MCR - Conan Shortstories Band 1 by Kokomiko von Kokomiko (Ablage P) ================================================================================ Kapitel 19: Wege des Schicksals ------------------------------- *kicher* Kilma wie ich sehe ist deine Bratpfanne wieder in Aktion getreten. ISt dir klar, dass das gute Stück irgendwann verbeult ist, wenn du sie so derartig missbrauchst? *lach* Doch steck sie lieber weg. Heute geht es etwas nachdenklicher zu. Dieses Kapitel gehört wieder Leira. Ich hoffe es gefällt dir. *KüchenkreppindieHanddrück* Mir wurde gesagt ich solle es vorsichtshalber bereit stellen. Also falls noch jemand Bedarf hat, ob für die Tränen oder das Schmalz welches vom Monitor tropft, es kann sich jeder gerne bedienen. ________________________________________________________________________________ Shin-ichi saß auf einen Stuhl. Sachte stieß er die Hängematte neben sich an und brachte sie zum schwingen. In der Mitte schlief seelenruhig ein Baby. Liebevoll, aber mit einem traurigen Ausdruck ruhten seine Augen auf dem Kind. Schüchtern huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Ein kräftiger Windstoß fegte über die Terrasse und wirbelte durch sein Haar. Er beugte sich vor und zog eine Decke über das Baby. Dann lehnte er sich zurück, wandte seinen Kopf und sein Blick wanderte sehnsüchtig zum Himmel empor, als würde er hoffen dort jemanden zu sehen. Und seine Gedanken nahmen den Weg zurück in die Vergangenheit. "Shin-ichi?", flüsterte Yukiko, als ihr Sohn in ihr Blickfeld trat. Sie saß auf einem Stuhl neben einer Hängematte und las ein Buch. "Wie geht es Ran?", flüsterte er zurück und seine Augen ruhten auf dem Mädchen, welches in der Hängematte lag und schlief. "Unverändert. Sie schläft halt viel." "Warum ausgerechnet sie?" Shin-ichi's Stimme klang vorwurfsvoll. Er konnte sich noch erinnern an den Tag, als er wegen eine Erkältung von Ran mit ihr beim Arzt war und der ihnen das unglaubliche Ergebnis der Laborwerte erläuterte. An diesem Tag war er vollständig erstarrt, denn Ran's Lebensprognose ist von einer auf die andere Sekunde zu einem knappen Jahr zusammengeschrumpft. Aus der harmlosen Erkältung, war eine lebensbedrohliche, unheilbare Erkrankung geworden. Für ihn und für sie völlig unerwartet. Seid diesem Tag baute Ran mehr und mehr ab. Sie wurde schlapper und entkräftete zusehend. War sie mal wach wirkte sie abgespannt und geistesabwesend. "Das kann keiner sagen." flüsterte Yukiko und riss Shin-ichi damit aus seinen Gedanken. "Aber ich finde es schön, dass du dich dazu entschlossen hast für sie noch einmal deine wahre Gestalt anzunehmen. Ich hoffe ihr habt genügend Zeit für euch beide." Shin-ichi wendete sich seiner Mutter zu und führte das Gespräch in dem bereits begonnenen Flüsterton weiter. "Wie üblich. 24 Stunden halt. Dann schrumpfe ich wieder zu Conan zurück." "Wirst du ihr sagen dass du sie liebst?" Shin-ichi überlegte, dann schüttelte er den Kopf. "Nein. Das wäre nicht gut für sie." "Glaubst du nicht, dass sie sich riesig darüber freuen wird, wenn sie weiß, dass ihre Liebe von dir erwidert wird? Sie wartet doch so sehr darauf." "Doch sie würde sich freuen." "Und warum willst du ihr das dann nicht sagen?" "Sicher war es immer mein Traum mein Leben mit ihr zu verbringen und sogar eine Familie mit ihr zu gründen. Aber ihr das zu sagen, wäre in ihrer Lage das schlimmste, was ich ihr antun könnte. Ihre Freude wird ziemlich schnell von Frustration abgelöst, wenn ihr erst bewusst wird, dass ihr Traum so greifbar nah scheint, sie ihn aber nie erleben kann. Und wenn sie erst realisiert, dass mit ihrem Ableben mein Traum erlischt, wird sie das nicht gerade glücklich machen." "Da magst du Recht haben." "Glaub mir Mama, mir macht es keinen Spaß sie anzulügen und ihr so viel zu verschweigen. Aber letztendlich tue ich es nur um sie zu schützen und um ihr das Leben um einiges leichter und erträglicher zu machen." "Und deines dafür umso beschwerlicher." "Ich halte das schon aus. Immerhin tue ich es für sie und schon deshalb tue ich es gerne. Es gibt nichts Schöneres, als ihr Lächeln zu sehen wenn es tief aus ihrem Herzen kommt." "Ich denke mal, dass du sie glücklich machen kannst, wenn du wenigstens den Rest ihres Lebens mit ihr verbringen könntest. Lasse doch deinen Fall einfach fürs erste sausen und bleib bei ihr." "Das wäre schön, du vergisst jedoch, dass ein wirksames dauerhaftes Gegenmittel, das den Schrumpfungsprozess aufhebt, noch nicht entwickelt wurde. Selbst wenn es das gäbe, wäre mein Aufenthalt hier in Japan zu gefährlich. Und das für uns beide. Wenn die Männer in schwarz