neuen Freund inzwischen gelernt hatte, machte er nicht den Eindruck auf ihn, dass er so etwas sagen würde. Aber es gab ja immer wieder Überraschungen.

„An Valentinstag, als wir abends bei ihm waren. Er hat mich einfach so gefragt, ohne dass wir vorher mal darüber gesprochen haben. Aber er hat dann gemeint, dass er gerne jeden Tag mit mir verbringen möchte, und das fand ich sehr süß.“ Mit einem zufriedenen Lächeln sah Satori ihn an und Eita ging durch den Kopf, wie glücklich er in diesem Moment aussah. Er setzte sich auf. Ein wenig hatte er Angst vor dem, was gleich kommen würde. Immerhin hatten sie ausgemacht, dass sie bis zu ihrem Abschluss zusammenwohnen würden. Das wirkte auf einmal so hinfällig.

„Und was hast du daraufhin geantwortet?“

„Dass ich noch etwas Zeit brauche, um ihm eine Antwort zu geben. Ich meine, so lange sind wir ja noch nicht zusammen. Dennoch…Mir gefällt der Gedanke, mit ihm zusammenzuleben.“ Das Lächeln wurde größer und an seinem Blick erkannte Eita, dass er es sich schon ausmalte. Er schluckte. So sehr er sich auch für ihn freute, so fühlte er sich gleichzeitig auch vor den Kopf gestoßen.

„Ich freue mich ja wirklich für euch, aber…was wird dann aus unserer Wohnung? Und alles?“, hakte er vorsichtig nach. Die kommende Antwort bereitete ihm ein jetzt schon Bauchschmerzen. Satori legte den Kopf schief und sah ihn recht lange an.

„Darüber habe ich auch schon gedacht, Eita, keine Sorge. Ich würde diese Entscheidung niemals treffen, ohne vorher mit dir darüber gesprochen zu haben. Und vielleicht ist es etwas früh, aber vielleicht könntest du Shirabu fragen, ob er zu dir ziehen will.“ Eita blinzelte schnell.

„Das kann nicht dein Ernst sein, Satori! Ich glaube kaum, dass er ja sagen würde! Das mit uns…Es ist noch nicht so fest, dass ich ihm diese Frage stellen könnte!“ Er schüttelte heftig den Kopf. Nein, das konnte er seinen Freund einfach nicht fragen. Shirabu würde an die Decke gehen und das wollte er sehr gerne verhindern. Zwar hatte er nicht mehr das Gefühl, dass er sich bei jedem Wort genau überlegen musste, was er zu ihm sagte, aber so eine Sache…Nein, das ging nicht. Satori lachte bloß.

„Denk doch einfach mal drüber nach. Ansonsten kannst du dir einen anderen Mitbewohner suchen, wenn ich mich dafür entscheiden sollte, zu Wakatoshi zu ziehen. Es ist ja noch nichts in Stein gemeißelt.“ Eita konnte nicht sagen, ob ihm diese Idee besser gefiel. Die ganze Sache musste er wohl noch einmal richtig durchdenken. Und dann noch einmal mit Satori darüber sprechen.
 

~ ♡ ~
 

Natürlich begleitete ihn die Worte von Satori in seinem Alltag. Immer wieder dachte Eita darüber nach, wie es sein würde, wenn er mit Shirabu zusammenleben würde. Ihm gefiel der Gedanke, dass er ihn jeden Morgen und jeden Abend sehen konnte und noch mehr, dass er jede Nacht im gleichen Bett mit ihm schlafen würde. Es war schon sehr verlockend.

Und so dachte er auch daran, als er mit Shirabu in dessen Wohnung auf dem Bett lag und den Abend ausklingen ließ. Sein Freund benutzte seinen Oberarm als Kopfkissen, während er in ein paar Unterlagen aus seiner Vorlesung las. Eita selbst scrollt hin und wieder durch sein Handy, aber sein Blick lag meistens auf seinem Freund. Er mochte es ihm beim Lernen zuzusehen.
 

