Zum Inhalt der Seite

Eigentlich bist du ja ganz nett.

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Und trotz allem bist du wunderschön.

Die Highschool-Zeit war nun ziemlich lange vorüber und irgendwie wusste Yohei nun auch nicht wirklich, was er denn tun sollte. Irgendwie wollte ihn einfach keiner, es war wie verhext. Wenn das so weiterging, war das kein gutes Omen, daran wollte er schon gar nicht erst denken. Verdammt, gab es denn nichts, was er tun könnte, jetzt wo doch alles perfekt wäre, wenn er nur einen doofen Job bekam, bei dem er nicht nach zwei Monaten wenn nicht früher rausgeworfen würde? Er saß mit seiner Limo auf einer Bank im Park und dachte nach. Bei so vielen Jobs, die er ausgeübt hatte, wenn auch nicht für lange, würde das Geld zum Überleben reichen. Aber nicht zum Leben. Es war erbärmlich, es war peinlich und Yohei in seiner Verzweiflung völlig in seine Welt vertieft. Aber wenn das Geld, dass er mit einem neuen Superjob bekommen würde, tatsächlich besäße, was würde er dann damit tun? Wofür würde es sich lohnen und wofür genau würde er das Geld wollen? Er überlegte sich, was im Leben wohl wirklich wichtig sein würde, wofür man gerne Geld ausgab. Ein Auto, Urlaub, Videospiele, Restaurants, Vergnügungsparks... Kinder?! Nein, nein, nein, nein, nein, beim Gedanken daran schüttelte der mittlerweile wieder Schwarzhaarige beschämt den Kopf, wo sollte er denn bloß die Kinder auftreiben und wenn er sie vorher nicht adoptierte, mit wem würde er diese denn produzieren? Beim Gedanken daran schüttelte Yohei noch heftiger den Kopf, dass ihm fast schlecht wurde. "Yohei?", eine weibliche altbekannte Stimme gab sich aus der Nähe zu erkennen. "Ich hab nicht vor, Kinder zu machen!", brüllte er gerade noch leise genug, dass es bloß das Mädchen vor ihm und alle im umkreis von acht Metern hören konnten. Nachdem er selbst überlegte, was er da gerade gebrüllt hatte, drehte er sich zu dieser Stimme um. "Kyou?", peinlich berührt starrte er sie an und kratzte sich hinterm Ohr. Kyou war rot angelaufen wie sie es auch sonst tat, wenn ihr mal wieder irgendwas an ihm störte. "Idiot! Was redest du da?!", ehe er bis drei zählen konnte, bekam er eine geknallt und lag ausgebreitet wie halbtot auf der gesamten Bank verteilt. Sie hatten sich schon lange nicht mehr in natura gesehen und er hätte beinahe vergessen, was für einen vernichtend starken Schlag sie drauf hatte. Er vergaß ebenfalls beinahe, dass man so einen Faustschlag und vor allem jemanden wie Kyou nicht so einfach vergessen konnte. Er hatte es nicht vergessen. SIE nicht vergessen. Er wusste, dass er sie niemals vergessen würde. Kyou konnte man nicht vergessen.
 

