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Das Leben und das der anderen

suche Betaleser
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Gespräche

Natako war wirklich nicht zufrieden mit sich selbst. Heute war schon Sonntag und er hatte immer noch nicht mit Shin unter vier Augen gesprochen. So hatte es doch alles keinen Sinn hier her gekommen zu sein.

Aber wenigstens wollte er ihm beim Sportteil zu sehen. Dort wurde die körperliche Fitness getestet. Hauptsächlich waren es Disziplinen in der Leicht- und Schwerathletik, aber auch andere wie Schwimmen, Rad fahren oder verschiedene Turnübungen.

Die Teilnehmer wurden in mehreren Gruppen aufgeteilt um ein Gedränge zu vermeiden. Alle hatten einheitliche Sportkleidung an, die extra für diesen Tag für jeden Maßgeschneidert wurde. Völliger Schwachsinn, fand Natako. Es hätte sich doch jeder sein Sportzeug von zu Hause mitbringen können.

Hinter einer Absperrung standen die Angehörigen und Freunde die die Telnehmer begleiten durften und sahen dem Ereignis zu. Es sind auch einige Leute aus der Stadt gekommen.

An diesem Tag war das Aufgebot an Sicherheitskräften besonders hoch. An strategischen Punkten und unter den Massen verteilt konnte man Uniformierte einer Security- Firma und einfache Polizisten sehen. Natako war sich sicher das auch welche in Zivil anwesend waren.

Wer jetzt aber glaubt dass es laute Anfeuerungsrufe und Jubelgeschrei gibt der hatte sich getäuscht. Das war verboten, mit der Begründung das würde die Leistung der Teilnehmer beeinflussen. Jemand der mehr angefeuert wird, wird mehr angespornt und das könnte das Ergebnis beeinflussen.

So standen alle hinter der Absperrung oder saßen auf der Tribüne, wenn man denn das Geld hatte, und drückten ihrem Favoriten die Daumen.

Natako wusste vom Sportunterricht her das Seyji ein Sportass ist, was ihn interessierte war jedoch Shin. Dieser schlug sich auch ganz gut, konnte aber mit den Älteren nicht mithalten. Ein Siebenjähriger kann nun mal nicht so schnell laufen oder so hoch springen wie ein elf- oder sogar fünfzehnjähriger.

Das man nicht nach Altersklassen und Geschlechtern getrennt hat war ziemlich unfair. Trotzdem oder gerade deshalb gab Shin sein Bestes. Er wusste schon jetzt das Shin etwas bevorsteht, denn seine Mutter hatte dafür kein Verständnis, für sie zählte nur das Ergebnis. Sie waren alle sehr gut, jeder gab sein Bestes und wollte gewinnen. An die Leistung der Greise im Park kamen sie aber nicht mal ansatzweise ran. Von Teamgeist oder Freundschaft zwischen den Teilnehmern keine Spur. Sie waren alle Konkurrenten.
 

Auch die zu Hause gebliebenen dachten an sie.

„Heute ist doch der Sporttag. Im Wetterbericht haben sie doch gesagt dass es dort sehr heiß ist. Ich hoffe nur Seyji hält das durch.“, meinte Seyjis Tante besorgt.

„Der Junge ist Zäh, der hält das schon durch. Außerdem sind da doch lauter Sanitäter die im Notfall eingreifen können. Ich geh jetzt zum Dienst. Aufwidersehen.“, versuchte ihr Mann sie zu beruhigen und verabschiedete sich dann.

Sie wusste das er was aushielt, trotzdem währe es ihr lieber gewesen wenn er erst morgen kommen würde und er sich erstmal richtig ausruht. Sie hatten es ihm zwar vorgeschlagen aber er wollte unbedingt heut Abend schon kommen. Wenigstens würden die Jungs ganz bequem mit dem Taxi nach Hause gebracht werden.

Sie holte einen Zettel aus ihrer Hosentasche, knüllte ihn auseinander und glättete ihn auf der Tischplatte. Das Papier war schon ganz weich, wie als ob man es schon oft längere Zeit in den Händen gehabt hatte.

