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Eclipse

Blutmond • Blutnacht • Blutnebel • ....
von

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64. Kapitel

Mei richtete ihre lavendelfarbenen Augen zornig auf Isaac, welcher ihr höhnisch lächelnd gegenüber stand. Mit einer Hand hielt sie sich die Stelle, an der sich ihr Mal mit dem Mondzyklus befand. Vor wenigen Augenblicken begann es stärker zu bluten und verursachte nun spürbare Schmerzen, weshalb sie dementsprechend aufseufzte. Dennoch wandte sie ihre Augen von Isaac ab und richtete jene auf Ren, der keuchend mit einem Bein auf dem Boden kniete. Isaac hatte ihm eine tiefe Schnittwunde verpasst.

Mei zog ihre Augenbrauen verzweifelt zusammen. Mal wieder war es ihre Schuld. Ihr Großvater wollte sie nur beschützen, da sie unachtsam wurde, weil das Mondmal plötzlich schmerzte und sie somit ablenkte. Bis dato kämpfte Ren eigentlich mit Carter, sprang jedoch dazwischen, bevor Mei etwas zustoßen konnte.

 

»Armes, schwaches Drachenmädchen~. Deinetwegen sind viele Unschuldige gestorben, einfach, weil du zu sehr an deinem unwichtigen Leben hängst~.«, schmunzelte Isaac süffisant. Es wirkte beinahe, als wäre er sich seines Sieges sicher.

Mei seufzte schmerzlich. So unbegründet war dieser Gedanke auch gar nicht. Sie ließ ihren Blick schweifen. Seine Truppen hielten die letzten Männer und Frauen, die ihnen zu Hilfe kamen, ganz schön auf Trab. Auch Mickael war am Ende seiner Kräfte angelangt und dennoch, stand er nur wenige Meter neben ihr und durchbohrte Isaac förmlich mit seinem Blick. Sie fragte sich, weshalb er das tat. Als er plötzlich begann etwas zu Schmunzeln und aus dem Augenwinkel zu ihr Blicke, blinzelte sie verwundert und fühlte sich ein wenig ertappt.

»Keine Sorge, Lady Mei. Ich habe nicht vor Euch sterben zu lassen. Immerhin würde das meinem neuen Herrn gar nicht zusagen.«

Meis Augen wurden kurz etwas größer, ehe sich ein zufriedenes, beinahe glückliches Lächeln auf ihren Lippen bildete.

 

»Wer schließt sich schon freiwillig meinem Nichtsnutz von Sohn an? Nicht einmal zum sterben ist er in der Lage.«, hob Isaac abfällig eine Braue.

Mei wollte etwas sagen, jedoch ertönte in dem Moment schon Mickaels Stimme, während er locker seine Arme vor seiner Brust verschränkte »Wenn Ihr sterben als so ehrenvoll erachtet, warum tut Ihr es dann nicht einfach? Es würde uns wirklich viele unnötige Opfer und zudem eine menge Arbeit ersparen.«

Mei musste ein kleines Auflachen unterdrücken. Allein wie Mickael diese Worte herüber brachte...und Isaacs sparsame Reaktion darauf. Jedoch fing jener sich schnell wieder und lächelte höhnisch »Wenn du so darauf bestehst, werde ich dich besten Gewissens vorschicken.«

»So lange ich meine Pflicht erfülle und Lady Mei beschütze, begrüße ich auch gerne den Teufel persönlich.«, entgegnete Mickael ohne zu zögern, woraufhin er zwei verwirrte Blicke auf sich spürte und einen mit einem kleinen Lächeln erwiderte. »Schaut bitte nicht so entgeistert, Lady Mei. Ich wurde von einem alten Samurai aufgezogen, Ehre ist daher mein zweiter Vorname.«

»Aber das ist doch so nicht richtig! Ich möchte nicht, dass du...«

Mickael schloss seine Augen bedacht und unterbrach die junge Frau »Das habt Ihr nicht zu entscheiden, verzeiht.«

Meis Augen schimmerten traurig. Schräg vor ihr stand ein junger Mann, Normalblüter, stark verletzt und dennoch so voller Stolz, dass selbst ihr die Worte fehlten. Man konnte auch behaupten, dass sie es nicht wagte zu widersprechen. Trotz dessen streckte sie ihm entgeistert ihre Hand nach, als er auf Isaac zustürmte und dieser ihm mit Leichtigkeit auswich. Er verhöhnte ihn quasi während des Kampfes und trotz dessen ließ Mickael sich nicht davon provozieren.

