ZdM von RandomThoughts (Der Zirkel der Macht - Buch 1) ================================================================================ Kapitel 7 --------- 7 Gelächter erklang, als Dana ins Wohnzimmer kam. "Dann dürfen wir dich ja in Zukunft Dämonentöter nennen", sagte Bea vergnügt. Nachdem Alexander ihr von Marias Ende erzählt hatte, war ihr nicht nach Lachen zu Mute, aber sie konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Es war schön zu wissen, dass es ihrem Freund wieder gut ging. "Und was war dann?", fragte Bea jetzt wieder ernst. Alexander antwortete nicht sogleich, Schmerz war in seinen Augen zu erkennen. Zögerlich griff Eva nach seiner Hand. Er nahm sie, ganz vorsichtig. Als sie etwas zudrückte konnte man ihm die Dankbarkeit vom Gesicht ablesen. "Es war furchtbar", begann er mit trockener Stimme. "Ich war ganz alleine an einem dunklen, kalten Ort. Ich hatte keinen Körper mehr, nichts mehr, nur noch meine Gedanken. Ich war einsam, verlassen, hatte das Gefühl, absoluter Verlorenheit. Ich dachte, ich würde das niemals durchstehen. Dann war da aber ein Licht." Alexander sprach nicht mehr ganz so gequält. "Ich weiß nicht, wo es herkam, es war einfach da. Ich konnte seine Präsenz spüren, es tröstete mich, schenkte mir Wärme. Auf einmal hatte ich die Kraft, durchzuhalten. Ich glaube fast, ich habe Gott gesehen." Obgleich er offenbar immer noch an dem litt, was er erlebt hatte war sein Blick seltsam verklärt. "Das ist doch Schwachsinn!", entgegnete Bea vehement. "Gott gibt es nicht!" "Und weshalb?", wollte Alexander wissen. "Schau mal in die Bibel. Da steht nur Müll drin!" "Habe ich irgendetwas von der Bibel gesagt?" "Was meinst du dann?" "Ein übergeordnetes Wesen, das uns Kraft gibt. Gott halt." Er zuckte mit den Schultern. "Zumindest kam es mir so vor. Muss ja nichts bedeuten." Sein Blick wurde wieder trauriger. "Woran denkst du?", fragte Eva besorgt "Maria, die Frau, der ich begegnet bin. Eine von Danas früheren Reinkarnationen. Sie ist gestorben, damit wir leben können, frei von der Herrschaft des Dämons." Sie schwiegen alle betreten. Eva wurde sich bewusst, dass sie noch immer Alexanders Hand hielt und ließ eilig los. Offenbar war es ihr peinlich. Alex bemerkte es aber überhaupt nicht. Sein Blick ruhte am Horizont, seine Gedanken waren weit weg. "Ich packs dann", erklärte Dana. Sie war froh, dass es Alexander wieder besser ging, aber sie hatte nun einiges, über das sie nachdenken musste. Bea verschwand ebenfalls, sie sagte sie wolle sich in die Bücher einlesen, die Alex mitgebracht hatte. Zurück blieben Eva und ein sehr abgelenkter Alexander. "Geht es dir gut?", versuchte sie ein Gespräch anzuknüpfen. "Ich denke schon", antwortete er abwesend und seufzte. Nach einer Weile richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf sie. "Hast du jemals einen Menschen verloren, der dir etwas bedeutet hat?", wollte er wissen. "Nein, bisher noch nicht." "Dann beneide ich dich." "Redest du von Maria?" "Auch..." Mehr war aus ihm nicht mehr herauszuholen. In sich gekehrt saß er da, gelegentlich vor sich hin seufzend. *** Alex ging es wieder gut. Er würde noch eine Weile brauchen, bis er alles verarbeitet hatte, aber er würde sich fangen. Bea hatte daran keine Zweifel, sie kannte ihn inzwischen zu gut. Eva saß noch immer bei ihm. Es hatte ganz den Anschein, dass sie ihn mochte. Bea hätte nichts dagegen. Die beiden wären sicher ein tolles Paar. Es wunderte sie nur, dass er sich noch nicht an sie herangemacht hatte. Bei ihr und Dana hatte er sich doch auch nicht so viel Zeit gelassen. Sie zuckte mit den Schultern. Es war nicht ihr Problem. Die Bücher waren wirklich interessant. Es gab einen Almanach unerklärlicher Phänomene, ein Buch über Abschwörungen und andere Zauberrituale, eine Abhandlung über das Wesen der Magie und andere verwandte Themen und noch einiges mehr. Sie hatte Schwierigkeiten, alles zu verstehen, aber es machte ihr dennoch Spaß, es zu lesen. Die Magie war zu ihrem Lebensinhalt geworden. Etwas später gingen Alexander und Eva. Sie wollte ihn noch nach Hause bringen, sagte sie. Alexander würde bestimmt nichts dagegen haben, da war Bea sich sicher... Erneut konzentrierte sie sich auf ihre