Was wäre wenn... von LoveKills (Eine was wäre wenn, Story, über Micha und Nero. Das nächste kapitel kommt bald ^^) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Kuss mit Folgen ------------------------------ Hallo alle miteinander. So, hier ist eine neue FF über Nero. Ja aber halt!! Nicht nur über Nero... nein, nein... Micha kommt schon auch noch mit vor. Ich weis nicht, wie lange ich schon daran schreibe, aber doch schon eine Zeit lang. Hab mittlerweile auch schon 7 Kapis. Sind zwar alle etwas kurz, aber ich denke, das ist gar nicht mal so schlecht. Hat man nicht so viel zu lesen. Ne? Hihii So, ich hoffe, ihr habt euren Spaß mit den beiden. Ach ja, der Anfang ist derselbe, wie bei ´First Meeting´, nur ein klein wenig abgeändert. Wunder euch also nicht, wenn euch der Teil etwas bekannt vorkommt. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Was wäre geschehen, hätten sich Ares und Nero nie getroffen??? Kapitel 1 Ein Kuss und seine Folgen Es war ein schöner Maitag gewesen. Tenna(22), Erke(24), Micha(22) und Nero(19) hatten sich im Hexenkessel verabredet, um Erkes Geburtstag zu feiern. Doch es gab ein Problem. Nero wusste wieder mal nicht, was er anziehen sollte. Es war immer das Gleich. Er stand, nur in Unterwäsche, vor seinem hohen Wandschrank und zerbrach sich den Kopf. Seine Po-langen, von Natur aus schwarzen Haare hingen ihm fliegend ins Gesicht, welche er seit 15 Minuten versuchte, zu bändigen, was ihm einfach nicht gelang. "Na gut. Irgendwas muss sich ja finden lassen.", knurrte er mies gelaunt. Er schmiss alle möglichen Klamotten aus dem Schrank und fand im hintersten Eck was er gesucht hatte. Doch, bevor er das registriert hatte, war das Kleidungsstück schon auf dem Wäscheberg, welcher im ganzen Schlafzimmer verteilt war, gelandet. Nero wühlte entnervt in dem schwarzen Meer aus Röcken, Hosen, T-Shirts und Pullis. Er schlüpfte in seine geliebte Lederhose, zog sich ein einfaches Hemd über und schlüpfte anschließend in seine New Rocks, welche ihn seit drei Jahren ständig begleiteten. Geschminkt, mit der Sonnenbrille auf der Nase und dem Geldbeutel in der Manteltasche, brach er auf. Im Bus trat er noch zufällig seinen besten Kumpel Micha. Zusammen fuhren sie zu ihrem Stammclub und begegneten den anderen zweien vor dem Eingang. "Hei, Großer.", grinste Nero. "Wer muss das sagen??", feixte Erke. Denn Nero war gerade 2 Zentimeter kleiner als er selbst, doch bei 2 Metern war das kein Kunststück. "Oder soll ich ´Alter´ sagen??" "Na ja... nicht wirklich." Nero nahm das Geburtstagskind fröhlich in den Arm. Er war unglaublich froh, dass Erke endlich entlassen wurde. Diese Jahre, in denen er seinen Entzug gemacht hatte, waren wirklich schlimm gewesen. Doch der junge Mann sah wieder einigermaßen gut aus. Nicht mehr ganz so abgemagert, wie sie ihn kennen gelernt hatten, doch noch recht dünn. Seine Wangen waren noch etwas eingefallen und seine Hände zitterten, allerdings war sein breites Grinsen nicht zu übersehen. Und die Fröhlichkeit war ihm ins Gesicht geschrieben. Auch die Anderen beiden nahmen ihn happy in die Arme. Sie waren nicht weniger glücklich. "Eben.", nickte der Schwarzhaarige, bezahlte und stapfte am Türsteher vorbei. Die drei folgten ihm und sie suchten sich, in einer der hinteren Ecken, einen gemütlichen Tisch. Alle vier waren etwas angetrunken, wenn nicht sogar betrunken. Micha und Nero hatte jeder schon mindestens zwei Maß Bier und drei Gläser Rotwein intus. Keiner der beiden registrierte mehr wirklich, was um sie herum geschah Tenna und Erke ging es auch nicht anders. Micha wollte gerade aufstehen, um auf die Tanzfläche zu gehen, doch war er schon so betrunken, dass er kaum noch alleine stehen konnte. Er wankte gefährlich in alle Richtungen und wäre auch beinahe gestürzt, hätte Nero ihn nicht noch im allerletzten Augenblick auf seinen Schoss gezogen. Sein Blick war verschleiert und ein Dauergrinsen hatte sich auf seine Lippen geschlichen. Er kicherte kurz, nahm Michas Gesicht in die Hände und küsste ihn. Einfach so. Ohne einen Grund. Er senkte seine Lippen auf die seines besten Freundes, ihre Zungen berührten sich flüchtig, fanden einander wieder und keinen Moment später waren sie in einen sehr leidenschaftlichen Kuss vertieft. Es dauerte etwas, bis sie voneinander abließen. Alle vier waren nicht bei vollem Verstand um zu erkennen, dass das normalerweise nicht so abgelaufen wäre, wären sie noch nüchtern gewesen. Doch das schien sie im Augenblick weniger zu stören. Es war weit nach Mitternacht, als sich die Vier auf den Weg in ihre eigenen vier Wände machten. Nero und Micha wankten immer wieder gefährlich hin und her. Zu ihrer allen Glücks, konnte Nero noch so weit gehen, dass sie ihn alleine nach Hause schicken konnten, ohne dass sie Angst haben mussten, dass er sich etwas antun könnte. Ob nun absichtlich oder unabsichtlich. Nero wachte am nächsten Morgen mit einem höllischen Brummschädel auf, der sich gewaschen hatte. Ihm war speiübel und er musste erst einmal ein Aspirin nehmen, damit er auch nur ansatzweise nachdenken konnte. Ihm fiel der Kuss der letzten Nacht ein und musste unweigerlich anfangen zu grinsen. Es war eine wirklich komische Situation gewesen. Er hatte nichts dabei gefühlt und für ihn war die Sache erledigt, doch was er nicht wusste war, dass Micha darüber ganz anders dachte. Es war zwei Wochen nach dem Kuss im Kessel. Die Vier hatten sich seit dem nur ein oder zwei Mal gesehen, da sie sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt waren. Micha saß aufgewühlt und frustriert in der Bank seines Klassenzimmers und starrte Löcher in die Luft, während der Pauker vorne an der Tafel versuchte, ihnen etwas über die spanischen Fälle beizubringen. Allerdings hörte ihm nicht mehr als ein Drittel der Klasse zu. "Herr Steiler..." Der Lehrer wurde augenblicklich von Micha unterbrochen. "Van Steiler, bitte. Sie lernen ´s wohl nie." Ein gelangweiltes Brummeln war von dem Rothaarigen zu vernehmen gewesen. Nur nahe Verwandte oder Freunde durften diesen Anhang weglassen, doch bei den Lehrern oder fremden Leuten verlangte er, dass sie ihn damit ansprachen, oder es lieber gleich lassen sollten. "Herr van Steiler", er hatte es mit Nachdruck gesagt. "Wie lautet die Übersetzung dieses Satzes?" Mit einem entnervten Seufzen wandte er sich an die Tafel, übersetzte den angegebenen deutschen Satz mit Bravour ins Spanische und hing wieder seinen eigenen Gedanken nach, welche sich einzig und allein um den großen, schlanken Mann, mit den langen, schwarzen Haaren und den stechend grünen Augen, drehten. Nero ging ihm seit einiger Zeit schon nicht mehr aus dem Kopf und der Kuss in ihrem Stammclub, hatte es auch nicht besser gemacht. Im Gegenteil. Es hatte alles noch schlimmer gemacht. Der süße Geschmack seiner seidigen Lippen kreiste immer zu durch die Windungen seines Gehirns. Diese wunderschönen Augen, in denen er jedes Mal aufs Neue versinken könnte, wenn sie sich unterhielten. Seine rabenschwarzen Haare, welche ihm locker über die Schultern fielen. Wie gerne würde er sich einmal mit Genuss in ihnen festkrallen. Ihm kam Neros Stimme wieder in den Sinn. Sie war unheimlich tief und wundervoll melodisch. Und sein Lachen. Es war das wundervollste, was er kannte. Jedes Mal erfüllte es ihn mit Freude und sein Herz schlug Purzelbäume, wenn Nero ihn an sich drückte. Ob zur Begrüßung oder wenn er sich bei ihm, wegen irgendetwas, bedankte. Es fühlte sich einfach unglaublich gut an. Wie gerne hätte er ihm genau in dem Moment in die Augen gesehen, über seine Wange gestreichelt und ihn noch einmal geküsst? Wer wüsste, wie es ausgehen würde. Doch das, würde ihm wohl noch ewig verwehrt bleiben. Ein Rempler in seine rechte Seite lies ihn aus seinen Gedanken hochschrecken. "Micha... hey, alles okay?" Giuseppe, welcher zu seiner Rechten saß, hatte ihm einen Stoß in die Rippen verpasst und blickte ihn besorgt an. "Wenn du so weiter machst, bald nicht mehr." Micha wandte den Kopf zur Seite. "Wieso?", fügte er hinzu, da er nicht verstand, warum er ihn genau jetzt aus seinen Tagträumen geholt hatte. "Na ja, du bist gerade eben, knallrot angelaufen. Du hättest deinen Haaren fast Konkurrent machen können." "Achso... nee. Schon okay. Ich grübel nur über etwas nach." Er winkte ab und sah wieder aus dem Fenster. Es regnete immer noch in strömen. Es könnte langsam mal wieder aufhören, dachte sich der junge Mann. "Und über was? Ich mein, knapp zwei Wochen über der gleichen Sache brüten ist schon fies." Gioi trippelte gelangweilt mit den Fingern auf der Tischplatte herum und wartete darauf, dass es endlich läuten würde. "Na ja, ´s lässt mich halt nicht los, was im Kessel geschehen ins.", meinte er leise. "Meine Herren, wenn Sie dem Unterricht schon keine Aufmerksamkeit schenken, behindern Sie wenigstens nicht die Herrschaften, die ihm folgen wollen.", ermahnte Herr Bauer die Beiden in der zweiten Reihe. "Wer hört denn gerade zu? ´s is nicht mal n Drittel der ganzen Klasse.", murmelte Micha in sich hinein. "Dann können Sie ja das nächste Mal den Unterricht halten." Herr Bauer bekam einen roten Kopf uns seine Augen quollen gefährlich weit aus ihren Höhlen. "Gerne. Vielleicht schlafen dann nicht alle ein." Er zuckte gleichgültig die Schultern und fing an, seelenruhig seinen Rucksack zu packen. Es läutete. Mit einem erleichterten Seufzen erhob sich der 22-jährige, ging auf den Flur hinaus und stieg gemächlich die Treppen in den dritten Stock hinauf, wo sie ihre zweite Englischschulaufgabe schreiben sollten. Doch darauf hatte er im Moment überhaupt keine Lust. Er konnte sich einfach nicht konzentrieren und das nur, weil ihm Neros süße Lippen immer wieder in den Sinn kamen und ihm um alles in der Welt nicht mehr aus dem Kopf gingen. Er hatte seinen Blick starr auf die erste Seite gerichtet und als er die erste Aufgabe las, schaltete sein Gehirn auf ´Englisch´ um und er kritzelte wild darauf los. Nach 60 Minuten legte er seinen Kugelschreiber auf den Tisch, verschränkte die Arme auf diesem, bettete seinen Kopf auf seine Arme und ging abermals seinen Gedanken nach. Er war unendlich froh, als er um 16 Uhr läutete. Er nahm seinen Motorradhelm, die Lederjacke und den Rucksack auf den Arm und hastete mit großen Schritten auf den schuleigenen Parkplatz. "Michaa! Warte mal!" Gioi kam auf ihn zugerannt, als er gerade auf seine heißgeliebte Maschine steigen wollte. "Was gibt's?" Der Rothaarige schlüpfte in seine Jacke und schulterte seinen Rucksack. "Hast du heute schon was vor?" "Nee, eigentlich nicht." Er schüttelte den Kopf und versuchte, umständlich wie immer, seine widerspenstige Mähne mit einem Zopfgummi unter Kontrolle zu bringen. "Geh ma was trinken?" "Warum nicht. Wann denn?? Muss noch was erledigen." "Sag ma um..." Er blickte auf seine Uhr. "Um halb sieben?" "Okay, aber was sagt deine Süße?" "Die ist die ganze Woche nicht da. Ist bei ihren Eltern in New York... haben schon wieder vollen Stress." Der Braunhaarige zuckte die Schultern. "Oh, okay. Wo willst du hin?" Micha drehte den Schlüssel im Schloss und ließ den Motor an. "Was hältst du vom Tempter?" Ein leises Lächeln schlich sich auf die Lippen seines Kumpels. "Was ein Name... gut. Vorm Eingang?" "Jepp." Gioi nickte heftig, klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und ging seines Weges. Micha hingegen setzte seinen schwarzen Helm mit den roten Flammen auf, trat auf die Kupplung und brauste los. Giois Vorschlag war gut. Vielleicht konnte er sich somit etwas ablenken? Er würde es ja dann sehen. Er war so unkonzentriert, dass er beinahe über eine rote Ampel und somit in ein, von links, kommendes Auto gefahren wäre. Er hätte fast einen Überschlag gemacht, hatte jedoch noch rechtzeitig abbremsen und sich somit abfangen können. Der junge Mann atmete einmal tief durch, schaltete und fuhr, diesmal mit etwas mehr Konzentration, zu sich nach Hause. Er stapfte in die Küche und legte erste einmal Helm und Lederjacke ab. Eigentlich hatte er vorgehabt, den tropfenden Wasserhahn zu reparieren, doch er hatte keine Lust mehr. Irgendwann würde er das schon machen, nur jetzt konnte er sich dazu nicht motivieren. Micha schmiss seinen Rucksack in sein Schlafzimmer, ging zurück ins Wohnzimmer, schaltete dort die Musik an und legte sich müde auf die Couch. Er döste etwas vor sich hin, bis ihn sein Telefon hochschrecken ließ. Brummelnd stand er auf, rieb sich die Augen und hob ab. "Steiler." Er musste sich ein lautes Gähnen verkneifen. "Hey, ich bin's." Nero war am anderen Ende. Er hörte sich recht fröhlich an. "Hey, schon so früh zu Hause?" "Ich hab doch Urlaub, schon vergessen?" "Ähm... ich merk mir doch nich, wann du Urlaub hast und wann nicht." Sein Herz schlug ihm, bei Neros Stimme, bis zum Hals. Er musste sich beherrschen damit seine Stimme nicht plötzlich den Geist aufgab. "Tjoa, dann geb ich dir des nächste Mal einen Plan." Ein leises Kichern drang durch den Hörer. "Währe vielleicht nicht schlecht. Was gibt's?" "Wollte fragen, ob du heute schon was vorhast." "Dummer Zufall, aber ich hab heut keine Zeit. Geh mit einem aus meiner Klasse einen Trinken.", verneinte er. Auf eine Weise war er froh, dass er keine Zeit hatte, denn wäre er bei Nero, könnte er für nichts garantieren. "Och menno... und morgen?" "Könnte gehen. Jaa... das geht. Bin aber erst ab halb fünf zu Hause." "Macht ja nichts. Kommst du zu mir??" "Nu klar.", bejahte Micha und grinste. Nero war schon putzig, wie er sich manchmal verhielt. Wie ein kleines Kind, aber dann war er wieder so erwachsen, wie man es ab und zu nicht einmal von einem 30 sagen konnte. "Schön... okay, bis denn." "Joapp, schönen Abend." "Danke, dir auch." Sie legten auf. Der Rothaarige sank auf den Boden und atmete ein paar Mal tief durch. Sein Herzschlag war rasend. Neros Anruf hatte ihn total durcheinander gebracht. Er war aufgewühlt und konnte kaum mehr einen vernünftigen Gedanken fassen. Na das geht ja schon mal gut los, murrte er in sich hinein und erhob sich wankend. Er wollte nicht wissen, wie es morgen werden würde, wenn er bei Nero war. Wahrscheinlich, würde er keinen Satz herausbringen, oder aber er würde reden wie ein Wasserfall. Er würde sich überraschen lassen. Bis um halb sieben lag er noch faul auf der Couch herum. Eigentlich müsste er noch lernen, da für morgen noch eine Schulaufgabe anstand, doch darauf hatte er a) keine Lust, b)konnte er es schon und c) hätte er sich sowieso nicht konzentrieren können. Kapitel 2: Kriegsrat -------------------- Kapitel 2 Kriegsrat Gioi wartete schon vor dem Tempter auf ihn. Es war zum Glück nicht so viel los. Das Tempter war eine kleine Bar, in der ein Kumpel von Gioi arbeitete. Auch Micha kannte er schon eine Weile und sie verstanden sich recht gut. Die Kneipe war freundlich und etwas flippig eingerichtet. An den großen Fenstern hingen Leuchtgirlanden, wie sie an Weihnachten in jedem Schaufenster zu sehen waren. Runde Tische standen um die Theke herum und luden zum Hinsetzen ein. Micha und Gioi bestellten sich jeder ein Bier und zogen sich in eine Ecke zurück, wo nicht all zu viele Leute saßen, doch da die Bar sehr gut besucht war, stellte sich das als schwieriger heraus als gedacht. Zu guter letzt saßen sie an einem der großen Fenster. Der Rothaarige blickte auf die regennassen Straßen hinaus. Die Passanten beeilten sich, mit eingezogenen Köpfen, an ihr Ziel zu kommen. Der junge Mann war ziemlich froh, dass er im Trockenen saß. Er war wie in eine andere Welt versetzt. Wie schön wäre es, wenn er und Nero jetzt kuscheln könnten? Ging es Micha durch den Kopf. Er blickte verträumt aus dem Fenster und hatte nicht bemerkt, dass er etwas rot angelaufen war. "Micha?" Gioi sah ihn schmunzelnd an. "Hä? Was?" Er wurde prompt in die Realität zurückgeholt und er lächelte verlegen. "Alles okay? Du bist schon wieder so rot im Gesicht. Hast du Fieber oder bist du krank?" "Nichts von Beidem." Micha winkte ab und blickte in die Tiefen seines Bierglases. "Was ist dann los? Du bist schon die ganze Zeit so komisch und damit mein ich nicht nur heute. Ist es echt immer die gleiche Sache?" "Ja, es ist immer wegen einer Sache.", nickte der junge Mann geknickt. "Welche wäre?" Micha sah ihn perplex an und grinste beschämt. "Mir ist was passiert, was mir keine Ruhe mehr lässt." "Und was? Wird schon nicht so schlimm gewesen sein." "Für mich nicht, oder, wenn ich mich jetzt ansehe." Micha stützte sein Gesicht in seine Hände und seufzte leise auf. "Mensch, lass dir nicht immer alles aus der Nase ziehen." "Ich hab jemanden im Vollrausch geküsst sonst wäre es wohl kaum passiert." "Nein!! Wie schrecklich." Ein sarkastischer Unterton hatte sich in Giois Stimme geschlichen und er kicherte leise. "Meinen besten Freund, Mensch.", knurrte er betrübt und starrte wieder aus dem Fenster, welches von den Regentropfen verhangen war. "Ups." "Jahaa, ups. Würd ich sagen." "Wie ist es dazu gekommen, wenn du sagst, dass es sonst kaum passiert wäre?" "Wir haben Erkes Geburtstag gefeiert. Erke kennst du?" "Glaub schon. So ein großer mit blauen Haaren?" "Jo, genau, sind aber mittlerweile schwarz umgefärbt. Na ja, wie haben recht viel getrunken..." Micha wurde für einen Moment von seinem Kumpel unterbrochen. "Wer ist ´wir´?", wollte Gioi wissen. "Tenna, Erke, Nero und ich." "Ach... okay. Und ihr habt ´viel´ getrunken." "Viel... wie man es nimmt. Na ja, wollte auf die Tanzfläche und wäre beinahe umgefallen. Nero hat mich auf seinen Schoß gezogen und geküsst." Der Rothaarige war zum Schluss hin immer leiser geworden und zuletzt vollkommen verstummt. Sein Blick ruhte auf der Schaumkrone seines Getränks. "Dann war's doch eigentlich nicht deine Schuld." "Darum geht's doch gar nicht." "Um was denn dann?? Ich versteh dein Problem nicht." "Ich... mich lässt das einfach nicht los." Er war langsam am verzweifeln. Er hatte keine Ahnung, was er machen sollte, dass Nero ihm endlich aus dem Kopf ging. "Im negativen oder positiven Sinne?" "Ist Ansichtssache." Micha überlegte einen Moment und abermals schoss ihm eine gesunde Röte ins Gesicht. Gioi musterte ihn aufmerksam. Er lächelte wissend und sein Grinsen wurde von Sekunde zu Sekunde breiter. "Was denn? Schau mich ni so an." "Ich kann mir denken, was dein Problem ist." "Ach, kannst du in mein Hirn gucken?" "Nee, aber wer ein bisschen kombinieren kann." Er hielt inne und blickte Micha erwartungsvoll an, dieser zuckte nur die Schultern und wartete auf seine Erleuchtung. "Okay, es ist ziemlich einfach zu erklären: Du schaust die ganze Zeit verträumt aus dem Fenster, wenn man dich drauf anspricht, wirst du knallrot und siehst ins Leere. Du denkst die ganze Zeit über diese Sache nach. Ob nun über Nero oder den Kuss, is ja nebensächlich. Du kannst dich deshalb schon nicht mehr konzentrieren. Es ist eindeutig." "Was ist eindeutig?" Irgendwie wusste Micha, was Gioi ihm sagen würde, doch er wollte es von einem Außenstehenden hören. Er hatte etwas Angst davor, doch er würde nicht weglaufen können. Er hatte es auch nicht vor. "Du bist verliebt. Aber bis über beide Ohren." Der Italiener vor ihm lächelte aufmunternd. "Sicher?? Ich mein... er ist mein bester Freund. Das geht doch nicht so einfach..." Micha raufte sich die Haare. Er hatte es schon geahnt, dass so etwas dabei herauskommen würde, doch wirklich wahrhaben wollte er es nicht. "Es ist eindeutig. Ich glaub das weist du genauso gut wie ich." "Hm..." Er nickte etwas geknickt. "Und einfach ist es nie. Wie lange kennt ihr euch jetzt schon? Drei, vier Jahre?" "Drei Jahre.", berichtigte der junge Mann. "Na eben. Ihr versteht euch blendend, was ist also dein Problem?" "Er ist stock Hetero!", brummte er in einem etwas lauteren Tonfall als eigentlich geplant. "Außerdem waren wir betrunken wie hölle." "Das ist doch egal, ob er jetzt betrunken war oder nicht. Ohne Grund hätte er dich kaum geküsst." "Das glaubst doch auch nur du. Ich will unsere Freundschaft nicht riskieren, nur weil ich mir einbilde, mich in ihn verliebt zu haben." "Einbilden?? Das glaubst auch nur du. Ich glaube nicht, dass du erst seit dem Kuss solche Gefühle für ihn hegst." Gioi schüttelte den Kopf. "Nein, das lauert schon viel länger in dir als du denkst." "Ach hör auf. Hätte ich sonst irgendwelche Dinger am laufen gehabt?" "Hast du die Typen geliebt?", fragte der junge Mann stur gerade heraus. "Kann... kann ich dir nicht sagen. Eher weniger... ich mein ich..." Er hob überfordert die Hände und nippte an seinem Bier. "Siehst du. Wenn du es nicht einmal sagen kannst." "Ich kann ihm das nicht ins Gesicht sagen. Der wird doch total ausflippen." "Ist er je ausgeflippt?? Ich mein er ist dein bester Freund, entweder er sagt dir, dass er nichts für dich empfindet oder nicht. Es gibt nur die beiden Möglichkeiten. Deine Chance liegt also 50:50. Sag es ihm, sonst wirst du nie glücklich. Wenn du es ihm sagst und er weist dich zurück, dann weist du wenigstens, dass du es versucht hast. Und sonst wirst du dir vielleicht ewig Vorwürfe machen, weil du es ihm nicht gesagt hast und er mit einem Typen zusammenkommt. Überleg es dir." "Irgendwo hast du recht... vielleicht sag ich es ihm." Er zuckte nur die Schultern. "Lass den Kopf nicht hängen. Wann seht ihr euch das nächste Mal?" "Wann... ach du Scheiße. Morgen Abend." Er riss die Augen auf, da er ihre ´Verabredung´ total vergessen hatte. "Na also, dann hast du ja noch genügend Zeit." Ein grinsen zierte Giois Gesicht. "Ich glaub ich lass mich krankschreiben.", gurgelte Micha. "Ach was, das bekommst du schon auf die Reihe." "Hmh... mal sehen." Es war halb neun, als sich die beiden auf den Weg machten. Micha war etwas mulmig wegen des Alkohols, oder lag es doch daran, dass er Nero morgen sehen würde? Er konnte es nicht sagen. Jeden falls fand er dieses Gefühl äußerst unangenehm. "Rufst du an?" "Ja, klar.", nickte der Rothaarige immer noch etwas bedrückt und ihre Wege trennten sich. Micha ging noch etwas spazieren und lag um halb zehn, mit einem guten Buch in der Wanne. Doch wirklich konzentrieren konnte er sich auf das Geschriebene nicht. Lauter komische Gedanken gingen ihm durch den Kopf, was dazu führte, dass er einen gewaltigen Schock bekam, als er aus dem Wasser stieg. Er hatte es überhaupt nicht bemerkt, er war so in seinen Hirngespinsten verschwunden gewesen, dass er nicht mit bekommen hatte, dass sich sein Glied von Minute zu Minute verhärtet hatte. Er stieß einen lauten Schrei aus, wickelte sich in ein Handtuch und legte sich ins Bett. Kaum dass er lag, driftete er schon wieder ab und abermals fiel ihm nicht auf, dass sich seine Rechte automatisch in seinen Schoß geschlichen hatte. Er schrak auf. Nein!! Das darfst du niiich!! Schrie er in sich hinein, doch seine schwache Seite lies sich, nach einigem Hin und Her, doch überreden und er konnte nichts mehr dagegen tun. Kurze Zeit später lag er unter seiner Decke und schlummerte zufrieden. Kapitel 3: Offenbarung ---------------------- Kapitel 3 Offenbarung Der nächste Morgen und Nachmittag verlief relativ ereignislos. Er hatte sich mit ihrem Deutschlehrer in die Haare gekriegt, doch das interessierte ihn nicht weiter. Sie hatten sich von Anfang an nicht ausstehen können und das würde sich so schnell auch nicht ändern. Die Spanisch-Schulaufgabe hatte er auch überstanden. Ob sie für ihn nun gut oder schlecht ausfallen würde, konnte er absolut nicht einschätzen. Mit einem unangenehmen Kribbeln im Bauch und einem Kopf, der ihm zu zerplatzen drohte, steig er auf seine Maschine und fuhr ohne Umwege zu seinem besten Freund. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen als er klingelte. Ihm wurde geöffnet und er stapfte gemächlich die Treppen in den vierten Stock empor. Als der junge Manne eintrat, erblickte er Nero telefonierend auf dem Boden sitzen. "Warte einen Moment. Er is gerade gekommen." Der Schwarzhaarige lächelte ihn an, winkte ihm zu, was so viel heißen sollte, wie, dass er kommen sollte. "Hey, Erke lässt fragen ob wir in Kessel kommen." "Hai." Micha überlegte einen Moment. "Nee, ich hab keine Lust. Hab ´n bissl Kopfweh, aber wenn du gehen willst..." "Sorry, wir kommen nicht. Micha hat nen Brummschädel", verneinte er an Erke gewand. Sie redeten noch einen Augenblick miteinander und Nero legte auf. "Warum sitzt du am Boden? Wirst nur krank.", stellte Micha fest, hielt ihm eine Hand hin, welche Nero dankend annahm und sich auf die Beine ziehen ließ. "Na ja, ich will mir kein schnurloses Telefon kaufen. Viel zu teuer. Kaffee?" "Immer doch." Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch als ihm in den Sinn kam, was gestern bei sich im Bett passiert war, wurde er prompt rot, was seinem Freund natürlich nicht entgangen war, da dieser direkt vor ihm stand. "Alles okay?" Nero grinste fröhlich. "Ähm... ja.", kam es etwas zögerlich von ihm. Er hatte es befürchtet. Er würde kaum ein Wort in seiner Anwesenheit heraus bringen. "Gut. Kleine Frage, wiese hast du einen Brummschädel und seit wann trägst du eine Brille?", fragte der Schwarzhaarige und ging, Micha im Schlepptau, in seine gemütliche Küche. "Na ja", der Rothaarige ließ sich auf einen Stuhl sinken. "Kopfweh, weil Schule heute recht anstrengend war und die Brille deshalb, weil ich mir erst noch neue Kontaktlinsen holen muss. Jetzt weis ich auch, warum mein Helm gedrückt hat." Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Farbige oder Normale?" Es war auf die Linsen bezogen. "Normale. Farbige hab´ ich mir erst welche besorgt." "Hmh... dann sieht man deine schönen Augen besser." Er riss erschrocken seine Augen auf. Das hatte er gerade eben nicht gesagt?! Wie kam das plötzlich über ihn? Nero war froh, dass er mit dem Rücken zu Micha stand, denn so konnte dieser seinen geschockten und leicht verwirrten Gesichtsausdruck nicht sehen. Aber es stimmte. Micha hatte wunderschöne, graue Augen. Nero gab sich eine innerliche Ohrfeige. Er sollte aufhören, so etwas zu denken. "Wow...", hörte der junge Mann plötzlich hinter sich und drehte sich um. Micha hatte sich über ein A3 Blatt gebeugt und betrachtete die unfertige Zeichnung. "Mensch, wie machst du das eigentlich?" Er staunte immer weiter. "Es ist doch noch gar nicht fertig." Nero wollte es ihm unter der Nase wegschnappen, doch Micha hielt seine Hand fest und Neros Bauch schlug einen Purzelbaum nach dem Anderen. Es war, als hätte Micha ihm einen Stromschlag verpasst. "Warte... was ist dir durch den Kopf gegangen, als du das gezeichnet hast?", fragte der Rothaarige leise und blickte seinem besten Freund fest in die Augen. "Ich weis es nicht. Vielleicht ne Beziehung, die damals in die Brüche gegangen ist. Mich überfällt das immer recht spontan." Er zuckte die Schultern. "Es ist wunderschön.", murmelte Micha und wandte sich wieder den beiden Engeln auf dem Bild zu. Ein männlicher stand auf einem Berg, während die Frau, anscheinend seine Geliebte, in den Himmel empor stieg und dabei lächelte, aber stumme Tränen in den Augen hatte. "Alles in Ordnung?" "Ja... sorry. Das erinnert mich nur an etwas." Vielleicht würden sie auch bald so auseinander gehen? Er wusste nicht, wie Nero darauf reagieren würde, wenn er erfuhr, was er für ihn empfand. "Achso. Hey, wenn du drüber reden willst..." "Nein, das würde es nur schlimmer machen.", unterbrach er seinen besten Freund. Oder hätte er Noch-Freund denken sollen?? Er hoffte inständig, dass dem nicht so sein würde. "Wieso das?" Nero verstand nicht. "Es... es geht einfach nicht. Es steht dabei zu viel auf dem Spiel." Micha erhob sich und ging zum Küchenfenster. Die Sonne schien munter auf sie hinab. "Wieso steht zu viel auf dem Spiel? Hey... was ist los?" "Ich kann es dir nicht sagen. Noch nicht." "Warum?" Nero kam einen Schritt auf ihn zu. Er machte sich Sorgen. Er hatte Micha schon lange nicht mehr so bedrückt gesehen. "Weil ich nicht weis, ob ich das kann..." "Was kannst? Du weist, dass du mit mir über alles reden kannst." "Ach... ich glaub bei dem würdest du ausflippen.", wehrte er ab. "Ausflippen? Hast dich ich jemals ausflippen sehen?" "Bis jetzt noch nicht, aber..." "Micha... Mund auf. Vielleicht geht's dir dann besser." "Glaub ich nicht." Der Rothaarige schüttelte stur den Kopf. "Warum?" Nero stand an die Spüle gelehnt da, während er seinen traurig wirkenden Freund beobachtete. Sollte er es ihm sagen?? Sollte er ihre jahrelange Freundschaft wirklich aufs Spiel setzen?? Aber Gioi hatte recht gehabt. Er hegte nicht erst seit diesem Kuss solche Gefühle für ihn. Es war schon lange her. Wer konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern. Er entschloss sich, es ihm zu sagen. Irgendwann würde er sonst daran zerbrechen. "Soll ich es dir echt sagen?" Micha stand unmittelbar vor Nero. Näher als sonst. Ein Nicken Neros war die Antwort. Der Rothaarige legte dem jungen Mann vorsichtig die Arme ums Genick und zog ihn etwas zu sich hinunter. "Dir sagen kann, dass ich dich liebe.", hauchte er gegen Neros Lippen und legte die seinigen sanft auf die seines Freundes, welcher erschocken die Luft einsog, als er Michas Zunge an seine Unterlippe stupsen spürte. Er wusste selbst nicht warum, aber für einen Moment ging er auf den Kuss ein, bevor er realisiert hatte, was er tat und schob seinen besten Freund ruckartig von sich. "Das... das kannst du nicht ernst gemeint haben." Er war geschockt. "Es ist mein voller Ernst." Micha blickte ihm fest in die Augen. Aus ihnen war die sonst so freundliche Art gewichen. Sie starrten ihn hart und wütend an. Er wusste schon, was kommen würde. "Geh... bitte. Geh." "Schau, ich wusste es. Ich hätt's dir nicht sagen sollen!" Der Rothaarige packte ohne ein weiteres Wort oder einen Blick seinen Helm und den Rucksack und verschwand. Vor der Haustüre im Erdgeschoss ließ er sich erst einmal auf die Stufen sinken und vergrub aufgebracht und erschüttert sein Gesicht in Händen. Er hatte es von vorn herein gewusst und doch hatte er es gesagt. Es war seine eigene Schuld gewesen, dass Nero so reagiert hatte. Es war verständlich. Wann bekommt man von seinem besten Freund schon eine Liebeserklärung? Er lächelte unbekannter weise und er fühlte sich, warum auch immer, sehr erleichtert. Vielleicht, weil er es ihm gesagt hatte? Obwohl er eine Abfuhr bekommen hatte? Er hatte eine Last weniger zu tragen, doch stattdessen kam die Erkenntnis, das Nero ein für alle mal unerreichbar für ihn sein würde. Wahrscheinlich würde er nicht einmal mehr etwas mit ihm zu tun haben wollen? Daran konnte er jetzt auch nichts mehr ändern. Er würde damit leben müssen. Wieder etwas beruhigt setzte er seinen Helm, trotz Brille, auf und brauste zu sich nach Hause. Er brauchte ein Bad. Und Gioi musste er auch noch anrufen. Zu Hause angekommen, lies er brütend heißes Wasser in die Wanne laufen und legte sich seufzend hinein. Er hoffte inständig, dass es zwischen Nero und ihm nicht vollständig aus war. Er wollte die Freundschaft zu ihm nicht missen. Langsam schloss er seine Augen und ohne das er es bemerkt hatte, war ein eingeschlafen. Das Wasser war eiskalt als er aufwachte. Er war froh, dass er nicht ertrunken war. Ihm war etwas kalt, so wickelte er sich in seinen Bademantel, zog sich um, ließ sich in sein Bett fallen und war weggenickt. Am nächsten Morgen taten seine Augen höllisch weh. Er wollte nicht aufstehen. Mit großen Augen blickte er auf den Wecker. Es war halb zwölf. Nein, dachte er sich, ich geh heute nicht in die Schule. Mit einem lauten Gähnen sank er zurück in seine weichen, flauschigen Kissen und schlief seelenruhig weiter, bis ihn das nervtötende Klingeln seines Handys endgültig aus dem Bett schmiss. "Hmnn?", meldete er sich verschlafen. "Micha?" "Hm??" "Meine Güte, was denn mit dir los?" Gioi lachte leise auf. "Müde.", gurgelte Micha, ging in die Küche und setzte Kaffeewasser auf. "Wieso das? Noch ne lange Nacht gestern geworden?" Ein Kichern. "Nee, ich bin um fünf von Nero gegangen, hab mich inne Wanne gelegt und bin dort eingeschlafen. Wann ich dann ins Bett bin weis ich nicht. Bin gerade eben erst aufgewacht." "Wieso bist du so früh von Nero abgehauen?" "Was denkst du? Er hat genau so reagiert wie ich es befürchtet hab." "Wieso, was hat er gesagt oder besser, was hast du gemacht?" "Was ich gemacht hab??" Micha entfloh ein lang gezogener Seufzer und er erzählte seinem Kumpel die Geschehnisse des letzten Tages. "Oh, das tut mir leid. Aber schau, du weist doch gar nicht was er dachte. Er hat dich nur gebeten, dass du gehst. Was er wirklich davon hält weist du doch gar nicht." "Jetzt hör doch auf. Eindeutiger ging es ja schon gar nicht mehr." "Hey, ich hätte auch so reagiert, hätte mir mein bester Freund seine Liebe gestanden und mich so mir nichts dir nichts geküsst. Du kannst es ihm nicht übel nehmen. Er war einfach total perplex und verwirrt. Wahrscheinlich wollte er das du gehst auch nur deshalb, weil er nicht gewusst hätte, wie er damit hätte umgehen sollen. Gib ihm noch ein bisschen Zeit sich an den Gedanken zu gewöhnen, wahrscheinlich ruft er spätestens morgen an und fragt dich, ob er mit dir reden kann. Ob es dann positiv oder negativ ausfällt weis nur der liebe Gott." "Hm... ich weis nicht." "Lass den Kopf nicht hängen und warte ab." "Wirst wohl recht haben. Was Anderes wird mir nicht übrig bleiben." "Nein, wird dir nicht. Glaub mir, er wird anrufen." "Ich vertrau dir." Ein Lächeln schlich sich auf Michas Züge. "Ihh... muss morgen Arbeiten... wir sehen uns am Freitag, oder?" "Jepp, wahrscheinlich. Bis denn." "Bis dann." Stille am anderen Ende. Der junge Mann saß auf seiner Couch und lauschte der leisen Musik im Hintergrund. Ob Nero wirklich anrufen würde?? Ging es ihm durch den Kopf. Er wünschte sich nichts sehnlicher. Er hoffte nur, dass sie sich nicht streiten würden, denn das könnte er wohl nicht ertragen. Sie hatten sich noch nie gestritten und so sollte es auch bleiben. Kapitel 4: ´Ich werde es dir beibringen´ ---------------------------------------- Kapitel 4 ´Ich werde es dir beibringen` Kaum dass Micha am nächsten Abend von der Arbeit nach Hause kam und seine Wohnungstüre aufschloss, klingelte das Telefon. Er schmiss sein Zeug in eine Ecke, hastete auf die Fernsprechanlage zu und hob ab. "Ja?", japste er außer Atem. "Hey, warum so außer Atem??" Es war Nero. "Bin grad eben vonner Arbeit gekommen." Ein Husten Michas und er ließ sich auf den Parkettboden sinken. "Wie war's?" "Wie immer. Stressig. Was gibt's?" "Nun... ich... hast du Zeit?", fragte er etwas schüchtern und leise. "Eigentlich schon. Muss aber erst etwas Essen, ich verhungere gleich." "Ach so. Okay. Kommst du vorbei?" "Klar. Wann?" "Wann du willst.", meinte der junge Mann von der anderen Seite. "Gut... ich komm um halb sieben, okay?" "Okay." Ohne ein weiteres Wort hatte er aufgelegt. Micha starrte perplex auf den Hörer, legte auf und schob schnell eine Tiefkühlpizza in den Ofen. Er aß so schnell er konnte. Sein Herz raste und ihm liefen kalte Schauer den Rücken hinunter, als er vor Neros Haustüre stand und klingelte. "Nero?" "Hmm??" Der Schwarzhaarige lurte vom Wohnzimmer aus in den Flur. "Ach da bist du." "Wie geht's?" Micha kam zu ihm und setzte sich auf die Couch. "Gut.", log er. Musst du doch am besten wissen wie's mir geht, fügte er in Gedanken hinzu. "Was gibt's?" "Ich na ja, ich wollte nur mit dir reden." "Reden. So so..." Der Rothaarige hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und blickte stur auf die gegenüberliegende Wand. "Nja... wegen... wegen..." "Wegen vorgestern.", setzte Micha den Satz seines Freundes fort. "J... ja." Ihm war es sichtlich unangenehm hier neben ihm zu sitzen. "Ich, na ja... es tut mir leid, dass ich so harsch war. Ich... wusste nur nicht, wie ich darauf hätte reagieren sollen." "Und jetzt weist du es?", wollte der Rothaarige wissen und klang strenger als beabsichtigt. "Ich... keine Ahnung." Nero zuckte die Schultern und erhob sich plötzlich ruckartig. "Ich bin damit einfach total überfordert!" Blitzartig hatte er seine Stimme erhoben, ging vor ihm auf und ab und gestikulierte wild mit seinen Armen. "Du sagst mir einfach ins Gesicht, dass du mich liebst... Entschuldige, aber wie hättest du denn reagiert, wenn dir dein bester Freund es ins Gesicht gesagt hätte?! Mensch, ich bin total verwirrt! Mich lässt dieser Kuss von vorgestern nicht mehr los und deine Worte gehen mir auch nicht mehr aus dem Kopf!! Meine Gefühle spielen total verrückt und mit meinen Gedanken läuft es auch nicht besser!!" Nero hatte schnell und laut gesprochen, doch jetzt wurde er leise und blieb stehen. "Ich hab nie gelernt zu lieben... ich hab davon keine Ahnung und dann sagst du mir dass du mich liebst..." Zerstreut und verzweifelt fuhr er sich durch die Haare. Er wollte noch etwas hinzufügen, doch seine Stimme versagte ihm und er hob nur seine Hände in die Höhe. Micha lächelte, als er Neros letzten Satz gehört hatte. Ganz egal war er ihm also nicht. Der junge Mann stand ruhig auf, ging auf ihn zu und strich ihm leicht über die Wange. "Ich werd es dir beibringen." Mit diesen Worten senkte er seine Lippen auf die seines besten Freundes, welcher anfangs erschrocken wirkte, doch dann auf den sanften Kuss einging. Michas Herz tat einen Satz nach dem anderen. Er fühlte sich in eine andere Welt katapultiert und dachte er würde auf Wolke sieben schweben. Sie lösten sich voneinander und Micha lächelte einfach nur, während Nero beschämt zu Boden blickte. Die Rechte des Rothaarigen glitt zu Neros Kinn und hob es an. "Einverstanden?" Ein Schulterzucken. Micha legte ihm, ohne zu fragen, seine Arme ums Genick, zog ihn zu sich hinunter und küsste ihn abermals. Diesmal etwas leidenschaftlicher. Seine Zunge schlich sich in Neros Mundhöhle und umschmeichelte sanft die seines Gegenübers. Ein paar Sekunden hielt diese zärtliche Leidenschaft an. "Ich liebe dich und daran wird sich so schnell auch nichts ändern.", hauchte der Rothaarige und küsste ihn flüchtig auf den Mund. Sein bester Freund blickte ihn einfach nur an. Aus unerklärlichen Gründen fingen seine Lippen an zu beben und Tränen sammelten sich in seinen Smaragden. "Hey, was ist los? Hab ich dir wehgetan? Nero, das wollte ich nicht. Ich wollte dich nicht so überrumpeln." Er fühlte sich total hilflos und lies ihn los. Diesmal war es sein Freund, welcher ihn zu sich zog und an sich drückte. "Das... war das erste Mal, dass es jemand aufrichtig zu mir gesagt hat." Ein leises Schluchzen war zu vernehmen. "Oh Nero..." Micha lächelte leise und umarmte ihn ebenfalls. "Hör doch auf zu weinen.", flüsterte er sanft. Nero seufzte und blickte auf. "Wieder okay?" Der Rothaarige küsste ihm die Tränen von den Wangen. Ein Nicken war Antwort genug. "Gut, setz dich lieber hin, sonst fällst du mir noch um." Es stimmte. Nero hatte in seinen Armen leicht angefangen zu zittern. Eine Frage brannte ihm noch auf der Zunge. "Nero, war es wirklich das erste Mal?" "Das es jemand zu mir gesagt hat?" Micha nickte. "Soweit ich mich zurückerinnern kann. Meine Mom hat es früher wahrscheinlich nie ernst gemeint. Sonst hätte sie mich zu sich genommen, als sich meine Eltern getrennt hatten." Er blickte vor sich ins Leere und seine Augen wurden starr. "Ich wusste nicht... es tut mir leid. Das hätte ich nicht fragen dürfen." Es tat ihm wirklich leid. Er wollte Nero nicht so traurig und bedrückt sehen. "Nein, schon okay. Kannst doch nichts dafür." Ein verunglücktes Lächeln zierte sein Gesicht. "Es tut mir leid." Micha zog ihn in seine Arme und küsste ihn auf die Stirn. "Ich meine es ernst. Ich liebe dich. Hass mich dafür oder nicht." "Ich könnte dich nie für deine Gefühle hassen. Auch sonst nicht, außer du würdest Tenna oder Erke was antun, aber das würdest du nicht machen.", murmelte der junge Mann leise. "Nein, das würde ich niemals machen. Dafür sind mir die beiden zu wichtig." Eine Träne kullerte über seine Wange. "Könntest du mich lieben?", fragte er tonlos. "Ich... ich hab es nie gelernt. Ich weis nicht, ob ich es könnte. Ich fühl mich wohl bei dir, deine Anwesenheit macht mich irgendwo nervös und glücklich zugleich. Ich könnte manchmal in deinen Augen versinken und würde dich manchmal einfach nur in meine Arme schließen. Das ist alles, was ich dir sagen kann. Ich weis nicht, was es zu bedeuten hat." "Finde es heraus." War alles was Micha dazu sagte. Nero blickte auf. "Wie?" "Das kann ich dir nicht sagen. Das musst du für dich herausfinden. Hör auf dein Herz." "Mein Herz... ich hab keine Ahnung, was es mir sagt." "Du wirst es erkennen, wenn es soweit ist." Ein kleines Zwinkern Michas huschte zu ihm. "Wahrscheinlich. Danke." Der junge Mann hatte seine Augen geschlossen. "Mensch, wo bleibt mein Anstand. Willst du was trinken?" "Nein, danke." Ein leises Kichern war ihm entflohen. "Aber... bekomm ich was Anderes?" "Was?" "Einen Kuss.", hauchte Micha leise und Nero sah ihn etwas perplex an, nickte dennoch leicht. Ihre Lippen näherten sich langsam und berührten sich kaum merklich. Nero schloss seine Augen. Ohne wirklich zu wissen was er tat, öffnete er automatisch seinen Mund einen Spalt weit und ließ Michas Zunge gewähren. Die Linke des Schwarzhaarigen schlich sich zur rechten Wange des neben ihm Sitzenden, strich ihm leicht darüber und zog ihn etwas näher. Sie versanken in einem sanften, zärtlichen Kuss, welcher nicht zu enden schien. Nach schier endloser Zeit ließen sie voneinander ab und sahen sich einen Moment in die Augen. Der 19-jährige schloss abermals seine Augen und bettete seinen Kopf auf Michas Schulter. Seine Hand blieb wo sie war. "Danke.", wisperte dieser tonlos. Ihm fehlte dieser Kontakt jetzt schon. "Du kannst... gut küssen.", fisperte Nero und lächelte. "Kann ich nur zurückgeben." Eine ganze Zeit lang saßen sie so da. Nero mit geschlossenen Augen in Michas Umarmung geschmiegt und diese Nähe genießend. Auch der Rothaarige hatte die seinigen geschlossen. Es war ein schönes Gefühl, schoss es beiden gleichzeitig durch den Kopf und sie mussten lächeln. Neros Linke ruhte inzwischen auf der Brust seines Freundes, welche sich regelmäßig hob und senkte. "Nero?" Micha unterbrach um halb neun die angenehme Stille. "Hm?" "Ich muss denn nach Hause. Hab mir etwas Arbeit mitgenommen, die muss noch erledigt werden.", flüsterte er leise. "Unbedingt?" "Leider, ja." "Bleibst du noch fünf Minuten? Ist grad so schön." "Okay." Er verstärkte die Umarmung noch etwas und küsste ihn flüchtig auf die Stirn. Er war glücklich, hier zu sein. Glücklich, weil Nero ihm nicht böse war und sie hier so zusammen sitzen konnten. Etwas Schöneres konnte er sich im Moment nicht vorstellen. Aus den fünf Minuten wurde dann doch noch eine halbe Stunde. Ungern wollte Micha gehen, doch die Arbeit ließ sich nicht aufschieben. "Ich muss jetzt wirklich." "Hmh... ich bring dich zur Tür.", gähnte Nero und erhob sich etwas wankend. "Ciao..." Micha wollte gerade in den Hausgang treten, als der Schwarzhaarige schnell die Türe schloss und ihn schüchtern anlächelte. "Bekomm ich..." Mehr brauchte er nicht sagen. Sein Freund stellte sich auf die zehnspitzen und küsste ihn abermals. Sanft und dennoch sehr innig. "Danke." "Bye." Micha warf ihm einen Handkuss zu und verschwand. Er musste sich einen Freudenschrei verkneifen und als er in die Nacht hinaustrat konnte er nicht anders, als seiner Freude lautstark Ausdruck zu verschaffen. Bei sich zu Hause setzte er sich in sein kleines Arbeitszimmer und legte los. Er hatte ein leises Grinsen auf den Lippen und diesmal konnte er sich besser konzentrieren als sonst. Wahrscheinlich lag es an Nero. Ihm war ein Stein vom Herzen gefallen, als Nero ihm seine Gefühle offenbart hatte. Zwar hatte er nicht gesagt, dass er ihn lieben würde, doch die Küsse, welche sie ausgetauscht hatten, sagten mehr als tausend Worte. Und allein die Erkenntnis, dass er Nero nicht ganz gleichgültig war, stimmte ihn zufrieden und glücklich. Kapitel 5: SMS -------------- Kapitel 5 SMS Es war weit nach Mitternacht, als Micha mit einem Lächeln auf den Lippen in seinen Pyjama schlüpfte und sich in seine Decke einkuschelte. Er wollte es immer noch nicht wirklich glauben. Aber, es stellte sich noch eine Frage die ihn nicht mehr los ließ. Waren sie nun zusammen oder nicht? Er bekam das nicht mehr aus seinem Kopf. Nero hatte ihn, als er gegangen war, noch um einen Kuss gebeten, aber ob er wirklich bereit war, eine Beziehung mit einem Mann einzugehen? Micha war sich dessen nicht mehr so sicher. Aber direkt fragen wollte er Nero auch nicht. Doch anders, würde er es nicht herausfinden. Außer, er würde es einfach auf sich zu kommen lassen. Ein leises Brummeln ertönte, er vergrub seine Hände in seinen Haaren und wäre beinahe an einem Herzinfarkt gestorben, als sein Handy neben ihm zu vibrieren anfing. Nachdem er sich etwas erholt hatte, warf er einen Blick auf sein Display. ´Eine Kurzmitteilung erhalten´, stand auf diesem. Neugierig öffnete er die SMS und fing breit zu grinsen an. Hey, Danke für diesen Abend und auch, dass du mich ein bisschen getröstet hast. Es hat gut getan, das endlich herauszulassen. Versteh mich nicht falsch, ich möchte nicht dass du denkst, ich hätte dich deshalb nur benutzt. Nein, das war wirklich nicht meine Absicht. Falls du das gedacht hast, tut es mir aufrichtig leid. Ich... ich weiß nicht, ob ich diese drei Worte jemals zu dir sagen werden kann... Ich... na ja. Wollte dich nicht nerven, sorry. Vielleicht bis bald. Nero "Ach wie süß...", kicherte Micha leise und schüttelte sein Haupt. Er überlegte einen Moment und entschied sich dann dazu, Nero doch noch zurück zu schreiben. Hey Süßer, Ich muss mich bei dir für diesen Abend bedanken und du weist, dass ich für dich da bin. Das war schon immer so und daran wird sich auch im Leben nichts ändern. Ich habe es nicht so aufgefasst, wie du meintest. Und du brauchst dich nun wirklich nicht entschuldigen. Mach dir keinen Kopf. Ob es nun irgendwann passiert oder nicht. Ich bin glücklich, solange ich bei dir sein kann. Ob nun als Pärchen oder Freunde. Und ich habe es dir doch gesagt. Ich werd es dir beibringen. *zwinker* Und wenn was ist, ruf an. Egal um welche Uhrzeit. Lieb dich Süßer und schlaf gut. Micha Mit einem noch breiteren Lächeln, als er vorher schon gehabt hatte, schloss er seine Augen und dämmerte in einen ruhigen Schlaf. Er wachte nicht einmal mehr von dem Vibrieren seines Handys auf. Keine Träume suchten ihn in dieser Nacht heim. Er fand es schade, denn er hätte sich über einen süßen Traum sehr gefreut. Vor allem, da er die letzten Nächte alles andere als Schöne gehabt hatte. Micha war oft in Schweiß gebadet hoch geschreckt. Zum Glück war es diese Nacht nicht so. Am nächsten Morgen quälte sich der junge Mann ächzend aus dem warmen Bett. Er hatte keine Lust in die Schule zu gehen. Schon gar nicht, da abermals eine Arbeit auf dem Plan stand. Doch allein deshalb musste er hin. Er wollte sie nicht versäumen. Mit einem leisen Gähnen stieg er unter die Dusche, während in der Küche der Kaffe durch den Filter lief. Er hasste es, um halb sieben aufzustehen. Es war immer viel zu kalt, obwohl Sommer war. Eine knappe dreiviertel Stunde später saß er auf seinem Motorrad und fuhr seelenruhig in die Schule. Gioi stand mit einer Zigarette im Mund unter dem Dach des Eingangs uns lächelte ihm entgegen. "Hey, Schlafmütze.", begrüßte er ihn. "Was heißt hier Schlafmütze. Hab gestern gaanz brav meine Arbeit zu Hause erledigt." Er war sichtlich stolz auf sich. "Und? Hat er angerufen?" Der Italiener hatte ein zu gutes Gedächtnis nach Michas Geschmack. "Jepp, hat er." Prompt lief er leicht rosa an und ein leises Lächeln zierte seine Mundwinkel. "Okay, nach deinem Gesichtsausdruck zu urteilen, ist es gut gelaufen." "Ohh, aber hallo.", nickte der Rothaarige. Da fiel ihm ein, dass er Neros letzte SMS gar nicht mehr gelesen hatte. Sofort kramte er in seinem Rucksack nach dem Telefon und las die Nachricht. Hey, Ich weis das wirklich sehr zu schätzen und ich denke, du wirst nicht drum herum kommen, dir mein Geheule anzuhören. Dann bin ich schon mal gespannt auf deine ersten Lehrstunden. *zwinker* Ich hoffe, dass ich dich nicht noch einmal aufgeweckt hab?! Wünsche dir noch einen schönen Tag. Mach dir keinen Stress. Alles Liebe Nero "Was meint er mit Lehrstunden?? So weit seid ihr schon?" Gioi sah ihn verblüfft an. "Hattest du nicht gemeint dass er noch nie etwas mit nem Kerl hatte??" "Lehr... oh achso. Du missverstehst das was gewaltig. Er meinte gestern zu mir, dass er nie gelernt hat zu lieben und ich hab ihm angeboten es ihm beizubringen." Ein kleines Zwinkern huschte über sein Gesicht. "Tjapp. Mit den richtigen Lehrstunden lass ich mir noch viiiiiel Zeit." "Hmh, wird er dir wohl ziemlich dankbar für sein." "Wahrscheinlich. Mal sehen was sich noch alles ergibt." "Jupp." Der junge Mann klopfte ihm auf die Schulter und die beiden machten sich auf den Weg in das Schulhaus. Mit klarem Kopf absolvierte Micha seine Arbeit und die restlichen Stunden vergingen wie im Zeitraffer. Er völlig ruhig und obwohl er guten Grund gehabt hätte, sich abermals mit ihrem Deutschlehrer anzulegen, lächelte er ihn nur gehässig an und blickte wieder aus dem Fenster. Auf streiten hatte er keine Lust. Er wollte sich seine gute Stimmung durch nichts verderben lassen und es würde den anderen auch nicht so schnell gelingen. Kapitel 6: Drohungen -------------------- Kapitel 6 Drohungen Um dreiviertel fünf war er bei sich zu Hause. Nero müsste noch in der Arbeit sein, ging es ihm durch den Kopf. Er hatte mal erwähnt, dass er erst um sechs Uhr Feierabend machte. Micha hatte heute richtig Lust, irgendetwas zu machen. Nur was, das wusste er auch noch nicht so recht. Erke würde vor acht nicht da sein und auch Tenna musste mal wieder Überstunden schieben, da die Schneiderei, in welcher sie arbeitete, unbedingt dieses Hochzeitskleid fertig machen mussten. Und der Anzug war auch noch nicht ganz fertig. Ob die beiden dann überhaupt den Elan hatten, aus zu gehen? Er würde sie später einfach mal anrufen. Um sich die Zeit etwas zu vertreiben und um sich nicht ständig über seinen tropfenden Wasserhahn ausregen zu müssen, erledigte er dieses in 10 Minuten. Beinahe hätte er eine Überschwemmung in der Küche gehabt, da er vergessen hatte, das Wasser abzudrehen, hatte es allerdings noch früh genug gemerkt und es kam nur eine klitzekleine Fontäne herausgeschossen. Zudem machte er seine Hausaufgaben und das zum zweiten Mal in diesem Jahr. Die Lehrer scherten sich nicht darum. Sie meinten immer nur, dass es ihr eigenes Problem wäre, wenn sie den Stoff nicht könnten. Doch Micha hatte damit keine Probleme. Er war in Kreisen aufgewachsen, in denen die Leute ein paar dutzend Sprachen gesprochen hatten. Seine Eltern hatten ihm schon im Kindesalter spanisch beigebracht. Er liebte diese Sprache ebenso wie Englisch. Doch jetzt, als da er seine Ausbildung machte, lernte er noch vieles mehr. Sprachen hatten ihn schon immer fasziniert. Woher das kam, konnte er sich nicht erklären, doch vielleicht lag es daran, dass er früher, als er noch zu Schule ging, immer mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder in Länder gefahren war, in denen die verschiedensten Sprachen gesprochen wurden. Japanisch, Griechisch, Jugoslawisch, Englisch und Spanisch. Reisen... er würde gerne mal wieder etwas in der Welt umher kommen. Doch davor musste er erst einmal gescheit verdienen, sonst könnte er das vergessen. Gedankenverloren blickte er aus dem Küchenfenster und sah dann auf seine Uhr. Halb sechs. Nero würde noch nicht zu Hause sein. Er seufzte, ging in sein Wohnzimmer, machte leise Musik an und legte sich auf die Couch. Er döste entspannt vor sich hin und ging seinen Gedanken nach. Irgendwie dämmerte er ein und wachte dann plötzlich von einem unangenehmen Summen auf. Micha setzte sich auf und sah sich im Zimmer nach dem Übeltäter um. Eine dicke Hummel hatte sich hier her verirrt und flog immer wieder gegen das gekippte Fenster, taumelte zurück und versuchte wieder nach draußen zu kommen. Lächelnd ging der Rothaarige in die Küche, holte ein Glas und eine Zeitschrift, fing das Insekt somit ein und entließ es durch das geöffnete Küchenfenster wieder in die Freiheit. Er blieb noch eine Zeit lang an diesem stehen und blickte in den azurblauen Himmel. Keine einzige Wolke war weit und breit zu sehen. Das beste Wetter, um in dem Schatten eines großen Baumes, an einem schönen See zu liegen und dem Gezwitscher der Vögel zu lauschen. Von hier aus, war dies zwar auch zu hören, doch der Verkehr störte. Er seufzte leise, machte es sich auf seiner Eckbank gemütlich und schlürfte einen Kaffee. Um sechs Uhr holte er sein Telefon aus dem Flur und wählte Neros Nummer. Es tutete ein paar Mal und eine müde Stimme meldete sich am anderen Ende. "Tubolisch?" "Hey, ich bin's." "Hai." Ein lautes Gähnen war zu hören. "War's inner Arbeit so stressig?", wollte Micha wissen. "Was hast du immer mit deiner Arbeit?? Ich hab doch Uuurlaub.", flötete der junge Mann am anderen Ende und prompt schlug sich der Rothaarige eine Hand vor die Stirn. Er hatte es völlig vergessen gehabt. "Oh, voll vergessen. Mensch, dann hätt ich dich ja vor eineinhalb Stunden schon anrufen können.", motzte er gespielt beleidigt. "Ähm jaa, hättest du machen können. Was gibt's denn eigentlich?" "Nu ja, wollte fragen, ob du heute Lust hättest, ins Vanadis zu gehen." "Vanadis... hm, hab ja eh nichts vor. Klar. Kommen die andren auch?" "Muss ich noch anrufen." "Okay. Tenna und Erke sind erst ab 20 Uhr zu Hause, kommst du derweilen vorbei?", bot Nero seinem Freund an. "Kann ich machen. Wann ist es dir recht?" "Wann immer du willst." "Okay, dann bin ich in einer halben Stund bei dir." "Jepp, geht klar." "Bis denn Süßer." "Ähä, ciao." Stille. Micha musste kichern. Er hatte Nero wohl eben ziemlich in Verlegenheit gebracht. Er schmunzelte in sich hinein, ging ins Bad um sich etwas aufzumascheln, steckte Geldbeutel, Schlüssel und Handy ein und machte sich auf den Weg zu seiner Flamme. Er ging gemächlich durch die Straßen und freute sich schon auf den kommenden Abend. Er klingelte bei Nero, welcher ihm sofort öffnete und ihn lächelnd, mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen, in Empfang nahm. "Hey, Schnecki." Der Rothaarige grinste lieb und küsste seinen Freund flüchtig auf den Mund. "Hey. Kaffee??" Das war immer die erste Frage, wenn er kam. "Bitte, danke." Micha zwinkerte und entledigte sich seiner Schuhe und der Lederjacke. "Gar nicht mit der Maschine da?" Nero war verblüfft. Egal wo Micha hinmusste, er fuhr so gut wie immer mit dem Motorrad. "Nein, heute nicht. Hab mir gedacht, dass ein kleiner Spatziergang nicht schaden könnte. Sonst werd ich noch mal dick." Er lachte auf und folgte dem Schwarzhaarigen in die Küche. Auf dem Küchentisch fiel ihm ein Zettel auf, auf dem lauter, kleine ausgeschnittene Buchstaben draufgeklebt waren. "Was ist das denn?? Hast du seit neuestem ein Kind, das dir solche Geschenke macht?", scherzte der junge Mann. "Nee, aber kannst gerne lesen wenn du willst." "Bist du sicher??" "Jepp. Ist ziemlich nett." "Na wenn du meinst." Micha hob den Zettel hoch und las was darauf geklebt stand. Wenn du dich auch nur noch einmal in der Stadt zeigen solltest, bekommst du ein Messer in den Bauch gerammt. Ein Absender stand nicht darauf. "Nein wie nett." Er konnte es nicht glauben. Nero hatte eine Morddrohung bekommen. "Von wem ist die?" "Wüsste ich auch gerne. Meine aller erste Morddrohung... mal sehen ob es wirklich passiert." Er konnte sich ein gleichgültiges Lachen nicht verkneifen. "Hey, damit ist nicht zu spaßen." Micha war alles andere als gut darauf zu sprechen. "Ach komm, das ist bestimmt nur so ein Kinderscherz." Nero zuckte die Schultern, kam zu seinem Freund und reichte ihm eine Tasse mit dem schwarzen Heißgetränk. "Ob Kinderscherz oder nicht, damit sollte man nicht so leichtfertig umgehen. Pass auf dich auf. Ich will dich nicht schon wieder verlieren, kaum dass ich dich habe." Der junge Mann blickte sein Gegenüber durchdringend an. "Kommt drauf an wie lange du mich noch hast." Ein leises Kichern entfloh seinen Lungen. Micha stand ruckartig auf, kam auf Nero zu und nahm dessen Gesicht grob in seine Hände. "Das ist verdammt noch mal nicht lustig. Es gibt genügend Verrückte, die solch eine Drohung abschicken und wahr machen.", knurrte er ungehalten und seine grauen Augen blitzen auf. Er ließ sein verdutztes Gegenüber los und legte ihm sacht die Arme ums Genick. "Pass bitte auf dich auf. Ich möchte dich nicht irgendwann erstochen, auf einer Bank sitzend, finden.", flüsterte er ihm leise ins Ohr, knabberte einen kleinen Moment an dessen Ohrläppchen und küsste ihn dann abermals sehr sanft auf den Mund. "Tschuldige. Ich... mach dir keine Sorgen. Wird schon schief gehen. Spätestens am Montag wissen wir, ob diese Person ihre Drohung wahr macht oder nicht." Etwas zögerlich legte Nero seine Arme um Michas Hüfte. "Keine Sorgen machen. Du bist gut. Wie kann ich mir da bitte keine Sorgen machen?", empörte er sich leise und seine Lippen fanden sich auf dem Hals seines Freundes wieder. "Ich liebe dich, da geht das nicht anders." Der Schwarzhaarige brachte etwas Abstand zwischen sie und blickte betrübt zu Boden. Micha war sich seines kleinen Fehlers bewusst geworden, drückte Neros Kinn nach oben, damit er ihn ansah, lächelte und entführte ihn in einen innigen Kuss. "Entschuldige.", flüstere Micha seinem Gegenüber ins Ohr und umarmte ihn noch fester. "Hast du Hunger?", fügte er hinzu. "Wie kannst du mich in meiner Wohnung fragen, ob ich Hunger hab?" Der Schwarzhaarige blickte ihn kopfschüttelnd und lächelnd zugleich an. "Hatte gedacht, dass wir uns was bestellen könnten." "An was hast du gedacht?" "Chinesisch?", schlug er grinsend vor. Er hatte schon so lange nicht asiatisches mehr gegessen und heute hatte er richtig Heißhunger darauf. "Ich lad dich ein." "Hört sich gut an. Aber... ich mag nicht, dass du mich einlädst." "Wieso?" "Ich... will dir nicht auf der Tasche liegen." "Ach jetzt hör aber auf." Micha winkte ab. "Hast du n Telefonbuch?" "Ja, warte." Sie lösten sich voneinander, Nero ging in sein Wohnzimmer und kam kurz darauf wieder mit einem großen, blauen Telefonbuch wieder zurück. "Bitteschön." "Daaanke." Eifrig machte sich der Rothaarige daran nach der Nummer eines Chinarestaurants zu suchen, fand ihn und rief gleich an. Er fragte den Mann am anderen Ende, ob sie auch in die Wohnung liefern würden und als dieser ihm sagte, dass es gehen würde, wollte er noch wissen was sie alles zu Auswahl haben würden. Sie bestellten sich daraufhin zwei Portionen Reis und zweimal gebackene Ente mit Sojasprossen. Keine halbe Stunde später klingelte es an der Türe, Micha bezahlte den Boten und schon saßen sie schlemmend auf dem Wohnzimmerboden und ließen es sich gut gehen. "Wilschu ma proieren?", mampfte Micha und hielt Nero mit den Stäbchen ein Stück Hühnchen vor die Nase. "Hab doch selbsch...", grinste er, doch kaum dass er den Mund aufgemacht hatte, war das Fleisch in diesem verschwunden und sein Freund lächelte zufrieden. "Pff... pisch emein." "Weis ich." Micha summte leise vor sich hin und spachtelte munter weiter. Es schmeckte einfach herrlich. "Gott... hiiiiilfeee.... Scheiße is das scharf." Nero fächelte sich ununterbrochen Luft mit der Hand zu und aus seinen Augenwinkeln bahnten sich Tränen ihren Weg. Er hatte direkt auf ein großes Pfefferkorn gebissen und dessen Aroma füllte nun seine Mundhöhle und ging bis hin zur Luftröhre. "Gemein." "Hey, nich weinen. Wird doch wieder gut." Der Rothaarige tätschelte seinem Freund beruhigend die Wange, welcher ihm nur die Zunge rausstreckte und Micha dazu anregte, ihm einfach einen Kuss aufzudrücken. Er stellte auf Gutglück sein Essen auf den Boden, legte Nero einen Arm ums Genick, zog ihn näher und vertiefte sich, dessen Zunge weiter und intensiver zu umschmeicheln. Der Schwarzhaarige ging auf diesen Kuss ein und seine Linke fand wieder den Weg zu Michas Wange. Eine ganze Weile ging es so, bis Nero kaum mehr Luft bekam und seinen Freund ein Stück weit von sich. "Moment..." Der junge Mann erhob sich und verschwand in der Küche. Er kam mit einem Glas Wasser und Brot zurück. Er musste das Brennen irgendwie loswerden. "Nicht mit Wasser, wird sonst nur noch schlimmer." Micha umfasste Neros Handgelenk, zog ihn zu sich hinunter und schlang ihm von hinten seine Arme um den Bauch. "Danke übrigens." "Ach was... schon okay." "Hab schon eine Ewigkeit nichts so Gutes mehr gegessen.", seufzte er und lehnte sich gemütlich an ihn. "Tja, wenn alle deine Schränke mit nichts Anderem außer Nudeln gefüllt sind, geht das auch nicht anders." "Hey, hast du was gegen Nudeln?" "Kommt drauf an welche du meinst.", schnurrte Micha und seine Hände schlüpften kurzerhand unter Neros T-Shirt. "Cannelloni, Spaghetti, Tortellini..." Er zählte ein paar an seinen Finger an. "Ich meinte die Andere." Der Rothaarige kicherte leise und fing sich Neros Ellbogen in die Rippen. "Entschuldige." Er küsste ihn auf die Wange, während seine Hände ein Stück weiter nach oben wanderten. "Mi... ähm Micha, ich..." Es war ihm unangenehm so berührt zu werden. "Entschuldige, ich hab meine Beherrschung verloren. Kommt nicht wieder vor.", flüsterte er entschuldigend und schon waren sie wieder an Neros Bauch und streichelten sanft darüber. "Hmh... schon okay." Der Schwarzhaarige hatte seine Augen entspannt geschlossen. Seine Rechte schlich sich zu Michas Nacken und kraulte ihn dort ein wenig. "Nero, das solltest du lieber nicht machen, sonst kann ich für