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Eine scharlachrote Offenbarung

von

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Unterdrückte Emotionen

Mary Sera wurde mitten in der Nacht wach. Sie blickte auf ihr Handy, um die Uhrzeit zu kontrollieren. Es war mitten in der Nacht. Sie legte das Handy wieder weg und vernahm im selben Moment ein leises Gemurmel. Die Geschrumpfte drehte sich auf die andere Seite und erblickte direkt den Ursprung des Gemurmels. Ihre Tochter lag schlafend im anderen Bett des Hotelzimmers und schien einen schlechten Traum zu haben. Masumi zitterte im Schlaf und murmelte immer wieder einen einzigen Namen: "Shu-Nii..."

Marys Lippen entwich ein leises Seufzen. Die Mutter hatte bereits aufgehört zu zählen, in wie vielen Nächten sie wach wurde und dann sah, dass ihr jüngstes Kind schlechte Träume hatte. Mary wusste, dass die Jüngere wohl davon träumte, wie sie vom Tod Shuichis erfuhr. Als sie beim ersten Mal, wo sie es mitbekam, fragte was ihre Tochter für einen schlechten Traum hatte. Masumi erzählte ihr, dass sie von dem Moment träumte, wo sie vom Tod ihres Bruders erfuhr. Immer wenn Sera also nachts wach wurde und ihr Kind schlecht träumte, zitterte diese und murmelte den Namen ihres Bruder. Ihrer Tochter liefen dabei immer Tränen über die Wangen. Doch wenn Masumi am nächsten Morgen wach wurde, waren diese nicht mehr vorhanden. Ihre Mutter wischte sie jedes Mal weg.
 

Sie stand auf und ging zum Bett ihrer Tochter. Sie strich dieser die Tränen weg. Doch es tauchten immer wieder neue auf. Mary rüttelte sie leicht an der Schulter: "Masumi! Masumi, wach auf!"

Ihre Tochter schreckte aus dem Schlaf und blickte zu ihrer Mama: "Mum? Was ist los?"

"Du hattest wieder schlecht geträumt. Und kannst du dich wieder nicht mehr daran erinnern was du geträumt hast Masumi?", sie blickte ihre Tochter abwartend an. Masumi schüttelte nach ein paar Sekunden den Kopf. "Nein kann ich nicht. Aber es ist wohl besser, wenn man sich nicht an schlechte Träume erinnert. Sonst würde man sich zu sehr den Kopf darüber zerbrechen und das würde einen nicht gut tun."

Mary Sera nickte nur. "Es tut einen aber auch nicht gut, wenn man seine ganze Trauer und Schmerz einfach so unterdrückt.", kam es der Blondhaarigen gedanklich in den Sinn. Auch wenn das jüngste Kind behauptete, sie könne sich nicht mehr an den Traum erinnern. Mary wusste, dass dies gelogen war.

"Hab ich dich geweckt?", wollte Masumi wissen.

"Nein hast du nicht. Versuch wieder zu schlafen Masumi. Ich werde es auch machen.", sprach die Mutter mit ruhiger Stimme und legte sich wieder in ihr Bett. Sie schlief schnell wieder ein.
 

Aber Masumi fand, in dieser Nacht nicht mehr zum Schlafe. Sie war in Gedanken versunken. In Gedanken an Shuichi. Die Schwarzhaarige vermisste ihn total. Sich zu erlauben um Shuichi zu trauern konnte sie nicht. Es gab gerade wichtigeres. Ihre eigenen Belange, mussten im Moment hinten anstellen. Sie dachte zumindest so.. Masumi hatte sich, in dieser Angelegenheit total verschlossen. Um all den Schmerz nicht an sich heran zu lassen.

Masumi stand nach einer Stunde auf und begab sich in den Wohnbereich des Hotelzimmers. Dieser und das Schlafzimmer waren von einander getrennt. Sie setzte sich auf das Sofa und schaltete den Fernseher ein. Masumi stellte die Lautstärke so, dass es Mary nicht wecken würde. In der Flimmerkiste lief gerade irgendeine Tierdoku. Ihr war es aber relativ egal, was genau sie da gerade schaute. Hauptsache es lenkte die Schülerin von ihren Gedanken an den verstorbenen Bruder ab.

