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Golden Sun

The golden Age
von

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Wünsche und Verlangen

Wünsche und Verlangen
 

„Gilbert, bist du wach?“, fragte ihn eine sanfte Frauenstimme.

Gilbert richtete sich auf, erst jetzt bemerkte er, dass er in einem anderen Zimmer war und zudem noch in einem weichen Bett lag. Sein Kopf dröhnte, das Letzte, an das er sich erinnern konnte war, dass er Cranshaow weggestoßen hatte und dadurch den Hass Cranshaows auf sich gezogen hatte. Aber was sollte das, wieso hatte er nur Avil gefragt, ob sie mit ihm einige Nächte verbringen würde? Er ekelte sich allein schon bei dem Gedanken, seine Avil mit einem anderen Mann. Nein! Aber auch Liva sollte dies nicht tun. Er ballte seine linke Hand zur Faust, er wollte irgendetwas tun, bloß wusste er nicht was.

„Gilbert, was hast du? Tut dir irgendetwas weh? Ich habe gehofft, dass ich dich gut versorgt habe, aber es scheint mir nicht so!“, sagte Lavi.

„Lavi, was mache ich hier? Was ist mit Amos, Ares und Kep, geht es ihnen gut? Habe ich ihnen irgendwie geschadet?“

„Geschadet? Wie meinst du das?“, wunderte sich Lavi.

„Cranshaow, er hasst mich, weil ich ihn gestoßen habe. Ich dachte er lässt seine Wut an anderen aus und nicht an mir, denn er weiß bestimmt, dass er mich mehr quält, wenn jemand, anstatt meiner, verletzt wird.“

„Nein, es wurde keiner verletzt, aber, Gilbert, ich habe die Befürchtung, dass er Sir Amos umbringen will, er hat so etwas angedeutet!“

„Aber, Lavi, warum denn?“

„Ich habe keine…“

„Mädchen, sei still, Meister Cranshaow wird es nicht gutheißen, wenn du dich mit seinem Lieblingsgefangenen unterhältst.“

„Galatea, misch dich nicht ein. Lass Lavi das machen, was ihr gefällt!“, sagte Alex.

„Alex, du hier? Das wusste ich nicht. Warst du nicht mit Meister Cranshaow weg?“

„Galatea, ich hatte dich doch gebeten mich ohne ‚Meister’ anzusprechen. Wieso bist du nur so abweisend zu mir? Ich kann dich nicht verstehen, mein Kind!“, sagte Cranshaow, als er mit Corbinian hereinkam.

„Cranshaow, was hast du mit Amos vor? Willst du ihn meinetwegen umbringen? Bist du nicht bei Verstand?“, warf Gilbert ihm entgegen.

„Wenn hier jemand nicht bei Verstand ist, dann du! Du befindest dich bei deinen Feinden! Also sei nicht so vorlaut! Außerdem braucht es dich nicht zu interessieren, ob ich Amos umbringen werde oder nicht.“

„Sag es mir, willst du ihn umbringen?“, fragte Gilbert, er zitterte vor Angst und Wut.

Das was Cranshaow gesagt hatte stimmte, er befand sich wirklich allein unter seinen Feinden, er konnte nichts unternehmen.

„Wenn er weiterhin so stur ist, werde ich das wohl tun müssen, obwohl er doch so ein schöner Jüngling ist. Aber wenn er nicht bei uns mitmacht, dann kann ich ihn nicht mehr gebrauchen.“

„Du Ungeheuer! Kannst du ihn nicht wieder freilassen?“

„Nein, kann ich nicht. Er weiß zuviel! Aber vielleicht kann ich ihn ja doch noch zwingen. Tarek!“, schrie Cranshaow entsetzlich.

„Ja. Meister.“, antwortete Tarek, der wahrscheinlich schon die ganze Zeit vor der Tür gestanden hatte.

„Bring Lavi und deinen Bruder in die Folterkammer. Mit diesem Plan wird er anders handeln, immerhin ist sie ein Mitglied der Königsfamilie.“

„Jawohl, Meister Cranshaow.“

Tarek packte Lavi am Kleid, riss sie vom Stuhl hoch und zerrte sie hinter sich her.

