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Machtstreben

Kapitel 9 – Machtstreben
 

Vierzehn Seelen durchquerten bei Wind und Wetter die Wälder. Viele von ihnen waren Peter Dirand noch völlig unbekannt, denn bisher hatte sich kaum die Möglichkeit ergeben, sich ihnen feierlich vorzustellen. Es war schließlich nicht einmal eine Woche her, dass er dem gerissenen Zwerg Neil auf den Leim ging und sich von ihm einreden ließ, in die Dunkelheit hinab zu schreiten. Eine Tat, die er noch lange Zeit bereuen würde, soviel war dem Franzosen sicher. Einen Sturz sowie den zwangsläufig folgenden, schmerzhaften Aufprall später, fand er sich in dieser fremden Welt wieder. Minewood ... Wahrlich kein Ort der Gastfreundschaft, auch wenn die Elfen hier in Ballybofey ihren dunkelhäutigen Namensvettern glücklicherweise nicht im Entferntesten ähnelten.

Anfangs, als er gejagt und schließlich eingefangen wurde, fürchtete Peter vor allem um sein eigenes Leben. Dann, in der Festung, in die ihn seine Unterdrücker verschleppten und wo er fortan gegen seinen Willen festgehalten wurde, sorgte er sich mehr um das eines jungen Mädchens, der dasselbe Schicksal zuteil wurde. Heute, inmitten so vieler geplagter Seelen, hatte er seit seiner Ankunft zum ersten Mal die Zeit gefunden, ausgiebig über seine Lage nachzudenken.
 

Mit wem war er unterwegs? War es die bloße Tatsache, dass er anderen Menschen begegnet war, warum er sich der Gruppe anschloss, ohne je deren Absichten zu hinterfragen? Zweifelsohne war ihm die Gesellschaft der Frauen und Männer hier lieber, als die der Dunkelelfen in Gardifs Festung, doch sicherer fühlte er sich deswegen nur bedingt. Stets mit dem Wissen im Hinterkopf verfolgt zu werden und auf der Fahndungsliste einer ganzen Rasse zu stehen, drehte sich dem Jungen der Magen um, wann immer er diese Art Gedanken aufkeimen ließ.

Möglicherweise wäre es in seiner Situation eine nachvollziehbare Reaktion gewesen, Hoffnung und Halt zu verlieren, doch Peter war fest davon überzeugt, dass eine Möglichkeit existierte, wieder nach Hause zurückzukehren. Es musste einfach so sein; und er würde den Weg finden! Dieses Ziel vor Augen zu haben, bewahrte ihn vor dem Abgleiten in die Resignation, die wie ein Tumor in seinem Unterbewusstsein lauerte. Schließlich gab es noch Eva, seine Bezugsperson unter so vielen Fremden. Elmo, Reyne – auch mit ihnen hatte er sich binnen kurzer Zeit anfreunden können, zumindest hoffte er, das richtig einzuschätzen. Fast im Reflex wanderte sein Blick abwechselnd zu ihnen herüber.

Eva war stets in Bewegung. Sie ritt von einer Seite der Karawane zur anderen um stets einen Überblick über die Moral der Gruppe zu haben. Sie war eine außergewöhnliche Person. Mit achtzehn Jahren sogar jünger als Peter und dennoch eine echte Anführerin. Ihre eigenen inneren Dämonen, mit denen sie zu kämpfen hatte, verdrängte sie gekonnt, um sich als vor ihren Mitstreitern keinerlei Blöße zu geben. Sie heiterte die jüngsten unter ihnen schon fast mütterlich auf, hörte den ältesten gebannt zu, wann immer sie das Wort ergriffen und bot dem Quartett um den verschlagenen Rotschopf Rios herum schweigend die Stirn, wann immer ihre Nähe die regen Gespräche innerhalb des Grüppchens urplötzlich verstummen lies.
 

Die schweigsame Dunkelelfe Reyne wich, nachdem sie Peter in einer freundlichen und ungemein großzügigen Geste ihr Pferd für die Reise überließ, ihrem Mentor Elmo nicht von der Seite – gemeinsam auf dem kräftigen Rücken des stattlichen, rostbraunen Hengstes gesattelt.

Allein die bisher absolvierte Strecke zu laufen, hätte Peter – so musste er sich eingestehen – längst die letzten Reserven gekostet, und der Elfenwald um Ballybofey lag noch immer nicht hinter ihnen. Die Ausmaße dieses Biotops waren kaum fassbar.

Umso erstaunlicher erschien ihm die Leistung der beiden Elfen, die sich unerwartet und zum Ärgernis Evas kurz vor der Abreise der Karawane angeschlossen hatten. Seit der ersten Minute schwirrten sie mal links, mal rechts von ihm, in jedem Tempo, das die Reiter vorgaben, unbehelligt mit der Karawane mit, ohne sich dabei merklich zu erschöpfen.

Das gelblich-weiße Schimmern ihrer Flügel faszinierte den Franzosen. Sie sonderten bei heftigeren Flügelschlägen eine Art Goldstaub ab, der in Peter verblasste Erinnerungen an einige fantastische Märchen weckte.
 

