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Der Sensemann und seine Erlebnisse

von

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1

Langsam rieselt der Sand durch die Rinnen.

Rieselt Korn für Korn in die untere Hälfte der Sanduhr.

Und wenn der ganze Sand nun unten ist?

Na, dann drehe ich die Uhr um und der ganze Spaß geht von vorne los.

So sieht meine Freizeitbeschäftigung aus wenn ich gerade mal nicht im Dienst bin. Aufregend, nicht wahr?

Doch bitte bemitleiden sie mich nicht.

Denn mein Job ist für die Menschen der wohl gefürchtetste.

Steuerfahnder? Oh nein.

Schuhverkäufer? Nicht doch!

Bevor sie weiterraten, verrate ich es ihnen lieber: Ich bin der TOD.

Doch, doch glauben sie mir ruhig. Ich bin der Sensemann. Der Kerl mit der Schädelfratze, der Kutte, der bereits erwähnten Sanduhr und natürlich der Sense. Sie sind wohl ein wenig verwirrt? Ich wirke auf sie frustriert? Soll ich ihnen sagen wieso? ICH HASSE DIESEN JOB!

Oh, sicher. Ich bin das mächtigste Wesen des Universums. Vor mir kommt nur noch der da oben. Ich komme viel um die Welt, lerne viele Leute kennen und werde von allen gefürchtet.

Nun gut, das mag ja alles stimmen, aber wie würden sie sich fühlen wenn sie nie die Arbeitskleidung wechseln dürfen, ständig von allen angeschrien werden und gar keine Bezahlung erhalten?!?

So beeindruckt man keine Frauen.

Zwar liegen die mir zu Füßen aber dann sind sie meistens schon tot oder betteln mich an sie am Leben zu lassen. Dann muß ich ihnen immer wieder erklären, daß ich das nicht zu bestimmen habe und ich den großen Boß da oben nicht erzürnen will.

Es ist ein undankbarer Scheiß-Job!

Ich mache das zwar schon seit einer Ewigkeit, aber manchmal würde ich den ganzen Krempel hinschmeißen und einfach gehen. Denn so wie früher ist es schon lange nicht mehr. Denn damals, ja da respektierte man mich und meine Aufgabe. Ich gehörte einfach in's Leben. Wenn jemand starb, kam ich einfach zu ihm, nahm seine Seele und führte ihn in das sogenannte " Paradies". ( Ein grauenhaft langweiliger Ort. Kein Alkohol, kein Sex und kein Fernsehen. Für euch Menschen wohl unerträglich. Aber hey, es hat auch so seine Vorteile. So werdet ihr nicht auch noch nach eurem Tod mit unerträglichen Talkshows vollgestopft.)

Wo war ich?

Ach ja, Respekt!

Heutzutage existiert der gar nicht mehr.

Wenn ich zum Beispiel einen Penner von der Straße mitnehmen will, der den Kampf gegen Johnny Walker und Jack Daniels verloren hat, kommt es gelegentlich sogar vor, das irgendwelche Jugendliche antanzen und mir die Kutte "abziehen" wollen. Schlimm ist das natürlich nicht. Ich brauche denen einfach nur mein Gesicht oder meine Sense zu zeigen und schon suchen sie das Weite, aber ein wenig enttäuscht bin ich schon.

Ach, sie finden ich übertreibe?

Ich mache aus einer Mücke einen Elefanten?

Na, dann passen sie mal auf.

Zufälligerweise hab ich hier mein Totenbuch, denn schließlich muß ich meinem Boß auch zeigen welchen Neuzugang er da erhält.

Und ich kann ihnen sagen, es gab da Fälle die hätten mich fast zum Selbstmord getrieben, falls das überhaupt geht.

Hin und wieder gerate ich in Situationen in denen ich überhaupt nicht weiß was ich tun soll.

Um ihnen zu zeigen das selbst der Sensemann nicht immer perfekt ist, werde ich ihnen einige Geschichten zum Besten geben in denen ich ziemlich blöd da stand.