 

Ein stechender Schmerz über ihrem Hüftknochen, verleitete sie wieder dazu, zu ihrem Mondmal zu sehen und der Hand, welches sie auf jenes presste. Sie weitete ihre Augen. Nicht nur der gesamte Stoff an der Stelle hatte sich verdunkelt, auch ihre Hand war blutüberströmt…. Was hatte das nur zu bedeuten? Weshalb blutete das Mal plötzlich stärker? Hatte es etwas mit Isaacs Anwesenheit zu tun?

Mei fuhr heftig zusammen, als sie plötzlich gepackt und somit zur Seite gerissen wurde. Sekunden später sah sie in die verschiedenfarbigen Augen ihres Großvaters und stellte fest, dass er sie erneut vor Carters Angriff bewahrte. Ebenso, wie mitgenommen er inzwischen war. Dieser Vampirjäger gehörte schließlich zu den Besten.

Sie und Ren halfen sich gegenseitig auf, woraufhin ihr Blick auf Carter fiel, der mit seinem etwas zu groß gewordenen Shuriken herumspielte und abschätzig grinste. »Und du willst der Ren von Hagedorn sein? Ganz schön schwaches Bild, für das, was ich über dich gehört habe.«

Mei stutzte und sah fragend zu Ren hoch. Von Hagedorn? Sollte das etwa bedeuten, er war auch mit Julian verwandt?

Rens Augen funkelten zornig, jedoch blieb das Lächeln auf seinen Lippen gewohnt ruhig und nett. Eine unheimliche Mischung, die alles andere als freundlich gesinnt war. Er stellte sich, trotz der blutenden Kratzer auf seinem Oberkörper, aufrecht hin und fokussierte die Augen seines Gegenüber. »Ich weiß nicht, was dir zu Ohren gekommen ist, aber ich kann dir versichern, dass über die Hälfte davon nicht der Wahrheit entspricht.«

Carter stutzte und grinste breit »So? Warum das? Hast du diese Gerüchte etwa selbst gestreut, damit deine Feinde Angst vor dir haben?«

»Gewiss nicht.« , schloss Ren seine Augen bedacht, ehe er sie wieder öffnete und seinem Gegner freundlich entgegen lächelte »Die die meine Kräfte wirklich zu spüren bekommen haben, sind nicht mehr in der Lage davon zu erzählen.«

Mei spürte, wie ihr ihre Kinnlade herunter sank und sah im Augenwinkel, dass es Carter nicht anders erging. Diese Worte ihres Großvaters hatten eine eindeutige Botschaft, obwohl er es nicht direkt aussprach.

Das Grinsen auf Carters Lippen wurde unsicher und er hörte auf sein Shuriken spielerisch hochzuwerfen. Die Botschaft hatte eindeutig gesessen.

Ren hingegen lächelte ruhig weiter »Wir scheinen uns zu verstehen, sehr schön. Also wenn du deinen Vorgängern nicht folgen möchtest, solltest du verschwinden und nie wieder zurück kommen. Oder du bedrohst meine Familie weiter und ich werde dich schneller einige Etagen tiefer schicken, als dir lieb ist.«

Mei schluckte. Gerade war sie äußerst froh, dass dieser Reinblüter auf ihrer Seite war und sie ihn kannte. Sonst würde ihr Großvater ihr gerade wirklich angst machen. Schließlich verlor er nie sein ruhiges und freundliches Lächeln auf den Lippen, während er sprach. Da bekamen diese Worte von ihm, gleich eine noch viel intensivere Bedeutung.

Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf Carter. Zudem schien Rens Drohung Wirkung zu zeigen. Carter schien tatsächlich zu überlegen. Er sah sogar immer wieder zu Isaac und Mickael rüber, als würde er sichergehen, dass Ersterer seine Flucht nicht mitbekäme.

 

Mei und Ren blinzelten verdutzt, als der Vampirjäger tatsächlich das Weite suchte. Nur Sekunden später drehte Mei sich zu ihrem Großvater und richtete ihre lavendelfarbenen Augen tadelnd auf ihn, woraufhin er nur unschuldig lächelte.