„Aber, Cranshaow, wie kannst du nur so etwas tun? Ich dachte du liebst mich!“, schrie Lavi.

„Ich empfinde keine Liebe mehr, nur noch Hass. Den größten Hass empfinde ich jedoch euch gegenüber. Ihr seid mir ein Dorn im Auge. Wenn ich euch töten könnte, würde ich das tun.“, murmelte Cranshaow leise.

„Was meinen Sie, Cranshaow?“, fragte Galatea.

„Nichts, Galatea. Ich habe für dich und Alex einen wichtigen Auftrag, er ist dringend und schwer. Fühlst du dich dem gewachsen?“

„Ja, natürlich, Cranshaow!“

„Und was ist mit dir, Alex, schaffst du das?“

„Wieso sollte ich das nicht schaffen?“

„Nun gut, ihr beide werdet nach Lemuria fahren und dort Aaron umbringen. Seit dieser Wicht König ist, habe ich dort als Conservato keinen Einlass mehr. Also müsst ihr das tun. Für mich. Aber passt ja auf Amrod Gedan auf, er ist ein Schicksalskind und ein späteres Mitglied meiner Familie.“, befahl Cranshaow gebieterisch.

Alex nickte zustimmend, aber Galatea guckte die beiden nur an.

„Galatea, brauchst du noch etwas?“, fragte Alex sie.

„Nei-Nein. Ich will mir nur noch etwas anderes anziehen.“

Galatea wurde rot und verschwand.

„Alex, verwirre Galatea nicht so, sie glaubt sonst sie hätte eine Chance bei dir. Aber das geht mich sowieso nichts an.“

Alex nickte ein zweites Mal und ging danach aus dem Raum.

„So, nun zu dir, Corbinian. Ich habe einen Auftrag für dich, ich möchte, dass du nach Indra gehst, zu einem weiteren Schicksalskind. Es ist ein Mädchen, beobachte sie, aber achte darauf, dass sie dich nicht sieht.“

„Cranshaow, was ist mit deinem Versprechen gegenüber Ahri?“, erkundigte Gilbert sich.

„Welches Versprechen?“, wunderte Corbinian sich.

„Ich habe keine Ahnung, wovon mein kleiner Gilbert spricht. Er ist sicherlich nur verwirrt, nichts weiter.“

„Ich bin nicht verwirrt!“, schrie Gilbert Cranshaow an.

„Cranshaow, …“, sagte plötzlich eine leise Stimme, „… was ist hier los?“

„Nichts, Syra. Was machst du hier? Du sollst dich doch gar nicht hierher begeben!“, belehrte Cranshaow sie.

„Ich weiß, aber ich hatte dich so vermisst.“

„Ich weiß, doch verstehe, ich muss diesen jämmerlichen Kreaturen Anweisungen geben. Ohne mich wären sie nicht in der Lage mit ihrem Leben klarzukommen. Verstehst du?“

„Natürlich!“

Syra war ein junges Mädchen, im Alter von vierzehn Jahren, schätzte Gilbert. Sie hatte einen blonden, geflochtenen Zopf, der ihr lang über die Schulter hing. Ihre blauen Augen spiegelten Unschuld und Reinheit wieder.

„Syra, ich komme gleich zu dir, gedulde dich noch einen ganz kleinen Augenblick!“

Syras Augen schienen Cranshaows Mundbewegungen zu folgen. Noch eindringlich auf ihn schauend verschwand Syra durch die Tür.

„Corbinian, du bist ja immer noch hier. Sagte ich nicht, dass du einen Auftrag hast? Also scher dich weg, ich möchte mit Gilbert alleine sein.“

„Ja, Meister Cranshaow!“ Corbinian verbeugte sich und ging.

Nachdem Cranshaow mit Gilbert alleine war, knallte dieser die Tür zu.

