Loneliness von RinRin ================================================================================ Kapitel 4 --------- Kapitel 4 Jun hatte sich mit der Zeit recht gut an das Internat gewöhnt. Trotzdem wollte sie aber nur wieder nach Hause, zu ihrem Freund, und zu Miriél. Das fast tägliche Telefonieren mit einem von beiden, oder manchmal auch Briefe schreiben war ihr zu wenig. Ansonsten hatte sie nur noch einen Trost, und eine Sache, die sie nicht ständig an Jannik und Miriél denken ließ: Meistens, wenn ihre Mitbewohnerinnen im Bett waren, oder sie einige ruhige Minuten hatte, schnappte sie sich entweder die Truhe mit den Tagebüchern ihren Großeltern und legte sich damit auf ihr Bett und zog die Vorhänge zu, dass sie nicht beobachtet werden könnte, oder setzte sich in ihrem Aufenthaltsraum in eine kleine Ecke und las da weiter. Es kam aber auch oft vor, dass Jun ein Foto von Jannik nahm, und ihre Gedanken sich nur um ihren Freund drehten. Ihren Mitschülern wollte sie von Jannik wirklich nichts sagen. Es reichte schon, wenn sie von ihrem Stress mit ihrem Vater wussten, und wie sie zu Marc und Jean stand. Anfangs hatten die sich ja noch gut um sie gekümmert, dass sie wenigstens ein bisschen Anschluss fand, und Jun sich nicht in dem Schulgebäude verirrte, aber dann wurde es immer mehr nur zu flüchtigen Allgemein-Gesprächen, bis sie schließlich nur noch das Nötigste über Schule redeten, und mehr auch nicht. Als das passierte und Jun erkannte, dass sie diese Situation sehr schade fand, kapselte sie sich erst recht ab, und machte genau das, was sie an ihrem ersten Nachmittag im Internat sagte: Einfach nur hier zur Schule gehen, ihr Zeug machen und sich nicht viel um die Probleme ihrer Mitbewohnerinnen kümmern. Gerade auch, weil sie wusste, dass sie selbst das meiste dazu beitrug. Zwar stellte sie sich als Ansprechperson gerne zur Verfügung, und hörte ihren ,Freundinnen' zu, aber richtig helfen konnte sie denen auch nicht. Aber meistens waren die eh nur froh, wenn sie jemand hatten, dem sie alles erzählen konnten. Aber auch als Jun sich eher zurückzog und die Ruhige spielte, merkte sie ganz genau, dass es ihr irgendwie genauso, wie auf ihrer alten Schule ging: Die Mädchen hassten, und beneideten sie zum Teil, und die Jungs schwärmten von ihr. Es gab oft Abende, oder Nachmittage, wenn der Rest ihrer Mitschüler in die Stadt ging, in denen sie es sich am See gemütlich machte, und das Alleinsein genoss, oder sie sich in ihrem Zimmer auf dem Bett verkroch und die Tagebücher las. So hatte sie auch herausgefunden, wer auf den Fotos aufgenommen wurde: Zum einen Zoe, mal mit ihrem Mann Zale, mal alleine, und mal mit ihrer Tochter Elaine, also Juns Großmutter; und zum Anderen ihre Großmutter Elaine selbst, als sie schon erwachsen war, oder bessergesagt 2-3 Jahre älter, als Jun jetzt war. Heute war aber auf jeden Fall wieder mal so ein Tag. Es wurde ziemlich warm und die 3 Mädels aus Juns Zimmer gingen in die Stadt. Sie hatten sie zwar auch gefragt, ob sie mit wollte, aber wie meistens immer wies sie das Angebot ab, und ging stattdessen an den See. Heute fiel es aber nicht so auf, wenn sie auch an ihren Lieblingsplatz ging. Da waren ja auch noch andere... Unter anderem auch Jean und Marc und der Rest von deren Clique, die von Lauren, Jean's Ex-Freundin, genervt wurden. Jun konnte einfach nicht anders und musste Jean noch einige Zeit beobachten, bis er aber auch in ihre Richtung sah, und ihre Blicke sich trafen. Jun blickte schnell wieder weg und vertiefte sich in ihr zweites Tagebuch und Jean blickte auch weg, um sich weiter mit seiner Ex rumzuärgern. Irgendwie tat Jean Jun