»Weißt du eigentlich, wie gewagt das gewesen ist!? Du kannst kaum noch stehen!«, murrte Mei und streckte ihm ihre blutige Hand entgegen »Hier, nimm etwas davon, keine Widerrede! Dann ist es wenigstens nicht vergeudet….« Als sie merkte, dass Ren rebellieren wollte, verengte sie ihre Augen wütend. Er schien zu verstehen und schwieg, ehe er begann leicht zu lächeln. Anschließend bediente er sich wortlos an dem angebotenen Blut, was Mei zufrieden schnauben ließ, bevor auch sie leicht lächelte.

 

»Denkt ihr nicht, dass es leichtsinnig ist, so unbeteiligt hier herum zu stehen?«, ertönte plötzlich Isaacs Stimme neben den Beiden. Allerdings stutzte er, als sie ihm gelassen entgegen sahen.

»Wer sagt denn, dass wir unbeteiligt hier herum stehen?«, legte Mei ihren Kopf etwas schief.

Ren wischte sich indes die Blutreste vom Mund, bedankte sich und richtete seine Aufmerksamkeit auf Isaac »Ganz recht, wie kommst du auf diesen merkwürdigen Gedanken?«

Isaac betrachtete die Beiden nachdenklich. Dieses blöde, freundliche Lächeln von Ren kotzte ihn an. Er hasste es schon damals wie die Pest. Doch als er sich die Beiden genauer ansah, dämmerte ihm allmählich, was da gespielt wurde. Aber das war unmöglich!

»Tja, schön blöd, wenn einen der eigene Sohn so hinters Licht führt, was~?«

Isaac weitete seine Augen und drehte sich schlagartig um, ehe er reflexartig zurückwich. Seit wann stand Jasper hinter ihm!? Weshalb hatte er diesen missratenen Bengel nicht bemerkt!? Jener schmunzelte zufrieden.

»Schön dich auch mal so überrascht zu sehen. Wie ich vorhin zu einem deiner Männer schon sagte, habe ich zumindest eine positive Eigenschaft von dir. Nur das ich meine hinterhältige Ader für die richtige Seite verwende.« Jaspers Augen verengten sich, woraufhin seine Mundwinkel erneut von einem Grinsen geziert wurden. »Willst du gar nicht wissen, wie wir es angestellt haben? Also Ren und Mei gegen eine meiner Illusionen auszutauschen?«

Isaac knirschte mit den Zähnen. Die Erklärung dazu brauchte er gewiss nicht, schließlich hatte er leider zwei Söhne. Für die es inzwischen scheinbar kein Problem mehr war, im Team zu agieren, um mit Nathans Geschwindigkeit Personen verschwinden zu lassen, die im selben Moment von Jaspers Illusionen ausgetauscht werden. Illusionen, die inzwischen sehr echt wirkten.

 

Jasper schmunzelte »Ich sehe schon, du brauchst die Erklärung nicht.«

»War doch nicht anders zu erwarten.«, tauchte Nathan neben seinem Halbbruder auf und fokussierte ihren Erzeuger mit seinem roten und hellblauen Auge. »Leider ist er ja nicht auf den Kopf gefallen.«

Isaac betrachtete seine Söhne stumm, ehe er höhnisch auflachte »Jetzt rächt es sich, euch in die Welt gesetzt zu haben. Wer hätte das gedacht? Ich hätte euch töten sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte.«

»Allerdings würde das deinem Plan widersprechen, uns bis aufs Mark quälen zu wollen~.«, lächelte Jasper bedrohlich.

Isaac schloss seine Augen schmunzelnd »Wohl wahr. Aber augenscheinlich hat Lexi versagt.«

»Exakt.«, meinte Nathan knapp. »Dumm genug von dir zu versuchen, sie umzubringen. Sie ist schließlich ein Teil unserer chaotischen Gruppe….Familie. Die Familie, die Mei sorgsam und mit viel Herz zusammengeführt und -gehalten hat.«

Jasper sah verwundert zu seinem Bruder, während deren Erzeuger ihn beinahe mit seinem Blick durchbohrte. Was war plötzlich mit seinem älteren Sohn passiert? Es war, als hätte jemand einen Schalter bei ihm umgelegt. Wo war das verbitterte Kind geblieben, dass er großzog? Sollte dieses Drachenmädchen doch gefährlicher gewesen sein, als er anfangs dachte? Allerdings wäre dies ein weiterer Grund, sie endlich loszuwerden. Sein Plan ließ ohnehin nichts anderes zu.

