Kapitel 5
Auf einmal klingelte ein Handy. Ich schreckte hoch und starrte auf Farin er schaute mich ängstlich an: “Wie spät ist es?“ Ich wies ihn auf die Uhr die hinter uns, oben an der Wand hing, hin. Sein Gesicht wanderte starr zur Uhr – So einen Gesichtsausdruck kannte ich von ihm gar nicht! Es war schon halb Fünf - wie schnell die Zeit vergangen war! Farin sprang auf und rannte in den Flur suchte seine Jacke, das Handy klingelte immer noch. Wieso hatte er bloß so eine Panik? Als er es fand wendete er sich zur Wand und fragte leise: “Wer ist da?“ Seine Stimme zitterte. Ich bekam nicht viel mit nur, dass er immer wieder ja sagte und das er kurz fragte wo seine Schwester war. Kurz hörte man ein erleichtertes Seufzen danach stille und ein: “Ach halt die Klappe – Ich hasse dich!“ Farin legte auf. Er schaute mich wild an und meine Hände ballten sich zu Fäusten, so angespannt war ich im Moment. Sein Blick war voller Hass. Grade noch hatte er Angst vor Etwas oder Jemanden, jetzt hatte ich angst vor ihm. Farin nahm seine Jacke: “Es tut mir leid“, er schüttelte den Kopf und starrte auf den Boden, dann wieder auf mich – Seine angst war wie weggeblasen, auch kein Spur von dem wilden Ausdruck in seinen Augen, ich war so erleichtert. Anscheinend hatte er sich wieder gefangen. Er suchte mit seinen Augen meine: “Ich muss weg, mein Papa ruft – Ich soll nach Hause kommen.“
Ich sah ihn einfach nur an…Ich nahm ihm das nicht ab! Er kam auf mich zu, umarmte mich, stupste mit seiner Nase auf meine. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass es ihm leid tat mir für einen kurzen Augenblick angst gemacht zu haben – jedenfalls hatte ich das Gefühl. Ich lächelte aufgesetzt und war doch traurig darüber, dass er schon ging. Er sah mich an: “Hey mach dir keine Sorgen! Es ist nicht wild, echt! Es ist nur mein Papst der sauer ist, weil ich nicht bescheid gesagt habe das ich nach der Schule nicht Heim gekommen war“, er lächelte, “wirklich!“ Ich legte meinen Kopf schräg: “Sehen wir uns Morgen in der Schule?“ Er nickte. Er sah besorgt aus, als er seine Jacke anzog. Ich folgte ihm zur Tür wo ich ihm noch kurz nachschaute, bevor ich die Tür hinter ihm schloss. Ich stellte mich mit dem Rücken zur Tür und rutschte diese runter, bis ich an ihr gelehnt saß. Nichts denkend starrte ich hoch, zum Haken, an dem noch vor fünf Minuten seine Jacke hing. Farin und Sydney, Sydney und Farin, Freunde! Ich fand diese Vorstellung unglaublich schön.
Ich frage mich was er mir sagen wollte, als er am Balkon stand…hier würde ich gern sterben, hat er gesagt, bevor ich ihn in den Arm nahm. Ich hatte die verschiedensten Emotionen in mir! Noch heute Morgen hab ich mir nicht denken können, jemals einen Freund oder etwas Ähnliches haben zu können oder zu finden. Jetzt hab ich einen und es ist wunderschön! Andererseits hatte dieses Telefonat in mir eine so große angst hervorgerufen. War es wirklich sein Vater? Was hat er ihm gesagt? Es hat ihn total aus der Bahn geworfen! Doch ich versuchte mich auf alles Schöne zu konzentrieren, denn ich wollte dieses Kribbeln solange wie möglich genießen. Sein Atem auf meiner Haut, was mir so angenehm erschien – trotz meiner Hilflosigkeit…sein Herzschlag an meinem Ohr…ich fühlte mich so geborgen bei ihm! Ein verrücktes Gefühl machte sich in mir breit. Fühlt es sich so an, wenn man einen Freund hat? Oder ist es mehr? Bin ich verliebt? Nein! Ich glaube nicht…ich schüttelte meinen Kopf. Stand auf und brachte meine Schultasche, die ich im Flur liegengelassen hatte, in mein Zimmer. Versuchte mich abzulenken, doch es ging nicht! Egal wie sehr ich es versuchte! Sogar seine weiche Stimme hörte ich immer noch. Ich holte die Sachen raus und legte sie auf meinen Tisch…ich schaute auf die Fensterbank, wo ein Bild meines Bruders stand – mein Herz fing an schneller zu schlagen. Kann man so Hausaufgaben machen??? Doch trotzdem setzte ich mich stur daran. Die Zeit verging gar nicht! Solang saß ich wohl noch nie an meinen Hausaufgaben. Ich war nicht mehr Herr meiner Gefühle – und es war, als ob etwas vor Freude in mir schreien wollte. Als ich endlich fertig war mit Mathematik, Deutsch und Geschichte, war es auch schon Sieben. Ich aß um diese Zeit immer, aber heute hatte ich keinen Hunger, also machte ich den Rest Hausaufgaben zu Ende, was nur noch ein Wenig in Chemie war.
Endlich war ich fertig und merkte plötzlich wie müde ich war! Der Tag hatte mich wohl sehr mitgenommen. Ich strahlte und ging ins Bad um mich dort Bettfertig zu machen. Ich putzte mir die Zähne und wusch mich, bevor ich wieder in mein Zimmer ging – alles natürlich nicht ohne an Farin zu denken.
Ich nahm mein Französischbuch in die Hand und legte es sofort wieder auf die Kommode, neben meinem Bett. Ich starrte hoch zu meiner Wand, an der ein Poster von „die Ärzte“ hing. Farin…den Namen fand ich schon immer toll! Ich schaltete das Licht aus und legte mich in mein Bett auf dem vor einigen Stunden noch mein neuer Freund lag. Ich musste über mich selbst lachen. Ich schloss die Augen und versuchte zu schlafen, wälzte mich hin und her, es klappte nicht!!! Ich konnte nur noch an Heute denken! An Farin…an seine Worte! Ich glaub das tat ich noch so lange bis ich endlich einschlief.
