19X99 von Kijuri (Erddrachen Story) ================================================================================ Kapitel 1: Folge 0, Teil I: Über die Erddrachen - Kijuri's Geschichte --------------------------------------------------------------------- Genau wie die letzten Jahre ihres Lebens auch saß Kijuri Takanaki, 17 Jahre, Schülerin an einer der zahlreichen, eintönigen Hochschulen Tokios, in der hintersten Reihe des Klassenzimmers allein auf ihrer Bank, hörte dem leeren Geschwafel der Lehrer zu und betrachtete das hektische Treiben der Stadt durch das Fenster. Es war wieder einer dieser grauen, trostlosen Regentage an denen Tokio in Traurigkeit versank. Für jeden anderen war das Pausenklingeln die Erlösung aus dem langweiligen Schulalltag, doch für Kijuri bedeutete es das Ende eines normalen (halbwegs intakt zu scheinenden) Lebens und der Eintritt in eine Welt fern von allem...eine Welt in der sie dafür kämpfen würde die Erneuerung der Erde zu erreichen, als eine der 9 Boten...ein Erddrache! Mit ernstem Gesicht dachte sie an ihre Bestimmung, ihr schon immer vorbestimmtes Schicksal das sich nicht ändern lies...so wurde es ihr gesagt... Niemand redete mit ihre als sie die Schule mit eiskalter Miene verließ. Niemand verabschiedete sich von ihr oder wünschte ihr ein schönes Wochenende wie es die anderen untereinander taten. Kijuri hatte sich von all ihren Mitmenschen total abgekapselt. Sie wollte nichts zu tun haben mit deren Hoffnungen und Sorgen. Langsam ging sie die überfüllten Straßen Tokios entlang, bewegte sich durch die nicht enden wollenden Menschenmassen mit ihren bunten Regenschirmen. Sie spürte den kalten Regen in ihrem Gesicht und dachte wieder daran wie sinnlos es doch war, solche Kreaturen beschützen zu wollen. Die Erde schrie förmlich nach einer Erlösung von der Last der Menschen. Kijuri würde es sich nie eingestehen doch sie war froh, endlich den Hausflur ihres Wohnhauses erreicht zu haben...der lange Flur und die Treppe hinauf bis zu ihrer Wohnung im 4. Stock waren eine regelrechte Erholung für sie, fern ab von all dem Trubel Tokios. In dem alten Haus lebten außer ihr nicht viele andere. Der Hausmeister und seine Frau, die das ganze Haus mit Blumen und Pflanzen versorgte, wohnten im Erdgeschoss. Eine junge Familie mit zwei kleinen Kinder und einem Baby im 1. Stock, die Mutter war Hausfrau. Der zweite Stock beherbergte zwei alte Frauen, die schon lange Freundinnen waren. Und schließlich gab es noch einen blinden alten Mann der im 3.Stock direkt unter ihr lebte, sein Enkelsohn kam jeden Tag vorbei um nach ihm zu sehen. Immer wenn Kijuri die Treppe hinauf zu ihrer Wohnung ging zählte sie in Gedanken diese Leute auf. Sie hatte jeden von ihnen schon so oft gesehen... Als sie vor drei Jahren nach Tokio kam wurde sie von ihnen sofort herzlich empfangen. Diese Leute waren wie eine große Familie und obwohl sie es nicht wollte, war Kijuri ein Teil dieser Familie geworden. Sie war der ruhige Teil, der, der sich vor allen zurück zog aber trotzdem noch irgendwie mit jedem in Kontakt blieb...das war ihre eigene kleine ruhige Welt, eine Welt die sie sich auch für den Rest der Erde wünschte...und deshalb musste sie erneuert werden! Vor der Tür des blinden Mannes blieb Kijuri stehen. Sie war schon lange nicht mehr bei ihm gewesen...seine Gegenwart sagte ihr mehr zu als die gähnende Einsamkeit in ihrer Wohnung...doch sie zögerte. Eben dieser alte Mann war es doch gewesen, der ihr vor fast einem Jahr vom letzten Kampf um das Schicksal der Erde und ihrem Platz darin erzählt hatte. Zu dieser Zeit war sie gerade dabei gewesen sich von den tiefen Wunden ihres Herzens zu erholen und zuzulassen, dass ihr andere Menschen wieder etwas bedeuteten...und dann sollte sie dafür kämpfen, dass eben diese Menschen vernichtet werden? ?Nicht vernichtet...reformiert.? hatte er ihr gesagt, ?Du kämpfst für die Erneuerung der Erde...damit die Menschen in einer neuen Welt wiedergeboren werden können und von vorn anfangen...damit die Erde nie wieder so krank wird wie sie jetzt ist...? Kijuri trat näher an die Tür und klopfte. Für eine Weile hörte sie nichts, doch dann kam jemand zur Tür. Man konnte genau hören, wie die vielen Schlösser und Verriegelungen geöffnet wurden. Kijuri wartete ungeduldig...was würde der blinde Mann ihr dieses Mal berichten? Lange musste sie nicht mehr warten, da wurde die Tür schon aufgerissen...und ein junger Mann erschien. ?Guten Tag, womit kann ich helfen?? fragte er höflich. Kijuri war überrascht, dass musste der Enkel des alten Mannes sein, sie hatte ihn bis jetzt noch nie gesehen und sich auch nicht um ihn gekümmert... ?Ich...ähm...ich...ist Herr Sanagi zu sprechen?? fragte sie schließlich entschlossen. ?Oh, ja...komm doch rein...? Nur zögerlich trat Kijuri nun ein. Auch wenn sie es erst nicht vor gehabt hatte, hätte sie doch gerne mehr über ihr Schicksal und den letzten Kampf erfahren. Bis jetzt hatte sie bei all ihren Besuchen von dem blinden Alten doch immer wenigstens ein paar Andeutungen darüber erhalten... Langsam gewöhnte sie sich an das Halbdunkel, das immer in der Wohnung herrschte. Wenn man hier eintrat fühlte man sich wie in eine andere Welt versetzt. Es erinnerte sie jedes mal an diesen Tempel in den Bergen Japans, den sie einmal mit ihren Eltern besucht hatte...ihre Eltern...die Erinnerung schmerzte immer noch sehr... Kijuri folgte dem jungen Mann ins Wohnzimmer. Sie hatte immer gedacht, der Enkel des blinden Alten wäre jünger, ein kleiner Junge oder so... ?Ah, Kijuri, komm doch näher mein Kind.? wurde sie von der beruhigenden Stimme des Alten aus den Gedanken gerissen. Mittlerweile war es nichts ungewöhnliches mehr für sie, dass der Alte alles und jeden um sich herum genau erkannte, obwohl sie nicht wusste, wie er das machte. Kijuri trat näher zu ihm heran und folgte seiner Aufforderung sich neben ihn zu setzen. ?Mein Enkel hat gerade etwas Tee gemacht, möchtest du vielleicht auch welchen?? ?Ähm...ja...ja bitte.? sagte Kijuri zögernd. In der Nähe fremder Menschen fühlte sie sich immer so klein und verletzlich. ?Ich hole schnell noch eine Tasse, bin gleich wieder da...? und schon war der junge Mann verschwunden. ?Er ist ein guter Junge musst du wissen. Ich hatte gehofft, dass ihr euch schon einmal früher begegnet, aber es sollte wohl bis jetzt nicht sein...? meinte der Alte und tastete dabei nach etwas auf dem Tisch. Kijuri starrte gedankenverloren im Raum umher und antwortete nur mit einem kurzen ?Mmmh...? als der Alte anscheinend das fand, nach dem er gesucht hatte. ?Hier Kijuri, das ist für dich.? Er reichte ihr ein weinrotes Holzkästchen mit goldenen Verzierungen. Sie nahm es zögernd entgegen und betrachtete es eine Weile. ?Was immer es ist, ich kann es nicht annehmen, Ihr habt mir schon so viel geholfen...? ?Oh, es ist nicht von mir, ich habe es nur aufbewahrt, viele Jahre lang.? ?Aber von wem ist es dann? Ich kenne sonst niemanden, der mir etwas schenken würde...? ?