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Die letzten Jahre

von

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Veränderung

Hi -^.^-
 

Drei Wochen sind vergangen - und deswegen gibt es jetzt ein neues Kapitel von 'Die letzten Jahre'!
 

Wichtig! Wer eine Benachrichtigung haben will, wenn's weiter geht, bitte melden!
 

Kapitel II : Veränderung
 

Harry war spät dran. Es hatte unnötig Zeit gekostet, seinen Weg aus der Nockturngasse wieder zu finden, erst recht, da auf einmal wieder alle Besucher auftauchten und ihm im Weg standen, sodass seine Ellbogen im Dauereinsatz waren.

Von Weitem konnte er schon den Tropfen Kessel sehen. Im Gehen schlüpfte er trotz der abendlichen Hitze in seinen Umhang und zog sich die daran befestigte Kapuze tief in die Stirn, damit er nicht so leicht erkannt werden konnte.
 

Der Kobold saß allein an einem Tisch und hielt offensichtlich nervös nach ihm Ausschau. Harry ging auf ihn zu, doch der Kobold bemerkte ihn nicht. War es wegen seiner Schritte, die kaum hörbar über den Boden liefen, oder lag es daran, dass es so laut war?
 

“Abend” begrüßte er ihn und der Kobold zuckte erschrocken zusammen, ehe er sich zu ihm umdrehte.
 

“Ach, Sie sind es.” sagte er erleichtert.
 

“Haben Sie über mein Angebot nachgedacht?” fragte Harry ohne eine Miene zu verziehen.
 

Der Kobold lächelte verlegen.
 

“Sie haben mir noch nicht gesagt, welcher Natur diese Abenteuer sein sollen.” sagte er; Harry konnte noch eine Spur von Misstrauen in seiner Stimme entdecken und das ärgerte ihn genauso viel, wie es ihn auch erfreute.
 

“Also”, begann er und legte seine Hände zusammen, “es ist nicht so, dass Sie durch fremde Länder reisen und mit dem Schwert auf dem Rücken eines weißen Rosses irgendwelche Prinzessinnen aus diversen Türmen oder von Rosen umrankten Schlössern retten.” griff er einige Märchen auf, die er in Kindertagen mal von Tante Petunia aufgeschnappt hatte. Damals hatte er immer an der Tür zu Dudleys Kinderzimmer gelauscht, weil ihn diese Märchen so fasziniert hatten. Er setzte sich zu den Kobold und beugte sich mit verschwörerischer Miene vor. “Ich dachte vielmehr an Spionage.” ließ er die Katze aus dem Sack und lehnte sich mit einem überlegenen Lächeln zurück. Merlin wusste, woher er das gelernt hatte.
 

Dem Kobold schien diese Idee gar nicht mal so abwegig erscheinen, obwohl Harry schon befürchtet hatte, er würde ihn sofort irgendwo anzeigen. Allerdings fragte er etwas anderes, was ihn ebenso nervös machte.
 

“Sagen Sie, auf welcher Seite stehen Sie eigentlich?” fragte er leise, damit man ihn nicht hören konnte.
 

Harry überlegte. Wenn er sagen würde, er stehe auf der weißen, würde ihm dies alles hier nichts nützen, außerdem konnte sich der Kobold sicher denken, dass die weiße Seite keine Spionage innerhalb der Gringottsbank nötig hatte. Auf der schwarzen konnte er natürlich auch schlecht sagen, da sich sein Gegenüber nie auf diese einlassen würde. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen und auf das Beste zu hoffen. Er verfluchte sich dafür, dass er so einen belebten Platz wie den Tropfenden Kessel ausgesucht hatte, und nicht irgendein verstecktes Gässchen, wo er den Kobold für den Fall des Falles mundtot machen konnte.
 

Was dachte er da eigentlich? Mundtot? Ihn umbringen? In der wenigen Zeit nach seiner Flucht schien er schon um einiges hemmungsloser und rabiater geworden zu sein. Vielleicht war sein unabänderliches Schicksal daran schuld. Nein, ganz bestimmt.
 