1

Es ist eine ziemlich stürmische Nacht. Die riesigen Bäume im Park rauschen laut und können ihre Blätter nicht halten, die zu tausenden auf den Boden fallen. Auf der Straße fliegen mir Zeitungsfetzen und weggeworfene Pappbecher entgegen. Die Häuser wirken erschreckend, so groß und düster, aber auch verfallen und alt. Alles in allem, ein Viertel das Menschen um diese Zeit versuchen zu meiden.

Doch ich bin kein Mensch.

Ich bin der Sensemann und ich habe einen Job zu erledigen.( Ein beeindruckender Anfang, nicht wahr?)

Normalerweise habe ich ja nichts gegen ein bisschen Regen, aber das es jedesmal zu schütten anfängt wenn ich unterwegs bin halt ich doch für ziemlich nervig. Na ja, gleich bin ich ja im Warmen.

Doch vorher komme ich noch an einem Zeitungsstand vorbei und da ich ein wenig über der Zeit liege, überfliege ich kurz die einzelnen Schlagzeilen.

"SENSATION! WISSENSCHAFTLER VERMUTEN: IN 50 JAHREN SCHON KÖNNTEN WIR ALLE UNSTERBLICH WERDEN!"

Ja, sicher. Glaubt mir Leute, in 50 Jahren werdet ihr froh sein zu sterben.

"FLUGZEUGABSTURZ IMMER NOCH UNGEKLÄRT!"

Oh, ich erinnere mich. War ne ziemliche Plackerei die ganzen Opfer alphabetisch zu ordnen und sie dann einzelnd zum Boß zu bringen. Der Pilot gestand mir übrigens, daß er am Steuer einschlief. Natürlich habe ich den anderen nichts gesagt.

"GEISTESKRANKER IMMER NOCH AUF DER FLUCHT!"

Nur keine Panik! Laut meiner Liste ist der Kerl morgen fällig. Um 20.34 Uhr wird er sich im Park aufhängen und dann habe ich ihn am Hals. Hehehehe....aufhängen-am Hals haben. Manchmal erstaunen mich meine Wortspiele

Ansonsten steht in der Zeitung wie üblich nur unwichtiges und ich ziehe weiter.

Auf meiner Liste steht eine gewisse Mary Jenings.

Sie wird um genau 3.34 Uhr dank einem Hirnschlag in ihrer Wohnung ihrer Seele freien Lauf lassen und dem Körper ewige Ruhe schenken.

Das Haus das ich nun betrete stinkt widerlich nach Urin und Erbrochenem. Mir bleibt halt nichts erspart. Langsam steige ich die Treppe rauf, bis in den 3. Stock.

Ich höre einen Hund bellen. Schreckliche Tiere. Zum Glück, brauche ich solche Bestien nicht mitzunehmen, die finden den Weg in's Jenseits auch allein.

Es klingt vielleicht bescheuert, aber ich habe sogar panische Angst vor diesen Viechern!

Immerhin bestehe ich ja nur aus Knochen und wäre für diese Bestien ein gefundenes Fressen. Ich würde sicher einiges an Schrecken verlieren wenn die Menschen wüßten das man mich mit einem harmlosen Dackel jagen kann.

Aber wie gesagt, nicht mein Job.

Ich betrete nun Mary's Appartement.

Sie ist noch nicht hier.

Ich nutze die Zeit und sehe mich ein wenig in dieser kleinen aber doch recht gemütlichen Wohnung um. Im Wohnzimmer steht ein in die Jahre gekommener Sessel, dessen Farbe überdeckt ist mit Kaffee, Ketchup und allen möglichen anderen Flecken. An der Wand steht eine große Holzkiste auf dem der viel kleinere Fernseher genug Platz hat. Vor dem Sessel steht ein runder Tisch, auf dem jede Menge Zeitungen und leere Dosen mit Babynahrung liegen.

Alle Zeitungen sind auf den Seiten mit den Stellenangeboten aufgeschlagen.

Arbeitslos, hmm?

Dieses Problem ist mir mehr als fremd.

Ich gehe in's nächste Zimmer und sehe den Grund für die leeren Breidosen.