Öffne es und du wirst verstehen...? Kijuri würde immer verwirrter bei den Worten des blinden Mannes und wusste nicht, worauf er hinaus wollte, doch es könnte ja nicht schaden, zu sehen was sich in dem Kästchen befand. Doch noch bevor sie es öffnen konnte kam der Enkel des Alten wieder in den Raum und Kijuri hielt es für klüger, das Kästchen so schnell wie möglich hinter ihrem Rücken verschwinden zu lassen. ?Du hast es ihr also gegeben.? sagte der junge Mann bitter während er eine Tasse Tee vor Kijuri auf den Tisch stellte. Das Mädchen wurde hellhörig und blickte abwechselnd überrascht von dem jungen zum alten Mann und wieder zurück. ?W...wie viel weiß er?? fragte sie schließlich. ?Nun...? begann der Alte, während der Junge sich schweigend und mit sehr ernstem Gesicht Kijuri gegenüber setzte, ?...er weiß so ziemlich alles über dich...? ?WAS?! Was soll das Ganze?!? unterbrach ihn Kijuri wütend und sprang auf. ?Bitte setz dich wieder hin.? befahl ihr der junge Mann ruhig aber in einem bestimmten Ton. Das Mädchen folgte seiner Anweisung, lies die beiden Männer aber dabei nicht aus den Augen. ?Wieso weiß er alles über mich?? fragte sie schließlich etwas ruhiger. ?Er ist dein Schutzpatron...? antwortete der blinde Alte knapp, ?...tut mir Leid, dass ich dir nicht schon eher davon erzählt habe, aber ich wollte warten, bis die richtige Zeit gekommen war...? Kijuri verstand überhaupt nichts und starrte nur in den Raum, die Worte des Alten noch in ihrem Kopf überdenkend. ?Und was heißt das?? brachte sie mühsam heraus. ?Das bedeutet, dass ich dafür sorgen werde, dass du deinen Platz unter den neun Boten sicher einnehmen und für eure Sache kämpfen kannst.? meldete sich der junge Mann wieder zu Wort. ?Meint ihr nicht, das schaff ich schon alleine, immerhin komm ich ganz gut zurecht, ich brauch kein Kindermädchen...? entgegnete Kijuri sarkastisch. ?Du hast deine Kräfte noch nicht unter Kontrolle...? fuhr er unbeeindruckt fort. ?Falsch...? unterbrach sie ihn, ?...ich hab überhaupt keine Kräfte!? ?...langsam aber sicher versammeln sich sowohl die Boten, als auch die Siegel in der Stadt, es kommen gefährlich Zeiten auf dich zu.? Kijuri verdrehte seufzend die Augen. Was zum Teufel wollte der Kerl eigentlich von ihr, sollte sie sich im Haus verschanzen, oder was? ?Es ist meine Bestimmung, auf dich aufzupassen.? sagte er bestimmt, ?Und genau das werde ich auch tun, ganz egal ob du mich dafür umbringst oder nicht.? und mit diesen Worten stand er auf und ging in die Küche. Doch er kam noch einmal zurück: ?Ach und wenn du dieses verdammte Kästchen unbedingt aufmachen musst, dann mach es besser gleich!? Kijuri stutzte, das Kästchen hatte sie völlig vergessen. Sofort holte sie es hinter ihrem Rücken hervor und öffnete es. Darin fand sie ein weites dunkelrotes Leinengewand, in das weitere Gegenstände eingewickelt waren: ein altes, abgegriffenes Lederbuch, ein breites schwarzes Tuch, ein goldener Kelch, der mit seltsamen Steinen verziert war und ein seltsamer hölzerner Gegenstand, den sie nicht kannte. ?Was ist das alles?? fragte sie den blinden Alten. ?Diese Dinge sind deine Vergangenheit, deine Gegenwart und deine Zukunft.? antwortete dieser. ?Na wenn?s weiter nichts is...? ?Sie sind nicht mehr, aber auch nicht weniger als das.? entgegnete der Alte ruhig und trank einen Schluck Tee. Das Mädchen starrte die Dinge in ihren Händen weiterhin an und wusste nicht so richtig, was sie damit anfangen sollte. ?Na ja wenn das so ist...? meinte sie schließlich, ?...dann Danke dafür und für den Tee...ich werd dann mal gehen...? ?Falls du mehr über diese Dinge wissen willst mein Kind...? sagte der Alte noch bevor sie ging, ?...dann solltest du vielleicht doch noch mal mit meinem Enkel reden...? Und dann war Kijuri auch schon aus der Wohnung verschwunden. ?Sie ist ziemlich eingebildet.? meldete sich der Enkel des Alten wieder aus der Küche zu Wort. ?Sie ist stolz und eigenwillig...und mutig, aber das solltest du eigentlich wissen Assai? Ziemlich durcheinander schloss Kijuri die Tür ihrer Wohnung auf und stellte das Kästchen auf einem kleinen Tisch ab. Dann setzte sie sich in ihr Wohnzimmer und starrte Löcher in die Luft. Dieses Ende der Welt wurde immer merkwürdiger. Was sollte sie jetzt nur anfangen mit all diesen seltsamen Dingen? Und am meisten machte es ihr zu schaffen, das sie keine Kräfte hatte, die ihr beim Kampf um das Schicksal der Erde helfen konnten. Sie fühlte sich so nutzlos und wusste nicht, was ausgerechnet sie bei der großen Sache mitmischen sollte. Immerhin hatte sie auch noch keinen der anderen Erddrachen gesehen. Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken herausgerissen. Die Erde bebte! Kijuri fuhr hoch und blickte sich erschrocken um. Sobald sie begriff, was los war, stürzte sie zum Fenster. Es war nichts ungewöhnliches, dass die Erde in Tokio bebte, aber genau so gut konnte es das Brechen eines Bannkreises anzeigen. Kijuri trat auf ihren kleinen Balkon hinaus um einen besseren Überblick zu haben und von dort aus sah sie, wie eines der Hochhäuser in der Nähe des Clamp Instituts zusammen stürzte. ?So beginnt es also...? und Kijuri war klar, dass das nur das Werk eines Erddrachen sein konnte. Sie überlegte gerade, ob sie zum Ort des Geschehens gehen sollte um sich die Sache mal anzusehen, als es an der Tür klopfte. Kijuri rollte mit den Augen, wer konnte das nur wieder sein?! Genervt ging sie zur Tür und öffnete die zahlreichen Schlösser, die sie angebracht hatte. Vor der Tür stand niemand anderes als der Enkel des blinden Alten. ?Was macht ihr denn hier?? ?Du hast es doch sicher auch gespürt...mein Großvater meinte, dass es an der Zeit ist, deine Kräfte zu wecken.? ?Oh...wie toll...und wie soll das geschehn?? meinte Kijuri sarkastisch. ?Indem ich dir was über die Sachen aus dem Kästchen erzähle.? Das Mädchen schien keine andere Wahl zu haben, als ihn herein zu lassen, denn etwas neugierig war sie schon... ?Irgendwas zu Trinken?? ?Nein, Danke...? Kijuri setzte sich neben ihn aufs Sofa und beobachtete ihn schweigend. ?Also, was ist nun mit den Sachen?? fragte sie schließlich. Der junge Mann seufzte schwer und stand auf. Unruhig ging er am Fenster auf und ab. ?Diese Sachen gehörten deinem Bruder...? begann er stockend. Kijuri zog zweifelnd eine Augenbraue hoch: ?...aha...meinem Bruder...schon klar...und was machst du, wenn ich dir sage, dass ich gar keinen Bruder habe?? ?Mir ist klar, dass du nichts von deinem Bruder weißt, denn er ist tot. Er ist drei Jahre nach deiner Geburt gestorben und hat mich gebeten dir diese Sachen zu geben, da du sie für deinen letzten Kampf brauchen wirst...um zu dir selbst zu finden...? ?...also meiner Meinung nach komm ich ganz gut mit mir selbst klar...? ?Hör zu, du bist der neunte Erddrache, du wirst zusammen mit den anderen acht für die Erneuerung der Welt kämpfen, es wird Zeit, dass du dich für dein Schicksal interessierst!? entfuhr es den jungen Mann. Kijuri sah ihn erst etwas verdutzt an, bevor sie entgegnete: ?...wie zum Teufel soll ich denn mit diesen Erddrachen zusammen kämpfen, ich hab sie ja noch nicht einmal gesehen!? Nun wurde der Mann auf einmal ruhiger und sah sie nachdenklich und auch etwas traurig an: ?Dann wird es Zeit, dass du sie triffst...komm.? Und ohne ein weiteres Wort stand er auf. Kijuri musste sich beeilen, damit sie ihm folgen konnte. Er führte sie über eine lange Wendeltreppe aufs Dach...der einzige Ort in diesem Haus, den das Mädchen bis jetzt gemieden hatte... Der junge Mann steuerte geradewegs auf den Rand des Daches zu, der nicht einmal gesichert war, und blickte in die Richtung, in der vorhin das Hochhaus zusammengestürzt war. ?Dort wirst du den Kamui der Erddrachen finden...? ?Oh...schön...und wie soll ich dort hin kommen?? ?Über die Dächer Tokios...folge mir!? Und schon sprang er auf das Dach des benachbarten Hauses, ohne dabei auch nur im geringsten irritiert zu sein von der Tatsache, dass dieses Haus ein ganzes Stockwerk höher war als Kijuris. ?Hey, wie hast du das gemacht?? Der junge Mann blickte vom anderen Haus zu ihr hinunter: ?Diese Kraft ist allen gegeben, die auch nur im entferntesten mit dem Ende der Welt zu tun haben. Komm jetzt, wir müssen uns beeilen...? ?