„Etwas Wasser?“, unterbrach seine Gedankengänge eine Frauenstimme zu seiner Rechten. „Ich dachte, du könntest was vertragen.“
 

Da er schon seit geraumer Zeit kein Wort mehr mit jemandem gewechselt hatte, überraschte ihn die Annäherung der Fremden ein wenig, doch ihr Angebot konnte und wollte der Junge nicht abschlagen. Sie bot ihm ihre in raues, dunkelbraunes Leder gehüllte Feldflasche.
 

„Danke ...“
 

„Viola“, half die hübsche Frau ihm auf die Sprünge. „Und du bist Peter, wenn ich das richtig mitbekommen habe, nicht wahr?“
 

„Ja, Volltreffer.“
 

Der Junge versuchte witzig zu klingen, wusste aber, dass sich seine neue Bekanntschaft das schelmische Kichern aus purer Höflichkeit entrang. Sie war eine wirklich faszinierende Frau. Die einzige Farbige in der Gruppe. Ihre karamellbraune Haut hob sich nur leicht vom eher rötlich braunen Leder ihres hautengen Ganzkörperanzugs ab, den sie anstatt einer Rüstung trug und einer abgespeckten Variante eines Motorradanzugs verteufelt ähnlich sah. Bis auf die Elfen und dem erst kürzlich dazu gestoßenen Flüchtling, war sie auch die einzige, die so außergewöhnlich gekleidet war. Ihr pechschwarzes Haar reichte nicht ganz bis zu ihren Schultern und war streng mit einer Art Gel – hier sehr wahrscheinlich nach eigenem Rezept hergestellt – zurückgestrichen. Dementsprechend feucht und zusätzlich düster wirkte ihr Schopf. Ihr Gesicht war dank der Frisur gänzlich einzusehen und Peter gefiel, was er sah. Er hatte es mit einer hübschen, auf ihr Äußeres bedachten Frau zu tun. Sogar unter diesen widrigen Umständen gelang es ihr, die Zeit für solch banal erscheinende Dinge, wie dem Zupfen ihrer Augenbrauen oder dem Auftragen eines dezenten, hellbraunen Lippenstifts zu finden, was Peter imponierte und den Eindruck der Mannigfaltigkeit ihres Charakters stärkte.
 

„Du hast Eva schon kennen gelernt, richtig?“, fragte sie, ohne zunächst den geringsten Verdacht zu erwecken, etwas im Schilde führen zu können.
 

„Ja, ein wenig. Eine bemerkenswerte junge Frau!“
 

Die Schmeichelei war zwar völlig ernst gemeint, doch wunderte sich Peter kurz darauf, wie spielend ihm das Kompliment über die Lippen ging.
 

„Zweifelsohne“, erwiderte Viola, und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: „Das ist sie. So jung und schon so viel Verantwortung auf den schmalen Schultern. Sie ist wahrlich nicht darum zu beneiden, findest du nicht auch?“
 

„Hm, da bin ich wirklich überfragt. Wie gesagt, kenne sie noch nicht sonderlich gut, aber, ja, es ist schon merkwürdig, dass ausgerechnet sie die Soldaten anführt.“ Hörte er sich da eben wirklich Eva hinterfragen? „Allerdings wird es schon seine Gründe haben. Gute Gründe, da bin ich mir sicher.“
 

Viola ritt jetzt dicht an Peters Seite, durchgehend ein sympathisches Lächeln auf den Lippen. Peter fühlte sich vom ersten Moment an wohl in ihrer Gesellschaft.
 

„Es ist ihre Mutter, weißt du?“ Natürlich tappte er völlig im Dunkeln. „Oder besser gesagt: Sie war es, die ihr das hohe Ansehen verschaffte.“ Viola klang jetzt nicht mehr sonderlich freundlich, da sie begann über Evas Vergangenheit zu erzählen. „Lara. Sie war eine echte Heldin, machte sich in vielerlei Hinsicht verdient für die Menschen in Minewood. Ob es nun die Beziehungen zu den Waldelfen, Tapion oder den Aufbau eines Heeres anging.“

Peter lauschte interessiert den Ausführungen der Frau. Wohl, war ihm dabei jedoch nicht mehr.

„Leider besiegte der sehnliche Wunsch nach Rache ihre Vernunft eines Tages, und sie zog aus, Gardif auf eigene Faust zur Strecke zu bringen.“ Viola hielt einen Moment lang inne. „Sie kam nie mehr zurück. So wie viele unserer Freunde bei unserem Angriff vor kurzem, fand auch sie den Tod auf Caims, einem Ort, auf den Menschen meiner Meinung nach nie hätten einen Fuß setzen sollen. Natürlich haben die meisten keine Wahl.“

Wollte Viola darauf hinaus, dass Eva für das Fiasko auf Caims verantwortlich war? Ein schwerer Vorwurf, zumal Peter insbesondere der blutjungen Kriegerin sein eigenes Leben zu verdanken hatte.

