Grippewelle von Kokomiko ================================================================================ Kapitel 9: Sonoko und das kürzeste Geheimnis -------------------------------------------- Der Wecker schrillte. Shin-ichi stellte ihn ab. Ran neben ihm drehte sich um. "Guten Morgen mein Engel." Liebevoll küsst er sie auf die Stirn. "Schlaf weiter." "Ich fühle mich schon wieder gut. Ich komme mit in die Schule" protestierte Ran, als Shin-ichi sie in das Kissen zurückdrückte. "Du bleibst liegen. Wir haben gestern besprochen, dass du dich noch bis Sonntag ausruhen wirst. Wenn du jetzt schon wieder zur Schule willst, wirst du womöglich noch einen Rückfall erleiden." "Schon gut." Ran musste kichern. Das er so fürsorglich war, hatte sie wirklich nicht gewusst. Hilfsbereit ja, aber fürsorglich? "Bis heute Nachmittag. Ich komme nach der Schule gleich nach Hause." Shin-ichi verschwand. Ran drehte sich um und kuschelte sich in die Kissen. Sie schnüffelte. Dann musste sie grinsen. Sie war bei ihm. Voll und ganz. Und das Gefühl von Geborgenheit nahm sie immer mehr gefangen. Ein angenehmes Gefühl fand sie. Ein Gefühl das sie am liebsten nicht mehr missen wollte. Ran hörte wie die Tür unten ins Schloss fiel. Gemütlich rollte sie sich auf die andere Seite. Sie wollte noch ein wenig schlafen. Am späten Vormittag erwachte sie wieder. Ihr Blick schweifte zum Wecker. So allein hier im Bett war es bei weitem nicht so gemütlich als wenn Shin-ichi neben ihr lag. Dann erspähte sie das Buch welches Shin-ichi in den letzten Tagen gelesen hat. Zaghaft griff sie danach und schlug es auf. Sherlock Holmes, dachte sie. Dann wollen wir mal erkunden was an ihm wirklich so spannend ist. Sie begann zu lesen. Nach 2 Stunden schlug sie das Buch wieder zu. Nichts weiter als ein gewöhnlicher Krimi, stellte sie fest. Ran fing an sich zu langweilen. Kurzentschlossen erhob sie sich und zog sich an. Sie war so gut wie gesund. Gegen ein wenig Bewegung würde Shin-ichi ja nichts einzuwenden haben. Schließlich waren sie gestern auch unterwegs und haben nach ihrem Vater gesehen. Warum sollte sie dann heute den ganzen Tag das Bett hüten? Sie lüftete, richtete das Bett und sorgte für ein wenig Ordnung im Zimmer. Sie brachte das Geschirr in die Küche und widmete sich dann derer. Neugierig erkundete sie die Schränke. Viel fand sie nicht, aber immerhin genug um eine kleine Mahlzeit zu kochen. Also machte sie sich an die Vorbereitung. Anschließend ließ sie sich im Wohnzimmer auf die Couch nieder. Sie wickelte sich in eine Decke und wartete. Der Zeiger der Uhr sprang weiter und weiter. Bald, so wusste sie, bald musste Shin-ichi wieder erscheinen. Sie konnte nicht glauben, das sie solche Sehnsucht nach ihm haben konnte. Aber es war nun einmal so. Dann drehte sich der Schlüssel im Schloss. Shin-ichi trat ins Wohnzimmer und Ran erhob sich. "Wieso bist du nicht im Bett?" fragte Shin-ichi und nahm Ran in den Arm. "Weil es so langweilig ist." maulte Ran. "Aber ich bin erst Mittags aufgestanden. Und ich habe auch nicht viel gemacht. Ehrenwort. Und nun essen wir." "Du hast was zu Essen gemacht?" Ran nickte. "Man ich habe richtig Hunger." Er zog Ran in die Küche. "Muss nur noch gekocht werden." "Na das werden wir doch wohl hinkriegen." Shin-ichi setzte den Reis auf. "Übrigens ich habe alle fehlenden Unterlagen mitgebracht. Pro Tag und Unterricht ein Stapel Kopien. Und von jedem Stapel ein Zettel. Frag nicht wie viele Stapel es waren." Er kramte in seiner Tasche und warf den Packen auf den Tisch. "Oje da haben wir aber einiges zu tun." "Immer schön langsam. Wir fangen nach dem Essen an." Nach einer gemütlichen Nacht trennten sich ihre Wege wieder. Ran ordnete ihre Schulsachen, während Shin-ichi in der Schule büffelte. Den Nachmittag jedoch verbrachten sie gemeinsam. Der Sonntag kam. Und mit ihm die Zeit, das Ran wieder nach Hause zurückkehrte. Am Abend war sie wieder daheim und Kogoro glücklich, das er seine Tochter wieder hatte. Jedoch war Ran wütend. Die beiden Tage die er allein verbracht hatte, hatten ausgereicht die Wohnung in einen Schweinestall zu verwandeln. Sie bereute es schon, überhaupt wieder nach Hause gekommen zu sein. In Shin-ichis großem Haus hatte sie bei weitem weniger zu tun, als in der kleinen Wohnung. Der nächste Morgen brach an. Eine neue Woche, ein neuer Tag. Für Ran wurde es nun auch wieder Zeit zur Schule zu gehen. An gewohnter Stelle traf sie auf Shin-ichi. "Guten Morgen." sagte sie und strahlte ihn an. "Guten Morgen." antwortete er. "Kommst du wieder zu mir? Ohne dich ist es einsam." "Wie kannst du das beurteilen? Wir waren doch nur kurze Zeit zusammen und nicht zu vergessen, wir waren krank." "Also ich fand das Kranksein schön. Naja zumindest solange du bei mir warst. Doch nun musste ich wieder allein schlafen. Früher konnte ich nicht einschlafen weil du neben mir warst. Heute kann ich nicht einschlafen, weil du nicht neben mir bist. Erstaunlich wie schnell man sich doch umgewöhnt. Außerdem scheinst du etwas zu vergessen. Nämlich das, das wir beide nicht erst seit der Grippe zusammengewohnt haben, sondern bereits schon früher unser Leben geteilt haben. Ja da werden Erinnerungen wach." Shin-ichi nahm Ran bei der Hand. "Stimmt, hatte ich vergessen. Ich lasse mir deine Frage durch den Kopf gehen. Wenn ich allerdings an gestern Abend denke, fällt die Entscheidung schnell zu deinen Gunsten aus." "Hat er mal wieder über die Stränge geschlagen?" "Frag nicht." "Hallo Ran." Sonoko gesellte sich zu den beiden. "Ah Sonoko guten Morgen." antwortete Ran und drehte sich zu ihrer Freundin um. "Seit wann bist du wieder gesund?" "Ich bin heute den ersten Tag wieder in der Schule. Und du bist wahrscheinlich um die Grippe herumgekommen." Alle drei setzten ihren Weg zur Schule fort. "Irrtum. Mich hat es auch dahingerafft." "Dann haben wir aber eine Menge nachzuholen." "Weniger. Shin-ichi hat mich mit den Kopien versorgt." "Ah Shin-ichi." bemerkte Sonoko trocken und schielte auf die Hände der beiden. Irgendwann hielt Sonoko es nicht mehr aus. "Sag mal Ran?" Sonoko zog sich ihre Sportsachen aus. "