Photoalbum von KarlaRabe ================================================================================ Kapitel 1: Lost and Found ------------------------- Lost and Found Dicke Schneeflocken fielen langsam in Richtung Erde, tanzten etwas im Wind, bewegten sich ein paar Mal nach links, dann nach rechts, bis sie schließlich auf den Boden landeten. Einige erreichten nie die Erde, landeten auf Dächern, Bäumen oder verfingen sich auf ihrem Weg in langem, schwarzem Haar. Missmutig starrte der Besitzer in den Himmel. Grau. Hier war überhaupt alles grau, wie er Russland hasste und trotzdem hatte er all sein Geld zusammengekratzt um genau hier hin zu kommen. Er seufzte. In seiner Hand befand sich ein altes Foto. Es war ganz zerknickt und voller Wasserperlen, die aus geschmolzenen Schneeflocken bestanden, welche sich auf diesem Foto niedergelassen hatten. Auf ihm waren vier Jugendliche zu sehen. Die Person die in der Mitte, sein Gesicht zu einer Fratze verzog, war Takao. Etwas nervig, aber liebenswürdig. Neben Takao stand Max. Er hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt und grinste über das ganze Gesicht. Nun wohnte er irgendwo in Amerika, keine Chance ihn zu finden. Die dritte Person auf dem Foto war er selbst, Rei. Er hatte sich verändert. Nur seine Augen waren die Gleichen. Das Stadtleben hatte ihn Stück für Stück in einen anderen Menschen verwandelt, aber tief in seinem Inneren, war er immer noch der sanfte White Tiger. Etwas Abseits von ihnen stand die einzige Person die nicht lächelte, Kai. Doch wenn man genau hinsah, konnte man wenigstens ein Schmunzeln erahnen und seine Augen strahlten, soweit Augen auf Fotos strahlen können. Deshalb hatte Rei dieses Bild auch immer geliebt. Es war das Einzige auf dem Kai wenigstens etwas glücklich zu sein schien, normalerweise hasste er es fotografiert zu werden und zeigte das auch. Rei seufzte, Kai... wegen ihm war er hierher gekommen. Vor einer halben Ewigkeit, so kam es ihm vor, hatten sie sich getrennt und waren ihre eigenen Wege gegangen. Damals war er unsterblich in den Russen verliebt gewesen, doch war er nicht mehr dazu gekommen, ihm seine Gefühle zu gestehen. Er hatte ihn nie wieder gesehen. Es war jetzt nicht so, dass er ihm immer noch hinterher weinte. Rei war ein attraktiver Mann und er wusste das. So war es kein Wunder, dass er von Beziehung, zu Beziehung hüpfte, doch immer wenn es wirklich ernst wurde, bekam er ein flaues Gefühl im Magen und wurde abweisend. So wie auch bei Jason. Diesmal hatte er sich beherrschen wollen, er war bereit sich einen Ruck zu geben, ein neues Leben mit Liebe zu beginnen, doch eines Morgens war Jason einfach weg gewesen. Zurück nach Amerika geflogen, wie er umständlich herausfand. Aus lauter Frust hatte er angefangen zu putzen und dann war ihm dieses Foto zugeflogen. Und nun stand er hier, mit Schneeflocken im Haar und diesem Foto in der Hand, hier in Moskau, die Stadt, mit der Kai verbunden war. Hier würde er ihn finden. Kai hätte es nie über sein Herz gebracht Moskau zu verlassen, niemals, dazu liebte und hasste er diese Stadt zu sehr. Doch wo sollte er mit seiner Suche beginnen? Die Abtei existierte nicht mehr, in einem Hotel würde Kai wohl kaum wohnen und die Telefonbücher waren in solch kryptischen Zeichen verfasst, da verstand er kein einziges Wort. Wie viele Einwohner hatte Moskau? Acht, neun Millionen? Da würde es doch sicher nicht so schwer sein eine bestimmte Person zu finden. Rei seufzte, erstmal einen Kaffee. Ohne groß zu überlegen steuerte er auf das nächste, touristenfreundliche Cafe zu. Hier war