„Gilbert, ich bin die längste Zeit nett zu euch gewesen. Es wird Zeit, dass ich andere Seiten aufzeige. Von nun an werde ich euch leiden lassen, wenn ihr etwas Falsches tut. Ich werde euch nehmen, was euch lieb und teuer ist. Weißt du auch warum ich das tue? Nein! Es ist deine Schuld, hättest du nicht die Hand gegen mich erhoben, hättet ihr alle eine unbeschwerte Zukunft haben können.“

„Cranshaow, was willst du eigentlich? Was ist dein so genannter Traum?“

„Gilbert, du kannst dir nicht im Geringsten vorstellen, was mein Traum ist, oder?“

„Nein, kann ich nicht. Woher sollte ich denn wissen, was für ein Traum jemand, der so verrückt wie du ist, haben könnte?“

„Verrückt? Sind väterliche Gefühle verrückt? Sind Liebe und Zuneigung verrückt? Ist das Leben verrückt? Vielleicht ist es so! Vielleicht aber auch nicht, wer weiß das schon?“
 

Die Schicksalskinder, die sich gerade noch auf dem Leuchtturm befunden hatten, waren jetzt wieder in Imil.

Athi saß beunruhigt vor Livas Tür, er konnte nicht glauben, dass seine Herrin sich auf so einen Handel eingelassen hatte. Das wird Hoabna mir nie verzeihen, dachte Athi. Nun sah er eine Person auf ihn zugehen, es war sein schlimmster Feind, der Pirat.

„Was willst du hier?“, fragte Athi genervt.

„Das geht dich überhaupt nichts an. Ich will einfach nur zu Liva.“

„Was willst du von ihr? Sie geht dich gar nichts an!“

„Doch! Ich wollte sie heiraten. Außerdem bin ich kein Unmensch.“

„Ha! Das ist ein Scherz! Du bist kein Unmensch, dass ich nicht lache. Du bist Abschaum, Pirat.“

„Athi, was geht hier vor? Huch, Eoleo?“ Liva war verwundert, als sie die Tür aufgemacht hatte, sie hatte nicht erwartet, dass er noch zu ihr kommen würde.

„Liva, kann ich mit dir reden? Ich brauche nur eine Minute!“, fragte Eoleo sie.

„Natürlich, komm mit rein. Athi, du bleibst hier!“

„Aber, Lady Liva…“

Doch Liva nahm Eoleo bei der Hand, was Athi eher weniger gefiel, und zog ihn in ihr Zimmer hinein.

„Was wolltest du, Eoleo?“, fragte Liva ernst.

„Es geht um deinen Entschluss.“

„Eoleo, das geht dich gar nichts mehr an. Es ist mein Entschluss, mein Leben, lass mich in Ruhe!“

„Es mag schon sein, dass dein Leben dir gehört, aber lass andere daran teilhaben. Ich mache mir Sorgen um dich. Es muss noch einen anderen Weg geben Gilbert zu befreien.“

„Nein, es ist der schnellste Weg ihn daraus zu holen.“

„Aber…“

„Eoleo, langsam denke ich, dass du nicht willst, dass Gilbert zurückkommt.“

„Doch, natürlich will ich, dass er zurückkommt.“

„Bist du dir sicher? Ich mir nicht, so wie du sie immer ansiehst. Du liebst sie, nicht wahr?“, fragte Liva, die den Tränen nahe war.

„Aber, Liva, wen soll ich lieben? Ich liebe immer noch dich.“ Eoleo lachte kurz auf.

„Ich glaube nicht, dass du mir die Wahrheit sagst. Du siehst sie immer an. Du hilfst ihr in ihrer Not. Sei doch endlich ehrlich zu mir, du liebst Avil, habe ich nicht Recht?“

Eoleo schluckte und brachte nur ein leises „Ja“ hervor.

„Ich wusste es. Ich wusste es die ganze Zeit. Ich war dir also nicht so wichtig, wie du mir wichtig warst. Ich habe dich geliebt und liebe dich immer noch!“ Tränen flossen aus ihren Augen.

„Liva, weine nicht! Es wird alles gut!“

„Alles? Nein, nichts ist gut. Bald habe ich keine Kraft mehr, ich will alles beschützen, aber wer beschützt mich? Wer liebt mich, so wie ich ihn liebe? Ich fühle mich so zerrissen, ich brauche jemanden, der mich braucht.“

Liva zitterte und krallte sich in Eoleos Hemd fest. Dieser stand nur da, er wusste nicht, was er sagen sollte, denn er wusste, dass seine Antwort sie nicht befriedigen würde und dass er nicht derjenige war, der ihre Wünsche erfüllen konnte. Er konnte nur dastehen und nichts tun.

