Was wäre wenn... von LoveKills (Eine was wäre wenn, Story, über Micha und Nero. Das nächste kapitel kommt bald ^^) ================================================================================ Kapitel 6: Drohungen -------------------- Kapitel 6 Drohungen Um dreiviertel fünf war er bei sich zu Hause. Nero müsste noch in der Arbeit sein, ging es ihm durch den Kopf. Er hatte mal erwähnt, dass er erst um sechs Uhr Feierabend machte. Micha hatte heute richtig Lust, irgendetwas zu machen. Nur was, das wusste er auch noch nicht so recht. Erke würde vor acht nicht da sein und auch Tenna musste mal wieder Überstunden schieben, da die Schneiderei, in welcher sie arbeitete, unbedingt dieses Hochzeitskleid fertig machen mussten. Und der Anzug war auch noch nicht ganz fertig. Ob die beiden dann überhaupt den Elan hatten, aus zu gehen? Er würde sie später einfach mal anrufen. Um sich die Zeit etwas zu vertreiben und um sich nicht ständig über seinen tropfenden Wasserhahn ausregen zu müssen, erledigte er dieses in 10 Minuten. Beinahe hätte er eine Überschwemmung in der Küche gehabt, da er vergessen hatte, das Wasser abzudrehen, hatte es allerdings noch früh genug gemerkt und es kam nur eine klitzekleine Fontäne herausgeschossen. Zudem machte er seine Hausaufgaben und das zum zweiten Mal in diesem Jahr. Die Lehrer scherten sich nicht darum. Sie meinten immer nur, dass es ihr eigenes Problem wäre, wenn sie den Stoff nicht könnten. Doch Micha hatte damit keine Probleme. Er war in Kreisen aufgewachsen, in denen die Leute ein paar dutzend Sprachen gesprochen hatten. Seine Eltern hatten ihm schon im Kindesalter spanisch beigebracht. Er liebte diese Sprache ebenso wie Englisch. Doch jetzt, als da er seine Ausbildung machte, lernte er noch vieles mehr. Sprachen hatten ihn schon immer fasziniert. Woher das kam, konnte er sich nicht erklären, doch vielleicht lag es daran, dass er früher, als er noch zu Schule ging, immer mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder in Länder gefahren war, in denen die verschiedensten Sprachen gesprochen wurden. Japanisch, Griechisch, Jugoslawisch, Englisch und Spanisch. Reisen... er würde gerne mal wieder etwas in der Welt umher kommen. Doch davor musste er erst einmal gescheit verdienen, sonst könnte er das vergessen. Gedankenverloren blickte er aus dem Küchenfenster und sah dann auf seine Uhr. Halb sechs. Nero würde noch nicht zu Hause sein. Er seufzte, ging in sein Wohnzimmer, machte leise Musik an und legte sich auf die Couch. Er döste entspannt vor sich hin und ging seinen Gedanken nach. Irgendwie dämmerte er ein und wachte dann plötzlich von einem unangenehmen Summen auf. Micha setzte sich auf und sah sich im Zimmer nach dem Übeltäter um. Eine dicke Hummel hatte sich hier her verirrt und flog immer wieder gegen das gekippte Fenster, taumelte zurück und versuchte wieder nach draußen zu kommen. Lächelnd ging der Rothaarige in die Küche, holte ein Glas und eine Zeitschrift, fing das Insekt somit ein und entließ es durch das geöffnete Küchenfenster wieder in die Freiheit. Er blieb noch eine Zeit lang an diesem stehen und blickte in den azurblauen Himmel. Keine einzige Wolke war weit und breit zu sehen. Das beste Wetter, um in dem Schatten eines großen Baumes, an einem schönen See zu liegen und dem Gezwitscher der Vögel zu lauschen. Von hier aus, war dies zwar auch zu hören, doch der Verkehr störte. Er seufzte leise, machte es sich auf seiner Eckbank gemütlich und schlürfte einen Kaffee. Um sechs Uhr holte er sein Telefon aus dem Flur und wählte Neros Nummer. Es