"Was machst du gerade so? Willst du wirklich den ganzen Tag hier auf einer Bank sitzen und Limo trinken? Ein Faulpelz wie eh und je!", witzelte Kyou, nachdem Yohei wieder bei Sinnen war und sie sich auf die Bank setzte. Was sollte er darauf antworten? Er wusste nicht, was er an diesem Tag tun sollte. Ganz schön armselig. "Ich habe... nachgedacht.", stammelte er und starrte die Dose in seinen Händen an. Kyou schwieg und er wusste nicht, was das nun wieder zu bedeuten war, hatte er schon wieder etwas falsch gemacht? Er war doch nur ehrlich. Etwas anderes hatte er wirklich nicht gemacht, den ganzen Tag lang. "Du scheinst ja ziemlich niedergeschlagen zu sein, wenn du schon anfängst, deinen Kopf zu benutzen.", stellte sie satirisch fest und beugte sich zu seinem Gesicht runter, um ihn anzugrinsen. Als sie seinen Blick sah, merkte sie, dass er mehr als nur deprimiert war, er war verzweifelt und das mehr als er zugab. "Ist etwas?", fragte sie vorsichtig, offensichtlich, dass sie wusste, dass er vor ihr nicht mit der Wahrheit rausrücken würde. Es war schließlich Kyou. Kyou Fujibayashi, die selten Wert auf das Wohlbefinden von Yohei Sunohara legte. Weil sie das wusste, war sie entsprechend vorsichtig, als sie es jetzt tat. Letztendlich waren sie ja immer noch Freunde aus der Oberschule. "Wenn du mich so fragst, ja. Ich bin arbeitslos. Und bei Okazaki, Nagisa-chan und deren Tochter fühle ich mich irgendwie wie das fünfte Rad im Magen, oder wie heißt die Metapher nochmal? Keine Ahnung.", seufzte er. Wieder schwieg Kyou und sah ihm einfach in die Augen. "Und bei dir? Hast du einen Grund, um an diesem Spätnachmittag allein durch die Straßen zu laufen und gar nichts zu tun?", wollte er von der Violetthaarigen ebenfalls wissen. "Nee, mir ist einfach langweilig.", wie erwartet forsch und unpersönlich, aber das kannte er ja von ihr. So simpel, dass es schon wieder verdächtig war und doch kein Indiz, das auf eine Lüge hindeutete. Sie versteckten sich beide hinter der Person, die sie gegenseitig zu kennen glaubten. Wieder herrschte peinliche Stille zwischen den jungen Menschen. Irgendwas musste doch geschehen, es so enden zu lassen wäre doch für beide Seiten erbärmlich. Schließlich gab es selten etwas Schlimmeres als eine peinliche Stille durch Flucht zu beenden. "Wenn du nichts dagegen hast, können wir ja zusammen was essen gehen, geht auf mich.", schlug Kyou überraschenderweise vor. Hatte er das richtig verstanden, Kyou wollte mit ihm zusammen zu Abend essen? "Yohei?", diesmal mit etwas Nachdruck. Und das war auch wirklich kein Trick? "Klar.", antwortete er knapp. "Wo soll`s denn hingehen?", "Zum McDonalds. Bist ja knapp bei Kasse, nehm' ich mal an.", riet Kyou und sah ihn schelmisch an. "Nichts wie los!", jubelte das Mädchen, griff nach seinem Handgelenk und raste los. Wie so oft, wenn Kyou ihn hinter sich herzog, schrie er etwas, nur diesmal hatte sich das schnell erledigt. Viel zu schnell. Immerhin hielt Kyou ja mehr oder weniger seine Hand! Seine und nicht etwa die von Okazaki oder sonst einem anderen Mann, es war die Hand von Sunohara Yohei, der stets für ihre Wutausbrüche und Faustausrutscher herhalten musste. Vernünftig wäre es, sie deshalb zu meiden, immerhin tat so ein Schlag ins Gesicht ja immer noch weh, aber es war ja nicht so, als hätte sie ihn nur geschlagen und sonstigen Schaden zugefügt. Sie war auch freundlich, loyal und eine wunderschöne Frau. Sie war intelligent, spontan und auch von Zeit zu Zeit ganz witzig. Sie verstand ihn. Und er wollte das Gleiche für sie sein: Jemand, der sie versteht. Diese Frau war einfach alles, was er sich wünschte, auch wenn ihm das bislang nicht klar war. Und genau mit der da würde er jetzt Burger essen gehen. Der Tag war gerettet, denn sie war ja jetzt da. Fujibayashi Kyou, die Frau, die er so überraschend und bedingungslos liebte. Er liebte sie. Nachdem er sich das "Ich liebe dich!", in seiner eigenen Stimme mehrmals durch den Kopf gehen ließ und die Fortsetzung mit der Abfuhr außer Acht ließ, kam er zum Schluss, dass sich das toll anfühlte. Jetzt war es nur an Kyou, sich zu ihm umzudrehen und ihm zu sagen, dass sie dasselbe fühlt. Aber die Antwort Kyou und dem Zufall zu überlassen, diese Vorstellung machte ihm unglaubliche Angst.
 

Nun waren die Bestellungen aufgegeben und sie saßen beisammen und aßen. Peinliche Stille, und sie waren auch noch die Einzigen im ganzen Restaurant. Kyou ließ kurz von den Pommes ab und sah ihn intensiv in die Augen. "Ist was?", fragte er und drehte den Kopf zu ihr. "Ich frage mich nur, was du jetzt eigentlich so tun willst. Wie du lebst, meine ich. Ich meine, Tomoya und Nagisa haben eine Tochter und beide einen Job. Ich arbeite als Kindergartenerzieherin, aber ansonsten ist mir ziemlich langweilig. Irgendwie hat jeder sein eigenes Leben und es ist nicht mehr unbedingt wie früher in der Oberschule. Ich frage mich wirklich, wie du über die Runden kommst.", ihre Stimme klang so leer als sie das sagte und er wusste nicht, ob sie Mitleid mit ihm hatte oder ihn auslachte. "Und ob du eine Freundin gefunden hast, das wolltest du doch immer so gern...", dachte sie weiter. "Ich hab immer noch keine.", antwortete er beleidigt. Wieder hatten sich ihre Blicke getroffen. "Hast du denn einen Freund?", fragte er gerade heraus. Sie errötete und wie erwartet ließ sie eine solche nähertretende Frage explodieren. "N-Nein?! Wofür brauchst du denn die Information?!", er schämte sich sofort, dies war nun wohl das Ende seiner ersten Liebe, aber wenn die nun hier enden sollte, konnte er doch noch ein erstes und letztes Mal, das tun, was er all die Jahre mit ihr nie zu tun wagte. Selbst wenn er dafür den einen oder anderen Zahn verlieren würde. Er liebte sie so sehr, dass er in dem Moment beinahe verrückt wurde. "Hierfür.", flüsterte er, packte sie am Kragen und küsste sie. Man konnte nicht zuorden, ob es sanft oder leidenschaftlich war, denn es war viel zu schnell vorbei. Kyou riss ihn nicht sofort von sich weg, sie ließ es erst wenige Sekunden auf sich wirken, ehe sie ihn mit zerstörerischerer Kraft als gewöhnlich von sich stieß. "Was fällt dir ein, du Psycho?!", fauchte sie und wie er es sich hätte denken können, kassierte er eine Ohrfeige. Mit schmerzerfüllter Wange sah er wieder zu ihr auf. Sie sah ihn an und dann ihre Handfläche, mit der sie ihn geschlagen hatte, ihm war nicht entgangen, dass sich ihr die Tränen anbahnten. "Vollidiot!", keifte sie und verließ im schnellsten Tempo das Restaurant, ohne auch nur zurückzusehen.
 

