Zwischen den Welten von CanisMinor ================================================================================ Kapitel 40: Klassenfahrt ------------------------ In Gedanken versunken sehe ich die Landschaft schnell an mir vorbeiziehen. Ich sitze mit meiner Klasse im Reisebus, der gerade über die Autobahn in Richtung unseres Ziels fährt. Cateline, die neben mir sitzt, ist schon vor längerer Zeit eingeschlafen. Ich kümmere mich nicht weiter darum, denn so kann ich ein bisschen meinen Gedanken nachgehen. Ich hatte noch eine lange Diskussion mit Soundwave. Eigentlich sogar eher einen Streit. Er wollte unter keinen Umständen, dass ich mitfahre und blieb auch bis zum Schluss bei dieser Einstellung. Eine Woche vor der Klassenfahrt musste er allerdings zu einer Mission aufbrechen und so bin ich letzten Endes mitgefahren ohne, dass er davon weiß. Oder zumindest ohne sein Einverständnis. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er es bereits weiß. Nur kann er mich durch seine Abwesenheit nicht aufhalten. Dennoch kreisen meine Gedanken die ganze Zeit darum, ob das nun richtig gewesen ist oder nicht. Auch, wenn es mittlerweile zu spät ist um sich anders zu entscheiden. Schließlich bin ich jetzt schon viele Kilometer von Zuhause entfernt. Es wundert mich doch ein bisschen, dass er Lasebeak nicht da gelassen hat um auf mich aufzupassen. Aber vielleicht braucht er ihn ja, wo auch immer er gerade ist. Dann ist da noch die Sache mit diesem Stoffhasen, der mich verfolgt. Oder verfolgt hat. Ich habe ihn bis jetzt noch nicht wieder gesehen und so langsam hat mein Verfolgungswahn abgenommen. Dass heißt allerdings nicht, dass ich mir deswegen keine Sorgen mache. Unbewusst umschließe ich die Waffe mit meiner Hand. Ob ich sie wohl wieder brauchen werde? Ich schrecke aus meinen Gedanken, als der Bus stark abbremst. Wir haben die Autobahn verlassen. Cateline streckt sich ausgiebig neben mir. Mein Rücken fühlt sich nach dieser langen Fahrt auch ein bisschen steif an. Nach und nach holen wir unsere Koffer. Wir befinden uns auf einer Ferienanlage irgendwo auf dem Land. Wir werden alle in Ferienhäuser untergebracht, aufgeteilt in Gruppen von zwei bis vier Leuten. Ich habe Glück, dass Cateline und ich zusammen in einer Gruppe sind, ohne andere. Das macht es wesentlich einfacher. Wir müssen noch einen Augenblick warten, bis alle Schlüssel verteilt sind und die Lehrer nochmal überdeutlich die Regeln klar gemacht haben. Dann machen wir uns auf den Weg, einer großen Traube von Schülern hinterher, die sich auf dem Weg langsam zerstreuen. Das Wetter ist wirklich schön. Die Sonne scheint und es sind nur ein paar Schönwetterwolken am Himmel. In der Mitte der Anlage befindet sich ein kleiner See auf dem man auch mit Tretbooten fahren kann. Das Ferienhaus, dass Cateline und ich für die Woche beziehen werden ist ein gutes Stück vom See entfernt. „Endlich geschafft.“ Erschöpft lässt sich Cateline auf das Sofa fallen. Das Ferienhaus ist nicht besonders groß. Wenn man eintritt steht man direkt im Wohnzimmer. Dort steht auch ein kleiner Fernseher und es gibt einen Kamin. Allerdings lautet eine der Regeln, das Nutzen des Kamins ist tabu. Irgendwie habe ich allerdings im Gefühl, dass sich nicht alle daran halten werden. Direkt neben der Haustür ist die Tür ins Bad. Es ist klein, aber ausreichend. Daneben sind noch zwei Türen. Eins führt in ein kleines Zimmer mit Doppelbett. Das andere ist wohl als Kinderzimmer gedacht, denn dort steht ein Hochbett und ein normales Bett. „Ist es dir recht, wenn ich das Zimmer hier nehme?“ Ich zeige auf das gedachte Kinderzimmer. Cateline macht sich kaum die Mühe sich umzudrehen und zeigt mir dann nur den nach oben gestreckten Daumen. Ich habe den Eindruck, dass ihr die Busreise nicht ganz so gut bekommen ist. Ich stelle meinen Koffer in das Zimmer und gehe dann wieder zurück ins Wohnzimmer. Es gibt einen kleinen Essbereich mit kleiner Kochzeile im Wohnzimmer. Man könnte es fast übersehen. „Wir müssen noch einkaufen, wenn wir heute noch was essen wollen.