Zum Inhalt der Seite

A Vampire's Kiss

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eine Kutschfahrt, die ist lustig...

Hi ^_^

Eine Vampirgeschichte mit Ray und Kai gab’s schon öfter, zugegeben. Ich will auch nicht unbedingt behaupten, dass meine Geschichte ansonsten allzu innovativ wäre… Aber wie ich aus zuverlässigen Quellen erfahren habe, kann sie bisweilen recht unterhaltsam sein, und das ist doch auch mal was wert, ne? *Haifischgrinsen*

Ich hoffe auf jeden Fall, dass ihr euch von meinem hirnlosen Gequassel nicht abschrecken lasst und möglichst viel Spaß beim Lesen dieser Geschichte habt!
 

Ray: Wie sollte man beim Lesen deiner Geschichte denn bitte Spaß haben?
 

Chaos: Ach, mir fällt da schon was ein, Kätzchen… *Hentaigrinsen*
 

Kai: *springt dazwischen* STOP! Du wirst meinem Ray nicht zu nahe treten!
 

Ray: Kai, mein Held! *kriegt Sternchen in die Augen*
 

Kai: …Wenn, dann trete ich ihm zu nahe.
 

Chaos: Okay, soll mir auch recht sein… *sabber*
 

Ray: O_o

Sagt mal, ihr habt auch keine anderen Probleme, oder? Sehe ich so aus, als würde ich in ner Lemon mitspielen?
 

Chaos & Kai: *grinsen, nicken*
 

Ray: Okay, mal anders gefragt: Sehe ich so aus, als würde ich in einer von der… *zeigt auf Chaos*…geschriebenen Lemon mitspielen?
 

Chaos & Kai: Öh… Nein?!
 

Ray: Verdammt richtig! Also lasst uns endlich anfangen.
 

Uuuups, jetzt hätte ich doch beinahe den Disclaimer vergessen *drop* Keiner aus Beyblade gehört mir, und ich verdiene auch kein Geld hiermit (Über letzteres lässt sich gerne verhandeln XD) Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn gerne behalten; alternativ könnten wir, wenn genug davon zusammenkommen „Skuld’s Bug Bashing für Arme“ veranstalten ^_^ Ich spende auch die Hämmer!
 

~~~ ; ~~~
 

Ein kleines Dorf mitten im Nirgendwo. Rings herum umgeben von einer Moorlandschaft, thronte auf einem Berg über diesem Dorf ein Schloss. Etliche Legenden rankten sich um es, und keine davon war allzu schmeichelhaft für den Besitzer.
 

~~~ ; ~~~
 

Zur selben Zeit wartete an einer dreihundert Kilometer entfernten Poststation der junge Vampirjäger Kai Hiwatari auf die Kutsche, die ihn in ebenjenes besagte Dorf bringen sollte.

Vor vier Tagen hatte ihn die Nachricht erreicht, dass dort ein abscheulicher Blutsauger umgehe, und so hatte er sich zur Anreise bereiterklärt. Wie es schien konnte diese sich allerdings noch in die Länge ziehen, hätte die Postkutsche doch bereits gestern ankommen sollen.

Gedämpftes Trappeln von Pferdehufen riss Kai aus seinen Gedanken. Ah, endlich! Eiligst sprang der Blauhaarige auf, um nach draußen in die neblige Nacht zu eilen; vorher bedankte er sich jedoch noch schnell beim in der Station zum Dienst verpflichteten Beamten, dass dieser ihm Unterschlupf gewährt hatte.

Als Kai seine Mitfahrgelegenheit sah, überkam ihn heftiges Unwohlsein. Galt es in dieser Gegend als normal, dass die Postkutschen halbzerfallen waren und von großen, gespenstisch wirkenden schwarzen Pferden gezogen wurden? Dennoch überwand er schließlich seinen Fluchttrieb, nickte dem auf dem Kutschbock sitzenden Mann einmal kurz zu und stieg dann ein.

Im Inneren der Kutsche war es dunkel, richtiggehend düster, so dass Kai einige Mühe hatte, beim Betreten nicht zu stolpern. „Lassen Sie mich Ihnen helfen!“, wie aus dem Nichts schoss eine Hand aus der Dunkelheit hervor. Geschockt taumelte der junge Mann nach hinten und wäre auch sicherlich zu Boden gegangen, hätte besagte Hand ihn nicht gepackt und hinein gezogen. Im Licht des fahlen Vollmondes konnte Kai einen Blick auf ein paar wunderschöne, bernsteinfarbene Augen erhaschen, ehe ihn wieder die Finsternis des Kutscheninneren umgab. Kurze Zeit später wurde eine Lampe angezündet und ein schwarzhaariger Junge in seinem Alter lächelte ihn entschuldigend an: „Verzeihen Sie bitte die Dunkelheit, aber ich habe bis vor kurzem noch geschlafen!“

Beim sanften Klang seiner Stimme spürte der sonst so ernste und gefühlskalte Vampirjäger ein leichtes Kribbeln in seinem Bauch und musste unwillkürlich lächeln: „Das macht doch nichts; ich habe mich nur im ersten Moment erschreckt, weil ich nicht mit Ihnen gerechnet hatte.“ Richtig, noch etwas Unübliches für Kai; sonst war er es immer, der seine Mitmenschen in Angst und Schrecken versetzte.

Erleichtert fuhr sich der Schwarzhaarige durch die Haare, wodurch sie nur noch verwuschelter als ohnehin schon aussahen: „Da bin ich aber froh; ich kann es nicht ausstehen, wenn die Leute Angst vor mir haben… Aber jetzt habe ich doch glatt wieder vergessen, mich vorzustellen! Bitte entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit, mein Name ist Raymond Kon. Erfreut, Sie kennenzulernen!“

Oh, das beruhte ganz auf Gegenseitigkeit. Er fand den zierlichen Asiaten, dessen helle Haut einen so wunderbaren Kontrast zu seinen langen, zu einem Zopf gebundenen schwarzen Haaren bildete, nämlich sehr sympathisch. Und das mochte bei Kais Einsamer Wolf–Attitüde durchaus etwas heißen. Seit dem Tod seines Großvaters hatte er nicht mehr allzu viel mit den Lebenden zutun, eine Tatsache, welche die Fortführung der Familientradition so mit sich brachte.

Ganz in Gedanken versunken, hätte Kai beinahe die nächste Frage seines Mitreisenden überhört. Erst als dieser ihn auffordernd ansah, merkte er, dass er wohl etwas verpasst hatte: „Was haben Sie eben gesagt?“

„Ich habe gefragt, ob ich Ihren Namen erfahren darf.“, in Rays Stimme schwang eine Spur Amüsement mit, als er das feststellte. Dabei handelte es sich aber keineswegs um Schadenfreude, vielmehr schien der Schwarzhaarige eher über die Gesamtsituation erheitert zu sein. In Anbetracht der Tatsache, wie Kai auf seinen gegenwärtigen Sitzplatz gelangt war, durchaus verständlich.

Aber der Blauhaarige wollte nicht, dass der andere ihn für ein ungeschicktes Trampeltier hielt, und so entschied er sich für das bestmögliche Ablenkungsmanöver: Den direkten Angriff.

„Mein Name lautet Kai. Kai Hiwatari. Da wir wohl noch einige Zeit gemeinsam in dieser Kutsche reisen werden, würde ich vorschlagen, dass wir uns duzen.“

„Gern; ich bin ohnehin kein Freund überstrenger Protokolle.“, das strahlende Lächeln, das Raymond ihm schenkte, gab Kai das Gefühl, genau das Richtige getan zu haben, „Aber ich fürchte fast, dass wir nicht oft das Vergnügen ausgedehnter Konversationen haben werden. Derlei anstrengende Reisen ermüden mich immer sehr schnell, also werde ich wahrscheinlich die Hälfte der Zeit über schlafen.“

Na toll, offenbar war der Andere einfach zu höflich, um frei heraus zu sagen, dass er nichts mit ihm zu schaffen haben wollte. Da hatte Kai ja mal wieder seinen berühmt-berüchtigten Hiwatari-Charme entfaltet. Warum hatte Raymond ihm dann aber erlaubt, ihn zu duzen? Es gab wohl nur eine Möglichkeit, das herauszufinden: Weiterreden.

„Bedauerlich, aber vielleicht schaffen wir es ja trotzdem, das ein oder andere Gespräch in Gang zu bringen, Ray.“

„…Wie haben Sie – hast du mich eben genannt?“

„Ray. Raymond ist so lang, und da dachte ich… Tut mir leid.“, Kai kam sich plötzlich wie ein ziemlicher Idiot vor. Passte zu seinem Glück, dass der einzige Mensch, auf den er mal freiwillig einen Schritt zu machte, sich davon abgeschreckt fühlte…

„Ray.“, mit einem kleinen, glücklichen Seufzer wiederholte der Schwarzhaarige die Kurzform, „Das gefällt mir! Schon seit Unzeiten hat keiner mir mehr einen Kosenamen gegeben…“ Beim letzten Satz wurde sein Gesichtsausdruck traurig.

Unglücklich beobachtete Kai die plötzliche Veränderung: „Alles in Ordnung?“

Schlagartig wurde Ray sich wieder bewusst, wo er sich befand: „Was? Oh ja, ja, alles bestens. Ich musste nur gerade daran denken, wie meine Familie… Aber das ist jetzt vorbei, schließlich habe ich in Maine verschollen geglaubte Verwandtschaft ausfindig gemacht.“ Das sollte wohl tapfer klingen, hörte sich offengestanden aber eher ziemlich verloren an.

Trotzdem entschied sich der Vampirjäger, seinem Begleiter zumindest den letzten Rest Würde zu erhalten und meinte deswegen schlicht: „Ach deswegen bist du also dorthin unterwegs.“

Ein stummes Nicken, dann die zögerliche Frage „Und du?“

„Ich? Ich reise geschäftlich nach Maine, sozusagen in Vertretung meines Großvaters. Er ist vor zwei Jahren gestorben, aber die Dorfbewohner haben das offenbar nicht mitbekommen.“

Kai konnte Mitgefühl in Rays Augen sehen, als dieser ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter legte: „Es tut mir unendlich leid für dich, Kai.“ Anscheinend wollte er dann noch etwas sagen, entschied sich aber anders. Stattdessen kam er solange mit dem Kopf näher, bis Kai schon fast seinen Atem auf der Haut zu spüren vermeinte.

Plötzlich fuhr die Kutsche eine scharfe Linkskurve und Ray wurde unweigerlich nach vorne geschleudert. Ohne nachzudenken fing Kai ihn auf – und erstarrte. Der von ihm umschlungene Körper offenbarte keinerlei Lebenszeichen, ein untrügliches Indiz dafür, dass er auch nicht lebendig sein konnte. Kaum glomm diese Erkenntnis im Kopf des Jägers auf, da zog er auch schon einen Holzpflock hervor. Doch zu spät – Ray hatte bereits die Kutschentür aufgerissen und war in Gestalt einer Katze¹ in die Nacht geflüchtet.
 


 

¹ Schon klar, Vampire verwandeln sich normalerweise in Fledermäuse, Wölfe und Co. Aber eine Katze passt doch einfach am besten zu Ray, ne? ^_^

Vampire brauchen zum Überleben Luft, Liebe und... Rote Grütze?!

Hi ^___^

Hier kommt also das von mir versprochene zweite Kapitel.
 

Kai: Angedroht trifft das Ganze wohl besser...
 

Chaos: *mit großen, tränengefüllten Augen* Kai~~~, magst du mich etwa nicht mehr?
 

Ray: Sag's nicht! Ich mach alles was du willst, aber SAG'S NICHT!!!
 

Kai: *grinst böse* Wäre mir neu, dass ich dich je gemocht hätte.
 

Chaos: *flennt los* Buääääääh!!!
 

Ray: *kramt Regenschirm hervor und spannt ihn über sich und Kai auf* Siehst du, ich hab's doch gesagt! Aber nein, du wolltest ja nicht auf mich hören und jetzt haben wir ne zweite Sintflut am Hals...
 

Kai: O_o

Was kann ich bloß machen, um die wieder ruhig zu kriegen?
 

Chaos: *hört schlagartig auf zu heulen*

Besorg mir eine Verabredung mit Ray und alles ist gut! *strahl*
 

Ray & Kai: Waaas?!
 

Chaos: Keine Sorge, du kriegst auch Videomitschnitte... *legt Kai freundschaftlich einen Arm um die Schulter*
 

Kai: *grübelt* Hmm... Hört sich an und für sich gar nicht so schlecht an...
 

Ray: O_O

STORYBEGINN - JETZT!!!
 

~~~ ; ~~~
 

Mit knurrendem Magen und recht verschnupfter Laune wanderte Ray durch die Wildnis. Da Kai ihn aus der Kutsche vertrieben hatte, durfte er den restlichen Weg zu Fuß zurücklegen. Jeder andere Vampir hätte die verbliebene Distanz mühelos überflogen, doch da kam Rays großes Problem zu tragen: Er konnte nicht fliegen. Wann immer er sich in eine Fledermaus zu verwandeln suchte, kam letztendlich nur eine kleine, schwarz - weiß gemusterte Katze (besser gesagt: ein Kater) heraus. Dasselbe galt für alle anderen Verwandlungsformen.

Überhaupt schien er in seiner gesamten Vampirkarriere nicht allzu viel Glück zu haben: Kurz nachdem man ihm den Kuss geschenkt hatte, waren all seine Freunde von einem Vampirjäger niedergemeuchelt worden. Nur Ray hatte durch einen glücklichen Zufall entkommen können und war dann jahrelang allein durch die Weltgeschichte geirrt, ehe er durch Zufall gerüchteweise von einer in Maine ansässigen Gruppe Vampire gehört hatte. Und dann hatte er auf dem Weg dorthin auch noch ausgerechnet Kai begegnen müssen...

Nur schwer konnte der junge Untote ein Seufzen unterdrücken, als er an den angeekelten Gesichtsausdruck des Anderen zurückdachte. Was konnte Ray denn dafür, dass er den Rest der Ewigkeit als Kreatur der Nacht fristen musste? Sicher, er hatte es sich selbst ausgesucht, aber hieß das denn auch automatisch, dass man keinerlei Gefühle mehr hatte?

Warum hatten Kais wunderschöne, rotbraune Augen nur diesen verletzten "Wie konntest du mir das bloß antun?" - Ausdruck beinhalten müssen? Immerhin mochte Ray ihn wirklich, hätte ihm das auch nur zu gerne bewiesen.

Leider hatte sich dieser begehrenswerte Mann als Vampirjäger herausgestellt, eine Tatsache, welche die Gesamtsituation des Schwarzhaarigen auch nicht gerade verbesserte. Liebeskummer wegen jemandem zu haben, der einen am liebsten tot sehen wollte, war absolut nicht angenehm. Natürlich war es närrisch, bei einer derartig kurzen (und beinahe tödlichen) Begegnung von Liebe zu reden, und doch konnte er sich diese Mischung aus Hochgefühl und Trauer, die er mit der Erinnerung an Kai verband, nicht anders erklären.

Ehe Rays Gedankengänge noch verworrener und/ oder kitschiger werden konnten, wurden sie vom Knurren seines Magens unterbrochen, der ihm offenbar die baldige Erfüllung von Kais Wünschen verkünden wollte. Laut den Geräuschen, die sein Bauch von sich gab, würde er nämlich bald verhungert sein, wenn nicht sofort etwas zuessen vorbeigeschwebt kam.

Apropos, hier roch es plötzlich so verheißungsvoll...
 

Glücklich und mit rotumrandeten Mund saß Ray auf einem Heuballen und sinnierte darüber, wie nützlich seine geschärften Sinne doch sein konnten. Sein Näslein hatte ihn nämlich nicht getrogen, sondern stattdessen geradewegs zu einem nahegelegenen Bauernhof geführt, wo er dann eine randvoll mit leckerer roter Grütze gefüllte Schüssel gefunden hatte. Die war ihm ehrlich gesagt wesentlich lieber als das sinnlose Rumnuckeln an irgendwelchen ungewaschenen Hälsen...

Damit war klar, dass die Behauptung Vampire würden sich nur von Blut ernähren ebenso unter die Rubrik "urbane Mythen" fiel wie die, dass Vampire kein fließendes Wasser überqueren konnten. Wenn dem so wäre, hätte die (zugegebener Maßen doch ab und zu vorkommende) Jagd nach dem roten Lebenssaft unmöglich stattfinden können. Oder wie sollte man bitte sein Opfer überraschen, wenn dieses einen wegen mangelnder Hygiene schon auf dreihundert Meter Entfernung riechen konnte?

Schlimmer jedoch als diese Möglichkeit war es, wenn es der Beute gelang, sich an den Vampir heranzuschleichen. Diese Erfahrung machte Ray, als er Bekanntschaft mit einer jungen, rosahaarigen Bäuerin schloss, welche gar nicht erfreut über dessen Angriff auf ihr Essen war...

Von schwulen, blonden Kiffern mit Ödipus-Komplex

Kai: *beäugt skeptisch den Titel des Kapitels* Okay, was kommt jetzt? Wollt ihr mir blonde Strähnchen verpassen?
 

Ray: Kai, du hast doch gar keinen Ödipus-Komplex!
 

Chaos: Es sei denn, er hat uns die ganze Zeit über etwas verschwiegen… Komm in meine Arme, Liebling! *will sich auf Ray stürzen*
 

Kai: *fängt Chaos mit einem gezielten Faustschwinger mitten in der Luft ab*
 

Chaos: *landet auf der Nase* He, was sollte das jetzt? Man(n) schlägt keine Mädchen!
 

Kai: Du bist kein Mädchen. Du bist ne nervige, ständig rumsabbernde Versagerin, die ständig meint meinen Ray angraben zu müssen.
 

Ray: *drop* Hallo Leute, ich bin auch noch da! Und im übrigen war ich bislang immer der Meinung, ausschließlich mir selbst zu gehören…
 

Kai: Ach Schatz, du weißt doch, wie ich das gemeint habe… *fängt an, an Rays Haaren herumzufummeln*
 

Ray: Schon, aber das macht die Sache auch nicht erträglicher für mich. *kuschelt sich schnurrend an Kai*
 

Chaos: *sabber* *kramt Videokamera heraus und fängt an zu Filmen*
 

So, und ihr lest jetzt mal lieber, während ich meinem Lieblingshobby nachgehe. Viel Spaß! ^_^
 

~~~ ; ~~~
 

Völlig erschöpft von der langen Reise kam Kai endlich in dem kleinen, verschlafen wirkenden Städtchen Maine an. Noch immer durchlief ihn ein kalter Schauer, wenn er an den einzigen Vampir dachte, der ihm je entkommen war. Nagende Zweifel machten sich in dem Vampirjäger breit. Hatte er es wirklich ganz allein geschafft, oder war es nicht viel mehr Kai selbst gewesen, der ihn hatte entkommen lassen?

Ein wütendes Schnauben entrang sich der Kehle des Blauhaarigen. Lächerlich; warum sollte er so etwas tun? Immerhin hatten diese gottverdammten Untoten seinen Großvater auf dem Gewissen. Er hasste sie, hasste sie so sehr, dass er jedes andere Gefühl aus seinem Innersten verdrängt hatte. Die Gleichung war ganz einfach: Liebe = Verlust = Schmerz. Wenn er also niemanden liebte, konnte ihm auch keiner wehtun.

Aber warum dachte Kai nach der Begegnung mit Ray – mit der Bestie – überhaupt über Liebe nach? Hätte er nicht eigentlich sofort einen Plan schmieden müssen, wie er sich dieser diabolischen Kreatur am besten entledigen konnte?

Nun ergriff die Verwirrung vollends Besitz von dem jungen Vampirjäger. Wieso gelang es dem Anderen bloß, ihn in so kurzer Zeit derartig zu verunsichern? Letztendlich entschied sich Kai für die einfachste Variante, nämlich die, dass seine Gedanken schlichtweg auf ein Schlafdefizit gepaart mit einem Bärenhunger zurückzuführen waren. Das hörte sich zwar selbst in seinen Ohren unglaubwürdig an, gab ihm aber die Hoffnung, dass er sein Problem einfach mit einem Besuch in der nächstgelegenen Gaststätte kurieren konnte…
 

Kaum hatte Kai das Gasthaus „Zum Waldkauz“ betreten, da war er sich auch schon vollkommen sicher, dass er bei der Auswahl seines Schlafplatzes gründlich nebendran gegriffen hatte. Nicht nur, dass das Innere des Hauses mit seinen krummen Holzwänden und den vielen ausgestopften Tierköpfen und –geweihen an selbigen nicht sonderlich vertrauenserweckend wirkte, nein, am Empfang saß auch noch eine orangehaarige, bebrillte Maid, die ihn mit auffallendem Interesse musterte. Leider war das die einzige mögliche Unterkunft im Ort, so dass Kai wohl schlichtweg keine andere Wahl blieb als hier zu übernachten. So trottete er also missmutig zu besagter Rezeption und wartete darauf, dass die Angestellte endlich den Mund aufkriegen würde.

Nach fünf Minuten, in denen der Blauhaarige schon ernsthaft mit sich rang, ihr ein Schlabberlätzchen zu besorgen, erinnerte sie sich dann doch noch ihrer Pflichten: „Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“

Stirnrunzelnd versuchte Kai zu entziffern, was auf dem schon recht verblichenen Schild an ihrer mit Rüschen geradezu überladenen Bluse stand: „Ich hätte gerne ein Zimmer, Miss...“

„Emily, Sir!“

„Schön. Wie gesagt, ein Zimmer. Geld spielt keine Rolle – zumindest keine allzu große, wenn ich in Ruhe gelassen werde.“

„Sehr wohl, Sir!“, hastig machte die Bedienstete einen Knicks, ehe sie schnell in einem kleinen Raum hinter sich verschwand. Dort konnte Kai sie mit einer älteren, blondhaarigen Frau tuscheln sehen.

Wenige Sekunden später kam besagte Dame mit freudigem Lächeln und weit ausgebreiteten Armen auf ihn zugeschossen: „Herzlich willkommen im schönen Maine! Ich bin Judy, die Besitzerin des Hotels. Und Sie müssen Mr. Hiwatari sein; wir haben schon auf Sie gewartet! Mein Sohn Max wird Ihnen Ihr Zimmer zeigen.“

Wie auf Kommando kam ein blonder Junge herbei gerast, der nur wenige Jahre jünger als Kai zu sein schien. Auf diese Aktion musste er wohl ebenso trainiert worden sein wie auf das dämliche Dauergrinsen, das sein Gesicht zierte; ob der auch Stöckchen holen konnte?
 

Zwei Stockwerke später war Kai sich absolut sicher, in der Hölle gelandet zu sein. Dieser Max hatte eine derart widerlich gute Laune, dass man wohl damit rechnen durfte, dass seine Sommersprossen in Wirklichkeit eine allergische Reaktion auf die eigene Fröhlichkeit waren.

Als sie endlich im betreffenden Hotelzimmer ankamen, war der Vampirjäger heilfroh; fünf Minuten länger mit dem Blondschopf und er hätte sein Jagdgebiet um die Rubrik „schwule Kiffer mit Ödipus-Komplex“ erweitert. Wenn ein Kerl schon jeden dritten Satz mit „Meine Mutter sagt…“ anfing, war doch klar, dass er nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Entweder das oder derjenige hatte im Mutterleib ein Trauma erlitten; vielleicht kam aber auch eine Mischung aus beidem in Frage…

Aber wenigstens ein Gutes hatte die Sache: Kai hatte bisher nicht mehr an seine vampirische Bekanntschaft denken müssen – zumindest bis gerade eben. Aaaargh! Warum hatte das jetzt kommen müssen? Sofort fielen ihm wieder tausend Kleinigkeiten ein: Der sanfte Rosenduft, der von dem Anderen ausging, dieses breite, strahlende Lächeln wenn Ray sich freute, der sanfte Klang seiner Stimme…

Verdammt, jetzt hatte er heute Abend schon das zweite Mal von dem Untoten als Ray und nicht als widerliches, ekelerregendes Monstrum gedacht!

Kai beschloss, dass er erst mal dringend Ablenkung benötigte. Wenigstens gab es auf seinem Zimmer eine Kupferbadewanne; konnte er sich zumindest Wasser erwärmen und anschließend mit einem heißen Bad sowohl seine absurden Gedanken als auch den Staub der Straße wegspülen.

Die Empfangsdame des Schreckens

Willkommen zum vierten Teil von „A Vampire’s Kiss“! ^_^

Kennt ihr das auch? Monatelang ist in der Schule so gut wie gar nichts los, und dann fällt allen Lehrern zur selben Zeit ein, dass sie noch ganz dringend Noten machen müssen. Das Resultat: Arbeit um Arbeit wird geschrieben, Referate werden gehalten, etc. Genau so geht es mir momentan, weshalb ich um Verständnis bitten möchte, wenn es manchmal etwas länger dauert. Bald ist ja schließlich Notenschluss, und ab da gelobe ich dann Besserung ^-^.

Bevor wir anfangen möchte ich mich aber noch bei all denen bedanken, die bis jetzt einen Kommentar zu dieser Geschichte hinterlassen haben; es hat mich sehr gefreut zu lesen, dass diese Fanfic so gut ankommt und dass ich (entgegen den Äußerungen meines Vaters) anscheinend doch so etwas wie Humor habe *g*

Viel Spaß beim Lesen
 

~~~ ; ~~~
 

„Oh, du Armer! Das ist ja so~~~ traurig !“, geräuschvoll schnäuzte Mariah in ihr Taschentuch. Dafür, dass sie Ray bis vor wenigern Minuten noch wegen einer Schüssel roter Grütze hatte umbringen wollen, reagierte sie nun erstaunlich emotional auf seine Begründung, warum man kleine, katzenartige Vampire nicht mit einem Nudelholz erschlagen durfte. Nebst der offensichtlichen Tatsache, dass das weh tat, hatte er nämlich tatsächlich so etwas wie eine Erklärung für sein Verhalten: Frustessen aus Liebeskummer.

Und guter Mensch und fanatische Anhängerin von Yaoi-Mangas wie die junge Bäuerin war, hatte sie tatsächlich in ihrem Tun innegehalten und war dafür dazu übergegangen, mit ihm in kollektive Entrüstungsstürme ob des kaltherzigen Benehmens von Kai auszubrechen.

„Ray, du solltest ihm einfach die Maxime „Kein Pfählen vorm ersten Date“ näherlegen! Nach einem romantischen Candlelight-Dinner will der Junge dich bestimmt nicht mehr umbringen – und wenn doch, he, dann hattet ihr zumindest einen netten Abend!“, derlei Sprüche seiner rosahaarigen 15 Minuten–Bekanntschaft sorgten dafür, dass Ray sich zwar wie der letzte Idiot vorkam, aber im darauffolgenden Lachanfall wenigstens für wenige Sekunden seine Probleme vergaß.

Probleme, die aber leider trotzdem noch existent waren. Davon, dass er hier herumsaß, verschwand weder der Hass, den Kai Vampiren gegenüber empfand, noch hielt es in irgendeiner Weise die Sonne davon ab, früher oder später aufzugehen. Und wenn letzteres der Fall sein sollte und er noch draußen weilte, würde Ray eine 1A Karriere als Grillhähnchen hinlegen können. Besser gesagt als Grillfledermaus, und das auch nur falls er es je hinbekommen sollte, sich in besagtes Tier zu verwandeln.

Mariah hätte ihm ja gerne geholfen – nur dummerweise stand ihr Vater den Begriffen „Homosexualität“ und „Unsterblichkeit“ nicht so liberal gegenüber wie seine Tochter das tat. So, wie sie ihn schilderte, wäre eine formalen Einäscherung noch das Netteste, was der Vampir im Falle eines Treffens zu erwarten hatte. Aber wenigstens etwas konnte die junge Frau für Ray tun: Mit dem alten Pferdekarren, auf dem sonst immer ihre Waren zum Markt transportiert wurden, würde er noch vor Sonnenaufgang in Maine anlangen. Also nichts wie los!
 

„Sie wünschen?“, kalt musterte ihn die orangehaarige Empfangsdame des Gasthauses seiner Wahl, deren Namensschild sie als „Emily“ auswies. Wenn Ray ihren Gesichtsausdruck richtig deutete, war dieser Name mit den Worten „Ewige Verdammnis“ gleichzusetzen.

„Guten Abend! Ich bin neu in der Stadt und bräuchte jetzt eine Unterkunft; hätten Sie zufällig ein Zimmer für mich frei?“, statt seine vorherigen Gedanken auszusprechen, konzentrierte der Jungvampir sich darauf, das Grinsen zu wahren, welches seit Betreten des Raumes sein Gesicht zierte. Irgendwo tief in sich hegte er ja noch immer die Hoffnung, dass diese Emily vielleicht der erste Mensch wäre, der eine Panikattacke wegen seiner Reißzähne bekam.

Doch die Orangehaarige zeigte sich unbeeindruckt von den 1,5 cm-Stummeln und brüllte mehr genervt als erschreckt: „MAAAX, KUNDSCHAFT!“

Sofort kam ein blonder, im Gegensatz zu seiner Kollegin recht nett wirkender Junge aus einem Nebenzimmer hervorgewuselt. Aufmunternd lächelte er Ray an: „Willkommen in Maine! Ich werde Sie auf Ihr Zimmer geleiten.“

Gerade, als der Schwarzhaarige aufatmend hinter Max her die Treppe hochgehen wollte, schnappte das Tief Emily noch einmal zu: „An Ihrer Stelle würde ich mal unseren Zahnarzt besuchen; wie es mir scheint, haben Sie einen leichten Überbiss…“
 

Sobald sie außer Hörweite der Empfangsdame waren, fühlte Max sich verpflichtet, etwas zu sagen: „Machen Sie sich nichts draus; Emily ist nur sauer, weil unser anderer Gast sie hat abblitzen lassen.“ Ah, da lag also das Problem dieser Psychopathin…

Normalerweise dachte Ray nicht so über Menschen, aber was seine Zähne anbetraf, war er nun mal sehr empfindlich.

Die wartenden Blicke des Pagen machten ihn darauf aufmerksam, dass dieser wohl eine Antwort erwartete. Also Interesse vorheucheln: „So, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Wie kann man(n) nur ein so … außergewöhnliches Mädchen nicht anziehend finden?“ Ganz einfach: Indem man einigermaßen klar bei Verstand war! Aber diesen Gedanken laut auszusprechen verkniff Ray sich wohl lieber.

Unwillkürlich wurde Max ein wenig rot um die Nasenspitze: „Keine Ahnung; Wenn man sie näher kennt, ist sie eigentlich sehr nett. Wahrscheinlich hat er einfach keine Zeit, immerhin ist er ja in seiner Aufgabe als Vampirjäger hier…“

Schlagartig wurde Ray hellhörig: „VAMPIRJÄGER?“

„Ja, er ist extra aus Springfield angereist! Stammt aus einer uralten Vampirjägersippe… Wie hieß die noch mal? … Hiwatari! Genau, Kai Hiwatari, das war’s! Wohnt direkt im Zimmer neben Ihnen; na ja, heute Abend werden Sie ihn ja kennenlernen. Ich lass Sie jetzt mal lieber schlafen. Tschüüüß!“, fröhlich winkend machte sich der blonde Sonnenschein auf den Weg zurück zum Empfang.

Zurück blieb ein ziemlich verdatterter Vampir, der nicht wusste, ob er weinen oder lachen sollte. Warum hatte Kai ausgerechnet hier absteigen müssen? Ganz einfach, weil es das einzige Hotel in diesem Ort war, deshalb! Und genau das war auch der Grund, weshalb Ray nicht weggehen würde. Er würde hier einfach bis zum Abend kampieren, um sich dann auf die Suche nach den anderen hier ansässigen Vampiren zu machen.

Bei seiner Entscheidung spielte es überhaupt keine Rolle, dass er zugleich Angst davor hatte und sich danach sehnte, Kai wiederzusehen…

Von Schwertern, ihren Besitzern und den dazugehörigen Vögeln

Nach einem entspannenden Bad und acht Stunden Schlaf in einem weichen Bett fühlte Kai sich wieder halbwegs wie ein Mensch. Den Rest der letzten Nacht (zumindest in den fünf Minuten, ehe er eingeschlafen war) hatte er nicht mehr großartig über seine Begegnung mit dem Vampir nachdenken müssen, und so war der Jäger durchaus positiv gestimmt. Er würde die Untotenplage dieser Stadt vernichten und damit den Traditionen der Familie Hiwatari Ehre erweisen!

Aber zunächst musste er etwas essen, wie ihm das Knurren seines Magens nahe legte.
 

Kaum war Kai im Schankraum der Gaststätte angekommen, da kam auch schon der freundlich lächelnde – und dadurch ziemlich nervig wirkende – Page vom Vortag auf ihn zu: „Guten Mittag, ich hoffe, Sie haben gut geschlafen! Kann ich irgendetwas tun, um Ihr Wohlbefinden zu steigern?“

„Ja, du könntest zur Abwechslung mal die Klappe halten!“, der verletzte Ausdruck in Max’ Augen verriet Kai, dass er das eben wohl laut gesagt hatte.

Für einen Augenblick sah es so aus, als wolle der Blondhaarige losheulen, doch schon Sekunden später hatte sich seine Mimik wieder auf die für ihn übliche Strahleoptik eingestellt: „Und sonst? Kann ich noch etwas für Sie tun?“

Am liebsten hätte Kai laut aufgeschrieen. Wie er solche Leute doch hasste! Kamen grundsätzlich eine halbe Stunde zu früh und taten nach außen immer fröhlich und nett, nur um im Inneren Rachepläne gegen die Leute zu schmieden, deren Spott sie Tag für Tag stoisch lächelnd ertrugen. Das war doch einfach nur scheinheilig! Wenn irgendjemand es wagte Kai zu nerven, hatte derjenige meistens kurz darauf eine Faust in der Fresse. Das war viel ehrlicher!

Statt seine übliche Maxime an Max anzuwenden, taxierte der Vampirjäger den Pagen nur kalt und fragte dann: „Wo kann ich hier einen Schmied finden? Während der Reise wurde mir mein Schwert gestohlen.“ Zuzugeben, dass er es schlicht und einfach zuhause hatte liegen lassen, wäre selbst ihm peinlich gewesen.

„Oh, da habt Ihr aber Glück! Mein Vater ist der Schmied in unserer Stadt!“

Gedanklich schlug sich Kai die Hand vor den Kopf. Na toll, der einzige, der ihm helfen konnte, musste auch ausgerechnet der Vater dieses Smilies sein! Im Geiste sah der Blauhaarige sich schon ein Schwert schwingen, das statt einer Klinge ein Schaumstoffpolster besaß, damit auch ja niemand verletzt wurde…
 

„So, da wären wir!“, fröhlich grinsend blieb Max vor einem kleinen Laden stehen. Besorgt stellte Kai fest, dass der nicht unbedingt wie eine typische Schmiede aussah; viel mehr befanden sie sich vor einem kleinen Tante Emma–Laden.

„Wo soll hier bitteschön eine Schmiede sein!?“

Erstaunt sah Max ihn an: „Wir stehen davor!?! Im Hof steht der Amboss, und hier im Laden verkaufen mein Vater und sein Lehrling die von ihm hergestellten Waffen!“ Tja, typisch Kleinstadt; warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?

Im Laden stand ein Junge mit blau-schwarzen Haaren hinter der Theke und war gerade damit beschäftigt, die zahlreichen Glasvitrinen voller Waffen zu entstauben. Dumm nur, dass er diese mit den Krümeln des Sandwichs, welches er nebenbei in sich hineinscherbelte, wieder dreckig machte…

„Hallo Tyson!“, offensichtlich kannte Max diese Landplage näher.

Schnell drehte sich Angesprochener herum und verteilte die Hälfte des Sandwichbelages im Raum: „Hi Max. Dein Vater beschlägt gerade Bürgermeister Dickensons Pferde.“ In Gedanken beglückwünschte¹ Kai sich; Blondies Vater war also nicht nur Waffen-, sondern auch Hufschmied. Schien so, als hätte er einen richtigen Alleskönner erwischt.

Während Max nun in den Hof eilte, um seinen Vater zu begrüßen, blieb der gefrustete Vampirjäger allein mit Tyson zurück. Der erwies sich bei genauerem Kennenlernen als ebenso nervig wie er breit war²: „Na~~, kann ich Ihnen eines unserer Exponate näher vorstellen?“

„Nein danke, ich finde mich schon allein zurecht.“, genervt verdrehte Kai die Augen. Konnte dieser Idiot ihn nicht einfach in Ruhe lassen?

Offensichtlich nicht, denn der Schmiedelehrling machte ungerührt weiter: „Wirklich nicht? Wir haben ein paar sehr gute Stücke zum Verkauf!“

Langsam riss Kai der Geduldsfaden. Deswegen bemühte er sich in betont ruhiger Art, Tyson seinen Standpunkt zu verdeutlichen: „Hör zu, Nervensäge: ICH BRAUCHE DEINE HILFE NICHT!!! Ich zweifle ohnehin daran, dass du irgendeine Ahnung von Waffen hast. Nein, eigentlich zweifle ich daran, dass du überhaupt von irgendetwas außer dem Verschlingen von Dingen eine Ahnung hast. Und ehrlich gesagt frage ich mich sowieso, wer so blöd wäre, dir etwas abzukaufen!“

„Unter anderem Tysons Großvater, der Hauptmann der Stadtwache.“, erklang hinter ihnen eine Männerstimme. Als Kai herumfuhr, befand er sich Auge in Auge mit einem Mann mit rotbraunen Haaren. „Mein Sohn hat mir schon erzählt, dass Sie ein Schwert benötigen. Was genau suchen Sie denn?“

Mit seinem plötzlichen Auftauchen hatte Max’ Vater ihn erschreckt, auch wenn Kai keineswegs bereit war, das zuzugeben. Stattdessen meinte er nur kalt: „Ein Langschwert, am besten aus Silber. Führen Sie so etwas?“

Schweigend holte der Schmied eine Auswahl von in Frage kommenden Schwertern hervor. Von denen schien keines wirklich geeignet für das, was der Vampirjäger mit ihm… Doch Halt, was war das für ein Prachtstück? Wie durch Magie wurde Kais Blick von diesem Schwert angezogen. Es war kunstvoll gearbeitet, in den Schwertgriff war ein Vogel mit einem Rubin als Auge eingraviert. „Was ist das für eine Klinge?“, mehr unbewusst sprach er seine Frage laut aus.

„Das? Oh, das ist eine Neuerwerbung meinerseits; wenn Leute aus der Umgebung sterben, kaufe ich bisweilen Dinge aus ihrem Nachlass. Dieses Schwert war so ein Glücksgriff! Wunderbar ausgewogen, allerdings leider nicht aus Sil…“

„Ich nehme es!“, entschlossen presste Kai die Klinge samt Scheide an sich und eilte sich, seine Neuerwerbung zu bezahlen.
 

Auf dem Rückweg in die Gaststätte starrte Max ihn die ganze Zeit über so komisch von der Seite an. Schließlich waren selbst Kais Nerven aus Stahl überstrapaziert und so blieb er ruckartig stehen: „WAS?!“

Schlagartig lief Max rot an: „Nichts! Ich… Ich habe mich nur gerade gefragt, weshalb Sie ausgerechnet dieses Schwert gekauft haben…“

„Darauf erwartest du doch nicht wirklich eine Antwort, oder!?

„Äh… Doch?!“

Schicksalsergeben seufzte Kai; wahrscheinlich würde der Blonde ja sowieso keine Ruhe geben, bis er nicht den Grund kannte: „Okay, hör zu, ich sag’s nämlich nur einmal! Es gibt drei Gründe: 1. Ich brauchte ein Schwert, 2. Das schien das Beste zu sein, was an Waffen im Laden herumlag.“

„Und drittens?“

„3. Wehe, du lachst – Der Vogel auf dem Schwertgriff erinnert mich an einen Kanarienvogel, den wir mal hatten.“

Eine Weile sah Max ihn perplex an. Dann brach er in schallendes Gelächter aus. Mit einem leicht bedepperten Gesichtsausdruck beobachtete der Jäger ihn dabei: „Ich hab doch gesagt, du sollst nicht lachen!!!“

Immernoch leise kichernd wischte der Hotelpage sich eine Träne aus dem Augenwinkel; „Tut mir leid, aber dass Sie… Dass du den Vogel mit einem Kanarie vergleichst, ist einfach zu köstlich. Das da auf deinem Schwert ist nämlich kein Wellensittich, sondern ein Phönix!“

Ein Phönix… Ein Wesen aus den Legenden, welches sich selbst zu Asche verbrannte, um aus dieser aufzuerstehen… Das war für einen Untotenjäger eine ziemlich makabere Waffe…

„Erde an Hiwatari! Jetzt hör schon auf, das Schwert so anzustarren! Du benimmst dich ja fast so seltsam wie der andere Pensionsgast!“

„Ein anderer Gast?“

„Ja, kam letzte Nacht an, ein paar Stunden nach dir. Ein Asiate… Eigentlich ganz nett, aber auch ein wenig seltsam. Warum willst du das wissen?“

Ohne Max eine Antwort zu geben, rannte Kai los. Er musste sich Gewissheit verschaffen…
 

¹ Zeit zum Nasenbluten: Auf dem Blatt mit dem Originalskript habe ich anstatt „beglückwünschte“ aus Versehen „beglückte“ geschrieben; Kai muss verdammt gelenkig sein…

² Das war jetzt irgendwie zweideutig ^.~

Was haben Kreuze mit Vampiren zu tun?

Ein ihm unbekanntes Geräusch riss Ray aus dem Schlaf. Verwirrt rieb er sich die Äuglein und sah zu der Wanduhr über dem Kamin; noch eine Stunde bis Sonnenuntergang. Was konnte ihn bloß geweckt haben?

„Warum?“, eine aus der Dunkelheit dringende Stimme beantwortete diese Frage rasch.

Fassungslos erspähte der Vampir über sich die dazugehörige Person: „Kai!?“ Was hatte der Andere hier, in einem durch dicke Vorhänge verdunkeltem Raum zu suchen? Um einen Liebesbesuch dürfte es sich (leider) wohl kaum handeln, schließlich war der Blauhaarige ja immer noch ein Vampirjäger, und Ray demzufolge die entsprechende Zielgruppe dieses Berufes.

„Warum bringe ich es nicht fertig, dich zu pfählen? Du hast bis eben geschlafen, es wäre also ganz einfach gewesen… Und bei jedem anderen Untoten habe ich doch auch keine Gewissensbisse gekriegt. Wieso also ausgerechnet bei dir?“, Kai hörte sich ehrlich verzweifelt an. So, als würde er nicht verstehen, was mit ihm los war…

Wie gern hätte Ray ihn in diesem Moment getröstet, ihm gesagt, dass alles in Ordnung sei; doch kaum näherte er sich dem Jäger, da zuckte dieser zurück: „Fass mich nicht an! Dir geht es doch nur darum, möglichst schnell an möglichst viel Blut zu kommen!“ Traurig ließ der Vampir die Hand sinken. Das dachte Kai also von ihm…

Dann tauchte ein anderer Gedanke in seinem hübschen Kopf auf: Allein die Tatsache, dass Kai hier war und ihn nicht im Schlaf umgebracht hatte, setzte doch zumindest schon mal ein gewisses Interesse voraus, oder?

Schlagartig fühlte er sich wieder besser; er würde Kai schon noch dazu kriegen, regelrecht um seine Gunst zu betteln… Mit einem siegessicheren Lächeln robbte Ray immer näher an sein favorisiertes „Opfer“ heran: „Ach komm schon, ich werde dich schon nicht beißen! Mit dir flirten – Ja. Dich küssen – Vielleicht. Aber beißen? Ich werfe mich doch nicht jedem an den Hals, nur weil ich notgeil auf ein bisschen Blut bin…“
 

