Loneliness von RinRin ================================================================================ Kapitel 1 --------- Soi, das wäre eine andere Fanfic von mir... Was soll ich mehr dazu sagen, als was bereits in der Kurzbeschreibung steht? Ist halt einfach eine Eigene Serie und deshalb wohl auch Geschmackssache... Hoffe die Story kommt trotzdem gut an und ihr lasst mir auch paar Kommentare da... Ach ja, ich selber find ja, dass die Story mir noch lange nicht so gut gelungen ist, wie die zu Final Fantasy, die Endless Love-Story... Na gut... Das könnt ihr mir ja dann beurteilen ^_~ LG RinRin _______________________________________________________________________________ Kapitel 1 "Ich seh auf gar keinen Fall ein, dass ich auf so ein billiges Internat geh! Du bringst mich da nie und nimmer hin!!! Mom hätte garantiert nicht gewollt, dass es so endet und ich auf so eine Schule geh.", schrie sie mittlerweile ihren Vater an. "Was deine Mutter wollte oder nicht, spielt keine Rolle! Und wenn ich sage, du gehst auf ein Internat, dann tust du das auch. Ob es dir passt oder nicht. Du lebst hier immer noch in meinem Haus und hast gefälligst auch mal zu gehorchen, junge Dame!" "Und wenn schon? Du siehst mich sowieso nicht mehr als deine Tochter an. Was sollte es mir dann bringen, noch länger hier zu bleiben? Ich geh nicht da hin, und wenn dir was nicht passt, dann zieh ich eben zu Jannik oder brenn gleich mit ihm durch! Denn ihm Gegensatz zu dir liebt er mich wenigstens und zwingt mich zu nichts." "Das kannst du schön vergessen, Jun! Ich lass dich doch nicht mit irgendeinem so daher gelaufenen Kerl zusammenziehen. Und jetzt ab in dein Zimmer. Und tret mir heute bloß nicht mehr unter die Augen, solange ich noch da bin." "Ach, mach was du willst. Geh doch zu deinem Treffen, aber sei dir bloß nicht sicher, dass ich ganz sicher noch hier bin, wenn du wiederkommst." "Du kommst mir hier nicht mehr raus und deinen geliebten Jannik brauchst du gar nicht erst versuchen anzurufen. Und jetzt Ende der Diskussion." Jun wollte noch widersprechen, aber ihr Vater sah sie mit einem so stechenden Blick an, bevor er sich von ihr drehte und sich irgendeinem Papier widmete, das vor ihm lag. Jun fegte nur noch mit ihrer Hand über den kleineren Schreibtisch ihres Vaters und verschwand dann in ihr Zimmer. Zumindest dem Türknall nach zu urteilen, konnte Marek erahnen, dass sie dorthin gegangen war. Jun warf sich unterdessen auf ihr Bett und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Sie wollte nicht schon wieder weinen. Nicht wegen ihrem Vater, wenn sie ihn überhaupt noch als das bezeichnen konnte. In der letzten Zeit hatten sie so viel Streit. Jun würde am liebsten abhauen, aber ihr lag sehr viel an ihren Freunden, besonders an Jannik. Sie griff nach einem Foto, das Jannik und sie auf dem letzten Sommerfest im Park zeigte, wischte sich die Tränen weg, und griff nach dem Telefon. Zitternd wählte sie Janniks Nummer, musste aber wenig später enttäuscht feststellen, dass sie anscheinend von der Telefonleitung abgeschnitten war. Also wieder einmal mehr konnte sie nach ihrem Ärger ihren Freund nicht anrufen. Das Handy hatte Jun zurzeit auch nicht, weil sie das ihrer Freundin Miriél ausgeliehen hatte. So etwas musste immer zum falschen Zeitpunkt geschehen. Jun seufzte lange in ihre Kissen, schlug mit der Faust hinein und seufzte noch einmal. Als sie sich dann erhoben hatte und gerade in den Schaukelstuhl an ihrem Fenster setzte, hörte sie die Türklingel. Jun wollte schon aufstehen und nachsehen, wer es war, aber dann fiel ihr ein, dass sie dann wahrscheinlich ihren Vater sehen würde. Es würde sowieso nur für ihn sein. Ihre Annahme bestätigte sich, denn kurze Zeit später, hörte sie, wie ihr Vater ging. Endlich, wie sie sich dachte. Wieder einmal mehr hatte sie einen Krach mit ihrem Vater hinter sich. An sich war das nicht weiter tragisch. Natürlich ertrug sie dieses Gefühl selbst nicht mehr, ihr Vater war schließlich der einzige aus ihrer Verwandtschaft, den sie noch hatte. Nur diesmal war etwas anders. Ihr Vater wollte sie nun wirklich in ein Internat schicken, nachdem es zuvor immer nur erwähnt worden war. Erwähnt und im gleichen Moment schon wieder vergessen. Aber was sollte sie nun wirklich auf einem Internat machen? Wie sollte sie das ihren Freunden erklären? Und vor allem, wie sollte sie ihrem Freund das beibringen? Oder würde sie wenigstens an den Wochenenden heimkommen dürfen? Wo würde dieses Internat überhaupt sein? Würde es weit von ihrem Zuhause weg sein? Lauter derartige Fragen geisterten Jun durch den Kopf. Aber sie versuchte an etwas anderes zu denken, ging in ihrem Zimmer auf und ab. Der Gedanke daran, dass sie in ein Internat sollte, machte ihr Angst, aber gleichzeitig brodelte in ihr auch grenzenlose Wut. Doch trotz allem schlief sie wenig später auf ihrem Bett und mit Janniks Foto in der Hand ein. Das war eine gute, manchmal aber auch sehr schlechte Seite, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte: Sie konnte, egal, was vorher war, schlafen wie eine Tote, und wenn sie sich noch so sehr dagegen sträubte, irgendwann übermannte sie immer der Schlaf. 3 Wochen später: Jun hatte es trotz aller Überredungskraft nicht mehr geschafft, ihren Vater umzustimmen. Sie musste nun also in das Internat. Und der Tag, an dem das geschehen sollte, war schon da. Morgen früh würde sie ihm Zug dorthin sitzen. Sie lag den ganzen Vormittag und den Mittag über in ihrem Bett und starrte reglos an die Decke. Sie spürte wie ihr ein paar Tränen die Wangen runterrollten. Jun schluchzte leise vor sich hin. Sie vermisste ihren Freund jetzt schon. Wie sollte sie das erst aushalten, wenn sie kilometerweit von ihm entfernt war? Mühsam rappelte sie sich wenig später auf und zog sich an. Als sie dann in die Küche kam, um sich etwas zu essen zu machen, stellte sie sichtlich erleichtert fest, dass ihr Vater schon auf seiner Arbeit sein musste. Sie überlegte dann nicht lange, sondern ergriff gleich ihre Jacke und machte sich auf den Weg zu ihrem Freund. Jun stand wenige Minuten später vor der Haustür der Familie Sarten. Sie zögerte, bevor sie endlich die Türklingel betätigte. Die Zeit, bis endlich die Tür aufgemacht wurde, schien für sie endlos zu sein. Und umso mehr war sie froh, dass gleich Jannik aufmachte. Sie warf sich in seine Arme und schmiegte sich fest an ihn. Jannik wunderte sich zunächst nur, welche Begrüßung seine Freundin für ihn hatte, erinnerte sich dann aber schweren Herzens daran, dass das heute ihr letzter gemeinsamer Tag wäre. Ab morgen würde sie über 100Km von ihm entfernt, in dem doch sehr angesehenen Etamoer-Chelmi-Internat sein. Er erwiderte ihre Umarmung und führte sie langsam hoch in sein Zimmer. Hierbei merkte er, dass seine Freundin weinte. Er blieb stehen, stellte sich vor sie und hob mit 2 Fingern ihren Kopf an, dass er in ihre Augen sehen konnte. Er hatte recht: Jun weinte wirklich. Besorgt fragte er sie: "He, meine Kleine! Was hast du denn? Gab's wieder Stress zwischen dir und deinem Vater?" Jun schüttelte den Kopf und entgegnete ihm stotternd: "Nein... Na ja, irgendwie doch.. Es ist halt... Ich will nicht aufs Internat! Aber... Dad zwingt mich ja dazu... und... ich hab keine Chance mich zu wehren." Sie sah ihm mit einem Mitleid, oder Hilfe suchenden Blick zurück in die Augen. Dann schmiegte sie sich wieder an ihn und flüsterte leise: "Komm, lass uns in dein Zimmer gehen.. oder wollen wir noch ewig hier an der Treppe stehen?" "Nee, natürlich nicht. In meinem Zimmer wartet auch jemand auf uns." Jannik zwinkerte Jun geheimnisvoll zu und ging dann mit ihr ins Zimmer. Dort wartete tatsächlich schon jemand: Miriél, Juns beste Freundin. "Miriél, was machst du denn hier? Ich dachte, du wolltest erst heute Abend bei mir vorbeikommen.", fragte Jun sofort überrascht und vergaß vollkommen, dass sie bis vor wenigen Minuten noch Tränen in den Augen hatte. "Wollt ich ursprünglich auch, aber will's mir doch nicht entgehen lassen, wenigstens ein paar Stunden noch mit dir und Jannik zu verbringen. Bis wir das das nächste Mal tun können, dauert es ja bestimmt noch einige längere Zeit." Jun nickte traurig und setzte sich neben Miriél auf Janniks Bett, sah die beiden anderen abwechselnd an und verdeutlichte noch einmal das, was sie vor einigen Minuten schon zu ihrem Freund sagte: "Ich will nicht auf das Internat. Ich will hier bei euch, bei meinen Freunden, bleiben. Ich find da doch genauso wie hier kaum Freunde. Wer will sich schon mit ner kleinen Tochter eines reichen Mannes abgeben.. Niemand.. Weiß ich doch so schon, wie's mir da ergehen wird." Sie hatte es immer schon als Fluch angesehen, dass ihr Vater so reich war, dass sie sich alles leisten konnten. Aber sie war deswegen noch nie überheblich geworden. Genauso war es auch ihr persönlicher Fluch, so schön zu sein, dass sich jeder in ihrer Schule nach ihr umdrehte. Aber auch das führte nicht dazu, dass sie arrogant wurde und sich als etwas besseres fühlte. Im gegenteil. Sie wusste, dass das Leben mehr bereit hielt, als mit Schönheit prahlen zu können. Natürlich genoss sie es auch zeitweise, mehr aber auch nicht. Sie fand ihre Schönheit schon mehr unnatürlich als sonst etwas. In gewisser Weise war sie dies auch. Ihre Mutter hatte ihr als kleines Mädchen immer erzählt, sie würde von Engeln abstammen. Die Blutlinie mütterlicherseits war schon immer von etwas mystischem umgeben. Wie sehr dies stimmte, sollte Jun noch früh genug heraus finden können. Miriél nahm Jun wieder in den Arm und versuchte sie zu trösten. "Wir beide mögen dich, Jun. Und ich bin froh, so eine super Frau als meine beste Freundin bezeichnen zu können, egal wie's bei dir finanziell aussieht." Jannik stimmte Miriél bei: "Miriél hat recht! Mir ist auch egal, ob du total reich bist.. oder ob du eine arme Bettlerin bist. Du bist so, wie du bist. Und genau so liebe ich dich! Uns zählt dein Charakter, und nicht deine äußeren Umstände... Und außerdem bist du auf unserer Schule doch trotzdem bei den Jungs total beliebt, weil du so wunderschön bist, aber keiner eine Chance bei dir hat." "... und wenn irgendjemand dich nicht so als gute Freundin mögen sollte, weil du eben so reich bist oder du der heimliche Schwarm aller Jungs bist, dann kann er nie ein wahrer Freund für dich sein. Ich weiß, dass du im Internat solche wahren Freunde finden wirst, du darfst sie nur nicht mit aller Gewalt suchen.", pflichtete schließlich Miriél wieder bei. Jun drückte beide fest an sich und antworte unter Tränen: "Danke... Ihr beiden seid so lieb. Werde euch bestimmt nicht vergessen. Ihr müsst mir aber versprechen, dass ihr beide mich regelmäßig besuchen kommt, oder mir schreibt, ja?" Beide nickten ihr zu und Jannik gab ihr einen zärtlichen Kuss. "Ich liebe dich, Jun Yuralei! Für immer! Dessen kannst du dir sicher sein!" "Ich liebe dich auch, Jannik!" Miriél kicherte leise und fragte spaßeshalber: "Und wer liebt mich hier? Niemand oder wie?" "Doch, Kleine! Ich lieb dich auch, aber erst viel später nach meinem Engel.", neckte Jannik Miriél und um ihr deutlich zu machen, dass sie wirklich erst nach Jun käme, zog er Jun fest an sich und küsste sie gleich noch mal. "Und ich hab dich doch auch lieb, meine kleine beste Freundin!", bemerkte Jun noch und drückte sie zur Abwechslung auch mal. "Weiß ich doch schon ihr beiden. Wollte dich nur mal zum Kichern bringen, Jun. Sollst uns ja schließlich nicht unbedingt als Trauerleiche gehen." "Hab's mir doch gedacht, Miriél, Süße! Was machen wir jetzt noch? Rumsitzen und warten, dass ich heim muss?" "Nee, können ja in den Park gehen. Soviel ich weiß, ist doch die 4-Limits-Party noch da.. weiß doch, wie gern du auf Partys gehst." "Hee, klasse! Ist ne gute Idee! Was hältst du davon, Miriél?", stimmte Jun gleich begeistert zu. Miriél überlegte kurz, und willigte dann auch ein: "Okay, von mir aus. Aber ich kann dann nicht mehr so lange bleiben. Meine Eltern machen mir mal wieder die Hölle heiß, wenn ich wieder auf ner Party bin... War ja die Woche oft genug hier." "Ja, ich weiß.. Ist zwar schade, hätte gerne noch länger Zeit mit dir verbracht, aber gut. Aber ich denke ich werde es verkraften, so genieß ich noch die Zweisamkeit mit Jannik, ja?" "Na sicher!", erwiderte dieser sofort. "Aber jetzt sollten wir wirklich los, sonst bleibt uns nicht mehr soviel Zeit auf der Party." Mit diesen Worten nahm er Juns und Miriéls Jacken von einem Stuhl, warf sie den Mädchen zu, und gebot ihnen mit einer Geste zu gehen. Kapitel 2 --------- Kapitel 2 Einige Zeit später standen die drei mit vollen Gläsern an einer aufgestellten Imbissbude der Party und versuchten Jun in ein bisschen Partystimmung zu bekommen. Dies war aber nicht so erfolgreich, wie es sich Jannik und Miriél wünschten. Sie vermissten beide jetzt schon das sonst so lebensfreudige Mädchen, das zwar wenig Freunde hatte, weil sie in den Augen vieler als eingebildete reiche Tochter eines angesehenen Mannes galt, obwohl sie genau das nicht war. Doch solche Klischees hielten sich hartnäckig. Jun war es relativ gleich, denn mit den wenigen, die sie im Moment hatte, war sie mehr als zufrieden. Sie standen die meiste Zeit nur rum und rappelten sich selten auf, eine kleine Runde zu tanzen. Umso schneller verging in ihren Augen die Zeit bis Miriéls Schwester Luthien zu ihnen trat. "Hey, Miriél! Bist du schon wieder hier? Na ja okay... Wo sollte man dich sonst finden.", fragte sie noch mit einem Augenverdrehen und begrüßte dann auch Jannik und Jun, wobei sie Jun eine freundschaftliche Umarmung gab. "Ja ja, und was ist mit dir? Du steckst auch oft hier.", begann Miriél gleich ihre große Schwester zu necken. "Ach, sei doch still. Bin ja auch viel älter als du. Aber du solltest jetzt langsam schon mal heimgehen.. Mum und Dad bekommen sonst wieder nen Anfall, wenn sie rauskriegen, dass du wieder auf der Party bist." Genervt gab Miriél klein bei und meinte: "Ja, schon gut! Bist du nur gekommen, um mich abzuholen, oder was?" Luthien kicherte sie an und gab dann mit einem Grinsen zurück: "Hm... lass mich mal überlegen... JA, bin ich. Irgendeiner muss das ja tun und ich bin ja nicht umsonst deine große Schwester." "Mann, war mir ja klar.. Ich komme schon!", antwortete Miriél murrend. Dann wandte sie sich wieder an Jun: "Wir werden uns morgen früh wohl nicht mehr sehen können, oder?" Als Jun mit einem traurigen Blick in den Augen den Kopf schüttelte, sprach Miriél gleich weiter: "Hab ich mir gedacht.. Ich werd dich vermissen, Kleine!" Luthien und Jannik standen ein bisschen abseits und sahen den beiden Mädchen zu, wie sie sich noch ein letztes Mal umarmten. Nachdem sie sich voneinander lösten, trat auch Luthien noch mal zu Jun und verabschiedete sich von ihr. "Ich werd natürlich auch mal an dich denken, wenn du weg bist. Lass dich aber im Internat nicht unterkriegen. Du schaffst das schon." "Ich hoffe es doch mal.. Ich will immer noch nicht wirklich weggehen, aber ich muss ja." "Du musst ja nur 2 Jahre dort aushalten. Sobald du 18 bist, kann dich dein Vater zu nichts mehr zwingen. Wenn du dann willst, kannst du gern zu uns ziehen. Ich denk mal Miriél würde das auf alle Fälle sehr freuen." Freudig erwiderte Jun: "Bestimmt wird es das. Danke für das Angebot. Wenn du in ein paar Monaten von zuhause ausziehst, denk an mich, wenn du ne neue Wohnung hast, dass ich auch ein eigenes Zimmer bekommen könnte." "Werd ich tun, versprochen! Also dann.. Ich denk wir müssen los. Ciao, meine Süße!" "Danke. Bye, Luthien! Und bye Miriél!" "Tschüss, Jun, Jannik!", verabschiedete sich Miriél noch, und lief ihrer Schwester hinterher. ".....und weg sind sie.", bemerkte Jannik noch, während er seine Freundin in den Arm nahm, die mittlerweile wieder den Tränen nahe war. Jun nickte und schmiegte sich an ihn. "... und ich weiß nicht, wann ich sie das nächste mal wieder sehen kann." "Wird bestimmt nicht so lange dauern. Wir können dich doch bestimmt auch mal besuchen kommen." Jun nickte wieder und ließ sich dann an der Wand hinter ihr auf den Boden rutschen und legte ihren Kopf auf die Knie. Wenn sie traurig war, machte sie diese Geste immer. Und manchmal brachte sie damit Jannik und Miriél zur Weißglut, den Grund deshalb wussten die beiden selbst nicht einmal. Aber Jun mochte diese Sitzart... So konnte sie immer ungestört und schnell ihr Gesicht verbergen. Jannik kniete sich vor sie und streifte ihr sanft die Haare aus dem Gesicht. "Meinst du, es war wirklich so gut auf die Party zu gehen? Mit deiner Stimmung hätten wir lieber daheim bleiben sollen." Schnell schüttelte das Mädchen ihren Kopf. "Nein, ist schon okay. Bei dir hätten wir ja auch nicht gewusst, was wir machen sollen. Und besser als rumsitzen ist es auf jeden Fall.. Außerdem weiß mein Vater ja, wo ich mit großer Wahrscheinlichkeit bin, wenn nicht zuhause.. Und glaub mir, vor morgen früh hab ich keine große Lust mehr ihn zu sehen!" "Kann ich natürlich verstehen." In dem Moment wurde ein älteres Lied gespielt, dass die beiden nur zu gut kannten. Es war nämlich ihr Lied, zu dem sie das erste mal zusammen tanzten. Zufall oder mystische Begebenheit - Jun ließ es dahin gestellt und ließ sich gerne dazu überreden, noch ein letztes mal so unbeschwert in den Erinnerungen zu schwelgen. Mit seiner Freundin also im Arm gingen Jannik und Jun auf die Tanzfläche. Jannik umarmte sie und drückte sie fest an sich, während Jun ihren Kopf an seine Schulter legte und ihre Augen schloss. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie auf ewig mit ihm zusammenbleiben könnte. Sie konnte wie immer ihre Tränen nicht unterdrücken. Deshalb drückte Jannik sie fester an sich und flüsterte leise: "Wir schaffen das schon, Jun. Versprochen! Die 2 Jahre werden schon schnell vorbei gehen." "Ich hoffe es. Aber so große Hoffnung hab ich nicht." "Denk nicht immer so negativ Jun, so kommst du nicht weit. Denk einfach immer daran, dass ich dich liebe!" "Ja, danke. Ich weiß. Ich liebe dich auch!" Die beiden genossen die letzten Takte des Liedes dann in Stille. "Das Lied ist gleich aus.. Wollen wir dann gehen, Jun?", fragte Jannik nach einiger Zeit wieder. "Können wir.. Kommst du dann noch mit zu mir? Ich muss noch ein paar Sachen zusammenpacken und.. ich will nicht alleine sein." "Och Süße! Sicher bleib ich bei dir. Muss aber dann noch meine Eltern anrufen, dass die Bescheid wissen." "Ist gut. Hauptsache ich muss nicht alleine sein" Jannik nickte ihr zu, und drückte sie fest an sich. Dann war auch das Lied zu Ende. Die beiden tranken noch etwas und machten sich dann auf den Weg zu Jun nach Hause. Auch Jannik fiel der Gedanke nun immer schwerer, dass seine Freundin bald weg sein würde, und er sie so schnell nicht wieder sehen könnte. Aber im Stillen versprach er sich, dass er sie trotzdem so oft wie möglich besuchen werde. Das Internat war ja schließlich kein Gefängnis, sondern genau das Gegenteil. Laut Internetseiten über die Schule war sie eine sehr moderne, in der die Schüler genug Anspruch auf ihre Freizeit hatten und auch nachmittags in Kleingruppen etwas unternehmen konnten. Zwar mussten sie einem jeweiligen besonderen Lehrer Bescheid sagen, und auch zu einer vereinbarten Zeit wieder zuhause sein, aber das ließ sich alles irgendwie organisieren. "Hauptsache man bekommt trotzdem Freiheit", war ein Zitat, das eine Schülerin auf dieser Schule mal darüber geäußert hatte. Als die beiden wenige Minuten später bei Jun zuhause ankamen, ließ sie sich zuerst aufs Bett fallen und spürte wie eine Träne ihre Wange runterrollte. Sie ließ ihren Blick in ihrem Zimmer umher schweifen und musste feststellen, dass das Zimmer alles andere als ein Teenie-Zimmer war: Alle Poster von ihren früher heimlich umschwärmten Boygroups, einigen Kinoplakaten, und sonstige Poster waren abgehängt worden, in einem offenen Schrank konnte man sehen, dass er völlig leergeräumt war, bis auf ein paar vereinzelte Kleidungsstücke, und alles übrige, was an Jun erinnerte, war in Kartons überall im Zimmer verteilt, und neben ihrem Bett standen 2 gepackte Koffer. Jannik erkannte das Zimmer seiner Freundin auch nicht mehr wieder. Er wusste zwar, dass die von hier weggehen würde, aber nicht, dass ihr Vater darauf bestanden hatte, dass sie ihren Kleinkram auch in Kartons verpacken sollte. Jun stand wieder auf und ging zu Jannik, der sich in ihrem Schaukelstuhl niedergelassen hatte. Sie gab ihm einen zärtlichen Kuss, der schon bald zu einer wilden Knutscherei zwischen den beiden wurde. Janniks Küsse würde sie am allermeisten vermissen... Einige Minuten später erhob sie sich wieder und ging zu ihrem CD-Player. Sie legte ihre Lieblings-CD ein und sofort wurde ihr Zimmer von einer ruhigen Melodie, zu der eine tiefe, aber süße Männerstimme einen spanischen Text sang. Es war ihr Lieblingslied und sie konnte es sich stundenlang anhören, wenn ihr danach war. Manchmal bekam es Jannik dadurch sogar mit der Eifersucht zu tun, denn der Sänger war ein wahrlich sehr gut aussehender junger Spanier, der die Mädchenherzen wohl im Sturm eroberte. Es beruhigte Jannik aber, dass Jun ihm immer wieder zu verstehen gab, dass dieser noch so süß aussehen konnte, lieben würde sie sowieso nur ihn, Jannik. Wie auch immer... Jun und Jannik begannen zusammen noch die paar letzte Sachen zusammenzupacken. Als das dann geschehen war, legten sich beide auf das Bett und Jun kuschelte sich eng an Jannik, wo sie kurz drauf auch einschlief. Jannik strich ihr sanft durch die Haare, gab ihr noch einen Kuss auf die Wange, und schlief nach einiger Zeit ebenfalls ein. Am nächsten Morgen wachte Jun schon ziemlich früh auf. Sie stand leise auf, um neben sich ihren Freund nicht aufzuwecken und ging in die Küche. Dort sah sie auf der Küchentheke eine halb ausgetrunkene Tasse und daneben einen Zettel, auf dem ihr Vater ihr eine kurze Nachricht hinterlassen hatte: "Jun, ich musste noch etwas erledigen im Büro. Werde aber rechtzeitig wieder da sein, um dich zum Bahnhof zu bringen!!! Also schlag dir gleich aus dem Kopf, du würdest doch noch ums Internat herum kommen." Jun wurde über diese Nachricht etwas wütend und sagte leise zu sich: "Typisch mein Vater.... Manno.. Ich will da nicht hin." In dem Moment kam auch Jannik in die Küche und begrüßte sie mit einem Kuss. "Hast gut geschlafen, Süße?" "Passt so... Ich konnte einfach an nichts anderes als den heutigen Tag denken.", gab sie mit einem traurigen Blick zu. Jannik schloss sie in die Arme und tröstete sie etwas. Jun freute sich darüber, auch wenn es ihr nicht dabei half, dass sie daheim bleiben konnte. "Ich will noch kurz auf den Dachboden gehen und gucken, ob ich da noch irgendwelche Sachen hab, die ich mitnehmen will.", sagte Jun nach dem Frühstücken zu Jannik. "Und um noch ein bisschen in Erinnerungen zu stöbern, oder?", grinste Jannik sofort. "Genau! Da oben war ich schon oft, wenn's mir etwas mies ging." "Na gut... Aber ,etwas' ist noch bisschen übertrieben." "Ich weiß... Aber trotzdem will ich noch ein letztes Mal in den alten Sachen herum wühlen." "Hab ich ja nichts gegen. Was soll ich währenddessen machen?" "Kannst du in meinem Zimmer noch bisschen die Kartons in eine Ecke stellen? Dad bekommt ne Krise, wenn der das Chaos sonst sieht..." "Geht klar. Und dir viel Spaß beim Stöbern.", grinste Jannik und gab seiner Freundin, die schon dabei war den Schlüssel für den Boden zu holen, einen Kuss. Dann ging Jun auf den Dachboden und Jannik in ihr Zimmer, um etwas Ordnung reinzubringen. Jun liebte es, auf dem Dachboden in den Truhen ihrer Mutter, oder ihrer Großeltern nach Anhaltspunkten ihrer Vergangenheit zu suchen. Vor allem die Erinnerungen an ihre Mutter, die sie hier oben fand, erfreuten sie. So hatte sie beispielsweise auch herausgefunden, dass ihre Mutter ebenfalls sehr gerne auf dem Dachboden gespielt hatte, als sie noch ein kleines Mädchen war. Ihre Mutter, Juns Großmutter also, hatte das manchmal sehr aufgeregt, aber Oma Elaine wusste, dass es manchmal nichts Schöneres gab, als sich in Erinnerungen herum zu wälzen. Jun ging sofort in ihre Lieblingsecke, und stöberte herum, als wenn sie etwas suchen würde. Wie sonst auch vergaß sie die Zeit völlig. Nach kurzer Zeit fand sie eine kleinere Truhe ihr gegenüber. Jun fühlte sich peinahe magisch angezogen von dieser. Jun wunderte sich sofort über diese. Denn sonst fiel ihr doch in ihrer Ecke alles auf, nur eben die kleine, braune Truhe erkannte sie noch nie. Sie blies den Staub herunter, um eine Aufschrift lesen zu können. Doch sie erkannte nur einige der verrosteten Goldlettern, konnte aber nicht viel damit anfangen. Eine Jahreszahl fand sie darauf auch: 1912. "Wow... Die Truhe ist ja schon endlos alt. Aber sie sieht trotzdem noch so gut aus. Was da wohl drin ist?! Vielleicht passt zu der ja der kleine Schlüssel, den ich mal gefunden hab... Wo ist er nur?", murmelte Jun sofort leise vor sich hin. Sie suchte auf einem Regal neben ihr und wurde sofort fündig. Dann nahm sie die Truhe und den Schlüssel und ging ans andere Ende des Dachbodens, um sich dort auf einer älteren Matratze niederzulassen. Vorsichtig steckte sie den Schlüssel dann in das Schloss und konnte die Truhe mit etwas Mühe aufschließen. Als sie diese dann aufmachte, kam ihr zuerst mal eine riesige Staubwolke entgegen, wegen der sie erst ein paar Mal hintereinander laut niesen musste. Mit ihrer Hand versuchte Jun dann die Wolke wegzutreiben. Mit einem strahlenden Aufglühen in ihren Augen machte sie sich daran ihren neuen Fund zu durchsuchen. Sie wurde immer mehr begeistert: So wie es aussah, waren in der Truhe alte Tagebücher ihrer Urgroßmutter, Großmutter und auch ein angefangenes ihrer Mutter und andere Urkunden, oder ähnlicher Papierkram, der für irgendjemand einmal sehr wichtig gewesen sein muss. Nebenbei waren auch alte schwarz-weiße Fotos dabei. Jedes Foto zeigte in etwa dieselbe Person. Aber Jun hatte keine Ahnung, wer das war. Aber plötzlich fiel ihr wieder ein, dass ihr die Truhe vorher nie aufgefallen war. "Kein Wunder, sie war ja auch eher unter einem Haufen von anderem Gerümpel.", bemerkte Jun erneut. Sie machte sich darüber keine Gedanken mehr, sondern interpretierte es als "Schicksal" und durchsuchte weiter. Unter ein paar zusammengebundenen Briefen fand sie ein kleines Stofftäschchen. Neugierig drehte sie diese um und leerte den Inhalt auf ihre Hand. Sie war verblüfft, was sie hier nun in ihrer Hand hielt: Eine dünne Silberkette, an der ein kleiner schöner Anhänger hing. Jun nahm die Kette und steckte sie wieder in das Täschchen und das dann wieder zurück in die Truhe. Als Jun die Briefe und Bücher ebenfalls wieder reingelegt hatte, schloss sie die Truhe zu, und ging dann mit ihr runter in ihr Zimmer. "Was hast du da denn gefunden?", fragte Jannik erstaunt, als Jun mit der kleinen Truhe in ihrem Zimmer auftauchte. "Weiß ich auch noch nicht so recht. Da sind anscheinend alte Tagebücher, Briefe, Fotos und ne Kette von meinen Großeltern drin... Wenn nicht gar Dinge von meinen Urgroßeltern." "... Also irgendwie Sachen, die einem sehr am Herzen liegen." Jun nickte und bestätigte ihm diese Vermutung. "Ich würde die Tagebücher zu gerne lesen..." "Eigentlich liest man doch die Tagebücher anderer nicht... aber... deine Großeltern leben ja schon lange nicht mehr." "Eben... Und meine Urgroßeltern auch nicht mehr. Die Truhe ist aus dem Jahre 1912!" "Wow... Schon ziemlich alt. Aber lies halt, wenn's dich so brennend interessiert, was es ja offensichtlich tut." Den letzten Satz fügte er grinsend hinzu. Er kannte seine Freundin nur zu gut, wenn es um irgendwelche alten Erinnerungsstücke ging, die sie gefunden hatte. Schnell war ihre Entdeckerlaune geweckt. So wie auch jetzt. Jun ließ sich die Aufforderung nicht zweimal sagen. Sie hatte die truhe schließlich heute noch finden sollen. Also musste darin auch etwas sein, dass sie wissen sollte. Sie nahm das erste Buch, das anscheinend das erste gewesen sein muss, und begann mit Jannik abwechseln zu lesen. Beide waren fasziniert, wie gut Juns Urur-Großmutter ihr Leben geschildert hatte. Manchmal konnte Jun ihr wirklich nachfühlen, wie es damals war. "... heute habe ich Zale das erste Mal mit der Erlaubnis meiner Eltern treffen dürfen. Sie waren nie davon begeistert, dass ich mich mit einem Jungen traf. Vater meinte immer, ich, seine 17-jährige ,kleine' Tochter, seine Prinzessin, sei für so etwas noch zu jung. Mutter hatte dazu leider nichts gesagt. Deshalb hab ich mich meistens immer heimlich mit Zale getroffen. Aber nun habe ich die Erlaubnis meiner Eltern bekommen, nachdem mein Vater gesehen hatte, in wen ich so unsterblich verliebt war. Mein Vater war auch vom ersten Augenblick an, so scheint mir, begeistert. Kein Wunder! Zale war ein wirklich wundervoller junger Mann. Er war stattlich und groß, hatte blondes Haar und graue Augen, wie der Himmel über uns war. Am Himmel konnte man immer besser erkennen, in welcher Zeit wir lebten.. Irgendwie brach doch wieder ein Krieg aus. Zale wurde auch abkommandiert. Als ich das erfahren hatte bei unserem letzten Treffen, hatte ich den ganzen Abend nur geweint. Er fehlte mir so sehr und ich wollte ihn auf jeden Fall wieder sehen..." Jun schlug das Buch zu und sah mit einem Lächeln ins Nichts. Nachdenklich meinte sie: "Zoe und Zale hatten es wirklich nicht leicht damals... Ich frage mich, ob ihre Liebe ihrer Umgebung standhalten konnte." Jannik zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Aber ich würde es ihnen schon wünschen. Deine Urur-Großmutter beschreibt wirklich gut ihr Leben, aber auch sich selbst. Da könnte man fast schon zu träumen anfangen.", gab Jannik auch offen zu. Jun stieß ihn in die Seite und blickte ihn böse mit einem vielsagenden Blick an. Jannik versuchte schnell sich zu verteidigen: "Aber andererseits weiß man, woher du deine Schönheit hast, meine Süße." "Das klingt doch schon besser. Aber so wie mir erzählt wurde, waren meine Großmütter alle ziemlich hübsch. Ich soll sogar Oma Zoe am ähnlichsten sehen." "Na dann muss Zoe auch eine Wunderschöne gewesen sein... Aber eines versteh ich nicht. Ließ mal die erste Seite noch mal." Jun nahm das Buch strich einmal sanft über die vergilbten Blätter und las die erste Seite nochmals durch: "Dieses Tagebuch gehört: Zoe Sereyanne, geboren am 23.6.1937." "Ja, und? Steht doch in jedem Tagebuch drin." "Ja, schon, aber WIESO steht da ,Zoe Sereyanne'? Du hattest doch gesagt, alle deine Großmütter mütterlicherseits behielten ihren Nachnamen bei... Also müsste das doch Yuralei sein, oder nicht?" "Eigentlich schon. Hab ich auch schon mal meine Großmutter gefragt, aber sie kam nie dazu, mir das zu erklären. Vielleicht steht aber in den Tagebüchern darüber noch was?" "Kann sein. Lass uns..." Weiter kam Jannik nicht, denn in dem Moment schrie eine ihm vertraute Stimme nach Jun: Ihr Vater war gekommen. Schnell versteckten Jun und Jannik die Tagebücher und die Truhe unter dem Bett und setzten sich unschuldig darauf. Gerade noch rechtzeitig. "Da bist du ja! Hast du jetzt endlich alles fertig eingepackt, Jun? In 45 Minuten fährt dein Zug. Und wieso ist die Dachbodentür auf? Ich habe dir doch schon zigtausend Mal gesagt, du sollst die Türe zulassen. Du lernst es wohl nie mehr!" Juns Vater holte schon aus um ihre eine Ohrfeige zu geben, aber er bremste sich noch rechtzeitig, als Jannik aufsprang und ihn mit einem drohenden Blick ansah. "Verräum das Zeug. In 15 Minuten fahren wir los, egal ob du fertig bist oder nicht." Und mit diesen Worten verließ er das Zimmer und ging in sein Arbeitszimmer. Jun lief eine Träne herunter und blickte Jannik an. Der nahm sie in den Arm und versuchte sie zu trösten. "Alles okay, Jun? Dein Vater ist ja echt schlimm... Bloß gut, dass du von ihm wegkommst." Mit einem Augenrollen erwiderte Jun: "Das ist aber auch das einzig Gute. Das von eben musste ich sonst jeden Tag einmal erleben. Danke übrigens.. Du hast mich echt davor beschützt, dass er mich noch mal schlägt." Dann winkte sie ab, und machte sich daran, noch mal nachzuprüfen, ob sie alles in ihren Koffern verstaut hatte. Die Truhe packte sie natürlich auch ein. Sie wollte nämlich auf jeden Fall darin weiterlesen. Jetzt hatte sie schon die Neugierde gepackt und sie wollte herausfinden, wieso ihre entfernte Ur-Großmutter Sereyanne, und nicht auch Yuralei, oder wieso sie selbst nun Yuralei hieß und nicht wie ihre Großmutter Zoe. Knapp eine Stunde später brachte Marek seine Tochter Jun zum Bahnhof und widerwillig nahm er Jannik auch noch mit. Er wollte Jun diese letzte Gelegenheit ihren Freund zu sehen schon noch geben. Jun war ihrem Vater dafür auch sehr dankbar, und mittlerweile hatte sie es auch eingesehen, auf dieses Internat zu gehen. Es war ja wenigstens kein schäbiges, sondern ein recht angesehenes. Aber trotzdem würde sie eine der wenigen Schüler sein, die ähnliche finanzielle Verhältnisse haben, wie sie selbst. Jun und Jannik saßen auf einer Bank bei dem Zuggleis, bei dem sie einsteigen müsste, und redeten noch eine Weile, auch über Juns geheimnisvollen Fund auf dem Dachboden, bis der Zug kam. Jun war wieder den Tränen nahe. Aber jetzt könnte man ihr nicht verbieten ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Sie verabschiedete sich zuerst von ihrem Vater mit einer flüchtigen Umarmung. Sie war doch irgendwo froh, von ihm wegzukommen. Als Jun sich bei ihrem Freund verabschieden sollte, fing sie vollends zu weinen an und konnte sich kaum von Jannik lösen. So war sie eine der letzten, die in den Zug einstiegen. Im Zug selbst nahm sie natürlich gleich einen Platz am Fenster, um Jannik ein letztes Mal noch zu sehen. Die nachfolgende mehrstündige Fahrt zu dem Internat empfand Jun als die reinste Hölle und war die ganze Zeit am SMS schreiben mit Jannik, und auch Miriél. Die beiden fehlten ihr jetzt schon so sehr. Kapitel 3 --------- Kapitel 3 Nach 5 Stunden war Jun an der Station angekommen, an der sie aussteigen musste. Dort wurde sie dann auch ziemlich freundlich von einer Lehrerin, der zugleich stellvertretenden Direktorin, und einem jungen Lehrer des Internats empfangen. Während sie dann mit den beiden zum Internat fuhr, fühlte sie sich doch wohl in dieser Umgebung. Mit so viel Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit hatte sie nicht gerechnet. Ein paar Minuten später waren sie dann am Internat. Jun war verblüfft davon. Die Schule glich in ihrer Bauart eher einem Schloss oder einer Burg. Wie sich kurz drauf auch herausstellte, war die Vorlage für das Internat auch wirklich ein Schloss gewesen. Es wurde nur vor einigen Jahren zu einem Schulgebäude umgebaut. Jetzt hatte es auf der einen Seite einen gewissen alten, ritterlichen Stil, und auf der anderen Seite hatte das eindrucksvolle Gebäude auch einen moderneren Stil. Jun erkannte gleich in den ersten paar Minuten, dass sie es in der Schule doch aushalten könnte. Und in diesem Moment fiel ihr auch Jannik ein, den sie enorm vermisste. Aber sie hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn die stellvertretende Direktorin sprach mit ihr schon wieder: "Also erst mal herzlich Willkommen hier. Du wirst dich schon eingewöhnen. Marek.. Äh.. Dein Vater hat ja eine nicht gerade schlechte Wahl in einem Internat für dich getroffen. Ach ja, das muss wohl vorhin wohl untergegangen sein. Der nette Herr hier ist Thomas Bokensen. Er unterrichtet Sport bei den Mädchen und Sozialkunde und ist zudem einer unserer Schülerberatungslehrer. Also wenn du etwas auf dem Herzen haben solltest, kannst du dich unter anderem sehr gut an ihn wenden. Und ich bin Anette Livag, wie ich vorhin schon erwähnte, die stellvertretende Direktorin. Mir kommt meistens die Aufgabe zuteil neue Schüler und Schülerinnen vom Bahnhof z.B. abzuholen, oder ihnen manchmal auch die Schule zu zeigen. Aber heut hab ich leider keine Zeit dazu, sondern würde dich eigentlich gerne in die Obhut von zwei Schülersprechern geben. So kannst du dich auch gleich mal an deine Mitschüler gewöhnen. Ist doch okay für dich, Jun, oder?" Etwas genervt erwiderte Jun: "Äh ja... Klar. Nur eine Frage: Was passiert mit meinen Sachen im Wagen bitte schön?" "Die werden der Hausmeister und ich nachher auf dein Zimmer bringen, während du die Schule kennen lernst." Gab der Sport- und Sozi-Lehrer ihr als Antwort. "Ja, genau. Und dann gehst du mal bitte mit mir mit ins Sekretariat und wir holen die beiden Schülersprecher." Und mit diesen Worten nahm die Livag Jun am Arm und zog sie mit sich. Kurz darauf wartete Jun vor dem Sekretariat, während die Livag in dem Zimmer verschwand und eifrig mit einer Sekretärin redete. Als sie wieder zurückkam, kam auch schon die Durchsage: "Achtung, eine Durchsage. Die Schülersprecher Marc und Jean mögen bitte sofort vor das Sekretariat kommen. Danke!" Jun gab schon ein Stöhnen von sich, weil sie von 2 Jungs durch die Schule geführt werden sollte, und ließ sich rücklings in den Sessel fallen, in den sie sich vorhin gesetzt hatte. Die Livag erwiderte daraufhin mit einem Grinsen: "Keine Sorge, Jun. Die Jungs sind harmlos und wirklich zuverlässig, wenn es um solche Aufgaben geht." "Sie können wohl Gedanken lesen, oder wie?" "Nee, bestimmt nicht. Aber ich war schließlich auch mal so jung wie du, und weiß, was da in so ner Situation einem durch den Kopf geht." "Ahso... Darf ich Sie mal was fragen?" "Sicher doch.. Nur zu.", antwortete die Direktorin ihr. "Als Sie mich vorhin hier begrüßten, nannten sie meinen Vater bei seinem Vornamen... Wieso? Kennen Sie den etwa schon?" "Ja, sicher. Er war ja auch mal mit Unterlagen über dich hier, um dich überhaupt für das Internat anzumelden. Aber ja, ich kenne ihn auch so noch persönlich. Wir hatten 3 Jahre zusammen eine Ausbildung gemacht und auch... na ja, ab und zu getroffen und gemeinsam was unternommen." "Ah ja... Dann ist es kein Wunder, wieso Dad mich unbedingt hierher schickte, wenn er die zweite Direktorin kennt..." Das letzte sagte sie aber nicht laut, zum einen, weil der Gedanke eher genervt rüberkommen sollte, und zum anderen, weil die beiden Schülersprecher schon auftauchten, die gleich ganz schön zu flüstern anfingen, als sie Jun sahen. "Guten Morgen, Marc, Jean. Ich hoffe, ich hab euch aus keinem allzu wichtigem Fach rausholen lassen..." Wie im Chor antworteten die beiden: "Nein nein... Wir haben nur die ganze Stunde gelabert." "Und es scheint ja wichtig gewesen zu sein..." gab einer der beiden Jungs zu, der Jun bei diesem Satz ansah. "Ist es wohl auch. Wir hätten ab heute eine neue Schülerin. Darf ich euch vorstellen, meine Herren? Das ist Jun Yuralei. Sie wird in eine der 11. Klassen gehen. Und Jun, das sind Marc, einer aus der bereits 12. Jahrgangsstufe... und Jean, der in einer deiner Parallelklassen, wenn dann nicht gar in deiner eigenen Klasse ist.", erklärte sie, während sie Jun auch zeigte, wer wer ist. Der Junge, der sie vorhin so flirtend angeschaut hat, war Marc, und der, der sich eher zurückhielt war Jean. "Ich würde euch beide bitten Jun das Gebäude zu zeigen und zum Schluss auch ihr Zimmer. Würde es ja selbst machen, aber ich muss leider noch einigen Papierkram erledigen." "Ist schon gut... Hauptsache wir dürfen uns schön viel Zeit lassen und verpassen den Rest der heutigen Schulstunden." "Ah, das will ich aber nicht gehört haben, Jean! Und nun los mit Euch. Um die Hausaufgaben kommt ihr mir trotzdem nicht rum.." "Ja, gut... Tschüss!" Als die Direktorin weg war, schickte Jun schon ein kleines Dankes-Stoßgebet zum Himmel. Irgendwie fand sie ja die Livag doch ziemlich nervig: "Baaah.. Endlich.. Ich dachte, die geht gar nicht mehr... Nerviges Weib." Diesen Satz bereute sie aber schon in den nächsten Sekunden, als sie von 2 Seiten mit bösen Blicken durchbohrt wurde. "Das solltest lieber wieder zurücknehmen. Die Livag ist an der ganzen Schule die einzige Lehrerin, die noch ein bisschen mehr Humor hat, als der Rest. Mit der kann man echt viel machen und man kann sich nur glücklich schätzen, wenn man sie mal ne Stunde hat." "Na wenn du meinst... Fand ich ja anfangs auch, aber das änderte sich, als ich vorhin noch gesagt bekam, dass die meinen Vater anscheinend ziemlich gut kennt und ich deshalb auch hierher kam. Dass mein lieber Herr von Vater auch ja immer erfährt, was ich so anstell." "Wow... Du scheinst dich mit deinem Alten ja nicht gerade gut zu verstehen... Aber glaub uns, wir können aus Erfahrung sagen, dass man sich hier mit der Zeit schon reingewöhnt und man gar nicht mehr wegwill." "Äh... Lass mich das lieber selbst rausfinden... Ich hab echt keinen Bock auf so ein Internat.. Meine Freunde fehlen mir jetzt schon." "Das legt sich mit der Zeit schon... Aber jetzt lass uns mal losgehen. Sonst zeigen wir dir heut Abend noch die Schule." Dann begann die Führung durch das Internat. Jun verstand sich sogar auch recht gut mit Jean und Marc und begann sie zu mögen, was wohl auf Gegenseitigkeit beruhte, denn sie wollten alles Mögliche von Jun wissen. Mittlerweile war für die anderen Schüler auch Unterrichtsschluss und der kleinen Truppe von Jean, Marc und Jun, die mittlerweile schon durchs ganze Schulgebäude gelaufen waren, kamen immer mehr Mitschüler entgegen. Jun fühlte sich dabei nicht so wohl, denn jeder wollte wissen, wer Jun war, und vor allem die Jungs warfen ihr neugierige Blicke zu. Irgendwann schienen Juns Unbehagen auch Jean und Marc zu merken, wie genervt Jun schon war, denn sie boten dann an, dass sie ihr am besten ihr Zimmer zeigen würde. Dann könnte sie auch gleich ihre Zimmer-Mitbewohnerinnen kennen lernen. Das ließ sich Jun nicht zweimal vorschlagen. Endlich mal ein paar Minuten Ruhe und unter sich sein. Ihr platzte auch gleich der Kopf, wenn sie sich noch einen Unterrichtsraum länger merken musste. Das war der Nachteil von großen Schulgebäuden: Es gab eine Vielzahl an Unterrichtsräumen oder sonstigen Sammelräumen. An dem Zimmer angekommen, klopften Jean und Marc zuerst höflich an, und als ihnen ein Mädchen aufmachte, und die 3 reinließ, fingen Jean und Marc und die 3 Mädchen, die in dem Zimmer wohnten gleich an zu reden und Jun konnte sich in dem Zimmer gut umsehen, bis sie von Jean vorgestellt wurde: "Also Mädels... Das ist Jun Was-weiß-ich - sorry, den Nachnamen von dir hab ich mir noch nicht gemerkt.", erwiderte er entschuldigend an Jun gerichtet. "Sie wird ab heute auf jeden Fall eure neue Mitbewohnerin sein. - Und Jun, das sind Rachel, Amelie und Jane." Rachel, die - wie Jun meinte - wohl die älteste von den 3 Mädchen war, ergriff sofort das Wort und begrüßte Jun: "Freut uns dich kennen zu lernen, Jun. Die Livag hat uns ja schon darauf vorbereitet, dass wir bald zu viert hier sein werden. Aber wie heißt du jetzt mit Nachnamen? Jean scheint ja mal wieder sein berühmtes Kurzzeitgedächtnis zu haben." "Yuralei... Und kann ja mal passieren.", antwortete Jun verständnisvoll. Anstatt Rachel, ergriff dann Amelie das Wort und grinste an Jun vorbei die Jungs an. "Ja, hast wohl Recht. Deine Sachen sind übrigens auch schon hochgebracht worden. Stehen schon an deinem Schrank." "Hab ich gesehen.. Danke.. Äh... Amelie, oder?" "Genau! Ich seh schon, du kannst dir Namen besser merken als die Jungs." Jane mischte sich dann auch ein und erklärte Marc und Jean: "Und wo wir grad bei euch sind, Marc, Jean. Wir kommen jetzt schon alleine klar mit der Neuen. Ihr könnt wieder verschwinden." "Ja ja, wir sind schon weg. Gehen runter in den Klassen-Aufenthaltsraum." Als sie dann wegwaren, begannen die 4 Mädels in dem Zimmer sich fröhlich zu unterhalten, und näher kennen zu lernen. "Also gut... Endlich sind sie weg... Ich wär fast gestorben noch..." Jun, die dieses Stoßgebet von Jane nicht ganz verstehen konnte, fragte neugierig: "Wieso das denn, Jane?" "Ähm ja... Wir sollten dich mal aufklären: Jean, und Marc mittlerweile auch, sind zwei der begehrtesten Jungen hier an der Schule... Also so ziemlich jedes Mädchen, wenn es nicht gerade nen Freund hat, wie unsere liebe Amelie hier, schaut den Jungs nach, und hegt kleine Eifersuchtsszenen, wenn die Jungs mal mit einer von den anderen Mädels zusammen gesehen werden. Du kannst dich also glücklich schätzen, gerade von den beiden durch das Internat geführt worden zu sein." Jun seufzte. So etwas musste ihr natürlich passieren. "Na soll mir doch egal sein, wer mich hier rumführt... Ich geh hier zur Schule, mach mein Zeug, und damit hats sich." "Na gut.. Wenns so ist, ist ja gut... Uns soll das ja nichts angehen. Aber unsere Zicken-Clique wird davon nämlich bestimmt nicht begeistert sein... Jean war nämlich bis vor gut 3 Wochen noch mit der schlimmsten von allen zusammen, aber er hat sie dann sitzen lassen, besser gesagt er konnte ihr ewiges Rumgezicke nicht mehr aushalten. Und das verzeiht sie ihm natürlich nicht so schnell... Also wenn die dich gesehen haben soll, wie du mit Jean und Marc rumgelaufen bist, kannst du dich warm anziehen... Mit der ist echt nicht gut Kirschen essen, vor allem nicht, wenn sie eifersüchtig wegen Jean ist. Deshalb vermeiden wir soweit es geht Stress mit ihr." "Na klasse...", Jun stöhnte auf und ließ sich auf das Bett fallen, dass zweifellos ihres sein musste, denn die Bettlaken waren noch schön hergerichtet. "Schön, dass ich das auch erfahr... Aber woher sollt ich bitte schön wissen, wer hier zu den beliebtesten Jungs gehört? Wenn ich vorher noch nie hier war?" "Hey, du brauchst uns nicht gleich so anzumachen. Wollten dich nicht reizen...", hob Rachel abwehrend die Hände. "Ach sorry... Es ist nur... Ich hatte schon, seit mein Vater damit angefangen hat, mich aufs Internat schicken zu wollen, keinen Bock drauf. Schließlich hab ich ja in meinem Wohnort auch meine Freunde und die fehlen mir jetzt schon ohne Ende... Ich hab keinen Bock mich jetzt wieder an ne neue Schule zu gewöhnen... Wo mir das sowieso nicht gerade leicht fällt." Rachel setzte sich neben sie auf das Bett und sah sie mitfühlend an: "Willst du uns sagen, wieso? Oder wieso du mit deinem Vater so viel Stress hast, dass er dich gleich auf ein Internat schickt?" "Na ja... Wir kennen uns doch kaum und ich will jetzt nicht schon mit meiner ,Leidensgeschichte' anfangen... Ihr habt doch bestimmt was besseres zu tun." "Eigentlich schon... Die Hausaufgaben warten nicht ewig, aber wir müssen uns auch kennen lernen. Und ich denk, das geht am besten, wenn wir wissen, was der andere auch für Probleme hat.", erwiderte Rachel wieder. "Na gut... Wenn ihr meint...", sie seufzte, während die anderen Mädchen sich um sie herum setzten, um alles mitzubekommen. "Also angefangen hat alles vor gut einem Jahr.. Vielleicht noch ein paar Monate früher... Meine Mutter hatte damals einen schweren, tödlichen Unfall, den ich wohl oder übel hautnah miterleben musste. Anfangs hab ich das nicht richtig verarbeitet... Ich war einige Wochen nicht in der Lage zur Schule zu gehen... Ich wär wirklich aufgeschmissen gewesen, wenn mich meine Freunde nicht so unterstützt hätten. Aber als ich dann wieder zur Schule konnte, hatte ich es natürlich noch schwerer als ohne hin. Kennt ihr ja bestimmt auch, dass es schwer ist, wieder den Anschluss in der Schule zu finden, wenn man einige zeitlang krank war. Aber dabei hab ich auch wieder viel Hilfe gebraucht, um nicht eine Ehrenrunde drehen zu müssen. Heute geht's mir aber relativ gut, und ich hab gelernt darüber zu reden, und es wenigstens teilweise zu verarbeiten. Komm damit also mittlerweile gut zurecht. Aber meine Phasen, wo ich einfach nur noch sentimental bin, oder total leicht reizbar, hab ich natürlich auch ab und zu... Und dann kann man sich von mir nur fern halten. Gut, ok... Seit aber jetzt meine Mutter tot ist, verstehen mein Vater und ich uns auch nicht mehr. Wir sehen uns ja sowieso schon kaum, weil er den ganzen Tag arbeiten muss, bzw. selbst auch will denk ich manchmal, um sich abzulenken oder aus welchem Grund auch immer. Ich fühl mich dadurch also schon in gewisser Weise benachteiligt. Ich will ja auch mal was von meinem Vater haben. Nur sagen kann man ihm das natürlich nicht. Ich habs mehrmals versucht, aber dann nach einiger Zeit nie wieder, denn deswegen haben wir uns echt fast jedes Mal gestritten, wenn wir mal für ein paar Minuten zusammen waren. Und irgendwann hat er mich eben nicht mehr immer nur in meinem Zimmer geschickt, oder mich von meiner Telefonleitung abgeschnitten, sondern eben damit angefangen, dass ich aufs Internat soll. Alles total bescheuert halt." Die 3 Mädels merkten noch gar nicht richtig, dass Jun aufgehört hatte zu erzählen. Erst als sie direkt nach ihnen fragte, gaben sie ihre Kommentare ab. Rachel sagte zuerst was: "Wenn du so viele Probs mit deinem Dad hast, wieso bist dann nicht mal zur Schülerberatung eurer Schule gegangen? Da wärst du doch bestimmt irgendwie ums Internat rumgekommen." "Hab ich ja... Aber hat trotzdem nichts gebracht. Wollte mir wohl eher niemand glauben..." "Du Ärmste... Du machst echt ganz schön was mit... Äh.. Sag mal... Was arbeitet dein Vater eigentlich? Der Name Yuralei kommt mir in dem Arbeitsmarkt recht bekannt vor...", überlegte Jane. "Ja, ist der Name auch. Meine Vorfahren haben da ne Firma gegründet, und jetzt leiten mein Vater und einer seiner besten Mitarbeiter die YSC, die Software-Firma Yura's Server Company." "Hey... Das nicht gerade ne kleine Firma.. Und so wie ich mitbekommen hab, dürfte dein Vater da auch nicht Mangel in der finanziellen Lage haben, wenn ich das mal so sagen darf..." Unsicher sah Jane Jun an und wartete auf deren Antwort. Jun nickte allerdings nur und es vergingen einige Minuten, bis sie wieder etwas sagte: "Haben wir auch nicht... Ich komm also nicht gerade aus armen Verhältnissen oder ner ganz unbekannten Familie. Mein Vater ist ja recht angesehen, und da ich die Tochter bin, denken viele jetzt auch, ich sei so, wie die typisch reichen Kinder eben sind: Eingebildet, arrogant, Perfektionisten, und die Gruppe Menschen, mit denen man lieber keinen Kontakt hält... Aber wenn man recht hübsch aussieht, schauen die Jungs denen nur so nach und träumen nachts heimlich von ihnen. Und genau das Problem hab ich in der Schule... Aber ich bin nicht eingebildet, keineswegs... Nur das glauben manche ja nicht." Rachel schüttelte ihren Kopf und gab sofort zu verstehen: "Na ja, also mit dir kann man schon gut auskommen, und gerade an dem Beispiel mit deiner Mutter kann man sehen, dass du wie jeder andere Mensch auch bist, und mal Menschen, die dir sehr nahe stehen und du sehr gerne magst, verlieren kannst, und dann um die trauerst." "Danke... Ihr seid schon echt okay.", musste Jun mit einem Lächeln gestehen. Sofort hatte sie aber wieder ihre Ernsthaftigkeit in ihrem Blick und fuhr fort: "Aber hierher aufs Internat will ich trotzdem nicht... Man kann hier ja immer noch machen, was man will, bzw. sehr viel, was man will, aber trotzdem brauch und will ich überall meine Freiheit." "Kann man verstehen... Na ja, dir wird ja wohl nichts anderes übrigbleiben, als hier zu sein, und dich anzustrengen, dass du eben hier dein Abi machst. Du wirst dich hier schon einleben.. Kannst du uns glauben." In dem Moment klopfte es wieder an die Tür. Amélie stand dann gleich auf, und ging zur Tür... Es war wieder Marc, der noch mal zu Jun wollte. "Hey Jun, äh... Du sollst noch mal zur Livag kommen. Die will mit dir reden wegen deiner Einteilung in ne Klasse." Jun wollte zwar nicht wirklich, aber das musste