Lektüre. Gegen Abend stieß sie auf etwas, das ihre Aufmerksamkeit erregte. Es war die Rede von einem Ort, an dem stetig die Urkraft in unsere Welt ströme. Der Gedanke alleine machte sie ganz kribbelig. Eine dauerhafte Konstellation, etwas anderes konnte es gar nicht sein. Sofort lass sie den Abschnitt erneut. Sie lass ihn einmal, sie lass ihn zweimal und sie lass ihn noch ein drittes Mal. Die Rede war von einer kleinen Lichtung in einem Wäldchen außerhalb der Stadt. Es fand sich sogar eine Wegbeschreibung. Aktuelle und historische Stadtpläne wälzend fand sie schließlich heraus, dass der Ort seit über hundert Jahren bebaut war. Es gelang ihr, die Adresse halbwegs zu bestimmen und sie machte sich auf den Weg. Sie lief den Stadtteil den Rest des Abends ab und am nächsten Tag wieder. Gegen Mittag hatte sie endlich entdeckt, was sie gesucht hatte. Es handelte sich um ein schmutziges, heruntergekommenes Fabrikgelände, das aussah als sei es seit zwanzig Jahren nicht mehr betreten worden. Ein kleiner Fußweg führte hinter dem Gelände vorbei. Er war von beiden Seiten von Zäunen umgeben und Sträucher schränkten die Sicht noch weiter ein. Dieser Ort war ideal. Sich noch einmal umsehend, ob auch wirklich niemand da war kletterte sie über den Zaun. Mit etwas Mühe kam sie in das Gebäude hinein und in einer alten Werkshalle, deren Dach schon vor Jahren eingestürzt war wurde sie schließlich fündig. Eine kleine Oase hatte sich inmitten des Gerölls gebildet. Sträucher und einige junge Bäume hatten Fuß gefasst, blühten als sei es bereits Frühling. Sie konnte die Kraft und die Ruhe des Ortes fast spüren. Sie ließ es sich in mitten des kleinen Heins nieder und befreite ihren Geist von der irdischen Welt. In der Geisterwelt, jener Welt jenseits des Greifbaren, war dieser Ort noch beeindruckender. Riesige Weiden erdrückten die schattigen Abbilder der Betonruine beinahe, Sonnenlicht flutete die Lichtung im Zentrum der Halle und verwandelte den Ort in ein Paradies. Bunte Schmetterlinge flogen von Blüte zu Blüte, Vogelstimmen erklangen leise in der Entfernung und das majestätische Rauschen des Windes zwischen den Ästen und Blättern vollendete das Bild. Im Zentrum der Oase lag in der Geisterwelt ein kleiner Teich, dessen Wasser unglaublich rein und klar war, so rein, dass es beinahe leuchtete. Bea nahm die Kraft des Ortes in sich auf und mit spielerischer Einfachheit beschwor sie einen großen Erdgeist, ein Unterfangen, dass sie normalerweise ein beachtliches Stück Kraft kostete. Auf ihre Bitte hin räumte er die eingestürzte Halle auf. Ein Teil des Gerölls durfte bleiben, es würde die Rolle natürlich gewachsener Felsen übernehmen, aber der Stahl, die Kabel, das Glas und der Staub mussten weg. Zufrieden sah sie sich um. Der Raum war nicht wiederzuerkennen. Sogar das Wetter schien hier etwas freundlicher zu sein als draußen. Es war immer noch bewölkt, aber sie hatte den Eindruck, dass es nicht ganz so grau war. Beatrice war zufrieden. *** Zu viert näherten sie sich dem verkommenen Fabrikgelände. Bea hatte sie nachmittags zusammengerufen, ohne ihnen jedoch mitzuteilen, worum es ging. Sie hatte ungewöhnlich vergnügt geklungen und sie hatten alle drei den Eindruck, dass sie ihnen etwas ganz besonderes zeigen wollte. "Hier sind wir", erklärte sie ihnen, als sie schließlich auf dem verlassenen Fußweg standen. "Hier ist was?", fragte Dana ungeduldig. Sie mochte es nicht, im Unklaren gelassen zu werden. "Es", antwortete Bea nur. Dana gefiel die Antwort offensichtlich ganz und gar nicht. "Ich kann etwas hören", gab da Eva mit leiser Stimme von sich. Bea grinste noch mehr als zuvor. "Es ist eine ganz ruhige Melodie, ruhig, aber kraftvoll. Harmonisch, aber sie hält sich zurück." Vergeblich versuchte sie die Eindrücke in ihrem Kopf zu beschreiben. "Es ist eine Quelle, eine dauerhafte Konstellation!", lies Bea die Bombe schließlich platzen. "Sie liegt in dem alten Fabrikgebäude. Kommt!" Sich noch einmal umsehend kletterte sie erneut über den Zaun. Alex folgte ihr neugierig, dann Dana. Nur Eva zögerte "Aber wir können doch nicht einfach...", hatte sie einwenden wollen, aber niemand hatte ihr zugehört. Mit einem mulmigen Gefühl folgte sie ihnen schließlich über den