Ähm...soll das jetzt heißen ich muss auch so hin und her springen?? ?Hast du ein Problem damit?? ?Na ja...nicht direkt...es ist nur...ich hab so was ähnliches wie...Höhenangst...? Er blickte sie ungläubig an und Kijuri wollte schon ein schnippisches ?Na und?!? entgegnen, als er wieder zu ihr zurück gesprungen kam. Neben ihr hielt er an und betrachtete sie wieder einmal mit einem nicht zu deutenden Gesichtsausdruck. Als Kijuri keine Anstalten machte, etwas zu sagen, legte er einfach seinen Arm um ihre Hüften und sprang mit ihr zusammen in Richtung des Erddrachen Kamui... Kapitel 2: Folge 0, Teil II: Der Kamui der Erddrachen - Fuma-San ---------------------------------------------------------------- Die Geräusche des zischenden Windes rings um Kijuri verstummten und das sagte ihr, dass ihre Reise über Tokios Dächer ein Ende hatte. Während der ganzen Zeit hatte sie ihre Augen fest geschlossen gehalten doch nun, da sie wieder festen Boden unter den Füßen spürte, öffnete sie diese zaghaft. Sie befand sich nun auf einem Hochhaus ganz in der Nähe des eben eingestürzten und die Aussicht gefiel ihr ganz und gar nicht...viel zu hoch... Erst nachdem sie sich in Ruhe umgesehen und sich langsam an die luftige Höhe gewöhnt hatte, bemerkte sie, dass sie allein war. Der Enkel des alten Mannes war nirgends zu sehen! Verstört fragte sie sich , was das zu bedeuten hatte und machte sich schon langsam Gedanken darüber, wie sie wieder nach hause kam, als sie plötzlich etwas spürte. Entgegen ihrer ersten Wahrnehmung schien doch noch jemand außer ihr auf dem Dach zu sein...nur wer? Immer stärker spürte sie die Anwesenheit eines weiteren Menschen... Nervös aber vorsichtig blickte sie sich um... Es dauerte nicht lange und Kijuri erblickte eine dunkle Gestalt am anderen Ende des Daches, die sie anscheinend schon die ganze Zeit beobachtet hatte. Nun kam sie näher. Es war eindeutig ein junger Mann, schwarz gekleidet und sehr mysteriös...sollte das der Erddrachen Kamui sein? Der Mann stand nun direkt vor ihr, doch Kijuri wagte nicht sich zu rühren, so gefesselt war sie von seiner Erscheinung. Er hatte eindeutig etwas an sich, das einen in seinen Bann zog... ?Na sieh einer an, noch mehr Besuch, ich wusste, dass ich dich hier treffen würde...? meinte er mit einem seltsamen Lächeln. Von Geburt aus misstrauisch musterte Kijuri ihn nun genauer. Er war zwar sportlich, doch sah er trotz allem ziemlich normal aus, nicht wie sie sich Kamui vorgestellt hatte. Außerdem sollte Kamui unbeschreiblich starke Kräfte haben, doch vor ihr stand ein ganz gewöhnlicher Oberschüler, nicht viel älter als sie selbst. Anscheinend hatte der junge Mann die selbe Idee gehabt wie Kijuri und musterte sie ebenfalls indem er einmal um sie herum ging. Kijuri?s Alarmglocken schrillten, denn immer noch war sie sich nicht 100%ig sicher, wen genau sie nun vor sich hatte und auch ihr Gegenüber wusste nicht wer sie war. Wenn sie nicht aufpasste konnte es leicht zu einem Kampf kommen und wenn es etwas gab, auf das sie nicht vorbereitet war, dann war es Kämpfen! ?Hmm...du bist anders als die Vier, die ich grad auf dem anderen Dach getroffen habe...? sprach er weiter und blieb genau vor Kijuri stehen. ?Oh, wie schön...und was soll das jetzt heißen?? entgegnete Kijuri ironisch. Sie hatte dieses kleine Katz-und-Maus Spielchen satt. Wer zum Teufel war dieser Kerl?! ?Ich bin Fuma, der Kamui der Erddrachen...? Erschrocken sah sie ihn an. Hatte er wirklich ihre Gedanken gelesen? ?Du bist sehr unhöflich...ich kenne immer noch nicht deinen Namen.? und nun beugte er sich zu ihr herunter und blickte ihr direkt in die Augen. Kijuri wich ihm aus und suchte das Dach für alle Fälle nach einer Fluchtmöglichkeit ab. Doch schon hatte Fuma ihr nachgesetzt und tauchte an ihrer Seite auf. ?Du reagierst nicht, wie es ein Himmelsdrache tun würde...ich nehme an du gehörst zu uns.? ?Und was heißt ?uns??? fragte sie zurück und blickte ihm dabei direkt in die Augen. Sie hatte bestimmt nicht vor, sich weiter von ihm einschüchtern zu lassen. Am Anfang kam sie sich hilflos und allein vor, doch nun erwachte die Kämpferin in ihr, sie hatte sich immer schon durchschlagen müssen... Fuma grinste verstohlen und stellte sich nun wieder vor sie. ?Du weißt genau wovon ich rede...Fräulein.? ?Hey verdammt, wehe du nennst mich noch mal so! Ich heiß Kijuri, Kijuri Takanaki, wenn du?s genau wissen willst!? entfuhr es sie und dabei blickte sie Fuma wütend an. ?Schön dich kennen zu lernen...Kijuri.? Er wandte sich ab und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Irgendwie schien er Kijuri, dass er genau wusste, wie er sie aufregte und so an die Informationen kam, die er wollte...und es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass er sie so leicht durchschaute! Doch noch viel weniger gefiel ihr, dass er auf den Rand des Hochhausdaches zu ging und anscheinend, wie auch der Enkel des alten Mannes, sich von einem Dach zum anderen in schwindelerregenden Höhen fortbewegen wollte. ?Du scheinst ein interessanter Typ zu sein Kijuri-San...? meinte er und drehte sich wieder zu ihr um, ?...rätselhaft und nicht so leicht zu durchschauen wie es anfangs scheint...? ?Wenn ihr meint...Fuma-Kun...? entgegnete Kijuri nur trocken, bewegte sich aber keinen Zentimeter. Er mochte zwar der Erddrachen Kamui sein, doch irgendwie war er ganz anders, als sie sich ihn vorgestellt hatte...er flößte ihr lange nicht so viel Respekt ein, wie sie erwartet hatte... ?Ich denke du solltest die anderen Erddrachen kennen lernen...? Nun wurde Kijuri nervös...sie hatte befürchtet, dass er das sagen würde. Sie war zwar ebenfalls eine der neun Boten, doch im Umgang mit fremden Menschen eher scheu und misstrauisch. Wie würden die anderen sein? Dachten sie genau so wie Kijuri selbst? Hatten sie dieselben Ziele? ?es ist dein Schicksal mit ihnen für die Erneuerung zu kämpfen...? Sie schrak hoch. Fuma stand nun wieder direkt neben ihr. In ihre Gedanken versunken hatte sie nicht bemerkt wie er sich genähert hatte. ?...ihr seid auf derselben Seite...? Kijuri sah ihn an und nickte leicht. Er hatte wieder ihre Gedanken gelesen...sie durchschaut. Eine Weile betrachtete er Kijuri schweigend und irgendwie wagte sie nicht zu fragen was er dachte. Dann schien Fuma aus seinem tranceartigen Zustand zu erwachen und lächelte. ?Schließ deine Augen...? ?Äh...was?? ?...hörst du die Geräusche Tokios? Kannst du den Wind spüren?? Kijuri stutzte bei Fumas plötzlichen Sinneswandel, tat jedoch was er ihr sagte. Das alles kam ihr ziemlich seltsam und kindisch vor...doch dann hörte sie es, so wie sie es noch nie zuvor vernommen hatte: das Geräusch des Windes! Auch wenn er heute nicht stark wehte, er war trotzdem da, laut und deutlich. Sie spürte ihn auf ihrer Haut. ?Folge mir.? Sie hörte wie Fuma sich bewegte. Er flog mit dem Wind und ohne darüber nachzudenken tat Kijuri es ihm gleich. Nur das Rauschen des Windes und Fuma?s Bewegungen klangen in ihrem Ohr. Sie sah nicht wohin sie sprang. Die Augen fest geschlossen verließ sie sich ganz und gar auf ihre anderen Sinne. Eine ganze Weile später, Kijuri hatte es aufgegeben auf die Zeit zu achten, merkte sie wie Fuma stoppte und mit ihrem letzten Sprung landete sie ziemlich genau neben ihm. Sie öffnete die Augen und blinzelte den Kamui der Erddrachen erwartungsvoll an. ?Nicht schlecht für den Anfang. Hier lang.? Und Kijuri folgte ihm die Treppe vom Dach hinunter in eines der zahlreichen Tokioer Hochhäuser. ?Hier sind sie?? fragte Kijuri ungläubig und verwundert darüber, dass sich die Menschen, die für die Reform der erde zuständig sind, in einem stink normalen Hochhaus trafen. ?Der perfekte Ort in Tokio um ungestört zu sein.? Kijuri sah in skeptisch an: ?Was...ein Hochhaus mit Büros in denen massenhaft Leute rum laufen?? ?Die Menschen sehen nur das, was sie wollen. Sie sind viel zu sehr mit ihren kleinen Leben beschäftigt um das große ganze zu sehen...sie bemerken uns nicht. Komm jetzt, weiter.? Er führte sie einen langen Gang entlang und hielt vor einer einfach wirkenden Tür, die einen ziemlich großen Bereich des Hauses angrenzte. Als er merkte, dass Kijuri neben ihm angekommen war öffnete er die Tür und trat in eine Art Wohnung ein. Doch irgendetwas stimmte hier nicht, irgendwie war die Wohnung seltsam. Sie erinnerte Kijuri in gewisser Hinsicht an ein Labor oder eine Lagerhalle die mit seltsamen Dingen kunstvoll verziert war. Am anderen Ende des großen Raumes vor ihr entdeckte sie eine Art Thron um den sich einige Gestalten versammelt hatten. Fuma näherte sich ihnen mit festem Schritt. Kijuri folgte ihm zögerlich. Die Gestalten schienen jede ihrer Schritte zu beobachten und Kijuri hatte ein ungutes Gefühl. Sie wusste nicht, ob es Fuma war, den sie nicht aus den Augen ließen, oder ob die Blicke ihr selbst galten. ?Endlich! Der Kamui der Erddrachen ist erwacht! Fuma-San. Mein Name ist Kanoe, ich bin die Schwester von Prinzessin Hinoto, der