mitbekommen, das ich noch lebe, werden sie mir und auch Ran nach dem Leben trachten. Ihr Leben könnte schneller beendet sein, als ihr lieb ist. Und meines noch dazu. Das würde keiner von uns wollen. Weder ich, noch sie oder du." "Dann geht doch beide ins Ausland." "Ins Ausland?" "Wie wäre es mit einer kleinen Weltreise?" Shin-ichi senkte den Kopf. "Ich kann es mir nicht leisten." "Dein Vater und ich werde es euch finanzieren. Das weißt du so gut wie ich. Und ich denke mal, wenn du jeden Tag, wenn die Anzeichen für deine Schrumpfung auftreten, eine Kapsel mit dem Gegengift schluckst, würde das auch einen Dauerzustand erzeugen. Wenigstens so lange wie sie dich braucht." Shin-ichi schwieg und schien zu überlegen. "Ich habe Ran immer als meine Schwiegertochter angesehen.", flüsterte Yukiko weiter. "Dass sie es nicht sein wird, schmerzt mich ebenso wie dich. Deshalb möchte ich ihr das Leben welches sie jetzt noch hat, soviel wie möglich versüßen. Ich will sie soweit es mir zusteht verwöhnen, wenn ich es in ihrer Zukunft nicht mehr tun kann." "Bitte Shin-ichi lass es uns machen.", erklang eine schwache Stimme hinter ihm. Erschrocken drehte er sich um. Ran lag bewegungslos da und schaute starr in den Garten. "Du bist wach?", fragte er verwundert und warf einen unsicheren Blick seiner Mutter zu. "Seit wann?" "Noch bevor du hier aufgetaucht bist.", antwortete sie. "Dann hast du alles mitbekommen über was ich mich mit meiner Mutter unterhalten habe?" Ran schwieg. "Ich lass euch allein." Yukiko erhob sich und verschwand. Shin-ichi setzte sich auf den Stuhl, auf den eben noch seine Mutter gesessen hatte und stieß Ran vorsichtig an. Sanft schaukelte er sie hin und her. Seine Gedanken waren noch bei seinem Gespräch mit seiner Mutter, welches Ran in voller Länge mitbekommen hatte und sie nun die Wahrheit über ihn, seine Misere und seine Gefühle wusste. Nicht das er sich jetzt rausreden wollte oder sich versuchte zu erklären, denn das war nicht nötig. Das fühlte er. Aber war die Idee seiner Mutter wirklich so durchführbar? "Wird das nicht zu anstrengend für dich?", fragte er Ran. Denn den Gedanke ihr diesen Wunsch zu erfüllen und mit ihr auf Weltreise zu gehen, den wollte er nicht einfach so wegwischen. Schließlich wünschte er sich selbst soviel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen. Die Zeit, die ihnen beiden noch blieb. "Ich weiß nicht, aber ich möchte nicht allein bleiben." Ran's Stimme erstarb mit ihren letzten Worten. "Wollen wir es probieren?" Zuversichtlich griff Shin-ichi nach ihrer Hand und drückte sie. Ran nickte nur leicht. "Okay, dann kümmere ich mich drum." Shin-ichi lächelte sie an. Und das erste Mal seid langer Zeit blickte sie ihn wieder in die Augen. Shin-ichi war froh, das sie keinerlei Worte über sein Dasein als Conan verlor. Sie ignorierte diese Tatsache komplett, als würde dieser kleine Junge nicht existieren. Schon bald plante Shin-ichi, wieder oder besser vorerst wieder in Miniformat, eine umfangreiche Reise einmal um den Erdball. Die Reise sollte westwärts gehen. Immer mit der Sonne. Zuerst wollte er mit ihr nach China und die große Mauer besuchen. Dann weiter nach Indien, hinüber zu den Arabischen Länder. Die Route führte sie dann nach Norden. Über Moskau ging es weiter nach Petersburg und seiner Geschichte, hinauf nach Skandinavien. Wenn alles gut lief, könnten sie noch ein paar schwarze Nächte erleben, bevor sie mit einem Rentierschlitten durch den tiefen Schnee in Richtung Europa aufbrachen. Berlin, Paris, Rom, Athen standen als nächsten auf dem Plan. Nach einer Überfahrt auf dem Mittelmeer landeten sie dann in Afrika. Mit einer Nilfahrt sollte die Besichtungstour auf dem schwarzen Kontinent starten. Die Sahara war ein Muss, auch wenn sie nur am Rande gestreift wurde. Immer weiter nach Süden führte sie der Weg mit einer Safarireise durch die Serengeti. In Südafrika stiegen sie dann in einen Ozeanriesen der sie über den Atlantic nach Südamerika bringen sollte. Der Kontinent wurde durchquert und so wichtige Dinge wie die Pyramiden der Inkas und der Amazonas konnte nicht ausgelassen werden. Über Mittelamerika führte sie dann die Reise in die USA, die nur kurz durchquert werden sollte, da sie dort schon oft waren. Aber in Kanada sollte dann die Wildnis durchforstet werden. An der Westküste angekommen, stand wieder eine Seereise bevor. Der Pazifik erwartete sie. Über Hawaii und den Fiji sollte wieder die Halbkugel gewechselt werden und Australien angesteuert werden. Diese Seefahrt würde die längste sein. Und sie würden mit ihr die Datumsgrenze überschreiten. Im Outback dann wollte er