Zaun und in die alte Fabrikhalle. Bea führte sie durch ein Tor, dessen Schloss aussah, als sei es weggeschmolzen. Offensichtlich hatte sie sich hier mit Gewalt Zutritt verschafft. Sie marschierten durch einige düstere, staubige Korridore, dann sahen sie es. Es war wunderschön. Der Himmel schien fast aufzuklaren, junges Grün bedeckte den Beton, alte Geröllstücke sahen aus wie Felsen und in der Mitte schimmerte ein kleiner Teich. Eva konnte sie Melodie jetzt hundertmal deutlicher hören. Der ganze Raum klang wieder von der Schönheit der Natur, beschwor ihre Ausgeglichenheit, ermahnte an ihre Stärke. "Wow", war das einzige, das sie herausbrachte. *** Bea hatte Nachforschungen angestellt. Das ganze Gebiet war 1900 bebaut worden, als neue Fabriken nur so aus dem Boden schossen. Bald darauf war die Fabrik, die auf der Quelle errichtet worden war aber aufgegeben worden. Die Arbeiter fürchteten sich, behaupteten, es spuke dort. Wahrscheinlich hatten sie die Urkraft der Natur gespürt und waren dem nicht gewachsen gewesen. Das Gelände verfiel. 1933 wurde die alte Fabrik dann eingerissen und eine Lagerhalle an ihrer Stelle errichtet. Wieder gab es Arbeiter, die Angst bekamen und nicht mehr dort arbeiten wollten. Offensichtlich wurde Rücksicht auf sie genommen. Das Gebäude wurde daraufhin von der Regierung beschlagnahmt. Bea konnte keine Aufzeichnungen darüber, was während des Krieges dort weiter geschehen war finden können. 1944 wurde die Fabrik dann bei einem Bombenangriff eingeebnet. Lange Jahre lag das Grundstück danach brach, bis es 1957 von einem reichen Unternehmer gekauft wurde. Er ließ dort eine Fabrik für Leitungsrohre errichten. Wieder kam es jedoch zu Unruhen in der Arbeiterschaft. Schließlich wurde die Fabrik erneut geschlossen. 1968 gab es dann einen letzten Versuch, das Grundstück kommerziell zu nutzen. Ungeachtet der Ermahnungen, das Gebäude sei verflucht wurde die Anlage renoviert und erneut in Betrieb genommen. Erneut klagte die Belegschaft über unheimliche Gefühle und zwei Jahre später stürzte ein Teil des Gebäudes bei einem Sturm einfach ein. Seitdem wurde das Gelände nie wieder genutzt. Der heutige Besitzer war der sechsundfünfzigjährige Franz Tonmüller, der Eigentümer und Geschäftsführer von Tontech, einem kleinen Papierhersteller. Er hatte das verwunschene Grundstück vor fünfzehn Jahren von seinem Vater geerbt. Bea gelang es, einen Termin mit ihm auszumachen und mit Alexander als Begleitung erschien sie am folgenden Donnerstag in seinem Büro. Franz Tonmüller war ein kleiner, hagerer Mann, mit einem schlanken Gesicht und kurzen schwarzen Haaren, die bereits einen großen Teil seines Kopfes freigegeben hatten. Sein Auftreten war überaus professionell, aber er wirkte irgendwie auch traurig. Nach der Vorstellung kam Bea direkt auf ihr Anliegen zu sprechen: "Es geht um ihr Grundstück in der Hagengasse. Wir würden es gerne kaufen." Er holte eine Akte aus seinem Schreibtisch, sah sie durch und entgegnete schließlich: "Das wäre überhaupt kein Problem. Der derzeitige Wert des Grundstücks beläuft sich auf 1,2 Millionen Euro." Als sie diese Zahl hörte verschluckte Bea sich erst einmal. "Wie viel, sagen Sie?", fragte sie entgeistert. "1,2 Millionen", wiederholte er. "So viel ist ein entsprechendes Grundstück in dieser Lage wert." "Wir wissen aber, dass es seit Jahren leer steht. Es wurde bereits mehrfach geschlossen, weil es dort spuken soll. Jeder Versuch, es wieder in Betrieb zu nehmen scheiterte kläglich", setzte Alex an. "Wissen sie, ich glaube nicht an Hokuspokus", entgegnete der Unternehmer. "Sie glauben doch wohl nicht, dass ich ihnen wertvollen Baugrund zu einem Spottpreis überlassen, nur weil es dort einmal gespukt haben soll?" Er war nun offenbar ernsthaft erzürnt. Alexander versuchte, ihn zu beruhigen, es brachte aber nicht viel. Wenn er ihnen nicht entgegen kam war sowieso alles verloren, denn sie hatten keine 1,2 Millionen Euro. Alex unternahm einen erneuten Vorstoß, ob sie das Grundstück vielleicht zu einem günstigen Preis mieten könnten, da es doch sowieso leer stünde, aber darauf wollte Tonmüller erst gar nicht eingehen. Beas erneuter Versuch, ihm ihre Lage zu schildern und ihm vorzulügen, dass sie