„Shirabu?“, fragte er dennoch. Vielleicht sollte er das Thema mit dem Zusammenziehen einfach ansprechen. Über die Idee zu sprechen, sollte hoffentlich zu keinen großen Probleme führen.

„Hmh?“, machte der Jüngere und sah von seinen Unterlagen auf. Eita lächelte ihn an und legte sein Handy beiseite, um ihn eine verlorene Haarsträhne aus dem Gesicht zu schieben.

„Was würdest du davon halten, wenn wir zusammenziehen?“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, setzte sich Shirabu auch schon ruckartig auf und sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren.

„Zusammenziehen?! Wie kommst du denn auf so etwas?!“ Er wirkte auf einmal richtig aufgebracht, was diese Aussage anging. Das irritierte den Älteren und er setzte sich ebenfalls auf.

„Na ja, Satori hat mit Wakatoshi darüber gesprochen und will eventuell zu ihm ziehen. Und da ist bei uns das Thema aufgekommen, dass du ja dann zu mir ziehen könntest.“ Damit war die Katze aus dem Sack. Wenn Shirabu jetzt schon so an die Decke ging, konnte er ihm auch die Wahrheit sagen.

„Sag mal, spinnst du, Semi-san?! Wir sind noch nicht ganz drei Monate zusammen und du redest schon vom Zusammenziehen! Das geht doch nicht!“ Der Medizinstudent stand vom Bett auf und ging ein paar Schritte von ihm weg. An seinem Gesichtsausdruck konnte Eita sehr gut erkennen, wie sehr ihn die Sache aufregte. Klar, da sie beide recht hitzköpfig waren, gerieten sie öfters aneinander, was meistens dann im Bett endete. Dieses Mal hatte er das Gefühl, dass sie vor dem ersten richtigen Streit in ihrer Beziehung standen. So stand er ebenfalls vom Bett auf und hoffte, noch irgendwie Schadensbegrenzung zu betreiben.

„Shirabu, bitte. Es ist nur ein Gedankenspiel und nichts, was ich jetzt von dir verlange. Aber ich finde den Gedanken schön und möchte deshalb mit dir darüber sprechen. Ohne irgendwelche Verpflichtungen.“ Sein Freund blieb stur.

„Vergiss es! Drei Monate sind einfach zu früh! Wir wissen ja noch gar nicht, ob das mit uns überhaupt hält!? Immerhin hast du dich auch von Tendou getrennt, obwohl ihr zusammengewohnt habt. Das könnte uns genauso gut passieren!“ Diese Worte trafen Eita. Mehr, als er es wohl wahrhaben wollte. Natürlich war er trauriger darüber gewesen, als Satori und er sich getrennt hatten, obwohl sie gerade erst zusammengezogen waren, aber dass Shirabu auf die Idee kam, dass ihnen das ebenso treffen konnte…Das saß.

„Wow, echt super, was für Hoffnung du in unsere Beziehung setzt. Ich hätte echt gedacht, dass wir an diesem Punkt schon vorbei wären.“ Auch wenn er niemand war, der eine Konfrontation mied, wollte er gerade am liebsten gehen.

„Ich bin nur realistisch! Mehr nicht. Ich will nur alle Eventualitäten abwiegen, bevor wir irgendwie überstürzen. Wir können in…“, Shirabu hielt inne und überlegte, „in einem Jahr oder so wieder darüber sprechen.“ Hört er da raus, dass die Stimme des Jüngeren leicht zitterte? Nein, das musste er sich einbilden. Sein Blick war weiterhin fest und undurchdringlich. Eita schüttelte den Kopf. Enttäuschung bereitete sich in ihm aus.

„Ich glaube, es ist am besten, wenn ich jetzt gehe, bevor das hier noch eskaliert. Du weißt jetzt, wie du dazu stehst, und ich werde das Thema nicht wieder ansprechen. Melde dich einfach bei mir, wenn du dich wieder beruhigt hast.“ Er drehte sich um und steuerte die Wohnungstür an. Er hatte immer noch die leise Hoffnung, dass Shirabu nach seiner Hand griff und ihm sagte, dass er bei ihm bleiben sollte.