Er seufzte und wich gekonnt dem Angriff seines älteren Sohnes aus, ebenso wie dem darauffolgenden seinen Jüngeren. Dachten sie tatsächlich, dass sie ihn auf diese Weise so einfach treffen würden?

 

Isaac riss seine Augen auf.

Aus seinem Schatten stieg plötzlich dieser Melvin hervor, dessen Schlag er nur knapp ausweichen konnte. Daraufhin wurde er allerdings von einer Fontäne Wasser brutal ins nächste Gebüsch befördert, die Melody auf ihn abfeuerte, was ihn schmerzlich seufzen ließ. Wo kamen die Zwei plötzlich her? Weshalb hatte er sie nicht wahrgenommen?…. Isaac knurrte leise. Mickael. Dieser niedere Normalblüter sorgte dafür, dass er die Bewegungen der Beiden nicht wahrnehmen konnte, indem er deren Geräusche mit seiner Windfähigkeit auslöschte. Dabei dachte er, er hätte den Kerl ausgeschaltet. Scheinbar war Mickael doch hartnäckiger als er vermutete.

Erneut weitete er seine Augen und blickte direkt in Smaragdgrüne und Blutrote. »Das ist für meinen Vater und meine Schwester.«

Isaac verstand nicht, wo Arata so plötzlich herkam. Allerdings wurde ihm Sekunden später bewusst, dass auch er die Kunst der Illusionen beherrschte. Jedoch spezialisierte er sich mehr darauf, sich selbst mit dieser zu tarnen.

Isaac grinste, wobei ihm das Blut aus den Mundwinkeln lief. Er vergaß schon vollkommen, wie es sich anfühlte ein Schwert in den Bauch gerammt zu bekommen. Zeitgleich fragte er sich, was mit all seinen Leuten passierte. Wo waren sie alle abgeblieben? Sie würden doch nicht wirklich diesen Schwächlingen zum Opfer gefallen sein?

Isaac wollte nach Aratas Arm greifen, doch dieser wich sofort zurück.

»Vergiss es. Steck dir deine Manipulationen sonst wo hin.«

Arata betrachtete nüchtern sein Schwert, welches dumpf auf den Boden prallte. Anschließend sah er zu den Anderen zurück. Nun war es an ihnen, dieses Monster zu erledigen. Er hatte seinen Part erledigt.

 

Und das taten sie. Erneut griffen sie gemeinsam Isaac an und erklärten ihm nebenbei, dass sie seine letzten Truppen erledigt und teils in die Flucht geschlagen hatten. Ebenso wie Carter, der ihnen in die Arme lief, kam nicht lange gegen sie an. Besonders Arata, der noch eine Rechnung mit dem Vampirjäger offen hatte, machte diesem die Hölle heiß.

Für Isaac hieß das, er war vollkommen auf sich alleine gestellt. Niemand würde kommen, um ihm zu helfen. Warum auch? Er war ein Monster und wurde nun behandelt wie eines.

Sein Fehler war zu glauben, seine Söhne würden ihm alleine gegenüber stehen. Niemals erwartete er, dass gerade sein Erstgeborener plötzlich solch ein Teamplayer werden würde. Was wurde aus dem einsamen Einzelkämpfer? Den, den er extra großgezogen hatte?

Oder seinem Zweitgeborenen, den er absichtlich im Süden zurück ließ, damit er ebenso grausam wurde, wie die dort angesiedelten Vampire.

Was um alles in der Welt war da nur schief gelaufen? Weshalb musste ausgerechnet dieser Teil seines Plans scheitern?

 

Isaac seufzte schmerzlich, als ihm Nathans Schwert den Brustkorb durchbohrte und er Jaspers Dolch an seiner Kehle spürte. Isaacs Mundwinkel zuckten süffisant nach oben. »Ihr wisst gar nicht, was ihr soeben getan habt. Was es bedeutet, wenn dieses Drachenmädchen weiter lebt. Das Unheil was dadurch auf euch zukommt, wird bei weitem schlimmer, als ich es war.«

Nathan verengte seine Augen herablassend »Dann werden wir damit ebenfalls fertig. Ohne dich ist ein gefährliches Monster weniger auf dieser verkorksten Welt.«

»Pff~. Ganz schön große Töne, für einen nichtsnutzigen Sohn wie dich. Redest du auch noch so groß daher, wenn dich das Drachenmädchen, dass du so sehr liebst, vergisst?« Isaac knurrte schmerzlich, da Nathan das Schwert in seiner Brust herumdrehte und nach bohrte.

