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Die letzten Jahre

von

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Was Todesangst zum Vorschein bringt

'n Abend! *wink*
 

Ihr glaubt nicht, was dieses Kapitel für ein Kampf war. Ich hab die Hälfte heute geschrieben, weil ich vorher einfach nicht dazu kam. Ich sag nur: Schule *ächz* Zwei Arbeiten und ein test in einer Woche, meine Lehrer sind reif für die Klapse und ich auch. Außerdem hatte meine Mum Geburtstag und so weiter und so fort, da kommt man nicht voran.
 

Aber hiermit präsentiere ich euch jetzt ein neues Kapitel, auf das ich irgendwie superstolz bin xDD Falls ihr irgendwelche Rechtschreib- oder sonstige Fehler findet, bitte Bescheid sagen, denn ich habe es gerade geschrieben und keinen Nerv, es mir nochmal durchzulesen x___x''
 

Kapitel VII : Was Todesangst zum Vorschein bringt
 

Für Alexis war die Zeit stehen geblieben. Mit vor Schock geweiteten Augen sah er sie an.
 

Tonks war die erste, die sich regte.
 

“Remus!” rief sie zuerst zittrig, dann zückte sie hastig ihren Zauberstab und rief “Stupor!”, doch John wich dem darauf folgenden Lichtstrahl im letzten Moment aus.
 

Lupin kam währenddessen aus der Küche gehetzt. Er begriff in Sekundenschnelle, was sich da vor seinen Augen abspielte, was auch kein Wunder war: Nachdem John hastig zur Seite gesprungen war, war auch in Alexis wieder Leben eingekehrt.
 

Seinen Zauberstab in der rechten Hand, stolperte er schnell die letzten Stufen hinunter und rief “Expelliarmus!”; er traf und Tonks wurde zurück an die gegenüberliegende Wand geschleudert, wo sie reglos liegen blieb. Lupin eilte sofort zu ihr und beachtete die beiden gar nicht mehr, während er sich um ihre blutende Wunde kümmerte.
 

Alexis war ratlos.
 

Wieso in Merlins Namen ignorierte er ihn und John? Er konnte sie doch kaum so sehr lieben, dass er sie vergessen oder verdrängt hatte, dass sie für ihn wichtiger war.
 

“John!” Lupins Stimme hatte einen ängstlichen Unterton angenommen. “Hilf mir, sie blutet so stark!” Tatsächlich hatte sich unter Tonks Kopf bereits eine kleine Blutlache gebildet. Sie musste an etwas Spitzes gestoßen sein. Doch das war es nicht, was ihn beschäftigte.
 

Wieso konnte er, Alexis, hier noch so unbehelligt stehen?
 

Und wieso ging John gerade so mir nichts dir nichts zu den beiden und legte einen Heilspruch auf die Frau?
 

Hatte er etwas verpasst?
 

Die Wunde am Hinterkopf von Tonks hatte sich bereits verschlossen und eine bräunliche Kruste hinterlassen. Lupin saß noch immer neben ihr, mit angewinkelten Beinen, sodass ihr Kopf auf seinem Schoß zu ruhen kam. Ihr Atem ging leise, etwas schneller als normal, aber Alexis wusste, dass sie in Ordnung war, wenn auch im Moment noch ohnmächtig.
 

John blickte zu ihm auf; entschuldigend lächelnd.
 

“Das wollten wir dir eigentlich noch nicht sagen.” meinte er und kratzte sich seufzend an der Schläfe.
 

“Wie ‘das’?“ Er verstand immer noch nicht, hatte aber eine Ahnung, auch wenn sie sehr dubios in seinem Inneren klang. Lupin antwortete für John.
 

“John ist zwar wirklich ein guter Spion für Jakobs Clan, doch ich bin besser.”

John zog die Augenbrauen hoch, während Alexis nach Luft japste.
 

“Was? Du gehörst dazu?” rief er aus.
 

Lupin grinste, als hätte er gerade einen großen Witz gerissen, dann stand er auf, Tonks vorsichtig auf den Boden ablegend und klopfte sich den Staub von seiner Kleidung.
 

