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Das Spiel

Yamato Ishida x Taichi Yagami
von

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Level 1

Er betrat den Schulhof. Mit einem breiten Grinsen sah er sich um, das braune Haar glänzte in der Sonne.

"Hey, Taichi."

Jemand schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter und der Angesprochene drehte sich hastig um, doch als Taichi einen seiner Klassenkameraden erkannte, sah er enttäuscht zu Boden.

"Ach, du bist es nur."

"Was soll das denn heißen? Wen hast du erwartet?"

"Na, ich..."

Der Andere verdrehte spielerisch die Augen und wies über den Schulhof.

"Yamato ist dort hinten."

Taichi lief mit schnellen Schritten auf den zierlichen Jungen zu.

Doch plötzlich hielt er inne. Yamato war nicht allein. Neben ihm stand ein Schüler ihrer Schule; groß, gut aussehend, ein Sportass. Es war nicht zu übersehen, dass er sich mit dem blonden Jungen sehr gut verstand. Während er munter auf Yamato einredete und seine Hand auf dessen Schulter ruhen ließ, lachte dieser.

Nach ein paar Augenblicken setzte Taichi seinen Weg fort und lenkte seine Schritte auf die beiden zu. Sein Blick fiel abwesend auf das Schulgebäude, als er an ihnen vorbei in Richtung Haupteingang ging.

"Taichi, warte doch."

Yamato kam zügig auf seinen Freund zu und sah ihn fragend an.

"Hast du mich nicht gesehen?"

"Wieso?"

"Tai?", fragte er besorgt. "Du bist irgendwie seltsam. Ist alles in Ordnung?"

"Ja." Mit diesen Worten und einem Lächeln ließ Taichi seinen Freund stehen und betrat das Schulgebäude.
 

Taichi stand im Flur am Fenster und kratzte sich kurz am Hinterkopf, bevor er die Flasche an die Lippen setzte und einen Schluck Wasser trank. Er bemerkte nicht, dass Yamato durch den Gang zu ihm trat und ihn irritiert musterte.

"Hey."

Erschrocken wandte sich Taichi um und entgegnete schließlich:

"Hi."

"Was machst du hier?"

"Trinken. Und du?"

"Ich wollte mal ins Bad."

"Aha."

"Sag mal, Taichi, was ist eigentlich los mit dir?"

"Was soll los sein?"

"Ich weiß nicht."

"Na also."

Taichi drehte den Deckel auf die Flasche und ging zurück in den Klassenraum. Kurz darauf klingelte es.
 

Yamato stand vor der Schule und sah sich um. Normalerweise wartete sein bester Freund nach dem Unterricht auf ihn.

Der Schulhof war leer.

Yamato zögerte nicht lang und ging über den Hof, um das Gelände zu verlassen. Taichi hatte ihn anscheinend vergessen - vielleicht absichtlich...
 

Das Telefon klingelte. Taichi nahm ab.

"Hallo?"

"Hier ist Yamato. Kann ich mal mit dir reden?"

"Klar. Worum geht es denn?"

"Nun... darf ich zu dir kommen?"

"Niemand hindert dich daran."

"Haha, sehr witzig", entgegnete Yamato sarkastisch und leicht mürrisch. "Ich meine das ernst."

Taichi klang nervös, als er lachend antwortete:

"Dann komm doch vorbei."

"Ich bin gleich da. Bis dann."

Yamato legte auf. Für ein paar Augenblicke starrte Taichi auf den Telefonhörer.

Dann legte auch er auf.
 

Die Sonne schien durch die Vorhänge in das Zimmer. Taichi saß mit Yamato auf dem Boden. In der Wohnung war es still, weil außer ihnen niemand da war. Beide schwiegen.

Taichi sprach zuerst:

"Möchtest du etwas trinken?"

"Ja. Habt ihr Whiskey?"

"Irisch. Bushmills. War ein Geschenk, doch mein Vater mag ihn nicht. Der säuft nur Bier."

"Ich hole Gläser."

Sie standen auf. Yamato hielt noch einen Moment inne, um auf eine mögliche Ablehnung zu warten, aber diese blieb aus. Sein Freund nickte ihm kurz zu, dann ging er in das Wohnzimmer zu dem Spirituosenschrank. Yamato verschwand in der Küche.
 

"Dein Vater hat keinen Geschmack."

Die beiden Freunde saßen wieder auf dem Boden des Zimmer und Yamato trank einen weiteren Schluck aus seinem Glas. Taichi sah ihn fragend an.

"Wieso? Schmeckt er nicht?"

"Doch, natürlich. Dein Vater mag keinen irischen Whiskey? Geschmacklos. Ich trinke ihn gern."

Taichi sah Yamato ernst an.

"Was wolltest du?"

Keine Antwort folgte. Der Angesprochene starrte abwesend in sein Glas, in dem er den Whiskey in sanften Wellen kreisen ließ. Dann seufzte er und warf Taichi einen forschenden Blick zu.

"Sag mal, Tai, was ist eigentlich los?"

"Alles, was nicht angebunden ist."

"Halt deine Klappe und lass mich mit solchem Mist in Ruhe", fuhr Yamato ihn an. "Kannst du mir auch eine vernünftige Antwort geben?"

Taichi sah hinab auf seine Hände. Dann setzte er ein breites Grinsen auf und blickte seinen Freund gespielt verdutzt an.

"Es geht mir gut. Keine Sorge."

Yamato setzte einen skeptischen Gesichtsausdruck auf. Er glaubte ihm kein Wort.

"Wieso sagst du mir nicht einfach die Wahrheit?"

Taichi bedachte seinen Freund mit einem wehleidigen Blick. Dann beugte er sich unvermittelt vor und küsste Yamato auf die geschlossenen Lippen. Dieser schrak zusammen und stieß ihn von sich.

"Was soll das?"

"Reingefallen", antwortete Taichi grinsend.

Mit einer lässigen Bewegung griff er nach seinem Glas und trank den Whiskey in einem Zug aus.

"Aber mal im Ernst, Yama. Es ist nichts. Wirklich."

Yamato wusste, dass er log. Er leerte sein Glas und sagte nur:

"Ist schon gut. Lassen wir das."

"Okay." Taichi überlegte einen Augenblick. "Morgen ist Wochenende. Übernachtest du heute bei mir?"

"Ich rufe meinen Vater an und sage Bescheid."
 

Draußen war es dunkel. Nur das Licht einiger Laternen hellte den Raum ein wenig auf. Die beiden Jungen lagen auf dem Futonbett. Taichi hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt, Yamato kehrte ihm den Rücken zu.

"Tai?"

"Nee."

"Warum hast du das getan?"

"Ich weiß nicht."

"Weißt du eigentlich, wovon ich spreche?"

"Nö."

Yamato drehte sich um und betrachtete seinen Freund. Dann richtete er sich auf und stürzte sich auf ihn.

"Nein, Yamato! Hör auf! Kitzeln ist unfair."

"Erst, wenn du bereit bist, mir richtige Antworten zu geben."

"Ist ja schon gut. Hör auf", sagte Taichi, während er nach Luft rang.

Yamato ließ von ihm ab.

"Also, warum hast du mich geküsst?"

"Ich wollte dich ablenken."

"Wovon?"

"Siehst du, es hat geklappt."

Yamato stand mit einem Kopfschütteln auf und entgegnete bissig:

"Ich gehe eine rauchen. Das wird mir zu blöd. Dieses ewige Rumgelaber geht mir auf die Nerven."
 

Fünf Zigaretten später tauchte Taichi neben ihm auf dem Balkon auf.

"Willst du auch eine?"

Yamato hielt ihm die Schachtel entgegen. Marlboro.

"Ich rauche nicht - meine Kondition."

Er ließ die Hand wieder sinken.

"Und wenn du kein Sportler wärst, würdest du dann rauchen?"

"Wieso nicht?"

"Dann hör doch auf."

Taichi sah seinen Freund verdutzt von der Seite an, während dieser an seiner Zigarette zog.

"Womit?"

"Mit Fußballspielen."

Noch immer war Taichis Blick fragend. Yamato ergänzte genervt:

"Wenn du nicht mehr Fußball spielst, kannst du rauchen. Also, hör auf."

Erneut zog er an seiner sechsten Zigarette. Währenddessen schaute sein Freund über die Lichter der Stadt, bevor er schließlich antwortete:

"In Ordnung. Ich höre auf." Yamato bot ihm wieder die Schachtel an, doch der Andere zögerte. "Wenn du das Singen aufgibst."

"Von mir aus."

Taichi nahm eine Zigarette.
 

Sie ließen das Licht aus, als sie zurück in das Zimmer traten. Beide setzten sich auf das Bett und Yamato goss sich zum wiederholten Mal den Bushmills ein.

"Wo sind eigentlich deine Eltern, Tai? Auch deine Schwester ist nicht hier."

"Meine Mutter wollte übers Wochenende zu ihren zweiten Flitterwochen wegfahren."

"Okay. Näheres dazu will ich gar nicht hören."

"Und Hikari ist auf Klassenfahrt. Das müsstest du doch wissen, dein Bruder ist schließlich in ihrer Klasse."

"Ja, kann sein."

Yamato nahm einen großen Schluck, bevor er fragte:

"Lebst du eigentlich gern?"

Taichi sah irritiert zu seinem besten Freund.

"Was soll diese Frage?"

"Antworte", sagte Yamato knapp.

"Eigentlich schon. Du etwa nicht?"

"Mir ist es egal. Was hält dich denn am Leben?"

Mit einem Seufzen ließ sich Taichi zurück in die Kissen sinken.

"Spaß", antwortete er. "Ich würde nicht leben wollen, wenn es langweilig wäre."

"Hast du mich deshalb geküsst?", fragte Yamato mit ironischem Unterton.

"Nein." Er nahm Yamato das Glas aus den Händen und trank einen Schluck. "Hör mal, Yama, wäre ich noch am Leben, wenn ich nicht gern leben würde?"

"Ich weiß es nicht. Sag du es mir."

Er sah Taichi unverwandt in die Augen. Dieser erwiderte den Blick und antwortete schließlich:

"Okay, vielleicht ist es reine Gewohnheit. Dennoch gibt es einige Dinge, für die ich leben möchte."

"Zum Beispiel?"