Sobald ihr Neffe heute Abend hier ist musste sie unbedingt mit ihm reden. Oder sollte sie das doch auf morgen früh verschieben? Vielleicht machen sie dann noch einen kleinen Ausflug.

Gestern war sie bei der Adresse gewesen die auf dem Zettel stand. Sie hatte ewig gesucht bis sie sie gefunden hatte.

In der nobelsten Gegen der Stadt.

Den Namen kannte sie nicht und sie hatte sich auch nicht getraut zu klingeln. Was sollte sie denn sagen? `Hallo mein Name ist Frau Isogara. Ich habe bei meinem Neffen ein Zettel mit ihrer Adresse gefunden und wollte kurz mal vorbeischauen.´?
 

Nicht jeder war bei dem Sportereignis dabei. Einige genossen die Ruhe in der Stadt. So auch elf alte Männer die draußen in einem Café saßen. Jeder von ihnen hatte vor sich ein Kännchen Kaffee stehen.

„Das ist doch auch mal was schönes, einfach nichts tun und seinen Kaffee genießen.“, sagte einer von ihnen und goss sich etwas von der schwarzen Brühe in eine Tasse.

„Da muss ich dir Recht geben, aber wenn ich mich nicht auspowern kann bin ich auch nicht glücklich. Das Frisbeespiel am Freitag war ja auch nur eine Aufwärmübung.“, meinte ein anderer.

„Ach, hör doch auf zu jammern. Du warst doch derjenige der gesagt hat wir sollen uns wegen den blonden Jungen zurücknehmen.“, ergriff ein dritter das Wort, „Der Junge war nach dem Spiel vollkommen fix und fertig. Die Jugend heutzutage hält auch nichts mehr aus. Als ich jung war…“

„Als wir jung waren haben wir den größten Fehler unseres Lebens begannen.“, wurde er von einen vierten unterbrochen.

Mit diesem Satz war die friedliche und gemütliche Stimmung die unter den alten Männern herrschte wie weggeblasen.

„Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte dann würde ich meine Entscheidung von damals rückgängig machen.“, sprach der vierte weiter, „Aber es lässt sich nun mal nicht ändern. Wir bleiben bis an unser Lebensende Diener.“

Der fünfte der am Tisch saß hatte in seinem Kaffe gerührt und leckte sich nun den Löffel ab, legte ihn auf die Untertasse und sprach dann: „Einer von uns hat ja sein Lebensende schon erreicht.“, er nahm sich die Tasse und trank ein Schluck, dann fuhr er mit Ironie in der Stimme fort, „Wenn er sich nicht hätte umbringen lassen dann hätten wir ein vernünftiges Spiel spielen können.“

„Ob es Ersatz für ihn geben wird?“, fragte der zweite, „Dann währen wir wieder zwölf.“

„Dreizehn.“, korrigierte ihn der erste.

„Kannst du nicht rechnen? Sechs Diener für die Engel und sechs für die Dämonen macht nach Adam Riese Zwölf.“

„Und einer für diesen Mischling.“

„Die zählt nicht, möglicherweise sind sich die beiden nicht mal begegnet. Und wenn doch wussten sie nichts von einander.“

Ein sechster fragte: „Warum kriegt denn dieses Kind überhaupt einen Diener? Ich meine sie hätte niemals geboren werden sollen und jeder macht so ein Geschrei das sie unbedingt vernichtet werden soll, und dann gibt man ihr einen Diener?“

„Willst du etwa diese Entscheidung kritisieren?“, rügte ihn ein weiterer Opa, „Ich hörte dass er nicht mal in unserer Generation ist. Fast noch ein junger Hüpfer.“

„Der dreizehnte ist jetzt nicht wichtig.“, sprach der fünfte, „Vielmehr würde es mich interessieren wie einer von uns so einfach getötet werden konnte. Wir haben dank unserer Stellung übermenschliche Kräfte, ein Mensch kann uns doch nicht so einfach umbringen.“

„Wer sagt denn dass es ein Mensch gewesen war?“, stellte der erste ihm die frage.

