Eine scharlachrote Offenbarung von Genya ================================================================================ Kapitel 9: Gespräche -------------------- "Masumi hat wirklich eine Menge angesammelt. Sie weint noch immer ununterbrochen. Mhm...irgendwie schon ironisch...da weint meine kleine Schwester um mich...dabei sitze ich in diesem Augenblick an ihrem Krankenbett. Wenn sie das jemals erfährt, da wird sie sicherlich überhaupt nicht begeistert davon sein. Aber ich kann ihr nicht die Wahrheit sagen...ich will sie nicht da mit hineinziehen. Wobei..dadurch, dass Mutter geschrumpft ist, wer weiß wie viel Masumi berei..." Shuichi wurde aus seinen Gedanken gerissen, als es an der Tür klopfte. Masumi schien das Klopfen nicht bemerkt zu haben, denn sie reagierte zumindest nicht darauf. Subaru beschloss zu schauen, wer da klopfte und diese Person eventuell wieder weg zu schicken. Er kam an der Tür an, öffnete sie und sah in das Gesicht von Shukichi. "Hey Subaru, ich wollte meine kleine Schwester besuchen. Ist sie wach?" Shukichis Frage wurde, aber beantwortet als er ein Schluchzen von seiner kleinen Schwester vernahm. Er wollte direkt vom Studenten wissen was los war: "Was ist passiert? Warum weint Masumi?" "Warte, nicht hier. Lass uns ein paar Meter von ihrem Zimmer entfernen...", flüsterte Subaru ihm zu und ging aus dem Krankenzimmer. Er ging mit dem, leicht verwirrten Shogi Spieler etwas abseits von Masumis Zimmer. "So jetzt sag mir bitte, was los ist Nii-San", forderte Shukichi seinen älteren Bruder auf. Shuichi fing dann auch an zu erzählen: "Du weißt doch noch, wie ich dir gesagt habe, dass ich versuchen will Masumi dazu zu bringen, sich ihrer Trauer zu stellen. Nun wir haben gestern Abend schon drüber gesprochen und da hat sie sich schon ein wenig mir gegenüber geöffnet. Und heute war es genauso gewesen. Du weißt selbst, dass ich nicht der Mann großer Worte bin, aber unsere Schwester hat große Worte gar nicht gebraucht. Sie brauchte nur die richtigen Worte und die hab ich wohl gefunden. Denn Masumi lässt ihre Trauer nun zu." "Ich bin mal ganz ehrlich. Ich hätte nicht gedacht, dass du es so schnell schaffst. Aber es wurde auch mal Zeit. Bei Masumi muss sich bestimmt eine Menge angestaut haben", sprach der Shogi Spieler. "Da hast du Recht. Masumi weint schon seit über einer viertel Stunde. Es muss sich also eine Menge bei ihr angesammelt haben. Und die Tatsache, dass ich es so schnell schaffe mit meinem Vorhaben, da glaube ich liegt es nicht nur an meinen Worten. Wahrscheinlich hat noch ein anderer Faktor dazu beigetragen. Ich habe so die Vermutung, dass Masumi ohne richtig was zu bemerken, im Unterbewusstsein etwas ahnt. Einen konkreten Verdacht hat sie wohl nicht. Sonst hätte unsere Schwester mich längst mit ihrem Verdacht konfrontriert. Aber gestern Morgen da war so eine Situation, in der hat Masumi mich mit Shu-Nii angesprochen. Allerdings befand sie sich zu diesen Zeitpunkt im Fieberwahn und wenige Minuten vorher hatte Masumi einen schlimmen Albtraum. Wahrscheinlich kann sie sich nicht mehr dran erinnern, aber es ist auch gut so." Shuichi seufzte schwer, ehe er weiter sprach: "Es geht ihr psychisch gerade wirklich richtig beschissen. Sie vermisst mich total. Du weißt ja, dass ich mit weinenden Menschen nicht so gut umgehen kann. Ich weiß nicht was ich machen soll, wenn sie nicht aufhören kann und im schlimmsten Fall noch einen Nervenzusammenbruch erleidet?" Sein Bruder hatte sich gegen die Wand vom Flur gelehnt und dachte kurz nach. "Hoffen wir mal, dass es so weit nicht kommt und sie stattdessen vom vielen Weinen so erschöpft ist, dass sie einschläft. Und wenn unsere Schwester droht, doch einen Nervenzusammenbruch zu erleiden, gibt es wohl nur eine Lösung. Ich