Vampire 2 von Rasp (Das vergessene Volk) ================================================================================ Kapitel 1: Laue Herbstnächte ---------------------------- Laue Herbstnächte Nuri stand auf einem der Hügel und schaute hinunter auf South Hill. Gerade eben war die Sonne untergegangen und die Lichter unter ihr gingen nach und nach an. Neben Nuri schwebte ein kleines flauschiges Tier in der Luft. Dessen Name war Loopy. Ob sie von da unten jemand sehen konnte wusste sie nicht. Es interessierte sie auch nicht. Nur eines wusste sie. Diese Stadt verbarg etwas vor ihr, dass sie sehr gerne ihr Eigen nennen würde. Noch eine Weile starrte sie auf die ruhig daliegende Stadt. Dann wandte sie sich an Loopy und sagte: "Dann machen wir uns mal auf den Weg. Je schneller wir ihn finden, desto besser ist es für uns." "Wuuuupsi", antwortete Loopy. Nuri zog sich ihre Kapuze über ihren Kopf, denn trotz der Dunkelheit konnte man noch genau die Zeichen auf ihrem Gesicht erkennen. Sie wickelte sich noch etwas fester in ihren Umhang und ging langsam den Hügel in die Stadt hinunter, gefolgt von Loopy, der einen Salto nach dem anderen schlug. Während sie den gewundenen Pfad ins Tal hinunterlief, fragte sie sich, warum sie gerade in einer so kleinen Stadt fündig werden solle. Doch der Stammesälteste hatte ihr eine Karte aufgezeichnet, auf der genau dieser Ort als Ziel angegeben war. Noch einmal hielt sie sich die Karte, wegen des schwachen Lichtes, nah ans Gesicht. Ja, es stimmte. Auf der Karte war South Hill als Fundort angegeben. Noch einmal schüttelte sie den Kopf und lief dann ein wenig schneller, denn in der Dunkelheit wurde es doch schnell kühl und sie war Kälte nicht gewöhnt. Im Wald, am Rande der Stadt, hatte sie eine verlassene Jagdhütte gefunden. Dort wollte sie Unterschlupf finden. Auch war sie dort ungestört, denn sie mochte keine Menschen und schon gar nicht in solchen Massen, wie in einer Stadt. Außerdem wusste sie, dass sie von irgendjemandem verfolgt wurde. Wer es war und warum er sie verfolgte, konnte sie nicht sagen. Nur eines wusste sie, nämlich das ihr diese Person schon seit vier Tagen auf den Fersen war. Deshalb fing sie, als sie im Wald angekommen war, zu rennen an. Ihre Devise war; den Gegner zu verwirren. Kurze Zeit später sah sie dann den schwarzen Umriss der Jagdhütte. Noch einmal legte sie an Geschwindigkeit zu und fiel fast mit der Tür ins Haus, ohne vorher abzubremsen. Erst hier fühlte sie sich richtig sicher. Nachdem sie erst einmal aufgeatmet hatte, wendete sie ihren Schritt in Richtung eines kleinen Ofens, der in einer Ecke stand. In ihm entzündete sie mit einer kleinen Kugel aus ihrem Finger ein Feuer, nachdem sie etwas Holz aufgeschichtet hatte, das sie schon am Nachmittag in die Hütte gebracht hatte. "Ja, so was bekomme ich noch hin, aber zu mehr bringe ich es nicht", schalt sie sich selbst. "Doch wenn ich erst gefunden habe wonach ich suche, brauch ich nie mehr Angst zu haben und unser Volk auch nicht." "Wuuuu?", kam die Antwort von Loopy. "Du hast es ja leicht Loopy", seufzte sie. "Du kannst dich einfach unsichtbar machen, wenn Gefahr droht. Ich kann das nicht." In ihren Gedanken fügte sie jedoch noch hinzu: "Warum mussten die mir unbedingt Loopy als Wächter mitgeben. Es hatten sich so viele Bessere als er gemeldet." Noch einmal seufzte sie und machte es sich auf dem Fußboden bequem. Doch schnell stand sie auf und hängte einige alte Laken, die sie in der Hütte gefunden hatte, vor die Fenster. Jetzt endlich traute sie sich, ihren Umhang samt Kapuze auszuziehen. Ihr Gesicht war mit merkwürdigen Mustern verziert. Sie hatte Spitze Ohren, die sie aber unter ihren langen schwarzen Haaren zu verstecken wusste. Noch einmal sah sie sich unsicher in der Hütte um. "Ich glaub