“Ich stehe auf niemandes Seite. Deshalb brauche ich auch Verbündete.” Er sprach zum ersten mal seine wahren Hintergedanken aus.
 

Auf der Stirn des Kobolds erschienen eine, dann auch eine zweite Falte zwischen den kaum vorhandenen Augenbrauen.
 

“Und was sind Ihre Ziele?” fragte er interessiert.
 

Darüber hatte Harry, wenn er ehrlich war, noch nicht richtig nachgedacht. Es war nur so, dass er hinter keiner der beiden bisher bestehenden Parteien wirklich hundertprozentig stehen konnte.
 

Die schwarze Seite ging seiner Meinung nach über zu viele Grenzen, ging überhaupt nur über Leichen, aber die angeblichen Ziele, die Voldemort anstrebte, lagen ihm nicht fern: Er wollte genauso wie er Gerechtigkeit für alle magischen und nichtmagischen Lebewesen auf der Erde. Allerdings hatte er nicht im Geringsten etwas gegen Muggel. Nun ja, vielleicht gegen Dudley oder so.
 

Die weiße Seite wiederum repräsentierte das Ministerium, welches wiederum gegen die so genannten ‘minderwertigen Rassen’ kämpfte. Allein schon wegen seinem Exlehrer, Remus Lupin, konnte er diesen Gedanken nicht unterstützen.
 

Damit standen seine Ziele fest. Er würde für die Rechte aller Wesen kämpfen und dies möglichst ohne viel Blutvergießen. Wenn er nur genug Anhänger bekam, würde dieser Kampf schnell entschieden sein.
 

Er teilte seine Gedanken dem geduldig abwartenden Kobold mit. Dieser nickte verständnisvoll.
 

“Ich bin ganz Ihrer Meinung, Sir.” sagte er. “Mit mir können Sie rechnen. - Wie können wir in Verbindung treten?” fragte er abschließend und erhob sich von seinem Stuhl.
 

Harry stand ebenfalls auf und teilte ihm mit, dass er in den nächsten Tagen eine weiße Eule zu ihm schicken würde. Hedwig würde ihn schon finden.
 

Dann gingen sie auseinander.
 

Harry hatte gerade mal zwei, drei Schritte gemacht, als die Tür zum Tropfenden Kessel aufging und zwei sich fröhlich unterhaltende Auroren heraustraten, die er nur zu gut kannte. Es waren Kingsley und Tonks. Sie kamen geradewegs auf ihn zu, dann hoben sie in ihm unendlich langsam vorkommender Zeit die Köpfe, sahen ihn und erstarrten.
 

Er starrte zurück.
 

Nach schier endlosen Sekunden, möglicherweise sogar Minuten, kam endlich wieder Leben in seine Beine. Er drehte sich um und rannte davon. Hinter sich konnte er einen wütenden Aufschrei von Kingsley hören und noch einige weitere, als er ein Pärchen, das ihm und Tonks im Weg gestanden hatte, zur Seite schubste und die Verfolgung aufnahm.
 

Harry rannte so schnell er konnte, rannte durch feuchte, enge Gassen. Er wusste, dass er sich jetzt schnellstens ein Versteck suchen musste, denn lange würde er diese Hetzjagd nicht aushalten, dafür war sein Körper zu geschwächt. Wasser spritzte auf, als er durch eine Pfütze lief, und nässte seine Hosenbeine. Doch er hatte keine Zeit, darauf zu achten. Er lief kreuz und quer, mal links, mal rechts.
 

Sein Atem ging stoßweise, heftige Schmerzen stachen ihm in den Seiten. Er musste anhalten und lauschte. Nichts war zu hören, nur das entfernte Gewusel von der Menschenmenge in der Winkelgasse. Er sah sich um.
 

