Voices of our Memories von Kaitomi (~A Story about two different Destinies~) ================================================================================ Kapitel 1: My life without you... --------------------------------- Es war jetzt genau ein Jahr her, dass Miku ihren Bruder Mafuyu in der Villa zurückgelassen hatte. Immer noch war sie sich nicht ganz sicher, ob sie den Verlust verkraftet hatte und die Sehnsucht wieder mit Mafuyu über alles zu reden, war groß... Zwar kümmerte sich Aso Yuu, ein guter Freund von Mafuyu, um sie, aber es war nun mal nicht das Gleiche. Yuu und seine Freundin Kurosawa Rei waren zwar sehr nett und Übernatürliches konnte sie auch nicht mehr sehen, aber immer noch quälten sie bei Vollmond diese Albträume... Wieder sah sie die schrecklichen Dinge von damals, spürte wieder diese Todesangst jener Nächte und immer wachte sie schweißgebadet und nach Mafuyu schreiend auf. Am liebsten hätte sie alles vergessen oder wenigstens mit jemanden offen darüber geredet, doch mit wem nur? Wer würde ihr schon glauben? Alle dachten, Mafuyu sei bei einem Bergunglück umgekommen und irgendwo verschüttet... Mafuyu... Wie es ihm jetzt wohl ging? Ob er immer noch bei Kirie war? Oder war er schon tot? Hatte sich das Höllentor wieder geöffnet? Zu gern hätte sie dies gewusst, aber sie konnte nicht zur Villa zurückkehren... sie konnte nicht noch einmal diese Flure und Zimmer durchqueren... sie würde die Berge von Leichen vor sich sehen... würde wieder an die ekelhaften Rituale denken müssen... Schon die Vorstellung dort wieder zu sein, machte Miku schreckliche Angst und sie wollte auf keinen Fall je wieder dahin. Außerdem befürchtete sie total verrückt zu werden, wenn sie dort wäre... Sie würde hier bei Yuu und Rei bleiben und ein ganz normales Leben führen... So gut sie eben konnte... Yuu hatte einen guten Freund namens Amakura Kei, dieser kam hin und wieder vorbei um mit Yuu über dies und das zu reden. Miku interessierte das nicht und meistens war sie auch bei Rei um ihr bei ihren Fotos zu helfen. Sie war jetzt Reis Kameraassistentin, aber so richtig wohl füllte sie sich beim Umgang mit der Kamera nicht... Denn, wer einmal eine "Camera Obscura" benutzt hatte, konnte nie wieder ohne Probleme durch so einen Summer schauen und Fotos machen... Eines Tages aber, als Rei in der Redaktion war und Yuu einkaufen, war Miku mit Kei allein. Die Beiden saßen auf dem Sofa und man hörte das Geräusch des Sekundenzeigers, der langsam vor sich hin tickte. Die Zeit schlich wie eine Schnecke dahin und wollte einfach nicht vergehen. Es waren nur Minuten, die Miku und Kei warteten, aber den beiden kam es wie eine Ewigkeit vor. Miku füllte sie in dieser schrecklichen Stille nicht wohl und wollte sie beenden, doch sie wusste nicht wie... worüber sollte sie mit Kei reden? Immerhin kannte sie ihn nicht... Viele Fragen gingen ihr durch den Kopf, während die Stille ihr das Herz abschnürte. Kei schien es ganz ähnlich zu gehen, doch er nahm seinen ganzen Mut zusammen, würgte die Angst runter und unterbrach die Stille, indem er die junge Frau nach Mafuyu fragte. Was er nicht wusste war, dass Miku diesem Thema möglichst aus dem Weg ging. Aber aus irgendeinem Grund war es heute andres als sonst... Sie erzählte Kei von Mafuyu, ohne dass sie bitterlich in Tränen ausbrach oder zittere wie ein Blatt im Wind... "Er starb bei einem Unglück in den Bergen, er wollte Herrn Takamine suchen. Diesen Schrittsteller, den kennen Sie doch sicher... Und... na ja... es gab einen Erdrutsch... Man fand ihn bis heute nicht...", erzählte Miku. Kei hörte sehr interessiert zu und die Betroffene spürte, dass sie ihm die Wahrheit erzählen wollte, doch sie war sich bewusst, dass er das niemals glauben würde. So versank Miku in ihre Gedanken... Sie fragte sich immer wieder, ob sie vielleicht über den Verschollen hinweg war und normal weiter leben könnte... Und wieder trat die Stille ein, die einem das Herz zerdrückt und wieder wurde sie von Kei zerrissen. Er hatte bemerkt, wie schwer es der verlassen Schwester fiel von ihrem Bruder zu reden und deshalb wollte er ihr von etwas erzählen, das ihm große Sorgen machte: "Ich habe zwei Nichten, sie leben mitten im Wald. Deshalb sehe ich sie kaum, obwohl ich beide sehr mag. Das Tal, in dessen Nähe sie wohnen und in dem sie immer gespielt haben, sollte geflutet werden und als sie eines Tages ein