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long forgotten

past days
von

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no one's listening

Ein monotones Piepen. Der Raum schien im sterilen Weiß. Alles ist weiß, so furchtbar erdrückend. Nicht so, wie es nach seinem Fall war. Es war ein starker Kontrast. Von schwarz zu weiß. Von Dunkelheit zu Licht. Von Stille zu Lärm. Von Leere und Geborgenheit zu Verlorenheit und Hass. Von Freiheit zur Versklavung. Von Träumen zur Realität. Ein grausamer Gedankenstreich, der ihm gespielt wurde. Aber vielleicht wäre jetzt alles zu Ende. Vielleicht würde die Tour abgebrochen werden, weil er gestürzt war und sich den Kopf am Podest gestoßen hatte? Er war umgekippt, hatte sich dennoch auf die Beine gekämpft und dann weiter gesungen. Er wollte doch auch keine Anerkennung dafür, sondern nur Verständnis.
 

Niemals. Das Piepen hallte in seinen Ohren wider, machte ihn wahnsinnig. Es war wie Lärm. Unerträglich. Kyo schloss seine Augen und seine Gedanken schweiften zurück. Zurück zu ihrem Traum. Dem Traum der Freiheit. Der Traum, glücklich zu sein. Der Traum, Musik zu machen. Der Traum, den sie leben wollten. Am Anfang baute sich alles auf eben diesem Traum auf.
 

Glück. Sie waren unglaublich glücklich, bei ihrem Auftritt in der Osaka jo Hall gewesen. Die Rührung, das Glänzen in den Augen der Bandmember und letztendlich auch vereinzelte Tränen, die sie nicht zurückhalten konnten. Natürlich es war Dir en greys Anfangszeit. Schminke, feminine Kleidung und gefärbte Haare. Doch jeder merkte, wie viel Spaß es ihnen machte. Wie viel Mühe sie sich gegeben hatten, um ihren Traum zu leben. Und endlich wurde er erfüllt. Dieser Auftritt ließ Hoffnung in ihnen aufkeimen. Die Fans würden sie so akzeptieren, wie sie sind. Auch ohne Schminke, ohne auffällige Haarfarben und aufwendige Outfits.

Doch dann kam ein kritischer Wendepunkt. Daisuke wurde von den so genannten Fans verurteilt. Er sei zu dick. Er hätte nicht einen so hübschen Oberkörper wie Kyo, keinen Sixpack. Er sollte doch bitte auch ein Schönheitsideal sein. Perfekt sein. “Perfekt“, wie leicht sie dieses Wort aussprachen. Doch wie definiert man “perfekt“? Dünn? Nein, eher traf es wohl dürr und mager. Nie war ein Gramm Fett zuviel an ihrem Gitarristen. Warum achteten die Fans eigentlich auf so etwas? War es nicht die Musik, mit der sie Aufsehen auf sich lenkten? Die Texte, die Niemand nachvollziehen konnte? Oder war es letztendlich nur ihr Aussehen? Warum glaubte man an das Gute im Menschen, wenn sie doch eh allesamt oberflächlich waren?
 

Kyo schüttelte den Kopf, seufzte genervt und versuchte das Alles noch einmal nachzuvollziehen. Was würde er jetzt für eine Zigarette geben?
 

Einige Zeit verging nachdem Daisuke so drastisch an Gewicht verloren hatte. Es dauerte fast ein halbes Jahr an, bis er von sich aus wieder begann normal zu essen und die Worte der Fans für gleichgültig empfand.

Hoffnung. Hoffnung, dass das alles nur ein böses Gerücht war. Sie gaben den Fans eine Chance. Bei dem 5 Ugly Kingdom Auftritt waren sie wie ausgewechselt. Natürliche Haarfarben, Männerkleidung und fast ungeschminkt. Sogar die Musik hatte sich verändert. Nachdem Kyo sich bei –mushi- das Mikrofon gegen die Brust schlug, zerrissen sich alle die Münder. Aufmerksamkeit. Show. Keiner machte sich Gedanken um die wahre Bedeutung. Für den Blondhaarigen entstanden zu dem Zeitpunkt noch mehr Zweifel gegenüber der Masse, des Publikums, der so genannten Fans. Wieso versuchten sie nicht einmal zu verstehen? Er hatte sich wohl doch nicht getäuscht. Es war das Aussehen, was für die Fans zählte. Man durfte nicht sein, wie man wollte. Man musste einem bestimmten Ideal entsprechen.
 

Sein Kopf schmerzte. Und dann fragten sich so viele Menschen, warum Musiker immer tiefer rutschten. Anfingen Drogen zu nehmen, Magersüchtig zu werden oder in der Öffentlichkeit begannen Ärger zu erregen. Diese Frage war einfach nur lächerlich. “Warum?“

Der Zwang. Die Enttäuschung. Der Perfektionismus. Das Ideal.
 

Schließlich änderte sich Alles. Keiner wollte mehr diesen Schein bewahren – diese Fassade. Ab “Withering to Death“ wurden auch ihre Alben, sowie es viele sagten, härter. Ausdrucksstark. Doch “The Marrow of a Bone“ ging ins aggressive. Viele wendeten sich ab, “da Kyo ja nur noch schreien könne.“

Unverständnis. Immer und immer wieder stießen sie auf Verachtung, Oberflächlichkeit und Vorurteile. Und warum? Nein, es lag nicht mal an ihrer aggressiveren Musik. Den Fans passte ihr natürliches Aussehen nicht. Auf Kyo traf wohl die meiste Kritik. Er war nicht mehr “kawaii“ genug, da er jetzt einen Bart hatte und unrasiert war. Was sie mit diesem Album aussagen wollten, zählte nicht. Ja genau, wen interessierte schon die Lage von Dir en grey? Für viele war es eine Selbstverständlichkeit, dass es sie noch ewig geben würde.
 

Er wollte schreien. Zeigen, wie er sich fühlte. Aber er konnte nicht. Und letztendlich wäre es ja wieder nur “Show“.

Schmerz. Nein, “Berühmtheiten“ durften keinen Schmerz fühlen. Keinen Schmerz zeigen.
 

Strahlen ihre Augen immer noch vor Glück? Sind sie berührt, wenn man ihre Texte mitsingen kann? Begeistert davon, dass man sich vor ihren Augen verletzt? Fröhlich, dass sie sich bis aufs Letzte verausgaben müssen? Diese Fragen sind genauso überflüssig, wie der Versuch zu verstehen, warum viele sich das “alte“ Dir en grey zurückwünschen. Wieso merkte Niemand, dass es reichte? Hätte man nicht nach diesem Vorfall einen Schlussstrich ziehen können? Wenigstens eine Pause? Nein, es geht immer weiter. Unaufhörlich. Bis sie zerbrechen. Innerlich.
 

Kyo wollte viel lieber diese angenehme Leere zurück. Die Stille.

…ihr Glück.

Doch da war eine Frage, die er sich immer wieder stellte.

“Können Träume so leicht zerreißen? Wie ein Luftballon zerplatzen? Sind Träume vergänglich wie eine Rose, die irgendwann verblüht?“

Wenn ja, dann war ihr Traum wie ein Spiegel in tausend kleine Stücke zerbrochen, unfähig wieder repariert zu werden.

Denn sie waren auch nur Menschen mit normalen Gefühlen, normalen Bedürfnissen und einem gewissen Pegel an Ausdauer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von: abgemeldet
2007-09-05T17:20:16+00:00 05.09.2007 19:20
Nun endlich sagt mal einer was Sache ist...ich schließe mich dem ganzen voll an...habe diese ganzen Geschichten auch satt...von wegen Bart sei scheiße, und diese ganze andere, dumme Geblubber...sollen sich die Leute doch ne andere Band suchen und Dir en grey mit sowas verschonen *grmbl*...manche merken halt nicht, das sich hinter Dir en grey auch Menschen verbergen...oder sie haben vergessen, dass jeder sich weiterentwickelt und verändert...

Sehr gut geschrieben...*verbeug*


Von: abgemeldet
2007-08-18T19:22:28+00:00 18.08.2007 21:22
hassu toll gemahct *nick* und i-wie kann ic verstehen was du sagen willst *nod*
Von:  Dunkelziffer
2007-07-16T16:00:25+00:00 16.07.2007 18:00
So etwas mit dem Wort "Fanfiction" zu betitelen, ist eine Beleidigung.
Das hier ist keine "Fiktion" und schon garnicht die eines "Fans".
Es ist die Realität, und du hast sie wunderbar in Worte gefasst, sodass man glauben könnte, sie regt tatsächlich jeden, der sie liest, zum Nachdenken an.
Das kann ich nur hoffen.
Leider kann man sich auf Kommentare besonders von Usern, die man nicht kennt, selten verlassen. Denn meist, eigentlich fast immer, stimmen sie alle dem Geschriebenen zu, aber keiner will einer der angesprochenen sog. "Fangirlies" sein.
Ich könnt mich jetzt wieder aufregen >-<
Auf jeden Fall ein toller text!
Von:  Hizushi
2007-05-28T09:34:17+00:00 28.05.2007 11:34
sehr gut geschrieben - wie immer. und es ist wiedermal so ein wichtiges 'Thema'. danke dafür. danke, dass du einer solcher Fans bist und soetwas tolles auf 'Blatt' bringst!

..würden doch nur viele einfach mal begreifen..
Von:  -reila-
2007-05-27T15:59:33+00:00 27.05.2007 17:59
tsu...diese ff ist dir wieder sehr gut gelungen...sehr gut ausgedrückt...es verdient wieder mein vollen respekt...
es berührt einfach...sehr gut tsu!
Von:  JesterFall
2007-05-27T11:38:39+00:00 27.05.2007 13:38
du weißt was ich denke, und von diesre ff halte...
mehr muss ich eigendlich nicht sagen, denn berühungen sind schmerzhafter als alles andere und mit worten berührst du immer wieder...
Von: abgemeldet
2007-05-27T08:18:16+00:00 27.05.2007 10:18
konnte dir gestern nicht mehr sagen, das ich die FF sehr gut finde... sehr ausdrucksstark und es berührt sehr, zumindest mich... ich hoffe das auch bald einigen anderen auch ein licht auf geht... aber da kann man nur hoffen, nicht wahr?
du hast die idee sehr gut umgesetzt...
Gruß und Kuss
Rai
Von: abgemeldet
2007-05-26T14:57:15+00:00 26.05.2007 16:57
Mal wieder eine sehr gute FF von dir,
die die Leute zum Nachdenken bringen sollte..
Aber naja..wer soll schon nachdenken,
wenn sich eh keiner angesprochen fühlt mh?!

Mir gefällt sie sehr <3
Lé grá deine Vivi


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