Totenkrähen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Totenkrähen ---------------------- Totenkrähen Totenkrähen sind Wunderbare Wesen, die den Geist deren bewachen die längst nicht mehr unter uns weilen... Sie sind Geschöpfe der Nacht! So unsichtbar wie die Schatten... So strahlend wie der Mond!Und doch so unberechenbar wie die Dunkelheit! Sie fallen diejenigen an die den Geist der Toten schlecht machen. Sind sie erst mal erzürnt, gibt es keine Chance zu entrinnen. Ja, so sind sie...die Totenkrähen! Geheimnissvolle Wesen...der NACHT! (Minuya-chan) Ich sah auf. Es war eine dunkle Nacht heute. Egal. Ich hatte es ja nicht weit. Ein Schatten flog durch die Nacht. Eine Eule? Eine Fledermaus? Als ich zu meinem Haus kam stockte ich. Etwas war nicht so wie es sein sollte. Wie konnte es in einer Stadt so dunkel sein? Keine der Straßenlampen brannte. Nur unheimliche Schatten schienen durch die Nacht zu huschen. Schatten die nicht wirklich hier zu sein schienen. So unsichtbar wie die Schatten... Ich öffnete die Haustür, schaltete das Licht an. Hell. Warum ging das Licht, aber die Straßenlaternen nicht? Langsam ging ich nach links in mein Arbeitszimmer. Als ich aus dem Fenster sah waren die Lampen auf der Staße wieder an. Alles schien wie immer. Nur ein leichtes Gefühl der Unwirklichkeit blieb zurück. Mit einem Seufzer wandte ich mich um. Ich hatte noch genug zu tun. Ich musste noch die Bilder entwickeln, für die ich unterwegs gewesen war. Morgen mussten sie fertig sein. Ich betrat die Dunkelkammer und schaltete das spezielle Licht ein. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Endlich fertig! Mittlerweile war es lange nach Mitternacht. In wenigen Stunden würde ich vor einem Raum voller Menschen stehen und ihnen versuchen klarzumachen, warum sie ausgerechnet MEINE Bilder nehmen sollten. Schlafen wollte ich jetzt nicht, zumal ich -wie ich aus Erfahrung wusste- danach nur müder sein würde, als wenn ich gar nicht schlief. Vampire...was für ein dummes Thema für einen Auftrag. Halbtote. Lebende Leichen. Gab es so etwas? Zweifeld sah ich zum Fenster hinaus. Husch Schon wieder so ein Nicht-Schatten. Ich sprang erschrocken auf. Das Fenster! Ich musste den Vorhang schließen! Sie kamen! Ich hätte den Auftrag nicht annehmen sollen. Vampire! Fotos auf einem Friedhof! Sie fallen diejenigen an die den Geist der Toten schlecht machen. Das wusste ich doch, verdammt! Warum musste ich es wieder und wieder mitbekommen? Schnell zog ich die Vorhänge zu. Sie konnten nicht reinkommen. Das ging nicht! Nicht wenn ich sie nicht sah! Fast schon panisch zog ich mich aus dem Zimmer zurück. Überall schloss ich die Vorhänge. Nein, nein! Sie konnten nicht reinkommen. Das ging nicht. Heute nicht. Noch nicht. Was wollten sie von mir? Ich hatte nichts getan! Als ich einen Moment nachdachte fiel mir ein, dass sie vielleicht gar nicht zu mir kamen. Vielleicht wollten sie mir gar nichts tun. Vielleicht wollten sie jemand anderen aus der Straße bestrafen. An diese Hoffnung klammerte ich mich. Immernoch verspürte ich ein Gefühl der Unwirklichkeit. Um mich davon abzulenken schaltete ich das Radio an. Irgendwas. Musik konnte solche Gefühle vertreiben! Das wusste ich. Ich hatte es schon öfter ausprobiert. Und schon öfter hatte ich mitbekommen, wie die Schatten jemanden in meiner Nähe mitnahmen. Sie kamen nicht durch Vorhänge. Das würden sie nicht tun! Aber man tat gut daran sie nicht weiter zu beachten. Wen man