ja wohl sein... Also ging sie mit Marc mit, der sie dann vors Sekretariat brachte. Dort erklärte die Livag Jun dann, dass sie in dieselbe Klasse, wie die Mädchen aus ihrem Zimmer und Jean kommen würde, und nach ihrer Fächerwahl, würde sie auch in allen Fächern mit den anderen zusammensein. Das freute Jun dann schon, denn sie verstand sich mit Rachel, Jane und Amélie schon recht gut. Und auch Jean war sehr nett, wie Jun sich eingestehen musste. Als Jun fertig war, und wusste, wie ihr morgiger Stundenplan ablaufen würde, wollte Marc eigentlich mit ihr wieder zurück in den Aufenthaltsraum, aber Jun bestand darauf noch etwas rauszugehen, um noch ein bisschen alleine spazieren zu gehen. Sie hatte ja nichts gegen die Mädchen in ihrem Zimmer oder Marc, aber sie wollte jetzt einfach nur noch alleine sein, und keine ,nervigen' Leute um sich haben. Marc wollte sie zwar zuerst nur widerwillig alleine draußen herumlaufen lassen, weil es schon stockdunkel geworden war, und Jun das Gelände außerhalb der Schule noch nicht kannte... Aber dann hatte er sich doch überreden lassen, und hatte Jun auch den Tipp gegeben, dass man am See schön spazieren (und nachdenken) konnte. Das wollte Jun natürlich sofort selbst bestätigt haben und ging also geradewegs zum See, wo sie auch mit einem kleinen Bootssteg fündig wurde. Dieser wurde ab diesem Abend zu ihrem Lieblingsplatz. Kapitel 4 --------- Kapitel 4 Jun hatte sich mit der Zeit recht gut an das Internat gewöhnt. Trotzdem wollte sie aber nur wieder nach Hause, zu ihrem Freund, und zu Miriél. Das fast tägliche Telefonieren mit einem von beiden, oder manchmal auch Briefe schreiben war ihr zu wenig. Ansonsten hatte sie nur noch einen Trost, und eine Sache, die sie nicht ständig an Jannik und Miriél denken ließ: Meistens, wenn ihre Mitbewohnerinnen im Bett waren, oder sie einige ruhige Minuten hatte, schnappte sie sich entweder die Truhe mit den Tagebüchern ihren Großeltern und legte sich damit auf ihr Bett und zog die Vorhänge zu, dass sie nicht beobachtet werden könnte, oder setzte sich in ihrem Aufenthaltsraum in eine kleine Ecke und las da weiter. Es kam aber auch oft vor, dass Jun ein Foto von Jannik nahm, und ihre Gedanken sich nur um ihren Freund drehten. Ihren Mitschülern wollte sie von Jannik wirklich nichts sagen. Es reichte schon, wenn sie von ihrem Stress mit ihrem Vater wussten, und wie sie zu Marc und Jean stand. Anfangs hatten die sich ja noch gut um sie gekümmert, dass sie wenigstens ein bisschen Anschluss fand, und Jun sich nicht in dem Schulgebäude verirrte, aber dann wurde es immer mehr nur zu flüchtigen Allgemein-Gesprächen, bis sie schließlich nur noch das Nötigste über Schule redeten, und mehr auch nicht. Als das passierte und Jun erkannte, dass sie diese Situation sehr schade fand, kapselte sie sich erst recht ab, und machte genau das, was sie an ihrem ersten Nachmittag im Internat sagte: Einfach nur hier zur Schule gehen, ihr Zeug machen und sich nicht viel um die Probleme ihrer Mitbewohnerinnen kümmern. Gerade auch, weil sie wusste, dass sie selbst das meiste dazu beitrug. Zwar stellte sie sich als Ansprechperson gerne zur Verfügung, und hörte ihren ,Freundinnen' zu, aber richtig helfen konnte sie denen auch nicht. Aber meistens waren die eh nur froh, wenn sie jemand hatten, dem sie alles erzählen konnten. Aber auch als Jun sich eher zurückzog und die Ruhige spielte, merkte sie ganz genau, dass es ihr irgendwie genauso, wie auf ihrer alten Schule ging: Die Mädchen hassten, und beneideten sie zum Teil, und die Jungs schwärmten von ihr. Es gab oft Abende, oder Nachmittage, wenn der Rest ihrer Mitschüler in die Stadt ging, in denen sie es sich am See gemütlich machte, und das Alleinsein genoss, oder sie sich in ihrem Zimmer auf dem Bett verkroch und die Tagebücher las. So hatte sie auch herausgefunden, wer auf den Fotos aufgenommen wurde: Zum einen Zoe, mal mit ihrem Mann Zale, mal alleine, und mal mit ihrer Tochter Elaine, also Juns Großmutter; und zum Anderen ihre Großmutter Elaine selbst, als sie schon erwachsen war, oder bessergesagt 2-3 Jahre älter, als Jun jetzt war. Heute war aber auf jeden Fall wieder mal so ein Tag. Es wurde ziemlich warm und die 3 Mädels aus Juns Zimmer gingen in die Stadt. Sie hatten sie zwar auch gefragt, ob sie mit wollte, aber wie meistens immer wies sie das Angebot ab, und ging stattdessen an den See. Heute fiel es aber nicht so auf, wenn sie auch an ihren Lieblingsplatz ging. Da waren ja auch noch andere... Unter anderem auch Jean und Marc und der Rest von deren Clique, die von Lauren, Jean's Ex-Freundin, genervt wurden. Jun konnte einfach nicht anders und musste Jean noch einige Zeit beobachten, bis er aber auch in ihre Richtung sah, und ihre Blicke sich trafen. Jun blickte schnell wieder weg und vertiefte sich in ihr zweites Tagebuch und Jean blickte auch weg, um sich weiter mit seiner Ex rumzuärgern. Irgendwie tat Jean Jun leid, es war fast nicht mit anzusehen, wie Jean von Minute zu Minute genervter wurded wegen Lauren. Jun machte sich darüber aber schon bald keine Gedanken mehr, stattdessen begann sie zu lesen und fand sich kurz darauf schon nach ein paar Zeilen in einer Art Traumwelt, in der sie mit ihrer Ur-Großmutter mitlitt, wenn sie sich Sorgen um ihre Tochter, Elaine, machte, oder wenn sie ihren Mann Zale nicht sehen konnte. Nach diesem 2. Tagebuch-Band fiel Jun auch etwas ziemlich Merkwürdiges auf, weshalb sie bestimmte Seiten noch mal durchlesen musste: Ihre Ur-Großmutter hieß Zoe und hat einen Zale geheiratet, ihre Großmutter hieß Elaine und hatte einen Eugen, und Juns Eltern heißen Melissa und Marek, und sie selbst heißt Jun und hat einen Jannik als Freund. Das Merkwürdige daran war für Jun, dass ihre Großeltern, bzw. Eltern immer mit demselben Buchstaben anfiengen. Schien wohl irgendwie so etwas wie ein äußerst mysteriöses Orakel zu sein. Als Jun das festgestellt hatte, nahm sie sofort ihr Handy, und rief Miriél an. Der erzählte sie meistens haargenau, was ihre Großeltern so erlebt hatten. Nachdem Jun ihr nun das mit dem Orakel erzählte, war Miriél Feuer und Flamme und erzählte Jun alles über solche mystischen Dinge, über die sie manchmal paar Bücher gelesen hatte. Aber hauptsächlich war sie auch überrascht und verwundert, denn so was wie bei Juns Ahnen hatte sie auch noch nie gelesen. "Ist ja echt verdammt komisch... Ich hab mich zwar schon mal kurzzeitig über dich und Jannik gewundert, dass ihr beide mit dem gleichen Buchstaben anfangt, aber da dachte ich doch nie und nimmer dran, dass da mehr dahinter steckt." "Wem sagst du das, Miriél... Ich dachte vielleicht auch mal dran, dass das irgendwie ein Zeichen dafür sein soll, dass wir gut zusammenpassen und auch lange bleiben. Aber mehr nicht... Na ja, vielleicht ist ja dann Jannik wirklich der Mann meiner Träume, mit dem ich wirklich ewig zusammen bleib." "Na möglich wärs.... Ich wünsch euch auf jeden Fall viel Glück." "Danke! Ich werd Jannik nachher anrufen... Er fehlt mir so." "Ich würd dich jetzt gerne trösten... Wie kommst du jetzt eigentlich klar in dem Internat?" "Nicht besser... Ich bin aber auch selber schuld... Ich kapsle mich ja ziemlich ab, und bin lieber allein." "Och Süße... Ich weiß ja, dass du nicht ins Internat wolltest, aber so kommst du jetzt auch nicht da raus..." "Ich weiß... Aber trotzdem hab ich keine Lust große Freundschaften zu schließen... Mir geht's hier genauso wie früher: Die Mädels beneiden, bzw. unsere Zicken-Clique hasst mich, und viele Jungs schwärmen von mir. Und es ist ja nicht so, dass meine Noten genauso schlecht sind. Nee, keine Sorge... Die sind relativ gut und im Durchschnitt... Manchmal sogar auch besser als der Durchschnitt." "Na gut okay... Die Noten sind ja gut. Wir wollen dir ja wirklich nichts Böses... Im Gegenteil, wir wollen dir helfen, und auch, dass du bald wieder zu uns kommen kannst... und dazu darfst du eben nicht durchrasseln." "Ja ja, ich weiß... Du, ich werd dann mal aufhören... Ich will Jannik noch anrufen. Bye Miriél, machs gut, und richt Luthien einen Gruß aus. "Ja, mach ich... Ciao Jun." Gleich nach dem Gespräch mit Miriél rief Jun dann ihren Freund an, um ihm das mit dem Orakel zu erzählen, aber der reagierte total genervt und erwiderte nur, was das für ein Blödsinn sei. Sowas gäbe es doch nicht, und wenn Juns Ur-Großmutter das in ihr Tagebuch geschrieben haben soll, dann wollte sie wohl auch nur mal nen kleinen Gag machen, oder es war eben ein verdammt blöder Zufall. Jannik legte dann total sauer auf und schaltete sein Handy auch aus, dass Jun ihn ja nicht erreichen konnte. Jun war wieder den Tränen nahe und verzog sich nur noch ins Schulgebäude. Dort räumte sie zuerst die Tagebücher auf, schnappte sich doch noch ein Foto von Jannik und setzte sich in den Aufenthaltsraum. Sie brauchte nicht lange, bis sie wirklich zu weinen anfing. Wieso reagierte ihr Freund auch auf einmal so dermaßen desinteressiert? Jun war mit ihren Gedanken so bei Jannik und dem Streit, dass sie nicht bemerkte, wie Chris, einer von Marc und Jean's Clique in den Raum kam und sich ihr durch deren Schluchzen veranlasst, näherte. Nur plötzlich wurde ihr von hinten eine Hand auf die Schulter gelegt, von der sie sich wahnsinnig erschrak und das Foto verlor. Es landete zum Pech von Jun direkt vor Chris' Füßen, und dieser hob es natürlich auf. Sofort wollte er dann wissen, wer der Junge da drauf war, konnte es sich dann aber doch selbst denken Jun wusste nicht wieso, aber trotzdem hatte sie das Bedürfnis den Streit mit Jannik Chris zu erzählen, als er sie fragte, was mit ihr los sei, wenn sie bei so einem schönen Wetter weinend hier in dem Aufenthaltsraum rumsaß. Also gingen Jun und Chris trotz des Verbotes, dass Mädchen nicht in die Zimmer der Jungen durften und andersrum, dann in Chris' Zimmer - bzw. auch das von Jean und Marc - und Jun erzählte Chris von dem Orakel und wie ihr Freund darauf reagierte. Jun merkte dann, dass es ihr, nachdem sie Chris alles erzählte, schon viel besser ging, und sie konnte nur hoffen, dass Chris jetzt nicht in der ganzen Schule rumposaunen würde, dass das beliebteste und begehrteste Mädchen schon einen Freund hätte, mit dem sie zurzeit aber Stress hatte. Wie wenn Chris Gedanken lesen könnte, versicherte er ihr, er würde es Jean, oder Marc, oder sonst wem nicht sagen. Und in dem Moment kamen die beiden auch... Chris und Jun starrten erschrocken auf die Türe, als die plötzlich aufgemacht wurde, und Chris' Mitbewohner reinkamen. Die aber schauten genauso überrascht, als sie Jun und Chris in ihrem Zimmer sahen. Bessergesagt waren sie eher über Jun so überrascht. Sofort fragten sie neugierig, was Jun hier machen würde, während Jun verlegen auf den Boden blickte. Chris erfand dann schnell eine Notlüge, von wegen sie wollten über die Chemie-Hausaufgaben reden, die Jun angeblich nicht verstand - normalerweise konnte sie Chemie ja, was sie sich selbst auch dachte, aber Hauptsache Marc und Jean würden nichts über Jannik erfahren... Noch nicht zumindest. Die beiden Jungs glaubten Chris diese "Notlüge" auch, und weil sie Jun auch nicht einfach so rausschmeißen wollten, unterhielten sich die vier noch, wobei Jun und Chris auch erfuhren, wieso Marc und Jean schon zurück wären: Jean's Ex hatte sie so genervt, bis sie vor der hierher geflüchtet waren. Irgendwann dann gegen Abend ging Jun wieder in ihr eigenes Zimmer, wo sie ihre Mitbewohnerinnen auch antraf. Rachel, Amelie und Jane hatten Jun auch nicht ganz vergessen, und hatten ihr aus der Stadt ein paar Knabbereien und die neueste Zeitschrift, die Jun gerne las, wenn sie genug Zeit hatte, mitgebracht. Jun war dennoch sichtlich froh, als die Mädels noch in den Aufenthaltsraum verschwanden, und sie allein sein konnte. Sie wollte ja nur ihre Ruhe und über Jannik nachdenken, wieso er vorhin so gereizt reagierte. Jun konnte Miriél auch nicht anrufen, um der zu erzählen, was passiert war, weil diese auf Partys unterwegs war. "Na klar, natürlich immer dann, wenn ich ihr was erzählen müsste...", beschwerte sich Jun schon leise. Dann besah sie sich noch einmal das Bild von ihrem Freund, wobei sie eine weitere Träne vergoss. Schnell steckte sie das Foto weg und versuchte zu schlafen, was ihr auch bald gelang. Eine ganze weitere Woche verging und an Juns Einstellung dem Internat gegenüber änderte sich rein gar nichts. Seit dem letzten Wochenende hatte sie mit Jannik auch noch Stress wegen einem ihrer Meinung nach unsinnigen Thema. Jannik meldete sich bei Jun jedoch die ganze Woche nicht, und angerufen werden konnte er auch nicht. Entweder er ging an sein Handy nicht ran, oder, wenn sie bei ihm zuhause anrief, war er nicht daheim, oder ließ sich gar von seinen Eltern verleugnen. Jun verstand Jannik einfach nicht, auch von Miriél erfuhr Jun auch nicht mehr. Jannik redete mit ihr über den Streit zwischen ihm und Jun leider nicht. Also zog sich Jun in der Woche sogar noch mehr zurück und redete mit ihren Mitbwohnerinnen auch kaum noch. Zwei Arbeiten, die ihre Klasse in der Woche schrieb, versaute Jun ebenfalls, sehr zur Verwunderung ihrer jeweiligen Lehrer. Selbst ihre Mitbewohnerinnen merkten, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Doch den Versuch mit ihr darüber zu reden, wies Jun anfangs ab, aber als die 3 Mädels nicht locker ließen, erzählte Jun ihnen, dass sie einen Freund, aber mit dem wegen einer Kleinigkeit Streit hatte. Die 3 Mädels waren zwar etwas sauer und zugleich enttäuscht, dass Jun ihnen davon nicht erzählte - schließlich waren sie ja alle in demselben Zimmer - aber dann konnten sie Jun doch verstehen, und ließen sie die nächste Zeit weitgehend in Ruhe. Somit verging eine weitere Woche und Jun hörte von Jannik nichts mehr. Einmal hatte sie zwar kurz mit ihm telefoniert, aber das Gespräch konnte man vergessen. Genau drei Wochen, nachdem aber der Streit angefangen hatte, schaffte es Jun dank Miriél mit Jannik zu reden. Die Vermittlung hatte dann zum Glück von Jun auch geholfen. Sie und Jannik sprachen sich in 2½ Stunden aus, und versöhnten sich wieder. Jun war die nächste Zeit wieder besser drauf, was man nicht zuletzt auch an ihren Noten merkte. Mittlerweile ließ Jun auch ihre 3 Mitbewohnerinnen mehr an ihrem Leben teilhaben, denn sie erzählte ihnen mehr über ihren Freund. Aber trotzdem hielt sie sich meistens immer noch zurück und blieb eher ruhig und an sich heran ließ sie erst recht kaum jemanden. Jun war jetzt schon knapp 8 Monate auf dem Internat und sie wurde immer beliebter, obwohl sie kaum auffiel. Ihre Beliebtheit kam aber eher von ihrer Schönheit, wie Rachel meinte. Schlecht sah Jun ja wirklich nicht aus. Manchmal wunderten sich Rachel, Amélie und Jane auch darüber, dass sie mit Jean und Marc kaum Kontakt hatte. Außer dem nötigsten schulischen hatten sie keine weiteren Gesprächsthemen und redeten somit auch nicht oft miteinander. Jun machte das jedoch zu dieser Zeit nicht mehr viel aus. Sicher war es schade, aber sie beschäftigte sich viel lieber mit den Tagebüchern ihrer Großmutter. Wie Jun aus diesen erfahren hatte, wusste ihre Ur-Großmutter Zoe ebenfalls schon von dem Familienorakel. Jun lernte durch Zoe auch ihren gesamten Stammbaum mütterlicherseits bis zu ihrer Urururur-Großmutter kennen. Als sie den auch Jannik erzählte, reagierte der auch etwas freundlicher und war überrascht über ihren Stammbaum. In diesem Moment bestätigte sich jedenfalls das, was Jun schon immer geahnt hatte: Es gab in ihrer Familie mehr Mysteriöses, als vielleicht normal war. Zugleich war es für sie Bestätigung, dass sie etwas Besonderes war und sie begann wirklich daran zu glauben, von Engeln abzustammen. In ihren Augen und Ohren klang dies mehr als kitschig, aber es gab ihr neue Kraft, ihr Leben im Internat auszuhalten, überhaupt so zu meistern, wie sie es sich wünschte. Kapitel 5 --------- Kapitel 5 Es war mal wieder so ein Tag, an dem Jun, bevor die Schule begann, in dem Tagebuch las. Sogar während ihren 7 Unterrichtsstunden konnte Jun an nichts anderes mehr als den Eintrag denken, den sie am Morgen noch gelesen hatte. In Sport bekam sie deswegen aber beinahe mit ihrem Lehrer Herr Bokensen Ärger, weil sie beim Geräteaufbau nicht richtig aufpasste. Bevor dann aber doch noch mehr passieren würde, hatte der sie schließlich auf ihr Zimmer geschickt. Wenn sie eh kaum bei der Sache wäre, sollte sie die sowieso bereits letzten beiden Stunden dort noch verbringen. Jun war dadurch dann mies gelaunt und anstatt weiter Tagebuch zu lesen, fing sie mit ihren Hausaufgaben an. Am Nachmittag kam dann aber auch noch die stellvertretende Direktorin Livag wieder in ihr Zimmer, um sie zum Sekrätariat zu bringen. Jun malte sich schon sonst was aus, wegen was sie nun Ärger bekommen würde. Aber als sie Miriél davor sah, konnte sie es kaum glauben und musste sich zuerst mal selbst kneifen. Miriél sagte ihr eigentlich immer, dass sie unter der Woche nicht hierher fahren könnte. Aber gefreut hatte Jun sich trotzdem ziemlich, und nach ihrer Begrüßung mit ner Umarmung fragte Jun gleich, was Miriél hier wollte: "Oh mann, Miriél! Mit dir hätte ich ja überhaupt nicht gerechnet. Was führt dich denn hierher?" "Luthien hat mich hergebracht. Die wartet jetzt auch unten im Auto und wird sich mit ihrem Freund noch bisschen vergnügen." "Na dann wollen wir die lieber mal nicht stören.", entgegnete Jun grinsend. "Und wieso bist du eigentlich hier?" "Ähm... Lass uns doch irgendwo raus gehen. Haben ja ein recht schönes Wetter." "Na gut, wenn du meinst." Also gingen die Mädels an Juns Lieblingsplatz am Bootssteg und unterhielten sich dort weiter: "Ist bei euch sonst alles klar, Miriél?", begann Jun schließlich dort wieder die Unterhaltung. "Na ja, wie man's nimmt... Und du? Bist immer noch so zurückhaltend?" "Ja, bin ich... Ich will endlich wieder weg hier." "Och Jun" Ist es wirklich so schlimm hier?" Jun seufzte und erwiderte: "Nein, aber ich vermiss euch! Dich und vor allem Jannik." Miriél schweig ein paar Minuten, bevor sie antwortete: "Wenn du grad Jannik erwähnst... Jun... Er... wie soll ich sagen...?" Jun blickte ihre Freundin mit großen und erschrockenen Augen an, als Miriél absetzte. Die atmete noch mal tief durch und sprach weiter: "Jannik hatte einen Unfall mit seinem Auto und liegt jetzt im nächsten Krankenhaus." Jun stockte der Atem und musste sich an Miriél festhalten, um nicht zusammen zu brechen. "Sag, dass das nicht wahr ist, Miriél! Jannik fährt doch immer sooo vorsichtig. Wie kann da ein Unfall passieren?!?" Miriél versuchte sofort ihre Freundin zu beruhigen. "Ich weiß... Aber du musst mir glauben. Ich wollte es selbst kaum wahrhaben." Jun schüttelte ihre Freundin Miriél und fragte nochmals: "Wie kann Jannik einen Unfall haben??? Er fährt doch so verdammt vorsichtig und hält sich an alle Geschwindigkeitsbegrenzungen und sonst was!" "Jun, bitte beruhig dich. Ich weiß nicht, was genau los war. Es ist noch ein anderer, ein LKW'-Fahrer beteiligt. "LKW-Fahrer??" Jun erschrak und hob ihre Hand vors Gesicht... "... Lebt Jannik noch? Ist er schwer verletzt?" "Ich weiß nicht, Jun. Ich war selbst noch nicht bei ihm." Jun schwieg nur noch und musste sich hinsetzen. Miriél nahm sie vorsichtig in die Arme und versuchte sie zu trösten. Keine von beiden sagte etwas. Doch irgendwann kamen Luthien und deren Freund, um nach ihnen zu schauen. Luthien versuchte Jun zusätzlich auch zu beruhigen und sprach ihr gut zu: "Ihn wird's schon nicht so erwischt haben. Jannik hält doch sonst eigentlich auch so viel aus." Jun erwiderte nur unter Tränen: "Ich hoffe es! Ich will ihn nicht verlieren! Nein... Ich will das nicht!!!" "Ganz ruhig, Jun! Komm, wir fahren zu ihm. Deshalb sind wir auch zuerst hierher gefahren. Deine Lehrerin hat uns schon erlaubt, dich mit ins Krankenhaus zu nehmen." "Okay... Müssen wir lange fahren?" Miriél und Luthien schüttelten ihre Köpfe und nachdem Jun ihre Jacke geholt hatte, machten sie sich auf den Weg zu Jannik ins Krankenhaus. Wenige Minuten später waren sie schon angekommen und erkundigten sich in der Eingangshalle nach Jannik. Als Jun erfuhr, er würde auf der Intensiv-Station liegen, bekam sie es mit der Angst zu tun. Vor dem richtigen Stationszimmer wurden sie allerdings von einem Arzt abgefangen, der sich anscheinend um Jannik kümmerte. Der fragte sich sofort, ob sie Verwandte von dem Patienten wären. Er gab dann aber vorerst nur Jun Infos über seinen Zustand. Deshalb bat er sie zuerst in ein Nebenzimmer, während ihre Freunde draußen warten sollten. Jun musste dann erst noch ein paar formelle Dinge unterschreiben, von wegen, dass das wirklich ihr Freund und wer die Eltern seien. Danach erklärte der Arzt dann endlich: "Also, um gleich zur Sache zu kommen: Der Zustand ihrer Freundes, also Herrn Sartens, ist immer noch nicht so stabil. Bei dem Unfall hat er 1. sehr viel Blut verloren und 2. einige schwerwiegendere Brüche. Sorgen macht mir vor allem sein Schädelbruch. Der sieht nicht so gut aus." Vorsichtig unterbrach Jun den Arzt: "Wird er... wird er trotzdem durchkommen?" "Ich kann Ihnen leider nichts versprechen. Wie gesagt, die äußere Verletzung ist nicht gut. Aber wir haben vorerst unser Möglichstes getan, um seinen Zustand zu stabilisieren. Bleibt jetzt nur noch abzuwarten, was die Röntgenaufnahmen meinen, ob er noch innere Verletzungen hat." Jun war den Tränen nahe und fragte dann: "Kann ich zu ihm?" "Ja, können sie. Aber seien Sie bitte vorsichtig mit den Verkabelungen. Ach ja, halten sie sich dann auch bitte noch für ein Gespräch mit der Polizei bereit. Die werden an Sie bestimmt auch noch Fragen haben" Jun nickte, nahm den Kittel, der ihr gereicht wurde, und ging dann zu Jannik in das Stationszimmer. Jun nahm sich dort einen Stuhl und setzte sich neben Jannik. Lange sah sie ihn an, in sein Gesicht, dass mit Pflastern und Schrammen und um seinen ganzen Kopf mit einem dicken Verband versehrt war. Wie er also so ruhig, fast leblos da lag, um und an ihm mit vielen Kabeln, die zu allen möglichen Geräten verliefen, die ihn wohl so gut's ging am Leben hielten, ließ Jun sich noch mal ihre ganze Beziehung durch den Kopf gehen. Sie konnte und wollte ihren Freund nicht verlieren, jetzt, wo sie wusste, dass sie zusammengehörten. Sie nahm vorsichtig seine Hand und drückte sie fest an sich. Dann legte sie sich auf ihre Arme und begann zu weinen. Einige Minuten später kam der Arzt herein und versuchte sie zu beruhigen. Die Polizisten würden auch schon warten. Also ging Jun aus der Intensiv-Station mit denen in die Eingangshalle und wurde dort um Infos zu ihrem Freund gebeten. "Keine Sorge, wir vermuten nicht, dass Herr Sarten den Unfall selbst verursacht hat. Das gehört zur reinen Routine." Jun verstand nicht richtig und hakte noch mal nach: "Also ist Jannik jetzt Schuld an dem Unfall, oder nicht?" Der ältere von den beiden antwortete ihr gleich: "Nein, es sieht nicht so aus. Kannst du also beruhigt sein." "Oh ja, das bin ich jetzt schon." "Gut, einige Fragen haben wir aber dann trotzdem schon noch. Weißt du vielleicht, wohin er wollte?" "Nein, nicht wirklich. Aber ich denk zu mir, wenn er schon in der Nähe meines Internats im Krankenhaus ist." "Klingt plausibel. Und warum wollte er zu dir? Hattet ihr vielleicht Streit, den er wieder klarstellen wollte?" "Nein!", antwortete Jun sofort bestimmt und erinnerte sich wieder an den Streit, den sie mit Jannik vor wenigen Wochen hatte. "Der letzte Streit ist schon wieder beigelegt und wir haben die letzten paar Wochen ziemlich guten Kontakt gehalten. Er wollte mich wahrscheinlich nur mal so überraschen... Sehen uns ja auch schon so..." In diesem Moment stürmten an dem Zimmer, in dem sie mit der Polizei saß, einige Schwestern Richtung Intensiv. Jun, wie wenn sie wüsste, wo die hinwollten, sprang auch auf und den Ärzten hinterher. Als sie vor dem Zimmer ihres Freundes ankam, merkte sie schon, dass etwas nicht stimmte, denn auch Miriél und Luthien standen davor und blickten aufgelöst in das Zimmer. Jun wollte auch etwas sehen, aber da wurde die Tür zugemacht und die 3 Mädels gebeten zu warten. Nach einer für Jun endlos vorkommenden Zeit, kam der Arzt wieder heraus und bat Jun zu sich heran. Diese fragte dann völlig erblasst, was los gewesen sei. "Sie können sich wieder beruhigen. Ihr Freund ist ein wenig zu sich gekommen, zwar ist er noch sehr schwach, aber Sie können zu ihm rein." Jun stieß einen erleichterten Seufzer aus und ging sofort zu Jannik, nachdem sie sich wieder einen Kittel angezogen hatte. Schon in der Tür lächelte Jannik sie gequält an und versuchte ein "Hey" zu sagen. Jun trat zu ihm, nahm wieder seine Hand und lächelte ihn froh an. "Was machst du mir denn für Sachen, Schatz?! Unser nächstes Treffen hatte ich mir anders vorgestellt." "Ich mir auch... Aber ich... wollte unbedingt zu dir." "Warum denn? Nicht, dass ich mich nicht gefreut hätte, aber könntest doch vorhin Bescheid sagen." "Tut mir leid... Aber ich konnte es nicht...", gab Jannik angestrengt zurück. "Hey, streng dich nicht so an... Ist nicht gut. Aber sag mal, was ist los, dass du unbedingt zu mir wolltest?", fragte Jun, während sie wieder einen Stuhl holte und sich neben Jannik setzte. "Ich... na ja... Süße, ich hab nen großen Fehler gemacht... Ich könnte mich dafür ohrfeigen." "Was hast denn gemacht???" Jannik setzte sich etwas auf, und blickte dann Jun tief in die Augen. "Ich... mann.. ich weiß einfach nicht, wie ich dir das sagen soll." "Sag einfach, komm schon! Sonst können wir doch auch über alles reden." "Ja, ich weiß... Also gut... Du kennst doch Lilia, ein Mädchen aus ner Klasse über dir...?" "Ja, kenn ich..." "Die hab ich vor ein paar Wochen auf der Party von meinem Kumpel Tide getroffen..." "Tide? Seit wann kennt der Lilia den??" "Ich weiß es nicht... Auf jeden Fall haben wir alle viel getrunken... Und ich... und Lilia haben so ziemlich den ganzen Abend verbracht..." "... Was soll das heißen??" "Ich weiß nicht mehr, was wir genau gemacht haben... Aber Lilia muss sich darauf was eingebildet haben, und weil ja meine Freundin... du... weit weg bist, kann die mich ja anmachen... Auch noch nach Tide's Party... Ich weiß nicht, was mich da geritten hat, aber ich Vollidiot hab mich auch noch darauf eingelassen..." Jun ließ Janniks Hand los, sah ihren Freund enttäuscht an, und stand wieder kurz vorm Weinen. "Da war also mehr zwischen euch??" "Ja, es tut mir so leid! Ich weiß nicht, was mich dazu gebracht hat. Ich liebe dich doch wirklich, und für Lilia hab ich nie irgendwas empfunden. Bevor die mit mir ins Bett steigen wollte, hab ich ja noch rechtzeitig alles gecheckt und sie in den Wind geschossen..." "Ich weiß nicht mehr, was ich sagen soll... Jannik." "Ich weiß, ich hab dich jetzt ganz schön verletzt, aber genau deshalb, weil ich dir alles erzählen wollte, war ich auf dem Weg zu dir..." "Wirklich?" "Wenn ich's doch sag... Bitte, Jun! Verzeih mir. Ich liebe dich!" "Ihr habt nur längere Zeit rumgeknutscht? Und sonst war da nix?" "Ja... Wirklich!" Jun seufzte und erwiderte dann: "Na ja, dann lass uns das vergessen... Aber versprich mir, dass du mir nie wieder fremdgehst, okay?" "Ja..." Jun beugte sich vorsichtig über Jannik und küsste ihn sanft, bevor sie ihm leise zuflüsterte: "Ich liebe dich, Jannik! Und bin froh, dass du mir das erzählt hast." Jannik nickte und drückte Juns Hand, die seine mittlerweile wieder genommen hatte. Jun legte ihren Kopf dann an seine Brust und schloss die Augen. Sie merkte nicht, dass Janniks Griff einige Zeit später nachließ. Erst als der Arzt sie etwas grob aufriss, hörte sie den langen anhaltenden Ton, und sah mehrere Ärzte, die über Jannik gebeugt waren. Sie wurde rausgebracht und gleich danach die Vorhänge in dem Zimmer zugemacht. Jun lief unruhig auf dem Gang hin und her und fragte immer wieder, was mit ihrem Freund los sei. Sie war total in Panik versetzt. Umso mehr erschrak sie, als der behandelnde Arzt mit einem Blick in den Augen, den Jun wohl niemals wieder vergessen könnte, aus der Station trat und sofort Jun bat mit in das nebengelegene Zimmer zu kommen. Genau so hatte damals ein anderer Arzt geblickt, nach dem Unfall mit ihrer Mutter... Jun wollte gar nicht erst an das Schlimmste denken... Und doch konnte sie sich nicht dagegen wehren. Keine Sünde bleibt ungesühnt. Diese Worte hatte sie bereits im Tagebuch ihrer Großmutter gelesen. Sie wusste nicht, wie sie jetzt darauf kam, und doch wusste sie, dass an diesem schlichten Satz wohl etwas Wahres dran sein müsste. Instinktiv wusste sie bereits, was der Arzt sagen würde. Die nachfolgenden Sätze nahm sie daher nur noch wie in Trance war: "Setzen Sie sich bitte lieber." Und als Jun sich in den Sessel gegenüber dem Schreibtisch saß, fuhr der Arzt sofort weiter: "Wie soll ich anfangen... Mist... Nun ja, es tut uns leid... Wir haben alles mögliche versucht. Ihr Freund hat es aber leider nicht geschafft." Jun starrte den Mann entgeistert an: "Nein! Sagen Sie, dass das nicht wahr ist!" Sie sprang auf und schrie fast schon: "Sagen Sie es!!! Jannik stirbt doch nicht einfach so. Nein! Das glaub ich nicht! Er hat doch noch mit mir gescprochen." Dann rannte sie geradewegs in Janniks Zimmer, ohne Miriél und Luthien davor auch nur eines Blickes zu würdigen, als sie an ihnen vorbeikam. Sie trat langsam an Janniks Bett heran und erblickte gleich den leblosen Körper ihres Freundes. Der Arzt hatte doch Recht: Jannik war tot! Sie setzte sich auf die Bettkante und blickte ihn lange Zeit schweigend an. Dann brach sie in Tränen aus und ließ sich über Janniks Körper fallen, an den sie sich gleich fest klammerte. Es vergingen einige Minuten, bis Miriél und Luthien in Janniks Zimmer kamen und versuchten Jun zu beruhigen. Das gelang ihnen aber nicht so recht. Jun wurde deshalb in ein anderes Zimmer gebracht und bekam dort eine starke Beruhigungstablette. Sie war völlig fertig und kurz vorm Zusammenbrechen. Als sie aber die Tablette bekommen hatte, schlief sie kurze Zeit später sofort völlig entkräftet ein. Aber auch Miriél und Luthien konnten nicht glauben, dass Jannik tot sein sollte, vor allem Miriél nicht. Sie war genauso verstört. Sie lag auf dem Bett neben Jun und starrte wortlos die Decke an. Luthien, die noch am ehesten bei vollem Bewusstsein war, rief auf Bitten des Arztes zuerst ihre Eltern an und dann Juns Internat, um denen zu erzählen, was geschehen war. Nachdem sie das erledigt hatte, ging sie zurück zu den beiden anderen Mädels und versuchte ihre Schwester auch etwas zu beruhigen. Kapitel 6 --------- Kapitel 6 Am späten Abend wachte Jun langsam wieder in dem Krankenzimmer auf, und wusste zunächst gar nicht, wo sie war. Erst als eine Krankenschwester sie fragte, wie sie sich fühlte, fiel ihr alles wieder ein. Sie konnte und wollte es immer noch nicht wahrhaben, dass ihr Freund nicht mehr lebte. Demnach beantwortete sie die Frage der Schwester kurz und knapp und drehte sich zur Seite um ihre Tränen zu verstecken. Die Schwester ging leise aus dem Zimmer, um dem Arzt zu sagen, dass Jun wieder auf wäre. Der sprach dann auch sofort mit der Internatsdirektorin und dem Vertrauenslehrer Bokensen, wobei sich der Bokensen eher zurückhielt. "Mrs. Livag? Mr Bokensen? Jun ist mittlerweile auf, aber ich denke nicht, dass sie irgendjemanden sehen will. Die Beruhigungstablette hat zwar über den ersten Schock hinweg geholfen, aber jetzt muss sie eben versuchen, mit dem ersten Gedanken klarzukommen." "Die Ärmste, Sie tut mir so leid. Hatten die beiden ein enges Verhältnis zueinander?", fragte die Direktorin. "Oh ja, so wie ich mitbekommen habe. Sie scheint mit ihm zusammen gewesen zu sein." "Oh je. Ist ja noch schlimmer! Können wir sie denn mit ins Internat nehmen?" "Ja, aber auf jeden Fall sollte sie zunächst nicht im Unterricht mitmachen und auch von ihren Mitschülern sollte sie am besten in Ruhe gelassen werden und auf keinen Fall sollten ihr Gespräche aufgezwungen werden. Sie als ihr Vertrauenslehrer, Mr. Bokensen, sollten sich natürlich schon immer bereit für ein Gespräch mit ihr bereit. halten." "Ja, ist natürlich klar." "Okay, gut. Dann können Sie schon wieder mit ihr zurück ins Internat gehen. Ich verschreibe ihr aber zur Sicherheit noch diese Beruhigungstabletten." So gingen die beiden Lehrer zu Jun in das Krankenzimmer, während der Arzt eine Packung Beruhigungstabletten für Jun holte. Wenige Minuten später saß Jun wie hypnotisiert auf der Rückbank des Wagens und starrte aus dem Fenster hinaus. Man bekam aber nicht den Eindruck, als ob sie die Landschaft beobachten würde. Ihr Blick war regelrecht leer, aber glasig von den vielen Tränen, den Tränenströmen die ohne irgendwelche Laute ihre Wangen herunter liefen. Einige Tage später ging es Jun noch genauso schlecht. Sie blickte apathisch in der Gegend herum, lag auf ihrem Bett in ihrem Zimmer und zu Gesprächen mit ihren Mitbewohnern, den Vertrauenslehrern oder gar ihrer Freundin Miriél war sie nicht bereit. Manche machten sich schon richtige Sorgen um sie, weil man sie kaum noch zu Gesicht bekam, nicht einmal zu den Essenszeiten. Es kam auch immer öfter vor, dass sie den ganzen Tag auf ihrem Zimmer oder am See verbrachte. Das einzige was sie in der Zeit noch in den Magen bekam waren die Beruhigungstabletten, von denen sie täglich gut 5 Stück nahm und das Glas Wasser dazu. Es war wieder mal so ein Tag, an dem sie ihre gesamte Umgebung vergaß. Nach den Unterrichtsstunden versuchten Jean und Marc mit ihr mal zu reden, um ihr ein paar Arbeitsblätter zu geben. Aber das endete nur in einem lautstarken Anschreien von Jun. Am Nachmittag saßen die beiden Jungs dann zusammen am See und beobachteten aus der Ferne Jun, die die Beine angezogen und ihren Kopf darauf legend wie immer interesselos auf das Wasser blickte. "Ich würd ihr gerne helfen. Sie tut mir echt so wahnsinnig leid.", gab Jean leise zu. "Na toll... Sie lässt ja niemanden an sich heran. Was genau ist denn da vor den 2 Wochen passiert? Mittlerweile dürfte sie doch wieder ansprechbar sein." "Ist sie aber wohl nicht..." "Dann soll sie mir doch egal sein. Sicher, sie ist eigentlich ein nettes Girl, aber mehr als Hilfe anbieten kann man auch nicht." "Mensch Marc! Guck sie doch mal an! Ich weiß zwar nicht, was du siehst, aber ich seh da