nichts garantieren." "Wirklich?? Okay." Eine Stelle hatte er entdeckt, an der Micha ziemlich empfindsam war. "Schön warm.", murmelte er leise. "Geht noch wärmer" Micha knabberte an Neros Hals herum. "Aber das, Süßer, zeig ich dir wann anders.", schnurrte er und saugte etwas an dieser Stelle. Nach kurzer Zeit ließ er von ihr ab und betrachtete sein Werk. "Ähm... aha." "Keine Sorge, bin ganz brav.", versicherte er seinem Lover. "Hmh, ich glaub's dir.", nickte Nero langsam. Es war halb neun. Nero und Micha saßen immer noch an die Couch gelehnt da und genossen ihre Zweisamkeit. Micha war im Moment der glücklichste Mensch überhaupt. Er hatte keine Probleme in der Arbeit, der Schule oder zu Hause, durfte seine Flamme im Arm halten und einfach nur genießen. Ihm war derzeit alles egal. Hauptsache es würde sich nichts an dieser momentanen Situation ändern. "Hey, ich ruf Erke und Tenna schnell an.", murmelte er Nero leise ins Ohr, welcher aufschrak und langsam nickte. Micha suchte in seiner Hosentasche nach seinem Handy, wählte Erkes Nummer, während sich seine Linke mit Neros rechter Hand verschlang. "Was gibt's?", meldete sich Erkes etwas hohe Stimme. "Nu erst mal guten Abend der Herr.", meinte der junge Mann. "Sorry, nabend." "Okay, weiter im Text. Haast du heute Lust ins Vanadis zu gehen?" "Vanadis... wann denn?? Bin eben erst vonner Arbeit gekommen." Ein lautes Gähnen drang an Michas Ohren. "Wann, ich hätte jetzt Tenna noch angerufen und gefragt, wann und ob sie wollen würde und dann hätte ich dir bescheid gesagt." "Achso. Okay, dann ruf ich sie schnell an und sag dir dann bescheid.", schlug der Ältere vor. "Klingt gut. Bis gleich." Micha legte auf. "Und, was hat er gesagt?" "Er ruft Tenna schnell an und meldet sich denn." "´kay." Nero gähnte herzhaft auf und kuschelte sich etwas näher an Michas Brust. "Bequem??" "Hmm... ja. Sehr sogar.", nickte der Schwarzhaarige lächelnd. "Dein Handy.", fügte er noch hinzu. "Oh... ja?" "Ich bin's. Also ist es dir um viertel nach recht? Was ist eigentlich mit Nero, kommt er mit?" "Joa, der hockt hier gerade. Um viertel nach ist okay." "Gut, vorm Eingang." "Jepp, wir sehn uns." "Bis gleich." "Sollte mich mal fertig machen." Nero wollte aufstehen, wurde allerdings von Micha zurückgehalten. "Hetz dich nicht so. Wir haben noch genügend Zeit. Brauchen doch nur 15 Minuten. Außerdem brauchst du dich nicht stylen." "Hast doch nur Schiss, dass ich dir die Show stehle." Ein Zwinkern huschte über sein Gesicht, er kicherte leise und küsste Micha flüchtig auf die Wange. "Heyyy, nich gehen.", nörgelte dieser kindlich und hielt ihn immer noch fest. "Mit was kann ich dich bestechen, dass du mich gehen lässt?" "Hmm... gar nicht." Seine grauen Augen bohrten sich in Neros hellgrüne und er deutete mit einem Zeigefinger auf seine Lippen. "Lässt du mich dann gehen?" "Wenn ich später noch einen bekomm?" "Immer doch." Er beugte sich etwas vor, ihre Lippen berührten sich leicht, Micha umfasste Nero ums Genick und zog ihn immer näher zu sich. Sie versanken in einem zarten, leidenschaftlichen Kuss, der schier endlos ging. "Danke.", hauchte der Rothaarige gegen Neros Unterlippe und ließ ihn los. Sein Freund erhob sich und verschwand für eine viertel Stunde in seinem Zimmer um kurz darauf ins Bad zu gehen. Kurz darauf kam er wieder ins Wohnzimmer und präsentierte sich seinem Freund, indem er sich einmal um die eigene Achse drehte. "Arrr... lass mich knabbern." Micha war aufgestanden und hatte Nero in eine feste Umarmung gezogen. "Meine Güte... sehr lecker.", schnurrte er leise an seinem Ohr und küsste ihn dann so stürmisch, dass Nero scharf die Luft einsog, sich jedoch diesem wunderbaren Gefühl ergab. So schnell der Kuss gekommen war, war er auch wieder zu Ende. "Oh oh. Nicht gut... gar nicht gut." "Was nicht gut?" "Hier bekommt eine gewisse Person gleich gewisse Probleme." Micha zwinkerte und versuchte krampfhaft den Druck zwischen seinen Lenden zu unterdrücken. Nero hatte seinen normalen Pulli gegen ein halb durchsichtiges Tüllshirt eingetauscht. Seine langen Haare waren zu einem Pferdeschwanz am Hinterkopf zusammengebunden, in seinen unzähligen Ohrlöchern blinkten die unterschiedlichsten Motive, von Spinnen bis hin zu kleinen Kreolen. Er trug zwei seiner Lieblingsringe, zwei Ketten und hatte seine Schminke etwas auf Vordermann gebracht. An seinen Handgelenken hingen ein paar Armbänder herab. "Wollen wir ja nicht riskieren. Geh ma?" "Jupp... kann man sich so sehen lassen??" "Ähm..." Nero ging einmal um seinen Freund herum. "Auf jeden Fall.", nickte er dann bestimmt. Micha war eigentlich wie immer angezogen. Er trug seine Lederhose, ein etwas engeres, schwarzes Oberteil, darüber seine Lederjacke und seine New Rocks nicht zu vergessen. Diesmal hatte er sich mit seinen Nietenarmbändern sehr zurückgehalten, so wie auch mit seinen Nägelaufsätzen. Seine Haare, welche an den Seiten abrasiert waren, standen ihm stachelartig vom Kopf ab und um seinen Hals hingen alle möglichen Ketten. "Schön, schön." Micha lächelte ihm zu, Nero machte noch alle Lichter und die Stereoanlage aus und sie machten sich auf den Weg. Tenna und Erke warteten schon am Eingang auf sie und blickten ihnen lächelnd entgegen. "Auch mal wieder da.", begrüßte sie der Türsteher des kleinen Clubs. "Joa, wir geben euch die Ehre.", meinte Nero lächelnd. "Wie kommt's?" "Tja, ein bisschen Ablenkung vom Alltag." "Vor allem Alltag, wenn du eh Urlaub hast.", entgegnete Micha und zwickte ihn in die Seite. "Hey, auch nur noch heute." "Rein mit euch...", scheuchte Luc sie weiter. Das Vanadis war wieder mal gut besucht. Auf der Tanzfläche waren schon jede Menge Leute und die beiden DJ's puschten sich gegenseitig immer weiter hoch. Die vier suchten sich einen kleinen Tisch nahe der Fläche, holten sich Getränke und lauschten eine ganze Zeit lange nur der Musik. Micha konnte die Augen nicht von Nero lassen, auch dann nicht, als dieser in der tanzenden Menge verschwand und sich kräftig austobte. Es war einfach ein Augenschmaus, Nero zuzusehen. Wie er sich perfekt im Takt der Lieder bewegte, ob nun langsam oder schnell, er war bezaubernd. Ausgepowert und rot vor Anstrengung im Gesicht, plumpste er neben Micha, und leerte sein Mineralwasser auf ex. "Ich kann nimma...", gähnte er ausgelaugt, schloss seine Augen und bettete seinen Kopf auf seine Arme. Doch kaum, dass die ersten Noten des nächsten Liedes ertönten, welches zufällig Neros absolutes Lieblingslied war, erhob er sich abermals und kehrte erst nach den nächsten 5 Stücken wieder zurück. "Wie war das: Du kannst nicht mehr?" Micha legte ihm, so hoffte er, unauffällig einen Arm um die Hüfte. "Tja, die puschen einen richtig hoch.", entgegnete er auf die DJ's bezogen. Kurz nach ihm, kamen auch Tenna und Erke von der Tanzfläche und grinsten benommen. Es schien, als wären sie auf Drogen. "Tanzen is besser als irgendwelche Drogen...", meinte Erke außer Atem und fing sich einen besorgten Blick von Micha. "Hättest du dir damals vielleicht schon überlegen sollen." Er war völlig ernst. "Mensch Micha... das ist schon ewig her. Ich hab seit meiner Entlassung nicht mal mehr ne Zigarette angerührt." "Ich weis, trotzdem." "Mach dir keine Sorgen, okay" "Geht nüsch anders." Er zuckte die Schultern. Erke erwiderte darauf nichts mehr. Er wollte ihre Stimmung damit nicht verderben, vor allem, da er selbst viel zu gut drauf war. Seine Vergangenheit war Vergangenheit und hatte in diesem Club, in genau diesem Moment, nichts zu suchen. Es war halb vier in der Früh, als die vier aus dem stickigen Club und in eine sternenklare, recht kühle Nacht traten. Nero fröstelte etwas und zog sich seinen Mantel über, da er nicht krank werden wollte. "Soll ich dich noch begeleiten?" Micha wandte sich an Nero, welcher hinter ihm aus dem Club getreten war. "Ne, schon okay. Wäre nur ein Umweg." Er lächelte dankend. "Okay, komm gut heim." Der Rothaarige küsste seinen Freund flüchtig auf den Mund und flüsterte ihm noch ein "Gute Nacht, Süßer" ins Ohr. Nero ging in die entgegengesetzte Richtung und Micha machte sich mit Erke und Tenna auf den Weg. "Was war das denn?? ´soll ich dich nach Hause bringen´", fragte Erke belustigt. "Ich bin nur höflich.", meinte Micha gleichgültig. "Nicht gleich so auffällig." "Bitte? Ist es jetzt schon verboten zu fragen, ob ich ihn nach Hause bringen soll?" Der junge Mann blickte ihn empört und zugleich fragend an. "Wir haben Augen im Kopf, falls du es vergessen haben solltest. Na ja und einigermaßen kombinieren können wir auch." Erke legte Micha freundschaftlich einen Arm um die Schultern. "Da läuft doch was." "Wie... wie kommst du darauf?" Micha hätte nicht gedacht, dass es so eindeutig vor allem auffällig gewesen war. "Ach, Micha. Tu nicht so unschuldig. Eindeutiger ging es ja schon nicht mehr." "Echt? So auffällig?" "Na ja, eure Blicke haben alles gesagt bzw. deine Blicke. Als ihr dann auch fast händchenhaltend gekommen seid..." Mehr musste Tenna nicht sagen. "Oh, man..." Micha seufzte leise und wandte sich aus Erkes Arm. "Wann hattet ihr vor uns das zu sagen?", wollte dieser wissen. "Und wie ist das eigentlich gekommen? Alles still und leise." "Wann wir... das ist noch nicht mal zwei Tage her. Aber euch hätten wir es ja nicht mal sagen brauchen, da ihr es nach den ersten fünf Minuten schon geschnallt hättet." "Stimmt auch wieder. Micha ist frisch verliebt." Tenna hackte sich bei ihm unter und trippelte munter mit ihren hohen Schuhen, neben ihm her. "Wenn zwei Wochen, oder länger, bei euch noch ´frisch verliebt´ ist." Micha zuckte die Schultern. Er wollte im Moment nicht darüber ausgequetscht werden, doch die beiden hatten ein Recht es zu erfahren. Allein deshalb weil sie sich sonst wirklich alles sagten. So gut wie. "Zwei Wochen? Wie jetzt, ich dachte ihr wärt erst seit gestern zusammen?" Sie hielten an einer roten Ampel. "Sind wir ja auch, aber mir... na ja... geht Nero... schon seit dem einen Kesselbesuch schon nicht mehr ausm Kopf.", druckste er herum und wurde etwas rot um die Nase. "Achso... als ihr euch, betrunken wie wir wart, geküsst hattet?", fragte Erke noch einmal um ganz sicher zu gehen, dass er nichts verwechselt hatte. "Ja, genau." "Ja und... wie ist es jetzt dazu gekommen?? Los raus mit der Sprache." Tenna piekte ihn in die Wange und grinste ihn breit an. "Wie ist es gekommen... was denkt ihr denn, wie es dazu kommt..." "Woher soll ich das bitte wissen, wie des heutzutage abläuft?" "Wenn du dein Hirn anstrengst..." Erke blickte ihn immer noch erwartungsvoll an. Micha seufzte abermals und erzählte ihnen auch das noch. "Ich hab ihm gesagt was ich fühle und er hat mich erst mal nach Hause geschickt... Hat am nächsten Tag angerufen und gefragt ob ich Zeit hätte und dann ist es halt gekommen wie es ist." Er zuckte abermals nur die Schultern. "Hmh... tjaa jaa. Halt dich ran und..." Tenna stockte. "Verletz ihn nicht." Ein verunglücktes Lächeln schaffte es auf ihre Lippen. Sie war gespannt, ob Micha von Neros Vergangenheit wusste. Sie hoffte für sie beide, dass diese Geschehnisse nicht das Aus ihrer noch so frischen Beziehung war. "Was denkst du von mir... Ich bin ganz brav." Micha küsste sie flüchtig auf die Stirn. "Hm... komm gut heim." "Jepp, ihr auch." Der Rothaarige winkte den beiden zum Abschied zu und ging seines Weges, während Erke und Tenna in ihre vier Wände gingen. Wie kam sie darauf, dass er Nero verletzen würde? Er war sein bester Freund bzw. sein Freund er hatte gar keinen Grund ihn zu verletzen. Und ausnutzen würde er ihn auch nicht, dafür war er ihm zu wichtig und solche Leute, die nur ihren Spaß in diesen Dingen haben wollten, konnte er auf den Tod nicht ausstehen. Und um Sex machte er sich im Moment keine Gedanken. Entweder es würde dazu kommen, oder nicht. Das hing ganz allein von Nero ab. Wenn er bereit sein würde, wäre es okay, sonst würde er wohl von seinen eigenen Händen Gebrauch machen. Er lächelte leise in sich hinein. Zu Hause angekommen, stieg der junge Mann unverzüglich unter die Dusche. Er musste den Geruch der Nebelmaschine loswerden. Es war sehr unangenehm. Obwohl er sehr oft in diesem Club war und auch gerne hinging, konnte er sich an diesen Nebelgeruch nicht gewöhnen. Nicht einmal im Kessel mochte er ihn. Micha war froh, dass er am nächsten Tag nicht in die Arbeit oder zur Schule musste. Er war, nach so einer Nacht, nicht aus dem Bett zu bringen, obwohl er es langsam gewöhnt sein müsste. Am nächsten Tag, es war halb zwei Nachmittags, konnte er sich nur schwer dazu überreden aufzustehen. Kapitel 7: Vorwürfe ------------------- Kapitel 7 Vorwürfe Sie lagen einfach nur da. Micha hatte seine Arme um Nero geschlungen und küsste sanft dessen Schultern. Seine Hände glitten sanft über den Oberkörper seines Schatzes. Er spielte zärtlich mit seinen Knospen und er flog weiter hinunter. Streichelte über seinen straffen Bauch, merkte wie sich seine Muskeln etwas anspannten und wieder locker ließen. Sie fuhren noch etwas weiter in die unteren Regionen, knapp unter den Bund von Neros Unterwäsche. Micha hatte nicht bemerkt, dass sein Gegenüber bei dieser Berührung leicht angefangen hatte zu zittern. Nero setzte sich ruckartig auf und fuhr sich seufzend durch die Haare. "Es geht nicht.", schüttelte er betrübt den Kopf. "Nero, ich... wollte dir nicht wehtun oder so..." Micha tat es wirklich leid. Er sollte sich mal am Riemen reißen, wenn er Nero nicht vergraulen wollte. Obwohl er nicht einmal etwas gravierend Schlimmes getan hatte, hatte sich sein Freund so sehr gesträubt. Er verstand es nicht wirklich. "Nein... nein. Darum geht's nicht." Er musste es ihm sagen, auch wenn er ihn dafür hassen würde. Ihm blieb keine andere Wahl. Der junge Mann saß auf der Bettkante und hatte Micha den Rücken zugedreht. Er konnte ihm dabei nicht in die Augen sehen. "Um was dann?" "Ich... ich muss dir etwas sagen." Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. "Ich... weis gar nicht wo ich anfangen soll..." "Am besten irgendwo am Anfang.", meinte Micha. Er war gespannt, was jetzt kommen mochte. Seine Hände zitterten leicht und er hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. "Ich... nun. Du... du bist nicht... mein erster.", rang sich Nero ab. Seinen Kopf hatte er in seine Hände gestützt. "Das ist doch gut..." Etwas Besseres hätte er ihm nicht sagen können. Obwohl er etwas enttäuscht war, das Nero ihm das nicht schon eher gesagt hatte. Doch, warum sträubte er sich dann gegen diese Nähe? "N... nein, eben nicht. Es... es war nicht... freiwillig." Seine Stimme zitterte und war ganz heiser. Sie würde ihm bald versagen. "Was nicht freiwillig, die Beziehung?" "Das hat nichts... mit einer Beziehung zu tun..." "Sondern?" Er verstand immer weniger. "Was war nicht freiwillig? Ich versteh kein Wort." Er berührte ihn nur sanft an der Schulter und schon spürte er, wie Nero zusammenzuckte. "Fass... mich nicht an." Er merkte, wie ihm eine Träne die Wange hinunter lief. "11 Jahre... 11 Jahre lang... Demütigung, Vergewaltigung... seelisch wie körperlich... 11 Jahre..." Nero hatte sehr leise gesprochen und immer zu den Kopf geschüttelt. Er konnte es einfach nicht glauben. "Wer... wann..." Micha war total perplex und irritiert. Nero hörte sich total apathisch an. Als wäre er nicht mehr er selbst. Wie in Trance sprach er. "Immer wieder... Schmerzen, Wunden... Blut. So viel Blut, doch... es hat ihn nicht mal interessiert... Keine Fragen waren erlaubt. Er hätte mich tot geprügelt... Weggegeben hat er mich... ich dachte, es wäre vorbei... es ging weiter... Immer weiter... An alles, kann ich mich erinnern... an jeden Typen... an ihren Geruch... Schweiß und Alkohol... er hat einem die Lungen zugeschnürt. Sie... sie waren 17... vielleicht jünger... Immer wieder die gleiche Prozedur... Warum?? Ich hab mich so oft gefragt... keine Antwort... immer nur Schläge..." Am Schluss hatte Micha ihn kaum noch verstanden. Nero zitterte wild vor ihm. Seine Finger waren in seinen Haaren vergraben. Er schüttelte immer zu den Kopf. Tränen tropften auf den Boden. Ein leises Wimmern ertönte. "Er... hat nicht aufgehört... immer wieder... ich hatte keine Kraft mehr... zum schreien... mich zu wehren... er war zu stark... Immer wieder... er... hat mich gestoßen... bis ich fast in Ohnmacht gefallen bin... jeden Tag... einmal.... Zweimal... ich hab aufgehört zu zählen... Warum hat mein Dad das gemacht..." "Nero, sei still..." Der junge Schwarzhaarige redete immer noch vor sich hin. "SEI STILL!!", brüllte Micha auf und sein Freund verstummte. Der Rothaarige rutschte weiter nach vorne, nahm seinen Schatz zwischen die Beine und umarmte ihn von hinten. "Drei Jahre Nero... drei Jahre kennen wir uns... warum hast du das nicht erzählt?" Er machte ihm Vorwürfe, er könnte sich selbst erschlagen. Ausgerechnet jetzt machte er ihm Vorwürfe, obwohl er ihn trösten sollte!! Er lehnte seinen Kopf an Neros Wirbelsäule und warme Tränen rannen langsam in diesem hinab. "Ich... konnte nicht. Ich hab es nicht... übers Herz gebracht. Bei Tenna war es schon schlimm genug... sie... sie war drauf und dran an ihren Tränen zu zerbrechen. Ich... wollte das nicht noch mal erleben. Ich kann es nicht mehr sehen... den Schmerz in ihren Augen... ich wollte ihn nicht auch bei dir sehen... ich konnte es einfach nicht." Er versuchte sich zu rechtfertigen. "Hör auf... mach dich nicht dafür verantwortlich. Du schimpfst mich deinen besten Freund und erzählst es mir nicht. Wieso? Aus Angst, ich könnte dich abstoßen." Nero zuckte sofort zusammen. Micha hatte also richtig gelegen. "Nero, verdammt noch mal. Ich bin dein bester Freund oder eher DEIN Freund, ich würde dich nie wegstoßen. Dich deshalb anbrüllen oder ähnliches. Wir hätten das doch hinbekommen." Ein leises Schluchzen war aus Neros Kehle zu vernehmen. Micha platzierte einen Kuss auf dessen linkem Schulterblatt. "Nero, ich liebe dich. Ich hätte dich nie weggestoßen." "Aber... ich... ich werde das vielleicht... nie zulassen können." Micha löste die Umarmung, setzte sich an das Kopfende, lehnte sich dort an und zog Nero langsam zu sich. "Dann wird es vielleicht nie geschehen. Nero, mir geht es nicht um Sex... ich möchte einfach nur, dass du dich wohl fühlst. Mir vertrauen kannst... Und, was wäre ich für ein Mensch, würde ich etwas Derartiges gegen deinen Willen machen??" "Weist du... obwohl... das alles geschehen ist... ich hatte irgendwie immer ne Freundin. Aber das... es war einfach nur genau deshalb. Einfach nur Sex... es war... irgendwo widerlich und trotzdem kam es immer wieder so weit. Ich wollte einfach nur... ein einziges Mal in den Arm genommen werden... von jemandem, der einen versteht und nicht nur stillschweigend zuhört... Tenna war die Einzige... Sie... sie war immer für mich da. Sie war die Einzige, die nicht mehr als Freundschaft wollte." Ein markerschütterndes Schluchzen ertönte und Nero fing wieder an zu bibbern. "Hey, ist ja wieder gut... Nero, mach dir keine Gedanken darüber. Wenn es so weit kommt, dann kommt es soweit und wenn nicht, ist es auch okay. Ich bin immer für dich da, das weist du. Und... wenn etwas passiert, was du nicht willst, sag es mir, bitte. Ich möchte einfach nur, dass du dich wohl fühlst, sonst nichts. Und vielleicht, haben dich diese ´Freundinnen´ auch etwas von der ganzen Sache abgelenkt. Vielleicht war es nicht einmal schlecht. Versuch das hinter dir zu lassen. Ich versichere dir, ich möchte dir nichts Böses." Micha küsste ihn sanft auf die Stirn und zog ihn näher zu sich heran. Er war froh, dass er jetzt den Grund für Neros Verhalten wusste. Es schmerzte ihn, dass er so etwas erleben musste. Er konnte es nicht verstehen. Ein seelisches Wrack saß seit über drei Jahren vor ihm und er hatte es nicht einmal bemerkt. Er schämte sich richtig dafür. Eigentlich hätte er es merken sollen. Hätte eindringlicher nachfragen sollen, als es ihm schlecht ging. Doch, vielleicht hätte Nero dann etwas erfunden. Im Moment wusste Micha einfach nicht, was er machen konnte. Er hielt eine zusammengekauerte Gestalt im Arm, welche nicht aufhören mochte zu weinen und er wusste sich keinen Rat. "Nero.. Es tut mir leid. Ich hätte dir vorher keine Vorwürfe machen dürfen... Es war schon schwer genug und... ich hab es dir auch nicht einfacher gemacht. Und ich wollte dich nicht anschreien. Es tut mir wirklich leid.", murmelte er eher zu sich selbst als zu seinem Schatz. Er küsste ihn sanft auf die Stirn und strich ihm immer wieder beruhigend über die Wange. "Ist schon gut. Ich kann es verstehen..." Der Schwarzhaarige hatte mittlerweile aufgehört zu zittern und schmiegte sich nun vertrauensvoll in die wohlige, beschützende und trostreiche Umarmung. "Nein, es war alles andere als okay." Micha schüttelte störrisch den Kopf. Er wollte noch etwas hinzufügen, doch zwei Finger auf seinen Lippen bedeuteten ihm zu schweigen und keinen Moment später spürte er die seines Freundes auf seinen, welche sich jedoch sofort wieder entfernten. "Ich bin froh, dass du das jetzt weist... ich komm mir, irgendwie erleichtert vor." "Hmh, kann ich verstehen. Und mir geht es auch besser, ob du es glaubst oder nicht. Aber ich bin froh, dass ich den Grund kenne, warum du so oft abgeblockt hast." Der Rothaarige schloss erleichtert seine Augen. Er war müde. "Lass uns etwas schlafen... was meinst du?", flüsterte er fast tonlos. "Okay..." "Ist vielleicht besser ich schlaf auf der Couch", meinte Micha, lies Nero los und wollte aufstehen, als er an der Hand zurückgehalten wurde. Innerlich hatte er gehofft, dass er ihn aufhalten würde. "Bleib... bitte da." Der Schwarzhaarige blickte ihn aus roten, verweinten Augen an. Micha zerriss es beinahe das Herz. Der Schmerz, die Demütigungen... all das, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Es war nicht seine Absicht gewesen, ihn daran zu erinnern, doch er hatte ja nicht gewusst, was diese einzige Berührung in Nero ausgelöst hatte. Hätte er es gewusst, hätte er es hundertprozentig nicht gemacht. Micha lächelte ihn an, lies sich zurück in die Kissen sinken, zog seinen Schatz nah an sich heran und deckte sie zu. "Du bist eiskalt.", fiel dem jungen Mann auf. "Echt?" Nero hatte seine Augen schon geschlossen. "Hmh..." "Wärmst du mich ein bisschen auf?", fragte er unsicher. "Wenn du möchtest." Ein leises Lächeln lag auf seinen Lippen. Ein Nicken war seine Antwort. Der junge Mann rückte noch näher an Nero heran, welchem ein leises Seufzen entfuhr. "Danke.", hauchte dieser kaum hörbar, kuschelte sich vertraut an seinen Freund und war ein paar Minuten später in einen wohligen Schlaf hinüber geglitten. Es war schon wieder zwei Wochen her, dass Nero ihm seine Vergangenheit anvertraut hatte. Seitdem hatten sie sich ein paar Mal im Hexenkessel getroffen, doch sonst, war nichts weiter gewesen. Kapitel 8: Ein Wochenende zusammen I ------------------------------------ Kapitel 8 Ein Wochenende zusammen I Micha lag geschlaucht auf der Couch in seinem Wohnzimmer und ließ sich von den sanften Klängen eines Trompetensolos von Tilo Wolff berieseln. Klassik konnte er so, nicht sonderlich leiden, doch bei Lacrimosa war es einfach etwas völlig anderes. Es war nicht das grelle Gekreische von Blechblässern, sondern leicht hallende Klänge mit einem leichten Hauch an Melancholie. Er mochte diese Musik. Auf die Texte achtete er nicht besonders, nur die Melodien interessierten ihn wirklich. Micha hatte seine Augen entspannt geschlossen, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Er war völlig entspannt, bis sein Telefon klingelte. "Fuck, leck mich doch.", knurrte er und machte nicht die geringsten Anstalten aufzustehen. Der Anrufer, allerdings, war ziemlich hartnäckig. Selbst nach einer Minute klingelte es noch immer, und da es Micha zu laut und stressig wurde, erhob er sich und hob ab. "Jaaaaaaaaaa...", schnauzte er ungehalten. "Ähm, Micha?" Nero klang sehr verunsichert. "Oh, hey Süßer." "Alles okay? Seit wann meldest du dich so?" "War ein Ausrutscher. Mit mir ist alles okay, ja." "Schön." Kurzes Schweigen. Keiner der Beiden wusste etwas zu sagen. "Kommst du vorbei?", fragte Micha dann von sich aus. "Ähm, ja. Gern.", stotterte der Schwarzhaarige schüchtern aus der anderen Leitung. "Schön, bis gleich." "Äh, wann soll ich kommen?" "Am besten gleich, wenn es geht. Vermiss dich..." "Ja, das klappt. Bin in 15 Munuten da." "Gut, bis gleich." "Ciao." Micha ging zurück in das Wohnzimmer und fläzte sich wieder auf die Couch. "Eeendlich Wochenende.", seufzte er lächelnd. Er hatte Nero wirklich vermisst. Sie hatten sich eine ganze Zeit lang nicht mehr gesehen. Wochenende... ging es dem jungen Mann durch den Kopf. Er riss erschrocken die Augen auf. Wie dumm musste er sein!!!!! "Scheiße... hoffentlich ist er noch nicht los.", hibbelig kramte er nach seinem Handy und wählte sofort Neros Nummer. Dieser meldete sich außer Atem an seinem Festnetzanschluss. "Hjaa?" "Boa, gut dass ich dich noch erreiche." "Hö? Micha, was gibt's?" "Ich... na ja. Es ist Wochenende und ich... wollte dich fragen ob... du nicht über Nacht bleiben wollen würdest." Wie hatte er sich denn eben angestellt? Meine Güte, das geht ja schon gut los, dachte sich Micha geknickt. Er hatte sich noch nie in seinem Leben so dermaßen schüchtern angehört. Leicht ärgerlich schüttelte er den Kopf. "Wochenende... stimmt. Ja, warum nicht, wenn es keine Umstände macht." "Ach was... macht es natürlich nicht." "Okay, ich pack nur schnell ein bisschen was zusammen und komm vorbei." "Okay... freu mich." "Bis denn." Mit einem breiten und zufriedenen Lächeln auf den Lippen lies er sich abermals auf das Sofa fallen. Ein ganzes Wochenende mit Nero. Er würde hier schlafen, ging es ihm durch den Kopf. Oh, das würde so genial werden, juchzte er innerlich auf. Eine halbe Stunde später klingelte es auch schon an der Türe. Mit kleinen Augen öffnete Micha und lächelte Nero leise an, welcher mit einer kleinen Reisetasche über der Schulter, auf ihn zukam. "Hey...", gähnte der Rothaarige. "Na na... nicht einschlafen." Nero schmunzelte und trat in die Wohnung. "Nee, keine Sorge." Micha legte seinem Liebling sanft seine Arme ums Genick, zog ihn zu sich hinunter und küsste ihn leicht auf den Mund. "Ich hab dich vermisst.", hauchte er leise. "Ich weis..." Der Schwarzhaarige lächelte nur, stellte seine Tasche ab und entledigte sich seines Mantels und der Schuhe. "Hast du vielleicht nen Kaffee für mich?? Hab keinen mehr zu Hause gehabt und in der Arbeit gab's heute auch keinen. Bin voll auf Entzug." "Ups... kein Kaffee. Der Junkie hat seinen Stoff noch nicht bekommen." Micha grinste hinterhältig. "Was bekomm ich dafür, wenn ich dir welchen geb?" "Pff... zu dir passt der Name ´guter Samariter´ nicht gerade.", grummelte Nero beleidigt. "Was willst du denn??" Er küsste ihn flüchtig auf die Wange. "Oh, das hättest du wirklich nicht fragen dürfen." "Is mir eben auch eingefallen." Nero kicherte kopfschüttelnd. "Was du mir dafür geben willst." Ein zweideutiges Zwinkern. "Was ich will... okay. Aber biiitteeee bekomm ich nen Kaffee!!!" "Na immer doch. Bevor du mir noch verreckst." Micha zog den jungen Mann hinter sich her in die Küche. "Hinsetzen und still sein." "M'am." Nero salutierte und nahm Platz. "Püttö." "Tankö." Der junge Mann hob die Tasse an den Mund und lies das heiße Getränk seinen Rachen hinablaufen. "Was für ein Gefühl.", seufzte er erleichtert. "So, Sucht gestillt, ja?" "Oh... noch lange nicht. Meine drei Tassen am Tag müssen schon sein." Er zwinkerte. "Du bist wirklich süchtig nach dem Zeug, was?" "Hmh... wenn ich so überlege... jaa, aber wie." Nero machte große Augen, wurde aber zugleich wieder ernst. "Was machen wir morgen eigentlich?", fragte er leise, während er Micha anblickte, welcher ihn verträumt ansah. "Wie?" Er war prompt aus seinen Gedanken gerissen worden. "Was wir morgen machen?" "Hmh, Motorradtour, bei schönem Wetter. Was meinst du?" "Oookay..." Nero nickte langsam. Er war erst ein Mal bei Micha mitgefahren, welcher sich damals einen Spaß daraus gemacht hatte, ihn aufs übelste zu erschrecken. "Schön...", murmelte der junge Mann und blickte schon wieder verträumt vor sich hin. Egal, was Nero tat, er sah dabei unglaublich sexy aus. Sogar beim Kaffeetrinken. Er schüttelte belustigt den Kopf und kicherte plötzlich auf. Er wusste nicht warum, aber irgendwie fand er es lustig, dass Nero selbst beim Kaffeetrinken sexy aussah. "Alles okay?" "Hmh... immer doch." Er grinste leise. "Sicher?" "Jahaa... glaub's mir nur." Micha erhob sich giggelnd, biss sich auf die Unterlippe und lehnte sich an die Spüle. "Gut..." Nero stand ebenfalls auf. "Danke für den Kaffee." Er stellte seine Tasse in das Spülbecken. Er hatte ein nachdenkliches Gesicht aufgesetzt. "Was überlegst du?" "Nichts weiter.", winkte er ab. Er war sich nicht sicher, ob er das nun machen sollte. Aber was war schon dabei?? Es war schon so oft passiert, was sollte diesmal groß schief gehen? Er war hin und her gerissen. "Was ich will...", murmelte er leise. "Wie?" Nero blickte ihn ernst an. "Alles okay??" Der Rothaarige schmunzelte als er den Gesichtsausdruck seines Schatzes beobachtete. "Waas.... Ja." "Du siehst einfach schnuckelig aus, wenn du so guckst." "Wenn ich wie gucke??" "Ja... so... keine Ahnung. Irgendwie ernst... aber das steht dir einfach nicht." Micha fing leise an zu kichern. "Danke für das Kompliment.", meinte Nero ironisch und stellte sich vor seinen Freund. "Wirklich, sehr freundlich." Er legte seine Arme leicht um Michas Genick, beugte sich etwas zu ihm hinunter. "So charmant.", schnurrte er leise und legte seine Lippen auf die seines Gegenübers, dem das Kichern im Halse stecken blieb. "Hm... wart ma...", nuschelte der junge Mann undeutlich. Micha schob Nero ein kleines bisschen von sich weg und hob somit den sanften Kuss auf. Der Schwarzhaarige blickte ihn etwas verwirrt an, während sich Micha auf der Arbeitsfläche abstützte und einen Moment später darauf saß. "Sonst wirst du noch mal bucklig.", flüsterte der junge Mann, zog Nero wieder zu sich und schon fanden sie sich abermals in einem sanften, fordernden Kuss wieder. Michas Zunge stupste sanft, um Einlass bittend, an Neros Unterlippe. Dieser zögerte einen kleinen Augenblick und ließ sie ein. Ihre Geschmacksorgane fanden sich langsam, umschmeichelten sich zärtlich und trieben sich immer weiter. In neue Höhen. Ihre Lippen lösten sich für einen Moment, trafen wieder aufeinander und reizten den jeweils anderen, sich auf immer wildere Spielchen einzulassen. Michas Arme waren um Neros Hüfte geschlungen. Er zog ihn noch näher. Keuchend ließ er von ihm ab. Nero atmete schwer. Micha wanderte langsam an dessen Jochbein entlang zu dessen Ohrmuschel. Knabberte zärtlich daran herum, flog weiter hinab und saugte sanft an der dünnen Haut zwischen Ohrläppchen und Hals. Er liebte es, diese weiche Haut zu küssen. Der Rothaarige atmete Neros unverkennbaren Duft ein. Er wusste nicht, was es für ein Öl oder Parfum war, doch es berauschte ihn zusehends. Seine Rechte löste sich von der Hüfte seines Schatzes und schlich sich unter das westenähnliche Oberteil. Streichelte dort sanft über seinen Bauch und glitt ein wenig weiter empor. Sie entfernte sich und öffnete langsam, als hätte man ihm die Zeit gestohlen, den Reißverschluss dessen, was Nero trug. Seine Hand fand wieder ihren Weg zu seiner Brust. Strich leicht darüber. Ein leises, keuchartiges Geräusch war aus Neros Kehle gedrungen. Seine Hände gruben sich in Michas Schopf, welcher auf dessen Hals hauchzarte Küsse verteilte, über seine Halsbeuge wanderte und an seinen Schlüsselbeinen angekommen war. Michas Gedanken überschlugen sich. Wie es wohl wäre, wenn er ihn jetzt vernaschen könnte? Fragte sich der junge Mann insgeheim. Weiter, diese weiche Haut küssen und streicheln zu können. Neros leisem Keuchen zu hören. In seinen Küssen zu versinken und ihn unter sich zu spüren. Fuck, das hätte er nicht denken dürfen, schallte er sich in Gedanken. Der Druck in seinen Lenden war ins Unerträgliche angestiegen. Scheiß drauf, dachte er sich. Seine Lippen entfernten sich von Neros Schlüsselbeinen und befanden sich einen Moment später wieder auf dessen Lippen. Der Rothaarige rutschte etwas nach vorne, zog Nero noch näher und drängte sich ihm ein klein wenig entgegen. Seine Hand verharrte an dessen Brust. Micha musste lächeln, als er das rasende Herz seines Freundes spürte. Ihre Zungen fichten einen harten Kampf aus, der schier endlos ging. Ein leises Stöhnen war zu hören. Der Rothaarige hatte sanft Neros Brustwarzen umspielt. Nero konnte ihm also nicht weismachen, dass es ihm nicht gefiel oder gefallen würde. Micha biss ihn leicht in die Lippe, wurde sanft von den Vampirzähnen seines Gegenübers zurückgezwickt und schon hatten sie ihren Kuss weiter gesteigert. Nach einiger Zeit ließen sie schwer atmend von einander ab. Sie blickten sich in die Augen und Micha lächelte einfach nur, was Nero dazu veranlasste, leicht rot anzulaufen. "Warum wirst du rot?", schnurrte Micha mit einem erotischen Unterton in der Stimme. "Sorry, wenn ich dich überrumpelt hab.", fügte er leise hinzu. "Hast... hast du nicht." Nero schüttelte den Kopf und wich Michas Blick aus. "Meine Schuld?" "Was?" Zwei Finger seiner rechten Hand, fanden den Weg zu Neros Kinn und baten ihn, ihn anzusehen. "Ähm... nun..." Er kratzte sich verlegen am Kopf. "Die Latte? Süßer, ich bin auch nur ein Mann." Er kicherte leise und Nero lief puterrot an. "Aber ich kann dich beruhigen, du kannst nicht halb so viel dafür wie ich." Micha schenkte Nero ein Zwinkern. Er konnte ja wirklich nichts dafür. Er hatte ihn nur geküsst. Den Rest hatten Michas Hände und seine Gedanken von selbst erledigt. Micha nahm Neros Gesicht sanft in beide Hände, küsste ihn sanft und schlang seine Beine kurzerhand um dessen Hüfte. Wie gerne würde er ihn jetzt spüren. Nicht nur durch diese bescheidenen Klamotten. Er wollte nackte Tatsachen. Nero war es diesmal, der sich von ihm löste. "Das... macht es auch nicht besser.", meinte er leise. "Scheiß drauf." Der Rothaarige zuckte nur die Schultern und grinste. "Du musst es ja nicht aushalten." "Trotzdem. Ich würde da ja echt verrecken." Micha ließ ihn los, verschränkte die Arme vor der Brust und zog einen Schmollmund. "Du magst mich nur nicht küssen." Er drehte den Kopf demonstrierend von Nero weg. "Aber... dass ist doch gar nicht wahr.", rechtfertigte sich dieser eifrig. "Doch." "Eben nicht!" Der Rothaarige warf ihm einen beleidigten Blick zu und fing leicht an zu schmunzeln, was Nero allerdings nicht sehen konnte. Er fing an zu kichern. "Nimm nicht immer alles so ernst, Schnegge.", schnurrte Micha leise entschuldigend, legte ihm abermals sanft seine Arme um die Hüfte, zog ihn zu sich und lehnte sich entspannt an ihn. "´tschuldige.", murmelte Nero tonlos, schlang seine Arme um Michas Hals und schloss somit die Umarmung. "Ich bin keine Schnecke, so lahm bin ich nun auch wieder nicht." Ein Kichern stahl sich über seine Lippen. "Ob du langsam bist... keine Ahnung, müsste man ausprobieren." Ein erotischer Unterton schwang in Michas Stimme mit. Nero zuckte leicht zusammen und starrte ihn erschrocken an. "Irgendwann..." Ein Zwinkern Michas. "Ich hab dir doch gesagt, dass es mir nicht darauf ankommt.", flüsterte er leise, küsste ihn und lächelte. Da hatte er sich mal wieder schön in die Scheiße geritten, grummelte er in sich. "Hast du...", nickte der Schwarzhaarige zustimmend. "Mach dir keine Gedanken darüber, ja?" Der Rothaarige streichelte ihm sanft über die Wange, küsste ihn flüchtig auf den Mund und umarmte ihn abermals. "Geht schlecht..." Ein leises Brummeln von Nero. "Wieso?" Er war gespannt, was jetzt kommen mochte. "Ich... na ja... egal. Aber... das muss doch unbequem sein...", meinte er auf Michas Erregung bezogen. "Na ja, es geht." Er schluckte schwer. Nero hatte völlig recht. Es schmerzte einfach höllisch, und würde sich das nicht bald möglichst ändern, würde er umkippen. "Ist es dir unangenehm?", fragte er kaum hörbar. Er würde es zu gut verstehen. "Ähm... ich... weis nicht." Nero zuckte die Schultern. "Entschuldige mich...", hauchte Micha, ließ seinen Freund los und glitt von der Arbeitsplatte hinunter. Er schob sich an ihm vorbei und ging flott ins Bad, schloss die Türe ab und ließ sich auf den Badewannenrand sinken. Mist, fluchte er in sich hinein. Wie gerne, hätte er Neros Hände auf sich gespürt. Oh, er würde sich gut machen, dachte der junge Mann frustriert. Seine Hose spannte nur noch unangenehmer, und kaum, dass er seinen Gedanken zu Ende geführt hatte, hatte sich noch mehr Blut in den unteren Regionen angesammelt. Mit einem erleichterten Seufzen hatte er den Reißverschluss seiner Hose geöffnet. Ein paar Minuten später trat Micha aus dem Badezimmer. Sein Atem hatte sich zum Glück wieder reguliert. Nero saß auf einem Stuhl. Er starrte in eine Tasse, welche wohl mit Kaffee gefüllt sein musste. "Sucht immer noch nicht gestillt?", fragte er schnurrend an Neros Ohr und umarmte ihn von hinten. "Wie gesagt, 3 Tassen sind das Minimum." Der Schwarzhaarige lächelte, legte einen Arm um Michas Nacken, zog ihn etwas weiter zu sich hinunter und küsste ihn sanft auf den Mund. "Ich frag mich, ob du dann überhaupt noch schlafen kannst." Sein Freund kam um den Stuhl herum und setzte sich kurzerhand auf Neros Schoß. Legte ihm seine Arme um das Genick und kuschelte sich an ihn. "Joa, kann ich eigentlich schon. Sonst wäre ich längst gefeuert worden." Nero schlang die seinigen um Michas Hüfte. Sie saßen noch eine Ewigkeit so da. Redeten nicht übermäßig viel. Vielen dann und wann in einen sanften Kuss und zu Michas Glück, blieb ihm eine weitere Erregung erspart. Es war halb zehn, als sie mit Salzstangen in den Mündern, im Wohnzimmer saßen bzw. lagen, denn Nero hatte seinen Kopf auf Michas Schenkel gebettet und die Augen entspannt geschlossen. "So lässt's sich's aushalten.", murmelte er und gähnte. Nero kuschelte sich noch mehr zusammen und fing plötzlich an zu lachen, als Michas Magen zu grummeln und blubbern begann. "Mach dir halt was zu Essen. Salzstangen sind kein Magenfüller." "Hab keine Lust." Micha grinste nur. "Hast du Nudeln??" "Nudeln... ähm... keine Ahnung. Musst guckn." "Gut, werd ich das mal machen." Nero erhob sich, wurde jedoch von Micha zurückgezogen. Er saß leicht schief auf dessen Schoß und blickte ihn irritiert an. Der Rothaarige strich ihm gedankenverloren über die Wange und lächelte verträumt. "Weist du eigentlich... dass ich dich liebe?", flüsterte er leise und blickte Nero in die Augen. Dieser lächelte nur sanft und nickte, beugte sich zu ihm und küsste ihn zärtlich. "Ja, das weis ich.", hauchte Nero, erhob sich diesmal wirklich und ging in die Küche, wo er nach Nudeln suchte, welche fand und seine Kochkünste zur Schau stellte. "Hau ab!", brüllte er plötzlich los, als er mit dem Topf in der Hand vor der Spüle stand, da Micha ihn von hinten umarmen wollte. "Entschuldige mal...", empörte sich dieser. Nero ließ sich nicht abhalten, goss die Nudeln in das Sieb und ließ das Wasser ablaufen. "Sorry, Süßer, aber ich hab nur keine Lust mich an dem Nudelwasser zu verbrennen.", meinte er ernst und blickte ihn an. "Das hab ich nicht gesehen, entschuldige..." Er fing an zu kichern. "Was denn?" Nero wusste nicht, was plötzlich so lustig sein sollte. "Hihi, du hast mich zum ersten Mal ´Süßer´ genannt." Er grinste breit und amüsierte sich prächtig, nachdem Nero rot angelaufen war. "Ist mir so rausgerutscht.", brummelte er, stellte eine Pfanne auf eine der Herdplatten, gab etwas Öl hinein und schwenkte die Pasta gut durch, als sich das Fett erhitzt hatte. "Vorsicht, das kann ins Auge gehen." Micha zerrte seinen Freund ein wenig vom Herd weg, da das Fett angefangen hatte zu spritzen. "Ist es bisher noch nie." "Kann schneller gehen als du denkst." Eine besorgte Miene sah den Schwarzhaarigen an. "Okay... ist ja gut. Mach dir nicht immer um jede Kleinigkeit Sorgen, ja?" Er lächelte matt. "Pf... wie soll das bitte gehen." Micha verschränkte die Arme vor der Brust, blickte einen Moment missmutig drein, legte Nero seine Arme um den Nacken, zog ihn zu sich und küsste ihn leidenschaftlich. "Mi... Micha... meine Nudeln..." Doch sein Freund hörte ihn nicht. Er war auf ein bestimmtes Wort aus. "Mi... aaa..." Er intensivierte ihren Kuss. "Sü... aaa..." "Ja?" Ein zuckersüßes Lächeln lag auf seinen Lippen. "Die Nudeln kokeln an." Nero schnaufte schwer. "Ja? Dann tu sie halt vom Herd runter." "Du bist schon auch gut..." Er schüttelte den Kopf, nahm die Pfanne vom Herd und stellte sie auf einen Topflappen auf dem Tisch. "Magst du auch welche??" "Ähm... mal sehen. Ich ess bei dir mit.", schmunzelte er mit einem Hintergedanken. Oh, er war heute wieder so gemein. Er kicherte in sich hinein. "Gut, wie du meinst..." Schöpfte sich mit einer Kelle etwas der Pasta auf den Teller und wollte sich hinsetzten, als Micha ihn einfach am Arm nahm und ihn, mitsamt dem Teller, in das Wohnzimmer schob. "Ist gemütlicher." "Hmh..." Langsam ließ sich der Schwarzhaarige auf das Sofa sinken, winkelte die Knie an, stellte den Teller dort hinauf und schaufelte begierig los. "Ist lecka... magst du?" Er hielt Micha eine Gabel Pasta vor die Nase. "Später.", hauchte ihm dieser leise ins Ohr. "Dann isch nima daa...", mampfte er kichernd. "Auch okay...", schnurrte der Rothaarige leise. Er klaute sich eine Nudel mit den Fingern und kostete. "Hey, nicht schlecht." "Weis ich.", grinste er gespielt stolz. "Magst du doch was?" "Nein, ich mag was anderes." Er schüttelte den Kopf. "Das wäre?" Micha nahm ihm den Teller weg, stellte ihn auf den Tisch, drehte Neros Kopf leicht zu sich und küsste ihn sanft. "Das.", schnurrte er leise und steigerte das zärtliche Zungenspiel. Sein Magen knurrte schon wieder, was Nero abermals loslachen ließ. "Entschuldige, das irritiert einen total." Er kicherte verlegen. "Ignorier es einfach.", hauchte Micha ihm ins Ohr und abermals fanden sie sich in einem sanften Kuss. "Geht schwer.", nuschelte der Schwarzhaarige, ergab sich jedoch dem Kuss. "Sorry...", grinste sein Freund leicht und entließ Neros Mund in die Freiheit. Nero schüttelte nur den Kopf, nahm seinen Teller wieder und aß weiter. Er hielt Micha eine Gabel mit der Pasta abermals vor die Nase und wartete darauf, dass dieser den Mund aufmachte. Der Rothaarige seufzte resignierend und öffnete seine Lippen, um das Essen in sich aufzunehmen. "Du bist angestellt.", meinte der junge Mann zu Nero und feixte. "Ja? Wenn du mich bezahlst." Ein Zwinkern huschte zu Micha. Der Angesprochene lachte leise auf. "Kommt ganz darauf an wie.", entgegnete er warm lächelnd, zog Nero mit sich in die Horizontale und umarmte ihn leicht. Zuvor hatte er Neros Teller abermals auf den Couchtisch gestellt. "Hm... ich weis nicht." Nero bettete seinen Kopf auf Michas Brust, welcher ihm leicht durch die Haare streichelte und noch etwas näher zog. "Vielleicht somit?" Der Rothaarige rutschte etwas hinunter, lächelte seinen Freund sanft an während er seine Lippen leicht auf Neros legte. Dieser warme Mund raubte ihm noch mal den Verstand. So sanfte und sinnliche Lippen hatte er lange nicht mehr gespürt. Überhaupt, hatte er die Geborgenheit, wenn er Nero küsste oder in Armen hielt, sehr lange Zeit nicht mehr erfahren. Er fühlte sich so unglaublich wohl, dass er die Kraft hatte, Bäume ausreißen zu können. Micha bewegte seinen Mund leicht gegen Neros. Strich mit seiner Zunge sanft über die Lippen seines Freundes, welcher ihr den Zutritt gewährleistete. Der junge Mann lächelte in den zärtlichen Kuss, während sein Geschmacksorgan sich auf die Suche nach ihrem Gegenstück machte. Er spürte, wie Nero seine linke Hand an Michas Brust legte, sich ihm etwas entgegenstreckte und den Kuss in vollen Zügen genoss. Micha ging es da nicht anders. Der junge Mann hatte seine Arme um den schlanken Körper seines Freundes gelegt. Streichelte mit der einen leicht über seine Wange, zog sein Gesicht somit etwas näher und hielt ihn mit der anderen leicht an seinen eigenen Leib gedrückt. Diese Atmosphäre könnte, von ihm aus, sein ganzes Leben lang anhalten. Mit Nero einfach daliegen, ihn küssen, ihn im Arm halten, sanft seine Wange streicheln. Alles um sich herum zu vergessen. Die Zeit würde nicht verrinnen sondern einfach hier und jetzt stehen bleiben. Der Alltag würde sie nicht mehr einholen. Es wäre wohl das Paradies auf Erden. Micha umschmeichelte sanft Neros Zunge, welcher leicht auf das Zungenspiel einging. Der Rothaarige seufzte entspannt in den Kuss. Es war ein so wundervolles Gefühl, dachte er insgeheim. Sein Herz schlug etwas schneller, als Nero die Leidenschaft etwas intensivierte. Er hatte es nicht erwartet, doch umso besser. Micha würde seinem Freund die Führung überlassen und sich einfach mitziehen lassen. Nur langsam ließen sie voneinander ab. Sie blickten sich einen Moment in die Augen und Micha konnte nicht anders und lächelte sein Gegenüber sanft an. Nero lief wie immer leicht rot an und blickte verlegen in die andere Richtung. Micha musste leise kichern und als er die leicht angeschwollenen Lippen seines Schatzes sah wurde es noch etwas stärker. Es sah einfach total niedlich aus. "Was ist so lustig?", fragte Nero leise und blickte ihn erwartend an, während er es sich wieder etwas bequemer machte. Der Rothaarige neben ihm lächelte nur sanft und hauchte ihm die Antwort ins Ohr. "Deine Schmolllippen, sind einfach zu niedlich.", flüsterte er leise und abermals brannte eine sanfte Leidenschaft zwischen ihnen auf. Bei dieser Beantwortung konnte Nero nicht anders und kicherte ebenfalls leicht, als er den Kuss löste. "Danke für die Blumen.", grinste er und fügte hinzu. "Aber da musst du dir selbst auch an die Nase fassen." Der junge Mann hatte seine Augen geschlossen und lauschte Michas Herzschlag, welcher ihn leicht schläfrig werden lies. Auch das sanfte Streicheln über seine Haare, die Wange und seinen Rücken, von dem Rothaarigen, machten es nicht besser. Doch er wollte nicht, dass es aufhörte. Es fühlte sich so wundervoll an. Beschützend. Beruhigend und unglaublich liebevoll, das Nero fast zu weinen angefangen hätte. Auch Micha wurde etwas dösig. Die Wärme und Nähe zu Nero waren einschläfernd, aber er würde dieses Gefühl, was ihn dabei durchströmte, niemals aufheben wollen. Und so verging die Zeit, in der sie einfach nur dalagen. Kein Wort wechselten und einfach nur die Geborgenheit, die der jeweils andere versprühte, genossen. Nero war fast schon eingeschlafen und kuschelte sich noch etwas näher an seinen Freund, als dieser seine schweren Augen aufschlug und ihn lächelnd anblickte. Er stupste ihn leicht an der Wange an. "Nero, willst du ins Bett?", fragte er leise flüsternd und wartete auf seine Reaktion, die für ein paar Sekunden ausblieb, doch dann blinzelte der Angesprochene kurz und grinste verschlafen. "Hmh, wäre vielleicht nicht schlecht.", murmelte er dösig. "Dann bleib kurz noch liegen, dann geh ich schnell duschen und dann kannst du, okay?" Er flüsterte leise. Es war so eine schöne, ruhige Atmosphäre. Er wollte diese nicht durch lautes Gerede zerstören. "Ist gut.", nickte der junge Mann leise und kuschelte sich noch einmal in die Couch, während Micha langsam aufstand und flott unter die Dusche sprang. Ein paar Minuten später, kam er zu Nero zurück und stupste ihn abermals kurz an. "Schatz, du kannst ins Bad.", hauchte er und küsste ihn sanft auf die Stirn. Ein undefinierbares Murmeln drang aus der Kehle des Schwarzhaarigen, er erhob sich etwas wankend und fuhr sich über das Gesicht. Er schlappte zu seiner Tasche, holte ein paar Sachen heraus und verschwand dann in dem Zimmer, wo Micha eben herausgekommen war. Micha ging unterdessen in sein Schlafzimmer, legte sich in das Bett und blätterte in einer Musikzeitschrift herum. Die Türe knarrte nach einiger Zeit und Nero tauchte mit nassen Haaren und einem luftigen ´Schlafanzug´, welcher allein aus Unterwäsche und einem T-Shirt bestand, in der Türe auf. "Gute Nacht.", murmelte er leise und wollte schon wieder gehen, doch wurde er von Micha, welcher aufgestanden war, am Arm zurückgehalten. "Das Bett ist groß genug.", hauchte er sanft und küsste ihn flüchtig auf den Mund. Ein Paar verschleierte Augen blickten ihn an und ein Nicken folgte. Der Rothaarige ließ seinen Freund los, legte sich wieder hin und hielt ihm die Decke auf, sodass er sich hinlegen konnte, was Nero auch tat. Der junge Mann kuschelte sich leicht an Micha, welcher, wie schon auf der Couch, seine Arme um die schlanke Hüfte neben sich schlang, ihn leicht an sich drückte und ihn abermals sanft auf die Lippen küsste. Nero und Micha entfloh zur gleichen Zeit ein wohliges Seufzen und Zweitiger lies seinen Hände vorsichtig auf Wanderschaft gehen. Der Schwarzhaarige, zuckte für einen Moment etwas erschrocken zusammen, entspannte sich dann allerdings und genoss das leichte Streicheln über seinen Rücken, die Arme und über seine Brust. Micha war etwas überrascht, dass sein Freund das zuließ, doch er freute sich, dass Nero ihm vertraute. Ob er noch einen Schritt weiter gehen sollte? Er war sich noch nicht so sicher, doch er würde es versuchen. Und wenn Nero sich dann beschweren würde, würde er es lassen. Sie waren immer noch in ihren sanften, sehr zärtlichen Kuss vertieft, als der Rothaarige seine Linke leicht über Neros Hüfte wandern ließ. Micha spürte keine Reaktion der Ablehnung von seinem Freund. Er ging noch einen kleinen Schritt weiter und glitt leicht an der Innenseite seiner Schenkel entlang. Über diese weiche, völlig glatte Haut. Auch diesmal keine Rückwirkung, die ihm sagte, dass der Schwarzhaarige es unangenehm fand. Stattdessen ertönte ein leises, ersticktes Keuchen. Micha lächelte sanft in den Kuss, ließ seine Hand weiter gleiten. Weiter über Neros Oberschenkel. "Schatz, wenn es zu viel wird... sag bescheid.", hauchte er leise, als er den Kuss kurz unterbrochen hatte. "Ist... gut." Der Schwarzhaarige nickte leicht. Er hatte ein leises Lächeln auf den Lippen, während er sich auf den Rücken drehte und Micha gewähren ließ. Dieser nahm ihre Leidenschaft von eben wieder auf, stupste Neros Zunge sanft an, welcher nicht lange zögerte und auf das zärtliche Zungenspiel einging. Wie schon auf dem Sofa, umschmeichelten sich ihre Zungen gegenseitig wie zwei Schlagen die anmutig miteinander tanzten. Micha hatte das Gefühl, aus den Wolken zu stürzen, als sich ihm Nero ein kleines Stück entgegendrängte. Er wagte es, seine Hand ein wenig weiter nach oben gleiten zu lassen und was er da spürte, ließ ihn fast an seinem Verstand zweifeln. Er spürte eine deutliche Erhebung in Neros Schritt. Sehr deutlich. Deutlicher als deutlich. Seine Erregung sprang ihm direkt entgegen. Er konnte sich nicht beherrschen und fuhr, mit minimalem Druck, darüber und wartete die Reaktion seines Schatzes ab, welche aus einem wohligen Stöhnen bestand. Jetzt hielt ihn wirklich nichts mehr auf. Micha ließ von Neros Erregung ab und glitt mit seiner Hand leicht über seine Brust. Liebkoste wieder sanft eine Brustwarze seines Freundes, was diesem ein kleines Keuchen entlockte. Er spürte, wie sich seine Knospe langsam verhärtete und er drückt sanft dagegen. Stupste sie leicht an. Ein undefinierbares Gebrummel drang aus Neros Kehle. Micha konnte nicht anders, ließ von seiner Brust ab und glitt mit seiner Hand bis zum Bund der Pants. Zupfte leicht daran herum. Der Rothaarige spürte, wie sein Freund gegen seine Lippen lächelte. "Ich... halte das echt nicht lange aus.", murmelte Nero leise in den Kuss und gab Micha somit die Erlaubnis, ihn dort zu berühren, wo es sonst kein anderer, außer ihm, durfte. "Keine Sorge.", hauchte der Rothaarige zurück, intensivierte ihren Kuss leicht und glitt sanft unter den Stoff, der zwischen seiner Hand und Neros letzten bisschen Haut lag. Er spürte das erregte Fleisch unter seinen Fingerspitzen. Streichelte es sanft. Glitt zärtlich über seine Spitze, schob die Vorhaut ein kleines Stück zurück und flog mit seinen Fingerkuppen über seine gesamte Länge. "Mi... ah~", keuchte der Schwarzhaarige unter diesen Berührungen auf und drängte sich seiner Hand ein gutes Stück entgegen. "Süßer?", lächelte der Angesprochene leise. Er wollte ihn so schnell nicht erlösen. Wollte dass es Nero genießen konnte und auch er, wollte sich daran laben. "Das ist... fies." Neros Kopf lag leicht in seinem Nacken. Er hatte seine Augen leicht geschlossen. Seine Hände waren etwas in das Laken gekrallt. Micha legte seinen Kopf ein wenig schief. Lächelte seinen Freund sanft an und küsste ihn dann flüchtig. "Keine Hektik.", flüsterte er leise, knabberte leicht an seinem Hals. Ein komischer Laut entfloh dem Schwarzhaarigen und er bäumte sich leicht auf, als Micha sich erbarmte und leicht anfing, seine Hand gleichmäßig zu bewegen. Er hätte nicht gedacht, dass das in nächste Zeit passieren würde, doch er war über glücklich, dass er sich getäuscht und falsch gelegen hatte. Einen kurzen Moment später, der Rothaarige hatte das Pumpen und den Griff um Neros Glied, um einiges verstärkt, bäumte sich dieser leicht stöhnend auf und sackte zusammen. Der Schwarzhaarige zitterte am ganzen Körper. Seine Augen hatte er erschöpft geschlossen. Micha griff lächelnd nach einer Packung Kleenex auf seinem Nachttisch, säuberte seine Hand, während die andere sanft über Neros glühende Wange streichelte. "Schlaf gut.", hauchte er leise, während er ihn abermals sanft auf den Mund küsste. "Hn~ du auch.", flüsterte Nero erledigt und zufrieden mit sich und der Welt. Nach nicht all zu langer Zeit, waren die beiden eingeschlafen. Mit einem kaum zu übersehbaren Lächeln auf den Lippen, aneinander und in die Decke gekuschelt, lagen sie da. Was würde morgen, bei schönem Wetter passieren? Micha machte sich im Moment nicht die größten Gedanken darüber, sondern genoss einfach nur, hier mit Nero zu liegen, welcher ihm, so viel stand fest, ehrliches Vertrauen entgegenbrachte. Kapitel 9: Ein Wochenende zusammenII ------------------------------------ Ein Wochenende zusammen II 6.September 2005 Micha blinzelte am nächsten morgen und drehte sich von dem Lichtkegel weg, welcher durch das Fenster fiel. Frische Morgenluft wehte zu ihm hinein. Eigentlich hätte er sich ja noch gerne an Nero gekuschelt, doch als er neben sich langte, fand er nur ein zerknautschtes Bettlaken wieder. "Hey, wie lange willst du noch schlafen?", fragte jemand leise an seinem Ohr und küsste ihn flüchtig auf die Stirn. Micha erkannte die wundervolle Stimme sofort und auch die Lippen sagten ihm, wer es war. Er lächelte mit geschlossenen Augen. "Hm... weis nicht.", murmelte er dösig. "Vielleicht noch den ganzen Tag?" "Nein, nein... das ist unfair." Seine schmollende Stimme lies Micha leicht kichern. "Ich hab gedacht wir wollten eine Motorradtour machen. Bei dem Wetter." Der Rothaarige konnte nicht anders und öffnete langsam seine Augen und blickte in Neros Gesicht, welcher direkt neben ihm saß und das Licht durch seinen Körper abschirmte. "Du willst auf meiner Höllenmaschine mitfahren? Freiwillig?" Micha legte den Kopf etwas schief. "Ja, du hast es doch selbst vorgeschlagen." Micha lachte leise auf und setzte sich. "Hey, du brauchst dich doch nicht an mich zu halten. Sag was du machen willst und wir tun es." Der Rothaarige blickte kurz an ihm vorbei und fing lauthals an zu lachen. Wie zweideutig war das denn jetzt? Es war ihm erst gerade aufgefallen. "Nein, ich will schon mitfahren." Er blickte Micha eindringlich an. "Gut. Und wo willst du hin?" Der junge Mann streckte sich leicht, gähnte und erhob sich dann. Er fröstelte, da das Fenster sperrangelweit offen stand. "Raus aus der Stadt.", entgegnete Nero nur. "Der Rest ist dir überlassen." "Aus der Stadt raus." Micha nickte nur. "Dann schauen wir halt einfach mal im Internet. Vielleicht ist irgendwo ein Mittelaltermarkt.", grinste er. Nero zog nur eine Augenbraue hoch, lächelte und nickte dann zustimmend. "Aber zuerst gibt es Frühstück." Der Schwarzhaarige grinste und ging zurück in die Küche, wo schon Semmeln und sonstiges standen, was man für ein gelungenes Frühstück brauchte. "Nein, zuerst eine schöne, warme Dusche." Micha schnappte sich frische Klamotten und verschwand für eine Weile im Bad. "Ich hab lange nicht mehr gefrühstückt.", meinte der Rothaarige, während er an seinem Kaffee nippte und einen Bissen von seiner Marmeladensemmel nahm. "Danke." "Na, dann wurde es ja direkt Zeit." Nero lächelte und lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück. "Wahrscheinlich." "Wann willst du aufbrechen?" Nero blickte über seine Kaffeetasse hinweg zu Micha. "Hm, schauen wir doch erst mal im Internet und wenn wirklich ein Mark ist, dann brechen wir auf." Der Rothaarige zwinkerte und erhob sich. "Und wenn nicht?" "Tja, dann bleibt und nichts anderes erspart, als irgendwo ins Grüne zu fahren." Micha grinste und verschwand in seinem Arbeitszimmer. "Und lass ja das Geschirr stehen!", rief er Nero noch zu, da er das Geklapper gehört hatte. Ertappt lies Nero das Porzellan stehen und ging zu seinem Freund. "Schon was gefunden?", fragte er und blickte Micha über die Schulter. "Nein, noch nicht, aber ich glaube, hier ist etwas.", meinte er leise, klickte auf verschiedene Buttons und kam dann tatsächlich auf eine Seite, die in der Nähe einen Mittelaltermarkt ankündigte. "Hey, schaut doch gut aus." Nero lächelte. "Vielleicht gibt es da wieder schöne Ringe." Der junge Mann hatte ein Faible für ausgefallenen und doch edlen Schmuck. "Ja ja, du mit deinen Ringen.", grinste Micha, schrieb sich die Route zu dem Ort auf und ging wieder in die Küche. "Hast du was dagegen?" Schmollend tapste er ihm hinterher. "Nein Schnecke, alles andere als das." Micha zwinkerte, küsste Nero flüchtig auf den Mund und verschwand in dem Schlafzimmer, während Nero seine Schuhe und den Mantel wieder anzog. Ein paar Minuten und einen Fluch später, der sogar den Teufel hätte zusammenfahren lassen, kam Micha in seiner Motorradkluft aus seinem Zimmer. "Ich leih dir eine Jacke, der Mantel würde nur im Weg umgehen und es ist zu gefährlich.", meinte er, als er Nero ansah, welcher nur die Schultern zuckte und einen Moment später in einer von Michas Jacken vor ihm stand. "Ich bin ja froh, das wir vom Kreuz her die gleiche Größe haben.", kicherte Nero. Er fand, dass ihm die Lederjacke nicht sonderlich stand, aber was tat man nicht alles, um auf der Autobahn nicht unter Reifen zu kommen. "Jaa, da kannst du dich echt glücklich schätzen." Micha lachte auf, warf seinem Freund einen Helm zu, nahm Haus- und Motorradschlüssel, Geldbeutel und Handy und hielt dem Schwarzhaarigen die Türe auf. "Nach dir." "Schönheit vor Alter." Nero lächelte dankend und trat in den Hausgang. "Das, ist nicht nett.", meinte Micha, schloss die Türe ab und ging Nero hinterher die Treppen hinunter. Unten angekommen blieb Micha stehen und zog die Stirn kraus. "Ist was?" "Ähm ja... ich muss erst mal überlegen, wo ich meine Kleine hingestellt hab.", grinste er breit und ging in eine Richtung. Nero lachte auf als er Micha wieder in seine Richtung kommen sah. "Sie ist dort." Er kicherte verlegen und zog Nero mit sich. "Hoffen wir mal, dass du sie nicht irgendwo vergessen hast.", witzelte der Schwarzhaarige, erblickte allerdings schon von weitem die rot-schwarze Suzuki. "Ja, beim einkaufen in der Handtasche einer Frau.", grinste Micha breit. "Aufgesetzt." Nero blickte ihn lachend an. Er schüttelte den Kopf, band sich seine Haare zusammen und setzte den Helm auf. Der Rothaarige, tat es ihm mit seinen Haaren und dem Helm gleich, löste den Ständer der Maschine und setzte sich. Nero nahm hinter ihm platz und hielt sich, ziemlich verkrampft, an Michas Hüfte fest. Er wusste schon warum. Sein Freund fuhr, als sei der Teufel höchst persönlich hinter ihm her. Nach einiger Zeit, in der sich Micha sogar noch einmal verfahren hatte, kamen sie dann endlich dort an, wo sie ursprünglich hingewollt hatten. Der rothaarige stellte die Maschine etwas abseits in eine Seitenstraße und Nero witzelte wieder einmal herum, dass er sich auch ja merken sollte, wo sie stand. Nicht dass er wieder Stunden danach suchen musste. Micha nahm das alles sehr locker auf, grinste ihn nur frech an und öffnete die Jacke seiner Motorrad-Lederkombi. Es war brütend warm geworden und kaum dass sie ein paar Minuten gegangen waren, dachten die beiden, sie würden unter der Sonne wie Eis dahin schmelzen. "Auf der Maschine war es so schön kühl... und jetzt?", seufzt Micha erledigt. Er zog seine Jacke aus und warf sie sich über die Schulter. "Ja, war recht angenehm." Nero grinste, tat es Micha gleich und nahm den Helm dann um den Kinnriemen. "Na dann wollen wir doch mal gucken, ob wir den Markt auch finden." "Tja und wenn nicht..." Nero überlegte einen Moment. Setzen wir uns irgendwo in den Schatten und machen erst mal gar nichts." Er grinste. "Hört sich doch mal ganz gut an." Micha marschierte los und Nero hinterher. "Und wenn wir ihn nicht finden, fragen wir uns durch." Micha nickte seinem Freund zustimmend zu. Sie irrten ein paar Minuten lang orientierungslos in der Stadt umher, bis sie ein Schild erblickten, auf dem die Richtung, in die sie laufen mussten, mit einem Pfeil angegeben wurden. Also liefen sie in diese, bis der nächste Pfeil auftauchte. So ging es einige Zeit, an einem Maisfeld vorbei, über eine Brücke, unter dieser ein Fluss hindurch floss, dessen Bett so mit Algen und Moos bedeckt war, dass Nero nicht gerade erpicht darauf