ihren Traum verwirklichen und ein Jugendzentrum einrichten wollten, brachte ebenso wenig wie Alexanders Appell an Tonmüllers Güte und Menschlichkeit. In einem letzten verzweifelten Versuch baten Bea ihn schließlich, doch zumindest noch einmal darüber nachzudenken und sie doch anzurufen, wenn er es sich noch einmal überlegen sollte. Sie waren kaum draußen, da fiel Bea über Alex her: "Wieso zum Teufel hast du nichts gemacht?!" "Was meinst du? Ich hab mich angestrengt so gut ich konnte!", antwortete er überrascht. "Einen Scheißdreck hast du! Wozu kannst du Arsch eigentlich zaubern, wenn du es dann nicht tust?!" Alex sah sie fassungslos an. "Wie bitte?!" Jetzt verlor auch er die Beherrschung. "Du verlangst von mir, dass ich die Leute einer Gehirnwäsche unterziehe, damit sie uns das geben, was wir wollen?!" "Es geht hier immerhin um eine Quelle. Hörst du, eine Quelle!", hielt sie ihm wütend entgegen. "Ich fass es nicht! Das ist ja toll. Sollen wir deshalb alle unsere Prinzipien über Bord schmeißen? Was machen wir dann, wenn wir feststellen, dass der ganze Marienplatz eine Quelle ist. Sollen wir ihn dann auch einfach an uns nehmen und den Leuten verbieten, ihn zu betreten?!" Beide vor Wut kochend sahen sie sich an. Jedes weitere Wort wäre jetzt sinnlos gewesen. Heftig den Kopf schüttelnd ging Alex davon zur S-Bahn. Bea blieb alleine zurück. Einige Kiesel wütend durch die Gegend tretend lief sie auf und ab, bis sie sich wieder etwas beruhigt hatte. Offensichtlich musste sie damit alleine fertig werden. Auf Alexander konnte sie im Moment nicht zählen. Nachdem sie sich wieder halbwegs beruhigt hatte, suchte sie sich ein abgeschiedenes Eck, in dem sie einen kleinen Feengeist rief. Sie gab ihm den Auftrag, Tonmüller zu beobachten und sie über alles zu informieren, was er herausbekommen konnte. *** "Er hat eine Frau im Krankenhaus besucht?", fragte Bea nach. "Jaja, eine Frau. Im Krankenhaus. Sie lag da einfach und er ist neben ihr gesessen und hat sie immer nur angeschaut, immer nur angeschaut. Dann ist er wieder gegangen", antwortete der Feengeist in seiner typisch verspielten Art. Das war interessant. Bea ließ sich zu besagtem Krankenhaus führen und erkundigte sich dort nach der besagten Frau. Es war nicht leicht, jemanden dazu zu bekommen, ihr alles zu erzählen, aber schließlich wusste sie, dass Tonmüllers Frau seit drei Jahren im Koma lag. Nach einem an sich harmlosen Unfall war sie nicht mehr aufgewacht. Beatrice hatte eine Idee. "Noch sauer?", schrieb sie Alexander. Die Antwort kam unverzüglich: "Nein, aber ich kann es nicht glauben, was du von mir verlangt hast!" "Denkst du, du könntest jemanden aus dem Koma zurückholen?", fragte sie als nächstes. "Vielleicht. Warum?" "Würdest du es machen?" "Ich würde es versuchen. Warum?" "Bereit dich vor so gut es geht, morgen musst du vielleicht ran. Einzelheiten dann morgen. Gruß, Bea" Alexanders weitere SMS ignorierte Bea. Sie hatte einen Plan und sie wusste, dass er ihm nicht gefallen würde. Sie fuhr nach Hause und bereitete alles vor. Dann fuhr sie noch einmal in die Hagengasse und tankte Energie. Sie würde heute nacht jede Menge davon brauchen. *** Endlich war es soweit. Die Sonne war schon seit Stunden untergegangen und es wurde ruhiger. Tonmüller saß noch an seinem Schreibtisch und ging Unterlagen durch. Es schien fast so, als würde er seinen Kummer unter seiner Arbeit begraben. Der Zeitpunkt war perfekt. Bea streckte sich noch einmal, dann begann sie zu zaubern. Als aller erstes holte sie die Spiegelscherbe aus ihrer Tasche, die sie heute Nachmittag vorbereitet hatte. Die Runen auf der Rückseite stimmten alle. Mit dem dünnen Lederband, dass sie durch gezogen hatte hing sie sie sich um den Hals. Im selben Moment wurde sie unsichtbar. Als nächstes holte sie die kleine Phiole hervor, in der sie den Trank des Ikarus transportiert hatte, öffnete sie und trank sie mit einem Schluck aus. Sie konnte fühlen, wie ihre Füße sich vom Boden lösten. Ihre sensiblen Sinne zeigten ihr an, wie viel Magie sie gerade kanalisierte. Sie war aber noch längst nicht fertig. Vor Tonmüllers Arbeitszimmer schwebend rief sie sich Galadriel die Lichtelfe vor Augen. Vor der Welt verborgen beschwor sie