Zwischen den Welten von CanisMinor ================================================================================ Kapitel 19: Die Schlinge wird enger ----------------------------------- Es ist bereits dunkel, aber daran störe ich mich nicht. Nur schemenhaft kann man erkennen, wie der Schnee vom Himmel fällt und auf dem Boden liegen bleibt. Es sind jetzt drei Tage vergangen, seit die beiden Monster aufgetaucht sind. Jeden Tag wird von neuen Toten berichtet. Nur die Tatsache, dass sich bis jetzt alle Todesfälle auf einem anderen Kontinent abgespielt haben, ist ein bisschen beruhigend. Dennoch ist es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis sie hier auftauchen. Ich werfe einen kurzen Blick auf meinen Kalender. Weihnachten rückt immer näher und doch kann ich mich nicht wirklich darauf freuen. Mit einer kurzen Handbewegung schalte ich das Radio ein. Gleich kommen die Nachrichten. Wie erwartet wird von neuen Todesfällen berichtet. Von der merkwürdigen Krankheit und von weiteren mysteriösen Morden. Ich trage die Orte auf meiner Karte ein. Es wird sicher nicht mehr lange dauern, bis auch hier die ersten Todesfälle auftreten. Vor zwei Tagen habe ich begonnen diese Karte zu führen und ich musste schnell feststellen, dass da ein Muster drinnen steckt. Ein Kreis, der sich ganz langsam enger zieht und auf uns zukommt. Ich schalte das Radio wieder aus und betrachte die Karte. Wenn das Muster stimmt, müssten sie heute Nacht diesen Kontinent erreichen und dann ist es nur noch eine Frage von Stunden. Ich blicke kurz aus dem Fenster. Soundwave hält draußen Wache. Vielleicht fürchtet er, dass hier noch ein anderes Monster auftauchen könnte. Die Schule heute war auch recht merkwürdigen. Ich war ständig mit meinen Gedanken woanders. Ich atme tief durch. Bald ist die trügerische Ruhe endgültig vorbei. Etwas verloren sehe ich aus dem Fenster. Es ist gerade Pause und Cateline hat sich dazu entschlossen meine Karte zu studieren. Ich habe mich heute morgen nicht getraut das Radio oder den Fernseher einzuschalten. Ich habe nicht Mal meinen Laptop angeschaltet. Eigentlich will ich gar nicht daran denken, was bald passieren könnte. Aber diese Sache aus meinen Gedanken zu verbannen ist etwas ganz anderes als es zu verdrängen und selbst das will mir nicht richtig gelingen. Die ganze Zeit kreisen meine Gedanken darum, wen es hier wohl als erstes treffen wird. Oder hat es vielleicht sogar schon jemanden getroffen? Will ich das überhaupt wissen? Mir kommt die Erkenntnis, dass ich meine Gedanken sowieso nicht ordnen kann und ich höre endlich auf ohne Ziel aus dem Fenster zu starren. Stattdessen sehe ich zu Cateline herüber, die noch immer auf die Karte sieht. „Und? Was denkst du wie lange sie noch brauchen werden?“ „Na ja... Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass sie noch allzu weit weg sind. Sie könnten durchaus schon längst hier sein. Immerhin sind sie jeden Tag schneller geworden.“ „Das habe ich mir schon irgendwie gedacht.“ Und trotzdem läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Es schüttelt mich richtig. Als würde es gerade um mich herum eiskalt sein. „Sag mal, weiß Soundwave davon?“ Cateline hält mir die Karte unter die Nase und ich nehme sie lieber wieder an mich. „Ich habe es ihm nicht gesagt, aber wir reden hier von Soundwave. Natürlich weiß er es schon längst. Da bin ich mir sicher.“ Ich sehe mir die Karte noch einmal selbst an. Es gibt kein Weg drum herum. Ich werde mir früher oder später die Nachrichten ansehen oder anhören müssen. Ganz egal wie viel Angst ich davor habe. Eigentlich wollte ich noch etwas sagen, aber zeitgleich mit dem Klingeln kommt unser Fachlehrer in den Klassenraum. Hastig packe ich die Karte ein, damit niemand darauf aufmerksam wird. Keine Ahnung, wie ich das sonst erklären sollte. Gedankenverloren stehe ich an der Bushaltestelle. Vom Unterricht habe ich heute so gut wie gar nichts mitbekommen. Ich habe mir sogar besonders viel Zeit gelassen. Lieber nehme ich einen Bus später. Ich lasse meinen Blick noch einmal über die Karte gleiten. Wenn ich erstmal Zuhause bin, kann ich es nicht mehr aufschieben. Dann werde ich mir