Crossing Inu von Knubbel-chan ================================================================================ Kapitel 10: Immer tiefer nach unten ----------------------------------- "Der ist vielleicht ein komischer Vogel...", kommentierte Inu Yasha, als Kagome und er sich im Treppenhaus befanden. "Uns einfach so gehen zu lassen... Is' doch nicht normal." "Ich weiß auch nicht, wieso, aber er hat bestimmt einiges riskiert, um uns da rauszuholen", meinte Kagome leise. "Also lass uns hier verschwinden." Sie sah über das Geländer und ihr wurde ganz schwummerig. "Oh mein Gott... sechzig Stockwerke Treppen... bin ich froh, dass wir runter und nicht rauf müssen..." "Bin ich froh, dass ich nicht laufen muss", sagte Lucy dazu. Sie begannen, die Treppen hinabzusteigen. Doch nach dem vierten oder fünften Stockwerk sagte Inu Yasha: "Das dauert mir zu lange. Wir sind zu langsam. Steig auf." Vorsichtig krabbelte Kagome auf Inu Yashas Rücken und fragte unsicher: "Was hast du vor?" "Das wirst du gleich sehen. Festhalten." Damit sprang er über das Geländer auf die nächstuntere Treppe, wieder und wieder, immer im Zickzack. Sie waren schon mehr als zehn Stockwerke vorangekommen, als sich unter ihnen plötzlich eine Tür öffnete und Inu Yasha scharf anhielt. Schnell sprang er wider ein Stockwerk nach oben, damit eventuell eintretende Leute sie nicht sahen. "Och, Mensch, Rude, was willst du hier im stinkigen ollen Treppenhaus?", hörten sie eine Männerstimme fragen. "Lass uns Schluss machen für heute." "Gleich, Reno", antwortete eine tiefere Stimme. "Sobald ich hier das Gerät installiert habe." "Wenn du drauf bestehst..." Sie hörten, wie einer der Männer ein Lied pfiff. Kagome kam es vage bekannt vor, sie konnte es aber nicht zuordnen. Sie war nur der Meinung, es im Zimmer ihres kleinen Bruders gehört zu haben, also nahm sie sich vor, ihn danach zu fragen, wenn sie wieder zurückgekehrt waren. Falls sie zurückkehrten. Inu Yasha und sie beugten sich vor, um die beiden Personen unten sehen zu können. Dabei schlug Inu Yashas Kette an das Treppengeländer. "War da eben was?", fragte ein rothaariger Mann, der sich lässig an die Wand lehnte. Ein anderer Mann mit Glatze kniete auf dem Boden und werkelte an einem kleinen Kasten herum. Der Rothaarige lauschte kurz, zuckte mit den Schultern, sagte "Das hab ich mir wohl nur eingebildet" und pfiff weiter. "Das sind zwei Turks", flüsterte Lucy in Kagomes Ohr. "Shinras Sicherheitsleute. Die, die die ganze schmutzige Arbeit machen müssen." Kagome nickte, um zu zeigen, dass sie verstanden hatte. "Hey, Rude, weiß du was?" fragte Reno weiter unten und hörte auf zu pfeifen. "Ich hab die Tage so ein Mädchen kennengelernt... Sie arbeitet in der Verwaltungsabteilung, im 37. Stock." "Na und?" Man hörte ein Klicken und Kratzen von Metall auf Metall. "Hmmm... wo ist sie denn..." "Wer, meine neue Freundin?" "Nein. Ich meine die Schraube, die hier eben noch lag." "Meinst du die hier?" "Gib her!" "Und was bekomme ich dafür?" Der zweite Mann seufzte schwer. "Reno, ich dachte, du wolltest Feierabend machen. Ich muss nur noch diese Schraube festziehen, dann bin ich fertig. Also, gibst du mir sie bitte?" "Jaja, ist ja schon gut." Ein leises Klicksen, dann das Trappeln von Füßen. "Endlich fertig?" "Ja. Lass uns gehen." "Äh, Rude?" "Ja?" "Wozu soll das Ding eigentlich gut sein?" "...frag Hojo. Ich weiß es nicht. Sollte es nur hier anschrauben." "Ach...so..." Sie hörten das Quietschen einer Tür. "Is ja auch egal. Also, ich hab' sie in der Kantine zu ersten Mal gesehen, da hat sie-" "Reno, kannst du mir einen Gefallen tun?" "Aber immer doch, Kollege." "Halt die Klappe." Dann wurde die Tür zugeknallt. Kagome atmete hörbar aus. "Puh, ich dachte schon, sie würden uns entdecken. Hätte er hochgeguckt, hätte er uns bestimmt gesehen." "Ach, dann hätte ich sie fertig gemacht, keine Sorge", behauptete Inu Yasha. "Und uns damit die ganze Firma auf den Hals gehetzt", meinte Lucy. "Ich bin zwar noch nie aus dem Labor rausgekommen, aber ich hab schon kapiert, dass diese Firma riesengroß ist." "Firma?", fragte Kagome irritiert. "Sephiroth ist ein General - aber er arbeitet für eine Firma? Eine Firma mit eigenem Militär?!" "Jo", antwortete Lucy. "Ist das ungewöhnlich für eine Firma?" "Also ich kenne keine mit einer eigenen Streitmacht...", antwortete Kagome. "Aber man lernt nie aus..." "So, sie scheinen Weg zu sein", sagte Inu Yasha mit einer Kopfbewegung nach unten. Er wunderte sich nicht darüber, dass die Firma eine eigene Armee hatte - Er wusste nicht einmal so recht, was denn eine Firma überhaupt war. "Weiter geht's." Fünfundvierzig Stockwerke weiter unten standen sie vor einem neuem Problem. Wohin sollten sie nun gehen? Sephiroth hatte ihnen zwar geraten, nach Sektor 4 zu gehen... Aber wo war der? "Äh, ja. Und jetzt?", fragte Inu Yasha ratlos. "Welche Richtung?" "Zuerst einmal hier weg", meinte Lucy. "Sektor 4 können wir immer noch suchen, wenn wir von diesem Gebäude weg sind." "Halt, warte!", sagte Kagome, die etwa bemerkt hatte. "Dort ist etwas unter einem Stein. Sieht aus wie ein Stück Papier." "Hmm, eine Notiz." Inu Yasha hob das Zettelchen hoch, sah es an - und beschnüffelte es. Dann nickte er. "Riecht nach Sephiroth. Die ist von ihm." "Was steht denn da?", wollte Lucy wissen, nachdem Inu Yasha Kagome das Papier gegeben hatte. "Auch wenn er alles Mögliche mit mir angestellt hat, hat dieser dumme Professor es doch versäumt, mir lesen beizubringen." "Da ist eine Zeichnung...", beschrieb Kagome. "Sieht fast aus wie eine Pizza, ist aber eine kleine Karte, glaube ich. Da ist sogar eingetragen, wo wir sind und wo wir hinmüssen. Darunter steht: ,Midgar ist in acht Sektoren unterteilt und besteht aus einer großen Platte. Ihr befindet euch auf der Platte, die Slums sind darunter. Den Zug könnt ihr nicht nehmen, er wird überwacht. Ihr müsst einen anderen Weg finden. Versucht es mit der Wartungstreppe des Hauptstützpfeilers. Viel Glück. Sephiroth.' Hm, er hat eine schöne Handschrift." "Jaja, das interessiert uns aber nicht", sagte Inu Yasha zu diesem Hinweis gereizt. "Wo müssen wir lang?" "Der nächste Pfeiler ist laut Karte hier in der Nähe. Wir müssen dort entlang." Sie zeigte nach rechts und sie gingen in diese Richtung. Doch schon bald fanden sie sich in einem undurchschaubaren Gewirr von Straßen wieder, die Sephiroth natürlich nicht in seine Karte eingezeichnet hatte. Eine streunende Katze verließ mit einem Kreischen eine umgekippte Mülltonne, als sie sich näherten. Ansonsten war niemand auf den Straßen zu sehen und bis auf das Licht einiger Straßenlaternen war es stockfinster. "Und was jetzt?", fragte Inu Yasha. "Irgendeine Idee?" "Ich sage es nur ungern, aber ich habe keine...", gab Kagome zu und sah sich um. "Die Treppe muss hier irgendwo sein, da bin ich mir sicher. Nur wo?", Die Gebäude sahen in etwa alle gleich aus, bis auf eines... Zwei blau uniformierte Wachen standen davor. "Was ist in diesem Haus dort?" fragte sie. Inu Yasha schlich sich unbemerkt heran, bis er ein Schild, das an der Wand hing, lesen konnte. "Da steht: ,Zutritt für alle bis aus Shinra-Wartungspersonal verboten. Eltern haften für ihre Kinder.' " "Wartungspersonal?", wiederholte Kagome. "Dann muss das das Gebäude sein, das wir suchen! Aber es wird bewacht..." "Lass das mal meine Sorge sein", meldete sich Lucy. "Ich hab schon eine Idee, wie ich sie ablenken kann. Ihr müsst dann nur noch durchlaufen." "Und was ist mit dir?", fragte Kagome besorgt. Lucy schüttelte sich. "Ich komme nach, sobald ihr durch seid. Mach dir da mal keine Gedanken. Aber du musst mich schon runter lassen, wenn wir da rein kommen wollen." "Oh, ja, natürlich." Kagome setzte das Meerschweinchen ab. Es zwinkerte ihr zu und verschwand dann in einer kleinen Nebengasse. Als es wieder zum Vorschein kam, wurde es von einer ganzen Horde Straßenkatzen verfolgt. Lucy raste auf die Wachen zu und der einen zwischen den Beinen durch - die Katzen versuchten, es ihr gleich zu tun. Die Wache wurde dabei so heftig umgeworfen, dass er auf einer dieser Katzen landete, die ihm gleich darauf das Gesicht zerkratzte. Sein Kollege eilte ihm zu Hilfe und versuchte, das fauchende Tier von ihm loszubekommen, doch dabei trat er einige der anderen Katzen. Diese stürzten sich nun mit vereinten Kräften auf ihn. "Jetzt!", zischte Inu Yasha, schnappte