Rot, Weiß und Schwarz von --Tam-- (eine Nacht in Berlin) ================================================================================ Kapitel 1: Eine Nacht in Berlin ------------------------------- Titel: Rot, Weiß und Schwarz Kapitel:1 Autor: rainydevil Fanfiction: eigene Serie Disclaimer: Die Figuren gehören alle mir. Wer sie vielleicht ausborgen möchte schreibt mir einfach ne ENS. Warnung: Lime, Slash Rating: PG-16 Kommentar: Ich lese momentan ein Buch in dem das dritte Reich grob geschildert wird und noch zusätzlich ein Buch von Homosexuellen mit mehreren Kurzgeschichten drin. Und da habe ich Lust bekommen auch so etwas ähnliches zu fabrizieren. Ich habe mich nicht näher mit dieser Zeit beschäftigt und wenn ich Fehler eingebaut hab, tut es mir leid. Überseht sie einfach wenn es geht. Wenn nicht, weißt mich darauf hin. 1- Rot, Weiß und Schwarz Das knistern des dünnen durchsichtigen Papiers lässt mich aufblicken. Du rauchst, immer noch im Bett, in das schmutzige Kissen gelehnt und siehst mich nicht an. Draußen brettert eine S-Bahn an dem Hotel vorbei, ich kann die Wände beben spüren und schließe die Augen. Ich räkel mich genüsslich vor deinen Augen, doch du hast keine Lust mehr. Ich fluche leise, hatte ich doch gehofft mehr an diesem Abend als nur eine Stunde von dir zu bekommen. Dein Feuerzeug stinkt nach Gas und die winzige Flamme erhellt müde das kleine billige Hotelzimmerchen, lässt dunkle Schatten an dem alten Gemäuer flackern, täuscht sogar kurz über dein wulstiges und fettiges Gesicht hinweg. Deine Augen sind hinter großen klebrigen Lidern versteckt, dein Atem riecht nach Krankheit, oder Tod, oder einfach nur Alkohol? Unter der dünnen Bettdecke kann ich deinen Bauch sehen, aufgedunsen wie bei einer schwangeren Frau und mir wird übel. Ich stöhne, schließe den Reißverschluß meiner Hose, werfe den dünnen Pulli über meinen Kopf, taste nach meiner Brille und gehe auf dich zu. Immer noch siehst du weg, bist anscheinend immer noch in deinen wilden Perversitäten gefangen. Mit wem treibst du's jetzt? Dem kleinen Jungen aus deiner Klasse, der vierten Jahrgangsstufe, die du unterrichtest? Oder ist es der klapprige Referendar, der dich anscheinend so heiß macht? Du nanntest mich dabei Alex- ist Alex sein bedeutungsloser Name? Das Radio läuft, ich kann die helle dröhnende Stimme eines jungen Mannes daraus hören, sie klingt steif fast lächerlich korrekt, ich muss lachen. Ich habe Angst du wirst nicht bezahlen, habe aber auch keine Lust dich anzusprechen. Wer bist du eigentlich? So viele Namen nanntest du mir an diesem Abend, in dieser Stunde. Wie ist dein Name Mister? Ich schnappe meine Jacke, hole das Geld einfach aus deiner Hosentasche, du siehst mich endlich an. Fragst mich brüsk was das soll. Ich wehre ab, sage dass ich nur so viel nehme wie mir für eine Stunde zusteht. Immerhin habe ich dir auch nicht meinen Namen genannt, heute Abend war ich dein Alex oder dein kleiner Viertklässler. Perverser Sack. Aus und vorbei. Ich gehe durch die Tür, höre noch wie du leise von neuem zu stöhnen beginnst, deine Hand ist unter der Decke verschwunden. Mir wird schlecht. Draußen ist es kalt und ich klappe den Kragen meiner Jacke hoch, schaue zu beiden Seiten der Straße, husche durch die Nacht, Berlin ist so groß. Ich will nicht mit der Straßenbahn fahren, das Geld ist mir zu schade, ich finde auch alleine meinen Platz wieder. Die kleine Litfaßsäule. Wie könnte man mich dort verfehlen. Plötzlich zieht jemand an mir vorbei, stößt mich unsanft an, er ist betrunken, ich höre es- ich sehe es. Er trägt ein Abzeichen, sieht verwirrt aus. Ich kann Rot erkennen und Schwarz und Weiß. Ein Kreuz nicht für diese Welt gemacht, mich fröstelt es bei diesem Anblick. Parteigenosse oder mehr? Treuer Soldat? Ich kann sie nicht unterscheiden, oder