er ist uns nicht weiter gefolgt!", seufzte sie noch einmal. Loopy kreiste ein paar mal unter der Decke, bevor auch er sich ein bequemes Plätzchen suchte, in dem Fall war es Nuris Umhang. Es wurde nun richtig dunkel. Nuri sah auf ihre Uhr. Es war kurz vor Mitternacht. Neben ihr im Umhang hörte sie regelmäßiges Atmen. Loopy war eingeschlafen. Nuri aber war viel zu nervös um ans Schlafen denken zu können. Plötzlich hörte sie draußen einen Zweig knacken. Schnell löschte sie das Feuer und stellte sich hinter die Tür. "Ist er mir doch gefolgt?", schoss es ihr durch den Kopf. Sie wartete noch eine Weile, doch nichts war mehr zu hören. Erleichtert setzte sie sich wieder auf den Fußboden neben Loopy und wieder fragte sie sich, warum sie gerade Loopy als Wächter bekommen hatte. Sie schaute auf den Umhang, in dem sich Loopy irgendwo verkrochen haben musste. Nun fiel auch die Anspannung von ihr ab und sie begann müde zu werden. Sie legte sich auf den kalten Fußboden der Hütte, und es dauerte nicht lange und sie war eingeschlafen. Er war der Islar bis zum Wald gefolgt und zum Glück wurde es gerade dunkel. Im Dunklen konnte er noch besser sehen und sich besser bewegen, als bei Tag. Doch sie hatte einen Vorteil. Im Wald kannte sie sich aus. Er hatte sie vor drei Tagen aus den Augen verloren und schon die Hoffnung aufgegeben, sie je wieder zu finden. Doch er hatte sie gesehen, wie sie auf dem Hügel über der Stadt stand. Niemand anderes konnte es sein. Und er hatte sich nicht geirrt. Er hatte die Islar wieder gefunden. Vom Fuß des Berges war er ihr gefolgt, doch am Waldrand hatte er sie noch einmal aus den Augen verloren. Doch er hatte nicht aufgegeben und sie aufgespürt. Erst war er ein wenig im Wald herumgeirrt, bis er einen schwachen Lichtschimmer gesehen hatte. Er war diesem Schein gefolgt. Dieser hatte ihn zu einer Lichtung mit einer alten Hütte geführt. Hier musste sie sich einfach verstecken. Er war näher an die Hütte herangeschlichen. "Ich glaub er ist uns nicht weiter gefolgt!", hörte er die ihm bekannte Stimme aus der Hütte. Hatte er sie also doch noch gefunden. Er ließ ein wenig Zeit vergehen. Dann schlich er sich noch ein wenig näher an die Tür. Doch dabei trat er auf einen kleinen Zweig. "Krack", machte es und er fuhr ein wenig erschrocken zusammen. In der Hütte wurde schnell das Licht gelöscht. "Das muss auch immer nur mir passieren", schimpfte er leise mit sich selbst. "Hoffentlich denkt sie, dass es ein Tier war". Danach murmelte er etwas in einer fremden Sprache und schon war er verschwunden. An seiner Stelle schwebte nun eine winzig kleine Fledermaus in der Luft. Er näherte sich der Tür. Einen Augenblick schwebte er davor. Dann wandte er sich ab und flatterte ein paar mal um die Hütte, bis er sich auf einem der Fensterbretter niederließ. Sie waren mit Tüchern verhängt, doch er fand eine Stelle zum Hindurchsehen. Im Inneren setzte sich die Islar gerade auf den Fußboden und betrachtete ihren Umhang. "Da muss dieses nervige Vieh drin sein", dachte sich die Fledermaus. Doch er konnte nichts unternehmen. Die Hütte wies keine Ritze auf, die für ihn groß genug wären, also musste er warten. Die Islar hatte sich nun auf den Boden gelegt und war eingeschlafen. An Schlafen war für die Fledermaus aber nicht zu denken. Er legte sich einen Plan zurecht, wie er sie in eine Falle treiben konnte. Eines war ihm bewusst: In dieser Nacht konnte er nichts mehr machen. "Ich sollte mir die Stadt mal ein wenig genauer ansehen. Schließlich ist sie hier her gekommen. Also muss die Schrift in dieser Stadt versteckt sein." Die Fledermaus erhob sich lautlos in die Dunkelheit der Nacht und suchte sich ihren Weg aus dem Wald hinaus und hinunter in die Stadt South Hill. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)