tutete ein paar Mal und eine müde Stimme meldete sich am anderen Ende. "Tubolisch?" "Hey, ich bin's." "Hai." Ein lautes Gähnen war zu hören. "War's inner Arbeit so stressig?", wollte Micha wissen. "Was hast du immer mit deiner Arbeit?? Ich hab doch Uuurlaub.", flötete der junge Mann am anderen Ende und prompt schlug sich der Rothaarige eine Hand vor die Stirn. Er hatte es völlig vergessen gehabt. "Oh, voll vergessen. Mensch, dann hätt ich dich ja vor eineinhalb Stunden schon anrufen können.", motzte er gespielt beleidigt. "Ähm jaa, hättest du machen können. Was gibt's denn eigentlich?" "Nu ja, wollte fragen, ob du heute Lust hättest, ins Vanadis zu gehen." "Vanadis... hm, hab ja eh nichts vor. Klar. Kommen die andren auch?" "Muss ich noch anrufen." "Okay. Tenna und Erke sind erst ab 20 Uhr zu Hause, kommst du derweilen vorbei?", bot Nero seinem Freund an. "Kann ich machen. Wann ist es dir recht?" "Wann immer du willst." "Okay, dann bin ich in einer halben Stund bei dir." "Jepp, geht klar." "Bis denn Süßer." "Ähä, ciao." Stille. Micha musste kichern. Er hatte Nero wohl eben ziemlich in Verlegenheit gebracht. Er schmunzelte in sich hinein, ging ins Bad um sich etwas aufzumascheln, steckte Geldbeutel, Schlüssel und Handy ein und machte sich auf den Weg zu seiner Flamme. Er ging gemächlich durch die Straßen und freute sich schon auf den kommenden Abend. Er klingelte bei Nero, welcher ihm sofort öffnete und ihn lächelnd, mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen, in Empfang nahm. "Hey, Schnecki." Der Rothaarige grinste lieb und küsste seinen Freund flüchtig auf den Mund. "Hey. Kaffee??" Das war immer die erste Frage, wenn er kam. "Bitte, danke." Micha zwinkerte und entledigte sich seiner Schuhe und der Lederjacke. "Gar nicht mit der Maschine da?" Nero war verblüfft. Egal wo Micha hinmusste, er fuhr so gut wie immer mit dem Motorrad. "Nein, heute nicht. Hab mir gedacht, dass ein kleiner Spatziergang nicht schaden könnte. Sonst werd ich noch mal dick." Er lachte auf und folgte dem Schwarzhaarigen in die Küche. Auf dem Küchentisch fiel ihm ein Zettel auf, auf dem lauter, kleine ausgeschnittene Buchstaben draufgeklebt waren. "Was ist das denn?? Hast du seit neuestem ein Kind, das dir solche Geschenke macht?", scherzte der junge Mann. "Nee, aber kannst gerne lesen wenn du willst." "Bist du sicher??" "Jepp. Ist ziemlich nett." "Na wenn du meinst." Micha hob den Zettel hoch und las was darauf geklebt stand. Wenn du dich auch nur noch einmal in der Stadt zeigen solltest, bekommst du ein Messer in den Bauch gerammt. Ein Absender stand nicht darauf. "Nein wie nett." Er konnte es nicht glauben. Nero hatte eine Morddrohung bekommen. "Von wem ist die?" "Wüsste ich auch gerne. Meine aller erste Morddrohung... mal sehen ob es wirklich passiert." Er konnte sich ein gleichgültiges Lachen nicht verkneifen. "Hey, damit ist nicht zu spaßen." Micha war alles andere als gut darauf zu sprechen. "Ach komm, das ist bestimmt nur so ein Kinderscherz." Nero zuckte die Schultern, kam zu seinem Freund und reichte ihm eine Tasse mit dem schwarzen Heißgetränk. "Ob Kinderscherz oder nicht, damit sollte man nicht so leichtfertig umgehen. Pass auf dich auf. Ich will dich nicht schon wieder verlieren, kaum dass ich dich habe." Der junge Mann blickte sein Gegenüber durchdringend an. "Kommt drauf an wie lange du mich noch hast." Ein leises Kichern entfloh seinen Lungen. Micha stand ruckartig auf, kam auf Nero zu und nahm dessen Gesicht grob in seine Hände. "Das ist verdammt noch mal nicht lustig. Es gibt genügend