“Das hatte ich gesagt. - Sie weiß allerdings nichts davon.” fügte er mit einem Nicken auf die Ohnmächtige hinzu.
 

Alexis biss sich auf die Lippe. Es ärgerte ihn, dass man ihn noch nicht davon unterrichtet hatte. Besonders Jakob, der ja wusste, wer er in Wirklichkeit war, hätte ihm mehr Vertrauen schenken können.
 

“Hättet ihr mir das nicht früher sagen können?” Seine Augenbrauen hatten sich wütend zusammengezogen. Lupin seufzte, als hätte er das schon kommen gesehen.
 

“Die Frage hast du sicherlich schon einmal Jakob gestellt, nicht wahr?” fragte er und wartete ab, bis Alexis seinen Kopf kurz senkte und nickte. “Und? Was hat er dir gesagt?”
 

Alexis zögerte; er schämte sich.
 

“Er hat gesagt, dass es dumm wäre, wenn er es mir sagen würde.” gab er schließlich zu. Lupins Mundwinkel zuckten.
 

“Das ist Jakob. Du musst dich deswegen nicht im Boden verkriechen; was meinst du, wie er mit mir umgesprungen ist, als ich damals dazu kam? Nicht besser, kann ich dir sagen - auch wenn Ismael da noch der Anführer war.” Er lächelte leicht. “Aber jeder hatte die Veränderung im Clan bemerkt; jeder wusste, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis Jakob sich gegen ihn erheben würde. Und jeder wusste, dass er ihn besiegen würde.”
 

Stille kehrte ein. Auch John sagte nichts, schwieg, als hätte Lupin gerade eine große Rede gehalten. Im Grunde war es auch so.
 

“Wie lange bist du denn schon dabei?”
 

“Zweieinhalb Monate.” sagte Alexis ohne nachzudenken.
 

“Ah” Mehr sagte er nicht. Es herrschte wieder befangenes Schweigen.
 

Auf einmal runzelte der ältere Werwolf die Stirn.
 

“Wo ist eigentlich Harry? Ich kann mir kaum vorstellen, dass er den Krach, den wir hier veranstaltet haben, nicht gehört hat.” fragte er mehr zu sich selbst.
 

Alexis spürte, wie er bleich wurde. Konnte Lupin auch nur ein wenig eins und eins zusammenzählen, war er geliefert. Er wusste selbst nicht, wieso er so große Angst davor hatte, dass er davon erfuhr. Vielleicht war seine Illusion, ja, seine ganze neue Identität inzwischen schon zu so etwas wie zu einem Schutz für ihn geworden; ein Schutz, der ihn davor bewahrte, seine Eigenschaften als Harry Potter übernehmen zu müssen, der es ihm erlaubte, seinen neuen Charakter ausleben zu können, den Charakter, den er brauchte um in Nebel zwischen Schwarz und Weiß überleben zu können.
 

Lupins gelbliche Augen fixierten ihn, als wüsste er genau, was er gerade dachte.
 

“Nein. Das kann nicht sein.” Seine Stimme war leise geworden, ehrfürchtig und ängstlich zugleich.
 

John schien verwirrt zu sein; natürlich, auch er war noch unwissend. Alexis wusste, dass er es ihnen jetzt sagen musste; es führte kein Weg dran vorbei.
 

“Professor Lupin hat Recht.” betitelte er ihn. “Ich … bin Harry Potter.”
 

Lupin reagierte besser, als er sich zu erhoffen gewagt hatte, das heißt, er wich weder entsetzt vor ihm zurück, noch griff er ihn an. Er regte sich noch nicht einmal. Seine schmalen Pupillen waren geweitet, sein Mund halb geöffnet, seine Hände zitterten und Alexis war sich sicher, wenn er sie anfassen würde, wären sie schwitzig.
 

“Expelliarmus!”
 

Alexis’ Zauberstab wurde aus seiner Hand gerissen. Er hatte John völlig vergessen. Dieser stand immer noch an der selben Stelle, den Zauberstab erhoben und jetzt auch seinen eigenen in der Hand haltend.
 