Nach einer Weile wischte Liva ihre Tränen ab und sagte schließlich: „Mut, Eoleo, ich brauche einfach nur Mut. Schon um alle zu beschützen, die ich liebe.“
 

Zur gleichen Zeit saß Avil auf einem Stuhl in ihrem Zimmer, sie starrte auf ihren Bauch.

„Was mache ich nur? Ich kann doch nicht einfach meine Schwester in die Hände von Cranshaow geben. Warum, warum nur tut er uns so etwas an? Ich verstehe ihn nicht. Was sind seine Absichten?“

Avil war unruhig. Sie wollte nicht, dass ihre Schwester dies für sie tat, aber Avil war sich sicher, dass sie nicht von ihrem Plan abzubringen war. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte man sie nicht mehr davon abbringen, sie war einfach zu stur. Plötzlich klopfte es an der Tür.

„Ich bin’s Daja, darf ich reinkommen?“, erschallte eine Stimme von der anderen Türseite.

„Komm herein!“, sagte Avil matt.

Daja öffnete die Tür und ging langsam herein.

„Was willst du, Daja?“

„Nichts, ich wollte nach dir sehen.“, sie ging an dem kleinen Tisch entlang, auf diesem stand ein kleiner Spiegel. Sie guckte sich einen Moment unglücklich an.

„Was willst du, Daja?“, wiederholte Avil.

„Ich habe mich etwas gefragt, hast du jemals mit Gilbert über die Zukunft gesprochen? Über unsere Zukunft?“

„Nein, ich wollte nie etwas darüber wissen. Ich hatte Angst vor der Zukunft, sie ist so ungewiss!“

„Dann kennst du unser Schicksal nicht?“

Avil schüttelte ihren Kopf.

„Avil, ich habe beschlossen zu gehen. Ihr habt mich doch nur gebraucht, um den Leuchtturm zu entfachen. Mein ‚C’ Ist verschwunden, ich bin schwanger und somit bin ich vollkommen nutzlos. Außerdem kann ich sie nicht mit Dragan zusammen sehen. Es bricht mir das Herz.“

„Nein, Daja, geh nicht. Du kannst doch nicht alleine sein wollen. Niemand sollte alleine sein.“

„Avil, ich bin doch nicht allein. In ein paar Monaten werde ich ein Kind haben. Mach dir keine Sorgen!“

„Ein Kind, das ist nicht genug, du brauchst einen Mann an deiner Seite, der mit dir dein Leid teilt und dem du alles erzählen kannst, denn mit Kindern kann man nicht über seine Probleme reden. Außerdem hast du hier noch Freunde, wie mich. Ich helfe gerne so gut ich kann, ich kann dich während deiner Schwangerschaft beraten und bin immer für dich da.“

„Danke, ich weiß das sehr zu schätzen, aber ich kann einfach nicht bleiben, es geht nicht!“

„Du musst bleiben, wir Schicksalskinder gehören doch einfach zusammen und vielleicht findest du einen netten Mann während unserer Wanderschaft. Es ist jedenfalls besser, als an einem Ort gefangen zu sein.“

„Damit wirst du Recht haben, ein Leben in Freiheit ist wirklich schön.“

„Ach, und noch mal zu Dragan, er hat dich, meiner Meinung nach überhaupt nicht verdient. Du bist so ein nettes und aufrichtiges Mädchen. Da fällt mir gerade deine Prüfung ein, dass Dragan der Schatten deines Lebens sein könnte und du dein Licht der Hoffnung gewählt hast, anstatt diesen bedrohlichen und bedrückenden Schatten.“
 

Dragan und Oka saßen zusammen in Dragans Zimmer auf seinem Bett, erst am nächsten Morgen wollten die Schicksalskinder wieder aufbrechen. Oka, deren schwarzes Haar locker über ihre Schulter hing, war ein bisschen nervös, weil sie genau wusste, was sie, Dragan und sie selbst, zu tun gedachten. Dragan, der nun mehr Erfahrung mit Frauen hatte, war wie gewohnt lässig und entspannt.