Taichi setzte sich wieder auf, ohne eine Antwort zu geben. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht.

"Warum stellst du mir diese Fragen? Was ist denn mit dir selbst?"

"Worauf willst du hinaus?"

"Weshalb lebst du noch, wenn es dir doch sowieso egal ist?" Taichis Stimme klang ungewohnt ernst.

"Das ist die Antwort, du Hohlbirne. Weil es mir egal ist."

Taichi senkte den Blick und sagte kühl:

"Nicht einmal ich scheine dir wichtig zu sein."

Yamato nahm Taichi das Glas wieder aus der Hand und trank den Rest Whiskey.
 

Am nächsten Morgen saßen die beiden am Frühstückstisch. Taichi reichte Yamato den Toast.

"Danke."

"Haben wir heute noch etwas vor?", fragte Taichi.

"Keine Ahnung."

"Hättest du auf irgendetwas Lust?"

Yamato öffnete die Margarine und griff nach dem Messer.

"Nein", antwortete er.
 

Er öffnete das Gitter und trat vorsichtig in die Gefängniszelle. Auf der Bahre lagen alte Zeitungsartikel, die unleserlich vom Blut waren. Auch die Wände waren blutbeschmiert.

Mit einem Knall schloss sich die Tür hinter ihm. Er erschrak und wandte sich um. Ein seltsames Geräusch war zu hören, das ihn Schritt für Schritt zurückweichen ließ. Plötzlich begann seine Lampe zu flackern. Alles war dunkel in der Zelle, nur das Blut schien rot zu pulsieren.

Ein Schatten lief an der Tür den Gang entlang, dessen Hämmern in der Ferne verklang.

Langsam ging er wieder auf das Gitter zu und griff nach der rostigen Klinke. Es war verschlossen.

"Mist!", rief Taichi, warf den Controller neben sich und starrte auf den Fernsehbildschirm. Er lehnte sich zurück.

Dann merkte er, dass er Hunger hatte, und stand auf, um in die Küche zu gehen. Als er am Wohnzimmer vorbeiging, lag Yamato auf der Couch und schlief. Sofort hatte Taichi seinen Hunger vergessen.

Er trat an das Sofa heran und betrachtete das schlafende Gesicht seines Freundes. Dann beugte er sich hinab und küsste ihn.

Taichi erschrak, als er bemerkte, dass Yamato den Kuss erwiderte und ihm seine Zunge in den Mund schob. Dennoch zuckte er nicht zurück, sondern gab sich diesem abartigen Spiel hin.

Sie lösten sich erst wieder voneinander, als sie zu ersticken drohten.

Nach Luft ringend sah Taichi Yamato empört an.

"Du warst also wach."

"Ja."

"Warum hast du das getan?"

"Du wolltest es doch."

Taichi schwieg. Schließlich sagte er mit dem Anflug eines Lächelns:

"Vielleicht."

Erneut beugte er sich zu Yamato hinab und strich ihm durch das blonde Haar. Taichi fuhr mit der Hand über den Kragen seines Freundes und öffnete die obersten Knöpfe, bevor er mit den Lippen über den entblößten Hals fuhr. Bei der Halsbeuge hielt er inne. Mit der Zunge strich er langsam über die blasse Haut, dann biss er kräftig zu.

Yamato schrie auf.

Winzige Blutperlen bildeten sich, von welchen Taichi sofort kostete.

"Schmeckt metallisch."

Mit schmerzverzerrtem Gesicht starrte Yamato konzentriert zur Decke. Taichi blickte noch einmal kurz auf seinen Freund, bevor er sich neben der Couch niederließ und begann, den Gürtel von Yamatos Hose zu öffnen.

Dieser reagierte nicht. Taichi zog den Gürtel aus den Schlaufen, warf ihn achtlos auf den Boden und öffnete hastig die Knöpfe der Hose.

Er schaute seinem Freund noch einmal ins Gesicht. Dieser sah ihn an, dann schloss er die Augen. Grob riss Taichi ihm die Hose vom Leib. Nachdem er Yamato auch seiner Boxershorts entledigt hatte, nahm er dessen noch schlaffen Schwanz in die Hand und begann mit langsamen Auf- und Abbewegungen. Er verschnellerte den Rhythmus, als er bemerkte, dass es den blonden Jungen erregte. Beider Atem ging schwerer, wobei Yamato ein Stöhnen zu unterdrücken schien. Er presste die Zähne aufeinander, sog die Luft scharf ein, während er seine Finger in den Stoffbezug des Sofas krallte.

Abrupt ließ Taichi von seinem Freund ab. Er stand auf, ging zu dem Gürtel, hob ihn auf, drehte sich um, ging zurück, kniete sich wieder hinab zu seinem Opfer und hielt dessen Hände fest. Yamato zuckte zusammen, als er spürte, wie er gefesselt wurde. Er versuchte sich zu wehren, doch es war vergebens. Der Gürtel war so fest geschnallt, dass er sich durch jegliche Bewegung die schmalen Handgelenke abschnürte.

Taichi beugte sich hinab und umschloss mit seinen Lippen den inzwischen harten Schwanz. Yamato bäumte sich auf und rammte sich somit tiefer in Taichis Rachen. Dieser stöhnte auf. An die neue Situation gewöhnt spielte er das Spiel weiter - und zwar nach seinen eigenen Regeln.

Er begann an Yamatos Erregung zu saugen, fest und stetig. Lautes Stöhnen entrann nun dessen Kehle und er wand sich unter der Qual, die ihm Taichi zukommen ließ.

Als dieser jedoch bemerkte, dass sein Freund kurz davor war, abzuspritzen, erhob er sich und widmete sich wieder seiner Playstation.

Dies bekam Yamato jedoch erst mit, als er aus dem Bad zurück in dessen Zimmer kam.

"Was grinst du denn so dämlich? Ich finde das gar nicht witzig."

"Ich schon", antwortete Taichi hämisch.

Sein Freund ließ sich beleidigt auf ein Kissen sinken und griff resolut nach dem frischen Glas, das er vorher aus der Küche geholt hatte, um sich etwas von dem Bushmills einzugießen.

"Du trinkst ziemlich viel", bemerkte Taichi, ohne vom Bildschirm aufzusehen.

"Kann sein. Stört es dich etwa?", gab Yamato bissig zurück.

"Nö. Sollte es?"

"Es ist schließlich euer Whiskey. Doch hier wird er sowieso nicht getrunken."

Taichi zuckte mit den Schultern, während er wie wild auf den Controller einhämmerte. Gelangweilt sah Yamato zu, wie mehrere undefinierbare Schemen mit einer Rohrstange zu Brei geschlagen wurden. Dann rollte er mit den Augen und warf genervt ein:

"Was findest du eigentlich so toll daran, auf diese Art und Weise zu verblöden?"

"Alles."

"Dann könntest du ebenso deinen Kopf gegen eine Wand schlagen. Dabei sterben auch die Gehirnzellen ab", meinte Yamato sarkastisch.

"Das macht aber nicht so viel Spaß. Außerdem, durch Alkoholgenuss sterben Gehirnzellen ebenfalls ab."

"Aber man bekommt es nicht mit, wenn man dicht ist."

"Ja ja, man bekommt so einiges nicht mit, wenn man besoffen ist." Taichi warf einen spöttischen Blick auf seinen Freund.

"Wie meinst du das?", fragte dieser leicht verunsichert.

"So, wie ich es sage."

Yamato nahm noch einen großen Schluck Whiskey, bevor er aufstand und das Zimmer verließ.

"Ich brauche jetzt eine Zigarette", hörte Taichi ihn nur noch sagen.

Level 2

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Level 3

"Mir ist langweilig." Taichi lag auf dem Boden und starrte an die Zimmerdecke, als Yamato aus der Küche kam und ihm die Zigarette aus dem Mundwinkel nahm.

"Dann schlag doch etwas vor." Er zog an der stibitzten Zigarette.

Taichi grummelte. Schließlich kam ihm ein Gedanke, er erhob sich ruckartig und sah seinen Freund fragend an.

"Wie immer, würde ich sagen."

"Von mir aus gern."
 

Sie betraten den Nachtclub 'Queue‘. An diesem späten Abend waren nicht viele Gäste anwesend. Einer der Snookertische wurde bereits für sie reserviert. Da die beiden Jungen erst achtzehn Jahre alt waren, durften sie sich gar nicht in einer solchen Bar aufhalten. Und Alkohol trinken erst recht nicht. Yamato hatte jedoch ein paar Beziehungen spielen lassen. Der Besitzer des Clubs gehörte zu seinem zweifelhaften Bekanntenkreis. Für seinen blonden Lieblingsminderjährigen drückte er natürlich ein Auge zu. Für dessen ebenso minderjährige Begleitung auch gern mal zwei. Taichi hatte Yamato bislang nicht gefragt, wie eigentlich die Gegenleistung für diesen Freundschaftsdienst aussah. Es interessierte ihn einfach nicht.

"Zwei Whiskey, bitte", orderte Taichi beim Barkeeper.

"Fang an." Yamato trank einen Schluck aus seinem Whiskeyglas und reichte seinem Freund das Queue.

"Bleib mit dem Fuß auf dem Boden." Taichi grinste ihn vom Rand des Tisches zu. Yamato hatte sich weit übergebeugt und entgegnete bissig:

"Glotz mir nicht auf den Hintern."

"Das hab' ich gar nicht!", wehrte Taichi bestürzt ab.

"Lüg nicht", sagte Yamato, stieß sein Queue gegen die weiße Kugel und versenkte eine rote, unglücklicherweise folgte ihr die weiße.

"Verdammt", zischte er, während sein Freund lachte:

"Vier Punkte für mich."

"Ach, sei still."

Taichi nahm die Kugel aus der Tasche und legte sie Yamato in die Hand:

"Du bügelst aus."

"Nett. Aber diese Geste wirst du bereuen."

Als er ansetzte, fragte Taichi:

"Was ist mit dir los, Yama?"

"Wie?" Er richtete sich auf.

"Ich weiß nicht..." Taichi stützte sich auf sein Queue. "Du bist in letzter Zeit so abweisend."

"Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst", herrschte Yamato ihn an.

"Sachte, flipp doch nicht immer gleich aus. Das meinte ich übrigens mit meiner Frage. Du bist so aggressiv, und ich würde gern wissen, warum. Liegt es an mir?"

