Strange Melodies von Polarstern (Atemu x Seto oder Yugi? (Gemeinschafts FF mit Kagu-chan!)) ================================================================================ Kapitel 18: Unerwartete Aufforderung ------------------------------------ ~~~~~~*Atemu*~~~~~~ Ich mache mir jedoch nicht allzu viele Gedanken darüber, sondern lasse mich lieber von Yugi zu einem nahe gelegenen Baum bringen und darunter setzen. Schatten, Friede, Entspannung.. Wie sehr habe ich das alles gebraucht... Aber ist es nicht auch das, was ich sonst immer schon im Palast genossen habe? Etwas, was bis vor kurzem sowieso immer selbstverständlich war... Okay, mit der Entspannung war es oft schwer, zwischen all der Arbeit, aber die kann ich mir schließlich als Pharao selbst einteilen, so, dass ich mir durchaus mal Zeit zum Entspannen nehmen konnte. Doch obwohl ich der Pharao bin, eigentlich all das habe und mir alles zu Füßen liegt, was ich möchte... und obwohl es meiner Seele an sich gut geht.... ich bin einsam. Nicht in dem Sinne, dass ich zu wenig Gesellschaft um mich herum habe.. das bei weitem nicht! Oft wäre ich dankbarer über mehr Ruhe... Aber einsam im Herzen. Sicher, auch sind einige meiner Bediensteten meine Freunde, wie Yugi, Seto und die anderen Priester! Aber etwas fehlt... Dieses gewisse Gefühl der Ganzheit... Eine Person, die mir so nah ist wie sonst keiner, mit der man sich intim körperlich austauschen kann, die die innersten Bedürfnisse erfüllt... und auch gleichzeitig jemand zum Zuhören! Zum Reden über Dinge, die einen bewegen, auf Verständnis zu stoßen, ehrlich gemeinte Ratschläge zu bekommen.. und das alles, ohne hinterlistige Gedanken an meine Macht zu gelangen! Dies alles in einer Person ist wohl ein zu hoher Anspruch.. zumindest habe ich bisher für mich noch niemanden gefunden, der mir diese Position eines festen Partner ausfüllen würde. Entweder, ich habe meine Freunde und Vertrauten, die mir in meinem Amt helfen, aber keinerlei private Probleme hören wollen oder ich sie ihnen einfach nicht anvertrauen will. Andererseits habe ich sonst nur die erste Möglichkeit zu spüren bekommen, die körperliche Nähe, die reine Befriedigung... wie etwa bei Seto. Zuerst dachte ich, in ihm diese Person gefunden zu haben, die beide Seiten erfüllt - doch mehrmals hat er mich spüren lassen, dass er mich nur aus körperlichen Gründen heraus aufgesucht hat, nicht, um sich um meine Gefühle zu kümmern. Ich habe einen ganzen Harem voll mit den hübschesten Frauen.. und mit einer unter ihnen bin ich sogar verheiratet. Sittah heißt sie. Aber wir haben keine Beziehung zueinander, bei ihr fühle ich mich nicht wohl... Ich hätte sie, wenn ich es gewollt hätte, in meinem Zimmer wohnen lassen können, sie sogar zur Mitregentin bestimmen! Aber mich zieht rein gar nichts zu ihr hin... Chantra, meine ach so tolle Ziehmutter, hatte sie mir ausgesucht... Gut, ich kann ihr nicht vorwerfen, mir keine Schönheit ausgesucht zu haben.. und dumm ist meine Frau auch nicht.. aber eben diese Magie zwischen uns fehlt, nach der ich auf der Suche bin. Ich habe Sittah geheiratet, als ich 15 war.. um Nachkommen zu zeugen und die königliche Familie zu festigen. Aber so oft ich auch mit ihr schlafe - was aber nicht wirklich häufig ist - sie wird einfach nicht schwanger! Meine Mutter hat bereits Gerüchte geweckt, ob mit mir etwas nicht stimme.. Ich- "Atemu?", blinzelnd sehe ich zu Yugi hoch, der zwar mit dem Rücken zur Sonnenscheibe steht, aber Aton damit nicht völlig verdeckt. "Ich... ich wollte Euch anbieten, Euch in dem kleinen Wasserloch dort unten zu baden? Das Quellwasser ist auch angenehm kühl und endlich könnte ich Eure Wunden reinigen.." Bei dem Gedanken an ein kühles Bad, nach all den Tagen in Hitze und Staub, hätte ich beinahe gedankenlos zugestimmt - wenn nicht ein innerer Impuls mich ruckartig zurück gehalten hätte. "Yugi... Ich