„Du meinst es ist durchaus möglich dass es ein Dämon war?“

„Ja, oder ein Engel.“

„Ein Engel? Das glaube ich nun nicht.“

„Warum ist das so abwegig? Immerhin hat er mit seiner eigenen Tochter ein Kind gezeugt. Er hatte mir mal Babyfotos von seiner Enkelin bzw. Tochter gezeigt. Er hatte sogar ihren Namen erwähnt. Wie war der noch gleich? Ach ja, sie hieß Kaori. Genau, Kaori Nemorosa.“

„Das mag schon sein das er aktiven Inzest betrieben hat, aber die Engel haben das doch sonst auch toleriert. Er war einfach ein zu guter Diener als das sie ihn verlieren wollten.“

„Hört doch auf Leute. Wir sind hier um unseren Kaffee zu trinken und die Ruhe zu genießen.“, warf der siebente ein.

„Er hat recht.“, meldete sich der achte zu Wort, „Wir sollten die Ruhe genießen. Damit wird es wahrscheinlich bald vorbei. Die bereiten eine neue Großoffensive vor um das Mädchen mit den schwarzen Flügeln aus Federn zu finden. Diesmal wollen die Engeln und die Dämonen zusammenarbeiten.“

„Was heißt denn bald?“, fragte der neunte, „Die bereiten doch diese Großoffensive doch schon seit Jahren vor.“

„Oh nein. Ihr zwei nicht auch noch.“, stöhnte der siebente.

Einer von den Beiden die noch nichts gesagt haben setzte gerade seine Tasse ab. „Warum stöhnst du denn so? Wenn diese Kreatur nicht gefunden wird dann wird es nie Ruhe und Frieden geben. Allein schon ihre Existenz bringt Unglück. Es hat gute Gründe warum Kinder aus solchen Verbindungen sofort umgebracht werden.“

„Auf jeden Fall muss sie so schnell wie möglich gefunden werden bevor sie zu stark wird.

Es gelang ja schon einmal sie zu finden. Mizel hatte sie doch damals schwer verletzt. Jeder beglückwünschte ihn weil alle dachten er habe sie getötet.

Aber dann berichteten die Propheten dass sie überlebt hat. Solange die Propheten ihren Tod nicht bestätigen glaube es ich nicht mal wenn ich ihre Leiche im Sarg sehe und wisse dass es sie ist.

Wie auch immer, jedenfalls wenn sie Mizels Angriff überlebt hat dann war ihre Stärke schon damals beachtlicht. Womöglich war das die einzige Chance die es je gab.“, ernst schaute er in zehn von Falten durchfurchten Gesichter. „Aber was bringt es wenn wir uns hier Gedanken drüber machen.“, fuhr er erheitert fort, „Lasst uns den Tag genießen. Auf Kaffee habe ich allerdings keine Lust mehr. Ich bevorzuge ein kühles Bier.“

Unbemerkt von der Seniorentruppe hatte sich eine Gewitterwolke gebildet die nun begann ihre Ladung abzulassen. Schnell liefen alle hinein wo es trocken ist, begleitet von Blitz und Donner.
 

Kaori hatte genug von der Suppe gekocht so dass es für zwei Tage reichte. Gerade kratzte sie sie letzten Reste auf den Teller von Nr. 101. Sie selber hatte nur wenig davon gegessen. Und wieder einmal kam Alex nicht umhin für sich zu bemerken dass sie sehr liebevoll war.

Nach dem Essen kam der Abwasch und in diesem Moment wünschte er sich eine Geschirrspülmaschine zu haben.

Schließlich war es geschafft, Alex ließ das Wasser aus dem Becken und machte es sauber, er trocknete sich die Hände ab und hing das feuchte Küchentuch über eine Leine. Er ging ins Wohnzimmer und von dort aus konnte er in Kaoris Zimmer sehen da sie die Tür offen gelassen hat. Sie war gerade dabei ihre Koffer für die Reise zu packen.

„Ich gehe mal kurz weg. Kommst du alleine klar?“

„Ja, gehen sie nur.“

Kaori würde schon allein ihre Koffer packen können, schließlich war sie ja kein kleines Kind. Viel war es ohnehin nicht was sie hatte, ihre Sachen waren noch bei Tori. Das was sie hier besaß hatten sie neu gekauft.