Die Wochen vergingen und seitdem waren sich Yohei und Kyou nicht mehr über den Weg gelaufen. In der Nacht danach weinte sich Yohei die Augen aus dem Kopf. Das war also wirklich das Ende seiner ersten Liebe gewesen. Schade aber auch, es hätte doch so schön werden können, wenn er nur nicht so ein naiver Trottel gewesen wäre und geglaubt hätte, er könnte sie mit einem Kuss, in einem Fast Food-Restaurant, für sich gewinnen. Es war schon zu viel Zeit vergangen, vier Wochen ohne eine Entschuldigung, das war doch das Allerletzte. Jetzt sollte er sich wenigstens entschuldigen, selbst, wenn er wusste, dass sie nach dem Vorfall im McDonalds wohl kaum noch Freunde bleiben konnten. Doch was hatte er nach all dem denn bitte noch zu verlieren? Kurzerhand beschloss er also, dem Kindergarten, in dem sie arbeitete, einen Besuch abzustatten und sich zu entschuldigen. Er war viel zu schnell dort, um sich mental darauf vorzubereiten. Gerade schien Schluss zu sein als er ankam und die Kinder von ihren Eltern abgehohlt wurden. Vor dem Gebäude traf er auf Okazaki, der gerade mit seiner Tochter den Heimweg antreten wollte. "Oh, hey, Sunohara, was führt dich denn her?", erkundigte er sich nach seinem Kumpel. "Onkel Yohei!", freute sich Ushio und umarmte dessen Bein. "Hallo, Okazaki, hallo Ushio-chan!", begrüßte er die beiden. "Sunohara-san, wie schön, dass du dich auch mal sehen lässt!", kommt nun auch Nagisa hinzu. "Hi, Nagisa-chan!", langsam musste er sich wirklich überlegen, wie er seine Mission fortführte, ohne sich vollends zu blamieren. "Hey, Tomoya! Nagisa! Yo-", Kyou wollte gerade gut gelaunt das junge Ehepaar begrüßen, als sie Yohei erblickte und verstummte. Ushio bemerkte die angespannte Stimmung und ließ vom Bein des Mannes ab. "Kyou, ich-", doch bevor er im Begriff war, seinen Satz zu beenden, nahm die Kindergärtnerin seine Hand und schliff ihn davon. Hinter einer einsamen Ecke des Gebäudes hielt sie keuchend inne und ließ seine Hand los. "Warum... hast du das getan?", fragte sie ihn keuchend und lehnte sich an die Wand. Wieder konnte er nichts erwidern. "Das ist gemein. Mich einfach zu überfallen... ist mehr als gemein.", wieder weinte sie und sah ihn an. "Es tut mir leid, Kyou. Wirklich. Ich-", "Es muss dir nicht leid tun.", unterbrach sie ihn schnell. "Bitte was hast du gesagt?", hatte er das richtig verstanden? "Du hast mich schon verstanden, Trottel! Ich liebe dich! Deshalb wollte ich es zuerst von dir ehrlich hören und nicht einfach ohne Vorwarnung sexuell belästigt werden, das verstehst du doch wohl!", erklärte sie es ihm und errötete wieder, bevor Yohei ihr den Kopf streichelte. "Und was soll DAS jetzt werden?", wollte sie wissen und zeigte so auf ihre Art Verwirrung. "Danke, Kyou. Ich freu mich echt.", meinte er und küsste ihre Stirn. Diesmal wehrte sie sich nicht. Er ließ wieder von ihr ab und lächelte sie an. "Ich liebe dich, Kyou. So sehr.", flüsterte er ähnlich wie im McDonalds, nur war dieser Moment um Welten schöner und aufrichtiger. "Ich dich auch, Yohei.", hauchte sie und kam näher. Die Geräusche aus dem Hintergrund verloren immer mehr an Bedeutung und Yohei legte die Arme um die Taille von Kyou, ehe sie sich küssten und er sich diesmal sicher war, dass dies nicht das Ende seiner Liebe war. Das Ende war doch noch so fern, nicht in greifbarer Nähe und das war wundervoll. Sie küssten sich noch ziemlich lange und sie wussten beide, dass dieser Kuss nicht ihr letzter war. Er war einer zu unendlichen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück