World of Faerûn - 4. Staffel von Kyle (Begin Of A New Legend) ================================================================================ Kapitel 13: Folge 54: Im Wald der Amazonen ------------------------------------------ Nachdenklich blickte Mogul in seinem dunklen Gemäuer auf zwei Elfen, die er in einer seiner vielen Verließe gefangen hielt. Sie hatten ihr Essen kaum angerührt, das er ihnen persönlich gebracht hatte und kauerten unsicher in einer finsteren Ecke ihrer Zelle. Ängstlich sahen sie zum Dämonritter auf, der ohne jegliche Mimik oder Geste auf der anderen Seite der Gitterstäbe verharrte. Ein Licht erschien in der Ferne hinter ihm und man vernahm wie eine Gestalt den Gang entlang kam, begleitet von einem niederen Dämonritter, der ihm die Fackel trug. Es war Leath der dort kam und sich zu Mogul gesellte, während der Fackelträger einige Meter hinter ihm wartete, gab es doch genug Fackeln die das Verließ erhellten. "Ihr habt mich rufen lassen?", fragte der Dunkelelf ohne einen Hauch von Demut. "Ja, das habe ich. Ich erwarte einen Bericht.", erwiderte Mogul streng ohne sich ihm zuzuwenden. "Sie sind mir entkommen.", berichtete er nüchtern. "Das weiß ich schon. Dann such' sie gefälligst!", tönte er barsch zurück. "Das habe ich. Ich konnte ihre Spur bis zu einem Mönchstempel in den Osraun-Bergen verfolgen. Wie es aussieht suchen sie drei Artefakte um den Phönix zu rufen. Sie sind wohl in Richtung Norden aufgebrochen, in Richtung Starmantle, aber in den dichten Wäldern hat sich ihre Spur verloren.", erklärte er recht nüchtern. "Den Phönix?", fragte Mogul verwundert nach. Der Dämonritter wurde nachdenklich und schwieg eine Weile, während Leath geduldig abwartete. "Wie viele Artefakte haben sie bereits?", fragte er schließlich. "Keines, soweit ich weiß. Das erste Artefakt, eine Maske, soll einem Dieb in die Hände gefallen sein.", antwortete er prompt. "Leath, ich wünsche das die Artefakte nicht in die Hände von irgendwelchen Leuten gelangen die meiner Sache nicht dienlich sind - haben wir uns verstanden?", tönte er leicht gereizt auf seine Aussage zurück. "Jawohl.", erwiderte er loyal mit kurzer Verbeugung. "Du kannst gehen, Leath.", wies er seinen Diener kurz darauf an und wank ihn weg, worauf er sich erneut verneigte und sich daran machte die Räumlichkeiten zu verlassen. Er wollte schon gehen, da drang auf einmal eine zaghafte Stimme aus der Zelle vor Mogul hervor. "Leath?", tönte sie unsicher, so dass dieser abrupt inne hielt als er seinen Namen vernahm. Die beiden Elfen in der Zelle krochen vorsichtig ins Licht um sich zu vergewissern das sie richtig gehört hatten und warfen einen Blick auf den stolzen Kämpfer. Niemals sollte er die Gesichter der beiden vergessen, die er dort sah, hatte er sie doch eigentlich schon vor langer Zeit mit Freuden getötet. Erstaunt neigte sich sein Kopf ein wenig nach links zu seinen Meister als er Kyrens Eltern in der Zelle sah. "Wie kommt es das diese Elfen bei Euch sind?", fragte er neugierig nach, ohne seinen Blick von den beiden zu lassen. Er jetzt wendete sich Mogul ihm zu und ging ihm ein paar Schritt entgegen. "Ich habe sie vor einiger Zeit auf einer Insel aufgegriffen, weit im Westen, in der Nähe von Amn.", antwortete er ruhig. "Ich dachte ihr könntet nicht weg von hier?", staunte er ein wenig überrascht von seiner Antwort. "Nun, gewissermaßen stimmt das auch. Je weiter ich mich von Tyraturos entferne, desto schwächer werde ich auch, aber in diesen Fall war es mir die weite Reise wert.", erwiderte er leicht schmunzelnd. "Ich nehme an Ihr wisst wer die beiden sind.", sagte Leath und deutete mit finsteren Blick auf die ihm verhassten Hochelfen. "Ja, sie sind meine letzte Garantie dafür das mein Vorhaben Erfolg haben wird. Ich weiß das sie die Eltern des Mädchens sind, wenn du das meinst.", erwiderte er ruhig und drehte sich wieder seinen Gefangenen zu. "Die beiden sind der perfekte Köder für ...", wollte sein Diener einwenden, jedoch unterbrach ihn der mächtige Dämonenritter schnell. "Ich weiß, aber noch ist es nicht nötig sie einzusetzen. Hab Geduld und erfülle solange deine Aufgabe, wie ich es dir aufgetragen habe.", gab er mit deutlichem Unterton zurück und wies ihn mit einer Geste an ihn nun alleine zu lassen. Mit unzufriedener Miene wendete sich Leath schließlich ab und ging in Richtung Ausgang. "Ahhhr, ich glaube wir haben uns verlaufen!", jammerte Kyren und fuhr sich verzweifelt durchs Haar. Überall um sie herum erblickte sie Bäume - Bäume die bis weit in den Himmel ragten und deren Krone nicht einmal zu sehen war. Ihr Ausspruch brachte es auf den Punkt, denn schon seit Stunden irrte man in einem Dschungel herum, dessen Pflanzen und Bäume sogar noch aus der Urzeit stammen konnten. "Wah, das musste ja so kommen! Das ist alles deine Schuld, Jáin!", meckerte Sejya mit ihrem typischen Männerhasserblick. "Hey! Ich kann auch nichts dafür das hier jeder Baum gleich aussieht. Sag du uns doch wie es weiter geht! Und zweitens haben wir dich nach wie vor nicht gebeten uns zu begleiten!", schimpfte er zurück, so dass sich die beiden schnell in die Haare gerieten. "Ne bessere Ausrede hast du wohl nicht mehr auf Lager, was?! Grr!", fauchte sie knurrend zurück, bevor Shane schließlich Ruhe zwischen den beiden einbrachte. "Hört mal, wenn ihr euch streitet hilft uns das auch nicht weiter. Die letzten Reisenden auf die wir getroffen sind haben doch gesagt das sie aus einem Dorf hier in der Nähe kommen, also muss es doch hier irgendwo sein. Wir werden es schon finden.", versuchte er zu schlichten, womit der Disput vorerst beendet war. "Ja, du hast recht, aber das ist einfacher gesagt als getan.", grummelte Jáin noch etwas eingeschnappt. "Wir bräuchten eine Waldläuferin wie Zelda. Die haben nämlich ein sehr gutes Orientierungsvermögen.", merkte Kyren stolz an, fast so als ob ihre Idee sie sichtlich weiterbringen würde. "Ja, aber selbst wenn einer hier wäre, so kennen sich die meisten Waldläufer nur in ganz