leid, es war fast nicht mit anzusehen, wie Jean von Minute zu Minute genervter wurded wegen Lauren. Jun machte sich darüber aber schon bald keine Gedanken mehr, stattdessen begann sie zu lesen und fand sich kurz darauf schon nach ein paar Zeilen in einer Art Traumwelt, in der sie mit ihrer Ur-Großmutter mitlitt, wenn sie sich Sorgen um ihre Tochter, Elaine, machte, oder wenn sie ihren Mann Zale nicht sehen konnte. Nach diesem 2. Tagebuch-Band fiel Jun auch etwas ziemlich Merkwürdiges auf, weshalb sie bestimmte Seiten noch mal durchlesen musste: Ihre Ur-Großmutter hieß Zoe und hat einen Zale geheiratet, ihre Großmutter hieß Elaine und hatte einen Eugen, und Juns Eltern heißen Melissa und Marek, und sie selbst heißt Jun und hat einen Jannik als Freund. Das Merkwürdige daran war für Jun, dass ihre Großeltern, bzw. Eltern immer mit demselben Buchstaben anfiengen. Schien wohl irgendwie so etwas wie ein äußerst mysteriöses Orakel zu sein. Als Jun das festgestellt hatte, nahm sie sofort ihr Handy, und rief Miriél an. Der erzählte sie meistens haargenau, was ihre Großeltern so erlebt hatten. Nachdem Jun ihr nun das mit dem Orakel erzählte, war Miriél Feuer und Flamme und erzählte Jun alles über solche mystischen Dinge, über die sie manchmal paar Bücher gelesen hatte. Aber hauptsächlich war sie auch überrascht und verwundert, denn so was wie bei Juns Ahnen hatte sie auch noch nie gelesen. "Ist ja echt verdammt komisch... Ich hab mich zwar schon mal kurzzeitig über dich und Jannik gewundert, dass ihr beide mit dem gleichen Buchstaben anfangt, aber da dachte ich doch nie und nimmer dran, dass da mehr dahinter steckt." "Wem sagst du das, Miriél... Ich dachte vielleicht auch mal dran, dass das irgendwie ein Zeichen dafür sein soll, dass wir gut zusammenpassen und auch lange bleiben. Aber mehr nicht... Na ja, vielleicht ist ja dann Jannik wirklich der Mann meiner Träume, mit dem ich wirklich ewig zusammen bleib." "Na möglich wärs.... Ich wünsch euch auf jeden Fall viel Glück." "Danke! Ich werd Jannik nachher anrufen... Er fehlt mir so." "Ich würd dich jetzt gerne trösten... Wie kommst du jetzt eigentlich klar in dem Internat?" "Nicht besser... Ich bin aber auch selber schuld... Ich kapsle mich ja ziemlich ab, und bin lieber allein." "Och Süße... Ich weiß ja, dass du nicht ins Internat wolltest, aber so kommst du jetzt auch nicht da raus..." "Ich weiß... Aber trotzdem hab ich keine Lust große Freundschaften zu schließen... Mir geht's hier genauso wie früher: Die Mädels beneiden, bzw. unsere Zicken-Clique hasst mich, und viele Jungs schwärmen von mir. Und es ist ja nicht so, dass meine Noten genauso schlecht sind. Nee, keine Sorge... Die sind relativ gut und im Durchschnitt... Manchmal sogar auch besser als der Durchschnitt." "Na gut okay... Die Noten sind ja gut. Wir wollen dir ja wirklich nichts Böses... Im Gegenteil, wir wollen dir helfen, und auch, dass du bald wieder zu uns kommen kannst... und dazu darfst du eben nicht durchrasseln." "Ja ja, ich weiß... Du, ich werd dann mal aufhören... Ich will Jannik noch anrufen. Bye Miriél, machs gut, und richt Luthien einen Gruß aus. "Ja, mach ich... Ciao Jun." Gleich nach dem Gespräch mit Miriél rief Jun dann ihren Freund an, um ihm das mit dem Orakel zu erzählen, aber der reagierte total genervt und erwiderte nur, was das für ein Blödsinn sei. Sowas gäbe es doch nicht, und wenn Juns Ur-Großmutter das in ihr Tagebuch geschrieben haben soll, dann wollte sie wohl auch nur mal nen kleinen Gag machen, oder es war eben ein verdammt blöder Zufall. Jannik legte dann total sauer auf und schaltete sein Handy auch aus, dass Jun ihn ja