„Siehst du, Lara war bewusst, dass ihre Chancen äußerst schlecht standen. Selbst wenn es ihr gelungen wäre“, erwähnte Viola noch beiläufig, als wollte sie nur fürs Protokoll noch einmal festhalten, dass Evas Mutter scheiterte, „so hätte sie es nie mehr zurück geschafft aus Vyers.“
 

In diesem Moment streifte Peters Blick Elmo, der zwar in einiger Distanz zu ihm ritt, dem die Annäherungsversuche Violas jedoch nicht entgangen waren. Als der Franzose bemerkte, dass er beobachtet wurde, blieb seine Aufmerksamkeit an dem Ritter haften. Elmo schüttelte langsam und bedächtig den Kopf, wohl wissend, dass Peter ihm zusah. Der Junge verstand sofort, wie die Geste gemeint war. Auch Viola entging es nicht.

„Wer sich nach Caims vorwagt“, flüsterte sie in Peters Ohr und war sich seiner Aufmerksamkeit ein letztes Mal sicher, „muss damit rechnen, dort auch sein Leben zu lassen.

Eva weiß das besser als jeder andere.“ Sie lächelte Peter nachdenklich an. Weiter wollte sie zu diesem Zeitpunkt nicht gehen – es lieber seinen kombinatorischen Fähigkeiten überlassen, zu entziffern, worauf sie hinauswollte. „Falls du in Zukunft plaudern willst, oder dir mal etwas auf der Seele liegt, findest du mich bei den Herrschaften dort drüben.“
 

Mit dem rechten Zeigefinger wies sie Peter die Richtung zu ihren Kumpanen, als würde sie ihm eine Visitenkarte aushändigen. Ähnlich vielsagend war es allerdings auch. Den bulligen Rotschopf in der Mitte des Trios hatte er noch gut von seinem Gezeter in der Taverne in Erinnerung. Kein Zweifel, was sie mit dieser ganzen Aktion beabsichtigte. Sie wollte das Frischfleisch weich klopfen und auf die Seite der Opposition lotsen.
 

„Ich komm' drauf zurück“, entgegnete Peter der Frau gereizt.
 

Am liebsten hätte er Viola gehörig auflaufen lassen, so niedergeschlagen war er, wie sehr ihn sein erster Eindruck von ihr getäuscht hatte. Dieses intrigante Verhalten entzog sich völlig dem Verständnis des Jungen. Noch bevor ihn sein Temperament dazu verleiten konnte, etwas Dummes tun, hatte sie längst das Weite gesucht.

Was ihn jedoch am meisten störte, war, dass Viola mit ihrem Denkanstoß ihr Ziel tatsächlich erreichen konnte. Die Zweifel wollten nicht versiegen.
 

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Zielstrebig und ausdauernd waren die Wanderfalken, die sich ihren Herren so bedingungslos ergaben, wenn es denen erst gelungen war, ihre wilde Natur zu brechen. Ihrem ausdruckslosen Mienenspiel war nur schwerlich zu entnehmen, wie es dabei um ihre Gefühle bestellt war, welche die Herrin dieses besonderen Exemplares ihrem gefiederten Verbündeten zweifelsfrei zugestand. Doch konnte man wohl die Behauptung aufstellen, dass einem wilden Tier, das sich einem anderen völlig ergab, ein tragender Bestandteil seines Wesens abhanden ging. Verloren sie erst einmal diesen wilden Teil ihrer Seele, blieb er das auch, was die stolzen Vögel letztlich zu solch treuen Nutztieren der Dunkelelfen machte.
 

„Schaut, wer wieder hier ist!“
 

Es ärgerte Leiria, dass ausgerechnet Sang als erstem die Rückkehr des Falken auffiel. Nur Sekunden später landete das Wesen auch schon auf ihrem ausgestreckten linken Arm, den sie für derlei Manöver mit einem Handschuh aus braunem Leder schützte; so dünn, dass man daran gut das von Vertrauen geprägte Verhältnis zwischen der Dunkelelfe und ihrem Haustier ablesen konnte.
 

„Und?“
 

„Du wirst dich schon eine Sekunde gedulden müssen, Sang.“
 

Mit jedem Wort, das von dem jungen Kerl in Richtung Braja und Leiria abgesondert wurde, schwangen Spitzen und negative Emotionen mit. Mal überwog die eine, mal die andere. Im Moment war es wohl vor allem Langeweile.

Leiria rollte einen Zettel braunes Pergament auf, der um das Bein des Falken geschlungen war. Keine zehn Sekunden später, verbreitete sie die darauf geschriebene Kunde.
 

„Bis zu dieser Stunde müssten sie die Hälfte des Weges hinter sich gebracht haben und werden jetzt rasten.“
 

„Gut, wir werden es ihnen gleich tun!“, befahl Braja daraufhin.
 

„Na endlich! Ich glaub' mein Vieh hätte es auch nicht mehr lang gemacht“, beschwerte sich Sang über den minderwertigen Zustand seines Guris.
 