bestimmten Wäldern aus.", meinte Shane nachdenklich. "Ja, aber Zelda kommt doch ursprünglich aus Starmantle, oder?", fragte sie. "Das mag schon sein ... aber Zelda ist nun mal leider nicht hier.", erwiderte er nun leicht verzweifelt und wuschelte sich durchs Haar. "Ach, ich vermisse sie so. Mit ihr hätten wir uns bestimmt nicht so schnell verlaufen. Außerdem wusste sie immer was zu tun ist.", seufzte die kleine Elfe ein wenig niedergeschlagen, worauf Jáin plötzlich theatralisch vor ihr aufsprang. "Ich vermisse sie ja auch so sehr! Sie hatte so schöne, große Brüs...", himmel-hoch jauchzte er, bevor er sich von Shane eine Kopfnuss einfing, die ihn rasch ruhig stellte. "Kannst du eigentlich nicht mal an was anderes denken?!", fauchte er erbost und wendete sich armeverschränkend ab. "Außerdem ist die Größe doch völlig unwichtig.", ergänzte er in leisen Ton und errötete etwas. "Ich bin trotzdem dafür das wir eine Frau in unsere Reisgruppe aufnehmen. Ich krieg schon Entzugserscheinungen.", meinte Jáin, sich am Kopf reibend, worauf er mit Sejya schnell wieder bei seiner zweiten Lieblingsbeschäftigung war - streiten. "Sag das noch mal!", forderte sie ihn mit bösem Blick auf und geriet sogleich mit ihm ins Raufen. "Pah! Als ob du wüsstest was eine Frau ist! Ich sehe hier nur ein kleines Mädchen und jemanden der sich wie ein verkappter Bursche aufführt!", giftete er zurück, während Shane im Hintergrund entnervt den Kopf schüttelte und sich an die Stirn fasste. "Jetzt streiten sie schon wieder.", sagte er leicht genervt. Schließlich fiel seine Aufmerksamkeit auf Kyren, die abgewandt von ihm, in träumender Pose nach oben starrte. Sie war wie verzaubert und ihre Augen glänzten. "Was ... ist mit dir?", fragte er zögerlich und folgte ihren Blick, der ziellos in die Wipfel der Bäume führte. "Die Größe ist nicht wichtig ...", brabbelte sie leise und glücklich vor sich hin, worauf es ihn glatt fassungslos zu Boden riss. "Hat denn hier wirklich schon jeder vergessen das wir uns verirrt haben?!", jammerte er beschämt über das Verhalten seiner Gefährten. In weiter Ferne, auf dem breiten Ast der Krone eines Baumes, saß derweil eine unheimliche von Schatten umhüllte Gestalt. Der Mann wirkte nicht gerade gesund, denn seine Haut war nahezu kreidebleich und faltig. Es war nur schwer zu glauben das dies Gerrard war, der einst zu den gefürchtetsten Vampiren Faerûns zählte. Er wirkte schwach und zerbrechlich, kaum in der Lage sein Gleichgewicht zu halten. Seine Augen waren starr und kalt, fast so als ob er erblindet wäre. Er hatte tiefe Augenränder, seine Lippen waren spröde und sein Bart war an einigen Stellen kahl. Ausdruckslos blickte er in den Himmel auf und sah in die Sonnenstrahlen die vereinzelt durch das Blätterwerk fielen. Plötzlich begann sein linker Arm zu zittern, worauf er von seiner nachdenklichen Pose abließ. Das Zittern wurde schlimmer, so dass er bald seinen anderen Arm zu Hilfe nehmen musste um ihn zu halten. Es dauerte einen Moment bis er sich wieder beruhigte, doch selbst diese kleine Schwäche zerrte an seinen Kräften. Ihm lief etwas Blut von der Stirn und es war klar das es ihm wirklich nicht gut ging. Eine Stimme ertönte in seinem Kopf und ließ ihn aufhorchen. Er kannte den Fremden der stets telepatisch zu ihm sprach, doch wusste er nichts davon das er auch Kyren in ihren Träumen erschienen war. "Du spürst es Gerrard. Es geht zu Ende mit dir. Du kannst dich nicht ewig deinem Blutdurst verwehren, sonst wirst du sterben, du Narr.", tönte die Stimme ernst. "Dann soll es so sein ... lieber sterbe ich als weiterhin das Dasein als Vampir ertragen zu müssen.", sagte er gelassen und senkte sein Haupt. "Du bist ein Dummkopf mein Angebot auszuschlagen! Es ist nicht weit zu mir nach Thay. Hier kann ich dich behandeln und dich wieder zu einem Menschen machen. Warum willst du diese Chance verstreichen lassen?!", erwiderte Nairdan streng. "Mein Körper mag schwach sein, aber mein Geist sagt mir das ich keinen Grund habe dir Glauben zu schenken. Was immer mich in Thay erwarten würde, es ist nichts gutes. Lieber sterbe ich jetzt und hier.", antwortete er und schloss seine Augen. "Dann ... sei es so.", tönte die Stimme etwas enttäuscht und verstummte. "Du wirst kommen ... dein Blutdurst wird dich zu mir treiben ... ich weiß es.", sprach Nairdan noch ein letztes mal zu sich selbst, doch Gerrard vernahm seinen Laut nicht mehr. Ein paar Vögel flogen erschrocken davon als sich der Ast, auf dem der einstige Barde saß, sich zu bewegen begann. Nur einen Augenblick später war er verschwunden ohne auch nur einen auffälligen Laut zu hinterlassen. Nairdans letzte Worte sollten recht behalten. Einen ganzen Tag waren Shane und seine Freunde inzwischen durch die Wälder geirrt als sie endlich im Zuge der Abenddämmerung ein Dorf inmitten des Waldes vorfanden. Ein Trampelpfad hatte sie zur rettenden Zivilisolation gebracht. Die meisten Häuser waren aus Holz gebaut, und die Siedlung schien gut hundert Einwohner zu fassen. Etwas erschöpft und mit leicht gebückter Haltung marschierten sie schließlich ein. Sie staunten als sie eintrafen, denn das ganze Dorf war auf den Beinen und hatte sich vor ihren Hütten versammelt. Ein paar Männer trugen mit langsamen Schritt einen schwarzen Sarg in Richtung Friedhof durch das Dorf, während der Rest der Bewohner ihre Häupter in Demut senkten. Neugierig wie Shane war, näherte er sich einen der Einwohner und tippte ihn höflich auf die Schulter. "Ähm, entschuldigen Sie. Wir sind Reisende und gerade erst angekommen. Was ist denn passiert?", fragte er vorsichtig, worauf sich der Mann zu ihm umdrehte. "Ah, willkommen in meiner schönen Stadt. Ich bin Bürgermeister Walley. Die Tochter eines Bauern ist heute verstorben. Sie wurde wohl von Räubern überfallen und ermordet, vermute ich.", erwiderte er relativ anteilnahmslos. "Aber ihr seid euch nicht sicher, oder?", fragte Jáin, der seine Maskierung angelegt hatte. "Pah, meiner Meinung nach waren das wieder diese