war, hineinzuspringen, obwohl es so warm war, bis sie dann letztendlich tatsächlich an dem Mark angekommen waren. Ringsum standen etwas baufällige, alte Häuser, als wären sie eigens für den Mark aufgestellt worden. In der Mitte des Marktes, der wie es den Anschein hatte, auf einem richtigen Marktplatz aufgebaut wurde, stand ein alter, mit Marmorfiguren verzierter Brunnen. Die Gestalten waren verschiedener Art. Ein kleiner Junge und ein Mädchen mit Kopftuch, standen links und rechts neben einer etwas erhöht gestellten Figur, welche ihre Arme ausgebreitet hielt und, nach ihrer Geste zu schließen, über den beiden wachte oder sie beschützte. Der Knabe hielt eine Sense in Händen, aus dessen Griff das Wasser floss, aus dem Blumenstrauß des Mädchens kam das kühle Nass. Als die beiden ihren Blick über den Platz schweifen ließen, war die Vorfreude verschwunden und machte leiser Enttäuschung platz. Micha und Nero hatten sich etwas absolut anderes unter einem Mittelaltermark vorgestellt. Es waren nur hier und da ein paar Stände aufgebaut, an denen Met und Schmuck verkauft wurde, der noch nicht einmal wirklich gut aussah. Entweder war er, nach Neros Geschmack, schlecht verarbeitet, oder aber er hatte nicht ansatzweise mit dem Mittelalter zu tun. Denn diesen Kram, wie Micha und Neros zu sagen pflegten, konnten sie sich auch in einem gewöhnlichen Kaufhaus ansehen. Die beiden blickten sich an. Sie schüttelten den Kopf und drehten sich wieder um. "Was für ein Reinfall.", seufzte Nero leise und blickte in den Himmel. Von einem Moment auf den anderen, zogen dunkle Wolken auf. Die Sonne war urplötzlich verschwunden und es wurde tatsächlich ein wenig kalt.Dunkle Wolken zogen auf. "Allerdings. Was machen wir jetzt noch?" Micha blickte seinen Freund kurz an und hob dann ebenfalls den Blick. "Ich weis nicht. Entweder nach Hause fahren oder schauen, dass wir uns irgendwo unterstellen können, wo es einigermaßen trocken ist." Der Schwarzhaarige schüttelte leicht den Kopf und ein Regentropfen traf seine Nase. Micha nickte zustimmend. "Nur ich denke, dass es nichts bringen wird, wenn wir uns unterstellen, da wir nicht wissen, wann es wieder aufhört zu regnen." Der Rothaarige nahm Neros Hand und ging schnellen Schrittes den Weg zurück über die Brücke, vorbei an dem Maisfeld zu seiner Maschine. "Schade eigentlich." Nero seufzte nur leise und setzte den Helm wieder auf. Er hatte sich schon gefreut, mal nicht nach Leipzig wegen eines solchen Marktes fahren zu müssen, da es in seiner Nähe im Jahr über keine Mittelaltermärkte gab. Das Theater, was sie hier vorgespielt bekommen hatte, verdiente den Namen "Mittelaltermark" auf keinen Fall. Er war restlos enttäuscht. "Ja, das ist wirklich schade.", kam es gedämpft von Micha, welcher schon auf seiner Süßen saß und den Motor laufen lies. Er war nicht minder enttäuscht von dieser Aktion. Und er stimmte Nero unbewusst in der Hinsicht zu, dass das, was sie eben gesehen hatten, nicht den Namen "Mittelaltermark" verdient hatte. Es war eine Beleidigung für jeden Künstler, der auf einem richtigen, seine Stücke zum Verkauf vorstellte. Ebenso wie die Bands, die dort spielten. Nero setzte den Helm ebenfalls auf und lies sich dann, ein klein wenig umständlich, hinter Micha nieder. Hielt sich, wie schon vorher, um dessen Hüfte fest und keinen Moment später ging die rasante Fahrt zurück los. Während der Fahrt fing es ohne Unterlass an zu Regnen. Es schüttete und der Regen trommelte nur so gegen ihre Visiere beziehungsweise auf das von Micha, da Nero wegen ihm von dem Regen abgeschirmt wurde. Trotzdem waren seine Finger und seiner Glieder nach einiger Zeit ganz starr und eiskalt. Er war völlig steif, als er bei Micha zu Hause von dessen Maschine stieg. Nero freute sich schon richtig auf eine schöne, heiße Dusche, die er auf jeden fall nötig hatte. "Oh man..." Micha trat wie ein begossener Pudel in seine Wohnung, Nero im Schlepptau. "Kalt.", murmelte der Schwarzhaarige leise und schlüpfte aus der Lederjacke, die ihm sein Freund geliehen hatte. Ebenso wie aus seinen Schuhen. Selbst seine Zehen waren einzige Eisklumpen. "Dann geh flott unter die Dusche." Der Rothaarige gähnte leise, lies seine Schultern kurz kreisen, das Genick leicht knacken und verschwand dann in seinem Schlafzimmer, wo er sich aus seiner Lederkombi schälte. "Dich hat es schlimmer erwischt, geh du..." Nero wurde allerdings das Wort mitten im Satz abgeschnitten. "Keine Widerrede." Michas Augenbrauen waren etwas nach oben gezogen und er blickte ihm fest in die Augen. Nero seufzte nur leise und zuckte mit den Schultern. "Wie du meinst." Der junge Mann schnappte sich schnell frische, vor allem trockene, Klamotten und verschwand dann unter der Dusche. Es dauerte gut zwanzig Minuten, bis Nero wieder all seine Glieder bewegen konnte. Seine Finger und Füße brannten ein wenig wegen des heißen Wassers, aber das machte ihm nichts weiter aus. Das sagte ihm nur, dass seine Gliedmaßen langsam wieder auftauten. Micha seufzte leise und schmunzelte. Es fror ihn ein wenig, da er immer noch in seinen etwas feuchten Klamotten in der Küche saß. Also erhob er sich und klopfte an die Badezimmertüre. "Ja?", kam es leise von drinnen. Nero schlang sich noch flott ein Handtuch um die Hüfte, damit er wenigstens nicht völlig entblößt vor Micha stand, welcher um Einlass bat und ihn auch erhalten hatte. Der Rothaarige trat ein und ein voller Dampfschwaden verhangendes Badezimmer erwartete ihn. "Wah.... Tür zu." Nero schlang seine Arme um einen Teil seines Körpers und bekam eine fürchterlich gemeine Gänsehaut. "Entschuldige.", grinste Micha leicht und schloss die Türe. Er musste aufpassen, dass er sich nicht über die Lippen leckte, als er die leicht verschwommene Gestalt von Nero durch den Nebel erblickte. Er trat noch einen Schritt auf seinen Schatz zu und biss sich etwas auf die Unterlippe. Micha hatte Nero ja schon in vielen Situationen gesehen, aber so, hatte er ihn bisher noch nie erblickt. Nur mit einem Handtuch bekleidet. Obwohl man das nicht einmal sagen konnte. Seine Haare waren offen. Hingen ihm etwas Strähnig über die Schultern. Hafteten hier und da an seiner schmalen Brust, über die sich hin und wieder eine Wasserperle ihren Weg bahnte. Eine kleine, nasse Spur hinterließ, die Micha zu gerne aufgeleckt hätte. Michas Herz schlug ein paar Takte schneller. Er zitterte leicht, was diesmal allerdings nicht von der leichten Erregung kam, die ihn in diesem Moment durchflutete, sondern eher von der Kälte, die immer noch an und in ihm haftete. Deshalb zog er flott sein Oberteil aus und warf es in den Wäschekorb. Schmiss gleich noch seine Socken dazu und kam dann noch ein paar Schritte weiter auf seinen Freund zu. Blickte ihn lächelnd an und schüttelte den Kopf. Der junge Mann streckte seine Rechte aus. Streichelte nur sanft, kaum spürbar, über Neros schmale Brust. "Wieso ist mir das so lange verwehrt geblieben?", fragte er leise in die Stille des Badezimmers hinein. Er erwartete nicht einmal eine Antwort. Seine Stimme wurde für einen Moment von den Wänden zurückgeworfen und er lächelte leicht. Der junge Mann spürte deutlich, wie der Körper unter seinen Fingerspitzen erzitterte. Er trat noch einen Schritt auf den Schwarzhaarigen zu und legte leicht seine Arme um dessen Hüfte. Lehnte seinen Kopf an Neros Brust und schloss die Augen. Merkte, wie sich zwei etwas rutschige Arme um seine Schultern legten. "Du bist kalt.", murmelte eine raue Stimme über seinem Kopf und er lächelte. "Mir ist auch kalt.", flüsterte Micha leise zurück. Hauchte einen zärtlichen Kuss gegen Neros Brust und kuschelte sich leicht an ihn. "Dann... solltest du duschen gehen." Neros Finger der rechten Hand glitten sanft durch die Haare des Rotschopfs. "Mach ich auch... aber davor will ich dich etwas fragen." Der junge Mann blickte immer noch nicht auf. Fühlte die sanften, etwas unsicheren Berührungen durch die geschlossenen Augen umso intensiver und wünschte sich nur, dass diese niemals aufhören würden. Es machte ihn glücklich, so in Neros Armen zu stehen. "Was wäre?" Micha spürte den deutlich ansteigenden Herzschlag seines Lieblings und er schmunzelte. Es war nichts Schlimmes, was er ihn fragen würde, doch er erwartete eine absolut ehrliche Antwort. Er überredete sich dann doch, die Augen zu öffnen und Nero anzusehen. Er blickte in diese unergründlichen, hellgrünen Tiefen, die ihm jetzt schon wieder fast den Verstand raubten und ihn dazu antrieben, dessen Besitzer einfach zu küssen. Sanft zu verführen. Doch diese Gedanken verwarf der junge Mann für diesen Moment. "Hab ich dich gestern überrumpelt?", wollte er leise wissen. War jedoch ernst geblieben. War seinem Blick nicht ausgewichen und erkannte, wie sich eine sanfte Röte über Neros Gesicht ausbreitete. Eine süße Röte die Micha leicht schmunzeln ließ. Dessen Finger leicht über Neros Wirbelsäule glitten und auf dessen Körper eine leichte Gänsehaut hinterließen. "Ähm... nun.." Nero schluckte leicht. "Eigentlich nicht.", schüttelte der Schwarzhaarige wahrheitsgemäß den Kopf. Wurde nur um eine Spur röter und machte dann der Farbe einer überreifen Tomate platz, als Micha sanft an einer von seinen Knoten zu saugen begann. Ihn sanft umspielte und dann neckisch anstupste. "Aber jetzt.", grinste der junge Mann kichernd und küsste seinen Liebsten flüchtig auf den Mund. Er ließ Nero langsam los und gähnte leise. Es schüttelte ihn leicht und er zog sich flott noch die Lederhose aus. Er musste jetzt wirklich langsam duschen, sonst würde er sich noch Frostbeulen holen. "J... ja. Jetzt schon.", kam es leicht stotternd von Nero, welcher ertappt gleich noch weiter angelaufen war. "Und wenn du mich jetzt noch weiter ansehen willst, kannst du gerne hier bleiben.", zwinkerte Micha, welcher gerade dabei war, sich seiner Unterwäsche zu entledigen. Er tapste an seinem Schatz vorbei, stellte sich hinter die milchige Duschwand und schaltete die Brause an. "Ahh~" Ein wohliges Seufzen drang aus seiner Kehle, als der heiße Wasserstrahl seinen kalten Körper berührte. Nero war unterdessen noch immer nicht aus dem Badezimmer verschwunden gewesen. Sein Mund stand ein wenig offen, denn er hatte immer noch das Bild von Micha vor Augen. Er hatte ihn bisher noch nie unbekleidet gesehen, obwohl sie sich nun schon so lange kannten. Micha hatte ein leises Grinsen auf dem Gesicht. Er musste sich wirklich zurückhalten, nicht los zu kichern. Er fand es süß, dass Nero immer noch hier war, obwohl ihn niemand dazu zwang zu bleiben auf der anderen Seite aber auch niemand daran hinderte zu gehen. Der junge Mann hielt sein Gesicht in den Wasserstrahl und lächelte. "Willst du mit drunter?", fragte er dann lächelnd und schmunzelte leicht. Konnte sich schon vorstellen, dass Nero das wieder so verlegen machte, wie vorher. Stellte sich dessen Gesicht vor und konnte nun wirklich nicht umhin, leise zu kichern. Tatsächlich war der Schwarzhaarige wirklich rot angelaufen, obwohl es röter eigentlich schon fast gar nicht mehr ging. Mit Micha zusammen duschen, so weit würde es noch kommen. Nein, das würde er nicht. "N... nein.", meinte Nero dann mit, so hoffte er, fester Stimme. Ging dann langsam aus dem Bad hinaus und zog sich frische Sachen an. Setzte sich dann mit einem Handtuchturban auf dem Kopf, in die Küche. "Hm, schade eigentlich.", seufzte Micha grinsend. Es wäre wirklich zu schön gewesen, mit Nero noch ein Weilchen unter einer schönen, heißen Dusche zu kuscheln. Nur, er wusste, dass er sich, wenn er Nero so nah bei sich in den Armen gehalten hätte, nicht mehr zurückhalten hätte können. Bei Neros Körper auch kein Wunder. Er hatte zwar sehr wenig auf den Rippen und doch passte es zu ihm wie nichts anderes. Mit mehr um den Hüften könnte er ihn sich nicht einmal wirklich vorstellen und er wollte es auch irgendwie nicht. Er war absolut glücklich mit dem, was Nero hatte. Er wollte ihn nicht anders haben, nur wenn sich Nero selbst nicht mehr sehen konnte, würde er ihm nicht hineinreden, das war klar. Micha spürte schon wieder diesen leichten Druck in seinen Lenden. Würde er noch länger über Neros Traumkörper nachdenken, würde er gleich noch zehn Minuten länger unter der Dusche bleiben müssen. Also wusch er sich noch schnell die Haare, wickelte sich dann in ein Handtuch ein und trat aus der warmen Dusche in die etwas kühle Wohnung. Er fröstelte und beeilte sich, warme Klamotten anzuziehen. Micha warf sich also einen warmen Wollpulli über und schlappte in einer Jeans, allerdings ohne Socken, in die Küche. Gähnte leise und lächelte verschmitzt. "Das hat gut getan." Der junge Mann streckte sich kurz und schaltete die Kaffeemaschine an. Stellte sich dann an die Spüle und blickte Nero an. Er saß, so kam es ihm jedenfalls vor, etwas steif auf dem Stuhl. "Hmh, allerdings." Neros Stimme war ein wenig heiser gewesen. Seine Augen schienen ein wenig glasig zu wirken, als er Micha ansah. Als würde er jeden Moment zu weinen anfangen. Ein Piepsen, was von der Kaffeemaschine kam, lies ihn vorerst aus seinen Gedanken schrecken. Er nahm zwei Tassen und stellte eine von ihnen seinem Schatz vor die Nase. Setzte sich ihm gegenüber und blickte ihn besorgt an. "Was hast du?", fragte er leise nach. Betrachtete ihn mit aufmerksamen Augen und stand dann auf, als er nur ein leichtes Kopfschütteln bemerkte. Der junge Mann ging vor Nero in die Hocke und hielt sich etwas an dessen Knien fest. Versuchte Blickkontakt aufzubauen, was ihm allerdings nicht gelang, da der Schwarzhaarige seinen Augen auswich. Er verstand nicht, was das jetzt sollte. Schon gar nicht, wie Neros derartiges Stimmungstief zustande gekommen war. Hatte er wieder etwas getan, was sein Schatz nicht wollte? Aber dann hätte er doch etwas gesagt, oder nicht? Hatte er sich damit abgefunden, dass er einfach das zuließ, was Micha tat? Das konnte er sich nicht vorstellen. Nero hatte schon immer seinen eigenen Willen gehabt und sich eigentlich nichts sagen lassen. "Nero, wenn nichts ist, würdest du nicht so drein schauen.", flüsterte der junge Schwarze leise. Streichelte ihm sanft über die Wange und als hätte er es vorausgesehen, umarmte er seinen Liebling, welcher kurz danach leise in Tränen ausbrach. Seinem Herzen gab das einen deutlichen Stich. Er konnte Nero nicht weinen sehen. Er wollte ihn nicht traurig machen, das war das Letzte was er wollte. Micha hoffte stark, dass er nicht der Auslöser war, dass es Nero jetzt nicht so gut ging. "Schatz, komm mit.", hauchte er sanft. Zu seinem Überraschen erhob sich Nero leicht wankend und wurde dann langsam aber sicher in Michas Wohnzimmer bugsiert. Der Rothaarige zog flott die Couch aus, setzte sich dann darauf und zog Nero zwischen seine Beine. Rutschte vollends an die Rückenlehne, während er seinem Schatz leicht über die Haare streichelte. Die Augenschloss und allein mit seiner Anwesenheit versuchte, Nero etwas zu beruhigen. Die richtigen Worte wären ihm nicht eingefallen. Er hatte den Schwarzhaarigen in den Jahren die sie sich jetzt kannten, nur zwei Mal weinen sehen. Es tat ihm in der Seele weh, ihn so zu sehen. Wie ein kleines Häufchen Elend, lag er in seinen Armen. Schluchzte immer wieder leise auf und kauerte sich immer weiter in sich zusammen. Hör doch endlich auf, dachte sich Micha insgeheim. Es tat unglaublich weh. Die Laute und auch der Anblick. Automatisch drückte er Nero ein gutes Stück fester an sich. Vergrub seine Nase leicht in seinen Haaren und streichelte ihn einfach weiter. Über die Arme, den Rücken, die Wange und die Haare. Etwas anderes blieb ihm schließlich nicht übrig. Er hoffte nur, dass sein Schatz ihm sagen würde, was ihm auf der Seele lag. Denn noch öfter, könnte er diesen Anblick nicht ertragen. "Es... tut mir leid.", schluchzte Nero leise auf. Wollte sich schon aus Michas Armen wenden, doch er hielt ihn nur noch fester. Er wollte ihn jetzt nicht gehen lassen. Nicht in diesem Zustand. "Ich... kann das einfach nicht..." Neros Hände vergruben sich in seiner Mähne. Der Handtuchturban hatte Micha irgendwann neben sich gelegt. Micha verstand im ersten Moment nicht. Sah ihn etwas verständnislos an und nahm erst einmal die Hände seines Schatzes in seine eigenen. Küsste ihn flüchtig auf die Stirn und fragte ihn dann, was er nicht könne. "D... das." Ein leises Hicksen war aus Neros Kehle gedrungen und er versuchte sich noch kleiner zu machen, als es seine Größe zuließ und er es eh schon war. "Was?" Micha verstand wirklich nicht, was er wollte. Er redete Unzusammenhängendes und sagte ihm nicht direkt, was er nun eigentlich wollte oder nicht wollte. Er konnte ihm so also nicht helfen, so gern er es auch getan hätte. "Das hier... Ich... kann das nicht.", wimmerte er leise auf und fuhr dann leise fort: "Ich... ich will dich nicht ausnutzen." Wie ein kleiner Junge kauerte er sich an Michas Brust zusammen. Krallte sich leicht in dessen Pullover und schluchzte wie ein Schlosshund vor sich hin. Dem Rothaarigen fiel in diesem Moment erst einmal gar nichts ein. Ihm waren jegliche Worte im Halse stecken geblieben. Nero dachte also, dass er ihn benutzen würde? Nur wie kam er darauf? Das verstand Micha immer noch nicht. Wenn, dann würde Micha ihn ja eigentlich benutzen, nur das tat er nicht! Das tat er auf keinen Fall! Und Nero nutzte ihn auch nicht aus. Wie also kam er nur darauf? "Du... du benutzt mich doch nicht.", flüsterte Micha dann leise. Sichtlich geschockt über das, was er eben erfahren hatte. Er schloss seine grauen Augen und seufzte leise. "Natürlich tu ich das!" Ein leichter Schlag hatte die Brust des Rothaarigen getroffen. Nero hatte in seinen Armen nun leicht angefangen zu zittern und konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Ein Tränenschwall nach dem anderen rann an seinen weichen, leicht rosigen Wangen hinunter und verloren sich in Michas Oberteil. "Dann sag mir in welcher Art. Denn... ich merke davon nichts.", hauchte er sanft. Versuchte ruhig zu reden, doch seine Stimme zitterte schon zu stark. Er hoffte, dass sie ihm nicht versagen würde. Noch besser wäre es natürlich, wenn er auch noch zu weinen anfing. Einer von ihnen musste die Fassung behalten, sonst konnten sie dieses Gespräch, auch wenn es nicht sonderlich fröhlich war, sofort in den Sand setzen. "In... dieser Art." Seine Tränen traten immer noch aus seinen Smaragden, doch das Schluchzen und Wimmern hatte etwas nachgelassen, wenn es auch noch nicht ganz verstummt war. "Ich... oh Gott. Ich hab mich so lange... nach jemandem... gesehnt, der... der genauso ist... wie du.", fing er dann leise an zu erzählen. "Der mich... in den Arm nimmt... der einfach... für mich da ist." "Aber... Nero, das ist für mich selbstverständlich.", hauchte Micha leise. Er verstand nicht, warum Nero daraus so ein Theater machte. "Nein... und gestern..." Der Schwarzhaarige stockte für einen Moment. Fuhr dann leise fort: "Es war... unglaublich... ich... ich hab mich... zum ersten Mal... nicht davor... geekelt." "Aber das ist doch schön. Ich meine wenn es dir gefällt, was ist denn dagegen einzuwenden?" "Du kapierst es nicht... Ich benutze dich vorne und hinten. Ich benutze dich dafür, dass ich meine... dass ich all das vergessen kann. Dass ich meinen Druck ablassen kann. Dass... ich hole mir von dir die Geborgenheit die ich brauche. Die Zuneigung, die ich nie bekommen habe. Die Aufmerksamkeit, die mir die ganzen 11 Jahre über gefehlt haben.", widersprach Nero seinem Freund laut. Seine Tränen waren gewichen. Ebenso wie das Schluchzen und das leise Wimmern nun endgültig verstummt waren. "Nero, aber dafür bin ich da, dass ich dir die Geborgenheit schenke, die du brauchst. Dass du all das hinter dir lassen kannst." Micha versuchte seinen Schatz irgendwie zu verstehen, doch er schaffte es nicht. Er war mit seinem schlauen Denken wirklich am Rande angelangt. "Nein!", schrie er plötzlich auf und erhob sich. Stand nun mit roten, verquollenen Augen vor dem Rothaarigen und zitterte so stark, dass er beinahe wieder auf das Sofa gesunken wäre. "Ich... kann dir das NIE zurückgeben! Ich werde das nicht können!" "Das kannst du jetzt sagen?", fragte der Rotschopf leise. Erhob sich ebenfalls und stellte sich vor seinen Liebling. Schaute ihm direkt in die Augen und lächelte ihn sanft an. "Du kannst jetzt im Voraus schon sagen, was du mir in der nächsten Zeit nichts geben kannst? Du kannst wirklich voraussagen, dass du mich nicht glücklich machen kannst?" Immer noch lag das sanfte Lächeln auf seinen Lippen. Seine Augen waren immer noch auf die seines Schatzes gerichtet. "J... ja.", kam es kleinlaut von Nero. "Ich... ich kann dir das... nicht antun.", schluckte er hart. Wieder kullerten Tränen über sein Gesicht und er wollte schon aus dem Zimmer gehen, doch Micha hielt ihn fest. Er hatte nicht gedacht, dass Nero tatsächlich so wenig wusste. Das er wirklich nicht wusste, wie glücklich er ihn eigentlich machte. Oder aber vielleicht konnte er es auch nicht sehen Der Junge Mann zog den Schwarzhaarigen wieder mit sich auf die Couch. Drückte ihn diesmal jedoch in die Horizontale und kniete sich über ihn. Wischte ihm erst einmal die Tränen von den erhitzten Wangen und lächelte. Das verblüffte und zugleich erschrockene Gesicht von Nero war einfach Gold wert. "Honey, hör mir zu." Etwas anderes blieb Nero wohl kaum übrig, wenn Micha so über ihm kniete. Die Hände links und rechts von dem Kopf des Schwarzhaarigen abgestützt. "Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich du mich machst. Und das ist jetzt nicht nur so daher gesagt.", meinte Micha leise. Blickte wieder in die unergründlichen Tiefen seines Gegenübers. Sein Herz klopfte hart gegen seine Brust. Ein Knoten saß in seiner Kehle und er musste sich erst einmal beruhigen um nicht auch noch in Tränen aus zu brechen. "Und das Glück... es wird sich auch nie einstellen, hörst du?" Diesmal war er es, der hart schlucken musste. Und doch rann ihm kurz darauf eine Träne die Wange hinunter. Sie standen so kurz davor. Kurz davor all das, was sie sich in dieser kurzen Zeit aufgebaut hatten, in den Müll zu werfen. Einfach aufzugeben, als wäre nie etwas gewesen. Er würde Nero ziehen lassen, wenn er es wollen würde. Er würde ihn nicht unglücklich machen wollen, nur damit er glücklich war. Das könnte er sich niemals verzeihen. "Aber... ich kann das nicht. Micha ich werde das nie... machen können. Machen können... was... was du machst, verstehst du?" Wieder drang ein leises Wimmern aus Neros Kehle. Diesmal aber wegen Micha. Der halb mit den Tränen kämpfte und auch fast davor stand unaufhaltsam loszuweinen. Das verpasste ihm fast einen Schlag ins Gesicht. Er hatte langsam das Gefühl gegen eine Wand zu reden. Er hatte es Nero zehn Mal, hundert Mal versichert! Doch anscheinend war es nicht zu ihm durchgedrungen. "Herr Gott Nero!", schrie er plötzlich auf. Packte Neros Gesicht mit beiden Händen und starrte ihn wütend an. "Mir geht es nicht um deinen verdammten Köper!" Diesmal waren es Wuttränen, die aus seinen grauen Steinen drangen. Ein Sturzbach aus Tränen, die ihm unentwegt über die Wangen liefen und auf Neros Gesicht zerplatzten. Diesem war der Schock direkt ins Gesicht geschrieben. Micha war in seinem Leben noch nicht so wütend gewesen und wenn doch, hatte er es nicht gezeigt. Doch jetzt reichte es wirklich. "Okay... es wäre gelogen, wenn ich sagen würde... mir wäre dein Körper egal... ich begehre ihn sehr, aber... aber das ist... nicht das Wichtigste.", nuschelte er dann leise vor sich hin. "Ich... ich will dich mehr als alles andere auf der Welt... nur... nur wenn du es nicht willst... ich werde dich nicht aufhalten.", meinte er dann flüsternd und erhob sich. Fuhr sich über das Gesicht und wischte sich seine Tränen an dem Pulloverärmel ab. Sah betrübt auf Nero hinunter und ging dann zum Fenster. Es regnete immer noch und Micha hatte das Gefühl, wie diese Regentropfen aus den Wolken zu stürzen, unten aufzukommen und hart zu zerbersten. Ein Schmerz durchzog ihn im Moment, wie er ihn nur bei dem Tod seines Bruders bisher erlebt hatte. Es war wohl wirklich nur Wunschdenken gewesen. Ein Traum, aus dem er im Moment hoffte schnell wieder aufzuwachen. Nero neben sich liegend vorfinden würde und noch alles so war, wie es noch vor ein paar Stunden gewesen war. Doch auch das war ein Traum. Denn, als er sich umdrehte war Nero immer noch er. Er selbst war immer noch in seinem Wohnzimmer, spürte seine brennenden Augen und den Schmerz, der sich unaufhaltsam einen Weg durch seinen Körper bahnte. "Ich... möchte nicht gehen.", drang dann eine leise Stimme zu ihm hindurch. Eine traurige Stimme. Eine, die verletzt schien. Die er um alles in der Welt trösten wollte, es wahrscheinlich nur nicht schaffte, da er im Moment einfach zu schwach war. "Wie gesagt... ich werde dich nicht aufhalten. Ich... will dich nicht unglücklich machen.", meinte Micha dann und ging aus dem Zimmer hinein in sein Schlafzimmer. Schlug die Türe hinter sich zu und lies sich leise schluchzend in sein Bett fallen. Kauerte sich wie ein kleines Kind zusammen und versuchte sich irgendwie zu beruhigen. Doch immer wieder glitten seine Gedanken hinüber in sein Wohnzimmer. Wo wahrscheinlich immer noch Nero saß. Womöglich sogar weinend und er konnte ihn nicht trösten. "Micha?" Er hörte wieder diese Stimme. Verletzt, traurig. Und schon krampfte sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Er musste ein Wimmern unterdrücken, was ihm jedoch trotzdem entwich. Er antwortete nicht. Wahrscheinlich würde Nero ihm nur sagen, dass er gehen würde. Ob zurück zu sich nach Hause oder wirklich gehen. Gehen aus dem, was sie sich in den Tagen aufgebaut hatten, in denen sie zusammen gewesen waren. In den wohl schönsten Tagen die er in seinem Leben je gehabt hatte. Doch es war keines von beidem, was Nero vorhatte. Der Rothaarige spürte ein Gewicht neben sich und dann Arme, die sich etwas zitternd um seine Hüfte legten. Einen warmen Körper, der sich an ihn schmiegte und ein paar Lippen, die sich sanft in seine eh schon heiße Wange einbrannten. "Was... ist?", fragte er leise nach. Zog die Beine noch ein wenig an. Versuchte jedoch nicht, von dieser angenehmen Wärmequelle wegzukommen. "Ich... ich will nicht gehen.", hörte er eine zaghafte Stimme hinter sich. "Ich... ich will dich nicht verlassen." Ein leises Schluchzen drang gleichzeitig aus den Hälsen der beiden. "Aber... ich hab... angst.", kam es dann sehr leise von Nero. Micha spürte, wie sein Freund sich noch näher an ihn schmiegte und ihm leicht über die Arme streichelte. Langsam drehte er sich dann um. Der Auslöser dieses eine Wort. Wovor hatte Nero Angst? Er musste wohl keinen schönen Anblick abgeben, aber das war ihm auch schon egal. Er hatte sich bisher vor Nero noch nie die Blöße gegeben und geweint, doch diese Situation hatte das einfach nicht zugelassen. "Angst? Wovor?", fragte Micha dann mit heiserer und sehr brüchiger Stimme. Sie war ziemlich dünn und drohte ihm nach diesen zwei Worten schon wieder zu versagen. "Vor dem... was kommt." Nero hatte seine Augen daraufhin leicht geschlossen. Ein leises Seufzen entfloh ihm und der Rothaarige konnte nicht anders, als ihm einen sanften Kuss auf die Stirn zu hauchen. Auch wenn seine Lippen stark zitterten. "Wieso? Was kommt denn noch?" Der junge Mann atmete für einen Moment tief ein. Legte seinem Gegenüber dann ebenfalls seine Arme um die Hüfte, drehte sich selbst auf den Rücken und zog Nero einfach mit sich. Streichelte ihm leicht über das Kreuz. Wusste selbst nicht, was er damit erwirken wollte. Aber vielleicht war es allein deshalb, um sich selbst etwas zu beruhigen. "Wegen... wegen..." Nero stockte für einen Augenblick. Fuhr aber dann doch fort: "Sex.", murmelte er leise. Vergrub sein Gesicht leicht an Michas Halsbeuge, welcher sich mit einer Hand die restlichen Tränen von den Wangen wischte. "Nero, wie oft soll ich es dir noch sagen?", fragte er darauf bezogen und seufzte leise. Wie oft sollten sie das noch durchkauen? "Du hast es selbst gesagt. Du begehrst meinen Körper..." Ein leises Knurren drang jetzt aus Michas Schlund. "Ich habe dir auch gesagt, dass das nicht das Wichtigste ist, oder?", stellte dieser dann fest. Schloss die Augen und hoffte, dass sie dieses Thema endlich einmal abschließen konnten. "Ich weis, aber... darum geht es mir ja auch nicht.", nuschelte er leise. Lief ein wenig rot an. "Sondern?" Micha war es leid das immer und immer wieder durchzukauen. Ihm war es ja klar, dass Nero davor Angst hatte. Nach seiner Vergangenheit war es ihm auch nicht zu verdenken, nur er hatte es ihm doch schon sooft gesagt. Und auch, dass er ihn nie anfassen würde, wenn er es nicht wollte. "Ich... ich will es ja... ich mein... von dir... berührt zu werden aber... ich... ich kann das nicht.", flüsterte er dann verschämt. Sein Gesicht nahm die Farbe einer gut reifen Tomate an. Micha ging es dabei allerdings auch nicht anders. Bei diesem kleinen Geständnis war auch er ziemlich farbig geworden und er musste leicht lächeln. Damit hatte er nicht gerechnet. "Was kannst du nicht? Es zulassen? Dafür ist es zu spät, das hast du nämlich schon." Der Grauäugige musste aufpassen dass er nicht zu kichern anfing, doch er konnte es noch so einigermaßen unterdrücken. Zum Glück, sonst dachte Nero womöglich noch, er würde ihn nicht ernst nehmen. "Nein... das wäre es glaube ich... nicht einmal... würde... vielleicht auf die Situation ankommen... sonder..." Wieder stockte der Schwarzhaarige und schluckte. "Sondern?", hakte Micha leise nach. Streichelte ihm weiterhin über den Rücken. Fuhr ihm dann sanft durch die Haare und kuschelte sich leicht an ihn. Es war wieder eine wohlige Wärme, die ihn durchflutete und auch der geglaubte Schmerz war nicht mehr vorhanden. Er hätte es wirklich nicht ertragen, hätte Nero ihre Beziehung auf Eis gelegt. "Na ja... ich kann das... bei dir... nicht machen.", nuschelte der junge Mann an seinem Hals. Wurde puterrot und versuchte das irgendwie zu verbergen, indem er sein Gesicht noch weiter an Michas Schulter vergrub, welcher genauso rot war und sich hart auf die Lippe beißen musste, um nun wirklich nicht zu kichern. "Das geht schneller als du denkst... außerdem musst du es ja nicht machen.", hauchte der junge Mann sanft. Schmunzelte leicht vor sich hin und küsste sein Gegenüber zärtlich auf die Wange. "Und wenn doch... ich gebe dir gerne Nachhilfestunden.", raunte er gekonnt erotisch und kicherte nun wirklich. Ein überrotes Gesicht tauchte vor seinem eigenen Antlitz auf und ein paar empörte, hellgrüne Augen blickten auf ihn hinab. "Nachhilfestunden...", fragte Nero leise nach und fing sich nur ein sanften Lächeln und ein Zwinkern, was ihn noch weiter erröten ließ, so weit es denn noch möglich war. "Ich will nicht wissen wie die aussehen.", murmelte er leise und lies sich wieder auf Micha sinken. "Soft... völlig soft." Ein leises Flüstern kam über seine Lippen. "Ein guter Schuss Erotik, verbunden mit einem harten, aber angenehmen Prickeln." Ein Grinsen zierte Michas Mund und ein empörtes ´Was?` ließ ihn leise auflachen. "Honey, wir sind beide erwachsene Männer.", meinte er daraufhin nur. Schmiegte seine Wange an die Neros und lächelte verliebt. "Wir fangen einfach ganz von vorne an." Ein süßes Schnurren drang aus der Kehle des Rothaarigen und ein leises Kichern aus der seines Schatzes. "Ganz von vorne... wo wäre das?", fragte der Schwarzhaarige flüsternd nach. Ließ seine Hand wie von selbst über Michas Brust kraulen. "Wo, das liegt gut einen Tag hinter uns." Der junge Mann hätte in diesem Moment in die Luft springen können. Erst jetzt war ihm aufgefallen, dass Nero vorher zum ersten Mal Eigeninitiative gezeigt hatte, indem er ihm seine Arme um die Hüfte gelegt hatte. Es war ein schönes Gefühl gewesen, wieder seine Wärme zu spüren und auch das Kraulen jetzt, war unglaublich schön und angenehm beruhigend. "Einen..." Nero stockte und kicherte verlegen. "Achso... okay. Und die nächste Lektion?", fragte er etwas schüchterner nach. Blickte Micha nicht an sondern spielte leicht mit einer von dessen Haarsträhnen herum. Zwirbelte sie zwischen den Fingern und betrachtete diese leise. "Mal sehen... lass dich überraschen.", flüsterte Micha wieder leise und lächelte stumm vor sich hin. "Hab ich dir vorher... wehgetan? Ich mein, wegen deinem Gesicht.", wollte der junge Mann leise murmelnd wissen. Kraulte Nero währenddessen leicht im Nacken und hörte mit Wohlgenuss das leise Schnurren. "Nein... hast du nicht. Aber... ich habe dir wehgetan.", murmelte er leise, ließ von Michas Haarsträhne ab. Setzte sich ein wenig auf und blickte ihn betrübt an. "Es tut mir leid." Ein sanftes Lächeln umspielte die Lippen des Rothaarigen, ehe sie sich auf denen seines Gegenübers wieder fanden. Seine Rechte fand den Weg in Neros Genick, was es ihm ermöglichte, diesen weiter zu sich zu ziehen, um sich somit nicht den Nacken zu verrenken. Der junge Mann hauchte ein ´Ich liebe dich´ gegen die Lippen seines Schatzes und nach solch einer Situation hätte er eigentlich gedacht, dass ein ´Ich dich auch´ oder Ähnliches, zurück kommen würde, nur dem war leider nicht so. Micha seufzte leise, ließ dennoch nicht von Neros süßen, verführerischen Lippen ab, sondern genoss ihre Zweisamkeit, die sie beinahe verloren hätten. "Was machen wir jetzt noch?", fragte der Schwarzhaarige mit einem deutlich erhöten Puls und leicht roten Wangen, nachdem sie ihren sanften, schier endloslangen Kuss, unterbrochen hatten. "Hm... so liegen bleiben?", schlug der junge Schwarze dann vor. Lächelte ihn warm an und schloss einfach seine Augen. Stellte das Kraulen der einen und das leichte Streicheln der anderen Hand jedoch nicht ein. Spürte, wie Nero seinen Kopf wieder auf seine Brust legte und wieder wie eine kleine Katze schnurrte und mit seinen Haaren spielte. Micha war heil froh, dass sie diese Angelegenheiten endlich aus der Welt geschafft hatten. Und auch Nero schien es dadurch nun etwas besser zu gehen. Es tat ihm wirklich leid, dass er seinen Schatz vorher so angeschrieen hatte, doch er war so in Rage gewesen, was vielleicht sogar verständlich gewesen war und dennoch war es nicht gerechtfertigt gewesen. Er hoffte nur sehr stark, dass sich das nicht noch einmal wiederholen würde. Vor allem aber war er gespannt, wie sich ihre Beziehung weiterentwickeln würde. Ob nun ins Positive, was er natürlich hoffte, oder aber ins Negative. Er würde sich überraschen lassen. Kapitel 10: Nachhilfestunden ---------------------------- Kapitel 10 Nachhilfestunden Micha lag in seinem Bett und überlegte, ob er Nero nun anrufen sollte oder nicht. Er wollte unbedingt seine Stimme hören. Wenn es so weiterging, würde er es nicht mehr lange aushalten. Er entschied sich dafür und wählte die Nummer seines Schatzes. Eine gehetzte Stimme drang aus dem Hörer. "Tubolisch?" "Hey." Ein leises Lächeln zierte Michas Lippen. "Ah... hai." "Wieso so außer Atem?" Er kicherte. Er müsste sich selbst an die Nase fassen, denn sein Atem ging ziemlich unregelmäßig und sein Herz schlug um ein paar Takte schneller, als er Neros erschöpfte Stimme hörte. Wie würde er sich dann anhören, wenn er kam?? Oh, wie gerne würde er das erleben. "Weil du mich eben ziemlich gemein hast hochschrecken lassen." "Sorry, war keine Absicht." Peinliches Schweigen. Micha musste sich stark zusammenreisen, um nicht aufzustöhnen. "Was gibt's eigentlich?" "Ich... hrmrm..." Diesmal wäre es beinahe über seine Lippen gekommen. "Ich wollte deine Stimme hören." Diese erregende, sexy Stimme, fügte er in Gedanken hinzu. Seine Linke verstärkte den, vorher leichten, Griff. "Ah... alles okay? Du hörst dich leicht komisch an." Nero setzte sich auf sein Bett und machte es sich etwas bequem. "Hnnn... glaub schon... dass alles okay ist." Diesmal hatte er sich nicht zurückhalten können. Er wollte ihn berühren, bis er nicht mehr wusste, wo ihm der Kopf stand. "Sicher? Was machst du grad?" "Nur unanständige Sachen." Wieder ertönte ein Kichern vermischt mit einem leisen Keuchen. Nero machte sich nichts weiter aus dieser Aussage. "Und du?" "Ähm... ja. Nichts weiter, als frisch geduscht in meinem Bett zu liegen." "Oha... was hast du an?" Ihm stieg die Hitze in den Kopf, welcher in seinem Nacken lag. Er hatte die Augen geschlossen und stellte sich Nero, wie Gott ihn geschaffen hatte, vor. Ihm wäre fast wieder ein Stöhnen entflohen. "Was ich... Micha, ist echt alles okay?" "Jaaa... alles beim Besten." "Ähm, wie gesagt. Bin frisch geduscht, in dem Sinne nur ein blaues Handtuch." "Ach du Scheiße. Sieht bestimmt... lecker aus." Er stellte sich seinen Freund in diesem Handtuch vor. Allein bei dem Gedanken war er sehr nah dran die Beherrschung zu verlieren und einfach laut aufzustöhnen. "Kommt... kommt drauf an, wie du ´lecker´ definierst." Der Schwarzhaarige wuschelte sich zerstreut durch die Mähne. Er wüsste zu gerne, was sein Freund tat. Sollte er die Aussage ´nur unanständige Sachen´ ernst nehmen? Wie auf Zuruf wurde er knallrot und er schlug sich die Rechte vor den Mund. Er musste aufpassen, dass er kein Nasenbluten bekam. "Naaja... sie dich an." Ein weiteres, leises Stöhnen, er ließ den Druck seiner Hand abflauen und hielt in seinem Tun inne. "Süßer, wo sind deine Hände?", fragte Nero gerade heraus. "Meine Rechte am Telefon und die andere ist daa... wo mir deine im Moment lieber wäre." "A-a-aber..." "Soll ich dir sagen was sie macht?", raunte Micha in den Hörer. "Ich..." Wieder wurde er unterbrochen. "Sie fährt langsam meinen Oberkörper hinab... hnn... hält inne." Ein Keuchen Michas, welcher seine Linke tatsächlich langsam über sich hinweg gleiten ließ. "Hält inne... bei meiner Brust. Spielt mit meinen... ahh..." "Micha... du bist..." Nero glaubte nicht richtig zu hören. "Verdammt spitz und du bist der Einzige... der das beheben kann." "Ich... aber ... so?" "Anners geht's nicht. Oder wär's dir lieber, ich würde mit nem mords Ständer durch die ganze Stadt laufen?" "Nicht sonderlich." "Eben." "Ich kann auch vorbei kommen." Kurze Stille. Micha musste sich ein Lachen verkneifen. Dann würde er es auch nicht erledigen, das wusste er. "Ich bin total notgeil, würde viel zu lange dauern." Seine Ausrede würde noch anschlagen. "Würdest du..." Er hielt kurz inne. "Würdest du ihn in den Mund nehmen?" Ein breites Grinsen schlich sich auf seine Lippen. "Ob ich..." Das hatte voll gesessen. Micha wusste, dass er für so einen Schritt noch nicht bereit war. "Erpressung.", murmelte er halblaut. "Tjoo... ich könnte dir ja sagen, wie ich es machen würde und später... bekommst du eine kleine Kostprobe." "Eine Kostprobe?!", quiekte Nero. Schon wieder lief er puterrot an. "Wenn du willst... lass es mich dir beschreiben." "O... okay." Sein Herz raste mittlerweile und seine Rechte war eiskalt. Überhaupt war es im Moment nicht sonderlich warm. Michas Linke fand sich in seinem Schoß wieder. Er lächelte leise und fuhr fort. "Ich würde dich küssen... sanft. Meine Hände... würden über deinen Körper gleiten. Wie ein Feder." Solch ein ´Gespräch´ hatte er bisher noch nie geführt. Er keuchte leise auf. "Meine Lippen, würden über dich hinweg fliegen. Sie würden bei deinen Knoten inne halten. Sie umspielen..." Ein Stöhnen seinerseits. "Sanft necken. Würden weiter hinunter gleiten. An deinem Becken halt machen. Zärtlich, würde ich dich etwas in mir aufnehmen..." Diesmal hörte er ein Keuchen von dem anderen Ende aus. Er lächelte. Der Druck seiner Hand verstärkte sich rapide. "Ein sanftes Saugen würde... einsetzen, meine Lippen, würden dich... weiter reizen." Er konnte gleich nicht mehr. "Meine Zunge... würde dich umschmeicheln... Deine Männlichkeit bis aufs äußerste reizen... bis... du deinen Gipfel erreicht... hast." Micha bäumte sich etwas auf, stöhnte laut auf und kam. Kleine Perlen rannen an seiner Stirn hinab. Sein gesamter Körper, war mit einem leichten Schweißfilm bedeckt. "Kommst... du vorbei?", fragte Nero von der anderen Leitung aus. "Kann... ich machen. Gib mir 10 Minuten." "Okay." Der Rothaarige legte auf, sprang flott unter die Dusche, zog sich frische Klamotten an und sprang auf seine Maschine. Er war gespannt, ob Nero sein Angebot, einer kleinen Kostprobe, annehmen würde. Innerlich lächelnd klingelte er und stieg kurz darauf die Treppen nach oben. "Nero?" Micha schloss die Türe. "Bin hier.", hörte er eine leicht angeschlagene Stimme aus dem Wohnzimmer. Der Rothaarige zog Lederjacke und Schuhe aus und legte seinen Motorradhelm auf den Küchentisch, bevor er zu seinem Freund ging. Dieser lag in eine dunkelblaue Wolldecke eingewickelt auf der Couch. "Alles okay mit dir? Bist ganz blass." Micha setzte sich auf die Sofakante und strich Nero durch die Haare. "´s kalt.", murmelte er leise. "Kommst du?" Er wurde etwas rot. "Zu dir immer.", schnurrte der junge Mann und schlüpfte zu seinem Schatz unter die Decke. Er schlang seine Arme um den schlanken Körper. Micha fühlte... nur nackte Haut. Außer um den Hüften, dort war etwas Frotteeähnliches. Ein Handtuch. "Warum hast du dir nichts angezogen, wenn dir so kalt ist?" Er saugte währenddessen leicht an Neros Hals. "Dann hätte ich ein gemein enges und schmerzhaftes Problem." Der Schwarzhaarige nahm Michas Linke in seine Rechte und führte sie in seinen Schritt. Micha fühlte durch das Handtuch deutlich Neros Erregung. Er entfernte seine Hand nicht, sondern ließ sie leicht auf ihr ruhen. "Hätte ich auch nicht riskieren wollen." Seine Finger streichelten das Glied sanft. "Darf ich dich was fragen?" Micha rutschte etwas näher und knabberte zärtlich am Unterkiefer seines Schatzes. "Ja..." Er war etwas heiser. "Hat dich schon mal jemand oral befriedigt?", raunte er flüsternd an seinem Ohr. Seine Linke glitt unter das Tuch und fuhr leicht über die Innenseite Neros linken Oberschenkel. "Ob mich..." Sein Herzschlag war nach dieser Frage rasant angestiegen. "Ein- oder zwei Mal." Er schluckte. Micha hatte Nero lange nicht mehr so nervös erlebt. Es war richtig süß, obwohl er eigentlich wollte, dass er sich entspannte. "Wie war's?", fragte er weiter. Micha wusste nicht, wie er es anders hätte anstellen können. Und ihn fragen, ob er mal ein bisschen an seinen Genitalien knabbern dürfte, schien ihm dann doch zu dreist und ordinär. "Ich hätte es mir anders vorgestellt. In dem Sinne war es nicht das Gelbe vom Ei.", gab er zu. "Übung macht den Meister.", gurrte Micha. Seine Linke wanderte weiter nach oben und hielt kurz vor Neros Hoden inne. "W... wahrscheinlich." "Ehrliche Antwort... wie fandest du die ´Beschreibung´ vorher?" Micha biss ihn leicht ins linke Ohrläppchen. "Na ja... wie man sieht... ziemlich erregend.", meinte der Schwarzhaarige ehrlich und wurde knallrot. Ein Keuchen ertönte. Zwei Finger seines Freundes fuhren sanft an Neros Männlichkeit entlang. "Gib mir mal deine linke Hand.", bat Micha seinen Schatz. "Okay..." Er tat wie ihm geheißen. "Aber... stopp." "Sorry, hab was vergessen." Er zwinkerte, beugte sich über Nero und küsste ihn sanft. Sie hatten denselben Gedanken geteilt. Ihre Zungen berührten sich flüchtig und spielten immer schneller miteinander. Michas Hand war immer noch in dem Schoß seines Freundes, welcher sich dieser unbewusst entgegenbewegte und leicht aufkeuchte. Der Rothaarige wollte ihn dadurch nicht erlösen, so entfernte er seine Linke und löste den Kuss. Er lächelte nur, während Nero ihn etwas verständnislos anblickte. "Deine Hand.", flüsterte Micha leise. Abermals hob der Schwarzhaarige seine Linke. Micha nahm diese in seine Hände. Er küsste jeden seiner Finger flüchtig und nahm den Zeigefinger vollständig in den Mund. Er merkte, wie sein Freund zusammen zuckte, ließ sich jedoch nicht beirren und hielt in seinem Tun nicht inne. Ein leichtes Saugen setzte ein. Seine Zunge umschmeichelte das Glied gekonnt und bewegte seinen Mund leicht auf und ab. Ein gekonntes Stöhnen drang aus Michas Kehle und er schenkte Nero einen lasziv- aufreizenden Blick. Ein letztes sanftes Saugen und er entließ Neros Finger in die Freiheit. "Was meinst du?" "W... was mein ich?" Der Schwarzhaarige verstand nicht, doch Michas viel sagender Blick lies es bei ihm einrasten. "Kleine Frage noch... haben sie sich gleich darauf gestürzt oder nicht?" "Gleich... ach so. Leider.", meinte Nero langsam. "Es wäre so viel intensiver und reizender.", seufzte Micha. Seine Hand verweilte wieder im Schoß seines Gegenübers. "Ich frag mich gerade, ob du nicht irgendwann einen Anfall bei dem Druck bekommst." "Druck... Michaa..." Nero lachte empört auf. "Sorry, bin halt ziemlich direkt." Er schmunzelte. "Muss schon gemein sein, wenn der Partner einen nicht erlösen will." Er wollte schon, aber er würde Neros Einverständnis abwarten. "Direkt bist du schon, seit ich dich kenne und anders mag ich dich nicht haben. Das wärst dann nicht mehr du." Er hielt inne. "Und ich bin schon fast am Überkochen." "Ich würde mich deiner gerne erbarmen... wenn du es zulässt.", raunte der junge Mann mit einem erotischen Unterton. "Ich weiß nicht." Nero blickte zur Decke und zuckte die Schultern. "Ich tu dir nicht weh... ist deine Entscheidung." Micha saugte abermals leicht an seinem Hals. "Vertraust du mir?" "Ja..." "Siehst du... ich schwöre dir, dass ich dir nicht weh tue und ich höre sofort auf, wenn du es sagst." Ein leises Kichern. "Hände gibt es ja auch noch." "Du hörst auf, wenn ich es sag?" "Natürlich." Sie sahen sich in die Augen. Man erkannte Neros Nicken kaum. Michas Hand entfernte sich aus dessen Schritt und ein Brummeln ertönte. Micha setzte sich für einen Moment auf und zog seinen Pulli aus, da es ihm unter der Decke, neben Nero, zu heiß wurde. Mit T-Shirt war es ihm zwar noch immer zu warm, aber das würde er auch noch aushalten. Nero jedoch, hatte einen ganz anderen Gedanken. Seine Hände schlichen sich unter das Hemd und zogen es dem jungen Mann kurzerhand über den Kopf. "Besser?", erkundigte er sich leise und lies das Kleidungsstück achtlos zu Boden fallen. "Um einiges.", hauchte der Rothaarige zurück und senkte seine Lippen sanft auf Neros. Jetzt musste er nur noch abwarten, ob sein Schatz es zulassen würde. Schade fände er es schon. Der Schwarzhaarige war vollkommen entspannt, auch dann noch, als Micha am Handtuch herumfummelte, da ihm dieses im Weg umging. Was ihn auch störte war, dass er so schief dalag. Es war völlig unbequem. "Nicht erschrecken.", kicherte er leise, spreizte Neros Beine und legte sich etwas umständlich dazwischen. "Jetzt komm ich mir wirklich vor, als würd ich für dich die Beine spreizen.", murmelte der junge Mann leise und hatte nicht damit gerechnet, dass Micha diese Aussage in den falschen Hals bekommen hatte, da er sich ruckartig erhob hatte. Seine Miene war steinhart. "Wenn das so ist... vergiss es.", knurrte der Rothaarige, schnappte sich T-Shirt und Pullover und ging in den Gang hinaus, um seine Schuhe anzuziehen. Für mich die Beine spreizen. FÜR MICH, brüllte Micha in sich hinein. Wie konnte er so etwas nur sagen?! Hatte er ihn gezwungen! NEIN! So ein Scheiß konnte auch nur Nero einfallen. Er spürte, wie sich zwei Arme um ihn legten und sich Neros Erregung in seinen Rücken bohrte. "Warte..." "Wieso, damit ich mir noch länger irgendwelche Anschuldigungen anhören darf? Danke, ich verzichte." Er hatte sich umgedreht. "Ich hab dich nicht zu irgendwas beschuldigt." "Doch, genau mit der Aussage hast du mich beschuldigt, dich dazu gezwungen zu haben. Und das ich hab sicherlich nicht." Er hielt inne. Seine Stimme wurde etwas leiser. "Ich bin kein verdammter Vergewaltiger." "Das... das war doch gar nicht So gemeint." Nero blickte ihn entschuldigend an. "Nero, du machst das nicht für mich. Ich mein... mir machte es Spaß... nur, wenn du das nicht willst, egal was, dann mach ich es auch nicht. Und wenn du es willst, dann ist es auch okay. Hört sich zwar irgendwo selbstsüchtig an, aber auf der anderen Seite, ist es, es wiederum nicht. Es ist ein einziges Geben und Nehmen.", meinte er ernst. Er hofft einständig, dass das nicht noch einmal passieren würde. "Tut mir leid... ich hab das wirklich nicht so gemeint." Er blickte zu Boden. "Ist schon okay... Aber sag so was bitte nie wieder." Micha drückte Neros Kinn nach oben. Der Schwarzhaarige nickte leicht und ein minimales Lächeln schaffte es auf seine Lippen, auf denen sich keine Sekunde später die seines Freundes wieder fanden. Micha blickte auf das Sofa. "Ich glaub, die Couch wird ein bisschen eng." Er schmunzelte. Seine Hände ruhten leicht auf Neros Hinterteil. "Glaub auch.", stimmte ihm dieser zu. Der Rothaarige entführte seinen Freund in einen sanften Kuss und dirigierte ihn in dessen Schlafzimmer. Sie landeten etwas unsanft auf dem großen Bett. Nero rutschte zu seinem Kissen empor und Micha ließ sich abermals zwischen seinen Beinen nieder. "Okay, so weit waren wir schon mal... wie geht's weiter?", kicherte Nero und sein Schatz grinste nur. "Lass dir doch zeit. Der Abend ist noch jung." "Ich soll mir zeit lassen? Ich bin nur halb einem Anfall nahe, aber macht ja nix." "Warum einem Anfall? Oh... ich glaub ich weis warum." Der Rothaarige lächelte Unheil verkündend und seine Hand verschwand in Neros Schoß, welchem ein wohlwollendes Keuchen entfloh und sich seinem Wohltäter etwas entgegendrängte. "Hnn...jetzt weis ich warum." Er ließ seine Finger sanft über dessen Erektion gleiten. "Ach... ehrlich." Ein leises Stöhnen, als sich der Druck etwas verstärkte, sofort aber wieder nachließ. Micha machte es höllischen Spaß, Nero so kurz zu halten. Vor allem aber, weil er einfach wundevoll dabei aussah. Eine Augenweide. Die leicht zerzausten Haare, die heisere Stimme und die mittlerweile, vor Lust, dunkelgrün gewordenen Augen. Wie er sich unter ihm räkelte. Sein Körper schrie geradezu nach seiner Erlösung, doch er wollte ihn noch etwas zappeln lassen. Er sollte es genießen können. Jede Berührung in vollen Zügen auskosten. "Übe dich in Geduld, Süßer.", schnurrte er kichernd. "Ich werd dir deinen Sarkasmus schon noch austreiben. Weist du wie?" Er knabberte leicht an Neros Ohrläppchen. "H... nein." Abermals ertönte ein Keuchen. "Mit denen." Micha deutete auf seine Lippen. "Dein Verstand wird in die unendlichen Weiten des Kosmoses geschleudert, deine Körperkontrolle verschwindet irgendwo in den tiefen des Erdinnern und dann." Er legte eine kleine Pause ein, bevor er seinen Satz in einem erotischen Raunen zu Ende führte. "Gehörst du mir." "Bisher... hab ich mich noch gut unter Kontrolle gehabt." Er lächelte. "Bisher, hast du mich auch noch nicht in Action erlebt." Micha zwinkerte und tat gekonnt überheblich. "Davon, musst du ich schon überzeugen." "Nichts lieber als das, Honey.", flüsterte Micha. Ihre Lippen trafen aufeinander und ein ersticktes Stöhnen ertönte. Er war gespannt, ob Nero die Kontrolle über seinen Körper verlieren würde. Bisher, was es immer so gewesen. Er musste zugeben, dass er einen sehr guten Lehrer gehabt hatte. Seine Hand entfernte sich aus dem Schritt seines Freundes und auch seine Lippen machten sich auf einen langen Erkundungsgang über Neros Oberkörper. Den ersten Halt legte er in dessen Halsbeuge ein, saugte an der Haut und hinterließ einen kleinen, blauen Fleck. Es war seine Zeit her, dass er jemandem einen Knutschfleck verpasst hatte, doch zu seiner Überraschung war ihm dieser gut gelungen. Micha wanderte weiter. Er hörte ein wohlwollendes Keuchen, als er sanft an Neros Knoten knabberte. Sie wurden hart und er reizte diese mit seiner Zunge weiter. Biss hin und wieder zu und machte es mit seiner Zungenspitze wieder gut. Sein Mund tastete sich weiter und Micha überlegte, ob er Nero noch eine Zeit lang zappeln lassen, oder ihn schnell von seinem Leiden erlösen sollte. Er konnte es selbst kaum noch erwarten ihn zu schmecken, doch er würde sich etwas Zeit lassen, außer sein eigenes Verlangen würde ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Er hielt bei Neros Bauchnabel inne, stieß in ihn, umschmeichelte ihn sanft und zog weiter in Richtung Beckenknochen. Der Schwarzhaarige wurde immer unruhiger. Lange verweilten seine Lippen nicht an besagter Stelle. Der Rothaarige konnte nicht anders, als sich einen kurzen Moment Neros Erregung zu widmen. Er leckte flüchtig über dessen feuchte Spitze und es kostete ihn einige Überwindung, von ihr abzulassen. Vor allem, als er Nero stöhnen gehört hatte, war es ihm noch schwerer gefallen. Erst jetzt war ihm aufgefallen, dass sein Freund vollständig glatt war. An den Beinen, wie im Genitalbereich. Hatte er lange nicht mehr erlebt, doch umso mehr reizte es ihn, sich seiner zu erbarmen. Das, musste allerdings noch warten. Seine Lippen brannten sich in die Innenseite Neros rechtem Oberschenkel und Micha konnte nicht widerstehen und setzte, kurz vor den Hoden, abermals einen Knutschfleck, welcher dem Schwarzhaarigen ein lautes Keuchen entlockte. Seine Hände waren mittlerweile im Laken festgekrallt, sein Kopf lag in seinem Nacken und er hatte die Augen geschlossen, während er immer mehr den Verstand verlor. Man merkte, dass es Nero gefiel und auch, das es eine völlig neue Erfahrung für ihn war. Michas unzählige Intermezzi, hatten immer genörgelt, dass er sich so viel zeit ließ, doch sein Schatz ließ ihn gewähren und ergötzte sich an den Gefühlen, welche Micha in ihm wachrief. Doch irgendwann kann selbst der Mann mit der stärksten Selbstbeherrschung nicht mehr. Er hinterließ an dessen Beckenknochen einen letzten Fleck. Der Rothaarige spreizte Neros Beine etwas weiter und tat etwas, was er selbst erst ein- oder zweimal getan hatte. Die Erektion seines Freundes, ließ er erst einmal außen vor und umschmeichelte sanft dessen Hoden. Der junge Mann merkte, wie Nero seine Finger weiter in das Laken krallte und immer wieder aufkeuchte. Sein Becken hob sich Micha entgegen, welcher seine Hände darauf legte und es wieder zurück auf die Matratze drückte. Er hörte ein gestöhnte ´fies´ als er etwas an ihnen saugte. "Oh ja... ich bin soo fies.", kicherte Micha, hielt in seinem Tun inne. "Ich könnte dich noch länger hinhalten... aber ich glaub, das lass ich lieber bleiben." Er zwinkerte. Zwei vor Lust verhangene Augen blickten ihn an und keinen Moment später bäumte sich der schlanke Körper unter ihm auf, als Micha ihn ein kleines Stück in sich aufnahm. Seine Gedanken vernebelten etwas, als er Neros Säfte schmeckte. Ein sanftes Saugen setzte ein. Seine Zunge ließ er anfangs noch weg. Das Becken seines Lieblings stieß ruckartig nach oben und diesmal sperrte er sich nicht dagegen. Er gab Nero, was er wollte. Micha entließ ihn wieder in die Freiheit und seine Zunge fuhr sanft dessen gesamte Länge ab. Die Laute seines Freundes machten ihn verrückt und seine Hose fing etwas an zu spannen. Er nahm Neros Erektion wieder in sich auf. Seine Zähne schoben die Vorhaut sanft nach unten, das Saugen setzte wieder ein und auch seine Zunge kam zum Einsatz. Es dauerte nicht mehr lange, da ertönte ein lautes, anhaltendes Stöhnen, Nero bäumte sich unter ihm auf und Micha schluckte sein Sperma lächelnd hinunter. Der Druck in seiner Hose war unerträglich geworden. Er musste diesen irgendwie abschaffen. Der Rothaarige krabbelte zu Nero nach oben, knabberte sanft an seinem Ohr herum und hauchte ihm ein, ´entschuldige mich kurz´ ins Ohr. Der Schwarzhaarige, spürte die Beule durch die Lederhose hindurch, schüttelte den Kopf und zog ihn näher an sich. "Wie?", fragte dieser außer Atem. "Wie? Hast du dich gehört?" Micha seufzte auf. "Das lässt einen nicht kalt, Süßer." "Hm... umdrehen." "Was?" Micha verstand nicht was er jetzt von ihm wollte. "Umdrehen.", meinte Nero mit Nachdruck und auch wenn er es nicht verstand, tat der Rothaarige, was ihm gesagt wurde. "Meine Schuld.", hauchte der Schwarzhaarige ihm ins Ohr und seine Rechte glitt unter das schwere Leder. "Bisschen eng." Seine Linke öffnete ohne zu zögern die fünf Metallknöpfe. "Deshalb hab ich mich nicht angezogen.", schmunzelte der junge Mann hinter Micha. "Haha, du bist echt lustig." Kurz darauf lag seine Hose auf dem Boden. "Geht ja wohl schlecht." "Die Leute hätten auch gedacht, was das für ein Verrückter ist." "Pff, sollen sie doch. Aber nackt durch die... ahhh... Nero..." Sein Freund hatte seine Hand um Michas Glied geschlossen und bewegte seine Hand leicht auf und ab. "Stadt zu rennen, brauch ich echt nicht." "Hmh, nein, das muss nicht sein." "Hnn... ah... warte...", bat er keuchend. "Sorry..." Nero hielt inne. Michas Hand legte sich leicht auf die seines Freundes. "Lass mich zappeln.", hauchte er leise. "Wie bei ner Achterbahn... man wird hochgezogen, langsam und dann... stürzt man ungebremst in die Tiefe." Ein leises Schnurren drang aus seiner Kehle und ein Keuchen ertönte, als er die Hand seines Lieblings leicht zu bewegen begann. "Und was..." Der Rothaarige langte nach Neros Kopf und zog ihn etwas weiter zu sich hinunter. Er küsste ihn sanft. "Ich beschwer mich dann schon." Ein Zwinkern. Micha lehnte sich zurück und genoss das leichte Streicheln in seinem Unterleib. "Gut zu wissen.", kicherte der junge Mann hinter ihm. Nero machte sich für den Anfang gar nicht so schlecht, dachte er bei sich. Seine Berührungen waren noch stark zurückhaltend und unsicher, doch, das würde sich noch legen. Er musste nur seine Angst loswerden und das war der erste Schritt dazu. Michas Finger glitten sanft über Neros Oberschenkel, welcher seine Linke eingesetzt hatte und leicht über den Bauch seines Gegenübers streichelte. Ein Stöhnen entkam dem Rothaarigen, als sein Schatz leicht zugedrückt hatte. Sein Becken war noch oben geschossen, um sich seinem Wohltäter entgegenzupressen. "Nero..." Es war ein leises Wimmern gewesen. Der Druck war unerträglich und seine Lust kaum mehr aufzuhalten. Seine Finger krallten sich leicht in Neros Oberschenkel. "Hn... schneller... bitte." Seine Rechte langte abermals nach seinem Schatz, er zog dessen Gesicht zu sich hinab und sie versanken in einem sanften, innigen Kuss, während Micha immer wieder gedämpft aufstöhnte und aus Versehen in Neros Zunge biss, als er kam. Der junge Mann drehte sich um, umarmte seinen Freund, während dieser nach einem Taschentuch in seinem Nachtschrank kramte und seine Hand mit diesem säuberte. "Danke.", hauchte Micha leise, knabberte an Neros Ohr herum, ließ sich langsam in die Horizontale sinken und bettete seinen Kopf auf dessen Bauch. "Hab... ich dir wehgetan?", fragte er flüsternd. "Nein, hast du nicht.", verneinte der Schwarzhaarige und kraulte seinen Schatz leicht im Nacken. "Hm... schön." Micha lächelte sanft, während er seine Augen schloss. Er war müde. Fühlte sich völlig ausgelaugt. Würde im Moment am liebsten einschlafen, doch irgendwie konnte er nicht. "Das war... Lektion zwei.", kam es dann plötzlich nuschelnd von ihm, denn er hatte sich wieder an jenen Tag erinnert, als er Nero angeboten hatte, ihm in gewissen Dingen Nachhilfe zu geben. "Zwei..." Nero lachte leise auf. Streichelte Micha sanft durch die Haare und gähnte hinter vorgehaltener Hand. "Wie viele gibt es denn?", fragte er dann murmelnd. Schloss ebenfalls seine Augen und schmunzelte leicht. "Hnn... so viele du willst. Nur... ich kann vieles nicht.", schnurrte der Rothaarige leise auf und grinste. Es gab tatsächlich noch so einiges, was auch er noch lernen konnte. Nur wenn er jemanden hatte, mit dem er experimentieren konnte und dieser nicht abgeneigt gegenüber dem war, noch etwas dazu lernen zu können, war das alles kein Problem. Nur wie er Nero in dem Moment einschätzte, würde er zu neuen Sachen nicht nein sagen. Nur er würde ihm erst einmal die ´Grundlagen´ beibringen. Ein leises Lachen drang aus Michas Kehle. Er küsste seinen Liebling sanft auf den Bauch und streichelte über seine Hüfte. "Vieles? Wieso... was gibt... es denn noch?", wollte der junge Schwarzhaarige mit etwas zittriger Stimme wissen. "Soll ich es dir echt sagen?" Er war sich nicht so sicher, ob Nero das jetzt verkraften würde. Vor allem er wollte ihm auch keinen Schrecken einjagen. Er wollte es völlig ruhig und vor allem aber langsam angehen lassen. Alles andere konnte im Moment warten. "Ein anderes Mal, Süßer, ja?" "Ähm... ist gut.", murmelte Nero leise vor sich hin. Streichelte weiterhin durch die Haare seines Freundes, was diesem einen leichten Schauer den Rücken hinunter jagte und eine leichte Gänsehaut seinen Körper bedeckte. "Was wollen wir noch machen?" "Machen? Jetzt?" Der Rothaarige sah mit kleinen Augen auf. "Wie wäre es mit schlafen?", grinste er, "Oder willst du etwas anderes machen? Ich mein wir können auch zu Lektion drei übergehen... aber ich glaube... nein, das wäre zu früh.", dachte er laut nach und kicherte leise. Nein, damit müsste er noch warten. "Was... was wäre das?" Ein etwas fragendes Gesicht sah zu ihm hinab, welches unbedingt wissen wollte, wie es weiter ging. "Ich bin mir nicht sicher, ob... das jetzt so gut wäre." Micha rutschte ein gutes Stück nach oben, bis er mit Nero auf einer Augenhöhe war. Streichelte ihm sanft über die Wange und küsste ihn flüchtig auf die Nasenspitze. "Außer... du willst wieder eine kleine Kostprobe... Nur, na ja ich hab keine Hilfsmittel, verstehst du und ich will dir nicht wehtun.", hauchte er leise gegen seine Lippen. "Hilfsmittel?" Nero zog eine Augenbraue nach oben. Sah noch ein wenig fragender drein und wartete auf eine Antwort. "Ja.", nickte der Rothaarige leise. Nero hatte wohl noch nie mit derartigen Dingen Bekanntschaft gemacht. Nur ohne, würde bei ihm nichts laufen. Allein wegen der Sicherheit und auch wegen der Schmerzen, die Micha ihm ungewollt zufügen würde. "Gleitcremes, Gel