Besorgt um dessen Gesundheit war er sicherlich nicht, viel eher, den Rest des Weges zu Fuß hinter sich bringen zu müssen, oder, was er als weitaus schlimmere Strafe empfunden hätte, zusammen mit einer seiner verhassten Kolleginnen.

Seine Kritik rief Leiria auf den Plan, die das abscheuliche Tier sofort näher unter die Lupe nahm, mit einer Hingabe die den Reiter regelrecht anwiderte.
 

„Hm, es braucht dringend Wasser. Etwas zu Fressen wäre auch nicht verkehrt.“ Sie wandte sich vorwurfsvoll an ihre ältere Freundin.
 

„Wird es bekommen, keine Sorge!“, versicherte sie. „Ich sagte doch, wir machen hier Halt.“
 

Mütterlich streichelte Leiria dem Wesen die runzlige, verbeulte Stirn. Ein Zeichen der Zuneigung, das dem Tier ein warmes, nasales Schnaufen abrang. „Eine Ration extra würde ihm sicherlich helfen ...“
 

Natürlich konnte Sang über so einen Ratschlag nur lachen. „Ja, richtig! Und wie kommen wir über die Runden? Prioritäten meine Liebe, Prioritäten!“
 

Leiria schüttelte nur den Kopf über die Ignoranz des jungen Mannes und griff selbst in die Tasche an ihrer Hüfte um ein nicht mehr wirklich frisches Stück geräucherten Fleisches hervor zu holen, welches das Tier ihr schon aus der Hand riss, bevor sie es ihm richtig anbot. Den streng riechenden Speichel des Tieres, den es dabei auf Hand und Unterarm der jungen Frau absonderte, wischte sich Leiria ohne auch nur das geringste Anzeichen von Ekel im feuchten Gras ab.
 

„Das schmeckt dir, nicht wahr?“, fügte sie ihrer großzügigen Geste bei und tätschelte dem kleinen Drachen die lange Schnauze.
 

„Wir haben mehr als die Hälfte des Weges hinter uns gebracht, eine beachtliche Leistung.“ Bei der Verteilung des Lobes blickte Braja in Sangs Richtung, als fehlte bei ihrer Aussage noch das „Trotz allem“. Er winkte ab, und schloss die Augen. „Sobald die Nachricht vom Hafen eintrifft, geht es für uns weiter. Ruht euch also gut aus, der schwierige Teil steht erst noch bevor.“
 

„Was soll so schwierig daran sein, ein paar dumme Menschen auszuspionieren?“
 

„Zum Beispiel nicht entdeckt zu werden!“, konterte Leiria scharf. „Vor allem mit dir im Schlepptau!“
 

Das einzige was Sang an der blutjungen Jägerin zu schätzen wusste, war ihr Temperament. Zumindest konnte er dadurch stets einer seiner Lieblingsbeschäftigungen nachgehen. Sich zu streiten.
 

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In der anbrechenden Nacht würde sich ein seit fast vierundzwanzig Stunden gehegter Wunschtraum Peters erfüllen. So lange waren die Männer und Frauen nämlich schon unterwegs und wenn sie auch nicht zu Fuß marschieren mussten, fühlte sich der Junge trotzdem so ausgelaugt wie nach einem Marathonlauf quer durch Marseille, welchen er vor einigen Jahren tatsächlich absolviert hatte. Die Erinnerung an die damaligen Strapazen taten ihr Übriges. Der Wunsch, der ihm schon bald erfüllt werden sollte, war das Aufschlagen des längst überfälligen Nachtlagers.

Die Ritter ließen sich ihre Erschöpfung zwar nicht anmerken, waren aber sicherlich ähnlich froh über die bevorstehende Ruhepause, welche die Führerin dieser Karawane vor einigen Minuten angekündigt hatte – ungefähr zu dem Zeitpunkt, als man endlich den Rand des gigantischen Waldes vollends aus den Augen verloren hatte, woran Peter noch immer nicht so recht glauben mochte.

Erstaunt war er über das Durchhaltevermögen Jins, dem Elfenjungen, der nach wie vor mit den Flügeln schlug, als kostete ihn das nur ein müdes Lächeln. Bei genauerer Ansicht bemerkte man jedoch, dass die Betonung mehr auf müde, als auf Lächeln liegen musste. Lily, seine Artgenossin, hatte sich schon vor Stunden ins Land des Schlummers verabschiedet und dabei einen Platz auf dem Rücken des Pferdes ergattert, das den jüngsten der Ritter trug, von dem sie keine Widerworte zu befürchten hatte. Nun schlief sie tief und fest an des Mannes Rücken gelehnt, der ob dieser kleinen Anmaßung tatsächlich eher peinlich berührt war, sich aber einfach nicht traute, das junge Ding zu verscheuchen.

Einen Moment lang wunderte sich Peter, wieso sie sich nicht an ihn heran geschmissen hatte, immer im Hinterkopf, wie ihre erste Begegnung verlaufen war. War sie ihm böse oder einfach nur zu müde? Und was zum Teufel kümmert es dich eigentlich, dachte er.
 