Amazonen die hier irgendwo im Wald hausen sollen. Sie terrorisieren unser Dorf schon seit langem. Manchmal kommen sie Nachts und stehlen uns unsere Töchter. Manche von ihnen kehrten wieder, wir wissen nicht warum, andere nicht. Wahrscheinlich hatte das arme Mädchen sich zur Wehr gesetzt und wurde dafür bestraft. Ihr könnt auch Dean fragen, den Knaben dort drüben. Er hat angeblich alles mit angesehen, aber ich finde er redet nur dummes Zeug.", erzählte er und deutete letztendlich auf einen Jungen in einigen Metern Entfernung, der auf einem Strohhalm kaute und lässig an einer Regentonne lehnte. "Ich denke wir sollten uns anhören was er zu sagen hat.", schlug Shane vor und musterte den Knaben. "Warum? Das geht uns doch gar nichts an.", protestierte Sejya und stemmte die Arme gegen die Hüften. "Ich würde dir gerne zustimmen, aber wir sollten besser jeden Hinweis nachgehen wenn wir das nächste Phönixartefakt finden wollen. Vielleicht hatte dieser John oder dieser Meisterdieb wieder seine Finger im Spiel.", meinte Jáin mit Blickrichtung zum Jungen. Dean rechnete nicht damit das er Gesellschaft bekommen würde und ließ vor Schreck seinen Strohhalm aus dem Mund fallen, als ihn der junge Halbelf ansprach. "Hallo, wir sind Reisende und haben von dem Todesfall hier mitbekommen. Man sagt du hättest gesehen was passiert ist.", sagte er freundlich. "Oh, äh ... ja, das habe ich, ... aber ihr glaubt mir ja ebenso wenig wie jeder andere hier.", gab er zur Antwort, sehr zum Ärgernis der Kopfgeldjägerin, die einen kleinen Dolch zückte. "Sag uns einfach was du gesehen hast, oder ich schlitz dir (!) ...", drohte sie mürrisch, bevor Kyren und Jáin sie vor dem verängstigten Jungen zurückdrängten. "Hör nicht hin. Sie ist immer so leicht reizbar.", versuchte ihn die kleine Elfe zu beruhigen, wenn gleich er nun sichtlich eingeschüchtert war. "Schon gut, ich sag euch alles was ich weiß! Ich war zufällig zu der Zeit als es passiert hat in der Nähe. Ihr Angreifer schien mich nicht gesehen zu haben, so dass ich mich noch rechtzeitig hinter einer Häuserwand verstecken konnte. Er stand auf dem Dach ihres Hauses, das sie gerade verlassen hatte. Ich glaube er lauerte ihr auf. Dann sprang er hinab und griff sie sich. Und dann ... dann hat ...", erzählte er bevor er etwas unruhig wurde und abbrach. "Sag schon, was ist dann passiert?", drängte Shane gespannt. "Ich schwöre bei allem was mir heilig ist das er sie in den Hals gebissen hat ... so wie ein Vampir. Es dauerte vielleicht eine Minute, vielleicht etwas weniger, bevor er wieder von ihr abließ und sie tot zu Boden fiel. Dann flüchtete er so rasch wie er gekommen war. Aber der Bürgermeister glaubt mir nicht. Er sagt Vampire erscheinen nie Tagsüber, weil sie kein Sonnenlicht vertragen.", fuhr er schließlich fort, worauf sich die vier Abenteurer nachdenklich ansahen. "Kyren, glaubst du das er es gewesen sein könnte?", fragte der junge Halbelf stirnrunzelnd. "Ja, ich bin mir sicher. Das muss Gerrard gewesen sein, aber ich frage mich was er hier zu suchen hat.", erwiderte sie sicher. "Gerrard? War das nicht der Typ der uns damals auf die Insel gefolgt ist und Kyren vor den Vampiren gerettet hat?", grübelte Jáin, während Sejya ziemlich unwissend wirkte. "Ganz genau. Wir sollten aufpassen, auch du, Kyren. Er mag ein freundliches Äußeres haben, aber er ist ziemlich gefährlich und gerissen.", bejahte Shane nickend. "Pah, eigentlich ist mir egal wer der Typ ist. Hauptsache ich habe diese Nacht ein Dach über den Kopf.", gab Sejya hochnäsig von sich. Gerade zu desinteressiert verschränkte sie ihre Arme hinter den Kopf und wendete sich ab. "Wir haben hier leider keine Schänke oder so etwas in der Art, aber der alte Zack hat sicher noch etwas Platz für euch in seinem Haus. Es steht dort drüben, hinter dem Brunnen.", meinte Dean und wies ihnen den Weg zum Haus des alten Mannes. Da der Himmel immer dunkler wurde und die Nacht sich näherte beschloss man den Greis nach einer Übernachtung zu fragen und klopfte an seine Haustür, die sogleich geöffnet wurde. "Jaa? Was wollt ihr?", fragte der alte Mann misstrauisch und lugte hinter seiner Tür hervor. "Wir sind ein paar Abenteurer und wollten fragen ob wir uns für diese Nacht ein wenig an eurem Kamin wärmen könnten.", erwiderte Shane freundlich, doch der Herr des Hauses blieb skeptisch. "Abenteurer sagst du?", murmelte er in seinen Zottelbart hinein und musterte die vier recht penibel. Es dauerte einen Moment bis der alte Zack zu einer Entscheidung kam. "Nun gut, ich bin ja kein Unmensch. Ihr könnt bei mir nächtigen.", sagte er schließlich, öffnete die Tür vollends und bat sie einzutreten. "Wisst ihr, früher, als ich noch jung und knackig war, war ich auch ein Abenteurer und bin viel herumgereist.", erzählte er, während Kyren und die anderen eintraten. Er freute sich bereits das er endlich jemand hatte der seine Geschichten, die er so gern erzählte, noch nicht kannte. Seine Hütte war recht altmodisch und schlicht eingerichtet, aber selbst dies hatte etwas gemütliches an sich. Schnell eilte die kleine Elfin zum Kamin um sich am Feuer dort zu wärmen. "Ich habe auch noch eine Couch auf dem einer von euch schlafen kann.", meinte Zack, der gerade ein paar Decken aus einer Truhe hervorholte und deutete seinen Blick auf sein Mobiliar. Dankend nahm Shane die Decken entgegen, doch stellte der Mann ihm noch eine Bedingung. "Ihr könnt hier gerne schlafen, aber ich habe noch eine Bedingung an euch.", meinte er. "Und die wäre?", fragte Jáin ahnungslos. "Es wäre nett wenn ihr mir diesen Abend Gesellschaft leistet und meinen Abenteurergeschichten lauscht.", erwiderte er händereibend voller Vorfreude. Noch ahnten die vier Gefährten nicht worauf sie sich da eingelassen hatten, denn als er sich kurz darauf erst einmal vor ihnen niedergelassen hatte und erzählte, hörte er so schnell nicht mehr auf. Eine Geschichte folgte der nächsten, während einer nach dem anderen in den Schlaf fiel. Nicht nur das die Geschichten