Kagome und flitzte durch die Tür. Die Wachen waren zu sehr beschäftigt mit den Katzen, um dies zu bemerken. Die Katzen hingegen waren zu beschäftigt mit den Wachen, um zu bemerken, dass sich das Meerschweinchen ebenfalls ins Haus begeben hatte. Der Kampf Mensch gegen Katze ging unter großen Geschrei und Gezeter noch weiter, während Inu Yasha und die anderen beiden die Treppe nach unten suchten und fanden. "Hohoho, sind die dämlich", spottete Lucy. "Kratzen sich gegenseitig die Augen aus... Dass sie auf sowas reinfallen...einfach zu blöd..." "Das war eine gute Idee", lobte Kagome und hob Lucy wieder hoch. "Und auch sehr mutig." "Lebensmüde, würde ich eher sagen", meinte Inu Yasha. "Du hättest dabei draufgehen können." "Oho, höre ich da etwa Besorgnis?", fragte Lucy und legte den Kopf schief. "Nö", antwortete Inu Yasha trotzig. "Ich habe nur gesagt, was ich dachte." Kagome seufzte und lächelte in sich hinein. Was für ein freches Nagetier! Aber vielleicht würde es Inu Yasha ja gut tun, jemanden bei sich zu haben, der alles ein bisschen leichter nahm und nicht so naiv war wie Shippo. "Und hinter dieser Tür ist unser Weg nach unten", sagte sie laut und drehte den Knauf einer Tür mit der Beschriftung: ,Wartungstreppe. Zutritt nur für autorisiertes Personal'. Als sie jedoch die Tür aufstieß, war eine schrille Sirene zu hören. "Oh-oh, Alarmanlage", sagte sie ertappt. "Daran hatte ich nicht gedacht. Schnell!" Wie von einer Wespe gestochen rannten sie nun die Treppe hinunter . Diese allerdings ging spiralförmig um den riesigen Stützpfeiler herum und war also nicht dafür geeignet, einfach Teile zu überspringen. Über das Geländer zu hüpfen ging aber auch nicht, jenseits von ihm ging es mehrere hundert Meter abwärts. Als sie bereits hinter sich die zornigen Stimmen der zerkratzten Wächter hörten, zog Inu Yasha Kagome wieder auf seinen Rücken und legte sein schnellstes Tempo ein. So würden sie den Wächtern entkommen und einen guten Vorsprung haben, wenn sie unten ankamen. Kagome pfiff der Wind in den Ohren, so schnell hatte sie Inu Yasha selten laufen sehen. Sie zog den Kopf ein, um möglichst wenig Luftwiderstand zu bilden, und hielt Lucy mit der einen Hand fest an sich gedrückt, während sie sich mit der anderen an Inu Yashas Mantel festklammerte. Bei etwa drei vierteln des Weges machte Inu Yasha auf einmal eine Vollbremsung. Vor ihnen waren ebenfalls Soldaten in blauen Uniformen aufgetaucht. "Verdammt", knurrte er. "Die oben müssen sie wohl informiert haben. Da bleibt mir keine andere Wahl." Er setzte Kagome ab und wollte auf sie losstürmen, doch die Soldaten ballerten mit ihrem Gewehren vor seine Füße. "Keine Bewegung!", befahl einer von ihnen. "Oder wir schießen! Widerstand ist zwecklos!" "Pah!", machte Inu Yasha und zog Tessaiga. "Keine Bewegung von euch, oder ich haue euch in kleine Stücke!" "Waffe weg!", befahl der Uniformierte stur. "Davon träumst du bloß!" Inu Yasha schwang sein Schwert hoch über seinen Kopf. "Na wartet!" "Halt, Inu Yasha!", unterbrach Kagome. "Du kannst sie doch nicht einfach alle umbringen!" "Hatte ich auch nicht vor", räumte Inu Yasha ein. "Aber ich will ihnen eine kleine Lektion - Aargh!" Die Soldaten vom oberen Ende der Treppe hatten sie schließlich doch eingeholt und einer von ihnen hatte auf Inu Yasha geschossen. Er lies das Schwert sinken, während das Blut seinen Arm hinablief. "Mist!", fluchte er. Sie waren umzingelt. Vor ihnen waren Soldaten, hinter ihnen waren Soldaten, rechts von ihnen war eine Wand - nur noch eine Richtung also, in die sie fliehen konnten. Es passte ihm zwar gar nicht, dass er fliehen musste, aber er respektierte Kagomes Wunsch, möglichst jedes Menschenleben zu verschonen. Diese Wunde hätte ihn zwar nicht aufgehalten, aber doch wahrscheinlich sie. Er sah nach links und fasste einen Entschluss. Es war hoch. Sehr hoch. Aber vielleicht nicht zu hoch. "Kagome, vertrau mir!", bat er sie, steckte Tessaiga in seine Scheide, hob sie auf seinen Rücken und sprang über das Geländer. Im Flug drehte er sich so, dass Kagome weich landen würde: auf ihm. Dann schloss er die Augen. Das würde weh tun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)