Himmelsdrachen Traumseherin.? Die Frau, die gerade gesprochen hatte, kam nun auf sie zu gestürmt und umarmte Fuma als würde sie ihn schon lange kennen. Fuma hingegen blieb unberührt stehen und musterte sie kalt. Diese Kälte hatte Kijuri vorher nicht bei ihm bemerkt, doch ließ sie es sich nicht anmerken. Vielmehr musterte sie die anderen Personen: ein Mann mit hellem Haar in einem bräunlichen Anzug und ein Mädchen, nicht älter als sie mit kurzen Haaren, einer Brille und ernstem Gesicht. ?Ah, du bist also unser Kamui...? wandte sich der Mann mit einem seltsamen Lächeln nun an Fuma, ?...wir sind uns schon einmal begegnet, erinnerst du dich? Du bist in den Bannkreis eines Himmelsdrachen eingedrungen, gegen den ich gekämpft hatte...? Prüfend ging der Erddrache nun um Fuma herum und musterte ihn abschätzend. ?Yuto hat mir sofort davon erzählt...? erklärte Kanoe und wies dabei auf den Mann, ?...und ich wusste sofort, dass du es bist den wir suchen!? ?Und wer ist die da?? fragte das Mädchen mit der Brille unberührt in Kijuris Richtung. ?Ist sie auch eine von uns?? Yuto wandte sich ebenfalls Kijuri zu, ?Dann ist sie der 4. Erddrache der aufgetaucht ist.? ?Der Vierte?? fragte Kijuri nun verwirrt in die Runde blickend. Laut ihrer Zählung befanden sich fünf Menschen in diesem Raum. Kanoe schien zu wissen, was das junge Mädchen meinte und fuhr ihr mit dem Handrücken übers Gesicht: ?Auch wenn ich mit dem ende der Welt zu tun habe bin ich keine der neun Boten. Wie meine Schwester unterstütze ich Kamui und die auserwählten Menschen um ihn herum.? ?Wo sind die restlichen Erddrachen?? unterbrach Fuma sie kalt. ?Sie haben sich noch nicht alle gezeigt, nur Yuto und Satsuki sind hier.? erklärte Kanoe und wies dabei auf den Mann und das Mädchen, ?Wir wissen nur, dass einer von ihnen ein Traumseher namens Kakio ist...? ?Wo ist dieser Seher?? Fuma blickte sie nicht an doch mittlerweile hatte Kanoe sich ihm wieder gewidmet...als wäre er ihr größter Schatz. ?In einem Krankenzimmer. Er ist sehr schwach.? ?Fuma riss sich von ihr los und stürmte zur Tür. ?Wo willst du hin Kamui-San?? Doch Kanoe erhielt keine Antwort von ihm. ?Der kommt schon wieder.? meine Yuto unbekümmert und ging in einen der Nebenräume. Einen kurzen Augenblick stand Kijuri noch unentschlossen da, bis sie schließlich unter den Blicken Kanoe?s und Satsuki?s hinter Fuma her rannte um das Gebäude zu verlassen. Auf dem gang holte sie ihn ein und schweigend fuhren sie mit dem Fahrstuhl nach unten. Immer noch schweigend traten sie auf die Straße heraus. Fuma wandte sich nach rechts, blieb jedoch nach wenigen Metern stehen und drehte sich zu Kijuri um, die noch vor dem Gebäudeausgang stand. Sein Blick wirkte nicht mehr so kühl wie eben noch in dem Zimmer und irgendwie hatte Kijuri das Gefühl, etwas sagen zu müssen: ?Na ja...ich...werd dann mal nach Hause gehen...muss noch meine Katze versorgen...? log sie. Es war ihr klar, dass Fuma sie wieder durchschaute, doch er schien damit einverstanden zu sein. Mit schnellen Schritten ging er davon. Kapitel 3: Folge 0, Teil III: Das himmlische Neungestirn - Begegnungen ---------------------------------------------------------------------- Kijuri blieb allein zurück. Die Begegnung mit den Erddrachen schwirrte ihr immer noch im Kopf herum als sie sich in Bewegung setzte. Das Ganze war nicht so verlaufen, wie sie sich das gedacht hatte. Weder die beiden anderen Boten noch Kanoe waren ihr sonderlich sympathisch. Fuma war der Einzige von ihnen, der ihr Interesse geweckt hatte. Doch egal wie ihre Sympathien lagen, dies waren die Menschen, mit denen sie dafür Kämpfen würde, die Erde zu erlösen...die Menschen, mit denen sie ihr Ziel erreichen würde. Natürlich war sie auch auf die restlichen Erddrachen gespannt, doch im Endeffekt war es bedeutungslos, ob sie nun mit ihnen klar kam oder nicht...das würde nichts an der Zukunft ändern, denn diese war schon seit langem vorherbestimmt... Mit diesen Überlegungen durchquerte Kijuri wieder einmal das überfüllte Tokio. Schon am späten Nachmittag setzte sowohl auf den Straßen, als auch in den Fußgängerzonen der Berufsverkehr ein und nun ähnelte die Stadt mehr und mehr einem überfüllten Ameisenhaufen. Sie hatte vor, über das weitläufige Gelände des Clamp-Campus zu ihrer Wohnung zu gehen, um genügend Zeit und Ruhe zum Nachdenken zu haben. Die Menschen und Dinge auf den Straßen um sie herum nahm sie wie immer nicht wahr und so sah sie den dunkel gekleideten Mann auf der anderen Straßenseite nicht, der sie schon eine ganze Zeit beobachtete und ihr folgte. Als Kijuri schließlich die Straßenseite wechselte fand sie den Weg vor sich versperrt. Verwirrt hob sie den Kopf und blickte in das Gesicht eben dieses Mannes. Er war groß und sah gut aus, das war das Erste, was Kijuri bei seinem Anblick durch den Kopf schoss. Im selben Augenblick fand sie ihn mysteriös. Seine Augen waren hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen und trotz der relativ milden Temperaturen trug er einen langen schwarzen Mantel. ?Oh...en...entschuldigung...?stammelte Kijuri, wieder einmal total aus ihren Gedanken gerissen. Gerade wollte sie an dem Mann vorbei gehen als sie merkte, dass er sie an den Oberarmen gepackt hatte und fest hielt. Langsam blickte sie wieder zu ihm hoch. Seltsamerweise glaubte sie dieses Mal seine Augen hinter der Sonnenbrille erkennen zu können. Auf dem rechten Auge war er blind. Plötzlich durchzuckte Kijuri eine Welle von bitteren Gefühlen. Sie waren so heftig und voller Einsamkeit, dass das Mädchen erschrocken zurück zuckte. Überrascht von dieser abrupten Bewegung ließ der Mann sie los und die Gefühlswelle brach ab. Kijuri taumelte. Doch dann fing sie sich wieder und sah ihn keuchend an. Seine Augen konnte sie nicht mehr sehen doch sie war sich sicher, dass er sie ebenfalls erschrocken anblickte...sie konnte es spüren! Was auch immer das für Gefühle gewesen waren, sie kamen von ihm...und er wusste, dass Kijuri sie gespürt hatte! Der Mann blickte sie immer noch an, als er sich langsam in Bewegung setzte und an ihr vorbei ging. Sie wusste nicht wie ihr geschah und starrte weiterhin auf die Stelle, an der er eben noch gestanden hatte. Eine seltsame Ahnung veranlasste sie, sich umzudrehen. Er war nun hinter ihr stehen geblieben und wandte ihr den Rücken zu. Als ob er merkte, dass Kijuri ihn ansah drehte er sie noch einmal um und kam ihrem Gesicht so nah, dass sie ihr Spiegelbild in seinen Brillengläsern erkennen konnte. Langsam nahm er die Brille ab. Sein rechtes Auge war wirklich erblindet! Sein Gesicht kam noch näher und ein etwas verwunderter Ausdruck lag darauf. ?Wir werden uns bald wieder sehen...ich bin gespannt auf deine Geschichte!? Im nächsten Augenblick setzte er die Brille wieder auf, drehte sich um und überquerte die Straße. Für einen kurzen Moment versperrten die vorbeifahrenden Autos Kijuri die Sicht. Als sie die gegenüberliegende Straßenseite wieder erkennen konnte, war er verschwunden. Nun noch tiefer in Gedanken versunken setzte sie ihren Weg fort. Der Eingang zum Clamp-Campus war nicht mehr weit entfernt und so hatte Kijuri ihn nach einigen Minuten schon erreicht. Die zahlreichen Menschen auf dem Hochschulgelände und dem großen Park, die sich beide auf dem Campus befanden, kümmerten sich nicht weiter um das Oberschulmädchen, das abwesend die Parkwege entlang ging. In einem der abgelegenen Teile des Parks befand sich ein Kirschbaum in voller Blüte. Jedes Mal, wenn sie hier war, ging Kijuri an diesem Baum vorbei und setzte sich zuweilen etwas auf eine der Bänke, die in seiner Nähe standen. Sie wusste nicht, aus welchem Grund sie dieser Baum so magisch anzog, doch sie war immer wieder fasziniert von seiner Blütenpracht. Auch jetzt nahm sie wieder auf einer der Holzbänke unter dem Baum platz. Den leichten Blütenregen betrachtend konnte sie an nichts anderes denken als an diesen Mann, dem sie eben auf der Straße begegnet war. Ein leichter Windhauch brachte sie zum frösteln. Immer noch trug sie ihre Schuluniform, die sie nach der Schule