Zwischen den Welten von CanisMinor ================================================================================ Kapitel 39: Reisevorbereitungen ------------------------------- „Ist das dein Ernst?“ Cateline sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an. Es ist mehr als offensichtlich, dass sie mir das nicht glaubt. „Aber wenn ich es dir doch sage! Ich werde von diesem Stofftier verfolgt! Es ist hinter mir her!“ Wäre ich nicht so panisch, wäre mir wohl aufgefallen wie absurd das klingt. Andererseits sollte man nicht vergessen, was mir schon so alles passiert ist. Jedenfalls bin ich in meiner Panik los gerannt und schlussendlich völlig erschöpft bei Cateline angekommen. Wieso genau ich zu ihr gelaufen bin und nicht nach Hause weiß ich auch nicht. Vielleicht, weil ich es unbedingt jemandem erzählen musste. „Bist du sicher, dass du dich nicht ein bisschen hinlegen möchtest? Du siehst wirklich erschöpft aus. Hast du in letzter eigentlich viel geschlafen?“ „Ich hab mir das nicht eingebildet!“ „Ist ja gut.“ Beschwichtigend hebt Cateline die Arme. Auch wenn ich mir sicher bin, dass sie mir immer noch nicht glaubt. Ich beginne ein bisschen hysterisch im Kreis zu laufen. „Und wenn es eines von Shockwaves Kreaturen ist? Was mache ich, wenn es wieder auftaucht!?“ „Eine von... Ein Stofftier? Jetzt drehst du völlig ab.“ Cateline kratzt sich etwas hilflos am Kopf. „Also gut, Helena. Was hältst du davon? Du gehst jetzt erstmal nach Hause. Von mir aus schließ dich da ein. Und ich werde Shockwave fragen ob es eins seiner Experimente ist. Ich gebe dir dann Bescheid ob du dir Sorgen machen musst oder nicht.“ Ich bleibe in meiner Bewegung stehen. Richtig, wenn es ein Experiment ist, muss Shockwave es kennen. Etwas beruhigt atme ich auf. „Also gut. Dann machen wir es so. Vielleicht ist meine Mutter mittlerweile wieder Zuhause.“ Tatsächlich ist meine Mutter wieder Zuhause. Sie ist gerade dabei sich den Brief aus der Schule durchzulesen, als ich nach Hause komme. Natürlich erzähle ich ihr nicht, was heute Nachmittag vorgefallen ist und höre lieber zu wie sehr sie sich für mich freut, dass ich bald auf Klassenfahrt gehen werde. Ich verschweige ebenfalls, dass ich mich nicht so sehr freue. Den ganzen Weg nach Hause habe ich permanent nach diesem Hasen Ausschau gehalten und auch jetzt schaue ich ständig aus dem Fenster. Bisher habe ich es aber noch nicht wieder gesehen. Allerdings macht mich gerade das so furchtbar nervös. Habe ich mir das zum Schluss vielleicht doch nur eingebildet? Ich beschließe mich lieber für den Rest des Abends unter meiner Decke zu verstecken. Ein paar Tage später bin ich wieder bei Cateline zu Besuch. „Und du hast immer noch nichts gehört?“ „Nein, ich habe keine Antwort bekommen, auf keine meiner Nachrichten. Vielleicht ignoriert er sie jetzt, nachdem... Ist ja auch egal.“ Sie bricht in ihrer Erzählung ab, als sie bemerkt, dass ich ihr gar nicht zuhöre. „Und du hast auch ganz sicher klar gemacht, dass es unheimlich wichtig ist?“ „Natürlich! Was denkst du denn von mir?“ Ich lasse mich etwas erschöpft auf einen Stuhl fallen. „Erst lassen sie uns keine Sekunde aus den Augen und dann plötzlich scheinen sie uns zu ignorieren.“ „Die werden schon ihre Gründe haben. Vielleicht sind sie auch schon längst dabei Nachforschungen anzustellen. Hast du das Ding in den letzten Tagen eigentlich auch gesehen?“ „Direkt gesehen nicht, aber ich fühle mich permanent verfolgt. Es ist echt unangenehm, wenn du denkst hinter jeder Ecke ein weißes Stoffhäschen zu sehen.“ Ich lege meine Gesicht auf meine Hände. Ich schlafe ja ohnehin nicht sonderlich gut in letzter Zeit, doch die letzten Nächte waren nun wirklich schlaflos gewesen. Ständig habe ich in die dunkle Stille im Haus gelauscht. Jeden Moment damit rechnend ein Geräusch zu hören, dass nicht da sein sollte. „Na schön. Dann werde ich mich wohl besser auf den Heimweg machen.“ Der Himmel ist grau. Schon den ganzen Tag ist es deprimierend dunkel. Ich laufe gerade eine lange Seitenstraße entlang. Da ich meinen Bus verpasst habe, habe ich mich entschlossen zu Fuß nach Hause zu laufen. So bin ich immer noch schneller als das ich auf den nächsten warte. Ich bleibe unvermittelt stehen und sehe in ein großes Fenster. Für einen Augenblick dachte ich, etwas weißes gesehen zu haben. „So langsam verliere ich meinen Verstand.