"Zum Glück ist es irgendso eine Tierdoku und keine Reportage über das FBI oder änlichem. Weil dann würde ich unweigerlich an Shu-Nii denken. Ach verdammt ich sollte aufhören, darüber nach zu denken.", ermahnte sie sich gedanklich. Sie versuchte stattdessen sich auf die Dokumentation über die Artenvielfalt der Schmetterlinge zu konzentrieren. Ihr gelang dies auch nach einer Weile. So schaute Masumi solange Tierdokus an, bis die Sonne auf ging. Sie stand auf und ging leise in das Bad. Nachdem die Oberschülerin im Bad fertig war, betrat sie leise das Schlafzimmer. Ihre Mutter war noch am schlafen. Masumi zog ihre Schuluniform an und schnappte sich die Schultasche. Sie machte sich dann auf den Weg zur Teitan Oberschule
 

Masumi lief zur Schule, als nach knapp fünf Minuten dunkle Wolken am Himmel auftauchten. Und keine weitere fünf Minuten prasselten Regentropfen auf den Boden. Masumi kümmerte sich aber nicht weiter darum, da es kein starker Regen war. Sie hoffe allerdings, dass es nicht stärker wurde. Sie hatte keinen Schirm dabei. Gerade bog sie um eine Ecke, da stieß sie mit jemanden zusammen. Es führte dazu, dass Masumi hinfiel und teilweise auch in eine Pfütze landete. Sie wollte was zu der Person sagen, mit der sie zusammen gestoßen war. Aber diese kam ihr zuvor.

"Oh tut mir Leid. Ich habe nicht aufgepasst. Hast du dir weh getan?", wollte die männlich, klingende Stimme wissen.

"Nein ist nichts passiert...", begann Masumi, stoppte dann allerdings kurz. Ihr kam die Stimme sehr bekannt vor. Sie blickte auf und sah in das Gesicht ihres Bruders Shukichi. Ein Lächeln legte sich auf den Lippen beider Geschwister. Der Ältere half seiner Schwester wieder auf die Beine. Diese wischte sich flüchtig die Nässe von den Oberschenkeln.

"Wohin des Weges Kichi?", erkundigte sich Masumi.

"Ich muss was erledigen. Aber sag mal ist bei dir alles in Ordnung? Du siehst irgendwie fertig aus.", stellte Shukichi fest.

Sofort bekam er von Masumi eine Antwort: "Ach nichts schlimmes. Ich bin nur irgendwann in der Nacht wach geworden und konnte nicht mehr einschlafen. Hab dann irgendwas im Fernsehen geschaut und bin dann, als es soweit war los gegangen."

Sie unterdrückte ein Gähnen. Langsam meldete sich die Müdigkeit bei der Schülerin. Direkt danach musste die Jüngere husten. Ihr Bruder blickte sie leicht besorgt an: "Du wirst dich doch nicht erkältet haben Masumi."
 

Sie schüttelte ihren Kopf: "Nein wird wohl daran liegen, dass als ich im Wohnbereich meines Hotelzimmers das Fenster die ganze Zeit offen hatte. Aber du kennst mich ja. So schnell werde ich scho..."

Wieder musste Sera husten.

"Na das hört sich aber nicht danach an, als wäre alles in Ordnung.", meinte ihr Bruder.

Die jüngste der Geschwister winkte halbherzig ab: "Ach wenn ich mich nach der Schule ausruhe, dann wird der Husten am Montag wieder verschwunden sein. Heute habe ich nicht lange Schule. Ich werde mir, wenn ich wieder im Hotel bin, eine heiße Suppe auf mein Zimmer bringen lassen."

"Dann mach das auch und ruhe dich aus. Nicht, dass du wie damals dich doch nicht ausruhst. Was danach passiert ist wissen wir ja. Du bist mit hohem Fieber zusammengebrochen.", merkte Shukichi an.