versuchen mit ihr ein paar Opale zu finden. Dann sollte die Heimreise angetreten werden. Der Weg sollte sie dann von Australien wieder nach Japan führen. Ein Katzensprung nur noch. So war der Plan. So sollte es laufen. Und dann, aber daran mochte Shin-ichi so gar nicht denken wollen, dann müssten sie sich vorbereiten Abschied zu nehmen. Falls es Ran wiedererwartend früher schlecht gehen sollte oder absehbarer wurde wann ihr Ende nahte, konnten sie mit einem Flugzeug jederzeit die Reise unterbrechen und früher nach Hause zurückkehren. Ran saß bei den Planungen neben ihm und blühte umso mehr auf, je mehr Reiseziele es wurden. Das Ganze und die Aussicht das Shin-ichi an ihrer Seite sein würde, gaben ihr Auftrieb. Die Reise war geplant, die Pässe erstellt, und Shin-ichi hatte genügend Kapseln fürs Erste bei sich. Später würden sie immer wieder auf eine Vertrauensperson von ihnen treffen, um eine neue Portion in empfang zu nehmen. So brachen sie eines Morgens auf. Die Koffer waren im Taxi und Shin-ichi, wieder in seiner alten Gestalt, führte Ran an der Hand zum Wagen. Dann verschwanden sie spurlos. Nur wer wusste was sie vorhatten, konnte in etwa verfolgen, wo sie sich auf dem Planeten aufhielten. Nach einigen kurzen Zusammentreffen meldete sich Yukiko als Begleitung an. "Wie geht es dir Ran?" Yukiko eilte auf Ran und Shin-ichi zu. Sie standen am Flughafen in Berlin und strahlten Yukiko an, die eben gelandet war. "Gut." Ran schmiegte sich an Shin-ichi. "Du siehst auch richtig gut aus.", bemerkte Yukiko und musterte Ran von oben bis unten. "Du wirst es nicht glauben, aber sie blüht richtig auf.", sagte Shin-ichi. "Ich kann es selbst kaum glauben. Deine Idee, Mama, war brillant." "Das freut mich." Sie überreichte Shin-ichi eine Schachtel. "Professor Agasa hat mir von Ran's erfreulichen Zustand berichtet, und deshalb wollte ich mich mit eigenen Augen davon überzeugen." "Wir dürfen uns nur nicht der Illusion hingeben, das Ran jetzt doch geheilt ist." Der Dämpfer den Shin-ichi von sich gab wirkte sich auf alle aus. "Aber ich denke mal, wir werden die Zeit überschreiten die uns der Arzt gegeben hat." Er zog Ran in den Arm und drückte sie an sich. "Und das werden wir genießen." So verbrachten die drei die nächsten Tage zusammen. Yukiko begeleitete sie auch noch im Zug nach Paris, wo sie dann in der Stadt der Liebe mit Yusaku zusammentrafen. Dort stellte Yukiko auch fest, das sich Ran und Shin-ichi schon seit einiger Zeit ihrer Liebe hingaben. Sie lächelte, als Shin-ichi seiner Ran heimlich einen Kuss aufdrückte. Einige Zeit später und bereits in einem anderen Land, hieß es sich zu trennen. "Pass auf sie auf.", meinte Yukiko, als sie sich von Shin-ichi verabschiedete. Dann trat sie auf Ran zu und umarmte sie herzlich. "Und dir noch viel Spaß. Amüsiert euch gut." Ran nickte. Die Zeit verstrich. Noch bevor der Atlantik überquert wurde, trafen sie sich ein weiteres Mal. Doch nur kurz. Shin-ichi's neue Ration an Gegengift wurde überreicht und Yukiko und Yusaku winkten den beiden hinterher, als das Schiff ablegte. "Wir sehen uns in L.A. wieder.", rief sie hinter her. Die Türglocke schrillte. Yukiko hastete zur Tür. "Da seid ihr ja. Warum habt ihr nicht angerufen. Wir hätten euch vom Flughafen abgeholt." "Es geht schon." Yukiko warf einen Blick auf Ran. "Du bist ja richtig füllig geworden." "Das ist mir auch schon aufgefallen, aber sie meinte ich bilde mir das nur ein.", entgegnete Shin-ichi und stellte den Koffer ab. "Allerdings bin ich ganz froh, dass es ihr wieder besser geht, sie hatte zwischendurch einen Durchhänger. Die Überfahrt auf dem Atlantik ist ihr nicht sonderlich gut bekommen. Aber nicht nur ihr, einigen Anderen ging es auch mies. Auf unserer Reise durch Südamerika hat sie aber wieder aufgebaut. Dennoch eine Pause wird ihr gut tun." Shin-ichi streckte sich. "Schön euch wieder zu sehen." Er begrüßte seine Mutter. Doch sie schob ihn nur zur Seite und betrachtete Ran eingehender. Sie dachte an Paris. "Mir machst du nichts vor Ran." Ran blickte sie erstaunt an. "Wie meinst du das?" Yukiko stemmte die Hände in ihre Hüfte. "Die Überfahrt kam gelegen. Du konntest deine Übelkeit, wenn sie eintraf gut tarnen. Klasse berechnet. Das muss ich dir lassen. Termin würde dann sein, wenn ihr wieder in Japan seid. Aber wie lange wolltest du es denn verschweigen? Irgendwann hättest du es nicht mehr leugnen können. Und Shin-ichi ist nicht blöd. Doch er ist ein Mann. Ihn kannst du noch täuschen, zumal er dich täglich sieht und kleine Veränderungen ihn nicht so sehr auffallen wie mir. Obwohl er es schon bemerkt hat, es nur noch nicht