Der Angesprochene ignorierte die Frage und zündete sich eine Zigarette an.

"Laber nicht so viel. Spiel lieber. Du bist am Zug."

Taichi warf ihm einen traurigen Blick zu.

"Was ist denn jetzt?", fragte Yamato. "Oder hast du keine Lust mehr? Ich glaube, du hast einfach noch nicht genug getrunken. Hier." Er griff nach seinem Glas und ging auf Taichi zu. Dann packte er ihn mit der einen Hand unsanft im Nacken, mit der anderen hob er den Whiskey an dessen Lippen. "Trink."

Taichi ließ es gehorsam geschehen.
 

"Hassu kein Auge im Kopp?"

"Das Schlüsslloch rennt ständich weg. Das mussu mal ausdauschn. Wieso muss ich eignlich deine Tür aufschließn?" Taichi mühte sich mit dem Hausschlüssel ab, während sein Freund lachte. "Was hassu denn für ne komische Tür?"

"Weil ich wussde, dasse komisch is, solldest du aufschließn."

"Plödmann."

Endlich schaffte Taichi es, die Wohnungstür zu öffnen und die beiden traten ein. Yamato nahm seine Zigarettenschachtel aus der Tasche.

"Shit, my lasto Zigaretto", lallte er mürrisch in schlechtem japanischen Englisch. Er sah zu Taichi, der es sich auf dem Boden im Wohnzimmer bequem gemacht hatte. Das heißt, er hatte sich eigentlich nur dort fallen gelassen, wo er gerade stand. "Ich geh zum Atomaten oder Kob… Knob… Konkubine."

"Gonpi… Konbini", half Taichi ihm tatkräftig weiter.

"Genau, dahin gehe ich. Neue Zigadingsbums holn. Warte hier."

Sein Freund warf ihm ein Portemonnaie zu, das zwei Meter neben Yamato an die Wand klatschte, und sagte:

"Kauf mir auch welche. Aber wie kriegste die denn?"

"TASPO."

"Woher hasdn den?"

"Aus Papas Brotmo… Portromo… Brieftasche. Die Karte lag darin so rum."

"Wunderprimstens", trällerte Taichi in schiefen Tönen und kullerte lachend über den Boden.
 

Yamato stand vor einem Automaten, warf Geld ein, wählte irgendeine Marke, hielt die Berechtigungskarte seines Vaters an den Sensor und nahm anschließend die Zigaretten aus dem Ausgabefach. Innerlich beglückwünschte er sich, dass er trotz seines Alkoholpegels diesen komplizierten Vorgang bewältigen konnte. Sein Blick fiel auf einen hell erleuchteten 7-Eleven. Hierbei kam ihm gleichfalls eine Erleuchtung.

Aus seiner Jackentasche kramte er sein Mobiltelefon hervor und wählte eine Nummer.

"Hey, haste kurz Zeit? Ich möcht’n paar Besorgungen machn und brauch jemanden mit Perso. Kriegst auch ne entsprechende Entschädigung, sofort oder später. Wie de willst, 'kay?"

Knapp erklärte Yamato seinen derzeitigen Aufenthaltsort, bevor er die Verbindung unterbrach. Dann stellte er sich neben dem Eingangsbereich des Konbinis an einen Raucherpunkt und zündete sich eine Zigarette an. Jetzt musste er nur noch abwarten.
 

"Ich hätt nich gedacht, dass de den Weg nach Haus noch findest, wenn de... Wow!" Taichi betrachtete erstaunt die zahlreichen Spirituosen, welche Yamato aus einigen Plastiktüten hervorholte und auf den Boden stellte.

"Wetttrinken", sagte er dann. "Lust?"

"Immer doch."

Taichi griff nach dem Jägermeister, während Yamato Schnapsgläser aus dem Schrank nahm und sie in zwei Reihen zwischen sich und seinem Freund aufstellte. Dann füllte er die Gläser; eines reichte er Taichi, er nahm ein anderes.

"Wer als erster seine Gläserreihe leert, gewinnt."

"Okay. Und los." Bei diesen Worten tranken die Jungen das erste Glas aus, stellten es ab und nahmen sofort das nächste.

"Gewonnen", sagte Yamato beiläufig, als hätte er den Ausgang dieses Spiels schon von vornherein gekannt.

"Kein Wunder, bist ja auch n Säufer", grinste Taichi.

"Nächste Runde?", fragte Yamato und füllte die Gläser erneut.

"Na logo."

"Dann los."

Beide begannen gleichzeitig das erste Glas zu leeren, doch als es so aussah, als würde Yamato wieder gewinnen, bemerkte Taichi plötzlich:

"Ich finde dich verdammt heiß. Schlaf mit mir."

Der Angesprochene spuckte prustend seinen Mundinhalt durch den Raum. Währendessen trank Taichi seelenruhig seinen restlichen Schnaps.

"Diesmal hab ich gewonnen."

"Aber mit unfairn Mitteln", brachte Yamato angepisst hervor und wischte sich den Mund ab.

Nachdem der Jägermeister geleert war, verabschiedeten sie sich von ihrem letzten Rest Eloquenz.

Yamato hangelte nach einer anderen Flasche, verlor aber das Gleichgewicht.

"Na, war wohl schon su viel für dich. Kannst ja noch nich mal mehr sitzn." Taichi lachte, doch Yamato warf ihm einen bösen Blick zu.

"Is war nur su faul, um aufsustehn."

"Natürlich. Los, auf n Neues."
 

Vier Flaschen Alkohol und zwei Zigarettenschachteln später lagen beide Jungen am Boden und starrten zur Decke.

"Hey, Yama."

"Hmm?", kam die Antwort.

"Ich wussde gar nich, dassu ne drehbare Simmerdecke has."

"Ich au nich."

Yamato stöhnte schwermütig und wollte aufstehen, aber seine Beine trugen ihn nicht, sodass er wieder auf den Knien landete. Taichi lachte überdreht:

"Sollde dasn Versuch sein, aufsustehn?"

"Eigenlich schon."

"Misslungen, würd ich sang... äh, sagn. Ach, egal."

Beim dritten Mal gelang es Yamato schließlich, auf den Beinen zu bleiben, und er wankte in die Küche. Mit einem Messer in der Hand kam er zurück. Taichi sah ihn verdutzt an und richtete sich auf.

"Wasn da... willsn damit?"

Yamato setzte sich neben ihn.

Als er den Ärmel hochschob, sah Taichi zahllose blassrosa Narben, die dessen Arm zierten. Yamato drückte zu und zog das Messer langsam über die weiße Haut seines linken Unterarms. Sein Freund zündete sich eine Zigarette an, während er ihn beobachtete.

Dieser wiederholte seine Handlung mit stärkerem Druck. Dann betrachtete er seinen Arm und sah zu, wie das dunkle Blut rote Spuren auf der hellen Haut hinterließ und auf den Boden tropfte. Er machte keine Anstalten, dies zu verhindern, und auch Taichi schaute nur interessiert zu; ab und an zog er an seiner Zigarette.

"Du machst das schon länger, hab ich Recht?", fragte er, als Yamato das Messer erneut ansetzte, und klang dabei unerwartet nüchtern.

"Ja", kam eine knappe Zustimmung.

"Gibt es einen Grund, warum du das machst?"

"Es macht Spaß", antwortete Yamato tonlos, als sei Spaß etwas, das er verkehrt definierte oder nie richtig verstand. Er zog die Klinge diesmal mit wenig Druck, dafür aber schnell über seine Haut.

Taichi blickte ihm in die leeren blauen Augen, dann griff er nach dessen Arm, hob ihn zu seinen Lippen und leckte mit seiner Zunge über die frischen Wunden.

"Findest du das nicht eklig?", fragte Yamato unsicher.

"Es ist von dir", erklärte Taichi schlicht. "Nichts an dir finde ich eklig, auch nicht dein Blut."

Yamato lächelte schmerzlich und drückte seinem Freund das Messer in die Hand.

"Dann hol dir so viel du willst."

Taichi umschloss den Griff des Messers fester und setzte mit starkem Druck auf Yamatos Arm an.

"Willst du mir denn gleich den Arm abtrennen?", fragte dieser mit heiserer Stimme. "Wenn du viel Druck verwenden willst, solltest du nur langsam durchziehen."

"Wäre es denn so schlimm, wenn ich dir deinen Arm nehmen würde?"

Yamato blickte ihn nachdenklich an.

"Eigentlich schon, aber wenn du ihn unbedingt haben willst."

Ohne eine Antwort zu geben, zog Taichi das Messer mit mäßigem Druck schnell über den schmalen Unterarm. Ein dünner Riss klaffte auf, wo die Klinge die blasse Haut durchdrang. Während Taichi den Arm festhielt, quoll warme Körperflüssigkeit aus der Wunde und lief über seine Hand. Seine Finger waren feucht und rot vom Blut. Bis auf ein leises, stetiges Tropfen auf den Dielen des Holzfußbodens war alles still. Taichi blieb ohne Regung, stumm und paralysiert.

Yamato beobachtete ihn eine Weile. Schließlich entzog er sich dem Griff und betrachtete das fremde Werk auf seinem Körper.

Er ließ den verletzten Arm sinken und hob den anderen, um das Messer an sich zu nehmen. Dann beugte er sich zu Taichi und drückte ihn unsanft zu Boden. Langsam begann er, ihm das Hemd aufzuknöpfen. Taichi schaute ihm verwirrt ins Gesicht, ließ es aber geschehen.

"Möchtest du wissen, wie sich das anfühlt?" Yamatos Stimme vibrierte. Nachdem er kurz innehielt, um sicher zu gehen, dass er seinen Körper und sein Handeln unter absoluter Kontrolle hatte, setzte er das Messer, ohne auf eine Erlaubnis zu warten, unterhalb von Taichis Brustkorb an. Dann verstärkte er den Druck auf die Klinge und zog sie über die gebräunte Haut. Taichi stöhnte auf und schloss die Augen. Ein Lächeln machte sich auf Yamatos Lippen breit und er setzte das Messer erneut an. Seine Hand zitterte und sein Atem ging schwerer. Die blauen Augen trübten sich, als er das Messer wieder entzog und mit der Spitze langsam über die Brust fuhr. Am Hals hielt er inne. Liebevoll strich er mit der Klinge über den Kehlkopf. Ein leichter, rot schimmernder Kratzer zeichnete sich ab.