die Kraft der Elbenkönigin. Mit einer einfachen Handbewegung ließ sie den Griff des Fensters aufschnappen, öffnete das Fenster, stieß es mit einem Ruck auf. Tonmüller sah irritiert von seinen Büchern auf. Seine zusammengekniffenen Augenbrauen waren ein deutliches Indiz dafür, wie verwundert er war. Als nächstes begann Bea den Fluss des Lichtes innerhalb des nun offenstehenden Fensters umzuleiten. Kein einziger Lichtstrahl konnte mehr nach außen entkommen. Stark zerstreut, wie bei einem Milchglasfenster, durch das die Sonne scheint flutete alles Licht zurück ins Innere des Raumes. Eine gleißende Fläche entstand innerhalb des Fensterrahmens. Von außen war nur noch Schwärze zu sehen. Die Spiegelscherbe auf dem Fensterbrett ablegend schwebte Bea durch die Lichtbarriere hindurch. Innerhalb der Barriere wurde sie sichtbar und nun kam auch der Effekt ihrer letzten Anrufung zur Geltung. Wie Galadriel es im Buch der Bücher getan hatte, strahlte nun auch sie gleißendes, überirdisches, göttliches Licht aus. Ihr ganzer Körper war darin eingehüllt, strahlte, leuchtete. Es war kein einfaches Licht, die Urkraft des Universums durchdrang es. Diesem Licht ausgesetzt zu sein kam für einen gewöhnlichen Sterblichem einem spirituellen Erlebnis gleich. Alexander mochte vielleicht direkte Macht über den Geist besitzen, aber ganz ohne war sie auch nicht. "Wer bist du? Was willst du?", konnte Tonmüller nur stammeln. "Ich bin ein Bote." Auch Beas Stimme war von der Urkraft durchdrungen. "Was willst du von mir?" Angst vermischte sich mit Hoffnung und Erstaunen. "In der Bibel steht, das der Vater als einer von uns unter uns weilt. Heute kam Er zu dir in Gestalt zweier junger Menschen. Er bat um deine Großzügigkeit und unbarmherzig wiest du ihn ab. Wieder einmal habt ihr bewiesen, dass ihr Seiner nicht würdig seid. Betrübt ist Er nun, unglücklich und betrübt. Ich kann es nicht ertragen, den Großen Vater, den Schöpfer, unser aller Gott betrübt zu sehen. Gehe in dich und tue Buße. Noch ist es nicht zu spät. Noch kannst du beweisen, dass die Menschheit nicht verdorben ist." Mit diesen Worten verschwand die Erscheinung. Tonmüller war inzwischen auf die Knie gefallen, schluchzend rief er: "Ich habe verstanden! Ich habe verstanden, Herr. Ich werde das Richtige tun. Ich werde Gott beweisen, dass wir Menschen gütig und gerecht sein können!" Mit halben Ohr hörte Bea Tonmüller noch, als sie, erneut durch die Spiegelscherbe den Blicken neugieriger Zeitgenossen verborgen davonflog. Sie hatte es gerade noch geschafft, sich wieder unsichtbar zu machen, bevor ihr die Kraft ausgegangen ist. Diese Demonstration hatte sie alles gekostet, die gesamte Energie, die sie der Quelle entzogen hatte. Mit letzter Kraft schaffte sie es, hinter der Hecke von Tonmüllers Haus zu landen. Das Elexir des Ikarus verlor seine Wirkung einen Meter über dem Boden. Sie stürzte und landete in feuchtem Matsch. Mühsam kämpfte sie sich hoch und schaffte es gerade noch, das Grundstück zu verlassen, in dem sie gelandet war ehe die Spiegelscherbe in tausend winzige Stücke zerbrach und wirkungslos zu Boden regnete. Die kleine Explosion hatte einige Splitter in ihre Haut getrieben und aus mehreren kleinen Wunden begann sie zu bluten. Das war aber erst der Anfang. Aus ihren Augen liefen nun ebenfalls dünne Ströme Blutes. An ihrem ganzen Körper öffneten sich winzige Schnitte und Blut rann heraus. Ein stechender Schmerz packte sie in der Magengrube und bevor sie etwas dagegen tun konnte spie sie einen dicken Schwall Blut. Sie schaffte es nicht, auf den Beinen zu bleiben. Schlammverschmiert kniete sie auf dem feuchten und kalten Betonboden, während ihr ein dicker Faden Blut aus dem Mund rann. Sie wusste, was das alles zu bedeuten hatte. Sie hatte zu viel Magie eingesetzt, das war der Preis. Sich mühsam hochkämpfend torkelte sie zur S-Bahn. Ein kurzer Notruf war alles, was nötig war, damit Alex sie drei Stationen weiter abholte. Als er sie sah bekam er einen Schock. Sie war kreidebleich, blutverschmiert und schlammbesudelt. Während ihr noch immer ein feiner Faden Blut aus dem Mund rann erzählte sie ihm alles. Er war viel zu besorgt um sie, als dass er ihr irgendwelche Vorwürfe hätte machen können. Sie