richtig zuordnen können. Aber ich als Frau weiß was los ist. Außerdem habe ich dich schon eine Zeit lang nicht mehr gesehen. Da ist mir deine Rundung sofort ins Auge gesprungen." "Halt mal Mama. Du willst doch nicht andeuten das Ran schwanger ist." "Ich deute es nicht an. Das ist eine Tatsache." Shin-ichi drehte sich ruckartig zu Ran um. "Ran sag das es nicht wahr ist." Beschämt senkte Ran den Kopf. "Doch es ist wahr." "Was?", fuhr Shin-ichi sie an. "Aber wie kann das passieren, wir haben doch verhütet. Die Strapaze einer Schwangerschaft hätte ich dir in deinem Zustand nie zugemutet. Oder bist du überfallen worden? Nein das kann nicht sein. Ich hatte dich immer im Blick." Sein Gehirn arbeitete fieberhaft. "Ich habe die Kondome vorher mit einer Nadel durchstochen. Ich wusste dass du es nicht zulassen würdest." "Erzähle mir nichts. Ich hätte die Einstichstelle auf der Verpackung als leichte Erhöhung gemerkt, wenn du sie durchstochen hättest." "Diese Kondome hattest du nie in der Hand.", sagte Ran leise. Shin-ichi fuhr es heiß über den Rücken. Stimmt, Ran hatte Recht. Nicht alle hatte er in der Hand. "Du hast mich also ausgetrickst. Ist dir klar was für ein Risiko du eingehst? Warum hast du das nur gemacht?" "Hör auf sie anzufahren Shin-ichi.", mischte sich Yukiko wieder ein. "Ich hätte es an ihrer Stelle auch getan." "Was?" "Sie liebt dich und sie weiß, dass sie bald gehen muss. Sie wollte dir nur eine dauerhafte Erinnerung hinterlassen. Du scheinst zu vergessen, dass du gesagt hast, dass es dein Traum ist mit ihr zu eben und eine eigene Familie mit ihr zu gründen. Sie wird sich daran erinnert haben. Und wenn sie nicht mehr lebt, ist dennoch ein Teil deines Traumes in Erfüllung gegangen." Shin-ichi schwieg. Er zog Ran in seine Arme. "Dummkopf.", sagte er leise. "Ich wollte das nicht. Nicht wenn deine Gesundheit dabei auf dem Spiel steht." Vorsichtig drückte er sie an sich. "Ich liebe dich Shin-ichi.", schluchzte Ran. "Schon gut. Es ist nun mal passiert und ändern können wir es nicht mehr. Aber ich will dass du ab sofort in ärztliche Betreuung gehst. Wir brechen die Weltreise ab und fliegen sofort nach Hause." "Nein." Ran hob den Kopf und eine Träne glitzerte in ihrem Augenwinkel. "Ich wollte doch noch die Wildnis Kanadas sehen und einen Opal wollte ich auch noch finden. Er soll Gesundheit bringen." "Die Wildnis Kanadas wird nicht anders sein als die von Skandinavien und einen Opal könnten wir kaufen." "Es ist trotzdem nicht das gleiche." "Und das Baby? Was ist mit dem? Das oder die Reise, eines kannst du nur haben." Ran senkte den Blick. "Ihr geht einfach zu den Ärzten die ihr unterwegs trefft. Du scheinst zu vergessen Shin-ichi dass nicht nur in Japan Kinder geboren werden." "Also schön. Aber wenn ein Arzt dir Ruhe verordnet, dann fliegen wir auf der Stelle zurück. Versprochen Ran?" Ran nickte und strahlte wieder. Dankbar für Yukikos Unterstützung und froh, dass das Geheimnis gelüftet war, sah Ran sie an. Und Yukiko lächelte zurück. "Herr und Frau Kudo!" Ein Arzt trat ins Zimmer. "Wir sollten nicht länger warten und das Kind noch heute holen." Shin-ichi sah auf Ran. Sie lag im Bett verkabelt von etlichen Messgeräten die sie und ihr Kind überwachen. Er wusste, dass Rans Werte schlecht waren. In einem vorangegangenen Gespräch hatte er sich schon mit dem Arzt unterhalten, der ihm sagte, das sie die Schwangerschaft so lange wie möglich vorantreiben wollten, damit das Kind bessere Überlebenschancen hat. Aber sobald die Werte der Mutter abfallen und Gefahr für das Kind bestehen würde, wird der Kaiserschnitt eingeleitet. Nun war es also soweit. Aber bei allem schwang die Ungewissheit mit, ob Ran den Eingriff überleben würde. Shin-ichi schluckte. Dann wendete er sich dem Arzt zu und nickte leicht. "Wir bereiten alles vor.", sagte er und verließ das Zimmer sofort. Shin-ichi griff nach Rans Hand. "Es ist soweit. Wir beide bekommen ein Baby.", sagte er zuversichtlich und lächelte, obwohl ihm irgendwie nicht dazu zumute war. Auch Ran lächelte, was allerdings eher gequält aussah. Sachte drückte er Rans Hand. Das sie hier waren, war auch nur Rans Kampfwille zuzuschreiben. Seid es rausgekommen war, das sie schwanger war, hatte er sie besonders gut beobachtet. Sie hatten es sogar geschafft ihre Weltreise zu vollenden, während sich ihr Bauch zusehend rundete. Shin-ichi war richtig Stolz auf seine Ran. Doch dann hatte Ran auf einmal schneller abgebaut als ihm lieb war. Und seid sie wieder in Japan waren, hatte sie das Krankenhaus nicht mehr verlassen. Sie wurde Tag und Nacht beobachtet. Hin und wieder konnten sie den Messgeräten