"Würdest du dich wehren, wenn ich dich jetzt töten wollte?" Anfänglicher Wahnsinn schwang in diesen Worten mit. Taichi öffnete die Augen und sah Yamato entschlossen an.

"Nein", sagte er. "Ich..." Seine Stimme wurde unsicher, als er sich des Gedankens bewusst wurde. "Ich... gehöre dir."

Yamatos Augen weiteten sich und er ließ von seinem Freund ab. Er wandte ihm den Rücken zu und zündete sich eine Zigarette an.

"Wäre es dir wirkl..." Er stockte, als er die Klinge des Messers, welches er eben selbst noch benutzte, nun an seiner eigenen Kehle spürte.

"Und was ist mit dir?", flüsterte Taichi kaum hörbar. Yamato spürte den heißen Atem an seinem Ohr und merkte, wie das Gefühl der Erregung wieder in ihm aufstieg. Er antwortete nicht.

"Was ist los, warum sagst du nichts? Möchtest du, dass ich dich töte?"

"Ich kann dir... diese Frage momentan nicht beantworten. Meine Gedanken sind... zu konfus, sodass ich… mich nicht konzentrieren kann."

"Dann könnte ich mit dir machen, was ich will, da du mit Sicherheit nicht in der Lage wärst, dich zu wehren."

"Und warum sollte ich das nicht mehr können?"

"Weil es schwerer ist, sich unter Alkoholeinfluss zur Wehr zu setzen als anzugreifen." Taichis Grinsen wurde breiter und er drückte das Messer stärker an Yamatos Kehle. Dessen Atem beschleunigte sich. Langsam hob Taichi seine andere Hand und glitt damit unter das Hemd seines Freundes.

"Dein Herz schlägt schnell. Du scheinst ziemlich erregt zu sein."

Der Angesprochene schloss seufzend die Augen und ließ sich mit dem Kopf auf Taichis Schoß sinken.

"Du bist ein kleiner Masochist, Yama." Bei diesen Worten fuhr er mit leichtem Druck Yamatos Hals entlang.

"Was macht eigentlich die Bisswunde?", fragte Taichi mit zärtlicher Stimme. "Lass mal sehen." Er drehte den Kopf des Anderen ein wenig, legte das Messer aus der Hand und begann bedächtig Yamatos Hemd zu öffnen. Dann strich er mit seinen Fingerkuppen sanft über dessen Brust.

"Dachte ich es mir doch. Du hast deine Verzierungen nicht nur auf den Arm beschränkt." Taichi ließ Yamatos Kopf behutsam auf den Boden sinken, bevor er aufstand und sich rittlings auf seinen Schenkeln niederließ. Dann beugte er sich hinab und liebkoste jede einzelne Narbe auf dem Oberkörper seines Freundes.

"Dafür, dass du nicht auf Männer stehst, gehst du mir ziemlich oft an die Wäsche", sagte dieser spöttisch.

Taichi hielt inne und schaute zu ihm auf. Dann zuckte er mit den Schultern.

"Du verstehst das nicht." Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. "Noch nicht."
 

Als Taichi erwachte, fühlte er sich wie von einem Stein erschlagen und seine Gelenke taten weh. Er stand vom Boden auf, wankte aus dem Wohnzimmer ins Bad und beugte sich über das Waschbecken, um etwas zu trinken. Übelkeit stieg in ihm auf, sodass er sich in das Becken übergeben musste.

"Ja, auch guten Morgen." Yamato stand im Türrahmen und konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.

"Leck mich doch", antwortete Taichi und drehte den Wasserhahn auf.

"Mit Vergnügen." Yamato packte seinen Freund von hinten an der Hüfte. Dieser zuckte zusammen, drehte sich ruckartig um und brüllte:

"Raus!"
 

Nachdem beide Jungen geduscht und die Wunden versorgt hatten, saßen sie am Küchentisch und schwiegen sich an. Yamato nippte an seinem Wasserglas und sagte schließlich:

"Die erste Stunde können wir vergessen."

"Egal. Ich hatte sowieso nicht vor, heute noch zur Schule zu gehen. Nicht in dieser Verfassung."

Yamato zuckte teilnahmslos zustimmend mit den Schultern, während sich Taichi in einem Glas ein Schmerzmittel auflöste und fragte:

"Was hast du gestern eigentlich noch mit mir gemacht? Ich komme mir vor, als hätte mich jemand durch den Reißwolf gedreht."

"Nichts."

"Na ja, wenigstens weiß ich jetzt, warum du immer langärmlige Sachen trägst."

"Schön für dich."
 

"Ich hasse diese Frau", sagte Yamato entnervt, während er regungslos neben seinem Freund auf dem Boden lag und das Radio mit einem vernichtenden Blick bedachte.

"Hikaru Utada? Ja, ich auch", antwortete dieser.

"Ich habe keine Lust, aufzustehen."

"Denkst du etwa, ich?"

"Ja. Beweg dich. Auf der Anlage liegen genug CDs."

Taichi erhob sich grummelnd und schlurfte zum CD-Spieler, um das Radio auszuschalten.

"Luna Sea", rief Yamato zu ihm hinüber.

"Aber immer doch."

Kurz darauf dröhnte 'Slave‘ durch die Wohnung. Yamato verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte abwesend zur Decke, als sich Taichi über ihn beugte und besorgt fragte:

"Was ist denn los, Yama?"

"Was soll los sein?"

Taichi seufzte:

"Ich kenne dich jetzt schon lang genug, um zu merken, wenn etwas mit dir nicht stimmt."

"Es ist aber nichts. Du musst dich täuschen."

"Warum lügst du mich an?"

Blitzschnell packte Yamato seinen Freund am Kragen und zog ihn zu sich hinab.

"Was soll das?", entgegnete er drohend.

Taichi schluckte und antwortete nicht.

Level 4

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Level 5

Es war Freitag.

Yamato war schon lange wach, lag allerdings bis zum Nachmittag im Bett und starrte abwesend zur Decke. Seine Wange brannte, seit Taichi ihn gestern Nacht geschlagen hatte. Als es draußen langsam dämmerte, stand er auf.

Er nahm sein Portemonnaie und trat aus der Wohnungstür in die kalte Abendluft hinaus. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, atmete er tief ein und zog den Mantel enger um seinen zierlichen Körper. Dann ging er zügig den äußeren Treppenaufgang des Hauses hinab.

Bei den letzten Stufen hielt er inne. Am unteren Ende der Treppe saß Taichi, drehte sich um und blickte zu ihm auf. Als er seinen Freund erkannte, erhob er sich und fixierte entschlossen Yamatos verwirrtes Gesicht.

"Wir sollten reden."
 

Keiner von beiden sprach ein Wort, als Yamato seinem Freund über die weiten Fußgängerzonen zwischen Wohn- und Geschäftsvierteln folgte. Die Laternen flackerten auf und allmählich leerten sich die Wege. In der Luft hing ein leichter Geruch nach Schnee und Meereswasser, der Himmel war wolkenverhangen. Zielgerichtet ging Taichi in zunehmender Dunkelheit auf die Silhouette der erleuchteten Rainbow Bridge zu und verließ schließlich die befestigten Straßen, um am Rand der aufgeschütteten Insel den Strand entlang zu laufen.

"Wohin gehen wir?", fragte Yamato skeptisch, weil er wusste, dass in dieser Richtung nicht mehr viel folgte. Nur der Daiba Park, die letzte Station vor dem Meer.

Taichi schwieg. Dann, ohne auf die Frage einzugehen, entgegnete er:

"Hat es dir eigentlich Spaß gemacht, mich zu ficken?"

Yamato stoppte und schaute seinen Freund, der nun ebenfalls stehen blieb, irritiert an. Schließlich änderte sich sein Gesichtsausdruck. Er blickte fest in Taichis Augen und antwortete:

"Ja."
 

Die Zweige knackten unter ihren Schuhen, während die beiden Jungen einen schmalen, baumbepflanzten Grünstreifen überquerten, der als einziger Weg den Daiba Park mit der Insel verband. Yamato sah abwesend auf den Boden vor sich, der fast gänzlich von der Schwärze der Nacht verschluckt wurde. Nervös spielte er mit dem Portemonnaie in seiner Tasche, womit er eigentlich Zigaretten kaufen wollte. Er verstand nicht, was Taichi hier wollte. Abgesehen von ein paar Rasenflächen und Baumgruppen gab es auf diesem kleinen Stück Land mitten im Meer rein gar nichts. Er erreichte den Rand des Parks, an dessen Steinmauern sich rauschend die Wellen brachen.

Gedankenversunken starrte er in die Ferne, bis ihn ein kalter Schauer zurück in die Realität holte. Er blickte sich um.

Taichi war nicht mehr da.

Yamato suchte in der Finsternis nach seinem Freund, konnte aber nur die schwachen Schemen der Bäume erkennen.

Schließlich ging er wieder voran, um den vermeintlichen Rückweg anzutreten. Nach einer Weile musste er sich jedoch eingestehen, dass er die Orientierung verloren hatte. Er sah sich um, während ein kribbelndes Gefühl über seinen Nacken fuhr. Hinter ihm war ein Rascheln zu hören. Er wandte sich in die Richtung, aus der das Geräusch kam, und setzte seinen Weg dahin fort. Doch es war niemand mehr da.

Angespannt versuchte er mit seinen Augen die Dunkelheit zu durchdringen, während er weiterging. Ein Geräusch, als würde sich jemand in seiner Nähe hastig fortbewegen, ließ ihn zusammenzucken.

"Yagami, lass den Scheiß!", schrie er aufgebracht.

Stille.

Allmählich vernahm Yamato ein leises Lachen. Erneut hinter ihm. Er drehte sich abrupt um.

Nichts.

Das Lachen wurde lauter. Es hallte aus einer unbestimmten Richtung an Yamatos Ohr, bis es auf einmal verstummte. Er verharrte in der plötzlich einsetzenden Ruhe. Dann erklang ein Klicken hinter seinem Rücken. Sein Herz raste, als er sich ruckartig umwandte.

"Hab dich."