möchte dich nicht noch weiter erniedrigen.. Wir sind Cousins, wenn auch 16. Grades und Freunde.. Du bist doch keiner meiner Sklaven.." "Das nicht, aber eben weil wir Freunde sind, möchte ich Euch helfen! Darf ich Euch erinnern, wer Euch damals aus dem halb matschigem Brunnen gefischt hat?" Augenblicklich muss ich grinsen, Bilder von früher erscheinen vor meinem inneren Auge. Ja, ich hatte mich aus kindlicher Neugier und Naivität zu weit über den Brunnenrand gebeugt und war natürlich gestürzt. Ein Glück war der Dorfbrunnen damals noch nicht so tief, wie heute und der dünne Wasserpegel, auf Grund der damals extremen Dürre, hatte den Aufprall trotzdem gut abgefangen. Allerdings war der Grund schrecklich schlammig und dementsprechend beförderte mich Yugi auch wieder ans Tageslicht. Ich glaub, da war ich erst 6 Jahre alt.. "Ich würde schon gerne baden..", gebe ich schließlich seufzend zu. "Dann kommt, jetzt ist der ideale Zeitpunkt. Es ist ruhig, Eure Wunden sind nicht mehr all zu frisch, dass ihnen das Wasser schaden würde und auch Ihr seid wieder besser bei Kräften!" Er strahlt mich munter an, ein wirklich erfrischender Anblick! Dann hält er mir seine Hände hin und ich ergreife sie mit meinen. Mit einiger Anstrengung schaffe ich es, selbst auf die Beine zu kommen und lasse mich direkt von seinen Armen an meinem Oberkörper stützen. Auch ich schlinge meine um seine Schulter und so laufe ich mit seiner Hilfe hinunter zu dem Teich. Laufen ist übertrieben, eher humpele ich mit meiner Stichwunde im Oberschenkel, aber dafür habe ich in den letzten Tagen erstaunliche Fortschritte gemacht. Auch meinen Cousin scheint mein Laufen zu freuen, denn er lächelt ununterbrochen und lobt mich beinahe für jeden Schritt - denn diese bringe ich nicht gerade schnell hinter mich. Er hilft mir flüchtig, mein Gewand auszustreifen - ich trage seit meiner Rettung frische Kleidung, die Yugi mir mitgebracht hatte - und lässt mich dann langsam ins seichte Wasser gleiten. Dabei fällt mir auf, dass er plötzlich ziemlich ungeschickt bei all dem wird.. Sonst hat er doch meine Wunden mit so ruhiger Hand versorgt? Warum kann er mir nicht beim entkleiden helfen? Nanu? Ist die Sonne zu grell oder wird er tatsächlich ziemlich rot? Ist ja süß.. Dabei sehe ich doch genauso aus wie er!! Das kühle Nass bei der Hitze ist ja soo angenehm! Wir bleiben recht weit vorne, denn die Quelle wird recht schnell tiefer und hier vorne kann ich auf den Grund sitzen und der Wasserspiegel reicht mir nur knapp über den Bauchnabel. Direkt kniet sich Yugi neben mich und öffnet meine Leinenverbände. Kaltes Wasser schlägt an meine Wunden, doch ich kann nicht über Schmerzen klagen, sogar die tiefe Verletzung am Oberschenkel bleibt ruhig. Sie sieht auch schon deutlich besser aus, seit Yugi die Pfeilspitze herausgezogen hat, fast der ganze Eiter ist verschwunden. Mit meinen Händen forme ich kleine Schalen und schöpfe Wasser, was ich zuerst gierig trinke und mir anschließend über den Oberkörper schütte. "Wartet kurz, ich hole einen Schwamm", erklärt er und ich nicke. Entspannt schließe ich die Augen, genieße das Wasser und die Ruhe. Mein Cousin kümmert sich ja wirklich rührend um mich... wie um seinen älteren Bruder! Aber das bin ich doch sowieso schon irgendwie in all der Zeit geworden.. Es tut gut zu wissen, ihm vertrauen zu können und seinen Schutz zu bekommen, jetzt, wo ich so hilflos bin. Wo er bloß die letzten Tage bis Wochen gesteckt hat?? Er war plötzlich weg! Von heute auf morgen... keiner meiner Boten fand eine Spur... Ich hatte mir wirklich Sorgen gemacht.. schließlich- Tapsende Schritte hinter mir und Wasserplätschern verraten mir, dass er wieder da ist. Ob jetzt wohl die Gelegenheit wäre, ihn zu fragen? Ich schätze, dass wir morgen wieder zu Hause ankommen.. dort ergibt sich bestimmt vorerst keine Möglichkeit mehr, mit all dem Trubel und