auch darauf hinwies: Es glaubte einem keiner! Und ich Idiot war auch noch in einer Schattennacht aufgebrochen um die richtige Stimmung auf meinen Fotos zu haben. Ein Schauer lief mir den Rücken hinab. Etwas beobachtete mich. Langsam dreht ich mich um. Es war nur Tori. Erleichtert seufzte ich und setzte mich wieder hin. "Was ist los mit dir?" Besorgt sah Tori mich an und setzte sich zu mir. "Du bist so nervös..." Mein Haus ist eine Art WG. Ich bewohne das Erdgeschoss, es ist ja mein Haus, drei andere wohnen im ersten Stock. Tori war erst vor kurzem hier eingezogen. Trotzdem mochten ihn alle. Lieb und nett wie er schien war er nicht immer. Oh ja, er konnte auch richtiggehend gemein sein, aber niemand konnte es ihm übelnehemen, wenn er danach wieder seine Unschuldsmiene aufsetzte. "Nichts...es ist nichts..." Er durfte nichts von den Schatten erfahren. Er würde hingehen. Immer schwarz angezogen war er nachts selbst eine Art Schatten. Er war total verrückt nach unheimlichen Dingen. So kam fand ich schließlich auch eine Möglichkeit ihn von meiner Stimmung abzulenken. "Komm, ich zeige dir die Fotos..." "Au, ja!!! Die vom Friedhof, oder??" Sofort sprang er auf und lief in Richtung Dunkelkammer. Ja, so kannte ich ihn. Als er an der Tür ankam erstarrte er. "Was?", ohne mehr zu sagen deutete er in das Innere der Dunkelkammer. Schnell kam auch ich zur Tür, sofort sah ich den Grund seines Entsetzens. Die Dunkelkammer war verwüstet. Die Fotos lagen zerrissen auf dem Fußboden verstreut. Aber wenn man genau hinsah erkannte man einen aus den Schnipseln geformten Satz: Lass die Toten in Frieden ruhen! Soviel zu meiner Hoffnung, die Schatten hätten es auf jemand anderen abgesehen... Alleine von diesem Satz ging eine so unheimliche Aura aus, dass ich mich am liebsten sofort umgedreht hätte und weggerannt wäre. Aber erst einmal galt es nun Tori dazu zu bewegen hier zu verschwinden. Dieser war nämlich inzwischen aus seiner Erstarrung erwacht und machte sich daran den Raum genauer zu untersuchen. "Tori!" entsetzt sah ich wie er die Schnipsel einer genaueren Untersuchung unterzog. "Vögel...", murmelte er. "Tori, komm da weg!!" Merkte er denn nicht worauf er sich da einließ?! Er drehte sich jedoch nur zu mir um und grinste mich an. "Schiss?" Damit wandte er sich wieder dem Zimmer zu. Feinsäuberlich sammelte er die Schnipsel auf und brachte sie zum Müll. Irgendetwas hier stimmte nicht. Als Tori an mir vorbei lief spürte ich die unheimliche Aura der Schnipsel, aber auch etwas anderes, weitaus gefährlicheres schien nun im Raum zu sein. Nervös sah ich mich um. Was war es? Was wollte es? Lass die Toten in Frieden ruhen! Klar, und was noch? Ich hatte kein Grab betreten, nur ein paar Fotos hatte ich gemacht. War das denn verboten? Vögel. Dieses Wort schien im Raum zu schweben, seit Tori es ausgesprochen hatte. Vögel. Als sei das eine Beschwörung gewesen hörte ich das Rauschen großer Flügel. Etwas kam aus der dunkelsten Ecke des Raumes. Etwas großes, gefährliches. Erschrocken zog ich den Kopf ein und duckte mich. Diese Aktion rettete mir das Leben, auch so spürte ich den Luftzug scharfer Klauen, welche nur wenige Zentimeter über meinem Kopf entlang sausten. Als ich mich umdrehte sah ich einen großen schwarzen Vogel, welcher es sich auf meiner Couch bequem zu machen schien. Eine Krähe von unglaublicher Größe saß dort. Aus schwarzen bösartig funkelnden Augen sah sie mich an und erhob sich zu einem erneuten Angriff. Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür. Tori stand da, eine Sekunde lang schien alles an seinem Platz zu verharren, dann stieß Tori einen kurzen krächzenden Schrei aus. Die Krähe hielt inne. Sah Tori an. Er blickte sie noch einmal scharf an, nun schien sich die Krähe in einen schwarzen Schatten aufzulösen, bis sie schließlich endgültig verschwunden war. Entgeistert starrte ich zu Tori. Was war das denn gerade?! Das die Schatten Gestalt annehmen konnten war ja schon schlimm genug, aber das?! "Alles okay?" Auf einmal schien es nicht mehr der kleine, naive Tori zu sein, der hier wohnte. Etwas altes ging von ihm aus. Etwas unendlich altes und weises. Entsetzen ergriff von mir Besitz. Wer war das? Das war nicht Tori! Wer war dieses Wesen?! Wieso konnte er die Krähe vertreiben? Den Schatten, der Nacht? Kapitel 2: Die Nacht -------------------- Die Nacht! Nacht! Ein seltsames Gefühl, schaurige Schatten umgeben dich, jedes Geräusch scheint unwirklich zu sein. Du hast Angst, du kannst rennen, aber nicht fliehen. Denn es umgibt dich... die NACHT! (Minuya-chan) Genauso plötzlich, wie das andere in Tori aufgetaucht war schien es auch wieder zu verschwinden. Mit einem Mal war Tori wieder Tori. Ich wusste es einfach. Diese unglaublich alte Ausstrahlung war von einem Moment auf den anderen wieder verflogen. Erleichtert seufzte ich. Ihr glaubt gar nicht, wie es belastet, dem Uralten gegenüber zu stehen. Wer der Uralte ist? Ich kann es euch nicht genau sagen. Er ist etwas Finsteres. Er mag es nicht, wenn man ihn uralt nennt. Doch das stört mich nicht. Ein vollkommen verwirrter Ausdruck lag auf dem Gesicht Toris. Fast schien er fragen zu wollen, wie er hierher gekommen war. Doch er schüttelte nur den Kopf, sah sich um. Was er sah war schon erschreckend, wenn man nicht wusste was geschehen war. Viel erschreckender waren die großen Löcher in der Couch jedoch, wenn man genau wusste, dass dieselben Krallen die hierfür zuständig waren einen selbst beinahe erwischt hätten. Ein unwirkliches Gefühl lag über der Szene. War das gerade wirklich passiert? Hatte ich es mir nur eingebildet? Aber woher stammten dann diese Löcher??? Wie zur Antwort darauf spürte ich sie. Die Schatten, die Nachtvögel. Sie waren wieder da. Sie beobachteten mich. Wie könnten sie auch einen Befehl ihres Herren missachten. >Nicht verletzen-nur kontrollieren sagte ich< lautete dieser Befehl. Das war sicher. Der Uralte hatte es ihnen befohlen. Sie würden sich nicht wiedersetzen. Heute nicht. Solange ich nichts Unüberlegtes tat nicht. Ein Flattern. Einer der Vögel hatte sich bewegt. Am Rand des Sichtfeldes kann man sie wahrnehmen. Aber sieht man genau an die Stelle wo sie sind sieht man nichts, aber auch rein gar nichts. Ich setzte mich. Sogar das Geräusch der Couch beim Hinsetzen schien unwirklich zu sein. Ein seltsames Gefühl, schaurige Schatten umgeben dich, jedes Geräusch scheint unwirklich zu sein. Ich schüttelte den Kopf. Wo kamen diese Gedanken bloß her? Waren es meine Gedanken? Waren es wirklich meine? Vögel. Geschöpfe der Nacht. Was wollten die Nachtvögel bloß von mir? Noch gar nichts...oder? Zweifelnd sah ich mich um. Ja, sie waren überall. Sie würden nicht zulassen, dass man die Bilder veröffentlicht. In jedem Schatten des Zimmers versteckten sie sich. Ich spürte sie. Tori stand immernoch in der Tür. Tori - Vogel. Hatte er vielleicht mit den unheimlichen Geschöpfen zu tun? ...du weißt zu viel... Was? Ich? Zuviel? Entgeistert