und solche Sachen.", meinte er ohne eine Miene zu verziehen. Für ihn stellte es kein Problem dar, über so etwas zu reden und es war wichtig, dass es zur Sprache kam. "Was... du willst.... Ich mein..." Neros Augen weiteten sich schlagartig. Er rückte ein Stück von Micha weg. Ihm stand die Angst sichtlich ins Gesicht geschrieben. "Nero..." Ein Kopfschütteln Michas war alles, bevor er seinen Liebling wieder zu sich zog. Sie wieder in die vorherige Position brachte und ihn weiter sanft streichelte. "Nein, richtig werde ich es nicht machen. Nicht so lange bis du es zulassen würdest, okay?" Er küsste ihn wieder flüchtig. "Nein, es ist noch eine kleine Stufe davor.", erklärte er leise. Fuhr mit seinen Fingerspitzen leicht über seine Beckenknochen und schloss die Augen. "Eine... eine Stufe davor...", stotterte der Schwarzhaarige unbeholfen herum. Er schien wirklich angst zu haben, fiel es Micha auf und es machte ihn traurig. Er wusste wo diese Angst herrührte und er würde am liebsten dieser Person den Garaus machen, wenn er sie unter die Finger bekommen würde. "Ja, eine Stufe davor, aber Honey... wir haben Zeit. Wir haben noch lange, lange Zeit. Und auch wenn du mich jetzt anbetteln würdest, es dir zu zeigen, ich würde mich strikt dagegen weigern.", meinte er hart. Blickte ihm fest in die Augen und seufzte leise. "Ich kann es nicht sehen... Ich kann es nicht sehen, wenn du Angst hast. Und ich möchte, dass du völlig entspannt bist und das bist du jetzt auf keinen Fall.", hauchte er sanfter. Er langte nach der Decke neben ihnen und legte diese über sie. "Ich... ich bin entspannt.", meinte er trotzig. Machte somit einem kleinen Kind Konkurrenz und lies Micha nur milde lächeln. "Nein, du zitterst... du bist eiskalt und kalkweiß im Gesicht. Du kannst mir wirklich nicht weismachen, dass du entspannt bist.", entgegnete der junge Mann daraufhin. Strich ihm wieder sanft über die Wange und fügte noch hinzu: "Lass uns ein wenig versuchen zu schlafen, ja?" "Ähm... ist gut." Nero war darauf nichts mehr eingefallen. Er hatte es selbst nicht bemerkte, doch Micha hatte recht gehabt. Ihm war tatsächlich kalt und seine Hände zitterten unablässig. Vielleicht kam es auch daher, dass es in dem Zimmer ein wenig kühl geworden war, nur das konnte nicht das Zittern ausgelöst haben, als er die Worte aus Michas Mund gehört hatte. "Schatz... denk jetzt nicht drüber nach, okay?", flüsterte der junge Mann sanft an seinem Ohr. "Versuch zu schlafen." Er streichelte sanft über seine Brust. Gähnte leise und schmiegte sich noch näher an den warmen Körper seiner Flamme. Hoffte innig, dass Nero irgendwann seine Angst überwinden würde. Und auch, dass sie noch länger so zusammen bleiben durften. Nur, leider wussten die beiden nicht, was sie in kürzester Zeit erfahren würden. Kapitel 11: Überlegungen I -------------------------- Kapitel 11 Überlegungen I Es war so weit. Der Tag von Michas Prüfungen rückte immer näher. Er war unglaublich zappelig. Wie ein Sack Flöhe wuselte er in seiner Wohnung herum. Suchte sämtliche Unterlagen zusammen und war nahe dran, völlig durch zu drehen. Nero hatte er seit einer ganzen Zeit nicht mehr gesehen. Er war einfach zu sehr mit Lernen beschäftigt, als dass er sich jetzt ablenken lassen würde. Nur im Moment würde ihm diese kleine Ablenkung sicherlich gut tun. Einfach für einen Augenblick abschalten. Nicht mehr an irgendwelche Grammatik oder unregelmäßige Verben denken. Obwohl er seine unzähligen Arbeiten mit Bravour absolviert hatte, hatte Micha ungeheuerliche Angst, seine Prüfung völlig in den Sand zu setzen. Er sah sich immer wieder die Unterlagen an, die er in den ganzen Jahren bekommen hatte und doch bahnte sich die Unruhe einen unangenehmen Weg durch seinen Körper und lies ihn nicht mehr los. Die ganzen restlichen zwei Wochen. Einen Tag vor dem ersten Prüfungstag wurde es ihm dann tatsächlich zu viel. Es war kurz vor sieben abends, als er auf seinem Sofa saß. Wie versteinert vor sich hin starrte und am ganzen Leib zitterte. Er hielt das Telefon in der Hand und wartete bis sich endlich jemand am anderen Ende meldete. "Micha?", kam es dann gähnend von der anderen Seite und der Angesprochenen erschrak sich halb zu Tode. Er hätte beinahe das Telefon fallen gelassen. "Ja?", meinte er dann heiser. Sein Körper hatte sich aus der Starre gelöst und er lag jetzt etwas entspannter auf dem Sofa. Er hätte nicht gedacht, dass Neros Stimme ihn so beruhigen würden. "Was gibt's?", fragte der junge Mann am anderen Ende der Strippe. Der Rothaarige hatte die Augen geschlossen und seinen freien Arm hinter den Kopf gelegt. "Hast du heute Zeit?", wollte er leise wissen. Er brauchte Bewegung. Egal welcher Art. Egal wo. Ob es nun tanzen war oder sonstiges, er brauchte einfach etwas, was ihn vollständig ablenkte. Sonst würde er womöglich wirklich noch völlig ausflippen. Oder aggressiv werden. Das konnte er nicht brauchen. Nicht dass er sich noch mit einem seiner Prüfer anlegte. "Ja, ich habe nichts vor, wieso?", gab der junge Mann von sich. Michas Herz tat einen kleinen Hüpfer und er seufzte erleichtert auf. "Sehr schön, kommst du mit in Kessel? Ich halte das hier langsam nicht mehr aus.", meinte er ernst du fuhr sich über das Gesicht. "Ich bin wirklich wie ein Sack Flöhe.", fügte er dann noch leise hinzu und konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. "Kessel, klar. Bewegung könnte mir nicht schaden. Willst du davor kommen oder treffen wir uns dort?", fragte Nero dann noch nach. Sie hatten noch gut zwei Stunden, bevor es in ihrem Stammclub richtig anfing. Und in der Zeit konnte man noch viel machen. Vor allem ganz viel Kaffee trinken. "Ich komm zu dir, okay?" Micha freute sich schon darauf, Nero endlich wieder zu sehen. Es war tatsächlich schon eine ganze Zeit lang her, was wirklich schade war. Doch sie beide hatten in den letzten Tagen und sogar Wochen kaum Zeit gehabt. Nero hatte ein wenig Stress in der Arbeit und er selbst in der Schule gehabt. Er vermisste ihn und das wirklich sehr stark. Diese Sehnsucht musste schnellstens beseitigt werden, sonst würde er noch unausstehlich und das wollte er Nero und auch seinen Prüfern und Lehrern auf keinen Fall antun. "Ja, ist gut. Bis gleich.", kam die fröhliche Stimme von der anderen Seite zurück, was den jungen Rothaarigen leise aufkichern lies. "Ist gut Süßer.", verabschiedete sich Micha für diesen Moment von seinem Liebling und stand mit einem schnellen Ruck auf. Taumelte kurz, da ihm ein wenig schwarz vor Augen geworden war und ging in die Küche. Machte kehrt, flitzte zurück in sein Wohnzimmer, wo er gescheite Musik anschaltete und hastete dann keinen Moment später durch die Wohnung, nur weil er sämtliche Dinge, wie Ringe und Haarspray nicht fand. Er suchte wie ein Wilder in seiner ganzen Wohnung, nur um Fünfzehnminuten später festzustellen, dass es, wie immer, auf der Ablage in seinem Bad stand. Ein klein wenig entnervt stand er kurz darauf vornüber gebeugt in dem kleinen, blau gefliesten Zimmer und sprühte sich die Haare mit dem klebrigen Gemisch ein, was aus der Dose kam. Versuchte seinen Schopf in die richtige Position zu kämmen und schaffte das Ganze natürlich, wie immer, mit Bravour in einer angemessenen Zeit. Einen Moment später war er auch schon fertig angezogen und aufbruchsbereit. Suchte noch kurz seine Schlüssel und sein Portmonee und machte sich dann mit federnden Schritten und einem leichten Grinsen auf den Lippen auf zu seinem Liebling. Es dauerte so seine Zeit, denn ihm war die U-Bahn vor der Nase weggefahren, die er eigentlich hätte nehmen müssen. Deshalb fuhr er auch lieber mit dem Motorrad, aber dann hätte er seine Haare nicht so machen können, wie er sie im Moment trug und das hatte er nicht gewollt. Also hieß es jetzt: warten. Fünf Minuten... zehn Minuten... und dann, endlich, kam die Bahn. Zu seinem Pech überfüllt wie eh und je, doch da musste er durch. Es hätte auch keinen Sinn gemacht, auf die nächste zu warten, denn in dieser wäre es dann ebenfalls so voll gewesen und das wiederum, kostete wertvolle Zeit. Eine halbe Stunde später stand er ein wenig zerzaust vor Neros Haustüre und klingelte. Gähnte leise vor sich hin und stieg, da es bei ihm natürlich keinen Aufzug gab, in einer für ihn angemessenen Geschwindigkeit, die Treppen nach oben. Das hieß: er rannte fast nach oben, stolperte ein paar Mal, fluchte halsbrecherisch auf, nur um seinen Schatz, oben angekommen, ein wenig zu feste in die Arme zu schließen. "Ich wäre schon nicht weggelaufen.", lachte Nero leise. Ihm war der Fluch nicht entgangen und auch nicht das laute Rumpeln, als Michas beschlagene Schuhe an die Stufen geschlagen waren. "Ich weis... nur ich wollte dich sehen.", hauchte er sanft. "Ganz schnell.", kam es dann leicht gejammert von ihm, bevor er seinen Liebling in die Wohnung drückte, die Türe zu schlug und sein Gegenüber in einen brennenden Kuss zog, welcher beiden Parteien schlagartig die Sinne schwinden lies. Es verging einige zeit, bis die beiden voneinander abließen und sich lächelnd anblickten. Micha strahlte über das ganze Gesicht. Nicht nur, weil er Nero wieder sah, sondern auch weil er sah, was er anhatte. Neros lange Röcke machten ihn noch einmal völlig verrückt. Es war ein Augenschmaus. Und dann auch noch die zu einem Zopf gebunden Haare, die wundervoll durch Schminke betonten Augen und das Oberteil. Halb durchsichtig mit einem weißen Kreuz über der Brust. Besser konnte Nero schon nicht mehr aussehen, fand der junge Mann und lächelte unwillkürlich. "Ich hab dich vermisst.", schnurrte der Rothaarige dann leise. Lies seine Nase leicht an Neros Hals entlang wandern. Küsste dann sanft eine Stelle und hinterließ einen kleinen, blau-lila Fleck. "Gebrandmarkt." Ein etwas breiteres Grinsen zierte nun seine Lippen und er kicherte leise auf, als er das etwas verdutzte Gesicht seines Gegenübers erblickt hatte. "Ich hab dich auch vermisst.", kam es leise genuschelt von Nero. Ein leichtes Rot schimmerte durch den weißen Puder in dessen Antlitz und ließ sein Gesicht noch ein wenig weiter wie das einer Porzellanpuppe wirken. Micha hingegen schmiegte sich an die Brust seines Freundes. Seufzte wohlig auf und blickte empor. "Kaffee?", fragte er nur lächelnd und küsste ihn wieder flüchtig auf den Mund. Er war unglaublich froh, ihn wieder zu sehen. Als wäre es schon eine halbe Ewigkeit her, dass sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Und auf gewisse Weise war es wirklich eine Ewigkeit her. Was ihn aber noch mehr freute, als ihn zu sehen, war, dass Nero tatsächlich gesagt hatte, dass er ihn vermisst hätte. Er glaubte es ihm auch. Allein der Kuss eben hatte ihm das gesagt und es machte ihn glücklich, dass sie einen kleinen Schritt weiter vorangekommen waren. Wenn auch diese drei kleinen Worte ausgeblieben waren, das machte ihm nichts aus. Dieses winzige Geständnis machte ihn überglücklich. "Für dich immer.", meinte Nero daraufhin. Wandte sich langsam aus Michas wohliger Umarmung und ging voraus in die Küche. Setzte Kaffeewasser auf und wartete, bis dieser durch den Filter gelaufen war. "Ein Privileg?", wollte der Rothaarige dann neckisch wissen und nahm platz. Hatte völlig vergessen dass er noch seine Schuhe und die Lederjacke anhatte. Zog diese dann allerdings aus und hängte sie über die Stuhllehne, da ihm ein wenig zu warm geworden war. Ob nun tatsächlich wegen der Wärme in dem Raum oder wegen Neros Anblick, sei dahingestellt. "Nein... eigentlich nicht." Ein leichtes Lächeln lag auf den Lippen des Schwarzhaarigen. Er stellte Micha eine große Tasse vor die Nase und setzte sich dann ihm gegenüber. "Wieso hältst du es nicht mehr aus?", wollte er dann noch wissen und nahm einen Schluck des schwarzen Getränks. "Oh man...", seufzte der Rothaarige leise. Nippte erst einmal an seinem Kaffee und blickte in die Leere. Stützte sein Gesicht auf einer Hand ab und lies urplötzlich einen kleinen Schrei los. "Ich schaff das niiicht.", kam es leise gejammert von dem 22-jährigen. Er grummelte noch leise vor sich hin. Nahm abermals einen Schluck und seufzte wieder nur. Er hatte Nero zwar keine Antwort gegeben, aber dieser hatte es trotzdem verstanden. "Ach was... das packst du schon.", meinte er zuversichtlich lächelnd. Grinste ihn noch an und nahm dann ebenfalls einen Schluck des schwarzen Getränks. "Außerdem... du warst eine halbe Ewigkeit zu Hause, oder sagen wie so, du hast gebüffelt ohne Ende. Also wird da ja wohl etwas Gescheites bei herauskommen. Außerdem beherrschst du das ganze Chinesisch, eh so gut. Also mach dir darüber mal keinen Kopf. Ich frag mich eh, wie du dir das alles merken kannst. Wäre mir zu viel Vokabellernerei.", grinste er dann noch etwas verlegen. Er war selbst nie so gut in Englisch gewesen. Hatte immer seine drei geschafft. Und das auch nur mit Hängen und würgen. "Man gewöhnt sich daran." Micha blickte seinen Liebling kurz an. Seufzte wieder schwer und schloss seine Augen. "Ich könnte dich ja dasselbe fragen. Ich würde mir das ganze Zahlenzeug nicht merken können." Er schmunzelte leicht. Jeder hatte eben seine Stärken. Pflegte er immer zu sagen. Und in Mathe, da war er, wenn er ehrlich zu sich selbst war, immer schon eine Niete gewesen. Seit der sechsten Klasse hatte er dort immer eine vier gehabt im völligen Gegensatz zu Nero und Erke. Somit ergänzten sich der Schwarzhaarige und er perfekt. Mehr konnte man sich kaum wünschen. "Man gewöhnt sich dran." Ein leises Lachen war aus Neros Kehle gedrungen und er lächelte bei Michas friedlichem Gesichtsausdruck, obwohl er, nach seiner eigenen Aussage, angeblich so aufgedreht und wie ein Sack Flöhe sei. Davon merkte man im Moment absolut nichts. "Kommt eigentlich wer mit?", wollte der junge Mann dann noch wissen. Hatte seine Augen wieder geöffnet. Blickte Nero verliebt in die Augen und lächelte einfach nur. Glücklich darüber, dass er wieder hier war. Vielleicht würden sie die Nacht noch miteinander verbringen? Man wusste ja nie, nur zu viel erwartete er sich dann doch wieder nicht. "Nein, also ich hab niemanden angerufen.", verneinte Nero. Wurde ein wenig rot, da er sich eingestehen musste, dass er mit Micha allein weggehen wollte. "Oder soll ich Erke und Tenna anrufen?", fragte er dann noch schnell nach. "Nein... heute nicht.", schnurrte Micha leise, der aufgestanden war und seinen Schatz in eine sanfte Umarmung gezogen hatte. Auch wenn dieser noch saß. "Ich will den Abend mit dir alleine sein.", flüsterte der junge Mann weiter. Knabberte sanft an Neros rechtem Ohr und hörte mit einem leisen Lächeln das kleine Seufzen aus dessen Mund. "Und vielleicht noch die Nacht über?" Er würde sich wirklich sehr freuen, wenn er noch über Nacht bleiben dürfte. Einfach Nero in den Armen halten. Es musste nicht einmal etwas Großes passieren nur dieses Gefühl. Unvergleichlich mit allem, was er bisher erlebt hatte. "Wenn... wenn du willst.", entgegnete der Schwarzhaarige leicht stotternd. Errötete leicht und schloss entspannt die Augen, als er Michas warme Wange an der seinigen spürte. "Wenn ich darf?", antwortete er mit einer Gegenfrage. Kicherte leise und schloss seine grauen Steine ebenfalls. Genoss dieses sanfte Kribbeln in seinem Bauch und das wundervolle Gefühl, Neros´ Nähe. "Ja... natürlich.", nuschelte der junge Mann. Fasste mit seiner Rechten nach hinten und streichelte mit einer Hand leicht über die Wange Michas. "Schatz... das kleine Kätzchen hinter dir braucht Zuneigung.", gurrte er. Biss ihm spielerisch ins Ohrläppchen und zog sanft daran. Kicherte leise und fand sich dann keinen Moment später in einer leichten Umarmung von Nero. Was er nun wirklich nicht erwartet hätte. Doch so konnte man sich täuschen. Allerdings würde er das im Augenblick für nichts auf der Welt hergeben. Das leichte Kribbeln in seinem Bauch kippte langsam zu einem raschen Krabbeln um. Es lies ihn leicht frösteln, was ihm zudem noch einen warmen Schauer über den Rücken jagte und er sich somit noch eine Gänsehaut einfing. "Oh Himmel...", murmelte er nur leise. Schloss leicht seine Augen und kuschelte sich an Neros Brust. Dessen Größe hatte dann natürlich wieder den Vorteil, dass er direkt sein Herz hören konnte, welches ziemlich rasant schlug. "Schatz, mach ich dich nervös?", fragte er dann leise. Grinste in sich hinein und fuhr wieder sanft mit einer Hand über dessen Brust. "W... Was?", fragte Nero perplex und sein Herz schlug gleich noch einen Takt schneller. Natürlich war auch das Micha nicht entgangen. "Oder bist du so aufgeregt?", wollte er weiter wissen. Gurrte leise und blickte dann lächelnd auf. Legte seine Arme um Neros Nacken. "Aufgeregt? Eigentlich nicht...", meinte er der Angesprochene leicht errötend und fuhr sich durch die Haare. "Und... na ja, ein wenig machst du mich nervös... aber... na ja... sonst..." Der junge Mann zuckte kurz die Schultern und hielt Michas Blick stand. "Ehrlich? Das tut mir leid... ist keine Absicht." Auf Michas Lippen lag ein leichtes Schmunzeln. Er kuschelte sich wieder an seinen Freund und schloss die Augen. "Das ist echt unglaublich, wie schnell dein Herz schlägt...", murmelte der junge Mann leise. "Hm, sei froh dass es überhaupt schlägt.", grinste Nero leicht. Kraulte ihm etwas über den Rücken und fühlte sich einfach nur pudelwohl. "Glaub mir, das bin ich auch..." Der Rothaarige blickte wieder auf. Lächelte ein wenig und küsste seinen Liebling flüchtig auf den Mund. "Sonst könnte ich hier jetzt nicht so stehen..." Er würde nicht hier stehen und sich so wohl und glücklich fühlen. Wahrscheinlich wäre er dann bei irgendeinem anderen in der Kiste. Vergnügte sich und würde seinen Prüfungen keinerlei Beachtung schenken. Das wäre ein fataler Fehler, also war er Nero hierzu zu großem Dank verpflichtet. Es war halb neun, als sich die beiden aufbruchsbereit machten. Groß fertig machen brauchten sie sich zwar nicht mehr, aber noch einmal kurz nach ihren Haaren sehen und sämtliche Utensilien einpacken, die sie so brauchten. Also hieß es Geldbeutel und Schlüssel suchen. Kurz nachdem sie Mäntel beziehungsweise Micha seine Lederjacke, angezogen hatten und in ihre Schuhe geschlüpft waren, machten sich die beiden auf den Weg in den Hexenkessel. Micha ging schon seit er 14 oder 15 war in diesen Club. Damals war ihm aufgefallen, dass mit Erke irgendetwas nicht gestimmt hatte. Und obwohl er mit dem Club ein paar weniger schöne Dinge verband, war er sein Stamm- und Lieblingsclub. Die meisten kannten ihn dort. Ob es nun der DJ oder der Barkeeper Axel waren. Er fühlte sich unglaublich wohl auch wenn ihn manchmal ein paar Leute nervten, nur dagegen konnte er nichts machen, außer weghören oder sich nicht um sie scheren, falls es denn möglich war. Nur es gab eine Person, die ihm ständig auf den Leim ging. Es war eine Frau. Ausgerechnet eine Frau. Micha hatte absolut keine Ahnung, was er ihr getan hatte, oder ob er ihr unauffällig irgendwelche Zeichen machte, damit sie sich von ihm angezogen fühlte. Axel hatte sie schon ein paar Mal rauswerfen lassen, nur sie kam immer wieder. Vielleicht sollte ihr der Chef des Club endlich Hausverbot erteilen. Es war kurz vor neun, als die beiden am Hexenkessel ankamen. In ihrem Sprachgebrauch auch abgekürzt ´Kessel´ genannt. Der Hexenkessel. Er war, im Gegensatz zum Vanadis, ziemlich groß. Runde Tische standen um die Tanzfläche herum, deren Füße aus verschnörkeltem Eisen waren. Ebenso sahen die Stühle aus. Sie waren unglaublich bequem, da die Sitzfläche weich gepolstert und mit dunkelrotem Stoff bezogen war. Fast direkt neben dem Eingang war die Bar, welche von indirektem Licht beleuchtet wurde. Doch die Dekoration war die Beste. Zwar wirkte sie manchmal etwas kitschig und klischeehaft, doch er fand es irgendwo trotzdem passend. Grablichter standen auf den Tischen und spendeten etwas Licht. Ebensolche waren auch auf die alten, an mittelalterliche Burgen erinnernde, Kronleuchter gesteckt. Über der Bar schwebte eine kleine Fledermaus aus schwarzem Plüsch und an der Wand, gegenüber dem Eingang, war eine Garderobe in der Form eines Skelettes. Die beiden wurden problemlos von dem Türsteher eingelassen. Suchten ihre Plätze in der Nähe der Tanzfläche. "Was willst du?", fragte er dann lächelnd. Sah zur Bar und grinste. Eigentlich war es klar, was Nero nehmen würde, nur er fragte lieber doch einmal nach. "Was denkst du?", grinste er ihn nur an. Micha kannte ihn schon lange und gut genug, um zu wissen was er wollte. "Rotwein, wie immer?" Ein leises Lächeln zierte seine Lippen. Er erhielt nur ein kleines Nicken und er machte sich auf zur Bar. Unterhielt sich dort für einen Moment mit Axel, welcher ihn nur angrinste. "Die Vorstellung letztens war ja nicht von schlechten Eltern gewesen.", grinste der junge Mann ihn an. Lachte leise und stellte die gewünschten Getränke auf den Tresen. Axel hatte auf ihren damaligen Kuss angespielt. Micha grinste ihn ebenfalls an. "Tja, nur schade wenn man nicht bei vollem Bewusstsein ist und das dann nicht genießen kann.", seufzte er gespielt. Lachte dann leise auf und zwinkerte ihm zu. "Tja, umso besser wenn man danach so viel bekommt wie man will." Er grinste nur noch breiter. Wollte schon gehen, doch Axel hielt ihn noch am Handgelenk fest. "Was heißt das?", fragte er. Blickte zu Nero und dann wieder zu Micha, welcher leise lachte und ein wenig rot angelaufen war. "Oh man... nach einer so engen, dreijährigen Beziehung..." Der Barkeeper seufzte leise. "Ich sag nur, pass auf, dass das nicht nach hinten losgeht." "Was soll schon schief gehen? Ich bin da zuversichtlich.", meinte er freudig. Nahm dann endgültig die Getränke und verschwand. Kam ein wenig später mit dem gewünschten Rotwein und einem Bier für sich zu Nero zurück. Stellte die beiden Gläser ab und setzte sich. "Was habt ihr so lange geredet?", fragte Nero leise. Blickte auf die Tanzfläche, welche noch relativ leer war. Es dauerte immer eine Weile, bis jemand tanzte, doch wenn es so weit war, war die Tanzfläche fast schon überfüllt und man musste sich manchmal einen Weg durch die Menge boxen. "Er hat mich nur auf unsere kleine Vorstellung angesprochen.", grinste Micha. Hob sein Glas, prostete Nero zu, der es ihm gleich tat und an seinem Getränk nippte. "Ach du liebe Güte..." Der Schwarzhaarige schloss kurz die Augen und stöhnte auf. "Das hat wahrscheinlich der halbe Kessel mitbekommen, oder? Klasse..." "Und?" Micha zuckte nur die Schultern. Drehte Neros Gesicht zu sich und küsste ihn abermals. Kurz. Es war eher ein Hauch und dennoch blickte ihn sein Freund mehr als bestürzt an. "Reißt uns doch keiner den Kopf ab." Er grinste nur bei seinem Gesicht. "Ich sag dir eines, ich trink in meinem Leben nie wieder so viel.", murmelte Nero leise. "Meinst du ob du das einhalten kannst?" Der Rothaarige grinste ihn lieb an. Nahm seine Hand und verharkte ihre Finger miteinander. "Bin ich ein Alki?", entgegnete Nero mit einer Gegenfrage. Grinste ebenfalls leicht und sah auf ihre Hände. Seufzte leise und sah wieder auf die Menge, die mittlerweile auf der Fläche war. "Nein und ich rate dir, es auch nicht zu werden. Du würdest von mir so einen dermaßen großen Anschiss bekommen." Es war keineswegs im Scherz gesagt. Micha hatte keine Lust, noch jemanden in eine Entzugsklinik zu schicken. Schon gar nicht, wenn es um seinen Freund ging. Er wollte diese ganzen Strapazen nicht noch einmal durchmachen. Es war schon schwer genug, als Erke eingeliefert wurde und danach wieder einen Job gebraucht hatte. "Keine Sorge... wird schon nicht passieren.", meinte Nero. Sah ihn lächelnd an und drückte kurz die Hand seines Freundes. Blickte dann wieder starr auf die Tanzfläche, schien aber nicht wirklich etwas von dem wahrzunehmen, was dort passierte. Micha beobachtete ihn einen Augenblick. Es hatte den Anschein, als würde Nero stark überlegen. Nur über was er brütete wusste er nicht, würde es aber wahrscheinlich gleich herausfinden. Er hob ihre Hände an und küsste flüchtig Neros Finger. "Was überlegst du?", fragte er leise gegen seine Hand. Biss neckisch in die Fingerkuppe seines Zeigefingers und grinste ihn an. "W.... Was?", fragte der Schwarzhaarige völlig überrumpelt. Er errötete und hätte sich im Moment am liebsten in einem Loch vergraben. "Was du überlegst, du siehst aus, als würdest du über einer großen Sache brüten.", meinte Micha geradeheraus. Behielt Neros Finger an seinen Lippen und legte den Kopf fragend schief. Knabberte hin und wieder an den Fingern seines Schatzes, obwohl sie hier unter Leuten waren. Er selbst war es gewohnt und ihm war es absolut egal, was manche davon hielten, also lies er sich auch nicht aufhalten. "Mi... Micha..." Nero sah ihn etwas wehleidig an. "Du machst mich grad total verrückt damit.", gab er leise zu. "Verrückt? In welcher Art?" Ein breites Grinsen zierte seine Mundwinkel. Er rückte ein wenig näher und kicherte. "Hier gibt es hübsche Toiletten." "Das weis ich auch... aber nicht in der Art... verrückt.", meinte Nero. Seufzte leise, aber versuchte nicht seine Hand aus Michas zu nehmen. "Sondern... oh man, mir liegen die Worte auf der Zunge und ich bekomm sie nicht raus." Das passierte bei ihm jedes Mal, wenn der Rothaarige seine kleinen, lieb gemeinten Scherze mit ihm trieb. Oder er aber ziemlich nervös war. "Wieso? Festgeklebt?", fragte er kichernd nach. Nahm einen Schluck des Weines und zog eine Augenbraue nach oben. "Kein Wunder, so süß wie der ist." "Süß... oh man... das ist nicht der Wein." Nero schüttelte heftig den Kopf und seufzte leise auf. "Nicht? Sondern?" Micha sah im Augenblick aus, als wäre er ein kleines, naives Kleinkind, was von nichts eine Ahnung hatte. Aber sein Grinsen verriet ihn. Er wusste ganz genau, warum Nero die richtigen Worte nicht über die Lippen brachte. "Du...", grummelte Nero leise. Stützte seinen Kopf auf einer Hand ab. "Du machst mich damit total nervös." Einen Moment schwieg Micha. Ihm war es wohl bewusst, dass er ihn damit nervös machte, nur dass er ihm das so übel nahm hätte er nicht gedacht. "Entschuldige." Ein leises Seufzen überkam seine Lippen. Er ließ Neros Hand los und trank einen großen Schluck seines Biers. "Weist du was ich mich frage?" Nero sah ihm nicht in die Augen, sondern weiter geradeaus auf die tanzende Menge. "Nein, was denn?" Der Rothaarige war nun wirklich gespannt, was jetzt kommen würde. Er war so gut wie auf alles gefasst. Bei Nero konnte man eben nie wissen, was ihm als nächsten im Kopf herumspukte. "Ob ich im Allgemeinen auf Männer stehe.", meinte er ohne weitere Umschweife. Blickte nun seinen Freund an, welcher eine Augenbraue nach oben gezogen hatte und ihn leicht perplex und irritiert anblickte. "Bitte? Wie kommst du darauf?" Diesen Gedankengang verstand er nicht. Zuerst war Nero nervös, weil er ihn ein wenig ´geneckt´ hatte und jetzt war er nicht sicher, ob er auf Männer stand? Das konnte der junge Mann irgendwie nicht nachvollziehen. "Na ja... du kennst meine Vergangenheit... und dennoch bin ich mit dir zusammen. Irgendwie verstehe ich das einfach nicht." Der Schwarzhaarige hatte wieder weg gesehen. Seufzte leise auf und betrachtete einen Tanzenden mit koboldgrünen Haaren. Micha wusste auch nicht, was er darauf sagen sollte. Das musste Nero schon für sich selbst herausfinden, nur vor dem ´wie´ hatte er um ehrlich zu sich selbst zu sein, ziemliche Angst. Man konnte das eben nur herausfinden, indem man sich mit einem anderen einlassen würde und er sah sich schon wieder in seinem Bett liegen und weinen. "Dann... dann musst du es herausfinden.", murmelte Micha leise. Ein normaler Mensch hätte ihn bei dieser Lautstärke nicht hören können, doch Nero tat es dennoch. Sah ihn an und legte den Kopf schief. "Gute Idee eigentlich.", meinte er lachend. Blickte sich für einen Moment um und erhob sich dann. "Nero? Nero was machst du?", zische der Rothaarige auf. Stand ebenfalls auf und folgte seinem Freund zur Bar. Blieb neben ihm stehen. "Ich? Ich probiere es aus, nichts anderes.", grinste er ihn an. "Axel, kannst du mal kommen?", rief er dem Barkeeper zu, denn an der Bar war es gleich noch einmal lauter. Tatsächlich kam Axel zu ihm. Lächelte die beiden aufmunternd an und blickte zwischen den beiden hin und her. Zuerst zu dem breit grinsenden Nero, danach zu Micha, welcher mit noch weißerer Miene neben seinem Freund stand und nicht wusste, was hier für ein Spiel gespielt wurde. "Was gibt es?", fragte er fröhlich. Zog an seiner Zigarette und blies Nero aus versehen den Rauch ins Gesicht. "Eine Frage..." Nero blickte kurz zu Micha. Sein Grinsen wurde noch ein klein wenig breiter und er wandte sich wieder zu Axel. "Könntest du mich kurz küssen?" Es war absolut ernst gemeint. Nero hatte dem Barkeeper geradeaus in die Augen gesehen und ihn gefragt. "Küssen? Ein Bussi auf die Backe oder wie?" Axel sah nicht gerade erfreut aus. Genauso wenig wie Micha es war. "Hey, geht's dir noch ganz gut da oben?" Er tippte ihm gegen die Stirn, erhielt jedoch keine Antwort. "Nein, gescheit. Sonst bringt es nichts.", meinte der Schwarzhaarige. Sah ihn an und erwartete eine Antwort. "Wieso? Micha steht doch neben dir." Axel verstand nicht wirklich was das jetzt sollte. "Ja, nee. Das kann ich jetzt mit ihm nicht machen. Bittee..." Der junge Mann trippelte mit seinen langen Fingernägeln auf dem Tresen herum und hüpfte für einen Moment auf und ab. "Bitte... nur einmal." Er unterstrich das Ganze noch mit seinem rechten Zeigefinger. "Dann nie wieder! Ich verlang nie mehr etwas Derartiges von dir. Aber bitte küss mich kurz." "Nie wieder?" Axel sah ihn etwas misstrauisch an. Blickte dann Micha an, der sie mit einem schockierten Gesichtsausdruck anstarrte. "Darf ich?" Er fragte lieber vorerst nach, nicht dass er noch einen Kopf kleiner gemacht wurde. "Wenn es denn sein muss... aber wunder dich nicht, wenn ich eine gaanz lange zeit nicht mehr komme.", grummelte Micha leise. Verschränkte seine Arme vor der Brust und blickte die beiden erwartend an. "Ähm... okay." Axel kratzte sich etwas am Hinterkopf und sah Nero an. Irgendwie war ihm das nicht geheuer. Der Rothaarige wartete immer noch. Sein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, als seine Flamme das Gesicht des Barkeepers leicht zu sich zog, sich selbst etwas über den Tresen beugte und die beiden in einem sanften Kuss versanken. Er fing bei diesem Anblick an mit den Zähnen zu knirschen und ließ seine Finger knacken. Er war drauf und dran Axel eine mit zu geben, doch ehe es zu dieser Auseinandersetzung kam, lies Nero ihn los, taumelte und war keinen Augenblick später aus ihrem Blickfeld verschwunden. Micha hatte nur noch einen Rockzipfel hinter der Toilettentüre gesehen und dann nichts mehr. "Was zum... Oh man...." Er warf Axel einen mörderischen Blick zu und stampfte in die Richtung, in der Nero verschwunden war. Der Barkeeper kam ihm mit einem besorgten Blick hinterher und kaum dass sie bei den Toiletten angekommen waren und die Türe aufgemacht hatten, sahen die beiden Nero, welcher gegenüber den Waschbecken auf dem Boden saß. Die Augen geschlossen hatte und leicht grünlich im Gesicht war. Ein junger Mann mit vier verschiedenen Haarfarben und einem ziemlich verrückten Outfit hatte sich neben ihn sinken lassen. Hatte eine Hand auf Neros Schulter gelegt und sah besorgt drein. "Hey, alles in Ordnung mit dir?", fragte der Unbekannte leise. Legte den Kopf fragend schief. "Ja... geht schon. Danke." Der Schwarzhaarige nickte leicht und öffnete seine Augen. Blickte zur Türe und sah Micha. "Nie mehr... ich schwöre es dir.", murmelte er. "Ihr kennt euch?" Ein weiteres Nicken der beiden zu dem jungen Mann. "Gut, dann schleich ich mich. Gute Besserung.", meinte er noch zu Nero gewandt. "Danke!", rief Micha ihm noch hinterher und ließ sich in die Hocke vor seiner Flamme nieder. "Meine Güte, jag mir doch nicht so einen Schrecken ein.", tadelte er seinen Freund. Strich ihm kurz über die Wange und zog ihn dann leicht in seine Arme. "Sorry... ich mach es nie mehr... sonst muss ich mich das nächste Mal wohl übergeben.", nuschelte der Schwarzhaarige. Sah zu Axel auf und grinste leicht. "Ich werde dich nie mehr drum bitten, glaub mir." "Nicht? War ich so schlecht?" Der Angesprochene sah ihn gespielt traurig an und lachte dann leise auf. "Kein Problem, ich werde mich sicherlich nicht darum schlagen." "Nein, du warst nicht schlecht... nur..." Nero seufzte fast schon glücklich auf. "Jetzt weis ich... dass ich wirklich nur Micha an mich ranlassen würde." Er zuckte leicht die Schultern. Kuschelte sich in dessen Arme und schloss die Augen. "Wie freundlich.", flüsterte der Rothaarige. Hauchte einen Kuss gegen Neros Stirn und lächelte. "Geht's wieder?", wollte er noch wissen, bevor er ihn langsam losließ. "Ja, geht wieder. Danke." Ein leichtes Nicken Neros. Micha erhob sich langsam, hielt seinem Freund seine Hände hin und zog ihn, als er sie ergriffen hatte, wieder auf die Beine. "Willst du noch bleiben oder lieber gehen? Du siehst immer noch so aus, als würdest du gleich umkippen.", stellte Micha besorgt fest. Nero war tatsächlich noch leicht grünlich im Gesicht. Wankte sogar ein wenig und lehnte sich etwas an seinen Freund. "Gehen... ich brauch frische Luft. Sorry." Jetzt hatten sie umsonst Eintritt bezahlt, aber er brauchte wirklich frische Luft, um nicht sofort umzukippen oder sich zu übergeben. "Ist gut. Sorry Axel..." Er klopfte dem Barkeeper kurz auf die Schulter, welcher nur verständlich nickte und ihnen zulächelte. "Nero, du hast echt ein Talent, Leute zu erschrecken.", meinte er dann noch. "Und ich hoffe, dass du trotzdem noch öfter kommst.", wandte er sich danach grinsend zu Micha, welcher ebenfalls grinste und dann hinter ihm aus den Toiletten ging. "Geh schon mal vor, ich hole noch schnell unsere Jacken." Also verschwand Micha kurz, während Nero aus dem Club ging. Sich noch ein wenig mit dem Türsteher unterhielt und dann seinen Mantel entgegennahm. "Danke... Und sorry, dass das so ein Reinfall war." Er lächelte seinen Freund ziemlich verunglückt an und seufzte dann leise auf. Hielt sein Gesicht in den kühlen Wind. "Ist schon gut." Micha winkte ab. Zog seine Lederjacke an und wartete auf Nero, welcher seinen Mantel anzog und dann langsam voraus ging. "Wohin wollen wir noch?", fragte er leise. Denn nach Hause wollte er jetzt nicht gehen. Da würde es ihm wohl noch etwas zu langweilig werden. Und schlafen gehen wollte er auch nicht. "Hm, ich weis nicht. Gehen wir ein wenig Spatzieren, oder?", schlug Micha vor. Langweilig, würde es Nero sicherlich nicht werden, wenn er dabei gewesen wäre, nur was nicht war, konnte ja noch werden. "Ja, gehen wir. Und wohin?" Der Schwarzhaarige sah sich kurz um und bog dann in eine Straße ein, die sie geradewegs zum Park führen würde, welcher in der Nähe des Kessels lag. Somit hatte sich das auch erledigt, dachte sich Micha. Er lächelte leicht vor sich hin, während er neben Nero herging. Er wusste nicht, worüber er reden konnte. Irgendwie fiel ihm im Moment nichts ein. Doch kaum dass sie ein paar Minuten im Park waren, hatte sich dieses Problem auch erledigt. Ihm bereitete es einiges Nachdenken, als jemand auf sie zu geschlichen kam. Micha blieb nicht stehen, sondern ging etwas schneller als normal weiter. Wer wusste schon, was sich hier für Gesindel herumtrieb, und so wie es aussah, war es entweder ein Dieb oder aber ein Junkie, der nach seinem Dealer Ausschau hielt. Der junge Mann hatte schon mehr als nur einmal eine gebrauchte Spritze gefunden. Er konnte diese Leute nicht leiden, die ihr benutztes Spritzbesteck, oder einen Teil davon, einfach liegen ließen, wo es ihnen gefiel. Sollten sie es doch in eine Mülltonne werfen, da konnte es wenigstens niemandem schaden. "Hey, ihr!", rief ihnen der Unbekannte entgegen. "Einfach ignorieren.", flüsterte Micha leise zu Nero. Nahm seine Hand und zog ihn ein wenig schneller weiter. Er hatte keine Lust sich mit diesem Typen anzulegen. Allerdings ließ sich der Mann, wie sich herausstellte, nicht abwimmeln. Sondern ging ihnen direkt entgegen. Und dann auch noch neben ihnen her. Was, um alles in der Welt, wollte dieser Kerl von ihnen? Fragte sich Micha genervt. Er hasste es. Ihm war es schon einige Male passiert, dass ihn jemand gefragt hatte, ob er Stoff dabei hatte oder wollte. Und jedes Mal wäre das beinahe in eine Schlägerei ausgeartet. "Hey, wollt ihr was? Guter Stoff, ehrlich." Michas Augen funkelten auf. Er wollte schon fast stehen bleiben und wurde auch schon langsamer, doch auch Nero war nicht dumm und konnte die Situation besser einschätzen, als Micha vielleicht gedacht hatte. Denn diesmal war er es, der seinen Freund mit sich zog und zwar sehr schnell. Der Rothaarige stolperte Nero hinterher und knurrte leise auf. "Ich kann solche Menschen nicht leiden.", fauchte er leise. "Und ehrlich sind sie wie notorische Lügner.", knurrte Micha noch leise. "Scheiß Punks!", brüllte ihnen der Dealer noch hinterher. Zeigte ihnen eine wüste Geste. "Wir sind keine Punks, Arschloch!", brüllte Micha erzürnt. Er war so gereizt, dass seine Hand richtig zitterte. Der junge Mann knurrte leise vor sich hin und es schien, als würden aus seine Augen Funken stieben. "Hey, beruhige dich. Ist doch nichts passiert.", meinte Nero leise. Legte ihm einen Arm um die Schulter und drückte ihn leicht an sich. Ein undefinierbares Zischen war aus Michas Mund gekommen. "Ich würde sie am liebsten alle nacheinander umbringen... Erschießen oder aufhängen..." Er fauchte leise auf. "Diese... verflixten..." Micha fehlten jegliche Worte. Er steuerte auf eine Bank zu und lies sich darauf plumpsen. Starrte vor sich hin und schüttelte den Kopf. "Nur wegen diesen beschissenen Leuten ist das überhaupt erst passiert." Seine Hände ballten sich fast wie von alleine zu Fäusten. Sein Blick war auf die spiegelglatte Oberfläche des Sees gerichtet. Er spürte zwei warme Arme um seinen Körper, die ihn leicht an dessen Besitzer drückten. Versuchten ihn aufzumuntern, doch es half alles nichts. "Wären diese hirnverbrannten Leute nicht gewesen, könnte Erke jetzt ein einigermaßen geregeltes Leben führen.", fauchte er leise auf. "Hast du ihn in letzter Zeit gesehen? Er wird schon wieder dünner. Abgemagert bis auf die Knochen. Er klappert rum und kann froh sein, dass er nicht auseinander bricht." Langsam aber sicher stiegen in ihm Tränen auf. Wenn es um Erke ging, war er immer so sentimental, vor allem bei diesem Thema. Er gab sich heute immer noch die Schuld daran. Hätte er es ihm nicht gesagt, oder ihn nicht geküsst, wäre das alles nicht passiert. "Und... allein diese Klamotten... ich würde sie ihm am liebsten vom Leib reißen. Oder gleich auf die Toilette rennen und mir die Seele aus dem Leib kotzen. Ich versteh nicht, wie er das immer noch tragen kann." Nero war die ganze Zeit über stillschweigend neben ihm gesessen. Hatte ihn leicht im Arm gehalten und immer mehr gemerkt, wie Micha zu zitternd begann. "Micha, jetzt beruhige dich doch erst einmal. Vielleicht ist es wieder ein kleiner Schub an Erinnerungen, die ihn im Moment wieder einholen. Man kann nicht von ihm erwarten, dass er das von heute auf morgen alles vergisst und nie wieder daran denkt. Es braucht einfach seine Zeit und wir, vor allem du, sind so gut wie die Einzigen, die ihm dabei helfen können, es irgendwie zu verarbeiten.", flüsterte er leise aber ernsthaft. Der Rothaarige blickte seinen Freund für einen Moment ungläubig an. Erhob sich langsam und blieb direkt vor Nero stehen. "Du verstehst es nicht.", meinte er leise. "Du hast doch keine Ahnung!" Ein leiser Schrei schallte durch den Park. "Gott Nero, hast du ihn in dieser Zeit gesehen?! Hast du ihn je gesehen, wie er mit irgendwelchen wildfremden, alten Säcken mitgegangen ist?! Hast du ihn je gesehen, als er sich den nächsten Schuss gesetzt hat?! Ich frage dich, hast du ihn zu Grunde gehen sehen?" Micha war zum Schluss hin immer leiser geworden. Tränen waren aus seinen Augen gekullert und zu Boden getropft. "Mann Nero, ich hab ihn selbst in diese Scheiße geritten. Und jetzt? Jetzt sitzt ein Wrack vor mir und ich kann nicht einmal etwas machen. Ich... ich hab ihn beinahe...umgebracht." Ein leises Wimmern entkam ihm und er drehte sich von seinem Freund weg. Er wollte nicht, dass er ihn so sah. "Micha, mal ganz ehrlich. Hast du damals gewusst, dass er so einen Scheißdreck macht, nur weil du ihm seine Liebe gestehst? Weist du, er ist doch selbst dran schuld, wenn er sich Hals über Kopf in irgendwelche Drogen stürzt. Er hätte sich auch andere Leute suchen können die sich irgendwie als seine Freunde ausgeben, oder? Er hätte ganz normal mit dir darüber reden können ohne dich irgendwie anzupflaumen. Er hätte das alles aus eigener Hand umgehen können. Gib dir nicht die Schuld an Sachen, für die andere selbst verantwortlich sind.", meinte Nero nur. Erhob sich und zog Micha in seine Arme. "Du kannst dir die Last anderer nicht aufbürden. Und noch etwas, du hast ihn nicht umgebracht. Er lebt immerhin noch." Der junge Mann drehte sich mit funkelnden Augen in der Umarmung um. Starrte Nero an und schüttelte den Kopf. Wie konnte Nero so etwas sagen? Wie konnte er behaupten, dass Erke selbst daran schuld wäre? In seinen Augen hatte er selbst sehr viel dazu beigetragen, dass Erke in diese Szene abgerutscht war. "Du... Arschloch...", wimmerte er leise auf. Schlug matt gegen Neros Brust und wurde nur noch weiter an ihn gezogen. Spürte ein sanftes Streicheln über seinen Rücken und wusste, dass Nero irgendwie Recht hatte. Er konnte sich nicht sein Leben lang dafür verantwortlich machen und dennoch hatte er auf gewisse Art und Weise dazu beigetragen. Er hätte Erke noch einmal zur Rede stellen können. Aber anscheinend, war er wegen dessen halben Wutausbruch, zu feige gewesen. Kein Wunder, er war damals noch ein Kind gewesen. "Ich weis... aber ich habe Recht Micha. Das weist du.", flüsterte der junge Mann über ihm. Ein leichtes Nicken war seine Antwort und er spürte ein paar Tropfen auf seinem Haupt. Er blickte sofort nach oben, da er gedacht hatte, dass Nero weinen würde doch dem war nicht so. Ein sanftes Lächeln zierte dessen Mundwinkel und als der Rothaarige nach oben blickte, sah er die schwarze Wolkenwand über und um sie. Es regnete leicht. "Gehen wir weiter, sonst sind wir pitschnass wenn wir zu Hause sind.", meinte Nero leise. Küsste ihn flüchtig auf den Mund und lies ihn langsam los. "Gut...", mehr brachte Micha im Moment nicht über seine Lippen. Er dachte immer noch über Neros Worte nach. Und über seine eigene, momentane Verfassung. Es konnte nicht immer in einem halben Heulkrampf enden, wenn er darüber nachdachte. All das, was ihm auf der Seele lag musste irgendwie weg. Und der einzige Weg der dazu führte war, mit Erke selbst darüber zu reden. Ob es nun etwas bringen würde oder nicht. Es war einen Versuch wert. Und diesen Versuch würde er ausnutzen. Wie es ausgehen würde? Nicht einmal er konnte das sagen, nur er hoffte, dass es gut gehen würde. Der Regen wurde langsam immer stärker. Prasselte nach ein paar Minuten die sie gegangen waren unablässig auf ihre Häupter, doch Micha war das im Augenblick einfach egal. Er fand es sogar als schön. Blieb für einen Moment stehen und hielt sein erhitztes Gesicht in den Himmel. Schloss die Augen und seufzte leise auf. "Danke...", murmelte der Rothaarige dann leise. Lächelte Nero herzlich an, während er dessen Hand nahm und langsam weiterging. "Wofür?", fragte sein Freund ein wenig verwundert. "Für deinen verbalen Arschtritt." Micha grinste ihn leicht an. Schmiegte sich etwas an seine Flamme und marschierte weiter. "Ich werde morgen noch zu Erke gehen... mal sehen was sich ergibt.", fügte der junge Mann noch hinzu. Ein etwas irritierter Blick traf Micha. Dann erschien ein Lächeln auf Neros Zügen und er drückte seinen Schatz kurz an sich. "Für so etwas bedankt man sich nicht.", grinste er ihn dann an. Micha zuckte daraufhin nur die Schultern. Er hielt es hierbei schon für angebracht, also bedankte er sich. Das war schon immer so gewesen. Es dauerte gut eine Stunde, bis die beiden bei Nero zu Hause angekommen waren. Es hatte seit dem ununterbrochen geregnet. Und das nicht nur ein bisschen, sondern aus Eimern. Kein Wunder also, dass sie mit durchtränkten Klamotten bei Nero im Flur standen. Sie zogen sofort ihre nassen Schuhe, Micha seine Jacke und Nero den Mantel aus um sie dann mit Bügeln ins Bad zu hängen, wo sie fröhlich vor sich hin abtropfen konnten. "Oh man, total die Dusche." Nero lachte leise auf und schüttelte den Kopf, sodass Micha ein paar Wassertropfen im Gesicht trafen. "Ja, ein Platzregen vom Feinsten." Der Rothaarige streckte sich kurz und fröstelte auf. Seine Hose war völlig klamm und seine Socken waren völlig durchweicht, was allerdings nur daher kam, dass seine Stiefel ein paar kleine Löcher hatten. Allerdings wunderte es Micha nicht sonderlich, da er diese seit Jahren so gut wie täglich anhatte. "Was meinst du. Ein Bad wäre doch jetzt ganz recht, oder?" Der junge Mann umarmte seinen Liebling sacht. Sah lächelnd zu ihm auf und küsste ihn dann zärtlich. "Hm... geht schon. Ich brauche nicht unbedingt eines." Nero zuckte leicht gleichgültig seine Schultern. Sah zu ihm hinunter und gähnte leise. "Du kannst ruhig gehen.", meinte er dann noch und wandte sich aus der Umarmung seines Freundes, welcher ein leichtes Grinsen auf den Lippen hatte. Irgendwie war es schon ein wenig komisch, dass Nero plötzlich so komisch war. Vielleicht lag es an dem Vorfall vor gut einer Stunde. Von ihrem Gespräch. "Wirklich?" Er lächelte und drückte ihm kurz einen dicken Kuss auf die Wange. "Danke." Und keinen Moment später war er auch schon im Bad verschwunden. Lies heißes Wasser in die Wanne laufen und tat noch etwas Badeschaum hinein. Wartete bis sie voll war, zog sich aus und setzte sich langsam, damit er keine Überschwemmung verursachte, hinein. Ein leises, entspanntes Seufzen entfloh seiner Lunge. Er schloss seine Augen und streckte sich leicht. Es war unglaublich angenehm, von dem kalten, ins Warme zu kommen, doch etwas fehlte ihm und genau dieses ´Etwas´, kam gerade in das Badezimmer um seine nassen Sachen aufzuhängen. Nero hatte Michas kleines Grinsen wohl nicht bemerkt. "Schatz? Willst du wirklich nicht mit ins Wasser? Es ist einfach... herrlich.", säuselte er leise. Sah ihn lächelnd an und ernteten nur einen etwas gelangweilten Blick. "Nein... danke. Vielleicht ein andermal." Nero schüttelte nur den Kopf. Band sich seine Haare zu einem Zopf zusammen und schlüpfte aus seinem Oberteil, welches gleich im Wäschekorb landete. "Ach komm schon. Das wird dir gut tun, glaub mir." Micha lies nicht locker. Allerdings wenn er jetzt ´nein´ sagen würde, würde er es lassen, doch zu seinem Glück kam diese Reaktion nicht. Stattdessen zeichnete sich auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen ein leicht nachdenklicher Blick ab. "Ist gut.", kam es dann leise von ihm. Eine gesunde Rötete zierte sein Antlitz, als er dann völlig entkleidet zu Micha in die Wanne stieg, welcher ihn dann noch zwischen seine Beine zog und ihn mit beiden Armen leicht umarmte. "Und? Angenehm, oder?", flüsterte er leise. Schloss wieder seine Augen und lehnte sich entspannt an die Rückwand. Neros Kopf lag auf seiner linken Schulter. Er hatte seine Smaragde ebenfalls geschlossen. "Hmhh... herrlich.", kam es leise geschnurrt von dem jungen Mann, welcher ein leises Lächeln auf den Lippen hatte, was Micha wiederum dazu veranlasste ihn einfach sanft zu küssen. Innerlich stieg in ihm eine kleine Feier. Nero in der Badewanne. Mit ihm, in der Badewanne. NACKT! Es war wirklich etwas Unglaubliches. Der Rothaarige hätte nicht gedacht, dass sein Freund nach seiner vorherigen Verneinung doch noch zustimmen würde. Doch so täuschte er sich immer wieder. Nero war eben einfach schwer einzuschätzen. Umso schöner war es jetzt allerdings, ihn so in den Armen halten und seine Nähe genießen zu dürfen. Und seinen Körper an seinem eigenen zu spüren. Seine Gedanken drehten sich langsam und würde er nicht aufhören, diesen doch etwas schmutzigen Gedanken hinterher zu hängen, würde hier noch etwas geschehen, was er nicht gerade wollte. Oder er es Nero nicht zumuten wollte. "Jetzt würde noch ein Glas Sekt fehlen.", meinte er kichernd. Knabberte leicht an dem Ohr des Schwarzhaarigen herum, welcher ein wenig den Kopf zur Seite drehte. "Wein wäre besser.", hauchte er gegen seine Lippen. Schmunzelte und kuschelte sich leicht an die Brust seines Freundes. Sie waren fast eine Stunde in der Wanne, als Nero, mit leicht runzeligen Füßen und Händen aus dem Wasser stieg, sich in ein Handtuch einwickelte und dann in seinem Schlafzimmer verschwand. Micha hingegen blieb noch ein wenig im Badezimmer. Dachte ein wenig nach und lächelte leicht in sich hinein. Nero saß in seinem Bademantel auf dem Bett und kämmte sich in aller Seelenruhe die Haare, als Micha hereinkam. Er saß mit dem Rücken zu ihm. Hatte den Kopf in einem beträchtlichen Winkel nach links geneigt. Der Rothaarige nahm das als perfekte Gelegenheit war, Nero körperlich wieder so nahe wieder vorher zu kommen. Krabbelte somit über das ganze Bett und schlang seine Arme leicht von hinten um Neros Taille, schmiegte sich etwas an ihn. Hauchte ihm ein par Küsse in den freien Nacken und hörte mit einem leisen Lächeln auf den Lippen ein wohliges Seufzen seines Freundes. "Das hat gut getan.", schnurrte Micha leise hinter ihm. Schloss leicht die Augen, während seine Recht unter den flauschig, warmen Stoff des Mademantels schlüpfte. Ihm fiel auf, dass Neros Haut um einiges weicher und zarter war als noch zuvor. Wie ein Babypopo, kam es ihm in den Sinn. Musste bei diesem Gedanken unweigerlich zu grinsen anfangen. "Lässt du mich bitte kurz los?", fragte Nero ihn nach ein paar Minuten, nachdem er sich für einen Moment nach hinten und an Michas Brust gelehnt hatte. "Miss ich oder kann ich?", wollte der Rothaarige leise wissen. Küsste ihn flüchtig auf die Wange. "Du kannst, wenn du willst, aber ich wäre dir sehr dankbar.", meinte der Schwarzhaarige leise. Sah ihm kurz in die Augen und erhob sich dann, als Micha seine Hände von ihm nahm. Der junge Mann fragte sich langsam, ob es Nero irgendwie unangenehm war, wenn Micha ihn berührte, in den Arm nahm oder küsste. Sonst hätte er nichts Reißaus genommen und eben sah es tatsächlich so aus, in Michas Augen zumindest, als wäre Nero direkt schon geflohen. Die Bürste hätte er sonst auch auf den Nachttisch legen können. Es kam ihm im Moment schon etwas spanisch vor. Nero war unterdessen wider in den Raum gekommen und hatte sich etwas zum schlafen angezogen. Micha hatte es gar nicht mitbekommen. Er war zu sehr in seinen Gedanken vertieft gewesen. "Willst du dir nicht etwas anziehen?", fragte der Schwarzhaarige grummelig nach. "Wie?" Micha hob den Kopf, blickte über die Schulte und sah seinen Schatz nur in Unterwäsche auf sich zukommen, bis er schließlich vor ihm stand. "Ob du dir nicht etwas anziehen möchtest.", meinte er abermals. Blickte seinem Freund in die Augen und merkte gar nicht, wie streng er somit eigentlich aussah. "Wieso? Ist es dir unangenehm?", fragte Micha dann frei heraus. Sah ihn Neros Smaragde. Er legte seinem Schatz seine Arme um die Hüfte und zog ihn noch ein Stück an sich heran. Es herrschte unangenehmes Schweigen zwischen den beiden. Micha deutete das als "ja". Ließ ihn dennoch nicht los, sondern tat genau das Gegenteil. Seine Lippen näherten sich Neros Bauch und keine Wimpernschlag später hauchte er ein par sanfte Küsse gegen eben diesen. Zog ihn noch weiter zu sich. Hörte wider ein leises Seufzen. Er verstand das absolut nicht. Wieso ließ er das dann zu, wenn es ihm doch unangenehm war. Da kam ihm wiederum der Gedanke, dass sich Nero einfach damit abgefunden hatte, so berührt zu werden. Und allein bei diesem Gedanken fing es in ihm wieder gewaltig an zu brodeln. "Nein... Micha." Der Schwarzhaarige zappelte leicht in der Umarmung. Ohne weiter nachzudenken ließ Micha ihn los. Sah ihn an und schüttelte den Kopf. "Wieso sagst du nicht einfach wenn dir was nicht passt?" Es war fast ein Knurren gewesen. Normalerweise war er die Ruhe selbst, nur Nero war der Einzige, der ihn bis zu Weißglut treiben konnte. Auch wenn er es nicht beabsichtigte. "Ich... ich sage doch, wenn mich etwas stört.", entgegnete Nero ziemlich perplex. Er verstand nicht, was jetzt wieder los war. "Ja? Tust du das? Und wieso lässt du es dann trotzdem zu oder machst etwas, was dir unangenehm ist?" Micha erwartete diesmal eine gescheite Antwort. Er würde ihn ausquetschen bis er gescheit den Mund aufmachte, wenn es sein musste. Er war es leid, jedes Mal wieder mit nicht gerade aussagekräftigen Antworten abgespeist zu werden. Er wollte zwar keinen unnötigen Streit vom Zaun brechen, aber er wollte endlich wissen, was mit Nero los war und nur auf diese Art würde er es herausfinden. "Wieso denkst du, sollte es mir unangenehm sein?", fragte Nero leise. Setzte sich neben seinen Freund. Stützte seine Unterarme auf seinen Oberschenkeln ab und ließ den Kopf ein wenig hängen. Seufzte leise und schüttelte sein Haupt. "Mir ist es nicht unangenehm. Nicht wirklich jedenfalls." "Wieso? Ich habe dich vorher im Bad gefragt, ob du mit in die Wanne kommst, du hast zuerst "nein" gesagt. Ich hab dich drum gebeten und du hast nachgegeben. Ich habe dich theoretisch dazu überredet. Du hättest es nicht machen müssen, hast es aber getan. Mir kommt das einfach so vor, als würdest du es als deine Pflicht ansehen, mich irgendwie zufrieden zu stimmen und du es eigentlich gar nicht hattest machen wollen." Micha versuchte irgendwie seine Eindrücke und Bedenken zu schildern. Er hoffte nur, dass dieses Gespräch nicht wieder in einem Streit enden würde. "Das.... Ist nicht wahr.", verneinte Nero. Fiel auf den Rücken und sah an die Decke. "Es kostet einiges an Überwindung." "Wieso Überwindung?" Das verstand Micha wiederum nicht. Er beugte sich leicht über ihn. Streichelte ihm kurz über die Haare und blickte ihm in die Augen. "Ich habe dir erzählt, was mir passiert ist." Der Schwarzhaarige seufzte wieder leise. Sah Micha kurz in die Augen und nahm dann seine Hand. Verhakte ihre Finger und schloss kurz seine Smaragde. "Und dann so etwas zulassen kostet einiges an Überwindung.", murmelte er. "Aber du hättest es doch nicht machen müssen." Micha verstand nur zu gut, dass es Nero große Überwindung kostete. "Micha, ich wollte es. Und... ich habe es wirklich genossen." Der Schwarzhaarige hatte den Blick nicht von ihm genommen. "Ja, ich habe ein wenig gezögert, aber auch nur deshalb, weil ich überlegt habe." "Was hast du überlegt?", wollte der junge Mann leise wissen. Legte sich neben ihm auf die Seite, damit er ihn ansehen konnte. Streichelte ihm leicht über die Wange. Wartete eine Antwort ab und war einfach froh, dass sich Nero dazu bereiterklärt hatte, das zu besprechen. "Wie es damals war. Bei meinem Vater. Er hätte in so einer Situation gar nicht erst gefragt. Ich weis, du bist nicht er und doch erwische ich mich immer wieder dabei, das zu vergleichen. Und vorher war es eben auch wieder so." Es lag ein minimales Lächeln auf seinen Lippen, welches allerdings schnell wieder verblasste. "Es ist einfach so unglaublich ungewohnt. Alls das." Nero hatte immer leise gesprochen. "Es ist so ungewohnt... so berührt zu werden. Zu wissen, dass einem das alles nicht aufgezwungen wird. Man nicht verprügelt wird, wenn man etwas dagegen einzuwenden hat und etwas nicht machen will. Es ist einfach... so brutal ungewohnt." Neros Stimme wurde immer brüchiger. Er stoppte für einen Moment. "Diese ganzen Zärtlichkeiten zu erfahren. Ich muss mich einfach endlich daran gewöhnen, das ist alles." Micha hatte ihm aufmerksam zugehört. Hatte immer mal wieder leicht genickt und war ziemlich erstaunt über Neros Offenheit. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Nero ihm so eine konkrete und ehrliche Antwort geben würde. Aber er verstand es auch nur zu gut, dass es für diesen ungewohnt war. Ihm würde es sicherlich nicht anders gehen, wäre er jahrelang von seinem Vater sexuell genötigt oder verprügelt worden. Vor allem es war Neros erste wirkliche Beziehung mit einem Mann, da wäre er sicherlich auch so unsicher beziehungsweise war er es damals auch gewesen, doch das war schon seine Zeit her. Nero hatte leicht seine Augen geschlossen und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. Der Rothaarige hatte noch immer kein Wort gesprochen. Sah seinen Freund nachdenklich an und überlegte, was sie nun machen sollten. Natürlich war es nicht einfach, vor allem nicht für Nero, von dem er sich langsam absolut nicht mehr sicher war, ob er überhaupt bereit war, eine gleichgeschlechtliche Beziehung zu führen. Vielleicht kannte er ihn in diese Hinsicht einfach nicht gut genug, oder aber es war wirklich etwas dran, dass Nero das, aus seiner Sicht jeden falls, alles für einen Zwang hielt, nur um ihm, Micha, nicht wehzutun. Vielleicht irrte er sich auch nur, das wusste er nicht. "Eine Pause... vielleicht wäre dass das Beste.", murmelte Micha leise. Legte sich ebenfalls auf den Rücken. Seufzte leise. Schloss ebenfalls die Augen. Allein bei dem Gedanken wurde ihm wieder kalt. Seine Innereien zogen sich schmerzhaft zusammen und ihm wurde ein wenig schlecht. "Pause? Worin?" Neros Stimme war sehr leise. Ein wenig bedrückt hörte er sich an. Die vorherige Stille war zum bersten laut gewesen. "Zwischen uns beiden... unserer Beziehung." Der Rothaarige war noch ein bisschen ruhiger geworden. Ein großer Klos machte sich in seiner Kehle breit. Sein Herz zog sich noch weiter zusammen und er hoffte nur, dass es nicht so weit kommen würde. "Was?! Spinnst du?!", schrie Nero völlig empört auf. Setzte sich und starrte ihn an. Micha hatte mit dieser Reaktion absolut nicht gerechnet. Blickte seinen Freund für einen Moment an und lächelte. Er hätte gedacht, dass Nero das willkommenheißen würde, doch da hatte er sich anscheinend stark getäuscht. "Ich hätte jetzt gedacht, du würdest das gutheißen." Micha entfloh ein leises Seufzen. Nero war manchmal wirklich sehr schwer einzuschätzen. "Du kennst mich schlechter als ich dachte." Der Schwarzhaarige sah ihn leicht lächelnd an. Zog die schlanken Beine an den Körper, legte seine Arme darum und bettete seinen Kopf auf seine Knie. Sah Micha weiterhin an, welcher liegen blieb und ihn von unten herauf musterte. "Du bist im Moment aber auch ziemlich schwer einzuschätzen." Ein leichtes, ein wenig trauriges Lächeln lag auf seinen Lippen. "Es ist schwer zu erraten, was genau du eigentlich willst." Micha sprach ruhig und mit liebevoller Stimme. Er wollte sich nicht anhören, als würde er ihm wieder Vorwürfe dafür machen, dass er in einem kleinen Gefühlschaos steckte. "Ich glaube meine Reaktion eben hat ziemlich deutlich gesagt, dass ich... das alles nicht einfach in den Sand setzen möchte." Er stockte für einen Augenblick, ehe er fort fuhr. "Dafür ist es einfach schon viel zu intensiv." Sein Blick glitt hinüber zu dem Fenster. Es war schon lange stockdunkel und es regnete noch immer ununterbrochen. Die schweren Regentropfen trommelten an die Fensterscheibe. Ein Donnergrollen durchbrach die etwas unangenehme Stille und keine paar Sekunden später zuckte ein greller Blitz über den nachtschwarzen, Wolken verhangenen Himmel, was Nero leicht zusammenzucken lies. "Wie... es ist schon zu intensiv." Micha verstand nicht recht was sein Freund meinte. Im Moment war er für ihn ein einziges Rätsel, was er nicht zu lösen vermochte. "Zu intensiv eben... die paar Knutschereien am Anfang... da hätte man noch sagen können, dass man darauf keine Lust mehr hätte, nur jetzt... du wist ja selbst, was schon alles passiert ist." Zum Schluss hin war er immer ein wenig leiser geworden. Micha grinste leicht vor sich hin. Setzte sich auf und umarmte ihn leicht von hinten. Bettete sein Kinn auf seine Schulter. "Oh ja, viel Unanständiges." Ein leises Kichern entfloh seiner Lunge. Wieder durchflutete ihn ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Nero hatte zwar nicht konkret gesagt, dass er weiterhin mit ihm zusammen sein wollte, aber allein seine vorherige Reaktion bewies das. "Wenn... wenn man es so nennen möchte." Nero Züge zierte ein leichtes Lächeln. Der junge Mann lehnte sich ein klein wenig verkrampft an ihn, was hauptsächlich an dem wichtigen und ernsten Gesprächsthema lag. "Ich mein... man hätte das anfangs noch mehr freundschaftlich ansehen können... nur dann. Ich mein, es ist zu intim geworden. Wie viele Freunde..." Nero stockte für einen Moment. "Wie viele Freunde..." Er lachte leise auf. "Befummeln sich bitte in der Art und Weise? Wie viele gute Freunde schlafen miteinander?" Der Schwarzhaarige drehte seinen Kopf zu Micha um. Zog fragend eine Augenbraue nach oben. "Freundschaftlich... pff." Der junge Mann schüttelte fast schon abfällig sein Haupt. "Ein Kuss freundschaftlich." Ein leises, empörtes Lachen drang aus seiner Kehle. Er zog Nero kurz mit sich und drückte ihn dann rücklings auf das Bett. Behielt seine Hände auf seinen Schultern und sah ihm fest in die Augen. "Du glaubst gar nicht, was ich dabei jedes Mal gefühlt habe und fühle.", meinte sein Freund leise. "Na... na ja. So hätte man es sehen können... aber... aber... so war es... natürlich nicht." Nero versuchte sich irgendwie zu rechtfertigen. Spürte nur zwei Finger auf seinen Lippen und bemerkte ein leichtes Kopfschütteln seines Liebsten. "Nein, für mich war es das jedenfalls nicht.", flüsterte Micha. "In mir stieg jedes Mal ein kleines Feuerwerk, wenn wir uns geküsst haben. Und so ist es selbst jetzt noch. Ich würde am liebsten jedes Mal leise aufschreien." Er musste dabei selbst leise lachen. "Und ganz ehrlich... damals in der Küche. Du kannst mir nicht sagen, dass selbst das noch als ´freundschaftlich´ hätte durchgehen können.", hauchte er sanft gegen seine Lippen. Nero schüttelte ebenfalls leicht den Kopf. Hob seine Arme und legte sich leicht um Michas Genick. "Weist du... ich hab... erst ein wenig später gemerkt... dass mir das doch mehr bedeutet, als ich vorher gedacht hatte.", gab er leise zu. Errötete und blickte an seinem Freund vorbei. "Und... soll ich dir noch etwas sagen?" Er war sich nicht so sicher, ob er das auch noch erzählen sollte. "Ja, sag es mir. Wir sind gerade so schön bei Geständnissen." Ein leichtes Schmunzeln lag auf den Lippen des jungen Mannes. Er lies Neros Schultern los und stützte sich neben dessen Kopf ab. Streichelte mit ein paar Fingern durch seine feuchten Haare und lächelte ihn verliebt an. "Ehrlich gesagt..." Ein leises Seufzen war zu hören. "Ich bin anfangs nur darauf eingegangen... ich wollte dir... tatsächlich nicht wehtun." Nero schämte sich richtig dafür. "Aber jetzt... jetzt ist es anders. Ganz anders.", flüsterte er heiser. Seine Augen waren leicht glasig. "Ich... ich möchte das nicht missen." Der junge Mann biss sich leicht auf die Lippe und eine kleine Träne bahnte sich aus seinem Augenwinkel, welche auf seinen rabenschwarzen Haaren zerplatze. Genau in diesem Moment grollte abermals ein Donner über ihnen. Micha war geschockt. Er hatte nicht geglaubt, dass Nero tatsächlich so verlogen sein konnte. Nur er konnte ihm deshalb nicht einmal wirklich böse sein. Obwohl es ihn schon ziemlich enttäuschte. Nero hatte ihn eine ganze Zeit lang angelogen. "Wie lange?", fragte er leise nach. "Wie lange hast du mich angelogen?" Micha trocknete die Tränenspur mit seinen Fingern. "Vielleicht... vielleicht zwei Wochen." Ein leises Wimmern trat über Neros Lippen.. Er sah Michas enttäuschten Blick und hätte sich in diesem Moment am liebsten von einer Brücke gestürzt. Er hatte seinen besten Freund so angelogen. Seine Arme sanken auf seinen eigenen Brustkorb "Es...es tut mir so leid." Seine Rechte lag leicht an seinen bebenden Lippen "Zwei Wochen..." Ein Seufzen überkam die Lippen des Rothaarigen. "Viele würden diese Lüge als einen Grund sehen, sofort Schluss zu machen.", meinte er betrübt. Auch wenn er so ein Mensch nicht war. Es traf ihn schon, dass sein bester Freund ihn so belogen hatte. Er hatte ihm Zuneigung vorgegaukelt. "Nein... nicht." Nero schüttelte den Kopf. Sah ihn fast schon flehend an. Ein Schwall von Tränen brach aus ihm heraus. Er konnte nicht einmal fliehen vor dem was noch kam, da Micha ihn in dieser Position gefangen hielt. So wie er über ihn gebeugt dalag. Micha hatte sogar ein leichtes Lächeln auf dem Mund. Küsste ein paar der salzigen Perlen von Neros Antlitz und streichelte über seine stark erhitzen und leicht feuchten Wangen. Er sah, dass Nero ihn wirklich nicht verlieren wollte. Allein das war für ihn schon der Beweis, dass Nero ihn liebte, auch wenn er es immer noch nicht gesagt hatte. Sein Freund war schon immer ein mit starken Gefühlen gesegneter Mensch gewesen, der sich auch nicht scheute diese zu zeigen und Neros Tränen waren echt. Seine Scham und die Reue in seinen Augen. So etwas konnte man nicht spielen. Schon gar nicht Nero. "Ich werde es nicht tun.", hauchte er gegen die zitternden Lippen seines Freundes. "Ich werde dich nicht verlassen." Es war ein kleiner Schwur gewesen. Micha nahm eine von Neros Händen und legte sie an seine eigene Wange. Sah ihm in die Augen und lächelte sanft. "Ich bin enttäuscht, ich denke das weist du... und ich finde, dass das, was in diesem Moment in dir vorgeht, Strafe genug ist." Wieder war es nur ein leises Flüstern gewesen. Seine grauen Edelsteine sahen in die geröteten Smaragde seines Liebsten, welcher nur nickte und leicht hickste. "Es tut mir wirklich... unglaublich leid.", kam es dann sehr heiser von Nero. Er streichelte leicht über die Wange, an die Micha seine Hand gelegt hatte. "Das glaube ich dir." Micha hauchte einen zärtlichen Kuss gegen Neros Stirn. Trocknete ein paar weitere Tränen mit seinen Fingern und legte sich dann wieder neben ihn. Strich mit seinen Lippen über die Wangen seines Gegenübers und seufzte leise auf. "Vielleicht sollten wir jetzt ein wenig schlafen, was sagst du?", meinte er leise mit einem Blick auf die Uhr an der Wand. "Ich muss morgen früh raus." Eigentlich wollte er nicht in die Schule, nur es blieb ihm eben nichts anderes übrig. "Ist gut.", murmelte der Schwarzhaarige, während er einen Arm um seinen Freund legte. "Aber willst du dir wirklich nichts anziehen? Nicht dass du krank wirst." "Muss ich oder kann ich?", fragte Micha leicht neckisch. "Müssten tust du nichts, und können... ich glaube nicht, dass ich dir dabei helfen müsste." Ein leises Kichern entfloh dem jungen Mann. "Nein, das glaube ich auch nicht." De Rothaarige küsste seinen Liebling flüchtig auf den Mund, ehe er aufstand und tatsächlich etwas anzog. Nero hatte sich unterdessen gescheit in das relativ große Bett gelegt und hielt Micha eine Seite der Decke auf, damit er darunter schlüpfen konnte, was dieser dann auch sofort machte und sich verspielt an seinen Freund kuschelte. Seine Arme um ihn legte und leicht an sich zog. "Schatz, tust du mir einen Gefallen?", fragte Micha dann noch. Er musste ihn das einfach bitten, da er solchen Aktionen einfach keine Chance mehr geben wollte. "Was denn für einen?" Nero blinzelte leicht in die Dunkelheit hinein, die sich in dem Zimmer ausgebreitet hatte. "Wenn du etwas auf dem Herzen hast, sag es mir... und bitte, lüg mich nie wieder an. Sonst wird es nur noch schlimmer, wenn du mir es gestehst, okay?" Er legte seine Lippen flüchtig auf die Neros und schloss entspannt seine schweren Augen. "Ist... ist gut.", nickte er leicht an seiner Brust. Legte ebenfalls einen Arm um seine Taille, gähnte leise und schummerte dann kurz darauf zufrieden ein. Micha allerdings blieb noch ein wenig wach liegen. Lies den Tag noch einmal Revue passieren und schlief dann ebenfalls ein. Er war froh, dass sich das alles zwischen ihnen geklärt hatte. Das Nero bereit gewesen war ihm das zu gestehen und mit ihm darüber zu reden. Doch etwas lag ihm noch auf der Seele und das war die Sache mit Erke, die er morgen ganz sicher über die Bühne bringen würde und musste. Ob es Erke nun gefallen würde oder nicht. //Der nächste Morgen// Sein Wecker klingelte am nächsten Morgen um sechs Uhr in der Früh. Etwas eher als sonst, da er einen längeren Weg von Nero aus zu seiner Schule hatte. Vor allem musste er davor noch einmal nach Hause, um seine Schulsachen zu holen. Die hatte er gestern extra nicht mitgenommen, da er sich nicht sicher gewesen war, ob er bei Nero hätte bleiben können oder nicht. Ächzend hievte er sich also aus dem kuscheligen Bett. Er hätte liebend gern noch so neben Nero liegen bleiben können, nur dann hätte er ein gravierendes Problem bekommen. Seine erste Prüfung stand vor der Türe und diese zu versäumen, war schlimmer als alles andere, was er sich im Moment vorstellen konnte. Er versuchte so leise wie möglich zu sein, während er sich anzog und sich Kaffee machte, der später noch für Nero reichen würde. Er kritzelte ihm noch ein paar Zeilen, ehe er Nero noch flüchtig auf die Stirn küsste und dann schnell aus der Wohnung verschwand. Sich so schnell es ging auf den Weg zur U-Bahn und dann zu sich nach Hause machte. Dort einen kurzen Augenblick verweilte, seine Motorradschlüssel suchte und um noch seinen Rucksack zu packen. Stürmte dann mit dem Helm unter dem Arm nach unten, setzte sich auf seine Maschine und brauste los zur Schule. Gioì wartete wie immer unten vor dem Eingang auf ihn. Sah ihm leicht lächelnd entgegen. Ihm war die Aufregung ins Gesicht geschrieben. Seine Hand zitterte leicht, als er die Zigarette zu seinen Lippen führte, stark daran zog und den Rauch hart ausstieß. "Morgen.", grummelte der Italiener leise, als Micha vor ihm stehen blieb. Kurz nickte und seine Jacke enger um den Körper schlang. Es regnete immer noch. "Morgen..." Ein leises Gähnen entfloh dem Rothaarigen. "Gehen wir rein? Ich frier mir noch alles mögliche ab.", nuschelte er in sich hinein. Obwohl seine Motorradkombi ziemlich warm war, fror er. Aber sehr wahrscheinlich lag das einfach an der Aufregung. "Ja, ja natürlich. Es ist einfach ein scheußliches Wetter." Gioì drückte seine Zigarette in einem Aschenbecher aus und ging dann mit seinem Rucksack auf dem Rücken mit Micha hinein in die warme Eingangshalle. "Oh man... ich hab das Gefühl mein Kopf ist vollkommen leer." Michas Hände zitterten noch mehr. Er biss sich unruhig auf der Lippe herum, während die beiden nach oben in den ersten Stock stiegen. "Ach was..." Gioì legte ihm eine Hand auf die Schulter um ihn ein wenig runter zu bringen, doch auch er zitterte ziemlich stark. "Von wegen ach was..." Micha grummelte leise vor sich hin. Vor ihrem Klassenzimmer warteten schon ein paar andere ihres Kurses. "Ich glaub ich hau ab.", nuschelte der junge Mann. "Ich warne dich... ich trete dir so in den Arsch, dass...." Gioì redete jetzt lieber nicht weiter, sonst würde das nur wieder komische Fragen der anderen aufwerfen und darauf hatten beide keine Lust. "Dass?" Micha hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Er hatte so einen Gedanken, was sein Kumpel zu ihm sagen wollte und allein das lies ihn leise aufwachen. "Glaub mir, ich bin in der Hinsicht einiges gewöhnt.", schmunzelte er und piekte ihm kurz in die Seite. "Ganz so genau will ich das gar nicht wissen. Aber ich denke dass dir Nero dann schon die Leviten lesen wird." Ein leichtes Lächeln lag auf Gioì's Lippen und ein schweres Seufzen trat aus seiner Lunge, als er ihren Lehrer auch schon kommen sah. "Oh... ja ich denke auch." Micha nickte. Trat dann hinter den anderen durch die schmale Türe in dem ihm so bekannten Raum und setzte sich an seinen normalen Platz. "Viel Glück...", meinte er dann nur noch zu Gioì gemurmelt. Die Arbeiten wurden ausgeteilt und für Micha begannen vier Stunden in der Hölle. Michas Kopf rauchte, als er aus dem Haus in die Freiheit trat und die kühle Luft des Mittags einatmete. Er war so unglaublich froh, dass er wenigstens das jetzt hinter sich gebracht hatte. Und das ohne größere Probleme. Gioì kam hinter ihm die Treppe nach unten gerannt und umarmte ihn einfach so, ohne jegliche Vorwarnung, dass es den Rothaarigen beinahe umgehauen hätte, so viel Schwung hatte sein Kumpel drauf gehabt. "Oh Mann, erschreck mich doch nicht so.", lachte er leise. Klopft ihm auf den Rücken und schüttelte den Kopf. "Wie ging's dir?" "Tut mir leid." Ein leichtes Grinsen lag auf Gioì's Lippen. "Mir... na ja, so schlecht wird es schon nicht gewesen sein. Dir?" "Na ja... ich kann mich immer schlecht einschätzen, aber ich denke im annehmbaren Bereich.", nickte er lächelnd. Lies ihn dann los und sah in den Himmel. Es war richtig ungewohnt für ihn, schon so früh aus der Schule herauszukommen. "Ach du immer. Du bist doch eh der Klassenstreber, also red nicht." Es war nicht böse gemeint, das wusste beide. Nur Micha konnte eben auch nichts dafür, wenn ihm diese Sprachen in die Wiege gelegt worden waren. "Pf. Ich kann mich halt schlecht einschätzen, ist doch nichts dabei. Kommst du noch mit frühstücken? Ich hab Kohldampf." Er grinste breit und rieb sich den Bauch. Erkannte ein heftiges Nicken seines Klassenkameraden und die beiden machten sich auf den Weg in ein nahe gelegenes Café. Während sie ihren Kaffee tranken, ihr Hörnchen aßen und nach draußen auf die regennassen Straßen sahen, brandete ein hitziges Gespräch zwischen den beiden auf, was sich einzig und allein um ihre Prüfung drehte. Sie hatten den ersten Teil hinter sich gebracht, doch die nächsten Tage würden ihnen mit weiteren Prüfungen versüßt werden. Micha hatte immer noch Bammel. Nicht sonderlich vor den Prüfungen, sondern eher mit dem späteren Gespräch mit Erke. Er würde ihn gar nicht erst anrufen, sondern einfach auftauchen. Der junge Mann hoffte nur, dass ihm dann wenigstens ein Teil seiner -Sorgen abgenommen werden würde. Kapitel 12: Überlegungen II --------------------------- Kapitel 12 1. Februar 2006 Überlegungen II Es war der gleiche Tag. Micha saß mittlerweile wieder zu Hause. Hatte schon mit Nero telefoniert und wartete nun, bis es endlich neun Uhr war. Erke müsste eigentlich schon bei sich sein, nur er wollte ihn nicht gleich nach der Arbeit abfangen und mit solchen Dingen konfrontieren. Er war so oder so ziemlich gespannt, was Erke dazu sagen würde. Entweder er würde Scheuklappen zumachen, oder er würde anfangen zu schreien, dass er sich da nicht einmischen sollte. Allerdings glaubte er Zweitiges nicht. Langsam nahm er wieder sein Telefon in die Hand. Wählte die Nummer seines Freundes und seufzte leise auf. Lehnte sich in der Couch zurück und starrte vor sich hin an die Zimmerdecke. Er saß fast vollends im Dunkeln, doch das störte ihn im Moment nicht sonderlich. Er wollte kein Licht anmachen. "Micha, was gibt's?", fragte Erke vom anderen Ende der Leitung aus. Sein Telefon hatte eine Rufnummernanzeige, sonst hätte er natürlich nicht gewusst, dass Micha dran war. "Hi...", kam es leise von Micha. Er fuhr sich leicht über die Augen, während er seine Beine ein wenig weiter an den eigenen Körper zog. "Hast du zeit?" "Zeit? Inwiefern?" Ein leises Gähnen drang durch die Strippe. Micha wusste, dass Erkes Job nicht ganz einfach war und er würde sehr gut verstehen, wenn er heute niemanden mehr sehen oder sprechen wollte, doch Micha hielt das nicht mehr aus. Diese Gedanken zerfraßen ihn langsam von innen heraus. "Ich... muss dringend mit dir reden. Geht das? Es ist wirklich wichtig." Für ihn war es jedenfalls sehr wichtig. Was Erke davon hielt, das wusste er nicht. "Ja. Ja natürlich. Du hörst dich nicht gut an, was ist passiert?" Sein Freund hörte sich ein wenig besorgt an. "Na ja... eigentlich nicht wirklich etwas Schlimmes... aber dennoch. Ich möchte das nicht am Telefon besprechen... kann ich kurz vorbei kommen?" Micha war jetzt fast schon wieder den Tränen nahe. Dieses Thema ging ihm einfach an die Nieren, da konnte er sonst noch so stark sein wie er wollte. "Klar kannst du rüber kommen. Ist doch selbstverständlich." Man hörte, wie ein leichtes Lächeln seine Lippen zierten. Irgendwie verriet seine Stimme Erke immer wieder. "Gut. Bis gleich." Keinen Moment später hatte der Rothaarige auch schon aufgelegt, war aufgestanden und hatte seine Schuhe angezogen. Obwohl es dunkel war. Er kannte sich in seiner Wohnung besser aus als sonst jemand, also war es auch kein Wunder, dass er gegen keines seiner Möbelstücke rannte, während er seine Jacke ebenfalls anzog, seinen Schlüssel einsteckte und dann die Wohnung verließ. Es dauerte etwa Fünfzehnminuten, bis er vor dem kleinen Block stand. Mit einem tonnenschweren Herzen stand er vor der massivhölzernen Türe und klingelte. Wurde einen Moment später eingelassen. Der junge Mann stieg langsam die hölzernen Stufen in den zweiten Stock empor. Bei jedem weiteren Schritt rutschte ihm sein Herz weiter in die Hose. Als er oben ankam erwartete ihn schon die hagere Gestalt seines Freundes. Die eingefallenen Wangen, hervortretende, hellblaue Augen. Die unglaublich stark hervorragenden Rippen, welche durch das stark geschnürte Korsett noch viel mehr betont wurden, die Schlüsselbeine und Knochen an den Handgelenken. Allein bei diesem Anblick traten ihm schon wieder Tränen in die Augen. Und dann auch noch der besorgte Gesichtsausdruck... "Hey." Micha brachte nur ein gequältes Lächeln über sich, ging auf den viel zu dünnen Mann zu und umarmte ihn flüchtig. Nicht zu feste, da er wirklich angst hatte, ihm damit weh zu tun. "Na?" Erke schloss hinter ihm die Türe und der Rothaarige kam sich vor, als wäre er geradewegs in die Höhle des Löwen getreten, obwohl das eher auf Erke zugetroffen hätte. "Kaffee?" Wie immer die gleiche Frage. Sie waren eben vier Kaffeejunkies. Die Kaffeeindustrie wurde durch sie wahrscheinlich ziemlich angekurbelt, doch im Augenblick war Micha das absolut egal. Es gab Wichtigeres zu besprechen und um das er sich kümmern musste. "Nein, danke." Er schüttelte leicht den Kopf, zog Schuhe und Jacke aus und folgte Erke in sein Wohnzimmer. Ein Raum, fast gänzlich in Schwarz gehalten. Der wohl einzige Farbfleck bestand aus einem großen Ledersofa in Bordeauxrot. Micha fragte sich immer wieder, wie man in einem derart dunklen Raum wohnen konnte. In einem Club machte es ihm nichts aus, da er dort nicht täglich sein musste, aber zu Hause? Nein, das würde ihn völlig depressiv werden lassen und das konnte er nicht gebrauchen. Die beiden setzten sich auf die Couch und schwiegen sich die ersten paar Minuten an, bis Erke das Wort erhob. "Wie geht's dir?", wollte er leise wissen. Ihm war Michas trauriger, besorgter Blick nicht entgangen. Er fragte sich, ob etwas mit Nero und ihm nicht in Ordnung war. Das wäre für ihn im Moment die plausibelste Erklärung. "Ich bin im Stress...", murmelte Micha nur leise. Sah ihn nicht einmal an. Er überlegte, wie er es am besten anstellen sollte. Er konnte ihm nicht einfach an den Kopf werfen, dass Erke absolut schrecklich aussah, endlich mehr essen und am besten noch einen Psychologen aufsuchen sollte. Die ganze Sache war einfach unglaublich verzwickt. Micha würde Erke, egal auf welche Weise, wehtun. Er wollte es nicht, klar, aber was sollte er machen? Ewigkeiten mit diesen Gedanken herumrennen bis er sich noch freiwillig von einer Brücke stürzte? Darauf konnte er genauso gut verzichten. "Prüfungen?" Erke war nicht mehr auf dem neuesten Stand. Er war ebenfalls ziemlich im Stress gewesen. Seine Arbeit lenkte ihn wenigstens von seinen anderen Problemen ab, aber dennoch kam er zu Hause nicht drum herum an sie zu denken oder erinnert zu werden. "Hmh, hab die erste heute hinter mich gebracht." Ein leises Seufzen drang aus der Kehle des jungen Mannes. "Die Woche wird nicht gerade einfach." Er stützte seine Unterarme auf seinen Oberschenkeln ab. "Kann ich mir vorstellen.", meinte Erke etwas lächelnd. Legte ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihn weiterhin besorgt an. "Was ist los mit dir? Ich hab dich seit einer halben Ewigkeit nicht mehr so gesehen?" Seine Stimme klang einfühlsam. Wie die eines großen Bruders, der sich um seinen kleineren sorgte. "Ist etwas mit dir und Nero?" Er musste diesen Verdacht einfach äußern um sicher zu gehen, ob es nun deswegen war oder es an etwas anderem lag. "Wie geht es ihm?" Fragen über Fragen. Micha seufzte nur leise auf. Fuhr sich über das Gesicht und lehnte sich dann in der Couch zurück. "Wir hatten gestern einen kleinen Streit... aber sonst ist alles okay.", meinte er wahrheitsgemäß. Sein Gesichtsausdruck wurde noch ein wenig trüber. "Kannst du dir vorstellen, dass er mich zwei Wochen belogen hat?" Er wandte sich zu seinem Freund um und sah die Ungläubigkeit in dessen Blick. "Nein, wenn ich ehrlich bin nicht. Er ist sonst auch immer so eine ehrliche Haut.", entgegnete Erke daraufhin. "Ich konnte es mir bis dahin auch nicht vorstellen... aber so war es leider." Ein trauriges Lächeln umspielte Michas Lippen. Irgendwie machte ihn diese Einsicht noch ein wenig betrübter. In dem Moment ging ihm ein kleines Lichtlein auf, wie er es Erke sagen konnte. "Eigentlich ein komischer Zug von ihm, aber wie ich euch kenne, hab ihr das auch wieder auf die Reihe bekommen, oder?" "Hmh... mit einem Haufen Tränen, aber es ist wieder okay." Micha schmunzelte leicht. Fuhr sich wieder leicht über das Gesicht. "Aber wenn es nicht mit Nero zu tun hat, was ist dann los? Du siehst auch aus, als würdest du jeden Moment haltlos in Tränen auszubrechen." Wieder dieser besorgte Unterton in Erkes Stimme. Micha konnte es nicht noch länger für sich behalten. "Es hat etwas mit dir zu tun." Micha hatte ihn nicht angesehen. Starrte leicht vor sich hin und schüttelte leicht den Kopf. "Nero und ich, wir waren gestern im Kessel.", fing der junge Mann dann leise zu erzählen an. "Nero hatte so eine dumme Idee." Ein leises Lachen drang aus seiner Kehle, als er an diese Szene dachte. "Welche wäre?" Erke war ein wenig perplex und fragte sich, was der Kesselbesuch mit ihm zu tun haben sollte, aber vielleicht war das nur die Vorgeschichte. "Er wollte wissen, ob er jetzt tatsächlich auf Männer steht." Der Rothaarige schüttelte leicht den Kopf. Schloss die Augen und öffnete sie kurz darauf wieder. "Axel, der Arme, musste herhalten. Ich glaube, wäre es nicht Nero gewesen, der ihn geküsst hätte, er hätte sich glatt übergeben." "Das hat er getan? Oh je, ich weis nicht wer mir mehr leid tun sollte. Nero oder Axel." Erkes Grinsen verblasste allerdings genauso schnell es gekommen war. "Wie auch immer... Nero ist grün angelaufen und ist zu den Toiletten. Er hat sich zwar nicht übergeben, aber wir sind danach wieder gegangen. Der wäre mir umgekippt, wären wir länger geblieben." Er seufzte leise. Jetzt kam der entsprechende Teil und er hatte wirklich Angst vor Erkes Reaktion. "Wir haben uns entschlossen gehabt, noch kurz durch den Park zu gehen." "Um die Uhrzeit? Da läuft doch nur Gesindel herum." Der Schwarzhaarige schüttelte leicht den Kopf. Sah seinen Freund weiterhin besorgt an. "Gesindel... wie recht du hast. Uns ist...." Er stockte kurz. "Uns ist ein Dealer entgegen gekommen.", meinte der Rothaarige leise. "Dieser Drecksack wollte uns echt was andrehen..." Ein ungläubiges und empörtes Kopfschütteln seinerseits. "Oh Mann." Erke sah, wie sich sein Freund quälte weiter zu erzählen. Auch wenn er den Grund nicht wirklich verstand. Oder aber er wollte ihn nicht verstehen, das konnte natürlich auch sein. "Ich... ich hätte ihn am liebsten in Stücke zerrissen.", knurrte Micha mit dunkler Stimme auf. Erke glaubte sich gerade verhört zu haben. So hatte er Micha bisher noch nicht reden hören. Dass er Leute nicht mochte, das verstand er, aber dass er so einen Hass auf sie hatte, dass er sie umbringen wollten würde, das war ihm völlig neu. "Wieso? Was hat er dir getan? Ich mein, du hast ihm ja wohl kaum etwas abgekauft." Das konnte er sich nun überhaupt nicht vorstellen, allein deshalb, weil er ihn damals, als er ihn dabei erwischt hatte, wie er sich damals einen Schuss gesetzt hatte... und da fiel es ihm fast wie Schuppen von den Augen. "Ich glaub das Heroin hat dir das letzte bisschen Hirn auch noch raus geschossen.", meinte Micha hart. "Stell dich nicht dümmer als du bist." Ein leises Seufzen entkam ihm. "Diese... diese verdammten Leute haben dich doch erst in diese ganze Scheiße reingeritten." "Micha, jetzt mach mal halblang. Das waren nicht die Dealer dich mich da hingebracht haben. Sondern die Leute, die sich damals als meine ´Freunde´ ausgegeben hatten." Er hatte es bewusst in Anführungszeichen gesetzt. "Und ich selbst hab auch meinen Teil dazu getan. Also gib ihnen nicht die Schuld, sie haben mich lediglich mit dem Heroin versorgt, nichts weiter.", meinte Erke. Sah ihm ungläubig in die Augen und seufzte leise. "Darum geht es." Er hatte verstanden. Micha nickte nur leicht. Fuhr sich leicht durch die Haare. Blickte wieder starr vor sich auf einen Punkt. "Mensch Micha, was machst du dir darüber jetzt noch solche Gedanken? Ich bin aus der ganzen Szene draußen. Ich hab eine jahrelange Therapie gemacht, die zu meinem Glück angeschlagen hat. Diese Jahre sind vorbei." Erke hatte leise gesprochen. Sah ihn immer noch mit diesem besorgten Blick an. "Warum ich mir solche Gedanken mache?!" Er glaubte wirklich langsam, dass ihn die Drogen völlig verblödet hatten. "Weist du wie ich gestern nach dieser Begegnung drauf war? Nein, wie auch. Ich hab Nero die Ohren voll geheult." Seine Stimme war schon wieder so brüchig wie gestern. "Weist du... ich gebe mir seit ich es weis die Schuld an dem ganzen Schlamassel. Im Grunde genommen ist es auch meine Schuld..." Auch wenn er sich nicht die ganze Schuld daran gab, ein wenig hatte er immer noch auf den Schultern zu tragen. "Oh man." Jetzt war er Erke, welcher sich leicht über das eingefallene Gesicht und etwas durch die Haare fuhr. "Wie lange ist das jetzt her? Sechs Jahre? Mensch Micha, du brauchst dir doch die Schuld an der Scheiße nicht geben." "Ja, sechs verdammte Jahre.", fauchte Micha auf. "Weist du was das für ein Gefühl ist, denjenigen zu Grunde gehen zu sehen... den man..." Micha schluckte hart. Versuchte irgendwie seine aufsteigenden Tränen zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht. Salzige Perlen rannen ihm keinen Moment in rauen Mengen die Wangen hinunter. Ein leises, gefluchtes ´Scheiße´, entkam ihm, ehe er fort fuhr. "Den man liebt.", murmelte er den Satz zu Ende. Damals hätte die Form des Tempus gepasst, nur heute nicht mehr in diesem Sinne. Klar, er liebte Erke, aber diese Liebe würde man eher als freundschaftlich betrachten, oder aber wie bei Geschwistern. "Und das nur wegen eines beschissenen Geständnisses. Eines bescheuerten Kusses..." Würde er sich weiterhin so die Haare raufen, würde er spätestens nach einer halben Stunde keine mehr auf dem Kopf haben. Seine Wangen waren unglaublich heiß und feuchte Spuren zierten diese. Ein Kloß hatte sich in seiner Kehle gebildet. Sein Hals schmerzte. "Weist du, ich mein, hätte ich dir das nicht gesagt, wäre es erst gar nicht so weit gekommen. Du würdest heute einigermaßen normal aussehen.... Und..." Er konnte nicht weiter sprechen. Sein Rachen schmerzte bei jedem einzelnen Wort. Seine Stimme war heiser. "In der Hinsicht, dass ich dünner geworden bin, bin ich froh, dass es passiert ist, aber wenn ich bedenke, was die Auswirkung des Ganzen war." Erke seufzte leise. Sah seinen Freund mehr als nur betrübt an. Nahm ihn dann langsam in den Arm und drückte dessen Kopf leicht an seine Schulter. Es kostete ihn einiges an Überwindung das zu tun. Micha und Nero waren die einzigen männlichen Wesen, die er noch so nah an sich heran lies. Die Zeit auf dem Strich hatte ihm einfach zu sehr zugesetzt, als das er Männer je wieder an sich heranlassen würde. "Und schau, hättest du es mir nicht gesagt, vielleicht wäre jetzt nichts wie es ist. Vielleicht hätten wir Nero und Tenna nie getroffen. Micha, wir können die Vergangenheit nicht rückgängig machen, obwohl ich es mir gerne wünschen würde, was manche Dinge betrifft. Wir müssen damit leben, für die einen ist es einfacher, für die anderen wiederum nicht.", flüsterte er leise weiter. Er selbst war nun auch schon den Tränen nahe. Er hatte Micha bisher sehr selten weinen sehen. Es brauchte wirklich einen sehr triftigen Grund dafür. "Und du wolltest noch irgendetwas sagen." Micha hatte ihm deutlich zugehört. Wahrscheinlich hatte Erke recht und es wäre nichts so gekommen, wie es jetzt ist. Natürlich, es wäre mehr als schade gewesen, doch unter diesen Umständen hatte er es nicht gerade gewollt. "Leicht mit der Vergangenheit zu leben... ich denke für mich ist es genauso schwer wie für dich, Nero und Tenna.", meinte der Rothaarige grummelnd. Immer noch rannen ihm Tränen die Wange hinunter. Seine Lippen bebten ein wenig. "Und..." Etwas gequält blickten seine geröteten Augen in die hellblauen seines Freundes. "Ich kann dieses Ding nicht mehr sehen.", meinte er leise. Tippte an das aus Lack gefertigte Korsett. Legte dann seine Arme um seine Taille und nestelte an den Schnüren herum. "Ich frage mich echt die ganzen Jahre schon... wie du das immer noch tragen kannst." Micha musste sich stark zurückhalten um nicht einfach loszuwimmern. "Ich... ich mein..." Ihn überfiel ein leichtes Schütteln. "Du hast damit diese ganzen... widerlichen... K..." Erke hatte ihn unterbrochen. Mit schwimmenden Augen, drückte er den leicht zitternden Körper seines Freundes noch weiter an sich. "Es reicht.", meinte er leise. "Ich habe dich... verstanden." "Es.. tut mir leid." Micha sah den Schwarzhaarigen mit einem schmerzverzerrten Gesicht an. Strich ihm mit den Fingern ein paar Tränen von der Wange. "Ich habe das einfach nicht mehr ausgehalten. Wenn man das... die ganze Zeit mit sich herumträgt... irgendwann... irgendwann zerfrisst es einen." "Ich weis." Erke nickte leicht, ehe er seine Augen schloss. "Ich konnte damals auch mit niemandem reden. Du wärst der einzige gewesen... aber du kennst die Geschichte ja selbst." Ein großer Schwall Tränen brach aus ihm heraus. All die Erinnerungen überkamen ihn in diesem Moment wieder. Die Zeit war die wohl schlimmste in seinem bisherigen Leben gewesen, welches noch nicht einmal sonderlich lange andauerte. "Hmh... mehr als genug." Micha hatte sich so langsam wieder etwas beruhigt. Er fühlte sich unglaublich ausgelaugt. Diese Last, die ihm von den Schultern gefallen war. Erst jetzt hatte er bemerkt, wie erdrückend schwer sie gewesen war. "Erke..." Der Rothaarige hatte gemerkt, wie ihn der Größere immer weiter an sich gedrückt hatte. Entweder wollte er nicht in den Strom aus Erinnerungen gesogen werden, die ihn im Augenblick überrollte, oder er wollte nicht, dass Micha ging, doch das hatte er nicht vorgehabt. Er würde noch lange hier bleiben. Jedenfalls so lange, bis sie sich beide wieder etwas beruhigt hatten. Aber vor allem bis Erke wieder einigermaßen auf dem Damm war. "Was... was ist?", fragte dieser ihn leise. Ein leises Schluchzen war ihm entflohen. "Ich werde nicht gehen, okay?" Es war ein fast lautloses Flüstern Michas gewesen. Und wieder war dies eine Situation, wo sie sich brauchten wie nichts anderes auf der Welt. Weder Nero noch Tenna würden sie beruhigen können. Nicht bei diesem Thema. Nicht bei dieser Geschichte und den Erinnerungen, die sie zweifellos gemeinsam teilten. "Ist... ist gut." Erke nickte nur flüchtig, ehe er sich an den doch um einiges stärkeren, Körper seines Freundes lehnte. Dieses Vertrauen, sich ohne Bedenken und Zweifel an Micha lehnen zu können, würde er sonst niemandem zu teil werden lassen. Er war für ihn eben doch mehr als nur ein langjähriger, sehr guter Freund. "Ganz ehrlich? Ich bin unglaublich froh, dass wir darüber reden konnten.", meinte der Rotschopf nach ein paar endloslangen Minuten des Schweigens. Fuhr seinem Kumpel etwas durch die leicht gelockten Haare. Hatte seine Augen geschlossen und versuchte Erke irgendwie zu beruhigen, dessen Tränen und zittern partout nicht abflauen wollten. "Ich hatte irgendwie Angst... du würdest das nicht zulassen." "Wieso hätte ich das nicht zulassen sollen? Ich bin froh... wenn ich einmal mit jemandem darüber reden kann.", meinte der Schwarzhaarige ein wenig heiser. Sah mit stark geröteten und verquollenen Augen empor. Brachte ein leichtes Lächeln über seine Lippen und sackte erschöpft in Michas Arme zurück. Weinen und diese Aufregung war eben anstrengend. "Ich hatte ein wenig Angst, dass du irgendwie total ausflippen würdest. Oder gar nicht hättest darüber reden wollen. In der Situation konnte ich dich einfach schwer einschätzen.", gab der junge Mann ein wenig verschämt zu. Fuhr Erke wieder leicht durch die Haare und lehnte sich in der Couch zurück. Erke nickte nur leicht. Sah auf und blickte Micha in die Augen. "Hättest du es mir an den Kopf geknallt, von wegen ich würde scheiße aussehen oder ähnlich, ich glaube, da wäre für mich das Gespräch vorbei gewesen. Es kommt eben immer auf die Art und Weise an... wie man jemandem etwas sagt.", meinte der Schwarzhaarige leise. Lehnte seine Stirn leicht gegen Michas und schloss wieder die Augen. "Hmh... ich hab mir die ganze Zeit Gedanken gemacht, wie ich es dir sagen könnte. Nur... na ja, dann ist mir eben die Geschichte mit Nero gestern eben eingefallen.", entgegnete Micha daraufhin leise. "Ist nicht sonderlich einfach, aber ich bin froh... dass wir darüber reden konnten." Wieder nur ein Nicken seines Gegenübers. Ein leises Seufzen Erkes, welcher sich dann langsam wieder normal hinsetzte. "Ich bin ehrlich gesagt auch froh." Der schlanke Mann fuhr sich wieder leicht über das magere Gesicht. "Tut irgendwie gut... ein verbaler Arschtritt... wann hast du mir den zum letzten Mal verpasst?" Ein leichtes Schmunzeln lag auf seinen Lippen. "Vor sechs Jahren glaube ich... irgendwann in dem Zeitraum. Aber es waren wohl eher meine Eltern, die dir den entscheidenden Tritt gegeben haben." Micha musste leise lachen. Küsste Erke leicht auf die Stirn und nahm seine Hände in die seinigen. "Geht's dir wieder etwas besser?" "Ja, deine Eltern." Ein leises Seufzen drang aus seiner Kehle. Er musste sich irgendwie erkenntlich zeigen. Nur er hatte einfach keine Ahnung, wie er das machen sollte. Er würde sich etwas einfallen lassen. Nur Micha wollte er davon nichts sagen. "Ja, es geht schon wieder." "Gut." Der junge Mann lies seine Schultern ein wenig kreisen. Er war etwas müde und er würde, wenn es Erke recht war, auch bald gehen. Er brauchte Schlaf um fit für die morgige Prüfung zu sein. "Micha, ich... will wirklich nicht unhöflich oder... oder undankbar sein, aber ich brauch jetzt ein wenig Ruhe. Mein Schädel dröhnt und ich hatte einen anstrengenden Tag..." Erke wurde fast augenblicklich unterbrochen. Micha lächelte ihn nur an und drückte ihn kurz an sich. "Das ist keinesfalls unhöflich. Es ist nur verständlich, vielleicht hätte ich auch bis morgen warten sollen, aber wie gesagt, ich wollte es los haben. Lass dir das Ganze einfach durch den Kopf gehen. Lass es sacken und wenn etwas ist, ruf mich an, ja? Ich bin immer erreichbar." Ein liebevolles Lächeln lag auf seinen Zügen. "Und noch etwas... wenn du jemanden brauchst, der für dich Nudeln kocht... Nero ist da echt die beste Nummer." Er grinste ihn breit an. Hörte ein leises Kichern Erkes und erhob sich dann langsam. "Ist gut, ich werde es mir merken." Ein paar Minuten später standen sie auch schon an der Türe. "Und danke für alles." Wieder lagen sich die beiden Erwachsenen in den Armen. "Nichts zu danken." Der Rothaarige platzierte einen kleinen Kuss auf seiner Stirn, ehe er die Türe aufmachte und langsam die Treppen nach unten ging. Es war natürlich schon stockdunkel draußen. Er blieb vor der Türe noch kurz stehen. Micha hielt sein erhitztes Gesicht in den wolkenverhangenen Himmel und lies die kleine Regentropfen auf dieses tröpfeln. Er streckte sich wieder leicht, eher er sich dann langsam wieder auf den Weg zu sich nach Hause machte. Dieses Gespräch hatte wirklich gut getan. Es tat ihm leid, dass Erke wegen ihm geweint hatte, nur er fand, dass es auch ihm gut getan hatte. Er hoffte nur, dass sich wirklich etwas ändern würde. Wenn nicht, dann wüsste er im Moment auch nicht so recht was er noch machen konnte. Seine Eltern wollte er damit nicht wieder belasten. Bei sich in der Wohnung angekommen, konnte er nicht anders, als sich noch einmal ein paar seiner Unterlagen an zu sehen. Blätterte in seinen großen Ordnern herum, schlug im Wörterbuch nach ihm entfallenen Worten nach und merkte nicht, wie die Zeit verrann. Irgendwann, es war schon etwas nach Mitternacht, war sein Kopf auf eines seiner Bücher gesunken und er war eingeschlafen. //Eine Woche später// Micha und Gioì standen vor einer großen, eichenen Flügeltüre. Der junge Mann konnte nicht ruhig stehen bleiben. Er ging auf und ab, biss auf seiner Unterlippe herum und hätte am liebsten geschrieen so aufgeregt und angespannt war er wegen seines Ergebnisses. "Micha...", zischte sein Freund hinter ihm. Hielt ihn an den Schultern fest und drehte ihn zu sich um. "Jetzt bleib endlich ruhig stehen. Du machst mich noch ganz verrückt." "Tut... mir leid. Ich kann nicht anders." Er sah ihn entschuldigend an. Sah dabei aus, wie ein kleiner Junge der auf die Toilette musste und sah zur Türe, welche genau in diesem Augenblick nach außen aufgestoßen wurde. "Herr Sciannameo, bitte.", rief eine Stimme aus dem Zimmer Giuseppes Namen auf. "Ah... oh Gott." Jetzt blickte auch er ziemlich unsicher und nervös drein, während er Micha langsam los lies und mit wackeligen Knien zur Türe watschelte. "Viel Glück.", hatte Micha ihm noch kurz zugeflüstert. Setzte sich dann auf eine der Holzbänke und hibbelte mit seinen Füßen weiter. Die kleine Schellen an seinen Schuhen klimperten dabei munter du fröhlich vor sich hin. Keine zehn Minuten später kam Gioì wieder aus dem Zimmer. Hielt eine dunkelblaue, undurchsichtige Mappe in Händen und grinste bis über beide Ohren. Fiel dem Rothaarigen, welcher aufgestanden war, um den Hals und kicherte leise. "Oh Gott... Mama Mia..." Er grinste nur noch weiter. Seine Augen glänzten und seine Wangen waren ganz rot. "Ich... ich hab bestanden!" Die letzten Worte hatte er fast gequietscht. Kicherte und lies ihn dann wieder los. "Los, auf geht's, sie haben dich schon aufgerufen." Gioì lächelte immer weiter und breiter. Gab Micha dann einen kleinen Schubs, welcher auch schon zur Türe stolperte. Der Raum war riesengroß. In mitten des Raumes stand ein aus Kirschholz gefertigter, großer Schriebtisch. Und es lag noch genau eine Mappe auf diesem. Sein Klasslehrer, einer der Prüfer und ein ihm Fremder saßen an dem Tisch, vor dem genau ein einziger Stuhl stand. Er wurde höflich aufgefordert sich doch zu setzen. Micha musste wirklich aufpassen, dass er nicht wieder mit seinen Füßen zu zappeln anfing. Also verhakte er diese irgendwie mit einander und spielte unterdessen mit einem seiner Ringe herum. Sah die drei Erwachsenen noch nervöser an. Sie lächelten freundlich, als wollten sie ihm sagen, dass alles gut werden würde, doch Micha hatte im Moment ein völlig anderes Gefühl in sich. "Guten Morgen.", meinten die drei, fast gleichzeitig. "Guten... morgen." Der Rothaarige hatte eine ziemlich heisere Stimme, die ihm wohl bei jedem nächsten Wort versagen könnte. Seine Kehle war völlig trocken. "Nun gut." Sein Klasslehrer sah ihn lächelnd an. Redete gut zwei Minuten um den heißen Brei herum, wie gut er doch sei und er noch eine sehr große Zukunft vor sich hätte. Micha zweifelte nicht an seinen Worten, nur je länger er redete, desto weiter rutschte ihm sein Herz in die Hose. Er wurde immer nervöser und irgendwann platze es aus ihm heraus. "Habe ich bestanden, oder nicht?" Der junge Mann sah die drei nacheinander an. Wartete sehnsüchtig darauf, endlich entlassen zu werden und er hoffte mit einem guten Ergebnis. "Nicht so ungeduldig. Sie werden es ja gleich erfahren." Sein Prüfer lächelte ihn aufmunternd an. Es war fast schon ein Schmunzeln. "Ungeduldig? Ich sitze hier wie auf heißer Kohle.", meinte er leise. Hibbelte nun wirklich leicht mit seinen Beinen und musste sich in Gedanken ermahnen, diese endlich wieder still zu halten. "Ja, das sieht man. Nun gut." Sein Lehrer kam um den Schreibtisch herum. Hielt die schwarze Mappe in Händen und stellte sich neben ihn. Wie auf Kommando erhob sich Micha. Sah ihm in die Augen um zu versuchen irgendetwas in ihnen zu erkennen. Doch nichts. "Herzlichen Glückwunsch.", meinte der blondhaarige Mann. Reichte ihm die Mappe und lächelte weiterhin. "Ähm..." Der Rothaarige sah flüchtig auf die Unterlagen. Nahm sie mit zittrigen Händen entgegen. In goldenen Lettern standen seine Klasse, der Beruf und alle anderen möglichen Daten darauf, die wichtig waren. Bedankte sich sehr herzlich bei ihnen und wollte sich schon umdrehen um zu gehen, doch er wurde im letzten Moment aufgehalten. Mit wackeligen Knien drehte er sich um. Sah nun noch eine dünnere Mappe in den Händen seines Paukers. Er wollte gar nicht erst wissen, was darin stand. "Sie haben noch etwas vergessen." Nun stand auch noch sein Prüfer auf. Der große, sehr schlanke Mann, erinnerte ihn irgendwie leicht an Erke. "Was habe ich vergessen?" Seine Stimme war nun ebenfalls ziemlich zittrig. Er biss sich kurz auf die Lippe. "Nun, wie ich vorher gesagt hatte. Sie haben wirklich noch eine sehr große Zukunft vor sich. Sie haben einen hervorragenden Notendurchschnitt und wie Sie vielleicht wissen, vergeben wir pro Jahrgang einen Preis, für eben diese guten Noten.", meinte Herr Pablovic´, sein Klasslehrer. "Ähm, ja, davon habe ich irgendwann einmal gehört.", entgegnete er daraufhin sehr langsam. Blickte die drei Männer wieder abwechselnd an. Spielte wieder mit seinem Ring und wurde von Sekunde zu Sekunde nervöser. "Nun, dann wollen wir Sie nicht noch länger auf die Folter spannen und Ihnen zu einem Stipendium in der University of Oxford, gratulieren." Ein breites Grinsen lag auf Herrn Pablovic´s Lippen. Schweigen. Der große Raum war von einem ohrenbetäubenden Schweigen erfüllt. Micha hatte große Augen, blickte völlig ungläubig drein und schüttelte nur den Kopf. "Das ist nicht Ihr Ernst, oder?", fragte der junge Mann leise. Fuhr sich leicht durch die Haare und schloss für einen Moment die Augen. Lies sich diese Worte noch einmal durch den Kopf gehen. "Unser völliger Ernst. Sie haben sich das wirklich redlich verdient." "Ja aber..." Ein Stipendium bedeutete finanzielle Unterstützung, doch eigentlich brauchte er sie nicht. Seine Eltern könnten ihm das ermöglichen, würde er es wollen. Doch er hatte von vornherein gesagt, dass er unabhängig von ihnen sein wollte. "Ich meine..." Er stöpselte nur so vor sich hin. Sah sich weiterhin unsicher um und wusste einfach nicht, was er tun sollte. Oxford, das wäre für ihn wirklich die Chance, doch da fiel ihm Nero ein. Wie würde er darauf reagieren? "Nehmen Sie es an?" Es war fast schon ein flehender Blick in Herrn Pablovic´s Augen. "Ich... ja.", murmelte Micha dann. Doch es war nicht wirklich er gewesen, der zugestimmt hatte. Es war eher jemand anderes in ihm gewesen. Sein Gewissen, sein zweites Ich? Das konnte er nicht sagen, nur es war nicht seine Stimme gewesen. "Dann, herzlichen Glückwunsch." Die drei Männer gaben ihm der Reihe nach die Hand. Micha drehte sich mit einem letzten Blick um und verschwand dann aus dem Raum. Starrte leicht vor sich hin. In Gedanken vertieft, hatte er Gioì nicht einmal mehr wahrgenommen. "Und?! Was haben sie gesagt?!" Gioì überfiel ihn mit allen möglichen Fragen dazu. Sah ihn dann ein wenig besorgt an und rüttelte ihn an den Schultern. "Erde an Micha, jemand da?" "Ähm... ja." Der Rothaarige sah ein wenig verpeilt drein. Lächelte ein wenig und schüttelte den Kopf. Er konnte es immer noch nicht fassen. "Ja und?! Was haben sie denn jetzt gesagt?!" Sein Freund rüttelte ihn wieder nur an den Schultern. "Ich... ich habe bestanden.", murmelte Micha leise. Seufzte auf und ging zu der hölzernen Treppe. "Sag ich doch! Hast du etwas anderes erwartet?!" Gioì rannte ihm schnell hinterher. Ging langsam mit ihm die Stufen hinunter. "Aber was schaust du dann so traurig drein?" Micha wollte ihm das irgendwie nicht sagen. Er, ein Kind aus ziemlich gutem Hause, hatte ein Stipendium bekommen. Gioì der es sich auch verdient hatte, hatte keines bekommen. Er fand es irgendwie ungerecht! Sein Kumpel war genauso gut wie er gewesen! "Na jetzt sag schon! Oder muss ich es aus dir herausprügeln?!" Der Schwarzhaarige piekte ihn leicht in die Schulter. Schnappte ihm dann einfach die dünnere Mappe aus der Hand. Schlug sie auf. Schwieg und bekam große Augen. "Wow...", meinte er nur leise. Sah Micha dann an, gab sie ihm zurück und grinste. Kicherte und schüttelte den Kopf. "Und was schaust du deshalb jetzt so traurig drein? Mensch freu dich, dass du so eine Chance bekommen hast!" "Toll, du hättest es eher verdient als ich." Micha seufzte leise. Lies sich dann auf der untersten Stufe nieder. Starrte aus dem Fenster. "Wie bitte? So ein Schmarrn." Gioi schüttelte den Kopf. Setzte sich neben ihn und sah ihn an. "Aber sicherlich. Ich mein, meine Eltern könnten das Studium locker bezahlen, auch wenn ich es nicht wollen würde, aber bei dir... ich mein, das ist nicht gerade billig, verstehst du was ich mein?" "Ich verstehe was du meinst, aber schau, vielleicht will ich gar nicht studieren." Ein aufbauendes Lächeln lag auf den Lippen des Italieners. "Nütze die Chance. Mensch Micha, dir wird so etwas wahrscheinlich nie wieder angeboten." Er knuffte ihn kurz in die Schulter. "Und jetzt mach dir keinen Kopf." "Meinst du echt?" Micha wusste nicht, ob er ihm das nun glauben sollte oder nicht. Sah ihn weiterhin ungläubig an. Ein Lächeln schaffte es dann doch noch auf seine Lippen. "Ich weis nicht, ob ich das kann. Weist du... das ist eine so lange Zeit... ohne Nero." Wieder sah er betrübt vor sich hin. Fuhr sich über das Gesicht. Er wusste wirklich nicht, was er jetzt machen sollte. Es war eine Zwickmühle. Entweder, er blieb hier und würde ewig mit Nero zusammen sein können oder aber, er nahm die Gelegenheit war, ging nach Oxford und sah Nero dann nur an Feiertagen oder in den Ferien, wenn Nero denn dort Urlaub bekommen würde. "Ich muss das erst mit ihm bereden... das über seinen Kopf hinweg zu entscheiden, wäre nicht fair.", murmelte Micha leise vor sich hin. "Na dann mach dich mal auf den Weg zu ihm." Der Schwarzhaarige erhob sich wieder. Hielt seinem Freund eine Hand hin, die Micha annahm und somit auf die Beine gezogen wurde. Der junge Mann war wirklich gespannt, wie Nero drauf reagieren würde. Die ganze Zeit über, die er jetzt zu Hause saß, dachte er darüber nach, wie er es Nero denn sagen sollte. Und vor allem war er sich wieder einmal nicht sicher, wie er reagieren würde. Wie schon bei Erke einen Abend zuvor. Irgendwie hatte er heute einen Tag, an dem er nur seufzen könnte, denn schon wieder war ihm ein solche entflohen. Langsam nervte ihn das ein wenig, aber was sollte er machen? Diese Situation war einfach zu verzwickt. Und er wusste absolut nicht was er machen sollte. Zu seinem Glück allerdings, klingelte kurz darauf sein Telefon. Die völlig hibbelige Stimme seins Freundes drang aus dem Hörer. "Und?! Was ist? Hast du bestanden?" Micha konnte sich Nero im Augenblick nur zu gut vorstellen. Mit großen, erwartungsvollen Augen, hochgezogene Augenbrauen und einem Stück Breze im Mund. Wahrscheinlich saß er gerade in irgendeinem Café oder auf einer der Bänke in der Innenstadt. Mit einer Zeitung auf den Knien und dem Handy zwischen Schulter und Ohr eingeklemmt. "Halloo?" "Oh... tut mir leid. Ähm, ja, ich hab bestanden." Micha grinste leicht errötend. "Und ich muss mit dir reden. Wann bist du zu Hause?", fragte der junge Mann dann noch etwas leiser. "Super! Gratulation. Reden?" Er schwieg für einen Moment. "Ist gut. Ich bin um halb sieben zu Hause. Um was geht es?" "Um uns, in gewissen Dingen. Es ist nicht schlimm, hoffe ich zumindest." Micha hatte ziemlich leise gesprochen. "Ich komme dann zu dir, okay?" "Um... uns." Wieder eine kurze Pause. "Ist gut, bis dann." Stille. Micha plumpste auf die Couch. Fuhr sich wieder über das Gesicht und grummelte leise vor sich hin. Er hoffte, dass Nero sich noch einigermaßen konzentrieren konnte. Micha wollte nicht, dass sein Freund daran dachte, dass wieder etwas zwischen ihnen los war. Es war viertel nach sechs, als sich der junge Mann langsam aus seiner Couch hoch hievte und sich auf den Weg zu seinem Schatz machte. Immer wieder mit dem Gedanken, was ihm sagen sollte. Wie er es ihm sagen sollte. Aber anscheinend würde er ihm nur die Mappe vorlegen. Nero würde dann schon wissen, was das zu bedeuten hatte und entweder war er dafür oder dagegen. Er hoffte... was hoffte er eigentlich? Irgendwie mochte er beide Entscheidungsmöglichkeiten nicht. Mit einem leisen Seufzen stand er keine halbe Stunde später vor dem Haus, in dem Nero wohnte. Etwas zögernd klingelte er, wartete bis ihm geöffnet wurde und stieg langsam, sehr viel langsamer als sonst, die Treppen nach oben. In der Türe erwartete ihn schon ein leicht nervös dreinblickender Nero, welcher ihm den Eingang aufhielt und ihn dann leicht in die Arme schloss, als sie ins Schloss gefallen war. "Hey... herzlichen Glückwunsch noch mal.", flüsterte er leise gegen seine Lippen. Sah ihn lächelnd an. "Danke." Micha legte seine Arme leicht um die Hüfte seines Schatzes. Lehnte seine Stirn leicht gegen seine Brust. Hielt immer noch die Mappe in seinen Händen und seufzte leise. Schloss seine grauen Augen und versuchte sich erst einmal ein wenig zu beruhigen, denn sein Herz schlug ihm schon wieder so weit im Hals, dass er kaum noch ein Wort herausbrachte. "Wollen wir uns ins Wohnzimmer setzen?", fragte Nero ihn dann leise. Drückte ihn sanft an sich. Ihm war Michas Aufregung nicht entgangen. Micha nickte nur leicht. Lies seinen Liebsten dann sehr langsam los, zog Schuhe und Jacke aus und ging voraus in das so unglaublich warme Zimmer, was man von Erkes nun einmal nicht sagen konnte. Der junge Mann plumpste wieder mit einem tiefen Seufzen auf das Sofa. Fuhr sich leicht über das Gesicht. Hielt die schwarze Mappe immer noch in seinen Händen. Irgendwie wusste er immer noch nicht, wie er es anstellen sollte. Er merkte, wie sich Nero neben ihn setzte, ihn leicht in seine Arme zog und seinen Kopf gegen den seinigen lehnte. "Du wolltest mit mir reden.", murmelte der Schwarzhaarige dann leise. "Ja... nur ich weis nicht wie... ich weis nicht, wo ich anfangen soll." Micha sah ihn für einen Moment an. "Oder... du siehst es dir selbst an." Der junge Mann küsste ihn flüchtig auf den Mund und hielt ihm seine Unterlagen hin. Vielleicht war das, das einfachste. "In Ordnung." Sein Freund nahm ihm die Mappe ab. Schlug sie vorsichtig auf, damit er nichts verknittelte und las es sich ein paar Mal gründlich durch. "Ein Stipendium in Oxford... meine Güte." Er klang weder traurig, noch sauer. Im Gegenteil, er war völlig erstaunt. Ein wenig über den Haufen gerannt, wie es schien, doch seine Augen glitzerten. "Geil!", rief er dann urplötzlich auf, fiel Micha um den Hals, nur um kurz darauf völlig auf der Couch zu liegen. Micha war von dieser Attacke völlig überrumpelt. Sah ihn mit großen Augen an. Fing sich dann jedoch nach kurzer Zeit und legte seine Arme leicht um Neros Rücken. Doch so ´geil´ es Nero auch fand, Micha war da geteilter Meinung. Schmiegte sich deshalb leicht an seinen Schatz und schloss die Augen. Spürte derzeit ein Paar warmer Lippen an seiner Wange und wusste, dass Nero ihn ansah. "Du nimmst es doch an, oder?", kam dann die vorsichtige Frage von diesem. Der Schwarzhaarige drehte leicht Michas Gesicht zu sich, welcher zugleich die Augen aufmachte. Ihn betrübt anblickte und seufzte. "Ich... weis es nicht.", meinte er wahrheitsgemäß. Seine Augen trafen den Blick seines Freundes, welcher den Mund zu einem Gegenprotest aufgemacht hatte. "Aber... Micha, dass ist deine Chance." Es war nur ein leises, ein wenig irritiertes Flüstern gewesen, welches aus der Kehle des Schwarzhaarigen gedrungen war. "Ich weis... ich weis, dass mir das nie wieder angeboten wird... aber es ist so weit... so lange." Micha schüttelte wieder nur ein wenig den Kopf. Küsste Nero flüchtig auf den Mund und fuhr fort. "Ich werde dich Ewigkeiten nicht sehen können. Und wenn, dann nur wenn ich Semesterferien habe. An Weihnachten, eventuell noch an Feiertagen. Ich weis nicht, ob ich das aushalte." Der junge Mann hatte ohne Umschweife seine Sichtweise erläutert. Nero dabei betrübt in die Augen gesehen. Er wollte und konnte nicht ohne ihn sein. Aber er konnte das Stipendium auch nicht einfach so ablehnen. Allein, weil ihm seine Eltern deshalb sehr wahrscheinlich den Kopf abhacken würden. Würde es gehen, würde er Nero mitnehmen, doch das würde wegen einer Unterkunft nicht hinhauen, da der Campus nur für Studenten war. "Und ob du das aushalten wirst. Micha, es soll nicht an mir scheitern. Ich mein, es gibt Telefone, ich weis wie man einen Computer benutzt und ich kann, wenn ich mir Urlaub von meinen Überstunden nehme, zu dir fliegen. Daran soll es wirklich nicht liegen." Nero hatte ein warmes, verständnisvolles Lächeln auf den Lippen. Streichelte ihm leicht über die Wange und lehnte seine Stirn gegen Michas. "Geh, Micha. Dir wird so etwas in deinem Leben nicht mehr angeboten werden und dann wirst du dir selbst nur in den Hintern beißen.", meinte er dann flüsternd. "Meinst du? Ich kann mir das einfach nicht vorstellen. So weit weg... Und ohne Dich." Micha zog eine kleine Schnute. Kuschelte sich leicht an seinen Liebling. "Ich will nicht ohne dich sein.", flüsterte er dem Schwarzhaarigen ins Ohr. Pustete kurz hinein und erntete daraufhin nur ein leises Kichern und Schnurren. "Ich auch nicht, aber ich kann nicht mit, das weist du. Und schau, wenn du dann kommst, ist die Freude umso größer. Ist zwar ein teurer Preis dafür, aber du kannst studieren. In Ruhe. Kannst dich voll und ganz darauf konzentrieren. Ich würde dich wahrscheinlich so oder so nur ablenken." Nero grinste ihn ein wenig an. Spielte mit einer dünnen Haarsträhne Michas, während er ihm lieb lächelnd in die Augen sah. "Du... du würdest mich doch nicht ablenken. Und ich muss nicht weit weg fahren, dass ich mich freuen kann wenn ich dich sehe." Wieder nur ein leises Seufzen. Dann ein leises Quengeln und er vergrub sein Gesicht an Neros Schultern. "Das ist so eine scheiß Lage.", fluchte Micha leise auf. Drückte ihn fest an sich. Schloss seine grauen Edelsteine. "Nein, sie ist ganz einfach. Du fliegst nach Oxford und kommst, wenn du Ferien hast, das kann ich ja so einigermaßen einschätzen oder du sagst mir bescheid, dann kann ich mir Urlaub nehmen. Und wir kommunizieren über Telefon und Emails. Und wenn es ist, dann richten wir uns halt noch eine Webcam ein. Ist auch nicht das Problem. Micha, nimm diese Chance wahr!" Fast hätte er ihn an den Schultern gerüttelt. Auch wenn es ein wenig so herüberkam, als dass Nero Micha loswerden wollen würde, war es so keineswegs. Er wollte einfach nur, dass sich Micha danach keine Vorwürfe machte, weil er doch nicht gegangen war. "Ich..." Micha ging das alles noch einmal in Gedanken durch. Hielt dabei seine Augen geschlossen und öffnete sie nach ein paar Minuten langsam. Ganz langsam. Lächelte Nero verliebt an und drückte ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. "Du versprichst, dass wir telefonieren und schreiben und alles nur Mögliche, ja?" Er zog beide Augenbrauen fragend in die Höhe. Erntete ein breites Grinsen und erkannte ein Nicken Neros. "Alles was du willst.", flüsterte der Schwarzhaarige leise. "Ich rufe dich an, bombardiere dich alle halbe Stunde mit einer Email und klingle dich in der Nacht aus dem Schlaf." Ein Lachen hallte in dem Raum wieder. "Gut, dann... werde ich wohl fliegen." Es war nur ein leises Murmeln aus Michas Kehle gedrungen. Seine Augen hatte er wieder leicht geschlossen. Sein Gesicht abermals an Neros Schulter vergraben und krallte seine Finger ein klein wenig in dessen Rücken. "Gute Entscheidung.", war alles, was Nero dazu noch zu sagen hatte. "Wann willst du es den anderen sagen?", fragte der junge Mann dann noch leise. Lies sich langsam auf seinen Freund sinken. Fuhr mit einem Finger immer wieder leicht über Michas linke Wange. Schloss ebenfalls seine Smaragde und genoss das sanfte Streicheln über seinen Rücken. "Wann? Mal sehen... vielleicht in den nächsten zwei Tagen, oder so." Micha zuckte nur leicht die Schultern. Kraulte seinen Liebsten sanft im Nacken und sah dann kurz auf. "Aber... wir haben noch Zeit. Vor allem viel Zeit nur für uns.", schnurrte er dann kichernd auf und zog mit seinen Zähnen spielerisch an Neros Ohrläppchen. "Hmm... stimmt. Wir müssen vorsorgen, was?" Nero schmunzelte kichernd. "Nur, können wir das auf morgen verschieben? Bin ein wenig groggy." In der Arbeit war mal wieder ein wenig Stress gewesen. Und immer mit denselben Personen. Mit Thomas und diesmal leider sogar mit seiner Chefin. "Klar..." Micha nickte nur leicht. Es war okay für ihn, wenn Nero keine Lust hatte. Er hatte das zu akzeptieren und das tat er auch. Blieb ihm so oder so nichts anderes übrig. Aber sie hatten ja noch eine ganze Zeit lang. Seine Gedanken drifteten irgendwann wieder zu seinem Stipendium ab. Irgendwie konnte er es nicht ganz glauben, dass er tatsächlich wegfliegen würde. Er war glück darüber, vor allem auch, dass Nero ihn so unterstützte und auch wollte, dass er ging, doch der junge Mann war auch traurig. Er würde seinen Schatz so lange nicht mehr sehen. Wahrscheinlich würde das erst Weihnachten sein und wenn er im September fliegen würde, wären das fast vier Monate, die sie sich nicht sahen! Das war eine so unglaublich lange Zeit. Er hoffte nur, dass er diese auch einigermaßen gut überstehen würde. Kapitel 13: Abschied und eine kleine Überraschung ------------------------------------------------- Kapitel 13 Abschied und eine kleine Überraschung 17. Februar 2006 Und schon waren diese paar letzten Wochen zu Ende. Micha und Nero lagen in Michas Bett. Es war Sonntagnachmittag. Keiner der beiden sagte auch nur ein Wort. Sie lagen einfach nur aneinander gekuschelt da. Nero streichelte Micha leicht durch die Haare, welcher seinen Kopf auf die Brust des Schwarzhaarigen gebettet hatte. Seine Augen waren leicht geschlossen und sein rechter Arm lag leicht über Neros Bauch. Es herrschte eine leicht traurige, angespannte Stimmung zwischen den beiden. Keiner der beiden wollte, dass Micha wegflog. „Ich glaube, ich kette dich hier ans Bett.“, murmelte Nero dann plötzlich leise. Küsste Micha flüchtig auf die Stirn und schloss die Augen. Kraulte ihn leicht im Nacken und seufzte. „Bist du neuerdings auf S/M umgestiegen?“, fragte der Rothaarige neckisch. Schnurrte flüchtig auf und räkelte sich an dem warmen Körper seines Freundes. Grinste in sich hinein. „Vielleicht wäre das die beste Idee… ich will hier nicht weg.“, kam es noch leiser von Micha. „Ich glaube, dafür ist es noch ein wenig sehr früh.“, meinte Nero auf Michas vorherige Anspielung bezogen. Lächelte aber dennoch. „Ich glaube dir das gerne. Ich will auch nicht, dass du gehst. Aber… wie gesagt. Der Flug ist gebucht und so weiter. Du wirst das schon packen.“, murmelte der Schwarzhaarige leise. Gähnte und kuschelte sich in die warme Bettdecke, welche Micha über sie gezogen hatte. Es war ein wenig kühl in dem Raum, obwohl Sommer war. „Hmm. Trotzdem.“ Micha grummelte leise auf. Sah zu Nero und grinste kurz. Beugte sich über ihn und sah seinem Schatz in die Augen. Seufzte und lehnte seine Stirn gegen Neros. „Wann wollten wir uns mit den anderen treffen?“, fragte er leise nach. Sie hatten sich mit Erke, Tenna und Gioì in einem kleinen Restaurant verabredet. Sie wollten Michas Abschied noch ein wenig ausklingen lassen, da nur Nero am nächsten Tag mit zum Flughafen kommen würde. „Um halb sechs.“ Nero gähnte wieder leise auf. Drückte Micha leicht an sich und konnte nicht anders, als kurz an seinem Hals zu knabbern. „Hm… und was machen wir bis dahin?“, fragte er ein wenig tonlos. Legte seinen Kopf zur Seite um Nero ein wenig mehr Spielraum zu lassen und hielt seine Augen weiterhin entspannt geschlossen. „Ich weis es nicht. So liegen bleiben. Kochen, deine restlichen Sachen zusammen packen… spazieren gehen.“ Der junge Mann zählte ein paar Sachen auf, doch Micha wollte weder den Rest einpacken, noch spazieren gehen oder kochen. „Bleiben wir einfach so liegen. Hoffe nur, dass wir bis dahin nicht einschlafen.“ Ein leichtes, trauriges Lächeln lag auf den Lippen des Rothaarigen. Wenn er noch länger darüber nachdachte, dass Nero und er nicht mehr lange Zeit hatten, würden ihm noch Tränen in die Augen treten. Somit vergrub er sein Gesicht leicht an Neros Schulter. Legte beide Arme um seinen Freund und drückte sich an ihn. „Und wenn schon. Wir können uns ja den Wecker stellen.“, murmelte Nero leise kichernd. Schloss ebenfalls seine Augen. Streichelte Micha weiterhin leicht durch die Haare. „Können wir machen.“ Der Rothaarige nickte leicht. Kraulte wie von selbst über Neros schmale Brust, hörte das leichte Keuchen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Es war einfach zu süß, wie empfindlich sein Freund war. Er konnte es nicht lassen. Und es war tatsächlich so, dass die beiden, während sie so beieinander lagen, einschliefen und erst wieder aufwachten, als Michas unerträglich lauter Wecker schrill zu schellen anfing. Die beiden blinzelten ein wenig. Gähnten wie auf Kommando los und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie sich für einen Moment ansahen. Völlig verschlafen, mit zerzausten Haaren und einem Schlafzimmerblick, der sich gewaschen hatte. „Wir müssen uns dann fertig machen.“ Micha sah mit einem putzigen Augenaufschlag zu Nero empor. Ließ seinen Kopf wieder auf dessen Brust sinken und zuckte die Schultern. „Ich mag nicht.“, nuschelte der Rothaarige leise auf. Schlang beide Arme um seinen Schatz und drückte ihn fest an sich, damit dieser nicht aufstehen konnte. „Können wir ihnen nicht einfach absagen?“, fragte er. „Micha, das ist die letzte und einzige Chance ihnen zu sagen, dass du eine ganze Zeit lang nicht hier bist.“, meinte Nero leise. Küsste seinen Freund auf die Stirn und drückte ihn dann langsam von sich um sich aufzusetzen. „Ich weis, aber…“ Er verstummte, als er Neros Lippen auf den seinigen Spürte. Leicht zu lächeln begann und aufseufzte. „Nichts aber, los, steh auf.“ Der Schwarzhaarige stupste ihn flüchtig mit der Nasenspitze an, nahm Michas Hände und zog ihn dann mit sich auf die Beine. Drückte ihn noch einmal kurz an sich, ehe er in die Küche seines Freundes ging und einen Kaffee aufsetzte, während Micha sich langsam aber sicher in Schale warf. Auch Nero brachte seine Haare und die verschmierte Schminke noch einmal auf Vordermann, ehe sie in der Küche saßen und zusammen eine Tasse Kaffee tranken. Sie sprachen nicht so viel. Auch nicht, als sie sich langsam auf den Weg machten. Hand in Hand schlenderten sie langsam die Straßen entlang. Micha wäre am liebsten wieder umgekehrt, doch es gab kein Zurück, weder davor, es Tenna und Erke zu sagen, noch vor dem bevorstehenden Flug am nächsten morgen. „Hey, schau nicht so.“, meinte Nero leise. Drückte ihn kurz an sich, ehe sie in das Restaurant traten, welches in gemütlichem, griechischem Stil eingerichtet war. „Sorry.“ Es war ein leises, tonloses Flüstern Michas gewesen, welchem ein leises Seufzen folgte, als sie schon Tenna, Erke und Giuseppe an dem reservierten Tisch sitzen sahen. Micha rutschte langsam aber sicher das Herz in die Hose. Der Appetit war ihm mittlerweile auch vergangen. Die Blicke der anderen taten dann den Rest. „Wieso treffen wir uns eigentlich hier?“, fragte Tenna dann sichtlich erstaunt. Sie waren erst ein oder zwei Mal hier gewesen und sonst hatten sie immer im Hexenkessel oder Vanadis gefeiert. Nero sah seinen Schatz für einen Moment an. Nahm dann seine Hand, welche auf dem Tisch lag und lächelte leicht. „Micha hat euch etwas zu sagen.“, meinte der junge Mann dann leise. Streichelte mit seinem Daumen zärtlich über Michas Handrücken, welcher kurz zusammen zuckte. Er hatte es ihnen eigentlich erst am Ende sagen wollen, doch auf Tennas Frage benötigte es eine Antwort. Obwohl er sich lieber davor drücken wollte, kam er nicht drum herum und sie im Dunkeln stehen zu lassen, das hatten sie nicht verdient. Gioì sah ihn schon erwartend an. Er hatte ein wissendes Lächeln auf den Lippen. Er konnte sich schon denken, was es für eine Nachricht sein würde. Nicht umsonst würde er dann mit an diesem Tisch sitzen. „Ich fliege… nach England.“ Micha seufzte leise auf. Der Druck um seine rechte Hand hatte sich ein wenig verstärkt. Nero lächelte ihn einfach nur an, während Tenna und Erke mit leicht ungläubigen Blicken dasaßen. „Wie England. Einfach mal so aus heiterem Himmel, oder was?“ Tenna hob eine Augenbraue. Sah die beiden fragend an und schüttelte unverständlich ihre blonde Mähne. „Mensch, sei doch froh, wenn du aus diesem Kaff hier kommst.“ Sie verstand absolut nicht, was Micha für ein Theater machte. Sine Miene war die eines dauerdepressiven, obwohl er in eines der schönsten Länder überhaupt flog. „Froh sein. Ich soll froh darüber sein, dass ich mein Studium in England absolvieren darf und euch die meiste Zeit lang nicht sehe oder sehen kann? Ja klar, ich freu mich wie ein Schnitzel zu Weihnachten.“, meinte Micha ironisch. Verdrehte leicht die Augen und schüttelte ebenfalls den Kopf. „Ich mein, ich bin glücklich darüber, dass ich studieren kann, aber… irgendwie hätte ich mir gewünscht, das hier zu machen.“ „Verständlich. Aber ich habe es dir schon mal gesagt.“, schaltete sich Gioì ein. „Das ist die beste Chance die du bekommen kannst und wohl die einzige.“, meinte er noch. Sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, während Tenna und Nero nur zustimmend mit dem Kopf nickten. Erke hatte sich zu dieser ganzen Sache bisher noch nicht geäußert. „Trotzdem.“ Micha zuckte leicht die Schultern. Sein Blick ruhte auf seinem langjährigen Freund, dessen Augen ein klein wenig glasig und leer wirkten. „Was hältst du davon?“, fragte er leise. Der Angesprochene blickte ihn für einen Moment an. Schüttelte den Kopf fuhr sich leicht durch die Haare. „Ich denke, dass du besser als jeder andere weist, was ich davon halte, auch wenn es egoistisch sein mag.“ Es war fast ein heiseres Flüstern seinerseits gewesen. „Ich weis es. Nur was soll ich anderes machen? Mir meine Zukunft verbauen? Erke, unsere Freundschaft in allen Ehren aber das kann ich dann wiederum nicht machen.“ Micha sah ihn traurig an. Seufzte wieder nur leise auf. Genau aus diesem Grund hatte er es ihnen nicht sagen wollen. Doch dann wäre das Geschrei groß gewesen, ebenso wie der Streit, den er mit dem Verschweigen dieser Nachricht angezettelt hätte. „Ich verspreche hoch und heilig mich jede Woche, wenn es mir die Zeit erlaubt, mindestens zwei Mal irgendwie zu melden, okay? Bei allen.“ Und das würde er wirklich machen. Auch wenn er weit weg war, seine Freundschaften musste er somit umso mehr pflegen als er es jetzt schon tat. „Schon okay.“ Erke winkte leicht ab. Brachte ein kleines Lächeln über seine Lippen. Micha hatte diese Neuigkeit überbracht und kaum waren zu diesem Thema die letzten Worte gefallen, waren ein wenig angenehmere Gesprächsthemen in der Runde zu Gange. Das Essen schmeckte Micha nun auch wieder besser, auch wenn es nur ein ziemlich großer Salat mit Tunfisch war. Es war kurz nach halb neun, als sich ihre Wege trennten. Erke, Tenna und auch Gioì wünschten Micha alles Gute und viel Glück. Die Blondhaarige wollte ihn gar nicht mehr loslassen. Ihre Tränen waren mitreißender denn je und auch Nero hätte beinahe seinen eigenen freien Lauf gelassen. Doch der Abschied von Micha und Erke war wohl der emotionalste. Auch wenn nicht viele Tränen flossen, die Worte ebenso wie die Gesten waren nun auch für den Schwarzhaarigen zu viel. „See you.“, murmelte er noch, ehe er sich umdrehte, noch einmal kurz winkte und dann mit Nero von dannen zog. „Ich hasse Abschiede.“ Der Rothaarige schmiegte sich leicht gegen seinen Freund. Sein Herz brannte. Er vermisste die drei jetzt schon. Jeden einzelnen auf seine eigene Weise und mit Erke waren große Sorgen verbunden. „Nero… kannst du ein Auge auf Erke werfen, solange ich weg bin?“, fragte er ihn dann sehr leise, während er in Neros Armen, in seinem eigenen Bett lag und partout nicht schlafen konnte. „Ich mache mir echt Sorgen um ihn.“ Er kuschelte sich noch fester in Neros Umarmung, vergrub sein Gesicht leicht an seiner Brust. Kämpfte schon wieder mit den Tränen. Er fragte sich, wie es dann erst werden würde, wenn sie morgen am Flughafen stehen würden. „Natürlich.“ Es war ein leises, gehauchtes Versprechen gewesen. Nero streichelte seinen Freund zärtlich. Über Haare, Wange und Rücken. „Ich passe auf ihn auf. Und Nudeln bekommt er bei mir immer.“ Er zwinkerte, wollte versuchen die bedrückte Stimmung ein wenig zu heben, doch damit hatte er diese genau in die andere Richtung getrieben. „Danke.“ Micha hatte leise geschluchzt. Drückte sich an seinen Liebling und genoss die sanften Streicheleinheiten dessen. „Schon in Ordnung. Versuch ein wenig zu schlafen. Wird wahrscheinlich ein stressiger Tag für dich werden.“ Nero küsste ihn flüchtig auf die Stirn. Schenkte ihm ein liebes Lächeln und deckte sie dann nach einer kurzen Zeit mit Michas kuscheliger Decke zu. Es dauerte nicht einmal lange, bis Micha, nach Neros letzen Worten, eingeschlafen war und bis vor dem nächsten Morgen nicht wieder aufwachte. Es war halb fünf in der Früh, als er, als wäre es natürlich für ihn, die Augen aufschlug, leise gähnte und lächelte, als er neben sich blickte und Nero noch völlig friedlich schlafend vorfand. „Honey.“, hauchte Micha leise an dessen Ohr. Knabberte automatisch sanft an diesem, während er über Neros schmale Brust kraulte. „Aufstehen.“ „Nn…“ Der Angesprochene drehte sich auf die andere Seite. Zog die Decke über seine verstrubbelte Mähne. „Dann fliege ich eben, ohne mich verabschiedet zu haben.“, schnurrte der Rothaarige leise unter der Decke. Grinste leicht in sich hinein. Qietschte leise auf, als Nero ihn schnell zu sich zog und ihn mit großen Augen anblickte. „Das wagst du nicht.“, knurrte er leise drohend. Küsste ihn flüchtig auf die Wange. „Oder?“ Nero sah ihn bedröppelt an. „Nein, ich hätte dir davor schon einen Kübel Wasser über den Kopf geschüttet, dann wärst du sicherlich aufgestanden.“ Micha hatte ein leises Grinsen auf den Lippen. Schmiegte sich noch weiter in Neros Arme. Sah ihm in die Augen. Schmuste ein wenig mit ihm. „Aber wir müssen dann wirklich aufstehen.“, flüsterte der junge Mann. Kraulte über Neros Brust, während er sanft an dessen Halsbeuge knabberte. „Ist gut.“ Der Schwarzhaarige nickte langsam. Schob die Decke von ihnen und setzte sich vorsichtig auf, um seinen Kreislauf nicht zu stark zu beanspruchen. In der Früh war er immer ein wenig im Keller, doch nach der ersten Tasse Kaffee war es dann wieder in Ordnung. Micha hatte seine Reisetasche geschultert. Ging langsam zur Türe und wartete, bis Nero bei ihm war. Seine Hand nahm und dann mit ihm nach unten zur Bahn ging. Sie standen an eine der Türen gelehnt da. Micha an Nero gelehnt. Einen Arm um dessen Hüfte gelegt. Den Kopf an seine Brust gelehnt. Die Augen ein wenig geschlossen, welche trüb in das Dunkel außerhalb der Fensterscheiben blickte. Michas Herz schmerzte jetzt schon. Der Gedanke daran, Nero für mehr als vier Monate nicht zu sehen, tat weh. Unglaublich weh und wieder wollten sie Tränen ihren Weg aus seinem Innern bahnen. Krampfhaft konnte er sie noch unterdrücken. Schmiegte dich nur noch näher an seinen Freund, welcher seine Umarmung verstärkte. Seine Lippen leicht an Michas Stirn legte ein paar sanfte Küsse dagegen hauchte, während er leicht über seinen Rücken strich. Es dauerte gut eine halbe Stunde, bis sie am Flughafen angekommen waren. Langsam und immer noch Arm in Arm, gingen sie zu einem der Schalter, an denen Micha sein Ticket abholte, welches extra für ihn reserviert worden war. Begaben sich dann langsam zu dem angegebenen Gate. Doch sie lösten sich immer noch nicht voneinander. Micha hatte seine Reisetasche neben seine Beine gestellt. Seine Arme um Nero geschlungen und seinen Kopf wieder an dessen Brust gelehnt. Auch die Lippen des Schwarzhaarigen hatten wieder ihren Platz an Michas Stirn gefunden. Beide hatten ihre Augen geschlossen, aus denen leise Tränen flossen. Einen kurzen Augenblick später ertönte eine Durchsage. Alle Passagiere des Fluges 1149 sollten sich langsam zu ihren Maschinen begeben, doch Micha machte keinerlei Anstalten. Sie blickten sich in die Augen, bis sie sich keinen Moment darauf in einem sanften Kuss wieder fanden. „Ich liebe dich…“ Michas Stimme war sehr erstickt. Seine Arme und Knie zitterten stark, ebenso wie seine Lippen langsam zu beben begannen. Und er klammerte sich nur noch fester an seinen Freund, als die Durchsage abermals erschall. „Ich… muss dann.“ „Ich weis.“ Nero nickte leicht. Küsste ihm ein paar Tränen von der Wange. „Ich vermisse dich jetzt schon.“, kam es heiser von ihm. Micha schluckte ein Wimmern hinunter. Küsste ihn noch einmal sanft und dennoch fordernd, ehe er seine Tasche wieder schulterte. „Vergiss mich nicht.“, hauchte er noch einmal. Brachte ein warmes Lächeln über seine Lippen und machte die ersten Schritte auf die Stewardess zu, doch genau in dem Moment, als Micha ihr sein Ticket geben wollte, wurde er schnell herumgedreht und abermals geküsst. „Ich liebe dich… unendlich.“ Es war nur ein leises Schluchzen gewesen, was aus Neros Kehle gedrungen war. „Oh… du Dummkopf, wieso jetzt? Wieso erst jetzt?“ Micha lachte leise auf. Warf sich ihm wieder um den Hals. Drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf. „Ich liebe dich auch, für immer, Honey. Ich melde mich, wenn ich dort bin, ja?“ „Ja, mach das.“ Nero lächelte ebenfalls. Auf die Frage, wieso er es ihm erst jetzt sagte, gab er ihm erst gar keine Antwort mehr. Micha konnte es sich so oder so denken. „Ciao Honey.“ Der Rothaarige winkte, als er passierte, warf ihm einen Handkuss zu, drehte sich um, bog um eine Ecke und war verschwunden. „Hihi, er liebt mich.“, lachte er leise auf. Es gab immer wieder Überraschungen. Auch wenn Micha keine mochte, das war wirklich eine solche gewesen und er war unendlich froh, dass diese Überraschung so positiv ausgefallen war. Kapitel 14: Weihnachten im Anmarsch ----------------------------------- Kapitel 14 8.Januar 2006 Weihnachten im Anmarsch Micha saß lächelnd auf seinem Bett. Mit dem Telefon in der Hand und war ganz hibbelig während sich die Verbindung zu Nero aufbaute. Es tutete eine ganze Zeit lang und je länger es brauchte, desto aufgeregter wurde er. Der Rothaarige musste sich sogar schon auf seine eine Hand setzen, da diese einfach zu stark zitterte. Und dann endlich… die Stimme seines Liebsten. „Tubolisch?“, gähnte eine Männerstimme am anderen Ende und Micha konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Hey Honey…“, meldete er sich und seine Freude war an seiner Stimmlage deutlich zu hören. „Micha? Bist du’s?“ Es war ein hoffender Tonfall in seiner Stimme. „Ja, ich bin es…“, schnurrte er leise in den Hörer. Sie hatten eine ganze Zeit schon nicht mehr telefoniert. Micha war einfach zu beschäftigt mit seiner Arbeit gewesen. Das Ganze war wirklich nicht gerade Stressfrei, umso mehr freute er sich über die Nachricht, die er Nero verkünden würde. „Ich hab mir Sorgen gemacht, wie geht es dir?“ Tatsächlich hörte sich der Schwarzhaarige mehr als erleichtert an, als er seinen Freund endlich wieder hörte. „Mir geht es gut. Sehr gut sogar. Ich bin nur ein klein wenig gestresst, aber ich hab eine Überraschung für dich.“ Micha lächelte leicht vor sich hin. Kuschelte sich in seinen Norweger und lies sich auf sein Bett fallen. Sein Herzschlag hatte sich langsam wieder beruhigt und auch sein Zittern hatte zum Glück nachgelassen. „Freut mich, dass es dir gut geht. Gestresst? Hört sich aber nicht gut an. Und was für eine Überraschung?“ Nero klang neugierig und das war er auch. Wie wollte Micha ihm denn eine Überraschung machen, wenn er nicht bei ihm war? „Ja, ein wenig gestresst… Arbeit ist hier nicht so einfach. Aber das ist jetzt nebensächlich. Was glaubst du denn was es für eine Überraschung ist?“ Micha hatte ein leises Lächeln auf den Lippen. Schmunzelte vor sich hin und hätte es Nero am liebsten zu geschrieen. Er freute sich einfach schon so darauf. „Ich weis es nicht. Aber sag es mir, dann bin ich ein wenig schlauer.“, meinte Nero. Saß in seinem Flur auf dem Boden und gähnte leise. Er hatte vergessen einzuheizen. „Okay… ich sag es dir. Ich halte es eh nicht noch länger aus.“, grinste Micha. Schloss die Augen und fuhr fort. „Ich komm über Weihnachten zurück nach Deutschland.“, flüsterte er leise und lies sich diese Neuigkeit auf der Zunge zergehen. Lächelte wieder vor sich hin und wäre am liebsten sofort in den Flieger gestiegen. „Zurück… Wann?!“ In heller Aufregung war Nero aufgesprungen. Er lachte leise los und lies sich wieder auf den Boden sinken. „Wann kommst du?“, fragte er noch einmal. Diesmal aber etwas ruhiger. „Ich komme morgen so etwa um siebzehn Uhr.“, meinte er leise. Er freute sich schon so unendlich, Nero wieder in die Arme nehmen und küssen zu können. Vor allem diese drei Worte wieder zu hören, wenn er ihm in die Augen sehen konnte. „Was?! Morgen schon?! Ahh… geil! Dann muss ich heute ja noch aufräumen…“ Nero sah sich um und kratzte sich leicht am Hinterkopf. „Oh man… und wie lange bleibst du?“ „Ach was.“ Micha lachte leise auf. Stellte sich gerade Neros unaufgeräumte Wohnung vor und kicherte vor sich hin. „Du brauchst wegen mir nicht aufräumen, so lange dein Bett kuschelig genug ist, reicht mir das.“, grinste er breit. „Wie lange bleibe ich… bis bei euch die Ferien zu Ende sind.“, meinte er fröhlich. Zwei wundervolle Wochen nur mit Nero erwarteten ihn. „Okay, das lässt sich natürlich einrichten.“, meinte Nero auf sein Bett bezogen. Das war nämlich immer kuschelig, vor allem im Winter, wenn noch jemand neben ihm lag, was er nur leider zu lange schon nicht mehr erlebt hatte. „Ehrlich? Zwei Wochen? Wen musstest du erschießen damit das geht?“, fragte er erstaunt nach. „Erschießen? Ich? Niemanden, wir haben genauso Ferien wie ihr…“ Micha konnte sich bei dem Gedanken ein Lachen nicht verkneifen. Er seufzte wohlig auf. „Aber erschreck dich nicht, wenn du mich siehst, ja?“ Er fuhr sich durch die Haare auf seinem Kopf. „Wieso sollte ich mich erschrecken wenn ich dich sehe? So lange du nicht in einem hellrosa Tutu, Ballarinaschühchen und blonden, gelockten Haaren daherkommst, sehe ich da kein Problem.“ „Oh mein Gott… hör bloß auf mit Ballarinaschühchen.“ Micha lachte leise. „Nein… nur meine Frisur ist ein wenig… sehr anders.“, meinte er nur. Lächelte leicht und war wirklich gespannt was Nero dazu sagen würde. Also ihm gefiel es eigentlich schon recht gut. „Na dann werde ich mich überraschen lassen. Ich hole dich ab, okay?“ Er wollte Micha so schnell wie möglich wieder sehen und dem Rothaarigen, welcher mittlerweile dunkellila Haare mit hellroten Strähnen hatte, ging es dabei nicht anders. „Ist gut… warte ich sag dir schnell das Terminal…“ Micha kramte in seinem Rucksack herum und holte seine Tickets heraus. „Terminal vier ist es.“, meinte er murmelnd. Tippte auf dem Papier herum und hätte am liebsten laut gejubelt. „Ich freu mich wirklich unglaublich…“ Sein Herz schlug bei dem Gedanken Nero wieder im Arm halten zu dürfen um einige Takte schneller. Seine Hände fingen leicht an zu zittern und er hatte ein Lächeln, das bis zu den Ohren langte, auf dem Gesicht. „Okay, Terminal vier um fünf.“ Nero seufzte wohlig auf. „Ich freue mich auch… Schatz ich muss dann leider schon wieder aufhören.“, murmelte der Schwarzhaarige betrübt, doch er hatte sich mit Tenna und Erke verabredet und die Zeit drängte langsam. „Ist schon okay… wir sehen uns morgen sowieso.“ Micha schloss die Augen. Er fand es zwar schade dass sie nicht noch länger miteinander reden konnten, doch er hatte das eine von der Seele und das war alles was er gewollt hatte. „Pass auf dich auf, ja? Und lass dich von keinem angrabschen.“ Ein leichtes Grinsen zierte sein Antlitz. „Keine Sorge…“ Nero lachte leise auf. „Pass du auch auf dich auf. Lieb dich…“, haucht er leise ins Telefon. „Mach ich doch immer… lieb dich auch…“ Es dauerte noch einen kurzen Moment, bevor er auflegte, die Augen schloss und dann ein leises ´endlich´ in den Raum rief. Er knautschte sein Kopfkissen zusammen, rollte sich auf seinem Bett zusammen und kicherte leise vor sich hin. Er freute sich schon so unendlich darauf. Micha wusste gar nicht wohin mit seiner Freude. Er war einfach glücklich. So unglaublich glücklich, dass es für fünf gereicht hätte. Er blickte auf seine Uhr. „Only twenty hours…“, murmelte er leise vor sich hin. Grinste wieder und sprang auf. Er überlegte einen Moment und sah auf seine Reisetasche. Sie war noch ziemlich leer. Aber er wusste auch nicht was er noch alles einpacken sollte. Doch kaum dass er angefangen hatte sich an seinem Schrank zu schaffen zu machen, klingelte sein Handy. Wer war so verrückt und rief ihn auf seinem Handy an? Der junge Mann blickte auf das Display. Es wunderte ihn nicht einmal, dass es die Nummer seiner Eltern war um genauer zu sein die Nummer von dem Telefon seiner Mutter. „Hey Mom.“, meinte er vergnügt. Lies sich wieder auf sein Bett plumpsen. Er hätte nicht gedacht dass er so schnell wieder etwas von seinen Eltern hören würde. „Hallo mein Schatz. Wie geht es dir?“ Die beruhigende Stimme seiner Mutter drang durch den Hörer. „Mir könnte es besser gar nicht gehen.“, meinte er nur lächelnd. „Und euch? Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht so schnell wieder etwas von euch zu hören. Vor allem wieso rufst du auf meinem Handy an?“ Das verstand er wirklich nicht. Es war einfach zu teuer ins Ausland auf Handy zu telefonieren. „Uns geht es im Moment sehr gut. Nun hör mal, wir sind immerhin deine Eltern und was das mit deinem Mobiltelefon angeht. Du bist derjenige der uns die Nummer von dem Haus nicht gegeben hat in dem du wohnst.“ Sie klang ein wenig beleidigt. Doch woher hätte Micha die Nummer wissen sollen, wenn er seine Eltern das letzte Mal bevor er gefahren war gesehen hatte? „Ähm, woher sollte ich bitte die Nummer wissen, wenn ich noch in Deutschland war?“, fragte er dann leicht perplex nach. Schüttelte den Kopf und lachte leise. „Was gibt es denn? Nicht umsonst rufst du an.“ „Ist ja nun auch egal. Wieso ich anrufe hat den Grund. Ich weis ja nicht, ob du Weihnachten über drüben bleibst aber wir würden uns freuen, wenn du zu uns in die Berge kommen würdest. Die gute Luft, besinnliche Weihnachten.“ „Als könntest du meine Gedanken lesen.“, meinte Micha schmunzelnd. „Ich komme morgen mit dem Flugzeug. Und wenn du mich so fragst. Ich komme liebend gern, wenn ich noch wen mitbringen kann.“ Das war seine einzige Bedingung, doch das würde seine Mutter ohne Murren genehmigen. „Wer wäre das denn?“, fragte sie mit einer liebevollen Stimme. „Erke, Tenna und meinen Freund. Bitte… es würde mir wirklich sehr viel bedeuten.“ Er hoffte so sehr, dass das ginge. „Erke… oh warte mal.“ Sie legte eine kurze Pause ein um zu überlegen. „Natürlich… meine Güte, wie konnte ich diesen Namen vergessen. Wie geht es ihm denn?“, fragte sie sofort nach. Klang dabei ziemlich besorgt. „Ihm geht es soweit ziemlich gut, denke ich. Habe lange nichts mehr von ihm gehört. Nur ich möchte sie nicht alleine feiern lassen und vor allem möchte ich auch nicht unbedingt alleine bei euch sein, wenn ich schon nach Deutschland komme.“ Ohne Nero würde er nicht kommen. „Ach Michael, du weist doch, dass sie immer herzlich willkommen sind. Da brauchst du doch nicht extra zu fragen.“ Tadelte seine Mutter ihn. „Ich frage lieber davor nach und außerdem weis Helena dann für wie viele sie eigentlich kochen muss.“ Er grinste leicht vor sich hin. Das würde das schönste Weihnachten überhaupt werden. „Wann sollen wir denn kommen?“, fragte er dann noch nach. „Wenn du morgen kommst… ich denke übermorgen. Dann hast du noch ein wenig Zeit dich auszuruhen.“, meinte sie dann fröhlich. „Also kommt ihr zu… viert.“ Sie musste das gerade an den Finger abzählen. „Ja, also wenn Tenna in der Zwischenzeit kein Kind bekommen hat, sind wir zu viert.“, lachte der junge Mann leise auf. „Wie geht es Paps?“ „In zwei Monaten ein Kind zu gebären ist auch nicht gerade natürlich.“, lachte seine Mutter herzlich auf. „Deinem Vater geht es so weit eigentlich gut. Nur ein wenig Stress in letzter Zeit. Ist gestern von einer Reise nach Hause gekommen. Er braucht erst einmal seine Ruhe.“ „Reise? Wo war er denn?“ Micha war absolut nicht mehr auf dem neuesten Stand. Als er abgeflogen war, war sein Paps noch in Deutschland gewesen. „Er war in China… irgendetwas mit einem Kunden besprechen. Frag mich lieber nicht was… streng geheim.“ Sie tat geheimnisvoll und lachte dann leise auf. „Oh je… schon wieder so eine Sache… Und danach bekommt er wieder Morddrohungen ohne Ende“ Er seufzte nur leise. Wie gut dass sie gute Anwälte hatten, die das für sie regelten und bisher waren sie immer noch mit einem blauen Auge davon gekommen. Sein Vater war dafür zwar mal wegen eines Durchschusses an der rechten Schulter im Krankenhaus gelandet, aber immerhin lebte er noch. „Ich frag mich ja, warum er das immer wieder macht, wenn er doch eh weis, dass es nach hinten losgeht.“ „Schatz, es ist seine Arbeit. Es ist seine Pflicht, Menschen zu beschützen und er nimmt das wirklich sehr ernst. Da ist ihm sogar deren Leben wichtiger als sein eigenes. Was glaubst du, warum er so erfolgreich ist?“ Seine Mutter hörte sich ebenfalls besorgt an. Schüttelte in ihrem Büro leicht den Kopf. „Toll, sein Erfolg kostet ihm noch irgendwann das Leben.“, fauchte er leise. Dieses Thema brachte ihn immer wieder auf die Palme. „Und nur wegen so einem Dödel von Promi…“ Er verstand das einfach nicht. Und er wollte es auch nicht wirklich verstehen. „Ich weis, ich sehe es ja genauso. Und genauso habe ich immer wieder ein flaues Gefühl im Magen, wenn er weg muss. Nur du weist auch, dass dein Vater sein Leben diesem Beruf gewidmet hat. Es würde ihn tot unglücklich machen, würde er ihn nicht mehr ausüben können.“ Seine Mutter versuchte Micha irgendwie zu besänftigen, doch es klappte nicht. Dafür war er in diesem Sinne einfach zu stur um sich irgendwie belehren zu lassen. „Lieber tot unglücklich als unter der Erde.“, knurrte er leise auf. Fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht und starrte vor sich auf die Wand. „Ich kann diesen Job einfach nicht leiden… Und daran wird sich auch nichts ändern. Diese Leute denken doch nicht einmal nach, wenn Paps sie vor diesen ganzen, aufdringlichen Leuten beschützt. Die denken doch nicht einmal im Traum daran, dass er auch Familie hat!“ „Michael, so etwas darfst du nicht sagen. Ich glaube schon, dass sie sich bewusst machen, dass er Familie hat.“ Seine Mutter seufzte leise auf. Sah kurz zur Türe an der es geklopft hatte. „Schatz, lass uns übermorgen weiter reden ja? Ich habe gerade einen Mandanten.“ „Ja… schon gut.“ Der junge Mann schüttelte leicht den Kopf. Lies sich auf den Rücken fallen. „Machs gut und bis bald. Richte Paps schöne Grüße aus.“ Ein weiteres, leises Seufzen entfloh seiner Lunge. „Natürlich mach ich. Pass auf dich auf.“ Keinen Moment später hatte sie auch schon aufgelegt und ein lang gezogenes Tuten war zu hören. Micha knurrte leise und schmiss sein Kissen an den Schrank. „Dummkopf.“, fauchte er leise und sein Zimmergenosse trat ein. Er grummelte noch weiter vor sich hin. Ging wieder zu seinem Schrank und packte noch ein paar wichtige Dinge ein. Und er hätte beinahe etwas vergessen. Neros Weihnachtsgeschenk. Er hätte sich selbst den Kopf abgerissen, hätte er es vergessen einzupacken. Nur er brauchte noch Geschenkpapier. „Na? Im Weihnachtsstress?“, fragte Dillan lächelnd. Setzte sich auf sein eigenes Bett und sah Micha neugierig zu. „Es geht…“, murmelte er etwas abwesend. Er überlegte wo er Packpapier herbekommen würde. „Wo bekomme ich hier Geschenkpapier her?“, fragte er den jungen Mann mit den roten Stoppelhaaren. Drehte sich zu ihm um und sah ihn fragend an. Plumpste derzeit auf seinen Hintern und grinste leicht. „Geschenkpapier?“ Dillan zog eine Augenbraue nach oben und dachte kurz nach. „Ich glaube ich hab noch etwas da. Die Geschäfte werden schon alle zu haben.“, meinte der junge Mann dann lächelnd. Kramte kurz in seinem eigenen Schrank herum und gab ihm den Rest seines blauen Papiers mit den silbernen Geschenken darauf. „Ahh… super. Danke.“ Micha sprang auf, schnappte sich schnell das Papier und suchte dann kurz nach Neros Geschenk. Er hätte es ja am liebsten selbst behalten, nur ihm hätte es nicht gestanden. Es stellte sich als schwerer heraus als gedacht, es zu verpacken. Satin war nun mal ziemlich rutschig und behielt die Form, wie er zusammengelegt wurde, nicht sonderlich lange. Also verdonnerte er Dillan einfach dazu ihm zu helfen. „Für wen ist das Stück?“ Dillan sah ziemlich neugierig drein. Sah Micha dann leicht fragend an. „Für… meine Schnecke.“, meinte der junge Mann grinsend. Seufzte leise und war wieder so happy wie vorher. Er lehnte sich auf dem Boden sitzend, an seinem Bett an und schloss kurz die Augen. „Nur noch 20 Stunden.“, wiederholte er wieder, diesmal aber auf Deutsch. Dillan verstand ihn also nicht. „Wie bitte? Ich hab dich eben nicht verstanden.“ Dillan sah ihn etwas misstrauisch an. „Oh… entschuldige.“ Micha bekam es manchmal gar nicht mehr mit, wenn er auf Deutsch vor sich hinmurmelte. „Ich meinte, nur noch 20 Stunden...“ „20 Stunden? Und was ist dann?“ Der Rothaarige zog eine Augenbraue nach oben. Lehnte sich an Michas Schrankseite. Betrachtete ihn aufmerksam. „Dann bin ich für zwei Wochen nicht hier.“ Sein Blick war ein wenig verschleiert. Es sah aus als würde er vor sich hin träumen und tatsächlich stellte er sich im Moment die schönsten Dinge vor. „Wie du bist nicht hier? Wohin gehst du denn?“ Dillan war ziemlich über den Haufen gerannt. Er hatte von Michas Vorhaben gar nicht mitbekommen, ebenso wenig wie es Jessy und Ricky gewusst hatten. „Ich flieg in den Weihnachtsferien… nach Deutschland.“, murmelte der Lilahaarige leise. Lächelte verträumt vor sich hin und hätte vor Freude schreien können. „Sehe meine Schnecke, meine Family und meine Freunde.“ Ein breites Grinsen zierte seine Züge. Er hätte Dillan um den Hals fallen und durch knuddeln können, doch das machte er lieber nicht, sonst dachte er noch, er würde auf eine gewisse Art und Weise auf ihn stehen. „Schnecke?“ Der Rothaarige neben ihm hatte ein imaginäres Fragezeichen im Gesicht stehen. „Wer oder was ist deine Schnecke?“ Er zog fragend eine Augenbraue nach oben. „Meine Schnecke?“ Micha legte seinen Kopf leicht schief. Sah ihn an als hätte er ihn nicht verstanden. Er war mit seinen Gedanken woanders gewesen. Um genauer zu sein in Neros Armen. „Oh… mein Freund.“, meinte er kichernd. Kramte in seiner Tasche seinen Geldbeutel heraus und zeigte ihm das Foto von Nero und ihm. Das Foto war zwar nicht mehr ganz so aktuell, doch es war nicht weniger schön. Es war an Weihnachten geschossen worden. Micha hatte Nero dabei gerade grinsend ins Ohrläppchen gebissen. Der Schwarzhaarige hatte ihn dabei mit einer hochgezogenen Augenbraue angesehen und Tenna, mit kleinen Tränen in den Augen, lag halb in dem kleinen Sessel. Damals waren Nero und er noch nicht zusammen gewesen, sonst hätte sein Freund wohl kaum so geschaut. „Wart ihr damals schon zusammen?“ Dillan grinste leicht. Sah ihn dabei prüfend an. „Nein, leider nicht. Sonst wäre dieses Weihnachten anders ausgegangen.“ Er zwinkerte zweideutig. Dieses Foto hatte er immer in seinem Geldbeutel, ebenso wie das aus dem damaligen Kesselbesuch, wo sie sich geküsst hatten. Das hatte Axel damals geschossen gehabt und Erke und Tenna waren auch mit drauf. Es war eines der wenigen Foto von allen vieren. „Oh, ich verstehe…“ Der Rothaarige lachte leise und gab ihm das Foto zurück. „Hübsch.“, meinte er nur auf Nero bezogen, doch in Wahrheit hätte er am liebsten ´lecker´ gesagt. Allerdings konnte er Micha in der Hinsicht absolut nicht einschätzen. „Untertrieben.“ Micha grinste weiterhin nur. Sah das Foto noch einen Moment an und steckte es dann zurück in sein Portemonnaie. „Ich muss noch weiter packen, wenn es dich nicht stört.“ Der junge Mann erhob sich langsam wieder. Steckte dann das Päckchen für Nero noch in seine Tasche. Handtücher hatte er noch vergessen. „Nein, kein Problem. Wenn ich dir was helfen soll, sag bescheid.“ Und kaum dass er geendet hatte, klingelte es unten an der Türe. Jessy trippelte auf ihren Absätzen zur Türe und rief dann nach Dillan. „Dillaaaaan! Lexilein ist daaaa!“ Ihre hohe Piepsstimme tat Micha immer wieder leicht in den Ohren weh, jedenfalls dann, wenn sie schrie. Das war noch ohrenbetäubender als Tennas hohes Lachen. „Ist ja gut! Schrei nicht so…!“ Dillan seufzte leise. Schüttelte den Kopf und die Türe wurde keinen Moment später aufgestoßen. Micha fiel wieder mal auf seinen Hintern und blickte den Schwarzhaarigen in der Türe missmutig an. Zog eine Augenbraue nach oben, als dieser ihn nur frech angrinste und rechts von sich zu Boden sah. „Oh, hübsche Teeparty, darf ich mitmachen?“ Lex sah die beiden auf dem Boden an. „Immer doch. Setz dich zu uns.“ Dillan lachte leise auf, hievte sich in die Höhe und zog Lex in einen ziemlich stürmischen, leidenschaftlichen Kuss. „Oh, nein. Ich stehe lieber.“ Ein noch breiteres Grinsen zierte seine Lippen und er zwinkerte seinem Freund zu. „Genauso zweideutig wie Nero.“, meinte Micha in seiner Heimatsprache. Kicherte leise und kramte noch etwas aus seinem Schrank. Vor allem Handtücher. Die beiden Engländer sahen ihn fragend an. Dillan schüttelte nur den Kopf und kicherte leicht vor sich hin. „Bitte auf Englisch.“, bat ihn sein Zimmergenosse dann. Der Lilahaarige sah ihn etwas perplex an. Lachte dann leise los. Hier gefiel es ihm einfach. Die Leute waren einfach zu lustig und es war putzig, wie sie immer wieder kuckten, wenn er auf Deutsch vor sich hin brabbelte. „Ich meinte nur, dass deine Schnecke genauso zweideutig spricht wie Nero.“ Er war es gewohnt solche Zweideutigkeiten zu hören. Vor allem wenn Nero ein wenig viel getrunken oder einfach nur einen guten Tag hatte. Da sprudelte er geradezu vor solchen doppelsinnigen Sätzen. Micha seufzte leise. Wieder ein Gedanke an den jungen schwarzhaarigen Mann so weit von ihm weg und je länger er an ihn dachte, desto mehr freute er sich, aber umso größer wurde seine Sehnsucht. „Ehrlich? Irgendwann musst du ihn mir mal vorstellen. Scheint lustig zu sein.“ Dillan lächelte ihn leicht an. „Kommst du heute mit ins ´Visions´?“ Das Visions. Eine kleine, nette Schwulenbar ziemlich in der Nähe der Uni. Ziemlich lustige Leute, allerdings, wie sollte es auch anders sein? Sexgeil bis zum geht nicht mehr. Jeder zweite hatte ihn damals angesprochen ob er nicht Lust auf ein kleines Abenteuer hätte. Und obwohl er eine ziemlich dicke Hose hatte, hatte er abgelehnt. Das war es absolut nicht wert, Nero zu hintergehen. Da hätte er sich lieber kastrieren lassen. Doch nicht nur deshalb schüttelte er auf Dillans Frage den Kopf. Morgen würde ein ziemlich langer Tag werden. Nicht nur wegen des Fluges, sondern er hatte es im Gefühl, dass Nero und er morgen noch weggehen oder eine sehr lange, intensive Nacht zu Hause verbringen würden. „Nein… morgen wird durchgemacht. Ich brauch noch ein wenig Schlaf. Vor allem dann vergeht die Zeit schneller.“ Er zwinkerte leicht und setzte sich auf sein bequemes Bett. „Ach… schade eigentlich. Aber das nächste Mal wieder, ja?“ Er grinste breit und verschwand keinen Moment später mit Lex aus dem Zimmer. „Hn… mal sehen.“, murmelte der Lilahaarige noch leise, ehe er sich bis auf das T-Shirt und Unterwäsche auszog und sich in seine Decke kuschelte. Mit einem letzten, schönen Gedanken an Nero war er dann auch schon eingeschlafen. Er freute sich selbst im Schlaf schon auf die morgige Reise. Es war Nachmittag, als Micha noch einmal in seine Reisetasche sah und prüfte ob er auch alles beisammen hatte. Das Geschenk war so weit das Wichtigste, was er für diese zwei Wochen brauchte. Der Rothaarige saß vollkommen hibbelig auf einem Stuhl in der kleinen Küche und trank einen Kaffe nach dem anderen. Er hätte beinahe sogar eine Zigarette von Jessy angenommen, doch er hatte sich zum Glück noch an ihre Versprechen gegenüber Erke erinnert. Erke hatte die anderen drei damals sozusagen gezwungen mit dem Rauchen aufzuhören. Seine Bedingung: Er würde nur einen Entzug machen, wenn sie die Zigaretten aufgeben würden. Und natürlich hatten sie es getan. Was anderes war ihnen auch nicht übrig geblieben, da sie alle gewollt hatten, dass Erke endlich wieder clean wurde. Genau deshalb hielt er sich auch nur an den starken Kaffee. Somit war es ausgeschlossen, dass er heute bei Nero einschlafen würde. Michas Blick huschte immer wieder zu der Uhr an der Wand. Doch die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Es kam ihm wie Stunden vor und doch waren nur 10 Minuten vergangen. Er hasste diese Warterei, doch er konnte ja nichts anderes machen. Er konnte keinen Flug früher nehmen, denn seine Tickets waren auf 15 Uhr 45 reserviert. Also blieb ihm nichts anderes übrig als zu warten. Und wie es bekanntlicherweise nun mal war, verging die Zeit immer viel zu langsam, wenn man auf etwas größeres wartete, doch wenn man dann mehr Zeit benötigte, verrann sie so unglaublich schnell, als hätte jemand die Uhren dazu gebracht langsamer zu laufen. Doch zu seinem Glück verging dieser Nachmittag dann doch. Es dauerte zwar, nach seiner Meinung, länger als sonst, aber es wurde zwei Uhr Nachmittag. Und das hieß für ihn, auf nach Deutschland. „Jess, kannst du mich zum Flughafen fahren?“, fragte er dann, als er in der Türe zum Wohnzimmer stand. „Flughafen? Wieso?“ Die Blondhaarige sah ihn fragend an. Er hatte ihnen nichts gesagt und eigentlich hätte es auch so bleiben sollen, nur er wusste nicht, wie er anders zum Flughafen kommen sollte. „Weil mein Flieger in gut einer Stunde geht und ich keine Ahnung habe wie lange wir dorthin brauchen.“, meinte er nur grinsend. „Bitte!“ Micha hätte sie, wenn es nach ihm gegangen wäre, auch auf den Knien angebettelt, doch soweit kam es gar nicht. „Klar Kleiner.“ Jessy grinste ihn lieb an und erhob sich. „Bis später ihr zwei.“, meinte sie noch zu Dillan und Lex gemeint. Ricky war im Moment nicht da. „Ciao.“ Die beiden Männer winkten ihnen noch kurz zu. „Ach ja… Richt ihm schöne Grüße aus.“, rief ihm Dillan noch nach, der sich erinnerte, dass Micha zu Nero flog. „Mach ich.“ Micha schulterte seine große Reisetasche und ging aus dem Haus. Es war eiskalt und er schlug seinen Kragen der Lederjacke so weit hoch es ging. „Oh man… ich bin ja froh dass es im Flugzeug einigermaßen warm ist.“, grinste der junge Mann und stieg flott in den Wagen. „Wo fliegst du denn jetzt eigentlich hin? Und wieso wissen wir davon nichts?“ Jessy stieg ebenfalls in das Auto und lies den Motor an. „Ich flieg für zwei Wochen zurück nach Deutschland. Feier dort Weihnachten. Und ich hab euch deshalb nichts gesagt… ich weis nicht. Ich glaub ich habe es irgendwie vergessen oder wollte nicht dass ihr es erfahrt. Ich weis es nicht… ich freu mich einfach nur. Ich glaub deshalb hab ich es wohl vergessen. Tut mir leid.“ Micha fuhr sich kurz durch die Haare. Schloss für einen Moment die Augen und grinste. „Deutschland?“ Jessy sah ihn erstaunt an. „Oh.. okay. Über Weihnachten. Ich dachte schon du bleibst dort.“ Sie klopfte dem jungen Mann kurz auf die Schulter. „Macht nichts. Aber das nächste Mal sagst du uns bescheid, ja?“ Sie grinste ihn freundlich an. „Ja, natürlich sag ich euch bescheid. Ich brauch ja einen Chauffeur.“ Er zwinkerte lachend. Mittlerweile hatte es leicht zu schneien angefangen. Und nach einer guten halben Stunde waren sie auch schon am Flughafen angekommen. „Na dann…“ Jess seufzte leise. Sah ihn an und umarmte ihn dann zum Abschied noch. „Ich komme nicht mit rein. Feier schön und lass es dir gut gehen, ja?“ „Klar, Kleines.“, nickte Micha lächelnd. Drückte sie ebenfalls kurz an sich, stieg aus dem kleinen Wagen und schulterte seine Reisetasche wieder. Machte sich schnellen Schrittes auf den Weg in die Schalterhalle des Airports. Wurde natürlich wieder abgetastet und seine Tasche wurde durchleuchtet, doch wie immer, würden die Beamten nichts bei ihm finden, was an einen Terroranschlag hätte erinnern können. Keine zehn Minuten später saß er dann auch schon in dem Flieger, der ihn zu seiner Flamme bringen würde. Hibbelte jetzt schon leicht auf seinem Stuhl herum und war nur froh, dass erst kurz vor dem Start jemand zu ihm kam. //Eine gute Stunde später// Die Durchsage, welche ihnen ankündigte, dass sie in ein paar Minuten landen würden, drang klar durch die kleinen Lautsprecher an ihren Sitzen. Micha wurde immer nervöser. Sein Magen schlug einen Purzelbaum nach dem anderen. Der junge Mann biss aufgeregt auf seinen Lippen herum und wippte unruhig mit seinen Füßen herum, wie als kleiner Junge vor einer Schulaufgabe oder einem wichtigen Termin. Und im Grunde genommen, hatte er in diesem Moment einen wichtigen Termin einzuhalten. Und schon begann der Landeanflug. Ihm blieb schon wieder ein wenig die Luft weg. So schnell würde er sich an diesen steten Druckabfall nicht gewöhnen. Doch so schnell es gekommen war, war es zum Glück auch schon wieder vorbei. Ein großes Rucken und der junge Mann sah die Rollbahn am Fenster vorbeiziehen. Sein Herz fing langsam aber sicher an zu rasen. Ihm liefen kalte und warme Schauer den Rücken hinunter. Er war so aufgeregt! Und das nur, weil er Nero wieder sehen würde, was er eigentlich nicht verstand, denn er hatte keinen Grund so aufgewühlt und ruhelos zu sein. Nero würde ihn abholen… Er konnte ihn endlich wieder in die Arme nehmen! Er sollte glücklich sein! Und das war er auch und zwar so sehr, dass ihm halb das Herz aus der Brust sprang, es ihm aber auch irgendwo zwischen Brust und hals drohte zu stecken. Langsam und mit wackligen Beinen erhob sich der junge Schwarze. Es war, als hätte er Wackelpudding oder Spiegeleier in den Knien. Er hasste dieses Gefühl bis in den Tod! Mit immer weiter ansteigendem Puls ging er zur Gepäckausgabe. Atmete tief durch und ging durch den gläsernen Korridor zur Eingangshalle des Flughafens. Die Polizisten mit ihren Drogenhunden warteten wie sonst auch am Checkout und nur ein paar Meter weiter dahinter stand ER. In Schwarz gehüllt. Alles überragend. Mit leicht wehenden Haaren, was von den unzähligen Klimaanlagen und dem Gehusche der anderen Menschen, herrührte. Da stand er, wie ein junger Gott. Schlank, groß. Von einer unglaublich anziehenden und erotischen Aura umgeben. Nur er sah ein wenig nervös aus. Wie sich sein Haupt in alle Richtungen wandte. Es sah ziemlich niedlich aus, fand Micha. Anscheinend hatte Nero ihn noch nicht bemerkt. Ein leises Lächeln lag auf seinen Lippen. Er holte noch einmal kurz tief Luft und ging dann schnurgerade auf ihn zu. Und erst jetzt begegneten sich ihre Blicke. Micha hätte fast angefangen zu quietschen, als er in einen leichten Laufschritt verfiel, kurz vor Nero seine Tasche einfach fallen lies und diesen mit einem leisen Schrei und ziemlich viel Schwung umarmte. Er spürte, wie er den Boden unter den Füßen verlor und merkte wie sich sein Liebling mit ihm einmal um die eigene Achse drehte. Seine Finger zitterten und sein Herz pochte fast schmerzhaft gegen seinen Brustkorb. Micha vergrub sein Gesicht an der Halsbeuge seines Schatzes und spürte, wie ihm eine kleine, warme Träne die Wange herunter kullerte. Er traute sich fast nicht ihn anzusehen. Doch das übernahm der Schwarzhaarige vor ihm für ihn. Brachte ein paar Zentimeter zwischen sie beide und streichelte seinem Schatz leicht über die Wange. Sie sahen sich für einen Moment einfach nur an, ehe sich ihre Gesichter einander näherten und sie in einen unendlich leidenschaftlichen Kuss fielen, der bedeutend mehr, als hundert Worte, ausdrückte. Es schien, als wäre die Zeit für diesen Augenblick nur für sie angehalten worden. Damit dieser Moment nicht so schnell vergehen würde und er tat es tatsächlich nicht. Sie standen, nachdem sie ihren schier endloslangen Kuss beendet hatten, einfach nur da. Sahen sich lächelnd in die Augen und standen in den Armen des jeweils anderen. „Oh Gott… vier Monate.“, murmelte Micha auf Englisch vor sich hin. „Mir ist das… wie ein Jahr vorgekommen.“ Er brabbelte einfach weiter und spürte dann kurz darauf zwei Finger auf seinen Lippen. Ein heißer Stoß durchdrang ihn wieder. Rief das altgewohnte Kribbeln in seinem Bauch wieder hervor und er musste Nero einfach küssen. Nach so langer Zeit. Wie hätte er sich da beherrschen sollen? Auch wenn er nicht unbedingt jemand war, der in der Öffentlichkeit alles groß an die Glocke hing und dennoch. Jetzt war es ihm einfach egal, ob sie eventuell von einem der Polizisten verhaftet wurde, aus welchem gravierenden Grund auch immer. „Schatz… bitte auf Deutsch.“, flüsterte der junge Mann über ihm. Hauchte einen sanften Kuss gegen Michas Stirn und lächelte so unendlich liebevoll, dass er am liebsten gleich zu weinen angefangen hätte. Es war einfach ein so unbeschreiblich schöner Augenblick. „Entschuldige… ist ungewohnt.“ Sein Gesicht schmiegte sich leicht in die warme Hand Neros, welche an seiner Wange lag und ihn wieder leicht streichelte. „Kann ich mir gut vorstellen.“ Ein leichtes Nicken Neros und keinen Augenblick später wurden sie von einem blonden, jungen Mann mit einem Mirkofon in der Hand, unterbrochen. Gleich dahinter stand ein weiterer mit einer großen Kamera auf der Schulter. „Dürfen wir Sie kurz stören?“, fragte der Blonde freundlich. Betrachtete die beiden mit einem großen, Lächeln. Sein Blick huschte von einem zum anderen. „Kommt drauf an, in welcher Sache.“, meinte Micha ebenfalls lächelnd. Heute würde ihm niemand so schnell die Laune verderben können. Er kuschelte sich noch etwas in Neros Arme. Lehnte seinen Kopf an dessen Brust. Grinste verliebt vor sich hin. „Wir würden Sie nur ganz kurz interviewen.“ Der Rothaarige deutete auf seine Kamera. „Geht auch ganz schnell, vielleicht fünf Minuten, oder auch weniger.“ Die beiden jungen Männer sahen sich für einen Moment an. Überlegten einen Moment und nickten dann gleichzeitig. Micha allerdings sah sich kurz um, lies Nero los und holte dann seine liegen gelassene Reisetasche. „So.“ Es hätte ja nicht sein müssen, wenn sein Gepäck abhanden gekommen wäre. „Um was geht es denn?“ „Es geht eigentlich um eine Reportage über homosexuelle Pärchen. Wir sind einfach mal auf gut Glück losgezogen und wie durch Zufall haben wir dann Sie gesehen.“ Ein leichtes Grinsen überzog das Antlitz des Reporters. Micha lachte leise auf. Er hatte zwar schon so einige Reportagen darüber gesehen, nur wirklich gut waren sie nicht wirklich geworden. „Es wären nur vier oder fünf Fragen, wenn Sie immer noch wollen?“ Der Blondhaarige sah kurz zu seinem Kameramann. „Sicher, warum nicht.“ Micha nickte leicht. Stellte seine Reisetasche zwischen seine Beine und lehnte sich wieder an Nero, welcher sogleich seine Arme wieder um ihn legte. „Okay.“, meinte der blonde Reporter, gab seinem Kollegen ein Zeichen und das Licht an der Kamera schaltete sich ein. „Wann haben Sie gemerkt, dass Sie auf das gleiche Geschlecht stehen?“ Das war immer wieder die erste Frage, bei solchen Dingen. Micha wunderte das nicht einmal. „Mit dreizehn, wenn ich mich noch recht entsinnen kann.“, antwortete er frei heraus. Das war tatsächlich schon neun Jahre her, ging es ihm durch den Kopf. Die Zeit verging wirklich unglaublich schnell. „Und wie haben Sie das herausgefunden?“ Ein leichtes, verlegenes Grinsen schlich sich auf seine Züge. „Schwer zu sagen, es war irgendwann in der Realschule. Irgendwann hab ich bemerkt, dass ich mich in meinen besten Freund verguckt hatte. Na ja… nur wie ich es herausgefunden habe, das weis ich nicht mehr. Es ist einfach schon zu lange her.“ Sein Grinsen war nicht gewichen. Stattdessen schmunzelte er leicht, als er Neros Kichern vernommen hatte. „Wie lange ist es denn schon her?“, fragte der Reporter, diesmal aber aus reiner Neugierde. Sah ihn interessiert an und hielt ihm wieder das Mikro unter die Nase. „Muss ich das sagen?“ Der Lilahaarige lachte leise auf. „Zirka neun Jahre.“ Jetzt wusste jeder, der einigermaßen rechnen konnte sein Alter. Das war zwar nicht sonderlich hoch, aber dennoch ging das nicht jeden etwas an. „Das ist ja doch eine ziemlich lange Zeit. Wie sind Sie damit umgegangen, als es Ihnen klar geworden war?“ Eine kurze Pause trat ein. Micha überlegte etwas. Natürlich hatte er es nicht vergessen und dennoch. Es war immer wieder ein wenig traurig, wenn er daran zurück dachte. „Mir ging es damals nicht sonderlich gut. Ein ziemlich großer Verlust hatte die Familie erschüttert und ich wollte dann natürlich auch nicht einsehen, warum das so war. Ich hab mich in mich zurückgezogen. Hab mit kaum jemandem geredet, bis meine Mutter irgendwann einen Brief von mir gefunden hatte, in dem ich ein ziemlich ausschweifendes Geständnis abgelegt hatte. Sie hatte sich mit mir unterhalten und dann war die Sache einfach so, wie sie war. Ich hab mich scheußlich gefühlt. Es ist nicht sonderlich einfach, so etwas heraus zu finden und dann niemanden zu haben, den man sich hätte anvertrauen können.“ Micha entfloh ein leises Seufzen. Dieser Verlust. Es war wirklich ein unglaublich großer gewesen. Sein Bruder, von dem niemand gewusst hatte, dass er drogenabhängig gewesen war, war verstorben. Der Lichtkegel einer jeden Feier. Der rettende Fels, wenn er wieder einmal gedacht hatte unterzugehen. Unter dem Druck seiner Eltern einfach unterzugehen. Das war allerdings auch schon Vierzehnjahre her. Der Reporter hatte leicht genickt. Sah ihn etwas bedrückt an, als wolle er sagen: „Tut mir leid, dass ich Sie daran erinnert habe“ „Und was wollen Sie den jungen Leuten sagen, die eben diese Veränderung in ihrem Leben mitbekommen?“, fragte er dann beträchtlich leiser. „Was ich ihnen sagen will?“ Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen. Er hätte sich damals gewünscht, dass es jemand gegeben hätte, der ihm Beistand geleistet hätte. „Ich würde ihnen, als Vertrauensperson sagen, dass sie den Kopf nicht hängen lassen sollen. Sich so akzeptieren sollen wie sie sind und nicht versuchen sollen, jemand anderes zu sein, nur um den Idealen der eigenen Eltern oder der Gesellschaft gerecht zu werden. Ich würde ihnen sagen, dass es wichtig ist, sich jemandem anzuvertrauen, der sich in einen hineinfühlen und einem auch wirklich beistehen kann. Von dem man weis, dass man an der richtigen Adresse für solche Themen ist. Und man sollte sich nicht scheuen es zuzugeben. Es ist nichts Schlimmes oder Unmoralisches. Es kann unglaublich schön sein, wenn man es denn akzeptiert. Wenn man diese Gefühle in einem zulässt und nicht unterdrückt. Man macht sich sonst nur selbst fertig und irgendwann kann es tatsächlich dazu kommen, dass man mit der ganzen Situation, mit der Verheimlichung völlig überfordert ist und man daran voll und ganz zerbricht. Man sollte keine Angst davor haben, auch wenn es völlig neue Wege sind, die man bestreitet.“ Micha hatte fast direkt in die Kamera gesehen. Er seufzte leise. Er hatte leicht zu zittern angefangen und merkte, wie Nero seine Umarmung um ihn noch etwas verstärkte. Er schmiegte sich vertrauensvoll in seine Arme und nahm eine von den Händen seines Schatzes. Der Reporter hatte ihn wie gebannt angesehen. War wie in einem tranceähnlichen Zustand gefangen und blinzelte kurz, um wieder zu sich zu finden. Er schluckte hart und fuhr sich über das Gesicht. „Wow, so eine große Ausführung hab ich in meiner ganzen Zeit noch nicht erlebt.“, meinte er lächelnd. „Noch eine etwas angenehmere Frage zu diesem Thema.“ Der Blondhaarige stoppte für einen Moment. „Wie haben Sie sich kennen gelernt?“ „Oh… das ist auch so eine Geschichte.“, meinte Micha leise lächelnd. „Wollen Sie wissen wie wir zusammen gekommen sind, oder uns kennen gelernt haben? Denn, unser Kennenlernen war nicht sonderlich aufregend, oder?“ Nero schüttelte leicht den Kopf. Lächelte, während er ihre Finger miteinander verhakte. „Ähm, dann eher wie Sie zusammen gekommen sind.“ Das hatte er eigentlich auch gemeint gehabt, nur diese Ausführung war wirklich ziemlich heftig gewesen, wie er fand. „Gut… Es war eigentlich nur ein ´harmloser´ Kuss zwischen zwei Freunden.“ Er hatte das „harmlos“, in Anführungszeichen gesetzt. „Nur, für mich war es nicht einfach nur freundschaftlich. Irgendwann kam es so, dass ich ihm alles gestanden hab, und kurz darauf waren wir ein Paar, nicht?“ Er blickte lächelnd zu seinem Schatz empor. Eine leichte Röte zierte die Gesichter der beiden und ein Kichern entfloh ihnen parallel. „Sie kannten sich davor schon?“ „Ja, wir kannten uns damals schon seit gut zwei Jahren.“ Wieder ein leises Lachen aus Michas Kehle. „Eine lange Freundschaft also. Dann noch eine letzte Frage zu dem aktuellsten Thema im Moment.“ Der Reporter grinste leicht. „Was machen Sie an Weihnachten?“ Diese Frage kam so unverhofft, dass dem Lilahaarigen erst einmal überhaupt nichts einfiel. Er überlegte einen Moment. „Wir werden schön zusammen feiern, nur wo, das darf ich Ihnen leider nicht verraten sonst ist die Überraschung hinfällig.“, meinte er. Linste kurz nach oben und bemerkte mit Genugtuung Neros fragendes Gesicht. „Achso, okay. Dann will ich da mal nicht weiter nachhaken. Wir wünschen Ihnen schöne Weihnachten und vielen Dank für das Interview.“, meinte der Blondschopf. Die beiden Schwarzen nickten ihnen noch zu, Micha nahm seine Tasche, legte einen Arm um Neros Hüfte und die beiden gingen von dannen. Der Kameramann allerdings hielt noch auf sie, bis sie aus der Schalterhalle verschwunden waren, ehe der Reporter die Abmoderation auf das ´Band´ sprach. „Na das war ja mal ein lustiger Typ, oder?“, meinte Nero schmunzelnd. Küsste Micha mitten im Gehen auf den Mund und ging dann hinunter zu den S-Bahnen. „Hmh… war nett.“ Micha nickte leicht. Grinste leicht vor sich hin und setzte sich dann bei den Gleisen auf eine der Bänke. Stellte seine Tasche zwischen seine Beine und gähnte leicht. „Du...“ Nero tippte ihm spielerisch an die Schulter. „Was soll das für eine Überraschung sein?“, fragte er schnurrend. Sah ihn lächelnd und neugierig zugleich an. „Tja, das wüsstest du jetzt gerne, was? Das wirst du noch früh genug erfahren, nur jetzt noch nicht.“ Micha zwinkerte seinem Schatz zu. Lehnte sich entspannt an seine Schulter und blickte aus dem Fenster. Weiße Felder flogen an ihnen vorbei und die Schneeflocken rieselten ruhig auf die diamantene Decke. „Sicher will ich es wissen, aber aus dir ist so oder so nichts heraus zu bekommen, wenn du nichts sagen willst.“, murmelte Nero schmunzelnd. Legte wieder einen Arm um seinen Freund. Legte sein Kinn leicht auf dessen Kopf und blickte ebenfalls nach draußen. „Da hast du ganz Recht.“ Micha schmunzelte leicht. Hauchte einen Kuss gegen Neros Kinn und schloss für einen Moment seine Augen. „Was machen wir heute noch?“ „Heute? Ich habe nichts geplant. Ich dachte eigentlich, dass du wegen des Fluges recht müde wärst. Aber wir können uns ja einen gemütlichen Abend machen, oder was meinst du?“ „Müde? Ich habe bestimmt schon fünf Tassen brutal starken Kaffee intus, schlafen werde ich da wahrscheinlich die nächsten zwei Tage nicht.“, grinste der junge Mann breit. Verharkte ihre Finger miteinander. „Aber ein gemütlicher Abend hört sich doch super an.“ Micha nickte und erhob sich langsam. „Oha… zwei Tage nicht schlafen. Was willst du in den zwei Tagen machen?“ Nero folgte ihm gemächlich und zusammen stiegen sie auch schon wieder aus. Micha legte, fast schon aus Gewohnheit, einen Arm um Neros Hüfte, während sie zu seiner Wohnung gingen. „Oh trautes Heim.“ Ein leises Lachen drang aus seiner Kehle, als er den Wohnungsschlüssel drehte, doch keinen Moment später wurde ihm spei übel. Ein unangenehmer Geruch lag in der Luft. Wahrscheinlich weil eine Zeit lang nicht gelüftet wurde. „Das tut ja direkt in der Nase weh.“, murmelte er erstickt, da er sich demonstrativ die Nase zugehalten hatte. Der Lilahaarige stellte seine Tasche im Gang ab und ging erst einmal durch die Wohnung um alle möglichen Fenster zu öffnen. „Tja, jetzt ist wohl kuscheln angesagt, wenn wir nicht erfrieren wollen.“ Er fröstelte leicht, lächelte aber dennoch. Für ihn würde es die nächsten Wochen nichts Schöneres geben, als mit Nero in den Armen irgendwo zu sein. Hauptsache war, dass sein Freund bei ihm war. Wo sie waren und wer dabei war, würde ihm im Großen und Ganzen egal sein. „Hm, hätte ich absolut nichts dagegen ein zu wenden.“, grinste Nero ihn breit an. Zog ihn langsam in seine Arme, küsste ihn sanft auf die Stirn während er seine Augen schloss. „Weist du, was ich jetzt gebrauchen könnte?“, schnurrte Micha leise in seinen Armen. Legte die seinigen ebenfalls um seinen Freund und blickte mit einem Lächeln zu ihm auf. „Ein heißes Bad.“ Ein Grinsen zeichnete sich auf seinen Zügen ab. „Kommst du mit?“ „Du fragst mich tatsächlich ob ich will?“ Nero grinste ihn nur lieb an. Kicherte und nickte. „Wie könnte ich nicht wollen?“ „Ich kann dich ja nicht einfach hinter mir herziehen und dich einfach mal so in die Wanne stopfen.“ Micha kicherte leise auf. Zog seinen Schatz langsam mit in sein eigenes Badezimmer, schloss die Türe und blickte ihn dann für einen Moment mit einem sanften Lächeln an. Schloss ihn wieder in seine Arme und fingt gemächlich an ihn aus seinen Klamotten zu schälen. So viele Lagen, hatte selbst er im tiefsten Winter nicht an. „Schatz, kann es sein, dass dir heute richtig kalt war?“, fragte er mit einem lieben Schmunzeln. „Hmm… ja.“, gab Nero leise nuschelnd zu. Erschauderte für einen Moment unter Michas kühlen Fingern. Genoss es sichtlich von der Last seiner Anziehsachen befreit zu werden. „Na das wird sich ja dann ändern.“ Es war ein leises Flüstern Michas gewesen, der für einen Augenblick von seinem Freund abließ und den Wasserhahn der Wanne aufdrehte, da er das während seinen Entkleidungskünsten schlichtweg vergessen hatte. Oder war es nur wegen Nero allein gewesen? Ihm war es eigentlich egal, wegen was es gewesen war. Er war einfach nur unglaublich glücklich IHN wieder in seinen Armen halten zu dürfen. Es dauerte eine kurze Zeit, bis die Wanne voll und Micha ausgezogen war. Und sie dann endlich zusammen in das angenehm heiße Wasser steigen konnten. Nero lag rücklings in Michas Armen, hatte die Augen geschlossen und genoss ihre herrliche Zweisamkeit in vollen Zügen aus. Ebenso wie der Lilahaarige. Dieser hatte seine grauen Edelsteine ebenfalls geschlossen, seine Arme um den Bauch seines Freundes gelegt, während er nur sehr sanft mit seinen Lippen über dessen heiße Wange glitt. „Schatz… kannst du ES noch mal sagen?“, flüsterte Micha leise mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Nero blickte für einen Augenblick nach hinten. Grinste leicht und musste sich ein Kichern verkneifen. Drehte sich dann leicht zu Micha um, legte seine Arme um ihn und hauchte diese Worte gegen seine warmen Lippen. „Ich liebe dich.“, schnurrte er sanft. Schnappte flüchtig nach Michas Lippen, welcher die seines Freundes mit einem zärtlichen Kuss verschloss, ihn allerdings nach kurzer Zeit wieder löste. „Wieso erst am Flughafen?“, wollte der junge Mann flüsternd wissen. Streichelte seinem Schatz eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht, während er ihm liebevoll in die Augen blickte. Ihn mit der Nase anstupste und seinen Mund wieder leicht über seine Wangen gleiten ließ. Er liebte es einfach, Nero so nahe zu sein. Diese sanften Berührungen auszutauschen, die so voller Zuneigung waren. „Ich… habe es für den besten Moment gehalten.“, hauchte der Schwarzhaarige etwas heiser. Schloss entspannt die Augen und drehte sich nun vollkommen zu seinem Schatz um. „Vielleicht… oder sogar sicher, hatte ich ein wenig Angst vor dem, was danach gekommen wäre, hätte ich es dir schon früher gesagt.“ „Was hattest du denn gedacht, was kommt?“ Micha verbiss sich sanft in Neros Halsbeuge. Ließ seine Hände leicht über seinen Rücken gleiten. Nero wurde auf diese Frage hin, ziemlich rot im Gesicht. Schluckte kurz und überwand sich dann, es Micha zu sagen. „Richtiger… Sex.“, kam es dann zittrig von ihm. Micha hielt in seiner Bewegung inne. Hob Neros Kinn leicht an und lächelte einfach nur. Er verstand die Angst seines Freundes sehr gut. Küsste ihn flüchtig auf die Lippen und schüttelte dann den Kopf. „Honey, ich hätte dich doch nicht besprungen wie ein Tier.“ Er kicherte leise auf. Zog Nero zärtlich in seine Arme. „Nein, ich richte mich nach deinem Tempo. Du bestimmst den Zeitpunkt.“ Eine Hand des Lilahaarigen streichelte zärtlich über Neros Brust. „Und wie gesagt, wenn ich dir zu weit gehe, scheu dich nicht es zu sagen.“ Mit diesem letzten Satz verschloss er ihre Lippen wieder, während er seine Hände weiterhin auf Wanderschaft über Neros Körper schickte. Bei dem Gefühl der zarten Haut unter seinen Fingern ließen ihm warme und kalte Schauer über den Rücken laufen, was durch ihren sanften Kuss noch verstärkt wurde. Und mit Genuss hörte er das gedämpfte Keuchen seines Freundes, als seine Fingerspitzen über seine Schenkel glitten und dann auf seinem Hinterteil verharrten. Der junge Mann spürte das leichte Zittern, was Nero durchlief, als er mit sanftem Druck gegen seinen Eingang drückte. Hielt in seiner Bewegung inne und wartete einen Moment ab, doch es kam keinerlei Gegenreaktion seines Freundes, was sein Herz ein wenig schneller schlagen ließ. Sein Finger bewegte sich nur langsam. Gleichmäßig. Er wollte Nero anfangs nicht zu hart zusetzen. Und wie es den Anschein hatte, schien es dem Schwarzhaarigen nach einem kurzen Moment zu gefallen, was sein leises Stöhnen bewies, ebenso wie der leidenschaftliche Kuss es ihm sagte. Micha löste diesen gemächlich. Öffnete seine Augen einen Spalt weit und blickte Nero lächelnd an, welcher seine Smaragde geschlossen hielt und den Kopf leicht zur Seite neigte, als er die samtenen Lippen seines Schatzes an seinem Hals spürte. Ein weiteres Keuchen entfuhr Neros Lunge, als er einen weiteren Finger in sich spürte und als hätte man ein nicht isoliertes Kabel in die Wanne gelassen, durchzuckte ihn plötzlich ein kleiner Schlag, ähnlich einem Stromschlag, was ein unglaublich angenehmes Kribbeln in ihm auslöste. „Honey, wollen wir das… im Bett weiterführen?“, fragte Micha leise schnurrend an seinem Ohr. Knabberte zärtlich an Neros Ohrläppchen, während seine andere Hand sanft über dessen erigiert Glied glitt. „Hn… wenn… ich gehen kann, ja.“, kam es leise gestöhnt von dem Gefragten. Er grinste verlegen und lief rot an, als er seine glänzenden Augen öffnete und in Michas Antlitz blickte, welcher warm lächelte. „Ich denke schon.“ Micha nickte leicht. Küsste ihn noch einmal flüchtig, ehe er seine Finger aus ihm zurück zog und ihn freigab. Micha und Nero hatten beide ein Handtuch um die Hüften, als sie aneinandergekuschelt auf Michas Bett lagen. Sich gegenseitig kleine Zärtlichkeiten zukommen ließen und genossen. In einem sanften Kuss vertieft, während der Schwarzhaarige von Sekunde zu Sekunde unruhiger wurde, da der Druck in seinen Lenden immer weiter anschwoll. „Micha… ich muss was erledigen.“, kam es zittrig von Nero, welcher ein wenig rot im Gesicht wurde und zur Decke, anstatt in Michas Augen blickte. „Lass mich das doch für dich machen.“, schnurrte der Lilahaarige lächelnd an seinem Ohr. Glitt mit seinen Lippen wieder sanft über den Hals seines Schatzes und kicherte leicht in sich hinein. Dachte allerdings nach. Ob er es wagen sollte? „Zu zweit… macht es doch viel mehr Spaß.“ Wieder nur ein leises, anzügliches Schnurren, was über seine Lippen kam. Eine seiner Hände glitt zu dem lockeren Handtuchknoten seines Schatzes. „Außerdem hast nicht nur du… dieses leicht unangenehme Problem.“ Er kicherte leise auf. Küsste Nero sanft auf die Lippen. Blickte ihm dann tief in die Augen. Sein Lächeln war noch an Ort und Stelle. „Ich will dich nicht drängen…“, fügte er dann ernsthaft hinzu. Versuchte eine Reaktion in Neros Augen zu erkennen und sie war eindeutig. Es spiegelte sich Unentschlossenheit und Angst in ihnen wider. „Ich weis nicht… ob ich das zulassen kann.“ Neros Stimme zitterte leicht und war heißer. Seine Pupillen irrten in dem Zimmer umher, doch er war ruhig. Er zittert nicht und das war, fand Micha, schon einmal ein gutes Zeichen. „Schatz, den ersten Schritt hast du vorher schon zugelassen.“ Micha wollte ihn zu nichts überreden, er wollte nur, dass Nero seine Angst verlor. Mehr wollte er nicht. „Ich weis…“ Er stockte für einen Moment. Schloss die Augen und schüttelte kurz den Kopf. „Okay…“, meinte er dann nur. Drehte sich langsam von Micha weg auf die Seite und auf den Bauch. Der Lilahaarige zog nur eine Augenbraue nach oben. Beugte sich langsam über Nero und versuchte ihm ins Gesicht zu sehen. „Honey, was machst du da?“, fragt er leise. Er wusste wirklich nicht, was Nero da im Augenblick tat. „Das… das geht doch so…“ Neros Stimme zitterte stark. „Nero, wenn ich jemanden hätte vergewaltigen wollen, dann hätte ich mir eine Steckdose genommen.“, meinte Micha sehr leise. Küsste ihn auf die Wange und versuchte ihn langsam um zu drehen. Ihm gelang es nach ein paar Sekunden und entdeckte zu seinem Glück ein leichtes Lächeln auf Neros Zügen. „Sorry, aber anders hätte ich es nicht sagen können. Süßer ich will Dein Gesicht sehen. DICH sehen. Nichts anderes, obwohl deine Rückenansicht schon auch sehr anziehend ist.“ Er grinste leicht. Küsste ihn wieder flüchtig und streichelte ihm leicht über die erhitzten Wangen. „Du willst... meinen Rücken also nicht sehen?“ Der junge Mann schloss langsam seine Augen. Schmiegte sich in Michas Hand und nickte. „Niemals. Nicht wenn es um Sex geht.“, versicherte er seinem Freund mit einem sanften Schnurren. Nero war ein wenig rot im Gesicht. Seine Augen behielt er geschlossen. Nickte nur sehr langsam. „Ist gut.“, flüsterte der junge Mann dann leise auf. Öffnete seine Smaragde und blickte in die seines Freundes, welcher seine Fingerspitzen hauchzart über Neros weiche Haut wandern ließ. Micha sah ihn mit einem sanften Lächeln an. Hauchte einen kurzen Kuss gegen seine Lippen. Blickte ihn weiterhin an. Doch auch wenn Nero gesagt hatte, dass es okay war, erkannte er, dass sein Freund noch immer Angst hatte und auf eine gewisse Weise spürte er diese auch. Neros Arme und Beine waren ein wenig kühl. Was allerdings auch an den leicht geöffneten Fenstern liegen könnte. „Honey, du brauchst keine Angst zu haben.“, flüsterte Micha sanft an Neros Hals, an welchem er zärtlich knabberte. Hin und wieder einen kleinen Knutschfleck hinterließ und weiterhin mit seinen Fingern über den Astralkörper seines Schatzes flog. Langsam zu seinem Po glitt. Wieder spürte er das leichte Erzittern und im nächsten Augenblick, wie sich diese Spannung langsam aber sicher löste. Ihm somit zeigte, dass es tatsächlich in Ordnung war, was er im Stande war zu tun. Der Rothaarige erkannte ein kleines Lächeln auf Neros Lippen, was ihn selbst leicht schmunzeln ließ. Die geschlossenen Augen und die zerzausten Haare. Es war ein Augenschmaus, wie sich Neros zartgliedrige Finger leicht in das Bettlaken krallten, als ihn ein paar sanfte Stromschläge trafen, die ihm Micha schickte, während er leicht gegen einen gewissen Punkt in ihm stieß. „Ich… weis.“ Nero öffnete leicht seine Smaragde. Beugte sich kurz nach oben und schnappte nach Michas Lippen. Verschloss diese mit einem sanften, jedoch sehr fordernden Kuss und ließ sich langsam wieder nach hinten sinken. Zog den Rothaarigen mit sich und fuhr mit seinen Fingern leicht, ein wenig ängstlich, über dessen breites Kreuz. „Ich… bin bereit.“, kam es leise gestöhnt von dem jungen Mann unter Micha. Ihre Zungen umschmeichelten sich sanft. Zogen sich hin und wieder zurück und gingen erneut auf die Suche nach ihrem Gegenstück. „Okay…“ Michas Linke löste sich langsam. Versuchte so leise wie es ging die erste Schublade seines Nachschrankes zu öffnen, wurde aber mitten in der Bewegung von Nero aufgehalten. Eine dessen Hände war auf seiner und hielt ihn zurück. „Ich brauche… das nicht.“, murmelte der junge Mann leise. Löste den Kuss und blickte errötend zur Seite. Zuckte wieder kurz zusammen, als ihn ein weiterer kleiner innerer Schlag traf und konnte nicht anders, als leicht zu lächeln. „Du weist… wie du mich verrückt machst.“ Micha kicherte bei seinem letzten Satz nur kurz auf. Hauchte ihm einen sanften Kuss gegen die Lippen und betrachtete seinen Schatz mit einem Lächeln. „Bist du dir sicher? Ich… will dir nicht wehtun.“, flüsterte Micha mit leicht heiserer, erregter Stimme. „Tust du nicht… Gewohnheit.“ Nero zwinkerte leicht, wirkte aber dennoch ein wenig traurig. Schmiegte sich leicht an die Hand Michas, welche leicht über seine Wange streichelte. Der Rothaarige überlegte ein wenig, während er seinen Schatz beobachtete. Er hatte tatsächlich ein wenig angst, das sah und merkte man. Und irgendwie wollte er nicht nur seine Lust befriedigen, das wäre nicht in Ordnung. Und dennoch, das leichte Zucken und die glitzernden, verlangenden Augen sagten ihm wieder etwas anderes. Es war eine leicht verzwickte Lage und dennoch, als er den sanften Kuss wieder spürte, siegte seine Lust gegenüber seiner Vernunft. „Ich bin ganz vorsichtig.“, murmelte Micha in den immer wilder werdenden Kuss. Sein Herz schlug härter gegen seine Brust und das leise Grummeln Neros, als er seine Finger aus ihm zurückzog, ließ ihn schmunzeln. „Ich weis.“ Als wäre es Routine, hob Nero leicht sein Becken an. Legte seine ellenlangen Beine um Michas Hüfte. Drängte sich ihm ein wenig entgegen. Micha war tatsächlich ein wenig überrascht, dass Nero das so leichtfertig über sich brachte. Er hätte selbst gedacht, dass das ein mehr oder weniger großes Stück arbeit gewesen wäre, ihm zu vergewissern, dass er keine Angst zu haben brauchte. Aber es machte ihn nicht weniger glücklich, im Gegenteil. Sein Herz schlug immer härter gegen seinen Brustkorb. Seine Hände fingen leicht an zu zittern und ihm wurde heiß. Unglaublich heiß, als würde er seit Stunden in der Wüste der Sonne ausgesetzt sein. Doch diese Sonne war Nero. Er machte ihn völlig verrückt. Neros Bewegungen waren zurückhaltend. Immer noch spiegelte sich in seinen Augen ein wenig Angst, doch nur noch Ansatzweise. Seine Stimme war wie ein melodisches Lied und ihr nie endender Kuss setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Somit war es auch nicht verwunderlich, dass sich die beiden noch Stundenlang in die Augen sahen. Sich hin und wieder sanfte Küsse zusandten und sich in den Armen lagen. Nero Kopf lag leicht auf Michas Brust, welche sich wieder regelmäßig hob und senkte. Der Rothaarige kraulte seinen Freund zärtlich im Nacken und hörte mit einem Lächeln auf den Lippen das leise Schnurren, war seinem Schatz aus der Lunge entfloh. Sich gegen ihn rekelte und langsam aber sicher ins Land der Träume glitt. Micha konnte eine ganze Zeit lang nicht schlafen, obwohl er ziemlich geschlaucht war. Er war einfach zu glücklich. So überfüllt mit Gefühlen, die auf ihn einströmte und in ihm hausten. Doch auch er konnte seine Augen irgendwann nicht mehr offen halten. „Ich liebe dich.“, waren seine aller letzten Worte, ehe er in einen traumlosen Schlaf hinüber glitt und vor dem nächsten Mittag nicht mehr aufwachte. Kapitel 15: Besinnliche Weihnacht --------------------------------- Kapitel 15 Besinnliche Weihnacht Am: 11.Mai 2006 Micha gähnte leise, als ihn ein Sonnenstrahl in der Nase kitzelte. Ihm direkt ins Gesicht schien, welches eiskalt war. Erst jetzt, obwohl er noch sehr verschlafen war, kam ihm in den Sinn, dass er gestern vergessen hatte die Fenster zu schließen. Aber er wollte im Augenblick nicht aufstehen, da er erstens Nero nicht aufwecken wollte und es zweitens viel zu kalt in der Wohnung wäre und wenn er splitternackt dort herumlaufen würde, würde er schneller krank werden, als es ihm lieb war und eine Grippe oder Erkältung konnte er jetzt nicht gebrauchen. Nicht jetzt, da er endlich bei Nero war. Außerdem würden sie zu seinen Eltern fahren, da konnte er das erst recht nicht gebrauchen. Erst da fiel ihm ein, dass er Tenna und Erke noch gar nicht bescheid gegeben hatte. Er hatte es tatsächlich vergessen und das ausgerechnet an diesem Tag. Wie dermaßen blöd musste man sein, dachte er sich bedröppelt. Doch genau diese Einsicht verleitete ihn dann doch dazu, auf zu stehen. Der junge Mann schlüpfte flott in seinen warmen Bademantel, schloss in Windeseile alle Fenster in der Wohnung und drehte die Heizung auf die höchste Stufe. Nero sollte es ja immerhin warm haben. Micha setzte gleich noch eine Kanne Kaffee auf und hängte sich, bevor er unter die Dusche sprang, an die Strippe um seine zwei Freunde an zu rufen. „Micha, du bist es.“ Tenna lachte am Telefon leise auf. „Ja, oder kennst du noch einen anderen?“ Micha grinste leicht in sich hinein. „Eine Frage, haben du und Erke Weihnachten schon was vor?“, fragte er. „Ähm, eigentlich nicht. Wir wollten und eine gemütlichen Abend machen, aber ansonsten soweit eigentlich nichts, wieso?“ „Weil ich eine Art Überraschung für Nero hab und vor allem hat meine Mom angerufen und gefragt, ob ich nicht zu ihnen in die Berge kommen wollen würde und ich habe zugesagt, aber nur unter einer Bedingung, welche war, dass ich euch mitnehmen kann. Und deshalb wollte ich fragen, ob ihr mitkommen wollt.“ Micha hatte ein wenig zu schnell für seinen Geschmack geredet, allerdings auch sehr leise, da er Nero nicht hatte aufwecken wollen. „Hmh… ich denke, dass wir wollen, wir hätten eh nichts vorgehabt. Klar, nur wo sollen wir hin?“ Tenna kicherte leise auf. „So lange wir nicht wirklich Bergsteigen müssen.“ „Nein, ihr müsst kein Bergsteigen. Ihr kommt am besten mit dem Zug und danach bringt euch ein Bus eigentlich fast direkt vor das Haus. Vielleicht dann noch 10 Minuten zu Fuß. Aber man übersieht es eigentlich gar nicht.“ Micha versuchte den Weg so genau es geht zu erklären. „Hm, dann kann man das ja wirklich nicht übersehen. Okay und wenn, dann rufen wir dich einfach auf dem Handy an, so einfach ist das. Wann sollen wir denn da sein?“ „Also Nero und ich fahren heute Nachmittag.“, meinte Micha leise. Linste kurz in sein Schlafzimmer, wo Nero immer noch seelenruhige zu schlafen schien. „Heute schon, wir können spätestens morgen erst kommen. Erke muss heute noch arbeiten. Er hat leider nicht früher Urlaub bekommen. Ist es morgen recht?“ Tenna hatte leise geseufzt. Erke hatte es von ihnen allen am schwersten. Er hatte einen dummen Kotzbrocken als Chef, welcher ihm so gut wie nichts genehmigte. Erke hatte ihn fast auf Knien anflehen müssen, dass er für ein paar Tage frei bekam. „Das ist ja kein Problem. Dann sehen wir uns morgen, oder?“ Micha hatte ein breites Lächeln auf den Lippen. Er freute sich schon so unglaublich die zwei nach vier langen Monaten endlich wieder zu sehen. Vor allem Erke. Er hoffte, dass er nicht noch dünner geworden war. „Ja, wir sehen uns dann morgen. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät an.“ Tenna tippte sich für einen Moment an die Unterlippe. „Ach das werden wir zwei schon hinbekommen.“ Sie grinst ein sich hinein. „Wir sehen uns.“ Und schon hatte sie aufgelegt. Micha ging kurz zu Nero. Lächelte als er immer noch das friedliche Gesicht eines Schlafenden erblickte. Der junge Mann konnte nicht anders, als ihm kurz über die Wange zu streicheln, ihm einen Kuss dagegen zu hauche. Der Kaffee war unterdessen schon durch den Filter gelaufen. Der Rothaarige schnappte sich nur flott ein paar frische Anziehsachen aus seinem Schrank und verschwand auch schon unter der Dusche. „Micha?“, murmelte Nero leise auf. Gähnte und blickte sich mit kleinen Augen um. Ihm schmerzten die Glieder. Arsch, dachte er sich nur. „Hm, was gibt es?“ Micha war eben in sein Schlafzimmer gekommen. Setzte sich frisch geduscht und angezogen neben seinen Freund und beugte sich über ihn. Musste schmunzeln, als er die zerzauste Mähne und das leichte Lächeln erblickte. Er konnte nicht anders als ihm einen sanften Kuss auf die Stirn zu hauchen. „Morgen.“, wisperte er noch sanft. „Du bist doof…“, grummelte der Schwarzhaarige leise. Legte seine Arme um den Lilahaarigen und drückte ihn leicht an sich. „Du kannst doch nicht einfach gehen…“ Seine Augen waren noch leicht verschleiert. Glitzerten dennoch nicht weniger. „Gehen? Oh, das tut mir leid.“, flüsterte Micha sanft. Streichelte ihm wieder über die Wange. Lächelte. „Aber die Fenster waren noch sperrangelweit offen und ich wollte nicht, dass du erfrierst, außerdem musste ich noch Tenna und Erke anrufen.“ Er schnurrte seinen Freund an. Stupste mit seiner Nasenspitze gegen Neros und kicherte. „Kaffee ich schon fertig, wenn du einen möchtest.“ „Wenn ich aufstehen kann, ist eine andere Frage.“ Nero schloss wieder seine Augen. Musste leise gähnen und kuschelte sich in die Decke und an seinen Freund gleich mit. „Wieso musstest du Erke und Tenna anrufen?“, fragte er dann wispernd. Irgendwie wollte er nicht laut reden. Es war einfach so herrlich ruhig. „Dann bringe ich ihn dir ans Bett, wenn du magst. Wegen der Überraschung, Süßer. Aber ich glaube, dass du nicht drum herum kommst auf zu stehen.“ Wieder war es nur ein süßes Schnurren gewesen. „Sonst geht das alles ja gar nicht und ich kann dich schlecht tragen.“ „Überraschung? Ach so, die Überraschung. Was haben die zwei denn damit zu tun und wieso muss ich deshalb aufstehen?“ Nero verstand nicht ganz. Blinzelte leicht gegen das Licht und vergrub sein Gesicht an Michas Halsbeuge. Stöhne leise auf, als er versuchte seine Beine irgendwie zu bewegen. Es schmerzte doch mehr als er gedacht hatte. „Ja, DIE Überraschung. Und du wirst schon sehen was die damit zu tun haben. Und du musst aufstehen… na ja weil du noch packen musst.“ Er hatte ihm schon den größten Tipp überhaupt gegeben. Obwohl er es eigentlich gar nicht gewollt hatte, aber was war ihm anderes übrig geblieben? Nero konnte immerhin nicht zwei Wochen in immer denselben Klamotten herumlaufen. „Packen?“ Neros Augen wurden groß. Er zog eine Augenbraue in die Höhe und sah ziemlich ungläubig drein. „Wieso, fliegen wir zu dir?“ „Nein, wir fliegen nicht nach England, aber du musst mir jetzt einfach vertrauen, ja?“ Micha nickte fragend. Küsste ihn dann zu guter letzt noch einmal auf den Mund und erhob sich. „Das tu ich so oder so schon.“, meinte Nero ernsthaft. Streckte sich gähnend und schlug die Decke beiseite. „Es ist immer noch eisig…“ Er fröstelte für einen Moment, huschte dann schnell unter die Dusche. Micha hingegen saß in der Küche. Überlegte, ob Nero der Kimono stehen würde oder gefallen würde. Aber er fand schon, dass ihm die Farben stehen würden. Er hoffte nur, dass er nicht völlig daneben gegriffen hatte. Nero kam Fünfzehnminuten später mit feuchten Haaren und fertig angezogen zu seinem Freund. Legte seine Arme von hinten um ihn und lächelte leicht. Drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Wange. „Mein Schmusekater.“ Micha schmunzelt leicht. Hob eine Hand und kraulte ihn leicht im Nacken. „Alles in Ordnung? Geht es mit deinen Beinen?“ Er war wirklich besorgt. Er hoffte, dass er es gestern nicht übertrieben hatte. „Hm, alles in Ordnung. Zieht nur alles ein wenig, aber ansonsten.“ Nero schnurrte leise auf. „Dann müssen wir direkt noch zu mir fahren, wenn ich packen muss.“ „Ja, dann müssen wir uns aber beeilen, weil um halb zwölf unser Zug geht.“ Micha blickte auf seine Uhr und es war schon kurz vor zehn. Sie durften sich wirklich beeilen. „Um halb zwölf schon?“ Der Schwarzhaarige hörte sich mehr als ungläubig an. „Gut, dann trink ich jetzt meinen Kaffee, und wir machen uns auf den Weg. Meine Güte, du hättest mich doch aufwecken können, dann hätten wir nicht so hetzen brauchen.“ Er zog eine kleine Schnute und holte sich eine Tasse aus einem der Schränke. „Du hast so friedlich geschlafen, außerdem sahst du so niedlich aus. Und ich wollte dich nach SO einer Nacht, nicht schon so früh aus den Federn holen.“ Micha lächelte ihn warm an. Nippte an seinem Kaffee und streckte sich leicht auf dem Stuhl. Nero sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Lachte dann leise und schüttelte nur den Kopf. „Ich sehe beim schlafen doch nicht niedlich aus.“ Er winkte ab. Setzte sich neben ihn und kicherte leicht. „Und du hättest mich schon wecken können, ich mein… damals bin ich auch um sechs aufgestanden um zur Schule zu fahren.“ Nero zuckte nur die Schultern. „Doch, du siehst aus wie Zucker, wenn du schläfst. Und es ist nicht mehr ´damals´ sondern heute. Und heute ist es um einiges anders als ´damals´, okay? Ich lasse dich so lange schlafen wie du willst. Außerdem hast du doch frei, wieso also hätte ich großartig Panik machen sollen.“ Micha lächelte immer noch. Erhob sich dann langsam, stellte seine leere Tasse in die Spüle. Nero sagte daraufhin nichts mehr. Trank weiterhin das schwarze Heißgetränk und schloss dann leicht die Augen, als er die Arme seines Freundes um sich spürte. „Mach dir keine Gedanken darüber, ja?“ Micha küsste ihn noch einmal kurz auf die Wange. Ließ ihn dann langsam los und ging in den Gang hinaus, um sich fertig anzuziehen. „Werde es versuchen.“ Nero gähnte abermals leise auf. Spülte seine Tasse mit kaltem Wasser aus und kam dann zu seinem Schatz. „Was soll ich eigentlich alles einpacken?“, fragte er, während er in seine Boots und seinen Mantel schlüpfte. „Tja, ich würde sagen etwas Wintertaugliches. Obwohl es dort eigentlich angenehm warm ist.“ Micha überlegte und dachte an den schönen Kachelofen, der im Wohnzimmer stand und fast die gesamte Hütte mit Wärme versorgte. „Warm, wintertauglich? Ja was denn jetzt?“ Nero sah ihn mit fragenden Augen an. Schüttelte dann leicht den Kopf. „Ich packe einfach irgendetwas ein, wenn es zu dünn ist, schichte ich und wenn das nicht reicht, müssen wir uns etwas einfallen lassen.“ Er zwinkerte kurz. „Ich wüsste auch schon etwas.“ Der Lilahaarige grinste anzüglich, nahm Neros Hand, schulterte seine Tasche und schloss hinter sich die Wohnungstüre zu. „Ich kann es mir fast denken.“ Nero lachte leise auf. Es dauerte eine gute Stunde, bis die beiden, mit ihren Reisetaschen über den Schultern, am Hauptbahnhof angekommen waren. Micha führte seinen Freund gemächlich auf das Gleis, auf dem ihr Zug abfahren würde. „Micha, wo genau bringst du mich eigentlich hin?“ Nero war ein wenig unsicher. Er fuhr nicht oft mit dem Zug und wenn, dann nur eine gewisse Strecke und zwar nach Leipzig und wieder zurück. „Das ist eine Überraschung, aber ich hoffe du hast Geduld mitgebracht, denn das wird eine dementsprechend lange Fahrt.“ Er grinste. Stieg dann in den ICE ein und suchte nach den reservierten Plätzen. „Geduld… wie lange fahren wir denn?“ Nero hatte ein wenig Bammel. Er konnte nicht lange ruhig sitzen. Und er hatte nicht dafür gesorgt, etwas zur Ablenkung mit zu nehmen. „Wie lange? Och ja… länger als nach Leipzig auf jeden Fall.“ Micha grinste. Hievte seine Tasche auf die dafür vorgesehenen Ablagen und machte das gleiche noch mit Neros. „Wir können ja einen Kaffee trinken gehen.“ Er grinste einfach nur weiter. Micha hoffte, dass es Nero dort gefallen würde. Vor allem es war ruhig. Kein Verkehr, kein Lärm. Perfekt um zu entspannen. //Am Abend// Die Zug- und Busfahrt hatten die beiden gut überstanden. Nero war nicht vor Langeweile gestorben, aber Micha hielt es langsam nicht mehr aus. Er wollte Nero endlich sagen wo es hinging, doch dann würde die Überraschung kaputt sein und das wollte er nicht. Nun mussten sie nur noch den kurzen Fußmarsch hinter sich bringen und dann würden zwei wunderschöne Wochen anbrechen, die Micha und Nero lange im Gedächtnis bleiben würden, da war sich der Lilahaarige mehr als sicher. Ein kleines einstöckiges, hölzernes Häuschen tauchte irgendwann zwischen den riesigen Schneehügeln auf. Wie ein Hexenhäuschen stand es da. Aus dem Schornstein stieg Rauch in den Wolken verhangenen Himmel empor. Als würde tatsächlich eine Hexe einen ihrer Zaubertränke brauen. Micha fand es hier einfach herrlich, im Winter sowie im Sommer. Allerdings sah es im Winter um einiges schöner aus. Die Berge rundherum, von denen jeden Augenblick eine alls zerstörende Lawine abgehen könnte, sie aber seit ihres Hausbesitzes damit verschont hatte. Die Tannen, deren lange, grüne Arme, schwer wegen des Schnees, bis kurz unter den Boden hingen. Wie die weiße, verführerische Decke von den Zweigen auf den Grund stürzte, als wolle sie sich selbst den Tod bringen. Auch die unendlichen weiten Felder, welche ebenfalls von kleinen Diamanten besetzt wurde. Weiß schimmerte. Wie eine weiße Wüste und die Berge wären die fast unüberwindlichen Sanddünen. Der junge Mann könnte jedes Mal wieder ins Schwärmen geraten. Und er hatte es im Gefühl, dass es Nero ebenfalls gefallen würde. Nur er hatte etwas an dem Ganzen hier auszusetzen. Es gab keine Laternen, sprich, der Weg war vollkommen Dunkel und man musste stark aufpassen, dass man nicht ins Straucheln kam. Micha stoppte kurz vor der Hütte. Der Weg zum Eingang war freigeschaufelt worden. Er zog Nero in seine Arme und küsste ihn leicht. Sein Herz raste. Ob es wegen dem kleinen Anteil Angst oder wegen der Freude war, seine Eltern wieder zu sehen, konnte er nicht sagen. Es war schon irgendwie komisch, dass er etwas Angst davor hatte, seine Eltern wieder zu sehen. Sie würden ihn ja kaum anschreien, oder Sonstiges machen. Schon gar nicht, da ihn seine Mutter selbst gebeten hatte zu kommen. Oder eher eingeladen hatte. „Wollen wir?“ Nero sah Micha abwartend an. Legte einen Arm um seine Taille, während er ihn aufmunternd anlächelte. „Ja, gehen wir.“ Der Lilahaarige seufzte leise auf. Nahm Neros Hand und ging dann langsam auf die hölzerne Türe zu. Zögerte einen Augenblick und klingelte dann. Von drinnen drang ein helles, freundliches ´Ich komme schon´ und keinen Moment später wurde die Türe nach innen geöffnet. Eine Frau von zirka 50 Jahren rauchte im Türrahmen auf. Sie hatte langes, silberweißes Haar, welches zu einem hüftlangem Pferdeschwanz zusammengebunden war. Aufmerksame, eisblaue Augen sahen die beiden prüfend an, bevor sich ein breites Lächeln auf ihren Lippen ausbreitete. „Michael, schön Sie zu sehen.“ Sie öffnete die Türe vollends und ließ sie ein. „Hallo Helena.“ Micha lächelte ebenfalls, trat mit Nero im Schlepptau in die warme Diele des Hauses. Er nahm ihre Haushälterin liebevoll in den Arm und ihn durchflutete sogleich wieder dieses unglaubliche Gefühl vollster Geborgenheit. Das war eben sein Elternhaus. Die dünnen Arme Helenas lagen ebenfalls leicht um Michas Rücken. Der junge Mann sah sie für einen Moment an und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „ich glaube, dir kann endlich jemand das Wasser reichen, was deine Haarlänge angeht.“ Er schmunzelte. Zog Nero wieder, mit einem Arm um dessen Hüfte zu sich. „Oh… tatsächlich.“ Helena blickte Nero ein wenig neugierig an. Lächelte, als sie seine offenen, hüftlangen, rabenschwarzen Haare erkannte. „Ich glaube mein Anstand lässt zu wünschen übrig.“ Der Lilahaarige schüttelte über sein Verhalten den Kopf. „Helena, das ist Nero.“, stellte er seinen Freund der Frau vor, welche ihm weiterhin lächelnd die Hand gab und für eine etwas ältere Frau noch einen ziemlich starken Händedruck hatte. „Die Herrschaften erwarten Sie bereits. Kommen Sie. Ihre Sachen werden auf Ihre Zimmer gebracht.“ Die Grauhaarige führte Micha und Nero, die noch kurz ihre Schuhe und Mäntel ausgezogen hatten, durch die Eingangshalle in eine schöne, im Landhausstil eingerichtete Stube. Direkt neben der Türe stand der alte Kachelofen. Seine Eltern hatten ihn damals nicht aus dem haus werfen wollen, da er ziemlich geld- und energiesparend war. Ein, wie es schien, unglaublich kuscheliges, holzbraunes Sofa mit vielen, flauschigen Kissen, stand in einigem Abstand davor. Es war ein heller, freundlicher Raum, in dem man sich gerne aufhielt. Der Couchtisch war hauptsächlich aus Holz, mit eingelassenen Fließen. „Überraschung.“ Micha grinste seinen Freund einfach nur an, während aus einem Nebenraum eine Frau mit kastanienbraunen Haaren und ein Mann mit stoppeligen, grauen Haaren kamen. „Mom, Paps.“ Der Lilahaarige wurde von seinen Eltern mehr als nur herzlich empfangen. „Es ist herrlich wieder hier zu sein.“, meinte er, während er beide einmal umarmte. Seine Mutter hatte sogar eine kleine Träne im Auge. „Michael, schön dich wieder zu sehen.“ Die Erwachsenen lächelten. „Eine neue Frisur. So plötzlich so kurze Haare.“ Sie musterte ihn aufmerksam. „Es steht dir ausgezeichnet.“ „Danke. Ach ja, ich hatte doch erwähnt, dass ich noch wen mitbringe, du erinnerst dich?“ Micha grinste Nero wieder an. Sein Herz schlug weit oben in seinem Hals. Er hatte wirklich ein wenig Angst und er war mehr als gespannt, was seine Eltern zu Nero sagen würden. Immerhin kannten sie ihn noch nicht. „Das ist Nero…“ Er stockte für einen Moment. „Mein Freund.“ Er nahm wieder Neros Hand. Merkte sehr deutlich wie diese zitterte. Der junge Mann versuchte die Reaktion seiner Eltern voraus zu sehen, doch er konnte es einfach nicht. Er rechnete mit allem. Mit einem Rüffel oder sonstigem. „Ja, ja natürlich erinnere ich mich.“ Frau van Steiler überlegte einen Moment. Lächelte dann freundlich und von Herzen, während sie Nero ihre Hand entgegenstreckte. „Herzlich willkommen. Ich darf Sie Nero nennen?“, fragte Michas Mutter. „Freut mich. Ja, natürlich.“ Nero sprach ziemlich leise, für seine Gewohnheit. Man hörte die Nervosität sehr deutlich in seinen Worten. „Grüß dich.“ Michas Vater hatte ihm ebenfalls die Hand gegeben. „Hallo.“ Nero schrumpfte um gut einen Meter, als er den prüfenden Blick des Mannes auf sich spürte. Irgendwie jagte er ihm Angst ein und wenn er es sich recht überlegte, sah er, so schrecklich er es auch fand und er sich für diesen Gedanken am liebsten geohrfeigt hätte, seinem eigenen Vater unglaublich ähnlich. Michas Vater war über 1.90 groß, hatte sehr kurzes Haar, was ihn stark an einen Drillmaster aus der Armee erinnerte und einen Schnurbart. Und er hatte einen dermaßen krassen, bayrischen Dialekt, zwar nicht wie sein eigener Erzeuger, aber er hatte ihn eben kaum verstanden. „Helena, du kannst Martin sagen, dass er Neros Tasche ruhig in mein Zimmer stellen kann, ja?“ Micha lächelte Helena zu. „Mom, Erke und Tenna kommen morgen. Erke hat leider nicht früher Urlaub bekommen.“ Er seufzte leise auf. Streckte sich für einen Moment. „Wirklich nicht? Das ist schade, aber es freut mich, dass die zwei auch kommen. Dann ist hier mal wieder etwas los.“ Michas Mutter seufzte leise auf. „Hier ist es manchmal so unglaublich ruhig, dass es fast schon unheimlich ist.“ „Mom, wir vier werden hier keinen Radau veranstalten, dass man es unten im Dorf noch hört.“ Der Lilahaarige lachte leise auf, nahm Nero wieder an der Hand und zog ihn einfach mit auf das Sofa, wo sich die beiden hinsetzten. „Na ja… sicher wäre ich mir nicht.“, murmelte Nero kleinlaut. Kicherte leise auf und verstummte. Sein Blick war ungewollt zu Michas Vater gehuscht. Er zitterte leicht auf. „Alles in Ordnung?“, fragte sein Freund leise. Sah ihn ein wenig besorgt an. Erntete nur ein leichtes Kopfschütteln. „Dein Dad… er sieht aus wie mein Vater…“ Ein tonloses Seufzen drang aus seiner Kehle. „Wer sigt aus wia i?“ Wieder dieser bayrische Dialekt. Nero musste zwei Mal hinhören, damit er etwas verstand. „Mein Erzeuger… sieht Ihnen sehr ähnlich.“ Nero konnte seinen Blick nicht abwenden. „Ach du große Scheiße.“ Micha schlug sich vor die Stirn. Schüttelte nur leicht den Kopf. „Vielleicht hätte ich dich warnen sollen.“ „Hmh, vielleicht. Aber ich werde es schon aushalten.“ Nero redete immer noch leise. „Ist es schlimm so auszuseng wia i?“ „Nein, aber mit dem Bild vor meinen Augen sind keine schönen Erinnerungen verbunden. Aber das ist jetzt nicht von Belang.“ Nero brachte ein leichtes Lächeln über sich. Wandte den Blick ab und konnte sich ein Gähnen leider nicht verkneifen. „Verzeihung.“ „Nimm es nicht persönlich Paps, ja? Ist eine lange Geschichte, die hier und heute nicht hergehört.“, sprang Micha ein, bevor sein Vater noch etwas sagen konnte. „Übrigens. Willkommen zu Hause.“ Er lacht leise. Vor allem er musste es sagen. Er war eben erst aus England gekommen und hieß seinen Vater willkommen. Michas Eltern hatten sich ihnen gegenüber hingesetzt. „Eure Betten sind schon überzogen, ihr könnt noch schnell etwas essen und dann auch gehen, es war sicherlich eine anstrengende Fahrt.“, meinte Frau van Steiler, auf Neros Gähnen bezogen. „Anstrengend nicht gerade, aber lang und langweilig.“ Nero lächelte verhalten. „Aber ich glaube, das wäre trotzdem keine schlechte Idee, oder?“ Micha wandte sich an Nero. „Ich glaube wir müssen noch einiges an Schlaf nachholen.“ Er konnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen, ebenso wie sein Freund. Welcher zudem noch ein wenig rot um die Nase wurde. „Dann sage ich Helena bescheid, dass sie euch schnell etwas machen soll. Was wollt ihr denn?“ Frau van Steiler erhob sich und stand auch schon an der Türe. „Was wir wollen? Irgendetwas Warmes, draußen ist es eisig, oder was meinst du?“ Nun konnte sich auch Micha ein leises Gähnen nicht mehr verkneifen. „Suppe wäre klasse.“ Nero nickte zustimmend. Lächelte und ließ sich etwas nach hinten sinken. „Geht in Ordnung.“ Die Mutter verschwand auch schon in der Küche und eine Viertelstunde später saßen Micha und Nero in eben dieser und verspeisten die Kartoffelsuppe, die Helena extra für sie gemacht hatte. Die jungen Männer hatten gemeint, dass sie nicht extra in dem Esszimmer decken bräuchte, somit war es dazu gekommen, dass die beiden in der Küche aßen, wo es sonst nur die Angestellten taten. Es war halb zehn, als die beiden dann in Michas Zimmer waren. Das Bett waren riesig, ebenso wie das Zimmer an sich. Es war typisch nach Michas Geschmack eingerichtet und er hatte sich etliche Poster nicht verkneifen können. „Oh je… die sind ja schon uralt.“, seufzte er leise auf. Schüttelte den Kopf und plumpste rücklings auf sein Bett. „Ich brauche neue.“ „Allerdings. Die sind ja schon fast fünf Jahr alt.“ Nero lachte. Setzte sich auf das weiche Bett und blickte sich weiterhin um. „Es ist wirklich schön hier.“, meinte er leise. „Hm, ich liebe diesen Ort. Herrlich ruhig. Man kann entspannen. Deshalb bin ich auch froh, dass meine Mom vorgestern noch angerufen und gefragt hat, ob ich nicht kommen wollen würde. Ach übrigens, wenn du duschen gehen willst, am Zimmer anschließend ist ein Bad.“ „Gut zu wissen. Und du hast Recht. Hier ist es wirklich unglaublich ruhig. Deine Mom hat wohl etwas wie einen sechsten Sinn.“ Nero legte sich ebenfalls auf den Rücken. Fuhr sich müde mit einer Hand über das Gesicht. „Nein, ich glaube nicht, dass sie einen sechsten Sinn hat, es ist eigentlich logisch gewesen, dass ich komme. Da hätte man nicht großartig nachdenken brauchen.“ Micha lächelte. Drehte sich auf die Seite und beugte sich über Nero. Konnte nicht anders als ihn zu küssen. Es war seine Zeit her. Er hatte sich zurückgehalten, so lange sie im Zug und im Bus gewesen waren. Und ihn vor seinen Eltern einfach umzuknutschen, das hatte er auch nicht für richtig gehalten. „Hmh, stimmt eigentlich… hihi.“ Nero führte seinen Satz nicht mehr zu Ende. Kicherte nur leise auf und schlang seine Arme um seinen Liebling. Micha lächelte nur verschmitzt in den Kuss hinein. Krabbelte über seinen Freund und blickte dann lächelnd auf ihn hinab. „Ja, keinen Radau veranstalten.“ Nero grinste. „Wie willst du das garantieren, wenn wir schon wieder so weit sind?“ Ein Lachen drang aus ihren Kehlen. Micha lag irgendwann flach auf Nero und konnte sich nicht mehr fangen. „Honey, du machst mir hier gerade eindeutige Avancen.“ Der Lilahaarige grinste leicht. Kraulte über die Brust seines Freundes und gähnte dann leise auf. „Hm ich weis. Ich bin wohl auf den Geschmack gekommen.“, schnurrte Nero sanft auf. „Nach einem Mal schon?“ Ein Lächeln lag auf ihren Gesichtern und Micha fühlte sich in den Himmel katapultiert. Er lag hier mit seinem Schatz und hatte gerade das Geständnis bekommen, dass es wohl mehr als nur eine schöne Nacht gewesen war. „Hm, nach diesem Mal, wohl bemerkt.“, meinte Nero leise. In seiner Stimme hatte ein leicht trauriger Unterton mitgeschwungen. „Okay, nach diesem Mal.“ Micha nickte leicht. „Erinnert dich mein Dad wirklich so sehr an deinen Erzeuger?“ Er hatte extra nicht Vater gesagt, da dieser Kerl die Bedeutung des Namens nicht verdient hatte. „Ja, er erinnert mich sehr stark an ihn. Von der Statur und auch wenig vom Aussehen selbst her. Er hat zwar keinen Bauch wie er, aber dennoch, die Ähnlichkeit ist verblüffend.“, flüsterte er nur noch leiser. Schmiegte sich an die warme Hand an seiner Wange. „Das tut mir leid. Ich meine, wenn er dich immer an diesen Typen erinnert… ist es dann überhaupt okay, wenn wir hier bleiben? Ich meine, ich will dir damit nicht schaden oder so, verstehst du? Ich will nicht, dass du dich an diese Dinge wieder erinnern musst.“ Micha sah ihn betrübt an. Hauchte einen Kuss gegen seine Lippen und versuchte eine Regung in Neros Augen auszumachen. „Du konntest doch nicht wissen, dass er ihm so verdammt ähnlich ist. Auf diesem einen Foto sieht er ganz anders aus. Er hat dort keinerlei Ähnlichkeit mit deinem Vater, außer vielleicht von der Größe her, die auf dem Bild allerdings schwer zu schätzen ist.“ Nero sah ihn reglos an. „Es ist in Ordnung wenn wir hier bleiben. Ich will dir auch den Aufenthalt in Deutschland nicht dadurch vermiesen, nur weil ich jemanden in deinem Vater sehe. Und Micha, es ist fast schon egal was ich tue, die Erinnerungen werden immer in meinem Kopf bleiben, ebenso wie in meinem Herzen, da kann man tun und machen was man will. Das wird sich nicht ändern.“, meinte er ernsthaft. „Und außerdem, wird mir dein Dad ja nichts antun.“ „Er soll es versuchen und ich leg ihn um, das sage ich dir.“, knurrte Micha auf den letzten Satz seines Freundes bezogen. „Schatz, sag so etwas nicht. Du hast keinen Grund deinem Dad das anzutun. Ich hingegen schon, aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass du, dass wir hier sind. Zusammen. Alles andere kann uns doch jetzt erst einmal egal sein, oder?“ „Du hast recht. Genießen wir die Zeit die wir haben.“ Micha nickte leicht. Küsste ihn noch einmal und schloss dann leicht seine Augen. „Und das ganze zwei Wochen. In dieser Idylle.“ Er juchzte leise auf und knuddelte seinen Freund kichernd durch. „Zwei Wochen?“ Nero hörte sich mehr als überrascht an. „Ich hoffe dass wir anderen drei deiner Mom nicht auf den Keks gehen.“ Nero lächelte. Schmiegte sich wieder an seinen Freund und schloss ebenfalls die Augen. „Micha, wieso hast du mir nie erzählt, dass dein Paps so einen dermaßen fiesen Dialekt drauf hat, dass man zwei Mal hinhören muss, damit man ihn versteht?“ „Ähm… ich glaube, ich habe es einfach vergessen. Oder verdängt, ich weis es nicht.“ Der junge Mann kicherte leise auf. Fuhr sanft durch Neros weiches Haar. „Egal. Aber deine Mom hat recht.“ Wieder dieser abrupte Themenwechsel. „Die kurzen Haare stehen dir wirklich sehr gut.“, flüsterte der Schwarzhaarige sanft. „Willst du sie weiterhin so kurz halten oder wieder wachsen lassen?“ „Ich weis es noch nicht. Aber einen Undercut lass ich mir nicht wieder machen. Richtig lang hatte ich sie früher ja schon mal. Mal sehen. Ich weis es ehrlich gesagt noch nicht. Im Winter sind kurze Haare immer ein wenig unpraktisch. Da ist es an den Ohren immer so kalt. Und mit langen Haaren ist es im Sommer so unpraktisch. Keine Ahnung.“ Er lächelte. „Du hattest mal richtig lange Haare? Lass sehen.“, bat Nero ihn. Sah ihn von der Seite her an und küsste ihn auf die Wange. „Hast du Bilder davon hier?“ „Ja, ich habe welche da. Ich muss nur überlegen wo.“ Micha wurde leise. Dachte tatsächlich angestrengt darüber nach, obwohl die Antwort so nahe war. Die Fotoalben waren genau dort, wo sie schon vor fünf Jahren gewesen waren. Nämlich in seinem Kleiderschrank. „Warte ich hole sie schnell.“ Der junge Mann stand also auf, kramte für einen Moment in dem Eichenschrank herum, bis er ein paar verstaubte Alben fand. Sie kurz abpustete und sich dann zu Nero auf das Bett setzte. „Ich liebe Fotos ansehen.“, meinte er kindlich. Setzte sich im Schneidersitz auf und blickte Micha über die Schulter. „Kommt immer drauf an welche.“ Micha lachte leise auf. Die Babyfotos enthielt er Nero lieber vor. „Wer ist das?“, fragte Nero leise. Deutete auf einen hageren Typen, etwa so groß wie er mit 15 gewesen war. Kurze, zerzauste Haare, eingefallenes Gesicht und trübe Augen, welcher neben Micha stand, welcher ein breites Lächeln im Gesicht trug und einen Arm um diesen jungen Mann gelegt hatte. „Wer glaubst du denn ist es?“ Micha hatte einen traurigen Unterton in der Stimme. „Ich weis es nicht, aber er sieht Erke auf eine gewisse Art und Weise ähnlich. Vielleicht kommt es daher, dass er so dürr ist.“ Nero legte einen Arm um seinen Freund. Zuckte leicht die Schultern. „Ich weis es nicht, sagst du es mir?“ „Sein Name ist Collin. War damals um die 15 Jahre alt und ist, auf den Tag genau, drei Jahre später an einer Überdosis H gestorben.“ Micha hatte eine kleine Träne im Auge. H (wie das ´H´ im Englischen ausgesprochen), wie er diese Droge doch hasste. Heroin, machte alles und jeden kaputt, der es auch nur einmal angerührt hatte. Er verstand und kannte den Grund heute noch nicht, wieso Collin dieses Zeug genommen hatte. „Collin ist oder besser war, mein älterer Bruder.“ Die Träne löste sich aus Michas Auge. Perlte langsam über seine Wange und seine Hände fingen leicht zu zittern an. Nero stockte. Legte seinen anderen Arm auch noch um Micha und drückte ihn an sich. „Tut mir leid… es tut mir leid. Ich wollte dich nicht daran erinnern.“, flüsterte der junge Mann leise. „Schon gut.“ Die Stimme des Lilahaarigen war heiser und brüchig. „Du konntest es ja nicht wissen. Und… es ist wie bei dir. Die Erinnerungen haben sich in meinen Kopf gefressen. Und jedes Mal, wenn ich Erke ansehe, kommen diese Bilder hoch.“ Micha schluchzte leise auf. „Er war so jung… so verdammt jung.“ Die Tränen und die Trauer konnte er nun wirklich nicht mehr unterdrücken. Er legte einen Arm um Neros Genick und schmiegte sich an ihn. „Ich kann… ihn irgendwie verstehen… ich hätte nicht anders gehandelt. Ich hätte… ich hätte nicht so leben wollen.“ Sein anderer Arm fand den Weg zu Neros Rücken. Das Album fiel zu Boden und Michas Finger krallten sich leicht in Neros Kreuz. Micha zerriss es fast das Herz in der Brust. Er hatte seinen Bruder über alle Maßen geliebt. Zwischen ihnen hatte es so ein festes Band gegeben. Deshalb war es nicht verwunderlich gewesen, dass er es gewesen war, der Collin gefunden hatte. Noch mit der Spritze im Arm, dem Spritzbesteck um ihn herum. Der Anblick würde ihm nie mehr aus dem Kopf gehen. Er hatte selbst heute noch Angst, dass Erke das gleiche Schicksal drohte. Obwohl er schon so lange clean war. Er konnte immer wieder einen Rückfall erleiden und davor hatte er Angst. Unglaubliche Angst. „Micha… beruhige dich, bitte.“ Nero hörte sich ebenfalls leicht heiser an. Der Lilahaarige spürte sanfte Lippen auf seiner Wange und das leichte Streicheln über seinen Rücken. Es beruhigte ihn tatsächlich ein wenig. Doch die innerlichen Schmerzen, er wusste nicht, wie lange das wieder dauern würde. „Entschuldige. Ich… ich wollte nicht weinen.“, murmelte Micha leise. Ließ seinen Freund dann nur langsam los. Wischte sich mit dem Ärmelsaum seines Pullovers über die Wangen. Spürte wieder Neros Lippen, die den Rest seiner Tränen trockneten. Er war froh, dass er im Augenblick nicht alleine war. „Ist schon in Ordnung. Alles muss irgendwann raus.“ Nero lächelte ihn warm an. Fuhr ihm sanft mit zwei Fingern über die Wange. „Du hast ihn sehr geliebt, was?“, stellte der Schwarzhaarige fest. Hob das Album wieder auf. „Ja… es war einfach etwas Besonderes. Wir waren nicht einfach nur Brüder.“, flüsterte Micha leise. Schloss seine Augen und lehnte sich an seinen Freund. Er zitterte immer noch ein wenig. Allerdings ebbte dies auch nach einiger Zeit wieder ab. Er war froh, dass Nero ihm Trost spendete. Er hatte gewusst, dass Nero immer für einen da war, doch dass er so zärtlich sein konnte. Irgendwie hatte er sich das nicht vorstellen können. „Wir hatten allen möglichen Mist miteinander gemacht, vor allem, als er noch nicht auf Droge war. Danach… ich weis nicht. Es hat sich… verändert.“, flüsterte er weiter. Er wusste nicht, ob er Nero das erzählen sollte oder wollte. Ob Nero es überhaupt hören wollte, das war auch eine der Fragen, die ihn davon abhielten weiter zu sprechen. „Was hat sich verändert?“, fragte der Schwarzhaarige sanft weiter. Zog ihn wieder in seine Arme. Behielt die Augen geschlossen und lehnte seinen Kopf gegen den seines Freundes. „So… so vieles.“ Micha stoppte wieder für einen Augenblick. „Er hat sich immer weiter in sich zurückgezogen. War sehr still. Nicht mehr so Lebenslustig, wie noch zuvor. Irgendwie auch verschlossen. Früher hatte er geredet wie ein Wasserfall. Hat mir von jedem Blödsinn erzählt, der in der Schule bei ihm vorgefallen war, nur irgendwann, hat er den Mund gar nicht mehr aufgemacht. Ich wollte ihn irgendwie immer fragen, was mit ihm los war und als ich es dann tat, hatte er mich einfach weggeschickt. Gemeint, dass ich noch viel zu klein wäre, als dass ich das verstehen könnte. Und er hatte Recht. Ich war vielleicht fünf. Vielleicht auch sechs. Aber eben einfach noch zu jung und ich habe erst später gemerkt, dass er mich eigentlich nur hatte schützen wollen.“, flüsterte Micha monoton. Hustete leise auf, da sein Hals sehr trocken geworden war und sich ein Kloß darin breit gemacht hatte. „Er hatte nicht gewollt, dass ich, als behütetes Kind, etwas von Drogen mitbekomme. Irgendwie kann ich ihn verstehen. Das einzige was ich gewollt hatte, war eine Erklärung. Eine Erklärung, wieso er überhaupt erst damit angefangen hatte.“ Wieder rann ihm eine Träne die Wange hinab. Verlor sich in Neros Pullover. „Mehr kann ich dir nicht erzählen.“ Der junge Mann seufzte leise und atmete einmal tief durch. Nun kannte Nero seinen Tiefpunkt. Den Punkt, an dem sich sein Leben geändert hatte, auch wenn er es erst sehr viel später gemerkt hatte. „Das ist hart. Irgendwie weis ich nicht so recht, was ich darauf sagen soll. Es ist hart und ich kann deine Reaktion auf Erkes damalige Abhängigkeit mehr als gut nachvollziehen. Ich hätte ihm auch eine geknallt, das kannst du mir glauben.“ Nero lächelte nur leicht. Öffnete dann die Augen. „Nur deswegen habe ich ihm ja keine geknallt. Ich bin froh, wenn ich ihn morgen wieder sehe.“, kam es gewispert von dem jungen Mann. „Schatz, wollen wir uns hinlegen? Weinen macht müde.“ Ein kleines Lächeln hatte sich für einen Moment auf seine Züge geschlichen. „Ja, ruhen wir uns ein wenig aus. Wer weis wie lange wir das noch können.“ Wieder nur ein zwinkern. „Willst du zuerst ins Bad?“ Micha schüttelte leicht den Kopf. „Geh du nur zuerst.“, murmelte er leise. Fiel dann zur Seite, als Nero im Badezimmer nebenan verschwunden war, krallte sich an eines der großen Kissen. Zog seine Beine an den Körper und konnte seine Tränen wieder nicht zurückhalten. Wieso bist du so früh gegangen, fragte er sich insgeheim. Schloss die Augen. Er bekam nicht einmal mehr mit, wie sein Freund wieder kam, sich dann zu ihm legte. Die Decke über sie und ihn selbst in seine Arme zog. Es war ein anstrengender Tag gewesen und beide waren froh, nun ein klein wenig zur Ruhe zu kommen. //nächster Morgen// „Honey.“, flüsterte jemand an seinem Ohr. Zwei warme Lippen strichen über seine Wange und ihm war unglaublich heiß. „Hnn.“ Micha grummelte leise auf. Drehte sich auf die Seite und schlug die Decke ein wenig beiseite. Die kühle Luft war doch etwas angenehmer. „Morgen.“ Wieder das leise Flüstern und diese Lippen. Micha konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Blinzelte verschlafen und sah auf. „Morgen.“, murmelte er mit heiserer Stimme. Gähnte hinter vorgehaltener Hand und lächelte. „Gut geschlafen?“ Der junge Mann streckte sich leicht und bemerkte erst jetzt, dass er noch seine normalen Klamotten trug, im völligen Gegensatz zu seinem Schatz, welcher in T-Shirt und Unterwäsche neben ihm lag. „Bestens. War schön kuschelig.“ Er lächelte. „Tja, jetzt ist es dein Bett, was kuschelig ist und nicht meines.“ Ein Seufzen ertönte und ein Kichern darauf folgte aus den Hälsen der beiden. „Das stimmt, aber ist doch egal wessen Bett es ist. Hauptsache gemütlich und kuschelig.“, meinte Micha. Setzte sich langsam auf. „Wie viel Uhr haben wir es eigentlich?“ „Wir haben es kurz nach halb zehn.“ Nero gähnte kurz. Setzte sich ebenfalls auf und ließ sein Genick kurz knacken. „Schon? Oh man die anderen haben bestimmt schon gefrühstückt.“, grummelte der Lilahaarige leise auf. Stieg dann aus dem Bett. „Nein, Helena hat vor ein paar Minuten geklopft und gemeint, das es Frühstück geben würde.“ Er zuckte kurz die Schultern. „Die werden schon auf uns warten, denke ich.“ „Hmh, wahrscheinlich. Ich bin schnell unter der Dusche.“, meinte Micha gähnend. Streckte sich ausgiebig und sah kurz zu Nero. „Kommst du mit, dann sind wir schneller fertig.“ Er schenkte ihm ein süßes Lächeln. Nero lief automatisch rot an. Erhob sich dann allerdings und kam zu Micha. „Wenn du mich schon so fragst.“ Der Schwarzhaarige lächelte ein wenig schüchtern. „Wann kommen Tenna und Erke heute eigentlich?“ „Hm, ich weis nicht ganz. Ich denke am Nachmittag.“, meinte er leise. Nahm Nero an der Hand und betrat das geräumige Bad. Schälte sich dann kurz aus seinen Klamotten, schaltete die Dusche an, während sich Nero ebenfalls auszog. Micha wartete noch, bis das Wasser richtig warm war. Nahm abermals Neros Hand und zog ihn mit sich unter den Strahl. „Ach und übrigens.“ Seine Arme lagen leicht um Neros Hals. Er zog ihn ein Stück zu sich hinunter. „Frohe Weihnachten.“, schnurrte der junge Mann gegen die Lippen seins Schatzes und verschloss diese sogleich mit einem sanften Kuss. „Hm, dir auch frohe Weihnachten.“ Nero kicherte für einen Moment auf. Es dauerte vielleicht Zwanzigminuten, bis die beiden fertig waren. Nero musste sich noch kurz die Haare föhnen, damit er nicht krank wurde, ehe sie hinunter in den Speiseraum gingen. Michas Eltern saßen schon dort und unterhielten sich in ruhigem Ton über alle möglichen Dinge. „Frohe weihnachten.“, meinten Nero und Micha wie aus einem Munde und erhielten eben diesen Gruß zurück. „Haben wir dieses Jahr eigentlich einen Baum?“, wollte Micha lächelnd wissen. Nahm mit Nero platz und schenkte ihnen auch so gleich Kaffee ein. Sein Vater zog eine Augenbraue nach oben und fing lauthals an zu lachen. „Hast du dieses Wohnzimmer jemals ohne Baum gesehen? Was ist schon Weihnachten, wenn man keinen schön geschmückten Baum hat? Das ist Tradition und diese wird weitergeführt.“ Er nickte und unterstrich somit seine Worte noch deutlicher. „Stimmt eigentlich.“ Der junge Mann überlegte einen Moment und starrte aus dem Fenster. Dann wieder zu seinem Freund und fing zu grinsen an. „Wir schmücken ihn, ja?“ Er hatte glänzende Augen und sah aus wie ein richtiges, kleines Kind, was sich auf dieses Fest freute. Und es war tatsächlich so. Micha freute sich immer wieder auf Weihnachten, vor allem, bei ihnen konnte man wirklich von ´besinnlichen Weihnachten´ sprechen, was bei vielen leider nicht so war. Streitereien gehörten für manche wohl zu diesem Fest, allerdings nicht bei ihnen. Es war immer sehr ruhig, ohne großen Stress und das schätzte der Lilahaarige so sehr. „Oh man, wie lange habe ich keinen Baum mehr geschmückt.“ Nero konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. „Gerne.“, stimmte er seinem Freund dann zu. Micha freute sich schon wie ein Schnitzel. Doch die Aufregung war noch ein wenig größer. Wie mochte Nero nur auf dieses Geschenk reagieren? Und wie würde es Tenna und Erke gehen? So viele Fragen, die sich in seinem Kopf drehten, dass er gar nicht wusste, welche wichtiger war oder welche er zuerst beantwortet haben wollte. Und somit näherte sich der Nachmittag immer weiter. Micha und Nero waren völlig in ihre Arbeit vertieft, welche daraus bestand, die Lichterkette des Baumes zu entknoten und so zu drapieren, dass es nicht so voll auf dem Grün wurde. Der Lilahaarige war hibbelig. Richtig nervös, wenn man ihn betrachtete. Er biss sich immer wieder leicht auf der Unterlippe herum und drehte die Christbaumkugeln so schnell in den Fingern, dass Nero sie ihm immer wieder wegnahm, da er doch ein wenig Angst hatte, dass sie in seinen Händen zerbrachen. Und als hätte Micha es vorausgesehen, ging er schnellen Schrittes zur Türe, an der es keinen Augenblick später läutete. „Ich geh schon!“, rief er durch das Haus, riss die Türe auf und grinste breit, als er die beiden eingemummten und weißen Gestalten vor sich erblickte. Tenna und Erke waren völlig eingeschneit. Sie konnten einem Schneemann gute Konkurrenz bieten. Doch obwohl sie so in diesen Schneesturm gekommen waren, hatten beide ein unübersehbares Grinsen auf dem Gesicht, als sie ihren Freund wieder erblickten. „Michaaa!“, quietschte Tenna vergnügt auf. Fiel ihm ohne weitere Worte um den Hals und drückte ihn fest an ihre Brust. „Ohhh mein Gott, ich hab dich so vermisst.“ „Ich dich auch.“ Micha lachte leise. Wahrscheinlich würde er später seinen Pullover wechseln müssen, da dieser sonst noch zu tropfen anfangen würde, würde er auch von Erke so herzlich begrüßt werden. Und genau so war es auch. Micha hätte am liebsten wieder zu weinen anfangen können. Es war so unglaublich, Erke wieder zu sehen. Zu sehen, dass es ihm gut ging und er wirklich gut aussah, im Gegensatz zu den vier Monaten davor. Er hatte ein wenig mehr auf den Rippen und auch seine Wangen waren nicht mehr zu sehr eingefallen. Und was Micha am liebsten hätte vor Freude aufschreien lassen können, war, dass Erke keinen Rock trug. Eine völlig normale Lederhose, einen Rollkragenpullover und seinen Mantel. Und dieses breite Lächeln, die glänzenden Augen. Michas Herz hüpfte immer höher. „Hey Großer…“ Der Lilahaarige lächelte seinen Freund an. Schüttelte ungläubig den Kopf. „Du siehst gut aus.“, meinte er ehrlich. „Danke. Ich fühle mich auch so.“ Erke lächelte. Drückte ihn noch für einen Moment an seine Brust und ließ ihn dann los um seine Schuhe und den Mantel auszuziehen, wie es auch schon Tenna getan hatte. „Das freut mich. Habt ihr den Weg gleich gefunden?“, fragte Micha die beiden. „Lasst eure Taschen stehen, sie werden auf euer Zimmer gebracht.“ „Ähm, ja, mehr oder weniger. Wir haben uns glaube ich zwei Mal verlaufen und haben gut 10 Leute gefragt, die uns über den Weg gelaufen sind. Haben es aber dann relativ schnell gefunden gehabt.“ Erke lacht leise auf, während die beiden von Micha in die Stube geführt wurden, wo Nero noch immer dabei war die Lichterkette von ihren Knoten zu befreien. „Frohe Weihnachten ihr zwei.“, grinste er die Neuankömmlinge an. Seufzte leise auf und sah hilfesuchend zu seinem Freund. „Das ist unfair, ich glaube die Lichter machen das extra.“ Er zog eine kleine Schnute und plumpste langsam auf das Sofa. „Ja, natürlich. Ich glaube, dass sie nicht an den Baum wollen.“ Micha kicherte auf. „Setzt euch. Wollt ihr Kaffee?“ „Ja, etwas Warmes, denke ich, wird uns nicht schaden.“ Tenna nickte. Setzte sich neben Nero und sah sich in dem Wohnzimmer um. „Es ist herrlich hier.“, meinte sie leise. „Nicht?“ Sie stieß Nero kichernd in die Rippen. „Autsch, ja, es ist wirklich herrlich.“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Ich glaub sie mag mich nicht.“, meinte er auf die Lichterkette bezogen. „Ach was, wer kann dich bitte nicht mögen, hm?“ Nero sah die junge Frau von der Seite her an. Lachte dann leise auf und schüttelte den Kopf. „Willst du was bestimmtest von mir?“, fragte der Schwarzhaarige misstrauisch. Rückte ein Stück zur Seite und hörte nur ein leises Kichern, was eindeutig zu Erke gehört hatte. „Ähm, nein, wieso?“ Tenna linste ihn an. Rückte ihm hinterher und knuddelte ihn dann kurz durch. „Ach Kleener, denk doch nicht immer so etwas, nur weil man mal nett zu dir ist.“ „Nett? Das ist es ja…“ Ein breites Grinsen zierte seine Lippen. „Das ist ein klein wenig unheimlich, meinst du nicht auch?“, fragte er an Erke gewandt, welcher ihnen gegenüber saß und ebenfalls nur grinste. „Na ja, hin und wieder schon, vor allem heute. Sie hätte so einen komischen Kerl heute im Zug beinahe zerfleischt. Also von Nettigkeit konnte da keine Rede sein.“ Ein liebes Lächeln lag auf seinen Lippen. „Zerfleischt? Wen? Wieso?“ Nero sah die beiden abwechselnd an. „Wer hat wen zerfleischt?“ Micha kam mit zwei Tassen und einer großen Kaffeekanne zurück. „Ja, das wollte Tenna mir gerade erzählen, komm setz dich zu uns. Jetzt kommt Tennas große Märchenstunde.“ Ein weiteres Grinsen zog sich über Neros Gesicht. Er fing sich nur einen leichten Faustschlag in die Schulter. Allerdings hatten sich die anderen beiden jungen Männer ebenfalls das Lachen nicht verkneifen können. Und somit begann Tenna die Geschichte zu erzählen, die ihnen im Zug widerfahren war. „Man, ich hätte ihm echt meine Absätze in den Hintern rammen können. So ein dummes Arsch, ganz ehrlich.“ Sie fauchte leise auf und nahm einen großen Schluck des schwarzen Getränks. „Kann ich verstehen.“ Nero nickte verständnisvoll, ebenso wie Micha, der allerdings einen leicht ungläubigen Blick hatte. „Und weist du was? Hätte ich ihm in den Bauch getreten, wäre er wohl zischend davongeflogen, so was von… fett. Tut mir leid das zu sagen, aber sich aufregen, ehrlich war. Nur weil ich ihn aus versehen mit meiner Tasche berührt habe. Meine Güte, wie schrecklich. Der hätte eine ganze Gangbreite für sich selbst gebraucht.“ Sie knurrte wieder nur leise auf. Atmete einmal tief durch und riss Nero dann die Kette aus der Hand. „Lass mich das machen.“ Erke zog eine Augenbraue nach oben und sagte daraufhin nichts mehr. Er war selbst einmal ziemlich dick gewesen, aber Tenna hatte recht mit dem was sie sagte. Der Nachmittag wurde noch ziemlich lustig. Michas Eltern hatten sich im Laufe dessen noch zu ihnen gesellt und es war eine nette Runde nur Erke war ein wenig betrübt. Es war fast abends, als sich die kleine Runde in ihre Zimmer zurückzog, um sich ein wenig herzurichten. Helena rief die sechs dann zum Essen. Nero, Tenna und Erke waren mehr als erstaunt, als sie plötzlich so viele unbekannte Gesichter erblickten. Die gesamte Belegschaft des Hauses, hatte um der großen Tafel platz genommen. Von Helena, über die Putzkraft bis hin zum Koch. Es war bei den van Steilers so üblich, dass an solch wichtigen Tagen alle beisammen saßen. Nicht für sich selbst feiern sollten. Es war immer schon so gewesen und es sollte sich auch nicht ändern. Das essen war beendet und Micha wurde immer noch aufgeregter. Am liebsten hätte er das alles gleich übersprungen und hätte Nero gleich sein Geschenk gegeben, denn er wollte es ihm nicht vor all den anderen geben. Sein Herz begann zu rasen, als er Nero in den Arm nahm, ihm fröhliche Weihnachten wünschte ihn für einen kurzen Augenblick küsste. Nur leicht und dennoch, es war ein unglaubliches Gefühl. Was wohl hauptsächlich auch an diesem Tag lag. All die Leute, die er gern hatte, liebte, waren unter einem Dach versammelt. Waren in einem Raum und es herrschte eine angenehme Stimmung. Seine Mutter kam auf die vier jungen Erwachsenen zu. Sie gab einmal Erke und einmal Micha einen Umschlag, drückte die zwei einmal flüchtig an sich und setzte sich wieder. Das Herz des Lilahaarigen schlug nur noch höher. „Mach schon auf.“, stichelte Nero seinen Freund an. Piekte ihn für einen Moment in die Seite und lugte ihm über die Schulter. Der junge Mann hatte einen Arm um den Schwarzhaarigen gelegt. Sah ihn kurz an und nickte. „Auf drei.“, meinte er zu Erke. Lächelte ihn leicht an. „Eins…“ „Zwei…“, murmelte der Angesprochene. „Drei…“ Micha öffnete nur langsam den Umschlag. Sah einen Brief, öffnete diesen und ihm fielen erst einmal zwei mal zwei Tickets in den Schoß. Ebenso war es bei Erke. Die beiden sahen sich für einen Augenblick fragend an. Lasen dann den Brief und ein breites Lächeln breitete sich auf ihren Gesichtern aus. „Und?“, fragten die Blondhaarige und Nero im Chor. Sahen die beiden ungeduldig an. „Nero, du kannst dir in den Sommerferien schon mal drei Wochen Urlaub nehmen.“ Micha sah ihn lächelnd an. „Tenna, du auch.“ Erke lachte leise auf. „Ist das genial.“ „Wieso?“ Wieder hatten die beiden im Chor gesprochen. Micha fiel Nero um den Hals und kicherte. Sah ihm dann ins Gesicht und erblickte mit Genuss das fragende Antlitz dessen. „Du wolltest doch schon immer mal Urlaub auf einem Schloss machen, oder?“ Der Lilahaarige kuschelte sich freudig an seinen Freund und drehte die Tickets in den Händen. „Ähm… ja, wieso?“, nickte der Gefragte leise. „Tja, dieser Traum wird sich wohl erfüllen. Wir fliegen für drei Wochen in die Schottischen Highlands auf ein Schloss. All inclusive.“ Er drückte ihn fest an sich. Küsste ihn stürmisch und konnte gar nicht mehr zu lachen aufhören. Nero hingegen saß stocksteif da und konnte nicht glauben was er da eben gehört hatte. „Das ist dein Ernst, oder?“ „Ja, mein völliger Ernst.“, meinte Micha schmunzelnd. „Micha, ich glaube, ihr seid nicht die Einzigen, die dorthin fliegen.“ Erke sah seinen langjährigen Freund ungläubig an. „Echt? Das ist ja noch besser.“ Tenna quietschte für einen Moment kichernd auf. Drückte Erke kurz an sich und saß dann mit großen Augen da. Betrachtete die Tickets und konnte gar nicht glauben, dass das wirklich wahr war. Michas Herz schlug so hoch, dass er am liebsten umgefallen wäre. Seien Eltern waren wirklich vollkommen verrückt. Er wollte gar nicht erst wissen wie viel das gekostet hatte, aber er war ihnen so unendlich dankbar. Einer ihrer gemeinsamen Träume würde sich erfüllen. Es würde ihnen mehr als gut tun, einmal weg aus der Stadt zu kommen. Es war schon fast Mitternacht, als sich die gemütliche Runde nach und nach auflöste. Micha und Nero waren irgendwann alleine im Wohnzimmer. Kuschelte gemütlich in dem Schein einiger Kerzen und dem Duft von Glühwein in der Nase. „Schatz, ich habe noch etwas für dich.“ Micha hauchte einen sanften Kuss gegen Neros Lippen. Erhob sich langsam und zog seinen Freund mit sich auf die Beine. Ging so leise es ging die Treppe in den ersten Stock empor und schloss die Zimmertüre hinter seinem Schatz. „Mach die Augen zu.“, meinte er grinsend. Bugsierte den jungen Mann auf sein Bett. „Okay…“ Ein leises Murmeln war seiner Lunge entflohen. Das Herz des Lilahaarigen schoss wieder in die Höhe. Es raschelte einen Augenblick und das Geschenk war aus seiner Reisetasche befreit worden. Er ging langsam, und mit leicht zittrigen Knien auf seinen Freund zu. Hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und legte ihm das Präsent in den Schoß. „Darf ich meine Augen wieder aufmachen?“, fragte er leise. Schmunzelte und hörte nur ein geflüsterte ´ja´. Micha stand vor ihm und hibbelte leicht herum. Musste seine Finger irgendwie beschäftigen und spielte nervös mit ihnen herum. Er war gespannt was Nero sagte und sein Herz rutschte ihm langsam in die Hose, als das erste Stückchen Stoff aus dem Papier herauslugte. Und keinen Augenblick war das gute Stück vollends von seinem Käfig befreit worden. Nero stand langsam auf, hob es in die Höhe und schüttelte den Kopf. „Du bist doch vollkommen verrückt.“, kam es gemurmelt von ihm. „So schlimm?“ Micha biss sich fest auf die Lippe. Wäre beinahe umgefallen, als Nero ihn so stürmisch umarmte und in einen Kuss zog, der sich gewaschen hatte. „Schlimm? Spinnst du? Das ist... unglaublich.“ Nero lachte leise auf. Sie sahen sich für einen Moment in die Augen. „Zieh ihn an.“ Aus Michas Kehle war nur ein leises Flüstern zu hören gewesen. „Ich will wissen, wie er dir steht.“ „Okay. Bis gleich.“ Ihre Lippen berührten sich ein letztes Mal, bevor Nero im anliegenden Bad verschwand. Micha setzte sich hingegen auf sein Bett. Wippte wartend mit den Füßen und bekam mehr als große Augen, als Nero vor ihm auftauchte. Mit nichts weiter an, als diesem Kimono. Dem Lilahaarigen währen beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen. „Wenn wir jetzt zu Hause wären, würde ich über dich herfallen.“, meinte er monoton. Zog Nero an einer Hand zu sich und küsste dessen Finger sanft. „Wieso machst du es nicht?“ Nero grinste ihn nur an. Quietschte dann kurz auf, als er mit einem Ruck auf das Bett gezogen und von seinem Freund augenblicklich in Beschlag genommen wurde. „Wir müssen leise sein.“, schnurrte der junge Mann zärtlich an seinem Hals. „Hmh, das ist wahr. Willst du deines jetzt… oder erst später.“, fragte Nero dann leise auf. Seine Stimme war schon wieder ein wenig heiser. Micha sah ihn für einen Moment an. Lächelte warm und stupste ihn wieder mit der Nasenspitze an. „Später.“, flüsterte er schmunzelnd. „Lass uns den Abend schön ausklingen lassen.“ „Ist gut.“ Nero nickte kurz. Fand sich dann wieder in einem zärtlichen Kuss, der schier endlos zu dauern schien. Micha war glücklich. Über glücklich. Er war hier, mit seinem Freund. Erke ging es gut und seinen Eltern war auch nichts passiert. Nero hatte sein Geschenk angenommen. Sie würden die nächsten zwei Wochen hier bleiben und diese Nacht würde für sie abermals, mehr als unvergesslich werden. Kapitel 16: Gründe (Mini Zwischenkapitel) ----------------------------------------- Kapitel 16 Gründe (Mini Zwischenkapitel) 14.Mai 2006 Erke saß im Wohnzimmer. Überlegte schon die ganze Zeit, wie er es anstellen sollte, Michas Eltern alleine zu erwischen. Die anderen drei waren gerade draußen und lieferten sich eine laute Schneeballschlacht. Er hatte keine Lust gehabt, außerdem hatte er nicht die Kondition etwas Derartiges zu machen. Und als hätten Michas Eltern seine Gedanken gehört, kamen sie eben zur Türe herein. „Hallo Erke.“ Veronica lächelte ihn freundlich wie immer an. „Hallo. Habt ihr für einen Moment Zeit?“, fragte der junge Mann die beiden Erwachsenen leise. Irgendwie hatte er Angst, dieses heikle Thema überhaupt erst anzusprechen. Er wusste nicht, wie Veronica und Hans darauf reagieren würden. „Aber natürlich. Was können wir für dich tun?“ Die beiden setzten sich ihm gegenüber und betrachteten ihn weiterhin mit einem Lächeln. „Ich möchte mich, nur bei euch bedanken.“, meinte Erke sehr leise. Sah die beiden mit einem leicht traurigen Blick an. „Für eure Hilfe, damals. Ich weis nicht, wie ich mich je dafür revanchieren kann. Ob es überhaupt geht. Ich meine… ihr habt mir, in der Hinsicht, ein neues Leben geschenkt.“ Seine Augen fingen leicht zu schwimmen an. „Ich möchte nur den Grund wissen. Wieso habt ihr das für mich getan?“ Die beiden Erwachsenen lächelten Erke einfach nur an. Es war ein liebevolles, verständliches Lächeln. „Du möchtest den Grund erfahren? Dann musst du hauptsächlich Michael fragen. Er kennt den wahren Grund. Er hat uns fast auf Knien angefleht etwas zu tun. Du kennst die Geschichte von Collin ja selbst. Du warst dabei, als all das geschehen ist. Du weist sicherlich auch, dass Michael seinen Bruder wirklich geliebt hat. Michael und du, ihr kennt euch schon seit seiner Geburt. Du gehörst für ihn zur Familie wie Collin. Du bist für ihn ebenfalls mehr als ein Bruder. Da ist es ganz klar, dass er möchte, dass dir geholfen wird.“ Veronica hatte leise geredet. War ernst geblieben und hatte ihn betrübt angesehen. „Erke, du lebst, das ist Dank genug. Für Hans und mich, ebenso wie für Michael. Hauptsächlich für ihn.“ Erke konnte seine Tränen nun wirklich nicht mehr zurück halten. Er hatte nie gewusst, wie Micha sich für ihn eingesetzt hatte. Er wusste es, aber dass wirklich er es gewesen war, der seine Eltern dazu überredet hatte, das hatte er nicht gewusst und auch nicht gedacht. „Was hat er dafür aufgegeben?“, fragte er heiser. Fuhr sich mit einem Taschentuch über die Augen. „Aufgegeben? Er hat gemeint, dass wenn wir dir helfen, er nie wieder etwas von uns verlangt. Dass er kein Geld oder ähnliches mehr von uns annimmt und er hat es bis zum heutigen Tage gehalten. Er hat wirklich keine Hilfe von uns angenommen. Aber das war seine eigene Entscheidung. Nur wir haben es nicht deshalb getan, weil Michael das gesagt hatte. Wir haben Collin in dir wieder gesehen. Ebenso wie Michael, deshalb war es uns allen sehr wichtig, dass du das schaffst, verstehst du?“ „Ja… das kann ich mehr als gut verstehen.“ Erke schüttelte nur ungläubig über das eben Erfahrene den Kopf. „Ich kann das irgendwie nicht glauben. Das hört sich an, wie in einem schlechten Märchen.“ „Es hört sich tatsächlich an, wie ein schlechtes Märchen nur ist es keines. Ich denke, dass wir uns alle wünschen, dass es ein Märchen gewesen wäre oder ein schlechter Traum.“ Hans seufzte leise auf und sah Erke dann lächelnd an. „Mach dir keine Gedanken darum, wie du dich revanchieren kannst. Veronica hat es eben schon gesagt. Du lebst, das ist Dank genug.“ „Meinen sie wirklich? Ich… fühle mich irgendwie schlecht wenn ich daran denke, dass sie so viel haben auf sich nehmen müssen. Auch von den Kosten her.“ Erke schüttelte den Kopf. „Du brauchst dich nicht schlecht zu fühlen. Die Gründe sprechen für sich.“ Veronica erhob sich langsam. „Ich bin sehr froh darüber, dass du diese Therapie gemacht hast. Für dich war es noch nicht zu spät. Du bist auf dem richtigen Weg.“ Sie lächelte abermals. Schloss Erke für einen Augenblick in die Arme. „Ich danke Ihnen. Auch für das Gespräch…“ Ihm fiel im Augenblick ein Stein vom Herzen. Und auch sein schlechtes Gewissen hatte sich ein wenig verflüchtigt. „Für alles.“ „Das ist schon in Ordnung.“ Michas Vater erhob sich ebenfalls. Drückte den jungen Mann kurz an seine Brust, ehe die beiden in ihren Arbeitszimmern verschwanden und ihn zurück ließen. Erke lächelte leicht. Sah für einen Augenblick nach draußen, sah, wie Nero gerade von einem Schneeball getroffen wurde und gespielt ohnmächtig in den Schnee kippte. Der junge Mann raffte sich auf, erhob sich, zog flott seine Schuhe und den warmen Mantel an und ging zu ihnen nach draußen. Natürlich nicht ohne Handschuhe. Vielleicht hatten die beiden Recht und es war tatsächlich Dank genug, dass er überhaupt lebte. Kapitel 17: Besinnliche Weihnacht II ------------------------------------ Kapitel 17 Besinnliche Weihnachten II 17.Mai 2006 Micha schlief noch seelenruhig. Die Vorhänge schirmten die hellen Sonnenstrahlen ab, welche von der weißen Schneedecke noch weiter reflektiert wurden. Er spürt durch seinen Dämmerschlaf den warmen Körper seines Freundes neben sich. Mit einem leisen Brummeln schmiegte sich dieser an Micha, welcher seine Arme noch ein klein wenig fester um Nero schlang. Sehr langsam seine Augen öffnete und leicht blinzelte, um etwas erkennen zu können. Ich hätte meine Kontaktlinsen noch herausnehmen sollen, dachte er seufzend in sich hinein. Mit dem Schlaf in den Augen taten ihm diese wegen der Linsen nur noch mehr weh. Ein leises Gähnen entfloh dem jungen Mann, wenn er jetzt dann noch länger liegen würde, würde ihm noch das Kreuz wehtun. Aber irgendwie wollte er auch wieder nicht aufstehen, allein aus dem Grund, weil es zu kuschelig unter der Decke neben Nero war. Zudem wollte er diesen nicht wieder alleine aufwachen lassen, wie vor ein paar Tagen. Allerdings hätte er sich das so oder so sparen können, da der Schwarzhaarige mittlerweile schon die Augen geöffnet hatte und ihn mit einem verschmitzen Lächeln auf den Lippen anblickte. „Morgen.“, kam es heiser von dem Schwarzhaarigen. „Guten Morgen, mein Schatz.“ Micha schmiegte sich, trotz der leichten Rückenschmerzen, an seinen Freund. Kraulte leicht über seine nackte Brust. Ihm entkam ein wohliges Seufzen, als er den Rest dieses makellos scheinenden Körpers, auch noch an sich spürte. Und schon wieder fing sein Herz fester zu klopfen an. Und die Lust in seinem Innern loderte von neuem auf. Ein leises Murmeln entkam dem jungen Schwarzhaarigen, ehe er sich langsam aufsetzte. Ihm war wieder etwas in den Sinn gekommen. „Willst du es jetzt, oder erst später?“, fragte Nero mit einem Gähnen. „Hm?“ Micha musste für einen kurzen Moment überlegen, wovon sein Freund gerade sprach, doch dann fiel es ihm ein und sein Lächeln wurde noch ein wenig breiter und ein kindliches Glitzern erhellte die grauen Augen. „Jetzt.“, meinte der junge Mann, schmuste sich kurz verspielt an seinen Schatz und grinste. „Okay, dann musst du mich aber aufstehen lassen.“ Der Schwarzhaarige streichelte seinem Liebsten sanft durch die Haare, wurde entlassen und erhob sich gemächlich. Gruschte in seiner großen Tasche herum. „Augen zu und Hände auf.“ Nero schmunzelte bei dem Anblick seines Freundes. Ging zu Michas Bettseite und setzte sich langsam auf die Bettkante. „Okay…“ Er legte ihm sein Geschenk vorsichtig in die Hand. Micha hibbelte leicht. Grinste als er das ´Mitbringsel´ in seinen Händen spürte. „Darf ich jetzt die Augen wieder aufmachen?“, fragte er kindlich. Und öffnete sein Grau nach einem gekicherten ´Ja´ seines Freundes. Sein Blick fiel zuerst auf das große, zusammengerollte Papier, dann auf den mittelgroßen Anhänger in Form eines ´Thors Hammer´ und dann auf die kleine Karte, mit dem Motiv eines abgedämmten Raumes, in dessen Mitte ein mit Kerzen bestückter Tisch stand. Doch diese beiden Stücke ließ er vorerst einmal außer Acht. Rollte den großen Papierbogen auseinander und wäre beinahe umgekippt. Die Stimmung war ähnlich wie auf der Postkarte, nur noch viel intensiver und romantischer gestaltet. Zwei junge Gestalten saßen an einem runden Tisch. Das Licht war gedämmt. Kerzen standen in verschnörkelten Haltern auf dem Tisch und ein paar Rosen funkelten in diesem Zwielicht lüstern dahin. Über diesen beiden Menschen prangte die kunstvoll verzierte Überschrift ´Dinner for two´. Als sich Micha von dem ersten, kleinen, aber schönen Schock erholt hatte, klappte er die Karte auseinander. Las deren Inhalt und strahlte über das ganze Gesicht. Es war ein Gutschein für ein romantisches Dinner zu zweit. Gut, dass ich zuerst das Bild angesehen habe, dachte sich der junge Mann kopfschüttelnd. Betrachtete sich den Kettenanhänger. Ein kleiner schwarzer Onyx prangte in der Mitte dessen. Der muss ein Vermögen gekostet haben. „Schatz, du bist total verrückt.“, murmelte er leise. Legte seine Geschenke vorsichtig beiseite, nur um Nero dann feste an sich zu drücken und das Gefühl verspürte, ihn nie wieder los zu lassen. „Danke.“ Er hatte eine kleine Träne der Rührung in seinem Augenwinkel. „Ja, ich bin verrückt.“ Nero lächelte warm. Schloss die Umarmung und lehnte seinen Kopf sanft gegen Michas Stirn. „Du kannst es einlösen, wann immer du möchtest.“ Er fuhr seinem Schatz leicht durch den zerzausten Schopf. Micha nickte nur leicht. Zog Nero dann mit nach hinten und sah ihm liebevoll in die Augen. „Ich glaube aber, diese Woche wird daraus noch nichts.“ Er flüsterte nur leise. Wollte die Atmosphäre zwischen ihnen nicht kaputt machen. „Das war so süß… man. Wann hast du das gezeichnet? Doch nicht erst kurz bevor ich gekommen bin, oder?“ Der Schwarzhaarige schüttelte leicht den Kopf. „Nein, ich wollte es dir eigentlich schicken, aber dann kam eben die schöne Nachricht, dass du über Weihnachten kommst, deshalb hab ich das Bild auch nicht einschweißen lassen.“ Er lächelte ein wenig schüchtern. Legte seinen Kopf auf die breite Brust seines Gegenübers und schloss wieder seine Smaragde. „Wie gesagt, es gilt ein Leben lang.“ Wieder nur ein tonloses Flüstern, was aus seiner Kehle gedrungen war. „Wow… ich frage mich wirklich immer wieder, wie du das anstellst. Ich glaube, du hättest freiberuflicher Künstler werden sollen… oder du stellst deine Werke irgendwann einmal aus… oder du schickst es jemanden, der das auf Poster druckt… für ein Magazin oder so.“ Micha hatte die wildesten Gedanken in seinem Kopf, wie man Neros Werke verscherbeln, beziehungsweise verkaufen könnte. Sein Freund würde einen riesen Gewinn daraus schöpfen. Nero zuckte bei diesen Ideen nur mit den Schultern. Schüttelte dann den Kopf und sah auf. „Nein, meine Bilder sind nur für besondere Personen und für besondere Anlässe. Oder einfach so, weil ich gerade Lust darauf habe. Ich möchte sie weder verkaufen noch sonst etwas mit ihnen machen, außer aufheben und irgendwann einmal irgendwem vererben.“ Er seufzte leise auf und gähnte abermals. „Wollen wir dann nicht einmal runter zum Frühstück? Wie viel Uhr ist es eigentlich?“ Nero sah in diesem Raum keine einzige Uhr und ihre Handys hatten sie sich auch nicht gestellt gehabt. Der junge Mann hatte also absolut kein Zeitgefühl. „Hmm, eigentlich schade, aber es sind deine Werke.“ Micha lächelte verständlich. Er würde Nero nicht bei seinen Taten dreinreden, außer er würde wirklich Mist vorhaben, nur daran glaubte er im Augenblick eher weniger. „Uhrzeit? Ähm… weis ich nicht genau. Vielleicht…“ Er überlegte kurz. „Zehn? Aber ganz ehrlich? Ich glaube nicht, dass schon sonderlich viele wach sind.“ Micha schob diese Vermutung vor, um noch weiter mit seinem Freund kuscheln zu können. Somit blieben die beiden noch eine ganze Zeit lang in dem warmen, gemütlichen Bett liegen. Schmusten ausgiebig miteinander und vergaßen vollkommen die Zeit. Micha schwelgte in den schönsten Erinnerungen der letzten Tage und lächelte einfach nur. Diese zwei Wochen würden die schönsten in dem restlichen Jahr werden und Silvester würde wohl noch schöner als Weihnachten werden, dass sah er jetzt schon auf sich zu kommen und er hatte schon seine Idee, wie er das auch Nero schmackhaft machen konnte. Kapitel 18: Ein Ausflug ins Grüne --------------------------------- Kapitel 18 Ein Ausflug ins Grüne Semesterferien. Micha hastete hektisch in der Studenten-WG herum und stolperte immer wieder. Entweder über die eigenen Beine, über seine Reisetasche oder über herumliegende Klamotten der anderen Mitbewohner, welche gemütlich im Garten in der Sonne lagen oder sich im Pool vergnügten. So gerne er dieser schönen Aktivität beigewohnt hätte, er hatte absolut keine Zeit. Sein Flieger würde in drei Stunden gehen und er hatte noch lange nicht all die Sachen eingepackt, die er für die nächsten sieben Wochen benötigte. Und wieder hörte er vor Aufregung sein Blut in den Ohren rauschen. Sein Puls schnellte bei jedem Gedanken an seinen Engel in die unmöglichsten Höhen und das war für seinen eh schon schwachen Kreislauf nicht gerade praktisch. Der junge Mann stand, die Hände in die Hüfte gestemmt, in dem Zimmer von Dillan und ihm. Überlegte war er noch brauchte und stürmte auch schon nach unten ins Erdgeschoss, zum Badezimmer wo noch seine Handtücher und Badeartikel waren. Ebenso wie sein Bademantel. Diese Dinge eingepackt, stand er wieder dort. Fuhr sich durch die Ellbogen langen purpurn gefärbten Haare und plumpste dann rücklings auf sein Bett. Schloss für einen Moment seine schweren Augen und als er wieder aufsah, blickte er in hellgrüne Edelsteine. Dachte schon, Nero würde so über ihn gebeugt dastehen, doch als er die markanten Gesichtszüge erblickte, konnte er ein Seufzen nicht unterdrücken. Lex hatte sich links und rechts neben seinem Kopf abgestützt. Fixierte den jüngeren Mann mit funkelnden Smaragden. „Lex, was willst du?“ Micha sah ihn erwartend an. Ein ungehaltener Ton hatte sich in seine Stimme gemischt. „Mich verabschieden.“ Ein leises Schnurren hallte in seinen Ohren wider. Michas Englisch sprudelte nur so aus ihm heraus und es klang, als hätte er nie etwas anderes gesprochen. „So… und was ist mit Dillan? Ich glaube, er wäre ein wenig erfreuter, wärst du bei ihm.“ „Dillan…“ Lex zuckte die Schultern. Näherte sich dem Gesicht des Rothaarigen immer weiter. „Sehe ich das ganze Jahr über, aber dich nicht... und sieben Wochen ist eine lange Zeit.“ „Oh mann…“ Micha fuhr sich schon wieder durch die Haare. „Lex, ich muss noch fertig packen.“ Er rutschte unter Lex´ Armen hindurch. Erhob sich und fand sich in einer Umarmung wieder, aus der er nicht zu entkommen vermochte. „Lex… hör auf.“, murmelte er leise auf, als er sanfte Lippen über seinen Hals gleiten spürte. „Lex, ich warne dich. Ich werde drei Jahre nicht einfach über den Haufen werfen.“ Ein Fauchen schallte im Raum wieder. „Dieser Typ bekommt es doch so oder so nicht mit.“ Wieder nur dieses leichte Schnurren. Das Knabbern wanderte gemütlich über seine Schultern. „Dieser Typ…“, fauchte Micha sehr ungehalten auf. „Ist zufälligerweise seit drei Jahren mein Freund. Seit langem mein bester Freund noch dazu.“ Der Lilahaarige drehte sich in Lex´ Armen um. Sah ihn aus funkelnden Augen an. „Und nur, weil Dillan dich nicht ranlässt und Nero nicht direkt bei mir ist, heißt das noch lange nicht, dass ich frei für irgendwelche unanständigen Dinge bin. Also such dir eine Gummipuppe, eine Steckdose um deinem Druck Herr zu werden, oder nimm deine Hände, aber halte dich fern von mir, wenn du Druck ablassen willst. Das ist meine letzte Warnung, sonst gibt’s Tote.“ Der junge Mann schob Lex´ Arme von sich. Schüttelte den Kopf und brachte ein kleines Lächeln über seine Lippen. „Ich will mich dir wirklich nicht zum Feind machen, aber ich glaube, Dillan wäre dir dankbar, wenn du nicht jedem Männerhintern hinterherlaufen würdest.“ Der Mann vor ihm lachte leise auf. Errötete jedoch und nickte. „Ich schätze, dass Dillan dich auf diese Art und Weise auf die Probe stellen will. Zeig ihm, dass du es ernst meinst, sonst ist es zu spät.“ Micha seufzte leise. Klopfte ihm auf die Schulter und zog nach einem letzten prüfenden Blick den Reißverschluss seiner Reisetasche zu. Fuhr sich zum wiederholten Male durch die Haare. Schloss für einen Moment die Augen und wer am liebsten aufgesprungen. Er freute sich so unglaublich auf diese Wochen. Nicht wissend, dass diese seine schwersten werden würden. Er saß gemütlich in der Küche und trank Kaffee, als jemand an der Türe klingelte. Nero wollte nach der Arbeit zu ihm kommen. Diesmal hatte er leider nicht rechtzeitig Urlaub nehmen können, aber Micha war froh, dass sie wenigstens die meiste Zeit füreinander hatten. Etwas schlaftrunken öffnete er und Nero stand, in seiner Motorradkluft, vor ihm. Mit einem blauen Auge und einer aufgeschlagenen Lippe. „Heilige Scheiße!“, fluchte der Lilahaarige auf, zog Nero augenblicklich in seine Wohnung und schleppte ihn in sein Wohnzimmer. „Was, um alles in der Welt, ist mit dir passiert?!“ Er war in völliger Aufregung. Sein Freund saß einfach nur da, hielt sich den Kopf und ein paar Tränen perlten über seine Wangen. Nero zuckte überfordert die Schultern. Fuhr sich durch die Haare. „Ich… keine Ahnung, wie das passiert ist.“ „Das kannst du mir nicht weismachen…“ Vorsichtig befühlte er Neros blaues Auge. „Wer war das?“ „Ich weis nicht wer es war… irgend so ein Typ hat mir, vor meiner Haustüre, eins übern Kopf gezogen und mir eine verpasst. Keine Ahnung… Autsch.“ Micha hatte leicht an seine Lippe gedrückt. „Entschuldige. Sieht übel aus. Aber eine Platzwunde hast du nicht, oder?“ „Nein, mein Kopf brummt nur wie hölle.“ „Und du sagst ich soll mir keine Sorgen machen.“ In seiner Stimme schwang ein besorgter Unterton mit. Er erinnerte sich nur noch zu gut an diese damalige Drohung. Allerdings hieß es damals, dass sich Nero in der Stadt nicht mehr blicken lassen sollte. Doch was sollte das nach fast drei Jahren? Er hatte gewusst, dass mit dieser nicht leichtfertig um zu gehen war. „Du musst Anzeige erstatten.“ Nero lachte herzlos auf. Schüttelte den Kopf und seine Augen sprühten vor Hass auf eben diese Person, die das getan hatte. „Gegen wen denn bitte? Wegen einem blauen Auge und einer aufgeschlagenen Lippe?“ Er lachte hohl auf und schüttelte den Kopf. „Vergiss es. Es gibt genügend Leute, die ein Ventil für ihre Wut suchen, wie willst du da genau denjenigen herauspicken?“ „Klasse, irgendwann kommst du dann mal mit einem Schädelbruch ins Krankenhaus, oder wie?! Und die Polizei hat heutzutage die besten Mittel, die Täter ausfindig zu machen.“ „Schädelbruch, übertreib es mal nicht.“ „Was zu verlieren hast du nicht.“ Micha sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Zog seinen Freund in die Arme und küsste ihn sanft auf die Stirn. „Ich mach mir doch nur Sorgen. Was ist, wenn sie es wirklich noch weiter treiben?“ „Eigentlich nicht… von mir aus.“ Nero seufzte leise auf. Legte seine Hände an den Rücken Michas und schloss die Augen. Er war fertig mit den Nerven und wollte am liebsten nur noch ins Bett. „Ich mach mir auch Sorgen, was glaubst du denn. Ich will immerhin noch einige Zeit lang leben.“ Er grummelte leise auf. Küsste den Lilahaarigen flüchtig auf die Lippen und konnte sich ein Gähnen nicht verkneifen. Der junge Mann lächelte leicht. Schmiegte sich entspannt an seinen Schatz. „Vielleicht solltest du erst einmal eine Runde schlafen. Und dann sehen wir morgen weiter, ja?“ „Ja, ist gut. Ich bin echt… groggy.“, murmelte der Schwarzhaarige gähnend. Fuhr sich durch die Haare und entledigte sich seiner Motorradjacke. Den Helm hatte er schon im Gang auf den Boden gelegt gehabt. Erhob sich langsam. „Oi…“ Er hielt sich den Kopf, in dem der langsam einsetzende Schmerz immer schlimmer wurde. „Geh du ins Bett, ich bring dir eine Aspirin, vielleicht geht es dir dann besser.“ Micha machte sich wirklich Sorgen um seinen Schatz. Seufzte leise auf, als er mit einem Glaswasser und der Tablette in sein Zimmer ging und Nero mit geschlossenen Augen auf dem Bett liegend vorfand. „Na? Besser?“ Nero blinzelte leicht. Öffnete dann seine schweren Lider und nickte leicht. „Ein wenig.“, murmelte er leise. Setzet sich langsam auf, wieder stach sein Kopf unangenehm und nahm dankend die Tablette an. Schluckte sie mit dem Wasser hinunter und glitt wieder zurück in Michas kuschelige Kissen. „Kommst du auch?“ „Ja, ich spring nur schnell noch unter die Dusche.“ Er lächelte warm, schnappte sich frische Unterwäsche und verschwand auch schon in besagtem Zimmer um eine Viertelstunde später mit feuchten Haaren zurück zu kommen und sich neben Nero zu legen, der sich vertrauensvoll an ihn kuschelte. Sommeranfang. Die Bäume blühten in ihrer ganzen Pracht, die Vögel sangen ihre Lieder und die fleißigen Bienchen bestäubten blühende Blümchen, um ihnen bei ihrer Vermehrung zu helfen. Doch obwohl all diese Faktoren zu einem perfekten Sommerfeeling beitrugen, hin eine tiefe Wolke, geladen mit Unglück, über dem glücklich verliebten Paar, welche noch gut gelaunt an Michas Tisch saßen und in aller Seelenruhe frühstückten, schwebte. Nichts ahnend, dass sich ihre gemeinsame Zeit bald rapide verändern würde. „Okay, wohin wollen wir?“ Micha hatte eine große Landkarte auf einem Teil des Küchentisches ausgebreitet. Hatte ein Stück Semmel im Mund und seine Kaffeetasse in Händen. „Wir können…“ Nero stellte sich hinter seinen Freund und beugte sich über die Karte. „Über Magdeburg nach Berlin, oder gibt’s einen direkten Weg? Berlin hat schöne Parks.“ „Ich weis nicht, ob es einen direkten Weg gibt, aber ich habe noch eine Karte. Und wenn nicht, dann ist es immerhin ein Tagesausflug.“ Micha fuhr durch seine wieder länger gewordenen Haare und versuchte sie sich aus dem Gesicht zu halten. Er spielte schon wieder mit dem Gedanken, sie sich abschneiden zu lassen. Nero nickte. „Gut, dann machen wir es so.“ Nero setzte sich wieder. Nippte an dem schwarzen Heißgetränk und verbrühe sich, wie immer, die Zunge. Und kaum hatten sie ihre Route festgelegt, war ihr Schicksal besiegelt. Micha hatte schon den ganzen Tag ein mulmiges Gefühl im Bauch. Was genau es jedoch war, oder was es zu bedeuten hatte, konnte er nicht sagen. Vielleicht hatte er auch nur etwas Falsches gegessen und sich den Magen verdorben. Vielleicht war es auch etwas völlig anderes. Er konnte es nicht sagen. Dieses ungute Gefühl steigerte sich noch weiter, als Micha auf seine Maschine stieg. Nero zögerte allerdings ein wenig, blickte seinen Freund besorgt an. „Was hast du?“, wollte er, mit unter dem Arm geklemmtem Helm, wissen. Micha zuckte leicht die Schultern. „Ich weis nicht recht. Habe ein komisches Gefühl im Magen.“ Er sah seinen Freund lächelnd an. „Vielleicht habe ich nur etwas Falsches gegessen. „Bist du sicher, dass wir dann fahren sollen?“ Nero war sich nicht so sicher, er wollte nichts riskieren. „Ja, wegen einem verdorbenen Magen oder einem komischen Gefühl, lasse ich mir den Tag sicherlich nicht verderben.“ Der junge Mann lächelte und setzte seinen Kopfschutz auf. Klappte das verdunkelte Visier nach unten. Wieder stach sein Bauch unangenehm. „Gut dann… los geht’s.“ Mit einem Schwung saß Nero auch schon auf seiner schwarz-roten Facer und ließ den Motor zeitgleich mit Michas aufheulen. Michas Herz fing komischerweise an zu rasen, als sie die ersten Meter gefahren waren. Er merkte, dass irgendetwas nicht stimmte. Da sie allerdings noch nicht so schnell fuhren, dachte er sich nur, dass das wiederum mit seinem Bauch zu tun haben könnte. Allerdings stellte sich das als völliger Trugschluss dar. Der junge Mann merkte, als er etwas anbremste, dass etwas absolut nicht stimmte. Biss leicht auf die Lippe. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Durch sein Headset und das Gedröhne um ihn herum hörte er das Klappern an einem der Teile seines Babys nicht. Schüttelte kurz den Kopf, gab Gas und überholte die nächsten beiden LKWs mit Leichtigkeit. Sah in den Rückspiegel und sah auch Nero, der dieses Überholmanöver wagte. Und dann war es auch schon so weit. Sein Herz raste noch mehr. Seine Hände zitterten. Er wusste, dass mit seiner Maschine etwas nicht stimmte. Völlig konzentriert stierte er vor sich auf die vorbeiflitzenden weißen Streifen der Fahrbahnbegrenzung und das stählerne Grau der Leitplanke. Plötzlich ruckelte es, etwas flog mit rasanter Geschwindigkeit an ihm vorbei. Er dachte sich nichts weiter dabei. Hätte dieses Ding für eine Biene gehalten, doch dem war nicht so, als er abermals Gas gab, ein weiteres Auto überholte und vor einem VW-Bus abbremste, um nicht in diesen zu fahren. „Nero, ich hab hier glaube ich gerade ein verdammt großes Problem.“, meinte er zu seinem Schatz über sein Headset, als er merkte, dass sich die Maschine nicht mehr so leicht wie vorher lenken ließ und das Vorderrad irgendwie zu schlingern begann. Der Lilahaarige schüttelte wieder den Kopf und versuchte probehalber zu bremsen, es gelang ihm und schon war es passiert. Irgendetwas war nicht in Ordnung mit den Scheibenbremsen. Die wollten nicht so, wie sie sollten und als wäre das schon nicht schlimm genug, verlor Micha nun endgültig die Kontrolle über sein Baby. „Fuck…“, fluchte er auf, ehe er mit über 180 Pferden auf die rechte Fahrbahn wechselte, ins Schlingern geriet und wie, als hätte er Flügel, mit der Maschine abhob und Meterweit geschleudert wurde, bis ein Baum irgendwann hart den Flug abbremste und unter den starken Kräften zu knirschen begann. Die Motorradteile flogen Micha um die Ohren. Er hörte nur noch das Tosen der Autos, sein Blut in den Ohren. Er spürte seine Beine kaum, als er auf dem Boden, zu den Wurzeln eines Baumes, zu liegen kam. In seinem Kreuz herrschte ein anhaltender Schmerz, der nicht nachzulassen schien und sein Schädel dröhnte, als hätte er Wochen lang durch gezecht. Er sah nur noch einen schwarzen Schopf vor dem Visier, ehe seine Lider zuklappten und er nichts mehr um sich herum wahrnahm. Kapitel 19: Wer bist du? ------------------------ Kapitel 19 Wer bist du? 01. März 2006 Micha stöhnte leise auf und selbst hierbei tat sein Hals unangenehm weh. Es fühlte sich an, als wären seine Stimmbänder aus sehr grobem Schleifpapier, oder als hätte er Rasiermesser zu Essen bekommen. Sein Kopf dröhnte schrecklich und er hatte das Gefühl, von Kopf bis Fuß in Watte gepackt zu sein. Er konnte gerade einmal seine Fingerspitze bewegen und das auch nur beschränkt, ebenso wie seine Zehen. Er spürte ein kratziges Etwas um seinem linken Bein und rechten Arm. Micha konnte keines dieser Gliedmaßen bewegen. Er hatte keine Ahnung warum und sein Herz stoppte fast, als er das leichte Drücken an den Fingern seiner rechten Hand spürte. Der junge Mann versuchte seine schweren Augen zu öffnen, blinzelte leicht und konnte seine bleiernen Lider heben. Sah für einen Moment alles stark verschwommen, da er weder Linsen trug noch eine Brille auf der Nase hatte, doch nach einem kurzen Augenblick klärte sich seine Sicht ein wenig. Micha wollte zu seiner Rechten blickten. Erkannte ziemlich schlanke, feingliedrige und lange Finger, welche die seinigen umfasst hielten und leicht drückten. Als er jedoch zu der Person blicken wollte, zu der diese Finger gehörten, schrak er unglaublich zusammen. Nicht deshalb, weil er seinen Kopf, wegen der Halskrause, nur sehr eingeschränkt bewegen konnte und ihm dabei das Rückrat höllisch wehtat, sondern weil er gedacht hatte, dass eine Frau neben ihm sitzen und seine Hand halten würde. Doch stattdessen blickten ihn smaragdgrüne, hervorstechende Augen an, welche zu einem jungen Mann mit langen, rabenschwarzen Haaren gehörten. Ein besorgter Ausdruck lag in dem sehr schmalen, ein wenig weiblich wirkenden Gesicht. Dessen Augen blickten ihn traurig an. Dennoch strahlten diese eine ungeheuere Wärme aus, welche sich Micha nicht erklären konnte, ebenso wenig wie er nicht wusste, warum die ihm fremde Person plötzlich leicht zu lächeln anfing und dieses stechende Grün unaufhörlich strahlte. Micha versuchte etwas zu sagen, bewegte allerdings nur stumm seine Lippen. Schluckte kurz und versuchte es nach einem kurzen Moment noch einmal. „Wer… sind Sie?“, kam es leise krächzend aus seiner Kehle, welche wieder unglaublich zu brennen und stechen begann. Als würden heiße Nadeln in sie gestochen. Mehr, dachte er, konnte er nicht sprechen. Seine Augen suchten nach einer Regung im Gesicht des Fremden, doch sie blieb aus. Vorerst. „Guter Witz, Micha.“ Der Schwarzhaarige lächelte ihn immer noch an. Drückte Michas Finger weiterhin. Schüttelte kurz den Kopf. „Witz?“ Micha konnte dieses Wort gerade noch herauspressen, ehe er leicht wegen des Kratzens husten musste. Sein Kopf schmerzte nur noch weiter. Seine Schläfen pochten unangenehm und ihm war ein wenig übel. „Du willst mir doch wohl nicht weismachen, dass du keine Ahnung hast, wer ich bin?“ Der junge Mann musste leicht kichern. Ein ungläubiger, fast warnender Ton lag in seiner Stimme. Micha blickte wieder in diese tiefen, grünen Augen. Er fühlte sich etwas komisch dabei und als er diesen Unterton vernahm, hätte er, wieso auch immer, am liebsten gesagt, dass es tatsächlich nur ein Scherz gewesen war, nur er wollte nicht etwas sagen, was nicht stimmte. Und irgendwie tat es ihm leid, denn die strahlenden Tiefen, verblassten fast schlagartig, als er darauf nichts sagte. Ebenso wie das sanfte Lächeln auf den vollen Lippen, die ihn an irgendetwas erinnerten. Doch ihm fiel nicht ein, an was. Überhaupt fühlte sich sein Kopf an, als wäre er zum bersten mit Informationen voll gestopft, welche er, so sehr er es auch wollte, einfach nicht abrufen konnte. „Lassen…. Sie meine Hand bitte los.“, murmelte Micha heiser und unter größter Anstrengung. Er schloss seine Augen wieder. Spürte allerdings, wie der neben ihm sitzende seine andere, intakte Hand auch noch nahm. „Micha… die Ärzte meinten zwar, dass… dass dein Gedächtnis durch den Sturz ein wenig beeinträchtigt worden wäre… aber, kannst du dich wirklich nicht erinnern? An mich, an uns?“, fragte der Schwarzhaarige mit erstickter Stimme. Seine Augen schwammen ein wenig. Micha nahm diese erstickte, traurige, fassungslose Stimme war. Es tat ihm ja leid, dass er das sagen musste, doch er konnte sich wirklich nicht erinnern. Er konnte sich nicht einmal an einen Sturz erinnern. Er sah seine Eltern, seinen Bruder vor sich. Ganz klar und deutlich doch alle anderen Bilder waren verschwommen. So undeutlich, dass er sie nicht einmal unter größer Anstrengung erkennen konnte. „Ich…“ Micha biss sich für einen Moment auf die Lippe. Öffnete seine schweren Augen wieder. Sah den Fremden mit hochgezogenen Augenbrauen an und glaubte nicht, was er da gesagt hatte. Er konnte sich weder an diesen Mann erinnern, noch daran, dass es ein ´uns´ gegeben hatte. „Uns? Sie meinen…“ Michas Hals war wieder so unglaublich trocken. Schmerzte nur noch höllischer und er wünschte sich nichts sehnlicher, als nicht mehr reden zu müssen. „Nero… Micha. Hör bitte auf mich zu Siezen.“, meinte er leise. Streichelte mit seinen weichen Fingern die seinigen und sah Micha betrübt an. „Wir sind… seit über drei Jahren… ein Paar.“, kam es geflüstert von Nero, dem nun tatsächlich eine kleine Träne die Wange hinunter lief. Die Augen des Rothaarigen wurden immer größer. Ungläubiger. Dieser Typ, Nero, behauptete doch tatsächlich, dass er schwul sei?! Das konnte er doch nicht wirklich ernst meinen! „Ich… ich bin… keine Schwuchtel.“ Ein leises, sehr schmerzhaftes Fauchen war aus Michas Kehle gedrungen. Er war in seinem Leben nicht schwul gewesen! Wie kam dieser Kerl darauf, ihm das zu unterstellen?! Er erkannte, wie seine Gesichtszüge entgleisten. „Micha, du willst mir weismachen, dass du nicht auf Kerle stehst? Wer war es denn, der mich derartig mit seinem Geständnis über den Haufen gerannt hat? Ich sicherlich nicht. Micha, du warst in deinem bisherigen Leben mit keinem einzigen Weib zusammen. Wahrscheinlich würdest du dir die Seele aus dem Leib kotzen, würde dich eine auch nur irgendwie intim berühren.“, meinte Nero knallhart. Sah ihm wütend ins Gesicht und lies seine Hand los. Erhob sich langsam. „Ich hab gedacht ich würde dich mittlerweile kennen, doch dass du, auch wenn du dein Gedächtnis vielleicht verloren hast, so dermaßen herablassen bist, hätte ich im Leben nicht erwartet.“ Ein leises Knurren war zu hören gewesen. „Wir sehen uns.“, meinte Nero noch, ehe er mit hängenden Schultern den leicht abgedunkelten Raum verließ. Micha war ziemlich perplex. Ihm war nicht einmal Zeit geblieben, darauf noch etwas zu erwidern, doch seine Stimmbänder hätten das wahrscheinlich so oder so nicht zugelassen. Doch die Worte Neros gingen ihm dennoch nicht aus dem Kopf. Schwul, wie kam er darauf. Vor allem, wie kam Micha selbst darauf, es nicht zu sein? Woher nahm er sich diese Sicherheit? Er wusste es nicht. Vielleicht war es ein zu großer Schock gewesen, das von jemandem zu hören, den er, so dachte er jedenfalls, nicht kannte. Wie viele Leute mochten noch kommen und ihm sagen, dass sie sich eigentlich kannten? Kaum waren Micha die letzten Gedanken durch den Kopf gegangen, klopfte es auch schon wieder an der Türe. Kurz darauf kam ein recht junger Arzt zu ihm herein. Er war froh, dass er ein Einzelzimmer bekommen hatte. Micha hatte nämlich nicht gerade Lust auf Gesellschaft. Er wollte einfach alleine sein, versuchen irgendwie gesund zu werden, denn wie es aussah, hatte er sich den Arm und das Bein gebrochen. Und was mit seinem Hals war, konnte er nicht sagen, da dieser durch eine ziemlich stramm sitzende Halskrause gestützt wurde. Der junge Mann hörte nicht wirklich auf die Worte des jungen Arztes. Ihm wurde gesagt, dass er eine ganze Zeit lang im Krankenhaus liegen und er noch so einige Untersuchungen über sich ergehen lassen müssen würde. Ebenso wurde ihm gesagt, dass durch den schweren Motorradunfall sein Gedächtnis ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden war, was dann natürlich die Worte Neros bestätigten. Nur was sollte er machen? Er konnte keine Beziehung führen, wenn er sich an nichts erinnerte. Wenn er sich nicht zu diesem Mann oder der Person hingezogen fühlte. Vielleicht spielten ihm seine Gefühle auch nur einen Streich, er wusste es nicht, nur irgendetwas in ihm schrie fast geradezu danach, von diesem Mann in die Arme genommen zu werden. Und das beunruhigte ihn irgendwie. Er wollte mit seinem Verhalten niemandem wehtun. Und wahrscheinlich hatte er das mittlerweile sogar schon getan. Und je weiter er darüber nachdachte, desto schlimmer wurden seine Kopfschmerzen. Der Arzt hatte zu ihm gemeint, dass das ganz normal sei und er sogar Medikamente dagegen intravenös eingeflößt bekommen würde, doch er spürte deren Wirkung nicht. Seine Schläfen pochten weiterhin unangenehm. Ihm war übel und er fühlte sich schlapp und ausgelaugt. Am liebsten würde er nichts anderes tun als schlafen, doch seine Gedanken, die sich immer wieder um die harten Worte des jungen Schwarzhaarigen drehten, hielten ihn wach, zu seinem Pech. Die nächsten Tage erschienen immer wieder ein paar Leute. Sie stellten sich unter den Namen Tenna und Erke vor. Seine Eltern erkannte er sofort wieder, ebenso wie seinen langjährigen Schulfreund Gioì. Nur die anderen drei. Er verstand es wirklich nicht. Es stand fest, dass diese drei Personen einen sehr engen Kontakt zu ihm pflegten und ausgerechnet an diese Leute konnte er sich, auch wenn er sich noch so sehr anstrengte, nicht erinnern. Und ihm tat es wirklich leid. Obwohl sie immer wieder beteuerten, dass es nicht so schlimm sei, dass er sich nicht erinnern konnte und das eben noch seine Zeit dauern konnte, sah man ihnen die Enttäuschung an. Seine Verletzungen heilten schneller, als die Ärzte gedacht hatten. Sein Arm war nach fünf Wochen wieder gänzlich zusammengewachsen. Nur er brauchte noch Krücken, wegen seines Beines, was noch ein wenig länger dauern würde. Zu seinem Glück musste er nicht die ganze Zeit im Bett liegen und konnte in den kleinen Park des Krankenhauses, wenn auch nur unter Aufsicht, was hauptsächlich Nero übernahm, auch wenn Micha immer noch keine Ahnung hatte, wer er war. Als sein Bein zur Gänze verheilt war, musste er allerdings immer noch im Krankenhaus bleiben, was langsam aber sicher an seinen Nerven zehrte. Fast mehr als sieben Wochen an eines dieser Betten gefesselt zu sein, was schlimmer als arbeiten, zur Schule gehen oder durch die Welt zu trampen, allein aus dem Grund, weil man nichts machen konnte. Man lag da, blätterte in Zeitschriften herum, die man schon mehr als zehn Mal durchgelesen hatte und langweilte sich fast zu Tode. Was er allerdings nach diesen sieben Wochen am wenigsten erwartet hatte war, dass sich seine Eltern dafür einsetzten, dass er zu ihnen in die Berge durfte. Denn wegen seiner Amnesie hätten es die Ärzte nicht erlauben können, ihn zu sich nach Hause zu lassen. Ohne Aufsicht. Doch da seine Eltern Hausangestellte hatten, die den Tag über dort waren, stellte es also kein Problem dar, ihn gehen zu lassen. Und was Micha noch mehr wunderte war Nero. Dieser hatte seine Eltern gebeten bei ihm bleiben zu dürfen und hatte sich von heute auf morgen Urlaub für zwei Wochen genommen. Ebenso war es mit Erke und Tenna. Wieso sie das taten, verstand er zwar nicht so ganz, aber er hatte auch nichts dagegen, wenn sie bei ihm waren. Dann hatte er wenigstens ein paar Leute um sich, mit denen er reden konnte, wenn es auch manchmal darauf hinauslief, dass sie ihn fragten, ob er sich wirklich nicht an sie erinnern konnte. Eineinhalb Wochen waren fast schon um. Micha konnte sich noch immer nicht an diese drei Leute erinnern, die von Anfang an bei ihm gewesen waren. Verschwommene Bilder flogen immer wieder wie Vorraussagungen an seinem inneren Auge vorbei. Und in diesen Moment fing es in seinem Kopf unglaublich unangenehm zu drücken und ziehen an. Noch viel schlimmer als normale Kopfschmerzen, die ihn bei sehr viel Stress überrumpelten. So viele Gesichter um ihn herum, jede Person behauptete, ein guter Freund zu sein, doch er konnte sich absolut nicht daran erinnern. Jetzt saß er hier in einem ihm bekannten Bad, welches seinen Eltern gehörte. Starrte wie paralysiert auf eine der hellblau gesprenkelten Fließen und bekam nur am Rande mit, wie eine sehr schlanke Gestalt in das Zimmer trat und sich langsam vor ihm auf die Knie sinken ließ. „Was machst du hier?“, fragte Erke mit leiser Stimme, die allerdings wie lautes Schreien in seinen Ohren hallte. Zuckte deshalb leicht zusammen und hob sehr langsam seinen Blick. „Ich… weis nicht.“, murmelte der Rothaarige tonlos. Er saß einfach nur hier. Starrte Löcher in die Luft. Wahrscheinlich hatte Micha nur seine Ruhe haben wollen. Sich nicht wirklich die Leute ansehen wollen, die immer mal wieder davon redeten, dass sie sich seit Jahren kennen würden. Was allerdings ein wenig schlimmer war, war Nero, welcher immer wieder versuchte ihm weis zu machen, dass er schwul war, was er einfach nicht akzeptieren wollte. „Micha, kannst du dich wirklich an gar nichts mehr erinnern? Ich meine, weder an die Geschehnisse, noch an deine Freunde?“ Erke klang traurig und sah auch dementsprechend aus, was aber nicht verwunderlich war. Der junge Mann schüttelte leicht den Kopf. „Ich kann mich an nichts erinnern, außer an meine Mom, meinen Dad und… meinen… Bruder.“ Bei dem Gedanken an seinen toten Bruder, stiegen in ihm abrupt Tränen auf. Er seufzte leise. „Es tut mir ja leid, nur… ich kann dagegen auch nichts machen.“ „Ich weis. Aber vielleicht kann ich dir helfen.“ Erke krempelte langsam den Ärmel seines Pullovers nach oben. Sah auf seine Armbeuge und seufzte. „Nicht erschrecken, ja?“ Er nahm einfach, ohne weiter zu fragen, Michas Hand und führte sie zu den verknorpelten Stellen an seinem Arm. „Weist du woher das kommt?“ Micha hatte leicht zu zittern angefangen. Nicht aus Ekel, sondern es fühlte sich schrecklich an. Irgendwann, so kam es ihm vor, vor ewig langer Zeit, hatte er das schon einmal irgendwo gefühlt. Nur er wusste weder wann, noch wo, oder bei wem. „Keine Ahnung, sag… du es mir.“, murmelte er leise. Sah ein wenig ängstlich in Erkes Augen und hörte ihm aufmerksam zu, als dieser ihm seine halbe Lebensgeschichte noch einmal erzählte, obwohl Micha die ganze Zeit bei ihm gewesen war und es miterlebt hatte. Erke erzählte ihm von dem Kuss, ihrem langen Streit und wie er in die Drogen- und Stricherszene abgerutscht war. Wie Micha und seine Eltern ihn in hohem Bogen da hinauskatapultiert und in eine Entzugsklinik hatten bringen lassen. Erke ließ auch das Gespräch nicht aus, welches sie vor einer von Michas Prüfungen geführt hatten. „Das… ist echt passiert, oder?“, fragte er dann leise. Biss sich ein wenig auf die Unterlippe und ein paar der Bilder in seinem Kopf, nahmen langsam unheimlich klare Gestalt an, so dass Micha fast aufgeschrieen hätte. Er hielt seine Hände an die Ohren, kniff die Augen fest zusammen und zitterte leicht. Tränen rannen an seinen Wangen hinab. Es war laut! Irgendetwas in seinem Kopf schien zu schreien, zu weinen. Er konnte diese Laute nicht eindeutig zuordnen. Er wusste auch nicht wer es war. Nur irgendwann sah er Erke. So unglaublich mager, dass man denken konnte, dass der nächste Windstoß ihn nach Akapulko treiben würde. „Oh Gott, oh Gott… wie kann man nur… so dünn sein.“ Es war nur ein leises Wimmern über seine Lippen gekommen, ehe er sich Erke Tränen überströmt um den Hals warf. Der junge Mann war sichtlich überrascht. Zögerte einen kurzen Augenblick und legte seinem Freund dann ebenfalls seine Arme um die Schultern. Versuchte Micha irgendwie zu beruhigen, aber wahrscheinlich saß der erste Schock so tief, dass er gar nicht mehr zu weinen aufhören konnte. Irgendwie war er froh, dass Micha sich nun wieder an ihn erinnerte, allerdings hatte er gehofft, dass er das weniger dramatisch aufnehmen würde. Mit geröteten Augen sah Micha langsam wieder auf. Sah in Erkes hellblaue Seen und brachte sogar ein leichtes Lächeln über seine Lippen. „Du… du hast zugenommen.“, meinte er leise und stellte ein leises Kichern Erkes fest. „Ja. Fast zwei Kilo. Du hattest Recht. Nero kann wirklich hervorragend Nudeln kochen.“ Ein leichtes Grinsen zierte Erkes Züge. „Nero…“ Michas Blick trübte sich schlagartig. Er sah seinen Freund traurig an und zuckte überfordert die Schultern. „Wieso geht es nicht? Ich kann mich weder an ihn, noch an unsere angebliche Beziehung erinnern.“ Wieder hatte er leise Tränen in den Augen. „Ich mein… ich sehe ja, wie er jedes mal guckt, nur was soll ich machen? Ich kann nicht… auf etwas eingehen, an das ich mich nicht im Geringsten erinnere.“, murmelte er sichtlich verzweifelt. Lehnte sich wieder an Erke, welchem ein leises Seufzen entfloh. „Ich kann dich schon verstehen. Aber vielleicht braucht das im Moment noch ein wenig mehr Zeit. Und ich denke, dass Nero es schon versteht. Etwas anderes bleibt ihm ja logischerweise nicht übrig, wenn er dich nicht vergraulen will.“, kam es leise von dem jungen Mann, welcher durch Michas Haare fuhr und seinen Kopf sanft an seine eigene Brust drückte. „Wahrscheinlich hast du recht.“, nickte der Rothaarige betrübt. Seufzte leise auf und lies ihn dann langsam los. „Wie viel Uhr ist es überhaupt?“ „Es ist fast Mitternacht, wieso?“ Erke verkniff sich ein leises Gähnen und zog eine dementsprechende Grimasse. „Genau deswegen.“ Er lächelte kichernd. „Ich bin hundemüde. Wie lange sitz ich hier schon?“ In seinem Frust versunken hatte er die Zeit um sich herum vollkommen vergessen. „Willst du das echt wissen? Ich glaube vier fünf Stunden oder so.“ Die anderen waren schon alle im Bett, außer ihnen. Erke hatte extra gewartet, bis niemand mehr auf war. Er hatte kommenden Fragen ausweichen wollen. „Ach Gott.“ Micha fuhr sich müde über das Gesicht. „Ich geh ins Bett.“, meinte er nur noch, ehe er sich erhob und Erke seine Hände anbot, um ihm aufzuhelfen. „Mach das und mach dir keinen Kopf wegen Nero, ja?“ Erke ließ sich aufhelfen, drückte Micha ein letztes Mal kurz an seine Brust, ehe er ihn alleine ließ und in eines der Gästezimmer verschwand, welches er sich mit Tenna teilte, welche sogar noch wach war. In ihrem Bett saß und ein Buch las. Und keine paar Tage war es wieder so weit. Es war kurz vor Mitternacht. Er fühlte sich nicht sonderlich müde. Sein Kopf dröhnte schon wieder, doch langsam hatte er sich daran gewöhnt. Ein komisches Bild kam ihm, verschwommen wie sonst, in den Sinn und trieb ihm, wieso auch immer, die Röte ins Gesicht. Hätte er an seiner Überzeugung festgehalten, dass er nicht schwul war, hätte das nicht passieren dürfen. Denn, auch wenn es nur verschwommen war, stand direkt vor ihm, ein ziemlich leicht bekleideter Nero, der ihn mit einem komischen Blick musterte. Und er war so in seinen Gedanken vertieft gewesen, dass er das Klopfen an der Zimmertüre nur von weitem wahrnahm. Wie unter Hypnose antwortete und dann, als wäre es eine Vorahnung gewesen, Nero in der Türe stand. Mit nichts weiter bekleidet, als einem sehr dunkelrotem Kimono aus Satin. Jedenfalls hatte es den Anschein, als würde er nichts weiter tragen. Und auf eine gewisse Weise kam ihm dieser Kimono bekannt vor. „Darf ich reinkommen?“, fragte Nero leise von der Türe aus. Sah Micha wieder mit diesem traurigen, sehnsüchtigen Blick an. „Ähm… ja, okay.“, nickte Micha leicht verschüchtert. Die Anwesenheit des jungen Schwarzhaarigen ließ ihn immer wieder leicht erschaudern. Diese Augen zogen ihn immer wieder in ihren Bann, obwohl er nicht einmal wusste, wieso. Vielleicht war doch etwas dran, wenn Nero sagte, dass sie zusammen waren? Auch wenn er es sich einfach absolut nicht vorstellen konnte. „Wie geht’s dir?“ Wieder diese leise Traurigkeit in Neros Stimme. Er schloss die Türe hinter sich und kam langsam auf Micha zu, welcher auf der Fensterbank saß und nach draußen in eine sternklare Nacht blickte. Micha zuckte leicht die Schultern. „Ging schon mal besser. Ich sehe… die ganze Zeit, irgendwelche verschwommenen Bilder vor mir. Versuche ständig, mich daran zu erinnern, nur es geht einfach nicht. Mein Kopf dröhnt höllisch… und ich kann nicht mal mehr schlafen.“, kam es leise geflüstert von Micha, der den Blick von Nero abgewandt hatte. Er zog seine Beine an sich und schlang seine Arme darum. „Mein Kopf ist voll gestopft mit Informationen, die ich ums Verrecken nicht abrufen kann. Das ist… so ein beschissenes Gefühl.“, meinte er nur noch tonloser und kämpfte schon wieder mit den Tränen. „Es tut mir leid, Nero. Ich sehe deinen Blick… irgendetwas darin, erinnert mich an etwas… woran ich mich aber nicht erinnern kann. Weist du, ich will… dir so gerne glauben. Nur ich kann… einfach nicht.“ Jetzt rannen ihm tatsächlich heiße Tränen die Wangen hinunter. Er legte seinen Kopf auf seine Arme. Versuchte sich zu beruhigen, doch es ging einfach nicht. Dieser Druck auf ihn, und von ihm selbst, war einfach zu stark. Er wollte sich erinnern und das vor allem anderen voraus! Nero kam noch weiter auf ihn zu. Kam sich im Moment ein wenig verloren vor und legte Micha deshalb einfach nur eine Hand auf die Schulter. „Das mit dem Glauben wird schon wieder kommen. Vielleicht braucht das einfach noch mehr Zeit. Mit einer Amnesie ist einfach nicht zu scherzen und ich kann mir vorstellen, dass es auch nicht einfach ist.“, meinte er leise. Sah dann kurz in Michas gerötete Augen, welcher sich dann plötzlich erhob und sich einfach an ihn lehnte. Und Nero nahm die Gelegenheit natürlich wahr. Legte seine Arme um den leicht zitternden, ziemlich schlanken Körper und schloss leicht seine Augen. „Da ist es schon wieder… Dieses Gefühl.“, fluchte er leise auf. Zuckte zusammen. „Wieso?“, fragte Micha leise. Sah mit flehenden Augen zu ihm auf. Starrte in die unergründlichen Tiefen und schüttelte leicht den Kopf. „Es… geht nicht.“ Ein Schwall Tränen brach aus seinen Augen. „Micha, zwing dich nicht dazu.“ Nero sah ihn betrübt an. Er konnte ihn einfach nicht weinen sehen. Es war erst ein paar Mal vorgekommen, doch das hatte gereicht. Die Finger seiner rechten Hand streichelten ein paar der Tränen von Michas Wange. Er konnte nicht anders, als ihn sogar leicht auf die Stirn zu küssen. Spürte, wie Micha ein wenig zusammen zuckte. Dem Rothaarigen liefen eiskalte Schauer den Rücken hinunter. Diese weichen Lippen. Auch sie erinnerten ihn an etwas. Etwas Vergangenes, das ein Gefühl der Geborgenheit und Wärme in ihm auslöste. Die kalten Schauer wandelten sich in heiße um und er spürte eine von Neros Händen, wie er nach einer von seinen griff. Michas Hand an seiner nackten Brust. Und wieder zuckte er leicht zusammen, als hätte er einen kleinen Stromschlag bekommen. Er spürte, wie schnell Neros Herz schlug und ihm ging es dabei nicht anders. Sein Puls schnellte nach oben, er fing leicht zu zittern an und sein Gesicht fing zu glühen an. Seine Hand und die Neros wanderten weiter. Über diesen straffen Bauch. Wieder ein kleiner Fetzen eines Bildes, welches sich langsam aufklärte. Er erinnerte sich nur ganz spärlich. „Weist du“, flüsterte Nero über ihm. Schob ihre Hände ein Stückchen weiter und der Knoten des Bandes, welches den Kimono zusammenhielt, löste sich. „Das war die wohl schönste Nacht in meinem Leben.“ Wieder spürte er, wie Micha leicht zusammen zuckte. Seine Finger bewegten sich fast wie von selbst und sein Blick huschte, als würde er magnetisch angezogen, in Neros Schritt. Er errötete schlagartig. Er erinnerte sich wieder an diese samtige Haut. Den schnellen Herzschlag und als er aufblickte, erinnerte er sich auch wieder an dieses unschlagbar süße Lächeln. „Ich… ich spüre deine Angst heute noch.“, murmelte Micha leise. Lehnte seine Stirn an Neros Brust, dessen Hand sich von der seinigen gelöst hatte und nun wieder um seiner Hüfte lag. „Aber du wolltest… es trotzdem. Wie ein kleiner Süchtling.“ Ein leises Kichern drang aus Michas Kehle und seine Arme lagen, als hätte sie jemand darum gelegt, um Neros Taille. „Und deine Augen, werde ich auch nicht vergessen. Sie haben geglänzt, als hättest du zu viel Wein getrunken und so voller Verlangen, dass einem hätte schwindlig werden können.“ Der Rothaarige blickte langsam nach oben. Sah die kleinen Tränen in Neros Augenwinkeln und bemerkte das leichte Kopfschütteln dessen. „Du weist es noch?“, kam es fast tonlos von dem jungen Mann vor ihm. Es war, als wäre die Zeit für einen Augenblick stehen geblieben. Sie sahen sich einfach nur in die Augen. Lächelten ein wenig. Michas Arme lagen mittlerweile leicht um Neros Genick. Sein Herzschlag hatte sich langsam wieder reguliert, nur seine Knie wurden jetzt immer weicher. Er verlor sich in Neros Smaragden und ihm war so warm ums Herz, wie bei ihrem allerersten Kuss. „Wie kann man… den ersten Sex nach vier Monaten vergessen?“, fragte er leicht kichernd. Stellte sich dann auf die Zehenspitzen und legte seine Lippen auf Neros. Der Kuss hielt nicht lange an, da sich Nero ein Lachen daraufhin wirklich nicht verkneifen konnte. Hob Micha dann auf seine Arme. Drehte sich um seine eigene Achse mit ihm, wie damals, als er ihn vom Flughafen abgeholt hatte. Drückt ihn an sich, merkte, wie sich der Rothaarige leicht an ihn klammerte. „Oh Gott… Hilfe.“ Micha lachte leise auf. Schlang seine Beine um Neros Hüfte und wünschte, dass er ihn nie wieder hinunterließ. Nur irgendwann musste er ihn hinunter lassen, da er mit der Zeit zu schwer wurde. „Nero… ich werde...wuha…“ Ein leiser Schrei hallte durch das Zimmer, als Nero das Gleichgewicht verlor und lachend mit Micha in den Armen, auf das große Bett fiel. Ihn selbst da nicht losließ und immer noch leise lachte, was allerdings in ein fast tonloses Weinen überging. „Micha… Lass mich nicht los, ja?“, kam es sehr heiser von Nero, welcher sein Gesicht an Michas Schulter vergraben hatte. Ihn immer noch an sich drückte und in der nächsten Zeit so schnell nicht wieder los lassen würde. „Nein. Keine Sorge.“, meinte der junge Mann leise. Legte seine Lippen sanft auf die Augen seines Freundes und küsste seine Tränen langsam von ihnen. Ließ sich gemächlich auf ihn sinken und sah ihm glücklich in die Augen. „Ich werde dich nicht loslassen.“, hauchte er warm. Schmiegte sich an den wohlig, warmen Körper und spürte, wie schnell der Druck in seinem Kopf und in seinem Herzen nachgelassen hatte. „Nie wieder?“ Nero wimmerte leise auf. Seine Tränen wollten nicht versiegen. Micha nickte. „Nie wieder, versprochen.“ Er hatte nur leise gehaucht. Streichelte ihm leicht durch die Haare und legte seine Lippen auf Neros Stirn. „Ich wusste, dass es da irgendetwas gab… was mich zu dir hinzog… aber ich konnte es partout nicht einordnen. Ich habe dir schlimmes angetan… es tut mir leid.“ Wieder nur ein sanftes Flüstern. „Du konntest doch nichts dafür. Es… war doch alles keine Absicht.“ Nero brachte ein kleines Lächeln über seine Lippen. Ließ seine Hände leicht über Michas Rücken gleiten und küsste ihn flüchtig. „Darf ich ehrlich zu dir sein? Du siehst schrecklich aus.“ „Ich kann es mir denken. Ich habe… ewig nicht mehr richtig geschlafen.“ Der junge Mann sah ihn weiterhin an. Schmiegte sich an den beschützenden Körper. „Dann wird es Zeit.“, meinte der Schwarzhaarige. Zog die Decke über sie, rollte zur Seite und kuschelte sich an seinen Freund. „Ich hoffe echt… dass wir das nie mehr mitmachen müssen. „Und ich erst. Dieser Druck in meinem Kopf war echt höllisch.“ Er grummelte leise. Schloss dann langsam aber sicher seine Augen. Kam gar nicht mehr dazu noch etwas zu denken, da er fast augenblicklich ins Land der Träume getragen wurde. Nero stand relativ früh schon auf. Blickte auf die etwas feuchten Straßen vor dem Fenster und die glitzernden Wassertropfen auf den Grashalmen, welche in der aufgehenden Sonne wie Diamanten funkelten. „Du bist schon auf?“, fragte eine heisere Stimme in den Raum hinein. Gesellte sich zu dem Schwarzhaarigen und legte ihm seine Arme von hinten um den Bauch. „Konntest du nicht schlafen?“ Nero nickte leicht. Lehnte sich vertrauensvoll an Micha. Blickte weiterhin auf die taunassen Wiesen und schloss für einen Augenblick seine müden Augen. „Nein. Schatz, ich glaube ich weis, wer diesen Unfall zu verantworten hat.“, meinte er leise. Verhakte ihre Finger miteinander. „Was?“ Der Rothaarige drehte seinen Freund schnell in der Umarmung zu sich und sah ihm forschend in die Augen. „Woher weist du es?“ Michas Augen graue Edelsteine funkelten ungewöhnlich gefährlich auf. Ein leises Seufzen ging durch das Schlafzimmer. Neros Augen wurden traurig. Seine Mundwinkel hingen, als würden sie sich von einer Brücke in die Tiefe stürzen wollen. „Kannst du dich noch an diese Drohung erinnern? Damals… als wir mit Tenna und Erke in den Kessel gegangen sind?“ Sein Blick wurde noch ein wenig trüber. Die Umarmung verstärkte sich etwas und Nero lehnte seinen Kopf leicht gegen den seines Freundes. „Wahrscheinlich… war es auch diese Person… die mir damals etwas über den Kopf gezogen hat.“ Er hatte leise gesprochen. Er wusste nicht, wie viele schon wach waren, doch nach der Uhrzeit zu schließen, es war kurz nach fünf Uhr morgens, würde noch niemand im Haus herumspazieren. Micha nickte langsam. Lehnte seinen Kopf gegen Neros Brust und schloss die Augen. „Ja, ich kann mich noch gut daran erinnern. Aber… was hat denn das mit dem Unfall zu tun… und überhaupt…“ Er stockte. In seinem Kopf arbeitete es und seine Augen wurden groß, als er seine Gedanken geordnet hatte. „Meinst du…“ Auch Nero nickte für einen kleinen Moment. „Der Anschlag… die Manipulation der Reifen… er war nicht auf dich ausgerichtet, sondern auf mich.“ Der Schwarzhaarige blickte traurig zu seinem Freund. „Ich bin an dem ganzen Scheißdreck schuld…“ Der junge Mann biss sich fest auf die Lippen. Eine kleine Träne löste sich aus seinem Augenwinkel und tropfte langsam auf Michas Stirn. „Nein, das stimmt nicht.“, wehrte Micha ab. Bugsierte seinen Schatz wieder auf sein Bett und drückte ihn darauf, denn er hatte das ungute Gefühl, dass Nero noch umkippen würde. „Nein, was sollst du denn dazu können? Diese Person… hat das Motorrad sehr wahrscheinlich verwechselt. Und diese Drohung war fast über drei Jahre alt. Wieso sollte man sich darüber dann auch noch Gedanken machen?“ Micha schüttelte leicht den Kopf. Spürte Wut in sich aufkochen, als er über all die Geschehnisse nachdachte. Der Groll auf die Person, die ihm solche Schmerzen, körperlich wie psychisch, bereitet hatte, wuchs von Minute zu Minute. Doch was sollte er gegen einen Unbekannten ausrichten? Vor allem jetzt, wo er wieder zurück nach England musste? Das würde nicht gehen, allerdings plagte ihn jetzt, da er sich wieder erinnerte, die Angst um Nero. Was wäre, wenn diese Person nicht aufhören würde, seinen Schatz zu verfolgen. Zu überfallen, vielleicht sogar umzubringen? Das würde er nicht aushalten. „Ich hätte das nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfen.“, meinte der junge Mann leise. Ließ sich nach hinten auf den Rücken fallen und zurrte seinen Kimono noch etwas fester um den dünnen Leib. „Ich meine, du hast die Ärzte selbst gehört. Du hättest für immer im Rollstuhl sitzen können, vielleicht sogar sterben können.“ Eine weitere Träne löste sich aus seinen Smaragden und er spürte sanfte Lippen auf seiner Wange, die seine salzigen Perlen entfernten. Micha nahm Neros Rechte und hielt sie sich leicht an die Wange. Küsste deren Innenseite und blickte ihm in die Augen. „Schatz, ich sitze weder im Rollstuhl, noch liege ich zwei Meter unter der Erde begraben.“, flüsterte der Rothaarige leise auf. Beugte sich etwas weiter über ihn und ließ sich dann langsam auf ihn sinken. „Ich hatte einen guten Schutzengel. Und was kannst du denn dafür, wenn diese Peson zu dumm ist, um das, in seinen Augen richtige, Motorrad zu manipulieren? Gar nichts.“ Er lächelte warm und wieder küsste er die Handinnenseite seines Lieblings. „Nur worüber ich mir Sorgen mache bist du. Wir haben gesehen, wozu diese Person fähig ist. Was ist wenn sie wieder versucht, dir irgendwie einen Strick zu drehen?“ Micha sah seinen Freund aus besorgten Augen an und auch in seinem Gesicht zeichnete sich die Besorgtheit ab. „Da kann man sich nie sicher sein.“ Neros Arme lagen nach einem kurzen Augenblick um den Rücken seines Gegenübers. Seine Augen schloss er langsam und gähnte leise auf. „Aber was willst du machen? Ich kann mich nicht zu Hause einsperren und nicht mehr vor die Türe treten.“, meinte er leise. Spürte Michas warmen Körper an seinem und seufzte wohlig auf. Auch der junge Mann genoss diese wohlige Nähe zusehends. Seine Gedanken drifteten in schweinische Tiefen ab, obwohl es im Moment etwas sehr viel Wichtigeres als Sex gab, worum sie sich kümmern mussten. „Ich wüsste etwas, doch ich glaube nicht, dass sich deine Chefin darüber freuen würde.“ Ein tonloses Seufzen drang aus seiner Kehle, während seine Fingerspitzen leicht über die schmale Brust Neros flogen. „Was wäre das für ein Vorschlag?“ Eine leichte Gänsehaut überzog seinen gesamten Körper, als er die sanften Berührungen spürte, die er so lange vermisst hatte. „Oxford. Dort wärst du… sicher. Und in meiner Nähe.“ Micha sah in die mittlerweile halb geöffneten Augen seines Schutzengels. „Aber ohne Job. Das geht auch wieder nicht.“ Er seufzte leise. Quengelte kurz auf und drückte Nero dann fest an sich. „Ich möchte nicht wieder ohne dich gehen.“ Nero hörte sich diesen Vorschlag an. Hätte sofort eingewilligt, doch das Problem mit der Arbeit war einfach zu groß und so viel Urlaub hatte er auch wieder nicht, ebenso wenig wie Überstunden. „Schatz, ich hab eine Idee. Ich habe ja noch meinen Jahresurlaub. Die zwei Wochen hier waren von meinen Überstunden, sprich ich hab noch gut einen Monat, wo ich Urlaub bekommen würde.“, meinte er leise. Seufzte auf und dachte frustriert daran, dass er dann das ganze Jahr über arbeiten musste ohne wenn und aber. Micha schüttelte leicht den Kopf. „Ich möchte nicht, dass du deinen Jahresurlaub dafür opferst.“, meinte er hartnäckig, obwohl er sich mehr als freuen würde, würde sein Engel mit ihm kommen. „Honey, ich will hier nicht ohne dich sein.“ Nero küsste den Rothaarigen sanft auf die Lippen. „Schon gar nicht nach diesen vielen Wochen, wo zwischen uns so gut wie nichts mehr war.“ Damit meinte er nicht die Berührungen und Zärtlichkeiten, die während Michas Amnesie gefehlt hatten, sondern die Beziehung zwischen ihnen. Er hatte Nero weder als besten Freund noch als festen Freund gesehen und genau das wollte er wieder aufholen. Ihre Zweisamkeit genießen. „Ich werde Angelika anrufen. Das werden wir schon geregelt bekommen.“ Der Schwarzhaarige grinste leicht. Zog dann die kuschelige Decke über sie beide und schlüpfte flink aus seinem Kimono. Dieser Morgen war so unglaublich intensiv, dass die beiden selbst nach ein paar Stunden noch nicht klar denken konnten. Ihre Gefühle spielten verrückt ihre Leiber reagierten bei der kleinsten Berührung auf einander und somit war es nicht wirklich verwunderlich, dass die beiden kaum aus Michas Zimmer zu bekommen waren, einfach deshalb, weil sie noch viel zu viel Zeit auf zu holen hatten. Und somit bekam Nero tatsächlich seinen Jahresurlaub, den er sich von Angelika erbettelt hatte. Mit ein wenig Murren ihrerseits und einem ausführlichen Verhör, weshalb er diesen Urlaub wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)