langweilig waren, sondern meist auch noch kräftig übertrieben. Schon nach einer Stunde war auch der letzte im Sitzen eingeschlafen, was den alten Zack aber nicht davon abhielt weiter zu erzählen. Nach und nach wurde aber auch er von seinem Geplapper müde worauf er sich schließlich zurückzog und seine unwilligen Zuhörer zur Strafe in ihrer unbequemen Schlafpose sitzen ließ. Shane jedoch erwachte aus seinen leichten Schlaf als der alte Mann sich erhob und sich auf den Weg zu seinem Schlafzimmer im oberen Stockwerk machte. "Warten Sie einen Augenblick. Ich wollte sie noch etwas fragen.", rief er leicht schläfrig und weckte somit auch seine Freunde auf. "Hmpf, was willst du denn wissen?", entgegnete er, noch immer etwas verbittert darüber das seine Zuhörer eingenickt waren. "Haben Sie vielleicht einmal davon gehört ob es hier in den Wäldern einen Ort gibt an dem der Ring des Phönix aufbewahrt wird?", fragte er höflich, worauf der Alte sich nachdenklich am Bart kratzte. "Ja natürlich hab ich davon gehört. Ich habe ihn sogar gesucht, aber ihn nie gefunden. Es soll irgendwo im Osten des Waldes einen Tempel geben wo der Ring aufbewahrt wird. Falls ihr vorhabt dort hin zu gehen, rate ich euch davon ab. Dort wimmelt es von Geistern und ich habe bisher von Niemanden gehört der dieses Gebiet je wieder verlassen hat.", erzählte er und lief die Treppen zu seinem Zimmer zuende hinauf. Etwas ratlos sah man einander an und versuchte seine Schlüsse aus dieser Warnung zu ziehen. Dennoch wurde man sich schnell einig und beschloss es trotzdem zu wagen dorthin aufzubrechen. "Geister scheren mich nicht. Es brauch schon mehr um einen Drow meiner Klasse aufzuhalten.", merkte Jáin mit stolz geschwellter Brust an. "Ich kann nicht glauben das wir schon wieder in diesen Wald müssen.", seufzte Kyren auf den nächsten Tag vorausblickend. Schließlich machte man sich daran schlafen zu legen um Kräfte für den bevorstehenden Tag zu sammeln. Die Nacht erwies sich als unruhig, denn im Haus des Bürgermeisters herrschte alles andere als Ruhe. Wimmernd, auf Knien flehend saß der Bürgermeister vor zwei recht animalisch gekleideten Damen, die in sein Haus eingedrungen waren und bat um Mitleid. Sie waren mit Speeren bewaffnet und mit Kriegsbemalung geschmückt. In ihren Händen befand sich die Tochter des Bürgermeisters, jedoch schon längst in Ohnmacht entschwunden. "Bitte, ich flehe euch an. Lasst sich gehen! Sie ist doch erst 16 und hat niemanden etwas böses getan. Bitte verschont mein Kind - sie ist mein ein und alles!", bettelte ihr Vater den Tränen nah, doch die Damen blieben hart. "Pah, es braucht schon mehr als Worte um deine Tochter frei zu geben. Euer Dorf hat in dieser Woche nicht genug Abgaben an uns aufbringen können, also holen wir uns eine eurer Töchter als Entschädigung, das wisst ihr doch.", erwiderte eine von ihnen streng. "Oder hast du geglaubt wir würden die Familie des Bürgermeisters verschonen?", fügte die andere schroff hinzu. "Ja ... aber ... aber ...", stotterte der Mann verzweifelt als ihm in seiner Not eine dreiste Idee kam. "Aber was wollt ihr denn mit einer, wenn ich euch zwei bieten kann? Zwei wunderbare Mädchen sind erst heute in unser Dorf gekommen. Sie schlafen beim alten Zack, soweit ich weiß. Nehmt doch sie, statt meiner Tochter.", schlug er ihnen skrupellos vor. Die beiden Amazonen waren nicht abgeneigt und ließen von seiner Tochter ab. "Nun gut. Das klingt ganz passabel. Wir werden sehen ob du die Wahrheit sagst. Solltest du gelogen haben kommen wir wieder und dann Gnade dir Gott wenn wir dich erwischen!", meinte eine von ihnen und streckte ihm drohend ihren Speer entgegen. "Nein, ganz sicher meine Damen! Sie sind dort!", versicherte er und wischte sich etwas Schweiß von der Stirn, worauf die Amazone ihren Speer wieder zurückzog. Die beiden Frauen nickten sich noch einmal abstimmend an bevor sie schließlich aus dem Fenster entschwanden und die Tochter des Bürgermeisters zurückließen. Zwar atmete er erleichtert aus, doch plagte ihn schon sein Gewissen das er die beiden Abenteurerinnen an die Amazonen ausgeliefert hatte. Kurz darauf trafen diese am Haus des alten Zack an und lugten durch die Fenster des unteren Stockwerkes. Das Kaminfeuer erhellte den Raum gerade noch hell genug um zu erkennen das dort vier Gestalten schliefen. "Das sind ja vier!", merkte die eine Amazone mürrisch an. "Wie nett, er hat uns verschwiegen das die beiden in Begleitung sind. Wir sollten lieber auf Note sicher gehen und das Schlaf-Puder anwenden.", ergänzte ihre Gefährtin. Geschickt öffneten sie daraufhin eines der Fenster und holten etwas Puder aus einem Säckchen. Glitzerstaub legte sich über die Abenteurer, womit sie in einen sicheren Tiefschlaf verfielen. Nun waren Kyren und Sejya eine leichte Beute für die beiden. Als die kleine Elfe am nächsten Morgen erwachte, war es bereits zu spät, denn ohne es zu wissen hatte man sie und Sejya ins Lager der Amazonen gebracht. "Wo ... wo bin ich?", fragte sie und rieb sich am Kopf, nachdem sie sich aufgerichtet und umgeschaut hatte. Statt in der Hütte des alten Mannes zu erwachen, fand sie sich nun in einem geräumigen Zelt vor, dessen Boden mit Tierfellen gepolstert und dessen Wände mit Holzschmuckstücken bestückt war. Für einen Moment glaubte sie noch zu träumen, doch da erwachte ihre Gefährtin neben ihr, die eine ähnliche Reaktion wie sie zeigte. "Ihr seid hier im Dorf der Amazonen.", sprach plötzlich eine friedliche Stimme zu ihnen. Sie kam von einer jungen Frau kam, die wie aus dem Nichts auf dem Boden kniend neben ihnen erschienen war. Man hatte sie zuvor nicht beachtet, doch nun galt ihr die gesamte Aufmerksamkeit der beiden Mädchen. Kyren erschrak etwas als sie die Frau mit dem blonden Haar eingehender betrachtete, denn ihr Gesicht kam ihr durchaus bekannt vor. "Moment, ich kenne dich doch! Du bist diese Gehilfin von Gerrard, die mich damals gefangen gehalten hatte als ihr mir die Schatzkarte geklaut habt!", gab sie erschrocken