die neuesten Nachrichten anhören müssen. Ich schrecke auf, als ich bemerke, dass der Bus vor mir gehalten hat. Schnell steige ich ein und suche mir einen freien Platz ganz hinten. Wie erwartet sitzt kaum jemand im Bus. Und die wenigen Leute haben besseres zu tun, als mich zu beobachten. Trotzdem lasse ich die Karte lieber in meiner Tasche verschwinden. Ich gehe lieber kein Risiko ein. Draußen fällt leichter Schnee und ich versuche mich abzulenken, indem ich die Welt draußen an mir vorbeiziehen lasse. Wirklich was bringen tut es zwar nicht, aber immerhin überschlagen sich meine Gedanken nicht mehr. Ich bin so in meinen Gedanken gefangen, dass ich zuerst nicht bemerke, wie der Bus stehen bleibt und alle Fahrgäste irritiert nach draußen sehen. Verwirrt sehe ich auch nach draußen. Die Straße ist von einem Krankenwagen und mehreren Polizeiautos versperrt. Mehrere Polizisten leiten den Verkehr auf eine andere Straße um. Langsam setzt sich der Verkehr wieder in Bewegung und als der Bus abbiegt, kann ich einen kurzen Blick hinter die ganzen Wagen erhaschen. Gerade kommen mehrere Sanitäter und der Notarzt aus dem Haus hinter der Absperrung. Auf der Trage liegt eine sehr blasse Person, doch bevor ich sie mir genauer ansehen kann, zieht der Arzt ein weißes Tuch über dessen Gesicht. Ich muss hart schlucken. Ist das jetzt nur ein dummer Zufall? Ich weiß es nicht und eigentlich will ich es gar nicht wissen. Lieber wende ich meinen Blick ab und sehe auf der anderen Seite aus dem Fenster. Dort stehen bereits so einige Schaulustige. Doch der Busfahrer gibt Gas und zu meiner Erleichterung lassen wir diese Stelle schnell hinter uns. Völlig neben mir lasse ich mich Zuhause auf das Sofa fallen. Die Fernbedienung liegt direkt vor mir. Trotzdem lasse ich sie erstmal außer acht und atme einmal tief durch. Ein leichtes Zittern geht durch meinen Körper und hinterlässt eine Gänsehaut. Eigentlich weiß ich, was das zu bedeuten hat, aber wissen will ich es trotzdem nicht. Schon allein der Gedanken an die Möglichkeit macht mir unheimlich Angst. Trotzdem habe ich keine Chance aus der Sache wieder herauszukommen. Und Soundwave ist schließlich auch noch da. Entschlossen nehme ich die Fernbedienung in die Hand. Jetzt oder nie. Ich schalte den Fernseher ein und suche mir ein Programm mit Nachrichten. Na ja, eigentlich habe ich nicht wirklich gesucht. Auf so gut wie jedem Kanal laufen Sondernachrichten. Schon allein der Titel der Nachrichten sagt mir alles, was ich wissen muss. Da ist wieder dieses mulmige Gefühl, aber ich ignoriere es so gut ich kann und beginne meine Karte zu aktualisieren. Als ich das letzte Kreuz gesetzt habe, stehe ich auf. Der Kreis hat sich zugezogen. Das ist kein zufälliges Muster. Mittelpunkt dieses Kreises ist ein ganz bestimmter Ort. Ich schalte den Fernseher aus und umklammere mein Handgelenk mit der Waffe. Darauf müssen sie die ganze Zeit gewartet habe. Darauf, dass ich nach Hause komme. Vorsichtig laufe ich durch die vielen, verschiedenen Straßen. Immer versucht nicht zu langsam zu werden. Es ist so ruhig auf den Straßen, dass ich glaube jemand hätte alle Geräusche abgestellt. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein. Aber da draußen ist etwas. Ich fühle mich beobachtet, seit ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin und ich bin mir absolut sicher, dass das keine Einbildung ist. Wieso muss Soundwave ausgerechnet jetzt nicht da sein. Wenn ich nur wüsste wo er ist. Wenn ich nur irgendwie Kontakt zu ihm aufnehmen könnte. Ich biege um die nächste Ecke und erschrecke mich fast zutode, als ich ein paar kleine Vögel aufschrecke. Ich sehe mich nochmal um, aber es ist niemand zu sehen. Scheint gerade keiner auf der Straße zu sein. Es wäre ja schon eine Erleichterung, wenn ich es in einem Stück bis zur Hauptstraße schaffen würde. Ich laufe lieber weiter. Jede Sekunde, die ich damit verschwende auf einer Stelle stehen zu bleiben, kostet mich wertvolle Zeit. Und von der habe ich sicher bei weitem nicht mehr so viel, wie ich gerne haben würde. Jetzt ist die Hauptstraße nicht mehr weit und ich fange schon fast an zu rennen. Doch ein lautes Scheppern