»Was willst du damit sagen? Was hast du getan!?«, presste Nathan wütend zwischen seinen Zähnen hervor.

Jasper sah besorgt zu seinem Halbbruder. Es war doch klar, dass ihr Erzeuger noch etwas in der Hinterhand hatte. Aber weshalb ausgerechnet so etwas? Quälte er Nathan all die Jahre nicht schon genug?

 

Isaac rann das Blut unaufhörlich aus den Mundwinkeln, dennoch verlor er sein höhnisches Lächeln nicht. »Ich muss dich enttäuschen. Das ist nicht meine Schuld, sondern dessen, wovor ich euch eben gewarnt habe. Das, was ihr das Mal des Mondzyklus verpasste.« Sein Lächeln wurde süffisant »Nagut, ein bisschen habe ich vielleicht geholfen, dafür zu sorgen, dass sich das Band zwischen euch stärkt. Für den Fall der Fälle.«

»Sprich endlich Klartext!«, knurrte Nathan zornig.

»Mei wird denjenigen vergessen, den sie am meisten liebt, sollte das Mal verschwinden, ohne das sie stirbt. Das ist der Preis für ihr Leben, trotz dieses Mal´s. Quasi der Preis, um sich freizukaufen.«, erklärte Isaac zynisch.

Nathan starrte ihn nach dieser Aussage schweigend an. Anschließend schloss er seine Augen und zog sein Schwert aus der Brust seines Erzeugers. »Wenn es der Preis für ihr Leben ist, soll es so sein.«

Isaac hielt sich seine klaffende Brust und lächelte schwach aber verhöhnend »Plötzlich so ruhig?« Er weitete seine Augen, als er das leichte, spottende Lächeln seines Sohnes sah.

»Ihr Leben ist mir mehr Wert, als die Tatsache das sie mich vergisst. Aber das wirst du nicht mehr verstehen.«

Die Brüder tauschten Blicke aus, woraufhin Jasper dem Leben ihres Erzeugers ein Ende setzte und ihm die Kehle durchschnitt. Den Körper dieses Abschaums ließ er einfach zu Boden fallen und betrachtete ihn noch einmal kurz, ehe er ihn keines Blickes mehr würdigte und zu seinem Halbbruder sah.

»Ich denke mal, wir denken das selbe? Das bluten von Meis Mal ist eine Art Countdown. Es wird erst schlimmer, ehe es versiegt und du aus ihrem Gedächtnis gelöscht wirst. Ist das wirklich okay für dich? Ich meine...«

»Schon gut. Bemitleide mich jetzt bloß nicht. Es ist immer noch besser, als wenn sie sterben würde.«, unterbrach Nathan den Jüngeren, welcher seine Augenbrauen verzweifelt zusammen zog. Er wusste ja nicht recht. Redete sich sein Bruder da nicht vielleicht einfach nur etwas ein?

 
 

~ † ~

 

»Ich kann mir auch nicht erklären, woher dieser starke Blutfluss kommt...«, musste Julian zugeben. Für ihn ergab es keinerlei Sinn, dass Meis Mondmal so stark blutete. Es gab nicht den Ansatz einer offenen Wunde, dennoch blutete sie weiter. Egal was er versuchte, es half alles nichts.

Als er einen Blick auf sich spürte, sah er unbewusst in dessen Richtung, weshalb der seine auf Rens Blick traf. Julian betrachtete ihn fragend. Auf ihn wirkte es, als wisse dieser Reinblüter etwas, dass er ihm verschwieg. Aus ihm unerfindlichen Gründen wirkte Rens Mimik besorgt und traurig, obwohl er es versuchte mit seinem standardmäßigen Lächeln zu überdecken. Er wollte ihn darauf ansprechen, doch in dem Augenblick wandte der Ältere seinen Blick ab, was Julian leise aufseufzen ließ. Danach linste er für einen kurzen Augenblick zu Luna, welche verärgert auf ihrem Krankenbett saß und ihn keines Blickes würdigte. Sie verzieh ihm scheinbar immer noch nicht, dass er sie nicht ziehen ließ. Aber in ihrem Zustand wäre das reiner Selbstmord gewesen, weshalb er ihren Zorn gerne auf sich nahm. Schließlich schwor er sich, sie auf seine Art zu beschützen und genau das gehörte eben dazu. Ob es ihr passte oder nicht.