Die Gasse, in der er stand, war kaum so breit, dass zwei Personen aneinander vorbei gehen konnten, sie war schmutzig und stank nach Dingen, nach denen Harry lieber nicht forschen wollte, nach Tod und Verwesung. Wahrlich kein angenehmer Ort.
 

Er hatte genau vor einem Haus angehalten. Von diesem bröckelte bereits der gräuliche, ehemals wohl weiße Putz ab. An der Tür stand in verschlungenen Buchstaben: ‘Tränke aller Art’. Die Fenster waren so schmutzig, dass er nicht in das Innere blicken konnte.
 

“Harry!” Rufe erklangen, ganz in der Nähe. Wenn er seine ohnehin schon gespitzten Ohren noch mehr anstrengte, konnte er sogar die entfernten Schritte der sich nähernden Auroren hören. Er wollte schon weiterlaufen, doch da sah er eine Wand, direkt vor seiner Nase.
 

Er war in einer Sackgasse gelandet.
 

“Harry!” Die Rufe kamen immer näher. Ihm blieb nur eine Möglichkeit.
 

Nur Sekunden später trafen Tonks und Kingsley in der schmutzigen Gasse, in der sich Harry befunden hatte, ein, doch sie sahen niemanden.
 

“Lass und weitersuchen.” meinte sie und drehte sich um. Kingsley warf noch einen misstrauischen Blick auf den Laden, dann ging auch er, sich darauf verlassend, dass Harry nicht so dumm war und diesen betrat.
 

~~~~~*~~~~~
 

Harry hielt sich währenddessen in genau diesem auf und wusste, dass die beiden Auroren nur wenige Meter Luftlinie von ihm entfernt waren. Als er das ebenso schmutzige wie dunkle Geschäft betreten hatte, war niemand anwesend gewesen und es hatte auch kein Glöckchen oder etwas in der Art seine Ankunft angekündigt.

Mit regem Interesse besah er sich die verstaubten Regale, in denen es aussah wie in Snapes Büro, in welchem die gruseligsten Artefakte und in Formalin eingelegte Überreste von Tieren und Pflanzen standen.
 

“Kann ich Ihnen helfen?“ Harry zuckte zusammen und stieß dabei an eines der Gläser mit der gelblichen Flüssigkeit, welches daraufhin gefährlich schwankte und drohte, herunterzufallen. Erschrocken packte er es und brachte es wieder zum Stillstand. Danach ließ er sofort seine Finger davon ab, als hätte er sich verbrannt. Er ekelte sich.
 

Die Person, die ihn angesprochen hatte, war ein Mann von sicherlich schon sechzig oder mehr Jahren; seine Haare waren ergraut und hingen ihm in dünnen langen Strähnen vom Kopf und fast bis zu den Schultern, er hatte eine Halbglatze. Sein Körper war gekrümmt, wahrscheinlich von irgendeiner Krankheit - möglicherweise von Rheuma - , seine Hände waren weiß und knochig, wie auch seine restliche, sichtbare Haut und erschienen ihm im schwachen Licht beinahe gespenstig.
 

Erst, als der Mann seine Frage wiederholte, kehrte Harry wieder ins Bewusstsein zurück. Stotternd suchte er nach einer Antwort.
 

“A-also … Ich … Eigentlich bin ich nur … so kurz vorbeigekommen-”
 

“Ah, verstehe.” schnitt ihm der Mann das Wort ab, seine Stimme klang wie reißendes Papier. “Sie werden gesucht.” Es war anscheinend ziemlich offensichtlich, so stellte Harry erschrocken fest und wollte sich bereits umdrehen, egal, ob er sich damit verraten würde oder nicht. Die Gegenwart des Mannes war ihm unheimlich.
 

“Warten Sie!” Er wusste nicht warum, doch irgendetwas hielt ihn davon ab, dem Hausbesitzer nicht zu gehorchen; er stoppte abrupt. Der Mann grinste und zeigte dabei eine Reihe von makellosen weißen Zähnen, was Harry wunderte, schließlich wollte dies so ganz und gar nicht in das übrige Erscheinungsbild des Alten passen. “Ich hätte da was für dich …” meinte er verschwörerisch und verschwand so plötzlich, wie er gekommen war, verschwand er auch schon wieder durch eine Hintertür, die nur von einem vor Dreck starrenden Vorhang verdeckt wurde.
 

Harry war sich nicht sicher, ob er ihm folgen solle, doch als er nach zwei Minuten noch nicht zurückgekehrt war, durchquerte er mit immer noch unsicheren Schritten den Raum und hob den Stoff soweit an, dass er hindurch lugen konnte. Im Zimmer dahinter stand der Alte, gebeugt über einige kleine Gläser, die er prüfend in Augenschein nahm.
 

“Sie können ruhig reinkommen.” meinte er und Harry fühlte sich ertappt, als hätte er etwas Verbotenes getan.
 

Der Mann schien endlich gefunden zu haben, was er gesucht hatte, denn er drehte sich zu ihm um, ein kleines unscheinbares Glas mit einer bläulichen Flüssigkeit darin in die Höhe haltend. “Alter Animus - ein Illusionstrank.”
 