nicht erreichen konnte. Jun war wieder den Tränen nahe und verzog sich nur noch ins Schulgebäude. Dort räumte sie zuerst die Tagebücher auf, schnappte sich doch noch ein Foto von Jannik und setzte sich in den Aufenthaltsraum. Sie brauchte nicht lange, bis sie wirklich zu weinen anfing. Wieso reagierte ihr Freund auch auf einmal so dermaßen desinteressiert? Jun war mit ihren Gedanken so bei Jannik und dem Streit, dass sie nicht bemerkte, wie Chris, einer von Marc und Jean's Clique in den Raum kam und sich ihr durch deren Schluchzen veranlasst, näherte. Nur plötzlich wurde ihr von hinten eine Hand auf die Schulter gelegt, von der sie sich wahnsinnig erschrak und das Foto verlor. Es landete zum Pech von Jun direkt vor Chris' Füßen, und dieser hob es natürlich auf. Sofort wollte er dann wissen, wer der Junge da drauf war, konnte es sich dann aber doch selbst denken Jun wusste nicht wieso, aber trotzdem hatte sie das Bedürfnis den Streit mit Jannik Chris zu erzählen, als er sie fragte, was mit ihr los sei, wenn sie bei so einem schönen Wetter weinend hier in dem Aufenthaltsraum rumsaß. Also gingen Jun und Chris trotz des Verbotes, dass Mädchen nicht in die Zimmer der Jungen durften und andersrum, dann in Chris' Zimmer - bzw. auch das von Jean und Marc - und Jun erzählte Chris von dem Orakel und wie ihr Freund darauf reagierte. Jun merkte dann, dass es ihr, nachdem sie Chris alles erzählte, schon viel besser ging, und sie konnte nur hoffen, dass Chris jetzt nicht in der ganzen Schule rumposaunen würde, dass das beliebteste und begehrteste Mädchen schon einen Freund hätte, mit dem sie zurzeit aber Stress hatte. Wie wenn Chris Gedanken lesen könnte, versicherte er ihr, er würde es Jean, oder Marc, oder sonst wem nicht sagen. Und in dem Moment kamen die beiden auch... Chris und Jun starrten erschrocken auf die Türe, als die plötzlich aufgemacht wurde, und Chris' Mitbewohner reinkamen. Die aber schauten genauso überrascht, als sie Jun und Chris in ihrem Zimmer sahen. Bessergesagt waren sie eher über Jun so überrascht. Sofort fragten sie neugierig, was Jun hier machen würde, während Jun verlegen auf den Boden blickte. Chris erfand dann schnell eine Notlüge, von wegen sie wollten über die Chemie-Hausaufgaben reden, die Jun angeblich nicht verstand - normalerweise konnte sie Chemie ja, was sie sich selbst auch dachte, aber Hauptsache Marc und Jean würden nichts über Jannik erfahren... Noch nicht zumindest. Die beiden Jungs glaubten Chris diese "Notlüge" auch, und weil sie Jun auch nicht einfach so rausschmeißen wollten, unterhielten sich die vier noch, wobei Jun und Chris auch erfuhren, wieso Marc und Jean schon zurück wären: Jean's Ex hatte sie so genervt, bis sie vor der hierher geflüchtet waren. Irgendwann dann gegen Abend ging Jun wieder in ihr eigenes Zimmer, wo sie ihre Mitbewohnerinnen auch antraf. Rachel, Amelie und Jane hatten Jun auch nicht ganz vergessen, und hatten ihr aus der Stadt ein paar Knabbereien und die neueste Zeitschrift, die Jun gerne las, wenn sie genug Zeit hatte, mitgebracht. Jun war dennoch sichtlich froh, als die Mädels noch in den Aufenthaltsraum verschwanden, und sie allein sein konnte. Sie wollte ja nur ihre Ruhe und über Jannik nachdenken, wieso er vorhin so gereizt reagierte. Jun konnte Miriél auch nicht anrufen, um der zu erzählen, was passiert war, weil diese auf Partys unterwegs war. "Na klar, natürlich immer dann, wenn ich ihr was erzählen müsste...", beschwerte sich Jun schon leise. Dann besah sie sich noch einmal das Bild von ihrem Freund, wobei sie eine weitere Träne vergoss. Schnell steckte sie das Foto weg und versuchte zu schlafen, was