„In Ordnung.“ Eva hob die linke Hand in die Höhe und stoppte die Bewegungen ihres Rosses. „Zeit für eine Pause.“
 

Die meisten verstanden diese Äußerung als Kommando von den Pferden hinabzusteigen und sich an die Arbeit zu machen. Sogar Peters neue Bekanntschaft Viola, so konnte er aus der Distanz feststellen, ließ sich nicht zweimal bitten.

Nie im Leben, hätte er sich der kleinen Splittergruppe um Rios angeschlossen, auch wenn es die zweite Hälfte des Weges durchaus angenehmer gestaltet hätte, ein wenig Gesellschaft zu haben. Eva kümmerte sich in erster Linie um die Führung der Leute und sprach kaum mit ihm. Elmo und Reyne brauchten und nutzten die viele Zeit, um untereinander sparsam Worte zu wechseln. Die Anderen kannte er gar nicht.
 

„Peter!“ Wie auf Knopfdruck begann ihm just in diesem Moment wieder jemand Beachtung zu schenken. Es war Eva, die ihm aus einigen Metern Entfernung zurief, was er als nächstes zu tun hatte. „Siehst du die Tasche zu deiner Rechten?“
 

Er sah und spürte sie. Das klobige Gepäck hatte ihm schon die ganze Zeit über in den Oberschenkel gestochen, während der holprige Gang des stämmigen Schimmels Riemen und Sattel langsam aber stetig in sein Fleisch drückte.
 

„Ja, sehe ich.“
 

„Alles was du brauchst, befindet sich darin“, versicherte ihm die junge Frau. „Such dir einfach einen freien Platz in der Nähe und schlag dein Zelt auf!“
 

Jawohl ...“, murmelte Peter vor sich hin während er kurz nickte, um der Dame zu signalisieren, dass er alles verstanden hatte.
 

Der sperrige Beutel erinnerte den Franzosen an seine erste Reisetasche, die ihm seine Mutter noch zu Lebzeiten anlässlich eines Schulausflugs geschenkt hatte. Die war zwar knallrot gewesen und sicher nicht annähernd so groß, doch das letzte Mal, als er das alte Ding unter seinem Bett im guten alten Marseille hervorgeholt hatte, wirkte sie noch auf ihn, wie die, die er nun in den Händen hielt.

Wie befohlen suchte sich Peter einen freien Platz nahe – doch in sicherem Abstand – der Anderen. Er entschied sich für den Fuß eines kleinen grasbewachsenen Hügels, wo ihm ein Bäumchen – mehr war dieses Exemplar nicht – ein wenig Schatten spenden würde, wenn die Sonne in der Früh wieder aufging. Der Elfenwald nahm das gesamte Blickfeld gen Süden ein. Im fernen Norden erkannte Peter massive Gebirgsformationen. Er hoffte dabei inständig, diese nicht aus der Nähe erkunden zu müssen.
 

„Na, was versteckst du noch?“
 

Es war an der Zeit, das Gepäck zu durchsuchen, das ihm eigentlich gar nicht gehörte. Ein Blick in die Runde reichte aus um zu wissen, wonach er Ausschau halten musste. Die Ritter bauten in Windeseile kleine Ein-Mann-Zelte um sich auf. Nichts außergewöhnliches, aber auch nichts, was man auf der anderen Seite unter Gartenzubehör im Katalog finden würde. Der praktische Nutzen ging vor.

Keine zwei Minuten nachdem Peter die Stoffplane und alles nötige Zubehör aus der Tasche hervorzaubern konnte, hätte er sich allerdings gewünscht, das Aufstellen eines simplen Zeltes fiel in die Kategorie Raketenwissenschaften, dann hätten seine Bemühungen sicher weniger kläglich gewirkt.
 

„Kommst du klar?“, erschrak ihn eine schläfrige Frauenstimme.
 

„Ich ...“ Peter schwenkte den Kopf und sah Lily einige Zentimeter über den Boden flattern. Sie war, ihrer Körperhaltung nach zu urteilen, wohl gerade erst aufgewacht. „Was machst du denn hier?“
 

„Na ja ...“ Lily machte keine Anstalten ein lautes Gähnen zu unterdrücken, oder die Hand vor den Mund zu nehmen. „sieht doch so aus, als könntest du ein bisschen Hilfe gebrauchen.“
 

„Es ist nur ein Zelt! Das kriege ich wohl hin“, wiegelte Peter gereizt ab.
 

„Huh, warum gleich so angefressen? Ich biete dir doch nur ein Paar helfende Hände an! Aber wer nicht will der ...“
 

„Ist ja schon gut“, gab Peter nach „Pack einfach mit an, dann hab ich's hinter mir. Könntest du das Ende dort!?“
 

In einiger Entfernungen nahmen Eva und ihre Kameraden das Schauspiel amüsiert zur Kenntnis. Die junge Anführerin hatte mit Elmo, Reyne, Lester und den beiden Jungspunden der Gruppe, die zumeist demütig schweigsam daherkamen, das Gros des Trupps um sich gescharrt. Unbehagen bereitete ihr weniger die Einzelgänger Attitüde, die Peter in dieser Nacht an den Tag legte, sondern eher Rios und seine Anhänger, die sich plakativ in weiter Entfernung von den anderen abkapselten. Zudem schienen die Zweifler an Evas Person in Aarve Zuwachs bekommen zu haben. Das sich die ganze Sache mittlerweile so verquer entwickelte, spiegelte sich in Besorgnis im Gesicht der jungen Frau wieder.
 