sind nicht alle heut zu Tage Soldaten? Schnee beginnt zu rieseln, bedeckt das schüttere Haar des Genossen, er achtet nicht darauf, geht weiter dreht sich noch mal um, ich kann seinen Blick im Rücken spüren. Ich weiß er hat mich nicht erkannt. Ich sehe nicht aus wie so einer. Aber ich rieche danach, nach Sex. Ob er das billige Männerparfum erkannt hat, oder war es Aftershave- das teure aus Amerika, das schon lange nicht mehr geliefert wird? Ich gehe weiter, Silber weiße Flocken bedecken meine Jacke, meine schwarzen Haare die zu lang, zu strähnig und widerspenstig sind. Landen auf meinen Lippen, huschen hinter meine Brille, ich koste das eisige süß. Es schmeckt nach Kohle, hier schmeckt alles irgendwie danach. Ich vergrabe die Hände in den Hosentaschen. Vielleicht ist Susie heute da. Susie Rosenblatt. Ich halte kurz inne, überlege kurz muss leise kichern. Verdammt sie ist schon lange nicht mehr da, das Kaffee ist geschlossen, seit ein zwei Monaten vielleicht? Warum vergesse ich das immer, ich weiß doch wo sie jetzt ist und ich kann mich froh schätzen nicht ihren Nachnamen zu tragen. Rosenblatt ist zwar schön, aber auch fatal verräterisch nicht wahr? "Sie ist eine Jüdsche", hatte Alfie gesagt, als er mir ein paar Mark abnahm. "Ich will dich in dem Kaffee nicht mehr sehen. Ist sowieso schon gefährlich genug mit dir." Ich musste unwillkürlich grinsen, ja sie ist eine Jüdin, vielleicht eine schon verdammt tote Jüdin und ich bin ein Stricher. Wer ist nun schlechter dran? Verfolgt werden wir beide, doch sie kann sich gegen ihr Schicksal nicht wehren, oder konnte? Sie kann- nein konnte ja nichts dafür! Sie ist so und ich hatte- nein- habe sie lieb. Ich will wieder einen heißen Kaffe von ihr spendiert bekommen, dazu ein Schmalzküchlein, vielleicht noch ein Stück Hefezopf auf den weiteren Weg, wie immer bei ihr. Ich war schon Stricher als ich sie kennen lernte, sie wusste- weiß es. Ich habe es ihr nicht gesagt, doch sie lächelte nur immer wohlwissend, strich durch meine Haare, küsste meine Wange. "Ich hab dich lieb. Du wirst schon jemanden finden." Bis heute weiß ich nicht was sie meinte. Will ich es denn wissen? Ich laufe weiter, der Boden zu meinen Füßen ist eisig glatt, spiegelt mattes schummriges Laternenlicht, dass sich wie weißer Eiter in der Nacht verteilt. Schwerfällig durch den aufkommenden Schnee. "Wie viel kostest du?" Ich sehe auf, die Säule im Rücken spüre ich den kalten Druck, die Sicherheit die sie mir spendet, möchte eigentlich heute nicht mehr, bin müde, bin deprimiert, will einfach nur zu Alfie gehen und ihm sein heutiges Geld bringen. Doch du bist anders als die anderen. Nicht nur, dass du sehr gut aussiehst. Du bist auch in meinem Alter. 15 Jahre, vielleicht ein Jahr mehr. Deine hellen wässrigen Augen spiegeln kaum Licht, ich verliere mich in ihnen, möchte seufzen, möchte dich sofort umarmen, weiß nicht wieso. Diese seltsame Vertrautheit zwischen uns ist jetzt schon da und ich fühle nach langer langer Zeit wieder Lust mich hinzugeben, oder vielleicht sogar zu nehmen. Bei dir kann ich es mir vorstellen, wir sind uns ähnlich. Ich lächle dich an, ziehe meine Hände aus den Taschen, deute meinen Preis, du bist ein wenig überrumpelt merke ich, denn dein Blick schweift nachdenklich ab. Wahrscheinlich hast du nicht mal so viel auf deinem Sparbuch, bist ja noch minderjährig. Ob du zur HJ gehörst oder irgendwo anders hin? "Du bist aber keine Falle oder so etwas", höre ich dich mit zarter Stimme wispern, sie ist kaum lauter als meine. Ich schüttle bestätigend den Kopf, frage ihn das gleiche und er verneint. Das wusste ich, so einer ist nicht irgend ein Spion. "Ich bin schwul. Ich meine, ich liebe Männer und ich will nicht länger allein sein." Ich nicke. "Ich auch nicht."- "Wie heißt du?"