entfliehen und dann durfte er sie im Krankenhauspark umherschieben und sie konnten noch ein wenig Zweisamkeit genießen. Und sie hatten es sogar noch geschafft zu heiraten. Zwar am Krankenbett, aber besser als gar nicht. Danken konnte er auch Ai. Sie hatte es nicht übers Herz gebracht, ihn in diesem Zustand zwischen seinem erwachsenen und seinem geschrumpften Ich zu belassen und hatte ihm, in Hinblick darauf, dass er außerdem bald Vater werden würde, das endgültige Gegengift begeben. Seine Eltern weilten auch wieder in Tokyo und kamen sie täglich besuchen. Genau wie ihre Eltern, wobei er von ihrem Vater nur noch düstere Blicke erntete. Nicht nur das man ihn vollkommen übergangen hatte was die Weltreise betraf, sondern er hatte seine Tochter ausgerechnet an ihn, Shin-ichi Kudo, verloren. Das passte ihm nicht. Rans Mutter dagegen hatte die Wünsche ihrer Tochter akzeptiert. Shin-ichi beugte sich über Ran und küsste sie liebevoll. Krampfhaft versuchte er das Kommende zu verdrängen und sich nicht anmerken zu lassen, was ihn bedrückte. Ran würde es sonst nur noch schwerer haben, wenn sie merkte, welche Sorgen er sich machte. Die Tür wurde geöffnet. Mehrere Schwestern erschienen und Ran wurde mitsamt aller Geräte aus dem Zimmer geschoben. Dicht neben ihrem Bett, immer noch Rans Hand haltend, begleitete sie Shin-ichi. Doch dann wurden sie getrennt. Shin-ichi musste sich umziehen gehen, während Ran vorbereitet wurde. Sie war ängstlich, doch als ein Mann in grünen Kittel zu ihr trat und es sich als Shin-ichi rausstellte, musste sie unweigerlich grinsen. "Nicht mehr lange und du wirst dein Baby im Arm halten.", flüsterte er ihr zuversichtlich zu, auch wenn er selbst davon nicht überzeugt war. Doch seine Hoffnung aufgeben wollte er auch nicht. Ran bekam eine örtlich Betäubung. Shin-ichi wurde hinter den Vorhang neben Rans Kopf verband, damit er und sie nicht so viel von der OP mitbekamen. Doch dann ging alles sehr schnell. Ran schloss die Augen und der Mann neben ihm sagte nur noch: "Wir verlieren sie." "Alles klar.", antwortete der Arzt der Ran gerade den Bauch öffnete. Hecktisches Treiben setzte ein. Ein Baby schrie und Shin-ichi wurde mit der Hebamme welche sein Kind in Empfang genommen hatte hinausgeschickt. Ängstlich beobachtete er das Geschehen durch das kleine Fenster in der Tür. Er sah, wie versucht wurde Ran zu reaniminieren. Aber er wusste ebenso, dass es keinen Sinn hatte. Er wusste, auch wenn er es nicht wahr haben wollte, das mit der Geburt des Kindes Ran sterben würde. Nur noch dafür hatte sie gelebt. Dennoch sollte er sich glücklich schätzen. Immerhin hatte Ran ein viertel Jahr länger gelebt, als man ihr prognostiziert hatte. "Herr Kudo?" Die Hebamme berührte ihn sanft. "Ich gratuliere ihnen zu einer gesunden Tochter." Shin-ichi wendete sich dem kleinen Mädchen zu, denn er hatte gesehen, wie die Ärzte den Kampf um Ran aufgegeben haben. Eine Träne rollte ihm die Nase runter und tropfte auf das Handtuch, in das seine Tochter gewickelt war. "Entschuldigung.", sagte er und fing gerade die nächste Träne auf, noch ehe sie fiel. "Keine Sorge." Die Stimme der Hebamme war sanft und ruhig. "So manche Männer verlieren die Fassung, wenn sie Vater geworden sind. Und erst recht, aber es ist durchaus verständlich, wenn zeitgleich die Mutter dabei stirbt. Sie haben also keinen Grund sich schämen zu müssen. Nur eines dürfen sie nicht tun. Dem Kind die Schuld am Tot seiner Mutter geben." "Nein das werde ich nie tun.", sagte Shin-ichi und betrachtet das Mädchen. Seine großen runden Augen schienen ihn aufmerksam zu betrachten und die Bewegungen der Arme waren unkontrolliert. Überall klebte Blut und eine weißlich-gelbe Substanz. "Nein das werde ich nicht. Wir beide werden das schon meistern oder?", fragte er das Kind. "Hat sie schon einen Namen?" "Sie wird den Namen ihrer Mutter tragen.", antwortete Shin-ichi kurz. Eine gute Stunde später, stürzten seine und Rans Eltern ins Zimmer. Man hatte ihm gerade geholfen das Kind zu baden, anzuziehen und zu füttern, hatte ihm im Schnelldurchgang die wichtigsten Dinge zur Pflege eines Kindes erklärt und ihm einige Ratschläge bezüglich Babynahrung aufgeschrieben. Schon prasselte das nächste auf ihn ein, die Eltern. Eigentlich wollte er seine Ruhe haben um sich von Ran zu verabschieden, aber der Tag würde es nicht zulassen. Aber irgendwie war er doch froh, dass ihm just in diesem Augenblick zwei Frauen mit Babyerfahrung zur Seite standen. Allein wäre er wohl doch überfordert gewesen. Zumal er sich auch noch um Dinge kümmern musste, die Ran betrafen. Also einigte man sich darauf, das