Reboot von Pragoma ================================================================================ Kapitel 2: Alle gegen einen --------------------------- Raphael wusste nichts, absolut gar nichts, was weiterhelfen konnte. Dennoch bedanke sich Simon bei seinem alten Freund, hielt noch ein bisschen Smalltalk und legte erst dann auf. Tief atmete der Tageslichtler ein, strafte seine Schultern und betrat erneut das Institut. Nur wenige Schritte später wurde er auch schon von Lydia abgefangen, die ihn auf die Seite nahm und ernst ansah. "Und?" Simon schüttelte resigniert den Kopf. "Nichts, Raphael weiß rein gar nichts. Er schlägt aber die stillen Brüder vor." "Du weißt aber schon, dass ihn das umbringen könnte?", wollte die blonde Frau von ihm wissen. "Ist mir bewusst", erwiderte Simon knapp. Ob nun die Brüder oder Folter, beides war in seinen Augen das einzig Richtige, um Sebastian auf den Zahn zu fühlen. Kein Mensch, Unterweltler oder Shadowhunter kam einfach so zurück, stand von den Toten auf und spazierte vor dem New Yorker Institut herum. "Kann ich dann gehen?" "Sicher, aber halt dich bereit, falls ich noch Fragen habe." Lydia setzte ihr undurchschaubaren Lächeln auf, drehte sich galant um und schritt davon. Simon sah ihr nach, seufzte und eilte dann schon zu Alec. Nur wo steckte er? Ratlos suchte er zuerst bei Jace, doch da war er nicht. Vielleicht an Magnus Grab? Ein Versuch, den er sofort umsetzte, ihn schließlich fand. Angespannt blieb er vorerst auf Abstand, ließ Alec trauern, gab ihm Zeit, ehe er sich leise räusperte, bemerkbar machte und sich langsam näherte. "Hast du einen Moment, oder ist es gerade unpassend?" Es dauerte, bis Alec sich ihm zuwandte. Simon sah deutlich, dass er wieder geweint hatte, ziemlich gerötete Augen vorwies und auch nach Monaten nicht loslassen konnte. Verständlich. Magnus Tod war ein großer Verlust, besonders für Alec, der den Hexenmeister innig geliebt hatte. Es würde wohl lange dauern, bis er das verkraftete. Vielleicht tat er es auch nie. "Gibt es Neuigkeiten?", fragte Alec direkt, versuchte gefasst zu wirken und tat so, als hätte er etwas im Auge. Simon schüttelte den Kopf und seufzte. "Du musst dich nicht schämen oder deine Gefühle verstecken. Nicht vor mir, Alec." Alec nickte lediglich, antwortete auf Simons Worte nicht, sondern wartete lediglich darauf, was es neues über Sebastian gab. Simons Kopfschütteln war Antwort genug für ihn, ebenso seine Haltung, sein enttäuschtes Gesicht. "Weiß Lydia es schon?" "Ja, sie hat mich quasi abgefangen. Raphael hört sich aber um, versucht seine alten Kontakte spielen zu lassen." Ein Grinsen entwich ihm, zeigte kurzzeitig seine Vampirzähne und Alec konnte diesem entnehmen, dass er genau das Lydia verheimlicht hatte. Warum auch immer. Vielleicht, um sie nicht zu enttäuschen, sollte auch Raphael nichts in Erfahrung bringen können. Da halfen wohl wirklich nur noch die stillen Brüder, auch, wenn das Sebastians erneuten Tod bedeuten konnte. Simon musste nicht fragen, er wusste, was in Alec vorging, was er dachte und Lydia mitteilen würde. Er selber sah es auch als die bessere Wahl, Folter konnte einem mehr noch zusetzen und davon konnte er besonders ein Liedchen singen. Ebenso Jace, aber auch was die stillen Brüder anging. Gesehen hatte Simon sie nie. Wollte er auch nicht. Clary hatte ihm damals ausreichend erzählt, wie gruselig diese waren. Zugenähte Augen und Münder, schwarze Kittel, erschreckende Erscheinung. Nein, das wollte der Tageslichter auf keinen Fall sehen. "Stille Brüder?" Simon kannte die Antwort, dennoch wollte er Gewissheit, dass auch Alec dieses Vorhaben für das richtige hielt. "Es ist unvermeidbar. Selbst Jace ist dafür", erwiderte Alec, seufzte und warf einen letzten Blick auf Magnus Grab, ehe er sich abwandte und ging. Zurück blieb Simon, der sich langsam dem Grabstein näherte, andächtig mit den Fingern über den kalten Marmor fuhr. Unter drei Metern Erde lag er begraben, verrottete langsam und wurde von Würmern zerfressen. Etwas, was Simon selber erspart blieb, da er als Vampir beinahe unsterblich war. Ungerecht, dass Magnus nun hier verschimmelte, während andere munter durch Leben sprangen und kein Wässerchen trübten. Andere wiederum hatten vergessen, wer oder was sie waren, hatten keinerlei Erinnerung mehr an ihr altes Leben. Unfair und unbegreiflich für den jungen Tageslichtler. “Du gehörst nicht in dieses Grab. Du und Clary, ihr gehört hierher. Zu uns, zu Alec und Jace.” Simon blickte auf die Inschrift, als würde er auf Antwort hoffen, doch der Vampir wusste genau, dass keine schlauen Worte von Magnus Bane, dem Hexenmeister kamen. Simon seufzte. “Alec wird wieder glücklich werden. Izzy wird darauf achten und ebenso auf Jace und Clary.” Fast hätte er gelacht, wirkte es ziemlich verrückt, mit einem Grabstein zu reden. Für Simon jedoch war es beruhigend. Er kannte es von früher, als er noch ein Mensch, ein Mundie war. Oft hatte er auf den Friedhöfen mitbekommen, wie Angehörige mit ihren Verstorbenen sprachen. Ob nun aus der Trauer heraus, oder weil sie dachten, sie würden Antworten auf ihre Worte bekommen. Simon wusste, dass nichts außer Stille herrschte, keine vertraute Stimme erklang, kein tröstendes Wort. Ruhe, Kälte, Einsamkeit und den Wunsch, alles ungeschehen zu machen. Erinnerungen blieben, erleichterten das Weiterleben und eines Tages würde wieder Licht, Wärme und vielleicht eine neue Liebe in manches Leben einziehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)