“Was soll das?” giftete Alexis ihn an. “Hast du plötzlich die Seiten gewechselt?”

John zitterte vor unterdrückter Wut.
 

“Die Seiten gewechselt?” presste er hervor, sein Gesicht war verzerrt. “Die Seiten gewechselt? Verdammt, wir haben dir die ganze Zeit vertraut - Jakob hat dir vertraut! Und - und jetzt sagst du einfach, du wärst Harry Potter? Was soll der Scheiß?” Er bebte und umklammerte seinen Zauberstab fester, welchen er auf Alexis gerichtet hatte. “Wie kann das sein?” wisperte er.
 

Alexis resignierte.
 

“Ich werd’s dir zeigen.” murmelte er und sprach ebenso leise den Desillusionierungsspruch. Sofort begann er sich wieder zu verwandeln. Wenn er ehrlich war, konnte er diesen Vorgang - besonders den von ihm zu Harry - nicht leiden. Er fühlte sich wie bloßgestellt, aufgedeckt und das machte ihm Angst.

John starrte immer noch ungläubig, seine Augen huschten hin und her, zwischen seinen eigenen nunmehr grünen, seiner Narbe, seiner restlichen Erscheinung; der Stab in seiner Hand zitterte verräterisch.
 

“W-Weiß Jakob davon?” fragte er schließlich und senkte den Zauberstab, Alexis’ eigenen gab er jedoch noch nicht zurück, wie dieser misstrauisch feststellte. Alexis nickte, fügte dann noch ein bekräftigendes “Ja” hinzu. “Und wie hat er reagiert, als du es ihm gesagt hast?” fragte er ihn weiter aus.
 

“Du bist ganz schön neugierig.” Alexis legte den Kopf schief; lächelte, als er erkannte, dass John ihm schon längst Glauben schenkte. “Ich habe es ihm nicht gesagt-”
 

“Wie hast du-” setzte John an.
 

“Hey, er hat es selber herausgefunden, er ist misstrauisch geworden und dummerweise hat sich in dem Moment die Illusion gelöst!” Alexis war ein bisschen lauter geworden, senkte seine Stimme jedoch sofort wieder; er wollte hören, wenn Moody kam. “Ist halt etwas dumm gelaufen.” gab er leise zu.
 

Die Tür in der Eingangshalle nebenan klackte. Ein dumpfes Geräusch erklang - klonk, klonk, klonk. Moody.
 

Alexis’ Augen wurden groß, anders als bei John, der solche Situationen wohl schon gewohnt war, als der Spion, der er war.
 

“Wo kann ich mich verstecken?” wisperte Alexis so leise wie möglich zu Lupin, der hilflos die Schultern zuckte, als Moody ins Treppenhaus kam, der wie hypnotisiert stehen blieb.
 

Einen Moment lang dachte sich Alexis: Jetzt ist es aus. Vorbei. Doch Moody beachtete ihn gar nicht, sondern schockte John mit einem Schwenk seines Zauberstabes, ehe dieser auch nur reagieren konnte. Da fiel Alexis endlich auf, dass er immer noch die Form von Harry inne hatte.
 

“Was ist hier passiert? Was ist mit Tonks?” knurrte der Ex-Auror Lupin an, der ihn anstarrte, als hätte er ihn noch nie gesehen.
 

“Ich … also …” stotterte er zusammen. “Er muss wohl irgendwie ausgebrochen sein. Wir haben ihn gerade gestellt, dabei wurde sie verletzt.” log er schließlich, doch Moody schien keineswegs überzeugt.
 

“Wie soll er sich denn befreit haben? Er hatte keinen Zauberstab, und allein kann der sich doch nicht von den Fesseln befreien!” meinte er mit zu Schlitzen zusammengepressten Augen. “Glaub ja nicht, ich würde mich so leicht überlisten lassen!”
 

Hinter Remus’ Stirn arbeitete es, das sah Alexis und er hoffte inbrünstig, dass Moody dies nicht tat. Für den Fall der Fälle überlegte er hin und her, was sie tun konnten, um möglichst schnell aus dem Haus herauszukommen - natürlich mit John - ohne, dass sie verfolgt werden konnten.
 