in ihrer Wohnung noch nicht abgelegt hatte. Eine geraume Zeit saß sie so da, starr, ohne sich zu bewegen und gab sich ganz den verworrenen Gedanken hin, die sich in ihrem Hirn spannen und immer seltsamer wurden. Plötzlich fuhr sie aus ihren Gedanken hoch. Ein Schatten trat langsam in ihr Blickfeld und hielt dann inne. Betont ruhig drehte Kijuri den Kopf nach Rechts und hob ihn dann um in das Gesicht eines jungen Mädchens zu blicken, gerade einmal so alt wie sie. Doch sofort war auch ihr Misstrauen geweckt! Dieses Mädchen wirkte seltsam fremd, wie sie da stand, in einem Männerhemd und völlig abwesend starrte sie Kijuri an. Nach einer Weile konnte Kijuri erkennen, wie die Augen des Mädchens klarer wurden und sie offenbar wieder in die Wirklichkeit zurück kehrte. Mit einem Mal schien sie Kijuri richtig wahr zu nehmen und die Röte schoss ihr ins Gesicht, als sie dies mit einem plötzlichen Redeschwall zu überbrücken versuchte: ?Oh...e...e...es tut mir leid...ich...ich wollte dich nicht anstarren, es ist nur....dieser Baum! Der erinnert mich an jemanden, weißt du...? ?Ja...? entgegnete Kijuri, nun ebenfalls abwesend den Kirschbaum betrachtend, ?...ich mag ihn auch...die Sakura (Japanisch für Kirschblüten) sind wunderschön...? Aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, wie ein leichter Schatten über das Gesicht des Mädchens huschte und sie dann mit einem etwas bitteren Unterton erwiderte: ?Sie haben etwas gespenstisches...die Sakura.? ?Aber eigentlich ist es egal...? meinte Kijuri in Gedanken, die Reaktion des Mädchens nicht weiter beachtend, ?...denn die Menschen, sie...? Ein fragender Blick des Mädchens folgte. Dieses Thema schien ihr etwas unbehaglich zu sein und so fragte sie stattdessen: ?Wohnst du schon lange hier?? ?Ein paar Jahre schon...aber du bist fremd hier...das spüre ich.? Und wieder überkam Kijuri dieses seltsame Gefühl, das sie schon gespürt hatte, als das Mädchen neben ihr aufgetaucht war. ?Äh...ja, das bin ich...? antwortete das Mädchen zögerlich, ?...ich habe hier etwas zu erledigen...? ?Vielleicht sieht man sich mal...? ?Würde mich freuen!? entgegnete das Mädchen lächelnd, winkte Kijuri noch einmal fröhlich zu und ging dann davon. Kijuri blieb noch eine Weile auf der Bank sitzen und lies die Kirschblüten um sich herum tanzen. Es war schon seltsam gewesen, dieses Mädchen. Irgendwie hatten sie beide von mehr gesprochen als am Anfang offensichtlich war. Und dann dieses Gefühl. Auf der einen Seite war es so ähnlich wie das Gefühl, als sie auf der Straße mit diesem Mann zusammengestoßen war. Aber andererseits...da war auch noch etwas anderes...ein Gefühl, das Kijuri noch nicht richtig deuten konnte. War es eine Vertrautheit, eine Gemeinsamkeit, oder doch eine unterdrückte Spannung? Der Campus leerte sich und obwohl Kijuri etwas abseits saß bemerkte sie nun die immer weniger werdenden Menschen, die hektisch an ihr vorüber liefen. Auch das Licht des Tages verflog langsam. Kijuri entschied sich, den Heimweg anzutreten und sich in die bekannte Umgebung ihrer Wohnung zu flüchten. Viel hatte sie heute erlebt, viele Menschen getroffen, zu viele, seltsame Menschen. Neue Gefühle und Kräfte haben sich ihr offenbart. Kapitel 4: Folge 0, Teil IV: Die Ruhe nach dem Sturm - Erkenntnisse ------------------------------------------------------------------- Die unheimliche Stille ihrer Wohnung schlug Kijuri kalt ins Gesicht als sie von den belebten Tokioer Straßen ihre Haustür öffnete. Immer noch über die eigenwillige Unterhaltung mit dem Mädchen vom Clamp-Campus nachdenkend stellte sie sich ohne Umschweifen im Dunkeln an die Balkontür, beobachtete die langsam aufziehende Dämmerung und das aufkommende, allabendliche Lichtermeer der Großstadt. Von Anfang an hatte sie bezüglich dieses Mädchens ein seltsames Gefühl gehabt. Irgendwie hatte sie seine Anwesenheit schon gespürt, bevor sie überhaupt das erste Wort gewechselt hatten...merkwürdig... Sie musste sich ablenken. Diese ganzen Gedanken, die ihr im Kopf herum schwirrten, von Fuma, den Erddrachen, dem Fremden auf der Straße und dem Mädchen vom Campus...all dies machte sie langsam aber sicher verrückt! Kijuris Blick fiel auf ihr Sofa, wo immer noch das Holzkästchen lag, das sie am Nachmittag achtlos dort hin geworfen hatte. Der Alte hatte gesagt, dass es ihre Vergangenheit sei, ihre Gegenwart...ihre Zukunft! Doch wenn das alles stimmte, wieso war sein Enkel dann erst dagegen, das sie es bekam? Aber aus welchem Grund war ihr die Meinung des jungen Mannes auf einmal so wichtig? Weshalb musste sie gerade jetzt daran denken und schreckte darum zurück? Mit einem heftigen Kopfschütteln versuchte sie, ihren Kopf wieder klar zu bekommen und griff entschlossen nach dem Kästchen. Als sie es öffnete erblickte sie wieder all diese Gegenstände, die für sie eigentlich etwas bedeuten sollten...es aber nicht taten! Das in Leder gebundene Buch erregte nun besonders ihre Aufmerksamkeit. Bis jetzt hatte sie die Sachen noch nicht wirklich betrachtet, doch nun nahm sie das silberne Zeichen mit der Gravur vorn auf dem Einband wahr. Irgendetwas daran rief eine Reaktion in ihr wach, auch wenn sie noch nicht richtig sagen konnte, was es war...hatte sie dieses Zeichen etwa schon einmal gesehen? Kijuri erinnerte sich nicht wirklich an ihre Kindheit. Auch war sie bis jetzt immer der Meinung gewesen, dass es da nicht wirklich viel gab, für dass sich eine Erinnerung lohnen würde, doch ein Spruch blieb ihr schon immer im Gedächtnis haften...und auch nun kam er wieder zum Vorschein: Der kostbarste Schatz den du besitzt, das sind deine Erinnerungen! Auch wenn dir die schlimmsten Sachen angetan werden, deine Erinnerungen kann dir niemand nehmen! Sie sind dein...für immer... Diese Sachen da vor ihr, diese wenigen Sachen die da in dem Holzkästchen lagen...das waren ihre Erinnerungen, ihr kostbarster Schatz... Und obwohl dieser Gedanke absurd war wusste Kijuri, dass es alles war, was sie mit ihrer Vergangenheit verband. Hätte Kijuri noch Tränen übrig gehabt, sie hatte geweint über diese Erkenntnis...über ihre Vergangenheit. Doch schon vor sehr langer Zeit hatte sie ihre letzte Träne vergossen...vor sehr langer Zeit...als sie noch glücklich war und weinen konnte. So blieb sie nun einfach auf dem Sofa sitzen, ihre Erinnerungen um sich verstreut, das Buch auf dem Schoß. Vorsichtig strich sie mit den Fingern über das Silbersiegel und öffnete das Lederbuch schließlich behutsam. Alte, verbleichte Buchseiten schimmerten ihr entgegen, die mit schwarzer Tinte in einer starken Männerhandschrift beschrieben wurden. Kijuri begann zu lesen. Wir schreiben den 23. Februar 1843. Schon lange plagen mich diese seltsamen Träume, undurchsichtige Träume. Bis heute wusste ich nicht, was sie zu bedeuten haben, doch in dieser Nacht sah ich sie klar vor mir und irgendwie wusste ich, dass sie lange nach meiner Zeit kommen würde. Eine schwere Last wird auf ihren Schultern liegen, doch es wird noch acht weitere Personen geben, mit denen sie diese zu teilen hat. Ihr Name ist Kijuri und sie wird meine Ur...ur...ur...urenkelin sein... Erschrocken schlug Kijuri das Buch zu. Das was da stand wurde vor mehr als 150 Jahren geschrieben und ihr Name tauchte darin auf! Hatte der blinde Alte das gemeint, mit ihrer ?Vergangenheit?? Hatte er ihr das Buch gegeben, weil einer ihrer Ahnen darin geschrieben hatte? Aber wieso hatte das alles dann ihrem angeblichen Bruder gehört, an den sie sich nicht erinnern konnte? Aus einem ihr unbegreiflichen Grund hatte sie Angst weiter zu lesen. Was würde sie erfahren? War ihr Ahne ein Traumseher gewesen und hatte das Ende der Welt schon damals gesehen? Wieder betrachtete sie das Buch auf ihrem Schoß. Das Siegel schimmerte matt vom Licht, das durch das Fenster schien. Kijuri hatte es sich bis jetzt noch nicht wirklich betrachtet, doch nun erkannte sie deutlich den Kerzenleuchter mit den 9 Halterungen...das Zeichen der Erddrachen. Dieses Buch, dieses seltsame Buch übte eine magische Anziehungskraft auf das Mädchen aus und so schlug sie