ZdM von RandomThoughts (Der Zirkel der Macht - Buch 1) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Der Garten Eden Die Sonne sank langsam dem Horizont entgegen. Ihre goldenen Strahlen fielen schräg durch die dunkelgrünen Blätter der Birken und Eichen. Dampf stieg langsam aus einigen halb ausgetrockneten Teichen auf. Die Luft war wie Sirup – zäh, klebrig, schwer. Das Gras beugte sich der schwülen Hitze. Die Halme hatten ihre Kraft verloren, hingen gedrückt zu Boden. Zwei zitronengelbe Farbkleckse tanzten über die Lichtung, scheinbar ohne die alles erdrückende Schwüle überhaupt zu bemerken. Sie tanzten, kreisten fröhlich umeinander, hierhin und dorthin, verweilten kurz auf einem Blatt, erhoben sich wieder leicht und behende in die Luft, zirkelten umeinander, nur um plötzlich wieder zwischen dem kraftvoll dunklem Grün zu verschwinden. Die Sonne sank derweilen weiter dem Horizont entgegen, ihre Strahlen immer flacher, ihr Licht immer goldener. Eine Wolkenfront zog von Norden her auf, mächtig aufragende Wolkentürme, wie die Türme eines verwunschenen Schlosses, unendlich groß, bis an den Horizont hin. Die beiden Zitronenkleckse kümmerte das nicht. Sie tanzen weiter, genossen jeden einzelnen Moment ihres kurzen Lebens, ohne überhaupt zu wissen, dass es irgendwann enden würde. Plötzlich kamen sie wieder zwischen den langen Halmen hervorgeschossen, hierhin fliegend, dann dorthin. Erneut ließen sie sich nieder, direkt in der höchsten Astgabel eines prächtigen, schwer behangenen wilden Apfelbaums. Das zunehmend ins Kupferne übergehende Sonnenlicht fiel nun direkt auf sie, und man konnte die beiden Schmetterlinge in aller Deutlichkeit erkennen. Sie saßen nebeneinander, zwei winzige, filigrane Körper, kaum auszumachen zwischen den leuchtenden Farben ihrer zarten Flügel. Ihre winzigen Fühler zuckten, während sie die schwülwarme, vom Boden her aufsteigende Luft spürten, und die feinen Gerüche der überreifen Früchte und Beeren rochen. Von dem bevorstehenden Sturm wussten sie nichts. Dieser gehörte nicht in ihre kleine Welt, war für sie in keinster Weise präsent, nicht bevor die ersten Tropfen fielen – genauso wenig wie die Straße, die in wenigen hundert Meter an der kleinen Lichtung vorbei durch den Wald führte. Sie war jenseits ihres Horizonts, jenseits der Grenzen ihrer kleinen Welt. Sie bemerkten sie nicht, nahmen sie einfach nicht wahr. Weder die Straße, noch das Auto, das sich vorsichtig die kurvige Strecke entlang tastete. Genauso wenig bemerkten sie den schwer beladenen Lastwagen, der aus der anderen Richtung kam. Sie sahen das übermüdete Gesicht des Fahrers nicht, sahen nicht, wie ihm die Augen immer wieder sekundenlang zufielen Und sie bemerkten auch nicht wie das Auto mit seinen zwei Insassen genau in dem Moment um die Kurve kam, als der Fahrer des schweren Lasters erneut von der Müdigkeit übermannt wurde. Und sie sahen auch nicht, wie das Auto erfasst und zwischen dem schweren Gefährt und zwei alten, dicken Eichen zerquetscht wurde. Und selbst wenn sie es bemerkt hätten, es hätte keine Bedeutung für sie gehabt, da ihnen das Wissen um den Tod fehlte. Sie lebten einfache Leben, in ihrer engen, kleinen Welt, in der es keine Entscheidungen zu treffen gab, keine Freunde zu verlieren und zu betrauern, keinen Schmerz und keine Freude, sondern immer nur den leichten, unbekümmerten Tanz im endlos andauernden Hier und Jetzt. Es war ein gutes Leben, ohne unerfüllte Träume, ohne Bedauern über begangene Fehler, ohne Erinnerung an Gestern oder Hoffnungen für Morgen. Die ersten Tropfen erreichten die Lichtung. Groß und schwer fielen sie nieder, brachten Blätter ins wanken, drückten Grashalme zu Boden. Einer von ihnen traf wenige Flügellängen von den beiden entfernt auf dem Ast auf, auf dem sie saßen, und geriet damit in den schmalen Radius ihrer kleinen, sorgenfreien Welt. Der größere der beiden reagierte gar nicht, aber der kleinere zuckte unruhig mit den Fühlern und schlug nervös mit seinen zitronengelben Flügeln. Da ging der erste Blitz hernieder, Donner hallte, Wind kam auf, und der Sturm brach mit voller Gewalt los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)