auf Armen tragend brachte er sie zum nächstgelegenen Krankenhaus. Der diensthabende Arzt wurde richtiggehend bleich, als er Beatrice sah. Alexander erzählte ihm, sie sei von einer explodierenden Glasscheibe getroffen worden und mit Hilfe von Magie stellte er sicher, dass diese Geschichte nicht angezweifelt werden würden. Um seine Freundin bangend sah er zu, wie sie operiert wurde. Kurz bevor sie einschlief drückte sie ihm noch ihr Handy in die Hand und bat: "Bitte. Morgen. Tu es einfach!" *** Als Alex erwachte wusste er zunächst nicht, wo er war. Er lag auf einer Plastikbank in irgendeinem langen Flur, der nach Chemikalien roch. Dann fiel ihm alles wieder ein: Bea! Mit einem Ruck war er hellwach. Er lief sofort los, bedrängte die nächste Schwester, die er finden konnte. Die Vorstellung, noch einen geliebten Menschen zu verlieren war beinahe zu viel für ihn. "Bea! Beatrice Kaiser! Wie geht es ihr? Ich hab sie gestern hergebracht, sie war schwer verletzt, hatte viel zu viel Blut verloren..." Die Schwester beruhigte ihn zunächst einmal, nahm ihn dann mit zum nächsten Büro und sah in den Akten nach. "Es geht ihr gut, sie liegt auf Zimmer 305." Alexander fiel ein Stein vom Herzen. Neuen Mut schöpfend ging er auf die Suche nach Zimmer 305. Seelenruhig lag sie da, atmete gleichmäßig. Unzählige Pflaster bedeckten all jene Stellen, wo sie gestern nach aufgeplatzt war. Ihre Augen waren immer noch tiefrot, das würde sich wieder geben. Alexander hatte niemals ganz akzeptiert, dass sie ihn damals zurückgewiesen hatte. Neben ihr Platz nehmend ergriff er ihre Hand. "Meine kleine, dumme, rothaarige Hexe", begann er mit sanfter Stimme zu sprechen. "Immer predigst du uns, wir sollten uns nicht verausgaben und jetzt tust du es selbst. Was hätten wir nur machen sollen, wenn du gestern nacht gestorben wärst?" Ein tiefer Seufzer kam über seine Lippen. "Du musst wohl immer alles so machen, wie du es dir in den Kopf gesetzt hast, was? Wir hätten schon noch einen Weg gefunden, die Quelle benutzen zu dürfen. Wieso musstest du das nur tun?" In dem Moment läutete Beas Handy. Alex nahm ab. Auf der anderen Seite meldete sich Herr Tonmüller. "Spreche ich mit Frau Kaiser?", wollte er wissen. "Nein, hier ist Alexander Albrecht. Wir kennen uns aber, ich habe Bea gestern begleitet." "Ich würde gerne noch einmal mit Ihnen sprechen. Kommen Sie doch einfach in mein Büro, wann immer es Ihnen passt." "Bea ist leider verhindert, aber ich werde sofort kommen." "Danke!" "Bis gleich" Alexander wusste beim besten Willen nicht, was er davon halten sollte. Der Mann hatte fast dankbar geklungen, als er gesagt hatte, er würde sich auf den Weg machen. Eine kurze SMS setzte Dana über das Wichtigste in Kenntnis. Sie würde Eva Bescheid sagen. Dann machte Alexander sich auf den Weg. Tonmüller bat ihn freundlichst Platz zu nehmen. Auf seine Frage, wie es Frau Kaiser gehe antwortete Alexander nur knapp, sie läge im Krankenhaus. "Hoffentlich nicht wegen mir!", wollte der Geschäftsmann daraufhin wissen. Er konnte nichts von Beas nächtlichem Spaziergang wissen, aber offenbar reagierte er nicht mehr rational. "Nein, nein, keine Sorge. Sie hatte nur einen kleinen Unfall", wiegelte Alex sofort ab. Ihm in diesem Geisteszustand das Grundstück mit der Quelle abzunehmen kam Alexander falsch vor. "Das freut mich. Lassen Sie uns noch einmal über Ihre Bitte von gestern reden. Ich habe es mir tatsächlich anders überlegt. Ich möchte, dass Sie das Grundstück haben. Ich schenke es Ihnen!" Bei diesen Worten strahlte er richtiggehend vor Freude. Schwere Gewissensbisse packten Alexander. "Das können wir nicht annehmen!", erklärte er. "Natürlich können Sie! Keine Widerrede!" Alexander versuchte vergeblich, seinen Gegenüber noch einmal umzustimmen. Er wusste aber, dass es keinen Sinn hatte. Sie konnten es sich nicht leisten, das Grundstück zu irgend einem fairen Preis zu kaufen. Egal wie viel er Tonmüller geben würde, es würde doch ein rein symbolischer Preis bleiben. Schließlich nahm er an. Das Einzige, das er jetzt noch sagen konnte war: "Bringen Sie mich bitte zu Ihrer Frau!" Tonmüller sah ihn überrascht an, fing sich aber sofort wieder. In Tonmüllers Auto fuhren sie zum Krankenhaus. Dort brachte sein Begleiter ihn in ein kleines Einbettzimmer. Eine unscheinbare Frau in Tonmüllers Alter lag reglos in einem sterilen Krankenbett. Einige Blumen standen auf dem Tisch neben ihr. Das Kruzifix über der Türe war das Einzige, das dem ansonsten kahlen Raum noch ein wenig Wärme und Farbe verlieh. Tonmüller blieb fast in freudiger Erwartung an der Türe stehen. "Machen Sie bitte zu!", bat Alexander ihn. Er zog sich einen Stuhl neben das Bett der Frau, schaute sie mitfühlend an. Er wusste was es bedeutete, von der Welt abgeschnitten im Koma zu liegen. "Ich muss Sie um eines bitten", wandte er sich erneut an Tonmüller. "Egal was Sie jetzt sehen, bitte sprechen Sie niemals mit irgend jemandem darüber. Das ist wichtig!" Tonmüller nickte nur. Alexander wandte sich erneut der Frau zu. Er wusste nicht, wie er anfangen sollte. Dann fiel ihm eine alte Fernsehserie wieder ein. Die Idee gefiel ihm. Er konnte sich nicht mehr genau an den Wortlaut erinnern, aber das war auch nicht wichtig. Seine Rechte auf das Gesicht der Frau legend sprach er: "Ich bin du und du bist ich. Wir sind eins. Unsere Geister verschmelzen." Er wiederholte die Formel noch einmal. Beim dritten Mal begann der Mund der Bewusstlosen sich zu bewegen, in seine Beschwörung mit einzustimmen. Er hatte Kontakt. Ein letztes Mal den selben Spruch aufsagend lies er sich fallen, tauchte in ihren Geist ein. Es war kalt. Dunkel und kalt. Graue Wolken bedeckten den Himmel. Ganz schwach konnte Alexander die Sonne dahinter sehen, ebenfalls kalt, kraftlos. Der Boden war gefroren. Reif bedeckte verbrannte Erde. Er stand in einer leeren Ebene. Das Nichts erstreckte sich bis an den Horizont. Alexander konnte damit nichts anfangen. Das war alles .. unbedeutend. Was war das? Es kam ihm irgendwie vertraut vor. Er begriff. Der Ort an dem er sich befand war das Bewusstsein der Frau. Sie lag in einem tiefen Koma, dachte nicht länger nach. Er musste tiefer bohren. Langsam sank er hinab in den Boden, drang in ihn ein. Unter der Oberfläche lag eine graue Halbwelt. Nur Schatten lebten hier. Er sank tiefer, näherte sich dem Kern ihrer Psyche weiter. Schließlich hatte er es geschafft: Eine gigantische Festung aus schwarzem Stein und Stahl ragte aus der Dunkelheit empor. Einen Moment lang ging ihm durch den Kopf, dass er sich genau so immer Saurons Festung vorgestellt hatte, aber er verdrängte den Gedanken sofort wieder. Das war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Er umrundete die Feste zwei mal, fand aber keinen Eingang. Das wäre auch zu einfach gewesen. Er suchte sich ein flaches Stück Mauer und nahm davor Position. Es war nicht der erste psychische Wall, mit dem er zu tun hatte. Die Arme nach vorne gereckt, die Hände zu einem Dreieck formend sammelte er seine Kräfte und ließ sie durch das Dreieck in die Mauer fließen. Sofort öffnete sich ein Loch. Langsam, stets nach Gefahren Ausschau haltend arbeitete er sich vorwärts. Dann hatte er es geschafft. Er war in den Kern von Luise Tonmüllers Psyche eingedrungen. Durch enge, verwinkelte Gassen schwebend suchte er nach Hinweißen. Als erstes fand er ein Bild ihres Mannes, ins dämonische verzerrt, drei Frauen im Arm. Er begann das Bild zu ergründen. Franz hatte eine Affäre gehabt. Sorgsam zerstreute er das Bild und setzte an seine Stelle das Bild des Mannes, der voller Hoffnung und Sorge neben ihnen stand, draußen, in der greifbaren Welt. Als nächstes fand Alexander ein kaputtes Auto. Zwei tote Menschen lagen darin. Er begann auch dieses Bild zu ergründen. Kurz nach bekannt werden von Franzens Affäre hatten Luises Eltern einen schweren Autounfall. Sie starben beide. Diese beiden Schocks waren zu groß für sie gewesen, sie hatte der Welt den Rücken gekehrt. Alexander begann, auch dieses Bild zu verändern. Anstelle des ausgebrannten Autos platzierte er freudige Erinnerungen an Luises Kindheit. Er half ihr dabei, den Tod ihrer Eltern zu verarbeiten. Langsam begann der Schmerz zu ihm durchzusickern. Plötzlich waren es nicht mehr Luises Eltern, die tot in dem ausgebrannten Auto lagen, es waren Alexanders Eltern. Eben hatte er Luise noch freudige Erinnerungen an ihre Kindheit gezeigt. Nun sah er sich selbst diesen Erinnerungen