„Oka, ich muss dir unbedingt etwas sagen!“, sagte Dragan, der dabei lächelte.

Bei diesem Lächeln kam es Oka so vor, dass sie dahin schmelzen würde, so strahlend wirkte er in diesem Augenblick.

„Oh, Dragan, was musst du mir sagen?“, während sie dies fragte, himmelte Oka ihren Geliebten an.

„Es geht um deinen Bruder. Er will nicht, dass wir miteinander schlafen. Der Grund ist wahrscheinlich mangelndes Vertrauen zu mir, er denkt vielleicht, dass ich dich nach einiger Zeit abservieren werde, aber ich will dich doch nicht noch ein zweites Mal verlieren und ich werde alles tun, um diesen Fall nicht eintreten zu lassen, denn, Oka, ich liebe dich. Ich werde es aller Welt zeigen. Ich komme gleich wieder.“

Dragan küsste Oka auf die Stirn und verschwand durch die hölzerne Zimmertür.

Einen kurzen Augenblick später ging Garem mit Tamiko und Folore an der Tür vorbei.

„Garem!“, schrie seine kleine Schwester aus Leibeskräften.

Daraufhin kam Garem ins kleine Zimmer gerannt und rief: „Oka, was hast du?“

„Was hast du Dragan erzählt? Er war so komisch und er wollte nicht mit mir schlafen. Bin ich nicht gut genug?“

„Ich glaube nicht, dass das der Grund für sein Verhalten ist, denn ich selbst habe ihn bis nach eurer Hochzeit zurückhalten wollen, dann kann er dich nicht mehr verlassen.“

„Misch dich nicht in mein Leben ein, es geht dich nichts an. Ich wollte doch selbst mit ihm schlafen.“

„Oka, verstehst du deinen Bruder nicht? Er macht sich Sogen um dich. Er möchte nur nicht, dass du leidest.“, warf Folore ein, die eindeutig auf Garems Seite stand.

„Er sollte sich keine Sorgen um mich machen. Ich komme schon alleine zurecht. Er sollte sich Sorgen um sein Leben machen, er ist immerhin schon vierundzwanzig Jahre alt.“

„Oka, nun gehst du zu weit, es steht dir nicht zu über unsere Zukunft zu bestimmen.“

Tamiko wurde ganz schon sauer. Was ging es Oka an, was sie und Garem machten?

„Was ist denn hier los?“, fragte ein verblüffter Dragan, der in der Tür stand.

„Oh, Dragan, alle haben etwas gegen uns und niemand akzeptiert unsere Beziehung.“

„Jetzt reicht es mir, was habt ihr bloß alle?“, während Dragan dies sagte, marschierte er auf Oka zu, half ihr hoch und kniete sich vor sie hin. „Oka, ich frage dich nur dieses eine Mal, möchtest du meine Frau werden?“

Alle, mit Ausnahme von Oka, die lächelte, waren verdutzt, so kannten sie Dragan überhaupt nicht.

Nach einem kurzen Moment nickte Oka und sagte: „Ja, ich will dich heiraten.“

Nun hob Dragan seine rechte Hand, die zur Faust geballt worden war und öffnete diese schließlich. In der jetzt geöffneten Hand lag ein kleiner silberner Ring, dann stand Dragan auf und steckte diesen an Okas linken Ringfinger.

„So, Garem, sind alle Zweifel von deiner Seite aus dem Weg geräumt? Kann ich jetzt mit Oka schlafen?“

Garem konnte nun nichts mehr dagegen sagen, aber irgendwie kam ihm der Heiratsantrag wie eine Täuschung vor, wie ein Mittel zum Zweck, durch diesen konnte er sich nun mit Oka vereinigen. Ohne etwas zu sagen, verließ er mit seinen Begleiterinnen das Zimmer.

Nun wandte sich Dragan Oka, die immer noch grinste, zu.

„Wollen wir, Oka?“, fragte Dragan.

Ohne eine Antwort abzuwarten, näherte er sich ihr. Er nahm sie in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich. Das Verlangen nach ihr wurde in Dragans Innerem immer größer, auch Oka selbst spürte, wie die Nervosität von ihr fiel und sie ein Gefühl von unsagbarer Freude durchdrang.
 