der Aufmerksamkeit um meine Rückkehr... Ich mag gar nicht erst an die Arbeit denken. "Yugi...", fange ich an, spüre ihn auch schon hinter mir knien, da unterbricht er mich auch schon: "Habt Ihr doch Schmerzen??", fragt er besorgt. "Nein", ich schüttele wie zur Bestätigung den Kopf, "mit mir ist alles in Ordnung... mach dir nicht soo viele Gedanken..", tadele ich ihn lieb. "Ich wollte nur auf Nummer sicher gehen..", erklärt er leise und beginnt mir mit dem nassen Schwamm über den Rücken zu waschen. "Ich wollte dich etwas Anderes fragen...", und bevor er etwas erwidern kann, fahre ich schnell fort, "und zwar... geht es um.. um Letztens.. Du warst so lange nicht im Palast...", beginne ich ruhig, werde aber aus irgend einem Grund selbst nervös, wohl bricht die Anspannung wieder hervor, die ich durch diese Ungewissheit, was wohl mit ihm geschehen sei, hatte. So oft in der Gefangenschaft musste ich an Yugi denken... Ob er wohl wieder aufgetaucht wäre und ob er wohl auf sei?? "Wo warst du bloß? Und wieso bist du einfach heimlich verschwunden??", meine Stimme klingt anklagender und angreifender, als sie eigentlich soll. Ich will ihm keinen Vorwurf machen, ich hatte nur so Angst um ihn! Die Bewegungen an meinem Rücken verlangsamen sich, der Schwamm streicht schon zum vierten Mal dieselbe Stelle. "Ich.. also... ich.. ich..", deutlich spüre ich, wie er überlegen muss, wie unerwartet diese Frage kam und wie er versucht, sich die Worte zurecht zu legen. "Ich wollte Abstand...", beginnt er schließlich nach den Stotterein - und mir wird bewusst, dass ich wirklich zu hart geklungen haben muss. "Yugi... Ich wollte dir keinen Vorwurf machen.. Ich möchte es nur wissen! Du brauchtest Abstand? Wovon? Und warum hast du niemandem Bescheid gesagt, dass du verreist?" Er brauchte Abstand? War es etwa so wie bei mir? Das glaube ich eher weniger... "A-Abstand von... vom Palast! Von dem Leben dort.. Ich.. ähm... habe Euch doch in Eurer Abwesenheit vertreten... habe auf dem Thron gesessen..." Er schluckt, fährt dann nervös fort: "Es war so viel Arbeit... so anstrengend.. die Wochen als Aushilfsregent haben so an mir gezehrt... Ich wollte eine Auszeit... irgendwo draußen..." Unruhig und scheinbar aufgewühlt wäscht er mich mit dem Schwamm weiter, drückt vor Aufregung zu fest zu und reibt meine Haut auf. "Eine Auszeit??", wiederhole ich - und deshalb so sang- und klanglos verschwinden? Er hätte doch sowieso nicht mehr regieren müssen, als ich da war! "Und das war alles..?", hake ich nach. "Wo warst du denn dann?" "In L-Luxor... Ja.. Auszeit.. Und nachdem ich mich zwei Wochen lang erholt hatte, bin ich halt zurück und..." Er atmet schnell und heftig, drückt den Schwamm immer fester und an dieser einen Stelle an meinem Rücken ist sicher schon ein roter Striemen. Ich drehe mich ein Stück nach hinten und halte seine Hand fest, suche Augenkontakt. Doch er sieht weg, wirkt extrem nervös und scheu. Wir kennen uns leider schon zu lange und zu gut Yugi, als dass du dich vor mir verstellen könntest. Mit festem Blick nehme ich ihm den Schwamm aus der Hand und drücke ihn an der Schulter nieder. Da er überhaupt nicht damit gerechnet hatte und mit den Gedanken sowieso fieberhaft mit sich selbst am kämpfen scheint, verliert er sofort das Gleichgewicht und plumpst bekleidet in den Teich. "A-Atemu!", quietscht er erschocken und beschaut sich schamhaft rot seine pitschnassen Klamotten. Ich rücke näher an ihn heran und fixiere ihn mit meinem ernsthaftesten sag-die-Wahrheit Blick, den ich zu bieten habe. "Yugi, warum bist du einfach nach Luxor gegangen?", versuche ich es noch ein mal und spreche besonders leise, aber dunkel und verständlich. Er zupft an seinem nassen, gelben Gürtel herum, versucht sein peinlich berührtes Gesicht zu verdecken. "Aaaaach, Atemu..", seufzt er tief und sieht mich endlich an. Sein Blick ist traurig, aber seine Augen klar wie diese Quelle. "Sag.... sag mir erst... Ob du noch böse auf mich bist... Oder enttäuscht.. oder sonst etwas.. Ganz ehrlich, ich muss es wissen! Atemu, bitte!" Wütend? Enttäuscht? Nachdem er mich so heldenhaft gerettet hat?? Ich stehe tief in seiner Schuld! "Also Yugi, ich wü-" Wie vom Blitz getroffen schlägt er sich die Hand vor den Mund und wird kalkweiß - wie er die Farbe wechseln kann? "Ich.... habe Euch... doch gerade nicht wirklich... geduzt..?" Überrascht sehe ich ihn an, lege meinen Kopf schief und lasse mir seine Worte von gerade noch ein mal durch den Kopf gehen - ich hatte gar nicht darauf geachtet! Aber doch.. jetzt wo er es sagt.. "Jaa, hast du." "E-Es tut mir wahnsinnig leid!! Bitte entschuldigt vielmals, mein Pharao!! Ich.. bin gerade nur so.. durcheinander!" Durcheinander? Warum..? Ich will ihm doch gar nichts Böses.. will mich doch nur endlich mit ihm aussprechen! Bin ich doch zu streng..? Klingt mein Ton zu gebieterisch? Schleicht sich etwa die Gewohnheit wieder in meine Worte? Ich denke nicht... Ich habe gelernt, Privates von Beruf zu trennen - und dieses Gespräch gehört eindeutig in die erste Kategorie. Ich lächele sanft und sammele einen Stein vom Teichboden auf, den ich direkt wieder davon werfe. "Schon gut, Yugi. Es ist dir zwar so rausgerutscht... Aber bitte... lass es zur Gewohnheit werden. Ich meine wir sind aufgewachsen wie Brüder, kennen uns schon ewig! Da sollten wir aufhören zu fremdeln. Immerhin hast du mich schon vor längerer Zeit um das "du" gebeten... Ich weiß nicht, warum ich es da nicht auch für mich umgedreht habe." Wir haben uns schließlich auch als Kinder immer geduzt! Eben weil wir es nicht besser wussten.. Irgendwann im Laufe der Jahre, als wir älter wurden, hat sich das ziemlich plötzlich geändert, vor allem, da wir uns kaum noch trafen und uns wegen meinen Pflichten immer weiter voneinander entfernten.. "A-aber trotzdem.. Ihr seid der Pharao!", kontert er und wird wieder ziemlich rot um die Nase, "ich kann Euch doch nicht immer duzen... Bei mir ist das doch etwas völlig Anderes!" Unruhig sammelt er auch ein Steinchen vom Boden auf, lässt es aber sofort wieder mit einem leisen ,Plitsch' fallen. Sofort will er nach einem Neuen greifen, doch ich ziehe seine Hand aus dem Wasser. Sein Gehibbel macht einen ja selbst völlig nervös! Ich halte seine Hand einfach in meiner, streiche beruhigend mit meinen Fingern über seinen Handrücken. "Aber ich bitte dich nicht als Pharao, sondern als langjähriger Freund darum. Außerdem... du hast mir das Leben gerettet, Yugi.. gerade du... du bist nicht irgendwer für mich." Ich fixiere seinen Blick, versuche sanft zu wirken, will ihm Mut machen. Mir kann er sich doch anvertrauen.. Seine riesigen, violetten Augen werden für einen Moment noch größer, als sie ohnehin schon sind und ein gewisser Glanz lodert in ihnen auf. "Atemu...", haucht er und legt sich peinlich berührt seine rechte Hand an die glühende Wange. "Ich... ich bin gegangen... weil..", fängt er sich wieder und atmet ein letztes Mal tief durch, "weil ich Angst hatte.. Nein, das ist nicht alles, wartet, lasst mich aussprechen! Es gibt so viel zu erklären!" "Lass du mich", korrigiere ich leicht grinsend. "W-was??", kommt es von Yugi erschrocken und ich merke sofort, er hat mich nicht verstanden. "Schon gut, erzähl einfach, ich höre dir doch zu." "Na ja...Ich hatte ein schlechtes Gewissen... Weil... ich doch dieses Handelsabkommen mit Zypern verdorben habe. Ihr.. Du.. hast doch dieses Warnungsschreiben des Händlers auf meinem Schreibtisch gefunden. Uhm, wie ungewohnt, so mit.... dir zu sprechen, Atemu.." Ich lächele ihn an, streiche ihm durchs Haar. Er wirkt gerade so zerbrechlich und weckt meinen Beschützerinstinkt - und er hat wirklich allein diese Mannschaft zusammengetrommelt und ist gegen die Römer angetreten? Deutlich spüre ich, wie