~~~ ; ~~~
 

Kai konnte nicht verhindern, dass Rays immer näher rückende Bernsteinaugen ihn in ihren Bann zogen, ja geradezu hypnotisierten. Vielleicht konnte er dem Vampir ja vertrauen, und dieser sah tatsächlich mehr als nur seine nächste Mahlzeit in ihm? Vielleicht…

Schwachsinn, er wusste doch ganz genau, wie diese Blutsauger waren! Diese elenden Kreaturen suchten sich irgendein grenzdebiles Mauerblümchen und faselten dem was von ewiger Liebe vor, nur um es dann nachdem sie es ausgesaugt hatten in der nächsten Mülltonne zu entsorgen. Aber nicht mit ihm!

Entschlossen hielt er Ray sein einziges Familienerbstück, ein 20 cm x 15 cm großes, massives Silberkreuz vor die Nase.

„Dir ist schon klar, dass ich ein chinesischer Vampir bin und das deshalb nicht bei mir wirkt!?!“

„Vielleicht nicht auf die gewöhnliche Art, aber ich habe da so meine ganz eigenen Methoden…“, schulterzuckend schlug Kai dem Vampir das Kruzifix auf den Schädel und beförderte diesen so ins Land der Träume.

Fast sofort bereute er seine Tat. Was, wenn er Ray lebensgefährlich verletzt hatte?

Mann, der war doch schon tot, Baka!

Aber trotzdem… Immerhin war es ein Silberkreuz!?

Ja, und normalerweise schlägt man Vampiren mit Silberschwertern den Kopf ab und verursachte ihnen nicht mit Silberkreuzen Kopfschmerzen!

Ob sie sehr schlimm sein würden?

„Verdammt noch mal, Kai! Du bist ein Eisklotz! Du hast keine Gefühle! Also bohr ihm endlich einen Pflock durchs Herz wie du es vorhin tun wolltest!“, mahnte Kai sich selbst in Gedanken.

Doch vergebens; wie zuvor auch schon konnte er es auch dieses Mal nicht tun; zu sehr wurde er von den sanften Gesichtszügen des Ohnmächtigen gefesselt. Diese weiße Haut, die bestimmt seidenweich war und wundervoll roch, diese verführerischen roten Lippen… Das weckte in Kai ganz andere Wünsche als Ray einen Holzkeil in den Körper zu bohren. Aber wenn er das vor irgendjemanden zugeben würde, würde man das nur als Schwäche ansehen und nutzen, oder?
 

~~~ ; ~~~
 

Mit schmerzendem Schädel kam Ray wieder zu sich. He, er lebte ja immer noch!?

Als er seine Augen öffnete, blickte er in Kais mürrisches Gesicht. „Komm mit! Durch dich dürfte es mir einfacher gelingen, deine hier ansässigen Artgenossen aufzuspüren; anschließend kann ich dich immer noch zur Hölle schicken.“

Na das war jetzt aber mal ne reizende Wortwahl! Doch trotz dem durch Kais harschen Tonfall verursachten Unmut stand er brav auf und dackelte dem Vampirjäger auf die Straße hinterher. Immerhin bedeutete dessen Verhaltensweise doch, dass er ihn entgegen allen Behauptungen doch in seiner Nähe haben wollte…

Unten angekommen blieb der Blauhaarige abrupt stehen und Ray wäre beinahe in ihn hineingelaufen, hätte er nicht noch gerade so bremsen können. „He, was soll das? Musst du einfach ohne Vorwarnung anhalten?“

Durch eine Handbewegung bedeutete Kai ihm, ruhig zu sein: „Pscht, irgendetwas stimmt hier nicht! Dafür, dass gefährliche Blutsauger die Bevölkerung terrorisieren sollen, ist es hier entschieden zu ruhig!“

„He, nicht jeder Vampir ist ein Massenmörder! Meine Freunde haben nie jemanden ernstlich verletzt!“, man konnte deutlich den leicht schmollenden Unterton in Rays Stimme hören.

„So so, deine Freunde… Von denen scheint aber auch nicht mehr allzu viel übrig zu sein, was? Aber egal; jetzt komm mit zum Bürgermeister dieses Kuhkaffs! Vielleicht kann der uns ja weiterhelfen.“
 

So, wie Kai seit einer halben Stunde mit Mr. Dickenson, dem Bürgermeister von Maine, herumdiskutierte, war das wohl nicht der Fall. Dafür war es jedoch erstaunlich zu beobachten, welche Energiereserven in dem kleinen, korpulenten Männlein mit der Halbglatze und den Elefantenohren steckte. Wie dieser wild gestikulierend und ab und zu an seinem Schnauzbart reibend durch die Gegend tobte, war ein unbeschreiblicher Anblick und Ray war wirklich froh, die dazugehörige Dezibelzahl nicht mitkriegen zu müssen. Bisweilen konnte es recht praktisch sein, das Kai in seiner Gegenwart schnell nervös wurde…

Genau deswegen war er nämlich dazu verdonnert worden, draußen zu warten, während Kai die Informationen beschaffen wollte. Das allerdings nur mit zweifelhaftem Erfolg, wie man Dickensons im Laufe des Gesprächs immer düsterer werdenden Miene entnehmen konnte.

Kurz darauf kam ein offensichtlich schlecht gelaunter Vampirjäger aus dem Rathaus herausspaziert.

„Und, wie ist es gelaufen?“, so wie Kai anscheinend momentan drauf war, erzählte Ray ihm besser nicht, dass er sich mittels Telekinese bis zu einem geschlossenen Fenster hatte schweben lassen und das Gespräch so beobachtet hatte. Selbst als Untoter war man nicht vollkommen lebensmüde.

Verärgert winkte der Blauhaarige ab: „Mr. Dickenson hat mir nichts erzählt; er hatte zuviel Angst.“ Danach hatte es eben ja eigentlich nicht ausgesehen… Andererseits konnte bei soviel Herumgezetere aber auch nichts Vernünftiges herauskommen.

Niedergeschlagen stellte Ray fest, dass sie wahrscheinlich noch die ganze Nacht durch Maine irren würden; das war’s dann wohl mit der (eher unwahrscheinlichen) Möglichkeit eines romantischen Abends. Trotzdem riskierte er es, seinen Begleiter nach dem weiteren Verlauf zu fragen: „Und was machen wir jetzt?“

„Wir versuchen weitere Quellen zu finden. Durch das Schweigen des Bürgermeisters bin ich mir endgültig sicher, dass hier etwas nicht stimmen kann.“

Ganz in Gedanken versunken ergriff Kai die Hand des Vampirs, zog diesen mit sanfter Gewalt hinter sich her. Das dadurch verursachte angenehme Kribbeln in Rays Bauch brachte diesen dazu zu glauben, er könne ohne große Probleme bis ans Ende der Welt laufen.
 

Dreißig Minuten später sah der Schwarzhaarige ein, dass er da wohl ein wenig zu enthusiastisch gewesen war. Egal, wie lange der Körperkontakt mit Kai auch andauerte, es war es nicht wert, die ganze Zeit über durch die Stadt zu rennen! Obwohl… Die ganze Zeit über die hübsche Rückseite des Vampirjägers vor der Nase zu haben, war schon irgendwie verlockend…

Unbewusst leckte Ray sich über die Lippen, als sein Blick über besagte Hinterfront streifte. Dieses leichte Muskelspiel, das selbst unter seinem weiten schwarzen Hemd noch sichtbar war… Ja ja, Kai so von hinten fast so göttlich aus wie von vorne; und das besonders, wenn die Anzugshose so verdammt gut seinen Hintern betonte…

Ruckartig blieb Ray stehen. Jetzt gingen seine Gedanken aber eindeutig in die falsche Richtung! War ja schön und gut, dass er mehr als nur interessiert an dem Anderen war, aber musste er deshalb gleich zum rolligen Kätzchen mutieren? Das war ja wohl kaum Sinn der Sache!

„Jetzt mach endlich hinne, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit – oder sollte ich besser sagen „du“?“, als der Asiate diese kalt herausgepressten Worte von Kai hörte, platzte ihm endgültig der Kragen. Das ging jetzt schon den ganzen Tag über so und bisher hatte er sich redlich bemüht, das ganze zu ignorieren, aber irgendwann war selbst bei ihm Schluss mit Lustig.

Fauchend und mit blitzenden Augen sprang er auf den Jäger zu: „Hör auf, Kai! Ständig bist du nur gemein zu mir, nörgelst die ganze Zeit nur rum und beleidigst mich, wo du nur kannst! Macht es dir Spaß, mir wehzutun oder hasst du mich bloß einfach, weil ich ein Vampir bin?“

Bei den letzten Worten war Ray immer leiser geworden, immerhin wusste er ja, wie lächerlich und hysterisch sein gegenwärtiges Verhalten erscheinen musste. Trotzdem oder gerade deswegen konnte er nicht verhindern, dass sich ein tränenersticktes Schluchzen seiner Kehle entrang. Na großartig, dabei wollte er doch gar nicht vor Kai weinen…
 

~~~ ; ~~~
 

Hilflos sah Kai dabei zu, wie Ray zitternd auf die Knie sank. Verdammt, das hatte er nicht gewollt! Er mochte den Asiaten doch, sehr sogar. Auch wenn er es nicht gerne zugab… Kai wollte „seinen“ Vampir nicht traurig sehen. Nicht wegen einem blöden Vampirjäger, der nicht wusste, wie er mit seinen Gefühlen umgehen sollte und das dann an unschuldigen kleinen, katzenartigen Untoten ausließ, die eigentlich psychische Unterstützung brauchten!

Hoffnungslos mit der Situation überfordert tat Kai das Erstbeste, was ihm in diesem Moment einfiel: Vorsichtig umarmte er Ray, barg dessen Kopf an seiner Schulter und begann dann, sanft über den Nacken des Schwarzhaarigen zu kraulen. „Pscht, ist ja gut. Ich… Ich hasse dich doch nicht! Ich hab nur einfach Angst… Vor mir selbst… Und davor, wieder allein zu sein, allein gelassen zu werden…“
 

~~~ ; ~~~
 

Langsam hob Ray den Kopf an, um in Kais Gesicht schielen zu können: „Ehrlich?“ „Ehrlich.“, der Blauhaarige musterte ihn mit einer Sanftheit im Blick, die nicht nur ganz und gar untypisch für ihn war, sondern auch jedwede Lüge ausschloss. Diese Erkenntnis zauberte ein zögerliches Lächeln auf das Gesicht des Chinesen: „Dann werde ich dich von nun an nie wieder allein lassen.“

Unwillkürlich musste auch Kai grinsen: „Lass mich raten: Das gilt besonders dann, wenn ich baden oder mich umziehen will… Wenn es bei dir wieder geht, sollten wir übrigens weitermachen, immerhin möchte ich dich nicht von dieser Lebensaufgabe abhalten, nur weil du beim ersten Fünkchen Sonnenlicht meinst, Wunderkerze spielen zu müssen.“

Schatten der Vergangenheit

Und hier wie versprochen der zweite Teil für diese Woche ^^

Zur Kampfszene am Ende des Kapitels: Tut mir leid, wenn ihr damit nichts anfangen könnt. Ich selbst bin nicht so ganz zufrieden mit ihr; irgendwie kommt sie etwas zu… undynamisch rüber. Trotzdem werdet ihr euch wohl leider dran gewöhnen müssen, denn in den letzten paar Kapiteln wird so was wahrscheinlich noch öfter kommen. Ist für den Fortlauf der Geschichte unumgänglich und… äh… ehrlichgesagt macht es mir Spaß, sie zu schreiben, auch wenn ich’s nicht wirklich kann.

Aber keine Sorge, auch für einen gewissen komödiantischen Anteil wird gesorgt, auch oder gerade weil ich das Gefühl habe, dass er in diesem und im letzten Kapitel etwas zu kurz gekommen ist…

Bye ^_^
 

~~~ ; ~~~
 

Während Ray vergnügt vor ihm herhüpfte, stapfte Kai recht nachdenklich durch die Nacht. Was hatte ihn bloß dazu gebracht, sich dem Vampir gegenüber derartig zu öffnen? Sicher, er fand ihn äußerst anziehend, aber da war noch mehr…

Seit seine Eltern damals bei dem Brand gestorben waren, konnte er seine Gefühle nicht mehr offen zeigen. Zu tief saß der Schmerz des Verlustes und die Angst davor, wieder allein gelassen zu werden. Irgendwann hatte er nur noch Kontakt zu seinem Großvater, seinem letzten lebenden Verwandten, gehabt. Dieser hatte ihn auch in die jahrhundertealte Familientradition der Vampirjagd eingeführt, alles Wissen zugänglich gemacht, das er besaß. Als die Blutsauger in jener Nacht vor knapp zwei Jahren zugeschlagen hatten, war nicht bloß Voltaire Hiwatari gestorben, sondern auch der einzige Vertraute, den Kai je besessen hatte.

Doch jetzt gab es da jemanden, der die Leere in Kais Herzen ausfüllte, und er hatte keine Ahnung, wie er darauf reagieren sollte. Zu verwirrend waren diese flatterhaften Gefühle, die ein Blick in herrlich bernsteinfarbene Augen auslöste. Mit jeder Sekunde, die er in der Nähe des Anderen verbrachte, wurde das Chaos in seinem sonst so wohlkatalogisierten Kopf größer; allein der Augenblick, in dem er Ray in den Armen gehalten hatte, hätte ihn beinahe um den Verstand gebracht…

„Huhu, Erde an Kai!“, leicht ungeduldig schwenkte besagter Vampir eine Hand vor dem Gesicht des Jägers herum, „Ich habe gerade gesagt, dass ich Hunger habe; lass uns im Gasthaus etwas essen und dann weiter nach Hinweisen suchen!“

„… Meinetwegen, aber nur eine halbe Stunde Pause – maximal!“, noch vor nicht einmal einem Tag hätte Kai jedem, der ihm erzählt hätte, er würde diesen Satz sagen, einen Vogel gezeigt. Doch wegen einem kleinen Vampir saßen sie kurz darauf tatsächlich im zum Gasthaus dazugehörigen Speisesaal und Kai schaute gebannt zu, wie Ray eine Schüssel Auflauf nach der anderen verschlang: „Wieviel passt bloß in dich hinein? Und noch wichtiger: Ernähren sich Vampire nicht eigentlich von Blut?“

Die Hand des Chinesen zuckte unmerklich, als er eine Serviette ergriff und sich den Mund abwischte: „Schon, aber das auch nur höchst selten. Normalerweise reicht es vollkommen, wenn ich etwa alle 14 Tage etwas davon zu mir nehme. Bedienung, die Rechnung bitte!“

Überrumpelt bezahlte Kai das Essen; irgendwie hatte er das unbestimmte Gefühl, einen Wunden Punkt getroffen zu haben.
 

~~~ ; ~~~
 

Ray floh regelrecht auf die Straße. Er hatte schon die ganze Zeit über befürchtet, dass Kai dieses Thema anschneiden würde, und nun da es geschehen war fühlte er sich nicht unbedingt besser.

Es stimmte, er trank wirklich nur alle 14 Tage Blut, und das besorgte er sich zudem vom Schlachter. Leider gab es aber auch Vampire, die nicht so wohlerzogen waren. Die ernährten sich von Menschenblut und hatten keine Hemmungen, ganze Landstriche auszurotten. Und auch wenn Kai langsam ihm gegenüber Vertrauen fasste, so war er doch immer noch ein Jäger! Gab es da überhaupt eine Chance, dass das zwischen ihnen beiden funktionieren konnte? Ray wusste, dass es geradezu bizarr war, erst jetzt dementsprechende Zweifel zu haben, doch irgendwie hatte das Ganze aus der Entfernung weniger einschüchternd, weniger bedeutsam gewirkt. Teilweise hatte er auch einfach vergessen wollen, welche dunklen Schatten gewisse Erinnerungen bargen.

Doch eben jene Erinnerungsfetzen stürmten nun über ihn herein, legten Dinge frei, die er längst aus seinem Gedächtnis getilgt hatte. Schlagartig musste er an jene Nacht denken, in der ES passiert war.
 

-\/-
 

„Ray, beeil dich gefälligst! Die Leute werden uns lynchen, wenn ich ihnen nicht bald mehr von diesen gefüllten Tomaten bringe!“, ungeduldig ging Lee im Kreis hin und her. Heute war der Eröffnungsabend ihres Restaurants „Bloody Mary“ und von daher war die Nervosität des Geschäftsführers selbstverständlich. Im Grunde waren sie das ja alle, wussten sie doch nicht, wie die Menschen darauf reagieren würden, dass vier Vampire einen Gastronomiebetrieb in ihrer Stadt betreiben wollten. Horden von (angemieteten) wütenden Dorfbewohnern mit brennenden Fackeln waren da ebenso möglich wie totale Ignoranz.

Gott sei Dank hatten die Leute sich für keine der beiden Varianten entschieden; stattdessen hatten es die Meisten neutral bis positiv aufgenommen, wie der Lärm und die fröhlichen Stimmen, die aus der Schankstube her in die Küche drangen, bewiesen.
 

Später am Abend. Vier übermüdete Vampire saßen im mittlerweile leeren Schankraum herum und ließen die vergangenen Stunden Revue passieren. Nie hätten sie gedacht, dass sie solchen Zuspruch finden würden, wie es gegen Schluss hin der Fall gewesen war. Sogar einige wenige ihrer eigenen Sorte waren erschienen, die den Menschen nicht ganz so zugeknöpft gegenüber standen wie es die Alten taten.

Kevin wollte gerade den Mund aufmachen und einen seiner für ihn so typischen Kommentare von sich geben, da klopfte es an der Tür.

„Nanu, wer kann das so kurz vor Sonnenaufgang noch sein? Gary, geh mal nachschauen, was derjenige von uns will!“, rasch gab Lee dem schwarzhaarigen Muskelberg das Zeichen, seiner Anweisung Folge zu leisten.

Im Nachhinein sollten sie sich alle wünschen, das nicht getan zu haben, denn kaum hatte Gary die Tür geöffnet, da brachte ihn auch schon irgendetwas ins Taumeln und mit Schrecken mussten die Anderen sehen, wie ihr Freund sich langsam aufzulösen begann.

Durch den zu Boden rieselnden Ascheregen trat ein Maskierter hindurch, taxierte sie kurz, ehe er sein Schwert zog und auf Kevin zulief. In stummer Panik wand der Grünhaarige sich daraufhin hin und her, unfähig, etwas anderes zu tun als rückwärts und auf allen Vieren von dem Fremden wegzukrabbeln. Lee freilich reagierte schneller; unsanft schob er Ray in Richtung Tür: „Schnell, verschwinde! Ich helfe Kevin und dann treffen wir uns am üblichen Ort!“

„Aber…“

„Nichts aber! GEH!!!“

Automatisch den Befehlen seines Erschaffers folgend rannte Ray zum Ausgang, wäre dabei beinahe über das lange, grau – braune Haar ihres Angreifers gestolpert. Als dieser das bemerkte, wollte er unwillkürlich nach ihm greifen. Vor lauter Panik tat Ray das erstbeste, was ihm in den Sinn kam: Er biss in die Hand ihres Peinigers, welcher in einer Mischung aus Wut und Schmerz aufschrie. Diese Chance nutzte der Schwarzhaarige, um in die Nacht hinauszustürmen und diesen Ort des Schreckens zumindest körperlich hinter sich zu lassen.
 

-\/-
 

„…ay! Verdammt noch mal, Ray! Bleib stehen!“, unsanft wurde er am Handgelenk gepackt und herumgewirbelt.

Verdattert blickte er in rotbraune Augen: „Kai?! Warum hältst du mich fest?“

„Warum? Weil wir beide den Halt gebrauchen können, den uns der Andere bietet…“, ein Lächeln machte sich auf dem Gesicht des Blauhaarigen breit, „Außerdem wäre es nett von dir, mir bei Gelegenheit eine Entschädigung für die Essensrechnung zukommen zu lassen.“
 

~~~ ; ~~~
 

Eilig machten sie sich auf den Weg zu Tysons Großvater; wer wusste schon besser darüber Bescheid, was in der Stadt vorging als der Hauptmann der Stadtwache¹? Und so langsam wurde es ja wohl wirklich Zeit, dass sie etwas herausfanden!

Opa Granger empfing sie sofort und – im Gegensatz zum Bürgermeister – erstaunlich freundlich. Nicht nur, dass er voller Elan mit einem Übungsschwert herumfuchtelte und die Beiden überreden wollte, der Stadtwache beizutreten – nein, er erzählte auch bereitwillig etwas über die Vampirplage: „Ach, das? Da wurde sicherlich übertrieben, als man euch davon erzählt hat! Vor etwa einem halben Jahr kamen zwei ältere Herren mit ihren Dienern hier an und wollten dem Bürgermeister das alte Schloss auf dem Berg abkaufen.“

Irritiert sahen Kai und Ray sich an. Was hatte das jetzt bitte mit Vampiren zu tun?

Ungerührt fuhr Tysons Großvater fort: „Brauchten nach dem Kauf ein paar Leute, die ihnen beim Wiederaufbau helfen sollten. Die Jungs aus unserem Dorf, die sich um den Job beworben haben, sind allesamt verschwunden.“

Kais rechte Augenbraue verzog sich nach oben: „Weshalb ist das a) nicht so schlimm, wie wir gehört haben und b) ein Zeichen für Vampire?“

Ein erfreutes Grinsen machte sich auf dem Gesicht des Alten breit: „Na, weil sie wiedergekommen sind, Jungchen! Und so ganz nebenbei: Hinter euch stehen gerade welche von ihnen, denen wir ne schöne, heftige Abreibung verpassen können…“

Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend drehten sich Kai und Ray um. Tatsächlich, da stand ein Dutzend von mit langen, extrem scharfen Reißzähnen ausgestatteten Kerlen, die nicht allzu freundlich wirkten – unter ihnen auch jemand, den Kai nur zu gut kannte: „Boris!?“

„Ganz recht, Master Kai. Geben Sie uns den Vampir, dann passiert Ihnen nichts!“ Unwillkürlich setzte das Herz des Jägers einen Moment aus, als er Boris’ erwartungsvollen Blick bemerkte. Der dachte wirklich, er würde es auch nur in Betracht ziehen, …

„Niemals!“, sicherheitshalber begab sich Kai schon mal in Kampfstellung.

„Nun gut, dann haben Sie die Konsequenzen zu tragen.“, schulterzuckend wandte Boris sich seinen Männern zu, „Kümmert euch um ihn und bringt mir dann den Schwarzhaarigen; keine Überlebenden, verstanden!“
 

~~~ ; ~~~
 

Verwirrt hatte Ray versucht, dem Gespräch zwischen Kai und diesem älteren Kerl namens „Boris“ zu folgen, letztendlich aber doch nur Bahnhof verstanden; dass der Violetthaarige seinen Mannen den Angriffsbefehl erteilte und sich dann in Fledermausform² verdünnisierte, trug dabei nicht gerade zum besseren Verständnis bei. Sah so aus, als wäre die einzige Möglichkeit für ihn, näheres zu erfahren, zu überleben…
 

~~~ ; ~~~
 

Irgendjemand schien Kais erstem Angreifer erzählt zu haben, der Fein fände es einschüchternd, wenn man unter wildem Schreien und Herumfuchteln mit dem Schwert auf ihn zurannte. Die Erkenntnis, was für totaler Mist das war, sollte er nicht mehr haben: Mit einem gezielten Schlag fegte Kai ihm den Kopf von den Schultern, nur um in derselben Bewegung herumzuwirbeln und den nächsten Gegner zu attackieren. Aus dem Augenwinkel konnte er beobachten, wie Tysons Großvater gerade einen gurkennasigen Zwerg traktierte, während Ray sich im Genick eines blonden Hünen festgekrallt hatte. Gut; dann konnte er sich voll und ganz auf das hier konzentrieren…

Verbissen parierte Kai Schlag um Schlag, drängte seinen Gegner so mehr und mehr zurück. Er wollte gerade zum Todesstoß ansetzen, da durchzuckte scharfer Schmerz seine Schulter. Die Wunde selbst war nicht so schwer, reichte jedoch um den Jäger für einige Sekunden ins Trudeln zu bringen und seiner Beute so die Flucht zu ermöglichen.

Hinter sich konnte Kai ein schadenfrohes Kichern vernehmen. Als er sich umwandte stand da ein helllilahaariger Junge, der sich überheblich grinsend Blut von den Händen leckte. Wut machte sich in Kai breit, pulsierte heiß brodelnd durch seine Adern: Dafür würde dieser Bastard bezahlen!

Ein bisher ungekanntes Feuer loderte in ihm auf, suchte sich durch seine Handflächen einen Weg nach draußen. Das Auge des in den Schwertgriff eingravierten Phönix verströmte plötzlich einen rötlichen Lichtschein und rotgoldene Flammen schossen aus der Klinge hervor, versenkten alles, was sie erreichen konnten. Aus der triumphierenden Siegesmiene des Lilahaarigen wurde sehr schnell eine schmerzverzerrte Fratze als das Feuer sich seiner bemächtigte, ihn von innen heraus zerfraß.

Kai konnte sich nicht lange seines Sieges freuen, denn nur Sekunden später schlug eine neue Welle des Schmerzes über seinem Kopf zusammen, raubte ihm die Besinnung.
 

¹ So ziemlich jeder, wenn es sich bei dem Hauptmann der Stadtwache um Tysons Großvater handelt… *g*

² Man stelle sich Boris bitte in einem Batman – Kostüm vor ^.~

Alte Bekannte

Teil 8! *hüpft durch die Gegend und kichert irre* Ihr habt es echt bis hierher mit mir ausgehalten; Wahnsinn… In diesem Kapitel geht’s „wieder“ ein bisschen humoristischer zu, zumindest sollte es so sein. Langsam frage ich mich ja echt, wo ich das „Drama“ versteckt habe… Aber eine gesunde Portion Ironie schadet ja auch nichts, oder?

