Zwischen den Welten von CanisMinor ================================================================================ Kapitel 26: Erklärungsnöte -------------------------- Etwas gelangweilt sehe ich aus dem Fenster. Der erste Schultag nach den Ferien ist immer schlimm, weil man es noch zu sehr gewöhnt ist auszuschlafen. Als mein Wecker heute morgen geklingelt hat, wollte ich erst nicht aufstehen. Laserbeak wollte mich aber leider nicht weiterschlafen lassen. Ich sehe kurz auf die Uhr. Nicht mehr lange bis Schulschluss. Ich fange schon fast an die Sekunden zu zählen. Schon alleine weil ich weiß, wer unten am Schultor auf mich warten wird. Ich hoffe nur, dass er keinen Unsinn macht. Ich lenke meine Aufmerksamkeit lieber wieder zum Unterricht, aber konzentrieren kann ich mich trotzdem nicht. Ich beschließe es sein zu lassen und kritzle ein bisschen in meinem Heft herum. Dabei stelle ich Mal wieder fest, dass ich nicht zeichnen kann. Doch die Schulglocke rettet mich pünktlich und ich mache mich schnell daran meine Sachen einzupacken. Als ich fast soweit bin gesellt sich Cateline zu mir. „Du siehst ja schon viel besser aus als neulich in Alaska.“ „Ich habe ja auch einen überfürsorglichen Begleiter, der mich nicht mehr aus den Augen lässt. Übrigens wartet er sicher unten auf uns. Wir sollten uns beeilen.“ Ich schulter meine Tasche und wir machen uns mit schnellen Schritten auf den Weg nach unten. Wir haben uns schon fast still darauf geeinigt, nichts beim Namen zu nennen, sondern es mehr zu umschreiben. So können wir uns besser in der Gegenwart von anderen darüber unterhalten. Bis jetzt klappt es ganz gut. Wie zu erwarten steht Soundwave direkt vor dem Schultor um uns abzuholen. Cateline und ich beeilen uns einzusteigen, damit uns nicht allzu viele Mitschüler sehen und im nächsten Moment sind wir auch schon unterwegs. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich nicht so auffällig vor die Schule stellen.“ „Das war doch nun wirklich nicht auffällig.“ Soundwaves Stimme klingt ein bisschen vorwurfsvoll und es ist schade das ich gerade nicht sein Gesicht sehen kann. Irgendwie habe ich ihn nämlich gerade ein bisschen schmollend vor mir. Schon klar, dass er uns von dort aus im Klassenraum gut beobachten kann, aber irgendwo muss auch Schluss sein. Sonst fliegen wir wirklich noch auf. Eine kurze Fahrt später sind wir auch schon in Shockwaves Labor und wir beide steigen eilig aus. Allerdings fällt mir sofort etwas auf. „Wo ist Shockwave? Schon wieder auf einer Mission?“ „Nachforschungen. Aber er sollte bald wieder hier sein.“ Ich gebe mich damit zufrieden, denn ich habe gelernt, dass sie mir bei solchen Sachen eh keine genauere Auskunft geben. Vor allem, wenn es etwas mit Megatron zu tun hat. Soundwave transformiert sich um und beginnt irgendetwas am Computer zu machen. Ich frage lieber nicht nach. Das letzte Mal hat er mich eine Antwort gegeben, mit der ich überhaupt nichts anfangen kann. Ich verstehe diesen Technikkram eh nicht. Ich reibe mir ein bisschen über den Arm. Es ist immer noch recht kalt hier. Wenn auch nicht so kalt wie draußen. Ich strecke mich ein bisschen. Der erste Schultag ist immer so anstrengend, dass ich schon wieder müde bin. Ich zucke jedoch etwas zusammen, als sich Soundwave etwas zu ruckartig, wie ich finde, zum Eingang dreht. Shockwave ist wieder da. Soundwave jedoch scheint ein bisschen wütend zu sein. „Wieso hast du ihn mitgebracht? Du weißt genau, dass die beiden da sind.“ „Ich dachte, du würdest erst später kommen.“ Gleich darauf sind noch weitere Motorgeräusche zu hören und Cateline und ich verstecken uns schon fast automatisch. Allerdings achten wir darauf, dass wir trotzdem noch genug sehen können. Genau in diesem Moment hält ein Polizeiauto neben Shockwave. Fast sofort transformiert er sich. In meinem Hals bildet sich ein dicker Klos, den ich versuche runter zu schlucken. „Das ist Barricade.