von sich und wich etwas zurück, doch sie warf ihr nur ein amüsiertes Lächeln entgegen, fast so als wollte sie sagen das sie keine Angst vor ihr haben musste. "Hai, das war ich. Kazumi ist mein Name.", erwiderte sie und verbeugte sich kurz, was Kyren etwas verwunderte, doch noch etwas anderes verwirrte sie an ihr. "Du ... siehst ... irgendwie anders aus.", staunte sie leise. "Ja, ganz recht. Das mag vor allem daran liegen das ich wieder vollkommen menschlich und keine Nymphe mehr bin.", antwortete sie lächelnd. "Aber wie ...", wollte Kyren erwidern, bevor sie ihr das Wort entriss. "Gerrard mag dich nicht gut behandelt haben, aber glaub mir - tief im Inneren hat er ein gutes Herz. Dank dem Zepter das er mit deiner Schatzkarte gefunden hatte gelang es ihm sogar mich vollständig wiederherzustellen. Selbst meine Erinnerungen an mein früheres Leben kehren täglich wieder. Hier bei den Amazonen konnte ich noch einmal ganz neu anfangen, frei von den Lasten der Vergangenheit.", erzählte sie und beantwortete somit schon Kyrens Frage bevor sie sie überhaupt stellen konnte. Nachdenklich senkte die kleine Elfe ihren Kopf, denn die erneute Begegnung mit Gerrards Gehilfin verlief anders als sie es erwartet hätte, ähnlich wie es bei Gerrard selbst eine Weile zuvor der Fall war. "Was ist mit dir Mädchen? Du hast ja noch gar nichts gesagt.", sprach Kazumi schließlich Sejya an, die bisher nur zugehört hatte und sie unentwegt anstarrte. "Ich kann deinen Slip sehen.", tönte sie mit finsterer Miene zurück und deutete mit ihren Augen auf die recht knappe Bekleidung der Amazone. "Äh ... das ist typische Amazonenkleidung. Wenn es kälter wird tragen wir natürlich mehr. Es ist sozusagen ein Symbol gegen die Männerwelt. Wir Amazonen hier sind nämlich äußerst abgeneigt gegenüber männlichen Wesen eingestellt. Stört dich etwa etwas daran?", erklärte sie etwas verschwitzt und legte die Hände schützend über ihre Beine. Als die junge Kopfgeldjägerin das hört entflammte ihr Herz förmlich vor Begeisterung, denn was sie hörte sagte ihr sehr zu. "Was?! Das ist ja fantastisch! Heißt das in euren Dorf gibt es kein männliches Wesen?!", schrie sie erfreut auf und beugte sich etwas nach vorn. "Ja, hier leben nur Frauen und Mädchen. Und wir leben ganz gut hier. Selbst ohne männliche Hilfe haben wir ein ganzes Dorf aufgebaut.", bestätigte sie. "Der Wahnsinn! Das ist als ob ein Traum in Erfüllung geht.", seufzte Sejya wie im siebten Himmel. "Ja, und ihr beide seid auserwählt worden unseren Stamm beizutreten.", kündigte sie mit erhobenen Finger an. "Waaaas?!", riefen die beiden Mädchen erstaunt, doch blieb ihnen nicht die Zeit um weitere Fragen zu stellen. "Entschuldigt mich nun bitte. Ich muss gehen. Ich werde auf der Zeremonie zur eurer Berufung erwartet. Man wird euch nachher holen. Ihr müsst eigentlich nichts weiter tun. Besteht den obligatorischen Keuschheitstest und ihr seid aufgenommen.", sagte sie schon am Zelteingang stehend und verschwand schließlich in aller Eile. Sejyas Mimik erstarrte plötzlich als sie Kazumis letzte Worte hörte, während Kyren immer mehr ein mulmiges Gefühl bei der Sache bekam. "Ohje, ich mag eigentlich keine Amazone werden. Ich frag mich was aus Shane und Jáin geworden ist.", meinte sie leicht bedrückt als ihr auf einmal auffiel das Sejya ziemlich merkwürdig ins Leere blickte. "Was ist mit dir?", fragte sie verwundert und stupste sie leicht an, worauf sie aus ihre Trance entschwand. "Nein, nichts ... ich ... ach, vergiss es. Ist nicht weiter wichtig.", wies sie sie ab und legte sich wieder hin. "Hey! Du kannst dich jetzt doch nicht ausruhen. Ich brauche deine Hilfe wenn wir hier wieder wegkommen wollen!", beschwerte sich das Elfenmädchen verärgert. "Hier weg wollen? Pah, das hier ist das reinste Paradies für mich. Für mich wäre das hier wie eine neue Heimat. Hier gehöre ich hin, verstehst du?", erwiderte sie ernst. Für eine Weile wusste Kyren nicht was sie darauf erwidern sollte, denn eigentlich hatte sie gedacht sie würde zumindest so lange mit ihnen reisen bis sie Diron stellen konnte. "Warum magst du keine Jungen? Du hast es uns nie gesagt.", fragte sie schließlich, während von draußen rhythmische Trommelklänge ins Zelt drangen. "Das geht dich nichts an! Ich hasse diese widerwärtigen Kerle nun mal und ich rate dir das gleiche zu tun. Am Ende wollen sie ja doch nur das Eine.", tönte sie schroff zurück und wendete sich leicht ab. "Das Eine?", dachte Kyren ungläubig vor sich hin und neigte den Kopf etwas zur Seite. Es dauerte nur ein paar Minuten bis schließlich eine Amazonenkriegerin kam und sie nach draußen bat. Dort bot sich den beiden ein faszinierender Anblick als sie durch hunderte von Frauen und Mädchen zu einer Bühne geführt wurden, auf der die Stammesführerin bereits auf sie wartete. Zum ersten mal konnten sich die beiden Mädchen ein genaueres Bild der Amazonen machen. Sie schienen es gut zu verstehen ihre Häuser und Hütten auf und an Bäumen zu bauen, während sie auf dem Boden ihrer alltäglichen Arbeit nachgingen. Nur einige wenige von ihnen waren Bewaffnet und mit Kriegsbemalung im Gesicht geschmückt, während die Kleidung des Stammes meistens so geschnitten war, das sie nur das nötigste verdeckte. Begleitet von aufstoßenden Speeren und allerlei Gesänge betraten die beiden Mädchen schließlich die Bühne, worauf Ruhe unter den Anwesenden einkehrte. Schnell erhob die Anführerin das Wort und streckte die Arme prophetenhaft nach oben. "Seht nur, meine Schwestern was uns die Götter zugesandt haben. Zwei neue junge Mädchen, die wir in unser Reich aufnehmen wollen.", verkündete sie, worauf Beifall ertönte. "Aber Herrin. Die eine dort ist eine Elfe?", rief eine der Zuschauerinnen unsicher und hob fragend ihre Hand. "Ganz recht mein Kind, aber wir, die Amazonen, sind nicht so wie all die männlichen Wesen, die Vorurteile gegenüber anderen ziehen, nur weil sie anders aussehen oder einer anderen Rasse angehören.", beantwortete sie den Einwand, so dass es auch die