ein kleines, sonst wirklich hübsches Mädchen, das zurzeit aber leider nur einem Häufchen Elend gleich sieht, aber trotzdem unbedingt Hilfe braucht. Sag bloß du merkst nicht auch, dass immer weniger an ihr dran ist." "Doch, ich sehs schon! Aber wenn du ihr unbedingt helfen willst, dann gib mir mal nen Tipp wie. Sie lässt ja niemanden an sich ran." "Ich weiß auch nichts. Oh mann... Meinst du die Livag sagt uns mal, was mit ihr los ist?" "Was soll mit wem los sein?", fragte plötzlich eine Stimme hinter den Jungs. Jean und Marc drehten sich beide gleich um und erkannten Rachel und Jane hinter ihnen. "Oh, Rachel, Jane! Wir machen uns Gedanken über Jun. Guckt mal da rüber. Ihr geht's von Tag zu Tag mieser." Rachel setzte sich neben die beiden Jungs und schaute in die Richtung, in die Jean ihr wies. "Ich weiß. Aber die Livag erzählt uns auch nicht mehr. Deshalb wollten wir ja zu euch kommen. Ihr seid doch Schülersprecher. Habt ihr nicht ne Idee, wie wir ihr helfen können?" Beide Jungs schüttelten bekümmert ihre Köpfe. "Nein... Wir wollten ihr heut nur paar Arbeitsblätter geben, die wir so bekommen haben, aber... Shit, was hat sie jetzt?? Schnell, guckt mal... Die geht ja ab..." Die beiden Mädels und Jungs sprangen auf und rannten sofort zu ihr. Jun suchte aufgelöst nach ihren Tabletten, die sie gerade wieder nehmen wollte, aber weil sie so zitterte, sofort wieder verlor. Marc packte sie von hinten und versuchte sie zu beruhigen, aber Jun wurde vollkommen hysterisch und biss ihn fest in seine Hand, wobei ihr Fläschchen mit den Tabletten hinunter ins Wasser fiel. Aufgebracht schrie sie laut wilde Beschimpfungen an Marc und die anderen hin. Dann versuchte Jean sie zu fassen und zu beruhigen. Jean hatte sie fester im Griff und so wurde aus ihrem Gekreische ein hysterisches Schluchzen und Weinen. Sie sackte dann runter auf den Boden und während Jean sie immer noch fest hielt und an sich drückte, wurde sie langsam wieder ruhiger. Jean merkte das auch und ließ Jun langsam los, in der Angst, sie würde gleich wieder um sich schlagen. Aber dem war nicht so. Sie kippte eher um und Jean nahm sie dann vorsichtig fest in den Arm. Dann merkte er auch, dass ihr hysterisches Weinen zu einem ganz normalen wurde und flüsterte ihr leise zu: "Ganz ruhig, Jun. Shhhhhh... Alles wird wieder gut. Du bist nicht alleine." Da kamen dann auch 2 Lehrer, die sich sofort erkundigten, was mit Jun losgewesen ist. Marc erklärte dann sofort: "Jun ist völlig ausgeflippt, weil sie ihre Tabletten nicht nehmen konnte. Aber Jean hat sie mittlerweile wieder beruhigt." Der eine Lehrer, Bokensen, nickte ihm zu und trat dann an Jun heran. Er versuchte sie Jean abzunehmen, aber Jun begann schon wieder um sich zu schlagen. "Lassen sie mal, Herr Bokensen. Soll ich sie ins Krankenzimmer bringen?" "Na, dich scheint sie ja anscheinend eher an sich heranzulassen. Ja, dann bring sie mal rauf ins Krankenzimmer." Gesagt, getan. Jean nahm Jun auf den Arm und trug sie dann ins Krankenzimmer. Während ihr dann eine Beruhigungsspritze gegeben wurde, wegen der sie auch kurze Zeit später einschlief, saßen Marc und Jean und Rachel, Lynette und Amelie im Büro von der Livag und forderten endlich zu erfahren, was mit Jun los wäre, dass sie so hysterisch werden würde und fast schon ein "menschliches Wrack", wie die Gruppe sie schon nannte, wäre. "Also gut... Ich denke jetzt ist man euch auf jeden Fall ne Erklärung schuldig. Dass es Jun so mies geht, konnte ja niemand ahnen. Aber bitte, es muss jetzt nicht in der ganzen Schule rumgehen, was mit ihr ist, ja? Sie hat es so schon schwer genug." Wie im Chor versprachen die fünf, dass sie nichts sagen werden, bevor die Direktorin weiterfuhr: "Vor 2 Wochen ist ja die beste Freundin von ihr mit ihrer Schwester gekommen, um Jun mit ins Krankenhaus in den nächsten Ort zu nehmen, weil ein weiterer Freund von ihnen einen Autounfall auf dem Weg zu Jun hatte. Dieser junge Mann, der übrigens Jannik heißt, ist aber nicht nur so ein ziemlich guter Freund, Bekannter, von ihr, sondern Juns Freund, Partner-Freund, wenn ihr versteht was ich meine. Bei dem Unfall hatte er ziemlich starke innere Kopfverletzungen, denen er wenig später im Krankenhaus sogar erlag. Jun hatte zwar natürlich noch die Gelegenheit mit Jannik zu sprechen, aber weil dieser Jannik ihr so nahe stand, nimmt es sie ziemlich mit, dass er nun tot sein soll. Aber dass es gleich so schlimm ist, wussten wir ja auch nicht." Die Reaktion ihrer Zuhörer waren alle dieselbe: Sie blickten sich wortlos und machten sich zum Teil Vorwürfe, was sie über Jun gesagt hatten. "Oh mann... Und ich hab noch gesagt, die soll mal nicht so nen Aufstand machen...", bemerkte Marc zuerst. "Du konntest ja nichts dafür, Marc! Hast ja wie die anderen auch nicht gewusst, was mit ihr los ist.", beruhigte ihn die Direktorin und nahm ihm die Schuldzuweisung. "Ja schon... Aber trotzdem." "Ich denke sie würde es dir verzeihen können. Bei dir muss ich mich übrigens bedanken, Jean. Du hast sie vorhin am Bootssteg ja wieder sehr gut unter Kontrolle gebracht." Jean winkte nur ab. "Kein Problem! So wie sie drauf war, musste man ja einfach was tun, und sie tat mir auch schon so leid." "Okay, ich denke das hat mal wieder gezeigt, was für ein guter Schülersprecher du bist. Aber jetzt, ich will euch ja nicht rauswerfen, aber ich müsste mit dem Krankenhaus noch reden, was wir mit Jun machen sollen. Noch mal können wir es uns nicht leistet, dass sie so nen Anfall bekommt." "Ja, ist gut. Auf wiedersehen." Dann gingen die 5 aus dem Büro und trennten sich gleich davor. Die Mädels gingen in ihr Zimmer, und die Jungs in den Aufenthaltsraum. "Also wenn ich's nicht besser wüsste, würde ich sagen, da steckt doch mehr dahinter, dass du Jun so beruhigen konntest neulich und auch nicht gleich aufgegeben hast, stimmt's Jean?", fragte Marc ihn einige Tage später, als sie wieder in dem Aufenthaltsraum saßen. "Hey ey! Auf was für Ideen kommst du hier denn?" "Na ich mein ja nur. Wenn du ihr was zuflüsterst, solltest halt aufpassen, dass es wir anderen nicht auch mitbekommen." "Ich hab ihr nur geholfen. Du weißt ja selber wie mies es ihr da ging und dass sie fast vor nem Nervenzusammenbruch stand. Soll man die da einfach sich selber überlassen?" "Oh oh! Gib's doch zu, du hast dich in das Mädel verknallt." "Denk was du willst! Ich weiß auf jeden Fall, dass Jun eine gute Freundin ist und auch ziemlich nett, aber verknallt bin ich in Jun nicht und werd ich auch nicht so schnell. Wenn sie Hilfe braucht, oder jemanden zum zuhören, dann kann sie gerne zu mir kommen. Das hab ich ihr auch gesagt am nächsten Tag." Dieses letzte Geständnis hätte Jean lieber nicht so laut sagen sollen, denn gerade in dem Moment wollte Jun in den Aufenthaltsraum, und bekam somit alles mit. In Tränen aufgelöst rannte sie wieder zurück in ihr Zimmer und weinte in ihr Kissen hinein. Auch wenn sie es sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau wusste, oder sich gar Gedanken darüber machte, dass sie mehr für Jean emfpand. Sie spürte nur, dass das, was Jean zuvor gesagt hatte, sie verletzte. Die nächste Zeit mied sie Jean deshalb sehr, zwar bedankte sie sich noch bei ihm für seine Hilfe, aber sonst wich sie ihm gegenüber immer aus. Sie hielt sich sowieso wieder weiter zurück, weil sie die ganze Zeit an Jannik, ihren Freund denken musste. Selbst ihre Zimmer-Mitbewohnerinnen kamen nicht mehr an sie heran. Sie fragten oft, was mit ihr los sei, aber als Antwort erhielten sie meistens immer dasselbe: Nichts ist! Und wenn, dann will ich darüber nicht reden. Jun konnte schließlich erst 3 Monate nach dem Tod ihres Freundes wieder zum Unterricht gehen und sich auch gut darauf konzentrieren. Sie hatte es natürlich schon früher versucht, im Unterricht aufzupassen und danach ihre Hausaufgaben zu machen, aber da war sie erst recht so mit den Nerven am Ende, dass man sie meistens versuchte zu schonen. Jetzt war sie aber größtenteils damit fertig geworden und konnte sich wieder auf schulisches konzentrieren. Der Einstieg für sie war allerdings ziemlich schwer, weil sie den in diesen 3 Monaten durchgenommenen Stoff nicht sofort auf Anhieb verstand. Sehr selten ließ sie sich dabei helfen und sich was erklären. Eines hatte sie aber in den letzten 3 Monaten auch erkannt: Irgendwo schlugen in ihr doch paar Gefühle für den größten Mädchenschwarm des Internats: Jean. Wann immer es möglich war, ließ sie sich nun doch von ihm helfen, wobei sie auch immer gleich ihre Chance darin sah, einen Flirt mit ihm zu starten. Es kam aber auch nicht selten vor, dass sie sich von Marc helfen ließ und den über Jean ausquetschte. Jun wollte ja alles über Jean wissen. Sie wusste selbst nicht, wieso sie sich so hingezogen fühlte zu ihm. Letztendlich schrieb sie dies aber allein der Tatsache zu, dass er sich für sie interessierte, wie es ihr ging. Er war gut für sie, in seiner Nähe fühlte sie sich wohl und konnte ihren früheren Freund zwar nicht vergessen, aber kam zumindest damit klar. Sie wusste noch nicht, dass dabei wieder höhere Mächte wirkten. Heute war wieder mal so ein Tag, an dem sie sich nicht unter Kontrolle hielt und während dem ganzen Unterricht zu Jean blickte und ihn beobachtete. Was ihr Englischlehrer über die amerikanische Geschichte, vor allem über die berühmten Bauwerke in der Hauptstadt erzählte, ging ihr hinten vorbei. Für sie zählte in dieser Stunde wieder mal nur Jean. "... So, I ask you, when did the construction of the most famous building of our country start? And how do we call it? We had it in the last class. Could you give me the answer... Jun?" Jun wurde durch diesen Aufruf brutal aus ihren Gedanken gerissen und alle Augen, selbst die von Jean, richteten sich auf sie, wodurch sie auf einen Schlag knallrot wurde. Jetzt noch eine Antwort abgeben, die sowieso die falsche sein würde, konnte sie sich jetzt ersparen. Den Rest der Stunde über versteckte sie sich hinter ihrem Englischbuch und wünschte nur noch sehnlichst das Ende der Stunde, und den auch damit folgenden Schluss des gesamten Unterrichts dieses Tages. Als es dann endlich klingelte, packte sie schleunigst ihre Sachen zusammen, und verschwand dann gleich in ihrem Zimmer. Währenddessen trafen sich ihre Mitbewohnerinnen noch in dem Aufenthaltsraum, in den auch später die Clique von Jean und Marc kam. Die einzige, die noch halbwegs Jun verstehen konnte, war Rachel und teilte ihren Verdacht auch ihren Freundinnen mit: "Hey Mädels... Ich hab da schon so ne Ahnung, was mit Jun ist... Ihr ganzes verträumtes Verhalten deutet nur noch darauf hin, dass unsere Jun verliebt ist." Überrascht wurde sie von allen Seiten angeblickt, als sie absetzte und schmunzelte, bevor sie fortfuhr: "Und ich denke, ich weiß auch in wen... In Jean!" "Damit könntest du recht haben... Es deutet ja so ziemlich alles darauf hin und genug Kontakt hat sie ja zu ihm.", gab Jane nachdenklich dazu. "Eben! Aber ich glaub auch, dass Jun bei Jean keine Chance hat, wie jede von uns Mädels hier... Nachdem er jetzt die 5 Monate mit Lauren zusammen war, legt er keinen großen Wert mehr auf ne Neue." Und so redeten die 3 Mädels noch weiter über Jun und ihren wahrscheinlich heimlichen Schwarm Jean. Und irgendwann beschlossen sie auch, Jun etwas zu helfen, um Jeans Herz zu erobern. "Eigentlich würde ich Jean ja selber für mich haben wollen, aber ich hab da noch weniger Chancen als Jun..." "Tja, Jane... So isser halt... Aber was wollen wir sonst mit Jean machen?" "Was ist mit Jean???", ertönte plötzlich eine ihnen vertraute Stimme vom Nebentisch: Marc hatte wohl ihr Gespräch mitbekommen. Wie ertappt blickten sich die Mädchen mit hochroten Gesichtern um und stammelten: "Ähm... Nix nix Marc... Ist nicht wichtig." Der aber stand auf, nahm einen Stuhl und setze sich an den Tisch der 3 Mädchen. "Ihr seht aber nicht so aus... Also los, nun sagt mal, was ihr wieder mit Jean habt... Der ist ja, wie ihr seht, eben weggegangen." Rachel und Jane sahen sich schweigend an, während Amelie langsam begann: "Ähm... Ja.. Also, Jean hat dir ja bestimmt erzählt, was heut bei uns in Englisch los war, oder?" Stirnrunzelnd antwortete Marc: "Ja, hat er... Seit wann träumt denn Jun schon wieder so während dem Unterricht? Sie ist doch eigentlich bekannt dafür, dass sie am besten aufpasst. Ich dachte sie könnte dem Unterrichtsgeschehen jetzt schon wieder relativ gut folgen?" "Tja, kann sie ja eigentlich auch wieder, einigermaßen zumindest... Und genau deshalb fragten wir uns auch, was sie hat... Bis wir eben zu einer Erkenntnis kamen, das heißt Rachel kam eher darauf." Als Marc Rachel dann anschaute, nahm sie das Wort und erwiderte: "Ja... Aber, Marc, wehe du sagst Jean was davon, oder sprichst gar Jun darauf an... Es ist nur eine Vermutung bis jetzt." "Ja, okay... Ich versprechs euch... Ich schweige wie ein Grab." "Danke... Also, ich glaube, Jun hat sich in Jean verliebt, aber der legt nicht gerade großen Wert drauf, eine neue Freundin zu bekommen. Lauren als seine letzte reicht ihm zurzeit vollkommen, stimmts?" Marc schmunzelte und antwortete: "Ihr Mädels kommt ja echt auf alles Mögliche... Aber ich muss zugeben... Seit Jun ihren Zusammenbruch unten am See hatte und Jean sie so beruhigt hatte und ihr geholfen hat, denke ich auch, dass bei Jean mehr ist... Jun allerdings hab ich schon länger angemerkt, dass sie was von unserem lieben Jean will... Ihr wisst ja, dass ich ihr auch oft helfe, und da fragt sie mich meistens immer irgendwas über ihn..." "Na dann brauchen die beiden nur nen kleinen Anstoß und der Rest geht dann von alleine.", grinste Jane. "Ganz so einfach ist es nicht... Ich hab Jean mal darauf angesprochen, ob er was von Jun will, und da hat er das heftig abgewehrt und mir gesagt, er will überhaupt nichts von Jun. Sie ist eine gute Freundin für ihn und mehr nicht." Rachel stand auf und überlegte ein paar Minuten... "Wie gut seit ihr Jungs eigentlich darin, jemanden zu verkuppeln, Marc?" "Wenn's sein muss, klappt das auch bei uns mal. Wieso? Hast du jetzt vor, die beiden zu verkuppeln?" "Ja, hab ich! Und ich denke zu viert werden wir das auch schaffen... Hoff ich zumindest." Gesagt, getan. Ab diesem Tag dann versuchten sie Jun mit Jean zu verkuppeln... Aber dabei waren sie nicht erfolgreich... Jean wollte anscheinend wirklich nichts von Jun, oder sich gar verkuppeln lassen, oder - was die Mädels dachten - hatte nicht den Mut dazu, zu seinen Gefühlen zu stehen. Jun wollte dafür von ihm umso mehr... Dadurch, dass sie keine Chance bei Jean hatte, zog sie sich wieder mehr zurück und weinte meistens die ganze Nacht durch. Dann kam alles anders. Ihre Klasse bekam einige Tage frei und die Schule gab den Schülern auch viele Möglichkeiten, die Tage ohne Langeweile zu überstehen. Jun hatte sich in eine Liste eingetragen, in der nicht viele waren. Jun war zwar seit Jahren nicht mehr geritten, aber dafür, um ihn Ruhe die 3 Tage verbringen könnte, wollte sie es gerne wieder anfangen. Als die Gruppe, in der zu Juns Verwunderung auch Jean war, dann in den Reitstall kam, hatte es Jun gleich eine rundum weiße reinrassige Stute angetan. Norival war ihr Name. Jun nahm dann auch Norival für diese 3 Tage. Jean indessen wählte für sich ein völlig schwarzes Pferd aus. Nachdem Jun sich am zweiten freien Tag ihre Reiterausrüstung angezogen hatte, stieg sie auf ihr Pferd und ritt gleich los. Anfangs blieb sie noch mit ihrer Gruppe zusammen, dann allerdings trennte sie sich in einem kleinen Waldstück von dieser und ritt im Galopp weiter am Waldrand entlang. Sie merkte nicht, dass Jean hinter ihr herritt, zu diesem Zeitpunkt zumindest nicht. Kurze Zeit später allerdings ritt sie über freies Gelände zu einem gegenüberliegenden Wald. Da merkte sie dann auch ihren Verfolger. Sie schrie zurück, er solle sie in Ruhe lassen und trieb ihre Stute immer schneller an. Jean machte sich schon Sorgen um Jun und versuchte mit ihr mitzuhalten, was ihm notdürftig auch gelang. An einem Steinrutsch, der tief hinunter führte, aber scheute Norival plötzlich und Jun wurde abgeworfen. Sie fiel zuerst rücklings auf einen Stein, wodurch sie ihren Helm verlor und rutschte dann den Hang weiter hinunter. Jean beobachtete zuerst geschockt ihren Unfall, sprang von seinem Pferd und versuchte Jun sofort zu helfen. Von oben konnte er ihre Hand nicht erreichen und deshalb rutschte er vorsichtig neben Jun, um so mit ihr ganz runter zu kommen. An einem losen Stein, an dem Jun sich festhalten wollte, glitt sie aber ab und rutschte das letzte Stück runter auf den Boden, wieder mit ihrem Kopf auf einen Stein. Jean, in dem mittlerweile auch schon Panik aufstieg, sprang das Stück zu Jun runter auf den Boden und stürzte gleich neben Jun. Dass er sich seinen Knöchel verstauchte, machte ihm recht wenig aus, er wollte jetzt nur noch Jun helfen. Er kniete sich sofort neben sie, nahm ihren Kopf vorsichtig auf seinen Schoß und stellte erleichtert fest, dass sie keine Kopfverletzung hatte, außer ein paar kleinen Schrammen. Allerdings war sie bewusstlos geworden. Jean versuchte sie mit Zureden wieder aufzuwecken, was ihm auch gleich gelang. "Oh mann, Jun... Alles okay? Tut dir was weh?" Jun schüttelte ihren Kopf und richtete sich langsam mit Jeans Hilfe wieder auf. "Du machst mir echt Sachen, Jun. Wieso wolltest du denn vor mir weglaufen?" "Ich weiß es nicht... Vielleicht, weil ich einfach keine Lust hatte, mit dir zu reden... Nachdem du mich in letzter Zeit schon so ignorierst." "Hey, ich ignorier dich doch nicht..." Dann folgten ein paar Minuten Stille. Das einzige, was zu hören war, war das Schnauben der beiden Pferde, die hoch über ihnen ab Abhang standen. Jean blickte dann in Juns klare blaue Augen, und fragte leise: "Jun...? Stimmt es, dass du dich in mich verliebt hast?" An ihrem Rotwerden und ihrem nachfolgendem Schweigen, konnte er sich die Antwort dann schon denken... Daher nahm er Jun etwas zurückhaltend in die Arme und drückte sie an sich. Jun erwiderte seine Umarmung und schloss glücklich ihre Augen. Nachdem sie einige Minuten so dran saßen, bemerkte Jean mit einem Lächeln: "Jetzt durfte ich dir schon wieder helfen... Dass uns das nicht zur Gewohnheit wird, gell?" "Na ja, aber man wird doch gern von so einem süßen Typen gerettet.", grinste Jun ihn an. Jean erwiderte Juns Grinsen und beugte sich dann plötzlich zu ihrem Gesicht runter und begann sie zärtlich zu küssen. Jun, davon zunächst sehr überrascht, riss ihre Augen auf, schloss sie dann aber auch gleich wieder und erwiderte die Küsse. Nach für Jun unendlich langer Zeit standen sie dann endlich wieder auf und kletterten vorsichtig den Hang hinauf. Jean setzte Jun dann auf sein Pferd und weil sie doch noch etwas schwach auf den Beinen war, setzte er sich gleich hinter Jun. Die schmiegte sich sofort an ihn und schloss wieder ihre Augen. Während sie dann zurückritten, küssten sie sich immer wieder und irgendwann flüsterte Jean ihr leise die 3 berühmten Worte ins Ohr: "Ich liebe dich!" Am Reiterhof zurück, sattelten die beiden einfach ihre Pferde ab, gingen dann zurück ins Internat, wo Jun sich in dem Arztzimmer erst mal verarzten ließ und verschwanden dann an den Bootssteg am See. Die verwunderten Blicke und Fragen ihrer Mitschüler umgingen sie. Sollten die doch denken, was sie wollen. Sie beide waren nun glücklich, und das Glück konnte ihnen niemand nehmen, nicht mal Lauren, Jeans Ex, die am Abend im Aufenthaltsraum ihre blöden Sprüche abließ. Aber Jean verteidigte seine neue Freundin natürlich vor der und ihren Freundinnen. Kapitel 7 --------- Kapitel 7 Jun und Jean waren nun schon einen Monat zusammen und ziemlich jeder wusste von diesem neuen Paar. Dadurch waren beide noch begehrter geworden, denn sie waren überall nur zusammen anzutreffen. An ihrem vierten Wochenende, an dem sie jetzt schon zusammen waren, trafen sie sich auch wieder am See und beobachten eng aneinander gekuschelt ihre Mitschüler, die schon teilweise zum ersten mal eine Runde Schwimmen im See riskierten. "Jun... Ich glaub, ich muss mal mit dir reden...", sagte Jean irgendwann plötzlich. "Oh oh... Das hört sich gar nicht gut an...", entgegnete Jun. "Ist es auch nicht wirklich... Du weißt ja, dass ich in gut 2 Monaten 18 werde..." "Ja, weiß ich... Weiter?" "Na ja, ich werd jetzt dann auch gleich mit meinem Abschluss anfangen und sobald ich den hab, also wenn dieses Schuljahr zu Ende ist, auch vom Internat ausziehen und mir meine eigene Wohnung in der Uni-Stadt mieten..." "Heißt das... Du bist dann ganz von hier weg???" "Ja... Ich hab mir schon am Anfang, als ich ins Internat geschickt wurde, geschworen, sobald ich 18 bin, mach ich den Abschluss und geh hier weg..." "Und was ist dann mit uns??" "Keine Sorge, meine kleine Große. Ich liebe dich doch und hab mir auch deswegen schon paar Gedanken gemacht. Wir müssen halt mal mit der Livag reden, ob du vielleicht mit zu mir ziehen könntest... Wenn ich recht mitbekommen hab, krümmt dein Vater eh keinen Finger mehr für dich." "Na ja, das stimmt... Aber er ist trotzdem noch mein Erziehungsberechtigter und ich weiß, welchen Stress ich immer mit ihm hatte, als ich noch daheim war und da mit Jannik... was unternehmen wollte übers Wochenende oder in den Ferien..." "Ich weiß, hast du mir erzählt... Aber... wir werden ihn dazu nicht überreden können, das ist mir klar, aber vielleicht mein Vater." "Dein Vater? Wie soll das bitte schön gehen??" "Tja, hast schon mal was von den Nano Corporation gehört? Die leitet mein Vater und soviel ich weiß, ist seine Firma einer der größten Kunden von der Firma DEINES Vaters und er kennt somit auch deinen alten Herrn." "Oh mann... Die Nano Corporation kenn ich schon... Mein Vater lag mir damit so oft in den Ohren, welch großen Auftrag er immer von dem Leiter bekommen hätte, oder dass er ein wichtiges Geschäftsessen hat mit dem." "Die Welt ist wirklich klein, was?" "Oh ja, das isse... Aber meinst du dein Vater kann meinen überreden, dass wir zusammenziehen dürfen?" "Ich hab zu meinem Dad eigentlich auch ein ziemlich gutes Verhältnis, auch wenn er mich jetzt hier auf das Internat geschickt hat. Er weiß, was ich vorhab, und vor allem weiß er auch von dir... Nur weiß er eben nicht, wessen Tochter du bist. Aber eines ist sicher, wenn er weiß, dass du die Tochter von Marek Yuralei bist, wird er uns schon helfen... Versprochen!" "Du bist immer so optimistisch... Das glaubt man ja nicht... Aber gut, ich vertraue dir... Hoffen wir das Beste für uns..." "Genau! Aber du wirst meinen Vater schon auch noch kennen lernen... Gleich nächste Woche." "Was?!? Dein Vater kommt hier ins Internat?" "Jep, deshalb will ich auch jetzt noch mit der Livag reden wegen dir..." "Na dann machen wir das lieber..." Also gingen die beiden ins Sekretariat und konnten auch sofort mit der Direktorin reden. Wie erwartet war die von ihrem Vorschlag, oder eher ihrer Bitte nicht so begeistert: "Tut mir ja leid, aber ich kann dich nicht einfach mit Jean zusammenziehen lassen, wenn er seinen Abschluss hat und von dem Internat auszieht, Jun." "Gibt's da wirklich keine Möglichkeit? Und wenn es ihr Vater erlaubt?", hakte Jean weiter nach. "Wenn ihr die Erlaubnis schriftlich habt, oder ihr Vater mir das persönlich bestätigt, dass er damit einverstanden ist, dass sie das Internat verlässt, könnte ich dagegen nichts mehr sagen. Aber es ist trotzdem nicht üblich, dass unsere Schüler mit Schülern, die den Abschluss hier haben, zusammenziehen. Vor allem, braucht Jun ja auch eine vernünftige Ausbildung." "Kann trotzdem mein Vater mit Ihnen mal reden? Er kennt Juns Vater in geschäftlichen Angelegenheiten und er hat ja, wie Sie wissen, vor, mich nächste Woche zu besuchen." "Ja, gut... Ich muss ja auch mit deinem Vater reden, wenn du jetzt deinen Abschluss machen willst. Wenn ihr das regeln könnt und die nötige Erlaubnis habt, kann ich natürlich nichts mehr dagegen sagen." Die Zeit bis zum Abend der nächsten Woche schien Jun eine Ewigkeit zu dauern. Innerlich war sie ja total aufgeregt. Jean konnte sie aber so gut es eben ging beruhigen. Dann war es endlich so weit... Jean wartete mit seiner Freundin vor dem Haupteingang auf seinen Vater, der jede Sekunde kommen musste. Soeben sahen sie dann auch ein Auto auf den Internatsparkplatz fahren und einen stattlichen Mann aussteigen. Jean lief dann die Stufen hinunter und dem Mann, seinem Vater entgegen. Kurze Zeit darauf kamen die beiden Männer dann zurück und Jean stellte seinem Vater Jun vor: "Jun, das ist mein Dad... Dad, darf ich vorstellen? Das ist meine Freundin Jun... Jun Yuralei" "Freut mich, dich kennen zu lernen, Jun. Yuralei heißt du mit Nachnamen? Bist du etwa die Tochter von Marek Yuralei, der die Firma YSC leitet?" "Ja, das ist mein Vater..." "Wow... Jean, du hast mir ja nicht zu wenig versprochen, als du mir gesagt hast, du hättest eine Überraschung für mich..." "Tja, du kennst mich doch... Aber Dad... wir beide haben eine Bitte an dich... Du weißt ja, dass ich nach dem Schuljahr in meine eigene Wohnung ziehen will... Na ja, Jun würde aber gerne mit mir da hinziehen... Nur.." "Nur ihr Vater macht Probleme und jetzt wollt ihr, dass ich mit ihm rede, dass du auch von dem Internat rauskommst..?!", mutmaßte Jeans Vater sofort. Er war von seinem Sohn bereits darauf vorbereitet worden, dass er ein Anliegen hatte, daher nahm er es ihm nicht übel, dass Jean sofort so mit der Tür ins Haus fiel. "Genau, Dad. Aber die Direktorin ist auch noch dagegen..." "War ja klar... Na ja, ich kann mein Glück ja mal versuchen, ob da nicht doch was zu machen ist." "Danke Dad!!! Du bist der Beste." "Na na na... Dann will ich deine Freundin aber schon auch noch kennen lernen." "Kein Problem... Was wollen Sie denn von mir wissen?" "Egal... Erzähl halt mal was." "Also gut... Ich bin seit kurzem auch 17, seit gut nem Jahr hier auf dem Internat, weil ich zuhause mit meinem Vater so viel Zoff hatte und er mich dann hierher geschickt hat, meine Mutter ist ja seit 3 Jahren nach einen Autounfall tot... In der Schule bin ich, seit ich mit Jean zusammen bin, neben ihm auch eine der besten Schüler, mit meinen Noten könnte, und will ich auch mein Abitur machen, aber bloß nicht hier an dem Internat..." "Und aus schlechtem Hause kommst du ja auch nicht... Und das ist mir wichtig für meinen Sohn: Dass er eine Freundin hat, die ebenso aus einer wohlhabenden Familie kommt." "Och Dad... Du weißt doch, dass ich in der Wahl meiner Freundinnen sowieso sehr wählerisch bin..." "Oh ja, das ist er wirklich... Hab ich anfangs am eigenen Leib erfahren können." "Gut, ist okay ihr beiden... Ich red mit eurer Direktorin und wenn's sein muss, auch mit deinem Vater, Jun." In dem Moment gelangten sie auch vor das Sekretariat und Jeans Vater wurde gleich ins Büro von der Livag gebeten. Jean und Jun saßen währenddessen in dem Sessel vor dem Büro und hofften inständig, dass Jun nach diesem Schuljahr mit Jean von diesem Internat wegkonnte. Eine halbe Stunde später kam dann Jeans Vater mit einem Grinsen auf dem Gesicht auf die beiden zu. Sofort fragten sie ihn, was nun los wäre und Jeans Vater begann zu erzählen: "Also Jean... Ich hab natürlich zuerst mal mit der Livag über dich und deinen Abschluss geredet... Dem steht jetzt nichts mehr im Wege und sobald du den hast, kannst du auch gleich in deine eigene Wohnung ziehen. Und wegen Jun... Tja, die Livag hat nichts dagegen.. ABER bevor du auch hier wegdarfst, braucht sie noch die Bestätigung von deinem Vater, Jun... Die werd ich dann aber gleich morgen Vormittag holen... So, seit ihr nun beide zufrieden?" Wie im Chor antworteten sie: "Jaaaaaaa! Sind wir..." "Das heißt fast... die Erlaubnis von meinem Vater fehlt jetzt nur noch... Und so wie ich den kenn, gibt's die nicht so schnell...", erklärte Jun enttäuscht. "Das lass mal meine Sorge sein... Du kommst hier dieses Jahr mit meinem Sohn schon aus dem Internat raus, versprochen. Aber jetzt muss ich wieder gehen... Muss noch paar geschäftliche Dinge erledigen." "Okay, Dad! Bye, und danke noch mal." "Bye ihr beiden." Jeans Vater hatte nicht zu viel versprochen: Ein paar Tage, nachdem Jun ihn kennen lernen durfte, bekam Jean einen Anruf auf sein Handy, in dem ihm gesagt wurde, dass Juns Vater doch damit einverstanden war, dass Jun nach diesem Schuljahr das Internat mit Jean verlassen konnte. Jun war natürlich überglücklich und verbrachte zuerst mal den ganzen Wochenend-Nachmittag in Jeans Arme geschmiegt am See. Sie konnte es gar nicht beschreiben, wie glücklich sie war. Auch Jean wünschte nun sehnlichst seinen letzten Prüfungstag und Juns letzten Schultag herbei. Dieses Wochenende war zudem auch ihr letztes, denn ab dem nächsten musste Jean so viel wie möglich auf die Prüfungen lernen, wenn er die bestehen wollte. Aber dass sie sich ab da nicht mehr so viel sehen konnten, war das kleinste Problem... Viel mehr Sorgen bereitete den beiden Jeans Ex, Lauren, die schon, seit Jean jetzt mit Jun zusammen war, immer wieder blöde Sprüche abließ und mit ihrer Eifersucht nervte. Das bedrückte nicht nur Jean und Jun, sondern auch ihre beiden Cliquen. Aber mehr, als alles über sich ergehen zu lassen, konnte niemand tun. Wer weiß, was Lauren dann noch alles anstellte, um die beiden Cliquen schlecht zu machen, vor allem eben ihren Ex und dessen Neue. Die beiden Cliquen saßen heut mal wieder am See und unterhielten sich über Gott und die Welt oder kühlten sich etwas mit Schwimmen ab. Jun lag mit dem Kopf auf Jeans Brust und sonnte sich wie der Rest auch, als Marc plötzlich meinte: "Oh oh... Guckt mal, wer da kommt... Zicken-Alarm..." Jun und Jean richteten sich prompt auf und schauten sofort in die Richtung, in die Marc sah. Genervt stellten sie fest, dass Lauren und ihre beide Freundinnen wirklich geradewegs auf ihre Gruppe zukamen. Lauren warf Jun schon von weitem einen richtigen Hassblick zu... Den konnte sie sogar innerlich spüren. Jean nahm sie deshalb in den Arm und flüsterte ihr leise ins Ohr: "Keine Panik, Schatz. Das letzte mal, als sie gemeint hat rumzunerven haben wir sie ja auch überlebt." Jun stöhnte auf und erwiderte: "Trotzdem... Kann die uns nicht einmal fern bleiben.?!?" "Nee, kann sie nicht...", bemerkte Jane kichernd. "Ha ha... Sehr witzig Jane... Achtung... Da sind sie schon..." Lauren, die mittlerweile schon bei ihnen war, und auch merkte, wie sich die beiden Cliquen über ihr Auftreten "freuten", sagte: " Na, wen haben wir denn da?! Unsere beiden Turteltäubchen und ihr Anhang. Wie geht's euch denn?" "Wenn du nicht dauernd bei uns auftauchen würdest, noch besser!", erwiderte Jun trotzig. Jean merkte ihr an, wie gereizt sie war, und versuchte sie mit der darauffolgenden Umarmung zu beruhigen. "Na na, wer wird denn gleich so aggressiv sein?", kicherte Lauren aber schon weiter. "Ja ja, kannst du auch noch was anderes, als immer zu nerven? Ach ja... Ich vergaß... Dein Papi konnte dir das ja schon nicht abgewöhnen, deshalb hat er dich auch in das Internat hier gesteckt.", konterte Jun schon und stand auf. "Na und du bist auch nur reingekommen, weil dein Vater ja sehr gut die Livag kennt, stimmt's? Könntet ihr euch sonst dieses Internat leisten, wenn du nicht ,Sonderleistungen' bekommen würdest?" Jun wollte nach diesem Satz schon fast auf Lauren losgehen, wenn sie Jean nicht festgehalten hätte. Auch wenn sie ihren Vater nicht leiden konnte, ließ sie nichts auf ihre Familie kommen. "Halt gefälligst meinen Dad da raus! Wenn du mit mir ein Problem hast, dann klär das mit mir, und nicht, indem du den Rest meiner Familie da reinziehst." "Oh, wer sagt, dass ich ein Problem mit dir hab, meine liebe Jun? Hab ich das schon jemals?" "Ach, komm. Verarschen kann ich mich selber. Lass uns halt endlich in Ruhe. Jean will nichts mehr von dir, von so einer billigen Tusse wie dir. Deshalb stresst du doch noch immer. Ach ja, ich vergaß... Sonst hast ja den ganzen Tag nichts Besseres zu tun" Das hat aus Sicht von Jun gesessen. Im ersten Moment wusste Lauren nicht, was sie sagen sollte. Bis sie dann doch etwas erwiderte, schienen sich die beiden Mädels fast gegenseitig mit ihren Blicken töten zu wollen. Die anderen, die dabei standen, trauten sich auch schon fast nicht etwas zu sagen. "Wenn du verfluchte Tussi nicht hier im Internat aufgetaucht wärst und dich gleich an die erst besten Jungs ranschmeißen musstest, hätte ich Jean vielleicht noch eher für mich!" Jun konnte nur den Kopf schütteln und antwortete dann mit einem Augenrollen: "Ey, Lauren. Du hast echt Komplexe. Solltest dich vielleicht mal behandeln lassen, mit deinen ,Minderwertigkeitskomplexen'. Die können wirklich böse enden, nur so als Tipp." Das ließ Lauren platzen. Sie stürzte sich auf Jun, die, auf den plötzlichen Angriff natürlich nicht vorbereitet, das Gleichgewicht verlor und auf den Boden fiel. Die beiden Mädchen wälzten sich dort wild um sich schlagend und tretend hin und her, so dass sich andere kaum herantrauten, aus Angst sie könnten was abbekommen. Dann, so schnell konnten die ,Zuschauer' gar nicht schauen, rollten sie ins Wasser. Daraufhin sah es zunächst so aus, als würden sie nun voneinander ablassen, aber kaum sahen sich Jun und Lauren wieder an, gingen sie wieder aufeinander los und versuchten den Kopf der jeweils anderen unter Wasser zu drücken. Dadurch wurden die Jungs von Juns Clique aufgeschreckt und sprangen wie geistesgegenwärtig ins Wasser, um die Mädchen zu trennen, bevor sie sich noch gegenseitig umbrächten. Dabei hatten die Jungs aber alle Mühe, so waren die Mädchen wie zwei Kampfhunde ineinander verbissen. Dann donnerten aber schon die Stimmen von zwei Lehrern der Schüler durch das Getümmel und Jun und Lauren wurden mit festen Griffen voneinander getrennt und sogleich ins Direktorenzimmer gebracht und mussten sich vor der Direktorin Gedays verantworten. "Nun, Frau Yuralei, Frau Pirutanis, es kommt an unserer Schule sehr selten, eher gesagt kaum vor, dass man sich prügelt, vor allem das sich Mädchen schlagen. Dazu gehört ja doch ein gewisser Anstand, dass man das nicht tut. Aber gerade die beliebtesten Mädchen werden so vorgefunden. Wie, wenn ich fragen dürfte, kommt es dazu? Und ich rate ihnen mit der Wahrheit rauszurücken. Ich höre also?" Jun und Lauren sahen zuerst sich