er sich mit dem Kopf näher an meine Hand schmiegt, auch wenn er es versucht, unauffällig wirken zu lassen. "Weiter", fordere ich auf. ".... Du kannst es dir nicht denken?? Ich hatte Angst, Ihr wäret zu enttäuscht von mir! Ich habe... dir doch damit so viel mehr Arbeit und Stress besorgt! Es hätte ein weiterer Krieg ausbrechen können! Ich hatte Angst, von dir ab jetzt gehasst zu werden! Mit Ignoranz gestraft zu werden.. Denn zusätzlich habe ich dir nach deiner Rückkehr nichts davon gesagt.. Du hattest ganz Recht wütend zu sein! Ich mag gar nicht daran denken, wenn du den Brief nicht gefunden hättest! Ich hätte wohl selbst versucht, alles wieder zu richten.. und dabei sicher noch viel schlimmere Fehler begangen! Ich bin doch dein Vertrauter und Berater! Gerade als solcher ist dieser Fehler unverzeihlich.. Ich konnte dir einfach nicht länger in die Augen sehen, Cousin... Da habe ich im Affekt meine Sachen gepackt und wollte weg! Einfach weg!! ..... Deshalb hoffe ich inständig... Dass du mir vergeben hast...", zum Schluss werden seine Worte immer leiser. Ahh, das war es also! Aber das.. Ich kann innerlich einfach nur mit dem Kopf schütteln! "Jaa... Die Sache mit dem Händler..", ich nehme meine Hand von ihm, hebe den Schwamm von der Wasseroberfläche auf, auf der er treibt und beginne mir selbst die Beine zu waschen. Dabei stelle ich erleichtert fest, dass meine Haut, während ich all die Tage draußen war, ja doch gar nicht so vieles dunkler geworden ist! Das war alles bloß eine ständige Dreckschicht unterhalb meines Lendenschurzes! "Ich war in der Tat verärgert, jaah.. und enttäuscht über dein Schweigen.." Es kommt mir vor, als senke er den Kopf und würde wie ein Hund schuldbewusst seine Ohren einklappen - und dieser Gedanke lässt mich schmunzeln. "Aber das wäre nichts, was nicht mit einer einfachen Entschuldigung hätte aus der Welt geräumt werden können, Yugi. Es war extra Arbeit für mich, sicher.. Aber ich habe noch am selben Tag zurück geschrieben und mich ebenfalls für das Versehen entschuldigt. Es ist alles wieder im Lot.. bis auf die Sache, dass er als Entschädigung mehr Geld als sonst bei der nächsten Lieferung für seine Waren möchte. Aber das ist nicht allzu schlimm, die Finanzen stehen nicht gerade im Keller. Wir haben zwar keinen Überschuss, aber es reicht zur Zeit gut aus." Er sieht mich mit einem treuen Blick von der Seite her an: "Atemu, ich... Es tut mir leid!!" platzt es aus ihm heraus. Ich seufze kurz und tunke den Schwamm unter. "Ist schon in Ordnung, Cousin.. Ich habe dir schon längst verziehen.. Zwei Tage später war das doch schon wieder vergessen. Ab da an habe ich mir eher schreckliche Sorgen um dich gemacht! Du weißt doch, dass mein Land voller römischer Spähertruppen ist, die die Lage auskundschaften! Wenn sie von dir gesehen worden wären.. Die hätten dich auf der Stelle umgebracht!" "Ihr wart in Sorge um mich? Verzeihung, du natürlich! Das ist aber wirklich.. lieb von dir.. das freut mich, wirklich Atemu.." Unruhig scharrt er mit seinen Fußspitzen im Teichboden, wirbelt den Sand dort auf. "Nicht!", fahre ich ihn an, "du verdreckst das Wasser!" Wie zum Zeichen lege ich den Arm um seine Unterschenkel, als würde ich seine Beine anhalten wollen. "Entschuldigung..", murmelt er und hält tatsächlich inne. "Letztendlich hat dann aber dich selbst die Patrouille überwältigt, nicht mich! Wieso... Wenn ich das fragen darf... warst du eigentlich draußen? Seto hat mir erzählt, du seiest einfach ausgeritten? Das tust du doch sonst nicht? - Lasst gut sein, ich mache das schon!" Und schon hat er mir den Schwamm aus der Hand genommen. Es ist ein sehr angenehmes Gefühl, als er mir behutsam die Arme wäscht. Entspannt schließe ich die Augen halb und döse vor mich hin. "Also, ich bin ausgeritten, weil ich Abstand brauchte. Und zwar wirklich. Ich ähm...", kurz überlege ich, ob ich