es warm und der Duft von gutem Kaffe hing in der Luft. Mit einem Lächeln, streifte er seinen Mantel ab und ließ sich in einen weichen Stuhl sinken. Einen Moment verdrängte er seine Suche, seine Sorgen, sog nur diesen Duft ein, spürte das Kribbeln in seinen Händen, als die Wärme dorthin zurückkehrte, spürte, wie diese Wärme seinen Körper regelrecht durchflutete, nun nachdem sie den Kampf gegen die Kälte gewonnen hatte. Kurz schloss er seine Augen, gab sich noch einmal dem Gefühl des sorglosen Wohligseins hin, nur um sie dann wieder zu öffnen und in die Realität zurückzukehren. Er musste Kai in dieser Millionenstadt finden und das gelang ihm nur, wenn er seine Besonderheiten und Eigenarten nutze, um den Kreis in dem er suchen musste einzuschränken. Was waren Kais Lieblingsbeschäftigungen gewesen? Trainieren und Beybladen, vielleicht noch lesen. Trainieren, tat er sicher zu Hause, so wie Rei ihn kannte, würde er kaum in Fitnessstudios gehen. Beybladen war ein anderes Ding. Zwar konnte jeder auf der Straße gegeneinander kämpfen, aber die wirklich guten Gegner, denen begegnete man nicht überall, jetzt musste er nur noch einen ihrer Treffpunkte finden und... "Oh, womit haben wir Russen, den Besuch eines so edlen Chinesen, nur verdient?", fragte ihn eine süffisante Stimme. "Halt die Klappe Bryan." Bryan? Bryan? Überrascht hob Rei den Kopf und blickte direkt in die Augen des Russen, der neben ihm, mit einem Stift und Block bewaffnet, stand und nach außen hin den Eindruck erweckte, hier einen ganz normalen Gast mit aller Höfflichkeit zu bedienen. Nur seine spöttischen Augen verrieten ihn. "Warum denn so böse, Rei? Darf ich mich denn nicht fragen, was so ein guter Freund, wie du es bist, hier macht? Warum hast du nicht Bescheid gesagt, dass du kommst? Hätte ich gewusst, dass du kommst, hätt' ich Kuchen gemacht." Das Grinsen, was zuerst ein kleines Lächeln gewesen war, wurde breiter. "Weißt du, ich hatte Sehnsucht nach dir und das hier sollte eine Überraschung werden.", antwortete Rei ohne groß darüber nachzudenken. "Wenn das Tala hört, bist du einen Kopf kürzer." "Wieso?" "Weil er glaube ich nicht ganz so glücklich, über die Vorstellung wäre, dass sein Freund von einem unfähigen Blader angemacht wird.", Bryans Augen blitzen streitsüchtig. "Ihr seid zusammen?", die Augenbrauen des jungen Chinesen zogen sich ebenfalls zusammen, die Beleidigung überging er gekonnt, er würde Bryan nicht die Möglichkeit geben ihn zu provozieren. "Ja." "Das freut mich für euch.", ein ehrliches Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. Bryan, machte ein verblüfftes Gesicht, damit hatte er nicht gerechnet, mit einer Abfälligen Bemerkung über Homosexuelle, mit einem gekünstelten ,schön', mit einem überraschten ,oh', mit vielem, aber nicht damit. "Ich hätte es wissen müssen", sagte er zu sich, "Rei, war schon immer komplett anders, als ich." Die wilde Gestik seines Chefs, riss ihn aus seinen Gedanken. Mit einem wilden Herumgefuchtel erklärte er ihm, dass er sich beeilen sollte. "Was willst du?", wandte er sich zurück an Rei. "Ähm...", ein Blick auf die russisch-englische Karte genügte, "... ich hätte gern einen Milchkaffee... und die Adresse von Kai." Überrascht blickte Bryan in die bernsteinfarbenen Augen von Rei, fest blickten diese zurück. "Das ist es also, warum du hier bist.", stellte er fest, Rei nickte dazu unmerklich. "Sag mir einen Grund weshalb ich das tun sollte." "Weil ich dich sonst so lange nerve, bis du sie mir verrätst." Bryan verzog das Gesicht: "Der Milchkaffee kommt sofort." Zufrieden stand Rei nun vor