“ „Muss das sein?“ Cateline macht keine großen Anstalten aufzustehen oder sich in einer anderen Form zu bewegen und mir entfährt ein Seufzen. „Ja, dass muss sein. Ich kann nicht alles alleine tragen.“ „Wer ist bloß auf die Idee gekommen Ferienhäuser zu mieten? In einem Hotel müssten wir uns nicht selbst verpflegen.“ Cateline streckt sich noch einmal, steht dann aber doch auf. Diesem Punkt kann ich ihr allerdings nur beipflichten. Ich kann mir auch aufregenderes vorstellen, als eine Woche lang durch die Gegend zu wandern. Wir sind nicht die einzigen, die sich auf den Weg gemacht haben um noch etwas einzukaufen. Unterwegs begegnen uns immer wieder kleine Schülergruppen. Wenigstens hat die Anlage ihren eigenen Supermarkt. Auch wenn wir schon ein kleines Stück dafür laufen müssen. „Machst du dir immer noch Gedanken darum?“ Ich schrecke hoch, als Cateline mich anspricht. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich zwischenzeitlich auf den Boden geschaut habe. „So ein bisschen schon. Immerhin wollte Soundwave nicht, dass wir mitfahren. Aber ich wollte auch nicht riskieren, dass ich schon wieder im Mittelpunkt stehe, weil ich bei sowas wie dieser Klassenfahrt fehle. Immerhin ist es keine kleine Sache und es ist eine Pflichtveranstaltung. So langsam werden meine Fehlzeiten doch auffällig. Abgesehen davon mache ich mir auch ein bisschen Sorgen um meinen Abschluss, wenn ich so viel Fehle. Auch wenn es noch ein bisschen hin ist, aber wer weiß schon was uns die Zukunft bringt.“ Cateline scheint einen Moment nachzudenken. „Du hast schon recht, ja. Aber wie du schon sagst, wer weiß was uns die Zukunft bringt. Vielleicht solltest du es nicht so eng sehen. Immerhin erlebst du echt einmalige Sachen. Andere können das nicht von sich behaupten.“ Ich seufzen und sehe dann wieder nach vorne. „Dinge, auf die ich gut verzichten könnte.“ Zumindest einiges würde ich nur zu gerne wieder aus meinem Kopf verbannen. Cateline scheint das alles nur für ein großes Abenteuer zu halten. Ich muss allerdings zugeben, dass ich die Gefahr eine Zeit lang auch sehr gut ignoriert habe. „Wieso muss ich das eigentlich schleppen?“ Schon seit wir den Supermarkt verlassen haben beschwert sich Cateline in einer Tour. Ich lasse sie gerade die schweren Getränke schleppen während ich die anderen Tüten trage. „Das ist für dein loses Mundwerk.“ „Ach so ist das.“ Cateline konnte es nicht lassen mich zu ärgern als wir im Supermarkt war. Das ist sozusagen meine Rache dafür. Früher hätte ich mich das wahrscheinlich nicht getraut, aber jetzt habe ich kein Problem damit. Zumal ich weiß, dass Cateline mir nicht nachtragend ist. In gewisser Weise ist die Situation auch komisch. Ich kann mir ein kleines Lachen nicht verkneifen, als ich Cateline ansehen. „Ich weiß nicht, was daran komisch sein soll.“ Cateline schmollt ein bisschen gespielt. Ich weiß, dass sie das nicht ehrlich macht. Ich muss nochmal lachen, als ich meinen Blick in die andere Richtung schweifen lassen. Wir laufen gerade einen Weg nahe des Sees entlang. Mein Blick fällt auf einen älteren Herrn, der uns unentwegt anzustarren scheint. Ich bleibe stehen und mustere ihn auch einen Moment. Cateline braucht einen Moment bis sie begreift, dass ich stehen geblieben bin und kommt den Weg zurück. „Was hast du denn?“ Sie folgt meinem Blick. In mir macht sich so langsam ein ungutes Gefühl breit. Irgendwas stimmt mit dem alten Herrn nicht. Es ist fast so, als würde er uns kennen. „Verschwinden wir von hier. Komm schon.“ Ich laufe voraus, so dass Cateline leicht Probleme hat mit meiner Geschwindigkeit mitzuhalten, wo sie so schwer tragen muss. „Jetzt warte doch, Helena!“ Im Ferienhaus schließe ich die Tür hinter uns ab. Ich lasse noch kurz den Blick aus dem Fenster schweifen, aber draußen ist niemand zu sehen. Cateline hat mittlerweile die Einkäufe abgestellt. „Alles in Ordnung?“ Ich stelle die restlichen Einkäufe ab. Dabei mache ich wohl ein sehr besorgtes Gesicht. „Ich bin mir nicht sicher. Irgendwas war gerade sehr eigenartig. Dieser alte Mann hat mit irgendwie Angst gemacht.