Verrückte, die solch eine Drohung abschicken und wahr machen.", knurrte er ungehalten und seine grauen Augen blitzen auf. Er ließ sein verdutztes Gegenüber los und legte ihm sacht die Arme ums Genick. "Pass bitte auf dich auf. Ich möchte dich nicht irgendwann erstochen, auf einer Bank sitzend, finden.", flüsterte er ihm leise ins Ohr, knabberte einen kleinen Moment an dessen Ohrläppchen und küsste ihn dann abermals sehr sanft auf den Mund. "Tschuldige. Ich... mach dir keine Sorgen. Wird schon schief gehen. Spätestens am Montag wissen wir, ob diese Person ihre Drohung wahr macht oder nicht." Etwas zögerlich legte Nero seine Arme um Michas Hüfte. "Keine Sorgen machen. Du bist gut. Wie kann ich mir da bitte keine Sorgen machen?", empörte er sich leise und seine Lippen fanden sich auf dem Hals seines Freundes wieder. "Ich liebe dich, da geht das nicht anders." Der Schwarzhaarige brachte etwas Abstand zwischen sie und blickte betrübt zu Boden. Micha war sich seines kleinen Fehlers bewusst geworden, drückte Neros Kinn nach oben, damit er ihn ansah, lächelte und entführte ihn in einen innigen Kuss. "Entschuldige.", flüstere Micha seinem Gegenüber ins Ohr und umarmte ihn noch fester. "Hast du Hunger?", fügte er hinzu. "Wie kannst du mich in meiner Wohnung fragen, ob ich Hunger hab?" Der Schwarzhaarige blickte ihn kopfschüttelnd und lächelnd zugleich an. "Hatte gedacht, dass wir uns was bestellen könnten." "An was hast du gedacht?" "Chinesisch?", schlug er grinsend vor. Er hatte schon so lange nicht asiatisches mehr gegessen und heute hatte er richtig Heißhunger darauf. "Ich lad dich ein." "Hört sich gut an. Aber... ich mag nicht, dass du mich einlädst." "Wieso?" "Ich... will dir nicht auf der Tasche liegen." "Ach jetzt hör aber auf." Micha winkte ab. "Hast du n Telefonbuch?" "Ja, warte." Sie lösten sich voneinander, Nero ging in sein Wohnzimmer und kam kurz darauf wieder mit einem großen, blauen Telefonbuch wieder zurück. "Bitteschön." "Daaanke." Eifrig machte sich der Rothaarige daran nach der Nummer eines Chinarestaurants zu suchen, fand ihn und rief gleich an. Er fragte den Mann am anderen Ende, ob sie auch in die Wohnung liefern würden und als dieser ihm sagte, dass es gehen würde, wollte er noch wissen was sie alles zu Auswahl haben würden. Sie bestellten sich daraufhin zwei Portionen Reis und zweimal gebackene Ente mit Sojasprossen. Keine halbe Stunde später klingelte es an der Türe, Micha bezahlte den Boten und schon saßen sie schlemmend auf dem Wohnzimmerboden und ließen es sich gut gehen. "Wilschu ma proieren?", mampfte Micha und hielt Nero mit den Stäbchen ein Stück Hühnchen vor die Nase. "Hab doch selbsch...", grinste er, doch kaum dass er den Mund aufgemacht hatte, war das Fleisch in diesem verschwunden und sein Freund lächelte zufrieden. "Pff... pisch emein." "Weis ich." Micha summte leise vor sich hin und spachtelte munter weiter. Es schmeckte einfach herrlich. "Gott... hiiiiilfeee.... Scheiße is das scharf." Nero fächelte sich ununterbrochen Luft mit der Hand zu und aus seinen Augenwinkeln bahnten sich Tränen ihren Weg. Er hatte direkt auf ein großes Pfefferkorn gebissen und dessen Aroma füllte nun seine Mundhöhle und ging bis hin zur Luftröhre. "Gemein." "Hey, nich weinen. Wird doch wieder gut." Der Rothaarige tätschelte seinem Freund beruhigend die Wange, welcher ihm nur die Zunge rausstreckte und Micha dazu anregte, ihm einfach einen Kuss aufzudrücken. Er stellte auf Gutglück sein Essen auf den Boden, legte Nero einen Arm ums Genick, zog ihn näher und vertiefte sich, dessen