Die Lage war beinahe aussichtslos. Der einzige Weg führte durch die Tür, denn Fenster gab es nicht, jedenfalls nicht zur Straße hin. Doch was dann? Sie würden binnen weniger Minuten eine ganze Horde trainierter Auroren auf den Fersen haben und würden im Nu gefangen genommen und verhört werden. Sie mussten Moody irgendwie unschädlich machen. Er musste es tun.
 

Lupin würde ihm sicher kein Haar krümmen wollen, dafür war er viel zu gutmütig, dachte sich Alexis, sich wohl bewusst, dass auch er kein gewalttätiger Mensch war. Gewesen war.
 

Auf einmal tauchte in ihm eine Idee auf, die er sofort in die Tat umsetzen musste - auch wenn sie riskant war.
 

“Hey, Moody, wolltest du nicht noch mein Gedächtnis prüfen?”
 

Alle Blicke lenkten sich auf ihn: Lupin geschockt, Moody misstrauisch.
 

“Recht hast du, Junge.” sagte er jedoch schließlich und deutete ihm mit einer Handbewegung an, in die Küche zu gehen. “Lupin, kümmere dich um den anderen.”
 

Alexis jedoch sah kurz zu Lupin, der ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen ansah, als wollte er fragen, was er vorhabe. Stumm formte er mit seinen Lippen ein ‘Geh!’ und huschte mit den Augen zu John, der immer noch bewegungsunfähig am Boden lag. Es war ihm ein Rätsel, warum Moody nicht dafür sorgte, dass er wieder sicher verwahrt war.
 

“Kommst du, Harry?” rief Moody von der Küche aus und streckte seinen Kopf durch den Türrahmen.
 

“Komme!” antwortete er zurück, blickte noch einmal zu Lupin und ging dann sicheren Schrittes davon.
 

~~~~~*~~~~~
 

“Ich mache mir Sorgen um die zwei.”
 

Damit sprach Thomas allen Anwesenden aus der Seele, auch wenn es bei weitem nicht alle zugeben wollten. Zustimmendes Gemurmel erklang, dann fasste Jakob sich ein Herz und stand von dem Tisch auf, an dem sie saßen.
 

“Hört zu.” sprach er, die Hände auf den Tisch gestützt und ernst in die Runde blickend. “Ich weiß, dass ihr Alexis noch nicht vertraut. Und dass ihr Angst um John habt. - Immerhin ist er nicht nur ein hervorragender Spion für uns, nein, er ist auch ein guter Freu-”
 

“Mensch, schwing keine großen Reden, Jakob.” Die langen blonden Haare im Gesicht hängend, mit vor Hass verengten Augen hatte Richard seinen Stuhl zurückgeschoben und war ebenfalls aufgestanden. “Nenn mir einen Grund.” sagte er, seine Schultern bebend. “Nenn mir einen verdammten Grund, warum wir ihm trauen sollten.”
 

Jakob starrte ihn ausdruckslos an, Sekunde um Sekunde, bis es immer unruhiger wurde. Schließlich seufzte er, senkte den Blick kurz, doch als er wieder aufsah, fixierte er geradewegs seine Augen, scharf und ernst, und antwortete:
 

“Es ist noch zu früh dafür.”
 

Stille. Dann ein Poltern, als Richard seinen Stuhl umwarf und sich halb über den Tisch beugte, bis seine Nasenspitze beinahe die von Jakob erreicht hatte.
 

“Es ist immer zu früh, Jakob!” fauchte er wütend. “Wegen dir streiten wir uns andauernd, du sähst Zwietracht bei uns! Du vertraust uns nicht!”
 

Die Augen hinter Jakobs Brille verengten sich zu schmalen Schlitzen, dann beugte auch er sich vor; doch im Gegensatz zu dem blonden Hünen schrie er nicht, sondern senkte seine Stimme auf ein Minimum, bis die anderen ihre Ohren spitzen mussten, um die beiden noch verstehen zu können.
 

“Wage es ja nie wieder, zu behaupten, ich würde euch nicht vertrauen.” flüsterte er und dann, noch leiser: “Und unter uns … derjenige, der hier immer den Streit anfängt, bist du.”
 

Richard biss seine Zähne fest aufeinander, die verkrampften Hände zitterten, doch er lehnte sich wieder zurück und sank auf seinen Stuhl.
 

Die Stille in der Nische hielt an und wurde unerträglich.
 

“Ich werde ein wenig nach draußen gehen.” Thomas, der bereits aufgestanden war, ging langsam durch die Tür und verschwand. Die anderen folgten ihm schweigend.
 

Nur Richard blieb sitzen, die Stirn auf seine Unterarme gelehnt, und atmete schnaufend ein und aus.
 

“Für dieses Mal hast du gewonnen … Jakob.” wisperte er leise vor sich hin, die Worte immer und immer wieder wiederholend.
 

~~~~~*~~~~~
 

Moody hatte Alexis angewiesen, sich auf die Bank in der Küche zu setzen, und fixierte ihn mit stechendem Blick, als wollte er dadurch aus ihm herauskitzeln, ob er die Wahrheit gesprochen hatte oder nicht. Alexis versuchte dem stand zu halten, doch dies erwies sich als nicht gerade einfach; Moodys graue Augen blinzelten kein einziges Mal, doch die seinen tränten schon nach kurzer Zeit.
 

Auf einmal durchriss ein heiserer Schrei das angespannte Schweigen zwischen ihnen; Moody wirbelte herum und starrte zur Küche hinaus. Doch es kam kein weiteres Geräusch von dort.
 

Alexis spürte einen kühlen Schweißtropfen, der von seinem Schopf über seine Stirn lief, doch er wagte es nicht, ihn wegzuwischen und damit wieder Moodys Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
 

“Du bleibst hier!” wurde er barsch angewiesen und der Ex-Auror stürmte aus dem Raum, den Zauberstab in der erhobenen Hand.
 

Alexis ließ erleichtert die Luft zwischen seinen Zähnen hinaus, jedoch nicht für lange. Er durfte keine Zeit verlieren. Er nahm das Messer, dass er von Jakob bekommen hatte und schnitt sich damit in den Finger. Sofort quoll ein einzelner Bluttropfen aus der kleinen Wunde, den er am Küchentisch abschmierte und nahm seinen Zauberstab in die unverletzte Hand.
 

“Multiplicatio” flüsterte er, damit er nicht gehört wurde.
 

Der winzige rote Fleck auf dem hölzernen Tisch wuchs mehr und mehr und breitete sich aus, bis schließlich eine ganze Pfütze entstanden war, deren Ränder an den Kanten des Tisches nach unten tropften. Schnell packte Alexis mit ausgestreckter Hand in die Blutlache, bis diese ebenfalls rot gefärbt war und fuhr mit seinen Fingern und der Handinnenfläche an der Wand entlang.
 

Stumm besah er sein Werk, nickte kurz und zerschlug das Fenster mit lautem Krachen und Klirren, sprang hastig hindurch und verschwand in den dunklen Ecken der Straßen.
 

~~~~~*~~~~~
 

Moody fand Lupin am Boden liegend, keinen Meter von seiner Freundin entfernt, die Hand in die gegenüberliegende Seite stemmend. Der Stoff darunter war rot gefärbt. Moody blickte nach rechts, nach links, in alle Richtungen, doch er konnte niemanden anderes außer Lupin und Tonks sehen.
 

“Wo ist er hin?” herrschte er ihn an.
 

Es dauerte eine Weile, bis der Werwolf sich mühsam hochstemmte und antwortete.
 

“Weg … geflohen.”
 

Moody knirschte mit den Zähnen, doch er sagte nichts, sondern ging einige Schritte zu der offen stehenden Eingangstür hin und blickte hinaus in den kalten Abend.
 

“Jakob … wie lange willst du uns noch an der Nase herumführen?” Genau in diesem Moment ertönte das Klirren von zerbrechenden Fensterscheiben in der Küche. “Was …?” Moody hastete zurück, doch er fand, seine Augen vor Entsetzen geweitet, nichts außer einer großen Blutlache vor.
 

~~~~~*~~~~~
 

Die Dunkelheit war schon lange hereingebrochen, als Alexis vom draußen niedergehenden Regen vollkommen durchnässt in der Nische ankam. Die Absätze gaben ein schmatzendes Geräusch von sich, jedes Mal, wenn er seine Füße wieder hochhob. Es war still, und er fragte sich, ob alle ausgeflogen seien, doch er wollte erst das ganze Haus absuchen, bevor er annahm, dass er wirklich allein war. Er wollte nicht in eine der Fallen von Jakob oder einem der anderen Mitglieder tappen und verachtet werden, nur weil er unvorsichtig gewesen war.
 

In der Küche der Nische brannte schwach eine nackte, tief hängende Glühbirne. Das dünne, angefressene Kabel, an der sie hing, schwang sanft hin und her. Alexis sah auf die vernagelten Fenster, seine Augenbrauen zogen sich wachsam zusammen, während er in die dunklen Ecken des verwinkelten Raumes sah. Seine Augen tränten vor Anstrengung, und so schloss er sie schließlich, wischte sich darüber und sprach in die Stille.
 

“Der Auftrag wurde ausgeführt, also, warum versteckst du dich?”
 

Keine Antwort. Alexis lächelte; der Werwolfsclan mochte diese Art von Spielchen.
 

“Bist du’s, John?” Alexis hisste ärgerlich auf, als immer noch keiner kam. Er kam sich dumm vor und ihn beschlich das unangenehme Gefühl, dass er wirklich alleine war und mit sich selbst sprach. Doch das konnte nicht sein, einfach nicht sein, redete er sich immer wieder gut zu. Jakob hatte ihm eingeprägt, er müsse auf jedes Anzeichen achten, immer wachsam sein.
 

Mit einem Lächeln fiel ihm ein, dass Moody das damals auch immer gesagt hatte. Jeder hatte ihn für paranoid gehalten. Nun, entweder hatte er Recht gehabt, oder er war nun auch paranoid.
 

Alexis zog sein Messer heraus, an dem immer noch ein Tropfen seines eigenen Blutes klebte, und rammte es ohne jede Vorwarnung in den Tisch.
 

“Mist” murmelte er leise, denn er hatte eigentlich eine Regung von demjenigen erwartet, der sich ohne jeden Zweifel hier mit ihm im Raum verstecken würde. Mit einem scharfen Ruck zog er den schwarzen Stahl wieder aus dem mitgenommen Holz heraus und stützte sein Gewicht auf die andere Seite, ließ seine Augen noch einmal über den Raum schweifen.
 

Leise ging er an eine der Wände.
 

“Ich werde dich sowieso finden.” summte er.
 

Schritt für Schritt ging er nun die Wand ab, lugte vorsichtig um jede Ecke, bückte sich einmal, um unter ein tief hängendes Regal zu schauen. Aus dem Augenwinkel meinte er, eine schnelle Bewegung zu sehen; er wirbelte herum, doch der Raum schien nach wie vor wie leer. Dennoch hatte er auf einmal das Gefühl, nicht mehr allein zu sein, es war, als ob jemand außer ihm atme. Hinter ihm.
 

Kaltes Metall presste sich an seinen Hals, ein warmer Körper drückte sich an ihn und hielt ihn mit einem Arm umschlungen, blondes Haar fiel über seine Schulter.
 

“Du hast wohl einen Narren an mir gefressen, nicht wahr, Richard?” Alexis stieß vorsichtig die Luft aus, keinesfalls erleichtert, denn er wusste um die Eigenschaften, die den anderen ausmachten - Neid, Machtgier, Hass.
 

“Wo ist John?” wurde ihm ohne Begrüßung ins Ohr gezischt, warmer Atem, vermischt mit dem süßlichen Geruch von Alkohol, fuhr ihm über die Haut.
 

“Auf dem Weg hierher.” antwortete Alexis ohne Zögern, doch innerlich sorgte er sich um den jungen Spion. War er wirklich entkommen, wie er es geplant hatte, oder hatte Moody ihn doch noch eingefangen? War er am Ende vielleicht noch jemand anderem in die Hände gefallen? Gepeinigt kniff er kurz die Augen zusammen. “Du könntest mich übrigens mal loslassen. Es ist nicht gerade angenehm, ein Messer an der Kehle zu haben …”
 

Statt seiner Aufforderung nachzugehen oder ihm gar zu antworten spürte Alexis, wie Richards Schultern hinter ihm zu zucken begannen. Leises Lachen war zu hören.
 

“Richard?” Alexis’ Augen weiteten sich vor plötzlicher Furcht. Doch Richards Griff wurde nur fester, das Messer drückte sich mehr an seinen Hals, schnitt beinahe in seine Haut.
 

“Könnte ich, ja.” flüsterte er. “Den Gefallen werde ich dir aber nicht tun.” Augenblicklich ritzte er mit seinem Messer einen schmalen Schnitt in Alexis’ Hals, sodass ein wenig Blut zum Vorschein kam.
 

“Verdammt, was soll das?” zischte dieser.
 

“Das kann ich dir erklären …” erwiderte Richard. “Aber eigentlich müsste es dir doch auch klar sein - ich vertraue dir nicht. Ich habe das Jakob schon dutzende Male gesagt, aber er wird wohl langsam weich. Er vertraut zu schnell.” Er schnaubte missbilligend. “Mich kannst du nicht an der Nase herumführen. Sag, auf wessen Seite stehst du wirklich? - Auf der weißen, nicht wahr? Deswegen hast du dich angeboten, John zu befreien.”
 

Alexis’ Atem ging schnell. So, wie der andere das sagte, passte es zusammen, auch wenn es keinesfalls der Wirklichkeit entsprach. Er hatte stets die Anspannung zwischen ihnen und auch zwischen Jakob und Richard gespürt, doch er hatte nie geglaubt, hatte es nie wahrhaben können, dass dieser ihn so sehr hasste.
 

“Das ganze war nur eine Finte, um uns noch mehr auf deine Seite zu ziehen.” Mit jeder verstreichenden Sekunde schnitt der kurze Dolch mehr und mehr in sein Fleisch.
 

“Das … hast du …dir ja wirklich fein … ausgedacht.” Stockend und heiser vor Angst flüsterte Alexis ihm diese Worte entgegen, kniff die Augen zusammen. Es gab keinen Ausweg aus dieser Situation. Richard würde sich nicht in seine Pläne reinreden lassen; nicht von ihm.
 

“Du leugnest es wohl bis zu deiner letzten Sekunde, hm?” spottete Richard. “Eins muss man dir lassen, Mumm hast du. Aber zuviel davon schadet auch!”
 

Die Hand, die das Messer umklammerte, griff fester zu, um es tiefer zu drücken, Alexis presste die Zähne aufeinander, bis es schmerzte, ebenso ballte er die Fäuste, versuchte sich aus dem Griff zu befreien, ergebnislos, zwecklos, seine Augen brannten.
 

Er war frei. Gar nicht realisieren könnend, was geschehen war, fiel Alexis auf die Knie, die Hände tastend auf seiner blutenden Wunde, sein Gesicht heiß und feucht von Tränen.
 

“Bist du vollkommen wahnsinnig geworden?” brüllte jemand, daraufhin folgte ein Krachen, dass ihn wiederum erzittern, aber gleichzeitig auch aufblicken ließ.

Die Küche der Nische glich einem Schlachtfeld: Der alte Tisch war umgekippt, die Stühle ebenso, sogar teilweise zerbrochen und zersplittert, mit fehlenden Beinen oder Lehnen; und mitten im Raum stand ein schwarzhaariger Mann - Jakob, die linke Hand mit dem Messer erhoben. Dessen Spitze klebte von Blut und Alexis’ Blick huschte zu dem Haufen Mensch, der halb über den Tisch hängend dalag, sich gerade aufrichtend.
 

“Verdammt …” flüsterte er. “Was soll der Scheiß?” Seine blauen Augen fixierten Jakob, der ihn mit wutverzerrter Miene anstarrte.
 

“Das sollte ich dich besser fragen!” schrie er ihn an. “Wolltest du ihn umbringen? Er ist wichtig für uns!”
 

Dieser Satz ließ in Alexis’ Inneren ein warmes Feuer entfachen. Natürlich hatte er schon Anerkennung erhalten, auch von Jakob selbst, doch es so zu hören, dass er wichtig - wichtig! - für die Gruppe war, nicht nur für ihn, das ließ sein eben leicht abhanden gekommenes Selbstbewusstsein wieder stark werden.
 

“Ich weiß was du meinst …” fauchte Richard. “Ich wollte ihn testen.”
 

Jakob zog eine seiner dunklen Augenbrauen hoch.
 

“Wolltest du?”
 

“Ja!” Er setzte sich mit vor Schmerz verzogenem Gesicht auf und krabbelte aus dem Holzhaufen heraus. “Wenn ein Mensch in Todesangst ist-”
 

“Zeigt er sein wahres Gesicht.” Jakob stieß deutlich die Luft zwischen seinen Zähnen aus. “Ich weiß.” Er wandte den Blick nicht ab, als er zu Alexis ging und zog ihn hoch. Die eine Hand nahm Alexis’ eigene von der Verletzung weg, dann fuhr er mit seinen Fingern darüber, drückte leicht, was ihn leicht aufkeuchen ließ, doch er ließ es geschehen. Dann wandte er sich wieder zu Richard um, der das Ganze ohne ein einziges Wort beobachtet hatte. “Wie ich es mir dachte.” murmelte er mit verschleierten Augen, dann lauter zu dem anderen gerichtet: “Es hätte nicht viel gefehlt, dann hättest du ihn getötet. Ich weiß ja, dass du nicht die Sorte Mensch bist, die mit anderen sanft umgeht, aber das geht selbst für einen ‘Test’ von dir zu weit.” Er verschmierte das Blut von der Wunde zwischen seinen Fingern. “Ich sollte dich verbannen!”
 

Richards Augen weiteten sich, sein Mund stand offen, seine Knie begannen zu zittern. Alexis’ Augen wanderten zwischen den beiden hin und her. Verbannen? Wie meinte er das? Doch Jakob ließ plötzlich den Kopf hängen, seufzte und sah dann wieder zu dem Blonden.
 

“Aber ich kann nicht.” sagte er ernst. “Auch du bist wichtig für den Clan.” Richard verkrampftes Gesicht entspannte sich wieder ein wenig, doch man sah ihm die eben noch ausgestandene Angst noch gut an. “Geh jetzt. Du solltest dein heißes Gemüt ein wenig abkühlen. Das Wetter draußen ist jetzt genau das Richtige für dich.”
 

Und er folgte seinem Befehl.
 

Jakob wartete eine Weile, dann drehte er sich zu Alexis um.
 

“Du hättest vorsichtiger sein sollen.” meinte er. Alexis nickte, doch dann kam in ihm eine Frage auf.
 

“Jakob …?”
 

“Ja?” Die Hände in die Taschen gesteckt, wartete der Anführer seine Frage ab.
 

“Was meintest du damit, Richard zu verbannen? Ich hab ihn noch nie so ängstlich gesehen.”
 

Jakobs Gesicht verhärtete sich.
 

“Das Wort ‘Verbannung’ bedeutet nicht anderes … als von dem Clan ausgestoßen zu werden.” sagte er. “Und zwar durch den sofortigen Tod.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  devillady
2007-09-25T20:26:41+00:00 25.09.2007 22:26
Hallo ^^

Sorry das ich erst jetzt schreib bin aber vorher nicht zum lesen gekommen ^^

das kapi hat mir wieder sehr gut gefallen
ich freu mich schon auf die weiterführenden kapis

lg
Devi
Von:  Herbstmond
2007-09-24T14:02:13+00:00 24.09.2007 16:02
einfach geniales Kapitel! ^.^


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