“ Ich sehe zu Cateline rüber, die etwas die Arme vor der Brust gekreuzt hat. „Ich hatte ihn mir irgendwie größer vorgestellt.“ Ich hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. „Soundwave! Shockwave! Lord Megatron wird langsam ungehalten. Er will Ergebnisse eurer Forschungen sehen.“ Mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Barricades Stimme hat etwas wirklich gefährliches an sich. Ein Blick zur Seite verrät mir, dass es Cateline nicht anders geht. „Es hat Verzögerungen gegeben und ich werde länger brauchen, als ich vermutet hatte.“ Ich weiß nicht warum, aber so wie Shockwave gerade neben Barricade steht scheint er ihn fast einschüchtern zu wollen. „Ich habe den Befehl erhalten euch zu helfen.“ „Oh, Versuchsobjekte kann ich immer gut gebrauchen.“ „Denk nicht Mal daran, Shockwave!“ Ich muss mich zusammenreißen um nicht laut los zu lachen. Ja, das passt irgendwie zu Shockwave. Scheinbar hält es nun auch Soundwave für nötig sich einzumischen. Er stellt sich direkt vor unser Versteck. „Du kannst Lord Megatron ausrichten, dass wir nicht noch jemanden hier brauchen. Du würdest sowieso nur alles durcheinander bringen.“ Das Knurren, das gerade von Barricade ausgeht erinnert an eine Bestie, die gleich zum Schlag ausholen will. Wieder schaudert es mich. Scheinbar will er tatsächlich das Weite suchen, als er sich transformiert. „Und eure kleinen Helferlein?“ Zu Tode erschrocken fahren wir herum, nur um das Gleichgewicht zu verlieren und auf unseren Hintern zu landen. Direkt hinter uns steht niemand geringeres als Barricade in seiner Holoform. In dieser Uniform könnte man ihn glatt für einen echten Polizisten halten. Noch im gleichen Augenblick erscheint Soundwave direkt vor uns beiden. „Ich warne dich, Barricade...“ Ich glaube, seine Stimme hatte noch nie einen so drohenden Ton an sich. Nur einen Augenblick später gesellt sich auch Shockwave zu uns. Barricade scheint davon wenig beeindruckt zu sein. „Ich hoffe, ihr habt eine gute Erklärung für eure Haustiere. Ansonsten werde ich Lord Megatron Bericht erstatten müssen.“ „Was fällt dir ein!? Wir sind keine Haustiere!“ Cateline ist förmlich aufgesprungen und ich kann nicht anders als mich die Hand ins Gesicht zu schlagen. Das ist jetzt nicht gerade der richtige Zeitpunkt auf solche Kleinigkeiten anzuspringen. Das nun die gesamte Aufmerksamkeit auf uns gerichtet ist, macht es auch nicht besser. Soundwave wendet sich allerdings direkt wieder an Barricade. „Du willst eine Erklärung? Schön! Aber dafür gibst du mir dein Wort die Klappe zu halten.“ Ich bin ziemlich erschöpft, als ich mit Soundwave auf den Weg nach Hause bin. Gerade haben wir Cateline bei ihr Zuhause abgesetzt. Sie ist immer noch stinkig auf Barricade. Es hat ganz schön lange gedauert ihm die ganze Geschichte zu erzählen, aber Soundwave scheint kein bisschen müde zu sein. Oder er versteckt es verdammt gut. „Glaubst du Barricade wird wirklich nichts verraten?“ „Er hat vielleicht nicht den freundlichsten Charakter, aber er steht zu seinem Wort. Ich fürchte nur, er wird jetzt öfter bei uns auftauchen. Immerhin ist es ein Befehl von Lord Megatron.“ Irgendwie frustriert mich das ein bisschen. Ich konnte dieses Polizeiauto noch nie sonderlich gut leiden. Dazu kommt, dass mir der Schreck immer noch in den Knochen sitzt. Ich glaube, ich zitter immer noch ein bisschen. Egal wie ich es drehe oder wende, ich kann einfach nichts positives daran finden. Während ich so darüber nachdenke, fallen mir ein bisschen die Augen zu. Ich freue mich schon auf mein Bett. Doch als wir fast bei mir Zuhause sind, fällt mir etwas wieder ein, das mich hellwach werden lässt. „Warte, Soundwave! Halt an!“ „Was? Wieso?“ Im nächsten Moment bleiben wir fast bei einer Vollbremsung stehen und die Autos hinter uns hupen, bevor sie uns überholen. „Tut mir leid, aber meine Eltern sind doch ab heute wieder Zuhause. Sie sind heute Mittag angekommen. Ich fürchte wir könnten auffliegen, wenn du mich bis vor die Tür fährst.