Zunge weiter und intensiver zu umschmeicheln. Der Schwarzhaarige ging auf diesen Kuss ein und seine Linke fand wieder den Weg zu Michas Wange. Eine ganze Weile ging es so, bis Nero kaum mehr Luft bekam und seinen Freund ein Stück weit von sich. "Moment..." Der junge Mann erhob sich und verschwand in der Küche. Er kam mit einem Glas Wasser und Brot zurück. Er musste das Brennen irgendwie loswerden. "Nicht mit Wasser, wird sonst nur noch schlimmer." Micha umfasste Neros Handgelenk, zog ihn zu sich hinunter und schlang ihm von hinten seine Arme um den Bauch. "Danke übrigens." "Ach was... schon okay." "Hab schon eine Ewigkeit nichts so Gutes mehr gegessen.", seufzte er und lehnte sich gemütlich an ihn. "Tja, wenn alle deine Schränke mit nichts Anderem außer Nudeln gefüllt sind, geht das auch nicht anders." "Hey, hast du was gegen Nudeln?" "Kommt drauf an welche du meinst.", schnurrte Micha und seine Hände schlüpften kurzerhand unter Neros T-Shirt. "Cannelloni, Spaghetti, Tortellini..." Er zählte ein paar an seinen Finger an. "Ich meinte die Andere." Der Rothaarige kicherte leise und fing sich Neros Ellbogen in die Rippen. "Entschuldige." Er küsste ihn auf die Wange, während seine Hände ein Stück weiter nach oben wanderten. "Mi... ähm Micha, ich..." Es war ihm unangenehm so berührt zu werden. "Entschuldige, ich hab meine Beherrschung verloren. Kommt nicht wieder vor.", flüsterte er entschuldigend und schon waren sie wieder an Neros Bauch und streichelten sanft darüber. "Hmh... schon okay." Der Schwarzhaarige hatte seine Augen entspannt geschlossen. Seine Rechte schlich sich zu Michas Nacken und kraulte ihn dort ein wenig. "Nero, das solltest du lieber nicht machen, sonst kann ich für nichts garantieren." "Wirklich?? Okay." Eine Stelle hatte er entdeckt, an der Micha ziemlich empfindsam war. "Schön warm.", murmelte er leise. "Geht noch wärmer" Micha knabberte an Neros Hals herum. "Aber das, Süßer, zeig ich dir wann anders.", schnurrte er und saugte etwas an dieser Stelle. Nach kurzer Zeit ließ er von ihr ab und betrachtete sein Werk. "Ähm... aha." "Keine Sorge, bin ganz brav.", versicherte er seinem Lover. "Hmh, ich glaub's dir.", nickte Nero langsam. Es war halb neun. Nero und Micha saßen immer noch an die Couch gelehnt da und genossen ihre Zweisamkeit. Micha war im Moment der glücklichste Mensch überhaupt. Er hatte keine Probleme in der Arbeit, der Schule oder zu Hause, durfte seine Flamme im Arm halten und einfach nur genießen. Ihm war derzeit alles egal. Hauptsache es würde sich nichts an dieser momentanen Situation ändern. "Hey, ich ruf Erke und Tenna schnell an.", murmelte er Nero leise ins Ohr, welcher aufschrak und langsam nickte. Micha suchte in seiner Hosentasche nach seinem Handy, wählte Erkes Nummer, während sich seine Linke mit Neros rechter Hand verschlang. "Was gibt's?", meldete sich Erkes etwas hohe Stimme. "Nu erst mal guten Abend der Herr.", meinte der junge Mann. "Sorry, nabend." "Okay, weiter im Text. Haast du heute Lust ins Vanadis zu gehen?" "Vanadis... wann denn?? Bin eben erst vonner Arbeit gekommen." Ein lautes Gähnen drang an Michas Ohren. "Wann, ich hätte jetzt Tenna noch angerufen und gefragt, wann und ob sie wollen würde und dann hätte ich dir bescheid gesagt." "Achso. Okay, dann ruf ich sie schnell an und sag dir dann bescheid.", schlug der Ältere vor. "Klingt gut. Bis gleich." Micha legte auf. "Und, was hat er gesagt?" "Er ruft Tenna schnell an und meldet sich denn." "´kay." Nero gähnte herzhaft auf und kuschelte sich etwas näher an Michas Brust. "Bequem??" "Hmm... ja. Sehr