fürs erste die kleine Ran, Kogoro war mit dem Namen überhaupt nicht einverstanden und fand ihn in Anbetracht der Situation geschmacklos, ins Haus der Kudos gebracht würde, damit Yukiko sie betreuen konnte und Shin-ichi ja auch dort wohnen würde. Eri versprach immer vorbeizuschauen und sich auch intensiv um ihre Enkelin zu kümmern. So verließen sie alle das Krankenhaus und für Shin-ichi würde ein neuer Abschnitt seines Lebens beginnen. Nun saß er hier. Auf der Veranda des kleinen Hauses am Rande der Stadt. Er hatte sich entschlossen das Kind allein aufzuziehen, welches ruhig in der Hängematte schlief. In der Hängematte, in der Ran damals lag, als er für sie wieder zu Shin-ichi wurde und eine Zeit der Gemeinsamkeit begann und sie sich liebten. "Ich werde gut auf unsere kleine Prinzessin aufpassen, damit ihr nichts passiert. Das verspreche ich dir Ran.", flüsterte er den Blick noch immer gegen den Himmel gerichtet. Ein knarzendes Geräusch neben ihm erweckte seine Aufmerksamkeit. Er schaute auf die Kleine, die erwacht war und begann sich bemerkbar zu machen. "Na du hast wohl Hunger oder?" Er lächelte und nahm das Baby in seinen Arm. "Dann wollen wir mal sehen, was wir dagegen unternehmen können. Und wenn wir schon mal dabei sind, können wir dich gleich trocken legen." Leise schloss sich die Tür hinter ihm und nur noch das Zwitschern der Vögel und das Rauschen des Windes in den Bäumen war zu hören. Ein Mädchen von 13 Jahren stand am Straßenrand. Ihre dunklen Haare umrahmten ihr schlankes Gesicht und lagen über ihren Schultern. Der Pony stand in wilden Büscheln ab und gab ihr ein freches Aussehen. Sie war schlank. Um ihren Hals schimmerte matt an einer kurzen Kette ein weißlicher Stein mit einem Hauch an Blaugrün. Sie stand lässig da und beobachtete unauffällig einen Mann auf der gegenüberliegenden Seite. Als der sich in Bewegung setzte, folgte sie ihm, so als wäre es das normalste der Welt. Sie folgte ihm auch, als er ein abgesperrtes Haus betrat. Sie konnte nicht anders, dazu war sie einfach viel zu neugierig. Doch bei ihren ganzen Schleichaktionen stieß sie an einen Eimer, den sie zuvor nicht gesehen hatte, und der fiel scheppernd um. Hastig suchte sie sich ein anderes Versteck, denn der Mann suchte bereits nach der Geräuschquelle. Gefunden hatte sie dann eine unverschlossene Tür die sie in eine weite Halle führte. Erstaunt blieb sie stehen und sah sich um. Zu lange, denn die Tür hinter ihr schwang auf. Der Mann, den sie verfolgt hatte, stand mit gezogener Pistole hinter ihr. Ran fackelte nicht lange. Mit ein paar eleganten Flickflacksprüngen hüpfte sie hinter eine der vielen Kissen. Die Schüsse hallten in der Halle wieder. Hinter der Kiste blieb sie kauern. Sie hatte die Kugeln hören können, die ihr um die Ohren gepfiffen sind. Ihr Herz schlug ihr bis in den Hals hinauf und sie wusste sie würde wieder Ärger bekommen. Angestrengt versuchte sie ihren keuchenden Atem zu unterdrücken und lauschte. Leise Schritte die sich ihr näherten waren zu hören. Nur noch einige Meter und sie war dem Mann hilflos ausgeliefert. Dann ein krachen, grelles Licht ging an und die tiefe Stimme von Inspektor Megurè schallte durch den Raum. Erschrocken hob der Mann die Arme und die Pistole fiel zu Boden. Ran konnte kaum folgen, so schnell wurde der Mann überwältigt und verhaftet. "Das war heute aber sehr knapp.", sagte eine Stimme hinter ihr. "Papa!" Ran drehte sich um. Sie sah ihren Vater, mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen stehen. "Es tut mir Leid..." hub sie an, doch weiter kam sie nicht. "Sag mal was fällt dir ein. Hast du eine Ahnung wie gefährlich das ist? Du bist ein Kind, also lass gefälligst deine Finger davon." Kogoro kam tobend angeschossen. Wild fuchtelte er mit seinen Händen in der Luft herum. Ran schwieg. Die Moralpredigt ihres Großvaters musste sie wohl oder übel über sich ergehen lassen. So wie immer. Aber sie wusste auch, das ihr Vater ihn auch zum schweigen bringen würde. Papa war nicht so streng. "Lass sie. Ich werde mich mit ihr später darüber unterhalten." Shin-ichi schob seine Brille etwas höher. Ran atmete auf. Das waren die erlösenden Worte, nach denen ihr Großvater Ruhe geben würde. So war es immer, so würde es wieder sein. Doch dieses Mal täuschte sie sich. "Nein ich lass sie nicht." "Hör auf.", sagte Shin-ichi. "Ich werde nicht aufhören. Du bist viel zu nachsichtig mit ihr." "Ich sagte es reicht." Shin-ichi wurde langsam ungehalten. So hatte Ran ihren Vater noch nie gesehen. Er, der doch immer die Ruhe in Person war. "Ganz recht, es reicht langsam. Wann willst du ihr endlich verbieten