“ „Ich weiß, was du meinst. Der war irgendwie unheimlich. Und dieses permanente, leichte Lächeln. Der sollte mal was dagegen machen.“ „Das meine ich nicht. Ich hatte irgendwie das Gefühl ihm schonmal begegnet zu sein, obwohl ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. Es war wirklich unangenehm.“ Ich habe begonnen die Einkäufe auszuräumen und zu verstauen um etwas zu tun zu haben. „Als wärest du ihm schon begegnet? Bist du sicher, dass dir dein Gefühl keinen Streich gespielt hat?“ „Ganz sicher. Hier stimmt etwas nicht. Wir sollten die kommenden Tage lieber vorsichtig sein. Und aufmerksam. Besser wir halten uns von allen fern, die wir so nicht kennen. Wer weiß, was uns da verfolgt.“ „Jetzt fängst du damit wieder an. Obwohl es schon sehr unheimlich war. Na gut, vielleicht hast du ja recht.“ Den Abend verbrachten wir damit noch etwas fern zu sehen. Ich konnte es aber nicht lassen ständig durch das Haus zu gehen und aus den Fenstern zu sehen. Allerdings konnte ich Niemanden entdecken. Es liefen nur ab und zu ein paar unsere Mitschüler vorbei, auf dem Weg sonst wo hin. Irgendwann war es dann auch zu dunkel um draußen noch etwas zu erkennen. Schließlich beschlossen wir ins Bett zu gehen. Immerhin müssen wir morgen zeitig aufstehen. Die Lehrer wollen unbedingt wandern gehen. Ich habe nie verstanden was den Reiz aus macht einfach durch die Gegend zu laufen. Zumindest hoffe ich, dass wir in der großen Gruppe soweit sicher vor solchen Begegnungen sind. Ich weiß nicht wie es Cateline geht, aber ich drehe mich noch lange von einer Seite auf die andere. Es fällt mir schwer einzuschlafen. Vielleicht liegt es auch daran, dass keine Vorhänge gibt, mit denen man das Zimmer abdunkeln kann. Es gibt nur normale Vorhänge, weiß und halb durchsichtig. Es gibt zwar Sturmläden an diesem Haus, aber wir waren uns beide einig, dass sie wohl nur zur Deko sind. Wir wollten da jetzt nicht herumfummeln. Zumal wir dafür nach draußen hätten gehen müssen. Ich öffne die Augen und finde mich in einem dunkeln Raum wieder. Oder bin ich hier im Nichts? Träume ich oder ist das real? Ich versuche mich umzusehen, aber ich kann absolut nichts erkennen. Ich laufe in eine Richtung um einen Anhaltspunkt zu bekommen, komme aber nie irgendwo an. Es kommt mit irgendwie bekannt vor. Als wäre ich schon so oft hier gewesen. Eigentlich mag ich solche Orte gar nicht. Doch aus einem mir nicht bekanntem Grund spüre ich keinerlei Angst. Plötzlich werde ich geblendet und ich muss mir den Arm vor die Augen halten. Doch schnell habe ich mich daran gewöhnt. Vor mir schwebt eine kleine Lichtkugel in der Luft. Ich bin ihr schon viele Male begegnet. Und viele Male hat sie mich bereits gerettet. „Wem bin ich da heute begegnet?“ Die Frage habe ich gestellt, ohne weiter darüber nachzudenken. Genauso wie ich mir ohne es zu hinterfragen sicher bin, dass es mir Antworten wird. „Die Antwort kennst du bereits. Du bist ihm schon einmal begegnet und es war mehr als knapp. Nimm dich in acht, denn er ist nach wie vor hinter deinem Leben und der Waffe her. Er mag vielleicht jetzt noch Abstand halten, aber er wird angreifen. Daran besteht kein Zweifel. Du befindest dich in großer Gefahr.“ „Was kann ich machen?“ „Bleib aufmerksam. Lass dich nicht von Äußerlichkeiten täuschen. Gehe keine unnötigen Risiken ein.“ Ich schrecke hoch. Ich liege im Bett, es wird bereits hell. Ich setzte mich auf. Kalter Schweiß steht auf meiner Stirn. Ein eigenartiger Traum. Doch ist mir jede Einzelheit so klar als wäre es Wirklichkeit gewesen. Oder war das tatsächlich kein Traum? Ich sehe auf mein Handgelenk an dem die Waffe hängt. Ich hatte sie gestern gar nicht abgemacht. Hab ich es vergessen? Sie ist warm, wohl von der Bettwärme. Einen Moment dachte ich der Splitter darin hätte gefunkelt, doch das habe ich mir nur eingebildet. Doch die Worte und die eindeutige Warnung kann ich nicht so einfach vergessen. Die Worte schwirren mir noch die ganze Zeit im Kopf herum, bis der Wecker klingelt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)