sogar.", nickte der Schwarzhaarige lächelnd. "Dein Handy.", fügte er noch hinzu. "Oh... ja?" "Ich bin's. Also ist es dir um viertel nach recht? Was ist eigentlich mit Nero, kommt er mit?" "Joa, der hockt hier gerade. Um viertel nach ist okay." "Gut, vorm Eingang." "Jepp, wir sehn uns." "Bis gleich." "Sollte mich mal fertig machen." Nero wollte aufstehen, wurde allerdings von Micha zurückgehalten. "Hetz dich nicht so. Wir haben noch genügend Zeit. Brauchen doch nur 15 Minuten. Außerdem brauchst du dich nicht stylen." "Hast doch nur Schiss, dass ich dir die Show stehle." Ein Zwinkern huschte über sein Gesicht, er kicherte leise und küsste Micha flüchtig auf die Wange. "Heyyy, nich gehen.", nörgelte dieser kindlich und hielt ihn immer noch fest. "Mit was kann ich dich bestechen, dass du mich gehen lässt?" "Hmm... gar nicht." Seine grauen Augen bohrten sich in Neros hellgrüne und er deutete mit einem Zeigefinger auf seine Lippen. "Lässt du mich dann gehen?" "Wenn ich später noch einen bekomm?" "Immer doch." Er beugte sich etwas vor, ihre Lippen berührten sich leicht, Micha umfasste Nero ums Genick und zog ihn immer näher zu sich. Sie versanken in einem zarten, leidenschaftlichen Kuss, der schier endlos ging. "Danke.", hauchte der Rothaarige gegen Neros Unterlippe und ließ ihn los. Sein Freund erhob sich und verschwand für eine viertel Stunde in seinem Zimmer um kurz darauf ins Bad zu gehen. Kurz darauf kam er wieder ins Wohnzimmer und präsentierte sich seinem Freund, indem er sich einmal um die eigene Achse drehte. "Arrr... lass mich knabbern." Micha war aufgestanden und hatte Nero in eine feste Umarmung gezogen. "Meine Güte... sehr lecker.", schnurrte er leise an seinem Ohr und küsste ihn dann so stürmisch, dass Nero scharf die Luft einsog, sich jedoch diesem wunderbaren Gefühl ergab. So schnell der Kuss gekommen war, war er auch wieder zu Ende. "Oh oh. Nicht gut... gar nicht gut." "Was nicht gut?" "Hier bekommt eine gewisse Person gleich gewisse Probleme." Micha zwinkerte und versuchte krampfhaft den Druck zwischen seinen Lenden zu unterdrücken. Nero hatte seinen normalen Pulli gegen ein halb durchsichtiges Tüllshirt eingetauscht. Seine langen Haare waren zu einem Pferdeschwanz am Hinterkopf zusammengebunden, in seinen unzähligen Ohrlöchern blinkten die unterschiedlichsten Motive, von Spinnen bis hin zu kleinen Kreolen. Er trug zwei seiner Lieblingsringe, zwei Ketten und hatte seine Schminke etwas auf Vordermann gebracht. An seinen Handgelenken hingen ein paar Armbänder herab. "Wollen wir ja nicht riskieren. Geh ma?" "Jupp... kann man sich so sehen lassen??" "Ähm..." Nero ging einmal um seinen Freund herum. "Auf jeden Fall.", nickte er dann bestimmt. Micha war eigentlich wie immer angezogen. Er trug seine Lederhose, ein etwas engeres, schwarzes Oberteil, darüber seine Lederjacke und seine New Rocks nicht zu vergessen. Diesmal hatte er sich mit seinen Nietenarmbändern sehr zurückgehalten, so wie auch mit seinen Nägelaufsätzen. Seine Haare, welche an den Seiten abrasiert waren, standen ihm stachelartig vom Kopf ab und um seinen Hals hingen alle möglichen Ketten. "Schön, schön." Micha lächelte ihm zu, Nero machte noch alle Lichter und die Stereoanlage aus und sie machten sich auf den Weg. Tenna und Erke warteten schon am Eingang auf sie und blickten ihnen lächelnd entgegen. "Auch mal wieder da.", begrüßte sie der Türsteher des kleinen Clubs. "Joa, wir geben euch die Ehre.", meinte Nero lächelnd. "Wie kommt's?" "Tja, ein bisschen Ablenkung vom Alltag." "Vor allem Alltag, wenn du eh