ihr auch bald gelang. Eine ganze weitere Woche verging und an Juns Einstellung dem Internat gegenüber änderte sich rein gar nichts. Seit dem letzten Wochenende hatte sie mit Jannik auch noch Stress wegen einem ihrer Meinung nach unsinnigen Thema. Jannik meldete sich bei Jun jedoch die ganze Woche nicht, und angerufen werden konnte er auch nicht. Entweder er ging an sein Handy nicht ran, oder, wenn sie bei ihm zuhause anrief, war er nicht daheim, oder ließ sich gar von seinen Eltern verleugnen. Jun verstand Jannik einfach nicht, auch von Miriél erfuhr Jun auch nicht mehr. Jannik redete mit ihr über den Streit zwischen ihm und Jun leider nicht. Also zog sich Jun in der Woche sogar noch mehr zurück und redete mit ihren Mitbwohnerinnen auch kaum noch. Zwei Arbeiten, die ihre Klasse in der Woche schrieb, versaute Jun ebenfalls, sehr zur Verwunderung ihrer jeweiligen Lehrer. Selbst ihre Mitbewohnerinnen merkten, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Doch den Versuch mit ihr darüber zu reden, wies Jun anfangs ab, aber als die 3 Mädels nicht locker ließen, erzählte Jun ihnen, dass sie einen Freund, aber mit dem wegen einer Kleinigkeit Streit hatte. Die 3 Mädels waren zwar etwas sauer und zugleich enttäuscht, dass Jun ihnen davon nicht erzählte - schließlich waren sie ja alle in demselben Zimmer - aber dann konnten sie Jun doch verstehen, und ließen sie die nächste Zeit weitgehend in Ruhe. Somit verging eine weitere Woche und Jun hörte von Jannik nichts mehr. Einmal hatte sie zwar kurz mit ihm telefoniert, aber das Gespräch konnte man vergessen. Genau drei Wochen, nachdem aber der Streit angefangen hatte, schaffte es Jun dank Miriél mit Jannik zu reden. Die Vermittlung hatte dann zum Glück von Jun auch geholfen. Sie und Jannik sprachen sich in 2½ Stunden aus, und versöhnten sich wieder. Jun war die nächste Zeit wieder besser drauf, was man nicht zuletzt auch an ihren Noten merkte. Mittlerweile ließ Jun auch ihre 3 Mitbewohnerinnen mehr an ihrem Leben teilhaben, denn sie erzählte ihnen mehr über ihren Freund. Aber trotzdem hielt sie sich meistens immer noch zurück und blieb eher ruhig und an sich heran ließ sie erst recht kaum jemanden. Jun war jetzt schon knapp 8 Monate auf dem Internat und sie wurde immer beliebter, obwohl sie kaum auffiel. Ihre Beliebtheit kam aber eher von ihrer Schönheit, wie Rachel meinte. Schlecht sah Jun ja wirklich nicht aus. Manchmal wunderten sich Rachel, Amélie und Jane auch darüber, dass sie mit Jean und Marc kaum Kontakt hatte. Außer dem nötigsten schulischen hatten sie keine weiteren Gesprächsthemen und redeten somit auch nicht oft miteinander. Jun machte das jedoch zu dieser Zeit nicht mehr viel aus. Sicher war es schade, aber sie beschäftigte sich viel lieber mit den Tagebüchern ihrer Großmutter. Wie Jun aus diesen erfahren hatte, wusste ihre Ur-Großmutter Zoe ebenfalls schon von dem Familienorakel. Jun lernte durch Zoe auch ihren gesamten Stammbaum mütterlicherseits bis zu ihrer Urururur-Großmutter kennen. Als sie den auch Jannik erzählte, reagierte der auch etwas freundlicher und war überrascht über ihren Stammbaum. In diesem Moment bestätigte sich jedenfalls das, was Jun schon immer geahnt hatte: Es gab in ihrer Familie mehr Mysteriöses, als vielleicht normal war. Zugleich war es für sie Bestätigung, dass sie etwas Besonderes war und sie begann wirklich daran zu glauben, von Engeln abzustammen. In ihren Augen und Ohren klang dies mehr als kitschig, aber es gab ihr neue Kraft, ihr Leben im Internat auszuhalten, überhaupt so zu meistern, wie sie es sich wünschte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)