letztes Mal in diesem Wald spielen wollten, verschwand eine der beiden. Bis heute ist noch nicht geklärt wo sie ist und Mio, die andere, sagt nichts. Sie waren Zwillingsschwestern und unzertrennlich... Mir ist es bis heute unbegreiflich wieso Mio nichts sagt, obwohl wir dadurch ihre Schwester finden könnten... Und... ach ja, sagt doch du, Sie ist mir zu förmlich..." "Ok...", sagte Miku - leicht rot werdend, da sie nur zu Rei und Yuu du sagte - und nach einer kleinen Pause fügte sie zaghaft hinzu: "Vielleicht will diese Mio nicht, das man ihre Schwester findet... Aber ich glaube eher, sie weiß, dass man sie nirgendwo finden wird..." "Wie meinst du das? Meinst du sie hat sie umgebracht oder Ähnliches?", erschrocken starrte Kei die junge Frau an. Diese wurde wieder rot und nervös, wie sollte sie ihm das erklären und das ohne ihn zu verletzen? War sie doch der Meinung, dass alle Leute, die auf merkwürdige Art und Weise verschwanden, bösen Geistern zum Opfer gefallen waren. Nach einem kurzen Moment des hastigen Überlegens sagte Miku schließlich: "Weißt du, ob die beiden so etwas wie eine spirituelle Kraft hatten? Was bei Zwillingen nicht unüblich ist..." Der junge Mann unterbrach sie: "Was meinst du mit spiritueller Kraft? Du meinst Wahrsagen und so sinnloses Zeug?" Daraufhin wurde Miku noch nervöser und stotterte nur noch: "Nein... so meinte ich das nicht..." Und als sie fast verzweifelte, weil sie nicht mehr wusste, wie sie aus der Situation rauskommen sollte, hörte sie wie jemand die Haustür aufschloss. Miku atmete tief durch und sprang vom Sofa auf um zur Tür zu gehen. Sie war erleichtert dieses Gespräch nicht weiter führen zu müssen. Fast war sie aus dem Raum als Kei sie stoppte, weil er ihr ein unglaubliches Angebot machte: "Miku! Willst du Mio mal treffen?" Plötzlich erstarrte die junge Frau. Sie konnte sich nicht mehr bewegen und starrte einfach so ins Leere, denn die Vorstellungen jemanden zu treffen, der vielleicht auch Geistern begegnet war und mit dem sie vielleicht offnen darüber reden konnte, nahm ihr jeglichen Atem. Und wie so oft schossen ihr tausend Fragen und Möglichkeiten durch den Kopf, vielleicht könnte sie mit dieser Mio über ihre Ängste, Gefühle und Erfahrungen reden! Aber so schnell wie diese Hoffnung gekommen war, kam auch die Angst das Miku bei ihr auf Ablehnung und Verdrängung stoßen würde. Und plötzlich kam ihr die Idee, auch einfach alles zu verdrängen und sich an die offizielle Geschichte zu klammern, dass alles nur ein tragischer Unfall war... Doch wie sollte sie diese Erlebnisse einfach so verdrängen? Das schien ihr einfach schier unmöglich... Nein... Ihr Wunsch, diese Person zu treffen, war zu groß... Sie konnte ihn jetzt nicht mehr verdrängen. Es war Miku egal ob das Mädchen sie ablehnen würde, sie musste es versuchen oder sie würde es ihr Leben lang bereuen... Yuu ging an ihr vorbei, fragend ,was los sei' und im gleichen Moment seinen Freund fröhlich begrüßend. Einem Moment lang bliebt Miku so erstarrt stehen... immer noch ins Leere starrend und mit dem Rücken zu den beiden jungen Männern... Einzige Sekunden, die der jungen Frau natürlich wie eine Unendlichkeit erschienen, rang sie mit ihren Ängsten, ob sie Ja oder Nein sagen sollte, doch am Ende siegte der starke Wunsch nach diesem Treffen und sie ballte die Hände zu Fäusten, holte tief Luft, schloss für einen Moment die Augen und atmete tief wieder aus. Dann drehte Miku sich langsam, aber sicher, um und meinte entschlossen: "Nichts, Yuu, alles in bester Ordnung. Und Kei... Ja, ich würde mich sehr darüber freuen sie kennen zu lernen." Yuu schaute die beiden verwirrt an... Wenn meinte Miku mit ,sie'? Was hatten die beiden den hier besprochen? Doch er bekam keine Antwort, Kei lächelte Miku an und sagte: "Vielleicht ist sie ja bereit, dir etwas zu sagen, was sie sonst keinem sagen möchte. Das habe ich irgendwie so im Gefühl..." Dann fing der junge Mann an, ihr von einigen Dingen zu erzählen und die Zuhörerin spürte, dass ihm diese Dinge viel bedeuteten. Kei schilderte ihr den Ort in der Nähe des Waldes, erzählte von Mio und ihrem Zwilling Mayu, die seit ihrer Kindheit humpelte, weil sie einmal ausgerutscht war als die Beiden spielten, dass sie seither unzertrennlich waren und er erzählte von dem Wald... sogar die Geschichte über das verschwundene Dorf im Tal... Mit jedem neuen Detail, das der junge