“ Ich schüttel den Kopf und gehe weiter. Es kann doch nicht sein, dass ich mir das alles nur einbilde. Die letzten Tage habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht. Und wenn es tatsächlich wieder dieser Formwandler ist? Laut Shockwave kann er schließlich jedes Aussehen annehmen, dass er will. Er wird immer noch hinter der Waffe her sein. So kann er sich unauffällig nähern. Unbewusst reibe ich mir über den Oberarm, während ich mich ständig umsehe. Die Szenarien, die sich so in meinem Kopf entwickelt haben, sind mit jedem Mal abenteuerlicher geworden und auch wenn es extrem unwahrscheinlich ist, dass sie so eintreffen, mache ich mir damit nur umso mehr Angst. Wieder bleibe ich stehen und drehe mich um. Ich hätte schwören können, dass da jemand oder etwas hinter mir gewesen ist. Ich setzte meinen Weg vor, jetzt etwas zügiger als vorher. Das kann ich mir nun wirklich nicht auch noch eingebildet haben. Oder doch? Gerade will ich die Straße überqueren um in eine andere Straße einzubiegen, als neben mir ein Auto hält. „Soundwave!“ Die Tür geht kommentarlos auf und ich beeile mich einzusteigen. „Ich dachte schon du hättest mich vergessen.“ „Ich habe dich nie aus den Augen gelassen.“ Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken. Richtig, er hatte mal was in Richtung Satelliten erzählt. Ich verwerfe diesen Gedanken lieber wieder und beginne Soundwave rasch zu berichten, was in letzter Zeit vorgefallen ist. „...Jedenfalls bin ich mir ganz sicher, dass ich mir das nicht eingebildet habe. Irgendwas stimmt da nicht.“ „Ungewöhnlich klingt das schon. Und es würde ohne weiteres zu Shockwave passen. Ich werde ihn fragen, wenn er wieder da ist.“ „Wieso? Ist Shockwave weg?“ „Er musste kurzfristig zu einer Mission für Lord Megatron aufbrechen. Wann er zurück kommt kann ich nicht sagen.“ „Deswegen hat er also auf Catelines Nachrichten nicht reagiert.“ Ich lasse mich noch ein bisschen tiefer in den Sitz sinken. Jetzt wo Soundwave da ist, fühle ich mich nicht mehr so ausgeliefert wie zuvor. Trotzdem macht Shockwaves Abwesenheit das Problem nicht einfacher. „Und du meinst wir können so lange warten, Soundwave?“ „Solange es nicht angreift, ja. Und wenn es das gewollt hätte, hätte es dann schon längst getan. Schließlich warst du ihm nah genug.“ „Da wirst du wohl recht haben.“ Es ist beinahe so, als würde ein riesiger Felsbrocken von meinem Herzen fallen. Als hätte ich die ganze Zeit genau das hören wollen. Als wir bei mir Zuhause angekommen beeile ich mich ins Haus zu kommen. Meine Eltern sind nicht da. Sie haben eine Notiz hinterlassen, dass sie heute Abend ein Geschäftsessen haben, aber vor Mitternacht wieder Zuhause sein werden. Das kommt mir nur ganz gelegen. Ich strecke mich ein wenig und schulter dann meine Tasche. Dank Soundwave habe ich letzte Nacht wieder sehr viel besser geschlafen. Natürlich macht eine gute Nacht die ganzen schlechten nicht einfach wieder weg, aber ich habe das Gefühl, dass es jetzt endlich wieder besser werden wird. Heute muss ich mich alleine auf den Heimweg machen, da sich Cateline Nachsitzen eingehandelt hat. Sie hat einmal zu oft im Unterricht nicht aufgepasst und lieber etwas anderes gemacht. Manchmal können die Lehrer echt gnadenlos sein. Aber sie musste es ja auch ausgerechnet bei diesem Lehrer machen. Soundwave ist nicht da. Er hat mir versprochen heute Nachforschungen in den Datenbanken über Shockwaves Experiment anzustellen, da nicht abzusehen ist, wann Shockwave wieder da sein wird. Ich hingegen habe beschlossen heute nach der Schule in die Stadt zu fahren. Ich habe vor schonmal ein paar Dinge für die Klassenfahrt zu besorgen. So muss ich nicht alles auf einmal besorgen. Ich könnte zwar auch meine Eltern bitten, aber es gibt Dinge, um die kümmert man sich doch lieber selbst. In der Stadt selbst sind viele Menschen unterwegs, die sich dicht an dicht durch die Straßen und Einkaufszentren drängen. Ich beschließe kurzfristig neben meinen Besorgungen noch etwas bummeln zu gehen. Das habe ich schon so lange nicht mehr richtig gemacht. Es lenkt mich auch ein bisschen ab. Gerade biege ich um die nächste Ecke, als ich fast mit jemanden zusammen stoße. Erschrocken weiche ich ein Stück zurück. „Soundwave! Hast du mich erschreckt.