weiß, du willst es sicherlich nicht hören Nii-san, aber ich denke dann ist es besser, wenn sie von dir die Wahrheit erfährt. Ich wäre nicht so diszipliniert und hätte ihr wohl die Wahrheit gesagt. Klar, du bist nicht der emotionalste Mensch und das ist auch nicht schlimm. Aber sag mir bitte nicht, dass dich das ganze mit unserer Schwester vollkommen kalt lässt." Der Agent, welcher mittlerweile die Arme verschränkt hielt, meinte daraufhin: "Ich habe nie behauptet, dass es mich kalt lässt. Aber ich kann es Masumi einfach nicht sagen. Wenn sie wüsste, was wirklich los ist, dann würde Masumi sich in Gefahr bringen, indem sie versuchen würde mir zu helfen. Wenn Masumi, sich wegen mir in Gefahr bringen würde und ihr dann was furchtbares zustoßen würde. Ich...ich...würde mir das nie verzeihen." "Aber irgendwie schon ironisch, da weint Masumi um dich. Obwohl du, auch wenn sie es nicht weiß, direkt an ihrem Krankenbett bist. Wenn sie das jemals herausfindet Nii-san, dann...", fing Shukichi an, doch wurde er von seinem älteren Bruder unterbrochen: "Dann kann ich mein eigenes Grab schaufeln." Shuichi musste aufgrund des verwirrten Gesichtsausdrucks des Jüngeren leicht grinsen und redete weiter: "Nun Masumi würde es sicherlich Mutter erzählen. Und wenn sie das weiß, was glaubst du würde sie tun? Masumi würde so gesehen zum Richter werden und Mutter zum Henker." Shukichi brauchte ein paar Sekunden, dann verstand er es und musste ebenfalls leicht grinsen. "Und wie geht es unserer kleinen Schwester ansonsten?", erkundigte er sich beim Agenten. Shuichi antwortete ihm auch direkt: "Den Umständen entsprechend relativ gut. Sie meint zwar, dass ihr alles weh tut, aber es sei nicht schlimm. Der verletzte Unterschenkel macht momentan auch keine großen Probleme. Aber lass uns zurück zu ihr gehen." Die Brüder gingen, dann zurück zum Zimmer von Masumi. "Warte kurz hier. Ich frage Masumi, ob sie überhaupt Besuch empfangen möchte. Auch wenn ich denke, dass sie bei dir ja sagen wird.", mit diesen Worten betrat der Scharfschütze das Krankenzimmer von Masumi. Masumi lag mittlerweile, mit dem Rücken zur Tür zugewand, auf dem Bett. So konnte Shuichi nicht erkennen, ob sie noch weinte oder nicht, aber das Schluchzen und Zittern schien aufgehört zu haben. Er legte vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter, während er sie ansprach: "Masumi?" Die Oberschülerin drehte sich um und blickte zu Subaru. Ihr liefen noch immer Tränen über die Wangen, während sie fragte: "Ja?" "Dein Bruder ist da und wollte nach dir sehen. Ich habe ihm gesagt, dass ich dich erst frage ob du überhaupt jemanden sehen möchtest Masumi.", sprach Subaru mit ruhiger Stimme und reichte Masumi ein Taschentuch. Masumi setzte sich, mit Hilfe des Studenten etwas auf. "Kannst ihn ruhig reinlassen Subaru.", meinte sie lächelnd und wischte sich, mit dem Taschentuch, die Tränen weg. Subaru nickte und verließ daraufhin wieder das Zimmer. Masumi musste, aber nicht lange warten. Denn Shukichi betrat wenige Sekunden später den Raum, zusammen mit dem Studenten. "Ich muss dann, aber auch weg, habe noch was zu erledigen. Also macht es gut.", kam es von Subaru und im nächsten Moment war der Student auch schon verschwunden. Shukichi blickte ihm noch hinterher und setzte sich dann auf dem Stuhl neben dem Bett. "Hey Masumi, was machst du nur für Sachen? Du hast wirkliches Glück gehabt, dass hätte auch noch viel übler ausgehen können." Ihr Bruder lächelte leicht besorgt. "Ich weiß Kichi, aber Subaru hat mich zum Glück gerettet. Auch wenn ich irgendwie mit Schuld bin, dass es überhaupt zum Unfall gekommen ist." Masumi grinste leicht und blickte ihren Bruder an. "Bist du nicht Masumi. Ich war ziemlich geschockt, als Subaru mir von dem Unfall erzählte.", meinte