letzte Amazone verstand. "Nun lasst sie uns in unseren Kreis aufnehmen, doch zuerst müsst ihr noch den Keuschheitstest bestehen um zu beweisen das ihr nicht der Fleischeslust mit einem männlichen Wesen verfallen seid.", rief die Herrscherin aus und nahm sich eine ballgroße, rote Kugel, die ihr von einer Dienerin auf einem Samtkissen gebracht wurden war. "Nimm diese Kugel in deine Hände, Elfe. Sie wird uns sagen ob du würdig bist dich uns anzuschließen.", sagte sie daraufhin und gab Kyren die Glaskugel in die Hände. Sie war sich nicht sicher was sie von all dem halten sollte und nahm sie schwitzend entgegen. Immerhin war es in dieser Situation ratsam die Amazonen nicht zu verärgern. Einen Moment lang tat sich nichts, doch plötzlich begann das innere der Kugel immer heller in einem klaren weiß zu leuchten. Zunächst schien alles normal, doch schon bald wurde das leuchten so hell, das sich Kyren und die anderen geblendet abwenden mussten. "Arh, Herrin! Was ist das?! Warum strahlt die Kugel der Reinheit nur so stark?", fragte die Kugelbringerin mit nahezu geschlossenen Augen. "Ich weiß es nicht. Vielleicht liegt es daran weil sie ein Elf ist ... oder vielleicht ist sie einfach zu jung.", erwiderte sie, den Arm schützend vor die Augen haltend. Es dauerte einen Augenblick bis das Licht wieder verblasste und man ungeblendet aufsehen konnte. Dennoch war man so erstaunt über das eben geschehene, das eine bedächtige Stille einbrach, die erst die Anführerin zu brechen vermochte. "Seht, sie hat sich eindeutig als würdig erwiesen!", pries sie das Kind und nahm ihr die Kugel wieder ab, während ihr Gefolge begeistert aufjohlte. Nun war Sejya an der Reihe, die einen etwas mulmigen Eindruck machte als man versuchte ihr die Kugel in die Hände zu drücken. "Wisst ihr ... ich weiß eure Gebräuche und Riten zu schätzen. Ich wäre gern eine von euch, denn viele hier sind genauso wie ich. Hier würde ich mich zuhause fühlen. Ich wäre euch immer treu und loyal ergeben würdet ihr mich aufnehmen ... also lassen wir diesen unnötigen Test. Niemand wäre eine bessere Amazone als ich.", sprach sie zu der Führerin in der Hoffnung den Test umgehen zu können. "Wenn du unsere Riten und Gebräuche zu schätzen weißt, dann musst du den Test auch machen ... oder stimmt etwas nicht?", erwiderte die Stammesführerin. "Nein ...", gab Sejya mit bedrückter Miene zurück und nahm den Test an. Es schien schon fast eine Selbstverständlichkeit zu sein das die Kugel weiß erstrahlte, wenn sie ein neu erworbenes Mitglied in den Händen hielt, so dass einige Amazonen schon euphorisch feierten, doch ihre Stimmung verblasste jäh als sie sahen was auf der Bühne geschah. Sejyas Kopf war nach unten geneigt, wodurch niemand ihr Gesicht sehen konnte. Ihre Arme, ihr ganzer Körper zitterte, während sie die Kugel hielt, denn statt eines weißen Lichtes füllte sie sich blutrot. Entsetzt schraken einige der Zuschauerinnen zurück als sie sahen das sie die Kugel als unwürdig anerkannte. Niemand außer Kyren bemerkte die Tränen die auf die Kugel fielen, doch war sie zu überfragt um zu verstehen was das alles zu bedeuten hatte. Empört schritt die Anführerin er Amazonen bis an den Rand der Bühne und verkündete das Urteil. "Sie hat sich als unwürdig erwiesen! Sie hat sich der Fleischeslust mit einem Mann bereits hingegeben! Nie soll hier jemand willkommen sein, der für das verlogene männliche Geschlecht sympathisiert!", rief sie laut aus, als Sejya sie plötzlich unterbrach und die Kugel mit bloßen Händen zersplittern ließ, sehr zur Empörung der Amazonen. Obwohl sich duzende von Splittern in ihre Hände bohrten, schien sie nichts zu fühlen und sah mit tränenerfüllten Gesicht auf. "Lüge! Alles Lüge! Das ist alles gelogen! Das ist nicht wahr! Nie ... nie habe ich ein männliches Wesen begehrt!", schrie sie verbittert auf und ließ die Menge ein zweites mal erstaunt aufschrecken. "Die Kugel die du so frevelhaft zerstört hast irrt sich nie!", fauchte die Anführerin strafend zurück und deutete auf sie, auf dass sie die Wachen ergreifen sollten. "Lüge! Ihr habt keine Ahnung! Niemand von euch!", entgegnete sie lautstark und fixierte sich wie im Wahn auf die Amazonenherrscherin. Mit einem gekonnten Tritt wollte die junge Kopfgeldjägerin diese außer Gefecht setzen, doch sie wich elegant aus und sprang ohne sich umzudrehen von der Bühne, wo sie zwischen den davonlaufenden Zuschauern landete. Rasch wurde ihr zur Verteidigung ein Stab von ihren Dienerinnen zugeworfen, doch dies schreckte Sejya nicht. Mutig sprang sie auf und holte zwei kleine Messer unter ihrer rechten Armschiene hervor, die sie ihr mit voller Wucht entgegenwarf. Zwar gelang es ihr den ersten Dolch mit dem Stab zu blocken, doch der zerbrach zugleich, so dass sie dem zweiten nur ausweichen konnte. Es glückte nur knapp, denn trotzdem erwischte sie das Messer an der rechten Schulter und brachte sie ins schwanken. Sejya war in ihrer blinden Wut jedoch noch nicht am Ende. Kreischend sprang sie ihr entgegen und schlug sie mit einer gekonnten Armbewegung Meterweit davon, bis sie schließlich in eines der Zelte krachte. "Lasst mich in Frieden!", schrie Kyrens Gefährtin ein letztes mal, bevor sie davon lief. "Sejya, warte!", rief die kleine Elfin mitfühlend. Sie wollte ihr nachlaufen, da stellten sich ihr zwei Speerspitzen in den Weg. "Deine Freundin hat gerade unsere Herrin verletzt. Du bleibst schön hier!", tönte eine der Amazonenwachen streng, so dass sie ihr nur noch vergeblich nachsehen konnte. Weinend, immer wieder daran versucht ihre Tränen zu trocknen, lief Sejya nahezu Blindwegs durch den Wald so weit sie ihre Beine nur trugen. Ein tiefer Schmerz durchfuhr ihr innerstes, denn nicht einmal bei denen die so dachten wie sie war sie willkommen. Manch ein Baum spürte ihren Hass und ihre Faust auf ihren ziellosen Weg, bis sie sich schließlich an einem Baumstumpf niederließ um dort den Fluss ihrer Tränen in Ruhe enden zu lassen. Es kam ihr überhaupt nicht recht als sie auf einmal