Seine Koffer wollte er packen wenn er wieder zu Hause war. Ansonsten war alles geklärt, die Unterkunft war gebucht, die Fahrkarten für den Zug waren besorgt und Natako wusste das Nr. 101 mit kommt. Er hatte heute Vormittag angerufen und er war der Meinung dass es der Kleinen gut tun würde.

Alex hatte sich nicht gerade übergessen aber dieser kleine Spaziergang tat seinem Magen trotzdem gut. Er könnte ja mal Kirian im Gefängnis besuchen, überlegte er. Kaum hatte er das gedacht lenkte er seine Schritte dorthin.
 

Er konnte nicht sagen ob Kirian sich freute ihn zu sehen, er ging einfach mal davon aus das es so ist, auch wenn seine Begrüßungsworte ein abfälliges, „Was willst du denn hier Alex?“, waren.

Nachdem ein Wärter die Tasche durchsucht hatte die Alex bei sich trug, setzten sie sich an einem kleinen Tisch im Besucherraum. Die Wärter hatten sie auf bitten beider allein gelassen.

„Ich wollte dich einfach mal besuchen kommen. Freu dich doch.“

„Was ist der Grund?“, gab Kirian mürrisch von sich.

„Was ist dir denn über die Leber gelaufen? Du bist ja heute besonders schlecht gelaunt. Es muss doch keinen Grund geben um dich zu besuchen.“

„Dann kann ich ja wieder in meine Zelle gehen.“

Er war drauf und dran aufzustehen. Doch Alex hielt ihn zurück. „Warte doch, wir können uns doch ein wenig unterhalten.“

„Worüber denn? Alles was du mir sagen willst kannst du mir auch erzählen wenn ich wieder hier raus bin.“

„Wie lange musst du eigentlich noch hier drinnen bleiben?“

„Woher soll ich das wissen? Mir sagt man ja nichts. Es kann aber gut sein das ich hier noch eine Weile bleiben muss.“

„Schade.“, Alex machte ein gekünstelt bedauerliches Gesicht, „Dann kannst du ja gar nicht mit nach Frischlufthausen kommen.“

„Frischlufthausen? Machst du dort Urlaub?“

„Ja, zusammen mit Kaori und dem Puppenengel den wir damals getroffen haben.“

„Warum kümmerst du dich so um die Beiden?“, fragte Kirian mit einer verächtlichen Handbewegung.

„Glaub ja nicht das du alles von mit weißt.“, antwortete ihm Alex mit belehrenden Ernst in der Stimme, fuhr dann aber versöhnlich fort. „Ich scheine aber auch nicht alles von dir zu wissen. Dass du noch hier bist überrascht mich ehrlich gesagt. Dabei ist es doch für dich ein Leichtes hier auszubrechen und ich dachte dass du das auch tun wirst. Nicht das ich nichts dagegen hätte das du so friedlich deine Strafe absitzt aber es passt irgendwie nicht zu dir.“

„Warum sollte ich ausbrechen? Tori ist nicht da.“

Ob er ihm sagen sollte das Frischlufthausen die Heimatstadt von Tori ist? Nein, lieber nicht das ist keine so gute Idee.

„Ich hatte gestern Morgen besuch gehabt, besser gesagt mitten in der Nacht. Es gibt doch tatsächlich welche die kein Anstand haben.“, regte Kirian sich auf. „Ich habe zwar nicht geschlafen aber trotzdem.“

„Du bist ja auch grad derjenige der bei anderen auf Anstand pochen darf.“, meinte Alex mit leichter Ironie in der Stimme, gleichzeitig überlegte er wer denn Kirian besucht hatte. Sein Vater vielleicht? Der würde aber nicht um diese Zeit kommen.

„Es war ein Dämon.“, bereitete Kirian seinen Grübeleien ein Ende, „Er sagte ich solle ins Dämonenreich kommen. Angeblich ein Befehl von ganz oben.“

Kirian lehnte sich zurück und kippelte etwas mit dem Stuhl, dabei winkelte er seine Arme an so dass sie schräg vorne standen, die Handflächen nach oben gerichtet,(ich hoffe ihr könnt euch vorstellen welche Geste ich meine^^)

„Aber ich kann hier nun mal nicht weg.“, sagte er mit gespielten Bedauern.