Schriftsteller ihr erklärte, fühlte Miku, wie in ihr die sichere Gewissheit aufstieg, dass sie mit ihrer Vorahnung Recht hatte und dass diese Zwillinge wirklich auf Geister gestoßen waren... Allerdings ging Kei viel zu früh wieder heim. Er wollte nicht zum Essen bleiben und deshalb brachte Miku ihn zum Fahrstuhl, sie konnte gar nicht mehr aufhören ihn nach mehr Details auszufragen. Und der Ausgefragte merkte, dass es ihm gut tat, dass alles mal irgendwem zu erzählen. Am liebsten hätte die junge Frau ihn wohl die ganze Nacht ausgefragt... Da die anderen Beiden mit der Zubereitung des Abendessens beschäftigt waren, stand Miku mit Kei allein im Flur. Der junge Mann war so mit erzählen beschäftigt, dass er nicht mehr wirklich merkte was um ihn herum geschah. Als die Zwei nun auf im Flur auf den Fahrstuhl warteten, überkam der jungen Kameraassistenten plötzlich ein merkwürdiges Gefühl. Hastig blickte sie in alle Richtungen. Nach dem Grund für dieses mulmige Gefühl suchend, erinnerte Miku sich, dass sie, als Gefangene in der Villa war, dieses Gefühl immer dann hatte, wenn ein Geist in ihrer Nähe war. Die junge Frau zitterte innerlich und spürte wie kalter Scheiß an ihrer Stirn herunter lief. Miku wollte einfach nicht glauben, dass sie so etwas wieder spürte, nach so langer Zeit... Kei schaute die Verängstigte nur verwundert an, die sich nervös und für ihn grundlos in der ganzen Gegend umsah, so als hätte sie vor irgendetwas panische Angst... Nachdem die junge Frau sich gründlich umgesehen hatte, seufzte sie erleichtert und senkte für einen Moment den Blick. Doch sie hatte sich zu früh gefreut, denn als Miku den Blick wieder hob, sah sie am Ende des Ganges einen wunderschönen, purpurroten Schmetterling, der sich in ein junges Mädchen verwandelte... Und wieder erstarrte die junge Kameraassistentin, sie spürte förmlich wie die Kälte langsam in ihr hochkroch und sie bewegungsunfähig machte und ihr das Atmen erschwerte. Diese Erscheinung hatte sie total verwirrt und verängstigt, sie wusste einfach nicht mehr weiter... Was geschah mit ihr? Was wollte dieser Schmetterling... Nein, dieses Mädchen von ihr? Wollte sie Miku holen? Am liebsten hätte die junge Frau geschrieen, aber ihr Mund war zu trocken und ihre Stimme blieb ihr im Halse stecken. Erst als Kei "Tschüss" sagte, löste sich ihre steinerne Vereisung, die nur einige wenige Sekunden gedauert hatte... Miku wandte den Blick zum Gehenden, der schon im Fahrstuhl stand und ihr zum Abschied winkte, immer noch stark zitternd winkte sie ihm zurück, dann schloss sich die Fahrstuhltür und die Verzweifelte war nun ganz allein in dem Flur... Ganz langsam drehte sie sich in die Richtung, in der vorhin das Mädchen gewesen war, doch da war nichts... Kein Schmetterling, kein Mädchen, kein Geist... Immer noch etwas ängstlich und verwirrt, ging sie in die Wohnung zurück, in der Rei schon auf sie wartete um ihr zu sagen, dass das Essen fertig sei. An diesem Abend lag Miku noch lange wach und ihr gingen viele Fragen durch den Kopf, doch auf nicht eine hatte sie eine Antwort... Warum sah sie dieses Mädchen hier? Was hatte das zu bedeuten? Was wollte sie von ihr? Und vor allem... wer war sie? Aber die Frage, die sie am meisten quälte, war die, warum Miku sie überhaupt gesehen hatte... Eigentlich konnte sie doch keine Dinge sehen, die andere nicht sahen... Aber... früher waren die Geister, die die junge Frau sah, immer so schrecklich traurig und Miku spürte, dass sie unfreiwillig und ihn großer Angst oder Trauer starben... doch dieses Mädchen... es hatte fröhlich und unbeschwert gelächelt, so als wäre sie glücklich... Sie musste an die Zwillinge denken, von denen ihr Kei erzählt hatte und daran, dass eines der beiden Mädchen spurlos verwunden war... Könnte es nicht sein, dass dieser purpurrote Schmetterling jenes verschwundene Mädchen war? Wollte sie Miku etwas sagen? Und warum war ihr sechster Sinn plötzlich wieder da? Stand wieder ein Unheil bevor? Bis weit über Mitternacht dachte die junge Frau über diese Dinge nach, bis sie endlich in einen tiefen Schlaf fiel. Sie schlief so fest und friedlich, wie schon lange nicht mehr...Vielleicht lang es an der Hoffnung, eine Gleichgesinnte zu treffen oder vielleicht auch Mafuyu wieder zu sehen, wenn auch nur als Geist und auch wenn es nur ein allerletztes Mal sein sollte... 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