„Lass die nur predigen, Eva. Sie werden bald merken, dass sie falsch liegen, da bin ich mir sicher. Rios mag zwar manchmal ein echter Dreckskerl sein, aber ein Verräter? Niemals.“
 

„Danke Lester, lieb von dir“, antwortete Eva und nahm sich vor, seinem Rat zu Folgen und keine Gedanken mehr an die Außenseiter zu verschwenden.
 

„Zerbrich dir nicht den Kopf wegen denen! Querulanten gab es schon immer und wird es immer geben.“ Wann der alte Mann auch sprach, Eva war stets ganz Ohr. Lesters Ratschläge waren Gold wert, das wusste sie, und wenn er ihr empfahl sich nicht den Kopf zu zerbrechen, dann würde sie das auch nicht tun! „Das junge Glück da drüben ist sowieso ein viel interessanterer Anblick, meinst du nicht auch? Ha ha ha!“
 

Ob Lily und er Grund des allgemeinen Gelächters im Camp waren, konnte Peter zwar nicht mit Sicherheit sagen, doch so naiv es auszuschließen, war der Junge definitiv nicht.

Auch der letzte Bolzen ankerte schlussendlich tief im Erdboden, sodass die erwartete Tortur ausblieb. Eine wirkliche Hilfe war Lily dabei nicht gewesen.
 

„Wie kann man sich nur so ungeschickt anstellen?“, verhöhnte sie Peter.
 

„War ich jemals Zelten?“ Er war es! Wie sich der Junge leider eingestehen musste. „Diese primitiven Gestänge unterschreiten einfach meine Auffassungsgabe! Eine Bedienungsanleitung wäre hilfreich gewesen!“
 

„Himmel ... könnte ich jetzt einfach meine Ruhe haben? Mir fallen schon die Augen zu.“
 

Deine Ruhe?“ Wahrlich grotesk, das aus dem Mund der aufgekratzten Waldelfe zu hören, deren zerzauste, schwarze Haare, die sie gewiss ständig derart wild zu tragen pflegte, den Eindruck der Müdigkeit verstärkten. „Wie meinst du das? Du hast doch nicht ernsthaft vor, in diesem Zelt zu---“
 

„Aber selbstverständlich! Oder denkst du, ich schufte mir hier völlig umsonst die Hände wund?“ Lily tütete die Angelegenheit mit einem kleinen Zusatz schließlich zu ihren Gunsten ein. „Irgendwo muss ich schließlich unterkommen! Es gibt nicht genug Zelte für alle und falls du es nicht weißt, teilen sich deine beiden bunten Freunde da drüben“, sie nickte mit dem Kopf in Richtung Elmo und Reyne, „wegen dir auch ein einzelnes.“
 

Hatte sie da gerade teilen gesagt? Dieses großzügige Angebot Lilys, von der er eigentlich annahm, sie würde den kleinen Unterschlupf nun allein für sich beanspruchen wollen, war dem zurückhaltenden Jungen sogar noch unangenehmer. Eine Weile überlegte Peter, wollte aber einfach keine überzeugende Ausrede finden, die hätte herhalten können.
 

„Nun gut. Wenn es unbedingt sein muss ...“
 

„He he, keine Angst!“, beruhigte Lily ihren neuen Mitbewohner, während sie sich auf allen Vieren ihren Weg in das schmale Nachtquartier bahnte. „Ich werd' dich schon nicht beißen!.“
 

„Mach dich lieber auf eine unruhige Nacht gefasst“, murmelte Peter. „Ich werde schnarchen! So laut wie eine Kettensäge!“
 

„Was immer das auch sein mag: Eine Hundertschaft davon könnte meinen königlichen Tiefschlaf nicht stören!“
 

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Zur selben Zeit trieb die Ungeduld Jin fast in den Wahnsinn. Jetzt, wo er bekommen hatte, was er wollte, drängte sich ihm die Frage auf, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, sich den Menschen anzuschließen. Sein Gefühl hatte ihn hierher geführt, entgegen den Stimmen der Vernunft, die ihm das ausweglose Unterfangen, seine Jugendliebe nach drei Jahren in Adessa finden zu wollen, stets auszureden versuchten. Doch auch in dieser Nacht, in der er unter den dumpfen Schmerzen einer alten Verletzung leidend das fruchtbare Flachland überflog, gab er diesen inneren Stimmen nicht nach.

Was man über das Land, das sich hinter den Grenzen Ballybofeys erstreckte, auch für düstere Legenden spann: Herz hätte kein Monster und keine Naturgewalt dieser Welt kleinkriegen können, dazu war sie viel zu gerissen, davon war Jin fest überzeugt; aber wie sehr er sich selbst auch aufzubauen versuchte, blieben doch stets die Zweifel bestehen. Hatte sie den überhaupt den Willen gehabt, um ihr Leben zu kämpfen, nach allem was vorgefallen war?