 

»Luna wird sich schon wieder beruhigen. Es ist einfach alles sehr viel momentan.«

Julian sah blinzelnd zu Mei, die ihm warmherzig entgegen lächelte, was auch ihm selbiges entlockte. Seine Augenbrauen zog er verzweifelt zusammen, während er sich am Hinterkopf kratzte »Ist das so offensichtlich?«

Mei lachte leise auf »Man sieht noch den Kratzer ihrer Ohrfeige an deiner Wange.« Nach diesen Worten sah sie zu Luna »Aber ich bin mir sicher, dass Luna weiß wie du es gemeint hast. Doch ihr Charakter lässt es eben nicht anders zu, als so zu reagieren. Ein wenig Nathan scheint auch in ihr zu stecken.« Mei klang bei diesen Worten ungewollt amüsiert.

Julian hingegen begann zu schmunzeln. Diese Situation war mal wieder typisch für sie alle. Jeder von ihnen war völlig lädiert, mitgenommen und teils stark bis schwer verletzt und dennoch….ließ keiner von ihnen den Kopf hängen. Eine Tatsache, die ihm Hoffnung für die Zukunft gab. Die Hoffnung, etwas weitestgehend zu verändern.

 

»Mei!«

Lunas besorgter Aufschrei riss Julian brutal aus seinen Gedanken und er sah sofort zu der jungen Frau neben sich, die gerade dabei war von dem Krankenbett zu fallen, da sie ihr Bewusstsein verlor. Aus Reflex wollte er nach ihr greifen, allerdings wunderte es ihn, dass Ren so ruhig auf seinem Bett sitzen blieb.

Die Antwort darauf bekam er schon einen Herzschlag später, als plötzlich Nathan vor ihm stand und Mei auf seinen Armen trug. Er war mit Blut besprenkelt, seine Kleidung teils zerfetzt und sogar er war an einigen Stellen verletzt.

Behutsam legte Nathan Mei auf dem Bett ab und strich ihr liebevoll ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Anschließend fiel sein Blick auf das Mondmal, welches langsam verschwand und das daraus hervorgequollene Blut versiegte. Langsam richtete er seine verschiedenfarbigen Augen erneut auf Mei, deren Augenlider leicht zuckten und welche sich daraufhin langsam öffneten.

 

Das wundervolle und warmherzige Lavendel, welches Nathan vom ersten Augenblick an faszinierte, betrachtete ihn leicht fragend. Sie streckte ihre Hand nach seinem Gesicht aus und entfernte etwas Blut an seiner Wange, ehe eine Frage über ihre Lippen trat und ein verzweifeltes Lächeln Nathans Mundwinkeln hinterließ.

 
 

»Wer seid Ihr?«

 

»Nathan Seymour.«

 

 

 

 
 

 

 Epilog 

Grace & Liam

 

 

»Es gefällt mir absolut nicht, wie sehr der Himmel sich verdunkelt….«, bemängelte Liam und warf Grace einen missmutigen Blick zu, als sie begann amüsiert zu lachen.

»Du suchst doch nur eine billige ausrede, um nicht Babysitten zu müssen.«, umspielte ein kokettes Lächeln ihre Lippen, während sie Mary und Phils ältere Zwillingstochter Isabelle auf den Armen trug. Seit gut anderthalb Wochen wohnten sie nun schon auf dem Anwesen des Ehepaares. Grace erholte sich, durch Phils erbarmungslose pflege, wieder relativ gut. Mary konnte die kleinen Sticheleien Liam gegenüber zwar weiterhin nicht lassen, andererseits fand Grace es gut, dass Mary ihn hin und wieder auf Trab hielt. Immerhin kannte sie einen anderen Liam, wie Grace es tat.

 

Isabelle zog Grace´ Aufmerksamkeit auf sich, als die knapp dreijährige irgendetwas vor sich hin murmelte und ganz erwartungsvoll mit ihren purpurnen und dunkelbraunen Augen zu ihr aufsah. Die welligen, dunkelbraunen Haare hatte Grace ihr zu zwei Zöpfchen zusammen gebunden.