zwei vertraute Stimmen hörte, die sich ihr näherten. "Da ist Sejya!", rief Jáin erfreut und lief, gefolgt von Shane, auf sie zu. Als sie bei ihr ankamen, erhielten sie jedoch nicht die Reaktion die sie erwartet hatten. "Verschwindet! Lasst mich in Ruhe!", fauchte sie weinerlich und stieß Jáin von sich, der sich gerade zu ihr herunter beugen wollte. "Sejya? Was ... was ist denn passiert? Wo ist Kyren?", fragte er unsicher, nicht wissend was es mit ihrer abweisenden Haltung auf sich hatte. "Ich hab' gesagt ihr sollt verschwinden! Ich will mit euch nichts mehr zu tun haben!", kreischte sie unter Tränen, bevor sie ihren Kopf in ihren angewinkelten Beinen vergrub. "Shane, was ist mit ihr?", fragte er seinen Gefährten ungläubig. "Ich habe ihr als Feind schon sämtliche Knochen gebrochen, aber ich habe sie noch nie so weinen sehen. Es muss etwas wirklich schlimmes passiert sein.", erwiderte er bedächtig, bevor auch er sich zu ihr herunterkniete und sich ihrer annahm. Vergeblich legte er seine Hände an ihre Arme um sie zu beruhigen, worauf auch er ihren Hass und ihre Verzweiflung zu spüren bekam. "Lass mich los! Geh weg! Ich hasse dich!", schrie sie verbittert, doch er blieb stur und redete unablässig auf sie ein. "Das ist mir egal, hörst du! Wir haben uns Sorgen gemacht als ihr auf einmal weg wart! Jáin hat das ganze Dorf auf den Kopf gestellt bis wir rausgekriegt haben was mit euch passiert ist, verdammt!", sagte er mit ernsten Blick, worauf sie schließlich ihre Gegenwehr einstellte und ihre Tränen stoppten. Verwegen sah sie auf und blickte dem jungen Halbelfen ins Gesicht, das voller Wut vor Sorge zugleich war. "Ihr habt euch Sorgen gemacht?", fragte sie leicht erstaunt. "Ja natürlich!", bestätigte er nochmals. Zum ersten mal sah Shane etwas in ihren Augen das an ein normales Mädchen erinnerte. Diesmal waren sie nicht voller Abneigung, Zorn und Einsamkeit, sondern voller Hoffnung und Güte, ja sogar Zuneigung. Schließlich ließ er von ihr ab, so dass sie sich aufrichten konnte und sich noch ein paar letzte Tränen aus ihren Gesicht wischte. Auch wenn ein Teil von ihr protestierte dem Worten eines Jungen glauben zu schenken, so spürte sie das es ihnen ernst war und sie sich wirklich Sorgen gemacht hatten. Es war schon zu lange her als sie das letzte mal Freundschaft fühlte. "Was ist mit Kyren? Geht es ihr gut? Wo ist sie?", fragte Shane schließlich mit besorgtem Unterton. "Kyren ist noch im Amazonendorf. Es geht ihr gut, glaube ich. Ich bringe euch hin.", antwortete sie noch etwas schwach auf der Stimme. Ihr Schritt war langsam, doch sie war gewillt die beiden Jungen zum Dorf der Amazonen zu bringen um Kyren aus ihren Fängen zu befreien. Sie musste einsehen das sie keine andere Familie mehr hatte als ihre Gefährten. Zwei mit Speeren bewaffnete Amazonen wollten nicht recht glauben was sie sahen, als Sejya mit zwei Jungen auf ihre Siedlung zumarschierte. "Los, schnell, hol Kazumi her!", befahl die eine und wies ihre Kameradin mit einer Handbewegung ins Lager. Die Spitze ihres Speers sollte den Vormarsch der Kopfgeldjägerin und ihrer Freunde zunächst stoppen, so dass man geduldig wartete bis Kazumi mit der Wache kommen würde. "Was willst du hier?! Nicht nur das du unsere Herrin verletzt hast, nein, nun entweihst du unser Dorf auch noch mit zwei männlichen Individuen.", tönte die Wache erbost und drohte mit ihrer Waffe. Sejya blieb unbeeindruckt, während sich Shane und Jáin deutlich im Hintergrund zurückhielten. "Lass deine Waffe nieder!", tönte eine Stimme aus dem Amazonendorf hervor. Es war Kazumi, die mit der zweiten Wache eintraf. Die Amazone folgte ihren Worten mit finsteren Blick, worauf Gerrards einstige Gefährtin ihr Wort gegen Sejya erheben konnte. "Ich kann mir schon denken warum ihr hier seid, aber die Führerin dieses Stammes wird eure Freundin nicht so einfach preis geben.", sprach sie mit strengen Unterton und musterte die Gefährten des Mädchens. Es dauerte einen Moment in den sie abwägen musste was das klügste wäre, bis sie schließlich zu einer Entscheidung kam. "Gebietet ihnen Einlass.", befahl sie den Wachen schließlich und wank die drei Abenteurer zu sich heran. Nur zögerlich, ja sogar widerwillig machten die Wachen platz. "Folgt mir!", befahl Kazumi und ging voraus. Jáin staunte nicht schlecht als er in ein Dorf trat das voll von leicht bekleideten Frauen war, so dass er arg damit zu kämpfen hatten seinen Blutfluss unter Kontrolle zu halten. Selbst die vielen feindseligen Blicke und das ständige Getuschel taten seiner Stimmung keinen Abbruch. "Na was sagst du, Jáin? Alles Frauen, von denen die wenigsten jemals Kontakt mit einen Mann hatten.", stichelte Sejya als sie die glänzenden Augen ihres lüsternen Gefährten bemerkte. "Wow! Ein ganzes Dorf voller potentieller, leicht zu verführender Bettgefährtinnen! Ein Traum!", seufzte er begeistert und musterte eine Amazone nach der anderen. Kazumi führte sie zu einer Arena, dessen Grenzen mit weißen Kreidestein im Boden markiert waren. "Wegen deines Angriffs auf unsere Herrin und den Frevel den du über dieses Dorf gebracht hast, sollten wir dich eigentlich töten, aber wir sehen wie stark du bist. Als weibliches Wesen obliegt es dir, zu entscheiden wie du weiter handeln willst. Du hast die Wahl ob du gegen unsere stärkste Kriegerin des Dorfes kämpfst um in unseren Stamm aufgenommen zu werden, oder um mit deinen Freunden lebendig unser Dorf verlassen zu können.", verkündete Kazumi die Spielregeln, sehr zum Missfallen von Jáin. "Na toll! Eine Falle.", grummelte er. "Was hast du erwartet? Das die uns einfach so hier rein spazieren lassen?", höhnte Shane mit entsprechenden Blick. "Ich vertrau' keiner Frau mehr die nur ein abgerissenes Stück Tigerfell um Brust und Hüfte hat.", murmelte er verstimmt zurück. "Mach dir lieber mehr Sorgen wie Sejya sich entscheidet.", erwiderte er besorgt, über ihr bisheriges Schweigen. "Nun, wie ist deine Entscheidung? Wir könnten eine solche starke Kämpferin wie dich gut