es erneut auf um darin zu lesen, dieses Mal auf einer Seite weiter hinten: Wieder habe ich ihn getroffen, den alten Mann, nach dem ich schon einige Zeit lang suche. Er kannte meinen Namen und er wusste etwas von meinen Visionen, wie ich sie nun nennen möchte. Auch er hat Träume und er hat mir von ihnen erzählt. In seinen Träume wird einen andere Zukunft offenbart als die, die mir zu teil wurde und ich weiß nicht, wie ich dies alles zu deuten gedenke. Doch eines weiß ich: Der blinde Alte wird eine größere Rolle im Lauf der Zeit spielen als ich... Der blinde Alte... Nun war also auch er ein Teil dieses Puzzles. Schon lange wusste Kijuri, dass er alles andere als normal war. Doch hatte er damals schon gelebt? Oder handelte es sich um einen seiner Vorfahren? Es klopfte. Mit einer seltsamen Ruhe führ Kijuri hoch, als hätte sie den Besucher schon eher gespürt. Langsam ging sie zur Tür und öffnete diese. Ein großer ihr fremder Mann stand davor und lächelte sie verlegen an. ?Guten Abend. Entschuldigen Sie bitte die späte Störung. Ich bin Ihr neuer Nachbar und wollte nur fragen, ob Sie vielleicht etwas Milch für mich hätten...? ?Oh...ja...ja natürlich, kommen Sie doch bitte herein...? Schnell knipste Kijuri noch das Licht an und musste erst einmal blinzeln. Die ganze Zeit hatte sie im Halbdunkeln gesessen. Auch der Mann hinter ihr an der Tür blinzelte. Sie sah es aus den Augenwinkeln als er an ihr vorbei in Richtung Sofa ging. ?Bitte setzen Sie sich, schieben Sie das Zeug einfach bisschen zur Seite. Ich seh schnell nach der Milch.? Selbst etwas überrascht über ihre Lockerheit ging sie in die Küche. Irgendwie hatte dieser Mann eine beruhigende Wirkung und so fragte Kijuri: ?Haben Sie vielleicht noch etwas Zeit? Ich könnte Ihnen einen Tee anbieten...? doch im selben Augenblick schon biss sie sich auf die Lippen. Sie war wirklich nicht sehr geschickt in Gesellschaftsgesprächen... ?Ja gerne, wenn es Ihnen keine Umstände macht...? Nachdem Kijuri das Wasser aufgesetzt hatte ging sie erst mal wieder ins Wohnzimmer. Ihr Gast saß auf dem Sofa und hatte die ganzen Sachen, die vorher dort verstreut lagen, säuberlich in die Kiste gestapelt und diese dann auf den Tisch gestellt. Das Buch hatte er daneben gelegt und betrachtete mit ernstem Blick das Siegel. Als er Kijuri bemerkte stand er höflich auf: ?Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Shiyu, Kusanagi Shiyu.? und mit einem freundlichen Lächeln streckte er ihr die Hand entgegen. ?Ehm...Kijuri, Kijuri Takanaki...freut mich!? fröhlich schüttelte sie seine Hand. Schon lange war sie nicht mehr so entspannt gewesen. ?Ach ja, hier ist Ihre Milch...? ?Ich finde wir sollten beim ?Du? bleiben, oder?? ?Klar doch!? und nun entdeckte sie den Aufnäher auf seinem Jackenärmel: ein neunarmiger Kerzenleuchter. Aus der Küche erklang ein Pfeifen. Kijuri ging nachdenklich hinein um den Tee aufzugießen. Mit einer großen Kanne und zwei flachen Tassen kam sie zurück. ?Sakura-Tee?? fragte Kusanagi. Kijuri nickte und setzte sich neben ihn, die Sachen in ihrer Hand auf den Tisch abstellend. Das Einschenken nahm er ihr ab und wieder fiel sein Blick auf das Buchsiegel. Er lächelte immer noch. ?Seltsame Zufälle gibt es...? murmelte er mehr zu sich selbst. Wieder nickte Kijuri. Der wohltuende Teegeruch erfüllte den Raum. Schweigend saßen die beiden Menschen ein Weile nebeneinander, genossen den heißen Tee und die tröstende Nähe des anderen. Für Kijuri strahlte Kusanagi unendliche Ruhe und Freundlichkeit aus, wie sie es vorher noch bei niemandem erlebt hatte, nicht einmal bei dem blinden Mann...und ihre Gedanken kehrten zurück zu ihren ?Erinnerungen?, zurück zu dem Buch... Sie betrachtete es eine Weile abwesend bevor sie merkte, dass Kusanagi neben ihr aufgestanden war und nun an der Balkontür stand. Auch er blickte abwesend in die Ferne. ?An was denkst du?? fragte Kijuri ihn, das ?du? noch etwas seltsam findend. ?Ich habe heute ein Mädchen getroffen...? ?Ein Mädchen? Was ist daran so seltsam?? ?...sie hatte einen Hund, ein schönes Tier, ein Wolfshund glaube ich...? ?So was sieht man nicht oft in Großstädten.? ?Ich habe ihn nur kurz gestreichelt und die Kleine ist mir sofort um den Hals gefallen, in Tränen aufgelöst. Ich war so verwirrt, dass ich gar nichts sagen konnte...? ?Seltsame Reaktion...? ?Mmmh...? Sie sahen sich an. Beide wussten, dass dieser Vorfall nicht jedem passiert wäre. Auch dieses Mädchen musste etwas besonderes sein, obgleich sie beide nicht wussten auf welche Weise. ?Wirst du sie wieder sehen?? ?Ja...ja, ich denke schon.? ?Freut mich für dich...? Und wieder setzte Schweigen ein. Mit einem großen Zug leerte Kusanagi seine Teetasse und stellte sie auf dem Tisch ab. ?Ich denke ich sollte jetzt gehen, du musst morgen sicher früh raus...? Verwirrt sah Kijuri ihn an, bis sie bemerkte, dass er ihre etwas mitgenommene Schuluniform musterte, die sie noch immer trug. Verlegen lächelte sie ihn an. ?Ja, stimmt. Wenn du mal Zucker oder so was brauchen solltest...du weißt ja jetzt, wo ich wohne!? ?Es hat mich gefreut Kijuri.? ?Mich auch! Ich hab mich schon lange nicht mehr so nett unterhalten.? Kapitel 5: Folge 1, Teil I: Tokio Story - Ein normales Leben ------------------------------------------------------------ Der nächste Morgen kam hart und viel zu früh. In der viel zu kurzen Nacht hatte Kijuri sich in einen immer wieder kehrenden Kindheitstraum geflüchtet, der einzige Traum, den sie seit ewigen Zeiten hatte. Ihr Wecker klingelte jedoch laut und schrill und beendete so diesen Ausflug in glückliche Tage. Mühsam quälte sie sich aus dem Bett. Jetzt wünschte sie sich doch, dass sie so etwas wie eine Katze hätte, dann wäre sie morgens nicht ganz so allein. Wie immer duschte sie ausgiebig. Morgens brauchte sie einfach ihre Zeit! Immer noch etwas träge gönnte sie sich ein kleines Frühstück und trank genüsslich ihren Kaffee. Danach kramte sie schnell ihr Schulzeug zusammen und verließ ihre Wohnung, jedoch nicht ohne noch einen letzten Blick hinein zu werfen, wie sie es jedes Mal tat, wenn sie ging. Mit einer für sie recht seltsamen Fröhlichkeit schlenderte sie die Treppe hinunter, wieder an all die Menschen denkend, die in diesem Haus lebten...Kusanagi nun mit eingeschlossen. Als sie im Erdgeschoss ankam begrüßte sie die rundliche Frau des Hausmeisters mit einem lauten "Guten Morgen!" und kam ihr sofort entgegen. "Guten Morgen..." grüßte Kijuri höflich zurück. "Ach Mädchen, du siehst aber heute fröhlich aus, richtig rosige Wangen hast du...nicht so krank wie sonst immer." stellte die freundliche Frau zufrieden fest. Kijuri schenkte ihr entgegen ihrer sonstigen Gewohnheiten ein leichtes Lächeln. "Aber Post hat das Mädchen immer noch keine...keine Freunde hier in der Stadt?" meinte die Frau weiter und wies auf Kijuris immer leeren Briefkasten. "Na ja, da muss ich ihr wohl mal einen Brief schreiben, oder?" tönte auf einmal eine freundliche Männerstimme hinter ihnen. Sowohl Kijuri als auch die Hausmeistersfrau drehten sich abrupt um. Kusanagi stand hinter ihnen und begrüßte sie beide mit einem Handschlag. "Wenn du willst, kannst du mir gerne schreiben, aber erwarte keine Antwort, ich bin verdammt schreibfaul..." gab Kijuri noch lächeln zurück. Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte die Frau des Hausmeisters abwechselnd zwischen den beiden jungen Leuten hin und her. "Das freut mich aber, dass Sie beide sich schon so gut verstehen...vielleicht bekommt unsere liebe Kijuri doch noch ein Privatleben in dem andere Leute eine Rolle spielen!" Und damit drehte sich die Frau mit einem mysteriösen Lächeln um und stapfte zu ihrer Wohnungstür. Kusanagi hingegen musterte Kijuri belustigt, der langsam aber sicher die Röte ins Gesicht kroch. "Die Leute hier scheinen ja wirklich auf dich aufzupassen..." meinte er schmunzelnd. "Ich denke, ich muss langsam los...Schule und so..." entgegnete Kijuri und arbeitete sich langsam zur Haustür vor. "Na dann viel Spaß. Und wenn du wieder kommst und ich gerade mal da bin, dann arbeiten wir an deinem Privatleben und gehen ein Eis essen, versprochen?" "Versprochen...und du erzählst mir von deinem Hundemädchen! Die scheinst du ja wirklich zu mögen..." Nun war es an Kusanagi, verlegen zu Boden zu blicken. Kijuri winkte ihm fröhlich zu und schlenderte nach draußen, die Straße entlang. Der Lärm der brüllenden Schüler dröhnte dumpf in ihren Ohren. Sie hatte nie verstanden, wieso all diese Leite sich so viel zu erzählen hatten, wo sie doch gestern erst zusammen in der Schule waren. Allein befand sie sich an ihrem Platz und musterte die anderen kalt. Hörte ihnen zu, wie sie von ihren gestrigen Einkaufsbummeln sprachen oder auch über die neuste Musik...alles uninteressante Themen. Ja, sie selbst hätte ebenfalls etwas zu erzählen! In Gedanken spielte sie die gestrigen Begebenheiten immer wieder ab und immer wieder blieb sie an diesem mysteriösen Mann mit dem dunklen Mantel hängen. Die Schulglocke läutete und die Stunde begann. Das langweilige Geschwafel der Lehrer hörte sie schon längst nicht mehr, denn Kijuri wusste ja, dass die Erneuerung nur noch eine Frage der Zeit war... Die Stunden kamen und gingen und endeten eben so ermüdend, wie sie begonnen hatten. Kijuri war froh, endlich das stickige Schulgebäude verlassen zu können und den frischen Wind zu spüren, der an diesem Tag von Norden wehte. Die anderen stürmten an ihr vorbei während sie mit ruhigem Schritt auf den nahe gelegenen Park zusteuerte. "So sieht man sich wieder..." ertönte plötzlich eine Stimme ganz in ihrer Nähe. Langsam drehte Kijuri sich um. Auch wenn sie diese Stimme bisher nur ein einziges Mal gehört hatte, würde sie diese unter Tausenden anderen wiedererkennen. Rechts neben ihr an einen Baum gelehnt stand der Mann, der seit gestern immer wieder in ihren Gedanken auftauchte, der Mann, mit dem sie gestern zusammengestoßen war. Wieder trug er einen langen dunklen Mantel und hatte eine Zigarette im Mund. Seine Augen waren durch die Sonnenbrille verdeckt. Er drückte sich vom Baum ab und kam und kam auf sie zu, ein leichtes, nicht zu deutendes Lächeln auf den Lippen. "Ich habe mir schon gedacht, dass du auf diese Schule gehst." "Wieso? Was soll an der Schule hier so besonders sein? Sie ist genauso schlecht wie jede andere..." "So pessimistisch?" "Lange wird die Schule sowieso nicht mehr stehen." "Meinst du, dass es so schnell vorbei ist, Erddrachenmädchen?" "Wer sind sie?" fragte Kijuri nun verstört. Der Fremde wusste offensichtlich vom letzten Kampf um die Erde und auch, dass sie darin als eine der Boten kämpfen würde! Aber woher wusste er all das? "Seishiro..." wurden ihre Überlegungen von der Stimme des Mannes unterbrochen, "...Seishiro Sakurazuka." "Ihr seid...der Sakurazukamori!" "Schlaues Mädchen. Also hast du schon von mir gehört." "Der Sakurazukamori ist der Anführer einer Killerorganisation. Er tötet Menschen mittels Ying-Yang Magie. Meine Mutter hat..." Beim Gedanken an ihre Mutter brach Kijuri ab. Es war schon lange her, doch der Schmerz der Erinnerung saß immer noch tief. "Deine Mutter hat dir von den Sakurazuka erzählt. Wie niedlich, weshalb spürst du dann solchen Hass wenn du an sie denkst?" "Sie hat mich allein gelassen. Sie und mein Vater, sie ließen mich beide im Stich, vor langer Zeit..." All die bitteren Gefühle, die sie in den hintersten Winkel ihres Herzens verbannt hatte, kochten nun wieder in ihr hoch. "Deshalb also sehnst du die Erneuerung herbei..." meinte der Sakurazukamori, "...um deine Gefühle zu ersticken..." "Ich weiß es nicht..." gab Kijuri zu, "Ich weiß nicht, wieso ich für die Erneuerung kämpfen soll. Mir sind die Menschen egal, denn ich bin ihnen auch egal." "Ob Menschen oder Dinge, das macht keinen Unterschied...auch ich wurde als einer der Boten geboren, doch der letzte Kampf interessiert mich nicht. Mein Ziel ist das Oberhaupt des Sumeragieklans..." Von weitem war das Klingeln der Schulglocke zu hören. Seishiro wandte den Kopf in Richtung Schulgebäude und Kijuri folgte seinem Blick. "Wir werden uns wiedersehen mein trauriges Erddrachenmädchen...schon bald sogar." Mit gemischten Gefühlen betrat Kijuri ihr Wohnhaus. Wieder einmal hatten die Ereignisse des Tages sie komplett aus der Bahn geworfen und das obwohl es erst früh am Nachmittag war. Natürlich war es nicht die Schule, die ihr im Kopf herum spukte, viel mehr hingen ihre Gedanken abermals an ihm...Seishiro... "Was machst du denn für ein trübes Gesicht, war die Schule so furchtbar?" kam ihr Kusanagis Stimme vom Treppenabsatz entgegen. Ein fröhliches Lächeln spiegelte sich auch jetzt in seinem Gesicht und brachte Kijuri unverzüglich zum schmunzeln. Sie wusste nicht wieso, doch immer wenn sie ihn sah, kam ihr die Welt noch in Ordnung vor, auch wenn sie wusste, dass er auf ihrer Seite stand und für das selbe Ziel kämpfen würde wie sie. Doch trotzdem war er anders als die anderen Boten... Er liebte das Leben. "Hast du viel zu tun, oder wollen wir gehen?" "Gehen? Wohin denn?" fragte Kijuri verwundert zurück. "Na Eisessen, oder willst du nicht mehr?" "Klar doch!" Und bevor Kijuri sich versah hatte Kusanagi ihre Sachen geschnappt und durch die nahe gelegene Wohnungstür in seine Wohnung gestellt. Wenig später gingen beide schweigend nebeneinander her in Richtung des Tokio Tower. Hier gab es zahlreiche kleine Cafés die regelrecht zu einem netten Nachmittag einluden. Kusanagi suchte ein schönes aus, das nicht allzu überfüllt erschien und bot Kijuri freundlich einen Stuhl an. Den ganzen Weg bis hier her hatten sie nicht groß miteinander geredet und auch jetzt blickten sie schweigend in die Karte, bis die Kellnerin kam. Eine freundlich wirkende junge Frau mit, für Japan ungewöhnlichen blonden Haaren, die sie zu einem Knoten hoch gesteckt hatte. "Hallo ihr Zwei! Wisst ihr schon, was ihr wollt?" grüßte sie fröhlich und mit einem netten Lächeln. Obwohl Kijuri sie nicht kannte, war sie ihr doch irgendwie sympathisch. Selten hatte sie zu fremden Personen soviel Vertrauen gefasst wie in den letzten Tagen. Sie war sich sicher, dass, wenn sie irgendwelche Bekannten gehabt hätte, diese sie sicher nicht wiedererkannt hätten, so glücklich und zufrieden wie sie in diesem Augenblick war. Doch ein kurzer Blick zu Kusanagi lies ihr Misstrauen wieder aufflackern. "Wir brauchen noch eine Weile..." entgegnete er der Kellnerin schnell und beobachtete sie noch immer, als sie schon zum nächsten Tisch ging. "Was ist? Wieso siehst du sie so finster an?" fragte Kijuri vorsichtig. "Etwas ist seltsam..." "Also ich fand sie nett, und das will schon was heißen bei meinem gesunden Misstrauen..." "Mir war sie auch sympathisch, aber da war noch etwas anderes..." Erst wusste Kijuri nicht genau, was er meinte und so folgte sie seinem Blick, der die junge Kellnerin noch immer musterte. Nun bemerkte sie es auch, dieses leise Gefühl tief in ihr, dass hinter der jungen Frau noch mehr steckte, als auf dem ersten Blick erkennbar war. "Wir werden noch früh genug erfahren, was es ist...lass uns lieber mal in die Karte sehen." meinte Kijuri schließlich, das Gefühl achtlos von sich abschüttelnd. Kusanagi folgte ihrem Beispiel und studierte die Karte. Letztendlich bestellten sie beide einen Eisbecher und auch diese seltsamen Gefühle kehrten nicht zurück, als die Kellnerin wieder zu ihnen kam und sie beide in ein kleines Gespräch verwickelte. "Ich hab euch hier noch nie gesehen, neu in der Stadt? Oder hat euch euer Stammcafé versetzt?" meinte sie scherzhaft und servierte ihnen das Eis. "Normalerweise sind wir nicht solche Cafégänger." entgegnete Kusanagi freundlich und nahm ihr die Becher ab. "Na ja, vielleicht werdet ihrs ja, fördert die Beziehung und so...lassts euch schmecken!" und mit einem grinsen musste sie auch schon weiter zu anderen Kunden. Nun nahm die Stille wieder Einzug zwischen den beiden. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und beiden war klar, dass sich diese Gedanken um Personen kreisten, die ihr Leben in den vergangenen Tagen durcheinander geworfen hatten, wenn so was überhaupt noch möglich war. Beide hatten sich zwar schon längst auf ihr Schicksal, den Erddrachen anzugehören, abgefunden, doch hatten sie sich, wie jeder andere wohl auch, um ihr Schicksal und ihre Zukunft ein Leben, eine Routine aufgebaut. "Was ist eigentlich mit diesem Mädchen." unterbrach Kijuri die Stille. "Sie heißt Yuzuriha und ist 14." "Eine Mittelschülerin? Das Schicksal geht manchmal seltsame Wege. Seht ihr euch wieder?" "Ja, vielleicht gehen wir sogar mal hier her und essen ein Eis..." Kijuri musste lachen: "Soso, das wird wohl jetzt deine Masche." Nun grinste auch Kusanagi: "Wenn du meinst." Nicht lange und es fing wieder an zuregnen. Kusanagi und Kijuri machten sich auf den Heimweg und verabschiedeten sich vor Kusanagis Haustür indem er ihr noch ihre Sachen gab. Nun war Kijuri wieder allein doch seltsamerweise musste sie dieses Mal an ihre Eltern denken. Ihr Tod war schon so lange her, dass sie sich nicht einmal mehr an ihre Gesichter erinnern konnte. Doch das machte ihr nichts aus, schon lange nicht mehr. Als sie die Wohnungstür aufschloss und wie immer im Dunkeln ihre Tasche abstellte, spürte sie plötzlich eine Berührung am Bein. Etwas Lebendiges stupste sie mit seinem kleinen Kopf an. Verwundert betrachtete Kijuri die graue Katze, die da vor ihren Füßen hin und her lief und sie anmauzte. "Wo kommst du denn her Kleine?" sprach sie mit dem Tier als ob es ihr eine Antwort geben könnte. Doch das Tier konnte ihr wirklich antworten. Kijuri bemerkte einen Zettel am Hals der Katze, den sie vorsichtig abnahm und entfaltete: Vergiss nicht deine Katze zu füttern. Wir sehn uns! Fuma Ruhig betrachtete Kijuri ihr neues Haustier. "So meine Kleine, wie soll ich dich denn nennen?" Die Katze blieb nun vor dem Mädchen stehen und blickte sie unverwandt aus ihren gelben Augen an. Dann sprang sie plötzlich zur Seite und aufs Sofa. Von hier aus mauzte sie Kijuri wieder zu, eine Pfote auf das immer noch dort liegende Buch gelegt. Zögerlich trat Kijuri näher. Viel hatte sie von dem Buch noch nicht gelesen. Wenn etwas über sie darin stand, würden dann auch die anderen Erddrachen und auch die Himmelsdrachen erwähnt werden? Vor einiger Zeit schon ist sie mir aufgefallen, diese Kette. Ein rundes, schweres Amulett hängt an ihr, in der Mitte verziert mit mir unbekannten Mineralien, alles geschmiedet aus mir unbekanntem Material, doch wirkt es auf mich so vertraut...schön und mächtig... Doch wofür ist sie da? Welchen Nutzen könnte sie haben, wofür wurde sie geschaffen? Der Alte sagte mir, ich solle sie erwerben und bewahren. Bewahren für die, welche noch kommen wird. Ich habe sie in ein Kästchen gelegt, da sie mir immer noch ein Rätsel ist. Es war ebenfalls der Alte, der mir dies geraten hat. Ein Familienerbstück soll es werden, das Kästchen, und immer soll ein Gegenstand dazu kommen, der ihr im letzten Kampf helfen soll. So mache ich nun den Anfang mit diesem Amulett... Lange ruhte Kijuris Blick nun auf dem Kästchen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, ein Amulett darin gefunden zu haben. Nochmals durchwühlte sie es, doch es gab kein Amulett. Merkwürdig...vielleicht sollte sie den Alten noch mal danach fragen. Wieder miaute die Katze. Kijuri wandte sich zu ihr um und hob sie auf den Schoß. "Ich weiß immer noch nicht, wie ich dich nennen soll..." meinte sie mehr zu sich selbst. Kapitel 6: Folge 1, Teil II: A Dream - Kindertränen --------------------------------------------------- "Was wollt ihr noch von mir, ich hab alles gesagt!" Wütend drehte das kleine Mädchen sich um und stürmte die Treppe hinauf. Ihre Eltern blieben zurück, stumm und verzweifelt. Wie oft schon hatten sie diese Szene erlebt? Sie liebten ihr Kind, doch konnten sie es ihm nicht zeigen. Die Tür knallte laut, die Bilder im langen, dunklen Hausflur erzitterten bedrohlich als sich das Mädchen auf ihr Bett schmiss. Sie weinte nicht, das hatte sie sich schon abgewöhnt, denn es änderte eh nichts, niemand würde ihre Tränen sehen. Ihre Eltern hatten ihr Zimmer schon eine Ewigkeit nicht mehr betreten. Sie wusste nicht, wie lange sie so da gelegen und die Zimmerdecke angestarrt hatte, doch irgendwann hörte sie durch das halb geöffnete Fenster das Anspringen des Automotors, ihre Eltern fuhren wieder. Wieso sollten sie auch dieses Mal bleiben, das taten sie schließlich nie. Doch irgendwie hatte das Mädchen gehofft, dass es anders sein würde als sonst. Wie töricht und dumm sie doch war! Trotzig sprang sie vom Bett und durchquerte ihr Zimmer. Dabei vermied sie es jedoch tunlichst, einen Blick nach draußen in den Hof zu werfen, sie wusste schließlich, dass er leer war. Leise öffnete sie die Tür und spähte nach unten. Alles war still. Mit einem leichten, fast verzweifelten Seufzer schlich sie die Treppe hinunter. Dem besorgten Blick der Haushälterin, die in der Küche das Abendessen zubereitete begegnete sie gleichgültig und wandte sich schließlich von ihr ab. Die frische Abendluft tief einatmend ging sie durch den großen Garten, ihr Lieblingsplatz, hier war sie so frei wie der Wind. "Wohl wieder dicke Luft zu Hause?" riss sie eine Stimme aus ihren Gedanken. Das Mädchen nickte nur schüchtern. Nur selten hatte sie den Mann bis jetzt gesehen, denn er verirrte sich nicht oft in diese Gegend. Sie wusste nur, dass er mit seiner Mutter früher einmal hier irgendwo gewohnt hatte. "Komm, ich zeig dir was." Die meisten Leute erinnerten sich nicht mehr an ihn, doch die, die es noch taten, hielten ihn für seltsam und mysteriös. Sie wollten nichts mit ihm zu tun haben und er anscheinend auch nicht mit ihnen, wo er doch jetzt angeblich in Tokio lebte. All dies kreuzte die Gedanken des Mädchens als es neben ihm her lief. Rosa Blütenblätter zierten den schmalen Weg, auf dem die beiden nun gingen. Das Mädchen hatte Mühe mit ihm Schritt zu halten und klammerte sich deshalb an seinem langen schwarzen Mantel fest. Endlich hielt er an. Vor ihnen ragte ein alter, knorriger Baum in die Höhe und schien für das kleine Mädchen unerreichbar fern zu sein. Die letzten Blüten des Baumes wehten im Wind um sie herum und leuchteten fast Blutrot in der Dämmerung. Keiner von ihnen sprach ein Wort, doch das Mädchen spürte deutlich die Blicke des Mannes im Nacken. Eine seltsame Stimmung überkam sie. All diese verdrängten Gefühle, der Ärger, die Einsamkeit und Traurigkeit der letzten Monate, ja sogar Jahre, schienen wieder neu in ihr aufzubrodeln, zu viel für das junge Gemüht. Zitternd stürzte sie zu Boden, direkt vor die Wurzeln des alten Baumes, und brach in Tränen aus. Ihre Eltern waren wieder weg, ließen sie wieder allein, allein in diesem riesigen Haus, dass sie noch nie gemocht hatte! Wieder waren sie im Streit gegangen, wieder hatte eine Kleinigkeit alles ausgelöst. War es ihre eigene Schuld? War sie ein böses Kind, das ihren Eltern nur Kummer bereitete? Sie wollte das Alles nicht! Sie liebte doch ihre Eltern, sie waren die einzigen Menschen, die das Mädchen hatte! Wieso nur ließen sie sie immer allein? Bittere Tränen weinte sie und schlug dabei immer wieder verzweifelt gegen den Baum, der ihren Schmerz geduldig zu ertragen schien. Sie hatten nichts gesagt, ihre Eltern, alles nur schweigend hin genommen, wie zwei leblose Puppen hatte das Mädchen sie angeschrieen, ihnen wieder gesagt, wie einsam sie doch war, gebettelt, dass sie doch bleiben sollten, doch niemand hatte ihr geantwortet, niemand hatte sie verstanden... Sachte spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Der Mann kniete neben ihr und blickte hinauf in den Baumwipfel. "Irgendwann wirst du verstehen..." meinte er, ohne das Mädchen anzublicken, "...und bis dahin wird er für dich da sein, dir Trost spenden. Seine Wurzeln geben dir Halt, seine Blüten geben dir Mut, denn in ihnen wirst du das Leben vergangener Zeiten sehen. Sakura bedeutet Leben, Sakura bedeutet Tod..." Er richtete sich auf und ging. Die 8järige Kijuri blickte ihm noch lange hinterher. Das war der Tag, an dem sie das aller letzte mal geweint hatte, der Tag an dem ihre Tränen versiegten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)