Tat er aber nicht.
 

~ ♡ ~
 

Akira war froh, als er von der Universität nach Hause kam. Er hatte das Gefühl, dass der Tag heute einfach nicht herumgehen wollte. Jetzt wollte er sich nur noch aufs Sofa werfen, etwas essen und mit Tobio kuscheln, während sie ihre Serie weiterschauten. Mehr wollte er von diesem Abend nicht. Bevor er hoch in die Wohnung ging, sah er noch nach, ob sich Post in ihrem Briefkasten befand, aber dieser schien schon geleert worden zu sein. Das hieß, dass Tobio schon zuhause war. Bequem stieg Akira die Treppen in den ersten Stock hinauf und schloss die Wohnungstür auf.
 

„Tobio, ich bin zuhause“, sagte er in normaler Lautstärke und zog seine Schuhe aus. Jacke und Tasche wurden achtlos in die Ecke gestellt, während er die Wohnküche ansteuerte. Dort fand er seinen Freund auf dem Sofa sitzend vor. Er hielt einen Zettel in der Hand, den er genau studierte. Tobio hob den Kopf, sein Blick war unlesbar.

„Hallo Akira“, begrüßte er ihn, während der Jüngere an dem Couchtisch vorbeiging und sich neben ihn setzte.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er, kaum wie er es sich auf dem Polster bequem machte. Der Ältere drehte den Zettel in seinen Händen und reichte ihm ihn dann.

„Ich weiß nicht so ganz. Lies dir das erst einmal durch.“ Die Skepsis in Akira wuchs. So kannte er Tobio gar nicht. Wenn irgendetwas war, sagte er ihm eigentlich immer sofort. Also nahm er ihm den Zettel ab, der sich als Brief entpuppte. Er stammte von einem Volleyballverein aus Okinawa. Er las sich ihn durch und schluckte dann.

„Du bist für ein Testspiele eingeladen wurden…mit der Chance, dass sie dich übernehmen werden“, fasste er für sich selbst zusammen, was er dort gelesen. Er sah auf und Tobio nickte.

„Ja. Mein Trainer hat gemeint, dass er Anfragen an verschiedene Vereine schickt. Sie sind die ersten, die mir eine Rückmeldung geschickt haben. Ich meine, es ist schon eine große Chance, aber…“

„aber du müsstest dafür nach Okinawa ziehen, wenn du für sie spielen willst“, beendete Akira den Satz für ihn. Sein Gegenüber nickte und sie sahen sich für einen Augenblick lang nur an. Er wusste nicht so recht, was er von dieser Situation halten sollte. Natürlich war sich Akira bewusst, dass es für Tobio der größte Traum war, endlich professionell Volleyball zu spielen. Er freute sich ja auch für ihn, aber er würde lügen, wenn es ihm nicht lieber wäre, wenn ein Verein in Tokyo sich um ihn bemühen würde.

„Willst du es denn versuchen?“, fragte er vorsichtig. Er hatte Angst vor der Antwort. Wenn Tobio nach Okinawa ziehen würde, fragte er sich, was das mit ihrer Beziehung machen würde. Er nahm sich fest vor, dass er nachsehen würde, wie groß die Entfernung zwischen Tokyo und Okinawa war.

„Ja, würde schon gerne zu dem Testspiel fliegen, um es mir wenigstens mal anzusehen. Das wäre in drei Wochen.“ Ganz glücklich sah Tobio auch nicht aus. Wahrscheinlich war ihm genauso bewusst, was es für ihre Beziehung bedeuten würde, wenn er sich für Okinawa entschied.

„…Akira, wenn du es nicht willst, dann…“ Wieder beendete Tobio den Satz nicht, aber er schüttelte den Kopf.

„Lass mich noch ein bisschen darüber nachdenken, okay? Ich weiß gerade nicht, was ich überhaupt denken soll. Ich freue mich für dich, aber ja…unsere Beziehung…wir würden uns dann nicht mehr jeden Tag sehen können.“ Jetzt sprach er seine Bedenken doch aus. Tobio nickte.