Jin blieb in der Luft stehen und starrte mit leeren Augen gen Norden, wo weit hinter den fernen Bergen, die durch das grelle Mondlicht erleuchtet wurden und dessen schneebedeckte Spitzen glänzten wie tausend Sterne am wolkenlosen Nachthimmel, irgendwo die Stadt Tapion liegen musste.

Nach drei langen Jahren hätte es sie mittlerweile überall hinziehen können, sogar in die Obhut der Menschen dort im Norden. Bisher hatte Jin zwar kaum einen von ihnen näher kennengelernt, trotzdem missfiel ihm der Gedanke nicht. Würde es sich bewahrheiten, so malte sich der Junge im Kopf ein mögliches Szenario aus, dann würde er dort bei ihr bleiben, für immer, sofern dies ihr Wunsch wäre.
 

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Es war die Hochburg einer gesamten Spezies, die Zuflucht der Heimatlosen: Caims und allen voran Vyers Faste waren für die Dunkelelfen Balsam auf die geschundenen Seelen. Ein neuer Anfang, denen Gardif ihnen ermöglicht hatte. Eine Spezies, die vor nicht allzu langer Zeit alles verloren hatte, begann sich langsam wieder in der Welt zurechtzufinden, die sie einst zu beherrschen vermochte. Auf dieser Insel wurde eine weitere Legende in der Geschichte Minewoods geschmiedet.
 

Ob der weiße Ritter jemals Teil dieser Geschichte werden würde, war zu bezweifeln. Seinen Aufenthalt an diesem Ort versuchte die mysteriöse Gestalt immerwährend geheim zu halten. Nie zeigte er sich den Dunkelelfen, niemals hatte er dies je vorgehabt.

Am Tag des Angriffs der Menschen auf die Festung wagte er sich weiter hinter feindliche Linien, als jemals zuvor. Aus sicherer Distanz beobachtete er all die Geschehnisse, die sich letztlich zu der kurzweiligen, kriegerischen Auseinandersetzung aufbauschen, und der er schlussendlich entscheidend beiwohnen sollte, indem er zwei Menschen, die dem Tode geweiht waren, das Leben rettete.

Trotzdem befürchtete der einsame Reiter, der auch in dieser Nacht wieder durch das Ödland Caims streifte, nicht, dass seine Tarnung aufgeflogen war. Die Dunkelelfen, die ihn vor ein paar Tagen sahen, hielten ihn zu diesem Zeitpunkt mit Sicherheit für einen der Angreifer, und was die Zwei Geretteten anbelangte, musste er sich sowieso keine Sorgen mehr machen.

So begab er sich auch in diesen stürmischen Zeiten tief ins Feindgebiet. Immer auf den Pfaden unterwegs, die sich über Jahre als sicher erwiesen hatten. Stets auf dem Rücken seines besten, vielleicht einzigen Freundes. Obwohl jener den Vierbeinern ähnelte, war er kein Pferd und schon gar kein Guri, die hier auf Caims beheimatet waren. Bei dem strammen, schneeweißen Tier handelte es sich um einen waschechten Einhornhengst, was das dünne, in silbrig-metallischen Farbtönen erstrahlende Horn auf dessen Stirn unverkennbar machte. Wie der Einzelgänger es auch immer vollbracht haben mochte, sich dieses fabelhafte Wesen zu unterwerfen, es erhob seine eigene Person in ähnlich mystische Sphären.
 

Zumeist war es dem Ritter möglich, die Festung in aller Seelenruhe unter die Lupe zu nehmen, da sich die Dunkelelfen ihrer Unantastbarkeit innerhalb der hohen Mauern gar zu sicher waren. Nach den jüngsten Ereignissen ging er jedoch kein unnötiges Risiko ein und bewegte sich durch die anliegenden Wälder auf die Ostflanke Vyers' zu. Womöglich war sein nächtlicher Ausflug allein schon zu gefährlich, doch gerade jetzt unbedingt notwendig.

Bis zu dem Trümmerfeld, das die Menschen bei ihrem Himmelfahrtskommando hinterlassen hatten, waren es allerdings noch einige Kilometer, sodass er seinen Augen kaum trauen wollte, als er die Umrisse eines Zweibeiners inmitten der hügeligen Ebenen ausmachte. Nur eine Person weit und breit. Das machte den Reiter stutzig: Es konnte sich dabei um eine Falle handeln. Ein Hinterhalt vielleicht, dem er mit Sicherheit nicht zum Opfer fallen würde. Er ließ das Einhorn versteckt im Dickicht des Waldes zurück und näherte sich auf leisem Fuße der fremden Gestalt. Sorgen, dass ihm das erhabene Tier womöglich entlaufen würde, hatte er keine.
 