hinter mir lässt mich nicht nur inne halten. Als ich mich umdrehe, verliere ich das Gleichgewicht und falle nach hinten. Unangenehmer Schmerz breitet sich in meinem Rücken aus, aber zum Glück verklingt er auch ganz schnell wieder. Benommen setze ich mich auf, aber ich kann nichts merkwürdiges erkennen. Nicht Mal den Ursprung des Schepperns. Ich sehe mich etwas verwirrt um, aber am Bild hat sich nichts verändert. Vielleicht war das doch nur irgendein streunendes Tier. Langsam stehe ich auf. Mir ist ein bisschen schwindelig, vermutlich durch den Schreck. Ich laufe lieber weiter. Eine kleine Erleichterung macht sich in mir breit, als ich endlich die Hauptstraße erreiche und vom typischen Lärm begrüßt werde. Obwohl mir doch bewusst sein sollte, dass ich hier noch lange nicht in Sicherheit bin. Ich laufe langsam weiter. Zum Glück kann ich den Weg von hier zum Unterschlupf von Soundwave und Shockwave mittlerweile im Schlaf. Ich laufe zur gegenübergelegenen Bushaltestelle. Ein paar Stationen kann ich zum Glück mit dem Bus fahren. Dadurch verkürzt sich der Weg immerhin nicht wenig. Wenn der Bus denn kommen würde. Natürlich habe ich die Uhrzeit nicht mit eingerechnet. So ein Mist! Der nächste Bus kommt erst in einer halben Stunde. Aber ich kann nicht eine halbe Stunde lang an einer Stelle stehen. Ich sehe mich nervös um. Nein! Das kann ich auf keinen Fall machen. Also laufe ich wieder los. In die Richtung, in der die nächste Bushaltestelle liegt. Ich kann ja dort einsteigen. Ich sehe kurz zum Himmel hoch. Es ist schon fast ganz dunkel geworden. Noch immer etwas benommen laufe ich also wieder los. Egal wohin, einfach nur in Bewegung bleiben. Ich schüttel meinen Kopf. So geht das nicht, ich muss mich beruhigen. Ich sehe mich beim Laufen um. Alle Menschen um mich herum gehen ihren normalen Alltagsdingen nach. Doch, dass scheint zu reichen, denn ich merke, wie ich immer ruhiger werde. Und bald kommt auch die nächste Haltestelle in Sicht, auf deren Bank ich mich erstmal niederlasse. Endlich ist die anfängliche Panik verfolgen und ich kann wieder klare Gedanken fassen. Ich lasse meinen Blick auf der Waffe an meinem Handgelenk ruhen. Solange ich das bei mir habe, sollte mir doch eigentlich nichts passieren, oder? Na ja, darauf ankommen lasse will ich es auch nicht. Soundwave und Shockwave scheinen mir da doch ein ganz gutes Ziel zu sein. Zumindest für die Nacht. Ich sehe kurz auf meine Uhr. Es dauert nicht mehr lange, bis der Bus kommen sollte. Ich atme nochmal tief durch und lasse dann meinen Blick nochmal schweifen. Es sieht wirklich nirgends ungewöhnlich aus. Wer weiß, was ich mir da schon wieder eingebildet hatte. Man lebt einfach gefährlicher mit Decepticons. Der Bus verspätet sich ein bisschen. Ich bin mittlerweile schon ganz schön durchgefroren. Jetzt, wo die Sonne weg ist wird es auch rasch sehr kalt. Das gehört zu den wenigen Dinge, die ich am Winter nicht ganz so mag. Als ich nochmal die Straße runter sehe, sehe ich ihn endlich kommen. Wird auch Zeit. Ich reibe mir über die Arme, als ich aufstehe. Als der Bus endlich hält, beeile ich mich einzusteigen und suche mir den Platz ganz hinten. Ein Glück ist der Bus nicht allzu voll. Und schön warm ist es auch noch. Der Busfahrer hat die Heizung wohl voll aufgedreht. Etwas müde sehe ich zu, wie die Landschaft am Fenster vorbeizieht. Die Scheibe ist benebelt und ich wische einmal über das Glas, um mehr sehen zu können. Überall sind die Lichter in den Fenstern an. Die Leute sind eilig auf der Straße unterwegs um nach Hause zu kommen. Dann wird es etwas dunkler vor der Fensterscheibe im Bus. Wir haben die belebtere Straße verlassen und sind abgebogen. Das macht mich irgendwie sehr müde. Ich wende meinen Blick also ab und sehe mich lieber ein bisschen im Bus um. Irgendwie hat es was ganz hinten zu sitzen. Man hat einen guten Überblick darüber, wer alles so im Bus sitzt. Ich strecke mich ein bisschen und will mich dann nach vorne lehnen, als etwas sehr unerwartetes passiert. Ehe ich verstehen kann was passiert scheint sich alles zu drehen und durch die Luft gewirbelt zu werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)