einem kleinen, etwas heruntergekommenen Gebäude. Es hatte aufgehört zu schneien und die frühe Frühlingssonne spielte in seinem offenen Haar, setze hier und da Nuancen, lies das schwarz in allen möglichen Farben schillern. Mit einer Handbewegung strich sich Rei eine vorwitzige Strähne aus dem Gesicht. In der anderen Hand hielt er einen Zettel, sein Blick wanderte zwischen diesem und dem Haus hin und her. Wer würde denken, dass hier der große Kai Hiwatari wohnte? Er sicher nicht. Nachdem er geschlagene sechs Stunden in diesem Cafe gesessen hatte, hatte Bryan schlussendlich, entnervt nach einem Stift gegriffen und ihm diese Adresse in die Hand gedrückt. Hoffentlich war es nicht die Falsche. Ein ungutes Gefühl breitete sich in seinem Magen aus, am liebsten würde er jetzt umdrehen und weglaufen. Er war über Kai weg, er war seine Vergangenheit, er liebte ihn nicht mehr. Das ziehen in seinem Magen wurde stärker, wie immer, wenn er sich selbst belog. Mit einem Ruck stopfte er den Zettel, zusammen mit seinen Sorgen in die Jackentasche, in der sich auch das Foto befand. Dann näherte er sich langsam, ganz langsam der Tür. Mit jedem Schritt, wurde das Herzklopfen lauter, das eingesetzt hatte, sobald er das Haus sah. Als er endlich vor der Haustür stand, dachte er sein Herz würde zerspringen. Was würde ihn hinter dieser unscheinbaren Holztür erwarten? Würde eine Frau ihn freundlich, in gebrochenen Englisch begrüßen und mit den Worten: "Mein Mann, wird gleich hier sein, er arbeitet nur immer so viel.", in die Küche schicken? Würde ein Hund laut bellen, doch niemand sonst auf sein Klingeln reagieren? Würde ein kleines Kind aufmachen und ihn mit großen Augen anstarren? Tief atmete Rei ein, niemand wusste, was ihn erwarten würde, doch wenn er jetzt nicht klingelte, würde er es niemals erfahren. Das war der Augenblick auf den er so lange gewartet hatte, das war er. Jetzt oder nie. Er atmete aus, seine Hand zitterte etwas, als er auf den Knopf drückte. Dreimal, nicht mehr, nicht weniger. Dann wartete er, eine halbe Ewigkeit wartete er, so kam es ihm vor. "Hm?", es war nicht mal ein Wort, eher ein wütendes Grummeln, ein Zeichen, dass der Besucher, wer auch immer es war, nicht Willkommen war, dass die Person, die in diesem Haus wohnte, nicht gestört werden wollte, dass die Person Kai war. Allerhand Gefühle prasselten auf Rei ein, als er diese so bekannte und dennoch fremde Stimme nach so vielen Jahren wieder hörte. Er hätte ewig hier stehen können, nur mit dem Wissen, dass er die Person, die er geglaubt hatte für immer verloren zu haben, wieder gefunden hatte. Doch der Moment flog vorbei und er musste etwas sagen. "Hallo Kai, hier ist Rei. Darf ich reinkommen?", seine Stimme war überraschend bestimmt, ließ nichts über das Gefühlchaos, welches in ihm tobte, erkennen. Eine kurze Stille herrschte, dann surrte es und Rei trat ein. *Ende* Nach langer Zeit, der Schreibblockade, lief es nun wieder und ich habe die Nacht durchgeschrieben um endlich fertig zu werden. Um ehrlich zu sein, bin ich ganz zufrieden mit dem hier. Gut, es ist etwas kitschig, gut es ist sehr kitschig und besitzt nicht ganz die Leichtigkeit, die ich eigentlich haben wollte, aber es gefällt mir trotzdem. Ich hoffe auch euch und freue mich natürlich, wie immer, über Kommentare. So und um öfters Mal was neues auszuprobieren, hier der Disclaimer ganz unten: Natürlich gehört mir keiner der Charaktere, ich verdiene hiermit kein Geld und verliere nur wertvolle Schlafenszeit. Aber das ist doch das kleinste Übel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)