Bevor ich jetzt die Geschichte starte, noch eine kleine Ankündigung wegen dem nächsten Kapitel: Am nächsten Wochenende werden bei meiner Gesamtschule die Leute verabschiedet, die Realschulabschluss machen; das und noch ein paar andere „Verpflichtungen“ (okay, eigentlich mache ich die Sachen ja eher freiwillig und gerne ^^) könnten mich eventuell davon abhalten, wie gewohnt den nächsten Teil hochzuladen. Sollte dies der Fall sein, versuche ich das Kapitel früher zu uppen, versprechen kann ich es aber nicht. Andernfalls setze ich halt mal ne Woche aus und dafür gibt’s dann in 14 Tagen zwei Teile *g*

Viel Spaß beim Lesen
 

~~~ ; ~~~
 

Mit wahnsinnigen Schmerzen in der rechten Schulter erwachte Kai. Es dauerte einige Minuten, ehe er seine Umgebung wieder einigermaßen klar erkennen konnte: Er lag in einem Bett, um sich herum die besorgten Gesichter von Max, Tyson, Emily und einem ihm unbekannten Mädchen.

Max fand als erster seine Sprache wieder: „Alles in Ordnung, Kai?“

„Meine Schulter tut weh, ich habe vorhin gegen einen Haufen Vampire gekämpft und durfte dann mit euren Visagen in meinem Blickfeld aufwachen – NEIN, VERDAMMT NOCH MAL, ES IST NICHT ALLES IN ORDNUNG!!! Wo ist Ray?“, mit verkniffener Miene versuchte der Blauhaarige sich aufzurichten, wurde aber sofort wieder in die Kissen gedrückt.

„Ruh dich aus, du hast zuviel Blut verloren!“ Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht; weshalb wichen die seiner Frage aus? Konnte es sein, das seinem kleinen Vampir etwas zugestoßen war?

Eine Mischung aus Wut und Panik machte sich in Kai breit, verdrängte jedweden logischen Gedanken. Diese Ungewissheit würde ihn noch in den Wahnsinn treiben…

Da immer noch keiner der Anwesenden Anstalten machte, irgendetwas zu sagen, schnappte er Max am Kragen und zog ihn auf seine Augenhöhe hinunter: „Ich ruhe mich aus, wann es mir passt! WO IST RAY?“

Betretene Gesichter bei den Umstehenden. Schließlich ergriff die Kai fremde junge Dame das Wort: „Die anderen Vampire haben ihn geschnappt.“

„WAS?! Und da lasst ihr Flaschen mich hier herumliegen?“, eilig sprang der Vampirjäger aus dem Bett und machte sich seine Pein ignorierend daran, seine Sachen zusammenzusuchen. Vielleicht konnte er ja doch noch irgendetwas machen, um seinen Liebling aus den Klauen dieser Monster zu befreien…

Bedröppelt sahen die anderen Vier ihm zu: „…Was machst du da?“

„Wonach sieht’s denn aus? Ich gehe Ray retten und trete diesem Vampirgesocks dann gehörig in den Arsch!“

„Und… Und wenn er schon…?“

Für einige Sekunden hielt Kai inne, nur um dann noch schneller herumzuwerkeln: „Dann trete ich ihnen erst recht in den Arsch!“ Er wusste selbst, wie kindisch sich das anhören musste, aber Raserei und ein winziger Funken Hoffnung waren momentan das einzige, was ihn vom Durchdrehen abhielt.
 

Während sie auf dem Weg zum Schloss waren, tauchte auf einmal jenes rosahaarige Mädchen neben Kai auf, welches er erst vorhin kennengelernt hatte. Max hatte beim Aufbruch ihren Namen erwähnt; Mariah oder so ähnlich.

„Was willst du?“, der Blauhaarige gab sich nicht die geringste Mühe, ein für Mariah einigermaßen erträgliches Schritttempo einzuschlagen.

Trotzdem hastete sie tapfer hinterher: „Tysons Großvater hat gemeint, du hättest einen eurer Angreifer gekannt…“

„Du meinst Boris. Tja, er war der Verwalter und Schoßhund meines Großvaters. Und?“ „Und?! Verdammt Kai, findest du es denn kein bisschen seltsam, dass ein Diener der für ihre Vampirjägertradition berühmten Hiwatarifamilie ausgerechnet jetzt in diesem Kaff auftaucht – als Vampir?!“

Ohne eine Miene zu verziehen wich Kai der wild gestikulierenden Asiatin aus: „Schon; keiner außer meinem Großvater wäre fähig, Boris für den Rest der Ewigkeit zu ertragen. Damit hätten wir wohl den Schuldigen – aber ehrlich gesagt interessiert es mich momentan mehr, wie wir Ray helfen können. Fragestunde beendet?“

Irritiert sah Mariah Kai dabei zu, wie der seelenruhig weiterlief. Mann, der war ja unheimlich kommunikativ; was Ray bloß an diesem Eisklotz fand? Obwohl, einen niedlichen Hintern hatte er ja schon…

„Vergiss es besser, an den kommst du nicht heran! Glaub mir, ich habe schon alles mögliche probiert.“, Emily war ihren Blicken gefolgt.

„Ich weiß.“, unwillkürlich musste Mariah lächeln, „Ich bin die Quasi–Schwägerin.“

Kurzes Schweigen. Dann grinste die Orangehaarige zweideutig: „Ach, deswegen ist Kai also so versessen darauf, Rays Hintern aus der Affäre zu ziehen…“

Während die Mädchen synchron loskicherten, verdrehte Max genervt die Augen: „Könnt ihr eure Schwulenwitze mal für zwei Sekunden sein lassen? Wir haben momentan wichtigeres zu tun!“

„Ja genau, ich will pünktlich zum Frühstück wieder zuhause sein!“, mischte Tyson sich nicht gerade hilfreich ein.
 

„Okay Leute, Lagebesprechung!“, vorsichtig bedeutete Kai den Anderen, sich hinter einen Felsklotz auf den Boden zu setzen, „Folgender Plan: Ich gehe zuerst rein, hinter mir kommt Tyson mit seinem Hammer, dann die Mädchen, und Max bildet mit seiner Armbrust die Nachhut. Ziel ist es, Ray zu finden und dabei möglichst viele Vampire aus dem Weg zu räumen; glaubt mir, wir sind dankbar für jeden Untoten, der uns auf dem Rückweg nicht mehr in die Quere kommen kann. Noch irgendwelche Fragen?“

Zaghaft hob Max eine Hand.

„Ja?“

„Bist du dir wirklich sicher, dass es eine gute Idee ist, einfach so durchs Haupttor zu marschieren?“

Genervt verdrehte Kai die Augen: „Hast du eine bessere Idee?“

„Na ja, dies hier war doch mal ein Kloster, oder?“ Ach echt? Mussten ja verdammt reiche Mönche gewesen sein…

Fünf Minuten später beobachteten die Jungen von ihrem Versteck aus, wie Emily und Mariah als Nonnen verkleidet an die Klosterpforte klopften. Angespannt hielten alle fünf die Luft an.

„Ich will ja gar nicht wissen, wieso du zwei Schwesterntrachten mit dir herumschleppst, Blondi, aber sollte irgendetwas schief gehen…“, Kai machte eine bedeutungsvolle Pause.

Zur selben Zeit öffnete sich die Tür und ein rothaariger junger Mann spähte hinaus: „Ja, Sie wünschen?“

„Grüß Gott, wir sind Schwester Beatrix und Schwester Ingeborg. Die Kirche schickt uns, um die ordnungsgemäßen Hygienebedingungen Ihres Weihwasserbeckens zu überprüfen!“, beherzt lächelnd tat Mariah ihr Bestes, schon mal einen Fuß zwischen sich und die Tür zu bringen. Nur so für den Fall, dass ihr Gegenüber meinte, selbige schnell zuschlagen zu müssen…

Doch der junge Mann starrte sie nur verwirrt an: „Weihwasserbecken? Aber wir haben doch gar kein Weihwasserbecken!“

„Kein Weihwasserbecken?! Na dann müssen wir erst recht reinkommen, immerhin verstößt das gegen das Kirchenrecht; wo bewahren Sie dann bitte ihren Messwein auf?“

„Im Weinkeller natürlich!“

Das Palaver der Beiden hätte wohl noch stundenlang so weitergehen können, wäre Emily nicht irgendwann der Geduldsfaden gerissen. Mit einer geübten Handbewegung stieß sie Mariah zur Seite und zog sich die Nonnenhaube vom Kopf, so dass ihr leuchtend orangefarbenes Haar zum Vorschein kam: „Hallo Michael…“

Starr vor Entsetzen sah der Torwächter sie an: „Emily?!“

„Ganz recht!“, mit einem Gesichtsausdruck, der genauso gut der einer der drei Furien hätte sein können, kam die junge Frau ihrem Opfer immer näher, „So so, du musstest dich also von mir trennen, weil du in die Stadt gezogen bist um Arbeit zu finden?!?“

„Ja, weißt du… Das stimmt! In der Stadt bin ich dann diesen Typen begegnet, die haben mich zu einem Ghul gemacht… Ich dachte, du würdest dich freuen!?“, die letzten Sätze hatte der Rothaarige immer kleinlauter von sich gegeben.

„Du lässt mich sitzen, kommst mit einem Haufen Vampire in unsere Heimatstadt zurück, die selbige zerstören wollen, und denkst, ICH WÜRDE MICH FREUEN?! Michael, entweder du machst sofort Platz oder ich sorge persönlich dafür, dass du in wenigen Augenblicken am großen Baseballspiel im Himmel teilnimmst!“

„Ist ja gut…“, verschüchtert trat der gut eineinhalb Köpfe größere zur Seite.

Triumphierend bedeutete Emily den noch immer hinter dem Felsen wartenden Jungen, schleunigst herzukommen. Dann fiel ihr Blick auf ihre recht blasse Geschlechtsgenossin: „Geht’s dir nicht gut?“

„Doch, alles bestens… Woher kennst du ihn“, die Rosahaarige zeigte auf den schmollenden Rotschopf, „eigentlich?“

„Och, das ist nur ein Freund von mir. Na los, Michael, beweg deinen knackigen Hintern hinunter in die Stadt; hier oben bist du nur im Weg!“

Als Mariah sah, wie Emily ihren „Freund“ durch sanftes Klopfen auf dessen Po aus dem Kloster hinausbugsierte, konnte sie plötzlich gut nachvollziehen, warum der arme Kerl aus Maine geflohen war. Kai hatte wirklich Glück, dass er offenbar keinerlei Interesse am weiblichen Geschlecht hegte…
 

Gemessenen Schrittes und mit gezogenem Schwert schlich Kai vor den Anderen her durch die Korridore. Im Grunde wäre er am liebsten laut schreiend losgestürmt, aber sein Beruf als Vampirjäger hatte ihm gezeigt, dass so etwas im Grunde genommen nur absolut dämlich war. Wenn man auf unbekanntem Terrain gegen eine Gruppe zahlenmäßig überlegener Feinde kämpfte, wandte man am besten Guerillataktiken an und ging Schritt für Schritt vor. Denn egal wie groß der Schmerz und die Wut darüber, Ray nicht in den Armen halten zu können, auch waren, tot nützte Kai weder ihm noch sich selbst etwas, oder?

Ein lautes Magenknurren seitens Tyson sagte dem Jäger, dass er sich seine Bemühungen bezüglich absoluter Stille jetzt wohl sparen konnte. Wenn die Feinde das nicht gehört hatten, waren sie entweder alle taub oder ihren Onkel Dracula in Transsylvanien besuchen. Und selbst wenn letzteres der Fall sein sollte, zweifelte der Blauhaarige nicht daran, dass dem lieben Onkelchen vor lauter Schreck gerade der Sargdeckel auf den Kopf knallen würde. Doch merkwürdigerweise schienen die Vampire und Ghule dieser Burg das anders zu sehen, denn auf dem Gang herrschte ungefähr soviel Betrieb wie ein schwerkranker Alkoholabhängiger noch an Hirnzellen aufwies.

Selbst Max, die „Batterien auf Lebenszeit“–Gute Laune–Maschine, konnte es sich dieses Mal nicht verkneifen, Tyson einen bösen Blick zuzuwerfen¹. Man konnte dem Schmiedelehrling deutlich ansehen, dass er deswegen am liebsten im Boden versunken wäre – eine Fähigkeit, die er im Gegensatz zum raschen Verschwindenlassen von Nahrungsmitteln jedoch leider nicht beherrschte.

Kai freilich war das ziemlich egal; für ihn zählte momentan nur das Finden und Retten von Ray. So ließ er es sich auch nicht nehmen, im Weiterlaufen zu einem sarkastischen Kommentar anzusetzen, der Tyson wahrscheinlich endgültig auf Fingerhutgröße zusammengeschrumpft hätte – wäre in diesem Moment nicht etwas geschehen, das Kai das Wort im Mund erstickte. Eigentlich passierten sogar mehrere Sachen: Sämtliche Fackeln gingen aus, von irgendwoher erklang plötzlich billige Horrorfilmmusik und neben ihnen ertönte ein Platschen. Als das Licht wieder anging, lag nahe einer Granitsäule eine violette, alte und klapprige Fledermaus und schwelgte im Delirium.

Zeitgleich zu dem versuchten Wiedereintritt des Säugetieres in die Realität kamen jener blonde Hüne und jener gurkennasige Nervzwerg um die Ecke geflitzt, die Kai noch von seiner letzten Auseinandersetzung mit den Vampiren kannte. Tja, die Armeen der Finsternis wurden auch immer kleiner!

Aber diese Beiden hatte er früher als vor dem Kampf schon mal gesehen… Bloß wo? Angestrengt dachte Kai nach, ging Schublade um Schublade seines Gedächtnisses durch. Schließlich hatte er die Erleuchtung: Das waren ehemalige Angestellte seines Großvaters! Um genau zu sein handelte es sich um Spencer und Ian, einen Küchenjungen und den Stallknecht, die er nach dem Tode Voltaires und dem Verkauf des Familienbesitzes entlassen hatte. Und wenn Kai so genau darüber nachdachte, erkannte er auch in seinem verstorbenen Angreifer jemanden aus der Dienerschaft wieder; war das nicht Bryan gewesen, der Gärtner, bei dem sämtliche Pflanzen in und um ihr Wohnhaus herum eingegangen waren? Ein bisschen viel Zufall, oder?

Also steckte anscheinend doch sein Großvater hinter der Sache, auch wenn er bislang gehofft hatte, die Hinweise schlichtweg falsch zu deuten. Wer gestand sich selbst schon gerne ein, dass die eigene Verwandtschaft verrückt geworden war und nun alle Werte besudelte, die ihr früher heilig gewesen waren?

Dabei hätte Kai es kommen sehen müssen; in den letzten paar Jahren hatte Voltaire nicht mehr viel mit dem Mann gemein gehabt, den er früher so sehr bewundert hatte. Aus dem ruhigen, bedachten Menschen, dem das Wohl seiner Umgebung am Herzen lag war ein Menschenschinder geworden, der seinen Enkel täglich stundenlang zum Training genötigt und ihn oftmals wegen Nichtigkeiten regelrecht zu Brei geschlagen hatte. Schon komisch, wie schnell man derlei Erinnerungen nach dem Tod der sie betreffenden Personen verdrängte, sich nur noch die guten Zeiten in Erinnerung rief. Aber das war längst nicht so merkwürdig, wie die Tatsache, dass er über derlei nachdachte, wenn die Gefahr in Form von zwei Blutsaugern auf sie zukam…

Schlagartig wurde Kai sich bewusst, was für einen Mist er hier gerade verzapfte. „Max, schieß! Feuere endlich die Armbrust ab!“ Der Blonde starrte ihn einige Sekunden entgeistert an, ehe er gehorchte. Mit einem leisen Surren schnellte der Bolzen von der Sehne und bohrte sich geradewegs in Spencers Auge. Dieser schrie gepeinigt auf, presste sich die Hände vors Gesicht.

Auch Ian blieb stehen und beobachtete schreckensbleich, wie ein Schwall Blut zwischen den Fingern seines Kampfgefährten hervorsprudelte; sie hatten wohl weder damit gerechnet, auf Feinde zu stoßen, noch damit, dass diese sich so heftig wehren würden.

Wie Kai wusste brachten derartige „Erfolge“ auf Dauer nichts gegen die Untoten, und so entschloss er sich, die Gunst der Stunde zu nutzen und nun auch einen Angriff zu wagen.

Tief drang der Stahl seines Schwertes in Ians Körper ein, bohrte sich geradewegs durch dessen rechten Lungenflügel. Jeder Sterbliche wäre nun an seinem eigenen Blut erstickte, aber der Vampir spuckte nur ein wenig davon aus und wollte sich dann ärgerlich fauchend auf den Aggressor stürzen.

Doch damit hatte der Jäger gerechnet; geschwind zog er die Phönixklinge aus seinem Gegner, trieb sie erneut in den vermeintlich schwachen Knabenleib, diesmal geradewegs durch die Kehle. Ein hässliches Zischen von sich gebend, wurde der kleine Untote von der Gewalt des Schlages an die Wand genagelt; seine Befreiungsversuche waren jedoch vergeblich, schnappte sich Mariah doch kurzentschlossen einen von Max’ Armbrustbolzen und beendete Kais Werk.
 

~~~ ; ~~~
 

Derweilen hatte Tyson mit dem wiedererstarkten Spencer zu kämpfen.

Nach dem ersten Schock war der blonde Hüne auf die Idee gekommen, den Fremdkörper aus seinem Auge herauszuziehen und hatte es dann in Sekundenschnelle geheilt. Dadurch stieg die von ihm ausgehende Bedrohung wieder rasant an, sah er jetzt doch, wohin er schlug.

Nur mit Mühe konnte Tyson den geradezu übermenschlich starken Fausthieben ausweichen, ohne jedoch selbst in der Lage zu sein, einen Angriff auszuführen. Zu schnell kamen die Schläge auf ihn zu gerast, brachten ihn immer mehr ins Taumeln. Man merkte dem schwitzenden Schmiedelehrling deutlich an, dass er seinen Hammer normalerweise zur Herstellung von Hufeisen nutzte und nicht, um damit Schädel zu spalten.

Spencer freilich hatte keine derartigen Probleme, im Gegenteil: Der Vampir wirkte beinahe fröhlich, als er sich daran machte, den Kopf des Schwarzhaarigen zu zertrümmern. Wäre Tyson nicht in diesem Moment zur Seite gestolpert, wäre es ihm auch gelungen; so ertönte nur das Geräusch von zerberstendem Stein. Ungläubig starrten beide Spencers Hand an, die tatsächlich die Granitmauer zerbrochen hatte und nun in der Wand feststeckte.

So schnell es seine verbliebenen Kraftreserven zuließen, nutzte Tyson die sich bietende Chance und holte schwankend mit dem Hammer aus. Er wusste, dass seine einzige Chance den Untoten zumindest kurzzeitig außer Gefecht zu setzen darin bestand, ihm beide Arme zu brechen. Natürlich würde der Hüne sofort mit der Heilung seiner Knochen beginnen, aber wenn er Glück hatte reichte die Zeit zumindest, um nach Verstärkung zu rufen. Einen Schrei der Verzweiflung ausstoßend, ließ Tyson die Waffe auf seinen Gegner herniedersausen.

Das Knacken von Knochen und ein gedämpftes Aufjaulen sagten ihm, dass er wohl getroffen haben musste. Doch Zeit zum Jubeln blieb ihm keine, hing doch immerhin von der nächsten Entscheidung sein Leben ab. In Gedanken betete Tyson, die richtige getroffen zu haben und rief laut um Hilfe, während er gleichzeitig irgendetwas suchte, mit dem er den Vampir in die ewigen Jagdgründe schicken konnte. Die Bolzen waren leider zu weit entfernt, als dass er sie gefahrlos hätte erreichen können.
 

Emily bemerkte, in welcher Gefahr Tyson schwebte und sprang ihm schnell zu Hilfe. Sie verfügte vielleicht nicht über eine Waffe, aber dafür konnte sie Eins und Eins zusammenzählen – und kam dabei sogar auf das Ergebnis Zwei… So begriff die Orangehaarige im Gegensatz zu ihrem moppeligen Kollegen recht schnell, dass direkt hinter dem „=“ der Gleichung „Vampir + brennende Fackel“ „ein Haufen Asche“ stehen musste.
 

~~~ ; ~~~
 

Eine Weile standen sie einfach nur so da, versuchten zu Atem zu kommen; sie vermieden es, die Anderen anzusehen. Zu schwer lastete der beißende Gestank verbrannten Fleisches auf ihnen, als dass sie die Kraft aufgebracht hätten, den Blick zu heben und gezielt auf etwas anderes als ihre Füße zu richten.

Schließlich ergriff Kai das Wort: „Lasst uns weitergehen.“ Drei Wörter, ein Satz, zu mehr sah er sich nicht in der Lage. Müdigkeit hatte sich seiner Knochen bemächtigt, machte sie schwer wie Blei. Hinzu kam der nagende Schmerz in seiner Schulter, der mit jedem von ihm ausgeführten Schlag zugenommen hatte und mittlerweile kaum noch zu ertragen war.

Der Blauhaarige war nicht überrascht, als er an sich hinuntersah und bemerkte, dass das Weiß seines Hemdes von einem großen, dunkelroten Fleck durchbrochen wurde; er hatte schon fast damit gerechnet, dass die Wunde durch die Anstrengung des Kampfes wieder aufgebrochen war.

Die Reaktion seiner Mitstreiter kam viel unerwarteter. Statt Ermahnungen und gute Ratschläge zu geben, schauten sie ihn einfach nur an, zeigten die gleiche grimmig-entschlossene Miene, die momentan auch sein Gesicht beherrschte. In diesen Sekunden wurde die stumme Vereinbarung getroffen, alles zu tun um Ray zu retten.
 

~~~ ; ~~~
 

„Ha, mich Versager habt ihr wohl vergessen!“, mittlerweile hatte die Fledermaus es endlich geschafft, wieder auf die Beine zu kommen und sich in ihre wahre Gestalt – Boris – zu verwandeln. Das Böse hatte mal wieder triumphiert – zumindest dachte der Alte das. Doch als Kai sich mit einem seltsamen, geradezu angsteinflößenden Grinsen zu ihm umwandte, war er sich plötzlich nicht mehr so sicher, wer hier eigentlich das Böse war…

„Wie könnten wir dich vergessen, Boris? Max, würdest du ihn bitte mal dran erinnern, wie gerne er für uns den Touristenführer spielen würde?“
 

¹ Jaaa, wir schmeißen jetzt mit Schwarzer Magie! Wer will Zeo einen Todesfluch auf den Hals hetzen? *ggg*

Von Jägern und Monstern

Hi^^

Hier also nachträglich zu letzter Woche das neunte Kapitel; diesmal wieder aus Rays Sicht und mit Tala als Gaststar. Ursprünglich (vor langer, laaanger Zeit) war die Geschichte von mir so angelegt, dass die Geschichte nach dem zehnten Kapitel beendet sein sollte, aber irgendwie tat mir mein „Mord“ an Bryan, Ian und Spencer leid, und deswegen gibt’s jetzt eine etwas längere Variante. Im Endeffekt werden es vermutlich zwölf Kapitel werden, aber ganz sicher bin ich mir da noch nicht. *denkt an eine Harry Potter – Fanfic von sich, die ursprünglich ein Einteiler werden sollte und dann letztendlich nach Teil 7 abgeschlossen war*

Aber genug geredet! Viel Spaß beim Lesen ^.~
 

~~~ ; ~~~
 

Als Ray die Augen aufschlug, wusste er zunächst nicht, wo er eigentlich war. Jeder einzelne Knochen in seinem Leib tat ihm weh, und die Fesseln an seinen Fuß- und Handgelenken sprachen auch nicht unbedingt dafür, dass alles so gelaufen war, wie er sich das vorgestellt hatte. Es sei denn natürlich, Kai hatte eine Vorliebe für Sado Maso–Spielchen, die er ihm bislang verschwiegen hatte…

Minutenlang starrte Ray in die Dunkelheit um sich herum, verzweifelt darum bemüht, etwas zu erkennen. Träge lief die Zeit dahin und immer heftiger wurde der Vampir sich schmerzlich bewusst, dass auch chronischer Blutmangel nichts an der immensen Pein ändern konnte, die man empfand, wenn einem der rote Lebenssaft abgeschnürt wurde.

Neben ihm erklang ein gedämpftes Lachen: „So, ist unser Ehrengast also endlich erwacht?“ Im selben Moment wurde eine Fackel entzündet.

Geblendet vom grellen Licht kniff Ray die Augen zu. Es dauerte einige Sekunden, ehe seine Sehorgane die Adaption an die plötzliche Helligkeit vollzogen hatten und er den Besitzer der mysteriösen Stimme erkennen konnte. Der stellte sich bei näherem Betrachten seiner im Fackelschein glänzenden Fangzähne als ein Artgenosse heraus. Mit seinen kupferroten Haaren, seiner marmorweißen Haut und seinen eisblauen Augen hätte er durchaus attraktiv wirken können, wäre da nicht ein grausames Lächeln gewesen, das seine sonst so majestätischen Züge verunstaltete.

„Dann kann ich ja endlich Genugtuung für Bryan fordern…“, als sich die Faust des Rotschopfes in Rays Magen bohrte, machte sich in dem Asiaten im wahrsten Sinne des Wortes schlagartig Erkenntnis breit. Langsam stieg die Erinnerung an das vorherige Geschehen auf.
 

-\/-
 

Verzweifelt klammerte Ray sich an dem baumstammdicken Hals seines unfreiwilligen „Reittieres“ fest. Er wollte sich gar nicht näher ausmalen, was passieren würde, sollte es diesem blonden Muskelberg tatsächlich gelingen, ihn von seinem Rücken herunterzuschütteln. Alles, was Ray wusste, war, dass es auf keinen Fall gut ausgehen würde, hatte man ihn damals doch nicht wegen seiner Kampf-, sondern wegen seiner Kochkünste zum Vampir gemacht.

Aber nun galt es, sich auf wichtigere Daseinsfragen zu konzentrieren, wie z.B. auf diese: WIE ZUM TEUFEL ÜBERLEB’ ICH DAS HIER?!

Als eine prankenartige, blondbehaarte Hand auf ihn zuschoss, kam Ray spontan die Antwort „gar nicht“ in den Sinn, aber noch war er nicht bereit ins Gras zu beißen und somit sämtliche Ansprüche auf Kai sausen zu lassen.

Momentan hätte er die dem literarischen Vampir zueigene, bei seinem Gegner so ausgeprägte übermenschliche Stärke gut gebrauchen können; das und zwei Tonnen Knoblauch, um sie Blondi dahin zu stopfen, wo die Sonne nie scheint¹. Nichtsdestotrotz war die Pfote des Unholdes immer noch da und versuchte Ray durch wiederholtes Schnappen zu versichern, dass seine „tiefempfundene Liebe“ zu seinem Kontrahenten auf Gegenseitigkeit beruhte.

Früher oder später würde er sich wohl in sein Schicksal ergeben und abspringen müssen, wollte er sich nicht doch noch erwischen lassen.

Auf einmal raste pochender Schmerz durch Rays Nerven, ließ ihn Schwarz sehen. Letztendlich musste er wohl kurzzeitig besinnungslos geworden sein, fand er sich doch wenig später auf dem Boden wieder. Das Letzte, was er vor einem erneuten Eintritt in Morpheus’ Reich sah, waren eisblaue Augen, die ihn voller Abscheu musterten.
 

-\/-
 

„Oh, du erinnerst dich an mich; nett von dir. Was deine Erinnerungen aber nicht beinhalten, ist, wie dein heißgeliebter Jäger meinen Gefährten ermordet hat – ich würde dir ja alle grausamen kleinen Details am eigenen Leib vorführen, Höllenbrut, doch leider hat mein Herr nach dir verlangt. Aber tröste dich: Nachher ist auch noch Zeit dafür, deinen Kopf nach jeder kleinsten Furcht, jedem Zweifel zu durchkämmen.“, mit einem sadistischen Grinsen löste der Rotfuchs seine Fußfesseln und versetzte Ray einen Tritt in Richtung Tür, „Komm bloß nicht auf den Gedanken zu fliehen. Sonst…“ Ehe Ray überhaupt die Chance hatte aufzustehen, zwangen ihn höllische Qualen zurück auf alle Viere.
 

Als der Asiat dann tapsend den – seinem Empfinden nach Jahre dauernden – Weg zurücklegte, hatte er noch immer das Gefühl, ein Maulesel hätte ihm in die Rippen getreten. Oder als wäre ein Orkan durch seine Eingeweide getobt. Oder als befände er sich in einem schlechten B–Movie, bei dem die Leute ihn statt mit einem Pflock mit Knoblauch zu pfählen versuchten und sich wunderten, dass das auch nach dem 365ten Versuch nicht geklappt hatte.

Nein, seinen Sarkasmus hatte man ihm anscheinend nicht aus dem Kopf prügeln können; auch wenn Ray bezweifelte, dass man Telepathie, die einem fröhlich das Hirn zu Brei verarbeitete, im wörtlichen Sinne als „Prügel“ bezeichnen konnte. Das lief eher auf psychische Grausamkeit hinaus – was meistens ja sowieso schmerzhafter als körperliche Qualen ausfiel.

Unsanft wurde er durch eine große, massive Eichentür gestoßen und zu Boden geworfen. Als diese dann hinter ihm zufiel und der Rotschopf hinter ihm stehen blieb, gab das Ray die Gelegenheit sich umzuschauen. Vor vielen Jahren musste dieser Saal geradezu atemberaubend schön gewesen sein, konnte der Schwarzhaarige doch trotz des in dicken Schichten herumliegenden Staubes und den von der Decke herabrieselnden Putzstücken noch immer einige kunstvoll gearbeitete Wandmalereien erkennen. Umspielt von einer Mixtur aus Schatten und dem Licht einiger weniger Kerzen, stand auf der anderen Seite des Raumes ein riesiger, aus Stein gehauener Thron. Beim Anblick des auf ihm sitzenden, langhaarigen älteren Herren verkrampfte sich irgendetwas in Ray. Er kannte diesen Mann irgendwoher…

„Ah, Tala, wie ich sehe bringst du mir das so lang von uns gesuchte Raubkätzchen.“, würdevoll erhob sich der vertraute Fremde und kam auf sie zu.

Der Angesprochene verbeugte sich artig: „Ja, Gospodin, ganz wie Ihr es gewollt habt. Auch wenn es mir schwer fiel, ihm in Anbetracht seines Frevels kein Haar zu krümmen.“ Sieh einer an, dieser Tala war also nicht nur ein Psychopath, er war ein schleimender Psychopath!

„Ich bitte dich, jetzt sei doch nicht so nachtragend! Jemanden wie Bryan kann ich jederzeit wieder erschaffen.“, diese Worte sorgten dafür, dass der Rothaarige wie unter einem Peitschenhieb zusammenzuckte, „Aber ihm und seinesgleichen müssen wir dankbar sein.“

Lange graue Strähnen umspielten Rays Nase, brachten ihn unwillkürlich zum Niesen, als man sich zu ihm hinunterbeugte und zum ersten Mal seit Betreten dieses Raumes direkt ein Wort an ihn wandte: „Na, hast du mich immer noch nicht erkannt?“

Zum zweiten Mal an diesem Abend durchzuckte den Schwarzhaarigen jähe Erkenntnis. Mit bebender Stimme brachte er schließlich folgende Worte hervor: „Sie… Sie sind der Vampirjäger, der…“

„Der die anderen von deiner Bande vernichtet hat? Ganz recht! Voltaire Hiwatari, stets zu Diensten.“, gespielt demütig verbeugte sich der ehemalige Jäger vor ihm, nur um ihn gleich darauf wütend anzufunkeln, „Dummerweise musstest du dummes Fellknäuel mich bei deiner Flucht beißen, eine Sache, die ich dir bis heute nicht vergeben habe. Und jetzt laufe ich auch als Untoter durch die Gegend – oder sollte ich besser sagen „ich schwebe“?“

Das war verrückt, das konnte nicht sein! So einfach wurde man nicht zum Vampir – es sei denn…

„Sie haben sich von Lee zum Vampir machen lassen und ihn dann umgebracht, nicht?“ Humorlos lachte Voltaire auf: „Oh, sicher habe ich das getan! Wie sonst hätte ich mit meinem alten, dem Tode geweihten Körper sonst lange genug überleben können, um dich auch ganz sicher zu erwischen? Weißt du eigentlich, wie frustrierend es ist, selbst langsam bei lebendigen Leib zu verwesen, während die Monster, die du ein Leben lang verfolgt hast, in alle Ewigkeit fröhlich weitermachen wie bisher? Ganz sicher weißt du das nicht, denn du bist ja noch ein halbes Kind, unerfahren in der hohen Kunst des Leidens!“

In den Augen des Alten blitzte Wahnsinn als er das sagte und schlagartig verspürte Ray das dringende Bedürfnis sich zu übergeben. Dieser widerliche Kerl glaubte tatsächlich an das, was er da sagte, obwohl er selbst sich nie für die Qualen seiner Opfer interessiert hatte. Das einzige, was für den zählte, war doch er selbst! Nie hatte Voltaire sich darum geschert, wen er da eigentlich auf seiner Hatz umbrachte, ob derjenige tatsächlich bösartig war oder nicht. Ziemlich morbide, dass er dann selbst zu einem Untoten geworden war um dem Sensenmann ein Schnippchen zu schlagen…

Irgendwie verspürte Ray jetzt Lust auf ein bisschen Sarkasmus: „Und, sind Sie nun glücklich? Immerhin bleibt Ihnen jetzt der Rest der Ewigkeit, um „Monster“ zu jagen.“

„Sei nicht albern; warum sollte ich solche niederen Kreaturen mühselig quer durch die Weltgeschichte verfolgen, wenn ich sie ebenso gut zu mir locken kann?“, höhnisch funkelte Voltaire ihn an, „Vampire sind selten geworden, selten und gefühlsduselig. Sie sind mittlerweile tatsächlich bereit, irgendwelchen ominösen „überdauernden Verwandten“ mitten im Nirgendwo hinterherzurennen. Du bist dafür doch das beste Beispiel!“

Erst jetzt wurde Ray die volle Tragweite des gegenwärtigen Schlamassels bewusst: Voltaire hatte die Gerüchte von den hier ansässigen Vampiren ausgestreut, um andere anzulocken und auszuschalten. Doch wie passten da Kai und Voltaires Untergebene ins Bild?

„Das würde mich auch interessieren!“, flüsterte Tala so leise, dass nur er selbst und Ray es hören konnten. Mist, an den hatte er vor lauter Gebrabbel des alten Irren vor sich nicht mehr gedacht!

Laut meinte der Rotschopf: „Das alles habt Ihr uns immer wieder erzählt, Gospodin, aber eine Sache verstehe ich dabei nicht: Wenn die Erde von sämtlichen unreinen Kreaturen befreit worden ist, wofür braucht Ihr dann, Boris, Ian, Spencer und mich?“

Ärgerlich funkelte Voltaire ihn an: „Ich wüsste nicht, dass ich dir das Wort erteilt hätte, Tala. Doch weil ich so überaus gnädig bin, werde ich dir deine Frage beantworten: Es wäre doch schade, wenn die Welt weiter unter derartigen Bestien zu leiden hätte, oder? Also werde ich die Welt beschützen – gegen den kleinen Preis, dass ich sie beherrsche natürlich. Und dafür brauche ich euch, meine getreue, stetig wachsende Armee. Aber jetzt bereite unseren Gast darauf vor, von mir ausgesaugt zu werden – sein junges Blut dürfte mich stärken.“

Eilig verbeugte sich Tala: „Ganz wie Ihr befehlt, Gospodin!“
 

Kaum hatten sie den Saal verlassen, schien das ganze Wesen des Rothaarigen zu kollabieren. Sein vorhin noch so überhebliches Grinsen war gewichen, dafür machte sich blankes Entsetzen breit: „Oh mein Gott. Er ist wahnsinnig. Da ist nichts, kein gottgegebener Plan, keine Vorsehung; er will einfach nur die Welt beherrschen. Er braucht uns, aber wer dieses „uns“ ist, ist ihm ganz egal. Und wegen so einem ist Bryan…“

„Ach, kommst du auch mal drauf, dass der Kerl verrückt ist?“

Tala hob den Kopf, und im selben Moment traf Ray ein Erkenntnispartikel: Er hatte das eben laut gesagt. Oh Mist.

In Erwartung entsetzlicher Kopfschmerzen krümmte sich der Chinese schon mal zusammen, aber merkwürdigerweise verspürte er auch Minuten später noch nichts derartiges. Kein unaufhörliches Hämmern, kein Bohren, nicht mal ein kleines Ziepen machte sich in seinem Schädel bemerkbar. Stattdessen starrte der Rothaarige ihn einfach nur an, als würde er Ray zum ersten Mal richtig bemerken. Dann begann er plötzlich wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen.

Beunruhigt machte Ray einen Schritt rückwärts; irgendwie wäre ihm momentan die kalte, unerbittliche Mordmaschine von vorhin lieber gewesen…

Dementsprechend war er auch nicht erfreut, als sein Feind wieder auf ihn zukam und meinte: „Ich will dich!“

„Äh… Was?!“, er hoffte inständig, sich gerade verhört zu haben.

„Ich will dich – besser gesagt dein Blut. Dann verfüttere ich dich auch nicht an Voltaire.“ Welche Wahl war den das jetzt? “Entweder ich sauge dich aus wie ein rohes Ei oder mein Herr tut das“ – na großartig!

„Nein nein, so habe ich das nicht gemeint! Ich brauch nur ganz wenig Blut – für Bryan.“ Warum musste Tala eigentlich immer seine Gedanken mithören?

„Weil ich es kann. Und jetzt komm mit in den Nordturm!“, eilig schleifte besagter Telepath Ray hinter sich her in Richtung der steinernen Wendeltreppe.
 

„Weshalb hast du nichts über Kai gesagt? Vorhin hättest du Voltaire wenigstens mal nach ihm fragen können…“, nach der dreihundertsten Stufe wurde Ray langsam nölig. Immerhin hatte man ihn von seinem Geliebten getrennt, entführt, mit dem Gesabbel eines irren Massenmörders beschallt und jetzt auch noch zur Blutspende verpflichtet. Da durfte er ja wohl sauer sein!

„Spinnst du? Ich werde ja wohl kaum nach demjenigen fragen, der meinen Quasifreund eliminiert hat! Für wen hältst du mich denn?!“ I

rgendetwas an Talas Antwort ließ den Schwarzhaarigen stutzen. Wenige Sekunden später kam ihm auch, was das war: „QUASIFREUND?!?“

„Na ja, ich… Ich habe mich nie getraut, ihn zu fragen…“

„Bitte? Du bist ein gottverdammter Telepath, da wusstest du doch, ob er dich mag oder nicht!“

„…Er ist… war der einzige, dessen Gedanken ich nicht lesen konnte.“

Irgendwie hatte Ray gerade Mitleid mit Tala; nicht viel, nur… irgendwie. Wie daneben war es denn bitte, wenn der einzige, dessen Gedanken einen wirklich interessierten, sozusagen eine mentale Pechblende hatte?

Genauso daneben wie die Tatsache, als Vampir in einen Vampirjäger verliebt zu sein…

Schlagartig wurde Ray sich bewusst, wie sehr er Kai eigentlich vermisste. Der Sarkasmus und die ständigen Nörgeleien des Blauhaarigen fehlten ihm ebenso sehr wie die seltenen Momente der Zärtlichkeit, in denen aus dem vermeintlichen Eisklotz ein sanfter, liebe- und verständnisvoller Mensch wurde. Gern hätte er Kai jetzt an seiner Seite gehabt, ihm gesagt, wie sehr er ihn für all die Kleinigkeiten liebte, die zusammen ein großes Ganzes ergaben. Doch das konnte er nicht, ebenso wenig wie es Tala möglich war.

„Okay, du sollst deine Chance erhalten.“, sechs einfache Worte, die Talas Augen zum Strahlen brachten. So schnell sie konnten, rannten sie die letzten paar Stufen hinauf und dann den Flur entlang bis in eine kleine Kammer am äußersten Ende des Nordturmes.

„So, wo ist Bryan?“, erwartungsvoll sah sich Ray im Raum um, konnte aber keine Spur eines Leichnams entdecken.

„Na da!“

Auch das Blicken in die von Tala angegebene Richtung brachte nicht den gewünschten Erfolg: „Wo denn? Ich sehe hier nur Staub und einen ziemlich großen Pflanzenkübel voller Asche.“

„Das ist Bryan!“

„Oh.“

Eine bedeutungsvolle Stille legte sich über den Ort des Geschehens. Alles, was noch zu hören war, war das leise Jaulen des Windes, der durch das Gemäuer strich und langsam aber sicher immer mehr von Bryans sterblichen Überresten auf dem Boden verteilte.

Dieser Gedanke brachte Ray wieder zu seinem Hauptproblem: Wie belebte man einen Haufen Asche wieder? „Tala, ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber dein Liebster ist nur noch dazu gut, ihn in eine Urne zu füllen und auf den Kaminsims zu stellen…“

Für einen kleinen Moment hatte er wirklich Angst, dass der vorhin noch so kalte Rothaarige tatsächlich anfangen würde zu weinen, doch dann wandelte sich dessen Gesichtsausdruck von Betroffenheit zu einer Art kleinkindischem Trotz: „Aber ganze Reihen dieser drittklassigen Vampirromane setzen in ihren Fortsetzungen darauf, dass die Untoten durch Blut wiederauferstehen!“

„Ja, weil sie genau das sind: Drittklassig. Du hast doch garantiert schon vorher probiert, Bryan mit deinem eigenen Blut wiederzuerwecken und das hat auch nicht geklappt, oder?“ „… Na ja, nein… Aber bei dir funktioniert es ganz sicher!“

„Ist ja gut, ich mach’s ja!“, seufzend krempelte Ray einen Ärmel seines rot – schwarzen Gewandes hoch und ging Richtung Pflanzenkübel; es hatte ja sowieso keinen Sinn, mit Tala vernünftig zu reden. Und ehrlich gesagt konnte er ihn sogar verstehen: Wäre der Staub in dem Pott Kai gewesen, hätte Ray höchstwahrscheinlich jeden genervt, der dumm genug war zuzuhören, wenn das den Anderen wieder lebendig gemacht hätte.

So jedoch stand er auf der anderen Seite und wusste von vorneherein, dass dieses ganze Unterfangen sinnlos war.

Er wollte sich gerade umdrehen um noch mal eine dementsprechende Bemerkung Tala gegenüber zu machen, als eine ihm wohlbekannte Stimme erklang: „Hände weg von Ray, oder ich sorge dafür, dass du eine rasante Karriere als Freudenfeuer machst, Rotfuchs…“
 


 

¹ Hey, gewagtes Wortspiel für einen Vampir, Ray-Schätzchen ^_____^

Wiedervereinigung und Wiederauferstehung

Hallo ^.~

Wenn ihr das lest, habt ihr Voltaires Gebrabbel überlebt. Glückwunsch! *g* Sorry, dass ich dem Ollen soviel Zeit eingeräumt habe, aber irgendwann musste die Erklärung kommen, warum er es so auf Ray abgesehen hat… Hat man sich zwar schon seit Kapitel 7 denken können, aber… Mensch, so im Nachhinein hab ich irgendwie das Gefühl, ich habe so eine Art zweiten Adolf Hitler erschaffen… Nicht gut -_-

Zum Pflanzenkübel: Für eine Urne war nach dem Schlosskauf kein Geld mehr da; immerhin müssen Ghule auch was essen. Und da die ganzen Kochtöpfe mit Deckel schon besetzt waren, hat Tala sich dann eben nen Blumentopf unter den Nagel gerissen. Völlig einleuchtend, oder? XD

Viel Spaß noch beim Lesen^^
 

