Crawl von Silberstrich ================================================================================ Kapitel 9: Shame ---------------- Oliver klopfte zaghaft an die Tür. Ein Mann war gerade dabei ein paar kleine Übungen mit Liam zu machen. "Oh sorry ich wollte nicht in irgendwas reinplatzen." "Schon okay. Wir waren gerade fertig.", lächelte der Therapeut und nahm Liam den kleinen Ball wieder ab, den er vorher in der Hand geknetet hatte. Danach verabschiedete er sich freundlich und lies die beiden allein. "Dean...?", fragte Liam gleich. "Der hatte das Gefühl, dass du ihn noch nicht wieder sehen willst.." "Oh...." "Stimmt es?" "Was? Was meinst du?" "Naja stimmt es? Willst du ihn wirklich nicht wieder sehen?" Liam schluckte schwer: "Doch unbedingt ...es ist nur...." Oliver kam rüber und setzte sich zu ihm auf die Matratze. Für seinen Geschmack war sie viel zu weich. "...es ist nur....ich...schäme mich so..." "Vor Dean? Mensch es ist Dean...Liam, ihm ist doch nur wichtig, dass du lebst und gesund wirst und dass du das überstehst, dass du der alte wirst und ihm wieder das Leben schwer machst.", Olli zwinkerte ihm zu. Liam brachte es nicht über sich Oliver wirklich alles zu sagen was gerade in seinem Kopf vorging. "Ich hab gehört, dass du wirklich ziemlich viel Glück gehabt hast.." "Fühlt sich noch nicht so an...", lächelte Liam bitter. Aber zumindest lächelte er mal wieder. Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck und er hielt sich die Hand vor den Mund, musste mehrmals husten und als er sie wieder runter nahm war Blut daran. "Ich rufe einen Arzt.", sagte Oliver schnell. Dann musste er auch schon Platz machen und die Besuchszeit war vorbei. So hatte er sich das natürlich nicht vorgestellt, das war viel zu wenig Zeit gewesen aber Liam's Genesung ging vor. Natürlich war Dean ziemlich aufgebracht als er es ihm später erzählte. Es war bereits abends. Aber er zog sich sofort an. "Dean du kannst da jetzt nicht mehr hin!" "Wer sagt das?" "Das Krankenhaus." "Wieso hat er Blut gespuckt?" "Seh' ich vielleicht aus wie ein Arzt?!" "Hat er wirklich gesagt, dass er mich eigentlich doch sehen will?" "Ja aber es fällt ihm sehr schwer und-" Dean lief bereits los. "Hey! Du darfst da wirklich nicht mehr hin!", rief Olli ihm empört hinter her. "Das sollen die mir selbst sagen! Wenn er mich braucht, dann muss ich auch da sein!" Dean war so erleichtert. Es war für ihn deutlich erträglicher ewige Stunden im Krankenhaus zu hocken als zu Hause. Liam lag derweil in seinem Bett und langweilte sich. Er hatte das Gefühl sich in seinem ganzen Leben noch nie so gelangweilt zu haben und es machte ihn schier wahnsinnig. Es war zwar abends aber schlafen konnte er noch nicht. Dafür war es zu früh und er einfach viel zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt. Aber zum Lesen waren seine Augen dann doch wieder zu müde. Ach er war es so leid. Er wollte endlich einfach nur noch nach Hause. Als die Tür sich öffnete und ein Mann herein kam, war sein erster Gedanke: Dean? War die Besuchszeit nicht vorbei? Doch es war nicht Dean. Liam begann panisch zu strampeln und zu schreien, doch jeder Laut wurde von der schweren Hand gedämpft die sich jetzt über seine Nase und seinen Mund presste. Aus seinen vor Schreck weit aufgerissenen Augen erkannte er ihn zwar nicht gleich. Die Stimme erkannte er jedoch sofort. "Hast du geglaubt du entkommst mir?" Liam wurde richtig wild, doch der Mann über ihm war stärker und er selbst war einfach noch viel zu geschwächt. "Die Kugel sollte dich eigentlich in den Kopf treffen..", flüsterte der Mann in sein Ohr. Er roch nach Blut und altem Schweiß und trug einen weißen Kittel. Liam wurde übel. "Ich wollte, dass dein Hirn über den Waldboden spritzt ...", flüsterte er weiter. Liam schrie so laut er konnte aber hervor kam nur ein unterdrücktes: "HHHHHHNNNNNNGGGGGGG!!!!!!!" Seine Augen brannten von Tränen und von dem Geruch der von dem Monster ausging. "Du kleine Ratte hast wohl gedacht....dass es jetzt vorbei ist, was? Ich entscheide wann es vorbei ist." "HNNNNNG!!" "Eigentlich passt es mir sogar, dass du noch atmest..es langsam zu tun gefällt mir ohnehin viel besser als ein Gnadenschuss..." Liam spürte wie ihm immer schwummriger wurde. "Bedank dich bei deinem Vater...ach nein warte...das geht ja nicht mehr.", der Fremde lachte heiser. In diesem Moment wurde die Tür erneut geöffnet und er konnte dem Monster ansehen, dass es damit nicht gerechnet hatte. Denn er lies sofort von Liam ab. Dean! "Hey was-", begann Dean als sich der Mann in dem Kittel grob an ihm vorbei drückte. Dann sah er auf Liam's Gesicht und wie dieser nach Luft rang. "Das war ...das war...Er", keuchte Liam. Dean drehte auf der Stelle um und rannte los und durch den Gang, dem anderen hinterher. "WARTE!!", schrie Liam und wollte aufstehen, doch sein Kreislauf machte ihm einen Strich durch die Rechnung. War Dean jetzt komplett bescheuert?! Der Typ war garantiert bewaffnet und auf jeden Fall Irre. Fünf Worte hatten sich in Liam's Kopf eingebrannt: ...bedank dich bei deinem Vater... Kurz danach musste er sich in den Mülleimer neben dem Bett übergeben. Dean rannte durch den Flur. Immer wieder rutschte er auf dem glatten, frisch geputzten Gang aus, doch er lies sich nicht abschütteln. Der Fremde hastete um eine Ecke. Dean blieb dran und- krachte in den Medikamentenwagen, den der andere ihm in den Weg geschoben hatte. Tablettenpäckchen, Röhrchen und Kästchen flogen in alle Richtungen und der Wagen schlug scheppernd auf dem Boden auf. Dean schlidderte ein Stück auf den Knien, rappelte sich mühsam auf und rannte weiter. Doch jetzt konnte er ihn nicht mehr sehen. Wo war er hin?! Nach Links?! Nach rechts?! In den Fahrstuhl?! "Scheiße!!" Kopf- und Atemlos irrte er durch die Gänge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)