„Ja, lass dir die Zeit. Ich muss selbst auch noch darüber nachdenken.“ Aber irgendwie überkam Akira das Gefühl, dass er seine Entscheidung längst getroffen hatte.
 

~ ♡ ~
 

„Ich kann einfach nicht fassen, dass er mich gefragt, ob wir zusammenziehen wollen. Dabei sind wir noch keine ganzen drei Monate zusammen! Ist das denn zufassen?!“, machte Kenjirou in der Mittagspause seiner Laune Luft bei seinen Freunden. Er saß mit vor der Brust verschränkten Armen da und grummelte vor sich hin. Dass Semi überhaupt der Gedanke gekommen war, mit ihm zusammenzuziehen…Das ging einfach nicht in seinen Kopf. Futakuchi, der mit ihm am Tisch saß, war ihm einem skeptischen Blick zu.

„Und das erzählst du uns, weil…?“

„Weil ihr meine Freunde seid! Darum! Und ihr müsst mir den Rücken freihalten!“, behauptete er lautstark, obwohl er das eigentlich gar nicht wollte. Er wollte nur gesagt bekommen, dass er nicht überreagierte. Es war doch vollkommen normal, dass man sich so darüber aufregte.

„Du hast einen tollen Freundeskreis, Shirabu. Zwei Typen, mit denen du mal etwas hattest, Kawanishi und Yahaba.“ Futakuchi warf einen Seitenblick zu seinem Sitznachbar, der bis eben mit seinem Handy beschäftigt gewesen war. Er sah von diesem auf und ihn genervt an.

„Fick dich, Futakuchi. Echt.“

„Jederzeit, wenn du nur willst.“ Futakuchi wackelte mit den Augenbrauen und streckte ihm die Zunge raus. Yahaba gab ein würgendes Geräusch von sich.

„Zu meinem Freundeskreis zählt auch noch Yachi!“, mischte sich da Kenjirou wieder ein. Ihm war bewusst, dass Futakuchi irgendwo recht hatte. Und es war wahrscheinlich nicht die beste Entscheidung, dass er sowohl mit Futakuchi wie auch Terushima befreundet geblieben war, nachdem da mal etwas gelaufen war. Aber irgendwie…er hätte sie wahrscheinlich vermisst, wenn er den Kontakt abgebrochen hätte.

„Yachi zählt nicht, da sie Kawanishis Freundin ist“, schmetterte Futakuchi das Gesagte rigoros ab. Die Augen des Medizinstudenten wurden zu Schlitzen. Ein provozierendes Grinsen erschien auf den Lippen seines Gegenübers, was er früher einmal sehr anziehend gefunden hatte. Inzwischen gab es nur noch Semi für ihn.

„Aber um auf das zurückzukommen, was du gesagt hast, Shirabu“, richtete Yahaba da das Wort an ihn. Kenjirou wandte sich von Futakuchi ab und sah zu seinem zweitältesten Freund nach Taichi an.

„Ich bin der Meinung, dass du ziemlich übertreibst. Ich meine, Kentarou und ich sind nach zwei Monaten Beziehung zusammengezogen und es funktioniert super. Ich glaube ja eher, dass du Angst davor hast, Semi näher an dich ranzulassen. Deshalb hast du auch das mit Futakuchi wie mit Terushima an die Wand gefahren.“ Mit einem wissenden Blick Yahaba ihn an. Kenjirou schluckte.

„Recht hat er. Das mit uns hätte funktionieren können, Babe, wenn du es nur zugelassen hättest“, ein weiterer Spruch, den sich Futakuchi nicht verkneifen konnte.

„Boar, jetzt halt mal den Mund! Ich habe keine Angst vor Nähe oder so etwas! Ich finde einfach, dass Semi-san mich viel zu früh gefragt hat und damit basta! Mit mehr hat das nichts zu tun!“ Der wissende Blick wurde nun mit Futakuchi ausgetauscht, der zustimmend nickte. Kenjirous Grummeln wurde lauter und verfluchte seine Freunde innerlich.