“ Erleichtert atme ich aus und lege mit eine Hand auf mein schnell schlagendes Herz. „Ich dachte, du wolltest nur kurz besorgen, was du brauchst.“ Ich kratze mir etwas verlegen am Kinn. „Na ja, also das... Ich hab das halt schon lange nicht mehr gemacht und es lenkt mich ein bisschen ab.“ Ich gehe gemeinsam mit Soundwave weiter. „Hast du denn etwas herausfinden können?“ „Ich fürchte wir werden warten müssen, bis Shockwave zurück ist. Er schützt seine Forschungsergebnisse besser als unser ganzes System. Ich habe nicht viel hilfreiches herausfinden können.“ „Das ist wirklich schade.“ Ich lasse etwas meinen Kopf hängen. Eigentlich hätte ich mir das denken können, doch irgendwie hatte ich auch die Hoffnung, dass es für Soundwave doch eigentlich kein Problem sein sollte ein paar Daten zu finden. Ich habe wohl nicht ausreichend bedacht, dass es hier um Shockwaves Daten geht. Ich bleibe vor einem Laden stehen. „Warte mal kurz. Ich muss hier rein.“ Mir entgeht sein missbilligender Blick nicht, doch das brauche ich unbedingt noch. Und wenn ich hier schon vorbei laufe. Es ist ein Geschäft, dass sich voranging auf Jacken und Outdoorkleidung spezialisiert hat. Auf meiner Liste steht auch, dass für alle fälle Regenbekleidung mitnehmen soll. Leider besitze ich momentan keine Regenjacke, da ich für gewöhnlich Regenschirme vorziehe. Während ich mich also auf die Suche nach etwas begebe, dass mir auch gefällt, behält Soundwave die Umgebung und vor allem die Menschen im Auge. Ich hätte ihn vielleicht draußen warten lassen sollen. Ich probiere unterschiedlich Jacken aus, bis ich endlich etwas gefunden habe, dass mir gefällt und was mir auch passt. Ein leuchtend roter Regenmantel. Zumindest würde man mich darin nicht übersehen. Und er würde mich auf jedenfall schön trocken halten. Auch wenn ich hoffe, dass ich ihn nicht brauchen werde. „Und? Was meinst du?“ Ich führe mich in der Jacke Soundwave vor. Der zieht allerdings nur eine Augenbraue hoch. Ich weiß nicht so recht ob er sich nur fragt, was er bitteschön antworten soll oder ob er sich fragt, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe. Jedenfalls habe ich mich bereits dazu entschlossen diese zu nehmen. Also gesellt sich nun noch eine weitere Tüte zu meinen Einkäufen dazu und einige Minuten später sind wir wieder auf der Straße. Soundwave mustert meine ganzen Einkäufe. „Wozu brauchst du den ganzen Kram?“ „Für die Klassenfahrt.“ Es ist einige Sekunden still. „Klassenfahrt?“ Richtig, ich hatte Soundwave davon noch nichts erzählt. Zudem bezweifel ich, dass er weiß was das ist. „Klassenfahrt, Ja. Das heißt, dass meine Schulklasse für mehrere Tage gemeinsam wegfährt. Da werden verschiedene Aktivitäten gemeinsam durchgeführt. Wir besuchen Museen, Sehenswürdigkeiten, gehe zusammen Wandern. Letztes Jahr hat eine Klasse fast eine Woche lang in einem Freizeitpark verbracht.“ Soundwave zieht skeptisch die Augenbraue hoch. „Wann genau soll das stattfinden?“ „Äh... In etwa vier Wochen. Ist das ein Problem?“ „Unbeaufsichtigt...“ „Glaubst du ich kann nicht auf mich aufpassen? Außerdem bin ich ja nur eine Woche weg. Das sind 7 Tage... Jetzt sag mir bitte nicht, dass du mitkommen wirst.“ „Wohl kaum. Ich werde bald auf eine Mission aufbrechen und eine Weile nicht da sein.“ Ich bleibe abrupt stehen. „Du wirst nicht da sein. So ganz weit weg nicht da sein? Wo gehst du hin?“ „Darf ich dir nicht sagen. Es wäre jedenfalls besser, wenn du hier bleiben würdest.“ „Das geht nicht. Das ist eine Pflichtveranstaltung. Ich brauche schon eine verdammt gute Ausrede um nicht mitzufahren. Abgesehen davon, dass meine Eltern bereits alles bezahlt haben. Ich meine, natürlich reiße ich mich darum ausgerechnet dahin zu fahren. Aber es ist das Ereignis des Jahres, wenn man wie ich noch zur Schule geht. Mal ganz abgesehen davon, dass sie in der Schule wieder über mich reden werden. Langsam wird es etwas auffällig, wie oft ich fehle.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)