Grace blinzelte verdutzt. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, warum Isabelle sie so ansah. Schließlich hatte sie kein Wort von dem ungeschickten Gemurmel verstanden. Natürlich zupfte nun auch noch Kimberley am Hosenbein ihrer Shorts. Das kleine, platinblonde Mädchen besaß den selben, erwartungsvollen Blick ihres Minuten älteren Zwillings. Der unterschied war allerdings, dass ihre Augen purpur und blau waren.

Grace sah verwirrt zwischen den Mädchen hin und her. Allmählich hatte sie das Gefühl etwas verpasst zu haben. Oder aber, die Zwillinge nahmen sie gewaltig aufs Korn. Mit ihren knapp drei Jahren….

 

»Tante Grace ist ganz schön überfordert mit meinen Schwestern, hm?«

Liam sah zu Jonas, der neben ihm stoppte. Der Siebenjährige sah von Grace, zu ihm auf. Dabei fielen ihm ein paar seiner platinblonden Strähnen ins Gesicht, weshalb er blinzeln musste und sie zur Seite strich.

Liams Mundwinkel zuckten hoch, ehe er sich vor den Jungen hockte, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. »Deine Schwestern ärgern die arme Grace scheinbar ganz gerne, was?« Liam stutzte, ehe er auflachen musste, nachdem der Junge vor ihm ehrlich nickte.

»Das stimmt zwar, aber es bedeutet das Isa und Kim sie sehr gerne haben. Mama und Papa ärgern sie nämlich auch gerne. Besonders Papa, weil der sich so leicht ärgern lässt.«, erklärte Jonas.

Liam musterte den Jungen ruhig. Er verstand immer noch nicht, warum Mary und Phil ihnen so leichtfertig ihre Kinder anvertrauten. Wie kamen sie dazu, ihnen so sehr zu vertrauen? Es war schließlich noch nicht all zu lange her, wo Mary ihm am liebsten an die Kehle gesprungen wäre. Von seiner Meinung ihr gegenüber ganz zu schweigen. Hätte Grace ihm nicht auf ihre Art so sehr den Kopf gewaschen, wer weiß, wo sie dann jetzt stünden. Vermutlich nicht an dieser Stelle oder auf diesem Anwesen.

 

Ein Grinsen schlich sich auf Liams Lippen, als er Grace dabei beobachtete, wie sie die Zwillinge nebeneinander setzte und dafür tadelte, Andere nicht immer so aufs Korn zu nehmen. Nur leider bezweifelte er stark, dass die kleinen Mädchen das interessierte.

»Du hast Tante Grace sehr lieb, oder?«

Liam erwiderte überrascht Jonas Blick. Wie kam der Junge so plötzlich darauf? Ohne etwas zu sagen, deutete Jonas auf sein Gesicht »Dein Blick verrät dich.«

Liams Gesichtszüge wurden weicher. Durchschaut von einem Kind. Soweit hatte Grace seine Mauer inzwischen also nieder gerissen. Er erhob sich seufzend, weshalb Jonas ihn fragend mit seinen blauen und purpurnen Augen ansah.

»Allmählich verstehe ich.«, schmunzelte Liam voller Vorfreude, während ein ernster Schimmer seine Augen prägte. Anschließend hob er Jonas auf seinen Arm und bemerkte im Augenwinkel, wie Grace sich die Mädchen um den Oberkörper wickelte. Auch wenn den Beiden das eher weniger zu gefallen schien. Da diskutierte sie gar nicht lange.

»Onkel Liam? Was ist denn los?«, kam es unsicher über Jonas Lippen. Allerdings irritierte ihn das heitere Grinsen auf Liams Gesicht.

»Wir werden einen Ausflug machen. Eure Eltern haben euch aus einem bestimmten Grund bei uns gelassen.«

Jonas legte seinen Kopf schief »Achso?«

»Ja. Wir sollen eine kleine Reise mit euch machen. Und dann eure Mama und euren Papa dabei wieder treffen.«, lächelte Grace. Sie tauschte mit Liam kurz ernstere Blicke aus, bevor sie den Kindern wieder freundlich entgegen lächelten. Nun verstanden sie, warum Mary und Phil so plötzlich aufbrachen. Sie haben die unbekannten Feinde vom Anwesen weg gelockt. Jetzt stellte sich nur die Frage, weshalb sie das nicht hatten Liam und Grace übernehmen lassen.