Gleichzeitig konnte er sich aber nicht gegen die Tatsache wehren, dass Yahabas Worte doch etwas in ihm auslösten.
 

~ ♡ ~
 

„Pah…Angst vor Nähe…Das ist doch lächerlich…“, murmelte Kenjirou vor sich hin, als er auf dem Heimweg war. Da es Anfang März war, war noch recht frisch und er hatte sich einen Schal umgewickelt. Einen von Semi. Er hatte ihm ihn im Januar gegeben, als es draußen besonders kalt gewesen war.

Semi.

Kenjirou wusste immer noch nicht, was er mit dieser gesamten Situation machen sollte. Er wollte gerne wieder normal mit ihm reden, aber er befürchtete, dass das Thema Zusammenziehen wieder aufkam und alles kaputtmachte. Vielleicht hatte er doch Angst vor Nähe.
 

„Hast du irgendwie ein Problem?“, wurde er da aus seinen Gedanken gerissen. Ruckartig blieb er stehen und drehte sich um. Dort stand Kunimi, einer seiner Nachbarn. Er war wohl auch auf dem Weg zurück. Kenjirou runzelte die Stirn. Eigentlich war er in letzter Zeit immer in Begleitung von Kageyama. Er hatte mitbekommen, dass sie ungefähr so lange ein Paar waren wie Semi und er.

„Interessiert dich das wirklich? Oder suchst du nur ein Gespräch?“, blockte er sofort ab. Kunimi war nicht unbedingt jemand, dem er nahestand. Zu den meisten seiner Nachbarn pflegte er ein normales, aber distanziertes Verhältnis. Der Jüngere zuckte mit den Schultern und ging auf ihn zu.

„Ja, ich denke schon. Du wirkst irgendwie so, als müsstest du mit jemanden reden.“ Kenjirou sah zur Seite.

„Meine Freunde sind nur der Meinung, dass ich Angst vor Nähe hätte, nur weil ich nicht juhu geschrien habe, als Semi-san mich gefragt hat, ob wir zusammenziehen wollen.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. Es wäre wahrscheinlich besser für ihn gewesen, wenn er dieses Gespräch einfach abgebrochen hätte. Er wollte sich nicht noch mehr mit dieser Situation beschäftigen.

„Und hast du Angst vor Nähe?“ Er sah wieder auf. In Kunimis Blick konnte nicht lesen, was ihm gerade durch den Kopf ging. So etwas mochte Kenjirou nicht. Es machte ihn nervös.

„Und wenn es so wäre?!“, fauchte er, um Abstand zu bekommen. Ihm überkam das Gefühl, dass ihn dieses Gespräch entglitt. Normalerweise wirkte die Taktik auch immer. Aber nicht bei seinem Nachbarn.

„Dann ist das sehr schade. Ich würde nämlich gern noch länger mit Tobio zusammenleben, aber wahrscheinlich geht er nach Okinawa und dann müssen wir eine Fernbeziehung führen. Das will ich eigentlich, aber gleichzeitig will ich ihm auch keine Steine in den Weg legen.“ Der Medizinstudent blinzelte schnell aufgrund dieses Ausbruches von Kunimi. Denn so konnte man das wohl bezeichnen; er hatte ihn noch nie so viel reden hören. Auch kam es so aus dem Nichts, dass er es nicht einordnen konnte.

„Warum geht er nach Okinawa?“, fragte er deshalb. Ein wenig neugierig war er ja schon.

„Es stehen noch nicht ganz fest, aber ich glaube, dass er es tun wird. Er hat dort ein Angebot bekommen, um endlich professionell Volleyball zu spielen. Das ist sein größter Traum und an sich möchte ich auch, dass dieser Traum erfüllt wird.“ Der Jüngere sah ihn nun nicht mehr an, sondern starrte zu Boden. Kenjirou biss sich auf die Unterlippe. Okay, das war wirklich hart. Er hätte auch nicht gewusst, wie er darauf reagieren würde, wenn Semi mit so einer Nachricht zu ihm kommen würde.