starrte ich in die Luft. Zuviel? Ich wusste fast gar nichts. Er starrte. Er starrte mich einfach nur an. Lange Zeit, mit dem unergründlichen Blick eines Vogels. Eines Nachtvöogels. Ich schrie auf. Das war ja nicht auszuhalten. Mit einem Satz sprang ich auf und rannte zur Tür hinaus. Hinaus in die Nacht. Sie sollten nicht in meine Wohnung kommen! Sie wagten es, mir das letzte bisschen meiner Sicherheit zu rauben! Wer hatte sie hereingelassen? Tori? Ich rannte. Immer weiter in die Kälte und Dunkelheit hinein. Raus aus der Stadt. Aus der bewohnten Gegend. Totenkrähen hatten nichts in normalen Wohngebieten verloren. Was wollten sie? Dunkel. Eine tiefe alles verschluckende Schwärze umgab mich. Jedes Geräusch und jeden Lichtschimmer verschluckend. Die Sinne störend. Man hört Töne, die es nicht gibt, sieht Bewegungen die niemand ausführt. Ich hörte Flügel. Viele Flügel, schwarze Flügel. Trotzdem rannte ich weiter. Ich konnte nicht mehr. Wo war ich? Sehen konnte ich nichts. Gar nichts. Hören konnte ich nur die immernoch um mich herumflatternden Schwingen der Krähen. Ein Krächzen von einer der ihren. Dunkelheit. Nacht. Ich gab auf. du kannst rennen, aber nicht fliehen. Denn es umgibt dich... die NACHT! Kapitel 3: Lebende Tote ----------------------- Lebende Tote Nacht, Feiner Schleier benetzt die Ruhestädte der Toten. Feiner Dunst setzt sich nieder. Da, ein Schatten, hell, leuchtend dringt auf mich zu, wundersam anzusehen. Nur ein Augenblick ist mir gewährt, dann ist es vorbei. War es wirklich das was es zu sein schien? Ja, ein Geist dessen Ruhe ich gestört habe! Verzeiht! Ich bin unwürdig. Leise verschwinde ich im Dunst des Nebels und lasse die lebenden Toten in Frieden ruhen!! (Minuya-chan) In eine endlos scheinende Finsternis sank ich hinab. Geleitet von den Totenkrähen. Starb ich? Es war dunkel. Zu dunkel um etwas zu erkennen. Kein Vogel, keine Krähe weit und breit. Sie ware weg. Ich hörte sie nicht mehr. Kein Flügelschlagen, kein krähentypisches Krächzen mehr. Eine Melodie schien zu hören zu sein. Von weit weg. Nicht aus dieser Welt. Ich versuchte mich zu bewegen, doch für diesen Moment schien ich körperlos zu sein. War ich schon tot? Ohne Körper, ohne etwas zu sehen gefangen in der Dunkelheit? Gefangen für immer. Ein Licht! Langsam kam ein Licht auf mich zu, welches in dieser vollkommenen Dunkelheit fast schon wie ein Schatten wirkte. Langsam. Noch ein Zentimeter, ein halber. Dann berührte es mich. Ich riss die Augen auf. Augen? Ich war zurück! Hände, Füße Kopf...alles war wieder da! Dann erst registrierte ich, dass auch die unheimliche Dunkelheit gewichen war. Ein Friedhof! Ich stand mitten auf einem Friedhof! Ausgerechnet jetzt, wo sie mich eh schon auf dem Kieker hatten landete ich auf einem Friedhof! Na klasse! Gerade wollte ich mich von den Gräbern abwenden, wollte gehen, als mir ein Lichtschimmer ins Auge fiel. Klein, unscheinbar hätte es auch ein Glühwürmchen sein können. Mal abgesehen davon, dass es mitten im Winter war. Dampf, Nebel stieg auf und umschloss den Friedhof. Es wurde noch eine Spur kälter, als es ohnehin schon war. Eine seltsame Atmosphäre machte sich breit. Langsam kam das Licht näher, nahm Gestalt an, wurde zu einem Wesen, welches man nicht richtig beschreiben kann. Es schien zugleich Tier als auch Mensch, zugleich da und nicht da zu sein. Es gehörte in die Welt, aus der es mich gerettet hatte. Dessen war ich mir auf einmal sicher. Es hatte mir das Leben gerettet! Ein Rauschen. Ein blitzschnelles Flügelschlagen. Eine Krähe! Totenkrähen greifen keine Toten an! Was wollte diese Krähe? Entsetzt starrte ich den Vogel an. Waren sie etwa immernoch hinter mir her. Immer hinter mir. Aber sie durften mir doch nichts tun! Nicht verletzen-nur kontrollieren sagte ich. Das war doch ihr Befehl! Hatte Tori, hatte der Uralte seinen Befehl geändert? Ein weiteres Flügelschlagen. Nun waren es schon zwei. Sie wollten vollbringen, was sie eben begonnen hatten! Fast war ich dieser Sache sicher. Sie griffen nicht an. Warum nicht? Das Warten erschien mir fast schlimmer zu sein, als hätte ich mich zur Wehr setzen müssen. Zum ersten mal sah ich sie direkt. Konnte sie ansehen ohne dass sie sofort wieder aus meinem Blickfeld verschwanden. So nahe war ich ihnen schon? Schatten schienen sie zu sein. Unscharf waren sie zu sehen. Nur ihre augen glitzerten boshaft, verschlagen. Nein, intelligent. Die Boshaftigkeit schien mit einem Schlag aus ihren Augen verschwunden zu sein. Fast als hätten sie Unmögliches entdeckt blitze es einen Moment in ihren Augen auf. Jetzt erst wich die Furcht von mir. Jetzt erst bemerkte ich den Schnee unter meinen Füßen. Die Kälte die in mir hochkroch. Merkte, dass ich ohne Jacke und Schuhe losgerannt war. Schön waren sie. Die Boten des Todes. Die Totenkrähen. Ich lächelte. Der Lichtschimmer hinter ihnen. Mittlerweile waren es so viele dass sie ihn fast verdeckten. Fast sah man ihn nicht mehr, und doch erhellte er die Nacht. Nein, der Befehl hatte sich nicht geändert. Es war nur etwas hinzugekommen. >Nicht sehen lassen, was nicht für einen Menschen bestimmt ist.< Geister gehörten nicht in die Welt der Lebenden. Ich gehörte nicht in die Welt der Toten. Sie lächelten zurück. "Verschwinde", schienen sie zu sagen, "Verschwinde! Das ist nicht für deine Augen bestimmt...Mensch." Zögerlich kam das letzte Wort in meinen Gedanken an. Mensch. Ja, das war ich. Nur ein armseeliger Mensch. Nichts weiter. Verzeiht! Ich bin unwürdig. Langsam wandte ich mich um. Ging. Ich durfte nicht weiter stören. Es raschelte. Einige folgten mir. Doch diesmal schien es mir fast schon beruhigend sie so dicht bei mir zu wissen. Sie würden mich schützen. Sie wachten darüber, dass keiner zu früh oder zu spät mitkam. Mich würden sie noch nicht mitnehmen. Es war noch nicht so weit. Heute würden sie mir helfen. Würden mir den Weg weisen. Noch einmal wandte ich mich um. Sah zurück. Sah noch einmal diesen hellen Schimmer. "Danke.", ich flüsterte es nur, doch ich war sicher er würde mich hören. Der Geist der mich gerettet hatte. Nun verließ ich den Friedhof endgültig. Leise verschwinde ich im Dunst des Nebels und lasse die lebenden Toten in Frieden ruhen!! Ich lief lange bis ich wieder vor meiner Wohnung stand. Die Fotos waren mir erlaubt worden. Ich wusste es. Sie waren geprüft worden. Man hatte sie genehmigt. Kaum angekommen wollte ich in meine Dunkelkammer gehen. Wollte weiterarbeiten. Doch alle Negative waren verschwunden. Alles was ich vorfand war ein Zettel. "Wo warst du so lange? - Wir haben dich gesucht! Was denkst du dir dabei ohne Jacke und Schuhe loszulaufen und tagelang wegzubleiben?! Wir haben uns Sorgen gemacht. Ich weiß, dass du heute wiederkommst. Sie haben es mir verraten. Deine Fotos wurden genommen. Ich bringe dem Verlag die Negative. Bis später, Tori." Ja, der Brief war typisch. Ich lächelte. Typisch für Tori. Er wusste vieles vorher. Immer waren