Im unteren Teil des Wirtshauses von Imil saßen Adreanna, Gabriel und Ahri. Die drei merkten nicht, dass sich ihnen ein dunkler Schatten näherte.

„Guten Abend die Damen, guten Abend der Herr. Ich bringe Nachricht von meinem Meister, er wünscht, dass eine gewisse Ahri herauskommt. Er meinte sie wisse worum es geht.“, sagte der dunkle Schatten.

Ahri stand auf, ohne auch nur auf die entsetzten Gesichter von Adreanna und Gabriel zu achten. War es denn so schlimm den Menschen wiederhaben zu wollen, der ihr am meisten bedeutete? Nein, auf keinen Fall. Jeder Mensch hatte das Recht darauf glücklich zu werden, wirklich jeder. Warum sollte sie nicht darum kämpfen?

„Ahri, du kannst das doch nicht ernst meinen!“, sagte Adreanna in einem Tonfall, der Ahri völlig unbekannt war.

„Doch, Adreanna, ich meine es ernst. Ich liebe Corbinian doch. Wenn es auch nur eine winzige Chance gibt ihn wiederzubekommen, dann werde ich diese Chance auch nutzen. Es ist doch nur eine einzige Nacht.“, sagte Ahri, die weiterhin nicht auf die beiden guckte.

Sie und der Schatten wollten gerade gehen, als Gabriel aufstand und den Schatten am Ärmel packte, danach wirbelte dieser herum. Währenddessen fiel seine Kapuze runter. Gabriel war erschrocken, denn es war niemand anderes als Gilbert, den sie vorfanden.

„Gilbert! Was tust du hier?“, fragte Gabriel entsetzt.

Doch Gilbert antwortete nicht.

„Was machst du hier? Warum holst gerade du Ahri?“, Gabriel wurde stocksauer.

„Ich weiß nicht was der Herr meint. Ich kenne keinen Gilbert. Sie müssen mich verwechseln, ich bin Diadyon, ein getreuer Diener von Meister Cranshaow.“

„Nein, du bist Gilbert! Du kannst niemand anderes sein.“

Gabriel klammerte sich an Gilbert fest, er fing an zu weinen. Was hatte Cranshaow nur seinem einzigen Neffen angetan? Er erkannte noch nicht mal seine eigene Familie.

„Lassen Sie mich los. Ich möchte wieder zu meinem Meister!“

Gabriel ließ Gilbert enttäuscht los.

„Ach, damit ich es nicht vergesse, morgen wird Meister Cranshaow Liva abholen, sie sollte sich also schon einmal vorbereiten.“

Bei diesen Worten konnte Gabriel nicht anders und er musste Gilbert schlagen, dieser Schlag war so heftig, dass Gilbert auf den Boden flog. Kurz danach stand Gabriel vor diesem und packte ihn, noch während er am Boden lag, am Kragen.

„Du Abschaum, du hast uns alle verraten. Ich möchte dich nie wieder sehen!“, sagte Gabriel aufgebracht.

„Auch wenn du mich nicht wieder sehen willst, könntest du mir einen Wunsch erfüllen, Gabriel!“

Gabriel sah genau in Gilberts Augen, diese verwandelten sich von einem desinteressierten Blick zu einem sanften und freundlichen.

„Welchen Wunsch?“

„Kannst du Avil diesen Berief geben? Ich hätte ihn ihr am liebsten selbst gegeben, aber du hast mir alles versaut, aber was soll’s!“, danach flüsterte Gilbert noch etwas in Gabriels Ohr. Danach schlug Gabriel Gilbert ein zweites Mal.

„Wie kannst du uns nur so etwas antun? Jetzt geh, ich möchte dich nie wieder sehen!“, brüllte Gabriel.

Danach erhob sich Gilbert und lief davon.
 

Draußen wartete schon Cranshaow auf Gilbert und Ahri.

„Meine liebe Ahri, da bist du ja endlich!“, empfing Cranshaow sie herzlich. Doch dann veränderte sich sein Gesicht und er sagte: „Ach, und du, Gilbert, ich weiß immer was du tust!“

Nach diesen Worten verschwanden die drei wie vom Erdboden.
 