Yugi von der Geschichte mit Seto erzählen soll und entscheide mich dann dafür, er kann es ruhig wissen, jedoch werde ich es ihm nicht auf dem Silbertablett servieren. "Denn ich.. wurde ziemlich verletzt... Und da wollte ich weg. Aber mir ist dann auch etwas bewusst geworden.." "Verletzt? Wie?", sprudelt es sofort aus ihm heraus. "Von Seto... Ich habe mich ziemlich in ihm getäuscht.." Überrascht starrt er mich an und hält sogar mit dem Schwamm inne. "Ihr seid nicht mit Hohepriester Seto zusammen? Ja aber... Als ich im Palast ankam, deutete er so etwas an! Also dass er vor deinem Tod..." "Meinem Tod??", greife ich irritiert auf. "Ich gelte als tot??" Yugi nickt nur wortlos. Doch dann fährt er fort: "Seto hat dich überall gesucht, Atemu! Er war fast eine Woche weg! Aber er hat keine Spur finden können! Deshalb glauben alle..." "Das.. das ist ja... Wieso hast du mich dann gefunden??" Erbost balle ich meine Händen zu Fäusten, knirsche mit den Zähnen. Wäre Yugi nicht gewesen, hätten sie mich tatsächlich meinem Schicksal überlassen! Vorbei ist es mit der Entspannung. "Beruhig dich, Atemu..", er kniet sich genau vor mich, fährt mit dem Schwamm über Hals und Brust und sieht mir mit seinen großen, sanften Augen genau in die meinigen und es ist, als würde er eine Zauberformel vor sich hinmurmeln, denn ohne es bewusst zu tun, leistet mein Körper seinen Worten Folge. Dabei streicht er mir auffällig oft über das Schlüsselbein, doch ich genieße es, so zart berührt zu werden. "Du sagtest eben, dir sei etwas klar geworden?", greift er wieder auf und ich muss sofort bemerken, dass es eine Ablenkung war. Sorgfältig und behutsam säubert er meine Wunde am Bauch, die schon in den ersten Zügen ist, wieder zusammen zu wachsen. Aber trotzdem bleibt ein brennender Schmerz, vor allem wenn man sie berührt.. Ich halte zischend die Luft an. "Konzentrier dich doch nicht so darauf, dann ist es auch erträglicher!", tadelt mich Yugi und ich sehe ihn abschätzend an. Wieder fällt mir auf, dass er sich etwas verkrampft verhält und starr auf meine Brust stiert, während er so vor mir sitzt. Ich mustere ihn selbst weitestgehend, habe seine Frage schon wieder fast vergessen. "Also, was ist nun? Oder darf ich es nicht wissen..?", wiederholt er. Ich werde jedoch viel zu sehr von seiner Hand an meiner Schnittwunde mitgerissen. "Autsch!! Nicht so grob!", zetere ich und will seinen Arm festhalten. Die Schmerzen schäumen wieder auf - es war doch schon so viel besser! Doch Yugi zupft unbeirrt weiter an meiner Wunde herum. "Aaahhh, nein!!" Jetzt reicht es mir! Ich mache Anstalten, mich zu erheben, will hier weg! Komme jedoch nicht dazu, da Yugi mich rasch im Genick packt und mich nach vorne zu sich reißt. "Jetzt reicht es, Atemu!! Das muss sein, jetzt halte endlich still! Da ist lauter abgestorbene Haut dran, die muss ich abknibbeln, sonst stört sie den Heilungsprozess!!" Überrascht reiße ich meine Augen auf, unsere Gesichter befinden sich unmittelbar voreinander. Das ist ja... Ich bin so überrascht über diese Aktion, dass ich erst einmal gar nicht nachdenken kann und einfach alles für eine Sekunde in mir stillsteht. Wir starren uns einfach an, unsere Nasenspitzen berühren sich bereits. Noch nie war ich Yugi so nahe... nie zuvor habe ich so tief in seine großen, schönen und auf seine eigene Art so ausdrucksstarken, violetten Augen sehen können.. So ehrlich, so treu... niemals würde sich auf eine Intrige einlassen.. Mein Blick wandert wie von allein über seine zierliche Stupsnase, bleibt für den Bruchteil einer Sekunde an der zarten Haut seiner Wangen haften, beobachte, wie sie sich voll mit roter Farbe tränken - und werde schließlich unweigerlich von seinen Lippen angezogen. So wunderschön geschwungen... nur vor Entsetzen ein wenig zu weiß, als gesund wäre. Ein unheimlicher Blickfänger! Dabei zittern seine Lippen ganz leicht, so