er ehrlich. "Weißt du Kichi, ich bin Subaru nicht nur dankbar, weil er mich gerettet hat. Auch wegen etwas anderem bin ich ihm dankbar." Ihr liefen wieder vereinzelt Tränen über die Wangen. Ihr Bruder fing an zu sprechen, bevor sie selbst wieder was sagen konnte: "Ich weiß, er hat es geschafft dich dazu zubringen deine Trauer und den Schmerz zu zulassen. Ich habe ihn nämlich darum gebeten. Kurz nachdem wir uns vorgestern begegnet sind, bin ich auf Subaru getroffen. Er hat gemerkt, dass ich in Gedanken versunken und irgendwie besorgt wirkte. Ich habe ihn dann erzählt, dass ich mir Sorgen um dich mache, weil du es einfach ignorierst, dass es dir nicht gut geht. Als Subaru sich dann später bei mir meldete, um mir zu berichten, was mit dir los sei, da habe ich ihn um etwas gebeten. Ich habe Subaru gebeten, ob er nicht versuchen könnte, dass du endlich deine Gefühle zulässt. Ich kann dir nicht genau sagen, warum ausgerechnet Subaru, aber ich war der Meinung, dass jemand außerhalb der Familie helfen könnte." "Verstehe... wenn ich ehrlich bin, kann ich gar nicht wirklich erklären, warum ich mich so schnell gegenüber Subaru geöffnet habe. Ich möchte auch gar nicht drüber nachdenken. Ich hoffe einfach nur, dass es irgendwas bringt und ich Shu-Niis Tod besser überwinden kann. Auch wenn ich es im Moment bezweifel. Ach verdammt...da...da habe ich so lange die Tränen unterdrückt...und...jetzt kann ich gar nicht aufhören zu weinen...ich mache gar nichts...die Tränen kommen einfach von selbst...", murmelte sie und wischte sich die Tränen weg, aber es kamen erneut weitere Tränen auf. "Masumi, dass ist völlig normal da du die Tränen so lange unterdrückt hast.", kam es, mit einfühlsamer Stimme, von Shukichi. Masumi lächelte schwach und erwiderte daraufhin: "Aber das Leben muss ja irgendwie weitergehen..." Sie wollte eigentlich noch was sagen, aber ließ es dann doch bleiben. Die Oberschülerin wusste nicht, wie ihr Bruder darauf reagieren würde, wenn sie ihm davon erzählen würde. Doch Shukichi entging es nicht, dass seiner kleinen Schwester noch was auf der Zunge lag: "Was ist los? Ich habe so das Gefühl, dass du noch was los werden willst Masumi. Mir kannst du es doch sagen." "Soll ich Kichi wirklich erzählen, dass ich gestern früh für einen Moment geglaubt habe Shu-Nii würde vor mir stehen und nicht Subaru? Wie er mich, mit seinen grünen Augen, angesehen hat. Dabei war es doch nur eine Halluzination meinerseits. Aber wieso fühlt es sich so an, als wäre es gar keine gewesen?" Doch sie behielt diesen Gedanken für sich und gab Shukichi eine andere Antwort: "Ach nichts schlimmes Kichi, aber hast du Mama schon von dem Unfall geschrieben?" "Nein habe ich noch nicht. Ich wollte erst abwarten und mich erkundigen, wie es dir geht. Auch wenn ich mir sicher bin, dass sie gar nicht begeistert sein wird. Sie wird Subaru und mir bestimmt den Kopf abreißen", kam es leicht nervös vom Shogi Spieler. "Ach, lass mich einfach mit ihr reden, dann erkläre ich ihr, dass sie euch nicht die Köpfe abzureißen braucht." Shukichi hob eine Augenbraue und sah seine Schwester weiterhin an: "Das musst du nicht machen Masumi. Ich kann Mutter auch später anrufen." "Nein, ich mache das schon. Das ist gar kein Problem. Und keine weiteren Widerworte mehr Kichi. Ich werde Mama nach der Abendvisite anrufen. In London ist es gerade vormittags. Sollte Mama in dem Moment nicht rangeht, wird sie bestimmt dann zu einem späteren, frühstmöglichsten Zeitpunkt zurück rufen." Sie wollte es unbedingt vermeiden, dass Shukichi ihre Mutter anrief. Er würde sonst an ihrer Stimme merken, dass etwas nicht stimmt. Da diese durch das Schrumpfen sich ein wenig verändert hatte. "Okay, dann mach das Masumi.", gab sich der Shogi Spieler schließlich