In einem dürftig zusammengebautem Laufstall liegt ein kleines Bündel Leben das mich mit seinem jungen, frischen Gesicht anlächelt.

Ja, ja Kleiner.

Noch lächelst du. Aber warte bis wir uns in 60 oder 70 Jahren wiedersehen. Es sei denn natürlich, die Wissenschaftler halten in 50 Jahren Wort, dann bist du fein raus.

Das junge Ding versucht nach meinen Knochenfingern zu greifen.

Als Sensemann ist es ja eigentlich nicht üblich solche Emotionen zu zeigen, aber irgendwie ist diese Situation schon putzig.

Ich meine, stellen sie sich vor, ein Baby hält zum Einschlafen die Hand des Todesboten. Viele Philosophen und Dichter würden in diese Szenen jetzt unendlich viel hinein interpretieren, aber ich finde es einfach nur rührend.

Ich hoffe aber nicht das der Kleine meinen Finger als eine Art Ersatzschnuller betrachtet, das wäre mir doch ein wenig peinlich.

Auf einmal höre ich, wie sich die Haustür öffnet.

Mary ist da.

Na schön, genug mit den Gefühlsausbrüchen. Jetzt wird erstmal der Job erledigt.

Leise betrete ich die Küche.

Mary packt gerade die Einkäufe aus und sieht mehr als gestreßt aus. Das dürfte für sie bald kein Problem mehr sein.

Vorsichtig und ganz langsam strecke ich die Hand nach ihr aus um sie anzutippen. Schließlich will ich nicht unhöflich sein und mich ihr erst mal vorstellen.

Doch gerade in dem Moment dreht sie sich um und sieht mir direkt in die Augenhöhlen.

Ich kann ihnen sagen, schon viele haben bei meinem Anblick geschrien, auch Männer, aber dieser Schrei ging mir durch alle Knochen. Vor Schreck ließ ich sogar die Sense fallen.

" Wer sind sie? Was wollen sie?" fragt sie mit zitternder Stimme.

Bevor ich auch nur den Mund aufmache redet sie weiter.

" Sie sind dieser Geisterkranke, habe ich recht? Ich habe die Zeitung gelesen."

Nachdem ich wieder meine Sense aufgehoben habe, versuche ich nochmal das Wort zu ergreifen.

"Nun...ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für sie. Was wollen sie zuerst hören?"

Keine Antwort. Sie beginnt zu schluchzen.

Schön, mein Auftreten läßt die Leute nicht gerade anfangen zu strahlen, aber das sie immer in Tränen ausbrechen und jammern macht mich krank.

Trotzdem versuche ich mit einer sanften Stimme zu sprechen.

" Also, die Gute: Ich bin kein geisteskranker Massenmörder."

Scheint sie nicht sonderlich zu beruhigen.

"Die Schlechte: Sterben werden sie trotzdem."

Das war jetzt zwar nicht sehr schonend, aber ich bin nun mal sehr direkt. Mary steht kurz vor einer Ohnmacht und setzt sich hin.

"Warum? Wer sind sie denn?" flüstert sie schluchzend.

" Ich bin der Tod, Mary. Es ist mein Job die Verstorbenden abzuholen."

" Aber....ich bin doch noch gar nicht tot."

" Ich weiß, ich bin ein bißchen zu früh dran, aber momentan gab es nicht viel zu tun, also bin ich jetzt schon hier. Entschuldigung das ich sie erschreckt habe, aber das ist nun mal mein Aussehen."

" Ich kann jetzt nicht sterben!"

" Nein, ihnen bleiben ja noch 5 Minuten. Nehmen sie noch schnell Abschied von ihrem Kind."

" Das ist es ja! Ich kann Sid doch nicht allein lassen!"

" Keine Sorge. Soviel ich weiß, ist er erst viel später fällig. Da kann ich sie beruhigen."

Sie hält die Hände vors Gesicht und beginnt zu weinen.

" Ich will noch nicht sterben. Nicht jetzt."

Oh Mann. Wenn ich jedes Mal einen freien Tag bekommen wurde wenn ich diesen Satz höre, bräuchte ich eigentlich nie wieder zu arbeiten.

"Mary! Es ist ja nicht persönlich gemeint. Aber ich kann sie nicht verschonen. Ich bin nur dazu da, sie in das Geisterreich zu führen."

Sie erhebt sich und blickt mich mit ihren verweinten Augen traurig an.

Warum machen Frauen sowas???

Jedesmal wenn mich schöne Augen traurig anstarren wäre ich kurz davor zu sagen: "Keine Sorge Baby, ich bin ja bei dir." Aber ich glaube das ist auch der Grund warum sie mich traurig anstarren.

" Es lief momentan soo gut. Ich habe einen gut bezahlten Job gefunden und jemanden kennengelernt. Warum jetzt?"

" Weil ihr Lebenssand bald aufhört zu rieseln."

" Was?"

" Jeder Mensch hat bei mir als Symbol seines Lebens eine Sanduhr und jedesmal wenn der Sand komplett in die untere Hälfte der Uhr gerieselt ist, ist das Leben vorbei. Bei dem einen rieselt der Sand schneller und bei den anderen langsamer und ihrer...."

" Wie sterbe ich?"

" An einem Hirnschlag und zwar in genau .."

Verflucht! Wo ist ihre Sanduhr?

" Wann sterbe ich?"

" Einen Moment noch."

Wo ist sie bloß? Das ist mir mehr als peinlich. Sowas ist mir ja noch nie passiert. Hektisch durchsuche ich meinen langen Mantel und schaue mich nach allen Seiten um. Normalerweise gehe ich eigentlich nicht so unvorsichtig mit dem Leben anderer um.

Das Kinderzimmer!

Schnell eile ich zum Laufstall des kleinen Sid. Mary versteht gar nichts mehr und blickt mir verwirrt nach.

Hastig nehme ich dem Kleinen die Uhr aus der Hand.

Frech schaut er mich an und greift nach seinem neuen Spielzeug.

" Nein, Sid. Das ist nichts für dich."

Ich strecke meinen Arm in die Luft damit er es nicht erreichen kann.

Er fängt an zu schreien.

" Nun hör schon auf Kleiner! Das ist doch nicht dein Leben!"

Ich schnapp mir vom Boden eine Rassel und drück sie ihm in die Hand.

" Na? Ist das nicht viel hübscher als so eine blöde Sanduhr?"

Sid scheint der gleichen Ansicht zu sein und fängt wieder an zu lächeln.

Braver Junge.

Schnell haste ich in die Küche zurück um endlich für Klarheit zu sorgen.

" Also, Mary, ihre Zeit verrinnt in genau....Halt!"

Ich betrachte die Uhr ganz genau und bin entsetzt.

Mary scheint immer verwirrter.

" Was ist hier überhaupt los?" schreit sie hysterisch.

Das kann doch gar nicht sein. Eigentlich müßte es längst passiert sein, aber nach der Sanduhr hat sie noch über 30 Jahre.

Der kleine Strolch hat die Uhr umgedreht!

" Bitte, sagen sie mir was los ist." wimmert sie.

Ich packe die Sanduhr wieder ein und drehe mich zu ihr rum.

" Es......war ein Irrtum. Ich bin zu früh dran. Viel zu früh." stammele ich.

Ich sehe wie sie mich fragend anblickt.

" Ihnen zu sagen, wann es soweit ist, wäre unvernünftig. Genießen sie ihr Leben und sehen sie ihren Sohn heranwachsen. Wir sehen uns ein andermal wieder."

Bevor sie noch was sagen kann, verlasse ich die Wohnung und fange an zu schmunzeln ( soweit es meine Mimik zulässt).

Sie öffnet noch schnell die Tür und schaut sich um.

Sehen kann sie mich nicht mehr, denn ihre Welt habe ich schon längst verlassen und wandere in Richtung Heimat.

Aus diesem Sid wird noch ein sehr cleverer Bursche. Mary wird niemandem davon erzählen. Wer würde ihr glauben?

2

Es ist der 23 November im Jahre 1929.

Die Geschichte die ich ihnen nun erzähle, spielt in Italien, besser gesagt, in der Villa des 87 jährigen Pablo Batozzy.

Sieht man sich sein Schlafzimmer genauer an, bekommt man einen guten Eindruck wie christlich dieser Mann doch ist.

Neben seinem alten Himmelbett, auf dem edlen Schreibtisch, wacht eine 50 cm große Keramikmadonna über seinen Schlaf.

Neben dem Fenster, mit Ausblick auf die Dorfkirche, hängt ein gläsernes Kreuz und ein Bild des Abendmahls. Im Zimmer selbst duftet es nach Weihrauch.

Pablos Frau Helena sitzt neben ihrem Mann, der schwer atmend im Bett liegt und hält seine Hände. Die Augen, die er nur mühsam offen halten kann, blicken zu ihr herüber.

" Bald wird er kommen mein Schatz. Bald wird er kommen und mich mitnehmen." flüstert er ihr lächelnd zu.

" Red keinen Unsinn. Du hast nur ein wenig Fieber."

" Doch, doch. Ich weiß es. Der Tod wird jeden Moment durch diese Tür kommen und meine Seele in das Himmelreich führen."

Helena streichelt ihrem Mann sorgenvoll über die Stirn und verläßt das Zimmer.

" Ich werde dem Hausmädchen sagen, sie soll dir Tee machen."

" Den brauche ich nicht mehr." Pablo schließt die Augen und versucht zu schlafen. Er ist sich absolut sicher das sein langer Lebensfaden nun reissen wird.

Nach einiger Zeit betrete ich Pablos Zimmer. Ich wollte mir diesen gläubigen Mann unbedingt mal ansehen. Nicht weil ich ihn so bewundere, im Gegenteil, ich wollte einfach mal sehen wie bescheuert jemand aussieht, der wirklich sein Leben lang fünfmal am Tag betet und jeden dritten Tag in die Kirche geht, nur um in den Himmel zu kommen. Armer Blödmann! Einerseits bedauere ich seine nutzlose Frommigkeit, aber andererseits würde ich am liebsten laut losprusten und ihm eine lange Nase zeigen. Ich beuge mich langsam über den alten kranken Mann und höre sein schweres Atmen, das mich stark an eine knarrende Tür erinnert.

In dem Moment öffnet Pablo die Augen und starrt mich an.

Natürlich erwarte ich einen Schrei, doch der Alte grinst mich nur an.

" Da bist du ja endlich." sagt er offenbar ganz zufrieden.

" Wie bitte?"

Sofort richte ich mich wieder auf, ob der Alte besoffen ist?

" Es wird Zeit das du endlich kommst, ich habe dich eigentlich schon viel früher erwartet. Doch der Herr hatte wohl noch Gnade mit mir und gönnte mir noch etwas Zeit bevor er mich zu sich in das Himmelreich holt."

Was für ein Schwätzer!

" Aber bevor du mich mitnimmst. Darf ich noch beichten?"

Ich glaube ich höre wohl nicht recht. Hält der mich etwa für einen Pfaffen?

" Du mußt wissen, mein lieber Sensemann,... ich darf dich doch so nennen?"

" Ja, sicher.."

" Danke. Wie gesagt, du mußt wissen, auch wenn ich noch so gläubig war, so habe ich doch nie bei einem Pfarrer gebeichtet."

" Ich bin kein Pfarrer."

" Das stimmt. Du bist ein viel höheres Wesen."

Herrje, ist das ein Arschkriecher! Was kommt als nächstes? Vielleicht ein Handkuß?

" Als Kind war ich keineswegs so gläubig und edel wie jetzt."

Angeber!

" Ich war ein verzogener kleiner Bengel der ordentlich Prügel brauchte damit ich nicht immer auf dumme Ideen kam."

Masochist!

" Wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich dir meine schlimmsten Streiche beichten."

Das wäre die Stelle gewesen wo ich sagen sollte:" NEIN!"

Doch was sage ich?

" Wenn sie sich dann besser fühlen."

" Vielen Dank. Denn das liegt mir schon solange auf der Seele. Als ich sechs Jahre alt war, da hatte ich mal einen so großen Hunger, daß ich einen Apfel aus der Glasschale meiner Mutter stahl."

" Na ja, das ist ja wohl kein Schwerverbrechen."

" Moment, mein Lieber, das richtig schlimme kommt noch. Als meine Mutter mich nach dem Apfel fragte, sagte ich ihr meine Schwester habe ihn gestohlen."

" Nein, wie furchtbar." Warum nur, bin ich so früh hierhergekommen?

" Es war leicht meiner Schwester die Schuld zu geben. Sie war damals so fett wie ein Faß voller Essiggurken und stopfte sich immer so viel wie möglich in den Mund, damit sie auch ja mit niemandem teilen mußte. Meine Mutter setzte sie von dem Tag an auf Diät und sie nahm auch tatsächlich 4 Pfund ab. So gesehen, habe ich eigentlich eine gute Tat vollbracht, oder?"

"Wie bitte?" Verdammt! Ich habe überhaupt nicht zugehört.

" Habe ich Recht?"

"Äh, ja, ich denke schon." Der Kerl bringt es fertig und erzählt mir seine ganze Lebensgeschichte.

" Mit acht Jahren habe ich heimlich am See gesessen und fremden Damen beim baden zugeschaut. Als sie dann ins Wasser stiegen, habe ich ihnen dann meistens ihre Sachen genommen und sie an irgendeinen Baum gehängt. Ich schäme mich wirklich dafür."

Ich sitze nur da und nicke mit dem Kopf. Wenn ich Augen hätte, würde ich sie jetzt verdrehen.

" Mit zwölf Jahren, habe ich heimlich am Wein von meinem Vater genascht."

" Nun, das ist ja wirklich mehr als interessant. Aber eine Beichte ist ehrlich nicht nötig."

" Aber lieber Freund, ich will doch nur sicher gehen, daß ich auch wirklich in den Himmel komme."

Ich glaube ich muß es dem Alten sagen, sonst beichtet der noch bis zu meiner Pensionierung.

" ES GIBT KEINEN HIMMEL!"

Das war jetzt zwar etwas grob, aber ich bin es auch nicht gewohnt soviel mit alten kranken Leuten zu reden und langsam geht mir der Typ auf die Nerven!

" Was soll das heißen, es gibt keinen Himmel?!?"

" Es ist ein Klischee! Himmel, Hölle, Erlösung, Fegefeuer, Engel, Teufel,... alles Blödsinn! Das einzige was existiert, ist mein Boß, den sie Gott nennen und das Jenseits, wo alle hinkommen ob gut oder böse oder einfach nur nervig. Also machen sie sich keine Sorgen. "

Pablo reißt die Augen ganz weit auf. Ich habe es doch tatsächlich geschafft, ihm die Sprache zu verschlagen.

Bevor ich auch nur weiterreden kann, kommt es zu einem lauten Knall.

Endlich!

" Was war das?" fragt Pablo, immer noch verdutzt.

" Ich schätze, es ist nun an der Zeit dich zu verlassen.!"

Ich erhebe mich und fühle so etwas wie Befreiung.

" Was meinst du damit? Nimmst du mich denn nicht mit?"

Ist der Kerl denn total beknackt? Man könnte fast glauben, sein Leben wäre der letzte Dreck gewesen.

" Wegen dir bin ich nicht hier Pablo. Dein Hausmädchen ist die Kellertreppe runtergefallen und hat sich dabei das Genick gebrochen. Sie ist der Grund für mein Hiersein."

" Aber ich bin totkrank. Ich spüre doch wie mein Körper immer schwächer und schwächer wird."

" Red keinen Unsinn. Du hast nur ein wenig Fieber. Du hast noch ein paar Jährchen vor dir und an deiner Stelle würde ich diese auch nutzen und mal ordentlich auf den Putz hauen."

Ich mache das ich wegkomme und hoffe wirklich das es noch viele, viele Jahre dauert bis er fällig ist.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2005-09-10T21:55:04+00:00 10.09.2005 23:55
Ist eine sehr lustige Geschichte. Den Tod von der anderen, seiner komischen Seite zu sehen und seine peinlichen Aktionen zu lesen.


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