als wolle er mich durch diese Bewegungen herausfordern wollen... Ich.. auf welche Gedanken komme ich hier überhaupt?? Muss erst einmal mit dieser Situation fertig werden. Genau das scheint Yugi auch zu tun, denn er wird innerhalb einer halben Sekunde röter als ein überreifer Granatapfel. Blitzartig lässt er mein Genick los und taumelt ein paar Schritte nach hinten, tiefer ins Gewässer. "E-E-entschuldigt vielmals, mein P-Pharao!! Es kam so über mich! Ich hatte mich nicht unter Kontrolle! I-Ich bin so angespannt..." , fertig mit den Nerven sieht er zur Seite, sein hochroter Kopf ist fast das Einzige, was noch aus dem Wasser herauslugt, da es ziemlich steil hier tiefer wird. Jetzt ist sein komplettes Gewand durchnässt! Ich blinzele selbst verwirrt... Was war das... für eine... fremde Situation? Für einen Moment bin ich wie gelähmt, nehme das Treiben um mich herum kaum wahr und versuche mich kurz in meine Gedankenwelt zu flüchten - weshalb ich jedoch auch nicht merke, wie sehr ich Yugi damit verunsichere. Automatisch gleitet mein Blick zu ihm. Keuchend versucht er sich mit seinen Beinen wieder aus der tiefer gelegenen Stelle des Wassers zu angeln, hat dabei jedoch wenig Glück und stürzt immer wieder ein Stück nach hinten. Sofort schleicht sich ein Grinsen auf mein Gesicht - aber nicht gezeugt von Schadenfreude! Aber es stimmt.. seine Tollpatschigkeit hatte schon immer etwas.. Niedliches.. Schnell schüttle ich den Kopf und vertreibe diese unsinnigen Gedanken aus meinem Kopf - wie komme ich bloß wieder auf sowas? Strecke ihm lieber die Hand hin und helfe ihm so gut es in meiner Situation geht, wieder auf. "Pass du aber auch auf dich auf, Cousin", tadele ich ihn noch immer grinsend, zurück und suche dann mit meinen Augen die Wasseroberfläche nach dem Schwamm ab. "Aach.. Mist", schimpft er und besieht sich seiner Kleidung, die nun wirklich mehr als nur feucht ist. Überrascht hebe ich die Augenbraue, lasse aber keine Bemerkung der Verwunderung fallen - wir sind schließlich nicht im Palast! Bloß unter uns.. nur wir beide.. "Wisst Ihr.. du wo der Schwamm hingekommen ist?", erinnert er mich wieder und ich zeige, gefunden, auf eine Stelle etwas weiter weg von unserem Badeplatz. Er seufzt kurz und während er zu besagtem Ort watet, habe ich Zeit ihn mir genauer anzusehen. Durch seine nasse Kleidung bleibt einem ja erspart, herum zu fantasieren, was sich wohl darunter verbergen könnte - wende meinen Blick jedoch schnell wieder ab. Ich war noch nie so hinterhältig, Yugi hat es doch bestimmt selbst noch nicht gemerkt!! Wie auf Kommando dreht auch er sich wieder um und gleicht ein weiteres Mal regelrecht einem Granatapfel, als er an sich heruntersieht. "Ihr.. du.. habt doch nicht..", platzt es sehr leise aus ihm heraus und sofort sinkt er tiefer ins Wasser, versucht so seinen Körper zu verstecken. Er war ja schon immer so schüchtern.. "- Jedenfalls..", beginnt er wieder und ich hebe den Kopf, habe nicht damit gerechnet, dass er so schnell seine Fassung wiedererlangt, aber versuche meinen Blick sanft wirken zu lassen - er ist bereits genug verwirrt!! Auch wenn meine eigene Gedankenwelt ebenfalls ziemlich Kopf steht.. Was war das vorhin nur? Es kam nie vor, dass wir uns jemals so.. nah waren, den anderen für einen Moment bloß angeschaut haben. Neu.. und irgendwie aufregend! Auch wenn ich weiß, dass es nur ein "Unfall" war. Schnell wird meine Aufmerksamkeit jedoch wieder auf ihn gerichtet, als er mir blushend die letzten Hautstellen weiter einseift. "Jedenfalls?", wiederhole ich seine angefangene Rede und sehe ihn neben mir bloß den Kopf schütteln. "Ach, vergessen wir das! Wir sollten Euch viel mehr endlich hier rausbringen.. Es wird bereits Abend und ich möchte nicht, dass Ihr euch am Ende noch eine Erkältung zuzieht.. Ich habe bereits genug bei Euch zu verschulden..", lacht er verschmitzt und