Ein Grinsen breitete sich auf Alex Gesicht aus und er holte die Tasche hervor. „Da du ja mit aller Wahrscheinlichkeit noch eine weile eine menge Zeit haben wirst habe ich dir was mitgebracht.“, und er holte ein paar Lehrbücher und Hefte heraus, dazu etwas zum schreiben. „Damit es dir hier nicht so langweilig wird kannst du ja ein bisschen lernen.“

Kirian schaute mit einem viel sagenden Blick zwischen dem ganzen Zeug und Alex hin und her als die Tür geöffnet wurde und ein Wärter ihnen sagte dass die Besuchszeit zu Ende ist.
 

Zuerst sah es nur wie ein Sommergewitter aus doch es hatte sich richtig eingeregnet. Die Regentropfen prasselten am Toilettenfenster und liefen in langen Nasen herab. Draußen war es stockduster, nur die Blitze begleitet vom Donnergroll erhellte die Umgebung.

Natako hatte sich hier her begeben weil er glaubte das das der einzige Ort war den Shin ohne seine Mutter betreten würde. Er hatte sich in eine der Kabinen verschanzt damit man ihn nicht gleich sieht.

Gerade kam jemand zur Tür herein. Natako bückte sich um unter die Tür durch zu sehen. Es war nicht Shin also richtete er sich wieder auf. Er hörte wie die Sachen des Jungen raschelten und kurz darauf vernahm er von Gegenüber wo die Pinkelbecken sind ein Plätschern. Wenig später raschelten wieder seine Sachen und dann konnte man das Rauschen der automatischen Spülung hören. Natako spitze die Ohren ob sich der Junge die Hände wusch. Das Wasser das aus dem Hahn floss verriet ihm das er es tat.

Es kamen in der folgenden Zeit noch andere um ihr kleines oder großes Geschäft zu machen. Dabei zählte Natako mit wie viele sich die Hände waschen und wie viele nicht. Damit es ihm nicht so langweilig wird.

Er zählte fünf die sich die Hände gewaschen haben und 27 die es nicht getan haben als er endlich Shin reinkommen sah.

Doch jetzt da zögerte er. Was sollte er ihm sagen? Es ist Jahre her das sie miteinander gesprochen haben. Aber dann nahm Natako allen Mut zusammen, so eine Gelegenheit kommt wahrscheinlich nie wieder.

Shin hatte sich gerade seine Hose wieder hoch gezogen als Natako die Tür seines Kabuffs aufmachte und raus trat.

Wie alle anderen war auch Shin pitschnass, man hatte es nicht für nötig gehalten trotz dieser Sturzbäche den Sportwettbewerb abzubrechen schließlich musste ja der Zeitplan unter allen Umständen eingehalten werden. Dass die Kinder und Jugendlichen krank werden könnten interessierte wohl keinen.

Shin drehte sich um so das Natako ihn von vorne sehen konnte, sein nasses Haar das an seinem Kopf angeklatscht war tropfte auf seine Schulter und auf den Boden. Sein Gesicht war gerötet und er sah auch ansonsten völlig fertig aus, ein Zeichen das er sich angestrengt hat. Doch wie sah er Natako an? Was war da in seinem Blick? Etwa Angst? Was zum Teufel hatte sie ihm erzählt das er Angst vor ihm hatte?

Als Natako einen Schritt auf ihm zu trat nahm er sofort eine instinktive Abwehrhaltung ein, so das Natako stockte.

„Wie geht’s dir?“, fragte er seinen kleinen Bruder.

Er wusste nicht woher diese Worte kamen, doch obwohl es nur so eine einfache Frage war, oder gerade deshalb, war die Wirkung gigantisch.

Shins Abwehr lockerte sich und seine Angst wechselte in Erstaunen um. Der Junge sah so aus als ob man ihm diese Frage zum ersten Mal gestellt hat, eine exotische Wortzusammenstellung.