- "Wie du willst." Er schüttelt den Kopf, sieht sich kurz um und ergreift dann mit beiden Händen mein Gesicht. "Nein wirklich, wie heißt du?" Ich schlucke, muss überlegen, lange hat niemand danach gefragt und ich bin selbst unsicher. Ich heiße nicht Alex, Junge oder irgendwie anders. Ich heiße nicht wie irgend so ein kleiner Viertklässler, der noch nicht einmal an Sex denkt, aber wahrscheinlich in den nächsten Tagen von dem perversen Lehrer in der Schultoilette aufgegriffen wird. Niemand wird ihn schreien hören. Ich überlege immer noch und du nimmst sachte deine Hände weg, wartest geduldig, wie als ahnst du meine Gedanken. "Ich heiße Flo und du." Er lächelt unvermittelt, streckt seine behandschuhte Hand aus, schüttelt meine die nackt und bloß ist freundlich. "Ich bin Arnt." Noch nie hatte ich so ein Verlangen, wie nach dir. Auf dem Weg in das nächste Hotel fühle ich deinen Körper der meinem ebenbürtig ist, neben mir. Spüre deine Wärme und kose mit meiner eigenen. Ich höre das ferne Rattern der S-Bahn. Ich fühle deinen Körper und kann es gar nicht erwarten dich aus deinem beigen Mantel zu schälen. Auf dem Zimmer ist es wie immer finster und ich frage ob du' s mit Licht magst. Du blickst mich an und zuckst mit deinen knochigen Schultern. Du weißt nicht was du magst. Das alles ist neu für dich. Jungfrau würde ich sagen und lächle zufrieden. So etwas hatte ich auch schon lange nicht mehr. Ich lasse das Licht aus, komme zu dir, schäle dich vorsichtig aus seinen Sachen, möchte dich nicht verschrecken, so wie ich verschreckt wurde. Ich kann deine Haut riechen, die duftet nach Seife, sie duftet nach kindlicher Unschuld und sind wir nicht eigentlich noch Kinder? Bei deinem Pullover zuckst du zusammen, schubst sachte meine Hände weg und siehst mich freundlich an. "Ich will dich erst küssen!" Ich nicke, öffne meine Jacke, werfe sie achtlos auf den schmutzigen Fußboden, er klebt, vielleicht verschütteter Sekt, vielleicht etwas ganz anderes. Ich komme immer näher, bis ich deinen süßlichen Atem auf meinem Gesicht spüren kann. Es ist so neu für mich, bisher gab es selten Küsse, außer sie waren kalt ausgemergelt oder brutal. Einer biss mir sogar in die Zunge, so fest dass ich gepeinigt schrie, ich bekam natürlich kein Geld von ihm. Doch, du bist anders, siehst mich schüchtern an, harrst der Dinge die da kommen mögen. Ich wünsche du würdest die Augen schließen. Ich schäme mich, bin ich denn ungeschickt in solchen Dingen? Ich warte, doch du rührst dich nicht siehst mich weiter an und ich schlucke laut. Was jetzt, es ist doch nicht mein erster Kuss? Draußen fällt weiter der Schnee. Es rattert schon die letzte Bahn an diesem Abend. Plötzlich greifst du nach vorn in meinen Pulli, ziehst mich forsch zu dir. Ich schmecke plötzlich Süße, fühle Weichheit und bemerke erst jetzt deinen feuchten Mund auf meinem. Wir schließen immer noch nicht die Augen. Ja- wir! Am nächsten Morgen erwache ich allein. Bin müde, wie gerädert, fühle meinen schmerzenden und pochenden Körper. Überall riecht es noch nach dir. Ich atme tief ein, suche meine Sachen. Als ich aus dem billigen Hotel gehe weiß ich schon, dass ich dich wahrscheinlich nie wieder sehen werde. Nie wieder. Laute Musik hallt durch die Straßen, Radios klingen mit gedämpften Stimmen aus den offenen Küchenfenstern. Neugierige Augen sehen zu, wie viele uniformierte Männer die Straße lang marschieren und wieder erblicke ich jene Farben. Rot, weiß und schwarz. Ein Kreuz nicht für diese Welt, ein Kreuz das Tod und Verderben bedeutet. Ich stecke meine kalten Hände in die Jackentaschen, bemerke das Geld das du dort hinein getan hast und lächle zermürbt. Was ist schon jener Schmerz im Gegensatz zur Pein dieses Lebens. Ich liebe dich. Rot, Weiß und Schwarz- Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)