stillschweigend an und dann auf den Boden oder an die Decke. Als allerdings keine der beiden eine Antwort gab, fuhr die Direktorin weiter: "Och je, Mädchen, sagt mir lieber, was euch dazu getrieben hat. Vielleicht gibt's ja eine vernünftige Erklärung dafür, wobei ich das eher bezweifle. Ihr könnt euch doch denken, dass das sehr an eurem Ruf nagen wird und ich erhebliche Konsequenzen daraus ziehen muss." "Was? Wie Konsequenzen? Inwiefern?" fragte Lauren dann zuerst aufgebracht. "Na auf jeden Fall Nachsitzen für jede von euch beide, Einträge in die Schulakten und natürlich Mitteilung an die Eltern." "Och nein, bitte Frau Gedays. Ich kann nichts dafür. Lauren ist auf mich losgegangen. Ich musste mich nur verteidigen, sonst hätte sie mich doch da im See noch ertränkt!" "Stimmt das, Frau Pirutanis?" "Ja gut ok... Aber diese Tussi hat mich auch so provoziert und nur darauf angelegt, dass sie so was verdient." "Frau Pirutanis, Lauren! Ich darf doch sehr bitten. Für dich heißt das trotzdem noch immer Jun." "Ja, tut mir leid. Aber stimmt doch.", entschuldigte sich Lauren kleinlaut. Jun warf Lauren daraufhin böse Blicke zu und antwortete sofort: "Nein! Lüg doch nicht so! Wer ist denn zuerst zu uns gekommen und hat gemeint, dumme Sprüche ablassen zu müssen? Ich nicht Lauren!" "Na wenn du mir nicht meinen Freund ausgespannt hättest, würde ich dich doch auch in Ruhe lassen." "Oh mann, Lauren! Ich hab dir niemanden ausgespannt. Ihr seit doch schon seit Ewigkeiten nicht mehr zusammen. Du kannst nicht ewig Besitz von ihm ergreifen.", schrie Jun nun Lauren an und war schon wieder fast dabei aufzustehen. "Stopp Stopp meine Damen! Man muss nicht gleich laut werden. Also wenn ich euch jetzt richtig verstanden habe, geht's um einen Jungen?" "Ja.", antworteten die beiden Mädchen im Chor. Die Direktorin schüttelte nur den Kopf und hielt dann beiden Mädchen einen Vortrag, indem es unter anderem darum ging, dass man sich als Frau nicht prügelt, vor allem nicht wegen einem Jungen, und an Lauren gerichtet dann noch, dass man nicht ewig dem einen Jungen nachtrauern kann und dann alles daran setzen, die neue Beziehung von dem Ex-Freund zu zerstören. Schließlich verhängte sie an beide jeweils zweimal 2 Stunden Nachsitzen und zudem einen Aufsatz über das Thema, bis sie schließlich die Mädchen mit dem Hinweis darauf, dass sie so etwas nicht noch mal erleben möchte und sich beide Mädchen aus dem Weg gehen sollten ab sofort, entließ. Vor dem Direktorat warfen sich Jun und Lauren noch einen letzten bissigen Blick zu, bis sie dann in verschiedene Richtungen verschwanden; Jun zu ihrem Freund Jean in den Aufenthaltsraum und Lauren zu ihren Mädchen in ihr Zimmer. Jun wurde im Aufenthaltsraum herzlich empfangen und musste dann auch sofort berichten, was die Direktorin gesagt hat: "Hey Jun! Na, was hat die Gedays gesagt? Gabs arg großen Ärger?" "Na ja, es geht. Wir haben nur 2 Stunden nachsitzen und nen Aufsatz aufgebrummt bekommen." Marc schaute ungläubig zu Jun: "Das kann doch nicht sein, oder? Normalerweise, wenn sich hier jemand prügelt, gibt's immer doppelt so viel Nachsitzen und vor allem auch Nachrichten an die Eltern. Weil wenn sie eins mehr hasst, dann sind es irgendwelche Schüler, die sich prügeln." "Na frag mich was leichteres... Mir reicht das schon. Jetzt neben den Hausaufgaben auch noch so einen dummen Aufsatz schreiben... So ein Mist..." Jean nahm seine Freundin liebevoll in den Arm, küsste sie und meinte dann: "Ach, komm schon. Den wirst schon irgendwie hinbekommen. Seien wir lieber mal froh, dass es nicht mehr gibt. Vor allem, wenn dein Dad was davon mitkriegt, wirst du für den Rest deiner Schuljahre hier im Internat bleiben müssen." "Ja ok stimmt... Darauf kann ich wirklich verzichten." Damit schmiegte Jun sich an Jean und seufzte: "Hoffentlich lässt unsere Madam Lauren mich bzw. uns jetzt endlich in Ruhe." "Na ja, hoffen kann mans ja mal. Aber selbst, wenn die Direktorin ein Auge auf sie hält, wird Lauren sich bestimmt was einfallen lassen, wie sie es dir heimzahlen kann... Ich glaub, mich auf die einzulassen, war mein größter Fehler." Aufgrund dem großen Schweigen und Grinsen daraufhin konnte sich Jean schon die Antworten denken: Lauren war wirklich ein Fehler. Aber das wusste er ja damals noch nicht, als er sich in sie verliebt hatte. Egal, bloß dieses Thema wieder vergessen. Jetzt hatte er ja Jun. Kapitel 8 --------- Es vergingen einige weitere Wochen, Wochen in denen Jun und ihr Freund Jean, insgesamt die ganzen Cliquen der beiden von Lauren in Ruhe gelassen wurden. Zudem rückte das Schuljahresende für Jun und ihre Freunde immer näher und die Ergebnisse für die Abschlussprüfungen sollten in diesen Tagen auch verkündet werden. Jean hatte schon fast Panik davor, weil er es im Gefühl hatte, dass einige Prüfungen nicht so gelaufen waren, wie sie hätten sein sollen. Jun versuchte ihn immer zu beruhigen, da sie sich um ihre Noten keine Sorgen machen brauchte. Sie wusste, dass sie ein sehr gutes Zeugnis bekommen würde, mit dem es ihr leicht fallen würde, sich auf einer anderen Schule anzumelden. Das redete sie sich zumindest ein. Panik haben würde auch ihr selbst wenig helfen. Um Jean die Woche auf andere Gedanken zu bringen, versuchte sie nach ihrem Unterricht so viel wie möglich mit ihm zu unternehmen. So beschloss sie einen Tag vor Kundgabe der Ergebnisse mit Jean wieder mal auszureiten. Sie sattelten schnell ihre Pferde, wobei Jun wieder Norival nahm und Jean den schwarzen Mustang. Dann ritten die beiden in den neben dem Schulgelände gelegenen Wald, bis sie nach einigen mehreren Minuten auf eine kleine Lichtung trafen. Dort stiegen Jun und Jean ab, banden ihre Pferde an einen Baum und liefen an den kleinen Bach, der mitten durch die Lichtung führte. Jun wollte schon ihre Füße in das Wasser stecken, erkannte dann aber, dass es doch schon etwas zu kühl war. Daraufhin kuschelte sie sich nur an Jean, der sich mittlerweile neben sie gesetzt hat und an einem Stein anlehnte. Anfangs unterhielten sich die beiden noch darüber, wie sie ihre gemeinsame Zukunft verbringen würden, über das hoffentlich gute Ergebnis Jeans Abschlussprüfung und auch kurzzeitig über Juns Ex-Freund Jannik. Als sie über ihn sprach, erkannte Jun, dass sie wohl doch noch sehr an ihm hing. Auch Jean stellte das fest und wollte schon eifersüchtig werden, konnte sich dann aber doch noch zurückhalten. Schließlich nahm die Beziehung von Jun und Jannik ein schnelles und jähes Ende. Das musste sich auch Jean eingestehen. Daher nahm er seine Freundin fest in den Arm, um sie zu trösten und versprach ihr immer für sie da zu sein. Jun küsste daraufhin Jean, der ihren Kuss sofort erwiderte, und legte dann ihren Kopf auf seine Brust und schloss ihre Augen. So vergingen dann die Stunden, indem die beiden einfach nur ruhig da lagen, mit geschlossenen Augen dem Zwitschern der Vögel und dem Rauschem des Baches lauschten, sich immer wieder küssten und schließlich liebten. Erst als es schon lang zu dämmern begonnen hatte, beschlossen die beiden zurück aufs Internat zu reiten. Also stiegen sie wieder auf ihre Pferde und ritten so schnell es ging wieder zurück. Sie mussten sich sehr beeilen, wenn sie keinen Ärger bekommen wollten, weil sie erst wieder so spät zurückgekommen sind. Als Jean und Jun endlich zurück am Internat waren, war es schon stockdunkel und sie schlichen sich leise auf ihre Zimmer. Sie lagen dann gerade noch rechtzeitig in ihren Betten, bevor die Lehrer ihren abendlichen Kontrollgang machten. "Meine lieben Schüler und Schülerinnen, liebe Lehrer und Lehrerin und natürlich auch meine lieben Abiturienten und Abiturientinnen! Ich kann mir denken, dass gerade für euch die letzten Wochen sehr schlimm waren, nicht zu wissen, wie eure Arbeiten ausgefallen sind. Seit zwei Jahren gestalten wir die Ausgabe der Abiturzeugnisse und der Zeugnisse der restlichen Schüler und Schülerinnen unseres Internats etwas anders. Und zwar werden alle Zeugnisse am selben Tag ausgegeben. Liebe Abiturienten, ich kann euch heute schon beruhigen. Ich bin wirklich sehr zufrieden mit dem Ergebnis, dass alle erfolgreichen Abiturienten zusammen einen guten Schnitt abgeliefert haben. Das war sogar noch besser als das von dem letzten Jahr. Und das will ja was heißen, oder meint ihr nicht auch?", begann die Direktorin Jeana Gedays in ihrer Rede für die Verkündung der Abiturergebnisse und Zeugnisausgabe am nächsten Morgen in dem großen Schulsaal. "Na gut, ich möchte euch nicht noch länger auf die Folter spannen. Kommen wir nun also zu dem eigentlichen Anliegen: Der Vergabe der Abiturzeugnisse. Ich werde euch einzeln aufrufen und dann die Zeugnisse geben. Den Anfang macht... Abyss, Natalia." Damit begann jenes Procedere dieses Tages auch schon. Man konnte den Abiturienten regelrecht ansehen, wie aufgeregt sie waren, als sie einzeln aufgerufen wurden und vortreten mussten. Aber keiner war so aufgeregt wie Natalia, die zuerst ihr Zeugnis bekam. Danach kamen einige Schüler, die strahlend auf ihre Plätze zurückgingen, anderen konnte man den Frust über ein nicht allzu gutes, aber trotzdem bestandenes Abitur, anerkennen, und als alle Schüler genannt worden sind, die bestanden haben, kamen auch die Schüler dran, die nicht bestanden hatten und sich nur mit Mühe die Tränen zurückhalten konnten. Am Schluss gab es dann allerdings 3 Schüler, die nicht aufgerufen worden sind und sich wer weiß was ausmalten. Darunter war auch Jean. Da sprach dann die Direktorin: "So, das wären alle Abiturienten gewesen, die bestanden und leider auch nicht bestanden haben. Aber wer die Abschlussklasse gut genug kennt, weiß, dass noch 3 Schüler fehlen: Enrica De Dantegaz, Jean Martague und Kathrina Verones. Ja ihr Drei. Ich darf euch bitte auch nach vorne bitten." Nachdem sie dann der Anweisung folgten und völlig ratlos vor der Direktorin standen, fuhr diese schon weiter und sagte: "Ja, Enrica, Kathrina und Jean! Zunächst einmal: Macht euch keine Panik. Ich hab für euch nichts Schlimmes. Im Gegenteil, es ist mir eine große Freude mit euch die 3 besten Abiturienten auszeichnen zu dürfen. Enrica, herzlichen Glückwunsch zu deinem Abitur mit 98 Punkten und 3 Zusatzpunkten." Damit überreichte die Gedays Enrica das Zeugnis und schüttelte ihr die Hand. "Kathrina, auch dir herzlichen Glückwunsch zu einem Abitur mit ebenfalls 98 Punkten und 3 Zusatzpunkten." Und wieder wurden Hände geschüttelt und das Abitur übergeben. "Ja, und zu dir Jean. Dir einen besonderen Glückwunsch für dein Abitur mit allen 100 Punkten plus ein paar Zusatzpunkten. So ein Ergebnis hatten wir das letzte Mal vor 3 Jahren." Dann schüttelte die Direktorin auch ihm die Hand und übergab Jean sein Spitzenzeugnis. "Ich denke doch, jetzt wäre ein wenig Applaus für die 3 schon angebracht, oder?" Das brauchte sie nicht zweimal sagen, denn schon folgte ein tosender Applaus und Fußgetrampel, bis die Direktorin die 3 Schüler zurück auf ihre Plätze schickte und dann wieder das Wort ergriff: "So, und jetzt aber zu den Zeugnissen von den anderen." Ein lautes Stöhnen ging durch die Reihen und für manche Schüler begann nun das große Zittern und Bangen. Auf dieselbe Weise wie bei den Abiturienten wurden auch diese Schüler nach vorne gebeten und bekamen ihre Zeugnisse. Und auch wie vorher bereits, konnte man an den Mienen der Schüler erkennen, wie das Zeugnis ausgefallen war. Es blieb auch wieder eine Schülerin übrig, Jun. "Und zum Schluss darf ich noch Jun Yuralei zu mir bitten und ihr das beste Zeugnis überreichen, mit einem Schnitt von 1,2." Jun war überglücklich und konnte es kaum glauben. So wie es sich ausgerechnet hatte, rechnete sie nur mit einem Schnitt von 1,5, aber dafür war sie nun doppelt froh, dass es doch besser war. Während sie ihr Zeugnis entgegennahm und von ihrer Direktorin beglückwünscht worden ist, brach die Menge wieder in einen tosenden Applaus aus, der erst wieder verstummte, als die Direktorin den Rest des Tages für frei erklärte und damit den Ferienbeginn einläutete. Jun und Jean und ihre Freunde gingen zusammen in den Gruppenraum, um sich dort noch etwas zu unterhalten und die letzten Stunden zusammen, bevor die meisten von ihren Eltern über die Ferien abgeholt wurden. "Ich glaubs ja nicht.", stöhnte Rachel auf, als sie sich in einen der Sessel fallen ließ. "Unser beliebtestes Pärchen hat die besten Zeugnisse, nicht nur in der Jahrgangsstufe, sondern überhaupt..." "Wie macht ihr das nur? Dauernd zusammenhocken und nur rumturteln?! Aber trotzdem so gut zu sein?", fragte sich auch Jane. Jun und Jean zuckten grinsend mit den Schultern und küssten sich demonstrativ. Als sie sich wieder voneinander lösten, meinte Jun nur lächelnd: "Tja, wir lernen halt anders." Darauf folgte wieder nur ein Grinsen von allen Seiten. "Fragt sich nur, WAS ihr da lernt.", erwiderte Jane dann daraufhin. Hilfe suchend blickten Jun und Jean sich an und spürten sogleich, wie sie leicht erröteten. "Ähm, ja... So isses halt... Aber... ähm... was habt ihr denn so für Pläne für die Ferien jetzt?", wollte sich Jun geschickt aus der Affäre ziehen, indem sie versuchte das Thema zu wechseln. Rachel schüttelte nur grinsend den Kopf und antwortete: "Ja ja, schon klar... Da versucht man natürlich sofort ganz unauffällig das Thema zu wechseln. Na gut, also ich hab nichts Besonderes vor. Werd die paar Wochen zuhause genießen und viel mit meinen Freunden unternehmen." "Ja.", stimmte auch Jane nickend zu. "Das werd ich auch machen. Vielleicht fahr ich auch ein paar Tage mit denen weg, Urlaub machen. Und ihr beiden? Irgendwas besonderes vor?" Jun und Jean sahen sich darauf an. Jean zuckte nur mit den Schultern und meinte dann: "Na ja, also so noch nicht. Werden uns wohl hauptsächlich damit beschäftigten unsere Wohnung einzurichten und so." "Uns werdet ihr nach den Ferien ja nicht mehr sehen.", fügte Jun mit einer Spur Traurigkeit in der Stimme noch hinzu. Die anderen nickten nur, sie wussten es nur zu gut, dass der Abschied von den beiden für längere Zeit sein würde. Aber damit beschäftigten sie sich für den Moment nicht mehr. Sie sollten später wieder damit konfrontiert werden. Keine 3 Stunden später war das ganze Internat schon fast so gut wie leergefegt. Die meisten Schüler waren schon von ihren Eltern abgeholt worden. Nur noch verzeinzelt traf man kleine Gruppen von Schülern an, die sich mit Tränen in den Augen in den Armen lagen und sich einfach nicht so recht voneinander verabschieden wollten. An dem nahegelegenen See, genauer gesagt an einem der Bootsstege saßen auch Jun in den Armen Jeans. Rachel war schon seit einer guten Stunde abgeholt worden. Amelie war die nächste, sie war vor einer halben Stunde geholt worden und schließlich Jane. Sie hatten sich gerade eben erst von ihr verabschiedet, Jun standen immer noch die Tränen in den Augen. Sie und Jean sollten erst gegen Abend abgeholt werden von Jeans Vater. Er musste leider arbeiten und hatte daher keine Möglichkeit die beiden früher abzuholen. Aber wenn man es genau nahm, war es den beiden auch nur gerade recht. So konnten sie wenigstens noch lange mit ihren Freunden zusammen zu sein, sich mit diesen unterhalten. Nur jetzt, nachdem diese schon weg waren, wollten auch Jean und Jun endlich von dem Internat weg. Es war immer ein komisches Gefühl, wenn man zu einen der letzten gehörte. So schwelgten die beiden in ihren Gedanken, bis sich hinter ihnen jemand räusperte. Die beiden drehten sich sofort um und blickten auf Jeans Vater, der sie anlächelte. "Na ihr beiden. Bis man euch gefunden hat, dauert es ja auch ne Weile.", meinte er grinsend. "Na ja, wir hätten auch noch nicht damit gerechnet, dass du schon kommst, Dad.", erwiderte Jean mit einem Blick auf seine Uhr. "Nun, ich konnte schon ein bisschen früher Schluss machen. Aber freut euch, könnt ihr jetzt wenigstens nach Hause." Die beiden Jugendlichen nickten nur und erhoben sich dann, um daraufhin Jeans Vater hinterher zu gehen. Sie holten noch ihre Koffer aus der Eingangshalle, die sie dort schon seit dem Vormittag deponiert hatten, und luden diese in den Kofferraum. Als sie sich auch nochmals vergewisserten, dass sie alles hatten, setzten sie sich ins Auto, auf die Rückbank. Sie warfen einen letzten Blick auf das Internat. "Auf nach Hause.", lächelte Jeans Vater noch, nachdem er sich ebenfalls auf den Fahrersitz setzte, und startete den Motor. ".... Und in ein neues Leben... Zusammen mit einem Menschen, den man liebt.", murmelte Jean leise, während er seinen Arm um Jun legte. "... Vorbei ist es mit der Einsamkeit...", murmelte Jun daraufhin bestätigend und schmiegte sich an ihren Freund. Dann setzte sich das Auto auch schon in Bewegung, um die beiden endlich in ihr Zuhause zu bringen. Jun war überglücklich. Sie hatte nie gedacht, dass der zwangsweise für sie vorgesehene Aufenthalt in dem Internet für sie doch noch so ein positives Ende nehmen sollte. Und doch war es so: Die befürchtete Einsamkeit blieb aus. Dafür fand sie nun den ihr von ihrem Schicksal und dem alten Familienorakel auserkorenen treuen Lebensgefährten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)