sie es gewesen. Sie. Sie verrieten es ihm. Die Vögel. Er sprach mit ihnen. Ich blickte mich um. Noch waren die Boten des Todes hier. Die Totenkrähen. Sie sahen mich an. Warteten auf meine Reaktion. Ich nickte ihnen zu. Ich hatte verstanden. Aber ich konnte es nicht lassen. Ich würde wieder fotographieren. Auf Friedhöfen. Ich mochte die Stimmung dort einfach. Etwas Hartes schlich sich in ihre Blicke. Mit einem mal war meine Furcht zurück. Sie entzogen sich meinem Blickfeld. Wieder nicht mehr als Schatten am Rande der Wahrnehmung. Und doch überall. Wie die Angst selbst. In jede Ritze gekrochen und ständig um mich. Kapitel 4: Schicksal -------------------- Schicksal Es ist das natürlichste der Welt! Es wird Tag! ..doch was ist wenn es kein Morgen gibt? Du bist gefangen in Zeit und Raum... Du wehrst dich mit aller Kraft, doch es bringt nichts! Niemand wird dich hören, niemand sehen! Es ist dein Schicksal, du bist gefangen für ewig... Im Reich der Schatten! (Minuya-chan) Lange hatte ich geschlafen. Trotz der Furcht, die mich in letzter Zeit ständig begleitete. Ich streckte mich, gähnte. Blinzelte zum Fenster. Es wurde gerade hell. Sonne! Ein schöner heller Tag schien es zu werden. Fast erschien es mir, als erwache ich aus einem langen Albtraum. Schneller als sonst sprang ich aus dem Bett. Ich riss die Vorhänge auf. Hell war es. Ich ließ das Licht herein. Ein halbes Jahr war es nun her, dass ich die Krähen gesehen hatte. Trotzdem, die Furcht vor ihnen blieb. In jedem Schatten schienen sie zu sitzen. Schienen mich zu beobachten. Jeden Moment bereit anzugreifen. Nachts huschten sie durch die Luft. Ich wusste es einfach. Unsichtbar waren sie. Und doch überall. Unsichtbar, für mich auch. Wieder. Oft überlegte ich ob es nicht besser sei ich könne sie sehen. Ob meine Furcht vor ihnen geringer würde, nähme ich nicht nur das Rauschen ihrer Schwingen wahr. Ob es mir möglich wäre auf ihr Können zu vertrauen, wenn ich ihre Augen sehen könnte. Nein. Ich war sicher, dass dies nicht der Fall war. Ich grinste in die warme Sommerluft, die nun zu meinem Fenster hereinkam. Nicht einmal die Nächte waren kalt im Moment. Immernoch fröhlich suchte ich mir meine Sachen aus dem Schrank. Duschte. Fertig. Nun, dann würde ich mal Frühstück machen. Heute schien es mir sogar möglich Toris vorwurfsvollen Blick zu ertragen. Besorgt, traurig, vorwurfsvoll. Ich hatte die Fotos, die er für mich angemeldet hatte nich zurückgezogen. Ich hatte mit ihnen gewonnen. Er verzieh es mir nicht. Er hatte gehofft ich würde zurückziehen. Die Krähen hatten mir vergeben. Die Toten hatten mir vergeben. Eine unfassbare Stille hatte sich über das Haus gelegt. Ich sah mich um, deckte den Frühstückstisch. Sah auf die Uhr. Es war früh. Ich würde die anderen später wecken. Sollten sie doch ausschlafen. Moment! Warum war es so früh? Ich hatte doch das Gefühl gehabt lange geschlafen zu haben. Ich zuckte mit den Schultern. Naja, war jetzt auch egal. Jetzt war ich wach. Leise um niemanden zu wecken ging ich aus dem Haus und schloss die Tür hinter mir. Eine gespenstische Stille umfing mich. Nicht ein Blatt schien sich zu bewegen. Nein, das bildete ich mir bestimmt nur ein. Schnell ging ich weiter. Laut hallten meine Schritte in dieser vollkommenen Stille wieder. Einbildung! Alles Einbildung! Es wird Tag! ..doch was ist wenn es kein Morgen gibt? Nein! Ein Huschen. Eine einzige schnelle Bewegung. Schwarz. Wie ein Schatten. Sie kehrten zurück! Ich