gebrauchen.", drängte Kazumi mit fordernden Blick. "Ich werde kämpfen ....", setzte sie an, worauf alle gespannt auf die Fortsetzung des Satzes warteten. Noch einmal sah sich Sejya um und überdachte die Situation. Hier, so wusste sie, konnte sie ein neues zu Hause finden, hier konnte sie ihre Rachegelüste gegen Diron vergessen, Freunde finden, doch tief in ihr rief ihr eine Stimme zu, das hier nicht ihre Zukunft liegen würde. "... um euch .... mit meinen Gefährten, wie auch der Elfin, zu verlassen.", fuhr sie mit kühler Mimik fort, was für lautes Getuschel unter den Anwesenden führte. "Gott sei Dank.", ächzte Jáin erleichtert und sank in die Knie. "Freu dich nicht zu früh. Wenn sie den Kampf verliert, sind wir sicher so gut wie tot.", meinte Shane schmunzelnd und verschränkte gelassen die Arme. "Deine Entscheidung sei akzeptiert. Begib dich nun in den Ring!", rief Kazumi und wies sie an in den Ring zu betreten. Sejya folgte ihrer Geste und sah sich um, in der Hoffnung zwischen den vielen Amazonen ihre Gegnerin erspähen zu können. Es überraschte sie nicht als auf einmal eine ziemlich große Frau, mit Muskeln bepackt aus einem Zelt am anderen Ende des Ringes trat. Ihr rotes Haar war zu einem Zopf gebunden, und jede Faser ihres Körpers schien mit Muskeln übersäht, wodurch ihre Brustbekleidung fast überflüssig wirkte. "Das ist Garona, die stärkste unseres Dorfes!", verkündete Kazumi und bat diese ebenfalls in den Ring zu treten. "Sag mal, Shane, was macht dich denn so sicher das sie gewinnt?", fragte sein dunkelhäutiger Gefährte leicht nervös, was ihm nur ein weiteres Schmunzeln entlockte. "Ich dachte du hast oft genug gesehen wie stark sie ist. Dieser Fleischberg hat nicht mal den Hauch einer Chance.", erwiderte er mit siegessicheren Blick nach vorn. "Tja, du musst es ja wissen.", tönte Jáin noch, bevor der Kampf zwischen Sejya und Garona freigegeben wurde. Wie ein Berserker stürzte letztere im Laufschritt unter tosenden Gebrüll ihrer Anhänger auf das junge Mädchen zu, die seelenruhig an Ort und Stelle verharrte. Erst als sie mit voller Wucht ausholte, sprang Sejya im letztem Moment weit nach oben in die Luft, wodurch Garona sie verfehlte und in die Erde schlug. Gebannt sahen die Anwesenden den mehrere Meter hohen Sprung des Mädchens nach, die sich elegant ein paar mal in der Luft drehte um mit der Landung einen direkten Gegenangriff zu starten. Vorsorglich wich Garona ein paar Schritte zurück, doch Sejya tat nichts daran ihr bei Landung nachzutrachten. Stattdessen kam sie wieder an ihrer Absprungsstelle auf und schlug ungehemmt auf den Boden ein, der zugleich in einen großen Radius um sie herum zu einem relativ flachen Krater pulverisiert wurde. Nicht nur die Amazonen staunten über die immense Kraft dieser Attacke, sondern auch Garona, die eingeschüchtert ein paar Schritt in Richtung ihres Zeltes machte. Nur Shane schmunzelte vergnügt, hatte er doch oft genug ihre Attacken am eigenen Leib erfahren. "Beeindruckend!", gab Kazumi erstaunt von sich, fast so als ob sie wüsste das der Kampf damit wohl beendet war. Tatsächlich kniete sich Garona kurz darauf nieder und verkündete ihre Aufgabe. "Ich gebe mich geschlagen. Du hast deine Kraft eindrucksvoll bewiesen.", meinte sie in demütiger Haltung verharrend. "Lasst uns verschwinden.", erwiderte Sejya trocken und wendete sich von ihrer Gegnerin ab. "Gut gekämpft, Sejya.", rief ihr Shane mit erhobenen Daumen entgegen, der sie an ihren Ringende erwarte. Selbstgerecht grinsend erwiderte sie die Geste und trat aus dem Ring. "Ich werde eure Freundin holen gehen.", sagte Kazumi, mit kurzer Verbeugung und machte sich daran ihnen Kyren auszuliefern. Sejyas zunächst Gute Laune verschwand jedoch schnell als sie merkte das Jáin nicht mehr da war. Er schien sich heimlich davon geschlichen zu haben, ohne das es jemand gemerkt hatte. "Wo ist Jáin?!", fragte sie leicht verwirrt, aber der junge Halbelf wusste keine Antwort und sah sich ebenso ratlos in der Menge um. Auch die Amazonen bemerkten den Verlust des Dunkelelfen und suchten nach ihm. Derweil brachte Kazumi Kyren wieder zu ihren Freunden, die ihnen erleichtert entgegen lief. "Shane! Sejya!", rief sie erfreut. "Hey, Kyren!", entgegnete er ihr fröhlich. "Da seid ihr ja!", sagte sie glücklich und entlud ihre Freude in einer kurzen Umarmung. "Hey, das du frei bist hast du nicht mir zu verdanken. Sejya hat für deine Freiheit gekämpft.", meinte er lächelnd als sie wieder von ihm abließ. "Oh, dann danke ich dir natürlich. Schön das wir dir nicht egal sind.", erwiderte sie brav mit kurzer Verneigung in Richtung der Kopfgeldjägerin, wohlwissend dass das Amazonendorf ein verlockendes Angebot für dieses gewesen war. Ein plötzlicher Aufschrei einer Wache, die gerade ein Blick in das Zelt ihrer Herrin warf, unterbrach schließlich das Widersehen und erregte die allgemeine Aufmerksamkeit. "Aber Herrin?! Was macht ihr da mit dem Drow?!", fragte die Amazonenwache empört als sie die beiden gemeinsam unter einer Decke erwischte. Schlagartig verfinsterten sich die Blicke der Frauen gegen Shane und seiner Freunde, die schwitzend zusammenrückten. "Äh, ja ... ich denke wir sollten dann gehen.", schlug er vor, worauf die beiden Mädchen nur allzu gerne ihr Einverständnis gaben. Nur Kazumi blieb verblüfft über die jungen Abenteurer zurück, während diese sich eiligst aus dem Staub machten. Zusammen mit Jáin, lief man schließlich so schnell davon wie einen die Beine tragen konnten, dicht gefolgt von pöbelnden Amazonen, die ihnen an die Gurgel wollten. "Warum hast du es ausgerechnet mit der Anführerin getan, du Idiot!", schimpfte Sejya ihren dunkelhäutigen Gefährten während der Flucht. "Ich hatte doch keine Ahnung das es die Anführerin war!", entgegnete ihr Jáin und warf ein letztes mal einen Blick auf seine Verfolger. Sie sollten entkommen, aber wer konnte schon sagen welches Abenteuer sie nach den nächsten hundert Bäumen erwarten würde ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)