"Ich werde mich schon ausruhen.", meinte die Schwarzhaarige.

"Weswegen bist du denn wach geworden in der Nacht? Oder war es einfach nur so.?"

"Einfach nur so Kichi.", versuchte sie ihm glaubhaft zu sagen. Doch er merkte, dass dies offenbar nicht stimmte: "Masumi, ich glaube dir das nicht. Also was ist der Grund gewesen?"

Masumi seufzte leise. Sie überlegte kurz, ob sie Shukichi alles erzählen sollte. Oder nur, dass sie einen schlechten Traum hatte. An diesen sie sich aber nicht mehr erinnern konnte.

"Sicherlich wird er es merken, dass ich lüge, wenn ich Kichi sage, dass ich mich nicht daran erinnern kann. Dann kann ich ihm gleich die Wahrheit erzählen."

"Nun...ich...ich bin von einem schlechten Traum wach geworden. Von einem ganz bestimmten Traum. Ich habe von dem Tag geträumt, an dem ich von...Shu...von...Shu-Niis Tod...erfuhr..."
 

Die Oberschülerin biss sich, auf die Unterlippe und spürte wie sich der Schmerz in ihr versuchte einen Weg nach außen zu bahnen. Doch wieder unterdrückte Masumi dies und unterdrückte damit auch ihre Gefühle. Shukichi entging dies nicht und er legte, behutsam eine Hand auf die linke Schulter seiner kleinen Schwester: "Masumi..versuchst du schon wieder deine Emotionen zu unterdrücken? Das ist nicht gut. Du kannst nicht alles in dich hineinfressen. Irgendwann zerbrichst du daran, wenn du deinen Gefühlen nicht endlich freien Lauf lässt."

Sie schüttelte erneut ihren Kopf und log abermals: "Ich unterdrücke gar nichts. Selbst wenn, es bringt unseren Bruder auch nicht wieder. Was soll ich dann also groß rumheulen? Ich muss es halt akzeptieren, dass ich Shu-Nii nie wiedersehen werde. Aber manchmal fällt mir das verdammt schwer. Vorallem wenn ich...ach weißt du Kichi? Manchmal glaube ich er lebt noch. Ich meine, wir haben nie erfahren, wie er gestorben ist. Was wenn er noch lebt und vielleicht seinen Tod vortäuschen musste?"

Shukichi Haneda unterdrückte ein seufzen und blickte seine Schwester einfühlsam an: "Ich wünschte auch, dass dem so wäre. Aber leider ist dem so nicht Masumi..."

"Aber...es gibt doch noch nicht mal ein Grab. Das ist nicht fair Kichi, ich konnte mich noch nicht mal richtig von ihm verabschieden. Wie soll ich das bitte ohne Grab machen? Ich weiß, dass Shu-Nii veranlasst hat im Falle seines Todes anonym beerdigt zu werden. Aber wenigstens seiner Familie hätte man Bescheid sagen können." Masumi selbst bemerkte nicht, dass ihre Stimme mittlerweile ziemlich verzweifelt klang. Auch an ihrem Blick konnte man die Verzweiflung sehen.

"Ach Masumi, man kann sich auch an einem Ort von einem geliebten Menschen verabschieden, der kein Grab ist. Überleg doch mal. Sicherlich hast du Orte, die du direkt mit ihm in Verbindung bringst, wo du dich auch mit in Verbindung bringst. Suche solch einen Ort auf. Vielleicht hilft es dir ja, endlich damit abzuschließen."
 

Plötzlich wurde Shukichi von Masumi aus den Gedanken gerissen: "Ich muss dann mal langsam weiter. Sonst komme ich noch zu spät zur Schule."