gegenüber. Er erinnerte sich an seinen ersten Schultag, daran, wie sie gemeinsam eine Katze gekauft hatten, an den Streit, als er mit 15 mehr Taschengeld haben wollte, an den Abend des Abschlussballs und die bösen Witze seiner Mutter über die Oberweite seiner Tanzpartnerin. Seine beiden Eltern, tot in einem ausgebrannten Auto liegend erschienen erneut vor seinen Augen. Einsamkeit packte ihn, Verzweiflung umhüllte ihn, Trauer benebelte ihn und Schmerz lähmte ihn. Er war bereit zu sterben, jetzt, hier. Minuten vergingen, vielleicht aber auch Tausend Jahre. Zeit war an diesem Ort subjektiv. Ein Licht erschien, ein einzelner Stern, der sich zwischen den Wolken seinen Weg bahnte. Alexander konnte ihn sehen, ihn fühlen und auf einmal begriff er, dass er nicht alleine war. Er überwand die Einsamkeit, die Verzweiflung, die Trauer und den Schmerz. Geschwächt aber doch ungebrochen erhob er sich. Sich gegen die Last auf seinen Schultern anstemmend ging er weiter, Schritt für Schritt. Zum schweben war er schon lange zu schwach. Ein riesiges, zehn Meter hohes Tor aus massiven Stahl versperrte ihm den Weg, aber jetzt konnte ihn nichts mehr aufhalten. Mit einer Kraft, die er niemals zuvor besessen hatte stieß er die Pforte auf, ging weiter. Dahinter war ein finsterer Raum. Ein kleines, ausgemergeltes Mädchen lag dort, bleich, am Ende ihrer Kräfte. "Ich bin gekommen, um dich zu befreien!", sprach er ihr Mut zu. Er hatte ganz normal gesprochen, aber seine Stimme donnerte wie eine Naturgewalt in der dunklen Kammer wieder. Der Stern, der ihm neue Kraft gegeben hatte tauchte ihn nun in helles Weiß. Das Mädchen, das innerste Ich von Luise Tonmüller sah eine Lichtgestalt auf sie zukommen, sie mit einem angenehm warmen, weichen Arm packen und sie auf Flügeln aus goldenem Licht aus diesem Ort, ihrer persönlichen Hölle befreien. Alexander bekam davon nichts mit. Er war zu sehr damit beschäftigt, das Mädchen wegzutragen und sie vor den Trümmern zu beschützen, die nun um sie herum nieder zu regnen begannen. Er wusste auch nicht, dass er es war, der in ihrer Wahrnehmung diese Ort der Schmerzen zerstörte mit reinigenden Blitzen puren Lichts. Er wusste nur, dass er sie stundenlang trug, immer weiter, immer nach oben, bis er die Oberfläche wieder erreicht hatte. Die Wolken waren verschwunden und die Sonne strahlte wie an einem warmen Sommertag. Vorsichtig legte er das Mädchen ab. Sie hatte kaum den Boden berührt, als Blumen um sie herum anfingen zu sprießen. Er wusste, er hatte getan was nötig gewesen war. Ein letztes mal blickte er sich um, sah die ganze Ebene blühen. Einzelne Flecken blieben schwarz und tot, aber das schien ihm nur normal zu sein. Der wahre Heilungsprozess stand erst noch bevor. Gemeinsam öffneten sie die Augen. "Franz!", rief sie glücklich. "Luise!", erwiderte er nur, eilte an ihr Bett, drückte sie an sich. Alexander wusste, dass es nun Zeit für ihn war, zu gehen. Er hatte die Türe fast erreicht als Tonmüller ihn noch einmal zurückrief. "Wie kann ich meine Schuld nur jemals begleichen?", wollte er von Alexander wissen. Alexander schüttelte den Kopf, antwortete dann: "Das Grundstück. Mehr wollen wir nicht." Dann verließ er die beiden. *** Bea war wieder bei Bewusstsein. Dana und Eva waren beide schon wieder nach Hause gegangen. Alexander und Beatrice war das nur recht. Sie brauchten einige Minuten für sich. "Ich denke immer noch, dass es falsch war, was du getan hast", erklärte er ihr. "Warum? Ich habe ihm neue Hoffnung gegeben, neuen Glauben – und seine Frau zurück." "Du hast ihn betrogen, ihm sein Grundstück weggenommen." "Glaubst du, es wäre ihm anders lieber gewesen?" "Nein, aber es geht ums Prinzip. Außerdem hättest du dich nicht als Engel ausgeben dürfen!" "Warum nicht? Ich habe genau das getan, was echte Engel auch tun, wenn es sie denn gibt. Ich habe ihm neuen Mut gegeben – und ein Wunder für ihn vollbracht." "Aber du bist kein Engel!" "Wer sagt das? Erinnerst du dich an deine Theorie, Gott sei dir erschienen? Vielleicht ist er das wirklich. Vielleicht war es aber auch nur irgendjemand, der das Selbe gemacht hat wie ich..." Dem gab es nichts mehr hinzuzufügen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)