Urlaub hast.", entgegnete Micha und zwickte ihn in die Seite. "Hey, auch nur noch heute." "Rein mit euch...", scheuchte Luc sie weiter. Das Vanadis war wieder mal gut besucht. Auf der Tanzfläche waren schon jede Menge Leute und die beiden DJ's puschten sich gegenseitig immer weiter hoch. Die vier suchten sich einen kleinen Tisch nahe der Fläche, holten sich Getränke und lauschten eine ganze Zeit lange nur der Musik. Micha konnte die Augen nicht von Nero lassen, auch dann nicht, als dieser in der tanzenden Menge verschwand und sich kräftig austobte. Es war einfach ein Augenschmaus, Nero zuzusehen. Wie er sich perfekt im Takt der Lieder bewegte, ob nun langsam oder schnell, er war bezaubernd. Ausgepowert und rot vor Anstrengung im Gesicht, plumpste er neben Micha, und leerte sein Mineralwasser auf ex. "Ich kann nimma...", gähnte er ausgelaugt, schloss seine Augen und bettete seinen Kopf auf seine Arme. Doch kaum, dass die ersten Noten des nächsten Liedes ertönten, welches zufällig Neros absolutes Lieblingslied war, erhob er sich abermals und kehrte erst nach den nächsten 5 Stücken wieder zurück. "Wie war das: Du kannst nicht mehr?" Micha legte ihm, so hoffte er, unauffällig einen Arm um die Hüfte. "Tja, die puschen einen richtig hoch.", entgegnete er auf die DJ's bezogen. Kurz nach ihm, kamen auch Tenna und Erke von der Tanzfläche und grinsten benommen. Es schien, als wären sie auf Drogen. "Tanzen is besser als irgendwelche Drogen...", meinte Erke außer Atem und fing sich einen besorgten Blick von Micha. "Hättest du dir damals vielleicht schon überlegen sollen." Er war völlig ernst. "Mensch Micha... das ist schon ewig her. Ich hab seit meiner Entlassung nicht mal mehr ne Zigarette angerührt." "Ich weis, trotzdem." "Mach dir keine Sorgen, okay" "Geht nüsch anders." Er zuckte die Schultern. Erke erwiderte darauf nichts mehr. Er wollte ihre Stimmung damit nicht verderben, vor allem, da er selbst viel zu gut drauf war. Seine Vergangenheit war Vergangenheit und hatte in diesem Club, in genau diesem Moment, nichts zu suchen. Es war halb vier in der Früh, als die vier aus dem stickigen Club und in eine sternenklare, recht kühle Nacht traten. Nero fröstelte etwas und zog sich seinen Mantel über, da er nicht krank werden wollte. "Soll ich dich noch begeleiten?" Micha wandte sich an Nero, welcher hinter ihm aus dem Club getreten war. "Ne, schon okay. Wäre nur ein Umweg." Er lächelte dankend. "Okay, komm gut heim." Der Rothaarige küsste seinen Freund flüchtig auf den Mund und flüsterte ihm noch ein "Gute Nacht, Süßer" ins Ohr. Nero ging in die entgegengesetzte Richtung und Micha machte sich mit Erke und Tenna auf den Weg. "Was war das denn?? ´soll ich dich nach Hause bringen´", fragte Erke belustigt. "Ich bin nur höflich.", meinte Micha gleichgültig. "Nicht gleich so auffällig." "Bitte? Ist es jetzt schon verboten zu fragen, ob ich ihn nach Hause bringen soll?" Der junge Mann blickte ihn empört und zugleich fragend an. "Wir haben Augen im Kopf, falls du es vergessen haben solltest. Na ja und einigermaßen kombinieren können wir auch." Erke legte Micha freundschaftlich einen Arm um die Schultern. "Da läuft doch was." "Wie... wie kommst du darauf?" Micha hätte nicht gedacht, dass es so eindeutig vor allem auffällig gewesen war. "Ach, Micha. Tu nicht so unschuldig. Eindeutiger ging es ja schon nicht mehr." "Echt? So auffällig?" "Na ja, eure Blicke haben alles gesagt bzw. deine Blicke. Als ihr dann auch fast händchenhaltend gekommen seid..." Mehr musste Tenna nicht sagen. "Oh, man..." Micha seufzte leise