ständig ihre Nase in Dinge zu stecken die sie nichts angehen." "Ich kann es ihr nicht verbieten." "Du kannst nicht, dann werde ich es tun." "Das wirst du nicht.", schrie Shin-ichi und Ran zuckte zusammen. "Sie ist meine Tochter. Und nur weil du es bei deiner nicht geschafft hast, musst du dich nicht bei mir einmischen. Ran hat sich nie etwas verbieten lassen und ihre Tochter ist da auch nicht anders." "Ran hätte nie gewollt, das sich ihre Tochter in Gefahr begibt.", schrie Kogoro zurück. "Jetzt hör auf. Ihr ist nichts passiert und ihr wird auch nie etwas passieren, dafür Sorge ich. Das habe ich Ran versprochen." "Das hast du ihr versprochen ja? Und war sie damit einverstanden? Ich glaube kaum. Ran war ein anständiger und gehorsamer Mensch." "Gehorsam? Das ich nicht lache. Sie war selbständig, war schon früh allein. Nachdem du deine Frau aus dem Haus gegrault hast, musste Ran deinen Haushalt führen, für dich kochen und putzen. Und dabei hast du übersehen, dass sie nur ein wenig Liebe und Aufmerksamkeit, die du ihr nicht geben konntest, wollte. Du hattest nur deine Weiber und deinen Alkohol im Kopf. Das was du als gehorsam bezeichnest, war nur ein Betteln um geordnetes Leben." In Rans Augen bildeten sich Tränen. Sie wusste wenig über ihre Mutter. Bisher hatte man sich ihr gegenüber beharrlich ausgeschwiegen. Und sie hatte noch nie ihren Vater mit ihrem Großvater streiten sehen. Warum kam es heute dazu. War sie schuld daran? Nur weil sie ihre Neugier nicht zügeln konnte? Sie wollte nicht, dass man sich ihretwegen stritt. "Aber ich habe sie nie allein gelassen so wie du.", fauchte Kogoro weiter. "Und dann tauchst du plötzlich wieder auf und sie folgt dir. Ich weiß nicht wieso sie ausgerechnet dich wählen musste, warum sie dich geheiratet hat. Wenn du nicht wärest dann würde sie noch leben." Shin-ichi erstarrte. "Das ist nicht wahr und das weißt du auch.", sagte er leise aber vorwurfsvoll. "Dir war es doch egal ob sie lebt oder nicht. Und genauso egal ist dir auch dieses Kind. Du hast Rans Leben aufs Spiel gesetzt und nun das deiner Tochter. Nur um dich in Szene zusetzten. Was war das, als du diese Organisation gestellt hast? Hast du da an die Zukunft deiner Tochter gedacht?" Ran starrte ihren Vater an. Schwach konnte sie sich daran erinnern, dass sie eine Zeitlang bei ihrer Großmutter lebte, weil ihr Vater schwer erkrankt war. Doch hatte sie ihn immer für liebevoll gehalten. Er hatte sich immer um sie gekümmert und sie beschützt, aber manchmal war er auch abweisend zu ihr. Konnte es tatsächlich sein, das er sie nicht liebte? "Wenn du nicht gewesen wärst und mit dir dieses Kind, dann würde Ran noch da sein. Sie hätte einen anständigeren Mann geheiratet und nicht dich Egoisten." Kogoro war nicht mehr zu bremsen. Shin-ichi hatte sich seiner Tochter zugewandt und sah ihr in die Augen. Ganz leicht schüttelte er den Kopf um ihr etwas mitzuteilen, doch sie achtete nicht mehr drauf. Sie war verwirrt und wollte nur noch weg. Also lief sie los. "Ran warte bleib hier.", hörte sie ihren Großvater rufen. Und als sie sich umdrehte sah sie, wie ihr Vater ihn festhielt. "Lass sie.", sagte er zu ihrem Großvater. Sie zögerte nicht mehr und lief einfach weiter. Sie hörte auch noch, wie sie von Sato und Takagi, den Freunden ihres Vaters, gerufen wurde. Und zeitgleich rief ihr Vater die beiden zurück. Ihr Vater ließ sie laufen, hielt alle davon ab ihr zu folgen. Aber das war in diesem Moment egal, sie wollte sowieso nicht stehen bleiben, sie wollte ihr Ruhe und deshalb rannte einfach weiter. Ran saß am Wasser des Kanals. Sie dachte über sich und ihre Familie nach. Und sie wünschte sich, sie würde die ganze Wahrheit kennen. Denn das was heute gesagt wurde, schien bei weitem nicht alles zu sein. Und dann war da noch die Frage, ob ihr Vater sie nicht mochte. Warum hatte er alle abgehalten, die sie stoppen wollten und warum war er ihr nicht gefolgt. Ran senkte den Kopf. Sie war verwirrt und das wonach sie sich sehnte, war eine helfende Hand. Eine Hand die ihr Liebe und Vertrauen schenkte und die Wahrheit erklärte. "Hast du dich beruhigt?" Shin-ichi setzte sich neben sie und Ran zuckte zusammen. "War ganz schön aufregend heute. Und nur deiner sportlichen Kondition hast du es dieses Mal zu verdanken, das du mit dem Leben davon gekommen bist. Ganz ehrlich. Dieses Mal hätte ich dir nicht helfen können. Du hast mir damit einen mächtigen Schreck eingejagt." Shin-ichi sprach ruhig und freundlich. Ran senkte erneut den Kopf. So kannte sie ihren Vater. Nie hatte er ihr Vorwürfe gemacht, sondern sie eher zu nachdenken über ihr Verhalten angeregt. Doch