Drinnen stand Gabriel, immer noch auf die Tür schauend, regungslos da. Erst nach einem kurzen Augenblick drehte er sich zu Adreanna um. Sie war trotz der Schlägerei eingeschlafen. Gabriel bezahlte den Wirt für das Essen und die Getränke. Danach hob er Adreanna hoch und brachte sie auf ihr gemeinsames Zimmer. Als er sie zugedeckt hatte, ging er zu Avil, um ihr den Brief zu geben.

„Avil, darf ich reinkommen?“, fragte Gabriel sie, nachdem er angeklopft hatte.

„Natürlich, Gabriel, komm rein.“, hörte man die Stimme Avils durch die Tür.

Gabriel trat ein.

Avil saß auf einem Stuhl und Eoleo stand am Fenster, aus dem er gerade hinausschaute.

„Avil, ich habe einen Brief an dich, er kommt von Gilbert.“

„Gilbert?“, ruckartig erhob sich Avil von dem Stuhl, als sie diesen Namen hörte.

Gabriel sagte jedoch nichts mehr und übergab ihr lächelnd den Brief. Als er gegangen war, öffnete Avil die Nachricht.
 

Meine Liebste,
 

ich hoffe es geht dir während meiner Abwesenheit gut. Ich bedaure sehr nicht bei dir sein zu können.

Aber nun muss ich dir noch etwas über die Schicksalskinder sagen. Die letzten fünf sind in der östlichen See zu finden. Der eine im mysteriösen Lemuria, eine weitere im mächtigen Indra, zwei im magischen Osenia und der letzte nicht weit entfernt von unserer Geburtsstadt Tolbi, nämlich in Lalivero, Heimatstadt deiner Mutter Cosma. Er ist derjenige, für den die Nemesis-Klinge gemacht worden ist, die Daja mit sich führt. Die sechste und letzte wird von Cranshaow missbraucht, sie müssen wir retten. Wenn ihr alle beisammen seid, solltet ihr so schnell wie möglich nach Tolbi kommen.

Ich hoffe ihr habt es in drei Monaten geschafft, denn dann werde ich nach Tolbi zurückkehren, so wie ich es meinem Vater versprochen hatte und hoffe, dass du dann bei mir bist. Ich weiß zwar, dass ich dann nie wieder frei sein kann, aber so habe ich es auch in meiner Prüfung gewählt. Ich frage mich schon seit längerem, ob mein Vater wohl noch leben würde, wenn ich Vanadis eine andere Antwort gegeben hätte. Oder war es gar vorherbestimmt, dass er sterben würde, unabhängig von meiner Antwort?

Es gibst noch etwas, das ich dir sagen muss, Lavi befindet sich auch in den Fängen von Cranshaow. Doch mir scheint es fast so, als sei sie in Aufbruchsstimmung außerdem sagt sie immer etwas über eine ‚sie’, die kommen wird. Ich werde daraus nicht schlau, aber es geht ihr gut. Ich habe herausgefunden, dass sie eine Feuer-Adeptin ist.

Außerdem solltest du Adreanna berichten, dass ihr Bruder Ares auch in der Elementarebene ist und dass ihre Familie von Cranshaows Handlangern getötet worden ist.

Es gibt noch so viele Dinge, die ich dir schreiben würde, aber Cranshaow kommt…
 

In tiefster und aufrichtiger

Liebe, dein Gilbert.
 

Avil drückte den Brief an sich und weinte.

„Was ist los, Avil?“, fragte Eoleo besorgt, als er sah, dass sie weinte.

„Es ist nichts! Er sagt, dass er mich liebt, deshalb bin ich glücklich.“

„Das ist schön, wenn du glücklich bist, denn das macht mich auch glücklich.“, sagte Eoleo, der lächelte, doch seine Augen drückten nicht Freude aus, sondern Traurigkeit.

Es war das erste Mal, dass er Avil so glücklich sah. Aber Avils Glück hatte nichts mit ihm zu tun, dass war der Grund wegen dem er nicht fröhlich sein konnte.



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