Taichi stand direkt vor ihm. Seine Augen starrten glasig in Yamatos bleiches Gesicht. Ein verzerrtes Lächeln umspielte seine Lippen. Langsam hob er die Hand und ließ die Klinge des Messers sanft über die Wange seines Freundes hinab zu dessen Hals gleiten. Dieser wich bedächtig einen Schritt zurück.

"Na?", fragte Taichi flüsternd. "Angst?"

"Etwa vor dir?", entgegnete Yamato abschätzig.

Das Lächeln verschwand schlagartig aus Taichis Gesicht und seine Augen wurden kalt. Im nächsten Moment wurde Yamato vor die Schultern gestoßen und hart gegen einen Baum gepresst. Er spürte einen stechenden Schmerz, als das Messer mit voller Wucht in die Rinde gerammt wurde. Kurz schloss er die Augen, während die Klinge wieder aus dem Stamm gezogen wurde und sich das Ziehen an seinem Hals verstärkte.

Taichis Körper drückte sich näher an ihn, er fühlte den warmen Atem in seinem Nacken, als sein Freund mit der Zunge über die Wunde fuhr und schmerzhaft daran saugte.

Yamato riss die Augen auf und drängte seine Hände gegen die Schultern des Anderen, um ihn von sich zu stoßen. Dieser ließ sich davon nicht beirren und öffnete dessen Mantel. Erschrocken blickte Yamato ihm in die Augen und versuchte verzweifelt von ihm loszukommen. Jedoch vergeblich.

Zärtlich schob Taichi seine freie Hand unter das Oberteil und strich über die kühle, seidige Haut. Dann kratzte er ihm mit einer kraftvollen Abwärtsbewegung über den Brustkorb. Am T-Shirtsaum hielt er inne, zerrte daran und schlitzte den Stoff mit dem Messer auf. Eine dünne Linie zeichnete sich auf dem Oberkörper Yamatos ab.

Taichi schaute ihn lächelnd an.

"Wie schnell bist du?"

Auf Yamatos Gesicht zeigte sich Unverständnis.

"Meinst du, du könntest mir entkommen?"

Yamato blieb wie angewurzelt stehen. Fassungslosigkeit spiegelte sich in seinem Blick wider.

"Wie ich sehe, ziehst du es vor, lieber gleich zu sterben. Ich wollte dir eigentlich die Chance geben, dein armseliges Leben zu retten - falls du es schaffen solltest, mir zu entfliehen."

Augenblicklich löste sich Yamato aus seiner Erstarrung und er schlug Taichi hart in den Magen. Dieser taumelte leicht zurück, fing sich jedoch sofort wieder und stürzte auf ihn zu, das Messer fest umschlossen.

In Panik wandte sich Yamato ab und lief los.

"Ja, flieh, so schnell du kannst. Doch es wird dir nichts nützen." Dieser Aussage schloss sich ein hysterisches Lachen an, welches Yamato erschaudern ließ. Er rannte weiter über den unebenen Boden, verfolgt von der Stimme seines Freundes.

"Hast du jetzt Angst, mein kleiner Yamato?"

Er hörte Taichi dicht hinter sich. Wenn er sich umdrehen oder stolpern würde, wäre er verloren. Seine Umgebung verschwamm zu grotesken Gebilden, die er kaum wahrzunehmen fähig war. Die Luft presste sich in seine Lungen, sodass ihm der Atem schwerer ging. Allmählich schmerzten seine Beine, jeder Schritt wurde zur Qual.

Dann umgab ihn völlige Stille, nur sein eigenes Keuchen war zu hören. Er wurde langsamer und blieb endlich stehen. Um Atem ringend blickte er sich hektisch um, doch weder ein verdächtiger Schatten noch ein Geräusch verrieten, dass Taichi noch in seiner Nähe war. Er stützte sich auf die Knie und versuchte, sein verräterisches Keuchen zu unterdrücken.

"Du kannst mir nicht entkommen."

Yamato erschrak. Die Stimme war gefährlich nah.

Erneut rannte er los.

"Na, komm schon. Versuch dich zu verstecken, mein Freund. Am Ende finde ich dich sowieso."

Immer wieder rutschte Yamato aus, stolperte über seine eigenen Beine und versuchte den Weg zurück zu finden. Mehrfach änderte er die Richtung, als er den Rand der Insel erreichte und in einer Sackgasse zu enden drohte. Seine Panik raubte ihm jegliche Orientierung. Ein Stechen breitete sich in seinem Brustkorb aus. Seine Kehle brannte, als er vergeblich nach Luft rang. Seine Lungen fühlten sich an, als würden sie zerbersten. Die Umgebung vermochte er immer unklarer wahrzunehmen, während sich alles in seinem Kopf drehte, Büsche und Bäume und die Lichter der Stadt in der Finsternis.

Schließlich brach er zusammen.

Er kniete auf dem kalten Boden und hielt sich krampfhaft den Bauch, da Übelkeit in ihm aufstieg.

"Gibst du auf?" Taichi stand direkt neben ihm, ebenfalls mit stockendem Atem. Yamato sah ihn nicht an.

Sein Freund packte ihn an den blonden Haaren und riss ihn zu sich hoch. Unterdrückt schrie Yamato auf.

"Du hast doch nicht etwa Schmerzen?", flüsterte Taichi spöttisch in sein Ohr. Der Angesprochene wollte seinem Blick ausweichen, schloss dann jedoch resignierend die Augen. Unerwartet ließ Taichi ihn los, sodass Yamato zurückfiel, bevor er sich zu ihm hinabbeugte und ihn hart zu Boden presste. Yamatos Hände irrten ziellos über die Erde, während er versuchte, sich der Gewalt seines Freundes zu entziehen.

Dann spürte er das Messer an seiner Kehle. Jegliche Kraft verließ ihn, als sich der Druck auf die Klinge verstärkte.

"Tai...", flüsterte Yamato mit brüchiger Stimme und sah ihm erschöpft in die Augen.

Dieser hielt inne.

Schließlich ließ er das kalte Metall sanft über den entblößten Oberkörper gleiten, während er sprach:

"Dachtest du wirklich, ich hätte es zugelassen, wenn ich nicht gewollt hätte?"

Ungläubig blickte Yamato ihn an, entgegnete aber nichts.

"Ich wollte dich provozieren", fuhr Taichi fort. "Auch meine Gegenwehr war nur Mittel zum Zweck. Wer hätte gedacht, dass du dich so leicht lenken lässt."

"Aber..." Yamato war verwirrt. "Du hast geweint."

"Bist du wirklich so naiv, Yama?"

Liebevoll strich Taichi seinem Freund über die Wange. Dann beugte er sich hinab und berührte sanft seine Lippen. Yamato fühlte, wie jegliche Anspannung von ihm abfiel, als er den Kuss erwiderte und Taichis Zunge Einlass gewährte. Er schloss benommen die Augen.

Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, kehrte ein Gefühl der Ungewissheit zurück. Dennoch spürte er, wie Erregung von ihm Besitz ergriff. Sein Körper verkrampfte sich und er öffnete langsam die Augen.

Als er seinen Freund anschaute, vermochte er nichts in dessen Gesicht zu lesen. Taichis Augen waren undurchdringlich. Mit kalter Stimme sagte er:

"Du gehörst mir."
 

Die Wohnungstür wurde aufgeschlossen und beide Jungen traten ein.

Bevor Yamato seinen Mantel auszog, griff er in die Tasche, um das Portemonnaie hervorzuziehen, und betrachtete es. Taichi stand im Eingang und fragte:

"Was ist denn?"

"Ich wollte mir eigentlich Zigaretten kaufen", murmelte Yamato abwesend.

Sein Freund zuckte mit den Schultern.

"Ich muss sowieso noch meine Sachen holen. Derweil kannst du zum Automaten gehen."
 

Yamato saß im Wohnzimmer am Boden, den Aschenbecher neben sich, und rauchte. Er starrte unbeteiligt auf die Glut seiner Zigarette, als Taichi ein Glas vor seine Füße stellte.

"Wollen wir trinken?" Er hielt ihm eine Flasche Wodka entgegen.

Dieser hob langsam den Kopf, schien jedoch durch Taichi hindurch zu sehen. Dann schaute er wieder auf seine Zigarette.

"Gute Idee", sagte Yamato tonlos.

Mit einem Lächeln langte Taichi nach dem Glas und goss ein, bevor er es an seinen Freund weiterreichte. Ihre Hände berührten sich flüchtig.

Nachdem er sich ebenfalls eingeschenkt hatte, hoben beide ihre Gläser und tranken.
 

"Isabunger", lallte Yamato.

"Hä?", kam Taichis eloquente Antwort.

"Hunger!"

Ächzend erhob sich Taichi und stieß dabei ein paar geleerte Spirituosenflaschen um. Dann wankte er in die Küche. Yamato folgte ihm, legte von hinten das Kinn auf Taichis Schulter und sah in den Kühlschrank mit den Worten:

"Boah, da is ja was zu essen drin."

"Wir warn doch ers einkaufn", erinnerte ihn Taichi.

"Will Curry habn."

Taichi nickte und öffnete den Schrank, um Reis und eine Pfanne herauszunehmen. Als er den Reis in der Pfanne auf den Herd stellte, fragte Yamato verwundert:

"Mussu den nich ers kochn?"

"Dann kipp ich halt noch Wasser rein", entgegnete Taichi lässig und setzte es in die Tat um.

Yamato hatte es sich mittlerweile auf einem Stuhl bequem gemacht und beobachtete amüsiert, wie sein Freund Tomaten mit der Zitronenpresse ausquetschte und über den Reis schüttete.

"Gurken auch", warf er ein.

Nachdem Taichi den Kühlschrank durchsucht hatte, sagte er enttäuscht:

"Sin keine drin."

"Dann nimm..." Yamato sah sich in der Küche um. "...Bananen. Die sehn doch aus wie Gurken. Nur gelb."

Mit einem freudigen Grinsen griff Taichi nach den Bananen und begann sie quer zu zerstückeln.

"Eigenlich macht man die Schale vorher ab", meinte Yamato.

"Wieso? Is bei Gurken doch auch nich so."

Unbestimmt rollte Yamato mit den Augen, während sein Freund weiterhin ungeschickt in der Küche werkelte.
 

Taichi schaufelte die pampige Masse, die einen seltsamen Geruch verströmte, auf Yamatos Teller.