Neugierig trat Harry näher.
 

“Ein … Illusionstrank?” hakte er nach. “Wie wirkt er?”
 

Der Mann fing auf einmal an zu lächeln. Es war das Lächeln eines Verkäufers, der wusste, dass ihm sein Kunde schon längst hoffnungslos erlegen war. Freudig drehte er das Glas in seinen Händen.
 

“Sie müssen ihn trinken. Sie werden nichts spüren, solange nicht, bis Sie die Formel gesprochen haben. Es gibt eine, damit sich die Illusion über Ihre wahre Gestalt legt, und eine, die Sie sie wieder ablegen lässt.” erklärte er ihm sachlich, als hätte er dieses Gebräu schon dutzende Male verkauft und dessen Wirkungsweise jedes Mal wieder aufs Neue erläutert.
 

In Harrys Innerem arbeitete es. Er hätte dumm sein müssen, wenn ihm nicht das Problem aufgefallen wäre, dass er unmöglich ungesehen auf offener Straße verkehren konnte. Es grenzte schon an ein Wunder, dass man ihn bis jetzt - mit Ausnahme von Tonks und Kingsley - noch nicht erkannt hatte. Jeder Zauberer, jede Hexe kannte sein Gesicht, seine schwarzen Haare, seine auffälligen grünen Augen und die noch auffälligere Narbe mitten auf seiner Stirn, die ihn zum unfreiwilligen Helden werden ließ. Einen Status, den er nie gewollt hatte.

Wenn er anders aussehe, wäre dieses Problem gelöst, oder nicht? Niemand würde ihn mehr als Harry Potter erkennen.
 

Blieb nur noch ein weiteres Problem: Das Geld. Das ewige, leidige Geld, ohne das man wohl überall aufgeschmissen war.
 

“Wie viel?” fragte er und fürchtete sich dennoch vor der Antwort. Gut, er hatte von seinen Eltern ein kleines Vermögen geerbt, aber er hatte nicht vor, dieses durch nur einen Trank auszugeben. Dann kam ihm noch ein Gedanke. “Wie lange wirkt der Trank überhaupt?”
 

Der alte Mann winkte ab.
 

“Es ist beinahe wie ein Virus.” sagte er. “Es bleibt für immer in Ihrem Blut, Sie brauchen ihn nur einmal zu trinken.” Harry schluckte, als er dies hörte denn er fühlte sich unwillkürlich an das Gift in seinem Körper erinnert. Trotzdem stieß er erleichtert die Luft zwischen den Zähnen aus.
 

“Okay … wie viel, sagten Sie?” hakte er nach.
 

Der Mann legte die Stirn in Falten, was ihm ein noch schrulligeres Aussehen als vorher gab. Schließlich nickte er, als hätte er die Antwort auf eine besonders wichtige und langwierige Frage gefunden.
 

“Normalerweise würde Sie dieser Trank eine ganze Menge kosten. - Ich schenke ihn Ihnen. Weil Sie’s sind, Mr Potter.”
 

Harry zuckte wie unter einem plötzlichen Stromstoß zusammen. Woher kannte der alte Ladeninhaber seinen Namen? Hatte er ihn etwa erkannt? Es lief ihm gleichzeitig heiß und kalt den Nacken hinunter, und er nahm mehr wahr, als dass er es bewusst steuerte, wie er erst einen, dann einen weiteren Schritt in Richtung des Ausgangs machte.
 

Der Alte sah ihn bestürzt an.
 

“Bei Merlin, ich werde Ihnen schon nichts tun!” rief er entrüstet aus, so entrüstet, wie alte Männer eben nur sein konnten.
 

Harry schluckte, immer noch misstrauisch, doch er blieb. Näher kam er jedoch auch nicht.
 

“Wie lauten die Formeln?” fragte er.
 

Der Mann trat daraufhin wieder an seinen Schreibtisch und zog einen Fetzen Pergament aus dem Wust aus Phiolen, Unterlagen und anderem Zeug heraus. Mit einer alten rostigen Feder schrieb er einige Worte auf es, dann reichte er es ihm. Harry nahm es zögernd an.
 

“Hostis fallo, spes solvo.” las er vor.
 

“Der erste ist für die Illusion, der zweite, damit Sie sie wieder ablegen können.” erklärte der Alte ihm leutselig. Irgendwie erinnerte er ihn ein wenig an Dumbledore und für eine Schreckssekunde lang sah er nicht mehr in die unscheinbar grauen Augen seinen Gegenübers, sondern in das hellblaue, hinter Halbmondgläsern versteckte Antlitz seines Direktors. Doch das Gefühl verschwand.

“Okay - ich nehme das Zeug!” sagte er bestimmt, erstaunt über seinen eigenen Entschluss. Es war ein Risiko, doch er hatte keine andere Wahl. Wenn der Trank wirkte und ihn anders aussehen ließ, war es gut. Wenn er jedoch eine Falle war und ihn tötete - dann war es auch gut. Was machten schon ein paar Jahre?

Harry verließ das Geschäft, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her.
 

Dieser Mann war ihm definitiv nicht geheuer gewesen.
 

Und wenn er gewusst hätte, dass sich die Gasse, in der er sich eben noch aufgehalten hatte, in Luft auflöste, sobald er ihr den Rücken zugekehrt hatte, hätte er wohl an seinem Verstand gezweifelt.
 

~~~~~*~~~~~
 

Die Häuser der Nockturngasse waren nach Einbruch der Dunkelheit nur noch bedrohlicher geworden, als sie es bereits bei Tageslicht gewesen waren. Harry zog sich seinen Umhang fester um die Schultern.
 

In einer schmalen Seitengasse blieb er stehen und holte das Glas mit dem Illusionstrank hervor. Er betrachtete es misstrauisch. Dies war der alles entscheidende Moment. Ohne eine weitere Sekunde zu verschwenden, zog er den Korken heraus und leerte es mit einem einzigen Zug. Es schmeckte bitter.
 

Sein Körper füllte sich auf einmal mit einer eisigen Kälte, als hätte er im Winter aus dem See nahe Hogwarts getrunken. Er spürte wie seine Glieder steif wurden, seine Beine nachgaben und seine Knie einknickten. Der harte Boden scheuerte ihm die Haut auf, als er fiel.
 

Doch er war nicht tot. Das, was er fühlte, war nicht mehr und nicht weniger eine Veränderung seiner DNA, die bewirkte, dass er sich verwandeln konnte. Er hatte wohl etwas falsch verstanden. Es war nicht nur eine oberflächliche Verwandlung, die er vollziehen würde, nein, er würde sich gänzlich verändern, sein Körper wäre ein anderer.
 

Minuten später schlug er die Augen auf.
 

“Heilige Scheiße.” war das Erste, was er hervorbrachte, dann beugte er sich vornüber und spie sein Frühstück auf den ohnehin schon dreckigen Boden. “Hostis fallo.” Die Formel kam nur zögerlich über seine Lippen, doch sofort verspürte er eine weitere Veränderung. Es war nicht so unangenehm wie zuvor. Er spürte bloß ein sanftes, beinahe liebkosendes Kribbeln, dann war es auch schon vorbei. Er wünschte, er hätte die Möglichkeit, sich zu betrachten, als er sich wieder einmal auf die Suche nach einem Gasthaus begab.
 

Als er schließlich eines fand, musste es weit nach Mitternacht sein. ‘Zum Giftkelch’ hieß die Kneipe. Das Haus selbst war nur eine modrige Absteige, der er sich in einer anderen, einer besseren Situation nie auf weniger als zehn Meter genähert hatte. Doch die anderen Umstände zwangen ihn dazu, nicht anspruchsvoll zu sein.
 

Er öffnete die Tür mit einem Knirschen. Innen war immer noch lebhafter Betrieb; die verschiedensten Leute unterhielten sich durcheinander und es war leise Musik eines Pianos zu hören. Harry lauschte der Geräuschekulisse ein wenig, dann zog er die Tür wieder hinter sich zu.
 

Das daraus nicht zu überhörende Knirschen und Quietschen, das beim Öffnen noch nicht zugegen gewesen war, ließ es binnen weniger als zwei Sekunden totenstill im Zimmer werden. Harrys Unbehagen steigerte sich, je länger er die neugierigen Blicke auf sich spürte. Er hatte unsinnigerweise Angst, dass man ihn erkannte, trotz seiner Illusion.
 

“Weitermachen, weitermachen!” rief der Wirt, welcher an der hölzernen Theke stand und der Pianist schlug wieder kräftig mit seinen Fingern auf die Tasten, die Leute redeten weiter. Er war akzeptiert worden.
 

Dennoch etwas nervös, aber immerhin ermutigt, durchquerte er die Kneipe, ohne die anderen Gäste weiter zu mustern. Mit einer Haltung und einem Blick, die ihn gefährlicher erscheinen lassen sollten, beugte er sich zu dem Wirt über die Theke.
 

“Ich bräuchte ein Zimmer … für unbestimmte Zeit.” flüsterte er. Es musste ja nicht jeder wissen, dass er ab jetzt hier wohnte.
 

Der Wirt - ein Mann von vielleicht vierzig Jahren - zupfte sich an seinem schmalen Bärtchen herum und beäugte ihn schamlos.
 

“Wie viel Geld hast du denn?” fragte er.
 

Harry seufzte innerlich. Allmählich war er diese Frage-Antwortspielchen satt.
 

“Genug” antwortete er. Es war tatsächlich genug.
 

“Fünf Galleonen pro Nacht und Nase.” meinte er und zog seine Augenbraue hoch, als bezweifle er, dass er dieses Geld wirklich aufbringen konnte.
 

Harry machte kurz eine Überschlagsrechung in seinem Kopf. In Mathe war er schon immer gut gewesen, auch damals in der Grundschule. Er kam zu dem Ergebnis, dass er, selbst wenn er nicht auf der Schwelle des Todes gestanden hätte, sein ganzes Leben hier verbringen könnte, wenn er wollte. Was er natürlich nicht unbedingt vorhatte. Es gab schönere Gegenden als diese hier.
 

“Einverstanden. Wo muss ich lang?” Er erwartete nicht, dass man ihn zu seinem Zimmer geleitete, so wie es Tom aus dem Tropfenden Kessel immer bei ihm getan hatte.
 

“Geh die Treppe rauf, dann links. Deine Zimmernummer ist die zwölf.” Er nickte und folgte seinen Anweisungen. Bald stand er vor seinem Zimmer und bemerkte, dass er gar keinen Schlüssel erhalten hatte. Wahrscheinlich würde der in diesem Kaff eh nichts nützen, da halfen nur irgendwelche starken Banne. Zauber, die er jedoch nicht beherrschte. Mit einem mulmigen Gefühl drückte er die Klinke hinunter und schloss die Tür wieder, nachdem er durch den Rahmen gegangen war.
 

Er wollte sich genauer umsehen, als er bemerkte, dass es nicht wirklich etwas zum Umsehen gab. Die Einrichtung bestand bloß aus einem grob zusammen gezimmerten Bett und einem niedrigen Tisch samt Stuhl. Der Tisch war so klein, dass er beschloss sich künftig nicht auf den Stuhl, sondern auf den Boden zu setzen; er wollte schließlich keine Rückenschmerzen haben. Er nahm an, dass es irgendwo in diesem Haus eine Toilette geben musste und nahm sich vor, den Wirt bald danach zu fragen.
 

~~~~~*~~~~~
 

Als Harry am nächsten Morgen aufwachte, musste es schon weit nach Mittag sein. Die Sonne schien durch die dünnen Gardinen an seinem Fenster, er hörte, wie vereinzelt Vögel ihr Lied anstimmten und wie von unten Geräusche heraufdrangen.

Müde blinzelnd rieb er sich die Augen, gähnte und streckte sich, ehe er langsam aufstand. Er zog die Sachen vom Vortag an; er hatte keine andere Möglichkeit - außer seinem Besen und inzwischen seinem ganzen Vermögen trug er nichts bei sich. Er besah sich den unscheinbaren Koffer, den er von der Bank erhalten hatte und war froh darüber, dass er, wie er wusste, über gute Schutzzauber verfügte. Nur er selbst würde ihn öffnen können.
 

Immer noch nicht richtig wach schlurfte er den Gang hinunter zum Badezimmer, welches zu seinem Leidwesen auch von allen anderen Bewohnern der Gaststätte benutzt wurde. Er fragte sich, ob sie es wirklich benutzten, denn viele sahen keineswegs so aus.
 

Im Badezimmer war es angenehm kühl. Als Harry den Blick hob, stockte ihm jedoch der Atem. Er sah geradewegs in sein Spiegelbild - doch dieses hatte sich verändert. Er schnellte herum, in der unterbewussten Annahme, jemand anderes sei hinter ihm, doch er war allein. Er schluckte und wandte sich wieder zögernd um.

Er hatte eigentlich nur mit einer kleinen Veränderung gerechnet; dass sich seine Haar- und vielleicht auch seine Augenfarbe änderte. Doch dieser Mensch, der ihm aus dem Spiegel entgegenstarrte, war nicht mehr er selbst.
 

Seine Augen waren nicht mehr grün, sondern hatten einen warmen Braunton erhalten, der ihn an den von Remus erinnerte. Seine vom Sommer gebräunte Haut war blass geworden, so blass, wie er sich noch nie gesehen hatte. Seine Haare waren nicht mehr schwarz; sie waren noch dunkel, jedoch von einem rußigen Braun. Außerdem waren sie etwas länger geworden. Er packte sie und fasste sie im Nacken zusammen. Er stellte fest, dass er sich bereits einen kurzen Zopf binden konnte. Sein Gesicht kam dazu mehr zur Geltung; seine Züge waren nicht mehr so kindlich, er wirkte erwachsener, strenger und auch seriöser.
 

Er war überrascht und erleichtert. So würde ihn gewiss niemand wieder erkennen. Das Einzige, was noch fehlte, war eine neue Identität. Schließlich konnte er nicht mehr mit dem Namen Harry Potter rumlaufen. Er setzte sich auf einen der Klodeckel und dachte nach. Er suchte zuerst nach einem Namen. Er wollte einen, an den er sich gewöhnen konnte, der jedoch auch auffällig genug war, um sich herumzusprechen.
 

Er ging im Geiste alle Namen durch, die er jemals gehört hatte, doch keiner gefiel ihm. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, anders gerufen zu werden, doch es musste sein.
 

Schließlich hatte er eine Idee: Wenn er sich nicht entscheiden konnte, musste diese Aufgabe eben der Zufall übernehmen. Er zog seinen Zauberstab und sprach die Formel, die man ihnen erst vor kurzem beigebracht hatte. Vor seinen Augen erschienen in goldenen Lettern Buchstaben, die sich, ähnlich wie damals bei Voldemorts Erinnerung, mischten und schließlich zu einem Wort formten.
 

Alexis.
 

Stumm sah Harry auf den Namen, ehe er nickte. Gut, irgendwie schräg, aber das Los hatte entschieden und so würde er
 

Jetzt fehlte nur noch das letzte Detail, seine Vergangenheit. Wo sollte er herkommen, welche Ausbildung hatte er genossen, wie hießen seine Eltern? Hatte er Geschwister? Harry dachte angestrengt nach, doch je länger er über seine zweite Identität grübelte, desto mehr festigte sich ein Entschluss in ihm: Er würde nur seinen Namen ändern. Sollten sie doch um ihn rätseln. Er würde nichts von sich preisgeben; so konnte man ihm auch weniger schaden.
 

Von neuem Mut beschwingt ging er die morsche Treppe hinunter und setzte sich an einen freien Tisch, nachdem er sich sein Frühstück an der Theke abgeholt hatte. Er wollte gerade beginnen zu essen, als er seitlich von ihm entfernt, eine ihm bekannte Gestalt entdeckte.
 

Er starrte geradewegs in die verschiedenfarbigen Augen, die ihn jedoch nicht bemerkt hatten. Sollte er auf sich aufmerksam machen? Er beschloss, es zu tun, denn er wusste nicht, wie den Anführer der Werwölfe sonst wieder finden sollte. Er räusperte sich laut, sodass der Werwolf den Blick hob. Sein Gesicht zeigte keine Spur von Erkennen.
 

“Kennen wir uns?”
 

Harry, oder vielmehr Alexis, setzte einen kühlen Blick auf.
 

“Ich dachte mir schon, dass du mich nicht erkennst.” sagte er. Er fand, dass er seine erst kürzlich erworbene Rolle gar nicht mal so schlecht spielte.
 

Der Werwolf runzelte die Stirn. Er hatte natürlich nicht die geringste Ahnung, warum der Fremde so vertraut mit ihm sprach. Dann fiel sein Blick auf Alexis’ Umhang samt der weiten Kapuze. Verstehen blitzte in seinen Augen auf.
 

“Ach, so siehst du also aus.” sagte er. “Freut mich, dir auch mal in die Augen sehen zu können.”
 

Alexis neigte leicht den Kopf.
 

“Die Freude ist ganz auf meiner Seite.”
 

Der Anführer wollte gerade zu einer neuen Floskel ansetzen, als er durch ein lautes Poltern unterbrochen wurde.
 

“Da! Da ist dieses verfluchte Halbblut; er hat mich um mein ganzes Geld gebracht!”
 

Augenblicklich herrschte Stille in der Kneipe, als sich der Werwolf erhob und zu seiner vollen Größe aufrichtete.
 

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Irgendwie hab ich das Gefühl, ich rutsche in Klischees ab =___=''



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2007-07-06T15:06:51+00:00 06.07.2007 17:06
ich finde es echt toll, wie du alles genau beschreibst.
das neue kapitel is sehr interessant <3
bin gespannt wie es weitergeht =)
glg,
jean^^
Von:  devillady
2007-07-05T19:49:31+00:00 05.07.2007 21:49
Huhu

Ich hab heute deine FF entdeckt und find sie bis jetzt nicht schlecht...
ich hoffe es geht weiter ^^

lg Devi


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