Crossing Inu von Knubbel-chan ================================================================================ Kapitel 11: Belohnung --------------------- „Und dann hat er mir mein Leben gerettet, indem er mich zu Boden geworfen hat“, erzählte die Prinzessin schwärmerisch – und etwa zum vierundzwanzigsten Mal. „Er ist mein Held!“ Sie befanden sich in der größten noch intakten Hütte des Dorfes. Der Fürst hatte sie zum Abendessen eingeladen und ihnen eine reiche Belohnung versprochen, deren Form sie nun erfahren sollten. Doch zuerst kam das leibliche Wohl. Cloud kämpfte zwar mit den Stäbchen und Zack fraß wie ein Scheunendrescher, aber es war eine lustige Runde. Man merkte den anwesenden Dorfleuten die Erleichterung an, auch wenn sie nur da waren, um die Tischgruppe zu bedienen. „Ähh, danke, Prinzessin, aber das ist zu viel des Lobes...“, versuchte Cloud verlegen, sie zu bremsen. „Ich habe nur meine Pflicht getan.“ „Oh, mein Held, ich heiße Yoko. Nenn mich doch bitte so, ja?“ Die anwesenden Dörflinge schnappten nach Luft. „Ja, gut, Prinzessin.... Yoko... Wie ihr wünscht“, sagte Cloud und rutschte von der Prinzessin weg etwas näher zu Zack. Dieser grinste nur in sich hinein und griff nach einem weiteren Stück rohem Fisch. „Herr Fürst, ihr wolltet uns etwas mitteilen“, erinnerte Miroku den Adligen. Dieser war zufällig derjenige, den Masamune angesehen hatte, bevor er die Prinzessin beschreiben hatte. Wie seine Tochter war auch er beleibt und ungepflegt, nur nicht ganz so zickig. „Ja, wahrhaftig, werter Mönch. Ich wollte euch mitteilen, welche Belohnungen ihr euch damit verdient habt, unser Fürstentum von diesem widerlichen Dämon befreit zu haben. Möget ihr mir bitte euer Ohr leihen?“ „Natürlich“, antwortete Zack und hörte auf zu futtern. „ Ich kann eh‘ nicht noch mehr essen. Bin voll.“ „Nun denn“, begann der Fürst. „Meine Tochter und der Schmied haben mir alles berichtet. Ihr habt euch eure Belohnung wirklich verdient. Aber seid dennoch dankbar dafür.“ „Kommt er auch mal zum Punkt?“, fragte Zack Cloud leise flüsternd. Dieser zuckte mit den Schultern. „Ich habe beschlossen, eure Belohnungen eurer persönlichen Vorzügen nach zu bemessen“, fuhr der Fürst fort. „So werde ich an meiner Tischseite beginnen. Euch, werter Mönch und werte Dämonenjägerin, werde ich eure Belohnung mit Geld auszahlen lassen.“ Die anwesenden Dorfbewohner klatschten und Sango und Miroku bedankten sich höflich. „Bei euch, werter Soldat, werde ich mich erkenntlich zeigen, indem ich euer Schwert, das im Dienste meines Hauses gebrochen ist, wieder herstellen lasse.“ „Yo, danke. Mehr brauche ich auch nicht“, winkte Zack ab. „War nicht der Rede wert.“ „Musst du immer so dick auftragen?“, zischte Cloud ihm zu. „Nachher bringst du uns noch in Schwierigkeiten damit.“ „Hey, mach dir mal keine Sorgen“, gab Zack zurück. „Ich weiß schon, was ich tue.“ Clouds skeptischen Blick wehre er mit einem Grinsen ab. „Vertrau‘ mir.“ „Und nun“, der Fürst richtete sich im Sitzen auf. „Und nun werde ich denjenigen belohnen, der mir den größten Dienst erwiesen hat. Euch, o Retter meiner Tochter, werde ich das Wertvollste geben, was ich zu vergeben habe.“ Cloud schwante bereits übles und sein Verdacht wurde bestätigt. „Als angemessenen Dank und auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin biete ich euch die Hand meiner Tochter, Prinzessin Yoko.“ Während im ganzen Raum ein Tumult losbrach, spielte Cloud mit dem Gedanken, einfach in Ohnmacht zu fallen. Allerdings könnte das als Begeisterung angesehen werden, also tat er es lieber nicht und konzentrierte seine ganze Energie darauf, seine Kinnlade vom Herabfallen abzuhalten und in die Gegend zu starren. „Was?“, fragte Miroku entgeistert. „Das meint ihr doch jetzt nicht etwa ernst?