Seine rechte Hand ruhte wenige Zentimeter über dem Griff des Schwertes, dessen Scheide an seinem Gürtel befestigt war. Würde ihm das Wesen zu Nahe kommen, bedurfte es nur eines einzelnen Hiebes, und das letzte Kapitel seiner Geschichte würde in Blut geschrieben. Doch schien eine solche Reaktion mit jeder weiteren verrinnenden Sekunde unnötiger. Einen schwerfälligen Schritt nach dem anderen trottete die Gestalt stur geradeaus, bis sie schließlich wie angewurzelt stehen blieb. Ihr langes Haar wehte eine kurze Zeit lang im kühlen Luftzug eines Windhauchs, was den sich seit geraumer Zeit aufdrängenden Eindruck verstärkte, dass es sich um eine Frau handeln musste. Dann sackte die Schattengestalt in sich zusammen, ging erst in die Knie und kippte anschließend wie vom Schlag getroffen zur Seite. Nein, Gefahr ging von diesem bemitleidenswerten Wesen nicht aus, das war dem Reiter nun endgültig klar. Einen Moment zögerte er noch, der fremden Person zur Hilfe zu eilen. Weniger war es die Angst entdeckt zu werden, die ihn dazu veranlasste, sondern viel mehr die Bürde, die er sich selbst auferlegen würde, rettete er ihr hier und jetzt das Leben. Letzten Endes gewann das gütige Herz den Kampf gegen alle Zweifel.
 

Ohne Zeit zu verlieren und darauf bedacht, sich nicht länger aus seiner Deckung zu begeben als absolut notwendig, eilte er hinüber zu dem leblosen Körper inmitten der Ödnis. Auch wenn es so aussah, als sei in dieser Nacht kein Elf auch nur in der Nähe, hätte es sich hierbei immer noch um einen Hinterhalt handeln können. Doch keines der befürchteten Szenarien, die sich der weiße Ritter in Gedanken ausmalte, sollte sich abspielen.

Er versuchte erst gar nicht, das Mädchen anzusprechen, da sie ganz offensichtlich das Bewusstsein verloren hatte. Nur ihren Puls prüfte er am dürren Handgelenk nach um sich zu versichern, dass sie noch am Leben war. Das Pochen war nur schwach zu spüren, aber dennoch die erste gute Nachricht in dieser Nacht. Entschlossen hievte er das federleichte Kind in die Höhe und trug sie mit Bedacht davon.

Als er die geschundene Gestalt musterte, dachte er daran, was dieses junge Ding in Vyers wohl hatte durchmachen müssen, falls sie tatsächlich bei dem Angriff geflohen war und in so kurzer Zeit einen solch weiten Weg hinter sich gebracht hatte. Welch Verzweiflung trieb sie nur an? Ihr Gesicht war schwer gezeichnet von den Strapazen, die sie hatte erleiden müssen. Überall verunstalteten sie Schürfwunden. Ihre Kleidung war völlig verdreckt. Ihr braunes Haar verfilzte und verhärtet. Sicherlich steckte unter all den Narben, der Erschöpfung, dem Hunger und der Angst ein bildhübsches, junges Mädchen; im Moment jedoch war die Person in seinen Armen nicht mehr als das dunkle Spiegelbild eines solchen.
 

„Mama ...“, hauchte sie in ihrer Trance.
 

Sie war ganz offensichtlich nicht gänzlich bewusstlos und begann zu halluzinieren.
 

„Shh“, beruhigte ihr Lebensretter sie sofort wieder. „Nicht sprechen, bewahre dir deine Kraft, Kleines! Ich bin Pearce. Ich werde dir nichts tun!“, versicherte der Ritter mit sanfter Stimme. „Jetzt sprich nicht mehr weiter, ruh dich einfach aus. Es ist vorbei!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  blacksun2
2008-12-30T04:18:15+00:00 30.12.2008 05:18
oh wie cool, hätt überhaupt nicht damit gerechnet, mal was von dem mysteriösen Retter von Eva und Peter zu lesen
und das Mädchen ist dann wahrscheinlich Ally
stimmt es ist sehr großzügig, dass er sie rettet, wenn man bedenkt, dass sie ihn nun sicher eine Weile zur Last fallen würd, was für einen Einzelgänger im Feindesgebiet nicht unbedingt von Vorteil ist

also ddamit hat Aarve mein Misstrauen bestätigt, schön, dass wenigstens Peter nicht auf Viola reingefallen ist, so ein intrigantes Miststück
ich teile Evas Befürchtungen und leider kann Lester mich da nicht beruhigen, wenn das so weitergeht, wird es noch eine offene Rebellion geben

oh Mann mit Lily hat man es auch nicht leicht *lach*, aber ich stell mir schlimmeres vor, als mit einer Elfe ein Zelt zu teilen, zum Beispiel mit Sang ^^

24 Stunden auf nen Pferd, das ist wirklich anstrengend, würde mich nicht wundern, wenn er am nächsten Tag Muskelkater hat, auch wenn er gut durchtrainiert ist

so, vielen Dank für das tolle "Frühstück", denn erneut hat deine Story mich in ihren Bann geschlagen und ich kann gutgelaunt in den Tag starten

glg
blacksun


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