"Hier, dein Curry. Iss."

Yamato schaute ihn entgeistert an, bevor sein Blick wieder auf den Teller fiel.

"Das is nich dein Ernst."

"Doch, natürlich."
 

Die Sonne ging bereits auf, als Yamato gedankenversunken aus dem offenen Fenster starrte. In der Hand hielt er eine fast abgebrannte Zigarette. Die Luft war kühl und er zitterte leicht. Zögerlich wandte er den Blick auf seinen Freund.

Taichi lag auf dem Sofa und schlief, während Yamato ihn betrachtete. Sein Kopfschmerz verstärkte sich durch die Erinnerungen an die letzten Tage. Er vermochte es nicht, seine Gedanken zu ordnen.

Müdigkeit lastete schwer auf ihm, doch konnte er keinen Schlaf finden.

Alles war so verwirrend.

Endlich ging er durch das Zimmer und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus.

Er würde diese Angelegenheit vorerst auf sich beruhen lassen.

Level 6

Taichi kam nachmittags verschlafen in die Küche und setzte sich zu Yamato, der an seinem Kaffee nippte. Er schenkte sich ebenfalls ein und trank den seinen schwarz und ohne Zucker.

"Hier sieht es ja toll aus", bemerkte er, als sein Blick durch den Raum schweifte. Taichis Curry hatte seine Spuren hinterlassen.

"Deine Schuld", entgegnete Yamato trocken und zündete sich eine Zigarette an. "Wenn du etwas von deiner Mutter geerbt hast, Tai, dann ihre Kochkünste. Mir ist noch immer ganz schlecht."

Taichi schaute beleidigt, stellte dann jedoch bedächtig die Tasse auf die Tischplatte und stand auf, um sich zu seinem Freund zu beugen. Er strich ihm leicht über die Wange, welche bläulich verfärbt war.

"Das sieht nicht gut aus. Dein schönes Gesicht. Tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe."

"Und das soll ich dir glauben?" Mit diesen Worten schob Yamato Taichis Hand beiseite und erhob sich, um das Geschirr für den Abwasch zusammenzuräumen. Unbewusst verfinsterte sich die Miene des Anderen, bis er ebenfalls damit begann, in der Küche Ordnung zu schaffen.
 

In ein Buch vertieft saß Yamato im Wohnzimmer auf der Couch.

Die Küche war mittlerweile wieder in ihrem normalen Zustand und in der Wohnung herrschte jetzt völlige Stille. Das Licht brannte nicht, obwohl die Nacht bereits nahte.

Taichi erhob sich vom Stuhl, durchquerte den Raum und setzte sich neben seinen Freund auf das Sofa.

"Es ist schon dunkel. Du wirst dir die Augen verderben."

"Du klingst wie meine Oma", kam die Antwort. "Dabei stimmt es nicht einmal. Davon wird man höchstens müde."

Eine Weile beobachtete Taichi ihn, dann ließ er vorsichtig den Kopf auf Yamatos Schoß sinken. Nachdem dieser verdutzt seinen Blick gesenkt hatte, legte er das Buch beiseite und fuhr leicht mit den Fingern durch das Haar seines Freundes, strich sanft über dessen Wange. Taichi schloss erschöpft die Augen, sein Atem ging ruhig und gleichmäßig.

Yamato spielte mit den braunen Haarsträhnen, bis er schließlich seufzte:

"Glaubst du wirklich, dass es so einfach ist? Denkst du, es wird wieder wie früher, nur weil du dich verhältst, als wäre nichts geschehen?"

Traurig öffnete Taichi die Augen. Das hatte er erwartet.
 

Taichi stand unschlüssig vor dem Wohnzimmerfenster und sah hinaus in die Schwärze der Nacht, während er an seiner Zigarette zog. Er betrachtete sein Spiegelbild in der Glasscheibe, wandte sich dann ab und drückte nervös die Zigarette im Aschenbecher aus.

Nachdem er den Raum durchquert hatte und in den Flur der Wohnung trat, blieb er kurz stehen. Mit langsamen Schritten näherte er sich der Tür, welche das einzige Hindernis zwischen ihm und Yamato zu sein schien.

Er hob die Hand und legte sie behutsam auf die Klinke.

Taichi zögerte.

Mutlos ließ er seine Hand wieder sinken. Er atmet tief durch, dann kehrte er der Tür den Rücken zu.
 

Seine Glieder schmerzten, als Taichi benommen aus einem langen Traum erwachte. Die Sonnenstrahlen brannten in seinen Augen, sodass er gezwungen war, sie wieder zu schließen. Er blieb eine Weile reglos liegen, lauschte der unerträglichen Stille. Krampfhaft versuchte er sich an den Traum zu erinnern, doch vergebens. In seinem Kopf herrschte völlige Leere.

Unterschwellig vernahm er Geräusche aus dem Flur, welche er jedoch erst wirklich registrierte, als die Badezimmertür ins Schloss fiel.

Schwerfällig stand er auf und schleppte sich in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. Dann ließ er sich auf einen der Stühle sinken und zündete sich eine Zigarette an. Gelangweilt beobachtete er, wie sich der Rauch in unförmigen Linien einen Weg durch die Luft bahnte, bis er der Unbeständigkeit doch erlag und sich auflöste.

Aus dem Bad drang das Geräusch des Duschwassers und vermischte sich mit dem Brodeln der Kaffeemaschine. Schließlich erstarb das Prasseln und im Badezimmer dominierte die Stille.

Taichi drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und verließ die Küche. Im Flur blieb er stehen, lehnte sich müde gegen die Wand und wartete. Die Minuten verstrichen und das Pulsieren in seinem Kopf wurde stärker, bis es sich dem Ticken der Uhr anglich.

Nach schier endloser Zeit wurde die Badezimmertür geöffnet. Verdutzt sah Yamato seinen Freund an. Nasse Haarsträhnen hingen ihm vereinzelt ins Gesicht, von dessen Spitzen das Wasser tropfte. Dann senkte er den Blick und ging in Richtung seines Zimmers.

"Yamato, lass uns bitte reden", sagte Taichi leise, aber bestimmt.

Ohne darauf einzugehen, betrat der Andere den Raum. Bevor er die Tür schließen konnte, wurde er hart am Handgelenk gepackt.

"So einfach kommst du mir nicht davon."

"Einfach? Das letzte Mal, als du reden wolltest..." Yamatos Stimme brach ab.

Taichi erwiderte nichts.

"Lass mich los", herrschte Yamato ihn an und versuchte sich aus dem Griff zu befreien.

"Nein." Taichis Stimme war kalt. "Wir reden. Jetzt."

"Und wenn nicht? Es geht nicht immer nur nach dir. Sonst wolltest du nicht reden, jetzt will ich nicht."

"Wovon sprichst du?"

"Beispielsweise von dem, was damals mit dir los war, als du dich so seltsam verhalten hast."

Irritiert blickte Taichi zu seinem Freund, dann entgegnete er:

"Das ist doch jetzt nicht mehr von Bedeutung. Was soll das überhaupt?"

"Du weichst schon wieder aus."

"Willst du es wirklich wissen?", fragte Taichi herausfordernd. "Allerdings sagte ich dir den Grund schon. Du gehörst mir! Deshalb werde ich es nicht akzeptieren, wenn jemand versucht, dich mir wegzunehmen."

Davon ungerührt antwortete Yamato spöttisch:

"Ich dachte, du stehst nicht auf Männer."

"Ich..." Taichi wich dem Blick des Anderen aus. "Verstehst du es noch immer nicht?"

"Nein. Tut mir leid."

"Es geht um Besitz und nicht um Liebe."

Die beiden Jungen sahen sich unverwandt an. Beide schwiegen. Das Ticken der Uhr schien unerträglich zu werden.

Dann lächelte Yamato und ging in sein Zimmer. Bevor er die Tür schloss, sagte er:

"Endlich warst du mal ehrlich, Tai."
 

An diesem Abend überlegte Taichi nicht lange und ging mit seinem Bettzeug in Yamatos Zimmer. Dieser schaute ihn belustigt an.

"Die Couch war wohl unbequem?"

"Etwas", kam die Antwort.

"Du hättest doch auch schon gestern hier schlafen können. Wieso bist du überhaupt 'umgezogen'?"

Taichi sah verlegen zu Boden.

"Ist doch egal."
 

Das Telefon klingelte.

Gleich beim ersten Klingelton war Taichi aufgesprungen, warf noch einen kurzen Blick auf seinen Freund, der neben ihm schlief, und eilte ins Wohnzimmer. Er nahm den Hörer ab:

"Hallo?"

Stille. Auf dem Gesicht des Jungen spiegelte sich plötzliches Entsetzen wider.

"Tut mir leid. Sie sind falsch verbunden." Mit diesen Worten legte er hastig auf.
 

Als Yamato verschlafen die Küche betrat, saß Taichi mit einer Zigarette in der Hand am Tisch und trank Wodka.

"Die Reste vom letzten Mal?", fragte Yamato und zeigte auf die Flasche. Taichi nickte nur.

Schweigend setzte sich Yamato zu seinem Freund und zündete sich ebenfalls eine Zigarette an.

"Hast du wirklich nur wegen des Rauchens mit dem Fußballspielen aufgehört?"

"Nein", erwiderte Taichi, während er dem Anderen ein Glas einschenkte. "Wir haben einen Deal. Deshalb habe ich zugesagt."

"Einen Deal?" Yamato hob die Augenbrauen. "Du meinst, weil ich mit dem Singen aufhören sollte?"

"Genau", sagte Taichi schlicht. Yamato beobachtete ihn eindringlich und trank seinen Wodka, bis sich ein Lächeln auf seine Lippen stahl.

"Warum sagst du nicht einfach, was du eigentlich damit bezwecken wolltest?"

Taichi fuhr fort den Rauch seiner Zigarette zu inhalieren und beachtete die Frage nicht.

"Das spielt keine Rolle mehr", sagte er dann. "Du bist aus der Band ausgetreten. Jetzt hast du nur noch mich."
 

Yamato las gerade ein Buch, als das Telefon zum wiederholten Mal klingelte.

"Tai, das nervt. Warum darf ich eigentlich nicht rangehen?"

"Garum", brüllte der Andere mit einer Zahnbürste im Mund aus dem Badezimmer.