“ Sango blickte ungläubig von Fürsten, der bekräftigend nickte, zur Prinzessin, die rot angelaufen war und Cloud zuzwinkerte, und zurück, während sie versuchte, diese Information zu verarbeiten. Shippo machte nur ganz runde Augen. „Ooohhh....“ Zack, der in dem Moment der Verkündung an seinem Sake genippt hatte, verschluckte sich und bekam den schlimmsten Hustenanfall seines Lebens. Der Krach, den er dabei machte, fiel aber nicht weiter auf, weil alle anwesenden Personen durcheinander redeten. Nur Cloud sah so aus, als müsste er sich gleich übergeben. Langsam drehte dieser sich zu seinem älteren Freund um und er hatte den Zack-bitte-hilf-mir-Blick auf dem Gesicht, dem der Schwarzhaarige noch nie widerstehen konnte. „Der Arme...“, dachte Zack. „ Die würde ich nicht einmal Professor Hojo wünschen... okay, vielleicht doch. Aber Cloud hat wohl kein Glück... Ich muss mir was einfallen lassen... Komm schon, Zack, denk‘ nach! Was könnte ein Grund sein, ein solchen Angebot abzulehnen...? Der Unterschied zwischen den Ständen? Das haben sie sich bestimmt schon überlegt... Hm, vielleicht Impotenz? Nah, Cloud würde mich vor allen Leuten umbringen...“ Zack lächelte in sich hinein und spielte an seinem Rollkragen herum, bis ihm ein Licht aufging. „Ah, ich weiß! Wenn er schon verheiratet ist, darf er nicht noch eine Frau haben. Jedenfalls ist das bei uns so. Ich hoffe nur, hier auch...“ Diese Idee kam ihm nicht eine Sekunde zu früh. Soeben war der Fürst aufgestanden und hatte die Hände erhoben, um Ruhe in den Saal zu bringen. „Macht euch keine Sorgen“, sagte er zu seinen Untertanen. „Wir haben uns diesen Schritt reiflich überlegt. Jetzt möchten wir jedoch hören, ob unser Held unser Angebot annimmt.“ Cloud blinzelte irritiert, als er merkte, dass er jetzt das Wort hatte. Natürlich wusste er nicht, wie er das, was er sagen wollte (nämlich ‚Büärgh, die soll ich heiraten? Nie im Leben!‘), sagen sollte, ohne sich Feinde zu machen. „Ja, nun...“, begann er. „Ich, äh... fühle mich sehr geehrt... und... äh...“ „Leider kann ich das nicht zulassen“, sprang Zack in die Bresche. „Er darf sich keine Frau nehmen.“ Die Untergebenen des Fürsten oh-ten gemeinsam wegen der Dreistigkeit dieser Behauptung. Auch der Fürst war verärgert. „Wie kannst du es wagen!“, fuhr er Zack an. „Unseren Helden zu unterbrechen und dann noch ihm zu verbieten, ein Angebot von uns anzunehmen!“ „Ich habe meine Gründe“, erklärte Zack ruhig. „Erstens bin ich sein Vorgesetzter und bin durchaus ermächtigt, ihm Dinge zu befehlen oder zu verbieten. Und zweitens darf er sich keine Frau nehmen, weil er bereits eine hat.“ Er sah Cloud an und sein Blick sagte deutlich: ‚Entweder du spielst mit oder du steckst hier für den Rest deines Lebens mit dieser Prinzessin am Hals fest.‘ „Öh, genau“, bestätigte Cloud, der diese stille Nachricht nicht einmal benötigt hätte. Prinzessin Yoko heulte einmal laut auf und verließ fluchtartig den Raum. Ein lautes Tuscheln erinnerte daran, dass die Dorfbewohner auch immer noch da waren. „Du bist verheiratet?“, fragte Shippo erstaunt. „Das wusste ich noch gar nicht. Das hast du noch – nnimph.“ Miroku hatte in einer schnellen Reaktion dem kleinen Fuchsdämon den Mund zugehalten. „Sei ruhig“, raunte er ihm zu. „Wir wollen ihm nicht noch mehr Schwierigkeiten bereiten. Lass‘ uns mal lieber sehen, wie sich die ganze Situation entwickelt.“ Der Fürst machte ein enttäuschtes Gesicht. „Oh weh, das hatte ich befürchtet... Jetzt weint sie wieder... Meine kleine Perle ist sehr empfindlich. Allerdings habe ich eine solche Antwort kommen sehen...“ Er schüttelte traurig den Kopf. „Ihr seid nicht der Erste, der ein solches Angebot ausschlägt. Sie sucht sich immer nur die verheirateten Männer aus, es ist ganz seltsam, als ob sie ein Gespür dafür hätte.“ Zack wunderte dies nicht, allerdings zweifelte er daran, dass alle diese Männer wirklich verheiratet gewesen waren. Er war nur froh darüber, dass der Fürst keinen Groll gegen sie hegte. „Vielen Dank für ihr Verständnis“, sagte er höflich. „Sie ist noch jung“, meinte Miroku, um den Adligen aufzumuntern. „Sie findet später bestimmt noch ihren Mann für’s Leben.“ Sango musterte ihn erstaunt. Solch ein Satz – von Miroku?! Das war unerwartet. „Ja, so wird es wohl sein“, sagte der Fürst mit einem wehmütigen Lächeln. „Aber, obwohl ihr unser Angebot ausschlagen musstet, habe ich Zimmer für euch vorbereiten lassen. Bitte bleibt hier, bis das Schwert fertig ist.“ „Danke, das ist sehr freundlich“, antwortete Sango. „Aber darf ich fragen, wie lange das sein wird? Wir haben es eilig, wir sind auf der Suche nach unseren Freunden.“ „Ich werde diesem Auftrag höchste Priorität einräumen“, versicherte der Schmied. „Mit der Ausrüstung, die ihr, mein Fürst, zur Verfügung stellt, werde ich nicht mehr als einen Tag brauchen. Übermorgen früh könnt ihr es bei mir abholen.“ „Ihr dürft also zwei Nächte in meinem Dorf verweilen“, stellte der Fürst fest. „Von meinem Schloss ist ja nicht mehr viel übrig. Natürlich dürft ihr auch länger bleiben, wenn ihr es wünscht.“ „Danke, aber zwei Nächte reichen völlig aus“, sagte Miroku diplomatisch. „Nun denn, ich werde mich jetzt zurückziehen. Ich wünsche ihnen eine gute Nacht.“ Damit verließen Fürst und Gefolge den Raum. Zack gähnte herzhaft. „Mann, dieses gute Essen hat mich echt total müde gemacht. Jetzt möchte ich eigentlich nur noch ne Runde pennen.“ „Sie möchten zu ihren Zimmern? Bitte folgen sie mir“, sagte eine Geisha, die hinter Miroku eine der dünnen Trennwände beiseite geschoben hatte, und drehte sich um. Sie führte sie durch das Dorf zu einem kleineren Haus, das etwas abseits stand. „Diese zwei Zimmer sind für sie“, erklärte die junge Frau. „Leider haben wir keine komfortableren Zimmer als diese hier.“ „Das macht überhaupt nichts“, behauptete Miroku und ging zu ihr. Allein die Tatsache, dass sie ihre Hände in ihre Ärmel gesteckt hatte, hielt ihn davon ab, sie zu ergreifen. „Aber, sage mir, du wunderschönes Wesen...“ „Oh-oh“, dachte Zack. „Here he goes again...“ „Würdest du mein–“ Er kam nie dazu, diesen Satz zu beenden. Sango hatte ihm bereits eins übergezogen, bevor er richtig loslegen konnte. „Er hatte zu viel Sake“, sagte sie zu der Dienerin. „Hören sie nicht auf ihn.“ Die Geisha lächelte nur und verbeugte sich. „Wenn sie etwas brauchen, rufen sie mich nur. Gute Nacht.“ Dann ging sie. Cloud hatte solange einen Blick in die Zimmer geworfen. „Hier sind zwei Zimmer mit je drei Futons“, meldete er. „Wer schläft wo?“ „Ich schlafe bei dir!“, rief Shippo und sprang an Clouds Schulter. Dieser nickte und sagte „Okay.“ „Hmmm, bei wem will ich denn schlafen...“, überlegte Miroku übertrieben und sah Sango aus dem Augenwinkel heraus an. Doch diese wehrte ab. „Was? Neineineineinein! Mit dir schlafe ich nicht in einem Zimmer! Wer weiß, was du nachts veranstaltest! Vergiss‘ es!“ „Was denn, sonst hast du dich auch nicht so angestellt“, protestierte Miroku. „Dir hat es sonst auch nichts ausgemacht, mit mir in einem Raum zu schlafen.“ „Dann hatte ich aber auch keine Alternativen“, gab Sango zurück. „Ich schlafe bei Cloud.“ „Tja, dann bleiben wohl nur diese Süße hier und ich als Zimmergenossen“, meinte Zack und hob Kirara hoch. „Tritt mich, falls ich schnarche.“ Er gähnte erneut und streichelte die kleine Dämonin. „Ich verzieh‘ mich. Nacht, Leute“. Damit ging er in eines der Zimmer. „Naja, dann... Gute Nacht auch“, verabschiedete sich auch Cloud. „War ein anstrengender Tag heute. Schlaft gut.“ „Gute Nacht, Sango.“ „Gute Nacht, Miroku.“ „Gute Nacht, Shippo.“ Dann krabbelten sie einer nach dem anderen in ihre Futons und versuchten zu schlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)