und wandte sich aus Erkes Arm. "Wann hattet ihr vor uns das zu sagen?", wollte dieser wissen. "Und wie ist das eigentlich gekommen? Alles still und leise." "Wann wir... das ist noch nicht mal zwei Tage her. Aber euch hätten wir es ja nicht mal sagen brauchen, da ihr es nach den ersten fünf Minuten schon geschnallt hättet." "Stimmt auch wieder. Micha ist frisch verliebt." Tenna hackte sich bei ihm unter und trippelte munter mit ihren hohen Schuhen, neben ihm her. "Wenn zwei Wochen, oder länger, bei euch noch ´frisch verliebt´ ist." Micha zuckte die Schultern. Er wollte im Moment nicht darüber ausgequetscht werden, doch die beiden hatten ein Recht es zu erfahren. Allein deshalb weil sie sich sonst wirklich alles sagten. So gut wie. "Zwei Wochen? Wie jetzt, ich dachte ihr wärt erst seit gestern zusammen?" Sie hielten an einer roten Ampel. "Sind wir ja auch, aber mir... na ja... geht Nero... schon seit dem einen Kesselbesuch schon nicht mehr ausm Kopf.", druckste er herum und wurde etwas rot um die Nase. "Achso... als ihr euch, betrunken wie wir wart, geküsst hattet?", fragte Erke noch einmal um ganz sicher zu gehen, dass er nichts verwechselt hatte. "Ja, genau." "Ja und... wie ist es jetzt dazu gekommen?? Los raus mit der Sprache." Tenna piekte ihn in die Wange und grinste ihn breit an. "Wie ist es gekommen... was denkt ihr denn, wie es dazu kommt..." "Woher soll ich das bitte wissen, wie des heutzutage abläuft?" "Wenn du dein Hirn anstrengst..." Erke blickte ihn immer noch erwartungsvoll an. Micha seufzte abermals und erzählte ihnen auch das noch. "Ich hab ihm gesagt was ich fühle und er hat mich erst mal nach Hause geschickt... Hat am nächsten Tag angerufen und gefragt ob ich Zeit hätte und dann ist es halt gekommen wie es ist." Er zuckte abermals nur die Schultern. "Hmh... tjaa jaa. Halt dich ran und..." Tenna stockte. "Verletz ihn nicht." Ein verunglücktes Lächeln schaffte es auf ihre Lippen. Sie war gespannt, ob Micha von Neros Vergangenheit wusste. Sie hoffte für sie beide, dass diese Geschehnisse nicht das Aus ihrer noch so frischen Beziehung war. "Was denkst du von mir... Ich bin ganz brav." Micha küsste sie flüchtig auf die Stirn. "Hm... komm gut heim." "Jepp, ihr auch." Der Rothaarige winkte den beiden zum Abschied zu und ging seines Weges, während Erke und Tenna in ihre vier Wände gingen. Wie kam sie darauf, dass er Nero verletzen würde? Er war sein bester Freund bzw. sein Freund er hatte gar keinen Grund ihn zu verletzen. Und ausnutzen würde er ihn auch nicht, dafür war er ihm zu wichtig und solche Leute, die nur ihren Spaß in diesen Dingen haben wollten, konnte er auf den Tod nicht ausstehen. Und um Sex machte er sich im Moment keine Gedanken. Entweder es würde dazu kommen, oder nicht. Das hing ganz allein von Nero ab. Wenn er bereit sein würde, wäre es okay, sonst würde er wohl von seinen eigenen Händen Gebrauch machen. Er lächelte leise in sich hinein. Zu Hause angekommen, stieg der junge Mann unverzüglich unter die Dusche. Er musste den Geruch der Nebelmaschine loswerden. Es war sehr unangenehm. Obwohl er sehr oft in diesem Club war und auch gerne hinging, konnte er sich an diesen Nebelgeruch nicht gewöhnen. Nicht einmal im Kessel mochte er ihn. Micha war froh, dass er am nächsten Tag nicht in die Arbeit oder zur Schule musste. Er war, nach so einer Nacht, nicht aus dem Bett zu bringen, obwohl er es langsam gewöhnt sein müsste. Am nächsten Tag, es war halb zwei Nachmittags, konnte er sich nur schwer dazu überreden aufzustehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)