 

»Ich such die Sachen für die Mädchen zusammen.«, meinte Grace knapp und verließ eilig mit Isabelle und Kimberley den Raum.

Liam sah ihr einen Moment nach, bevor er seine eisblauen Augen auf das Fenster richtete, wo der Himmel sich immer weiter verdunkelte. Ihnen lief die Zeit davon. Gleich würde das Anwesen von einer Horde Death Demons überrannt werden. Den Geruch dieser Kreaturen roch man schließlich schon zehn Kilometer gegen den Wind. Die Frage war allerdings, was diese Wesen ausgerechnet auf diesem Anwesen suchten. Sollte Mei doch nicht die Einzige sein, die von diesen Untoten Dämonen verfolgt wurde? Aber aus welchem Grund in diesem Fall?

»Onkel Liam?«

Der Angesprochene reagierte erst, nachdem Jonas ihn fünf mal ansprach.

»Hm?«

»Ich muss noch mal Pippi, bevor wir los gehen. Ganz dringend

Liams Augen wurden größer, woraufhin er schnell los flitzte »Sag das doch eher!«

»Hab ich doch versucht...«

 
 

…..

 

»Und da sag einer, Frauen brauchen lange.« Grace zog ihre Augenbraue

amüsiert in die Höhe. Vor ihr stand ein völlig fertiger Liam, mit einem nun wieder vollkommen entspannten Jonas.

Die Zwillingsmädchen lachten heiter und begannen dann sich angeregt über irgendetwas unverständliches zu unterhalten. Bis auf ein paar wenige, klarerer Worte.

»Also, wollen wir los?«, schmunzelte Grace.

Liam lachte auf und erhob sich zusammen mit Jonas »Allzeit bereit, Liebes. Egal wohin, ich werde dir folgen.«

Grace nickte zufrieden »Gut, ich habe da nämlich schon eine Ahnung, wo wir hin müssen.« Mit diesen Worten und ordentlich Gepäck auf den Schultern, ging es los.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Nudelchen
2020-04-18T18:47:04+00:00 18.04.2020 20:47
Damit ist jetzt also dieser Teil auch zu Ende. Herzlichen Glückwunsch zum Abschluss dieses Buches! ^__^
Das Ende ist allerdings echt schlimm. Zwar haben sie alle Isaac besiegt, aber dass Mei sie jetzt alle vergessen haben soll, das ist wirklich traurig! Besonders für Nathan ist das natürlich schlimm und ich hoffe sehr, dass er sich jetzt nicht wieder zurückzieht, sondern dass er weiterhin den anderen offener bleibt, damit sie ihm helfen können! Und er ihnen, denn natürlich ist das für alle furchtbar.
Mei hat sie zwar vergessen, aber vielleicht können sie ja neue Erinnerungen schaffen und die Freundschaft und die Liebe neu erwecken!
Nur braucht es dazu wahrscheinlich auch erstmal seine Zeit und so wie es sich anhört, wird der Gruppe ja nicht unbedingt eine Ruhepause gegönnt. Isaac ist jetzt zwar nicht mehr, dafür kommt jetzt die nächste Gefahr...
Ich bin schon gespannt, wie es weitergehen wird.
Antwort von:  Jayle
18.04.2020 21:14
Ich danke dir x3
Aber...eigentlich hat Mei nur Nathan vergessen?🙈
Deswegen streut Isaac ja noch mehr Salz in die Wunde 🙄

Und was Nathan angeht...naja, ich werdet es ja sehen x'3
Und zu den anderen Dingen kann ich auch nichts sagen, ohne zu spoilern //D
Antwort von:  Nudelchen
18.04.2020 21:17
Auch echt? Dann habe ich das falsch verstanden, tut mir leid. Ich dachte, dass das bedeutet, dass sie auch ihre Freunde und Familie vergisst. Aber das ist ja noch schlimmer für Nathan, dass er der einzige ist, an den Mei sich nicht mehr erinnert. >.<
Antwort von:  Nudelchen
18.04.2020 21:17
Da sollte nicht auch stehen. Sorry. ^^'''


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