"Dann will ich dich nicht länger aufhalten. Es wird alles wieder gut Masumi. Und denk daran, was ich dir gesagt habe.", er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und blickte ihr hinterher, als diese weiter ging. Shukichi selbst machte sich dann ebenfalls auf den Weg. Nach knapp fünf Minuten hielt ein Wagen neben ihm und die Beifahrertür wurde geöfffnet. Der Shogi Spieler bemerkte es erst, als der Fahrer des Autos ihn ansprach: "Wieso so in Gedanken versunken?"

Er blickte zur Seite und sah seinen, als Subaru Okiya, verkleideten Bruder.

"Masumi...", kam es nur von dem Jüngeren. Der Agent sagte nichts, sondern deutete nur stumm auf den Beifahrersitz. Sein Bruder verstand sofort und setzte sich auf diesen. Danach wurde die Beifahrertür geschlossen.

"Also Shukichi, was ist mit unserer Schwester?", wollte Shuichi direkt wissen. Und Shukichi fing an zu erzählen: "Ich habe sie vor wenigen Minuten getroffen. Und Nii-san ich mache mir wirklich Sorgen um Masumi. Sie versucht noch immer die Emotionen und ihre Trauer um deinen, angeblichen Tod zu unterdrücken. Und genau das ist gar nicht gut. Sie versucht es zwar zu unterdrücken, aber seelisch scheint es Masumi gar nicht gut zu gehen. Ich habe Sorgen, dass unsere Schwester eines Tages daran zerbricht. Weil sie alles in sich hinein frisst. Sie hat geträumt, von dem Tag, als man ihr von deinem Tod berichtete. Am liebsten hätte ich ihr erzählt, dass du noch lebst. Aber ich habe es natürlich nicht getan. Ich weiß ja warum du das getan hast, um uns zu schützen. Aber Masumi muss endlich mal ihren ganzen Schmerz aus sich herauslassen."

Shuichi hörte ihm aufmerksam zu und meinte dann: "Solch ein dummes Mädchen! Was erhofft sie sich davon?"
 

"Sie meint, es bringe dich nicht wieder, wenn sie deswegen rumheult. Also will Masumi nach vorne schauen und es einfach nur vergessen. Ich weiß nicht ob sie etwas ahnt, aber ich denke eher nicht. Allerdings hat unsere Schwester manchmal das Gefühl, dass du noch lebst. Vorallem weil uns ja nur erzählt wurde, dass du gestorben seist, ohne weitere Angaben. Ich glaube dies belastet Masumi total. Auch, dass es kein Grab gibt, an dem sie um dich trauern kann. Ich meinte daraufhin zu ihr, dass sie kein Grab braucht um zu trauern. Es gibt auch andere Orte, wo sie es tun kann. Ich hoffe sie wird solch einen Ort aufsuchen. Auch wenn ich natürlich nicht sagen kann, ob es ihr dann besser geht. Aber wenigstens versuchen sollte Masumi es."

Der verkleidete Agent sagte weiterhin nichts, sondern hörte einfach nur zu. Er sagte nach einigen Minuten dann doch etwas: "Das hört sich alles gar nicht gut an. Wie kann man nur so verdammt stur sein? Versucht einen auf stark zu machen, obwohl es ihr schlecht geht."

"Ich kann mich auch täuschen. Sie denkt vielleicht, du würdest sie für schwach halten, wenn sie ihren Gefühlen freien Lauf lässt. Weil du zu der Sorte Mensch gehörst, die äußerlich nicht gerade die emotionalsten sind."

Der Scharfschütze unterdrückte ein Seufzen: "Wie dumm von ihr, wenn sie das wirklich denkt. Nur weil ich nicht der Mensch bin, der seine Gefühle zeigt, heißt es noch lange nicht, dass Masumi dies auch so handhaben sollte. Und ich halte unsere Schwester nicht für schwach, wenn sie ihren Emotionen freien Lauf lässt."

"Das weiß ich doch Nii-san. Aber entschuldige mich, ich muss dann langsam mal weiter. Bis bald.", mit diesen Worten stieg Shukichi aus dem Wagen. Shuichi nickte und blickte seinem kleinen Bruder noch hinterher und fuhr dann selbst wieder los.



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