~~~ ; ~~~
 

„Kai!?!“, ungläubig starrte Ray seine Geliebten an.

Durchaus nachvollziehbar, wenn der Vampirjäger die hinter ihm herschleichende Prozession betrachtete; beim Anblick des von Emily und Mariah mit einem rosa Haarband gefesselten Boris, der von den Mädchen mit Kais Familienkreuz vor sich her getrieben wurde, wäre im Normalfall wahrscheinlich sogar ihm selbst der Kiefer auf den Boden geklappt. Aber nach einer Nacht mit den vier Verrückten erschien Kai ein derartiger Anblick mittlerweile als vollkommen normal…

Dafür empfand der Vampirjäger es durchaus nicht als normal, dass sich Tala zu ihm umgewandt hatte und ihn nun wie ein Wolf anknurrte. He, er hatte sich eben Sorgen um Ray gemacht, und wer wusste bitteschön schon, was so ein räudiger Flohköter mit seinem Kätzchen anstellen wollte? Kai selbst wären da ja schon tausende Möglichkeiten eingefallen, was spielte sich dann bloß im kranken Geist eines Vampirs ab, der es nötig hatte, für seinen Großvater zu arbeiten?
 

~~~ ; ~~~
 

Mit wachsender Verzweiflung beobachtete Ray, wie Tala und Kai misstrauisch umeinander herum schlichen; fehlte nur noch, dass sie sich an die Kehle sprangen, um den Anderen zu zerfleischen.

Schließlich blieb Kai direkt neben „seinem“ schwarzhaarigen Vampir stehen. Legte besitzergreifend einen Arm um dessen Taille: „Alles in Ordnung? Der Kerl hat dir doch nichts angetan, oder?“

Eine gewisse Eifersucht war aus dieser Frage herauszuhören und ohne dass Ray genau sagen konnte weshalb, jagte diese Erkenntnis einen warmen Schauer durch seinen Körper. „Nein, alles in Ordnung, wir haben nur versucht, seinen Freund wiederzubeleben.“

„Bryan? Ja, das passt; die Beiden sind - soweit ich mich erinnere - schon zu ihren Lebzeiten mehr als interessiert aneinander gewesen! Wundert mich allerdings, dass ihr es mittlerweile geschafft habt zusammenzukommen…“, die letzten Worte hatten sich an Tala gerichtet, der noch immer mit gebleckten Zähnen dastand und aussah, als ob er den Vampirjäger am liebsten umbringen würde. Was er sicherlich auch getan hätte, wäre seine Zielperson nicht Rays Geliebter gewesen.

So stieß er nur einen halbherzig-sarkastischen Kommentar hervor: „Ah, Master Kai, Ihr habt immer noch euren ganz eigenen Humor. Und ich hatte gehofft, Ihr wäret in der Zeit, in der ich nicht mehr euer Kammerdiener bin, dran erstickt…“

„Tja, wir müssen alle mit Enttäuschungen leben. Aber du weißt das ja, wenn ich mir Bryan so anschaue.“, Kai warf einen vielsagenden Blick zu dem aschegefüllten Pflanzenkübel hinüber.

Bevor der Rotschopf wutschnaubend auf ihn zuspringen konnte, warf Ray sich dazwischen: „Ganz ruhig, wir kümmern uns um das Problem! Ich lasse einfach ein bisschen meines Blutes drauftropfen und siehst du…“

Gedehnte Stille machte sich unter den Anwesenden breit, als genau null passierte. Dann verspürte Tala noch dringender das Bedürfnis, den Mörder seines Liebsten zu erwürgen. Und ihn dann zum Vampir zu machen, um ihn gleich noch mal erwürgen zu können.

„Warum lasst ihr eigentlich Ray sein Blut vergießen? Hat das irgendwelche mythologischen Hintergründe oder weshalb macht ihr das?“, zaghaft löste sich Mariah aus der allgemeinen Erstarrung, um ihrer Neugier nachzugeben.

Das wiederum irritierte Tala so sehr, dass er in seiner Bewegung innehielt: „Wieso willst du das wissen? Stimmt irgendetwas mit seinem Lebenssaft nicht?“

„Nein nein, in Romanen ist es nur einfach so, dass ganz normales Menschenblut genügt, und da habe ich mich gefragt…“

Jähe Erkenntnis machte sich bei den Versammelten breit.

„Mariah, ich schenk dir, was du willst! Nenn mir irgendein Buch, und ich schaffe es dir herbei!“, fröhlich fiel Ray seiner Freundin um den Hals. Wenn er Glück hatte, würde er diesem Wahnsinn doch noch mit einem intakten Vampirjäger entkommen…

Derweilen wurde der gerade von Tala bedrängt: „Schönes Hemd… Gib’s mir!“

„Wie bitte?“, Kai musste sich einfach verhört haben. Der konnte ihm doch jetzt unmöglich an die Wäsche wollen, oder?

„Hast mich schon verstanden! Du hast Bryan getötet, also macht dein Blut ihn jetzt auch wieder lebendig; und in dem Lumpen ist mehr als genug davon vorhanden.“

Kritisch blickte der Blauhaarige an sich herunter: Der Fleck um die Schulter herum war größer geworden, obwohl er versucht hatte, seine Wunde notdürftig zu verbinden; sah nicht gut aus für ihn. „Vergiss es! Mein Hemd behalte ich mal schön an – gell, Ray?“

Der letzte Satz brachte besagten Vampir dazu, sich von Mariah zu lösen und ein ärgerliches Fauchen von sich zu geben: „Meiner!“
 

~~~ ; ~~~
 

Langsam fragte sich Boris, in welchem Affenzirkus er hier gelandet war. Selbst Gefangene hatten Menschenrechte und gegen irgendeines musste das Gezanke hier doch verstoßen¹?! Von Tala und den anderen Versagern war er es ja gewohnt, aber von Master Kai hatte er aufgrund Master Voltaires strenger Erziehung mehr erwartet.

Anscheinend war er nicht der einzige, der in diesen Bahnen dachte, denn auch Master Kais Begleiter beobachteten die Szenerie stumm und, wenn man ihrem Gesichtsausdruck glauben konnte, eher unglücklich. Besser gesagt war das bei drei von ihnen der Fall; einer von ihnen war zu sehr damit beschäftigt, nach Essen zu jammern²…
 

~~~ ; ~~~
 

Unwillkürlich lief Ray rot an, als ihm klar wurde, was er da gerade eben gesagt hatte, befand er sich doch in einem Raum voller ihm gänzlich Unbekannter. Okay, es waren drei Unbekannte – wenn man Bryans Asche mitzählte. Und selbst dann waren die anderen Beiden schnell als Boris, Voltaires Helferlein und (wie man aus dem Wehklagen über nichtvorhandene Speisen entnehmen konnte) Tyson, den Enkel von Hauptmann Granger identifiziert. Weshalb also diese Scheu?

Ganz einfach: Weil sie nie klargestellt hatten, dass es wirklich „sein“ Kai war. Nie waren jene drei kleinen Worte gefallen, der Vampir hatte es einfach aus ihrem Verhalten und dem Umgang miteinander geschlossen. Trotzdem blieb ein wenig Unsicherheit…

Kai unterdessen fühlte ein angenehmes Kribbeln in sich aufsteigen. Ray hatte eben davon gesprochen, er wäre „seiner“; hieß das nicht auch umgekehrt, dass der Schwarzhaarige zu ihm gehörte? Natürlich hatte er schon vorher ihre Beziehung zueinander realisiert, aber es nun aus dem Mund des Anderen zu hören war so wundervoll, dass sich ein kleines Lächeln auf das Gesicht des Jägers stahl.

„He, oh großer Erbe des Hiwatariclans, könntest du aufhören so dämlich zu grinsen und mir endlich Bryan wiederbeleben?“, genervt verdrehte Tala die Augen. Konnten die ihre Beziehungskiste nicht solange hinten anstellen, bis ein gewisser Lilahaariger wieder lebte und Kai nicht mehr am Verbluten war? Oder es dann wenigstens so einrichten, dass er über der Asche seines Freundes verblutete?

Anscheinend war sein ehemaliger Herr ebenfalls Telepath, denn just in diesem Moment taumelte er in Richtung Blumenkübel und brach dann über diesem zusammen. Während die anderen Anwesenden aufschrieen und/ oder so schnell wie möglich in Richtung des Ohnmächtigen rannten, sah Tala wie zu Stein erstarrt zu, wie der im Kübel befindliche Staub langsam nach oben wuchs, immer mehr menschliche Form annahm, bis offenkundig ein mehr als verwirrter Bryan in der Schale stand.

Ray hatte derweilen ganz andere Sorgen. Schön, Tala hatte seinen heißgeliebten Bryan wieder und ja, das war ein gottverdammtes Wunder – aber zum Teufel, es gab Dinge, die wichtiger waren! Kai zum Beispiel.

Blass, ja geradezu totenbleich, lag der Blauhaarige vor ihm, die Augen geschlossen, und rührte sich nicht. Für einige Sekunden hegte Ray schon die Befürchtung, nie wieder in jene hypnotisch auf ihn wirkenden rubinroten Seelenspiegel blicken zu dürfen, eine Vorstellung, die sein Herz sich schmerzhaft zusammenziehen ließ. Doch dann nahm er wahr, wie sich Kais Brust unregelmäßig hob und senkte und spürte unwillkürlich Tränen in sich aufsteigen, diesmal jedoch vor Erleichterung.

Ein einzelner Tropfen der salzigen Flüssigkeit bahnte sich ihren Weg seine Wange hinab, perlte von dort aus auf den Schwertgriff, verlief sich in den Konturen der Gravur. Der Rubin glomm in einem dunklen Rot auf, und ein zunächst kleiner, dann immer rascher größer werdender Feuerwirbel trat daraus hervor. Gepeinigt von einem immer heller werdenden Licht kniff Ray die Augen zu, vermeinte trotzdem einen rot-goldenen Vogel zu sehen, der sich aus dem Edelstein hinaus in die Luft schraubte, um dann einen Sturzflug auf Kai hinab und geradewegs in dessen Brust hinein zu starten.
 

~~~ ; ~~~
 

Weiches, warmes Licht durchflutete Kais Körper, vertrieb die Dunkelheit und die Schmerzen, die sich in ihm angesammelt hatten.

Dann sah er den Phönix: Anmutig schwebte der Feuervogel vor ihm in der Luft, musterte Kai aus nachdenklichen, bernsteinfarbenen Augen. Diese Augen… Sie schienen direkt durch ihn hindurch und in die tiefsten Tiefen seiner Seele zu schauen. Was sie dort wohl sahen?

Mit einem Schrei, der ganze Städte zum Beben gebracht hätte, kam der Phönix auf ihn zu; offensichtlich hatte ihm das, was er gesehen hatte, nicht gefallen…

Innerlich machte Kai sich schon darauf gefasst, gleich einen goldenen, leicht geschwungenen Schnabel in seiner Brust stecken zu haben, doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen spürte er, wie starke Flügel ihn umfingen, ein Gefühl der Geborgenheit vermittelten. Fasziniert streckte er eine Hand nach den sanft über ihn hinwegstreichenden Federn aus. So weich…
 

~~~ ; ~~~
 

Als Ray spürte, wie sich eine Hand auf seinen Hinterkopf legte und beruhigend über diesen zu streicheln begann, setzte sein Herzschlag einen Moment aus, nur um dann mit doppelter Geschwindigkeit wieder einzusetzen.

Halb hoffend, halb auf eine Enttäuschung gefasst, schlug er die Augen auf. Was er sah, verschlug ihm die Sprache: Kai war wieder zu sich gekommen und lächelte ihn liebevoll an. Kein Anzeichen für Schmerz lag mehr in dem Gesicht seines Geliebten, stattdessen zeigten seine Züge nur Ruhe und eine gewisse Entschlossenheit. Rays Herz hämmerte mittlerweile regelrecht gegen seinen Brustkorb, als Kai mit seinen Liebkosungen aufhörte, seine Finger in die schwarze Haarpracht vor sich verwob, um den Kopf des Vampirs auf Höhe mit seinem eigenen zu ziehen. Dann strich er Ray sanft über die Wange, brachte diesen so dazu, in Erwartung des kommenden mit einem genießenden Schnurren die Augen erneut zu schließen.

Tyson zerstörte die Magie dieses Augenblickes: „Äh, Leute, ich will ja nicht stören…“

Seufzend ließ Kai Rays Kopf los: „Warum tust du es dann?“

Unter Zuhilfenahme der Hand des Vampirs und des wehrlosen Pflanzenkübels, stand der Jäger auf, missachtete dabei wohlweißlich den noch immer in dem Behältnis herumstehenden Bryan: „Jetzt erzählt ihr mir erst mal, was passiert ist.“

Schweigen trat ein und wäre es möglich gewesen, so hätte man jetzt wohl mentales Füßescharren vernehmen können. Schließlich meinte Max zögerlich: „Wir haben uns fast zu Tode erschreckt, als du einfach umgekippt bist… Keiner hat mehr nachgedacht, alle sind sofort zu dir gerannt… Boris hat seine Chance genutzt und ist getürmt…“ Panisch kniff der Blonde die Augen zusammen, wartete auf das bevorstehende Donnerwetter.

„Oh… Na ja, da kann man nichts machen…“, gedankenverloren zuckte Kai mit den Schultern. Zu seiner Freude stellte er fest, dass die Anderen ob dieser Reaktion nur verwirrtes Blinzeln und offene Münder zustande brachten. Gut; immerhin hatte er in seinem Job gelernt, wie wichtig es war, seinen Gegner zu überraschen. Genauso wichtig wie alle möglichen Gefahrenquellen wahrzunehmen.

„Und Bryan, bevor du meinst, mir wieder deine Krallen in den Körper rammen zu müssen: Lass dir gesagt sein, dass du und Tala jetzt anscheinend auf unserer Seite steht. Oder Tala?“

Verächtlich schnaubte der Rotschopf auf: „Ich stehe prinzipiell nur auf meiner eigenen Seite! Aber wenn du wissen wolltest, ob ich vorhabe, noch weiter gegen dich zu kämpfen, so lautet die Antwort „Nein“. Ihr habt mein Wort, dass ich mir Bryan, Ian und Spencer schnappen und so schnell es geht dieses Städtchen verlassen werde.“

„Uuuups…“, ein weiteres Mal bewies Tyson sein ausgeprägtes Gespür dafür, im richtigen Moment das Falsche zu sagen.
 


 

¹ Vergiss es, Boris! Du hast keine Menschenrechte – für dich gelten höchstens die Artenschutzbestimmungen für Fledermäuse!

² Wer bloß? ^^

Angriff der Ghule

Hi ^_^

Zunächst mal ein dickes Sorry dafür, dass es so lange gedauert hat mit dem Kapitel. Dafür gab es gleich mehrere Gründe: Zum Einen wollte ich, dass das vorletzte Kapitel möglichst gut wird (ob mir das gelungen ist, sei mal dahingestellt), zum Anderen ist es eigentlich nur eine Anhäufung von Kampfszenen (und damit ein ziemliches Problem für mich). Tja, und dann wäre da noch die Planung meines Urlaubs gewesen. Damit kommen wir auch schon zum nächsten Problem: Da ich vom 31.7. bis zum 15.8. auf der schönen Kanalinsel Jersey residiere und nicht weiß, wann oder ob ich überhaupt ins Internet komme, kann es noch ein bisschen dauern, bis der finale Teil online geht.

So, jetzt aber genug mit den schlechten Nachrichten und viel Spaß beim Lesen!!!
 

~~~ ; ~~~
 

Mit einer Mischung aus Missbilligung und Unglauben begutachtete Tala die Überreste seiner beiden Kollegen: „Ich wusste ja, dass die Familie Hiwatari schon immer ein besonderes Talent darin hatte, möglichst viel Dreck zu hinterlassen, aber das schlägt ja mal alles.“ Seine Reaktion auf diesen Anblick hätte auch schlechter ausfallen können; vielleicht bestand ja doch noch die Chance, aus diesem Schloss lebendig (bzw. untot) herauszukommen…

„Ihr seid also nicht sauer?“, ein hoffnungsvolles Grinsen machte sich auf Max’ Gesicht breit und bei Kai begannen alle Alarmglocken zu schrillen. Falsches Timing, ganz ganz ganz GANZ falsches Timing!

„Ob wir sauer sind?! Wir sind fuchsteufelswild!!!“, ein Knurren brachte Bryans messerscharfe Eckzähne zum Vorschein. Im Gegensatz zu Tala plädierte er mehr auf den Einsatz von physischer denn psychischer Gewalt, ein Grund, weshalb unter seiner Pflege damals so viele Pflanzen eingegangen waren. Wer wollte schon blühen, wenn ein irrer Gärtner umging, der das Unkraut mit Dünger in die Luft jagte?

Der einzige, der den Lilahaarigen bei derartigen Ausbrüchen beruhigen konnte, war Kais ehemaliger Kammerdiener. Genau das tat Tala auch, indem er begann, Bryan beruhigend über den Arm zu streicheln: „Ganz ruhig, wir werden sie wieder lebendig machen! Irgendwelche freiwilligen „Spender“?“ Ganz bewusst fiel sein Blick bei diesen Worten auf Kai.

Ray fühlte ein mulmiges Gefühl in sich aufsteigen; auch wenn es seinem Liebsten anscheinend besser ging, so hatte er doch schrecklich viel Blut verloren und konnte bei der geringsten Anstrengung einfach wieder umkippen. Instinktiv schlang er seine Arme um Kai und zog diesen an sich, auch wenn es ihn aufgrund ihres Größenunterschiedes etwas Mühe kostete: „Bedaure, aber ihn brauche ich noch zur Befriedigung meines leiblichen Wohlergehens…“ Auch wenn derlei Zweideutigkeiten normalerweise nicht dem Charakter des Schwarzhaarigen entsprachen, hatte er diese Formulierung ganz bewusst gewählt, schätzte er die anderen beiden Vampire doch so ein, dass es bei ihnen einiges an Verwirrung auslösen würde. Was es auch tat…

Fassungslos und rot angelaufen starrten Tala und Bryan ihn an. Das hatten sie doch eben falsch verstanden, oder? Sie selbst hatten es nach jahrelangem Zusammenleben immer noch nicht geschafft, sich ihre Gefühle zu gestehen und dieser Kerl, der Kai erst wenige Tage kannte, äußerte jetzt ohne Zögern in aller Öffentlichkeit den Wunsch…!?

„Wir tun es!“, entschlossen traten Tyson und Max vor.

„WAS?!“, ihre ehemaligen Gegner waren noch zu sehr im Kontext des vorherigen Themas verankert, als dass sie wirklich begriffen hätten, worum es gerade ging. Waren denn hier alle exhibitionistisch veranlagt?

„Na das Blutspenden! Wir werden es machen!“, mit seinem üblichen, diesmal einigermaßen verwirrt wirkenden Lächeln suchte Max sie wieder in die Realität zurückzuholen.

Dabei erhielt er überraschenderweise Hilfe von dem mit ihm befreundeten Schmiedelehrling: „Ja, immerhin haben wir ja auch unseren Teil zur gegenwärtigen Situation beigetragen… Allerdings müsstet ihr uns dafür wohl ein Messer oder so leihen.“

„Och, dabei helfe ich dir doch gerne, Tyson!“, mit einem regelrechten Haifischgrinsen gab Kai seine Deckung auf, zog sein Schwert und richtete es auf den Vernichter alles Essbarem. Mit Genugtuung sah er, wie Unbehagen in den Augen des Dunkelhaarigen auffunkelte. Gut; durfte der jetzt auch mal einige Sekunden leiden…

Ein kleiner Schnitt in die Handfläche war alles, was der Vampirjäger den Freiwilligen an Schaden zufügte; alles andere musste er wohl in die Rubrik „unerfüllbare Rachegelüste“ verschieben. Doch wie hieß es so schön: Kleine Ursache, große Wirkung. Innerhalb weniger Sekunden standen zwei weitere quicklebendige Vampire vor ihnen und musterten sie mit einer Mischung aus Verwirrung und Argwohn – im Gegensatz zu Bryan und seinem feurigem Temperament hatten sie anscheinend zumindest nicht vor, die Vampirjäger bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit aufzuschlitzen. Was ja auch schon was war.

In Gedanken ging Kai noch mal alle Fakten durch:

Anzahl der geretteten Rays = 1

Gesamtanzahl der Gruppenmitglieder = 10

Davon Vampire = 5

Anzahl der Gegner = Ne ganze Menge

Davon wahnsinnige alte Knacker = 2

Ergebnis der Analyse =

„Wir sollten schleunigst von hier verschwinden!“, waren Tala und Kai sich ausnahmsweise mal einig. Gleich nachdem sie das im Brustton höchster Überzeugung gesagt hatten, starrten sie sich irritiert an; dann verzog sich der Mund des Untoten zu einem schiefen Grinsen, während der Vampirjäger einen Arm um Ray schlang: „Später kommen wir wieder – besser bewaffnet und besser vorbereitet…“
 

~~~ ; ~~~
 

Demütig verbeugte sich Boris vor seinem Herren, wagte es gar nicht, in dessen Augen zu sehen; dafür hatte er viel zu viel Angst vor dem momentanen Ausdruck in ihnen und den Auswirkungen, die dieser auf seine weitere Existenz haben könnte.

Natürlich blieb soviel Unmut nicht verborgen. Ruhig – für Boris Geschmack zu ruhig – stand Voltaire von seinem Thron auf und blieb direkt vor seinem Untergebenen stehen: „Du siehst nicht gut aus, Boris¹. Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten?“

„Nein, Herr, es ist nur so…“

„Wie war das? Ich habe dich wegen deinem russischen Akzent eingestellt, also benutze ihn gefälligst auch!“

Wütend biss sich Boris auf die Unterlippe. War ja klar gewesen, dass sein Chef wieder seinen Russlandfimmel auspacken musste. Dummerweise war er im Gegensatz zu den verblendeten Narren, die ihnen bis vor kurzem noch gefolgt waren, nicht aufgrund von fehlgeleitetem Heldentum, sondern schlicht und ergreifend wegen dem Geld hier. Korrektur: Mittlerweile wegen dem Blut. Sein Leben nach dem Tod hatte er sich auch anders vorgestellt…

„Nein, Gospodin, es ist nur so, dass Bryan, Ian, Spencer und Tala uns verraten haben.“

Verständnislos sah Voltaire ihn an: „Und?“

„Sie haben sich Eurem Enkel angeschlossen.“

„UND? Wir haben noch genug andere Soldaten, um Kai von der Idiotie seiner kleinen Liebschaft vor Augen zu führen.“, dieser Kommentar klang beinahe so, als würde er gerade über ein ungezogenes Kind reden, dem man das Nägelkauen abgewöhnen musste, „Und dann wird er uns vollauf unterstützen, glaub mir!“

Wenn Boris daran dachte, wie Kai auf Tala reagiert hatte, war er sich da nicht so sicher. So, wie Ray bislang von ihm verteidigt worden war, würde der Blauhaarige jetzt garantiert nicht damit aufhören…

Doch sollte er wirklich wagen zu widersprechen? Wohl eher nicht.

Offenbar hatte Voltaire jedoch sein kurzes Zögern bemerkt. „Keine Sorge, mein Liebling hier…“, seine Hand glitt auf die Schwertscheide an seiner Seite, „…wird uns beschützen, so wie es mich beschützt – gerettet – hat. Jetzt geh, Boris, und gib unseren Ghulen den Befehl, sich für einen Angriff auf dieses Kaff zu rüsten.“

„Wie Ihr wünscht, Gospodin!“, eilig verbeugte sich Boris und rannte dann aus dem Raum.
 

~~~ ; ~~~
 

Erstaunt verzog Mariah eine Augenbraue, als - kaum dass sie Maine betreten hatten – Michael an ihr vorbeisprintete, um Emily in die Arme zu schließen. Alle Achtung, der Typ war entweder mutiger oder suizidgefährdeter als er aussah…

Von all dem bekam Kai nichts mit; zu beschäftigt war er damit, über das nachzudenken, was Ray ihm auf dem Rückweg aus dem Schloss erzählt hatte. Das Schwert beinhaltete also einen Phönix… Nun, das erklärte zumindest Bryans Flammentod und die rasche Heilung seiner eigenen Wunden. Aber was hatte es genau damit auf sich?

„Emily, Mariah, ihr warnt die anderen Stadtbewohner vor der drohenden Gefahr und entwickelt dann mit ihnen Verteidigungsmaßnahmen. Unterdessen begleiten mich Ray, Max, Tyson und unsere vier neuen Mitstreiter zum Schmied.“

Mariah wollte gegen Kais Befehl aufbegehren, doch Ray legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter: „Kai weiß, dass ihr kämpfen könnt, aber er braucht euch hier. Ihr habt genug Nerven, um nicht kopflos durch die Gegend zu rennen oder sich wie Tysons Großvater freudig auf jeden Gegner zu stürzen ohne über die Konsequenzen nachzudenken.“ Widerstrebend nickte die Rosahaarige, nur um gleich darauf ein schiefes Grinsen zustande zu bringen: „Pass auf dich auf, ja? Mir zuliebe.“

Ohne ein Wort zu sagen, beobachtete Kai, wie Mariah samt Emily und Michael hinter der nächsten Häuserecke verschwand. Er war stolz darauf, wie sein Geliebter die Situation gelöst hatte, zeigte es doch Rays Talent für den Umgang mit anderen. Wiedereinmal musste der Jäger sich selbst eingestehen, wie sehr er den Schwarzhaarigen liebte. So sanft, und zugleich doch so entschlossen…

Ray bemerkte, wie Kai ihn versonnen beobachtete, und musste unwillkürlich lächeln: „Ist was?“

Der Ertappte lief rot an, was ein mehr als ungewöhnliches Bild abgab: „Was? Ach nein, nichts!“

„Sicher?“

„Ganz sicher. Und jetzt komm, wir müssen euch Waffen besorgt haben bevor die Sonne wieder aufgeht!“

Schmunzelnd folgte der Vampir seinem Liebsten; endlich hatte er es auch einmal geschafft, diesen in Verlegenheit zu bringen…
 

Stirnrunzelnd betrachtete Max’ Vater die Gruppe vor sich: „An was für Waffen haben Sie denn so gedacht?“

„Warum lassen Sie das nicht einfach unsere Sorge sein und zeigen uns Ihr Sortiment?“, Kai versuchte trotz der Tatsache, dass er das ganze zahlen würde, möglichst tapfer zu bleiben.

Mit zuckendem Augenlid ließ der Schmied seinen Blick zwischen dem Blauhaarigen und Tala schweifen, der gerade damit beschäftigt war, ein in einer Glasvitrine ruhendes Katana vollzusabbern. Angesichts solch eines Anblickes war selbst ihm die Ruhe abhanden gekommen. Schließlich rang er sich zu einer Entscheidung durch: „Meinetwegen, aber ich bleibe in Sichtweite, während Sie meine Ware betrachten!“

Würdevoll nickte Kai: „Das ist akzeptabel, zumal ich sowieso mit Ihnen reden wollte.“

Während sie den Anderen also die Suche nach geeigneten Kampfutensilien überließen, machten sie selbst es sich im angrenzenden Hinterzimmer des Ladens bequem. Dort war es so leise, dass sie in aller Ruhe ein Gespräch führen konnten, und doch noch immer nicht zu abgeschieden als dass sie eventuelle Schwierigkeiten hätten verpassen können.

Mit einem Handzeichen deutete Max’ Vater Kai an zu sprechen, eine Aufforderung, welcher der Blauhaarige mit einem gewissen Unbehagen nachkam: „Ich wollte noch einmal mit Ihnen über das Schwert sprechen, dass ich bei Ihnen erworben habe… Vielleicht können Sie mir ein wenig mehr darüber erzählen?“

Gedankenverloren nickte der Ältere: „Ich hatte mir schon etwas derartiges gedacht. Nun, ich erwarb das Schwert erst wenige Tage vor Ihrem Eintreffen aus dem Nachlass eines Großgrundbesitzers. Zu Lebzeiten war er ein anständiger Kerl und passionierter Waffensammler gewesen, und so hoffte ich zurecht darauf, ein paar schöne Stücke in meinen Besitz bringen zu können. Darunter befand sich auch Euer Schwert. Zweifellos die Schöpfung eines Meisterschmiedes, und wüsste ich ihren Namen, könnte ich Euch zweifellos auch mehr über sie sagen…“

„Dranzerklinge.“, einer spontanen Eingebung folgend, sprach Kai den Namen aus, der schon die ganze Zeit über in seinem Kopf widerhallte. Er wusste nicht, ob es der Richtige war, aber die Wärme in seiner Brust schien genau das zu verkünden.

„Wie bitte?“, irritiert sah der Schmied ihn an.

„Der Name dieses Schwertes ist Dranzer; sagt euch das irgendetwas?“

Sichtlich verwirrt überlegte der Ältere einen Augenblick. Dann jedoch erhellte Erkenntnis seine Züge: „In der Tat weiß ich etwas über ein Schwert mit diesem Namen – besser gesagt über zwei: Dranzer und Black Dranzer, die beiden Phönixklingen. Der Legende nach wurden sie für zwei Brüder einer hochangesehenen Familie geschaffen, die das genaue Gegenteil voneinander waren; Victor, der Ältere, liebte es andere Menschen zu tyrannisieren, während sein jüngerer Bruder Arthur sein Bestes tat, um die durch seinen Bruder hervorgerufenen Leiden zu lindern. Eigentlich sollten die Zwillingsschwerter sie zur Annäherung aneinander bewegen, doch stattdessen brachten sie nur noch mehr Streit. Victor wollte auch noch die zweite Klinge in seinen Besitz bringen, weshalb es zur offenen Auseinandersetzung zwischen den Brüdern kam. Letztendlich ging Arthur als Sieger hervor – doch sein Bruder versprach im Todeskampf, zurückzukehren und seine Rache zu vollziehen. Daraufhin begründete Arthur mit seinem Schwur, die Wiederkehr seines Bruders zu verhindern, die Familientradition der Untotenjagd.“

„Lassen Sie mich raten: Der Familienname der beiden Brüder war nicht rein zufällig Hiwatari, oder?“, eigentlich wusste Kai die klischeehafte Antwort auf seine Frage schon.

„In der Tat. Leider kann ich Ihnen jedoch nicht sagen, wo das andere Schwert gelandet ist.“ Das brauchte Max’ Vater auch gar nicht…
 

-\/-
 

Fasziniert starrte Kai das vor ihm auf dem Tisch liegende Schwert an. Nun, eigentlich nicht das Schwert an sich, sondern nur dessen Griff, in den kunstvoll ein Vogel eingraviert worden war. Als Auge war ein schwarzer Opal eingelassen, der im Licht des Kaminfeuers in allen möglichen Farben aufleuchtete.

Die Stimme seines Großvaters riss ihn von dem Schauspiel los: „Siehst du Kai, ich habe das Schwert unseres Vorfahren ersteigert; es wird uns im Kampf gegen das Böse helfen.
 

-\/-
 

Ja, Voltaire hatte das Schwert ihres Ahnen ersteigert. Nur leider das des falschen… Statt ihnen zu helfen, hatte Black Dranzer langsam aber sicher das Herz seines Großvaters vergiftet, Bedürfnisse geweckt, die nichts mit Edelmut oder Anstand zu tun hatten. Seit Voltaire in den Besitz der Klinge gelangt war, hatte er der Gier und der Zerstörungswut gehuldigt, war dafür letztendlich sogar selbst das geworden, was er früher bekämpft hatte: Ein Monster.

Doch erst jetzt, wo man ihm all dies an Fakten und Fiktion an den Kopf geworfen hatte, begriff Kai es wirklich. Bislang war die Erinnerung an Black Dranzer genauso in seinem Kopf verschüttet gewesen wie all die anderen Mosaiksteinchen, die zusammengesetzt ein Gesamtbild des Wahnsinns ergaben. Und nun, plötzlich, sah er hinter den Nebel, erkannte nicht nur die Anfänge, sondern auch was es nun zu tun galt.

Mit einem Nicken, das auch als stummer Dank gewertet werden konnte, ging Kai in Richtung Tür: „Ich weiß jetzt, was ich wissen wollte. Kommen Sie, wir wollen sehen, ob meine Freunde mit der Auswahl ihrer Waffen fertig sind…“

Gemeinsam traten sie wieder in den Verkaufsraum, in dem es nun merklich ruhiger und gesitteter zuging. Außer Max und dem ziemlich verloren wirkenden Tyson hatten anscheinend alle ihre Wahl getroffen, saßen doch sämtliche Vampire einträchtig nebeneinander auf der Ladentheke und hielten die betreffenden Stücke in Händen.

„Max, Tyson, warum habt ihr euch nichts ausgesucht?“, so ganz konnte Kai die Beiden nicht verstehen; wollten die sich nicht verteidigen?

Ausnahmsweise lächelte Max mal nicht, sondern lief nur rot an: „Na ja, weißt du… Meinem Vater gehört doch die Schmiede und Tyson ist sein Lehrling und… Du musst kein Geld für uns ausgeben, uns reichen auch unsere alten Waffen!“

Max Vater konnte sich ein Lachen nicht verbeißen: „Stimmt, du bist mein Sohn, und deshalb ist es mir eine außerordentliche Ehre, dir und Tyson eine Waffe zu schenken; Gott weiß, dass du im Gasthaus deiner Ma mehr als genug dafür geschuftet hast. Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte: Nehmt doch die Armbrust und den Hammer hinter euch, sie sind wie Rays Krallen von demselben Schmied angefertigt worden, der auch Kais Schwert geschaffen hat.“
 

~~~ ; ~~~
 

„Ach ja?“, erstaunt blickte Ray auf die an einem Lederhandschuh montierten Stahlklauen in seinen Händen hinab. Eigentlich hatte er sie nur ausgewählt, weil er mit ihnen zumindest ansatzweise eine Chance haben dürfte, seine Angriffe bewusst in eine Richtung zu lenken. Okay, der auf den Handschuh gestickte weiße Tiger hatte auch eine gewisse Rolle gespielt… Aber jetzt stellte sich plötzlich heraus, dass es sich dabei um eine weitere Verbindung zu Kai handelte!

Auch Max und Tyson wussten offenbar nicht so ganz, was sie von der Sache halten sollten, denn sie musterten die ihnen dargebotenen Waffen mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Verwirrung. Schließlich meinte der Sohn des Schmiedes: „Dad, das ist eine Repetierarmbrust… Ich weiß doch gar nicht, wie man damit umgeht!“

„Och, das lernst du schon, hast ja bald genug Ziele, um zu üben.“, vertrauensvoll klopfte ihm sein Vater auf die Schulter und Ray konnte nicht verhindern, dass ihm bei diesem Anblick ein kalter Schauer über den Rücken lief. Ziemlich kaltblütig…
 

~~~ ; ~~~
 

Als er sah, wie Ray kurz erzitterte, konnte Kai sich ein Grinsen nicht verkneifen. Vorsichtig schlich er an den Schwarzhaarigen heran und stellte sich dann so hinter der Ladentheke auf, dass er bequem die Taille seines Geliebten umschlingen und diesen zu sich herunter ziehen konnte: „Bevor es zur Schlacht kommt, sollten wir noch die Paarung festlegen².“

„WAS?!“, vor lauter Fassungslosigkeit hätte Tala beinahe in die Klinge des Katanas gegriffen, das er vorhin noch bewundert hatte. Die übrigen Kampfgefährten reagierten nicht ganz so extrem, liefen aber zumindest dunkelrot an.

Ja, tief in seinem Inneren war Kai halt doch ein kleiner Sadist. So hatte er auch seine helle Freude daran, erst einige Sekunden zu schweigen, ehe er antwortete: „Wir werden uns in Zweiergruppen aufteilen, die von Mariah und Emily an strategisch günstigen Stellen platziert werden und helfen, die Stadt gegen eventuelle Angreifer zu verteidigen. Natürlich erst, nachdem ich eure Waffen bezahlt habe.“
 

~~~ ; ~~~
 

Mit einem Seufzen sah Boris sich die Gruppe vor sich an: 50 Ghule würden also zum Angriff bereitstehen. Das waren wenige, zu wenige angesichts der Tatsache, dass Kai Vampire und verdammt wütende Dorfbewohner als Verbündete hatte.

Eigentlich ein absurder Gedanke, dass einige zornige Bauern etwas gegen so mächtige Feinde wie sie ausrichten konnten; aber Boris war in einem kleinen, russischen Dorf mitten im Nirgendwo aufgewachsen und hatte daher schon manche Bauernaufstände miterlebt. Daher war er im Gegensatz zu Voltaire auch nicht so vermessen zu glauben, sie würden einen überwältigenden Sieg erringen, vielmehr wünschte er sich einige zusätzliche Männer an seine Seite. Dummerweise stammten die meisten ihrer Ghule aus Maine und wären garantiert nicht davon begeistert gewesen, ihre eigenen Familien niederzumähen…

„Geht zur Waffenkammer und rüstet euch mit dem aus, was ihr benötigt. Danach stellt ihr zwei von euch als meine persönlichen Leibwächter ab und unterteilt den Rest in Gruppen, die dann in und um Maine herum für Zerstörung sorgen. Übertreibt es aber nicht; wir wollen nur, dass die Leute kuschen ohne nachzudenken. Tot nutzen unsere Nahrungsquellen uns nichts – zumindest, wenn zu viele sterben.“

Aus den Reihen der Soldaten erklang betretenes Lachen, als sie sich an die Ausführung der Befehle machten. Bis auf die wenigen Anhänger des harten Kerns, die regelrecht danach gierten, möglichst brutal zu agieren, gehorchten die meisten Soldaten nur, weil sie auf den Sold angewiesen waren und/ oder sich vor den Konsequenzen einer Befehlsverweigerung fürchteten…
 

~~~ ; ~~~
 

Nachdem die Gruppen gebildet worden waren, machte sie sich auf zu ihren jeweiligen Einsatzorten. Bei der Festlegung der Paare hatte es keine großen Überraschungen gegeben: Ian und Spencer waren ebenso ein Team wie Tala und Bryan, Tyson und Max sowie Ray und Kai.

Einerseits fand Ray es schön, dass er so die Gelegenheit erhielt, mal längere Zeit mit Kai zusammenzusein. Andererseits war er sich in Anbetracht der Umstände nicht sicher, wie er sich benehmen sollte.

„Worüber denkst du nach?“, der Klang von Kais Stimme sorgte dafür, dass dem Vampir ein angenehmer Schauer über den Rücken lief.

Bemüht unbekümmert meinte er: „Ich weiß nicht so recht; da sind einfach zu viele Dinge… Was bis jetzt geschehen ist, was wohl noch alles vor uns liegt, was wir machen, wenn das alles hier vorbei ist…“

Kai war nicht entgangen, dass Rays Stimme bei den letzten Worten leicht gezittert hatte. Beschützend legte er einen Arm um ihn: „Was wir anschließend machen? Ganz einfach…“

Bei der Erkenntnis, dass das Gesicht des Jägers seinem immer näher kam, weiteten sich Rays Augen. Als sie sich dann schon fast so nahe waren, dass sich ihre Nasenspitzen berührten, hatte ihr gemeinsamer Herzschlag den Rest der Welt vollkommen aus Rays Bewusstsein verdrängt.

Nahe hinter ihnen knackte ein Zweig im Unterholz des Waldes auf. Voller Bedauern ließ Kai seinen Geliebten los: „Dann werde ich hoffentlich endlich dazu kommen, dich zu küssen. Vergib mir, falls ich gleich zu grob zu dir sein sollte…“

Irritiert realisierte Ray, wie er von dem Blauhaarigen am Arm gepackt und so herumgewirbelt wurde, dass sie nun Rücken an Rücken zueinander standen. Zähflüssig wie Sirup tropfte das Wort „Verteidigungsstellung“ in seinen Geist.

Kaum war er Kais Befehl gefolgt und hatte seine Krallen aus dem Handschuh ausgefahren, da stürmten auch schon bewaffnete Ghule aus dem Wald hervor.
 

~~~ ; ~~~
 

Gelangweilt gähnte Ian; heute war echt nicht sein Tag. Respektive seine Nacht. Zuerst meinten Kai und Co. ihn einfach mal umbringen zu müssen und jetzt durfte er mit Spencer auf einem drögen Bauernhof Wache schieben, anstatt in aller Ruhe seine „Großer, böser Seme“-Lache zu üben. Unfair!

Die Tatsache, dass sein Partner nicht allzu kommunikativ veranlagt war, machte die Situation auch nicht unbedingt angenehmer. Statt etwas gegen Ians Langeweile zu unternehmen, rannte Spencer bloß mit seiner eigentlich als Waffe gedachten Sense über die Felder und mähte diese ab – eine Tätigkeit, die nicht zuletzt aufgrund der Tatsache lächerlich wirkte, dass in das Sensenblatt ein Totenkopfsymbol eingraviert worden war.

Plötzlich ertönte ein lauter Schrei. Erstaunt sahen die beiden Vampire dabei zu, wie zuerst ein Kopf und dann der dazugehörige Rest des Körpers auftauchte.

In diesem Moment realisierte Ian, was gerade vorgefallen war: Spencer hatte anscheinend beim Ausholen mit der Sense einen im Getreidefeld versteckten Feind gestreift – das würde zumindest erklären, weshalb dieser sich eine Hand auf eine heftig blutende Schnittwunde am Oberarm presste.

Der Kleinere vermeinte ein leises Rascheln zu vernehmen; zugleich sah er, wie einige der Ähren sich einer unsichtbaren Erschütterung folgend bewegten. Ohne noch großartig darüber nachzudenken, sprintete er los…
 

~~~ ; ~~~
 

„Seid ihr euch sicher, dass das sein muss?“, unglücklich sah der junge Priester dabei zu, wie zwei offensichtlich Verrückte in der kleinen Kirche umhereilten.

„Keine Sorge Pater Kenny, wir sind gleich wieder verschwunden!“, beruhigend klopfte Max dem Geistlichen auf die Schulter, „Wir suchen nur ein bisschen was zusammen, um die Stadt besser gegen den bevorstehenden Einfall der Untoten Horden verteidigen zu können.“

„Ich möchte euch ja nicht im Weg stehen, aber ich wurde gerade erst hierher versetzt, um diese Kirche zu leiten und… WAS?!“, vor Schreck wäre Pater Kenny beinahe seine Brille von der Nase gerutscht. Diese Typen waren hochgradig schwachsinnig!

Er war gerade ernsthaft dabei zu überlegen, ob er sich nicht einfach im Beichtstuhl verschanzen und warten sollte, bis die Zwei wieder abzogen, als ein Stein durch eines der Buntglasfenster geflogen kam. Von dem splitternden Glas erschreckt, rannte der braunhaarige Priester aufquietschend hinter den Altar, wo er sich so klein wie möglich machte; ein Haufen vor dem kaputten Fenster stehender Ghule genoss den Anblick spottend.

Doch das selbstgefällige Grinsen wurde schlagartig aus ihren Gesichtern gewischt, als sich eine ganze Abfolge von Bolzen in einen von ihnen bohrte. Entgeistert starrte der Getroffene Max an, der gerade damit beschäftigt war, ein neues Magazin in seine Armbrust einzulegen.
 

~~~ ; ~~~
 

„Du, Tala, darf ich dir eine Frage stellen?“, erwartungsvoll blickte Bryan zu dem Rothaarigen auf.

Der war damit beschäftigt, von ihrem Wachtposten auf dem Dach des Rathauses aus nach Feinden Ausschau zu halten. „Sicher, warum nicht?“

„Weshalb hast du eigentlich Voltaires Befehl verweigert und mich stattdessen wiederzubeleben versucht?“

Talas Glück war es, dass er gerade mit dem Rücken zu Bryan stand, denn andernfalls hätte dieser gesehen, dass sein Gesicht nun die selbe Farbe wie sein Haar hatte: „Ähm… Na ja… Du bist doch mein bester Freund…“ Am Liebsten hätte er seinen Kopf gerade auf die Dachziegel geknallt; da hatte er mal die Chance, seiner heimlichen Liebe seine Gefühle zu gestehen, und dann sagte er so was…

„Ach so…“, enttäuscht verharrte Bryan in seiner sitzenden Position, schlang zusätzlich noch die Arme um die Beine. Eigentlich hatte er gehofft, jetzt etwas anderes zu hören…

Das Klirren von Metall riss den Lilahaarigen aus seinem Selbstmitleid. Als er hinuntersah, fand er auch eine Erklärung für das Geräusch: Unten liefen gerade einige von Voltaires Soldaten vorbei. Schnell gab er Tala ein Zeichen und gemeinsam sprangen sie mit gezogener Waffe vom Dach hinunter.
 

~~~ ; ~~~
 

Während Ian auf seinen Partner zu rannte, nahm er ein fast unmerkliches Surren wahr; dann streifte ein Luftzug seine Wange. Verdammt, die hatten einen Bogenschützen in ihren Reihen! Sein einziges Glück war wahrscheinlich, dass er so klein war und daher logischerweise auch ein kleineres Ziel abgab…

Nach der ersten Schrecksekunde machte Spencer sich daran, erneut mit seiner Sense auszuholen; im Nahkampf war die Waffe weniger gut zu gebrauchen, und so sollte er wohl seine Chance ergreifen und die Gegner möglichst lange auf Abstand halten.

Ein unvorsichtiger Feind unterschätzte die Reichweite der Sense und wurde geradewegs in zwei Hälften geteilt, den bereits am Arm verletzten Ghul konnte er zumindest in Ians Nähe bugsieren.

Der jüngere Vampir hatte mittlerweile seine Waffen gezogen und durchtrennte mit seinem Dolch die Kniesehne des Zurückweichenden, während sich sein Kurzschwert in die Brust eines Soldaten bohrte, der gemeint hatte, sich von hinten an ihn heranschleichen zu können.

Mit grimmiger Miene wandte sich Spencer dem nun am Boden liegenden, weil Dank Ian bewegungsunfähigen, Feind zu. Er wollte gerade zum Hieb mit der Sense ausholen, da bohrte sich ein Pfeil in seiner Schulter. Ein unwilliges Knurren entrang sich der Kehle des blonden Hünen; niemand verwundete ihn ungestraft!

Ein gezielter Tritt in den Unterleib gab dem am Boden liegenden Ghul den Rest und dann stapfte Spencer auch schon in Richtung des Bogenschützen davon. Dass er auf seinem Weg dorthin noch von einer ganzen Reihe anderer Pfeile getroffen wurde, war ihm momentan vollkommen egal…
 

~~~ ; ~~~
 

Zuerst wussten die Ghule nicht, wie sie auf Max’ Angriff reagieren sollten, doch dann dämmerte ihnen langsam, dass sie gerade ein verdammt gutes Ziel abgaben. Rückzug kam wohl auch nicht in Frage, also gab es nur eine Möglichkeit: Den Gegenangriff.

Der erste Feind der durch die Fensteröffnung sprang staunte nicht schlecht, als ihm von der Seite ein Hammer in die Rippen geschlagen wurde. Ein lautes Knacken ertönte und dann wurde er nach hinten geschleudert, direkt auf einen heranrückenden Kollegen.

Interessiert lugte Max hinter einer Säule hervor, um das sich ihm bietende Schauspiel besser verfolgen zu können. Alle Achtung, Tysons Schlag hatte eben mehr als gesessen; so wie der ausgeholt hatte, war seine neue Waffe wohl nicht nur härter, sondern auch leichter als die Alte… Na ja, die Tatsache, dass der Griff des Hammers die Form eines asiatischen Drachens hatte, hätte ihnen schon einen zarten Hinweis auf dessen Qualitäten bieten sollen…

Aber auch Max’ Armbrust war etwas ganz besonderes, wie die auf das Magazinkästchen gemalte Drachenschildkröte zeigte; das hoffte er zumindest. Ein Wunderwerk der Technik, das vorhin schon mehr als deutlich seinen Wert bewiesen hatte – und es jetzt wieder tun konnte, wurde Tyson doch gerade von einem Ghul bedroht, der sich im Gegensatz zu den Anderen nicht durchs Fenster, sondern durch die Tür hereingewagt hatte.

Der Schuss traf den Angreifer genau in die Hand, in der er sein Schwert hielt, so dass ihm die Waffe entglitt und er nun seinerseits schutzlos vor Tyson stand. Diese Chance ergriff der Schmiedelehrling sofort und ging nun seinerseits zur Attacke über.

Dem ersten Hieb konnte der Ghul noch mühelos nach hinten ausweichen, doch die beiden rasch darauf folgenden brachten ihn aus dem Takt, so dass er beinahe hingefallen wäre. Während er seinen Schwung abzufangen versuchte, traf ihn der nächste Angriff genau aufs Schlüsselbein; kraftlos knickte sein Arm unter dem Druck seines eigenen Körpergewichtes weg und er landete endgültig auf dem Boden.

„Keine Bewegung!“, ertönte es vom Altar her, provozierte natürlich erst recht zu einer Bewegung. Reflexartig drehten Max und Tyson sich um und erblickten Pater Kenny – nur leider in der Gewalt eines Feindes, der einen Dolch an seinen Hals hielt: „Wenn ihr euch rührt, stirbt er!“
 

~~~ ; ~~~
 

Mit der einen Hand seine Axt umklammernd, nutzte Bryan mit der anderen seine Fähigkeit sich Klauen wachsen zu lassen, um sich von Zeit zu Zeit an der Hausfassade festzukrallen und so seinen Sturz zu verlangsamen.

Diese Option hatte Tala nicht; stattdessen drang er in die Gedanken eines Feindes ein und brachte diesen dazu, seine Arme auszustrecken. Tja, Telepath sein war eben praktisch!

Nicht, dass es ihnen als Vampir allzu viel ausgemacht hätte, aus dieser (zudem noch verhältnismäßig geringen) Höhe zu fallen… Aber das Gesicht der Ghule, wenn Putzbrocken auf sie herabregneten, war einfach zu komisch. Tatsächlich starrte sein unfreiwilliger Fänger Tala gerade an wie das achte Weltwunder. Nun, zumindest tat er das, bis der Rothaarige ihm den Griff seines Katanas gegen die Schläfe schlug; anschließend sah der Ghul wohl nur noch Sternchen.

Im selben Moment in dem Tala auf den Boden aufkam und in Angriffsposition ging, stieß Bryan sich von der Hauswand ab und landete mit einem Salto neben seinem Partner. Natürlich war auch das Teil ihrer Show, aber das mussten die Gegner ja nicht unbedingt erfahren; reichte doch, wenn die Vampire sie – wie auch jetzt wieder – so sehr verblüfften, dass sie das Handeln vergaßen.

Unwillkürlich musste Bryan grinsen; das klappte auch immer wieder… Klar war es irgendwo affig, mehr rumzuhampeln als wirklich zu kämpfen, aber es schränkte die Verletzungsquote erheblich ein. Nicht, dass er irgendein Problem damit hatte, andere zu verletzen oder selbst verletzt zu werden; es war nur einfach so, dass es sich bei diesen Ghulen ebenso Voltaires Marionetten handelte, wie Ian, Spencer, Tala und er es noch vor so kurzer Zeit gewesen waren. Die taten das nicht, weil sie abgrundtief böse waren, sondern weil sie zum Einen einfach Schiss um ihr Leben hatten und zum Anderen wirklich an das glaubten, was Voltaire ihnen erzählte. War ja auch zu verlockend, das Denken jemand anderem zu überlassen, der einem ganz genau sagte, was gut und was böse war.

Nur leider war es in der realen Welt nicht so einfach zu unterscheiden; die Welt war nicht in Schwarz und Weiß aufgeteilt, vielmehr bestand sie aus Abstufungen von Grautönen. Er selbst war ja jetzt auch ein „böser, böser Vampir“ und hatte sich psychisch nicht großartig verändert: Noch immer war er ein leicht reizbarer, teilweise arroganter Mistkerl, der es nicht auf die Reihe bekam, offen über seine Gefühle zu reden – letzteres hätte sich nach seinem Ableben doch mal ändern können, oder?

Das Klirren von Metall auf Metall riss Bryan aus seinen Gedanken. Als er aufblickte rang Tala mit einem Ghul darum, wer als Erstes die Klinge des Gegners wegdrücken und einen Angriff starten konnte.

Verbissen setzte sich Tala zur Wehr, mobilisierte alles an Kraft, was er aufbringen konnte. Dieser Bastard da vor ihm hatte es doch tatsächlich gewagt, sich aus seiner Lethargie zu lösen und seine Attacke gegen Bryan zu richten. Allein der Gedanke an diese Schandtat versetzte den Rothaarigen dermaßen in Wut, dass es ihm irgendwie gelang, sich aus der Patt-Situation zu befreien und im selben Schwung herumzuwirbeln. Mit weit aufgerissenen Augen starrte der Ghul die klaffende Wunde an, welche die wellenförmig geschliffene Klinge des Katanas in seiner Brust hinterlassen hatte. Dann kippte er um.
 

~~~ ; ~~~
 

Vor Schreck wie zu Stein erstarrt, beobachteten Max und Tyson die sich ihnen bietende Szene, fassten gedanklich schnell alle Fakten zusammen:

Der leise wimmernde Pater Kenny befand sich im Schwitzkasten eines mordlüsternen Ghules, der den Geistlichen eine spitze Waffe an den Hals presste und drohte, ihn umzubringen. Gar nicht gut!

Naturgemäß sah der Ghul die Sache etwas anders; für ihn lief gerade alles bestens. Sicher, seine Kollegen waren entweder tot oder außer Gefecht, aber letztendlich bedeutete das nur mehr Ruhm für ihn, wenn er diesen Auftrag erfolgreich beendete. Und das würde er – daran glaubte er umso fester, je mehr die zwei Versager da vor ihm sich mental auf dem Boden wanden. Das war doch mal ein Gedanke, der sein nach dem Armbrustattentat recht angekratztes Ego wieder gehörig aufpolieren konnte…

„Ihr werdet jetzt eure Waffen wegwerfen, mit mir nach draußen gehen und dann – hm, wie könnte ich euch wohl am Besten demütigen? Genau, ich lass euch die gottverdammte Kirche abbrennen! Zu dumm, dass sie nur aus Holz besteht…“, mit einem gehässigen Grinsen streckte der Ghul die Hand mit dem Dolch aus, so dass dessen Klinge in Richtung Ausgang deutete.

Durch die Barriere von Angst und Entsetzen drangen die Worte „Kirche abbrennen“ in Kennys Geist. Schlagartig hörte der Priester mit dem Wimmern auf. Dieser Mistkerl wollte seine Kirche abfackeln? Aber nicht mit ihm!

Entschlossen rammte der Braunhaarige dem Ghul mit voller Wucht seinen Ellenbogen in den Magen und dieser, mehr erstaunt als wirklich verletzt, ließ vor lauter Fassungslosigkeit tatsächlich los.

Noch im selben Moment, in dem Pater Kenny nach vorne stolperte, riss er sich einer spontanen Eingebung folgend sein Kreuz vom Hals, drehte sich um und wendete es gegen seinen Geiselnehmer.

Die Wirkung war erstaunlich: Urplötzlich schien ein grelles Licht aufzuflammen und der Ghul begann sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zu winden. Dann, als das Licht am hellsten war, ertönte ein einzelner, durch Mark und Bein gehender Schrei.

Kaum war die Helligkeit erloschen, gab das gewöhnliche Dämmerlicht der Kerzen den Blick auf einen großen Haufen Asche frei. Schweigend standen Max, Tyson und der Pater eine Weile da, starrten einfach nur vor sich hin.

Schließlich räusperte sich Max: „Ich will mich ja nicht beschweren, aber… Sollte das nicht eigentlich nur bei wirklichen Untoten so sein?“

Zum ersten Mal seit dem eben Geschehenem sah der Priester wieder von dem Aschehaufen auf, musterte seinen blonden Gegenüber aus dicken Brillengläsern, die seinem Aussehen etwas Eulenhaftes gaben. Seine Antwort bestand aus einer Gegenfrage: „Wolltet ihr nicht eigentlich die Stadt verteidigen gehen?“
 

~~~ ; ~~~
 

Bisher hatten weder Ray und Kai, noch die gegnerische Seite einen Angriff gestartet, vielmehr umkreisten sie einander, suchten nach möglichen Blößen.

Eine ebensolche meinte ein Ghul bei Ray gefunden zu haben und stürzte mit einem triumphierenden Kreischen in seine Richtung. Nur Dank seiner durch den Vampirismus geschärften Sinne konnte der Chinese im letzten Moment zur Seite ausweichen und rammte dem an ihm vorbeistolpernden Angreifer den Ellenbogen in den Nacken.

Durch den zusätzlichen Schwung flog der Ghul nach vorne, geradewegs in die Reichweite von Kais Schwert. Mit einem Streich beendete Dranzer das Leben des Unglücklichen, sorgte dafür, dass seine Artgenossen wieder ein wenig mehr auf Abstand gingen.

„Weshalb arbeitet ihr eigentlich für meinen Großvater? An seiner charmanten, friedfertigen Art kann es ja wohl kaum liegen.“, in Kais Stimme lag Ruhe und Selbstvertrauen, als er diese Frage stellte. Doch in seinem Inneren fühlte er sich weit weniger zuversichtlich; auch wenn er ans Kämpfen gewöhnt war, so konnte er doch nicht ignorieren, dass es bei dieser Überzahl an Feinden nicht gut für Ray und ihn aussah. Ray… Er würde ihn beschützen, koste es, was es wolle.

Offenbar waren die Ghule von der Frage verwirrt; sei es, weil sie nichts von der verwandtschaftlichen Beziehung zwischen Kai und ihrem Herren gewusst hatten, oder weil sie bis jetzt noch nie von einem ihrer Opfer nach ihren Gründen befragt worden waren, aber sie hatten keine Ahnung, wie sie reagieren sollten. Schließlich trat einer von ihnen einen Schritt nach vorne: „Na ja, er sagte uns, wir könnten ihm helfen, das Böse zu vernichten…“

Von Rays Seite kam ein bitteres Lachen: „Klar, indem ihr wahllos Dörfer angreift und sowohl Vampire als auch Menschen umbringt. Wirklich einleuchtend…“

Gerade hatte er wieder an Lee, Gary und Kevin denken müssen und daran, was für einen fanatischen Gesichtsausdruck Voltaire gehabt hatte. Im Grunde machte er weder Kai noch den Ghulen einen Vorwurf dafür, dass sie bis zu einem gewissen Punkt alles nur in einem Schwarz-Weiß-Raster wahrgenommen hatten; es war einfach nur erschreckend und deprimierend gleichermaßen, dass Voltaire es schaffte, in den Köpfen der Leute herumzustochern und das Tier in ihnen zum Vorschein zu bringen. Nein, falsch, die Bestie.

Kais Hand legte sich auf seine Schulter, erinnerte Ray daran, dass es möglich war, diese Kreatur wieder dahin zurückzudrängen, woher sie gekommen war. Nicht nur möglich, sondern im Grunde genommen sogar so verdammt einfach. Dieser Gedanke zauberte zumindest ein schwaches Lächeln auf Rays Gesicht, als er zärtlich über die Hand streichelte, sie mit seiner eigenen umschloss.

Beruhigt wandte Kai sich wieder dem Sprecher der Ghule zu: „Aber warum legt ihr nicht einfach die Waffen nieder und schließt Frieden mit den Dorfbewohnern? Ihr könnt wohl kaum so blind sein, dass ihr nicht seht, was hier eigentlich los ist!“

Bei diesen Worten zuckte der Redeführer zusammen, als hätte ihn eine Peitsche getroffen. „Nein… Nein, wir sehen sehr wohl, was passiert. Aber Ihr müsstet Euren Großvater gut genug kennen um zu wissen, dass wir beim kleinsten Anzeichen für Verrat sofort exekutiert werden würden…“, hoffnungsvoll sah der Mann auf, „Vielleicht… Vielleicht wenn Ihr uns besiegen und gefangen nehmen könntet…“

Unwillkürlich entrang sich Ray ein Seufzen: „Tja, wir kommen wohl nicht ums Kämpfen herum… Toll.“
 

~~~ ; ~~~
 

Kreidebleich verfolgte der Ghulbogenschütze, wie Spencer sich langsam aber sicher einen Weg durch die Feindesschar bahnte. Mittlerweile war der blonde Hüne schon regelrecht mit Pfeilen gespickt und mit zahlreichen mehr oder minder schweren Kratzern übersäht, also warum konnte dieser Mistkerl nicht einfach Rücksicht auf seinen schwindenden Köcherinhalt nehmen und endlich umfallen?

Ganz einfach: Weil das Leben einfach nur ungerecht war! Andernfalls würde er jetzt sicher nicht mitten in der Pampa, sondern zuhause bei seiner Familie herumsitzen. Aber nein, er hatte sich ja für einen Hungerlohn auf den Soldatenjob bei Voltaire eingelassen und durfte jetzt, wo ihm der Arsch auf Grundeis ging, nicht einmal fliehen…

Ungeduldig tippte ihm eine Stiefelspitze gegen den Rücken. Ungutes ahnend, drehte der Ghul sich ganz langsam um und erschauderte unwillkürlich als er sah, wer da hinter ihm stand: „Aber… Du warst eben noch…“ „Da unten? Hab meine Geschwindigkeit erhöht.“, breit grinsend kratzte Ian sich mit dem Heft seines Dolches am Kopf. „Wieso… Vorhin… Gerannt…“ „Ich dachte mir, dass man seine besten Karten erst möglichst spät auf den Tisch legen sollte. So halten mich alle für den kleinen, unfähigen Nachwuchsvampir, der noch zu jung ist, um irgendwelche besonderen Fähigkeiten entwickelt zu haben. Bei dir hat’s ja offensichtlich geklappt…“

Mit offenem Mund starrte der Ghul ihn an. Ehrlich gesagt wusste er gerade nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Zumal außer Ian auch immer noch von dem sich stetig nähernden Spencer eine Gefahr ausging…

Der war ziemlich erstaunt, als er endlich am Ort des Geschehens ankam und seinen Partner bereits dort vorfand. Nicht, dass er nicht um die Fähigkeiten seines Kollegen gewusst hätte, normalerweise hatte der Kleine nur Hemmungen, sie auch einzusetzen. Ian war von ihnen immer derjenige gewesen, der sich in seiner Rolle als Vampir am unwohlsten gefühlt hatte; vielleicht wurde er ja langsam erwachsen…

Okay, vielleicht auch nicht. Wenn man sich anschaute, wie der Kleine ganz hibbelig von einem Bein aufs andere hüpfte und seine Waffen hin und her schwenkte, waren wohl doch berechtigte Zweifel an seiner geistigen Reife angebracht. War wahrscheinlich der Nachteil daran, als Teenager den Kuss zu empfangen.

He, Moment mal, eigentlich wollte Spencer sich doch nicht Gedanken um Ian machen, sondern sich für den nervigen Pfeilregen „bedanken“! Wütend wandte er sich dem Bogenschützen zu, der seinerseits am ganzen Körper zitternd zurückstarrte. „Du…“ Halbherzig machte der Ghul einige Schritte rückwärts, konnte sich jedoch nicht entziehen, als er am Hals gepackt und hochgehoben wurde.

Alarmiert sah Ian zu. Er hatte nichts dagegen, Feinde im Kampf zu töten, aber so schlaff und zusammengesunken, wie ihr Gegner bis eben noch herumgehangen hatte, erschien das irgendwie… falsch. „Äh, Spencer… Ich will dich ja nicht kritisieren, aber wie wäre es, wenn du ihm mehr Luft zum Atmen und uns damit verbunden mehr Zeit um ihn auszufragen lässt?“

Warum hatte er das jetzt bloß gesagt? Oh verdammt, er entwickelte doch nicht etwa so etwas wie *dadadadam* MITGEFÜHL!? Bäääääh!

Skeptisch sah Spencer seinen Partner an; hoffentlich war das nicht ansteckend! Hatte schon seine Gründe, weshalb er so wenig redete; dann konnten ihn die ganzen bösen kleinen Bakterien, die das eventuell auslösten, nicht auf diesem Weg überrennen. Und die Gefahr des Einatmens von Krankheitserregern hatte sich für ihn ja erledigt…

Nur mit Mühe schaffte Spencer es, von seiner Hypochondrie in die Realität zurückzufinden. Ein leises Knurren ausstoßend, ließ er den Ghul recht unsanft zu Boden fallen.

Der versuchte zwischenzeitlich soviel Luft wie möglich in seine Lunge zu pumpen, während er den Blick seiner tränenverschleierten Augen auf den näherkommenden Ian fokussierte.

Darum bemüht, möglichst schnell wieder den perfekten kleinen Mistkerl³ zu verkörpern, stellte der jüngere der beiden anwesenden Vampire eine (wie er fand) besonders gemeine Frage: „Könntet ihr bitte aufhören, uns und die Dorfbewohner umbringen zu wollen?“

HA! Wie überaus fies von ihm, das magische B-Wort auf eine solch diabolische Art und Weise einzusetzen! Wie bösartig das war, ließ sich doch schon allein daran ablesen, dass ihrem Feind vor lauter Erstaunen über Ians maliziöse Genialität der Unterkiefer herabgesackt war!

Auch Spencer war mehr als perplex über diese Frage: „Kleiner, dir ist schon noch in Erinnerung, was Voltaire mit Arbeitsverweigerern macht, ja? Also warum sollten die Ghule einen Waffenstillstand mit uns schließen?“ Verwirrt bemerkte der Blonde, wie nun er es war, der von den beiden anderen angestarrt wurde. Dann ging ihm auf, weshalb sie das taten: Er hatte geredet – in zwei ganzen, langen Sätzen. Und damit eine Kontaminierung riskiert.

Der Schock über diese Erkenntnis schaffte das, was nahezu zwei Dutzend Pfeile nicht geschafft hatten: Spencer kippte um.

He, im Grunde genommen war das gar nicht so schlecht, schuf es für Ian doch eine gute Verhandlungsbasis: „Ich mach dir einen Vorschlag: Du hilfst mir, meinen Kollegen vor Anbruch des Tages ins Dorf zu bringen und dafür werden du und die Reste deines Einsatztrupps medizinisch versorgt und bewirtet. Abgemacht?“

Skeptisch sah der Ghul auf den Ohnmächtigen hinab: „Und du bist dir sicher, dass zwei Personen zum Tragen reichen?“
 

~~~ ; ~~~
 

Verstört starrten die anderen Ghule ihren am Boden liegenden Artgenossen an. Der lebte zwar noch, aber wie Tala ihn zugerichtet hatte, war gelinde gesagt „nicht sehr nett“.

Ein halbherzig geführter Angriff auf den Rothaarigen wurde von Bryan mit dem Stiel seiner Axt abgefangen und zurückgeschleudert; war ja wohl das Mindeste, was er tun konnte, um sich zu revanchieren.

Unwillkürlich musste Tala breit grinsen, glaubte er doch mit großer Sicherheit zu wissen, was sein lilahaariger Freund grade dachte. Tja, damit waren sie jetzt wohl quitt; schade eigentlich. Er hätte da noch einige andere Sachen gewusst, mit denen sich Bryan hätte bedanken können…

Er wurde abrupt aus seinen schmutzigen kleinen Tagträumen gerissen, als besagter Partner ihn am Arm packte und herumwirbelte. Instinktiv ließ er sich zur Seite fallen, vertraute der Entscheidung seines Kollegen vollkommen. Immerhin waren sie ein eingespieltes Team, da wusste man, wo die Grenzen des Anderen lagen und wann welche Vorgehensweise erforderlich war.

Tatsächlich sauste ein Langschwert nur knapp an Talas Ohr vorbei, trennte ihm im Fall eine Strähne seines Haares ab.

Währenddessen hatte Bryan seine liebe Mühe, den Sturz seines Partners abzufangen, ehe dieser unsanft Bekanntschaft mit dem Boden machte; seine Axt war dabei nicht gerade von Vorteil…

Kurz entschlossen missbrauchte er das sperrige Ding als Wurfwaffe und traf Dank einer gehörigen Portion Glück sogar den nächsten Angreifer am Kopf. In der Zeit, die dieser zum Umfallen brauchte, schaffte Bryan es, einen Arm um Tala zu schlingen, diesen an sich zu pressen und seinen anderen Arm genau so auszustrecken, dass einer der Ghule mit voller Geschwindigkeit hineinrannte und sich so selbst von den Füßen holte. Alles, was es dann noch brauchte um den armen Kerl in Morpheus’ Reich zu befördern, war ein gezielter Schlag ins Gesicht.

Tala hatte fast das Gefühl, sein Herz müsse jeden Augenblick zerspringen: Er lag hier gerade in Bryans Armen! Okay, der Kampf um sie herum war nicht ganz so romantisch, aber ansonsten war das doch schon mal nicht schlecht…

Über die Schulter seines Angebeteten hinweg konnte der Rotschopf einen weiteren Angreifer auf sie zukommen sehen, der bereits zum Hieb ansetzte. Ohne mit der Wimper zu zucken, ergriff Tala die Klinge mit der bloßen Hand, konnte sich jedoch ein leises Stöhnen nicht verkneifen, als das Schwert in seine Handfläche schnitt.

Der Schmerzenslaut brachte Bryan dazu, den Kopf ein wenig zur Seite zu drehen. Als er sah, wie ein dünner Blutrinnsal Talas Arm hinablief, überkam ihn eine unbarmherzige Wut; dass diese Idioten seinen Arbeitskollegen, Langzeitkumpel und Wahlgeliebten verwundet hatten, war eindeutig zuviel!

Natürlich konnte er nicht ahnen, dass in ihm gerade genau dasselbe vorging wie zuvor in seinem Partner; andernfalls wäre seine Beziehung zu Tala für beide wohl weitaus weniger verwirrend gewesen. Ironie des Schicksals, dass die Konfusion, die sie bei ihren Feinden anrichteten, nichts im Vergleich zu der war, die sie bei einander auslösten…

Trotzdem oder gerade deswegen waren sie ein eingespieltes Team, wussten, wie man die Aktionen des Anderen am Besten auf die eigenen abstimmte und gegebenenfalls für seine eigenen Zwecke nutzte. So kam es, dass Bryan Tala losließ, nur um blitzschnell herumzufahren und mit seinen Klauen dafür zu sorgen, dass der Schwertarm des verhassten Gegners in Zukunft unabhängig von dessen Körper operieren würde.

Bedröppelt starrte Tala für einige Sekunden den abgetrennten Arm an, dessen Hand sich um das Schwert des Ghuls verkrampft hatte und den der Rotschopf dadurch gewissermaßen zusätzlich festhielt; dann zuckte er jedoch gedanklich mit den Schultern, griff am Handgelenk statt an der Waffe zu und missbrauchte das Gliedmaß als Keule, die er dem ehemaligen Besitzer desselbigen über den Kopf zog.

Sei es jetzt wegen der Wucht des Schlages oder wegen dem Schock darüber, was seinen Kopf da gerade getroffen hatte, der Ghul kippte um. Blieb noch einer von der Sorte…

Angriffslustig musterten Tala und Bryan den letzten noch übrigen Feind. Dieser wich schnell einige Schritte zurück: „Äh… Hört mal, ich mach das nur, weil ich eine Familie zu ernähren habe. Aber der nutze ich tot rein gar nichts, also warum vergessen wir die Sache nicht einfach und ich sehe zu, dass ich so schnell wie möglich von hier verschwinde?“

„Hast du gehört Bryan – er will so schnell wie möglich von hier verschwinden. Was hältst du davon?“, Tala sprach mit seinem Partner als seien sie ein altes Ehepaar, von denen der eine etwa seit zwanzig Jahren halb taub war. Der Angesprochene konnte sich ein Schmunzeln kaum verkneifen, als er im selben Tonfall antwortete: „Nun, ich würde meinen, er sollte besser verdammt schnell zu Fuß sein, wenn er ein derartiges Vorhaben gegenüber Voltaire in die Tat umsetzen will. Und zumindest ein klein bisschen suizidgefährdet.“

Der Ghul starrte sie einige Minuten irritiert an, wartete, dass sie noch etwas sagen oder tun würden. Erst dann ging ihm der Sinn dieser Worte auf und er rannte so schnell davon wie er konnte.

Breit grinsend sahen die beiden Vampire ihm nach. „Was meinst du, wird er es schaffen?“ Ehe Bryan auf diese Frage antworten konnte, kippte der Flüchtende mit einem erstickten Röcheln zur Seite; ein Armbrustbolzen steckte in seiner Kehle.

„Hallo Tala, hallo Bryan!“

Alarmiert fuhren die Beiden herum und blickten geradewegs ins Gesicht von Boris, der sich mit zwei Ghulen an seiner Seite und einer Armbrust in der Hand hinter ihnen aufgebaut hatte.
 

~~~ ; ~~~
 

Erschöpft schaute Kai sich auf dem Schlachtfeld um, versuchte in der Scharr verletzter und ohnmächtiger Ghule Ray ausfindig zu machen. Eine müde winkende Hand lotste ihn zu einem ein Stück abseits gelegenen Baumstumpf, wo sein Geliebter angelehnt saß. Erledigt ließ der Vampirjäger sich neben ihn sinken: „Na, den ersten richtigen Kampf gut überstanden?“

„Geht so…“, langsam zog Ray den Klauenhandschuh von seiner Hand, „Wenn ich bedenke, dass die sich noch zurückgehalten haben, um nur ja schnell kampfunfähig gemacht zu werden…“

Tröstend schlang Kai einen Arm um den Vampir, zog diesen näher an sich: „Hey, komm schon, sei nicht so hart mit dir! Für das erste Mal war deine Leistung doch ganz gut und außerdem musst du dir auch mal die Gegnerzahl vor Augen halten!“ In ihm keimte der Wunsch, seinen kleinen Blutsauger so gut es ging wieder aufzubauen. Der schloss gerade die Augen, wollte einfach nur die Wärme genießen, die Kai ihm spendete…

Etwas anderes drang in Rays Geist, ließ ihn seine Müdigkeit schlagartig vergessen: „Tala und Bryan werden von Boris angegriffen!“

„Bist du dir sicher?“

„Ja! Tala – wie du dich sicherlich erinnerst ein Telepath – hat es mir gerade mitgeteilt.“

Leise seufzend stand Kai auf; entgegen aller Vernunft hatte er irgendwie gehofft, dass wäre alles nur ein Scherz und er könnte mal für zwei Minuten ausruhen. Pustekuchen!

Wenigstens war Ray bei ihm… Es sei denn natürlich, die Erde bräche im nächsten Moment auf und würde ihn verschlucken oder ähnliche Nettigkeiten. He, Kai meinte das durchaus ernst! Nach all den vorherigen Ereignissen traute er dem Schicksal so ziemlich jede Scheußlichkeit zu.

Anscheinend hatte Fortuna zumindest dieses eine Mal so etwas wie Mitleid, denn der Boden blieb geschlossen und auch sonst passierte nichts Außergewöhnliches. Gerade wollte Kai erleichtert ausatmen, da erhob sich der Sprecher der Ghule aus seiner Ohnmacht. Also doch nichts mit „nichts Außergewöhnliches“.

Langsam meldete sich jene kleine Stimme in ihm zurück, die ihn zu den sarkastischen Eisklotz gemacht hatte, der er vor seiner ersten Begegnung mit Ray gewesen war; sie plädierte darauf, dem ganzen mit dem Schwert ein schnelles Ende zu setzen und dann mit Ray durchzubrennen. Okay, den schwarzhaarigen Vampir mitzunehmen war Kais Idee gewesen…

Oh oh, Kais Gesichtsausdruck war gar nicht vielversprechend. Ja, doch, er war vielversprechend, allerdings handelte es sich bei diesem „viel“ um viel Gewalt. Hätte er auf SM–Spielchen gestanden, wäre Ray wahrscheinlich hellauf begeistert gewesen, aber so beschloss er, lieber selbst mit dem Verhandlungspartner zu reden: „Ja, kann ich euch irgendwie helfen?“

Offenbar hatte der Ghul Kais momentanen Gemütszustand nicht mitgekriegt, denn fröhlich sprudelte es aus ihm heraus: „Oh, das habt ihr schon! Und weil ihr uns geholfen habt, aus den Klauen Voltaires zu entkommen, werden wir nun euch helfen: Wir geben an alle umherstreifenden Ghultruppen weiter, dass sie in Streik treten sollen.“

„Bitte?“

„Na, da wir jetzt offiziell gefangengenommen sind, kommt unser Herr nicht mehr an uns ran und wir können machen, was wir wollen… Wenn alle nicht mehr mitmachen, kann er uns sowieso mal kreuzweise.“

„Aber… Warum habt ihr das nicht von Anfang an so gemacht?“, fassungslos starrte Ray seinen noch immer quietschvergnügten Gegenüber an.

„Das wäre doch unhöflich gewesen…“

Unhöflich? Voltaire war ein MASSENMÖRDER und die machten sich Gedanken, ob eine Kündigung UNHÖFLICH war!?! Vor Wut und Entsetzen hätte der sonst so ruhige Ray aufheulen können, hätte Kai ihn nicht an sich gezogen: „Danke, das ist sehr freundlich. Wenn ihr uns nun entschuldigt: Wir gehen Boris heimleuchten.“
 


 

¹ Tut er das sonst je?

² Gebt es zu! Als Tyson diese Äußerung in der zweiten Staffel brachte, habt ihr genau dasselbe gedacht wie ich! ^.~

³ Bitte nicht falsch verstehen: Soll nicht heißen, dass Ian einer ist, sondern lediglich, dass er gern einer wäre. Das hilft ihm, mit seinem derzeitigen Daseinszustand klarzukommen; zugleich hegt er die Hoffnung, er könnte den anderen Jungs damit vielleicht imponieren.

Ebenso war die Äußerung Bryans, er sei ein „leicht reizbarer, teilweise arroganter Mistkerl“ nicht so böse gemeint, wie sie sich vielleicht angehört hat.

Der Kuss eines Vampirs

So, hiermit wäre also das letzte Kapitel der Geschichte online…

Hoffe, ihr betrachtet es als würdigen Schluss; ich weiß, dass es nicht perfekt ist, aber das ist das Ende, dass ich im Kopf hatte.

Ein großes Dankeschön an alle, die bis hierhin durchgehalten haben und vor allem auch an alle, die mir die ganzen netten Kommis geschrieben haben ^.^

Viel Spaß beim Lesen!
 

~~~ ; ~~~
 

Einen auf sein Gesicht zurasenden Bolzen zerteilte Talas Katana mitten im Flug; blieb nur noch das Problem, dass gerade ein gut zwei Köpfe größerer Ghul an Boris vorbei auf ihn zustürmte…

Während Tala den schnaufenden Muskelberg mit schreckensgeweiteten Augen anstarrte, zerrte Bryan seinen Kampfgefährten geistesgegenwärtig zur Seite. Den daraus resultierenden Schwung nutzend, machten sie eine Seitwärtsrolle in Richtung Rathaus, rasten dann ins Innere des Gebäudes und schlugen die Tür hinter sich zu. Als auch noch der Riegel vorgeschoben worden war, atmete Tala erleichtert aus: „Das war knapp; aber hier dürften wir sicher sein, bis die Anderen auftauchen.“

Das Splittern von Glas erklang und plötzlich steckte ein Bolzen in der gegenüberliegenden Wand. Bryan sah Tala an, Tala sah Bryan an, und ihr Gesichtsausdruck sagte nur eines: War ja klar…

„Was soll der Krach?“, tönte eine missbilligende Männerstimme die Treppe hinunter. Entsetzt blickten die beiden Vampire hoch, geradewegs in das pausbäckige, rot angelaufene Gesicht von Bürgermeister Dickenson.

„Oh Mist, heute geht auch echt alles schief!“, ohne großartig drüber nachzudenken, griff Tala auf die Gedanken des Würdenträgers zu, änderte sie dahingehend ab, dass dieser regungs- und geräuschlos vor sich hin starrte, „Bryan, du hältst die Feinde mit deiner Axt fern! Ich bringe derweil unseren Zivilisten in Sicherheit.“

„Aber…“

„Kein aber, du schaffst das! Und jetzt entschuldige mich bitte…“

Mit einem leisen Seufzen sah Bryan dem Objekt seiner Begierden hinterher; eigentlich hatte er nur darauf hinweisen wollen, dass seine Axt immer noch draußen auf dem Rathausplatz herumlag. Na ja, egal. Zum Einen hatte er ja noch seine Klauen und zum Anderen… He, Tala hatte eben gemeint, er würde es schaffen!

Unwillkürlich machte sich ein breites Grinsen auf Bryans Gesicht breit; sollten die nur kommen…
 

~~~ ; ~~~
 

So schnell wie ihre Füße sie trugen rannten Ray und Kai zum Rathaus. Schon von weitem war ein Geräusch zu hören, als würde irgendetwas Schweres gegen massives Holz geschlagen. Kaum waren sie in Sichtweite, da erblickten sie auch schon die Ursache der Laute: Unter Boris Kommando warfen sich zwei gut zwei Meter große, muskelbepackte Ghule immer wieder gegen die Rathauspforte, versuchten vergeblich, diese so zu öffnen.

Stirnrunzelnd betrachtete Kai die Szenerie; wenn sie an denen vorbeikommen wollten, würde es nicht ohne Gewalt gehen. Und dass sie an ihnen vorbei mussten stand außer Frage, hätte Boris doch sonst wohl kaum versucht, auf diesem Wege ins Rathaus zu gelangen.

Stumm folgte Ray dem Blick seines Geliebten. Auch er erkannte die Problematik der gegenwärtigen Situation, hatte im Gegensatz zu Kai jedoch sehr wohl eine Idee, wie man einer direkten Konfrontation entgehen könnte: „Umarme mich!“

Perplex blinzelte Kai zweimal: „Ich wünsche mir ja auch, endlich mehr Zeit mit dir verbringen zu können, aber das ist gerade ganz falsches Timing!“

„Vertrau mir einfach und halte dich gut an mir fest! Ich weiß, was ich tue.“, fest sah ihm Ray in die Augen.

„Schön, dann will ich dir das mal glauben…“, der Blauhaarige zuckte mit den Schultern, ehe er seine Arme fest um den Hals des Vampirs schlang.

Lächelnd legte dieser nun seinerseits die Arme um die Hüfte seines Vampirjägers, zog diesen noch dichter an sich heran und begann sich zu konzentrieren. Mit Erfolg wie es schien, denn langsam erhoben sie sich in die Luft, schwebten immer höher, bis sie schließlich außer Sichtweite ihrer Gegner waren. Erst dann wagte Ray es, ihren Flug in Richtung Rathaus zu lenken (1).
 

~~~ ; ~~~
 

Vor Anstrengung keuchend, mühte Bryan sich ab, einen Schreibtisch aus einem der benachbarten Räume vor die Tür in der Eingangshalle zu schieben. Verdammt, wie konnte ein einziges Möbelstück – zudem nach ein ziemlich hässliches – nur so schwer sein? Selbst dass der Sekretär aus massiver Eiche bestand und im letzten Leben wohl mal ein Sarg gewesen war, stellte keine plausible Erklärung dar.

Die erhielt der Vampir erst, als ein paar Schübe weiter aus heiterem Himmel eine der Schubladen – und damit verbunden die in ihr enthaltene Waffensammlung – hervorgeschossen kam; irgendein Beamter hatte offensichtlich dringend ein Anti-Aggressions-Seminar nötig… Aber die Sache hatte auch ihre Vorteile, zum Beispiel, dass Bryan somit wieder im Besitz von Verteidigungsmitteln war. Also schnell den Schreibtisch vor die Tür geschoben und etwas passendes herausgesucht!
 

Tala hatte derweilen das Problem, was er nun mit dem Bürgermeister anstellen sollte; aus dem Fenster werfen ging schlecht und wenn Boris ihn im Haus in die Finger kriegen würde, würde er mit dem Menschen kurzen Prozess machen. Außerdem auch mit Vampiren, Mäusen, Spinnen und allen anderen Lebewesen…

Aber was tun? Er konnte Dickenson ja schlecht in einer Ecke parken und ihm einen Lampenschirm über den Kopf stülpen!

Hier irgendwo musste doch eine Stehlampe zu finden sein…
 

~~~ ; ~~~
 

Beinahe bedauernd stellte Kai fest, dass sie schon an ihrem Ziel – dem Dach des Rathauses – angekommen waren. Während des Fluges hatte er ein mehr als angenehmes Kribbeln im Bauch verspürt, und, ganz ehrlich, Ray mal ungestört so nahe kommen zu können war ja auch schön…

Schlagartig wurde der Jäger von seiner rosaroten Wolke heruntergerissen, als er sich mit dem nächsten Problem konfrontiert sah: „Ich möchte ja nicht herumnörgeln, aber wie sollen wir da hineinkommen?“

„Na so!“, unbekümmert zeigte Ray auf ein Fenster unter ihnen, das einen winzigen Spalt breit offen stand. Hätte Boris es gesehen, er hätte mühelos in seiner Fledermausform hindurchschlüpfen können, aber wie wollte Ray…

Noch ehe Kai eine dementsprechende Frage stellen konnte, war eine kleine, schwarz-weiße Katze an ihm vorbei auf den Fenstersims gesprungen und in das Zimmer hinter dem Fenster gehuscht. Wenige Sekunden später wurde die Scheibe endgültig hochgeschoben und eine blasse Hand half ihm beim Hinunterklettern.

Das Schild auf dem im Raum befindlichen Schreibtisch wies energisch darauf hin, dass es sich hierbei um Bürgermeister Dickensons Amtsstube handelte – ein Fakt, den man auch an der freigiebig herumliegenden Sammlung von Bowlerhüten in allen möglichen Farben und Größen hätte erahnen können. Highlight war dabei mit Sicherheit der vollkommen geschmacklose, aus rosafarbenem Samt bestehende Schirm einer Stehlampe… He, seit wann wippten Stehlampen nervös mit den Füßen hin und her?

Gerade noch so konnte Kai herumwirbeln und einen Schürhaken abfangen, den Tala ihm sonst mit voller Wucht gegen den Hinterkopf geknallt hätte.

„Sag mal spinnst du?“, mit wenigen Schritten war Ray bei dem anderen Vampir angelangt, der sich alle Mühe gab, drei Köpfe kleiner zu werden. Schließlich brachte Tala ein genuscheltes „Oh, ihr seid’s…“ hervor.

„Ja, wir sind’s! Aber hättest du supertoller Telepath das nicht auch an unseren Gedanken erkennen können?!“

Der Rothaarige beschloss nicht näher auf den hingeworfenen Fehdehandschuh einzugehen und wandte sich stattdessen der „Stehlampe“ zu: „Mr. Dickenson, Sie können herauskommen! Das sind unsere Verbündeten.“

„Ja, aber für wie lange noch? Immerhin kann mir keiner sagen, ob du mich nicht auch noch erschlagen willst…“, wenn es um Kais Wohlbefinden ging, wurde der sonst so friedliche Ray zur Furie. Wahrscheinlich hätte Tala diesmal wirklich zu einer scharfen Erwiderung angesetzt, wäre in diesem Moment nicht von unten Kampfeslärm erklungen…
 

Wie ein Irrer drosch Bryan auf die Hand ein, die sich gerade eben durch Tür wie Schreibtisch gleichermaßen gebohrt hatte – ein Versuch, der in Anbetracht der Stärke des Gegners unweigerlich zum Scheitern verurteilt war. Dabei bemerkte er vor lauter Anstrengung nicht, dass auch Boris sich mittlerweile seiner Fähigkeit zur Verwandlung erinnert hatte und sich nun anschickte, als Fledermaus durch die zerbrochene Fensterscheibe zu fliegen.

Tala bekam es jedoch sehr wohl mit. Mit einem Satz war er über das Treppengeländer hinuntergesprungen, zum Fenster gerast und hatte dem Säugetier so hart er konnte seine Faust an den Kopf geknallt.

„Danke…“, Bryan schenkte seinem Partner ein kurzes Lächeln, ehe er entnervt hinter sich griff, ein Kurzschwert packte und dann kurz entschlossen die lästige Hand abschlug.

Doch auch das brachte nicht die erhoffte Verschnaufspause; statt wimmernd zu fliehen, kämpften die Ghule noch verbissener um den Eintritt ins Gebäude. Während Kai und Ray sich auf die Suche nach zusätzlichem Material für die Barrikade machten, musste Bryan ansehen, wie eine Axt – seine Axt – an der bereits lädierten Stelle weiterhin destruktiv auf das Holz einwirkte. Unfähig irgendetwas dagegen zu unternehmen, wich der Lilahaarige zurück – und stieß nach einigen Schritten mit den Rücken an Tala, der ihn unwillkürlich an sich drückte. Gar nicht gut…

Im selben Moment, in dem die Ghule in der Eingangshalle ankamen, rannten Kai und Ray mit einem Beistelltisch beladen aus dem Nachbarzimmer, den sie den Aggressoren kurzentschlossen entgegenschleuderten. Zwar konnten diese gerade noch ausweichen, doch damit, dass Ray seine Krallen ausfahren und sie einem der Beiden in den Oberschenkel rammen würde, hatten sie offenbar nicht gerechnet.

Der Anblick des langsam wegsackenden Ghuls brachte wieder Bewegung in Tala und Bryan; während Kai dem Verwundeten einen Kerzenständer über den Kopf zog und sich daran machte, ihn mit einem schweren Samtvorhang zu fesseln, waren die Zwei wild entschlossen, Bryans Axt zurückzuerobern.

„Hättest mir auch ruhig mal sagen können, dass die deine Waffe haben…“, meinte Tala gespielt schmollend, ehe er seinen Partner von sich weg in Richtung des Gegners stieß.

„Und damit riskieren, dass du mir unterstellst, ich würde jeden mit meinen Gerätschaften beglücken? Nie im Leben!“, lässig boxte der Lilahaarige den Feind einmal gezielt ins Gesicht und fing dann seine im Fall begriffene Axt auf, „Wenn ich meine Waffe jemandem anvertraue, dann dir! Ich begebe mich da sozusagen ganz in deine Hände…“

Unwillkürlich lief Tala rot an; ihm wären im Bereich „mit Gerätschaften beglücken“ noch ganz andere Sachen eingefallen, bei denen sich Bryan ruhig in seine Hände hätte begeben können…
 

„Ha, vergeht im unheiligen Zorn meines Meisters! Ich, Boris Balkov, werde euch Kraft meiner Gedanken alle in Staub verwandeln!“, Boris hysterische Stimme ließ sie alle zusammenzucken. Na toll, der hatte vorhin wohl einen zuviel auf den Deckel gekriegt – beziehungsweise einen zu wenig…

Genervt fuhr Kai ihn an: „Ja ja, in Sachen Staub bist du ja Experte! Wenn ich mich daran erinnere, wie es zu deiner Dienstzeit bei uns zuhause aussah…“

Für einige Sekunden starrte Boris einfach nur perplex vor sich hin, dann verzog sich sein Gesicht in grimmiger Wut: „Wie könnt ihr es wagen! Ich werde… Äh…“ Die Hand, die nach seiner Armbrust greifen wollte, fand nur Leere vor.

„Was ist Boris, hast du vergessen, dass beim Gestaltwandel nur Kleidung und Schmuck mit in die neue Form hinüberfließt? (2)“, langsam machte Ray einen Schritt auf Voltaires Helfer zu, dicht gefolgt von seinem Geliebten und den anderen beiden Vampiren.

Der machte noch einen letzten verzweifelten Versuch, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen: „Jungs, ihr wisst doch, dass das gar nichts persönliches ist! Wollt ihr mich nicht einfach gehen lassen?“

Nachdenklich rieb sich Tala das Kinn: „Lass mich einen Augenblick überlegen… Nein, ich schätze nicht!“ Blitzschnell rannten sie mit gezückten Waffen los, bereit, Boris seiner gerechten Strafe – oder zumindest einem Vorgeschmack darauf – zuzuführen…
 

Nach Beendigung ihrer Tat rieb sich Kai die schmerzenden Augen: „Oh man, ich will jetzt nur noch ins Bett! Die Sonne geht bald auf und vorm Hereinbrechen der nächsten Abenddämmerung wird mein Großvater sowieso nichts mehr unternehmen…“

„Nicht so hastig, junger Mann!“, energischen Schrittes kam Bürgermeister Dickenson – mittlerweile aus Talas Gedankenkontrolle befreit – auf sie zu, „Ich würde vorher noch gerne mit Ihnen reden.“ Es war klar, dass es sich dabei nicht um eine Bitte, sondern um eine Anweisung handelte. Es war auch klar, dass sie einfach hätten verschwinden können – aber das hätte nur mehr Ärger gegeben. Ärger, auf den weder Kai noch Ray Lust hatten.

„Schön, dann reden Sie.“

Nun wirkte Dickenson verunsichert: „Hier? Vor… vor dem Vampir?“

„Genau hier. Und außerdem haben dieser „Vampir“ und einige seiner Artgenossen gerade Ihren Hintern vorm Fegefeuer bewahrt, also reden Sie in einem anderen Tonfall mit ihm!“, Kai sprach diese Worte leise und gelassen aus, dennoch konnte man ihnen eindeutig entnehmen, dass in ihnen eine Drohung lauerte, die das betraf, was kommen würde, sollte Dickenson nicht in einem anderen Tonfall mit Ray reden.

„…Sicher… Ich wollte nur darauf hinweisen, dass unter dem Schloss… Nun, als es noch ein Kloster war…“

„Lassen Sie mich raten: Klischeehafter Weise wurde dort ein böser Vorfahre von mir beerdigt und mein noch böserer Großvater will ihn nun wieder zum Leben erwecken, was?“, genervt verdrehte Kai die Augen.

„Guter Plot, aber nein! Eigentlich soll dort unten ein Brunnen sein, der – sofern man ihn mit dem Blut von genügend Vampiren füllt – den, der daraus trinkt in so eine Art unbesiegbaren, allmächtigen Mörderdämonen verwandelt! Aus Kostengründen mussten unsere Mönche ihren Keller an einen Kult von Dämonenbeschwörern vermieten, wisst Ihr…“

Okay, in diesem Dorf waren definitiv alle komplett wahnsinnig!

„Und wie soll das bitte klappen, wenn Vampire sofort nach ihrem endgültigen Ableben zu Staub zerfallen?“

„Man lässt sie ausbluten, ehe man sie tötet.“, Rays Stimme klang belegt, „Zumindest hat er davon geredet „mich auszusaugen“ als ich sein Gefangener war…“

„Genau!“, gewichtig nickte der Bürgermeister, „Allerdings kann er mit der endgültigen Zeremonie erst an einem Freitag, den 13ten bei Vollmond beginnen, wenn Sonne und Mars in Reihe stehen.“ Diese Bemerkung brachte ihm zwei schiefe Blicke ein. „Was denn? Es ist Pflicht, an einem Lehrgang über Okkultismus teilzunehmen, wenn man mitten im Nirgendwo Bürgermeister werden will! Sowas fällt unter Tourismus!“
 

Seufzend ließ sich Kai auf sein Bett im Wirtshaus fallen; endlich! Derweilen stand Ray unschlüssig im Zimmer herum: „Nun, ich… Ich sollte jetzt wohl gehen…“

Verständnislos musterte der Jäger ihn: „Wieso denn?“

„Na du willst doch schlafen?! Und außerdem muss ich auch bald…“, noch ehe Ray richtig realisieren konnte, was los war, lag er auf Kais Matratze und dieser benutzte seine Brust als Kopfkissen.

„Also das kannst du ja wohl auch hier… Stell dir vor, Voltaire lässt dich von seinen Ghulen tagsüber aus deinem Zimmer entführen! Du bleibst schön bei mir!“, vorsichtig hauchte Kai ihm einen Kuss auf die Stirn, ehe er sich von seinem Opfer herunterrollte und es in eine sanfte Umarmung zog.

„Ist gut…“, Ray war viel zu müde, als dass er nun über den Punkt diskutiert hätte, dass die Ghule gar nicht mehr auf Voltairs Kommando hörten. Auch die Tatsache, dass er und Kai gerade vollbekleidet im Bett lagen, wurde unwichtig…

Wenige Sekunden später waren beide eingeschlafen.
 

~~~ ; ~~~
 

„Ach, die Herren bequemen sich auch mal?“, mit in die Hüften gestützten Armen funkelte Ian die beiden Neuankömmlinge an, „Spencer ist K.O. gegangen und wir schlafen den kommenden Tag über in einem Kartoffelkeller.“

„Irrtum, Kleiner – Ihr schlaft in einem Kartoffelkeller. Max’ Mutter hat uns eben darüber informiert, dass Tala und ich in der Waschküche einquartiert worden sind.“, ebenso wütend funkelte Bryan zurück.

„Oh…“, für einige Sekunden war Ian still; die Waschküche war der einzige Ort der ihm einfiel, an dem man noch schlechter den bösen Jungen geben konnte als im Kartoffelkeller. Dann jedoch raffte er sich wieder auf: „Na ja, mehr Platz für mich!“

„Mehr Platz für dich?! Na warte, du kleiner…“, bebend vor Zorn schaffte Bryan es, aus dem Stand heraus einen halben Meter nach vorne zu springen.

Nur wenige Sekunden, bevor er dem jüngeren Vampir an die Gurgel gehen konnte, gelang es Tala ihm zu ergreifen: „Ganz ruhig! Sieh es doch mal positiv: Bei der ganzen Wäsche dort dürften wir mehr als bequem liegen.“

Sofort rasten unzählige – zugegebenermaßen nicht ganz jugendfreie – Gedanken durch Bryans Kopf: Er und Tala, wie sie ineinander verschlungen auf Bergen von Bettlaken herumrollten…

„Na dann lass uns gehen!“
 

Leider sah die Wirklichkeit ganz anders aus als in Bryans Vorstellung: Die Haufen schmutziger Wäsche versprühten ungefähr die Erotik von Fußpilz und Tala machte auch keinerlei Anstalten, sich die Kleider vom Leib zu reißen und sich auf ihn zu stürzen. Stattdessen standen sie einfach nur dumm herum, gefangen in einer peinlichen Stille.

„Äh… Da wären wir also!“

„Ja, da wären wir!“

„…“

„…“

Niedergeschlagen ließ Tala sich auf einen Stapel Handtücher sinken: „In Sachen Konversation sind wir wirklich erbärmlich, was?“

„Erbärmlich ist noch viel zu nett… Aber irgendwie ist es schon komisch.“, ergeben setzte Bryan sich neben seinen Freund. Dann schrillten bei ihm die mentalen Alarmglocken: Er hatte den letzten Satz doch eben nicht laut ausgesprochen, oder?

„Was ist komisch?“

„Äh…“, fieberhaft suchte er nach einer Ausrede, damit alles so weiterlaufen konnte wie bisher. Wie bisher? Wie das Bisher, in dem er immer nur davongelaufen war, unfähig, seinem besten Freund seine Gefühle zu gestehen?

„Tala, ich denke, du solltest dich setzen. Oder da du schon sitzt erst aufstehen und dich dann wieder setzen – ich habe dir was zu sagen. Es ist komisch, dass ich jedes Mal sprachlos bin, wenn ich die Chance habe, mit dir zu reden – nur um dann vor Worten schier überzusprudeln, wenn irgendetwas schreckliches passiert. So auch heute, als ich dachte, wir würden beide draufgehen. Wir leben aber noch und darüber bin ich froh, denn… Ach verdammt noch mal, sorry, aber ich bin in dich verliebt!“

Für einen Moment saß Tala einfach nur da, starrte ihn an und musste das Gesagte erst mal geistig in nicht ganz so hölzerne Sätze umformen. Dann breitete sich langsam ein Lächeln über sein Gesicht aus: „Schön.“

„Schön?! Ich gestehe dir meine Liebe, und alles, was du dazu sagst ist „schön“?!“, fassungslos klappte Bryan der Unterkiefer hinunter; das war jetzt nicht gerade die Reaktion, mit der er gerechnet hatte…

„Na ja… Mir fehlen die Worte – im positiven Sinne!“

„Jetzt echt?“

„Ja.“

„… Schön!“

Synchron brachen sie in Gelächter aus, das erst verstummte, als Tala seine Arme um Bryan schloss: „Wir müssen echt wahnsinnig sein!“

„Was? Wahnsinnig dumm oder wahnsinnig ineinander verliebt?“

„Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem; und jetzt küss mich endlich, du Idiot!“
 

~~~ ; ~~~
 

Ganz allein standen sie in einem Raum aus glattem, weißen Stein, nur Kai und Dranzer. Aber irgendetwas war anders als bei ihrem ersten Treffen, das spürte der junge Mann sofort…

Als er einige Schritte näher an den Phönix trat, sah er auch, was es war: Dranzer weinte! Große, blutrote Tränen flossen aus den bernsteinfarbenen Augen des Vogels, wurden zu kleinen Flämmchen wo sie den Boden berührten.

Geschockt streckte Kai die Hand aus, konnte es einfach nicht glauben; kaum hatte er das rotgoldene Federkleid berührt, stieß der Feuervogel einen kläglichen Schrei aus. Reflexartig wollte Kai seinen Arm wegziehen, doch irgendetwas hielt ihn fest.

Der sich ihm bietende Anblick ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren: Unter dem Fleisch Dranzers waren Fäden einer teerartigen Masse hervorgebrochen und hatten sich um seine Hand gewickelt. So sehr er auch zog und zerrte, er kam einfach nicht los!

Doch nicht nur das: Wie Maden schien dieses Zeug unter Dranzers Haut entlang zu kriechen, bahnte sich an immer mehr Stellen einen Weg nach außen. Schließlich hatte sich ein ganzes Gespinst solcher Fäden um den Phönix gewickelt, so dass nur noch dessen Form zu erkennen war.

Unbändige Schmerzen wogten durch Kai, brachten ihn schier um den Verstand. Nur weg!

Ohne zu wissen, wie er sich befreit hatte, taumelte er nach hinten, als sich im selben Moment der Kokon öffnete und eine übelriechende Flüssigkeit zu Boden schwappte. Der Blick wurde freigegeben auf das komplette Anathema von all dessen, wofür Dranzer stand: Black Dranzer!
 

Schweißgebadet wachte Kai auf, wusste zunächst erst gar nicht, wo er sich eigentlich befand. Was hatte dieser Traum bloß zu bedeuten?

Rays gleichmäßige Atemgeräusche rissen ihn aus seinem Schock, beruhigten ihn zumindest teilweise. Es war einfach nur niedlich, wie seiner kleiner Vampir im Schlaf vor sich hin schnaubte, obwohl er das doch im Grunde genommen gar nicht mehr nötig hatte…

Sanft strich Kai eine vorwitzige Strähne aus dem Gesicht seines träumenden Geliebten: „Solange du bei mir bist, ist alles in Ordnung! Und dennoch…“ Vorsichtig wollte er die Hand wegziehen, was bei Ray ein unwilliges Grummeln auslöste.

Irritiert blinzelte Kai, konnte sich dann aber ein Schmunzeln nicht verkneifen: „Schön, ganz wie du willst!“ Dem Wunsch des Schlafenden entsprechend, kuschelte er sich wieder näher heran, vergrub seine Nase in Rays himmlisch duftender Haarpracht.

Sekunden später war er wieder entschlummert, hinübergeglitten in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
 

~~~ ; ~~~
 

Am nächsten Abend versammelten sich alle auf dem Platz vor dem Rathaus. Nun ja, zumindest alle Nervensägen…

„Kai, wann brechen wir auf?“, gelangweilt kramte Tyson in seinen Taschen nach etwas Essbarem, das er eventuell dort vergessen haben könnte. „

“Wir“ gehen nirgendwo hin – ich nehme nur Ray und die anderen Vampire mit, immerhin ist das was Persönliches!“

„Ja, aber…“, wagte Max es sich einzumischen.

Noch ehe er seinen Satz beenden konnte, legte Ray ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter: „Ganz ruhig, Kai meint das nicht abwertend euch gegenüber. Aber irgendjemand muss die Dorfbewohner evakuieren, wenn wir scheitern sollten; und dafür seid ihr und die Mädchen nun mal am besten geeignet.“

Verächtlich schnaubte Kai: „Oh, sollten wir es vermasseln bezweifle ich, dass es noch was zum Evakuieren gibt! Aber falls ich mich da täusche, dürfen die Zwei solange Adam und Eva miteinander spielen, wie sie wollen!“

Die gesamte Zehnerrunde lief rosa an, wobei selbst Tyson diesmal Mühe hatte, nicht an einem zufällig gefundenen Bonbon zu ersticken.

Schließlich räusperte sich Mariah: „Nun, ihr solltet jetzt lieber gehen! Ach ja, und Ray, ich hatte doch noch was bei dir gut, oder? Dann rette bitte die Welt! Es gibt Dinge, die will nicht mal ein Hardcore-Yaoi-Fan sehen!“
 

Ratlos starrten sie die Klosterpforte an; da im Verlauf des Tages alle in Maine ansässigen Ghule in ihre Heimat zurückgekehrt waren, war beim Öffnen der Tür nun guter Rat teuer.

„Irgendjemand ne Idee?“, fragend sah Kai sich um.

Zögerlich hob Tala die Hand: „Wie wäre es, wenn wir Spencer die Tür einrammen lassen?“

„Vergiss es, das ist viel zu auffäll…“ RUUUMS!

Kai drehte sich erst gar nicht um: „Bitte sagt mir, dass Spencer eben nicht die Tür eingerammt hat!“

Ray verzog das Gesicht: „Nein, hat er nicht…“

„Oh, gut!“, erleichtertes Aufseufzen.

„Er hat die Tür gerammt, diese ist daraufhin aus den Angeln gefallen und hat ihn unter sich begraben…“
 

Nachdem sie Spencer in gemeinsamer Schwerstarbeit unter der einen Hälfte des Portals herausgeholt hatten – erstaunlicherweise ohne eine Vergeltungsaktion seitens Voltaire heraufzubeschwören – schlichen sie vorsichtig ins Innere des ehemaligen Klosters.

„Und wohin jetzt?“, orientierungslos schaute Ray sich um, hatte er das Tor bei seinem ersten Besuch doch nur ohnmächtig passiert.

„Ich würde vorschlagen, wir suchen erst mal in Voltaires Thronsaal nach neuen Hinweisen.“, schulterzuckend deutete Tala in die entsprechende Richtung.

Gesagt, getan. Schon nach einem kurzen Weg standen sie in dem Raum, der – außer ein paar Käfern und anderem Getier – bar jeglichen Lebens war. Die Kerzen waren gelöscht worden, der Staub lag in einer dicken, unberührten Schicht auf dem Boden und auch von Voltaire selbst fehlte jede Spur.

„So, wir könnten hier also Hinweise finden, was? Was hast du erwartet? Dass mein Großvater eine Notiz hinterlässt, wie wir ihn finden und von seiner Schnapsidee abbringen können?“, gereizt trat Kai einen Mörtelklumpen weg. Sie vergeudeten hier wertvolle Zeit…

„Äh, Kai…“

Zornesbebend fuhr der Jäger herum; seine Züge wurden schlagartig weicher als er sah, dass Ray ihn angesprochen hatte: „Ja, was ist denn?“

„Ich will dich ja nicht dabei stören, wenn du gerade dabei bist, wie ein Vulkan zu explodieren, aber schau dir doch einfach mal den Thron genauer an…“

Der Anweisung gehorchend, drehte Kai seinen Kopf in die angegebene Richtung – und erstarrte. Um den Thron war eine Schiefertafel gehängt worden, auf der in großen, weißen Kreidebuchstaben stand: „Bin gerade damit beschäftigt, die Weltherrschaft an mich zu reißen und daher leider unabkömmlich. Wenn Sie ein wütender Dämonenlord, die vier Reiter der Apokalypse oder der Austräger des neuen IKEA – Kataloges sind, so finden Sie mich im Keller, den zweiten Gang links entlang.“
 

Das war zu einfach. Nicht, dass er sich beschweren wollte – aber lediglich einem Gang zu folgen, der nicht mal die kleinste Spur einer Falle aufwies, war definitiv zu leicht für den finalen Kampf gegen einen von der Welteroberung besessenen Vampir. Gerade wenn es sich um seinen Großvater handelte, der sich erfolgreich über einen längeren Zeitpunkt vor der Welt versteckt hatte, erschien es doch unlogisch, eine Wegbeschreibung herumliegen zu lassen. Also war das eine Falle – aber eine, von der Kai wusste, dass sie gestellt worden war…

Langsam veränderte sich der Gang, wurde schmaler, dunkler. Auch verlief er nun nicht mehr ebenerdig, sondern leicht schräg nach unten, ein Zeichen dafür, dass es nun hinab in die Eingeweide des Schlosses – die Katakomben – ging. Denn genau das waren diese Räume und da es hier einen akuten Mangel an Marmeladengläsern gab, war Kai sich auch nicht wirklich sicher, wie Voltaire zu einer anderen Namensgebung gekommen war. „Keller“ hörte sich viel zu nett an für mit Schädeln und Gebein verzierte Wände, die lediglich von einer einzelnen Fackel erhellt wurden…

„Ich wusste gar nicht, dass es hier derartige Anlagen gibt!“, neugierig sah Ian sich um.

„Nun, das liegt wahrscheinlich daran, dass nur die Vampire, deren Blut Voltaire trinken wollte, hier gelandet sind. Ich selbst weiß das nur, weil ich sie gut verschnürt hier ablegen sollte, damit er sie sich holen konnte…“, scheuchte Tala den Kleineren weiter.

Na toll, Kais Großvater wollte also kein dämonisches Ritual abhalten, nein, er war nur ein ganz klein bisschen kannibalistisch veranlagt! Aber für den Wahnsinn hätte er doch das Schwert ihres Ahnen nicht gebraucht…

Unwillkürlich fiel Kais Blick auf eine Stelle der Wand, welche ausnahmsweise nicht von Knochen bedeckt war. Stattdessen war ein in den Stein eingemeißeltes Bildnis zu erkennen, auf dem zwei riesige Vögel über einer Art Brunnen gegeneinander kämpften.

In diesem Moment fühlte sich die Kehle des Jägers staubtrocken an. Er schluckte schwer, ehe er möglichst beiläufig eine Frage stellte: „Welcher Tag ist heute eigentlich?“

„Freitag der 13te, wieso? Bist du abergläubig?“
 

~~~ ; ~~~
 

Mit Tränen der Rührung in den Augen stiefelte Ian vorwärts. Dieser Stil, dieses Ambiente – einfach grandios! Genau so hatte das Geheimversteck eines Oberschurken auszusehen! Vielleicht durfte er es ja übernehmen, wenn sie Voltaire ausgeräuchert hatten?

In Gedanken sah der jüngste Vampir sich schon, wie er in eine schwarze Kutte gehüllt durch die Katakomben schwebte und mit seiner gespenstischen Lache alle Eindringlinge vor Angst in den Wahnsinn trieb. Müsste er nur noch ein Labyrinth bauen lassen und dann wäre alles perf… He, sogar das gab es hier schon! Toll!

„Leute, schaut mal! Ein original „Noncognosco“-Labyrinth aus dem 14. Jahrhundert! Komplett mit Bodenfallen und Todespendel! Ist das nicht wundervoll?“, zu seinem eigenen Glück bekam Ian die Blicke seiner Mitstreiter nicht mit, als er voller Freude auf und ab hüpfte, „Das ist ja sooo schwer zum Durchkommen! Zuerst muss man in die Labyrinthmitte gelangen, um dort mithilfe eines Schalters alle Fallen zu deaktivieren. Die bleiben für drei Minuten ausgeschaltet, so dass man weiterlaufen und durch den Schacht klettern kann, hinter dem der Mechanismus zum Öffnen des Labyrinthausganges liegt…“

„Ich denke, ich spreche für alle, wenn ich an dieser Stelle folgendes frage: HÄ?“, gab Tala stellvertretend für den Rest der Gruppe sein Unverständnis zu.

Aus großen, kindlichen Augen sah Ian ihn an: „Aber ich hab das doch ganz einfach erklärt! Kai hat mich bestimmt verstanden, oder?“

Falscher Stolz kämpfte mit echter Wahrheitsliebe. Schließlich siegte eine Mischung aus beidem: „Äh… Mach du das doch einfach! Ich vertraue ganz auf deine Fertigkeiten…“

Kai vertraute ihm?

Kai vertraute ihm!

„Du wirst es nicht bereuen!“, mit diesen Worten raste Ian davon, geflissentlich ignorierend, dass sein Verhalten gerade keineswegs einem fiesen Bösewicht entsprach. Wann erhielt man schon mal die Chance, sich eine derartig alterwürdige Anlage wie dieses Labyrinth aus der Nähe anzuschauen?

Ganz einfach: Wenn man sich darin verlief und zu Tode kam zum Beispiel! Zumindest wollte ein am Boden liegendes Skelett dem Jungen das mitteilen, als er ohne es großartig zu beachten daran vorbeirannte.

Ebenso sträflich wurde das erste aus der Decke herunterschwingende Pendel und eine Passage mit fliegenden Giftpfeilen ignoriert, denen Ian ohne größere Probleme auswich. Bei dem zweiten Pendel wurde er sogar schon so übermütig, dass er auf den oberen Rand der Metallschneide sprang und erst einige Male hin und her schaukelte, ehe er weiterlief. Tja, übermenschliche Geschwindigkeit hatte schon ihre Vorteile!

So kam es, dass er die Mitte des Labyrinths überraschend schnell erreichte. Nun musste er nur noch den Schalter umlegen und dann…

Geschockt sah sich Ian mit der ersten echten Schwierigkeit konfrontiert: Es gab drei Schalter! Einen aus Silber mit einem Saphir im Griff, einen aus Gold mit Rubin im Griff und einen aus Kupfer mit einem Smaragd im Griff – aber welcher war der Richtige?

Ratlos lehnte der Vampir sich nach hinten – und stieß mit der Schulter an einen Fackelhalter. Aua, verdammtes Eisenteil!

Moment mal, was machte ein Amethyst an einem eisernen Fackelhalter?

Plötzliche Erkenntnis durchflutete ihn: Gold, Silber und Kupfer waren relativ weiche Metalle und damit denkbar ungeeignet für Schalter. Was, wenn das Ding einem einfach in der Hand abbrach?

Als Ian am Fackelhalter zog, gab ihm ein lautes Grollen zu verstehen, dass die Fallen blockiert waren und seine Freunde somit nachkommen konnten. Gut, dann konnte er derweilen ja den Rest erledigen…
 

~~~ ; ~~~
 

„Du, Bryan, es hat gedonnert!“, aufgeregt zupfte Tala seinen Liebsten am Arm; er mochte Gewitter nicht besonders und sah somit die Chance gekommen, sich hemmungslos trösten zu lassen – als Streicheleinheit zwischendurch sozusagen.

Der Lilahaarige grummelte nur leise; na toll, nach Massenmord, angestrebter Welteroberung und Boris hatte sich Voltaire also jetzt auch noch ein Indoor-Gewitter einfallen lassen!

He, Momentchen mal, hatte Ian nicht vorhin irgendetwas von einem derartigen Geräusch gesagt?

Kai musste wohl zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen sein, denn just in diesem Moment brüllte er: „RENNEN!!! Tala, versuch den Gedanken von Ian mal schleunigst eine Wegbeschreibung zu entnehmen!“
 

~~~ ; ~~~
 

Einige Gänge und Kurven weiter, fand Ian endlich das, was er gesucht hatte: Langsam glitt ein Schacht im Boden auf, gab so den Weg frei zur letzten Herausforderung. Sobald er drinnen war, musste er innerhalb von drei kümmerlichen Minuten wieder draußen sein, sonst würde sich die Öffnung schließen und er wäre somit gefangen.

„Wird schon schief gehen!“, voller Enthusiasmus machte der Grauhaarige sich daran, hinabzuklettern.

Unten waren wieder vier Stäbe, die diesmal jedoch Linsen an ihrer Oberseite hatten. Anscheinend sollte man einen einfallenden Lichtstrahl so umlenken, dass er auf die beiden Kupferplatten an den Wänden rechts und links von ihm fiel…

Als er einen Schritt auf diese Vorrichtung zu machte, fiel Ian noch etwas anderes auf: In einer Ecke, halb verdeckt vom Schatten, lag auf einem einer Skeletthand nachempfundenen Lesepult ein Buch. Ehrfürchtig las Ian den Titel: „Der Wälzer der Ewigen Dunkelheit (3)“

Konnte es wirklich sein, dass er dieses legendäre Buch vor sich hatte? Wie gern würde er es aufschlagen, aus der Weisheit des darin beschriebenen Bösen lernen… Aber er hatte keine Zeit dafür, noch nicht. Zuerst musste er seine Mission erfüllen.

Festen Schrittes ging Ian auf den längsten Stab zu, den, der etwas abseits der anderen stand; den ein wenig verschoben und…

Richtig, unweigerlich fiel der Lichtstrahl auf die erste Linse, wurde dann jedoch in die Irre gelenkt. Folglich musste er auch erst diese ausrichten, so dass das Licht sich in zwei kleinere Stränge aufteilte, die durch die Facetten hindurch auf die beiden übrigen Linsen – und somit schlussendlich auch auf die Metallplatten – schienen. Diese klappten langsam herunter, entriegelten dadurch das Tor zum Ausgang.

So, nun hatte er sich aber definitiv eine Belohnung verdient!

Vergnügt machte Ian sich daran, den Wälzer vom Buchpult zu heben; er konnte es gar nicht erwarten, darin zu lesen. Nur noch schnell wieder hochklettern…

Zu seinem Entsetzen musste der Junge mitansehen, wie langsam eine schwarze, teerartige Flüssigkeit zwischen den Seiten des Manuskripts hervorquoll, teilweise sogar auf den Boden tropfte. All die daraus entstehenden kleinen Rinnsale vereinigten sich zu einem großen, der unaufhaltsam in die Höhe wuchs, krampfhaft versuchte, Ian zu umwickeln…
 

~~~ ; ~~~
 

„Verdammt, wo bleibt der Kleine bloß?“, nervös ging Kai im sicheren Teil des Labyrinths auf und ab, „Da stimmt irgendetwas nicht!“

Schließlich konnte Ray es nicht mehr ertragen und stoppte den Lauf seines Geliebten, indem er seine Arme um diesen schlang. Beruhigend streichelte er Kai über den Rücken: „Keine Sorge, er wird sicher gleich auftauchen…“

Ein Schrei ließ sie aufschrecken, versicherte ihnen gleichzeitig, dass sie nicht so bald mit Ian zu rechnen hatten. Tala wollte gerade ansetzen, etwas zu sagen, da begann die Luft vor ihnen wie bei großer Hitze zu flimmern. Langsam verstärkte sich dieser Effekt, bis dort Voltaires seltsam unnatürlich – ja beinahe wie schmelzendes Wachs wirkendes – Gesicht zu sehen war. Höhnisch lachte das Abbild auf: „Eins!“

„Lasst uns weitergehen.“, entgegen all seiner Gewohnheiten war Spencer der erste, der nach langem Schweigen wieder das Wort ergriff. Betreten nickten die Anderen.
 

Nachdem sie das Labyrinth verlassen hatten, kamen sie in einen weiteren dunklen Gang, der seinerseits in einen Raum voller ebenmäßiger Blöcke endete, deren Oberflächen mit vielen kleinen Farbquadraten bedeckt waren. Anscheinend waren diese zur Ergänzung des farblich ähnlichen Bodenmosaiks gedacht, gab es in diesem doch an einigen Stellen Löcher von derselben Größe.

Entschlossen versuchte Bryan, einen der Quader zu verschieben, scheiterte jedoch kläglich. Dies brachte wiederum Tala dazu, seinen Unlebenspartner resolut aus dem Weg zu befördern: „Spencer, dein Job! Wir sagen dir, wohin du schieben musst.“

Nacheinander glitten die Blöcke in die für sie vorgesehenen Positionen (4). Kaum war der Letzte eingepasst worden, konnten sie erkennen, was das Mosaik darstellte: Einen zum Angriff bereiten schwarzen Phönix. Gar nicht gut…

Unter ihnen begann der Boden zu beben, als die Füllmasse zwischen den Mosaiksteinchen sich zu verflüssigen begann und in Form eines riesigen grau-schwarzen Wurmes emporschoss. Reflexartig rannten alle Abenteurer auf die Tür zu, die auf der anderen Seite des Raumes aus dem Nichts aufgetaucht war – alle bis auf einen.

Zur Salzsäule erstarrt, stand Spencer einfach da, starrte den näherkommenden Aggressor an und brabbelte irgendetwas vom „Mutterbazillus“. Wenige Meter noch, dann wäre der Wurm bei ihm…

In diesem Moment schob sich das übergroße Abbild von Voltaires Gesicht zwischen sie und ihren schaurigen Beobachtungsposten. Der alte Mann sah noch schlimmer aus als zuvor; seine Pupillen waren langsam dazu übergegangen, sich rot zu färben und statt Haaren ragte ihm Spitzen von irgendetwas Schwarzem aus dem Kopf. Seine Stimme glich nur noch einem Krächzen, als er kicherte: „Zwei!“
 

Sie versuchten das mulmige Gefühl aus ihrer Magengegend zu verdrängen, während sie immer weiter in die Tiefe des Untergrunds gingen. Zwei waren fort, verloren, nur weil sie hilflos gewesen waren, es im Grunde nicht mal versucht hatten…

„Kai, glaubst du, wir schaffen es?“, unsicher presste Ray sich an den Jäger, bedurfte nun seinerseits Unterstützung.

„Ich weiß es nicht, Kätzchen, ich weiß es wirklich nicht…“, gedankenverloren kraulte Kai den Vampir im Nacken.

„He, jetzt macht nicht solche Gesichter wie sieben Tage Regenwetter! Ian und Spencer nützt es rein gar nichts, wenn wir das hier vermasseln, nur weil wir vor Selbstmitleid zerfließen!“, den eigenen Worten zum Trotz, trieben Bryan und Tala sie mit nicht minderer Trauermiene geradewegs in den nächsten Raum. Dieser war – bis auf zwei sich gegenüber liegenden Glaskästen – vollkommen leer. Was sollte das?

Verwirrt rieb Tala über einen der Kästen; fühlte sich an wie ganz normales… Erschrocken keuchte er auf, als seine Hand langsam durch das Glas hindurch sank. Er wollte noch zurückweichen, doch schon schloss der nun geleeartige Stoff sich um seinen Arm, schien ihn immer weiter hineinzuziehen, bis er schließlich ganz darin gefangen war.

„Was…? TALA!“, als Bryan versuchte, zu seinem Liebsten zu gelangen, prallte er einfach vom Kasten ab.

Ehe noch jemand anders einen Rettungsversuch starrten konnte, lief der Kasten schwärzlich an, verschwand samt dem rothaarigen Vampir im Boden. Dafür wurde eine Steintür in der gegenüberliegenden Wand zur Hälfte hochgefahren.

Eine Zeit lang sagte keiner von ihnen ein Wort. Dann wanderte Bryans Blick von der Steintür zu dem sich langsam mit schwarzem Schleim füllenden Loch, in dem Tala verschwunden war: „Scheint so, als bräuchten wir noch ein Opfer, damit ihr weiterkommt…“

Wie in Trance machte er einen Schritt auf den verbliebenen Behälter zu. Wirkte dabei kein bisschen besorgt oder traurig, sondern viel eher ruhig, gefasst, ja beinahe schon glücklich. Still sahen Ray und Kai dabei zu, wie er mit einem gehauchten „Tala“ in den Kasten hineinstolperte, unfähig, irgendetwas zu sagen oder zu denken.

Und wieder erschien Voltaires Kopf in der Luft, diesmal vollends entstellt von aus der Kopfhaut sprießenden schwarzen Federn, mittlerweile blutroten Augen und einer Nase, die viel eher an den Schnabel eines Raubvogels erinnerte denn an ein Riechorgan. „Drei und Vier – übrig seid ihr!“, während der hässliche Greis einen schlechten Kinderreim von sich gab, schob sich die Steinplatte endgültig nach oben, gab den Blick frei auf eine weitere „mysteriös“ nach unten führende Steintreppe.
 

Über die Treppe hinab ging es in einen weiteren langen, dunklen Korridor. Ob es die zur Bauzeit des Schlosses im Dutzend billiger gegeben hatte?

Für einen kurzen Moment huschte der Ansatz eines Lächelns über Rays Gesicht, ehe er sich wieder daran erinnerte, was Tala und den Anderen passiert war. Was ihnen vielleicht bald passierte.

„Kai, ehe wir das hier hinter uns bringen, will ich dir noch unbedingt etwas sagen! Ich weiß, dass du es schon weißt, aber sollte etwas schief gehen… Ich liebe dich!“

„Dummkopf! Ich liebe dich doch auch.“, seufzend schloss Kai den Vampir in seine Arme, ließ seine Gefühle für einen Augenblick den Schmerz und die Unsicherheit hinwegschwemmen.

Am liebsten hätten sie ewig so dagestanden, geborgen in der Nähe des Anderen, abgeschnitten von dem, was unwillkürlich kommen musste. Doch beide wussten, dass das leider nicht möglich war…

Stattdessen mussten sie weiter, zum Ende. Zu dem Ende, das kaum dreihundert Meter weiter hinter einer Stahltür auf ihr Erscheinen lauerte.

Langsam löste sich Kai von Ray, schenkte ihm ein letztes, aufmunterndes Lächeln: „Ich freue mich schon auf den versprochenen Kuss wenn das alles hier vorbei ist…“
 

Der Raum hinter der Tür war gigantisch. Vom Eingang aus führte ein Metallsteg zu einer an vier Ketten hängenden, kreisrunden steinernen Plattform, die über einer dunkelroten Flüssigkeit baumelte. Das war also der Brunnen…

„Gefällt dir mein Zuhause, Kai? Es kostet eine ziemliche Mühe, das Blut vom Gerinnen abzuhalten.“, präsentierend streckte der in der Mitte des Saales stehende Voltaire – oder besser gesagt das Monster, das von ihm übrig war – die Arme aus.

„Warum sollte es mir gefallen?“, peinlich genau darauf achtend, dass er Ray möglichst viel Deckung gab, machte Kai einige Schritte nach vorne.

„Nun, weil es von jetzt an auch deine Heimat sein wird. Es sollte dir als meinem neuen Gefäß hier schon ein wenig gefallen…“

„Gefäß? Was soll das heißen?“, alle Vorsicht vergessend, schob Ray sich aus dem Windschatten seines Geliebten.

„Ah, der Vampir!“, Voltaire gab ein erfreutes Gackern von sich, „Sehr schön, damit hätte ich auch die letzten Tropfen des erforderlichen Blutes, um meinen Geist in deinen jüngeren Körper zu verpflanzen!“

Was bist du eigentlich?!“, zur Sicherheit brachte Kai sein Schwert zwischen sich und den Gegner. Was Voltaire allerdings nicht davon abhielt, näher zu kommen.

„Nun, lass mich nachdenken: Schwarze Federn, rote Augen, ein Schnabel…“, der Alte blieb stehen, als etwas unter seiner Haut entlangzuwandern schien.

Kai kannte das – allerdings gefiel ihm keineswegs, woher er es kannte. Sollte sein Traum wahr sein, dann würde das bedeuten…

„Black Dranzer!“

„Oh, hat da jemand meinen Namen genannt?“, mit einem sarkastischen Grinsen streckte Voltaire seine Hand aus, „Na los, komm schon her, damit wir es hinter uns bringen können! Die Kraftreserven dieses Greises sind nun wirklich mehr als beschränkt…“

Mit aller Kraft musste Kai dagegen ankämpfen, dass seine Beine den Befehlen des Vogelmenschen gehorchten. Da war etwas… Eine bestimmte Nuance in der Stimme der Bestie, die ihn geradezu magisch anzuziehen schien…

„Du zögerst? Ergib dich doch einfach dem Ruf deines Blutes; du brauchst mich doch mindestens genauso sehr, wie ich dich brauche!“

Der Widerstand schmolz, wurde immer kleiner, bis aus dem großen „Nein“ in seinem Kopf ein ganz kleines, kaum vernehmbares geworden war. Gerade wollte Kai sich in Bewegung setzen, da schloss sich eine Hand um seinen Arm – Rays Hand. Neben ihm Rays Gestalt, zitternd und klein und verloren, und dennoch mit der unbändigen Entschlossenheit in den Augen, für die Kai ihn liebte…

„Er braucht dich nicht!“, Ray hatte das Gefühl jeden Moment tot umfallen zu müssen, als er die Worte aussprach, „Und er will dich auch nicht. Verschwinde!“

Genervt verdrehte Voltaire die Augen: „Du schon wieder! Langsam gehen mir deine Quengeleien wirklich auf den Keks. Ab mit dir!“

Mehr von der schwarzen Masse schoss aus dem Blut um sie herum empor, formte Gitterstäbe um Ray, die bald eine Art übergroßen Vogelkäfig bildeten. Zusätzlich dazu legte sich ihm ein dünner Streifen Schwarz über den Mund. Würgend versuchte der Vampir den ekelerregenden Knebel auszuspucken; er musste Kai warnen, ihm beistehen!

Der Jäger seinerseits verspürte beim Anblick seines derartig gefesselten Geliebten eine Woge heißer Wut in sich aufsteigen; wie konnte diese Kreatur es wagen, Ray so zu behandeln! Mit einem kalten Lächeln ließ er sein Schwert sinken: „Du hast damals gesagt, du würdest zurückkehren…“

„Und das bin ich!“, siegessicher machte Voltaire einige Schritte vorwärts.

„Du hast doch auch versucht, Dranzer zu bekommen… Nun, du kannst ihn haben!“, kaum stand die Inkarnation des dunklen Phönix direkt vor ihm, riss Kai seine Klinge wieder hoch und durchbohrte damit die Brust seines Gegners.

Ein ungläubiges Keuchen entrang sich Voltaires Kehle, gefolgt von einem schallenden Lachen: „Deiner Reaktion darf ich wohl soviel wie ein „Nein, danke!“ entnehmen – bedauerlich. Muss ich dich mir eben nehmen.“

Eine Handbewegung von ihm veranlasste den Käfig, in Richtung der oberen Raummitte zu schweben – eine Tatsache, die sowohl bei Ray als auch bei Kai Übelkeit auslöste. Dass da ein Haken hing, war gar nicht gut…

Grinsend verfolgte Voltaire Kais Blick: „Oh, keine Sorge, der dient nur zur Aufhängung des Käfigs! Sorgen solltest du dir lieber um die da machen…“ Vier lange, schwarze Würmer schossen aus dem Blut hervor, bohrten sich gefräßig in Rays Fleisch.

Gepeinigt wandte Kai den Kopf ab, kämpfte vergeblich gegen Tränen des Zorns an; er konnte diesen Anblick einfach nicht ertragen. War es nicht bis zu einem gewissen Grad seine Schuld, dass es so weit gekommen war? Wäre er nicht der schriftlichen Einladung des Bürgermeisters…

Moment mal, Bürgermeister Dickenson betrachtete doch alles, was auch nur ansatzweise Übernatürlich war, als potenzielle Touristenattraktion; würde er dann wirklich einen Vampirjäger herbeordern?

„Du hast mich hierher eingeladen?!“

„Natürlich, immerhin sind nur Mitglieder der Familie Hiwatari als meine Wirte geeignet! Alles, was ich tun musste, war ein wenig im immer schwächer werdenden Bewusstsein deines Großvaters herumzutricksen…“

Unwillkürlich fixierten Kais Augen wieder den sich im Käfig hin und her windenden Ray; das ganze Grauen hier war geplant gewesen…

Schon spürte der Blauhaarige wieder den Feuersturm durch seinen Körper toben, der das Auftauchen von Dranzer ankündigte. Funken sprangen von seinen Handflächen aus auf das Schwert über, das er noch immer fest umklammert hielt. Es würde heute Nacht hier enden…

Als Flammenzungen aus der Klinge hervorleckten, konnte Voltaire nur müde lächeln: „Schön, du kontrollierst also mein Brüderchen; allein, es wird dir nichts nützen! Denn er ist das Leben, ich aber bin der Tod!“
 

~~~ ; ~~~
 

Unwillkürlich wurde Ray schlecht; dieses nervige Psychogebrabbel war ja fast schlimmer als die durch die Würmer hervorgerufenen Schmerzen!

Jene Qualen, die sich im gleichen Maße steigerten, wie er Blut verlor, jeden klaren Gedanken aus seinem Kopf trieben, ihn seine Umgebung nur noch bruchstückhaft wahrnehmen ließen…

Die ihn auf den Boden seines Gefängnisses zwangen, ihn dazu brachten, sich in Agonie zu winden, während Kai gleich etwas wahnsinnig dummes tun würde…

Kai! Er musste irgendwie seinen Knebel los werden und ihn davon abhalten, auch noch sich selbst in Gefahr zu bringen – bzw. diese auch noch unnötig zu steigern!
 

~~~ ; ~~~
 

So, der Alte meinte also, er sei der Tod? Nur zu schade, dass er bald ein sehr kopfloser Sensenmann sein würde – wortwörtlich… Wenige Schritte und ein gezielter Schlag trennten Kai von diesem Vorhaben, und – bei Gott – er würde es ausführen!

Mit der Präzision kalter, wohl kalkulierter Wut lief Kai los, näherte sich seinem Ziel mit eleganten, auf ein Minimum an Kraftaufwand beschränkten Bewegungen. Surrend zerteilte die Klinge von Dranzer die Luft – und traf auf eine hastig nach oben gezogene Schulter.

„Kai, bring dich schnell außer Reichweite! Es ist eine Falle!“, Rays schmerzverzerrte Stimme brachte ihn dazu, hoch zu sehen, was ihn eine Sekunde der erforderlichen Aufmerksamkeit kostete. Hart traf ihn etwas schwarzes, warf ihn gegen die nächste Wand.
 

~~~ ; ~~~
 

Mit Schrecken sah Ray dabei zu, wie Kai langsam in Richtung des Blutes hinabglitt, bei dem sich schon die Oberfläche zu kräuseln begann; das einzige, was noch beunruhigender war, war, was Kai weggeschleudert hatte: Ein riesiger Flügel, der an der Stelle unter Voltaires Haut hervorgebrochen war, an der Dranzer dessen Schulterblatt verbrannt hatte.

Kein Zweifel, sein Geliebter brauchte dringend Hilfe – ein Gedanke, der sich erstaunlich klar einen Weg durch Rays gebeutelte Nerven bahnte. Aber wie… He, Moment mal!
 

~~~ ; ~~~
 

Zufrieden beobachtete Voltaire, wie Kai hinabfiel. Gleich würde der Junge die Oberfläche des Vampirblutes durchstoßen und dann würde er ihn umschlingen, zu einem Teil von sich machen. Da, jetzt!

Wieso fiel der nicht endlich hinein? Voltaires Gesicht wurde immer länger, während er Kai dabei zusah, wie dieser besinnungslos zwei Zentimeter über der purpurnen Flüssigkeit in der Luft schwebte. Dann ließ er suchend seinen Blick hin und her schweifen; was… Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen, als er den auf dem Käfigboden knienden Ray entdeckte, der sich schwer atmend zu konzentrieren suchte. Dieser verdammte Vampir!

Aber dem würde er ein Ende setzen!
 

~~~ ; ~~~
 

Das leise Krähen eines Vogels weckte Kai, gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie sich schwarze Tentakel noch tiefer in den Körper seines Geliebten bohrten. Im selben Moment, in dem der Schwarzhaarige einen Schmerzensschrei ausstoßend zusammenbrach, rannte der letzte noch lebende Hiwatari schon los um ihm zu helfen. Oder schwebte besser gesagt, lief er doch gerade auf leerer Luft…

Unter normalen Umständen hätte Kai bei dieser Erkenntnis wahrscheinlich mehr als nur eine Augenbraue verzogen, doch jetzt zuckte er nur geistig mit den Schultern. Alles, was in diesem Moment zählte, war Ray. Und irgendwie war der ungläubige Blick, den sein Großvater ihm zuwarf, ja auch ganz amüsant…
 

~~~ ; ~~~
 

Verflucht, Kai hatte Flügel – prachtvolle, rotgoldene FLÜGEL! Woher waren die hergekommen – und warum gerade jetzt?! Das war sein, Black Dranzers, Vorrecht!
 

~~~ ; ~~~
 

Vor den Gitterstäben blieb Kai stehen; er musste zu Ray, koste es, was es wolle! Aber wie sollte er da bloß durchkommen?

Wärme breitete sich in ihm aus, brachte ein Bild dazu, vor seinem inneren Auge aufzuflackern: Eine Hand, die sich auf die Gitterstäbe legte.

Ob das eine Falle war? Andererseits: Hatte er eine andere Wahl als es auszuprobieren, sofern er seinen Vampir da herausholen wollte?

Vorsichtig tat Kai das Vorgeschlagene, stets bereit, zurückzuzucken. Ein leichtes, nicht unangenehmes Kribbeln machte sich in seiner Handfläche breit, als Partikel weißen Lichtes aus seinen Fingerspitzen hervorschossen und die schwarze Substanz aufzulösen begannen.

Dranzer! Das hier war eindeutig Dranzers Werk!

So schnell er konnte, krabbelte Kai durch das immer größer werdende Loch und schnappte sich die erstbesten Tentakel, denen er habhaft werden konnte. Einer nach dem Anderen fiel dem Verfall anheim, bis nur noch Rays schmächtige, in sich zusammengesunkene Gestalt da war. Langsam, ja beinahe zögerlich, kniete sich Kai nieder und legte seinen Vampir so hin, dass dessen Kopf in seinem Schoß ruhte. Ein stummes Stoßgebet an seinen Schutzpatron, den Flammenvogel, sendend, schloss der Jäger die Augen, ließ seine Hände auf Rays Brustkorb sinken.
 

~~~ ; ~~~
 

Mit zunehmender Wut kam auch die Erkenntnis wieder, dass er wohl besser etwas tun sollte.

Entschlossen spannte Voltaire die Muskeln seines anderen Armes an, ermöglichte den Partikeln seines Geistes so ein besseres Durchkommen; unzählige Larven bahnten sich einen Weg nach oben, wo sie am Schulterblatt die Haut durchbrachen, sich soweit zu einer Einheit verdickten, bis sie einen weiteren pechschwarzen Flügel bildeten.

Auf trägen Schwingen erhob sich Voltaire in die Lüfte, sein Schwert zum Kampf bereit aus der Scheide gezogen. Er hätte zwar nicht gedacht, dass sein Bruder wie er den Körper des Jungen übernehmen würde, aber wenn Dranzer derartig abgelenkt war, dürfte es ein leichtes sein, ihn zu überwältigen…
 

~~~ ; ~~~
 

Ein scharfer Schmerz fuhr plötzlich durch Kais Rücken, ließ seinen Kopf ruckartig herumfliegen. Voltaire hatte ihn durch das Loch in den Gitterstäben unsanft an etwas rotgoldenem – Flügeln?! – gepackt und versuchte nun, ihn von Ray fortzuzerren.

Von Verzweiflung beseelt, griff Kai nach dem erstbesten Gegenstand, den er zu fassen bekam: seinem Schwert! Kaum hatte der Blauhaarige es in Händen, rammte er es seinem Großvater so fest er konnte in den Arm. Zischend versengte Dranzer dessen Fleisch, brachte Voltaire dazu, ein schmerzverzerrtes Fluchen von sich zu geben und loszulassen. Innerhalb von zwei Sekunden war Kai aufgesprungen und hatte sich seinem Gegner zugewandt; er musste ihn von Ray fernhalten!

Zu seiner grimmigen Zufriedenheit stellte er fest, dass Voltaires Arm an der verwundeten Stelle ganz schwarz verkohlt war, keinerlei Anstalten machte, sich zu regenerieren. Also konnte Feuer ihn zumindest noch immer verletzen…

Mit der Frage, weshalb es dann vorhin nicht geklappt hatte, beschäftigte er sich lieber später – nach dem vernichtenden Angriff.
 

~~~ ; ~~~
 

Wärme flutete durch ihn hindurch, brachte Gefühl in seinen wunden Körper zurück. Während Ray langsam zu Bewusstsein kam, konnte er wie aus weiter Ferne Geräusche vernehmen – Kampfgeräusche. Schlagartig war der Vampir vollkommen wach.

Mit schreckensgeweiteten Augen sah er, wie Voltaire einem Angriff von Kai auswich, seinerseits im Lauf mit seinem Schwert zustieß. Auch wenn der Blauhaarige nur unmerklich zusammenzuckte und sich im selben Augenblick auch schon wieder so herumdrehte, dass sein Gegner und er sich Auge in Auge gegenüberstanden, konnte Ray die Schmerzen seines Geliebten schon fast körperlich spüren.

Dieses Wissen machte ihn fast wahnsinnig, ließ alles andere in den Hintergrund treten. Es war nicht wichtig, dass Kai und Voltaire plötzlich Flügel hatten und dass ihr Kampf in der Luft stattfand, alles was zählte war, dass Kai ihn brauchte!

Wütend fauchend sprang Ray, hörte nur noch auf seine Instinkte. Wie gut, dass Voltaire ihm den Rücken zugewandt hatte, konnte er sich so doch mühelos in ihn verkrallen, ihn kratzen und beißen!
 

~~~ ; ~~~
 

Ein gequältes Krächzen von sich gebend, versuchte Voltaire, seinen zweiten Angreifer von seinem Rücken zu schütteln, ihn zu packen und fortzureißen. Verdammt, warum regenerierte er sich auf einmal nicht mehr? Reichte die Lebensenergie seines Wirtes etwa nicht mehr aus, um sie parasitär anzuzapfen und somit für eigene Zwecke nutzbar zu machen?
 

~~~ ; ~~~
 

Fest biss Kai sich auf die Zähne, versuchte so den pochenden Schmerz in seiner Seite zu ignorieren; er konnte regelrecht fühlen, wie Black Dranzers dunkle Saat sich durch seine Eingeweide fraß…

Aber das interessierte ihn momentan nicht, hatte nicht zu interessieren. Viel wichtiger war, dass Ray sich gerade in akuter Gefahr befand. Hätte der Vampir sich nicht mehr oder minder freiwillig in seine Katzengestalt begeben, wäre er wahrscheinlich schon längst abgeschüttelt worden. So hatte er alle vier Pfoten im Rücken seines Opfers vergraben und tat sein bestes, sich festzuhalten.

Aber so oder so: Ray würde nicht fallen, dafür würde Kai sorgen!

~~~ ; ~~~
 

Kaum stand Voltaire kurz davor, den lästigen Vampir von sich herunter zu pflücken, da bohrte sich ein ihm wohl bekanntes Schwert durch seine Hand. Mist, den hatte er vor lauter Schock über seine stockende Regeneration ganz vergessen!

Seine eigene Klinge in die andere Hand nehmend, drehte sich die Inkarnation Black Dranzers schwungvoll um, was erstaunlicherweise weitaus besser wirkte als alle Versuche, Ray loszuwerden: Der Kater wurde geradewegs wieder in den Käfig geschleudert.

Aber das war vollkommen irrelevant, als Voltaire Kai sah: Der junge Mann heilte gerade rasend schnell seine Wunden, schien dabei aber kein bisschen schlaffer zu werden. Aber wenn nicht seine Lebenskraft dafür angezapft wurde…

Ein triumphierendes Grinsen glitt über die Züge des Alten; Dranzer wurde gerade immer schwächer.
 

~~~ ; ~~~
 

Kai entging keineswegs, wie Ray wieder in den Käfig geschleudert wurde. Allerdings missinterpretierte er Voltaires Grinsen: Dieser Bastard wollte seinem Geliebten etwas antun!

Einen wütenden Schrei ausstoßend, flog er auf das Monster zu, dass einst sein Großvater gewesen war, schlug wie wild auf es ein.
 

~~~ ; ~~~
 

Das Wiedersehen mit dem Käfigboden hatte Ray wieder soweit zur Vernunft gebracht, dass er sich in seine menschliche Gestalt zurückverwandelt hatte. Nun löste er sich gerade aus seinen tierischen Empfindungen, nur um festzustellen, dass Kais Flügel immer mehr verblassten.

Kritisch schätzte der Schwarzhaarige die Entfernung bis zum Boden, ehe er aus dem Käfig sprang; mit seinen gegenwärtigen Kraftreserven konnte er Kai vielleicht nicht mehr schweben lassen, aber er konnte ihn zumindest zum langsameren Fall bewegen!
 

~~~ ; ~~~
 

Gerade wollte Kai erneut zustechen, da fühlte er auf einmal, wie er zunächst langsam, dann immer schneller an Höhe verlor. Ehe er noch irgendwie darauf reagieren konnte, stürzte er schon ab…
 

~~~ ; ~~~
 

Amüsiert sah Voltaire seinem Gegner beim Fallen zu; noch wenige Momente, dann konnte er den geschwächten Körper übernehmen… Doch zuerst der nächste Teil seines Planes…
 

~~~ ; ~~~
 

In der Tat gelang es Ray, Kai soweit zu verlangsamen, dass dieser sich über eine Schulter abrollen konnte und in der Hocke landete. Erleichtert atmete der Vampir aus; zumindest das hatte er seinem Liebsten ersparen können…

Er wollte schon zu dem Jäger eilen und fragen, ob alles in Ordnung sei, da wurde er von hinten in den Schwitzkasten genommen.
 

~~~ ; ~~~
 

„So, ich hole mir jetzt erst mal das Blut deines kleinen Lieblings hier und dann rechnen wir ab!“, zufrieden beobachtete Voltaire, wie Kai Anstalten machte, wieder auf ihn loszugehen.

Noch ein Schlag und dann war Dranzer – und damit auch der Junge – verloren, dem Willen des dunkeln Phönix ausgeliefert…
 

~~~ ; ~~~
 

Dranzer verlor beständig an Kraft, das spürte Kai. Ebenso war es auch um ihn nicht unbedingt zum Besten bestellt. Aber in dem Augenblick, in dem er Ray in der Umklammerung Voltaires sah, wurde das egal. Er hatte versprochen, dass alles gut werden würde – und dieses Versprechen würde er auch halten!

Zum letzten Mal atmete Kai bewusst ein – die Luft roch nach Tod und Verwesung -, während er sich mental auf den finalen Schlagabtausch einstimmte…
 

~~~ ; ~~~
 

Unsanft ließ Voltaire Ray zu Boden fallen, brachte seinerseits sein Schwert in Position. So hatte er mehr Platz, um es zu beenden…

Noch zehn Schritte, ehe Kai ihn erreichen würde… Neun… Sechs… Drei…

Mit voller Wucht rammte er Dranzers Hüter seine Klinge in den Bauch, konnte sich ein siegessicheres Grinsen nicht verkneifen, als ein schriller Vogelschrei erklang. Ein rotgoldener Phönix schoss in die Luft empor, wurde immer größer, ehe er sich in einen grellen Funkenregen auflöste.

Dann die Erkenntnis: Schmerz. Fassungslos schaute Voltaire an sich herab, sah das Schwert, das sich geradewegs durch seinen Brustkorb hindurch in die Luft hinter ihm gebohrt hatte.

Bevor der Wirt Black Dranzers umfiel, wandte sich sein Blick noch einmal Kais Augen zu, die sich schon langsam bewölkten. Wenigstens war er nicht der Einzige, der hier und heute den Tod finden würde…
 

~~~ ; ~~~
 

So schnell er konnte kroch Ray auf Kai zu, zu ausgezehrt um auch nur zu humpeln. Es durfte einfach nicht sein, dass… Ein Blick in Augen, aus denen allmählich jeglicher Glanz wich, sagte ihm, dass es doch so war.

Mit einer Stimme, die dem Geraschel von Herbstlaub im Wind ähnelte, flüsterte Kai: „He, kein Grund zu weinen; es ist vorbei. Ich hätte das eigentlich anders haben wollen, aber… Löst du jetzt dein Versprechen ein?“

Schluchzend nickte der Vampir, krampfhaft darum bemüht, auch nur das Schwächste aller Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern: „Natürlich!“ Langsam beugte er sich zu Kai hinab, versuchte dabei das Zittern, das seinen Körper durchlief, zu unterdrücken. Nichts sollte diesen ihren ersten Kuss, der zugleich auch ihr letzter sein würde, zerstören!

Kai unterdessen versuchte die Schmerzen seines Körpers zu unterdrücken, indem er sich ganz auf die bittere Süße konzentrierte, die von der sanften Berührung ihrer Lippen ausging. Könnte er doch nur noch ein wenig länger in Rays Augen, diese bernsteinfarbenen Juwele, sehen, die durch das Funkeln der Tränen in ihnen nur noch schöner würden…

Bernsteinfarbene Augen… Wie die von Dranzer…

„Beiß mich!“, mit der letzten ihm noch verbliebenen Kraft schob Kai sich empor.

„Kai, ich… WAS?!“, diese Aufforderung hatte Ray jetzt ganz sicher nicht erwartet. Prüfend sah er seinem sterbenden Geliebten in die Augen, versuchte festzustellen, ob dieser dem Tod mittlerweile so nahe war, dass er halluzinierte. In ihnen lag eine Ernsthaftigkeit und Ruhe, die den Vampir mehr als erstaunte. Für einen Moment haderte er mit sich selbst; sollte er das wirklich tun und Kai somit all das nehmen, worauf der in seinem Leben als Vampirjäger hingearbeitet hatte?

Wenn er es andererseits nicht tat, würde Kais Leben in absehbarer Zukunft enden. Und außerdem hatte der Blauhaarige sich doch letztendlich für ihn entschieden, oder?

Er verlor sich in den rubinroten Seelenspiegeln seines Liebsten, während sein Kopf sich ganz allmählich, fast wie durch eigenen Willen, einen Weg nach unten bahnte. Wieder trafen sich ihre Lippen, fordernder diesmal, stand jetzt doch ungleich mehr auf dem Spiel. Mit steigender Intensität des Kuss schlang Ray seine Arme um Kai, stützte dessen immer schwächer werdenden Körper so ab. Gleich war es soweit…

In dem Augenblick, in dem er den Tod langsam mit seiner Sense ausholen spürte, biss der Vampir sich auf die Zunge, ließ sein Blut langsam von seinem Mund aus in den Kais hineinströmen.

Wie in heftigen Fieberkrämpfen fing der an zu zittern. Während langsam jegliche Wärme aus ihm wich, konnte er zwischen der Dunkelheit hinter seinen Augen immer wieder grelle Lichtpunkte aufblitzen sehen…
 

Als Kai aufwachte, fühlte er sich, als wäre er etwas komplett anderes. Zumindest hätte er gedacht, dass dem so war, doch nichts derartiges war der Fall. Er fühlte sich weder wie bei Black Dranzers tödlicher Kälte, noch wie bei Dranzers lebensspendender Wärme; alles, was er war, war Kai, müde und hungrig zwar, aber sonst hatte sich nichts verändert. Mal abgesehen von der Tatsache vielleicht, dass er nun Sonnencreme mit dem Lichtschutzfaktor 200 benötigte…

„Na, wie geht’s dir?“, Rays Stimme klang besorgt, so als würde er mit Vergeltungsmaßnahmen rechnen.

Eines seiner seltenen Lächeln offenbarend, zog Kai ihn zu sich herunter: „Mit dir an meiner Seite immer gut!“

Sofort lief Ray rot an: „Oh… Äh… Danke. Tala hat mich während deiner Umwandl… deines Schlafes gedanklich verständigt; ihm und den Anderen geht es gut, mal abgesehen davon, dass sie ziemlich ausgelutscht sind. Allerdings werden wir sie für die nächsten paar Monate nicht mehr sehen – sie haben etwas zu erledigen…“

Kais Lächeln wich einem Haifischgrinsen: „Oh, schön. Haben Tala und Bryan Boris’ Bestrafung also mit einem kleinen Liebesurlaub verknüpft, was?“

Gespielt schmollend schnaufte Ray: „Ach, und ich darf währenddessen weiterhin in einem billigen Landgasthaus nächtigen, was?“

„Wer sagt denn, dass ich dich zum Schlafen kommen lasse?“, Kais Stimme nahm einen verführerischen Klang an, „Immerhin bin ich jetzt stolzer Erbe eines eigenen Schlosses…“ „Ach, und deshalb soll ich gleich mit dir in den Sarg hüpfen oder was?“, sein schwarzhaariger Geliebter verzog eine Augenbraue.

„Nein, aber es dürfte ein ganz schönes Stückchen Arbeit werden, das alles in Stand zu setzen… Allerdings wäre ich deinem Vorschlag auch nicht ganz abgeneigt – und Bürgermeister Dickenson würde sich sicher auch über diese neue „Touristenattraktion“ freuen…“ Beide konnten sich ein Kichern nicht verkneifen.
 

~~~ ; ~~~
 

Grinsend sah Tala dabei zu, wie Boris missmutig schnaufend auf ein 1 Quadratmeter großes Floß stolperte.

„Hier Boris, ich hab noch was für dich!“, mit einem ähnlich überdimensionalen Haifischgrinsen drückte Bryan seinem ehemaligen Vorgesetzten eine Plane und einen Eimer in die Hand, „Und pass gut auf dich und den Gospodin auf!“

„Schreib uns mal ne Postkarte aus Russland!“, kichernd trat Ian gegen das Transportmittel des Lilahaarigen, so dass es sich langsam vom Ufer weg in Bewegung setzte. Spencer stand einfach nur stumm da und winkte.

Verträumt blickten die Vier dem immer kleiner werdenden Gefährt hinterher, bis es nur noch ein Punkt am Horizont war.

„Hätten wir ihm sagen sollen, dass in dem Eimer nur Blumenerde und nicht Voltaires Asche drin ist, Tala?“

„Ach was Ian, das merkt er doch noch früh genug. Wir sollten jetzt übrigens wirklich gehen, wenn wir das Schiff nach Russland kriegen wollen; irgendjemand muss ja schließlich überprüfen, ob Boris wohlbehalten ankommt – und das gegebenenfalls ändern…“, der Rothaarige warf Bryan einen bedeutungsvollen Blick zu, und Arm in Arm machten sie sich auf den Weg zu ihrer Kutsche.
 

(1) Nur falls sich einer wundern sollte, dass ich im zweiten Kapitel geschrieben habe, Ray könne nicht fliegen: Eigentlich schwebt er hier nur mit Kai – und das zudem noch recht langsam. Längere Strecken in kurzer Zeit kann er tatsächlich nicht zurücklegen ^.~

(2) Rays Klauen sind zwar Waffen, da sie aber in einen Handschuh eingearbeitet sind, zählen sie als Bekleidung.

(3) engl.: Tome of Eternal Darkness

Sorry, aber diese Anspielungen auf Eternal Darkness mussten einfach sein; ich liebe dieses Spiel einfach ^.^

Großes Dankeschön an Claudi, dass du den drei Wächtern für mich in den Hintern (bzw. auf Klauen, Scheren und Füße) getreten hast, und ein Sorry dafür, dass ich dir die Arbeit gemacht habe – ich bin echt zu verpeilt für diese Welt =.=°

(4) Yaoi-Tetris! *irres Lachen*



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (89)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9]
/ 9

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-07-13T18:50:05+00:00 13.07.2008 20:50
man ich habe die ff aus gedruckt und es waren 45 seiten bis ich die gelesen hatte ....
aber zu der ff
nur ein wört oder zwei: mega hamer great ups das waren jetzt drei XD
*lach* ich fand voll süß mit tala und bryan hehe wie bryan versucht hat seine liebe zu gestehn
und wie kai sich benahm nicht so eißkalt wie bei den meisten ff (was ich natürlich auch gut finde) fand ich voll niedlich (der arme tyson)
mach weiter so ich willl noch ne vampire geschichte von dir bitte natürlich mit kai und ray die vlt bisschen kürzer sein kann (wegen druckpapier und farbe) ich werde natürlich deine ff meinen freunden vorschlagen die soll auch so ne hammer vampire geschichte lesen kompliment
also lb yumenoko ;D
Von: abgemeldet
2008-03-06T01:28:19+00:00 06.03.2008 02:28
*lol*
Erst schmollt Ray, dann flirtet er - typisch. XD
Und Kai - der muss sich ja echt zusammen reißen, damit er bei Laune bleibt und Ray den Garaus macht!

*hust*
Ich kann die beiden gerade eh' nicht so ernst nehmen - ich höre Cuddly Toy von den Monkees. XDD

Nun... langsam entwickelt es sich ;)
Und Kai taucht auf.
Haaach, es ist immer amüsant deine FF zu lesen. XD

Mit freundlichen Grüßen,
Narumi_Hellgate
Von: abgemeldet
2007-07-07T16:13:25+00:00 07.07.2007 18:13
Zuersteinmal muss ich mich entschuldigen.
Das mit dem "Kapitel hinzufügen" (s. letztes Kommentar) war hierauf bezogen.

Wo bleibt die kranke Begegnung von dir, Kai und Ray? ;___;
Ich vermisse das...~

Was ist eine Maxime?

Noch ein bekanntes Gesicht mit Tyson und Max' Vater.~
Aber dass Kai sich beglückt vor aller Augen kann/ mag ich mir gar nicht vorstellen. >> xD
Nun, zumindest beglückt er sich nicht mit Tyson.
*Schaudervorstellung*

Böööse Zweideutigkeiten - ich liebe sie.
Du hast wirklich - ich weiß, ich wiederhole mich - einen köstlichen Humor.
Erinnert mich ein wenig an Terry Pratchett. x3~

Die Länge und die Absätze gefallen mir übrigens in diesem Kapitel schon viel besser.
*nod*
Auch wenn es noch Kleinigkeiten zu verbessern gibt, waren Länge und Absätze sehr gut.

Es wird spannend - und du schaffst ausgerechnet hier einen Cliffhanger!
Gemein!

Die Uhr sagt mir jetzt allerdings, dass ich verschwinden muss.
More commies are comming soon^^
Von: abgemeldet
2007-07-07T15:48:26+00:00 07.07.2007 17:48
Eine Frage vorneweg: Wieso hast du "Kapitel" noch extra im Namen hinzugefügt? oO~

Humor hast du, glaub' mir. XD
*grinst*
Mich erinnert dieser Titel entfernt an ein gewisses Buch, welches ich mal gelesen habe.

Das ist der Trampel Mariah, wie sie leibt und lebt - und gleichwohl ich sie nicht leiden kann/ konnte, wurde sie mir eben durch deinen FF sympathischer. x3~
Das Buch ("Kein Pfählen vorm ersten Date") kenne ich allerdings nicht. XD
Ist das so eins für übereifrige Teens, die beim ersten Date alles richtig machen wollen?

Mariah macht Kai - was die kitschigen Vorstellungen angeht - deutlich Konkurrenz.

Emily hat mich jedoch überrascht - ich hätte erwartet, dass sie Ray auch ansabbert. :P
Aber ich glaube auch, dass man nur einen gesunden Menschenverstand bei Emily braucht. XD"

Ich les mir gleich das nächste Kapitel durch^^
Bis gleich.~

Narumi_Hellgate
Von: abgemeldet
2007-07-07T15:21:30+00:00 07.07.2007 17:21
*lol*
Also, zuerst einmal muss ich sagen, dass ich diese wunderbaren-sinnlos Gespräche am Anfang liebe!
Könntest du für mich auch mal ein Treffen mit Ray & Kay arrangieren? XD

Was ist ein Ödipus-Komplex?
Kommt das von Sohakles "Der Ödipus"?
Ich habe mal davon gehört, aber es selbst nie gelesen...
Ist es empfehlenswert?
Und was hat es mit der FF zu tun?
War Ödipus nicht jemand, der Inzest betrieben hat?

So, da hätten wir also wieder den Wechsel zu Kais Gedanken - die bei Weitem schnulziger sind als die Rai's. Dies ist darauf zurückzuführen, dass du keinen sarkastischen Zusatz gebracht hast - was auf der anderen Seite allerdings auch wieder gut war, da du dich nämlich sonst nur wiederholen würdest und deinen künstlerischen Horizont nicht erweitern würdest.
Also, ein Pluspunkt!

Du liebst es, alle möglichen Charaktere mit einzubringen, oder? XD
Es gefällt mir.^^
Mit Max hätte ich ebenso wenig wie mit Emily gerechnet (wobei ihr Sabberauftritt meinen Lachmuskeln ordentlich Gelegenheit geboten hat XD). Auch der kritische Blick Kai's auf Max war genau das, was ich mir unter einem schlechtgelaunten Kai vorgestellt hätte. :P

Mein Kommentar beende & erweitere ich damit, dass mir der Ausdruck "Aaaargh" nicht gefallen hat. Ein Fluch wäre da noch passender gewesen.
Zu der Länge und Co. brauche ich nichts zu sagen, glaube ich.~

Bis dann^^

Narumi_Hellgate
Von: abgemeldet
2007-07-07T15:07:31+00:00 07.07.2007 17:07
Eine gelungene Fortsetzung - ich hätte nie gedacht, dass es so weitergehen würde, das muss man dir lassen. XD~
Der Titel hat mich eigentlich nur in die Irre geführt.

Es war höchst amüsant zu lesen, wie du Rays - leicht kitschig angehauchte - Gedankengänge durch deine humorvolle Schreibweise abtust. Auch wie du mit den angeblichen Mythen umgehst hat mir gefallen. x3

Ich wette, dass die Bäuerin Mariah sein muss. XD
Rosahaarige gibt es schließlich nicht so oft.

Mein Kommentar schließe ich damit, dass mir die Länge wiederum nicht gefalln hat und einige Absätze fehlten (das ist eine Wiederholung, ich weiß :P).

Narumi_Hellgate
Von: abgemeldet
2007-07-07T14:52:03+00:00 07.07.2007 16:52
Deine Idee mit den Vampiren fasziniert mich. Gut, du hast nicht das Rad neu erfunden, aber man kann es ja mal ausprobieren - und das ist dir gut gelungen, meiner Meinung nach.
Ich bin zurzeit eher auf einem One Piece - Trip, deshalb habe ich auf Animexx bisher wenige FFs zu Beyblade und Kai x Ray gelesen. Deine Darstellung von Beiden ist jedoch sehr realistisch.
Auch dein Schreibstil gefällt mir - du schreibst wunderbar einprägsam und unterhaltsam.^^

Die Makel an diesem Kapitel sind für mich zum Einen, dass es keine Absätze gibt und zum Anderen, dass das Kapitel so kurz war.
Dadurch, dass du keine - oder zumindest kaum - Absätze gemacht hattest, hatte der Rezipient keine Pause und es wurde zumindest für mich beim Lesen etwas anstrengend.
Und die Länge des Kapitels hätte auch ruhig zunehmen können. x3~

Ich hoffe, dass sich mein Kommentar insgesamt nicht so negativ klingt, wie er gemeint ist. Ich hatte großen Spaß beim Lesen - nur eben zwei Punkte haben mich etwas gestört.
Ansonsten ein wunderbar gelungenes Kapitel^^
Ich freue mich jetzt schon weiterlesen zu können. XD~

Narumi_Hellgate
Von:  Woodmeister
2007-06-04T13:20:42+00:00 04.06.2007 15:20
Heyyyyyyyyyy
ich hab ja schon gesagt, dass cih deine Storys genial finde,
und diese ist wirklich geil ^-^
habs heute im Politikunterricht geschafft, bis zum 5ten Kapitel zu kommen ^^"
und alles bis dahin hat mir voll gefallen,
ioch les auch den rest, versprochen ^.-
Von:  Battosai
2007-04-16T21:24:05+00:00 16.04.2007 23:24
Also das war wirklich GENIAL
also soviele seiten...boahr...
ich bin erstaund *nick*
ich könnte nie sowas so gut schreiben ^^
DU hast wirklich den Kopf gut beschrieben
*smile*
also ich habe mich da kaput gelacht bei Tala und Bryan bei den "akrobatischee" kampfkunst XDD
du hast wirklich gute ideen und ich mag deine FF sehr*nick*
cucu *wink*
*wegwusel*
Von:  Battosai
2007-04-16T20:10:32+00:00 16.04.2007 22:10
das ist wirklich ein schönes RPG*nick nick*
nur habe ich am Anfang nicht verstanden warum Kai einfach umgekippt ist aber neija...und Braine ist wieder da bei Tala *sich für tala feut*
und dranzer der liebe Phönix hat Kai wieder geheilt
*einen tanzchen macht* XDDD
schön ist es *Nick*
jetzt müssen sie nur voiltare und Boris besiegen
komm das schafft ihr
*nick nick*
*sie anfeuert*XDDD


Zurück