“ „Wenn ich mich recht erinnere hast du doch die Bedenken geäußert, dass sie die Wahrheit herausfinden. Und ganz davon abgesehen... Wieso nicht gleich die Katze aus dem Sack lassen? Oder wie sagt ihr noch dazu?“ „Auf einmal willst du es ihnen sagen? Du hast doch gesagt sie sollten es nicht unbedingt wissen.“ „Die Situation hat sich aber mittlerweile stark verändert.“ Ein kurzes Schweigen entsteht, während wir dort stehen. Unrecht hat er nicht. Es hat sich wirklich sehr viel verändert. Aber ich habe Angst davor wie meine Eltern reagieren werden. Ich entspanne mich wieder ein bisschen und sehe kurz nach draußen. „Auf deine Verantwortung.“ Soundwave setzt sich wieder in Bewegung und ich denke darüber nach, ob es die richtige Entscheidung gewesen ist. Sicherlich will Soundwave damit erreichen, dass er mich auch weiterhin im Auge behalten kann. So gesehen habe ich auch nichts dagegen. Ich hab mich an seine Anwesenheit gewöhnt. Ohne ihn wäre es mittlerweile mehr als langweilig. Ich hoffe nur, dass mein Vater keinen Herzinfarkt bekommt, wenn ich nach diesem für ihn langen Urlaub plötzlich mit Soundwave reinkomme. Wir halten direkt vor der Haustür. Als ich aussteige steht er auch direkt neben mir. Trotzdem zögere ich noch einen Moment. „Bist du sicher, dass wir das richtige tun?“ „Ganz sicher. Überlass das mir.“ Als ich reingehe steigt die Nervosität so stark an, dass ich Bauchschmerzen bekomme und mir schlecht wird. Ich atme einmal tief durch. Wie zu erwarten sind die beiden in der Küche. Mein Vater ist gerade dabei einen Kaffee zu trinken und die Zeitung von heute zu lesen. „Ich bin Zuhause.“ Meine Stimme klingt nervöser, als ich eigentlich wollte. „Helena!“ Meine Mutter geht auf ich, vermutlich im mich in den Arm zu nehmen. Doch im selben Moment bleibt sie wieder stehen. Es sieht fast so aus, als würde sie sämtliche Farbe aus dem Gesicht verlieren. Fast gleichzeitig klirrt es laut. Mein Vater hat seine Kaffeetasse fallen lassen. Ich ahne, dass Soundwave hinter mir steht. Vermutlich wie immer an den Türrahmen gelehnt. „Etwas zu lange nicht mehr gesehen, oder?“ Ich kann deutlich die Belustigung aus seiner Stimme hören. Scheinbar findet er die Situation lustig. Nun ja, ein bisschen vielleicht. So außer sich habe ich meine Eltern noch nie gesehen. „Ich hätte gedacht ihr wüsstet, dass ich euch beiden noch einen Besuch abstatten würde. Aber scheinbar hat keine von euch beiden mitgekommen, was die letzten vier Wochen hier passiert ist.“ Meine Mutter zieht es vor sich hinter meinem Vater zu verstecken. Ich bezweifle, dass es irgendwas bringen würde. Und es hat ihnen wohl die Sprache verschlagen. Ist ihnen aber nicht zu verübeln. Immerhin bin ich gerade wie selbstverständlich mit einem der gefährlichsten Decepticons reingekommen. Ich beschließe, dass es vielleicht besser ist mal selber was zu sagen. Ich räuspere mich ganz kurz um den Klos im Hals loszuwerden. „Tja, also. Mama? Papa? Das ist seit neuestem Mein Beschützer. Dafür... Erledige ich etwas für ihn.“ Ich muss ja nicht allzu sehr ins Detail gehen. Außerdem habe ich keine Lust nochmal zu schildern wie ich fast gestorben wäre. Ich schlucke etwas, als mein Vater rot anläuft. „Sie haben mir zugesagt, das Sie meine Tochter nicht damit hinein ziehen würden!“ Mein Vater wird bei jedem Wort lauter und zum Schluss steht er sogar auf. Obwohl es ja nicht mir gilt kann ich nicht verhindern, dass ich etwas zusammenzucke. „Das habe ich auch nicht, sie tut etwas anderes für mich. Du solltest stolz auf deine Tochter sein. Sie hat mehr Talent darin ihre Aufgabe zu erfüllen als du jemals hattest. Und sie tut weit aus mehr für mich.“ Die Wendung des Gesprächs gefällt mir nicht wirklich, aber es dämmert mir langsam, das Soundwave meinen Vater wohl nicht allzu sehr leiden kann. Kann ich ihm nicht Mal verübeln. Erst jetzt bemerke ich, dass er neben mich getreten ist. „Und wo wir gerade bei Aufgaben sind, du bist überfällig.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)