Yamato knallte das Buch zornig auf den Tisch und starrte das Telefon, welches weiterhin penetrant klingelte, vernichtend an. Als Taichi aus dem Bad kam und den Unmut seines Freundes registrierte, fügte er sich und lenkte ein:

"Schon gut. Ich gehe ran."

"Wird auch Zeit", zischte Yamato, trank einen Schluck des hochprozentigen Alkohols und widmete sich dann erneut seinem Buch. Taichi griff entschlossen nach dem Telefonhörer und rief wütend:

"Sie haben sich verwählt!"

Der Andere sah verdutzt auf, während sich Taichis Blick langsam veränderte und seine Gesichtsfarbe mit der weißen Wand zu konkurrieren begann.

"Mama?"
 

Die beiden Jungen waren auf dem Weg zur Schule, als Yamato bissig fragte:

"Warum hast du mir nicht gleich gesagt, dass unser Klassenlehrer angerufen hat?"

"Hätte dich das denn interessiert?"

Yamato zuckte mit den Schultern.

"Ich denke, nicht."

Taichi schob seine Hände in die Taschen, während sein Freund sich eine Zigarette anzündete und ihm ebenfalls eine anbot. Dieser nahm an und sagte dann gelangweilt:

"Meine Mutter war verdammt sauer. Unangenehmerweise will sie mich jetzt umbringen. Also, wenn diese Sache hier erledigt ist, kann ich dann wieder mit zu dir kommen?"

"Klar", antwortete Yamato gelassen, während sie den Schulhof betraten. Es hatte bereits zur Pause geklingelt, sodass viele Schüler ihnen verblüfft mit den Blicken folgten. Im Schulgebäude kamen ihnen ihre Klassenkameraden entgegen.

"Wo zum Teufel seid ihr die letzte Woche gewesen?", bestürmten sie die beiden. "Und warum tragt ihr keine Schuluniform?"

Yamato und Taichi warfen einander belustigte Blicke zu, bevor Yamato antwortete:

"Wir waren bei mir."

Sein Freund nickte zustimmend, zog an seiner Zigarette und fügte hinzu:

"Und weshalb sollten wir Uniformen tragen, wenn wir doch sowieso gleich wieder nach Hause gehen?"

"Yagami! Ishida!" Die Stimme des Lehrers hallte durch den Flur. "Auf dem Schulgelände wird nicht geraucht und im Gebäude erst recht nicht! Ihr seid ohnehin noch nicht volljährig. Kommt mit zum Direktor!"

Gelangweilt tauschten die beiden Jungen einen Blick und folgten der Aufforderung, indem sie ihre Zigaretten fallen ließen und auf dem sauberen Flurboden austraten.

"Hey, Yamato", hörte dieser jemanden neben sich sagen. "Was ist denn los?" Ein groß gewachsener Schüler lief neben ihnen her. Taichi warf ihm einen vernichtenden Blick zu und murmelte:

"Nicht der schon wieder."

"Du warst doch sonst nicht so", fuhr der Andere fort, ohne auf Taichis Bemerkung einzugehen. "Das wird mächtigen Ärger geben."

"Das ist ja wohl nicht dein Problem. Kümmere dich um deinen eigenen Kram!", zischte Taichi ihm bissig zu.

Yamato schaute seinen Freund amüsiert an. Dann wandte er sich wieder um und entgegnete herablassend:

"Tja, die Maske ist gefallen. Außerdem hat Taichi Recht - kümmere dich um deinen eigenen Kram."

Damit ließ Yamato ihn stehen und Taichi bedachte seinen Freund mit einem zufriedenen Lächeln.
 

"Was fällt Ihnen eigentlich ein, so in der Schule aufzukreuzen?!", brüllte ihnen der Direktor entgegen. "Wo ist Ihre Schuluniform?"

"Zu Hause", antwortete Yamato lässig.

Der Schuldirektor lehnte sich in seinem Sessel zurück und durchbohrte die beiden Jungen mit seinem Blick, bevor er schneidend fortfuhr:

"Ihnen ist anscheinend nicht klar, in welcher Lage Sie sich befinden."

"Genau genommen", meinte Yamato korrigierend, "stehen wir gerade und liegen nicht."

"Es müsste demnach heißen, in welchem Stand wir uns befinden", ergänzte Taichi zustimmend.

Der Direktor wirkte, als würde ihm gleich vollends der Kragen platzen. Anstatt jedoch seine beiden Schüler weiterhin anzubrüllen, atmete er tief durch und versuchte indessen an ihre Vernunft zu appellieren.

"Fünf Tage in Folge schwänzen, dabei stehen die Aufnahmeprüfungen der Universitäten an. Mit achtzehn Jahren sollte man etwas mehr Verstand von Ihnen erwarten können."

Taichi gähnte demonstrativ, während Yamato die Augen verdrehte. Die Wut begann sich erneut bei dem Älteren anzustauen.

"Mir wurde zugetragen, dass Sie auf dem Gelände geraucht haben. Noch dazu stinken Sie nach Alkohol!"

"Ja und?", meinte Taichi genervt und sah auf seine Armbanduhr. "War's das jetzt?"

"Nicht ganz", sagte der Schulleiter erbost. "Ich war schon sehr enttäuscht, als Sie aus Ihren Vereinen ausgetreten sind. Aber dass Sie auch noch Ihre schulischen Pflichten vernachlässigen, hätte ich nicht von Ihnen erwartet." Die beiden Freunde tauschten gleichgültige Blicke. "Reißen Sie sich zusammen, sonst können Sie Ihre Zukunft vergessen. Für heute sind Sie suspendiert. Gehen Sie Ihren Rausch ausschlafen. Und ich rate Ihnen, morgen pünktlich zum Unterricht zu erscheinen."
 

"Ich brauche noch Zigaretten", sagte Yamato und warf einen wehleidigen Blick in die fast leere Schachtel, während sie auf dem Weg zu seinem Zuhause waren.

"Dann auf zum nächsten Automaten", schlug Taichi gleichgültig vor. Ein verstohlenes Grinsen legte sich auf seine Lippen und er fügte hinzu:

"Wir haben Zeit."
 

Der Schlüssel klackte im Schloss.

Müde betraten die beiden Jungen die Wohnung. Yamato hängte seinen Mantel im Flur an einen Haken und ging ins Wohnzimmer, um sein Buch weiterzulesen.

Mit verärgerter Miene stand Taichi im Türrahmen und betrachtete seinen Freund. Entschlossen durchquerte er schließlich den Raum, nahm ihm resolut das Buch aus der Hand und küsste ihn.

Yamato blieb reglos sitzen, ließ es geschehen. Als Taichi dies bemerkte, wandte er sich von seinem Freund ab, dann blickte er ihm tief in die Augen.

"Was ist?", fragte er leise.

Der Andere antwortete nicht.

"Yama?" In Taichis Stimme schwang Unsicherheit mit.

"Was soll das eigentlich?", fragte Yamato schließlich und sah ihn erschöpft an. "Du hast kein Interesse an mir, willst mich aber dennoch besitzen? Du bist nicht schwul, trotzdem küsst du mich? Du solltest dir endlich selbst klar machen, was du überhaupt willst."

"Ich will dich."

Diesmal waren Taichis Worte entschlossen. Er kniete sich vor Yamato und starrte zu Boden. Dann sagte er:

"Als ich dich das erste Mal küsste, war es reine Ablenkung. Du hast mich gefragt, warum ich mich so seltsam verhalten würde. Mir gefiel es einfach nicht, dass du so vertraut mit diesem Typ umgegangen bist."

Noch immer blieb Taichis Blick gesenkt.

"Eifersucht?", brachte Yamato unberührt hervor.

"Das kann dir doch egal sein." Taichi sah auf. "Außerdem, dein abfälliges Gerede kannst du dir sparen. Vergiss nicht, dass du von mir abhängig bist."

"Wie bitte?" Der Andere schaute ihn ungläubig an.

Taichis braune Augen waren durchdringend und seine Stimme vibrierte, als er sagte:

"Du hast niemanden mehr. Nur mich."

"Stimmt, aber du hast leider etwas vergessen, Taichi", sagte Yamato herablassend. "Du hast auch nur noch mich."

Fassungslosigkeit spiegelte sich auf Taichis Gesicht wider. Er stand auf, ging zum Fenster und schlug mit der Faust auf das Fensterbrett.

"Verdammt", flüsterte er. "Du willst einfach nicht verstehen, dass ich niemanden außer dir brauche. Dass wir bloß einander brauchen. Die Anderen können meinetwegen verrecken."

Yamato trat von hinten an ihn heran. Er legte seine Arme um den Oberkörper seines Freundes und begann dessen Hemd aufzuknöpfen.

"Fass mich nicht an", keuchte Taichi.

Unbeeindruckt fuhr Yamato fort. Mit den Fingerspitzen strich er sanft über die nackte Haut und zeichnete die bereits verschorften Wunden nach, welche er ihm selbst zugefügt hatte.

"Wieso? Gefällt es dir etwa nicht?" Der spöttische Unterton war nicht zu überhören. Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete er Taichis Hose und glitt in dessen Boxershorts.

Ein Stöhnen kam über dessen Lippen. Er packte Yamato an den schmalen Handgelenken, um ihn am Weitermachen zu hindern. Dann drehte er sich zu ihm herum. Vorsichtig berührten seine Lippen die des Anderen. Der anfangs schüchterne Kuss entwickelte sich schnell zu einem brutalen Kampf. Hastig riss Taichi die Knöpfe von Yamatos Hemd auf und ließ es zu Boden fallen. Der blonde Junge drängte seinen Freund unsanft gegen die Wand, löste sich von ihm und wanderte mit seiner Zunge den Oberkörper entlang. Am Hosenbund hielt er inne.

Taichi zitterte vor Erregung und seine Hände krallten sich Halt suchend in den blonden Haaren fest.

Yamato, der ihn inzwischen auch seiner Unterhose entledigt hatte, begann ihm einen zu blasen.

"Du… machst mich wahnsinnig", keuchte Taichi.

Abrupt entzog sich der Angesprochene und ein obszönes Grinsen legte sich auf seine Lippen.

"Ich werde dich deiner Sinne berauben und dir beweisen, dass du von mir abhängig bist. Du wirst an nichts mehr denken können, außer an mich. Du gehörst mir."

