Weinende Seele von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Mißverständnis ------------------------- Mißverständnis "Zadei!" sagte Tetei, während er sich langsam aufrichtet. "Hm, du scheinst ziemlich tief zu schlafen. Warst du etwa die ganze Nacht bei mir?". >Warst du etwa jene Wärme, die mich in den Schlaf wog?<. Tetei errötete leicht und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Wie zahm er doch im Schlaf aussieht". Er wandte seinen Kopf ab und versuchte sich vorsichtig aus Zadeis Umklammerung zu befreien. "Habe ich etwa wohlgefallen aus deinen Worten gehört oder bilde ich mir das ein?". Tetei zuckte zusammen und drehte sich abrupt um. Zadeis Augen funkelten, teils herausfordern, teils neugierig. Tetei wußte nicht recht was er auf Zadeis Frage antworten sollte. Tatsächlich war er sich nicht bewusst gewesen jene Worte laut ausgesprochen zu haben. "Schon gut. Zerbreche dir nicht deine hübschen Kopf über eine Antwort" kam es von Zadei, nachdem Tetei ihn eine Weile nur schweigend musterte. "Es ist nur so, dass mich deine neue Fürsorge in erstaunen versetzt". Etwas verärgert gab Zadei zurück: "Meine Sorge um dich sollte dir nicht neu sein. Zudem weißt du, dass ich dich liebe!" Sein Gegenüber erhob sich und schritt gemäßigt zur Tür. "Ja, sicher. Ich kenne deine Art der Liebe Zadei. Mehr als mir lieb ist." Das funkeln in Zadeis Augen verschwand gänzlich. Nur zu gut wußte er, auf was sein Engel anspielte. Er hat sich Teteis *Aufmerksamkeit* mehr als nur einmal beschafft, seit dem er wieder aus seinem Koma erwacht ist. Der Dämon sah ziemlich unbeholfen und ratlos aus, wie er so in sich gesunken auf dem Bett saß. Krampfhaft versuchte er Teteis starrem Blick auszuweichen. "Verdammt! Habe ich dir denn nicht letzte Nacht bewiesen, dass ich sehr wohl auch zärtlich und einfühlsam sein kann. Du gibst mir doch nie eine Chance dir diese Seite an mir zu zeigen!" Mehr Verzweiflung als Wut, spiegelten sich in seinen Worten wieder. Zadei zuckte zusammen als er sich dessen bewusst war und fügte mit Schärfe hinzu: "Aber es ist natürlich einfacher sich einer Illusion namens Laures hinzugeben, als zu glauben, dass sich ein so unbeherrschter und grober Dämon wie ich, sich um dich kümmern könnte!" "Ja, du bist unbeherrscht. Und stünde ich vor dir könnte ich deine Grobheit wieder am eigenen Leib erfahren. Aber eines hast du verkannt" fügte er weiter mit seiner sanften und ruhigen Stimme hinzu "Du hast mich nicht in einer Illusion schwelgen lassen, sondern mich aus jener befreit." Er zögerte kurz. "Danke!". Mit eiligen Schritten verließ er das Zimmer und hastete den Korridor entlang. Zurück blieb ein ungläubiger Zadei. Hatte sich der Engelsdämon wirklich bei ihm bedankt. Ein ganzer Schwall von Gefühlen prasselten auf den Dämon ein. Hat er das wirklich so gemeint? Hieß das, dass er nicht sauer auf seine Bettgesellschaft war? Hatte er vielleicht auch Zuneigung mit diesen Worten ausgedrückt? Immerhin pflegte Tetei ihn, bis er aus seinem Koma erwachte und hat ihn danach auch noch bei sich geduldet - oder erduldet? Wehrte er sich nie, weil er dies für sinnlos hielt oder weil er sich vielleicht doch nach Wärme sehnte - seiner Wärme? Oder war ihm inzwischen alles egal? Wild schüttelte er seinen Kopf und beschloss einen anderen Ort auf zu suchen. Er musste nachdenken. Sich genau überlegen, worüber er mit Tetei beim nächsten mal sprechen würde. Warum hat er das nicht schon längst getan? Ja, weil er Angst hatte. Vor den Antworten. Vor seiner Reaktion. Vor seiner Abweisung und Verhöhnung. Egal, er brauchte Antworten, ganz gleich zu welchem Resultat ihn diese Unterredung brachte. Aber erst brauchte er Abstand. Teteis Herz pochte wie wild als er die Tür der Bibliothek hinter sich zu schlug und an ihr hinab glitt. Warum nur gab er Zadei so viel über sich Preis. Er wußte, dass der unbeherrscht Dämon auch so bereits zu mächtig für ihn war. Warum hatte er ihn auch noch die Macht über seine Gefühle gegeben? Und dennoch. Es stimmte ja. Noch nie hatte er sich seit Laures verschwinden so wohl und geborgen gefühlt. Ja, beinahe sogar glücklich. Nur eine Kleinigkeit fehlte. Er hätte sich selbst eingestehen müssen warum es so war. Und selbst jetzt, da ihn die Erkenntnis wie ein Blitz traf, versuchte er sie doch zu verdrängen, sie recht zu fertigen. Er hatte sich einsam gefühlt und sein Dämon gab ihm die Wärme die er brauchte. Sein Dämon? Wütend über sich selbst warf er Regale um, schmiß Bücher durch die Gegend, zerriß einige davon, fegte seinen Schreibtisch leer bis er schließlich weinend am Boden zusammen brach. Er spürte ein starkes Ki hinter sich und eine Hand die sich liebevoll auf seine Schulter legte. >Zadei! Jetzt, ich muss es ihm jetzt sagen, bevor es mich zerreißt< Er drehte sich um und sank schluchzend in die Arme der knienden Gestalt neben ihm. "Ich bin völlig durcheinander. Ich weiß ich hasse und verachte dich. Dennoch klammere ich mich an dich, lasse immer wieder aufs Neue zu, dass du mich vergewaltigst, weil dies die einzige Leidenschaft ist, die ich noch spüre - die ich spüren will! Du weißt... dass meine Gedanken nur Laures gelten, dass sich mein Herz und meine Seele längst ihm verschrieben haben. Ich nichts so sehr Liebe wie ihn. Trotzdem bist du es der mich am Rande des Wahnsinns immer wieder fest hält, der mich aus meiner Resignation und Kälte befreit und doch nur jenes zurück erntet. Warum?" Mit von Tränen gezeichnetem Gesicht, verschleierten Augen und geröteten Wangen blickte er dem Dämon vor sich direkt in die Augen und - erschrak. Seine Augen weiteten sich. Die Röte wich aus seinem Gesicht und macht einer fahlweißen Gesichtsblässe platz. Er fing an zu zittern und starrte nur ungläubig in jene schönen Augen, die er so vermisst hatte. Er wußte nicht ob er sich freuen sollte, dass sein Herr am Leben war oder ob er vor Scham lieber im Erdboden versinken wollte. Mit einem verstehenden Lächeln strich der Dämon einige Tränen aus Teteis Gesicht und stellte erfreut aber auch besorgt fest, dass sich die so unbekannte Röte wieder in sein Gesicht schlich. Mit einer eleganten Bewegung setzte er sich, mit Tetei im Arm, auf und trug ihn in sein Gemach. Dieser starrte seinen Herren mit einem immer noch verwirrten Blick an und wollte eben etwas sagen als ihm sein Herr zu vor kam. "Schon gut Tetei, es gibt nichts für was du dich entschuldigen oder rechtfertigen müsstest. Wenn du darüber reden willst ist das okay, wenn nicht akzeptiere ich auch das. Aber zu erst gehörst du ins Bett. Du hast hohes Fieber. Wie lange schon?" Er zögerte einen Moment. "Ich weiß nicht. Aber ihr habt recht ich fühle mich nicht besonders gut, eher ziemlich Schwach und am Ende meiner Kräfte." Laures öffnete die Tür zu seinem Schlafgemach und legte Tetei in sein großes Bett, mit frischen weiß bezogene Lacken und samtigen Kissen. Sein Herr lächelte. " Du hast also alles in Ordnung gehalten, selbst nach so vielen Jahren." Er verschwand kurz und kam mit einer Schüssel kaltem Wasser, einem Tuch und einer Medizin wieder, welche Tetei nur widerwillig einnahm. Mit einem kurzen Blick erkannte er, dass Tetei nicht mehr an sich halten konnte und die vorhergehende Situation erklären wollte. Zärtlich legte Laures einen Finger auf Teteis Lippen und flüsterte "Psst, das hat Zeit bis du wieder gesund bist. Keine Sorge ich werde Makai nicht wieder verlassen. Zumindest nicht für die nächst Zeit." Als er sich aufsetzen wollte, hielt Tetei ihn an seinem Arm fest. "Ich... kann meine physische Situation nicht für das verantwortlich machen was eben geschehen ist. Vielleicht hätte ich euch erkannt, aber die Worte welche ich sprach waren wahr. Wenn ihr mich jetzt nicht mehr an eurer Seite dulden wollt, verstehe ich das und möchte Makai lieber heute als morgen verlassen." Laures betrachtet Tetei mit einem Sorgenvollen Blick. "So schnell? Jetzt, wo ich gerade wieder hier bin?" "Ich könnte eure Verachtung nicht ertragen" kam es mit leiser aber gefasster Stimme von Tetei. "Verachten? Ich kenne die Liebe Tetei. Sie ist unberechenbar und fragt nicht nach Zustimmung sondern nistet sich in dein Herz, bevor man es selbst begreift. Du bist mir teuer Tetei. Ich konnte dir deinen Verrat an mich verzeihen. Glaubst du wirklich, dass ich dann über deine Liebe zu mir oder zu Zadei urteilen würde?". "Ich könnte Zadei niemals lieben!". "Wie lange hast du versucht deine Gefühle für mich zu untergraben? Es muss lange gewesen sein und dich eine Menge Kraft gekostet haben, denn ich habe sie nie, nicht mal Ansatzweise bemerkt. Wiederhole den gleichen Fehler nicht noch einmal. Wenn du die Liebe findest dann solltest du um sie und nicht gegen sie kämpfen." Er hielt kurz inne und registrierte nur einen verwirrten, ja beinahe verzweifelten Gesichtsausdruck von Tetei. " Lass uns morgen weiter darüber reden du bist müde und erschöpft." Er strich Tetei über die Wange. "Keine Angst ich lasse dich nicht allein. Ich werde über dich wachen und mich um dich kümmern". "Dennoch ihr könnt mich nicht vor meinen Träumen bewahren." "Nein, dass kann nur jener um den sich deine Träume drehen." "Herr Laures!" Zitternd versank Tetei in einem Meer aus Tränen doch nicht jener der Trauigkeit, sondern denen des Glücks. "Ich bin froh, dass ihr wieder hier seid!" Mit einem Lächeln wünschte sein Herr eine gute Nacht. Mit Freudentränen in den Augen, einem kühlen Tuch auf der Stirn und einem Lächeln auf den Lippen, schlief Tetei friedlich ein. Zunächst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)