gleitet mit dem Schwamm nun wieder sanft über meine Haut. "Yuuugii.. Du weißt, ich habe dir bereits verziehen! Und du sollst doch nicht weiter fremdeln!", mahne ich ihn und nehme schließlich den Schwamm aus seiner Hand. "Danke für deine Hilfe.. Aber du hast Recht, wir sollten jetzt langsam hier mal fertig werden." Ich halte kurz die Luft an, ehe ich mich hinten abstütze und versuche selbst hochzukommen, meine Schmerzen ignorierend. Doch kaum das Yugi bemerkt, dass ich aufstehen will, schieben sich jeweils seine Hände zu meinem Rücken und meiner rechten Hand, helfen mir so besser aufzustehen. Bauch und Oberschenkel wollen diese Bewegung noch immer nicht ganz mitmachen.. Ob ich für immer so bleiben werde? In Allem, was ich tue, Hilfe brauchen werde?? Schnell verdränge ich diese Gedanken und werde unerwartend in weichen Stoff gehüllt. Seit wann bin ich so unaufmerksam..? Yugi steht bereits - noch immer ziemlich rot im Gesicht - um mich herum und legt mir eines dieser weichen Handtücher um, die zur Not auch gut als Decke für die Nacht dienen. Ich bin ihm sofort dankbar, er muss doch selbst wahnsinnig frieren!! - Meine Vermutung erübrigt sich, als ich ihn mustere und seine unübersehbare Gänsehaut bemerke, trotzdem lächelt er unentwegt. An was er wohl denkt..? Jedoch wird mir diese Stille zwischen uns immer unangenehmer und auch, als ich mich kurz räuspere, bleibt es lautlos. Ich streiche schnell mit meiner Hand über seinen rechten Oberarm - will mir so seine Aufmerksamkeit zurückholen, worauf er erschrocken ein leises Quietschen von sich gibt. "Tut mir leid.. Habe ich dir weh getan??" Ich schüttele mit dem Kopf und lasse mich nebenbei von ihm stützen, während ich zu unserem Zelt humple. "Neiin.. aber du bist mir zu still", ich stupse ihm, angekommen, auf die Nase und muss mir dabei eingestehen, dass ich nur auf die verlegene Reaktion seinerseits gewartet habe, sie fast heraufbeschwören.. wollte. "Ich.. wusste nur nicht.. Du warst doch auch so leise...", schuldbewusst lässt er den Kopf hängen, "ich.. wollte nicht stören.." Ich lache leise auf und wuschele ihm durch das üppige Haar, ehe ich mich auf meinem Nachtlager niederlasse. "Ich würde mal sagen, es ist Zeit meine Verletzung anzusehen, nicht?" Mein Gesicht wird wieder ernster, als er nickt und bereits Verbandzeug holen will. "Aber zuerst zieh du dir einmal trockene Kleidung an.. Das hier hat Zeit." Trotz seiner protestierenden Worte - "Ihr seid doch viel wichtiger, mein Pharao.." "Abmarsch, Cousin!!" - verschwindet er aus dem Zelt und kommt nach kurzer Zeit auch wieder zurück mit frischer Kleidung für uns beide für den morgigen Tag zurück, trägt stattdessen aber für diese Nacht ausnahmsweise ein Nachtgewand, das aus einem schlichten Lendenschurz besteht. Wie auch er, bekomme ich eines in die Hand gedrückt, was ich mir unter Mühe selbst anziehe und Yugis Verlegenheit somit nicht weiter strapaziere. ********************** Konnichi wa, liebe Leserinnen und Leser! ^__~ An dieser Stelle möchten wir beide auch mal wieder etwas von uns hören lassen! *gg* Dies ist nun schon das achtzehnte Kapitel (und da die Meisten unter euch auch "Change of Hearts" kennen werden, wissen, dass das für Kagu-chan und Polarstern gar nichts ist... XD) und wir freuen uns wahnsinnig, dass wir noch immer so viele, treue Leser/innen haben! Besonders fühlen wir uns durch eure Kommentare angespornt, die wir mit sehr viel Freude andauernd lesen - darum hier einmal ein ganz großes Dankeschön für eure Treue die Zeit über!! Allein, da die Kapitel ja auch nicht immer in geregelten Abständen kommen.. XD" Wir hoffen, dass ihr auch in Zukunft weiterhin so viel Spaß und Freude beim Lesen haben werdet - immerhin war dieses Chapter doch schon mal viel versprechend, oder nicht? *beide verschmitzt grinsen* Kagu-chan & Polarstern Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)