damit einverstanden und blickte dann auf die Uhr über der Tür: "Tut mir Leid Masumi, aber ich muss gleich schon wieder weg. Aber ich bin froh, dass es dir relativ gut zu gehen scheint." "Kichi, du musst dich nicht entschuldigen. War schön, dass du da warst." Auf ihren Lippen zeichnete sich ein Lächeln ab und mittlerweile waren die Tränen wieder getrocknet. Shukichi lächelte ebenfalls, stand auf und verabschiedete sich dann: "Okay, dann machs gut Masumi. Gute Besserung und ruhe dich schön aus." Er verließ daraufhin das Krankenzimmer. Masumi hatte knapp zwei Stunden später ihr Abendessen bekommen und die Abendvisite war auch schon vorbei. Sie nahm ihr Handy in die Hand, wählte die Nummer ihrer Mutter und ließ es dann klingeln. Sie hatte zuvor gesehen, dass Mary mehrmals versucht hatte sie zu kontaktieren. "Masumi! Wieso meldest du dich jetzt erst? Und warum gehst du nicht an dein Handy, wenn ich versuche dich anzurufen? Wie geht es dir überhaupt und wann kommst du wieder?", ertönte direkt die Stimme von Mary, aus der ihrer Tochter eine Mischung aus mütterlicher Strenge und Fürsorge raushören konnte. "Mama es tut mir Leid, dass ich mich jetzt erst melde. Ich hatte mein Handy auf lautlos gehabt. Ich werde wohl wie es aussieht erst in knapp einer Woche zurück zum Hotel kommen. Ich befinde mich nämlich seit gestern im Krankenhaus, weil...ich...ich wurde von einem Auto angefahren. Es ist, aber..." Sie wurde jedoch von der aufgebrachten Mary unterbrochen, bevor Masumi den letzten Satz beenden konnte: "Was?! Wie konnte das passieren? Ich dachte, dass ich deinen Bruder vertrauen kann als er mir gesagt hatte, dass du bei diesem Okiya in guten Händen seist. Wie konnte der zulassen, dass sowas passiert. Wenn ich nicht geschrumpft wäre, dann würde der Herr, aber was von mir zu hören bekommen." Masumi wartete ab, bis ihre Mutter mit der Schimpftriade fertig war, ehe sie wieder das Wort ergriff: "Mama, Subaru kann nichts dafür. Wie genau es zu dem Unfall gekommen ist, werde ich dir erklären, wenn ich zurück im Hotel bin. Aber ich verdanke ihm womöglich mein Leben. Ich habe einen offenen Bruch am rechten Unterschenkel, welcher schon operiert wurde. Und wenn keine plötzlichen Komplikationen auftreten, wird alles wieder in Ordnung werden. Auch sonst, hat Subaru sich super um mich gekümmert. Auch wenn ich seine Hilfe am Anfang nicht in Anspruch nehmen wollte, hatte er nicht locker gelassen. Und ich spreche nicht nur von der Krankenpflege. Mach dir keine Sorgen Mama, mir geht es den Umständen entsprechend gut. Und bevor du fragst, warum Kichi dir nicht schon längst Bescheid gegeben hat. Er war vorhin da und meinte zu mir, dass er sich erst einmal nach meinem Befinden erkundigen wollte. Ich habe ihm dann vorgeschlagen, dass ich dir alles erzähle. Auch um dich davon abzuhalten, dass du Kichi und Subaru die Köpfe abreißt." "Wenn du das sagst, aber trotzdem hätte dein Bruder mir schon eher Bescheid geben müssen. Aber was meinst du mit, dass du nicht nur von der Krankenpflege sprichst?", wollte Mary von ihr wissen. "Also das...ich...ich erkläre dir das auch, wenn ich zurück im Hotel bin. Mama, sei mir bitte nicht böse, aber ich bin furchtbar müde und würde gerne schlafen.", sprach Masumi und unterdrückte ein Gähnen. "Na schön, aber ich werde dich daran erinnern. Dann versuch zu schlafen. Oder gibt es noch etwas, dass du loswerden willst, Masumi?" Die Oberschülerin überlegte kurz, ehe sie ihre Antwort gab: "Nein, im Moment habe ich nichts weiter zu sagen. Und bevor du was sagst Mama. Ja, ich werde auf das hören, was die Ärzte mir sagen und ich werde mich schonen. Also machs gut Mama, ich werde mich morgen wieder melden." Damit war das Telefonat beendet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)