heute war ihr Inneres aufgewühlt. "Aber du warst in der Nähe." "Ich weiß immer wo du bist." "Das Gebäude war groß. Woher wusstest du, dass ich in diesem Raum bin?" "Mein Geheimnis." "Spionierst du mir nach?" "Nein nicht direkt. Ich wusste nur das du was vorhattest. Du hast gestern so eine Bemerkung gemacht. Also bin ich dir von der Schule an gefolgt." "Und wie kam Inspektor Megurè dorthin?" "Tja aus deinen Bemerkungen wusste ich was der Typ vorhat und darum ich habe den Inspektor benachrichtigt." Ran wurde es irgendwie leichter ums Herz. "Also hast du mich beschützt." "Aber ich habe es nicht verhindern können, dass er auf dich schießt. Ich mache mir Vorwürfe." "Papa?" Ran hob den Kopf und sah ihren Vater in die Augen. "Liebst du mich?" "Natürlich." Ein erleichtertes Lächeln huschte Ran über das Gesicht. "So wie Mama?" "Nicht ganz so. Du bist meine Tochter." Sie fasste ihren Mut zusammen, sie wollte den Rest dessen hören, womit ihr Großvater und ihr Vater angefangen hatten. Und sie fühlte, sie würde eine Antwort bekommen. "Bin ich Mama ähnlich?" "Ja manchmal schon." "Sind wir Schuld am Tod von Mama, so wie Großvater es sagt. Stimmt es, wenn du und damit ich nicht existieren würden, würde Mama noch leben?" "Nein das stimmt auf keinen Fall. Deine Mutter wäre auch so gestorben. Sie war unheilbar erkrankt und man hat ihr nur noch ein Jahr gegeben. Wir haben die Zeit genutzt und sind ein wenig um die Welt gewandert. Wenn du willst kann ich dir die Bilder von damals zeigen." Ran nickte. "Naja und dabei bist du dann entstanden.", fuhr Shin-ichi fort und legte den Arm um seine Tochter. "Eigentlich wollte ich das nicht, aber deine Mutter hatte halt ihren eigenen Kopf, so wie du auch. Dein Großvater hat ihren Tot nie überwunden. Und nun sieht er in dir einen Ersatz." "War er wirklich so schlimm zu Mama? So wie du es gesagt hast?" "Nunja er ist auch ein Sturkopf. Liegt wohl in der Familie. Manchmal kann er ganz schön eklig sein, aber deine Mutter hat ihn trotzdem geliebt. Sie wollte immer, dass sich ihre Eltern vertragen, hat es aber nie geschafft. Die Hoffnung, dass sie die beiden wiedervereinigen kann hatte sie nie aufgegeben." "Du vermisst Mama." Shin-ichi nickte nur. "Aber sie ist dennoch bei mir. In meinem Herzen und in dir." Er lächelte Ran zu. "Als Ran starb, ist zwar ihr Körper gestorben, aber zeitgleich schenkte sie einem neuen Menschen das Leben. Und der Mensch bist du. Mag sein das sie vielleicht, wenn sie nicht schwanger geworden wäre, noch ein paar Monate länger gelebt hätte, aber die Monate die sie verschenkt hat, machten sie dafür unsterblich. Denn in dir lebt sie weiter. Den Opal in deiner Kette hast du übrigens ihr zu verdanken. Sie hatte ihn damals gefunden. Der Opal er steht für Optimismus und Willenstärke. So wie Ran gewesen war." "Wirklich?" Ran griff sich an den Hals und befühlte den kühlen Stein auf ihrer Haut. "Weißt du, dass dein Großvater sich solche Sorgen macht, kann ich irgendwie verstehen. Er hat seine Tochter fast allein großgezogen, so wie ich dich. Und wenn die kleine Prinzessin langsam selbständig wird, merkt man wie einsam man dann wird. Er hat Angst nach ihr noch dich zu verlieren. Mich mochte er noch nie besonders, deshalb spiele ich keine so große Rolle." Er grinste. "Aber ich frage mich, wie ich wohl mal auf deinen festen Freund reagieren werde. Vielleicht bin ich ja von ihm genauso wenig begeistert, wie Kogoro von mir." "Das ist nicht dein Ernst." Ran sah ihren Vater erschüttert an. "Du bist ganz anders als Großvater." "Na das will ich mal hoffen, dass ich anders bin. Aber eines haben wir beide gemeinsam. Wir lieben dich und machen uns Sorgen. Und nun komm, lass uns nach Hause gehen." "Woher wusstest du dass ich hier bin?" Ran erhob sich. "Ich sagte doch ich weiß immer wo du bist." "Sag schon woher.", drängte Ran. "Also gut. Du trägst ein Implantat. Mittels Radar kann ich es orten und mit ihm, weiß ich wo du steckst." "Ein Implantat? Wo?" "Das sage ich dir nicht. Du willst es dir doch nicht etwa rausschneiden." Er wuschelte Ran durchs Haar. "Behalte es lieber. Zu deiner eigenen Sicherheit." "Deshalb bist du mir auch nicht sofort gefolgt. Du konntest mich ja jederzeit finden." "Jep. Du solltest dich erst beruhigen. Das kenne ich von deiner Mutter." "Irgendwie komme ich mir überwacht vor." "Wirst du aber nicht. Ich schalte es nur ein, wenn du lange nichts von dir hören lässt." "Also gut." Ran lief los und drehte sich im Laufen zu Shin-ichi um. "Ich habe dich lieb Papa.", sagte sie und lachte. "Ich dich auch meine Kleine." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)