Mit dieser Frage völlig überfordert wusste er zunächst nicht was er antworten sollte. „Ich muss jetzt gehen.“, nuschelte er mit gesenkten Blick und war auch schon an der Tür die nach draußen führte.

„Shin.“

Er stockte und verkrampfte sich als Natako seinen Namen rief und drehte leicht seinen Kopf so das er ihn aus den Augenwinkeln sah.

„Willst du dir nicht die Hände waschen?“

Er lockerte sich etwas und ging dann zum Waschbecken um sich die Hände zu waschen. Natako half ihm als er merkte das Shin zu klein war um an diesem Papiertuchspender ran zu kommen. Er rupfte eins zwei Papiertücher raus und gab sie seinen kleinen Bruder damit er sich die Hände abtrocknen konnte.

„Danke.“, murmelte er.

„So was tun doch große Brüder.“, legte Natako seine Hand auf Shins Kopf und wuschelte einmal drüber, „Viel spaß noch.“

Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen ging Shin nun endgültig nach draußen.

Natako sah ihm nach und er überlegte ob dieses „Gespräch“ nun gut war oder nicht. Die Zeit würde es zeigen.
 

Es war halb zwei in der Nacht als das Taxi vor die Auffahrt der Isogaras fuhr. Die Tante ist die ganze Zeit wach geblieben so lief sie raus um ihren Neffen zu begrüßen der gerade aus das Taxi stieg. Sie nahm die Reisetasche und trug sie neben Seyji herlaufend hinein.

„Es ist schön das du wieder da bist mein Junge. Komm erst mal rein. Hast du vielleicht Hunger? Wenn du willst mache ich dir schnell was zu Essen.“

„Danke Tante, aber ich bin müde und möchte gerne ins Bett.“

Während Seyji sich einen Schlafanzug anzog und ins Bad ging um sich die Zähne zu putzen packte Tante Isogara die Tasche aus und tat die dreckigen Sachen gleich in die Wäsche und während sie das tat hatte sie einen Entschluss gefasst.

Nach wenigen Minuten kam Seyji mit sauberen Zähnen aus dem Badezimmer.

„Wie lief es denn so? Ging alles gut?“

„Ich habe den ersten Platz belegt.“

„Fein.“, lobte sie ihn und schlug die Hände zusammen, „Kann ich mal die Urkunde sehen?“

„Sie ist in meinem Zimmer. Ich werde sie kurz holen.“

Er ging in sein Zimmer und kam wenig später mit einem zerfledderten stück Papier zurück.

„Was ist das denn?“, rief seine Tante aus, „Was ist denn damit passiert?“

„Es hat sehr stark geregnet und bei der Siegehrung ist sie ziemlich nass geworden.“

„Aber warum hat man sie denn nicht nach drinnen verlegt?“

Das hatte er sich auch schon gefragt. Die ziemlich unfeierliche Zeremonie ging schnell von statten wo die Sieger, berechnet aus dem Gesamtwert beider Tage, ihre Urkunden bekommen haben. Nachdem das ganze zu Ende war ging Seyji sich schnell duschen, warf dann seine Sachen in die Reisetasche und wartete dann mit Natako aufs Taxi das sie beide nach Hause bringen sollte. Zuerst wurde Natako abgesetzt und dann Seyji.

„Das weiß ich nicht. Die Veranstalter werden sich schon was dabei gedacht haben“, beantwortete er ihre Frage.

„Können wir morgen darüber reden? Ich würde gerne zu Bett gehen.“, bat er sie höflich.

„Einen Moment noch bitte. Ich muss dir noch etwas Wichtiges sagen.“

„Was gibt es denn?“, fragte er in seinem kühlen und distanzierten Ton den er schon seit seiner Rückkehr drauf hatte ein wenig gereizt.

Warum ließ sie ihn nicht einfach schlafen gehen? Es kann doch nicht so wichtig sein das es nicht bis morgen Zeit hätte.

„Neulich habe ich doch in deiner Hosentasche einen Zettel gefunden den ich dir dann gegeben hatte.“

Hatte sie das? Er kann sich gar nicht an einen Zettel erinnern.

„Ich dachte mir das dir dieser Zettel sehr wichtig sei da du dich zu diesem Zeitpunkt so…, “, sie stockte kurz um die richtigen Worte zu finden, „so merkwürdig benommen hast. Ich wurde neugierig und wollte wissen was drauf stand. Also las ich es und schrieb mir die Adresse ab.“

So langsam dämmerte es ihm was das für ein Zettel war. Er hatte ihn von dieser Frau gekriegt und ihn inzwischen ganz weit hinten in die Schublade getan.

„Ich ging dann dorthin weil ich wissen wollte wer da wohnt.“

Sie hat was?

„Aber ich habe mich nicht getraut zu klingeln.“, fügte sie schnell hin zu als sie sein entsetztes Gesicht bemerkte. „Darf ich fragen wer dir diese Adresse gegeben hat?“

„Es war…“, Schweiß brach ihm aus, es war ja auch so verdammt schwül hier drinnen, „Ich habe ihn von meiner Mutter.“

„Von deiner Mutter? Hast du denn wieder Kontakt zu ihr? Besuchst du sie ab und zu mal?“, bombardierte sie ihn mit Fragen so das er völlig erschlagen wurde.

„Nein, ich habe keinen Kontakt und ich werde auch nie zu dieser Adresse gehen.“, schrie er ihr aufgebracht entgegen und verschwand mit einer laut knallenden Tür in sein Zimmer.

Frau Isogara seufzte, sie hätte es doch wissen müssen das er so oder so ähnlich reagieren würde, sonst war sie doch auch nicht so unsensibel.
 

Zur gleichen Zeit klingelte in einem Büro das Telefon.

„Kopfgeldjägerzentrale, Herr Kichi am Apparat. Was kann ich für sie tun?“, sprach er geschäftsmäßig in den Hörer.

„Ich hab’s gesehen.“, entgegnete ihm eine aufgeregte Stimme von der anderen Seite.

„Nun beruhigen sie sich erstmal und erzählen mir alles in Ruhe. Oder wollen sie lieber her kommen?“

„Nein ich… Es war keine gute Idee hier anzurufen.“

„Nun ja es ist ihre Entscheidung. Sie sollen wissen das sie jederzeit zu uns kommen können.“

„Ja ich weiß. Sie müssen mir glauben, ich hab’s gesehen.“

Inzwischen hatte sich der Mann am anderen Ende immer mehr erregt und Herr Kichi glaubte dass sein Gesprächspartner kurz vor einem Herzkasper stand.

„Was haben sie denn nun gesehen?“

„Das muss unter uns bleiben, ja?“, er machte eine kurze Pause wie um sich zu sammeln und flüsterte dann, „Ich habe den Mord, an das Ehepaar Kuttsúku vor ein paar Wochen, gesehen.“

Schnell legte er auf wie als wenn er sich selbst über das gesagte erschrocken hat und es jetzt bereut gesagt zu haben.

Herr Kichi hörte nur noch ein `tuut tuut tuuut´, und legte ebenfalls auf. Kaum hatte er das getan klingelte das Telefon schon wieder.

„Kopfgeldjägerzentrale, Herr Kichi am Apparat. Was kann ich für sie tun?“, versuchte er geschäftsmäßig zu klingen was ihm nur schwer gelang.

Diesmal war eine Männerstimme am anderen Ende wo Herr Kichi genau wusste wem sie gehört.

„Ich habe alles mit angehört. Sie wissen was sie zu tun haben.“
 


 


 

Dinge die keinen Interessieren

Bei der Unterhaltung der alten Männer bin ich ja fast verzweifelt. Ich wollte nicht jedes Mal `sagte der andere´ schreiben. Aber auch nicht `sagte der erste, der zweite usw. ´. Dann kam ich auf die Idee einfach nur die Wörtliche Rede aufzuschreiben aber da sah das ganze irgendwie so leer aus. Letztendlich ist das herausgekommen was ihr oben gelesen habt. Ich finde es zwar nicht wirklich zufrieden stellend aber akzeptabel.
 

Bis bald

kariyami



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