Mit diesen Worten erhob sich Yamato. Er stand so dicht vor seinem Freund, dass er dessen Atem auf der Haut spüren konnte. Ruckartig riss er ihn herum und presste ihn hart gegen die Wand. Mit der freien Hand öffnete er seine eigene Hose und ließ sie zu Boden sinken, seine Boxershorts folgten.

"Lehn dich vor, Taichi", befahl er.

Dieser gehorchte widerwillig. Yamato kniete nieder, befeuchtete ihn mit der Zunge und benetzte anschließend seinen Zeige- und Mittelfinger mit Speichel, bevor er mit diesen in ihn eindrang.

Taichi zog scharf die Luft ein, sein Atem ging schwerer.

Nachdem Yamato seine Finger entfernt hatte, stieß er sich grob in ihn.

Taichi biss sich auf die Unterlippe, um einen Aufschrei zu unterdrücken, während Yamato tiefer in ihn einzudringen versuchte. Im Rhythmus der Stöße glichen sich die Bewegungen der beiden Jungen an. Schweiß perlte auf ihren erhitzten Körpern und ihr stockender Atem durchdrang die Stille der Wohnung.

Taichi presste ein Stöhnen zwischen den Lippen hervor. Schließlich ergoss er sich in Yamatos Hand. Kurz darauf spritzte auch dieser in ihm ab.

Erschöpft brachen beide zusammen.

"Das... wirst du bereuen", meinte Taichi nach Luft ringend.

"Ach ja? Und wie? Hast du noch immer nicht bemerkt, dass es nicht ganz so läuft, wie du es gern hättest. Finde dich damit ab."

Taichi spürte den unkontrollierten Atem seines Freundes an der Halsbeuge und antwortete nicht. Unverhohlen sprach Yamato weiter:

"Wolltest du dir damit selbst etwas beweisen? Sei ehrlich." Er strich Taichi eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht. "Du benutzt mich nur, um dir deine eigene Stärke vorzuspielen."

Der Angesprochene griff nach Yamatos Hand, hielt sie fest und blickte ihm eindringlich in die blauen Augen.

Endlich stand Taichi auf.

Nachdem er seinem Freund einen Blick zugeworfen hatte, ging er in die Küche. Mit einem Messer in der Hand kam er zurück.

Yamato sah ihn verstehend an. Wortlos kniete sich Taichi zu ihm hinab. Er blieb liegen und schloss langsam die Augen. Ohne zu zögern, setzte Taichi das Messer an. Dann zog er die Klinge mit mäßigem Druck über Yamatos Oberkörper. Dieser keuchte auf vor Schmerz. Aus dem leicht auseinander klaffenden Schnitt lief Blut über die helle Haut. Lust breitete sich in ihm aus. Er grub seine Fingernägel tief in die Haut Taichis. Jener strich mit der rechten Hand die Hüfte seines Freundes entlang, bevor er ihm zwischen die Beine griff.

"Vielleicht hast du Recht", sagte Taichi mit heiserer Stimme, "aber mittlerweile ist das nicht mehr der einzige Grund. Ich will dich auch, um meine eigene Lust zu befriedigen."

Ein Grinsen umspielte Yamatos Lippen. Er stöhnte auf, als Taichi ihn mit einer Hand stimulierte und mit der anderen erneut die Schneide über den schmalen Brustkorb zog. Er legte das Messer beiseite, krallte unvermittelt die Finger in das blonde Haar seines Freundes und küsste ihn. Yamato vernahm den Geschmack von Zigaretten und Alkohol auf Taichis Zunge.

Dann spürte er, wie dieser seine Lenden umfasste, um den Unterkörper etwas anzuheben. Brutal drang er in ihn ein. Ein leiser Aufschrei entwich Yamatos Kehle, der sich in lustvolles Stöhnen wandelte. Durch das gleichmäßige Keuchen steigerte sich die Erregung Taichis, während er mit den Fingern den nackten Körper des Anderen hinauffuhr. Seine Hände umfassten den dünnen Hals.

Er drückte zu. Die Stöße wurden heftiger. Yamato verkrampfte sich am ganzen Körper, als Taichi den Druck auf die Hauptschlagader verstärkte. Sein Puls raste. Das Atmen fiel ihm schwer, flach hob und senkte sich seine Brust. Durch seine Adern flutete Schmerz, der seine Lungen zu zerreißen schien. Dunkelheit umgab allmählich seine Augen, Taubheit legte sich auf seine Ohren.

Taichi lockerte den Griff nicht, obwohl er sich dem Höhepunkt näherte.

In Yamatos Kopf herrschte völlige Leere. Er dachte nichts mehr, ließ sich fallen. Sein Körper erschlaffte.

Dennoch gab Taichi nicht nach, sondern verstärkte den Druck weiter. Dann ergoss er sich in seinem Freund und brach erschöpft über ihm zusammen. Seine Hände lösten sich.

Yamato lag regungslos unter ihm. Sein Atem war kaum vernehmbar.

Liebevoll zog Taichi ihn an sich.

"Halt mich fest", flüsterte Yamato mit brüchiger Stimme. Er zitterte.

Taichi antwortete nicht. Abwesend starrte er in die Leere des Raumes. Sein Blick wirkte traurig.

"Ich bin hier", beruhigte er ihn schließlich.
 

Taichi erhob sich.

"Ich brauche frische Luft", sagte er.

Der Andere sah ihn fragend an.

"Ich bin gleich wieder da."

"Okay. Bis dann." Yamato lächelte.

Sanft strich Taichi seinem Freund über die Wange. Dann ging er.

An der Tür drehte er sich noch einmal um.

"Was ist nur mit uns geschehen?"
 

Yamato stand auf dem Balkon.

Wolken türmten sich in der Düsternis auf und der Geruch von Regen lag in der Luft. Auf die Brüstung gelehnt zog der blonde Junge an seiner Zigarette, deren rot glimmende Glut vom Wind eingefangen wurde.

Allmählich erfüllte das leise Prasseln der Regentropfen die Stille.

Die Zigarette entglitt Yamatos Fingern.

Er beobachtete, wie sie langsam in die Tiefe fiel. Ihre Glut verlor sich in der Dunkelheit.
 

Im Regenwasser wurde das Licht der Straßenlaternen vielfach reflektiert, während Taichi ziellos durch die Straßen ging. Die Kleidung klebte durchnässt an seinem Körper.

Mitten auf dem Fußweg blieb er stehen.
 

Yamato schaute in die Schwärze, die sich vor seinen Füßen ausbreitete. Er hielt sich an dem Gitter der Balustrade in seinem Rücken fest.

"Sieht so aus, als hätte ich gewonnen, Tai", sagte er müde.

Dann ließ er los.
 

Taichi wandte sich um.

Die verregneten Straßen waren verlassen.

Er war allein.
 

Game Over



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  kokuchou
2009-08-04T18:00:15+00:00 04.08.2009 20:00
die ff ist echt krass!!
gefällt mir gut... sehr gut
sie is so fies das sie schon wieder geil is
*zu den favos werf*
eigentlich, ist es eine schande das ich deine ff erst 4 jahre später finde ><

lg ruha
Von: abgemeldet
2008-03-25T21:19:28+00:00 25.03.2008 22:19
haaaaaaaaaay! ;D
sag maaaal...sag ma haste die story auch noch wo anders hochgeladen? will die nich erst im winter ganz lesen 3X
Von: abgemeldet
2006-06-25T15:25:50+00:00 25.06.2006 17:25
hm....ich weiß echt nich was ich davon halten soll.
Also, erstma das is ein super schreibstil, die Reaktionen der Beiden sind wirklich realistisch.
Nur ich hab da ma ne Frage, hieß es am Anfang nich Matts Vater wäre auf Geschäftsreise? Müsste der dann nich ma langsam zurück sein oder hab ich das jez irgendwie falsch verstanden?
Und dann noch was, hat Tai das jez mit Matt mitbekommen? Irgendwie ist das so rübergekommen...
Also wär nett wenn du zurückschreiben würdest...
Ciao
Von:  AkikoKudo
2006-03-02T17:01:08+00:00 02.03.2006 18:01
Kannst du mir deine FF schicken?*ganz lieb frag*
wär echt lieb von dir
schick an AkikoKudo@gmx.de oder als ENS
vielen Dank
AkikoKudo
Von:  Annaleinchen
2005-10-16T16:02:02+00:00 16.10.2005 18:02
Oh mein gott.....o.O....;_;....
Die geschichte is wirklich super geschrieben.Respekt.
Anna
Von: abgemeldet
2005-06-28T20:42:37+00:00 28.06.2005 22:42
Mann ... Ich habe diese FF aus Langeweile angefangen, und dann konnte ich nicht mehr aufhören.
Der Anfang ist so harmlos ... und diese Veränderung, die mit den beiden vorgeht

"Was ist nur mit uns geschehen?"

Am Ende hatten sie nur noch sich, und selbst das schien ihnen zu viel zu sein (Tut mir leid, wenn ich da jetzt was falsch interpretiere^^)
Sie brauchten sich, daran gingen sie kaputt.

Die Geschichte hat mich sehr mitgenommen, und ich kann gar nicht richtig ausdrücken, was ich jetzt fühle (Teufel, klingt das dramatisch oO)

Das Ende ist sehr schlimm ... im positiven Sinne.

Der Schreibstil ist gut, hat mir sehr gefallen. Und auch die sarkastischen bis zynischen Gespräche fand ich toll. Ein netter Humor, ich mag das.

Das war's auch schon. Ich hab ja gar nichts auszusetzen, nicht einmal die kleinste Kleinigkeit. Ich glaube, ich hab unter vielen mal einen wahren Glückstreffer gelandet ^_^ Und das unter Lemon/Lime oO; Was für eine Ironie (Insider^^)

Wirklich toll, ich bin immer noch ganz neben mir ... *irgendwie gleich weinen muss*
Von:  Elliiy
2005-06-27T12:28:37+00:00 27.06.2005 14:28
oh, mein gott...diese ff ist wirklich traurig und seltsam?! naja, trzdem, gefällt mir gut, wenn man das so sagen kann...kannst du mir das 2 kapitel mit ens schicken? ich kann das nicht lesen.
Lg, Elliiy


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