„Und jetzt hast du Angst vor einer Fernbeziehung?“, fragte er vorsichtig. Das Gespräch war in eine Richtung gegangen, die er nicht mehr kontrollieren konnte. Aber gleichzeitig konnte er ihn nicht einfach so stehen lassen. Das wäre mies gewesen.

„Ja, habe ich. Ich weiß nicht, was es mit uns machen wird. Okinawa ist über tausend Kilometer von Tokyo entfernt. Ein Flug dorthin dauert zweieinhalb Stunden. Also kann ich dann nicht einfach so zu ihm fahren.“ Kunimi hob den Kopf wieder und zum ersten Mal konnte Kenjirou eine Regung in seinem Blick erkennen. Es war so etwas wie Trauer und Angst.

„…Das ist verdammt scheiße. Hast du denn schon mit ihm darüber gesprochen?“

„Ich weiß nicht, was ich zu ihm sagen soll.“ Das verstand er sehr gut.

„…Genauso geht es mir mit Semi-san. Und ja, vielleicht habe ich Angst vor Nähe, aber ich will ihn auch nicht wegstoßen. Aber ich glaube, das tue ich gerade.“ Er schluckte mit dieser Erkenntnis. Hatte er Semi wirklich schon von sich gestoßen?

„…So ähnlich geht es mir auch. Es ist komisch zwischen Tobio und mir geworden, seitdem dieser Brief angekommen ist.“ Schweigend standen sie nun da. Beide ihren eigenen Gedanken nachhängend und gleichzeitig jeweils eine Entscheidung treffend.
 

~ ♡ ~
 

Eita war gerade damit beschäftigt, Noten auf das Blatt zu übertragen. So ganz zufrieden war er noch nicht mit Verlauf der Melodie. Irgendetwas fehlte ihm noch. Da klingelte es plötzlich an der Wohnungstür. Satori war nicht da, weshalb er sich wohl oder übel von der Arbeit losreißen musste.

„Hoffentlich ist es etwas Wichtiges“, murmelte er, als er die Tür ansteuerte. Er erwartete keinen Besuch und wusste auch nicht, ob Satori schon wieder irgendetwas bestellt hatte. Aber als die Tür öffnete, staunte er nicht schlecht.

„Shirabu…Was machst du denn hier?“ Sein Freund und er hatte in den letzten Tagen nicht miteinander gesprochen. Das Thema Zusammenziehen stand immer noch zwischen ihnen.

„Hey, kann ich reinkommen?“, fragte er und wirkte dabei etwas unsicher. Eita stutzte. So kannte er ihn gar nicht und gleichzeitig erfüllte es sein Herz auch mit Wärme, dass er sich traute, ihm das zu zeigen.

„Klar, komm rein.“ Er trat zur Seite, damit Shirabu in die Wohnung kam. Eita überlegte, ob sie in sein Zimmer gehen sollten, als sich auch schon die Arme seines Freundes um ihn legten.

„…Tut mir leid, dass ich so scheiße zu dir war…“, murmelte er gegen seine Brust. Der Musiker blinzelte schnell, ehe er die Arme auch um ihn legte. Er sagte vorerst nichts, da er spürte, dass Shirabu noch etwas auf der Seele lag.

„…Ich habe wohl ein wenig überreagiert…aber ich habe Angst davor, was es mit uns macht, wenn wir es überstürzen…Ich will mich nämlich nicht von dir trennen.“ Er sprach nur so laut, dass Eita ihn hörte. Er drückte ihn an sich. Das hier war eine neue Art von Nähe für ihn.

„Ich will mich auch nicht von dir trennen. Kenjirou“, zum ersten Mal sprach er ihn mit Vornamen an, „Und ich habe auch nachgedacht. Ich verstehe, dass du Angst hast, nachdem Satori und ich uns von kurz nach unser Zusammenzug getrennt haben. Aber das waren andere Umstände. Die auf uns hoffentlich niemals zutreffen werden.“ Shirabu hob den Kopf und sah ihm ins Gesicht. Eita strich ihm sanft über die Wange.

