Rundmail 1
Autor: zayrine
Nachdem wir die letzten 1 ½ Wochen einen katastrophalen Deutschlandbesuch (fast) ohne Internet hatten und jetzt wieder sicher „daheim“ sind, ist es mal an der Zeit für ein Lebenszeichen.
Fragt mich nicht wie es mir gefällt.
Ich habe hier glaub schon so ziemlich alle Stufen von „super-toll“ bis „ich will sofort nach Hause“ durch laufen und am Montagabend in Kelkheim war ich kurz davor einfach in den nächsten Zug zu steigen…
Wieso, weshalb, warum?
Hm, das Wichtigste noch mal schnell zusammen gefasst:
Ich in grade in Süd-Frankreich zwischen St. Tropez und St. Raphael. Meine Familie hat 1 Haus und 2 Wohnungen. Sie besteht aus Sandy (=Mutter), Charly (=Vater), Phil (6 Jahre) und Chris (4 Jahre). Naja, und mir halt.
Sandy ist deutsch-französisch, aber aufgewachsen in Frankfurt. Charly ist Deutscher und kommt aus Marbach (oder doch Asperg??? Irgendwas bei uns da unten halt…) Er arbeitet und lebt in Kelkheim bei Frankfurt.
Warum die Familie dann in Frankreich wohnt?
Fragt. Mich. Nicht. (Aber es ist gut so. Hier hab ich mein eigenes Zimmer. Und außerdem ist Charly SEHR anstrengend!)
Deutschland 1 Wohnung, Frankreich 1 Haus – da fehlt doch noch was… Seit kurzem besitzen sie jetzt auch ein Apartment in Valberg im Skigebiet. Als mein Vater mich hergebracht hat und kurzerhand überredet wurde, noch länger zu bleiben, sind wir da mal eben abends schnell vorbei gefahren. D.h. Sandy ist gefahren. Interessanter Fahrstil, muss ich schon sagen. Mit 110 km/h die Serpentinenstrecke hoch ohne abzubremsen. Am nächsten Morgen sind wir dann weiter nach Italien. Was man halt so macht, wenn man sonst nichts zu tun hat…
Klingt nach einer sehr reichen Familie. Ist eine sehr reiche Familie.
Und ich glaube, darin liegt ein Teil meines Problems. Weil, irgendwo da oben in meinem Kopf gibt es einen Schalter. Und in gewissen Situationen klappt der um. Dann gehen die Alarmglocken los…
Das passiert zum Beispiel, wenn wir beim Essen sitzen. Chris fragt, ob er Crepes haben darf, Sandy stellt sich in die Küche und macht extra für ihn Crepes. Und er isst einen ganzen Crepes (und sie sind nicht groß.) und ist dann satt.
Oder wenn Sandy ihnen ein Bilderbuch mitbringt und sagt: „Schaut mal, ich hab euch ein kleines Buch mitgebracht…“ und Chris sagt: „Warum hast du uns ein kleines Buch mitgebracht, Mama? ICH WOLLTE EIN GROßES!“
Oder wenn Phil zu mir kommt und sagt: „Ich schenk dir das, was schenkst du mir? Darf ich das haben?“ und ich sage „Nein“ (weil ich meine Sachen nicht einfach so hergebe und weil ich nicht so viele Sachen dabei habe!) und er sagt dann: „Warum? Ich wills aber haben? Du musst es mir schenken.“ Und wenn er es nicht kriegt, dann heult er.
Oder wenn Phil auf dem Spielplatz einen Wutanfall bekommt, gegen das Spielzeug eines fremden Kindes tritt und – zack, ist es kaputt.
Und dann frag ich mich, ob das normal ist. Und ob ich auch so war.
Oder ob das einfach nur daran liegt, dass die Jungs verzogen sind. Denn das sind sie.
Erstens, muss ich alles 100 Mal sagen. Wirklich. Ich hab das Gefühl, ich rede gegen ne Wand
Wenn Chris etwas nicht tun möchte oder aber etwas nicht tun darf, dann schreit er, trampelt mit den Füßen und wirft sich irgendwann auf den Boden.
Phil hingegen zieht ne Schmoll-Schnute und irgendwann fängt er bitterlich an zu heulen.
Oder er schmeißt Spielzeug rum. Siehe oben…
Wie, das klingt nach dem absoluten Alptraum?
Och. Oooooooooch.
Wenn ich die Jungs längere Zeit am Stück ertragen (ich wähle dieses Wort bewusst!) muss, hab ich das Gefühl durch drehn zu müssen. Oder meinen Kopf ganz oft ganz fest gegen eine Betonwand schlagen zu müssen.
Ich denke, dass liegt daran, dass ich sehr ruhebedürftig bin. Ab und zu (ziemlich häufig) brauch ich einfach Zeit für mich. Und das ist hier sehr schwierig zu bekommen.
Aber wenn ich die habe – und ich keine Brettspiele spielen muss – dann ist es echt okay.
Und es gibt auch Momente die einfach klasse sind.
Und Sandy ist einfach schnuckelig. Wenn man mal von ihren Stress-Phasen absieht ist sie super-süß. Und solange mich die Stress-Phasen nicht betreffen kann ich ja darüber lachen =)
Jedenfalls, die gute Nachricht ist, dass die Jungs ab morgen jeden Tag bis halb 5 in der Schule sind. (französische Privatschule! OMG!)
Die schlechte Nachricht ist, dass mich vielleicht keine Schule nimmt.
Die gute Nachricht ist, wenn ich dann keinen entsprechenden Ersatz bekomme, bin ich vielleicht bald wieder daheim.
Die schlechte Nachricht ist, bald sind schon wieder Ferien und die verbringen wir wieder bei Charly in Kelkheim. Ich mag es nicht, dort kein eigenes Zimmer zu haben. Und den Rest auch nicht.
Die gute Nachricht ist – heute war Zahltag! Yes, ich bin wieder flüssig!
So, und was ich den ganzen Tag mache, erzähl ich beim nächsten Mal… Für heut hab ich genug gejammert =)
Und demnächst gibt’s dann auch Bilder.
Viele liebe Grüße, Katha