zuckte zusammen. Nun wollten sie mich holen! Zu oft war ich im vergangenen halben Jahr auf Friedhöfen unterwegs gewesen. Jetzt wollten sie michh holen. Größer als vorher. Der Schatten schien riesig zu sein. Langsam, lautlos wie der Rest dieser in der Zeit erstarrten Welt, kam er auf dem Boden an. Immernoch nicht mehr als ein verschwommener Schatten. Angsteinflößend und dunkel. Unscharf in der Sonne, schwärzer als alles auf der Erde zu findende Material. Ungewollt bestaunte ich den Schatten. Angst hatte ich, ja. Aber zugleich war da auch diese unglaubliche Bewunderung. Wie hypnotisiert starrte ich den Schatten an. Je länger ich dorthin sah um so dunkler schien es um mich herum zu werden. Ich bemerkte es nicht. Die Geräusche kehrten zurück. Aber um mich herum rauschten nur die Schwingen der Totenkrähen. Diesmal hatten sie mich. Gefangen am hellichten Tag. Ihr Element war die Nacht, die Dunkelheit. Künstlich erschaffene Dunkelheit. Ich zuckte erneut zusammen. Wandte meinen Blick ab. Zu spät. Längst schon hatten mich die Schatten wieder in ihrer Gewalt. Wie schon einmal. Nur, dass sie dieses Mal keinen Fehler machen würden. Kein Licht würde ihre ewige Dunkelheit erneut durchdringen. Ich woolte hier weg! Lasst mich frei! Gedanklich schrie ich. Laut schrie ich. Zappelte in ihrem Netzt aus Dunkelheit, rings um mich herum. Und immer enger zogen sich ihre Schlingen. Nahmen mich gefangen, hielten mich fest. Dann kam er wieder. Der Schatten. Die größte Krähe. Lange sah er mich still an. Ging wieder ohne etwas gesagt zu haben. Doch seine Augen hatten in ihrem Glanz keine Helligkeit besessen. Eine Nachricht hatte er hinterlassen. Vielleicht unbewusst. Vielleicht bewusst. Du bist gefangen in Zeit und Raum... Du wehrst dich mit aller Kraft, doch es bringt nichts! Aufgeben sollte ich?! Die waren doch wohl verrückt! Immer noch rauschten um mich herum die Schwingen der Wächter, der Krähen. Sie hielten nie inne. Ich wurde ruhig. Ich konnte also nicht hier weg? Nun, das wollten wir doch mal sehen! Einen der Schatten suchte ich mir heraus. Konzentrierte mich. Jeder meiner Gedanken folgte diesem Schatten. Hielt ihn an. Sah seine Augen. Mit geschlossenen Augen stand ich mitten in der Dunkelheit des Nichts. Keine Bewegung machte ich mehr. Gefangen? Dann musste ich mich mit dieser Welt zurechtfinden. Immernoch voller Angst, jeden Moment bereit die Augen aufzureißen und mich wegzuducken, falls einer der Schatten sich auffällig benähme. Meine Welt? - Aufgegeben. Das Licht würde ich niemals wieder erblicken können. Auf ewig gefangen in der Dunkelheit. In einer Welt der Angst. Es ist dein Schicksal, du bist gefangen für ewig... Im Reich der Schatten! Ein sanftes Lächeln glitt über mein Gesicht. Schicksal? Ja, von mir aus. Freikommen würde ich nie wieder. Gefangen? Auf ewig musste ich nun hierbleiben. Aber eines hatten sie übersehen. Meine Augen waren geschlossen. Ich konnte den Schrecken ihrer Welt nicht sehen. Nahm die Dunkelheit nicht wahr. Vor mir die sanften Augen der Totenkrähen sehend stand ich lächelnd in einer Welt aus Dunkelheit und Furcht. Er hatte keine Macht mehr über mich. Der Schatten. Viel zu stark war die Erinnerung an ihren sanften, ruhigen Blick. Viel zu sehr sah ich den um Hilfe bittenden Schimmer in den Augen seiner Untertanen. Ich war hier. Vielleicht würde ich nie wieder von hier fortkommen, doch in einem hatte er sich getäuscht. Ich war nicht gefangen. Ich war freiwillig hier. Kapitel 5: Flieg ---------------- Flieg Flieg kleiner Vögel! Flieg in deine Freiheit. (Minuya-chan) Freiwillig. Auch wenn sie mich hierher geholt hatten. Ich war freiwillig hier. Ich konnte nicht weg? Wer sagte das? Mit diesem Gedanken öffnete ich meine Augen. Fand mich in einer Welt voller Angst wieder. Tod konnte nicht gleich Angst sein. Warum sollte man sich vor dem Tod fürchten müssen? War es richtig, dass man sich vor dem fürchten musste, was jeden von uns irgendwann erwartet. Auge in Auge stand ich mit dem Schatten. Kalte, boshafte Augen waren es. Glänzend und doch ohne eine Spur von Licht. Und doch steckten auch hinter diesen Augen die sanften Augen einer Totenkrähe. Dessen war ich mir sicher. Ein kleiner Vogel als Herrscher über den Tod. Nicht mehr als die anderen. Nicht schlauer als die anderen. Nur etwas größer. Ein kleiner Vogel aus einer Verzweifelten Lage heraus zum Herrscher gewählt. In ihrer Angst hatten sie den stärksten unter sich gewählt. Hatten ihm die Macht über den Tod gegeben. Trauer lag in ihren Blicken. Trauer und Furcht, wann immer sie ihn ansahen. Herrscher weil er anders war. Der Rabenherrscher. Ein wahrer Vogel der Dunkelheit schien er ihnen zu sein. Eine verschlossene Seele. Er war erfroren, an seiner Aufgabe zerbrochen. Langsam ging ich auf ihn zu. Streckte meine Hand aus. Angst hatte ich keine mehr. Er schlug nach mir, wich aus. Härte. Nichts weiter mehr in seinem Blick. Eine unglaubliche Härte und Kälte. Furcht. In einer Ecke seines Blickes blitzte Furcht auf. Er tat mir Leid. Ich zog meine Hand zurück. Armer Vogel, an seiner Aufgabe gescheitert. Zu groß war die Verantwortung gewesen. Etwas leuchtete. Meine Hand, ich. Leuchtend, als einziges Licht und doch nicht blendend hell stand ich in der Dunkelheit. Hell genug um meine Umgebung zu erkennen. Alle Tarnung der Dunkelheit verflog. "Tori." Entgeistert starrte ich ihn an. "Tori, du? Warum bist du?" Keine Antwort. Und doch. Erkennen blitzte in seinen Augen auf. Er lächelte. Streckte die Hand aus und kam auf mich zu. Immernoch die Kälte und Härte in seinen Augen, doch die Furcht war verschwunden und etwas war hinzugekommen. Vertrauen. Eine Wärme, ein Lichtfunkeln in seinen Augen. Dann berührte mich seine Hand. Kurz spürte ich die Kälte dieser Welt an meinem Arm, dann verschwand sie. "Danke, Tori-oh.", lächelnd wandte Tori sich ab. Verschwand langsam wieder in den Schatten. Noch während er lief verwandelte er sich wieder in das was er einmal war. Mit einem Flügelschlag entschwand der Rabe meinem Blickfeld. Flieg kleiner Vögel! Flieg in deine Freiheit. Lächelnd sah ich ihm hinterher. Alles war wieder da. Tori-oh, das war ich. Viel zu lange war ich fort gewesen. Lange schon war es Zeit gewesen, dass ich zurückkehrte. Um mich herum die Totenkrähen, meine Freunde. Warum hatte ich sie gefürchtet? Wartend sahen sie mich an. "Ihr wisst was zu tun ist." Sie flogen los. Sie hatten ihre Aufgabe zurück. Ihren eigentliche Aufgabe, die so lange verloren war. Sie hofften wieder. Die Angst war verschwunden. Diese Welt hatte ihr Licht wiedergefunden. Ich hätte es vermeiden können... Nein! Ich schüttelte den Kopf. Es war vorbei. Es hilft Nichts. Was geschehen ist kann man nicht rückgängig machen. Es hilft Nichts sich zu wünschen, es wäre nie geschehen. Das änderst Nichts. Es macht alles nur schlimmer.Deshalb...denkt nach, warum ist es Geschehen?? (Minuya-chan) Die Totenkrähen - Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)