„Außerdem habe ich noch einmal mit Satori darüber gesprochen und er hat sich jetzt dafür entschieden, dass er für eine Woche zu Ushijima ziehen will. Um das Zusammenleben auszuprobieren. Wir könnten das auch machen und dabei genau darauf achten, was uns so wichtig ist, wenn wir zusammenleben wollen.“ Er spürte, wie die Anspannung in Shirabus Körper ein wenig nachließ. Eita war gleichzeitig froh, dass er sich nicht von ihm löste. Er wollte ihn noch länger halten.

„Meinst du, dass das funktioniert?“, fragte er mit einer gewissen Skepsis in der Stimme.

„Wir wissen es nur, wenn wir es auch ausprobieren.“ Eita zuckte mit den Schultern. Sein Freund überlegte kurz und nickte schließlich.

„Okay, probieren wir es aus.“ Wie, um es zu besiegeln, küsste Shirabu ihn nun und Eita erwiderte diesen Kuss sehr gerne. Er hoffte, dass das mit dem Zusammenziehen klappte, da er gerne jeden Tag so mit Kenjirou verbringen wollte.
 

~ ♡ ~
 

„Akira, ich bin zuhause.“ Der Angesprochene blickte auf, als er hörte, wie sein Freund nach ihm rief. Er atmete tief durch. Heute wollte er endlich das Gespräch mit Tobio suchen.

„Ich bin auf dem Sofa“, rief er zurück und zog seine Beine aufs Polster, um sich in einen Schneidersitz zu setzen. Er lauschte darauf, was sein Freund tat. Er brachte erst einmal seine Sportsachen in Badezimmer, wohl um sie später zu wachsen. Dann hörte er, wie seine Zimmertür geöffnet wurde, damit er sich wohl umziehen konnte. Tobio schlief nur noch selten in diesem Zimmer, da Akira das größere Bett besaß, wo sie zu zweit mehr Platz hatten. Schließlich kam er in die Wohnküche. Fragend sah er ihn an.

„Ist etwas?“ Akira atmete ein weiteres Mal durch.

„Ich möchte gerne mit dir reden. Wegen der Okinawa-Sache.“ Vorsichtig nickte der Ältere und kam zu ihm aufs Sofa. Der Jüngere griff nach seiner Hand und drückte sie.

„Willst du dich trennen?“, fragte Tobio vorsichtig, aber Akira schüttelte schnell den Kopf. Er tat sich sehr schwer damit, was ihm so durch den Kopf ging, auszusprechen.

„Nein, ich will nicht trennen. Ganz sicher nicht. Und ich will dich unterstützen, egal, ob du dich für Okinawa entscheidest oder nicht. Aber ich habe auch Angst davor. Wir werden dann eine Fernbeziehung führen müssen und ich weiß noch nicht so recht, wie das ablaufen wird…Okinawa ist so weit weg…“ Zum Ende hin war er immer leiser geworfen. Nun war es Tobio, der seine Hand drückte.

„Ich weiß. Ich habe auch schon nachgesehen, wie lange es dauern würde, bis du zu mir kommen kannst oder ich wieder zu dir…Gleichzeitig möchte ich es nach wie vor gerne versuchen, also mit dem Testspiel. Und ich bin froh, dass du mich dabei unterstützen willst. Das bedeutet mehr unglaublich viel, Akira.“ Tobio lächelte ihn an. Akira lehnte sich nach vorne und bettete seine Stirn auf seiner Schulter.

„Meinst du, dass wir es schaffen werden?“

„Probieren wir es.“ Tobio griff nach seinem Kinn, um seinen Kopf wieder anzuheben. Sie sahen einander an.

„Okay, probieren wir es.“ Er lehnte sich nach vorne und küsste ihn. Akira hoffte sehr, dass sie es schafften.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück